WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden 4 Photometrie Dieser Abschnitt behandelt die Grundlagen der Photometrie, d. h., die Definition, Messung und Kalibration der mit der elektromagnetischen Strahlung verbundenen physikalischen Größen. Einige dieser Größen gehen auf die (buchstäblich) visuelle Beobachtung zurück. Schwarzkörperstrahlung und ihre Charakteristika spielt eine besondere Rolle. Die absolute Messung astrophysikalischer Größen wie den absoluten Fluß einer astronomischen Quelle ist ein schwieriges Thema. Es ist nicht nur kompliziert, geeichte Strahlungsnormale im Labor darzustellen, auch ihr Vergleich mit einer Himmelsquelle erfordert eine Menge experimentellen Geschicks. Daher werden veröffentlichte absolute Werte gelegentlich revidiert; ein Umstand, welcher der Astronomie den Ruf einer nur bezüglich Größenordnungen exakten Wissenschaft zu sein. 4.1 Einführung in die Radiometrie 4.1.1 Durchsatz oder Étendue Wir betrachten zwei beliebig orientierte Flächenelemente dS1 und dS2 in einem G Eλ , x Eλ = E λ , y . Die Normale von dS Abstand r, in Richtung eines Einheitsvektors 1 bilde einen Winkel θ1 mit der Verbindungslinie, die Normale von dS2 bilde den Winkel θ2. Wir betrachten alle Strahlen, die von dS1 ausgehend durch dS2 hindurchgehen. Die Größe dS cosθ (4.1) dS1 cosθ1 2 2 2 = dσ 1 dΩ 2 r heißt Étendue oder Durchsatz (throughput, Einheit m2) des betrachteten Bündels (siehe Abbildung 1). Es gilt (4.2) dσ 1 dΩ 2 = dσ 2 dΩ1 . Bei Abwesenheit von Absorption und Emission ist das Produkt dσ dΩ n 2 eine Erhaltungsgröße des Lichtbündels. Abbildung 1: zur Definition der étendue. Bm_2.doc Seite 4-23 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden 4.1.2 Intensität und Strahlungsstrom Der durch elektromegnetische Strahlung durch das Flächenelement dS1 in G Richtung von k bei der Wellenlänge λ bewirkte Energiestrom ist gegeben mit G dE = I λ k dλ dσ dΩ . dPλ = (4.3) dt G Die Größe I λ k , Einheit [W m-2 sr-1 m-1], heißt Strahlungsintensität (specific intensity). Sie hängt zusammen mit dem den Energiestrom eines Feldes bestimmenden Poynting-Vektors und ergibt sich z. B. aus der elektrischen Feldstärke G Eλ mit G 2 I λ = 12 ε 0 c Eλ . (4.4) () () Die mittlere Intensität J λ , Einheit [W m-2 m-1], ergibt sich durch Integration der Intensitätüber den gesamten Raumwinkel, 1 (4.5) Jλ = I λ dΩ . 4π ∫ Der Strahlungsstrom Fλ durch die Empfängerfläche dS2 senkrecht zur AusbreiG tungsrichtung k , Einheit [W m-2 m-1], ergibt sich durch Integration über die Quelle, ∫ I λ cosθ1 dΩ . Fλ = (4.6) Quelle Der Gesamtstrahlungsstrom F, Einheit [W m-2], ergibt sich durch Integration über alle Wellenlängen, ∞ F = ∫ Fλ dλ . (4.7) 0 Intensitäten und Flüsse können in Abhängigkeit von der Frequenz ν anstelle der Wellenlänge λ - Iν und Fν - angegeben werden. Hierfür gilt: λ I λ = ν Iν (4.8) Als Einheit für den spektralen Strahlungsstrom Fν wird das Jansky verwendet: 1 Jansky ([Jy]) = 10 −26 [W m -2 Hz -1 ] . (4.9) Die spektrale Leuchtkraft Lλ und die Gesamtleuchtkraft L einer Quelle ist durch Integration der Intensität über die Oberfläche der Quelle und den Raumwinkel, sowie über die Wellenlänge gegeben Lλ = ∫ J λ dS , Oberfläche Bm_2.doc ∞ L = ∫ Lλ dλ (4.10) 0 Seite 4-24 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden 4.1.3 Polarisierte Intensitäten, der Stokes-Vektor Elektromagnetische Strahlung ist eine Transversalwelle. Sie kann an einem gegebenen Ort zeitabhängg beschrieben werden durch z. B. die Amplitude des elektrischen Feldvektors senkrecht zur Ausbreitungsrichtung G E x (t ) E0 x (t )[cosωt + δ x (t )] = E (t ) = (4.11) E0 y (t ) cosωt + δ y (t ) . ( ) E t y Dabei sind E0 x , E0 y die instantanen Amplituden, ω die instantane Winkel- [ ] frequenz und δx, δy sind instantane Phasenterme. Für eine monochromatische Welle sind die Amplituden und Phasenterme zeitlich konstant. Man führt hier die Polarisationsellipse ein, 2 Ex2 (t ) E y (t ) E x (t )E y (t ) + 2 −2 cos δ = sin 2 δ , 2 E0 x E0 y E0 x E0 y (4.12) mit δ = δ y − δ x . Die Messung bewirkt eine zeitliche Mittelung der Feldamplituden über Perioden, die sehr viel größer als die Oszillationsperiode 2π ω ist. Im zeitlichen Mittel ergibt sich die Polarisationsellipse zu Ex2 (t ) E02x oder + E y2 (t ) −2 E02y E x (t )E y (t ) E0 x E0 y cos δ = sin 2 δ (4.13) 4 E02y E x2 (t ) + 4 E02x E y2 (t ) − 8E0 x E0 y E x (t )E y (t ) cos δ ( = 2 E0 x E0 y sin δ ) 2 . (4.14) Aus (4.10) erhält man die in (4.14) erscheinenden Mittelwerte: E x2 (t ) = 12 E02x E y2 (t ) = 12 E02y (4.15) E x (t )E y (t ) = 12 E0 x E0 y cos δ Durch Einsetzen von (4.15) in (4.14) und Umformen erhält man: (E 2 0x + E02y ) = (E 2 2 0x ) ( 2 − E02y + 2 E0 x E0 y cos δ ) (2E 2 0 x E0 y sin δ ) 2 (4.16) Die Größen innerhalb der Klammern nennt man die Stokes-Parameter der Welle: I = S0 = E02x + E02y Q = S1 = E02x − E02y (4.17) U = S 2 = 2 E0 x E0 y cos δ V = S3 = 2 E0 x E0 y sin δ Bm_2.doc Seite 4-25 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden Hier beschreibt I die Gesamtintensität, Q die linear horizontal oder vertikal polarisierte Intensität, U die linear unter ±45° polarisierte Intensität und V die zirkular polarisierte Intensität. Die Beziehung (4.16), d. h. I 2 = Q 2 + U 2 + V 2 gilt nur, solange die zeitliche Änderung der Amplituden und Phasenwinkel klein sind innerhalb der Meßdauer. Im allgemeinen Fall führt der Mittelungsprozeß durch Anwendung der Schwarz'schen Ungleichung zu der Relation I 2 ≥ Q 2 +U 2 +V 2 (4.18) Den Anteil der Gesamtintensität I, dessen Quadrat die Summe der Quadrate der anderen Stokes-Parameter übersteigt, heißt unpolarisierte Intensität. Der Polarisationsgrad ist gegeben mit Q2 +U 2 +V (4.19) P= I Man faßt die vier Stokes-Parameter zu einem 4-Tupel zusammen, welchen man Stokes-Vektor 1nennt: I G Q S = = U V E02x + E02y E02x − E02y . δ 2 E E cos 0x 0 y 2 E E sin δ 0x 0 y (4.20) Vollständig polarisiertes Licht läßt sich mit Stokes-Vektoren wie folgt beschreiben: Linear horizontal und 1 1 vertikal 1 − 1 I I 0 0 0 0 Linear +45° und -45° 1 1 0 0 I I −1 1 0 0 Zirkular rechts und links 1 1 0 0 I I 0 0 1 −1 1 Dies ist eigentlich eine Fehlbezeichnung, da sich diese Größe nicht im mathematischen Sinne wie ein Vektor transformiert. Richtig wäre die Bezeichnung "Stokes-Matrix". Bm_2.doc Seite 4-26 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden Für die vollständige Bestimmung des Stokes-Vektors sind die Messungen der sechs oben angegebenen Intensitäten erforderlich. 4.2 Hohlraumstrahlung In einem auf gleichförmiger Temperatur T gehaltenen Hohlraum ist die durch jedes Flächenelement dσ hindurchtretende Intensität eine Konstante (Strahlung eines Schwarzen Körpers) (4.21) Iν = Bν (T ) dνdσ cosϑ dω mit der Kirchhoff-Planck - Funktion Bν (T ) 2hν 3 1 c 2 exp hν − 1 kT bzw. als Funktion der Wellenlänge Bν (T ) = [W Hz-1 m-2 sr-1] 2hc 2 1 [W m-1 m-2 sr-1] Bλ (T ) = 5 λ exp hc − 1 λkT mit den Konstanten h Planck'sches Wirkungsquantum 6.63 10-34 [J s] k Boltzmann-Konstante 1.381 10-23 [J K-1] c Lichtgeschwindigkeit 2.998 108 [m s-1] Im kurzwelligen Spektralbereich, d. h. für rungsweise das Wien'sche Gesetz 2hν 3 hν Bν (T ) ≈ 2 exp − kT c 2hc 2 hc Bλ (T ) ≈ 5 exp − λkT λ . (4.23) hν hc >> 1 bzw. >> 1 gilt näheλkT kT (4.24) Im langwelligen Spektralbereich, d. h. für rungsweise das Rayleigh - Jeans - Gesetz 2ν 2 kT Bν (T ) ≈ c2 . 2ckT Bλ (T ) ≈ 4 λ Bm_2.doc (4.22) hν hc << 1 bzw. << 1 gilt näheλkT kT (4.25) Seite 4-27 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden Die Kirchhoff-Planck-Funktion hat ein ausgeprägtes Maximum, dessen Lage im Spektrum von der Temperatur abhängt. Dieser Zusammenhang ist durch das Wien'sche Verschiebungsgesetz gegeben: λmax ⋅T = const = 2.90 ⋅ 10 −3 [m K] (4.26) Ein Hohlraum mit einer Temperatur von 1 K hat damit das Maximum der Intensität bei einer Wellenlänge von 2.9 mm, d. h. im kurzwelligen astronomischen Radiofrequenzbereich. Bei einer Temperatur von 5780 K (Effektivtemperatur der Sonne) ist das Maximum bei 502 nm, d. h. im grünen, sichtbaren Spektralbereich. Der Gesamt-Strahlungsstrom der Hohlraumstrahlung ist nach dem StefanBoltzmann'schen Gesetz gegeben mit F + ∞ (T ) = π ∫ Bν (T )dν =σT4 (4.27) 0 mit der Stefan-Boltzmann - Konstante σ = 2π 5 k 4 2 15 c h 3 = 5.67 ⋅ 10 − 8 [W m-2 K-4] (4.28) Bei steigender Temperatur nimmt die Intensität eines Hohlraumstrahlers in allen Spektralbereichen stetig zu, d. h., die Kirchhoff-Planck-Funktionen bei unterschiedlicher Temperatur schneiden sich nicht. Intensität für T = 5780 K 3 1 10 Intensität [MW µm^-1 m^-2 sr^-1] 100 10 1 0.1 0.01 0.1 1 10 Wellenlänge [µm] Kirchhoff-Planck Wien Rayleigh-Jeans Abbildung 2: Kirchhoff-Planck - Funktion und Näherungen. Bm_2.doc Seite 4-28 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden 4.3 Größenklassen Die Entfernungen zu den Sternen in unserer Milchstraße variiert zwischen ca. 1 pc (4 Lj) und 25 kpc (8 104 Lj) mit einer entsprechenden Variation in den beobachteten Signal. Gemäß dem Weber-Fechner'schen Gesetz ist die Empfindung (Erregung) dem Logarithmus des Reizes proportional; dies gilt auch für empfundene Helligkeiten. Die schon von den Griechen verwendete Helligkeitsoder Größenklassenskala ist daher ein logarithmisches Maß der Strahlungsströme. Man definiert daher den Unterschied der scheinbaren Helligkeit m1 und m2 zweier Sterne über den dekadischen Logarithmus der gemessenen Strahlungsströme s1 und s2: s m1 − m2 = − 2.5 lg 1 . (4.29) s2 Einheit: magnitudines [mag]. Merke: bei zunehmender scheinbarer Helligkeit m wird der Strahlungsstrom schwächer! Tabelle 1 zeigt die zu gegebenen Differenzen in mag gehörenden Verhältnisse der Signale. Unterschied in Helligkeit m1 - m2 Verhältnis der Signale s1/s2 -1 2.51 -2.5 10 -5 100 Tabelle 1: Relation zwischen magnitudines und Verhältnis der gemessenen Strahlungsströme. Der gemessene Strahlungsstrom s hängt von dem spektralen Strahlungsstrom und von der spektralen Empfindichkeit Eλ des Empfängers ab. Für einen Stern mit Radius R in der Entfernung r vom Beobachter ergibt sich aus dem Strahlungsstrom an der Sternoberfläche Fλ: s= ∞ ∫ 0 R2 r 2 Fλ Eλ dλ , 1 ∞ 2 m E = − 2.5 lg 2 ∫ R Fλ Eλ dλ + const. r 0 . (4.30) Es gibt je nach spektraler Empfindlichkeit des Empfängers verschiedene Systeme scheinbarer Helligkeiten. Sehr weit verbreitet ist die sich von der Empfindlichkeit des menschl. Auges abgeleitete visuelle Helligkeit mV, mit einer Verteilung zwischen 480nm und 650nm und einem Maximum bei 550nm. Der Nullpunkt der Skala ist durch Angabe der visuellen Helligkeiten der Sterne Wega (α Lyr; mV = 0.14) und Deneb (α Cyg; mV = 1.33) definiert. Bm_2.doc Seite 4-29 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden Um die grobe spektrale Verteilung der Flüsse von Sternen charakterisieren zu können, wurden Spektralindices eingeführt. UBV-System, photoelektrisch und photographisch durch spektrale Empfindlichkeiten realisiert (Johnson, Morgan 1951). Später in den roten und infra-roten Bereich ausgedehnt worden, dort durch die atmosphärische Transmission gegeben. Heute eines der gebräuchlichsten photometrischen Systeme. Index Mag. Bezeichnung Mittl. Wellenlänge λ [nm] U 365 mU B 440 mB V 548 mV R 700 mR I 900 mI J 1250 mJ H 1630 mH K 2200 mK L 3500 mL M 5000 mM N 10600 mN Q 21000 mQ Je nach Effektivtemperatur bzw. spektralem Fluß sind die Indices für einen gegebenen Himmelskörper verschieden. Die Konstanten in Gl. (2.35) sind so gewählt, daß für einen Stern der Spektralklasse A0V (s. unten) gilt: mU = mB = mV = ... etc. Für den praktischen Gebrauch durch Standardsterne realisiert. Farbindices sind Differenzen von Spektralindices und stellen ein Maß für die spektrale Energieverteilung der Strahlung eines Himmelskörpers dar. Als erste Näherung erhält man aus Farbindices die Farbtemperatur TF. In der Wien'schen Näherung (2.21) ergibt sich, wenn man die Integration über λ durch die Funktionen an der jeweiligen Schwerpunktswellenlänge λ ersetzt, für den Farbindex B - V: 1 1 6800 + const. ≈ + const. − (4.31) λ λ T [K] B V F Die Farbtemperatur ist die Temperatur desjenigen schwarzen Körpers, der im betrachteten Spektralbereich (hier B und V) denselben Intensitätsverlauf wie der betrachtete Körper hat. Da die Spektren von Sternen z. T erheblich von denen schwarzer Körper abweichen, hat die Farbtemperatur keine große Bedeutung. Farbindices - und damit Temperaturunterschiede - lassen sich aber mit hoher Präzision messen. B − V = 2.5 lg e Bm_2.doc hc kTF Seite 4-30 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden 4.4 Kalibration und Intensitätsstandards Man unterscheidet die absolute und relative Kalibration des Flusses einer astronomischen Quelle. Im ersten Fall vergleicht man den gemessenen Fluß mit einem primären oder sekundären Flußstandard im Labor. Hier muß man sich genau über die systematischen und zufälligen Fehler der Beobachtung Klarheit verschaffen. Im zweiten Fall wird der gemessene Fluß mit dem einer möglichst genau bekannten astronomischen Quelle unter möglichst identischen Beobachtungsbedingungen verglichen. Die möglichen Fehler hängen hier auch von der Qualität der Referenzquelen ab. Kalibrationsmethoden unterscheiden sich sehr bezüglich des Spektralbereichs. 4.4.1 Radio-Bereich Die Strahlung schwarzer Körper im Radiobereich läßt sich in aller Regel im Rayleigh-Jeans - Limit (4.25) beschreiben. Radioantennen der Empfänger fläche A haben einen Durchsatz von AΩ = λ2 und messen nur eine Polarisation. Eine in einem Strahlungsfeld der Temperatur T eingebettete Radioantenne mit einem Empfänger, welcher für einen Frequenzbereich ∆ν zentriert auf die Frequenz ν empfindlich ist, mißt eine Strahlungsleistung von P= 1 2 ν + ∆ν / 2 ∫ Bν (T )dω dν ∫ = k T ∆ν . (4.32) ν −∆ν / 2 (λ / A ) 2 Kennt man die Bandbreite ∆ν und die Temperatur T, so läßt sich die Ausgangsspannung des Verstärkers absolut kalibrieren. Als Kalibrationsquelle kann man die Erdoberfläche (T = 300 K) verwenden. Schließt man den Eingang des Antennenverstärkers alternativ mit einem Widerstand R ab, so ergibt sich bei einer Temperatur TR des Widerstandes eine thermische Rauschspannung V mit der Leistung V 2 4k TR ∆ν = 4k T ∆ν . (4.33) R R Bei optimaler Anpassung des Widerstandes an die Eingangsimpedanz des Verstärkers Z (Z = R) beträgt die gemessene Leistung die Hälfte des Wertes in (4.33). Zusätzlich muß die Transmission der Antenne gemessenwerden, um die absolute Kalibration abzuschließen. Zur relativen Kalibration verwendet man Quasare, aktive galaktische Kerne und H II-Regionen, die keine Veränderungen zeigen. Pth = = 4.4.2 Sichtbarer und IR- Bereich Schwarze Körper müssen höhere Temperaturen wegen der kürzeren Wellenlängen haben. Anders als bei Radioantennen bestimmt die Geometrie der Optik (Abstände und Durchmesser der optischen Elemente und Blenden) den Durchsatz, der i. a. wesentlich größer als λ2 ist. Man muß daher die Transmission Bm_2.doc Seite 4-31 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden G t ϑ , λ des Instruments in Abhängigkeit von Feldwinkel und Wellenlänge berücksichtigen. Der Durchsatz des Systems ist dann G G AΩ = A ∫ t ϑ , λ dϑ (4.34) ( ) Feld ( ) und die gemessene Leistung beträgt ∞ G G P = ∫ ∫ ε λ Bλ (T )t ϑ , λ dλdθ . Feld 0 ( ) (4.35) Dabei ist ελ die Emissivität der Kalibrationsquelle bei der Wellenlänge λ. Die Temperatur der Quelle kann dirch Kontaktsensoren oder pyrometrisch bestimmt werden. Die Bestimmung der Emissivität ist eine besonders große Quelle der Unsicherheit. Für die Beobachtung im thermalen IR reicht die rein geometrische Ermittlung des Durchsatzes nicht aus; es müssen durch Beugung entstehende Seitenbänder Berücksichtigt werden. Bei schlechter optischer Abschirmung kann in den Seitenbändern erhebliche instrumentelle Einstrahlung (Falschlicht) bestehen. Wegen der experimentellen Komplexität verwendet man im Sichtbaren häufig Standardsterne zur relativen Kalibration. Der Stern Wega (α Lyr) spielt dabei eine besondere Rolle als spektraler Standard. Es gibt ca. 200 gut bekannte photometrische Standardsterne. Die unter guten Bedingungen erreichte radiometrische Präzision ist etwa 1% (0.01 mag). Im nahen IR ist die Genauigkeit schlechter (15% oder 0.1 mag). Man benutzt den spektralen Fluß der Sonne als primären Standard und nimmt an, daß sonnenähnliche Sterne (Spektraltyp G0 bis G4) eine zur Sonne exakt proportionalen spektralen Strahlungsstrom im IR haben. Der Vergleich der V-Magnituden mit Wega ergibt Referenzmagnituden in den Infrarot-Bändern R bis Q. Dieser Standard wird auf hellere Serne anderer Spektraltypen übertragen. Für das thermale IR verwendet man bei Ballonflügen die Planeten als Standards. 4.4.3 UV- und Röntgenbereich Thermische Quellen als absolute Standards erfordern sehr hohe Temperaturen. Sie lassen sich nicht immer "optisch dick", d. h. als Approximation eines schwarzen Körpers, verwirklichen. Man verwendet kontinuierliche Gasentladungen (geeichte Hohlkathodenlampen) für den Bereich oberhalb von 100 nm und Pulsentladungen für den kurzwelligen Bereich. In letzter Zeit hat sich die Synchrotron-Strahlung immer mehr als primärer Standard über einen weiten Spektralbereich durchgesetzt. Ein Elektron mit der kinetischen Energie Ee im Magnetfeld B emittiert Strahlung mit der spektralen Leistung (Elektronenmasse me) Bm_2.doc Seite 4-32 15.10.01 WS 1998/99 Astronomische Beobachtungsmethoden 2 Ee (4.36) mit ν m m c2 e Die Ausstrahlung erfolgt in Richtung der Bewegung des Elektrons, d. h. tangentioal in Bewegungsrichtung zu der vom Elektron beschriebenen Kreisbahn senkrecht zum Magnetfeld. Die Divergenz des Strahlungsbündels ist 16 e 3 B c ν dν dPSyn (ν ) = p 4πε 0 me c 2 ν m Θ Sync me c 2 0.511 ≅ = [rad] . Ee Ee [MeV] eB = 2πme (4.37) Zur Kalibration muß das Instrument entweder zu einem Synchrotron gebracht werden (z. B. Bessy in Berlin) oder ein transporabler Sekundärstandard am Synchrotron geeicht werden. Im Gammastrahlen-Bereich werden Photonen direkt gezählt. Instrumente lassen sich absolut eichen mit Hilfe radioaktiver Proben bekannter Aktivität (z. B 60Co). Bm_2.doc Seite 4-33 15.10.01