„Wann bin ich reif für die Geriatrie?“ Dr. Johannes Wunderlich, St.-Elisabeth-Krankenhaus Dortmund Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 1 GERIATRISCHE VERSORGUNG IN NRW • • • • Akutgeriatrie (vollstationär, teilstationär) Geriatrische Rehabilitation Ambulante / mobile geriatrische Rehabilitation Bedarfsberechnung Geriatrie: 60 Betten / 100.000 Einwohner Bettensoll in Dortmund ca. 360 Betten • Feststellungsbescheid der Bezirksregierung Arnsberg 12/2014: Bettensoll in Dortmund 271 Betten an drei Standorten Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 2 DER GERIATRISCHE PATIENT „go – go“ „slow – go“ „no – go“ Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 3 TYPISCHE KRANKHEITSBILDER • Zustand nach Schlaganfall und hieraus resultierender Folgeerkrankungen • Akute und chronische Verwirrtheitszustände • M. Parkinson • Unfall - / Bauchchirurgische Operationen • Schwere Erkrankungen des Bewegungsapparates • Kardio-pulmonale Erkrankungen (Herzinfarkt, Lungenembolie) • Immobilität und Stürze Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 4 DER VERFALL IM ALTER • Gemengelage aus geriatrischer Multimorbidität und funktionellen Altersveränderungen • Die Summe zahlreicher Ursachen mündet in typische geriatrische Syndrome • Einweisungsdiagnose Arzt: „AZ-Verschlechterung“ • Aussage der Angehörigen: „es geht irgendwie nicht mehr...“ • Unspezifische Symptome wie Apathie, Verwirrtheit, sozialer Rückzug, Appetitlosigkeit Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 5 MERKMALE GEBRECHLICHER, ÄLTERER MENSCHEN • Physische und psychische Erschöpfung • Reduzierte Gehgeschwindigkeit ( Ampel! ) • Sozialer Rückzug • Rückgang von Muskelmasse und muskulärer Leistung • Fehl- und Mangelernährung • Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber „Stressoren“ Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 6 WAS FÜHRT ZUM „UNTERGANG“ DES GERIATRISCHEN PATIENTEN IM KRANKENHAUS? • Der geriatrische Patient ist in Häusern ohne geriatrische Fachabteilung oft „unbeliebt“, da zeitaufwändig in Anamnese, Diagnostik und Therapie, er bindet viele Ressourcen • Der geriatrische Patient wird in der Regel von einem nicht geriatrisch ausgebildeten Arzt aufgenommen • In der Regel erfolgt in der Aufnahmesituation kein geriatrisches Assessment • Nicht offensichtliche Einschränkungen werden leicht übersehen (kognitive Störung, Gewichtsabnahme, Gangstörung, Multimedikation, Sucht!...) Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 7 WAS FÜHRT ZUM „UNTERGANG“ DES GERIATRISCHEN PATIENTEN IM KRANKENHAUS? • Es wird zunächst das offensichtlich akute Problem behandelt (Herzinfarkt, Schenkelhalsfraktur, akutes Abdomen...) • Bei den Visiten Fokussierung auf die „Hauptdiagnose“ • Im Verlauf dann Ess- und Trinkschwäche, Delir, Stürze, sekundäre Immobilität, kardiale Dekompensation, Dekubiti... • Ungeklärte Weiterversorgung, Magensonde?, Freiheitsentziehende Maßnahmen?, Vorsorgevollmacht? • Die Angehörigen: „so nehme ich meine Mutter nicht nach Hause “ Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 8 ÜBER DIE VORTEILE EINER GERIATRIE… • „Ich soll nur abgeschoben werden – bin wertlos“ • „Da komme ich nicht mehr lebend `raus – ist doch ein Siechenhaus oder so etwas wie ein Hospiz“ • „Geriatrie - das ist doch etwas für Verwirrte und alte Leute...“ • „.. und anschließend muss ich direkt in ein Altenheim!“ • „meine Schwiegertochter meinte, es sei die letzte Chance, wenn ich noch einmal nach Hause möchte...“ Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 9 IST ALLES GOLD IN DER GERIATRIE – IST DER GERIATER DER BESSERE ARZT? • Zu Beginn standardisiertes Assessment „Nur was man erkennt kann man auch behandeln…“ • Längere Verweildauer • Besserer Personalschlüssel in der Pflege • Multiprofessionelles Team vom ersten Tag der Therapie • KG, Ergotherapie, Logopädie, Sozialarbeit, Psychologe, Ernährungsteam, aktivierende Pflege... • Erfahrung im Umgang mit Delir, Demenz, Depression, chronischen Wunden, Malnutrition Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 10 ZUSAMMENFASSUNG • Der geriatrische Patient ist komplex erkrankt • Geriatrische Dunkelziffer sehr hoch • Basisassessment vor / bei jeder stationären Aufnahme erforderlich: „man kann nur behandeln, was man als Problem erkannt hat“ • Patienten sind in einem labilen Gleichgewicht und stets bezüglich selbständiger Lebensführung gefährdet, Stichwort: „frailty“ Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 11 ZUSAMMENFASSUNG • Im Fokus: Verwirrtheit, Immobilität sowie Gebrechlichkeit • Vorteile der Geriatrie: längere Verweildauer, multiprofessionelles Team • Umgehende multiprofessionelle Therapie prognostisch entscheidend Dortmund, 21. Januar 2015, Dr. Johannes Wunderlich 12