Derivate machen es möglich – Teil 1 (Optionen)

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Strategievielfalt? Derivate machen
es möglich – Teil 1 (Optionen)
Eine mögliche Grundlage für eine besonders
vielfältige Diversifikation von Multi AssetAnlagen können Strategien sein, mit deren
Hilfe sich „ohne Beta“ investieren lässt. Derivate sind seit Jahrzehnten eine Möglichkeit,
um solche Strategien zu realisieren. Hier im
Fokus: Was können Optionen leisten?
Optionen sind ähnlich wie Futures häufig standardisierte und
an den Terminbörsen gehandelte Kontrakte. Sie enthalten
allerdings nur eine einseitige Verpflichtung: Der Verkäufer der
Option sichert dem Käufer zu, diesem zu einem bestimmten
Zeitpunkt (Ausübungszeitpunkt) gewisse Wertpapiere (Basiswerte) zu einem vorbestimmten Preis zum Kauf anzubieten
oder diese vom Käufer der Option zu kaufen.
Ausübung
Optionsprämie
Put-Option
Verkäufer
Käufer
entscheidet über
Ausübung
Verkäufer
wartet
Schematische Darstellung zur Illustration. Quelle: Invesco
Der Optionsinhaber (Käufer) hat damit entweder das Recht
erworben, die vereinbarten Wertpapiere zum vereinbarten
Ausübungspreis (Strike) vom Verkäufer einzufordern (CallOption). Dann nutzt er die Option long. Oder er besitzt
das Recht, die vereinbarten Wertpapiere zum vereinbarten
Preis an diesen zu verkaufen (Put-Option). Dann nutzt
er die Option zum Short-Investment. Weil der Verkäufer
von Optionen nach dem Wunsch des Käufers handeln muss
und damit ein Risiko übernimmt, erhält er von diesem die
sogenannte Optionsprämie (Preis der Option).
investment
kompendium
Optionen erweitern neben
Futures die Möglichkeiten
des modernen Multi AssetManagements. Diese börsengehandelten Kontrakte
räumen dem Käufer die
Möglichkeit ein, einen bestimmten Basiswert (z. B.
Aktien) zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder
zu verkaufen.
2.
3.
Call-Option
Käufer
1.
Die Optionsprämie (Kaufpreis der Option) ist unter
anderem von der Volatilität
des Basiswertes abhängig.
Dadurch kann Volatilität als
Renditetreiber unabhängig
vom Beta einer Anlageklasse
genutzt werden.
Wie Optionen funktionieren
Abschluss
Kurz & knapp
powered by
Auch Optionen bieten so­
mit eine Möglichkeit, „ohne
Beta“ zu investieren. Mit
ihnen verfügen Portfolio­
manager über weitere
Instrumente, Multi AssetStrategien breiter zu diversifizieren.
Strategievielfalt? Derivate machen es möglich – Teil 1 (Optionen)
Gewinne und Verluste mit Optionen
Optionskontrakte sind Nullsummenspiele. Was der eine Vertragspartner
gewinnt, wird der andere verlieren.
Die Risiken für Käufer und Verkäufer
sind dabei asymmetrisch, wie sich an
den Beispielgrafiken zeigt. Das Risiko
des Käufers einer Option ist grundsätzlich auf die Höhe der gezahlten Prämie
beschränkt. Diese ist verloren, wenn
sich der zugrunde liegende Basiswert
für ihn ungünstig entwickelt und er die
Option verfallen lässt.
Die Optionsprämie ist 10 Euro. Liegt der
Preis des Basiswertes zum Ausübungszeitpunkt über 100 Euro, wird der Käufer
in aller Regel die Option nutzen. Ab einem
Preis von 110 Euro macht der Käufer Gewinn, der Verkäufer einen entsprechenden Verlust. Da der Preis­ent­wick­lung des
Basiswertes keine Grenzen gesetzt sind,
entsteht ein grundsätzlich unbegrenztes
Verlustpotenzial für den Verkäufer. Die
wechselseitigen Verbindlichkeiten aus
Optionsgeschäften werden häufig per
Barausgleich erfüllt.
Umgekehrt ist für den Verkäufer der
Option der mögliche Gewinn auf die
Optionsprämie beschränkt. Seine Verluste können dagegen deutlich höher
ausfallen. Das gilt besonders bei CallOptionen, bei denen potenziell unbegrenzte Verluste möglich sind. Am
Rechenbeispiel der Grafik: Vereinbart
ist ein Ausübungspreis von 100 Euro.
Für diesen Preis kann der Käufer der
Call-Option in der Zukunft einen bestimmten Basiswert wie etwa ein Aktienpaket vom Verkäufer einfordern.
Volatilitätserwartung beeinflusst
Optionspreise
Als standardisierte Kontrakte werden
Optionen während ihrer Laufzeit an
Börsen gehandelt. Der Preis einer Option
ist dabei abhängig von Größen wie dem
aktuellen Marktpreis des Basiswertes,
dem Ausübungspreis der Option oder
ihrer Restlaufzeit bis zum Ausübungs­
datum. Nach dem auch heute noch
üblichen Bewertungsmodell von BlackScholes spielen weitere Faktoren bei
der Findung von Optionspreisen eine
Optionen: asymmetrische Auszahlungsstrukturen
Annahmen im Beispiel: Ausübungspreis 100 EUR, Optionsprämie 10 EUR
Ausübungspreis
20
10
Gewinn (EUR)
Gewinn (EUR)
Call-OptionenPut-Optionen
–10
70 80 90 100 110 120 130
Preis des Basiswerts (EUR)
Verkäufer einer Call-Option
Käufer einer Call-Option
Optionsprämie
Verlust (EUR)
Verlust (EUR)
10
0
0
–20
Ausübungspreis
20
–10
–20
70 80 90 100 110 120 130
Preis des Basiswerts (EUR)
Verkäufer einer Put-Option
Käufer einer Put-Option
Schematische, beispielhafte Darstellung zur Illustration. Quelle: Invesco
Optionsprämie
Verlust (EUR) Gewinn (EUR)
olatilitätserwartung
V
und Optionspreise
Ausübungspreis
20
10
0
–10
–20
70 80 90 100 110 120 130
Preis des Basiswerts (EUR)
Optionspreis t0
Optionspreis t1, höhere
Volatilitätserwartung
Schematische, beispielhafte Darstellung zur
Illustration. Quelle: Invesco
Rolle. Dazu gehören der risikofreie kurzfristige Zinssatz am Markt und insbesondere die erwartete Volatilität der Kurs­
entwicklung des Basiswertes.
Die Überlegung: Wenn die Marktteilnehmer zu einem Zeitpunkt t1 eine höhere
Volatilität des Basiswertes (z. B. eines
Aktienmarktes) erwarten als zu einem
früheren Zeitpunkt t0, steigt normalerweise der Preis der Option. Denn das
Risiko für den Verkäufer wird als größer
eingeschätzt. Optionspreise sind somit
ein Gradmesser für die vom Markt erwartete Volatilität (implizite Volatilität) eines
Basiswertes wie einer bestimmten Aktie
oder einem Aktienmarkt.
Zielgerichtet in Volatilität investieren
Weil der Preis einer Option von der erwarteten Volatilität abhängt, kann man
durch Optionen in Volatilität unabhängig
von einem Marktbeta investieren.
Ein Beispiel: Wenn ein Investor überzeugt ist, dass der Optionsmarkt die
künftige tatsächliche Volatilität etwa von
asiatischen Aktien zu gering einschätzt,
kann er eine Option auf diesen Aktienmarkt kaufen. Behält er recht, steigt ihr
Preis (bei sonst unveränderten Bedingungen), sobald die Marktteilnehmer
sich seiner Einschätzung anschließen,
und er kann mit Gewinn verkaufen.
Hat er gleichzeitig gute Gründe, zum
Beispiel auf dem amerikanischen Aktien­
markt sinkende Volatilität zu erwarten,
kann er Optionen auf diesen Markt
verkaufen. Später kann er diese Short-­
Position wieder ausgleichen, indem er
zu einem Preis, der dann günstiger sein
sollte, Optionen kauft. So kann er
„ohne Beta“ in Volatilität investieren.
Wenn er beide Strategien gleichzeitig
nutzt, lässt sich auch eine Anlageidee
realisieren, bei der am Aktien­markt in
Asien eine höhere Volatilität als in den
USA erwartet wird.
Volatilität auf einfache
Weise nutzen
Einzelne Optionen können sich in ihren Ausgestaltungen erheblich unterscheiden. Dies macht
den Aufbau eines marktneutralen Investments
in Volatilität aus einzelnen Optionen sehr aufwendig. Mithilfe sogenannter Varianzswaps kann die
Streuung der Verteilung von Optionen (Varianz)
ausgeschaltet werden. Der Käufer eines solchen
Swaps verkauft die implizite Volatilität und erhält
die an den Märkten im Zeitverlauf realisierte
Volatilität. Für ihn wirft ein Varianzswap dann
Rendite ab, wenn die realisierte Volatilität die
implizite Volatilität übersteigt – und er mit seiner
Erwartung höherer Volatilität also richtig lag.
Mehr zum Thema Swaps im Themenbeitrag 5.
So geht es weiter:
Welche weiteren Derivate helfen
beim „Investieren ohne Beta“?
Wie funktionieren Swaps? Wie können
sie helfen, besser diversifizierte Portfolios
zu gestalten? Mehr dazu im Themen­
beitrag 5 zu den Dimensionen des Multi
Asset.
Glossar
Barausgleich bei Optionen
Beim Barausgleich wechseln nicht zum
Ausübungszeitpunkt die vereinbarten Wertpapiere zum vereinbarten Preis (Ausübungspreis) effektiv die Besitzer. Es wird vielmehr
lediglich der Differenzbetrag zwischen dem
Ausübungspreis und dem tatsächlichen Kurswert des Basiswertes zum Ausübungszeitpunkt ausgeglichen.
Black-Scholes-Modell
Nach den beiden amerikanischen Wissenschaftlern Fischer Black und Myron Scholes
benanntes Modell zur Ermittlung des Wertes
einer Option. Der Wert einer Option ist danach unter anderem abhängig von der Kurs­
entwicklung des Basiswertes, seiner Volatilität, der Zeit bis zum Ausübungszeitpunkt
und der Entwicklung des risikolosen Zinses.
Das Modell ist wegen seiner vielen idealisierenden Annahmen (darunter, dass Aktien
keine Dividenden zahlen oder Marktteilnehmer nicht arbitrieren) umstritten, wird aber
noch vielfach angewendet.
Europäische Option/amerikanische Option
Europäische Optionen können nur zu ihrem
Fälligkeitsdatum ausgeübt werden. Amerikanische Optionen – als zweite große Optionsart – können an jedem Handelstag vor dem
Fälligkeitsdatum ausgeübt werden. Optionsprämien für amerikanische Optionen liegen
daher in der Regel höher als bei vergleichbaren europäischen Optionen. Denn der
Verkäufer übernimmt ein höheres Risiko.
Nullsummenspiel
Kategorie in der rationalen Entscheidungs­
theorie/Spieltheorie. Die Summe der Ge­winne
oder Verluste aller Spieler bzw. Akteure ist
null. Gewinne eines Spielers bedeuten Verluste bei anderen. Den Gegensatz bilden
Nicht-Nullsummenspiele, bei denen alle Spieler
zum Beispiel durch Kooperation höhere
Gewinne erzielen können und die Summe
der Gewinne aller Spieler wächst.
„Options-Griechen“
Der Wert von Optionen ist nach Modellen wie
dem von Black-Scholes von unterschiedlichen
Faktoren abhängig. Dazu gehören zum Beispiel der Preis des Basiswertes, die Restlaufzeit bis zum Fälligkeitsdatum oder die Volatilität des Basiswertes. Für all diese Größen
werden Sensitivitätskennzahlen errechnet, die
angeben, wie sehr der Wert einer bestimmten
Option von den Veränderungen der jeweiligen
Größe abhängt. Diese Sensitivitätskenn­
zahlen sind mit Buchstaben des griechischen
Alphabets bezeichnet. So bezeichnet zum
Beispiel „Delta“ die Sensitivität des Optionspreises gegenüber Veränderungen beim
Preis des Basiswerts.
Put-Option/Call-Option
Der Käufer einer Put-Option erwirbt das
Recht zum Verkauf eines Basiswertes zu
einem vereinbarten Preis. Er geht somit short.
Gegenbegriff ist die Call-Option. Mit ihr erwirbt der Käufer das Recht, einen Basiswert
zu kaufen (und damit long zu investieren).
Thema verpasst?
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vorangegangenen Themen der
Reihe „Dimensionen des Multi
Asset?“ Einfach downloaden:
www.invesco-multiasset.de
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Für die Inhalte dieser Information ist die Invesco Asset Management Deutschland GmbH, An der Welle 5, 60322 Frankfurt
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