Spenden sammeln mit der E

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Spenden sammeln mit der E-Gitarre
Zahnarzt Dr. Ralf Pineda rockt für Hilfsprojekte in Indien
Dr. Ralf Pineda hat gleich zwei Hobbys, die er auf
sinnvolle Art und Weise miteinander verbindet.
Zum einen sprüht er vor Begeisterung und Tatendrang, wenn er von seinen Einsätzen als Zahnarzt
in den ärmsten Ländern der Welt spricht. Zum anderen hat es ihm auch die Musik angetan: „Welcher Junge träumt nicht davon, eines Tages als
Rockstar auf der Bühne zu stehen.“ Doch erst
fehlte es an der E-Gitarre und später an der Zeit.
Zwar hatte Pineda schon mit 14 Gitarrenunterricht, doch der war nicht ganz nach seinem Geschmack. „Da habe ich Landler gespielt – nicht
sehr aufregend“, erzählt er lachend. Die Gitarre
war aber von da an immer dabei. Geklampft wurde an der Isar, auf der Skihütte und am See.
Inzwischen hat Pineda seit Langem eine E-Gitarre und spielt noch immer regelmäßig – sogar in
einer eigenen Band. Jeden Montag treffen sich
die Bandmitglieder von „Rock4.net“ in Pinedas
Keller, die „Papaband“, wie er sie auch nennt.
Gespielt wird eigene Musik. „Erst waren wir zu
schlecht, um Songs nachzuspielen. Außerdem
mussten wir so keine GEMA-Gebühren zahlen.“
Obwohl die Band deutliche Fortschritte gemacht
hat, bleibt sie den selbst geschriebenen Songs treu.
Die meisten Texte schreibt der Zahnarzt selbst.
Unterstützung holt er sich bei einem befreundeten Journalisten. „Der ist gnadenlos. Er baut so
lange an den Texten, bis sie sitzen.“ Aber auch
der Sound muss passen: „Wir feilen ordentlich an
den Arrangements und sind schon recht professionell geworden“, sagt Pineda. In die Saiten zu
hauen, heißt für ihn auch Stress abbauen, Dampf
ablassen. Wenn er dann noch auf der Bühne steht,
Fotos: privat
Es rockt im Unterschleißheimer Jugendkulturhaus
gewaltig. E-Gitarrensolo von Ralf Pineda. „Hau
rein“, rufen 180 begeisterte Fans in Richtung
Bühne. „Das ist der größte Spaß, wenn ich auf
der Bühne stehe, und die Leute Feuer fangen“, erzählt der Zahnarzt mit einem breiten Grinsen im
Gesicht. Seine Band „Rock4.net“ spielt an diesem
Abend rund 1.500 Euro ein. Geld, das in den Verein „Hilfe für Indien“ fließt, den der Zahnarzt aktiv
unterstützt.
Dr. Ralf Pineda und seine Band rocken das Haus. Spendenkonzert
für den Verein „Hilfe für Indien“.
„lebe ich meinen Traum aus, nämlich vor der
Menge die Sau rauszulassen“.
Das passiert derzeit einmal im Jahr. Im Herbst
2012 trat er zuletzt mit „Rock4.net“ in Unterschleißheim auf und verband dabei das Angenehme mit dem Nützlichen. Der Erlös aus dem
Konzert kommt dem Verein „Hilfe für Indien“ zugute. Den Besuchern berichtete er natürlich auch
von seinem letzten Hilfseinsatz. Denn das Herz
des Zahnarztes schlägt nicht nur für die Musik. Er
engagiert sich außerdem für die Zahngesundheit
von Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Pineda hat bereits in der Dominikanischen Republik, in Nepal und in Indien Patienten behandelt. „Ich möchte meine Möglichkeiten
als Zahnarzt nutzen, um tatkräftige Hilfe zu leisten. Denn ich kann mein sehr gutes Leben hier
nur rechtfertigen, wenn ich anderen etwas Gutes
tue“, erklärt der 48-Jährige. War man erst einmal
in diesen Ländern, weiß man einen Lichtschalter genauso zu schätzen wie einen stabilen Stromkreislauf, sagt Pineda. Einmal passierte es ihm,
dass sich ein elektronisches Gerät einfach in Rauch
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auflöste – weil es zu einer Netzüberspannung kam.
Auch so etwas Elementares wie sauberes Wasser
stellt einen Zahnarzt vor Herausforderungen. Leitungswasser zum Mund ausspülen? Das geht nicht,
selbst dafür muss man Wasser in Flaschen bereitstehen haben, berichtet er.
Kein Zahn mehr heil
Sein letzter Hilfseinsatz brachte ihn im Januar
nach Indien. In Tamil Nadu, im Südosten oder
„mitten in der Pampa“, wie Pineda sagt, versorgte
er 1500 Kinder. Der Zahnarzt zeigt sich beeindruckt und begeistert von dem Land. „Indien ist
wunderschön. Die Farben sind herrlich. Auch den
Menschen geht es immer besser. Die Gesellschaft
ist auf dem Sprung.“ Aber mit dem Geld kommen
auch die zahnmedizinischen Probleme. In erster
Linie stecken die Inder ihr Geld in Kleidung und
Handys, sagt Pineda. Die Zahnversorgung steht
hinten an. Das rächt sich. Denn die vielen süßen
Sachen, die sich die Inder jetzt leisten können,
ruinieren die Zähne. „Derzeit ist der Stand in Indien wie im Nachkriegsdeutschland. Sie futtern
ohne Ende, aber keiner putzt sich die Zähne.“
Die Kinder haben mittlerweile schlechtere Zähne
als ihre Eltern. Teilweise ist kein Zahn mehr heil.
650 Kinder mussten behandelt werden. Die meisten hatten die typische Kauflächenkaries. Pineda
leistet deswegen auch Aufklärungsarbeit. „Ich zeige Eltern, Kindern und Lehrern, wie man Zähne
putzt.“ Manchmal denkt er sich, sein Tun ist angesichts von einigen hundert Behandlungen bei
1,3 Milliarden Einwohnern ein Tropfen auf den
heißen Stein. Aber er weiß, dass viele andere Zahnärzte und Hilfsorganisationen mit anpacken und
setzt auf das Schneeballsystem – die Lehrer zeigen
es ihren Schülern, die Schüler anderen Kindern.
Über ähnliche Aktionen berichtete das BZB bereits
in früheren Ausgaben.
Kleiner Beitrag für eine gute Sache
Pineda selbst unterstützt den Verein „Hilfe für Indien“ bereits seit fast 20 Jahren. Begonnen hat alles an seinem ersten Arbeitstag in der Praxis 1993.
„Ein Patient fragte mich, ob ich nicht alte Geräte
für Indien spenden wolle. Meine Antwort: Die Praxis ist neu, hier gibt es nichts Altes.“ Aber er beteiligte sich finanziell und flog vor zehn Jahren selbst
nach Indien, um zu sehen, wofür sein Geld verwendet wird. Seitdem gibt es für ihn kein Halten
mehr. Er sammelt Spenden, organisiert die Einsätze, ist einmal im Jahr aktiv vor Ort und berichtet
2013 war Dr. Ralf Pineda als Zahnarzt in Indien. Glückliches Kinderlachen ist der
Lohn für seinen Einsatz.
über seine Erlebnisse. Pinedas Motto ist: „Wenn du
was tust, dann tue es gescheit.“ Er hat die Erfahrung gemacht, dass dann viele Menschen mitziehen. So auch viele seiner Patienten, die ihr altes
Zahngold spenden. Über die Jahre sind damit viele
tausend Euro zusammengekommen. „Meine Patienten haben ein gutes Gefühl, wenn sie spenden.
Sie wissen, dass sie einen kleinen Beitrag für eine
gute Sache leisten.“
Der Zahnarzt geht auch auf Firmen zu. So bekam
er Rüttelmaschinen, einen mobilen Zahnarztkoffer, Zemente und anderes Material gestiftet. Natürlich fließen auch die Einnahmen aus den Konzerten direkt in „Hilfe für Indien“. Rund 1.500 Euro
sind letzten Herbst zusammengekommen. Das Geld
hat Pineda gleich wieder investiert. Er schaffte vor
Ort ein Röntgengerät an. Das ist mit 500 Euro in
Indien nicht nur deutlich billiger als hier, es hat
auch rein praktische Vorteile. „Röntgengeräte von
Siemens kann in Indien keiner reparieren. Die Ersatzteile fehlen. In Indien wird mit Geräten aus
chinesischer und japanischer Produktion gearbeitet.“ Das Geld, das der Verein einnimmt, wird außerdem für Medikamente, das Gehalt indischer
Zahnärzte, eine feste Zahnstation, für Behandlungseinheiten und Materialien eingesetzt. Auch
Arzthelferinnen, Köche und das Benzin für Stromgeneratoren müssen bezahlt werden.
An Gegebenheiten anpassen
Wenn Pineda eine oder zwei Wochen unterwegs
ist, bleiben Frusterlebnisse nicht aus. Vor allem
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Spaß hat Pineda auch an seiner Arbeit. „Eine Woche so eng mit anderen Zahnärzten zusammenzuarbeiten, ist toll. Man hat Zeit zum Reden, lernt
Leute kennen, kann zuschauen wie andere arbeiten. Man ist kreativ, es ist auch witzig und man
weiß, dass die anderen ihr Herz am rechten Fleck
haben.“ Außerdem macht es ihn glücklich, zu
sehen, dass seine Patienten mit einem Lächeln
wieder gehen. „Das macht allen Ärger wett und
spätestens nach einem halben Jahr bin ich wieder gierig auf ein neues Abenteuer.“
Häufigste Folge von zu viel Genuss von Süßigkeiten ist die Kauflächenkaries. Der
Zahnarzt zeigt den Kindern in Indien, wie man richtig putzt.
korrupte Beamte erschweren ihm die Arbeit. Deswegen arbeitet der Zahnarzt in Indien mit der katholischen Kirche zusammen – „ein unbestechliches System in einem bestechlichen Land“. Dann
gibt es noch bürokratische Hindernisse, die den
Hilfseinsatz genauso erschweren wie landestypische Eigenschaften. „Aus Hygienegründen dürfen wir in Indien keine Zähne extrahieren.“ Ein
Schmarrn, wie der Zahnarzt findet, haben sie
doch „literweise Desinfektionsmittel dabei“. Aber
damit muss man leben und sich anpassen. Deswegen beschränken sich die Zahnärzte auf Versiegelungen, Füllungen und Zahnsteinentfernungen. Ärgerlich ist es für Pineda, wenn seine Partner vor Ort zu spät in die Gänge kommen und
die Menschen nicht rechtzeitig informieren. Auch
ist es schwierig, Slumbewohner davon zu überzeugen, einen Zahnarzt aufzusuchen, berichtet er.
Aber gerade das ist es, was für ihn den Reiz seines
Berufs ausmacht – der Umgang mit Menschen,
auch mit denen in anderen Kulturen. Die Lebensphilosophie der Menschen in fremden Ländern
interessiert und begeistert den Zahnarzt. Sein
schönstes Erlebnis auf einer seiner Reisen hatte
er in der Dominikanischen Republik. Nach einem
langen Arbeitstag gingen er und seine Kollegen
auf ein Feierabendbier in den Kramerladen des
kleinen Ortes. Der Besitzer legte südamerikanische Musik auf und auf einmal waren sie mittendrin in der spontanen Party. „Der halbe Ort hatte sich in dem winzigen Laden versammelt und
forderte uns zum Tanzen auf. Wir haben die ganze Nacht durchgefeiert. Diese Offenheit, das sich
am Leben freuen und Spaß haben, das hat mich
beeindruckt.“
Problem erkennen, anpacken und lösen
Zu seinem Beruf ist Pineda übrigens durch das
Ausschlussprinzip gelangt. „Es durfte nichts mit
Mathe sein.“ Etwas in der biologischen Ecke vielleicht. So schaute er bei den Heilberufen genauer
hin. Tierarzt fiel raus, „da alles was größer als
30 Zentimeter ist, mir Angst macht“. Augenarzt
passte auch nicht, da die Ausbildung zu lange
dauert. Das galt auch für die Chirurgie. Dann fiel
der Blick auf den Zahnarztberuf. „Ich sah, dass
ich nach sieben Jahren mein eigener Chef sein
könnte. Ein Bastler und Handwerker war ich auch.
Diese Kombination gab den Ausschlag.“ Bereut
hat er die Entscheidung bis zum heutigen Tag nicht.
Pineda liebt die Fingerfertigkeit, die der Beruf verlangt, er mag den Kontakt mit seinen Patienten
und die sichtbaren Erfolge. „Ich sehe das Problem,
kann es anpacken und sofort lösen. Ich gehe in
meinem Beruf einfach auf. Wenn ich sehe, dass
mein Patient mit einem Grinsen im Gesicht rausgeht, dann sage ich mir ‚Ja, ich habe was geschafft‘.
Das befriedigt mich total.“
Man spürt, mit welchem Enthusiasmus und welcher Leidenschaft Pineda all seine Projekte angeht und dabei den Einklang zwischen seiner Praxis in Oberschleißheim, seinen Hilfseinsätzen und
der Musik gefunden hat: „Das Leben ist bunt. Ich
möchte mir möglichst viele Träume erfüllen.“
Ilka Helemann
Hilfe in Indien e.V.
Der Verein engagiert sich nicht nur für zahnärztliche
Projekte in Indien. Er unterstützt das Land auch mit
Hilfsgütern, Schulen oder Waisenhäusern. Infos unter:
www.hilfe-fuer-indien.de
Spendenkonto: Kontonummer: 28 2 82,
Bankleitzahl: 702 501 50, Kreissparkasse München
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