Die besten Storchschnäbel für trockene Freiflächen

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Geranium sanguineum ‘Album’
G. sanguineum ‘Elsbeth’
G. sanguineum ‘Inverness’
G. sanguineum ‘Nanum’
D
Geranium
as Ordnungsprinzip der
von Hansen und Müssel
begründeten Lebensbereiche der Stauden beinhaltet
den Begriff „Freifläche“. Dieser
Fachleuten mittlerweile gut
vertraute Terminus führt bei
Laien immer noch zu Irritationen. Häufig assoziieren weniger Fachkundige, dass Freiflächen unbepflanzte – also vegetationsfreie Flächen – sind.
Im Sinne der möglichen
Wuchsorte von Stauden in Garten und Park werden jedoch
Pflanzflächen angesprochen,
die nicht durch Bäume oder
Sträucher beherrscht werden.
Ein ausgeprägter Konkurrenzdruck seitens der Gehölze und
somit auch eine Beschattung
der Krautschicht fehlt. Damit
sind die übereinstimmenden
Faktoren dieses Lebensbereichs, dessen Vorbilder in der
Landschaft wiesen- oder rasenartige Pflanzengemeinschaften
unterhalb der alpinen Zone
sind, bereits vollständig aufgezählt.
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G. sanguineum var. striatum
Die besten Storchschnäbel
für trockene Freiflächen
Zu den ganz wichtigen Stauden für die Freifläche zählen
Arten und Sorten aus der Gattung Geranium. Prof. Bernd Hertle
von der FH Weihenstephan stellt Storchschnabel-Arten für die
trockene Freifläche vor.
Über die Bodenverhältnisse
und die Wasserversorgung erteilt der Begriff „Freifläche“
zunächst keine Auskunft. Ein
Blick auf die unterschiedlichen
Graslandtypen – man denke etwa an Auwiesen einerseits oder
Steppen andererseits – verdeutlicht jedoch, dass eine weitere bereits von Hansen und
Müssel praktizierte Untergliederung des Lebensbereichs notwendig ist. Eine Differenzierung sollte zumindest warme,
mäßig trockene Standorte auf
durchlässigem Untergrund von
bodenfrischen und kühl-feuchten Wuchsorten trennen.
Für die Bepflanzung dieser
verschiedenartigen Segmente
liefert das umfangreiche, in der
modernen Staudenverwendung
mittlerweile unentbehrlich gewordene Sortiment der Storchschnabel-Formen zahlreiche
Varianten. Anpassungsfähige
Arten schaffen darüber hinaus
fließende Übergänge zu benachbarten Gehölzrandsituationen oder Rabatten. Nachdem
die Bewertung des GeraniumSortiments im Rahmen der
Staudensichtung in den letzten
Jahren weit gehend abgeschlossen werden konnte, sollen in
einem ersten Beitrag die For-
men für warme, bisweilen
trockene Standorte vorgestellt
werden.
Geranium sanguineum
Die Abkömmlinge des stets
horstartig wachsenden und damit für artenreiche Pflanzungen einzusetzenden BlutStorchschnabels
(Geranium
sanguineum) sind in der Regel
gesund. Dies spiegelt sich in
den zahlreichen Sorten mit ausgezeichneter oder sehr guter
Bewertung wider.
➜ So bestach G. sanguineum
var. striatum durch eine große
18/2007
PFLANZEN + SORTIMENTE
grund von Rabatten gute Einsatzmöglichkeiten.
G. renardii
G. renardii
G. ‘Terre Franche’
G. ‘Philippe Vapelle’
Vitalität und einen frühen Flor
ab Mitte Mai. Bei einer Pflanzdichte von sechs Pflanzen/m2
bedeckte die Varietät den Boden innerhalb kurzer Zeit. Die
überaus schmückenden zartrosa Blüten weisen eine dunklere
Aderung auf. Der Wert der
Pflanzen wird durch ein gutes
Nachblühen von Juli bis Oktober und eine beachtliche
Herbstfarbe in rötlicher Tönung
gesteigert.
➜ Strahlend weiße Blüten
bringt ‘Album’. Zum attraktiven
Flor gesellt sich eine sehr gute
Wüchsigkeit. Trotz einer Höhe
von etwa 40 cm fallen die Pflanzen kaum auseinander. Die Sorte bietet darüber hinaus den
Vorteil, dass sie steril ist und
sich daher nicht versamt.
➜ In den Reigen der ausgezeichnet bewerteten Sorten reihen sich die intensiv purpurrosa blühende ‘Elsbeth’ und die
geringfügig hellere ‘Inverness’
ein, die ein ausgeprägteres
weißes Auge zeigt. Beide Formen wachsen überaus gut,
decken den Boden lückenlos ab
und erweisen sich als konkurrenzkräftig.
Als sehr gut wurden die beiden niedrigeren, aber willig
wachsenden Sorten ‘Nanum’
und ‘Compactum’ bewertet.
Trotz des Namens wächst
‘Compactum’ lockerer als die
gedrungen und dicht bleibende
‘Nanum’, die in ihrem Wuchsbild der bekannteren und zur
starken Selbstaussaat neigenden Sorte ‘Max Frei’ gleicht.
Wie sehr sich der jeweilige
Standort auf die Wuchshöhe
auswirkt, wurde nicht zuletzt
an ‘Nanum’ offensichtlich.
Während sie mancherorts
kaum mehr als 10 cm erreichte,
wurde sie an anderen Standorten doppelt so hoch. Bezüglich
der Blütenfarbe wirkt die geringfügig höher werdende
‘Compactum’ etwas mehr
„blaustichig“.
➜ Geranium ‘Tiny Monster’
ist eine Hybride, die unter Beteiligung des heimischen BlutStorchschnabels entstanden ist.
Blüten- und Blattmerkmale belegen dies.
Die überaus vitale Sorte
wächst stark in die Breite und
bedeckt den Boden gut. Bisweilen klettert sie in Nachbarpflanzen hinein oder hängt
locker über kleine Mauerbrüstungen. Die ausgezeichnet bewertete Form findet vor allem
am sonnigen Gehölzrand, zwischen Rosen und im Vorder-
18/2007
Der Kaukasus-Storchschnabel
zählt trotz neuerer Sorten und
Hybriden noch immer zu den
zuverlässigen Stauden des Standardsortiments – auch wenn
gelegentlich Bakteriosen (Xanthomonas campestris pv. pelargonii) auftreten können. Zwar
ist die verträgliche Art kein üppiger Blütenprotz, doch sind ihre weißen, mit dunkel violetten
Adern durchzogenen Blüten
und das krepppapierartig wirkende Laub äußerst ansprechend. Hervorragende Wirkung
vermitteln die zeitgleich mit G.
renardii ab Mitte Mai blühenden ‘Philippe Vapelle’ und
‘Terre Franche’. Beides sind
Hybriden, die Kreuzungen des
Kaukasus-Storchschnabels mit
G. platypetalum entstammen.
Die beiden geprüften Sorten
unterscheiden sich nur geringfügig: Die Blüten von ‘Philippe
Vapelle’ sind hellviolett mit
dunkler Aderung, die einzelnen
Blütenblätter stehen weit auseinander. Dagegen präsentiert
die unwesentlich höhere ‘Terre
Franche’ breitere und etwas
dunklere, blauviolette Blütenblätter. Beide Sorten sind
äußerst attraktive und reich
blühende Stauden, die sich
auch hervorragend in frische
bis mäßig trockene Rabatten
einfügen lassen. Aufgrund ihrer
hohen Vitalität und großen
Widerstandskraft gegenüber
Krankheiten und Schädlingen
wurden beide Sorten mit „ausgezeichnet“ bewertet.
G. macrorrhizum
Die deutschen Namen FelsenStorchschnabel und BalkanStorchschnabel liefern bereits
wertvolle Hinweise auf Vorkommen und Verbreitung. Am
Naturstandort wächst die Art
häufig auf Felsen und im Steinschutt, kommt jedoch auch in
Gebüschen und Wäldern vor.
Als viel gepflanzter, konkurrenzkräftiger
Bodendecker
kann er unterschiedlichste
Flächen sicher begrünen.
Dabei gerät allerdings hin
und wieder in Vergessenheit,
dass die sonst robuste Art und
ihre Sorten auf gut wasserhaltenden und feuchten Flächen
anfällig gegenüber pilzlichen
Krankheiten (Rhizoctonia, Pythium) und Bakteriosen (Xanthomonas campestris pv. pelargonii) sind. Älchen sind ein
weiteres Problem.
Die Folgen von Krankheiten
und Schädlingen sind lückige
Pflanzendecken, die rasch von
Unkräutern besiedelt werden
und den guten Ruf des wertvollen Bodendeckers in Gefahr
bringen.
Gut drainierte oder infolge
von Wurzelkonkurrenz benachbarter Gehölze vor stauender
Nässe geschützt Standorte geben den Pflanzen jedoch ideale
Entwicklungsmöglichkeiten.
Unter derartigen Bedingungen
sind die Formen von G.
macrorrhizum so durchsetzungsfähig, dass sie am besten
alleine gepflanzt werden. Allenfalls höhere und sehr konkurrenzkräftige Partner sind als
Nachbarn denkbar.
➜ Intensiv karminrosafarbene
Blüten bringen ‘Bevans’s Variety’ und ‘Czakor’, wobei die
letztgenannte der beiden Sorten noch farbintensiver und
leuchtkräftiger wirkt. Ohnehin
bringt ‘Czakor’ von allen aufgepflanzten Sorten den dunkelsten Farbton. Obgleich ‘Bevans’s
Variety’ etwas stärker wächst
und auch geringfügig größere
Wuchshöhen entwickelt, ver-
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PLFNZEN + SORTIMENTE
Geranium macrorrhizum ‘Camce’
G. × cantabrigiense ‘Berggarten’
G. macrorrhizum ‘Bevan’s Variety’
G. × cantabrigiense ‘Saint Ola’
mögen beide Sorten, den Boden bei einer Pflanzdichte von
sechs Pflanzen/m2 innerhalb
kurzer Zeit vollständig zu bedecken. Sie sind gut widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlingen und daher in Verbindung mit ihrer
guten Wüchsigkeit und der ansprechenden Blütenschmuckwirkung als sehr gut einzustufen.
➜ Dies gilt auch für ‘Camce’,
eine noch wenig verbreitete
Sorte. Sie zeigt zart fliederfarbene, an ihrer Basis fast weiße
Blütenblätter. Die Blütenstände
strecken sich etwa 10 cm über
die gut 25 cm hohen Blattteppiche. Das Laub der Pflanzen
zeigt im Herbst eine gefällige
gelbe bis orangefarbene mitunter sogar intensiv orangerote
Tönung.
➜ Da sich die Sorte ‘Spessart’
auf den Sichtungsflächen von
ihrer besten Seite präsentierte,
wurde der viel verwendete Bodendecker als sehr gut eingestuft, obgleich dies im Widerspruch zu Erfahrungen mit
manchen Bodendeckerflächen
in öffentlichen Anlagen steht,
in denen über lückigen Bewuchs und starken Krankheitsbefall von ‘Spessart’ geklagt
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wird. Mögliche Ursachen für
die unterschiedlichsten Erfahrungen im Umgang mit der Sorte sind in den verschiedenartigen Standortverhältnissen zu
suchen. Sind die Untergründe
zu schwer und zu feucht oder
bisweilen sogar nass, ist es
leicht möglich, dass die Pflanzen schnell von Rhizoctonia befallen werden.
G. x cantabrigiense
Die Sorten von Geranium ×
cantabrigiense lassen sich an
warmen Standorten auf durchlässigem Untergrund Erfolg versprechend ansiedeln. Sie gedeihen sowohl in voller Sonne als
auch im halbschattigen Terrain.
Auf schweren Böden oder zu
feuchten Standorten drohen
pilzliche Erkrankungen. Hier
erweist sich das sonnig warme
Umfeld vor Gehölzen als günstig, da die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern keine Nässe aufkommen lassen.
➜ Als beste Sorte überzeugte
die „ausgezeichnet“ eingestufte
und in Hannover ausgelesene
‘Berggarten’ durch eine hohe
Vitalität. Die Sorte führt schon
bald nach der Pflanzung zu einer lückenlosen Bedeckung des
Bodens.
Aufgrund der sehr hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber
Krankheiten und Schädlingen
bleibt der hervorragende Eindruck über Jahre hinweg erhalten. Dieser wird unterstrichen
durch den ebenso reichen wie
leuchtkräftigen Flor aus purpurrosa Blüten.
➜ Geringfügig niedriger als
‘Berggarten’ bleibt die „sehr
gut“ bewertete Sorte ‘Cambridge’, deren kleinere Blätter
einen etwas stärkeren Einfluss
von G. dalmaticum erahnen lassen. Trotzdem bildet sie stabile,
lückenlose
Pflanzendecken.
➜ Als beste weißblütige Sorte
wurde ‘Saint Ola’ mit „gut“ bewertet. Ihre zahlreichen weißen Blüten färben sich im Abblühen rosa.
Prof. Bernd Hertle, Fachhochschule
Weihenstephan, Forschungsanstalt für
Gartenbau (FGW)
Bilder: FGW
Die besten Geranium-Formen für warme, bisweilen
trockene Freiflächen
Art/Sorte
Blüte
G. × cantabrigiense ‘Berggarten’
G. × cantabrigiense ‘Cambridge’
G. × cantabrigiense ‘Saint Ola’
G. macrorrhizum ‘Bevan's Variety’
G. macrorrhizum ‘Camce’
G. macrorrhizum ‘Czakor’
G. macrorrhizum ‘Spessart’
G. renardii
G. sanguineum ‘Album’
G. sanguineum ‘Compactum’
G. sanguineum ‘Elsbeth’
G. sanguineum ‘Inverness’
G. sanguineum ‘Nanum’
G. sanguineum var. striatum
G. ‘Philippe Vapelle’ (Renardii-Gruppe)
G. ‘Terre Franche’ (Renardii-Gruppe)
G. ‘Tiny Monster’
purpurrosa
violettrosa
weiß, im Abblühen hellrosa
purpurrosa
zartes Violettrosa
purpurrosa
weiß mit rosa Mitte
weiß mit dunkel violetter Aderung
reinweiß, sehr reich blühend
dunkles Purpurrosa
dunkles Purpurrosa, nahezu ohne weißes Auge
dunkles Purpurrosa, kleines weißes Auge
früh, dunkles Purpurrosa
früh, zartrosa mit kräftig purpurrosa Aderung
hellviolett mit dunkler Aderung
blauviolett mit dunkler Aderung
rosaviolett, E V–E X
Höhe
(Blatt/Blüte)
20–25/30–35
20/25–30
20/25–30
30–35/35–45
30–35/35–40
25–30/30–40
20–30/30–40
20–30/25–35
35–45/40–45
20–25/25–30
25–35/30–40
35–40/40–45
10–20/15–25
15–25/25–30
30–40/40–45
40–45/50–65
40/50
Bewertung
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