04 Strategievielfalt? Derivate machen es möglich – Teil 1 (Optionen) Eine mögliche Grundlage für eine besonders vielfältige Diversifikation von Multi AssetAnlagen können Strategien sein, mit deren Hilfe sich „ohne Beta“ investieren lässt. Derivate sind seit Jahrzehnten eine Möglichkeit, um solche Strategien zu realisieren. Hier im Fokus: Was können Optionen leisten? Optionen sind ähnlich wie Futures häufig standardisierte und an den Terminbörsen gehandelte Kontrakte. Sie enthalten allerdings nur eine einseitige Verpflichtung: Der Verkäufer der Option sichert dem Käufer zu, diesem zu einem bestimmten Zeitpunkt (Ausübungszeitpunkt) gewisse Wertpapiere (Basiswerte) zu einem vorbestimmten Preis zum Kauf anzubieten oder diese vom Käufer der Option zu kaufen. Ausübung Optionsprämie Put-Option Verkäufer Käufer entscheidet über Ausübung Verkäufer wartet Schematische Darstellung zur Illustration. Quelle: Invesco Der Optionsinhaber (Käufer) hat damit entweder das Recht erworben, die vereinbarten Wertpapiere zum vereinbarten Ausübungspreis (Strike) vom Verkäufer einzufordern (CallOption). Dann nutzt er die Option long. Oder er besitzt das Recht, die vereinbarten Wertpapiere zum vereinbarten Preis an diesen zu verkaufen (Put-Option). Dann nutzt er die Option zum Short-Investment. Weil der Verkäufer von Optionen nach dem Wunsch des Käufers handeln muss und damit ein Risiko übernimmt, erhält er von diesem die sogenannte Optionsprämie (Preis der Option). investment kompendium Optionen erweitern neben Futures die Möglichkeiten des modernen Multi AssetManagements. Diese börsengehandelten Kontrakte räumen dem Käufer die Möglichkeit ein, einen bestimmten Basiswert (z. B. Aktien) zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. 2. 3. Call-Option Käufer 1. Die Optionsprämie (Kaufpreis der Option) ist unter anderem von der Volatilität des Basiswertes abhängig. Dadurch kann Volatilität als Renditetreiber unabhängig vom Beta einer Anlageklasse genutzt werden. Wie Optionen funktionieren Abschluss Kurz & knapp powered by Auch Optionen bieten so­ mit eine Möglichkeit, „ohne Beta“ zu investieren. Mit ihnen verfügen Portfolio­ manager über weitere Instrumente, Multi AssetStrategien breiter zu diversifizieren. Strategievielfalt? Derivate machen es möglich – Teil 1 (Optionen) Gewinne und Verluste mit Optionen Optionskontrakte sind Nullsummenspiele. Was der eine Vertragspartner gewinnt, wird der andere verlieren. Die Risiken für Käufer und Verkäufer sind dabei asymmetrisch, wie sich an den Beispielgrafiken zeigt. Das Risiko des Käufers einer Option ist grundsätzlich auf die Höhe der gezahlten Prämie beschränkt. Diese ist verloren, wenn sich der zugrunde liegende Basiswert für ihn ungünstig entwickelt und er die Option verfallen lässt. Die Optionsprämie ist 10 Euro. Liegt der Preis des Basiswertes zum Ausübungszeitpunkt über 100 Euro, wird der Käufer in aller Regel die Option nutzen. Ab einem Preis von 110 Euro macht der Käufer Gewinn, der Verkäufer einen entsprechenden Verlust. Da der Preis­ent­wick­lung des Basiswertes keine Grenzen gesetzt sind, entsteht ein grundsätzlich unbegrenztes Verlustpotenzial für den Verkäufer. Die wechselseitigen Verbindlichkeiten aus Optionsgeschäften werden häufig per Barausgleich erfüllt. Umgekehrt ist für den Verkäufer der Option der mögliche Gewinn auf die Optionsprämie beschränkt. Seine Verluste können dagegen deutlich höher ausfallen. Das gilt besonders bei CallOptionen, bei denen potenziell unbegrenzte Verluste möglich sind. Am Rechenbeispiel der Grafik: Vereinbart ist ein Ausübungspreis von 100 Euro. Für diesen Preis kann der Käufer der Call-Option in der Zukunft einen bestimmten Basiswert wie etwa ein Aktienpaket vom Verkäufer einfordern. Volatilitätserwartung beeinflusst Optionspreise Als standardisierte Kontrakte werden Optionen während ihrer Laufzeit an Börsen gehandelt. Der Preis einer Option ist dabei abhängig von Größen wie dem aktuellen Marktpreis des Basiswertes, dem Ausübungspreis der Option oder ihrer Restlaufzeit bis zum Ausübungs­ datum. Nach dem auch heute noch üblichen Bewertungsmodell von BlackScholes spielen weitere Faktoren bei der Findung von Optionspreisen eine Optionen: asymmetrische Auszahlungsstrukturen Annahmen im Beispiel: Ausübungspreis 100 EUR, Optionsprämie 10 EUR Ausübungspreis 20 10 Gewinn (EUR) Gewinn (EUR) Call-OptionenPut-Optionen –10 70 80 90 100 110 120 130 Preis des Basiswerts (EUR) Verkäufer einer Call-Option Käufer einer Call-Option Optionsprämie Verlust (EUR) Verlust (EUR) 10 0 0 –20 Ausübungspreis 20 –10 –20 70 80 90 100 110 120 130 Preis des Basiswerts (EUR) Verkäufer einer Put-Option Käufer einer Put-Option Schematische, beispielhafte Darstellung zur Illustration. Quelle: Invesco Optionsprämie Verlust (EUR) Gewinn (EUR) olatilitätserwartung V und Optionspreise Ausübungspreis 20 10 0 –10 –20 70 80 90 100 110 120 130 Preis des Basiswerts (EUR) Optionspreis t0 Optionspreis t1, höhere Volatilitätserwartung Schematische, beispielhafte Darstellung zur Illustration. Quelle: Invesco Rolle. Dazu gehören der risikofreie kurzfristige Zinssatz am Markt und insbesondere die erwartete Volatilität der Kurs­ entwicklung des Basiswertes. Die Überlegung: Wenn die Marktteilnehmer zu einem Zeitpunkt t1 eine höhere Volatilität des Basiswertes (z. B. eines Aktienmarktes) erwarten als zu einem früheren Zeitpunkt t0, steigt normalerweise der Preis der Option. Denn das Risiko für den Verkäufer wird als größer eingeschätzt. Optionspreise sind somit ein Gradmesser für die vom Markt erwartete Volatilität (implizite Volatilität) eines Basiswertes wie einer bestimmten Aktie oder einem Aktienmarkt. Zielgerichtet in Volatilität investieren Weil der Preis einer Option von der erwarteten Volatilität abhängt, kann man durch Optionen in Volatilität unabhängig von einem Marktbeta investieren. Ein Beispiel: Wenn ein Investor überzeugt ist, dass der Optionsmarkt die künftige tatsächliche Volatilität etwa von asiatischen Aktien zu gering einschätzt, kann er eine Option auf diesen Aktienmarkt kaufen. Behält er recht, steigt ihr Preis (bei sonst unveränderten Bedingungen), sobald die Marktteilnehmer sich seiner Einschätzung anschließen, und er kann mit Gewinn verkaufen. Hat er gleichzeitig gute Gründe, zum Beispiel auf dem amerikanischen Aktien­ markt sinkende Volatilität zu erwarten, kann er Optionen auf diesen Markt verkaufen. Später kann er diese Short-­ Position wieder ausgleichen, indem er zu einem Preis, der dann günstiger sein sollte, Optionen kauft. So kann er „ohne Beta“ in Volatilität investieren. Wenn er beide Strategien gleichzeitig nutzt, lässt sich auch eine Anlageidee realisieren, bei der am Aktien­markt in Asien eine höhere Volatilität als in den USA erwartet wird. Volatilität auf einfache Weise nutzen Einzelne Optionen können sich in ihren Ausgestaltungen erheblich unterscheiden. Dies macht den Aufbau eines marktneutralen Investments in Volatilität aus einzelnen Optionen sehr aufwendig. Mithilfe sogenannter Varianzswaps kann die Streuung der Verteilung von Optionen (Varianz) ausgeschaltet werden. Der Käufer eines solchen Swaps verkauft die implizite Volatilität und erhält die an den Märkten im Zeitverlauf realisierte Volatilität. Für ihn wirft ein Varianzswap dann Rendite ab, wenn die realisierte Volatilität die implizite Volatilität übersteigt – und er mit seiner Erwartung höherer Volatilität also richtig lag. Mehr zum Thema Swaps im Themenbeitrag 5. So geht es weiter: Welche weiteren Derivate helfen beim „Investieren ohne Beta“? Wie funktionieren Swaps? Wie können sie helfen, besser diversifizierte Portfolios zu gestalten? Mehr dazu im Themen­ beitrag 5 zu den Dimensionen des Multi Asset. Glossar Barausgleich bei Optionen Beim Barausgleich wechseln nicht zum Ausübungszeitpunkt die vereinbarten Wertpapiere zum vereinbarten Preis (Ausübungspreis) effektiv die Besitzer. Es wird vielmehr lediglich der Differenzbetrag zwischen dem Ausübungspreis und dem tatsächlichen Kurswert des Basiswertes zum Ausübungszeitpunkt ausgeglichen. Black-Scholes-Modell Nach den beiden amerikanischen Wissenschaftlern Fischer Black und Myron Scholes benanntes Modell zur Ermittlung des Wertes einer Option. Der Wert einer Option ist danach unter anderem abhängig von der Kurs­ entwicklung des Basiswertes, seiner Volatilität, der Zeit bis zum Ausübungszeitpunkt und der Entwicklung des risikolosen Zinses. Das Modell ist wegen seiner vielen idealisierenden Annahmen (darunter, dass Aktien keine Dividenden zahlen oder Marktteilnehmer nicht arbitrieren) umstritten, wird aber noch vielfach angewendet. Europäische Option/amerikanische Option Europäische Optionen können nur zu ihrem Fälligkeitsdatum ausgeübt werden. Amerikanische Optionen – als zweite große Optionsart – können an jedem Handelstag vor dem Fälligkeitsdatum ausgeübt werden. Optionsprämien für amerikanische Optionen liegen daher in der Regel höher als bei vergleichbaren europäischen Optionen. Denn der Verkäufer übernimmt ein höheres Risiko. Nullsummenspiel Kategorie in der rationalen Entscheidungs­ theorie/Spieltheorie. Die Summe der Ge­winne oder Verluste aller Spieler bzw. Akteure ist null. Gewinne eines Spielers bedeuten Verluste bei anderen. Den Gegensatz bilden Nicht-Nullsummenspiele, bei denen alle Spieler zum Beispiel durch Kooperation höhere Gewinne erzielen können und die Summe der Gewinne aller Spieler wächst. „Options-Griechen“ Der Wert von Optionen ist nach Modellen wie dem von Black-Scholes von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Dazu gehören zum Beispiel der Preis des Basiswertes, die Restlaufzeit bis zum Fälligkeitsdatum oder die Volatilität des Basiswertes. Für all diese Größen werden Sensitivitätskennzahlen errechnet, die angeben, wie sehr der Wert einer bestimmten Option von den Veränderungen der jeweiligen Größe abhängt. Diese Sensitivitätskenn­ zahlen sind mit Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet. So bezeichnet zum Beispiel „Delta“ die Sensitivität des Optionspreises gegenüber Veränderungen beim Preis des Basiswerts. Put-Option/Call-Option Der Käufer einer Put-Option erwirbt das Recht zum Verkauf eines Basiswertes zu einem vereinbarten Preis. Er geht somit short. Gegenbegriff ist die Call-Option. Mit ihr erwirbt der Käufer das Recht, einen Basiswert zu kaufen (und damit long zu investieren). Thema verpasst? Sie benötigen Unterlagen zu vorangegangenen Themen der Reihe „Dimensionen des Multi Asset?“ Einfach downloaden: www.invesco-multiasset.de Oder direkt auf Ihr Tablet: Für die Inhalte dieser Information ist die Invesco Asset Management Deutschland GmbH, An der Welle 5, 60322 Frankfurt am Main verantwortlich. Die Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung bedarf, soweit nicht anders gesetzlich geregelt, unserer Zustimmung. Eine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Informationen wird nicht übernommen. Insbesondere können sich hierin geäußerte Meinungen jederzeit ändern.