Geranium sanguineum ‘Album’ G. sanguineum ‘Elsbeth’ G. sanguineum ‘Inverness’ G. sanguineum ‘Nanum’ D Geranium as Ordnungsprinzip der von Hansen und Müssel begründeten Lebensbereiche der Stauden beinhaltet den Begriff „Freifläche“. Dieser Fachleuten mittlerweile gut vertraute Terminus führt bei Laien immer noch zu Irritationen. Häufig assoziieren weniger Fachkundige, dass Freiflächen unbepflanzte – also vegetationsfreie Flächen – sind. Im Sinne der möglichen Wuchsorte von Stauden in Garten und Park werden jedoch Pflanzflächen angesprochen, die nicht durch Bäume oder Sträucher beherrscht werden. Ein ausgeprägter Konkurrenzdruck seitens der Gehölze und somit auch eine Beschattung der Krautschicht fehlt. Damit sind die übereinstimmenden Faktoren dieses Lebensbereichs, dessen Vorbilder in der Landschaft wiesen- oder rasenartige Pflanzengemeinschaften unterhalb der alpinen Zone sind, bereits vollständig aufgezählt. INTERNETTIPP www.staudensichtung.de 28 G. sanguineum var. striatum Die besten Storchschnäbel für trockene Freiflächen Zu den ganz wichtigen Stauden für die Freifläche zählen Arten und Sorten aus der Gattung Geranium. Prof. Bernd Hertle von der FH Weihenstephan stellt Storchschnabel-Arten für die trockene Freifläche vor. Über die Bodenverhältnisse und die Wasserversorgung erteilt der Begriff „Freifläche“ zunächst keine Auskunft. Ein Blick auf die unterschiedlichen Graslandtypen – man denke etwa an Auwiesen einerseits oder Steppen andererseits – verdeutlicht jedoch, dass eine weitere bereits von Hansen und Müssel praktizierte Untergliederung des Lebensbereichs notwendig ist. Eine Differenzierung sollte zumindest warme, mäßig trockene Standorte auf durchlässigem Untergrund von bodenfrischen und kühl-feuchten Wuchsorten trennen. Für die Bepflanzung dieser verschiedenartigen Segmente liefert das umfangreiche, in der modernen Staudenverwendung mittlerweile unentbehrlich gewordene Sortiment der Storchschnabel-Formen zahlreiche Varianten. Anpassungsfähige Arten schaffen darüber hinaus fließende Übergänge zu benachbarten Gehölzrandsituationen oder Rabatten. Nachdem die Bewertung des GeraniumSortiments im Rahmen der Staudensichtung in den letzten Jahren weit gehend abgeschlossen werden konnte, sollen in einem ersten Beitrag die For- men für warme, bisweilen trockene Standorte vorgestellt werden. Geranium sanguineum Die Abkömmlinge des stets horstartig wachsenden und damit für artenreiche Pflanzungen einzusetzenden BlutStorchschnabels (Geranium sanguineum) sind in der Regel gesund. Dies spiegelt sich in den zahlreichen Sorten mit ausgezeichneter oder sehr guter Bewertung wider. ➜ So bestach G. sanguineum var. striatum durch eine große 18/2007 PFLANZEN + SORTIMENTE grund von Rabatten gute Einsatzmöglichkeiten. G. renardii G. renardii G. ‘Terre Franche’ G. ‘Philippe Vapelle’ Vitalität und einen frühen Flor ab Mitte Mai. Bei einer Pflanzdichte von sechs Pflanzen/m2 bedeckte die Varietät den Boden innerhalb kurzer Zeit. Die überaus schmückenden zartrosa Blüten weisen eine dunklere Aderung auf. Der Wert der Pflanzen wird durch ein gutes Nachblühen von Juli bis Oktober und eine beachtliche Herbstfarbe in rötlicher Tönung gesteigert. ➜ Strahlend weiße Blüten bringt ‘Album’. Zum attraktiven Flor gesellt sich eine sehr gute Wüchsigkeit. Trotz einer Höhe von etwa 40 cm fallen die Pflanzen kaum auseinander. Die Sorte bietet darüber hinaus den Vorteil, dass sie steril ist und sich daher nicht versamt. ➜ In den Reigen der ausgezeichnet bewerteten Sorten reihen sich die intensiv purpurrosa blühende ‘Elsbeth’ und die geringfügig hellere ‘Inverness’ ein, die ein ausgeprägteres weißes Auge zeigt. Beide Formen wachsen überaus gut, decken den Boden lückenlos ab und erweisen sich als konkurrenzkräftig. Als sehr gut wurden die beiden niedrigeren, aber willig wachsenden Sorten ‘Nanum’ und ‘Compactum’ bewertet. Trotz des Namens wächst ‘Compactum’ lockerer als die gedrungen und dicht bleibende ‘Nanum’, die in ihrem Wuchsbild der bekannteren und zur starken Selbstaussaat neigenden Sorte ‘Max Frei’ gleicht. Wie sehr sich der jeweilige Standort auf die Wuchshöhe auswirkt, wurde nicht zuletzt an ‘Nanum’ offensichtlich. Während sie mancherorts kaum mehr als 10 cm erreichte, wurde sie an anderen Standorten doppelt so hoch. Bezüglich der Blütenfarbe wirkt die geringfügig höher werdende ‘Compactum’ etwas mehr „blaustichig“. ➜ Geranium ‘Tiny Monster’ ist eine Hybride, die unter Beteiligung des heimischen BlutStorchschnabels entstanden ist. Blüten- und Blattmerkmale belegen dies. Die überaus vitale Sorte wächst stark in die Breite und bedeckt den Boden gut. Bisweilen klettert sie in Nachbarpflanzen hinein oder hängt locker über kleine Mauerbrüstungen. Die ausgezeichnet bewertete Form findet vor allem am sonnigen Gehölzrand, zwischen Rosen und im Vorder- 18/2007 Der Kaukasus-Storchschnabel zählt trotz neuerer Sorten und Hybriden noch immer zu den zuverlässigen Stauden des Standardsortiments – auch wenn gelegentlich Bakteriosen (Xanthomonas campestris pv. pelargonii) auftreten können. Zwar ist die verträgliche Art kein üppiger Blütenprotz, doch sind ihre weißen, mit dunkel violetten Adern durchzogenen Blüten und das krepppapierartig wirkende Laub äußerst ansprechend. Hervorragende Wirkung vermitteln die zeitgleich mit G. renardii ab Mitte Mai blühenden ‘Philippe Vapelle’ und ‘Terre Franche’. Beides sind Hybriden, die Kreuzungen des Kaukasus-Storchschnabels mit G. platypetalum entstammen. Die beiden geprüften Sorten unterscheiden sich nur geringfügig: Die Blüten von ‘Philippe Vapelle’ sind hellviolett mit dunkler Aderung, die einzelnen Blütenblätter stehen weit auseinander. Dagegen präsentiert die unwesentlich höhere ‘Terre Franche’ breitere und etwas dunklere, blauviolette Blütenblätter. Beide Sorten sind äußerst attraktive und reich blühende Stauden, die sich auch hervorragend in frische bis mäßig trockene Rabatten einfügen lassen. Aufgrund ihrer hohen Vitalität und großen Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und Schädlingen wurden beide Sorten mit „ausgezeichnet“ bewertet. G. macrorrhizum Die deutschen Namen FelsenStorchschnabel und BalkanStorchschnabel liefern bereits wertvolle Hinweise auf Vorkommen und Verbreitung. Am Naturstandort wächst die Art häufig auf Felsen und im Steinschutt, kommt jedoch auch in Gebüschen und Wäldern vor. Als viel gepflanzter, konkurrenzkräftiger Bodendecker kann er unterschiedlichste Flächen sicher begrünen. Dabei gerät allerdings hin und wieder in Vergessenheit, dass die sonst robuste Art und ihre Sorten auf gut wasserhaltenden und feuchten Flächen anfällig gegenüber pilzlichen Krankheiten (Rhizoctonia, Pythium) und Bakteriosen (Xanthomonas campestris pv. pelargonii) sind. Älchen sind ein weiteres Problem. Die Folgen von Krankheiten und Schädlingen sind lückige Pflanzendecken, die rasch von Unkräutern besiedelt werden und den guten Ruf des wertvollen Bodendeckers in Gefahr bringen. Gut drainierte oder infolge von Wurzelkonkurrenz benachbarter Gehölze vor stauender Nässe geschützt Standorte geben den Pflanzen jedoch ideale Entwicklungsmöglichkeiten. Unter derartigen Bedingungen sind die Formen von G. macrorrhizum so durchsetzungsfähig, dass sie am besten alleine gepflanzt werden. Allenfalls höhere und sehr konkurrenzkräftige Partner sind als Nachbarn denkbar. ➜ Intensiv karminrosafarbene Blüten bringen ‘Bevans’s Variety’ und ‘Czakor’, wobei die letztgenannte der beiden Sorten noch farbintensiver und leuchtkräftiger wirkt. Ohnehin bringt ‘Czakor’ von allen aufgepflanzten Sorten den dunkelsten Farbton. Obgleich ‘Bevans’s Variety’ etwas stärker wächst und auch geringfügig größere Wuchshöhen entwickelt, ver- 29 PLFNZEN + SORTIMENTE Geranium macrorrhizum ‘Camce’ G. × cantabrigiense ‘Berggarten’ G. macrorrhizum ‘Bevan’s Variety’ G. × cantabrigiense ‘Saint Ola’ mögen beide Sorten, den Boden bei einer Pflanzdichte von sechs Pflanzen/m2 innerhalb kurzer Zeit vollständig zu bedecken. Sie sind gut widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlingen und daher in Verbindung mit ihrer guten Wüchsigkeit und der ansprechenden Blütenschmuckwirkung als sehr gut einzustufen. ➜ Dies gilt auch für ‘Camce’, eine noch wenig verbreitete Sorte. Sie zeigt zart fliederfarbene, an ihrer Basis fast weiße Blütenblätter. Die Blütenstände strecken sich etwa 10 cm über die gut 25 cm hohen Blattteppiche. Das Laub der Pflanzen zeigt im Herbst eine gefällige gelbe bis orangefarbene mitunter sogar intensiv orangerote Tönung. ➜ Da sich die Sorte ‘Spessart’ auf den Sichtungsflächen von ihrer besten Seite präsentierte, wurde der viel verwendete Bodendecker als sehr gut eingestuft, obgleich dies im Widerspruch zu Erfahrungen mit manchen Bodendeckerflächen in öffentlichen Anlagen steht, in denen über lückigen Bewuchs und starken Krankheitsbefall von ‘Spessart’ geklagt 30 wird. Mögliche Ursachen für die unterschiedlichsten Erfahrungen im Umgang mit der Sorte sind in den verschiedenartigen Standortverhältnissen zu suchen. Sind die Untergründe zu schwer und zu feucht oder bisweilen sogar nass, ist es leicht möglich, dass die Pflanzen schnell von Rhizoctonia befallen werden. G. x cantabrigiense Die Sorten von Geranium × cantabrigiense lassen sich an warmen Standorten auf durchlässigem Untergrund Erfolg versprechend ansiedeln. Sie gedeihen sowohl in voller Sonne als auch im halbschattigen Terrain. Auf schweren Böden oder zu feuchten Standorten drohen pilzliche Erkrankungen. Hier erweist sich das sonnig warme Umfeld vor Gehölzen als günstig, da die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern keine Nässe aufkommen lassen. ➜ Als beste Sorte überzeugte die „ausgezeichnet“ eingestufte und in Hannover ausgelesene ‘Berggarten’ durch eine hohe Vitalität. Die Sorte führt schon bald nach der Pflanzung zu einer lückenlosen Bedeckung des Bodens. Aufgrund der sehr hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen bleibt der hervorragende Eindruck über Jahre hinweg erhalten. Dieser wird unterstrichen durch den ebenso reichen wie leuchtkräftigen Flor aus purpurrosa Blüten. ➜ Geringfügig niedriger als ‘Berggarten’ bleibt die „sehr gut“ bewertete Sorte ‘Cambridge’, deren kleinere Blätter einen etwas stärkeren Einfluss von G. dalmaticum erahnen lassen. Trotzdem bildet sie stabile, lückenlose Pflanzendecken. ➜ Als beste weißblütige Sorte wurde ‘Saint Ola’ mit „gut“ bewertet. Ihre zahlreichen weißen Blüten färben sich im Abblühen rosa. Prof. Bernd Hertle, Fachhochschule Weihenstephan, Forschungsanstalt für Gartenbau (FGW) Bilder: FGW Die besten Geranium-Formen für warme, bisweilen trockene Freiflächen Art/Sorte Blüte G. × cantabrigiense ‘Berggarten’ G. × cantabrigiense ‘Cambridge’ G. × cantabrigiense ‘Saint Ola’ G. macrorrhizum ‘Bevan's Variety’ G. macrorrhizum ‘Camce’ G. macrorrhizum ‘Czakor’ G. macrorrhizum ‘Spessart’ G. renardii G. sanguineum ‘Album’ G. sanguineum ‘Compactum’ G. sanguineum ‘Elsbeth’ G. sanguineum ‘Inverness’ G. sanguineum ‘Nanum’ G. sanguineum var. striatum G. ‘Philippe Vapelle’ (Renardii-Gruppe) G. ‘Terre Franche’ (Renardii-Gruppe) G. ‘Tiny Monster’ purpurrosa violettrosa weiß, im Abblühen hellrosa purpurrosa zartes Violettrosa purpurrosa weiß mit rosa Mitte weiß mit dunkel violetter Aderung reinweiß, sehr reich blühend dunkles Purpurrosa dunkles Purpurrosa, nahezu ohne weißes Auge dunkles Purpurrosa, kleines weißes Auge früh, dunkles Purpurrosa früh, zartrosa mit kräftig purpurrosa Aderung hellviolett mit dunkler Aderung blauviolett mit dunkler Aderung rosaviolett, E V–E X Höhe (Blatt/Blüte) 20–25/30–35 20/25–30 20/25–30 30–35/35–45 30–35/35–40 25–30/30–40 20–30/30–40 20–30/25–35 35–45/40–45 20–25/25–30 25–35/30–40 35–40/40–45 10–20/15–25 15–25/25–30 30–40/40–45 40–45/50–65 40/50 Bewertung *** ** * ** ** ** ** ** *** ** *** *** ** *** *** *** *** 18/2007