Universität Osnabrück | Fachbereich Humanwissenschaften | Fach Psychologie Rehamotivation, psychisches Befinden und Lebensqualität bei Patienten in stationärer berufsdermatologischer Rehabilitation Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) Vorgelegt von Dipl.-Psych. Katrin Wiedl, geboren in Trier Osnabrück, im November 2009 Universität Osnabrück | Fachbereich Humanwissenschaften | Fach Psychologie Rehamotivation, psychisches Befinden und Lebensqualität bei Patienten in stationärer berufsdermatologischer Rehabilitation Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) Vorgelegt von Dipl.-Psych. Katrin Wiedl, geboren in Trier Osnabrück, im Dezember 2009 Danksagung Mein herzlicher Dank gilt Frau apl. Prof. Dr. Britta Wulfhorst und Herrn apl. Prof. Dr. Josef Rogner für die Betreuung dieser Arbeit und die vielen wertvollen Hinweise und konstruktiven Ratschläge. Mein Dank gilt zudem Herrn apl. Prof. Dr. Swen Malte John, der mir die Möglichkeit gegeben hat, die hier vorgestellte Studie im Rahmen des stationären Heilverfahrens für Patienten mit Berufsdermatosen an der Universität Osnabrück durchzuführen und Daten aus dem HVBG-Projekt zu nutzen. Insbesondere sei auch den zahlreichen Patienten für ihre Mithilfe gedankt, die sich Zeit genommen und die Fragebögen für mich ausgefüllt haben. Besonderer Dank gilt an dieser Stelle meinen Kollegen für die Unterstützung bei der Datenerhebung (Dr. Antje Braumann, Matthias Mertin, Thomas Schechinger, Maike Sieverding, Ulrike Wetzky). Alleine hätte ich diese Erhebung nicht umsetzen können. Zudem danke ich Enrica Barth, Christina Müller und Annika Wilke für die Korrekturarbeiten. Eine Dissertation ist ein eher langwieriges und zeitaufwendiges Projekt. Stagnationsphasen und Durststrecken sind quasi vorprogrammiert. Eine Arbeit über Motivation zu verfassen ist folglich beizeiten eine motivationale Herausforderung… An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank meinem Lebensgefährten Ralf Schmitz, meiner Familie und meinen Freunden, die es über die letzten Jahre verstanden haben mich zu motivieren und emotional zu unterstützen. Als Aspekte von Motivation waren zumindest bei mir die soziale Unterstützung und die Hoffnung auf Erfolg hilfreich! Inhaltsverzeichnis I Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ...............................................................................................................................1 2 Therapiemotivation ...............................................................................................................5 2.1. Definitionsansätze von Therapiemotivation und Compliance .........................................7 2.1.1 Spezifikation Rehamotivation ................................................................................11 2.2 Theoretische Beiträge zur Therapiemotivation ...............................................................13 2.3 Bedingungen für die Entstehung und Aufrechterhaltung bzw. Minderung der Therapiemotivation.............................................................................................................24 2.3.1 Erwartungen an die Rehabilitation .........................................................................26 2.3.2 Leidensdruck und Krankheitsgewinn .....................................................................29 2.3.3 Soziale Unterstützung.............................................................................................31 2.3.4 Selbstwirksamkeit...................................................................................................34 2.3.5 Einschränkung der Lebensqualität..........................................................................37 2.3.6 Psychisches Befinden .............................................................................................38 2.3.7 Körperliche Einschränkungen ................................................................................39 2.3.8 Informationen/Wissen über die Rehabilitationsmaßnahme....................................40 2.3.9 Soziodemographische Variablen ............................................................................42 2.3.10 Rentenantrag.........................................................................................................43 2.4 Therapiemotivation bei unterschiedlichen Krankheitsbildern.........................................45 2.5 Die Bedeutung der Motivation in der Rehabilitation ......................................................46 2.6 Die Erfassung von Motivation, speziell Rehamotivation................................................47 2.6.1 Testverfahren zur Messung von Behandlungsmotivation ......................................50 2.7 Motivationsforschung in der Rehabilitation....................................................................57 2.8 Motivationsforschung in der Dermatologie.....................................................................62 2.9 Kapitelfazit und Ausblick für Kapitel 3 ..........................................................................65 3 Hauterkrankungen und Psyche..........................................................................................67 3.1 Biopsychosoziales Krankheitskonzept ............................................................................67 3.2 Haut und Psyche ..............................................................................................................68 3.3 Psychiatrische und psychologische Komorbiditäten bei Patienten mit somatischen Erkrankungen .....................................................................................................................72 3.3.1 Psychiatrische und psychologische Komorbiditäten und psychische Beeinträchtigungen bei Patienten mit Hauterkrankungen ...............................................74 3.3.2 Forschungsstand .....................................................................................................77 3.4 Lebensqualität..................................................................................................................81 3.4.1 Hauterkrankungen und Lebensqualität...................................................................83 3.5 Verfahren zur Messung der Lebensqualität, speziell in der Dermatologie .....................86 3.6 Kapitelfazit und Ausblick für Kapitel 4 ..........................................................................89 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen.................................................91 4.1 Kosten durch berufsbedingte Hauterkrankungen ............................................................92 4.2 Inzidenz und Prävalenz berufsbedingter Hauterkrankungen...........................................93 4.3 Rehabilitation ..................................................................................................................93 4.3.1 Stationäre Rehabilitation von Hauterkrankungen ..................................................97 4.3.1.1 Stationäre Rehabilitation von Berufsdermatosen ................................................99 4.3.1.2 Das stationäre Heilverfahren nach dem „Osnabrücker Modell“ .......................100 4.3.1.3 Diagnosen im Rahmen der TIP-Maßnahme ......................................................102 Inhaltsverzeichnis II 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell...............................................................................105 5.1 Das HAPA-Modell in Bezug zur Studie .......................................................................105 5.2 Nähere Beschreibung des HAPA-Modells und Übertragung des Modells auf Rehamotivation.................................................................................................................107 5.2.1 Die motivationale Phase .......................................................................................107 5.2.2 Die volitionale Phase ............................................................................................109 6 Methodischer Teil ..............................................................................................................112 6.1 Ziele der Studie..............................................................................................................112 6.2 Fragestellungen..............................................................................................................113 6.2.1 Fragestellungen zum Rehamotivationsfragebogen...............................................113 6.2.2 Fragestellungen zum Marburger Hautfragebogen................................................114 6.2.3 Fragestellungen zum Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogen ..................115 6.2.4 Fragestellungen zur Selbstwirksamkeitsskala ......................................................115 6.2.5 Fragestellungen zur Copingskala..........................................................................116 6.2.6 weitere Fragestellungen........................................................................................116 6.3 Definition von Rehamotivation in dieser Arbeit ...........................................................116 6.4 Erhebungsinstrumentarium............................................................................................116 6.4.1 Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 ..........................................................117 6.4.1.1 Entwicklungen des PAREMO-20......................................................................118 6.4.1.2 Die Skalen des PAREMO-20 ............................................................................119 6.4.1.3 Auswertung des PAREMO-20 ..........................................................................121 6.4.2 Fremdbeurteilung der Motivation.........................................................................121 6.4.3 Soziodemographische, krankheits- und behandlungsbezogene Daten .................121 6.4.4 Erhebung der psychischen Belastung und der Krankheitsbewältigung mit dem Marburger Hautfragebogen (MHF) ...............................................................................122 6.4.4.1 Skalen des MHF ................................................................................................123 6.4.4.2 Auswertung und Interpretation des MHF..........................................................125 6.4.5 Selbstwirksamkeitsskala (SWE)...........................................................................126 6.4.5.1 Auswertung und Interpretation der SWE ..........................................................127 6.4.6 Der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI)...................................127 6.4.6.1 Auswertung und Interpretation des DLQI .........................................................128 6.4.7 Skala zur Krankheitsbewältigung (COP) .............................................................129 6.4.8 Behandlungsdokumentation aus der ROQ-Studie................................................130 6.5 Die Datenerhebung ........................................................................................................133 6.5.1 Der institutionelle Rahmen der Erhebung ............................................................133 6.5.2 Durchführung der Datenerhebung ........................................................................134 6.5.3 Deskription der Stichprobe...................................................................................135 6.5.3.1 Soziodemographische Daten, Messzeitpunkt T1 ..............................................136 6.5.3.2 Krankheits- und behandlungsbezogene Daten ..................................................139 6.5.3.3 weitere Daten aus der ROQ-Studie ...................................................................145 6.6 Die Auswertungsmethoden ...........................................................................................145 7 Ergebnisse ..........................................................................................................................147 7.1 Psychometrische Analysen ............................................................................................147 7.1.2 Der Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 ...................................................148 7.1.2.1 Itemstatistik des PAREMO-20 ..........................................................................149 7.1.2.2 Reliabilitäten der Skalen des PAREMO-20 ......................................................151 7.1.2.3 Skaleninterkorrelationen der Skalen des PAREMO-20 ....................................152 7.1.2.4 Faktorenanalyse der Items des PAREMO-20....................................................153 7.1.3 Marburger Hautfragebogen (MHF) ......................................................................157 Inhaltsverzeichnis III 7.1.3.1 Itemstatistik des MHF .......................................................................................157 7.1.3.2 Reliabilitäten des MHF......................................................................................157 7.1.3.3 Skaleninterkorrelationen des MHF....................................................................158 7.1.3.4 Faktorenanalyse des MHF .................................................................................158 7.1.4 Die Selbstwirksamkeitsskala (SWE) ....................................................................160 7.1.4.1 Itemstatistik der SWE........................................................................................160 7.1.4.2 Reliabilität der SWE..........................................................................................160 7.1.4.3 Iteminterkorrelationen der SWE........................................................................160 7.1.4.4 Faktorenanalyse der SWE .................................................................................161 7.1.5 Der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI)...................................162 7.1.5.1 Itemstatistik des DLQI ......................................................................................162 7.1.5.2 Reliabilität des DLQI ........................................................................................163 7.1.5.3 Interkorrelationen des DLQI .............................................................................163 7.1.5.4 Faktorenanalyse des DLQI ................................................................................165 7.1.6 Die Skala zur Krankheitsbewältigung (COP).......................................................165 7.1.6.1 Itemstatistik der COP ........................................................................................165 7.1.6.2 Reliabilität der COP ..........................................................................................166 7.1.6.3 Interkorrelationen zwischen den Items des COP...............................................166 7.1.6.4 Faktorenanalyse der COP ..................................................................................167 7.1.7 Korrelationen zwischen Patientenvariablen und Untersuchungsvariablen ..........168 7.1.8 Faktorenanalyse über alle eingesetzten Fragebögen ............................................170 7.2 T-Test Analysen mit den eingesetzten Fragebögen.......................................................172 7.2.1 Geschlechtervergleiche.........................................................................................172 7.2.2 Vergleich von Patienten mit bzw. ohne Partner ...................................................174 7.2.3 Vergleich von Patienten unterschiedlicher Berufsgruppen ..................................174 7.2.4 Vergleich von Patienten mit unterschiedlichen Behandlungsvorerfahrungen A..175 7.2.5 Vergleich von Patienten mit unterschiedlichen Behandlungsvorerfahrungen B..175 7.2.6 Vergleich von berufstätigen Patienten mit arbeitsunfähigen bzw. arbeitslosen Patienten ........................................................................................................................176 7.2.7 Vergleich von Diagnosegruppen ..........................................................................177 7.3 Einschätzung der Patientenmotivation seitens der Ärzte ..............................................177 7.4 Inhaltliche Analysen ......................................................................................................179 7.4.1 Bildung von Veränderungsgruppen......................................................................179 7.4.1.1 DLQIAEN: Lebensqualität................................................................................180 7.4.1.2 MEDAEN: Hautzustand beurteilt durch die Ärzte............................................181 7.4.1.3 subaen: Hautzustand beurteilt durch die Patienten............................................181 7.4.2 Analysen mit den neu gebildeten Veränderungsgruppen .....................................182 7.4.2.1 Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zum Hautzustand, ärztliches Urteil (MEDAEN) ...................................................................................................................182 7.4.2.2 Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil (subaen) .........................................................................................................................184 7.4.2.3 Hautzustand, ärztliches Urteil (MEDAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil (subaen) .................................................................................................185 7.4.2.4 Hautzustand, ärztliches Urteil (MEDAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil zum Messzeitpunkt T4 ..........................................................................187 7.4.2.5 Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil zum Messzeitpunkt T4 ..........................................................................................................188 7.4.3 Gruppenvergleiche ...............................................................................................189 7.4.3.1 Vergleich des Hautzustandes (MEDAEN2) A ..................................................189 7.4.3.2 Vergleich des Hautzustandes (MEDAEN2) B ..................................................190 7.4.3.3 Vergleich des Hautzustandes (subaen2) A ........................................................190 Inhaltsverzeichnis IV 7.4.3.4 Vergleich des Hautzustandes (subaen2) B ........................................................190 7.4.3.5 Vergleich der Lebensqualitätsänderung (DLQIaen2) A....................................191 7.4.3.6 Vergleich der Lebensqualitätsänderung (DLQIaen2) B....................................191 7.5 Analysen zur Vorhersage von Gruppenzugehörigkeiten...............................................192 7.5.1 Diskriminanzanalysen ..........................................................................................193 7.5.1.1 PAREMO-20/Copingskala und MEDAEN .......................................................193 7.5.1.2 PAREMO-20/Copingskala und subaen .............................................................194 7.5.1.3 PAREMO-20/Copingskala und DLQIAEN ......................................................195 7.5.1.4 MHF/Selbstwirksamkeit und subaen.................................................................195 7.5.1.5 MHF/Selbstwirksamkeit und MEDAEN...........................................................196 7.5.1.6 MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN ..........................................................196 7.5.1.7 Fazit zu den Diskriminanzanalysen...................................................................199 7.5.2 Logistische Regressionsanalysen .........................................................................200 7.5.2.1 MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIaen2...........................................................200 7.5.2.2 weitere logistische Regressionsanalysen...........................................................202 8 Diskussion...........................................................................................................................203 8.1 Überblick .......................................................................................................................203 8.2 Durch den klinischen Rahmen der Studie vorgegebene Einschränkungen ...................206 8.3 Ergebnisdiskussion ........................................................................................................207 8.3.1 Fragestellungen zum Rehamotivationsfragebogen...............................................207 8.3.2 Fragestellungen zum Marburger Hautfragebogen................................................215 8.3.3 Fragestellungen zum Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogen ..................220 8.3.4 Fragestellungen zur Selbstwirksamkeitsskala ......................................................223 8.3.5 Fragestellungen zur Copingskala..........................................................................226 8.3.6 Diskussion weiterer Ergebnisse: subjektive und objektive Aspekte des Rehaerfolges ..................................................................................................................227 8.4 Weitere Implikationen für Forschung und Praxis .........................................................229 8.4.1 Implikationen für die Forschung ..........................................................................229 8.4.2 Implikationen für die Praxis .................................................................................234 9 Zusammenfassung .............................................................................................................237 10 Literaturverzeichnis ........................................................................................................239 Anhang...................................................................................................................................263 1 Einleitung 1 1 Einleitung „Gesagt ist nicht gehört. Gehört ist nicht verstanden. Verstanden ist nicht einverstanden. Einverstanden ist nicht angewendet. Und angewendet ist noch lange nicht beibehalten.“ Konrad Lorenz Die Eigenmotivation von Patienten spielt in der Praxis der medizinischen und psychotherapeutischen Behandlung eine wesentliche Rolle. Sie wird häufig als eine grundlegende Voraussetzung für das Gelingen des Behandlungsprozesses betrachtet, deren Existenz meistens vorausgesetzt und als gegeben angesehen wird, wenn ein Patient sich in Behandlung begibt. In dieser Arbeit geht es primär um Rehamotivation bei Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen. Hierzu existieren bisher kaum Untersuchungen, obwohl die Bedeutsamkeit dieses Themas in der Literatur häufig hervorgehoben wird. Dies liegt u.a. daran, dass ein hierfür geeignetes Erfassungs-Instrument bisher nicht zur Verfügung steht. Erstes Ziel der Arbeit war es, ein in anderen Bereichen der Rehabilitationsforschung bewährtes Verfahren zur Erfassung der Rehamotivation für diese Fragestellung zu erproben, gegebenenfalls zu adaptieren und hiermit erste inhaltliche Untersuchungen anzustellen. Hierzu konnten Daten bei den Patienten, die im Rahmen eines dreiwöchigen stationären Heilverfahrens an der Universität Osnabrück behandelt wurden (HVBG- Projekt), erhoben werden. Bei dem aus der allgemeinen Rehabilitationsforschung entnommenen Verfahren handelt es sich um den „Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation PAREMO-20“ von Nübling et al. (2005, n.d.). Dieser Fragebogen wurde über mehrere Jahre an über 3500 Patienten verschiedener Krankheitsgruppen getestet und normiert. Er verfügt über gute teststatistische Kennwerte und kann auf diesem Gebiet als Goldstandard bezeichnet werden. Der PAREMO-20 war bisher nicht bei Hautpatienten zur Anwendung gekommen. Ziel war es somit zunächst, den PAREMO-20 in Bezug auf seine teststatistischen Eigenschaften und seine Anwendbarkeit bei dermatologischen Patienten zu überprüfen. Zunächst sollte der PAREMO-20 an einer ersten Stichprobe von Patienten in berufsdermatologischer Rehabilitation auf seine teststatistischen Eigenschaften hin geprüft werden, bevor weitere Probanden in die Stichprobe aufgenommen bzw. weitere Variablen hinzugenommen wurden. Somit bestand die Möglichkeit, gegebenenfalls Modifikationen des Instruments für 1 Einleitung 2 die spezielle Stichprobe vorzunehmen. Die ersten Ergebnisse der statistischen Analysen waren jedoch viel versprechend, sodass eine Modifikation nicht erforderlich war und weitere Patienten für die Analyse des Fragebogens in die Studie aufgenommen werden konnten. Letztlich stand für die hier dargestellte Untersuchung eine Gesamtstichprobe von N=424 zur Verfügung. In einem zweiten Schritt sollte sodann überprüft werden, ob Kennwerte des PAREMO-20 mit ausgewählten Indikatoren aus dem Bereich der vorliegenden Projektdaten und den soziodemographischen bzw. behandlungsbezogenen Daten in Zusammenhang stehen und Informationen zur Validität des Verfahrens liefern können. Außerdem wurden weitere motivationstheoretisch bedeutsame Variablen in die Studie aufgenommen. Lebensqualität, subjektiv erlebte (auch psychische) Beschwerden und hierauf gerichtete Bewältigungsversuche sowie Selbstwirksamkeit sind Patientenmerkmale, von denen in der Literatur berichtet wird, dass sie mit dem Grad der (Reha-)Motivation in Zusammenhang stehen und den Rehaprozess- und Erfolg beeinflussen. Diese Variablen werden zudem oftmals als Unterkonstrukte des Oberkonstrukts Therapiemotivation genannt. Gerade der Lebensqualität der Patienten wird in der dermatologischen Forschung ein großer Stellenwert eingeräumt. Im Rahmen des HVBG–Projekts werden bereits Bögen zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität eingesetzt. Es wird daher in dieser Datenerhebung auf den Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogen, DLQI (Finlay & Khan, 1994) zurückgegriffen. Hier stehen Daten zweier Messzeitpunkte zur Verfügung. Ergänzend wurde in einem zweiten Studienschritt der Marburger Hautfragebogen (MHF) von Stangier, Ehlers und Gieler (1996a), bei dem es um die Erfassung spezifischer Dimensionen der Bewältigung von chronischen Hauterkrankungen geht, verwendet. Der MHF verfügt ebenfalls über gute teststatistische Kennwerte und kann als Standardinstrument in Forschung und Praxis angesehen werden. Zudem stößt er aufgrund der Thematik auf hohe Akzeptanz bei den hier an der Untersuchung teilnehmenden Patienten. Zur Erfassung der Selbstwirksamkeit schließlich kommt die Skala zur allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) von Schwarzer und Jerusalem (1999) zur Anwendung. Die Skala ist eindimensional, ökonomisch und zudem seit längerer Zeit an tausenden von Patienten erprobt. Ferner wurde eine auf die spezifische Stichprobe zugeschnittene Kurzskala zur Krankheitsbewältigung (Copingskala, COP) entwickelt und auf ihre statistischen Eigenschaften überprüft. 1 Einleitung 3 Im dritten Teil der Studie sollte der Frage nachgegangen werden, ob und inwiefern diese Variablen mit dem Gesundheitszustand in Zusammenhang stehen. Zur Abschätzung der prädiktiven Validität, primär des PAREMO-20 und des MHF, konnten hierfür sowohl die Veränderung des Hautzustandes als auch die Veränderung der Lebensqualität (als indirektes Erfolgsmaß) herangezogen werden. In Bezug auf den Hautzustand konnte als objektives Erfolgskriterium die Beurteilung der Ärzte verwendet werden. Zudem lagen Einschätzungen des Hautzustandes durch die Patienten als subjektives Kriterium vor. Den theoretischen Rahmen der vorliegenden Studie bildet das sozial-kognitive Prozessmodell der Veränderung von Gesundheitsverhalten (HAPA-Modell; Health Action Process Approach) von Schwarzer (2004). Dieses Modell beinhaltet eine motivationale und eine volitionale Phase. Selbstwirksamkeit wird über den gesamten Prozess der Verhaltensänderung hinweg als bedeutsam erachtet. Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über den Stand der Motivationsforschung gegeben. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf Therapie- und Rehamotivation sowie der Abgrenzung zum Konzept der Compliance. Einschlägige theoretische Modelle, der Forschungsstand und hierzu entwickelte Messinstrumente werden dargestellt (Kap. 2). Als nächstes wird die Interaktion zwischen psychischen Faktoren und Hauterkrankungen thematisiert. Hierbei dient das biopsychosoziale Modell als Grundlage. Der Forschungsstand wird kurz aufgegriffen. Zudem wird ein kurzer Überblick über den Zusammenhang von Lebensqualität und somatischen Erkrankungen mit dem Schwerpunkt Hauterkrankungen gegeben. Geeignete Messinstrumente werden beschrieben (Kap. 3). In Kap. 4 folgt ein Einblick in die Praxis der Rehabilitation, auch speziell von berufsbedingten Hauterkrankungen. Hiermit wird der institutionelle Rahmen der Datenerhebung herausgearbeitet. Informationen über die Prävalenz, Inzidenz, Kosten sowie Diagnosen aus dem Bereich der Berufsdermatologie werden gegeben. Diese verdeutlichen nochmals die Bedeutsamkeit von Beiträgen zur Verbesserung der dermatologischen Rehabilitation. Anschließend wird ein kurzer Überblick über das HAPA-Modell und seine Übertragung auf Patienten mit Berufsdermatosen dargelegt (Kap. 5). Mit Kap. 6 folgt dann der methodische Teil. Hier werden die Ziele und Fragestellungen der Studie dargestellt. Dann werden das Erhebungsinstrumentarium sowie die Datenerhebung beschrieben. In diesem Teil der Arbeit wird auch die Deskription der Stichprobe vorgenom- 1 Einleitung 4 men (soziodemographische Daten; krankheits- und behandlungsbezogene Daten). Die Auswertungsmethoden werden kurz skizziert. Die Ergebnisse der Studie werden ausführlich in Kap. 7 beschrieben. Abschließend erfolgt in Kap. 8 eine Zusammenfassung und kritische Diskussion der Ergebnisse. Implikationen für die Forschung und Ansatzpunkte für die Verbesserung der Praxis der berufsdermatologischen Rehabilitation werden erläutert. Zugunsten einer höheren Lesefreundlichkeit wurde in der vorliegenden Arbeit auf eine explizite Nennung der jeweiligen femininen Begriffe verzichtet. 2 Therapiemotivation 5 2 Therapiemotivation Motivation bestimmt entscheidend das menschliche Handeln. Der Einfluss im alltäglichen Leben ist für jeden erkennbar und auch durch eine Vielzahl von Studien belegt (Nübling, Muthny & Bengel, 2006a). Es ist zunächst zu klären, was unter Motivation im Allgemeinen und im speziellen unter Therapiemotivation, insbesondere Reha-Motivation, zu verstehen ist. Allgemein kann Motivation verstanden werden als: … Annahmen über aktivierende und richtunggebende Vorgänge, die für die Auswahl und Stärke der Aktualisierung von Verhaltenstendenzen bestimmend sind. Die intervenierenden Motivationsvariablen sollen erklären, warum ein Mensch (oder Tier) sich unter bestimmten Umständen gerade so und mit dieser Intensität (Durchsetzung und Beharrlichkeit) verhält. Motivationsvariablen sind neben den Umständen (Stimulus-Bedingungen) die wichtigsten Verhaltensdeterminanten. Zielobjekte und die entsprechenden Zielvorstellungen sind in der Anreiz-Motivationstheorie die entscheidenden Motivationsvariablen (Anreiz). (Dorsch, Häcker & Stapf, 1994, S. 491) Ein Mensch versucht folglich mit Hilfe von Motivation, den Unterschied zwischen einer als unbefriedigend empfundenen Ausgangssituation (Ist-Zustand) und einem direkt oder indirekt umschriebenen erstrebten Zielzustand (Soll-Zustand) zu minimieren oder aufzuheben (Halder, 1981). Gemeint ist eine „… aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs auf einen positiv bewerteten Zielzustand“ (Rheinberg, 2008, S. 15). Allerdings werden aus beobachtbarem Verhalten häufig bereits Motive unterstellt. Rheinberg (2008) stellt fest, dass es sich bei dem Begriff der Motivation um eine Sammelkategorie handelt, unter der viele verschiedene Prozesse und Phänomene subsumiert werden. Die Aufgabe der wissenschaftlichen Motivationspsychologie ist es demnach, die verschiedenen Komponenten und Teilprozesse in ihrem Zusammenspiel zu beschreiben und festzuhalten, deren Auswirkungen und Wechselwirkungen zu erfassen und die Auswirkungen im Erleben und Verhalten aufzudecken. Motivation kann folglich als ein sehr heterogenes Konstrukt verstanden werden. Die inhaltliche Definition kann – je nach wissenschaftlicher Ausrichtung und Forschungsinteresse – variieren, bzw. einzelne Komponenten können hervorgehoben werden, andere in den Hintergrund treten. Wenn über Motivation gesprochen wird, fällt auf, dass eine Vielzahl von Begriffen genannt wird, mit denen jeweils Motivation umschrieben werden soll. Hierzu zählen Compliance, Intention, Erwartungen, Leidensdruck, Einstellungen, Commitment, Adhärenz, Mitwirkungsbereitschaft oder Attributionen. Problematisch erscheint es, Patienten eine man- 2 Therapiemotivation 6 gelnde Motivation zu unterstellen, wenn nicht einmal auf Seite der Forschung einwandfrei und allgemein verbindlich geklärt ist, was eigentlich unter Motivation zu verstehen ist, und wie diese dann gemessen werden soll. Das Zitat von Konrad Lorenz in Kapitel 1 spiegelt bereits einige Probleme und Fallstricke der Motivation wieder. Im Bereich medizinischer und psychosomatischer, wie auch psychotherapeutischer Behandlung, wird oftmals von der Motivation oder in eingeschränkter Weise zumindest von der Compliance des Patienten zur Behandlung ausgegangen. Es ergibt sich dann fast von selbst, dass motivationale Komponenten oft gar nicht erhoben werden. Werden sie erhoben, dann werden häufig keine Konsequenzen daraus gezogen. Laut Hafen (2002) tritt dies umso eher auf, je globaler das Motivationsmaß ist und je unspezifischer sich die Interventionsmöglichkeiten zur Modifikation der Motivation darstellen. Es scheint oftmals übersehen zu werden, dass die Motivation des Patienten nicht immer in ausreichendem Maße vorhanden oder aber anders gelagert ist, beziehungsweise die Förderung der Motivation einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert der Behandlung einnehmen sollte. Es ist anzunehmen, dass sich eine hohe Motivation auf den Behandlungserfolg günstig auswirken kann. Festzustehen scheint, dass ein Patient, der eine wie auch immer geartete therapeutische Maßnahme durchläuft, eigene Motive für die Behandlung mitbringt. Ob sich diese jedoch mit den Motiven des oder der Behandler decken, ist oftmals unklar. Gerade im klinischen Kontext werden heute hohe Anforderungen an die Mitarbeit des Patienten gestellt, zumal der Patient oft von einem multiprofessionellen Team behandelt wird, und die Eigeninitiative des Patienten über das bloße Aufsuchen von Behandlungssettings hinausgeht. Es ist somit sinnvoll neben der Bestimmung allgemeiner motivationaler Komponenten situationsspezifische Motivation zu erfassen, um z. B. im klinischen Setting Erkenntnisse über die Determinanten der Inanspruchnahme und Mitarbeit des Patienten zu gewinnen und zu nutzen (Nübling et al., 2006a). Therapie- und Behandlungsabbrüche bzw. Behandlungen, die trotz großem Aufwand seitens der Behandler nicht erfolgreich sind, verursachen enorme Kosten im Gesundheitssystem. Hierfür werden oft nicht erkannte, beachtete oder geklärte motivationale Defizite – oft im Nachhinein – mitverantwortlich gemacht. Meichenbaum und Turk (1994) z. B. berichten von einer Abbruchrate von bis zu 80% in Bezug auf die vorzeitige Beendigung allgemeinmedizinischer Behandlungen. Es ist davon auszugehen, dass ein beachtlicher Teil der Behandlungsund Folgekosten von Erkrankungen durch die Besserung der Compliance der Patienten gespart werden könnte. 2 Therapiemotivation 7 Hinzu kommt, dass nicht immer klar ist, ob ein Patient eine Behandlung nicht so absolviert, wie angezeigt, weil er nicht kann, oder weil er nicht will. Anscombe (1986) weist – wenn auch für den Bereich der Psychotherapie – darauf hin, dass diese beiden Patientengruppen unterschiedlich behandelt werden sollten. Heute existieren hauptsächlich Studien, die sich mit dem Thema Motivation und Behandlungsergebnis beschäftigen. Hierbei deuten die Ergebnisse auf einen moderaten positiven Zusammenhang zwischen Motivation und Ergebnis hin. Verhältnismäßig wenige Studien existieren zum Zusammenhang von Motivation und Behandlungsaufnahme (Nübling et al., 2006a). Häufig wird auch den komplexen Wechselwirkungen zwischen einzelnen motivationalen Aspekten nicht genug Rechnung getragen. 2.1. Definitionsansätze von Therapiemotivation und Compliance In der deutschsprachigen Literatur werden die Begriffe Psychotherapiemotivation, Therapiemotivation und Compliance oft synonym verwendet (Veith, 1997). Hier ist eine Abgrenzung sinnvoll und nötig. Unter THERAPIEMOTIVATION kann demnach ein aktives, vom Patienten bewusst eingegangenes und auf Kooperation zielendes Engagement verstanden werden, das darauf abzielt, ein therapeutisches Resultat zu erzielen oder aber präventiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun (Meichenbaum & Turk, 1994). Therapiemotivation sollte zudem als Prozess verstanden werden (Veith, 1997). Demnach ist Therapiemotivation nicht gleich bleibend (Motivation als Trait), sondern ein multidimensionales, dynamisches Konzept. Diese dynamische Konzeptualisierung wird heute als Alternative zu einem eigenschaftsorientierten Modell von vielen Wissenschaftlern vorgeschlagen (z. B. Dahle, 1995; Michalak & Vielhaber, 1996; Miller, 1985; Schmelzer, 1998; Willutzki & Koban, 1999). Dem eigenverantwortlichen Selbstmanagement des Patienten wird heute eine große Rolle zugewiesen. Demnach kann der Arzt als fachlicher Experte angesehen werden, der mit dem Patienten Behandlungsziele festlegt und ihn medizinisch betreut. Der Patient übernimmt im Alltag die Verantwortung für die regelmäßige und adäquate Umsetzung. Kritisch ist anzumerken, dass sich einzelne Patienten möglicherweise durch diese Erwartungen überfordert fühlen und sie infolgedessen als unmotiviert eingestuft werden, obwohl sie dies nicht sind. 2 Therapiemotivation 8 Hier könnte es zu einer falsch-negativen Zuweisung kommen, welche die Problematik des Patienten verschärfen kann. Unter COMPLIANCE hingegen versteht man eher, inwieweit der Patient den Instruktionen, Vorschriften und Anweisungen des Therapeuten oder Arztes nachkommt (Meichenbaum & Turk, 1994). Der Patient nimmt eine eher passive Rolle ein. Compliance könnte somit als ein Teil von Therapiemotivation verstanden werden bzw. eher als eine der möglichen Verhaltensfolgen bei hoher Therapiemotivation (Veith, 1997). Als Beispiel nennt Veith einen Patienten, der sehr motiviert ist, indem er eine Reihe von Kursen, Selbsthilfegruppen etc. zur Behandlung seines Bluthochdrucks aktiv einsetzt und seinen Lebensstil ändert, sein vom Arzt verschriebenes Medikament aber zugunsten der anderen Maßnahmen nur unregelmäßig einnimmt. Man könnte in diesem Fall dem Patienten eine mangelnde Medikamenten-Compliance diagnostizieren, wohl aber lässt sich nicht leugnen, dass es sich trotz allem um eine hochmotivierte Person handelt. Bahmer, Petermann und Kuhl (2007) untersuchten psychosoziale Belastungen bei Psoriasispatienten. Sie weisen darauf hin, dass Patienten, die compliant sind, zwar die Anforderungen der Umwelt, d.h. des Arztes gewissenhaft verfolgen mögen, aber vielleicht die stabile Motivation und Einsicht in die Notwendigkeit einer konsequenten Weiterbehandlung fehle. Die Autoren raten an, hierfür die Selbstbestimmung des Patienten, seine Fähigkeit zum Selbstmanagement und seine Krankheitsbewältigungskompetenzen zu fördern, was sich dann förderlich auf die Motivation auswirke. Nach Basler (1990) wird der Rat des Arztes meist automatisch als rational d.h. richtig angesehen, während der Patient als irrational handelnd eingestuft wird. Der Arzt ist folglich der Wissende (Linden & Priebe, 1990) und der Patient der unwissende Partner der Verbindung. NON-COMPLIANCE des Patienten muss demnach aus Unwissenheit entstehen, irrational sein, und zudem handelt es sich um ein schuldhaftes Verhalten seitens des Patienten (Basler, 1985, 1990). Dass diese Betrachtung einseitig ist, fällt schnell auf, ist doch der Patient der Experte seiner selbst, der viel umfassendere Informationen über seine aktuelle Lebenssituation, seine Wertehierarchie und Interessen besitzt. Der Patient verletzt zwar die Erwartungen, die das System an ihn stellt (Haubl, 1994), die Rationalitätszuschreibung seitens des Arztes und die Irrationalitätszuschreibung seitens des Patienten ist aber unhaltbar. Hierbei wird ein überholtes Rollenverständnis deutlich, nachdem die Krankheitsdefinitionen und Behandlungsempfehlungen des Arztes automatisch richtig und angemessen sind (Petermann & Mühlig, 1998). Non-Compliance wird laut Petermann und Mühlig für fehlende Krankheitseinsicht oder –akzeptanz des Patienten, Therapieverweigerung, mangelnde Medikamentendisziplin 2 Therapiemotivation 9 oder Wissens- und Kompetenzdefizite im Umgang mit der Erkrankung verwendet. Es ist nicht zu vergessen, dass Laien oftmals andere Konzepte über Krankheit und Gesundheit besitzen (Flick, 1998) und andere Bezugssysteme für ihre Entscheidungen zugrunde legen als medizinische Experten. Sie entwickeln subjektive Theorien über die Entstehung und den Verlauf ihrer Erkrankung. Diese Theorien sind geprägt von sozialen/gesellschaftlichen Aspekten (und kulturellen Kontexten), sowie von anderen Faktoren, wie z. B. der Lebensgeschichte, Persönlichkeit oder auch der Art und Dauer der Erkrankung sowie einem gewissen Kausalitätsbedürfnis (Becker, 1984 in Flick, 1998). Bei der Wahrnehmung einer Erkrankung spielen Prozesse der selektiven Aufmerksamkeit eine Rolle. Diese Körperwahrnehmungen werden in einem aktiven Prozess strukturiert. Die Person ist sich oftmals unsicher über ihre Wahrnehmungen und holt weitere Informationen und Vergleiche aus der sozialen Umwelt ein. Die sozialen Abstimmungen und Laienkonsultationen fließen dann in nicht unbeträchtlichen Maße in die Laiendiagnose ein (Faltermaier, 2003). Nach Becker (1984 in Flick, 1998) kommt diesen subjektiven Theorien insbesondere für die Arzt-Patient-Beziehung eine große Bedeutung zu. Hierbei sieht er einen der Hauptgründe für Non-Compliance in dem Unterschied zwischen den Krankheitstheorien des Patienten und denen des Arztes. Subjektive Theorien nehmen folglich Einfluss auf die Behandlungserwartungen und darauf, welche Interventionen ein Patient in Anspruch nehmen und akzeptieren möchte (Klesse, Barth, Härter & Bengel, 2007). Das komplexe Vorstellungssystem von Gesundheit und Krankheit entscheidet darüber, ob ein Patient die Behandlungsmaßnahmen auch in sein Alltagsleben integriert (Faltermaier, 1998). Dies beeinflusst wiederum die Motivation, die Art der Krankheitsbewältigung des Patienten und damit einhergehende Ängste. Subjektive Theorien können sowohl innerhalb einer Gesellschaft, als auch zwischen Nationen stark variieren, und somit unter Umständen zu ganz unterschiedlichem Umgang mit Anweisungen von Ärzten führen, ohne dass hierbei eine bewusste Verweigerung oder Behinderung des indizierten Verhaltens seitens des Patienten geplant war (vgl. Basler, 1990). Bei Laien stoßen beispielsweise Maßnahmen zur Gesundheitsförderung auf Widerstand und Unverständnis, wenn sie sich mit den Vorstellungen des Patienten nicht decken bzw. nicht ausreichend auf dessen Lebensumstände abgestimmt sind (Bengel & Herwig, 2003). Die Nichtbefolgung ärztlicher Verordnungen kann dann aus Sicht des Patienten sinnvoll und adaptiv sein (Basler, 1985). Hinzu kommt, dass auch nicht alle ärztlichen Anweisungen von den Patienten richtig verstanden werden, so dass die Gefahr besteht, fehlendes Verständnis mit Non-Compliance gleichzusetzen (Warschburger, 1998). Immer wieder wird in diesem Rahmen auch auf die ArztPatient-Beziehung eingegangen. Kommunikationsdefizite oder die Aufklärung über Medika- 2 Therapiemotivation 10 mente in verständlicher und überzeugender Sprache seien hier als Beispiel genannt (Schwarzer, 2004). Richards, Fortune, O´Sullivan, Main und Griffiths (1999) unterscheiden zwei Arten von NonCompliance. Unbeabsichtigte Non-Compliance liegt vor, wenn die Intention des Patienten durch Barrieren wie Vergessen durchkreuzt wird. Bewusste Non-Compliance hingegen setzt voraus, dass der Patient zur häufig rationalen Entscheidung kommt, die empfohlene Behandlung nicht durchzuführen. Verzichtet ein Patient aufgrund begründeter Vorbehalte auf die Behandlung, so nennen Petermann und Mühlig (1998) dies sogar „intelligent non-compliance“. Petermann (2004) nennt drei Grundformen unzureichender Compliance. Bei der NonCompliance 1. Ordnung handelt es sich um eine generelle Therapieverweigerung z. B. aufgrund von Fehlinformiertheit, aus religiösen Gründen oder aus Misstrauen. Die Verweigerung bestimmter Therapiemaßnahmen z. B. aufgrund von Nebenwirkungsbefürchtungen, kognitiver Überforderung oder Bequemlichkeit wird als Non-Compliance 2. Ordnung bezeichnet. Als Non-Compliance 3. Ordnung wird das eigenmächtige oder unbeabsichtigte Modifizieren der Verordnungen verstanden. Diese kann z. B. durch Angst vor Toleranzentwicklung oder dem mangelnden Verständnis der Wirkweise der Behandlungsdauer entstehen. Basler (1990) schlägt vor nur die Patienten als non-compliant einzustufen, die vom vereinbarten Therapieplan abweichen obwohl ein informierter Konsens und ein erzieltes Arbeitsbündnis bestehen. Die einzelnen Facetten und Komponenten, die mit Compliance in Verbindung gebracht werden, stellt Petermann (2004) anschaulich in einem Schaubild dar (Abbildung 1). Abbildung 1: Bedeutungsfacetten und Faktoren der Compliance (entnommen aus Petermann, 2004, S.94) 2 Therapiemotivation 11 In den letzten Jahren entstand in der Forschung eine „… Akzentverschiebung vom Begriff der Compliance hin zum Begriff des ‚empowerment’: „Der informierte und autonome Patient ist zum erstrebenswerten Ziel geworden“ (Eberding & von Schlippe, 2001, S. 277). Compliance wird nicht mehr als starres Befolgen im Sinne eines Therapiegehorsams gesehen, sondern meint die Bereitschaft, notwendige Therapieerfordernisse mitzugestalten und umzusetzen. Auch Basler (1985) nennt als wichtigste Maßnahme zur Förderung der Compliance (besonders bei Langzeitbehandlungen) den Patienten an Diagnose und Therapieplanung zu beteiligen. Hierzu zählt die Klärung und Beachtung der Erwartungen, der Lebenssituation und des Wissensstands der Patienten. Fittschen (2002) schlägt als Alternative für den Begriff der Compliance den Begriff Adhärenz vor, da nach heutigem Verständnis eher von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ausgegangen werden könne. Demnach ist Compliance unter modernen Gesichtspunkten eine Verhaltensweise, die als komplex, dynamisch und kontextabhängig beschrieben werden kann (Petermann, 2004). Es kann sein, dass ein Patient regelmäßig seine Behandlungstermine wahrnimmt. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass er auch compliant ist in Bezug auf eine Lebensstiländerung oder die Einhaltung des Medikamentenschemas (Basler, 1990). Interessant ist Baslers Hinweis, dass es kaum Untersuchungen gibt, in denen Verhaltensweisen oder Persönlichkeitsmerkmale des Arztes als Interaktionspartner des Patienten erhoben werden. Hiermit wird deutlich, dass dem Patienten meist eine deutlich größere Verantwortung für die Compliance zugesprochen wird, als dem Arzt. Ob dies tatsächlich immer der Fall ist, sollte in weiteren Studien untersucht werden, zumal die Forschungslage dafür spricht, dass gerade der Kommunikation und Interaktion zwischen Arzt und Patient (und im psychotherapeutischen Bereich der therapeutischen Arbeitsbeziehung) eine große Bedeutung zukommt. Festhalten kann man, dass es keine unmotivierten Patienten gibt. Die Frage ist aber, ob der Patient in die gleiche Richtung motiviert ist, wie dies die Gesellschaft oder z. B. im Fall einer Rehabilitation das Rehabilitations-Team von ihm erwartet. 2.1.1 Spezifikation Rehamotivation Der Begriff der REHAMOTIVATION ist hier dem Begriff der Therapiemotivation als eine Form der Spezifizierung unterzuordnen. Es handelt sich um ein mehrdimensionales Konstrukt, das sich laut Bengel und Jäckel (2004) aus sehr unterschiedlichen und zudem relativ unabhängigen Teilkomponenten zusammensetzt (z. B. Leidensdruck, Wissen über bevorste- 2 Therapiemotivation 12 hende Behandlung). Die Bezeichnung Rehamotivation bezieht sich hierbei auf das Setting. Es handelt sich um „… die Bereitschaft des Patienten, an der Rehabilitation aktiv teilzunehmen, unabhängig davon, welche Art von Behandlung für diesen Patienten indiziert ist. RehaMotivation umfasst im Sinne des bio-psycho-sozialen Modells die Bereitschaft eines Patienten, aktiv am ganzheitlichen Prozess der Rehabilitation mitzuwirken.“ (Hafen, Bengel, Jastrebow & Nübling, 2000, S. 6). Es geht letztlich darum, dass Patienten in der Rehabilitation Gelerntes in den Alltag umsetzten, Verhaltensänderungen stabilisieren und zudem gesundheitsförderliche Formen des Copings mit der Erkrankung entwickeln (Slangen, Kolip & Greitemann, 2005). Die Bedeutung der Motivation des Patienten für den Rehaprozess ist unbestritten und der Erfassung motivationaler Faktoren (zu Beginn oder vorab einer Rehabilitation) kommt nach Hafen et al. (2000) und Nübling et al. (2006a) eine entscheidende Bedeutung zu. Erstens kann die differentielle Zuweisung von Patienten zu bestimmten Behandlungsformen verbessert werden. Zweitens können Patienten mit motivationalen Defiziten bestimmten motivationsfördernden Maßnahmen zugewiesen werden, und drittens kann somit die Erfolgsbewertung der Behandlung besser vorausgesagt werden. Allerdings wird in der Praxis häufig vom Vorhandensein der Rehamotivation ausgegangen, ohne dass diese näher erfasst wird. Dem gegenüber steht ein Defizit an empirischen Untersuchungen. Dies mag auch daran liegen, dass bisher kaum rehabilitationsspezifische und standardisierte Messinstrumente vorliegen (Hafen, Jastrebow, Nübling & Bengel, 2001). Wünschenswert wäre, wenn es gelänge, Unterschiede nicht nur in der Quantität der Motivation, sondern auch in der qualitativen Ausprägung zu erheben. Ein Patient kann laut Nübling et al. (2006a) z. B. hochmotiviert an der somatischen Behandlung mitwirken, aber nur eine geringe Bereitschaft aufweisen an indizierten psychologischen Maßnahmen teilzunehmen (oder umgekehrt). Hafen et al. (2000) nennen auf der Grundlage einer Literaturanalyse vierzehn für RehaMotivation relevante Dimensionen. In Anlehnung an Petry (1993), der sich intensiv mit der Motivation Suchtkranker beschäftigte, wurden diese vierzehn Dimensionen drei Oberkategorien (Behandlungsdisposition, Behandlungsbereitschaft, Behandlungsaktivität) zugeordnet. Unter Behandlungsdisposition werden die Erwartungen an und die Einstellungen zur Behandlung, die Hoffnung und Erfolgserwartung, das Wissen, die Eigenverantwortung für den Behandlungserfolg und die Kompetenzerwartung des Patienten subsumiert. Behandlungsbereitschaft meint den Leidensdruck und die Dringlichkeit des Behandlungsbedürfnisses. Zu dieser Kategorie wird auch der Krankheitsgewinn, die Leugnung von Hilfsbedürftigkeit, der 2 Therapiemotivation 13 Änderungswunsch des Patienten sowie die Bereitschaft/der Wille, für eine geeignete Behandlung Opfer zu bringen, gezählt. Die Initiative, realistische Zielsetzung, aktives Engagement, die Förderung der Gesundheit und die Anerkennung der Notwendigkeit einer Verhaltensänderung werden unter der Kategorie Behandlungsaktivität zusammengefasst. Diese vierzehn Dimensionen dienten auch als Grundlage zur Itemformulierung bei der Entwicklung des Rehamotivationsfragebogens PAREMO-20 (vgl. Kap. 6.4.1). Bischoff, Erhardt, Limbacher und Husen (2000) weisen auf motivationale Probleme bei Patienten hin, die sich in stationäre psychosomatische Rehabilitation begeben. Hierzu zählen sie u.a. die Angst von zu Hause wegzugehen, sich der neuartigen Kliniksituation auszusetzen, frustrierende Erwartungen auf der Basis eines organmedizinisch geprägten Krankheitskonzepts oder die unfreiwillige Zuweisung zur Klinik bei schwebendem Rentenverfahren. Ein Überblick über Rehabilitation in Deutschland und speziell die Rehabilitation bei Hauterkrankungen, sowie die rehabilitative Maßnahme, die den Rahmen für die hier vorgestellte Studie liefert, findet sich in Kap. 4. 2.2 Theoretische Beiträge zur Therapiemotivation Verschiedene theoretische Ansätze und Konzepte zur Beschreibung und Erklärung von Motivation lassen sich finden. Hierzu zählen nach Nübling et al. (2006a) Bedürfnis-Reduktionsmodelle (Druckmodelle), Erwartungs-Mal-Wert-Modelle (Zug-Modelle) wie z. B. Theorien zur Erklärung von Gesundheitsverhalten, Wachstumstheorien, intrinsische und extrinsische Motivation sowie Negativ- und Positiv-Motivierung, wobei Konzepte wie Leidensdruck, positive Verstärkung oder der Selbstmanagementansatz genannt werden. Bis heute gibt es viele Konzeptualisierungen und Operationalisierungen des Begriffs der Behandlungsmotivation, jedoch noch kein einheitliches Konzept oder allgemeingültiges Modell zur Therapie- oder Rehamotivation. Schneider (1990) z. B. kritisiert, dass Begriffe wie Leidensdruck, Patientenerwartungen oder Therapiemotivation in der Literatur häufig genannt werden, im Bereich der Forschung aber auf empirischer oder theoretischer Ebene lange vernachlässigt wurden. In den letzten Jahren erfreut sich diese Forschungsrichtung jedoch eines wachsenden Interesses. Im Folgenden werden Konzepte und Modelle zur (Therapie/Reha)Motivation dargestellt, wobei hier kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird. 2 Therapiemotivation 14 Begriffe wie Leidensdruck oder sekundärer Krankheitsgewinn stehen in psychoanalytischen Theorien zum Thema Therapiemotivation im Vordergrund. Demnach stehen Leidensdruck und sekundärer Krankheitsgewinn in einem dynamischen Wechselspiel (Konflikt) zueinander und entscheiden darüber, ob ein Patient sich einer Behandlung unterziehen möchte, oder nicht (Dahle, 1995; Veith, 1997). Der „…Gewinn, den der Kranke aus den Symptomen zieht, weil sie ihm objektive (nicht subjektive) Vorteile verschafft…“ wird von Freud als sekundärer Krankheitsgewinn bezeichnet (1913, zit. nach Hoffmann & Hochapfel, 1979, S.61). Nur wenn die Therapiemotivation, die durch den Leidensdruck angetrieben wird, größer als der sekundäre Krankheitsgewinn ist, dann können Veränderungen beim Patienten eintreten (Künzel, 1982; Künzel & Wottawa, 1985; Nübling, 1992). So merkte Freud an, dass Psychotherapie nicht bei Personen angewendet werden könne, „…die sich nicht selbst durch ihr Leiden in die Therapie gedrängt fühlen, sondern sich einer solchen [Psychotherapie] nur infolge des Machtangebotes ihrer Angehörigen unterziehen.“ (Freud, 1952, S. 21). Dies ist auch auf Rehamotivation übertragbar. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ein Patient alle Anstrengungen unternehmen wird, um seine Reha-Maßnahme möglichst effektiv zu nutzen, wenn er selber nicht unter seiner Erkrankung leidet bzw. keine großen Beeinträchtigungen durch seine Erkrankung wahrnimmt. Freuds allgemeines Konzept wurde nur wenig verändert, sondern lediglich weiter ausdifferenziert. Während in der triebdynamischen Theorie zur Therapiemotivation von Dollard und Miller (1950) die Meidung einer Therapie besonders durch negative Affekte – wie z. B. Angst vor der Konfrontation mit dem Problem oder Schamgefühle – erklärt wird, gehen Freyberger und Brinker (1994) davon aus, dass emotionale Ohnmacht und Angst dazu beitragen, medizinische und psychologische Hilfe aufzusuchen. Hierbei lösen, laut den Autoren, Gefühle des Kontrollverlustes über Körperfunktionen Angst und Ohnmacht aus. Sie sprechen von drei Arten von „Verleugnungsarbeit“ im Zusammenhang mit psychischen Adaptationsprozessen bei chronisch körperlich Kranken, die Einfluss auf die – wie sie es nennen – Compliance des Patienten haben. Bei der „realitätsgerechten Verleugnungsarbeit“ (S.183) hat der Patient noch so viel selbstreflektorischen Spielraum, dass er die Notwendigkeit einer Behandlung noch ausreichend wahrnehmen kann und somit am motiviertesten sein sollte. Wenn ein Patient eine „zu schwach ausgebildete Verleugnung“ (S.183) hat, überschätzt er die Schwere der Erkrankung und deren Behandlungsfolgen, was ein „klagsam-anklagendes Agieren“ (S.183) zur Folge haben kann. Dadurch schränkt sich die Compliance ein. Die Compliance kann aber auch eingeschränkt werden, wenn bei dem Patienten eine „zu stark ausgebildete Verleugnung“ (S.183) vorliegt. Patienten unterdrücken dann die wichtigen Wahrnehmungen zum 2 Therapiemotivation 15 Krankheitserleben und Behandlungsverständnis. Die Autoren schlagen zur Behebung einer nicht realitätsgerechten Verleugnungsarbeit eine supportiv-psychotherapeutische Arbeitsbeziehung vor. Auch Nemiah (1955) ist der Ansicht, dass fehlende Motivation durch die Manifestation zugrunde liegender emotionaler Konflikte zu erklären sei. Diese fallen häufig mehr ins Gewicht, als die Verletzung oder Krankheit eines Patienten selbst. Lane und Barry (1970) beschäftigten sich schon vor fast 40 Jahren mit Rehamotivation. Sie unterscheiden zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Für die intrinsische Motivation ist demnach insbesondere die Rolle des Selbstkonzepts und dessen Einfluss auf das Verhalten sowie das Konzept der Hoffnung wichtig. Variablen der extrinsischen Motivation hingegen sind Verstärkermöglichkeiten, Verhaltensmodifikation, soziologische Faktoren, die Klient-Behandler Beziehung und die Einstellung gegenüber körperlich eingeschränkten Personen. Sie stellen fest, dass das Konzept der Motivation alle Aspekte des Verhaltens umschließt. Wird Motivation als intrinsisch aufgefasst, dann handelt es sich um Motivation, die innerhalb des psychologischen Systems einer Person entsteht. Das Ergebnis von Kräften und Variablen außerhalb des Klienten könne dann als extrinsische Motivation verstanden werden (Barry & Malinovsky, 1965). Schmelzer (1998) und Michalak und Vielhaber (1996) verwenden die Begriffe PositivMotivierung und Negativ-Motivierung. Mit Positivmotivation ist das Streben nach persönlich hoch geschätzten/positiven Zielen gemeint. Laut Schmelzer (1998) fungiert diese wie ein Motor, der auch nach Therapieende weiterläuft und auch als intrinsische Motivation bezeichnet werden kann. Bei der Negativ-Motivierung handelt es sich um die Reduktion negativer Zustände, die wieder absinkt, sobald der Leidensdruck abnimmt. Auch Hafen (2002) weist auf die Gefahr der negativen Motivation hin und merkt an, dass nach Beseitigung des als aversiv erlebten Ausgangszustandes die Therapiemotivation sinkt. Somit kann die positive Motivation als langfristig hilfreicher verstanden werden. Sie bleibt auch beim Wegfall negativer Motivationskomponenten bestehen. Ruff und Werner (1987) wiederum unterscheiden zwischen bewussten und unbewussten Motiven, die wichtig sind um die Therapiemotivation des Patienten zu verstehen. Neben bewussten Motiven nach Heilung und Therapie können zusätzliche, unbewusste Motive eine wichtige Rolle spielen, so dass der Wunsch nach Behandlung als komplexes Gebilde verstanden werden kann. Hierbei unterteilten sie in Anlehnung an Keller (1981) den Behandlungswunsch des Patienten in vier Gruppen von Motiven. Sie heben in ihrem Modell sowohl den Stellenwert kognitiver als auch affektiver Komponenten der Therapiemotivation hervor und betonen auch 2 Therapiemotivation 16 persönlichkeitsstrukturelle Merkmale. Die Zielsetzungen und Einstellungen, die Patienten in Bezug auf ihre Erkrankung haben können, sowie mögliche Behandlungsmodelle von für den Patienten wichtigen Bezugspersonen, sind in dem Konzept integriert. Positiv ist anzumerken, dass auch der Einfluss von Umweltvariablen auf die Therapiemotivation berücksichtigt wird. Allerdings konnten die Autoren ihre Modellvorstellungen in eigenen Untersuchungen nicht durchgehend stützen. Zum Thema Therapiemotivation werden auch Modelle wie das Health Belief Model genannt (entnommen aus Basler, 1985, 1990). Danach ist die Annahme, dass sich Patienten nur dann an Empfehlungen so genannter medizinischer Experten halten, wenn diese sich mit den Überzeugungen (health beliefs) und Erwartungen des Patienten decken. Hierbei ist die Voraussetzung, dass der Patient über das Gesundheitsproblem informiert ist und Gesundheit auch als anzustrebender Wert gilt. Demnach begünstigen die wahrgenommene Gefährlichkeit der Krankheit (perceived seriousness), die wahrgenommene Gefährdung durch die Krankheit (perceived susceptibility), der wahrgenommene Nutzen des kooperativen Verhaltens (perceived benefits) und die wahrgenommenen Barrieren, die einer Befolgung der ärztlichen Empfehlungen entgegenstehen (perceived barriers) ein compliantes Verhalten seitens des Patienten. Der Nutzen der Maßnahme muss die Kosten übersteigen (Kosten-Nutzen-Analyse). Mit Nutzen sind nicht nur materielle sondern auch psychische Bedingungen gemeint (z. B. zu erwartende Ängste/Schmerzen, Verlust an Freizeit). Im Modell wird anschaulich dargestellt, dass die Bereitschaft, die sich auch tatsächlich in beobachtbarem Verhalten umsetzt, von vielen Faktoren abhängig ist. Hierzu zählen verhaltensbeeinflussende Faktoren (z. B. Medien, Aufklärungen durch den Arzt, Ratschläge durch Bezugspersonen) sowie weitere Variablen, wie soziodemographische Variablen, Angstbereitschaft und die subjektive Wahrnehmung, selber zur Gesundheit beitragen zu können. Über die Jahre wurde das Modell mehrfach verändert und erweitert. Angenommen wird, dass „health beliefs“ beim Patienten eine Handlungsbereitschaft hervorrufen. Wenn Handlungsanreize bestehen, wird diese dann in konkretes Verhalten umgesetzt. Eine Weiterentwicklung ist das REACT-Modell von Ajzen und Fishbein (dargestellt in Basler, 1990). Hier werden zusätzlich die Abhängigkeiten des Verhaltens von introjizierten sozialen Normen einbezogen sowie auf verschiedenen Ebenen Determinanten des Verhaltens beschrieben. Im Modell werden Intentionen als motivationaler Faktor genannt, die als Vorläufer jeglicher Verhaltensänderung angesehen werden. Verursacht werden diese durch die Einstellungen dem Verhalten gegenüber und durch subjektive Normen. Die Absicht ein bestimmtes 2 Therapiemotivation 17 Verhalten zu zeigen muss stark genug ausgeprägt sein, bevor eine Veränderung erfolgen kann. Nur die jeweils stärkste Intention führt hierbei zu bestimmten Verhaltensänderungen, so dass auch die anderen Verhaltensmöglichkeiten bedacht werden müssen. Betrachtet man den Selbstmanagement-Ansatz (Schmelzer, 1998), so werden auch hier sechs Aspekte genannt, die sich durch den Behandlungsprozess ziehen und die Motivation von Patienten generell fördern sollen. Hierzu zählen die maximale Mitsprache und persönliche Kontrolle seitens des Patienten, selbst gesetzte Ziele als Motivationsquelle, die Förderung der Selbsteffizienz (self-efficacy), Selbststeuerung und Selbstmotivierung sowie maximale Transparenz und das Prinzip der Freiwilligkeit. Darüber hinaus wird vorgeschlagen eine Motivationsanalyse durchzuführen (die auch zur Analyse von Widerstand und präventiv zur Vorbeugung von Motivationsproblemen genutzt werden kann), wenn ein Patient eine bestimmte, zielorientierte und „therapeutisch sinnvolle“ Handlung nicht umsetzt. Der Autor nennt drei mögliche Quellen von Motivationsproblemen (fehlendes, inadäquates Wissen/fehlendes, inadäquates Können/fehlende, inadäquate Motivation) sowie Möglichkeiten der Abhilfe (z. B. Wissensvermittlung, Kompetenzaufbau, Abbau von Motivationshindernissen). Tabellarisch sind zudem eine Reihe spezieller Motivierungsstrategien dargestellt. Der interessierte Leser sei hier auf Schmelzer (1998, S. 44) und Kanfer, Reinecker und Schmelzer (1990, S. 220 ff.) verwiesen. Geelen und Soons (1996) beschreiben ein Modell, wie im Kontext der Patient-BehandlerInteraktion mit motivationalen Problemen bei Patienten in der Rehabilitation umgegangen werden kann. Demnach kann ein „perfektes Rehaprogramm“ trotzdem scheitern, wenn der Patient nicht an sein Potential – oder das des Programms – glaubt. Hierbei geht es primär darum, wie der Patient die eigenen Chancen auf eine erfolgreiche Rehabilitation wahrnimmt und evaluiert (cognitive appraisal). Stagniert ein Rehaprozess, werde der Patient dazu aufgefordert, sich mehr anzustrengen oder zu üben. Hat der Patient aber z. B. Angst vor Versagen, dann würde dieser Druck die Motivation des Patienten zusätzlich schmälern. Wenn dies dann nicht aufgeklärt werde, könne ein zirkulärer negativer Interaktionsstil entstehen, wobei der Druck der Behandler das eigentliche Problem werde. Demnach ist Motivation kein unabhängiger Faktor innerhalb einer Person, sondern „… it is something created within the person himself and in interaction with their environment“ (Geelen & Soons, 1996, S. 71). Motivation wird hier als zielgerichtet verstanden und bezieht sich auf die Lebensumstände, Bedürfnisse, Erwartungen, Interpretationen, Werte und Ängste des Patienten. Der Wert der 2 Therapiemotivation 18 Maßnahme z. B. wird aus therapeutischer Sicht in verbesserten funktionalen Fähigkeiten und gesteigerter Unabhängigkeit des Patienten gesehen. Der Patient selber sieht auch diese Werte, aber möglicherweise auch noch andere, die für ihn wichtiger sein könnten. Vielleicht erlebt der Patient durch wachsende Unabhängigkeit durch die Maßnahme das sinkende Interesse bzw. die sinkende Zugewandtheit ihm wichtiger Personen. Der sekundäre Krankheitsgewinn würde dann abnehmen, und somit die Motivation unter Umständen ebenfalls sinken. Die Aussicht, nach der Maßnahme wieder mehr Pflichten anzunehmen, kann als Belastung angesehen werden, wenn die Person sich unsicher ist, ob sie diese auch erfüllen kann. Auch wenn der Patient z. B. seine Erkrankung als Bestrafung (z. B. aus religiösen Gründen) ansieht, kann dies die Motivation behindern. Laut Geelen und Soons besteht die Kernfrage darin herauszufinden, warum dieser bestimmte Patient in dieser bestimmten Hinsicht und unter diesen spezifischen Bedingungen nicht motiviert erscheint. Sie nennen eine Reihe von „Symptomen“ motivationaler Probleme. Diese können sich z. B. in Ärgerreaktionen oder einer überkritischen Art gegenüber dem Personal oder in sinkender Initiative des Patienten zeigen. Geelen und Soons liefern eine Übersichtstabelle mit praktischen Ratschlägen, wie mit motivationalen Problemen in der Praxis umgegangen werden kann (1996, S. 72). Sie beschreiben das Modell von Birren und Schaie (1985; in Geelen & Soons, 1996), die Atkinsons Erwartungs-Mal-Wert-Modell für den Rehaprozess angepasst haben. Demnach gestaltet sich das Modell wie folgt: M = (P(Os) x V): C. Das M steht für Motivation. P(Os) steht für die subjektive Wahrnehmung der Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Rehaausgang, wenn der Patient die nötigen Anstrengungen unternimmt. Der Patient fragt sich, wie wahrscheinlich es ist, dass die Rehabilitation ihn mit dem versorgt, was er erwartet. Diese Bewertung kann sich von der objektiven Chance auf eine gute Genesung unterscheiden. Das V steht im Modell für den individuell wahrgenommenen Wert (Nützlichkeit) eines erfolgreichen Rehaprozesses unter der Annahme, dass die festgelegten Ziele erreicht sind. Mit C ist die Wahrnehmung der Ergebniskosten und der Kosten der Rehabilitation an sich für den Patienten gemeint. Hierbei können ganz unterschiedliche Kosten anfallen (materiell, physisch, psychisch, sozial), wie z. B. die Konfrontation mit der Unfähigkeit für etwas, Gefühle von gefährdetem Selbstbewusstsein, Schmerzen oder sinkende Zuwendung durch andere. Laut Modell erhöht sich die Motivation proportional, wenn (P(Os) x V) sich erhöht, während C sinkt. Anders herum gesprochen gilt: je größer C, desto kleiner M, wobei (P(Os) x V) konstant bleiben. Nach Geelen und Soons können die Kosten nicht einfach zu einem Index aufaddiert werden, 2 Therapiemotivation 19 da sie individuell unterschiedlich bewertet werden. Weil den Mitarbeitern einer Einrichtung der schmälernde Motivationseffekt durch die Kosten bekannt ist, würden die Kosten von den Mitarbeitern häufig nicht besprochen bzw. als unwichtig abgetan. Sie weisen darauf hin, wie wichtig es ist, die Kosten trotzdem anzusprechen, da es auch möglich sei, dass Patienten Kosten überschätzen. Gemeinsam könnten die wahrgenommenen Kosten modifiziert werden und letztlich auch als Motivator dienen. Übertragen auf die Dermatologie z. B. könnte man einem Patienten erklären, dass die Salbe nicht nur brennt, sondern auch gut helfe. Dies kann dann dazu führen, dass das Brennen der Salbe vom Patienten nicht mehr als Unannehmlichkeit sondern als Nutzen interpretiert wird, und der Patient motiviert ist die Therapie fortzuführen. Demnach ist eine gute Kommunikationsfähigkeit und Empathie der Behandler erforderlich, um die Motivation des Patienten zu fördern. Ob ein Rehaprogramm vom Patienten akzeptiert wird und ob und wie schnell die Therapieziele erreicht werden ist folglich zum Teil abhängig davon, wie die Kommunikation zwischen Patient und Behandler abläuft, und wie die Kognitionen und affektiven Charakteristika der Patienten sind. Gemeinsam mit dem Patienten sollte herausgearbeitet werden, wie und warum die Rehabilitation für den Patienten lohnenswert sein könnte. Da es kein allgemeingültiges Rezept für Motivation gibt, müsse der Arzt – am Besten vom Beginn des Rehaprozesses an – die Wahrnehmungen, Kognitionen, Werte und sozialen Situationen des Patienten ansprechen und gegebenenfalls einen Psychologen um Hilfe bitten. Reiche dies auch nicht aus, sei neben der allgemeinen Reha-Maßnahme eine Verhaltenstherapie zu empfehlen. Auch Höring (2008) empfiehlt ein Coaching oder Training kommunikativer Kompetenzen seitens des Behandlers (Bereich der Dermatologie). Dadurch könne auf Seiten des Arztes eine Entlastung im Berufsalltag stattfinden, die sich dann in verbesserter Compliance des Patienten zeige und damit die Wirksamkeit der Behandlung und die Zufriedenheit des Patienten steigere. Basler (1985) geht noch weiter. Er sieht einen Therapieabbruch als Resultat einer missglückten Interaktion nicht nur zwischen Arzt und Patient, sondern auch signifikanten Dritten (z. B. Familie), die Einfluss auf das Verhältnis der PatientBehandler-Beziehung haben können. Krause hat bereits 1966 ein an die Erwartungs-Mal-Wert-Modelle angelehntes kognitives Modell zur Psychotherapiemotivation entwickelt. Auch er merkt an „Whatever makes applicants have more realistic expectations of the benefits and costs of treatment should make for a better motivated caseload of clients“ (Krause, 1968, S. 576). Krause (1966) nennt drei Bedingungen für die Psychotherapiemotivation. Erstens muss der Patient seine momentane Situa- 2 Therapiemotivation 20 tion ohne therapeutische Hilfe als unannehmbar ansehen. Zweitens muss er die Erwartung haben, dass er kompetente Hilfe bekommt, und drittens darf er die durch die Therapie entstehenden Anforderungen nicht inakzeptabel hoch einstufen. Erst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, begibt sich eine Person auf die Suche nach einem geeigneten Therapeuten. Danach hängt die Motivation von anderen Faktoren ab. Der Patient stellt Kosten-Nutzen-Analysen an. Hierbei spielt die Höhe des erwarteten Nutzens, die subjektiv wahrgenommene Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen des Nutzens und die Zeitdauer, bis der erwartete Nutzen eintritt, eine Rolle. Überwiegt der Nutzen einer Therapie gegenüber den Kosten, beginnt eine Person mit einer Therapie oder beginnt sich zu interessieren. Stellt der Patient im Laufe der Zeit falsche Analysen auf, kann es auch sein, dass er mehr Kosten als Nutzen wahrnimmt und die Therapie abbricht (z. B. zu hohe Erfolgserwartungen). Möglicherweise führt der Patient die Therapie aber trotzdem zu Ende, z. B. um Scham über den geringen Erfolg oder Bedauern über den erfolglosen Aufwand zu vermeiden. Diese Annahmen lassen sich auch auf den Rehaprozess übertragen. Positiv an diesem Modell ist, dass sich durch die allgemeinen Formulierungen die verschiedenen für die Psychotherapiemotivation relevanten Aspekte subsumieren lassen (Schneider, 1990). Trotz einer Reihe von Kritikpunkten, wie z. B. der Tatsache, dass sich das Modell ausschließlich auf kognitive Inhalte stützt und sowohl affektive als auch andere Gesichtspunkte außen vor lässt (Schneider, 1990; Schneider & Basler, 1988; Veith, 1997), betrachten laut Veith (1997) viele Autoren Krauses Theorie als die einzige ausdrücklich auf Therapiemotivation bezogene Theorie. Ferner ist positiv, dass Krause versucht hat, die Motivation auf unterschiedliche Therapiephasen zu beziehen. Das deckt sich mit aktuellen Vorstellungen, Therapiemotivation als prozessualen Vorgang zu verstehen. Auch Zimmer (1983) stellt ein ähnliches Modell auf. So kann es laut Zimmer zu Therapieabbrüchen kommen, wenn die unmittelbaren Kosten sehr hoch sind, der zu erwartende Nutzen aber erst zeitlich verzögert eintritt. Zimmer selber sieht Probleme bei der Operationalisierung, weil die Variablen der Kosten-Nutzen-Verrechnungen erstens subjektiv und zweitens schwer erfassbar seien. Er fragt sich zu recht, wie z. B. emotionale Zuwendung und finanzieller Erfolg miteinander verrechnet werden sollen. Warschburger (1998) weist auf unterschiedliche Kosten-Nutzen-Abwägungen bei Arzt und Patient hin. Der Arzt nimmt demnach eine eher rationale Kosten-Nutzen-Abwägung vor (Bewertung des Therapieerfolgs etc.), die zu einer krankheitsspezifischen Kosten-NutzenAbwägung führt. Der Patient hingegen kommt zu einer eher emotionalen Kosten-NutzenAbwägung (Hoffnungen, Ängste etc.) und damit zu einer umfassenden Kosten-Nutzen- 2 Therapiemotivation 21 Abwägung. Demnach werden bei beiden Entscheidungen getroffen, in die häufig unterschiedliche Variablen eingehen. Ein Arbeitsbündnis zwischen Arzt und Patient, das diese unterschiedlichen Perspektiven berücksichtigt ist somit zentral für die Sicherstellung und Förderung der Compliance. Petermann und Mühlig (1998, S.89-91) nennen eine Reihe von Komponenten der Informationsverarbeitung im Rahmen eines integrativen Modells der kognitiven Determinanten mangelnder Compliance (erweitertes Erwartungs-Mal-Wert Modell), die zum Tragen kommen können: a) Der Patient merkt nicht bzw. will nicht wahrhaben, dass er krank ist, bagatellisiert die Ernsthaftigkeit der Erkrankung oder besitzt ungenügende Informationen über die Krankheit und Behandlung. b) Der Patient ist von den Therapiezielen oder angestrebten Behandlungsresultaten nicht überzeugt oder glaubt, dass die Krankheit von selbst wieder verschwinden wird (Spontanremissionserwartung). c) Der Patient meint, dass die Krankheit (auch ohne Behandlung) keine gravierenden Konsequenzen für sein Leben hat. d) Der Patient glaubt nicht, dass der mögliche Nutzen einer Therapie den Aufwand oder das Risiko rechtfertigt oder befürchtet langfristige Nachteile durch die Behandlung. e) Der Patient glaubt nicht an die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Therapie oder kommt mit überzogenen Erwartungen in die Behandlung. f) Der Patient kann sich nicht vorstellen, dass seine Erkrankung überhaupt beeinflussbar ist. g) Der Patient weiß nicht, was er tun soll oder traut sich nicht zu bzw. besitzt nicht die Fähigkeit, aktiv an der Behandlung mitzuwirken. Demnach gehen diese Einstellungs- und Erwartungskomponenten in individuell unterschiedlicher Gewichtung in die Kosten-Nutzen Kalkulationen des Patienten ein. Schätzt der Patient z. B. seine Erkrankung oder deren Folgen als gering ein, sieht den Verlauf und den Ausgang als undramatisch oder beurteilt die therapeutische Maßnahme als ineffektiv, dann wirkt sich dies negativ auf die Compliance aus. Am größten ist die Compliance demnach, wenn Patienten ihre Symptome deutlich spüren, die Erfahrung machen, dass sie selber etwas zur besseren Bewältigung beitragen können, und sie durch ihr Krankheitsmanagement ihr Schicksal beeinflussen können. Dies deutet auf den Aspekt der Selbstwirksamkeit hin. Die Annahmen erklären auch, warum die Aufrechterhaltung der Motivation gerade bei chronischen Erkrankungen oftmals problematisch ist. Die Autoren schlagen eine Vielzahl von diagnostischen Fragen vor, die angewendet werden sollten, um die Motivation des Patienten zu erfassen. Das Modell lässt sich auf den Oberbegriff Motivation übertragen. Der interessierte Leser wird für eine ausführliche Darstellung des Modells auf die Autoren verwiesen. 2 Therapiemotivation 22 Maurischat und Neufang (2006) übertrugen das Transtheoretische Modell (TTM) von Prochaska und DiClemente (1982, 1992) auf den Bereich der medizinischen Rehabilitation. Prochaska und DiClemente gehen davon aus, dass ein stufenweiser Prozess durchlaufen wird, wenn die Veränderung einer Lebens- bzw. Verhaltensweise indiziert ist und umgesetzt wird. Drei Dimensionen bilden das Modell: Sechs Veränderungsphasen (Phase der Sorglosigkeit → Phase des Bewusstwerdens → Phase der Vorbereitung → Phase der Handlung → Phase der Aufrechterhaltung → Phase der Stabilität) werden auf der zeitlichen Dimension unterschieden, die eine Person auf dem Weg zu einer dauerhaften Verhaltensänderung durchläuft. Eine Person nutzt – in Abhängigkeit von den Phasen – zehn mögliche Veränderungsstrategien, um ihre Erfahrungen, ihre Umwelt oder sich selbst anzupassen. D.h., dass je nach Phase unterschiedliche Strategien angewandt werden. Dadurch lässt das TTM Aussagen darüber zu, wann Personen was tun sollten um erfolgreich weiterzukommen. Die zehn Veränderungsstrategien können zwei übergeordneten Prozessdimensionen zugeordnet werden (affektive und verhaltensorientierte). Zu den Strategien zählt z. B. die Selbstverpflichtung, die SelbstVerstärkung oder die Neubewertung der persönlichen Umwelt, denen jeweils bestimmte Interventionen zugeordnet werden. Außerdem werden im TTM fünf hierarchisch gegliederte, aber miteinander korrelierte Veränderungsebenen festgelegt. Auf diesen Ebenen können sich individuelle Veränderungen auswirken, die in den interpersonalen/sozialen Kontexten stattfinden. Die Ebenen sind: die symptomatische/situative Ebene, dysfunktionale Kognitionen, gegenwärtige interpersonelle Konflikte, Familien- und Systemkonflikte und intrapersonale Konflikte. Meist finde eine Intervention auf der symptomatischen/situativen Ebene statt, wo ein direkter und schneller Zugang zum Patienten am wahrscheinlichsten ist. Auch die Anwendung der Veränderungsstrategien erfolgt mit Bezug auf die Ebenen. Ausgegangen wird davon, dass Veränderungen auf einer Ebene auch Veränderungen auf einer anderen Ebene wahrscheinlich werden lassen, so dass mit der Zeit Veränderungen auf allen Ebenen anzunehmen sind. Zudem wurden als abhängige Variablen die Selbstwirksamkeitserwartung nach Bandura (1997) und deren Gegenspieler – die situative Versuchung – sowie die Entscheidungsbalance in das TTM integriert. Unter Entscheidungsbalance wird die von einer Person vorgenommene subjektive Gewichtung der Kosten im Vergleich zum Nutzen einer Verhaltensänderung verstanden. In Abhängigkeit von den Veränderungsphasen verändert sich das Verhältnis der Vor- und Nachteile systematisch (Prochaska, 1994, in Maurischat & Neufang, 2006). Unter Selbstwirksamkeit wird das Ausmaß der Zuversicht verstanden, ein definiertes Zielverhalten auch unter 2 Therapiemotivation 23 ungünstigen Bedingungen zu zeigen. Die situative Versuchung beschreibt das Ausmaß, in dem ein Zurückfallen in altes Verhalten angenommen wird. Die Selbstwirksamkeitserwartung und die situative Versuchung stehen in Wechselwirkung über die Modellphasen hinweg. Angenommen wird, dass eine Person umso selbstwirksamer wird, je weiter sie die Phasen durchlaufen hat (und desto niedriger die situative Versuchung). Laut Autoren sind die Selbstwirksamkeit und die situative Versuchung insbesondere in späteren Phasen sensitiv für eine Veränderung und somit gute Prädiktoren für einen drohenden Rückfall (vgl. Kap. 2.3.4). Angewendet im Bereich der rehabilitationspsychologischen Forschung wurde das TTM bei Rauchen, Alkoholabhängigkeit und Substanzmissbrauch, sowie vereinzelt bei körperlicher Aktivität bzw. Bewegungsmangel, Übergewicht und Fehlernährung, Psychotherapie und Gesundheitsberatung sowie chronischen Schmerzen, Diabetes und Stressmanagement. Diskutiert wird es auch zur Erhöhung der Compliance bei der Medikamenteneinnahme. Stangier, Heidenreich und Gieler (1997) diskutieren das TTM zur Erhöhung der Motivation von Hautpatienten, ein psychotherapeutisches Behandlungsangebot aufzunehmen. Hierbei benennen sie konkrete Aufgaben/Anforderungen für den Arzt im Rahmen der Phasen wie z. B. die Hilfe, Schritte in Richtung Veränderung des Patienten zu fördern oder in der Phase der aktiven Veränderung eine Psychotherapie zu unterstützen. Härter, Battlehner, Münscher, Graul und Maurischat (2005) z. B. zogen das TTM heran, um die Veränderungsmotivation bei Tinnituspatienten zu erfassen. Sie untersuchten, ob sich die Stadien des Modells durch ein Selbstbeurteilungsinstrument identifizieren lassen. Es ließen sich vier Stadien empirisch bestätigen (Sorglosigkeit, Bewusstwerden/Vorbereitung, Handlung/Aufrechterhaltung, Stabilität). Reusch, Ströbl und Faller (2004) untersuchten Patienten in orthopädischer Rehabilitation. Überprüft werden sollte die Motivation zu Gesundheitsverhalten (sportliche Aktivität, gesunder Ernährung, Entspannungsübungen). Die Autoren ordneten die Patienten auf den Stufen des TTM ein. Beispielsweise ordneten sich fast die Hälfte der untersuchten Stichprobe auf den Stufen Absichtsbildung (26,9%) und Vorbereitung (18,7%) ein. Maurischat und Neufang (2006) sehen die Chance des Modells in der Rehabilitation darin, Patienten zu identifizieren, die sich z. B. in der Phase der Sorglosigkeit befinden (keine Motivation aufweisen). Sie sehen die Aufgabe des Behandlers darin, in Gesprächen gezielt die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass für den Patienten eine Veränderung möglich wird und diese auch dauerhaft beibehalten werden kann (motivational interviewing). Da sich das TTM den Selbstmanagement-Ansatz zu Nutze macht, kann es zu den motivationspsychologischen Modellen gezählt werden. Motivation wird hier als Veränderungsmotivation oder Veränderungsbereitschaft konzeptualisiert (nach Heidenreich, 2000, in Mauri- 2 Therapiemotivation 24 schat & Neufang, 2006). Hierbei werden Motivation und Bereitschaft gleichgesetzt. Veränderungsmotivation wird als eine dynamische Größe angesehen, welche im therapeutischen Prozess beeinflusst und verändert werden kann. Die jeweilige Veränderungsphase, in der sich ein Patient befindet, operationalisiert die Motivation. Die Konstrukte der Entscheidungsbalance und der Selbstwirksamkeit beschreiben differenziert die Veränderung der Motivation. Sie wird durch die Manifestation des veränderten Verhaltens, die zum Phasenwechsel führt, erfasst. Die Motivationslage wird als problemspezifisch betrachtet. Die Autoren nennen als Beispiel eine Person, die nicht motiviert ist, ihr Rauchverhalten zu verändern, aber sehr hoch motiviert und aktiv in Bezug auf ihr Ernährungsverhalten handelt. Hierbei gehen sie davon aus, dass sich die Person in Sinne des TTM in jeweils einer anderen motivationalen Veränderungsphase befindet. 2.3 Bedingungen für die Entstehung und Aufrechterhaltung bzw. Minderung der Therapiemotivation Bei der Betrachtung der theoretischen Ansätze und Konzepte zur Beschreibung und Erklärung von Motivation wird deutlich, dass eine Vielzahl von Faktoren diskutiert wird, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Therapiemotivation verantwortlich ist. Ein allgemeiner Konsens über notwendige Bedingungen besteht bisher nicht. Allerdings werden Variablen wie Erwartungen, Leidensdruck oder Selbstwirksamkeit immer wieder genannt. Motivation wird zudem als vielschichtiges Phänomen betrachtet. Bengel et al. (2003) gehen davon aus, dass eine hohe Therapiemotivation im akuten Stadium einer Erkrankung, bei einer Behandlung mit direkter Medikation oder bei intensiver Betreuung zu erwarten ist. Niedrig ist die Motivation demnach bei Patienten, die keine Risikowahrnehmung für ihr Verhalten haben, die Notwendigkeit einer Lebensstiländerung nicht einsehen oder bei denen eine langfristige Vorbeugung wichtiger ist als eine kurzfristige symptomatische Behandlung. Auch Petermann (1998) nennt eine Reihe von Faktoren, die zu geringer Compliance führen. Neben der mangelnden Einsicht oder Akzeptanz einer Lebensstiländerung nennt er subjektiv beeinträchtigende Nebenwirkungen und motivationale Probleme, wenn die positiven Effekte der Behandlung nicht spürbar sind. In Bezug auf die Nebenwirkungen entwickeln Patienten beispielsweise krankheits- und behandlungsbezogene Ängste. Zum Beispiel können bei Hauterkrankten Cortisonängste zu einer Nichtbefolgung der Medikamenteneinnahme führen. Die tatsächlichen oder befürchteten Nebenwirkungen von Medi- 2 Therapiemotivation 25 kamenten können dazu führen, dass Patienten die Behandlung nicht so durchführen, wie es angeraten wird (Wessely & Lewis, 1989). Ähnlich sieht dies auch Fittschen (2002). Neben chronischen Erkrankungen sei die Compliance auch eher gering bei Patienten, die keine subjektiv spürbare, d.h. durch die Medikation beeinflussbare Symptomatik haben. Auch bei hoher Komplexität der Behandlung, aber insbesondere bei Maßnahmen, die eine erhebliche Umstellung des Patienten in seinem Alltagsverhalten erfordern, sei die Compliance niedrig. Zudem nennt er als weitere Variable eine ablehnende Einstellung im sozialen Umfeld gegenüber der Erkrankung oder Therapie als deutlich motivationsmindernd. Patienten nehmen oftmals hohe Kosten oder Behandlungslängen an, so dass sie zu dem Schluss kommen, dass eine Behandlung nicht akzeptierbar ist (Richards et al., 1999). Petermann und Mühlig (1998) stellen eine Reihe von Risikofaktoren für Compliance tabellarisch dar. Hierzu zählen Krankheitsmerkmale (z. B. hohe Chronizität der Erkrankung, keine äußerlich sichtbare, auffällige oder stigmatisierende Symptomatik), Behandlungsmerkmale (z. B. schlechte Erreichbarkeit des Behandlungsangebotes, hoher Behandlungsaufwand für den Patienten), Behandlungsbedingungen (z. B. lange Wartezeiten bis Behandlungsbeginn, lange Wartezeiten bei Arztterminen), Arzt-Patient-Beziehung (z. B. unbefriedigende Kommunikation oder Unbeholfenheit/Unsicherheit seitens des Arztes), Patientenmerkmale (z. B. negative Vorerfahrungen mit ähnlichen Behandlungen, defensiver Bewältigungsstil, externaler Attributionsstil) und soziale Bedingungen (z. B. mangelnde soziale Unterstützung, materielle/wirtschaftliche Probleme). Ruff und Werner (1987) fanden in ihren Studien z. B., dass das Vorab-Kennenlernen einer Therapieeinrichtung (in diesem Fall Psychotherapie), oftmals in Verbindung mit Voruntersuchungen, die Therapiemotivation steigern kann. Durch das Kennen lernen können vermutlich Vorbehalte und Ängste verringert werden. Es wäre unter Umständen sicherlich hilfreich, wenn die Person, die z. B. in naher Zukunft eine rehabilitative Maßnahme durchläuft, die Möglichkeit hätte, sich die Einrichtung im Vorfeld anzusehen, um sich dann besser praktisch und mental auf den Aufenthalt vorbereiten zu können. Erwartungen könnten schon im Vorfeld der Behandlung geklärt bzw. modifiziert oder relativiert werden. Im Folgenden werden einzelne Komponenten von Therapie- bzw. Behandlungsmotivation, die in der Literatur häufig diskutiert werden, näher erläutert. 2 Therapiemotivation 26 2.3.1 Erwartungen an die Rehabilitation Der Begriff der Erwartung spielt laut Halder (1977) in allen kognitiven Lern- und Motivationstheorien eine wichtige Rolle. Rotter (1954, zit. nach Halder, 1977) geht davon aus, dass Erwartungen subjektive Wahrscheinlichkeiten der Bekräftigung eines bestimmten Verhaltens in einer gegebenen Situation sind. Sie sind abhängig von Erfahrungen, die das Individuum in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen gemacht hat. Außerdem sind Erwartungen auch abgängig vom Ausmaß der Erwartungsgeneralisation, „…bezogen auf die Bekräftigung, in der gleichen oder einer ähnlichen Situation“ (Halder, 1977, S.25). Bezogen auf Rehamotivation kann man davon ausgehen, dass der Patient wahrscheinlich seine vorherigen Erfahrungen hinsichtlich des Erlangens von Bekräftigung aus anderen Situationen überträgt. Dies werden vor allem solche Situationen sein, in denen er schon um Rat und Hilfe gebeten hat. Rehaerwartungen (wie auch Therapieerwartungen) sind folglich das Resultat vorheriger Erfahrungen mit Rehabilitation entweder persönlich, indirekt durch Informationen von anderen oder durch die Medien (Schmelzer, 1998). Dabei handelt es sich meist um „diffuse, implizite, ungeordnete, auch emotional gefärbte Annahmen, die bei aller Subjektivität, d.h. wenn sie aus fachlicher Hinsicht noch so abwegig erscheinen mögen, für Patienten handlungsleitend sind“ (Schmelzer, 1998, S.35). Eng verwandt ist der Begriff der Behandlungserwartungen mit dem Begriff der Therapiemotivation1 (Peters & Löwenberg, 1993). Unter Erwartungen können die Wünsche, Hoffnungen, Ziele, Befürchtungen etc. verstanden werden, die in Bezug stehen zu den Abläufen, Inhalten und Ergebnissen einer Therapie (Schmelzer, 1998). Auch wenn Schmelzer sich primär auf den Bereich der Psychotherapie bezieht, so kann dies doch auch auf den Bereich der Rehabilitation übertragen werden. Demnach ist es sinnvoll bereits beim Erstkontakt die Erwartungen des Patienten zu präzisieren. Der Autor spricht von Rollenerwartungen (z. B. Arzt, Patient), prognostischen Erfolgserwartungen (z. B. Wie viel Hoffnung auf Behandlungserfolg liegt vor?), inhaltlichen Erwartungen (z. B. Welche Probleme und Ziele sollen im Mittelpunkt stehen?), Ablauferwartungen (z. B. Wie soll der Prozess ablaufen?) und Erwartungen aufgrund subjektiver „health beliefs“ (z. B. Wie erklärt sich der Patient seine Schwierigkeiten?). 1 Oettinger und Mayer (2002) gehen davon aus, dass hohe positive Erfolgserwartung zu starker Anstrengung und damit zu einer erfolgreichen Performanz führen. Eine starke Performanz wiederum führt dann zu hohen Erfolgserwartungen. Das optimistische Denken ist hierbei wichtig und gilt als motivationsförderlich. 2 Therapiemotivation 27 Schulz, Winkler und Schröder (1999) führen an, dass falsche Erwartungen oft mit einem niedrigen Informiertheitsgrad der Patienten einhergehen (vgl. Kap. 2.3.8). In der Psychotherapie z. B. bemängeln die Patienten, dass die erwarteten Fortschritte nicht schnell genug eintreffen, was zu Frustration führen kann. Daraus kann man schließen, dass ein Informationsdefizit zu überzogenen oder unrealistischen Erfolgserwartungen führen kann. Schon Goldstein und Shipman (1961) wiesen auf den Zusammenhang von Erwartungen und Behandlungsergebnis hin. Demnach verzeichneten Patienten mit mittlerem Erwartungsniveau die besten Behandlungsergebnisse. Patienten mit zu hohen oder zu niedrigen Erwartungen zeigten ein geringeres Maß an Besserung. Vermutlich sind Patienten mit niedriger Erwartungshaltung nicht ausreichend motiviert, während Patienten mit zu hohen Erwartungen frustriert und enttäuscht werden. Übertragen auf den Bereich der Rehabilitation erfüllt die Erwartungsklärung verschiedene Zwecke. Erstes soll somit die Kooperation zwischen Arzt und Patient erleichtert werden. Zudem können inadäquate Erwartungen modifiziert bzw. korrigiert werden. Auch die Rollenstrukturierung kann somit erfolgen. Ein weiterer Vorteil ist die Induktion positiver Therapieerwartungen und der Aufbau von Therapie- und Änderungsmotivation (Schmelzer, 1998). Grundsätzlich besteht häufig das Problem, dass die unterschiedlichen Erwartungen, die Patienten aber auch die Behandler in der Rehabilitation an den Patienten stellen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Es ist z. B. möglich, dass der Patient ganz andere Prioritäten in Bezug auf seine Gesundung setzt, als sein behandelnder Arzt. Laut Deck (1999) haben die verschiedenen Erwartungen der am Rehabilitationsprozess Beteiligten alle ihre eigene Berechtigung. Problematisch könne es aber dann werden, wenn die individuellen Ziele (Erwartungen) nicht benannt werden und dann als Folge in der Interaktion zu konflikthaftem Verhalten führen. Koch und Haag (1998) stellen diese unterschiedlichen Erwartungsperspektiven anschaulich dar. Der Rehabilitand hat z. B. die Erwartung, durch die Rehabilitation seine körperliche Integrität wieder herzustellen, sein Wohlbefinden zu bessern oder sein emotionales Gleichgewicht wiederzuerlangen. Es geht ihm um die Erarbeitung von Zukunftsperspektiven, die Adaptation an situative Bedingungen und das Durchstehen existenzieller Bedrohung. Das Umfeld des Rehabilitanden wiederum erhofft sich durch die Rehabilitation die Wiedergewinnung der familiären Rolle, der beruflichen Tätigkeit, der finanziellen und sozialen Ressourcen und der sozialen Beziehungen des Betroffenen. Die Mitarbeiter der Rehabilitationsklinik hingegen erwarten eine optimale Compliance des Betroffenen. Er soll sich an die Regeln der Institution anpassen, sich kooperativ verhalten und sich möglichst 2 Therapiemotivation 28 emotional stabil präsentieren, um die Betreuer zu entlasten. Es wird bei der Betrachtung der unterschiedlichen Erwartungsperspektiven schnell deutlich, dass Konflikte vorprogrammiert sind, bzw. der Patient leicht unter Verdacht geraten kann, nicht motiviert zu sein, wenn es nicht zu einer Deckung der Erwartungen kommt. Hierbei sollten laut Basler (1985) nicht nur die Erwartungen bezüglich der zu erreichenden Ziele abgeklärt werden, sondern auch solche, die sich auf die hierfür notwendigen Mittel beziehen. Laut Deck (1999) sind in der medizinischen Rehabilitation zwei Gruppen von Erwartungshaltungen bei Patienten vorzufinden. Die eine Patientengruppe zeichnet sich durch eine aktiv mitwirkende Erwartungshaltung im Sinne des professionellen Rehabilitationsgedanken aus. Die andere Gruppe kann durch eine eher passive, auf Erholung (Kururlaub) oder Wunsch nach Berentung ausgerichtete Erwartungshaltung charakterisiert werden. Dohnke, Knäuper und Müller-Fahrnow (2002) nehmen eine andere Einteilung vor. Nach ihren Studienergebnissen an Patienten in der orthopädischen Rehabilitation können Patienten in die Gruppe derer, die realistische Erwartungen mitbringen und derer die mit überschätzten Erwartungen eine Maßnahme beginnen unterteilt werden. Es zeigte sich, dass der Gesundheitszustand der „Realistischen“ sechs Monate nach der Rehabilitation signifikant besser war, obwohl sich beide Gruppen bei Aufnahme nicht in Parametern wie objektiven Gesundheitsmaßen unterschieden. Es kann daraus gefolgert werden, dass nur durch adäquate Beachtung der Erwartungen des Patienten konkrete und explizite Handlungsleitlinien entstehen können. Dadurch entsteht Klarheit über Möglichkeiten und Grenzen der Maßnahme. Patient und Behandler arbeiten nicht auf der Basis diffuser, unklarer Wünsche und Hoffnungen zusammen. Die Erwartungen geben wichtige Hinweise auf potentielle Behandlungsziele und eröffnen positive Zukunftsperspektiven. Die erste Grundlage für den Aufbau von Motivation wird geschaffen (Schmelzer, 1998). Es wird eine bessere Ausgangsbasis für das Gelingen der Rehabilitation gelegt. Bengel und Herwig (2003) merken ebenfalls an, dass die Erwartungsklärung nicht nur dazu hilfreich ist, dass die Angebote den individuellen Vorstellungen gerecht werden, sondern dass die Klärung der Erwartungen auch zum Motivationsaufbau beiträgt. Genannt wird die subjektive Erfolgserwartung als Prädiktor des Therapieerfolgs bzw. der Therapieziele (Altenhöner, Leppin, Grande & Romppel, 2001; Riedel, 1990). 2 Therapiemotivation 29 2.3.2 Leidensdruck und Krankheitsgewinn In der Praxis ist Leidensdruck ein häufig verwendeter Begriff. Ihm wird z. B. große Bedeutung für die Indikationsstellung bei verschiedenen Therapieverfahren und Behandlungsangeboten sowie für die Prognose beigemessen (Blankenburg, 1981), obwohl bis heute wenig dafür getan wird, sich diesem Patientenmerkmal in der Forschung auf empirischer und theoretischer Ebene adäquat anzunähern, wie dies schon 1990 Schneider feststellte. Trotzdem wird der Leidensdruck häufig genannt, wenn es um Motivation geht. Der Begriff wird heute nicht mehr nur im psychologisch-psychiatrischen Bereich angewendet, sondern hat auch Einzug in den Bereich der somatischen Behandlung gefunden. Erstaunlich ist es, dass trotz der großen praktischen Relevanz weder eine allgemeingültige Definition von Leidensdruck existiert, noch der Begriff oft in psychologischen Wörterbüchern oder Sachverzeichnissen zu finden ist. So findet sich der Begriff z. B. im „Psychologischen Wörterbuch“ (Dorsch et al., 1994) noch nicht. Erst in der Neuauflage von 1998 ist er enthalten. Dort steht Leidensdruck als „…Bezeichnung für das subjektive Erleben einer Störung oder Krankheit als Leiden; hoher Leidensdruck motiviert gegebenenfalls zum Hilfesuchen bzw. zur Mitarbeit in Diagnostik und Therapie“ (Dorsch, Häcker & Stapf, 1998; S. 491). Generell kann psychopathologisch gesehen jeder Leidensdruck als eine emotionale Belastung für den Patienten angesehen werden. Blankenburg (1981, S.639) versucht eine Definition zu finden, indem er sagt: „Das Wort Leidens“druck“ verweist sowohl auf ein Unter-DruckStehen als auch auf die Umwandlung desselben in einen Motivations- und Antriebsdruck“. Es kann demnach in einen primären und einen sekundären Leidensdruck unterschieden werden. Primärer Leidensdruck beinhaltet die Beschwerden und Symptome einer Störung, unter der eine Person leidet. Als sekundärer Leidensdruck wird das Leiden bezeichnet, das erst durch die Folgen einer Störung (nicht durch diese selbst), wie z. B. Eheschwierigkeiten oder die Gefährdung der beruflichen Position entsteht. Ursprünglich geht der Begriff auf Freud zurück, der Leidensdruck in Zusammenhang mit Psychotherapien nannte. Er merkte 1913 an (1952, S. 202): „Der nächste Motor der Therapie ist das Leiden des Patienten und sein daraus entspringender Heilungswunsch…aber die Triebkraft [also der Leidensdruck] selbst muss bis zum Ende der Behandlung erhalten bleiben; jede Besserung ruft eine Verringerung derselben hervor.“ Nach Freud wird das Vorhandensein von Leidensdruck bei einem Patienten vorausgesetzt und als relevant angesehen „…lediglich sein Fehlen wirft Probleme auf und legt sogar (wegen des daraus resultierenden Mangels an Therapiemotivation) Methoden der Provokation desselben nahe“ (1952, zit. nach Blankenburg, 2 Therapiemotivation 30 1981, S. 636). Durch eine Veränderung des Ausgangszustandes zum Positiven erschließt sich die Notwendigkeit einer weiteren Verhaltens- oder Lebensstiländerung für den Betroffenen vielleicht nicht mehr, oder er sieht diese nicht mehr als notwendig an. Andererseits könnte ein sinkender Leidensdruck die Motivation des Patienten auch fördern. Geht es ihm besser, könnte dies auch ein Ansporn sein weiterzumachen. Der Leidensdruck wird von den meisten Autoren als wichtige Variable bei der Feststellung der Therapiemotivation angesehen. Oftmals werden die Begriffe Leidensdruck und Motivation sogar synonym verwendet. Laut Franz et al. (1990) und Veith (1997) wird dem Leidensdruck besonders bei der Motivation, professionelle Hilfe zu suchen und für die Annahme therapeutischer Angebote eine große Bedeutung zugesprochen. Künzel und Wottawa (1985) gehen davon aus, dass Leidensdruck hauptsächlich durch den wahrgenommenen Grad an Behinderung durch die Störung und durch das Gefühl, diese Störung nicht kontrollieren zu können bestimmt wird. Andererseits könnte hoher Leidensdruck aber auch zum Absinken der Motivation führen. Wenn ein Patient z. B. unter seiner körperlichen Erkrankung Stimmungsschwierigkeiten in Richtung des depressiven Pols entwickelt (hoher Leidensdruck), könnte die Motivation durch Faktoren wie geringe Antriebsstärke oder negativ gefärbte Kognitionen verringert sein bzw. zumindest behindert werden. Personen, die internale Kontrollüberzeugungen haben, könnten weniger Leidensdruck verspüren als solche, die sich als von außen kontrolliert wahrnehmen (Riedel, 1991). Ruff und Werner (1987) fanden, dass Patienten trotz eines hohen körperlichen und psychischen Leidensdrucks eine Therapie nicht unbedingt bis zum Ende durchhielten, sondern zunächst hochmotiviert waren, dann aber die Therapie vor Ende abbrachen. Hier wird vermutet, dass die Patienten aufgrund ihres hohen Leidensdrucks auch besonders hohe Erwartungen an die Therapie mitbrachten, die dann relativ schnell enttäuscht wurden. Der Krankheitsgewinn gilt als Gegenspieler des Leidensdrucks. Er wurde schon von Freud als eines der Hauptprobleme in der Psychotherapie genannt. Unter Krankheitsgewinn kann „…die aus der Krankheit erzielbare Befriedigung…“ verstanden werden (Dorsch et al., 1994, S. 411). Es wird wie beim Leidensdruck in einen primären und einen sekundären Krankheitsgewinn unterschieden. Freud vertrat die Ansicht, „…dass ein primärer K. oft die Neurose (als Flucht in die Krankheit oder als vorteilhafte Neubeziehung zur Umwelt durch die Krankheit) motiviert…“ (Dorsch et al., 1994, S.411), während der sekundäre Krankheitsgewinn bedeutet, dass die Erkrankung nachträglich einen Vorteil für die kranke Person hat. So könnten Krankheitssymptome einer Person beispielsweise helfen, einer momentanen, unangenehmen Le- 2 Therapiemotivation 31 benssituation zu entfliehen (Davison & Neale, 1998) oder größere Beachtung und Zuwendung durch andere zu erhalten. Demnach handeln Menschen manchmal aus komplexen und objektiv schwer nachvollziehbaren Gründen so, als ob sie sich auf keinen Fall von ihren Symptomen trennen wollten. In diesem Fall ist es die Aufgabe des Therapeuten oder Arztes, in den persönlichen Beziehungen des Patienten nach Hinweisen zu suchen, warum der Patient an seinem Problem/seinen Symptomen festhält, obwohl er stark darunter leidet. Aus der Dermatologie sei hier beispielsweise die Diagnose „Artefakte“ genannt. Gelingt es nicht, den sekundären Krankheitsgewinn zu minimieren, ist eine Behandlung wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt (Kraiker & Pekrun, 1998). Es kann folglich davon ausgegangen werden, dass Patienten, die mehr Zugewinn durch ihre Krankheit wahrnehmen als damit verbundene negative und persönliche Auswirkungen, tendenziell eher keine Behandlungsmotivation – weder im Bereich der Psychotherapie noch in der somatischen Behandlung – entwickeln werden. Letztlich ist nicht abschließend geklärt, ob hoher Leidensdruck die Motivation des Patienten immer steigert (oder manchmal sogar abschwächt). Trotzdem wird Leidensdruck in den meisten Theorien zur Motivation als wichtige Determinante aufgegriffen. In der hier vorgestellten Studie wird sowohl der Leidensdruck des Patienten, als auch der sekundäre Krankheitsgewinn bedacht. Im Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 stellen beide eine Skala (vgl. Skala 1: Seelischer Leidensdruck (SL) & Skala 3: Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU) in Kap. 6.4.1.2). Zudem soll der Leidensdruck quasi über die psychische Verfassung der Patienten bzw. psychische Faktoren, die mit der Hauterkrankung und deren Bewältigung zusammenhängen, erfasst werden (vgl. Kap. 3). Operationalisiert wird dies durch den Marburger Hautfragebogen (vgl. Kap. 6.4.4). 2.3.3 Soziale Unterstützung Das Konzept der sozialen Unterstützung wird ebenfalls häufig genannt, wenn es um die Motivierung von Patienten geht. Insbesondere kann soziale Unterstützung wichtig sein, wenn eine langfristige Verhaltensänderung des Betroffenen indiziert ist (z. B. Ernährungsumstellung). Andererseits kann vermutet werden, dass sich soziale Unterstützung auch negativ auf die Motivation einer Person auswirken kann. Wenn der Nutzen (z. B. emotionale Zuwendung, Abnahme von Verpflichtungen), den eine Person aus der Unterstützung zieht, größer ist als die 2 Therapiemotivation 32 Belastung, die eine bestimmte Erkrankung für diese Person mit sich bringt (sekundärer Krankheitsgewinn) kann soziale Unterstützung motivationale Effekte schmälern (vgl. Kap. 2.3.2). Sozialer Rückhalt, oder auch genannt soziale Unterstützung hat sich als mehrdimensionales Konzept erwiesen (Heller, Price & Hogg, 1990). Unterschiedliche Quellen sozialer Unterstützung können je nach Problem hilfreich sein (Schwarzer & Leppin, 1991). Sie ist folglich abhängig davon, wer in welcher Situation am besten helfen kann. Nach Schwarzer und Leppin (1990) kann zwischen emotionaler, instrumenteller, informationeller Unterstützung, Statussupport, Gemeinsamkeitserleben, Bewertungsunterstützung und anderen unterschieden werden. Ob eine Person Zugang zu psychosozialer als auch materieller Unterstützung erhält ist laut Heller und Swindle (1983, in Heller et al., 1990) einerseits abhängig von der Verfügbarkeit in der Umwelt einer Person, andererseits von der Fähigkeit des Individuums, diese auch für sich zu nutzen. Somit enthält das Konzept der sozialen Unterstützung nicht nur soziale, sondern auch individuelle Komponenten. Der Wert der sozialen Unterstützung liegt häufig in der Wahrnehmung der Verfügbarkeit dieser, ohne dass sie zwangsläufig in Anspruch genommen werden muss (Callaghan & Morrissey 1993).Es kann allerdings nicht davon ausgegangen werden, dass das Vorhandensein eines sozialen Netzwerkes automatisch in sozialer Unterstützung mündet. Neben der Tatsache, dass soziale Netzwerke soziale Unterstützung liefern können, können diese nach Schwarzer und Leppin (1990, 1991) ebenso gut in Form von Stressoren auf eine Person einwirken. Zudem reicht die alleinige Existenz eines Partners z. B. nicht aus, damit sich eine Person unterstützt sieht. Pennebaker (in Kennedy, Kiecolt-Glaser & Glaser, 1990) merkt an, dass dieser Partner ein Vertrauter sein muss, der zuhören wird ohne zu verurteilen oder Liebe und Unterstützung zu entziehen. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass mit der Ehe im Normalfall eine größere Verfügbarkeit sozialer Unterstützung einhergeht, welche Personen vor den Auswirkungen stressreicher Lebensereignisse schützt (Campbell, Converse & Rodgers, 1976; Stroebe & Stroebe, 1991) (Pufferhypothese). Unter modernen gesellschaftlichen Gesichtspunkten kann diese Annahme vermutlich auch auf Personen zutreffen, die sich in einer unverheirateten, festen Partnerschaft befinden. Als Haupteffektmodell wird im Gegensatz zur Pufferhypothese angenommen, dass soziale Unterstützung (sozial eingebettet sein, sich geliebt/akzeptiert fühlen, mit Hilfe anderer rechnen können) einen positiven Effekt auf die Befindlichkeit hat. Beide Modelle haben ihre Berechtigung (Leppin & Schwarzer, 1997). Die Motivation auf die eigene Gesundheit zu achten kann eher gegeben sein, wenn 2 Therapiemotivation 33 eine Person emotionale und Selbstwertunterstützung erhält. Die Autoren vermuten, dass die betroffene Person zum einen die potentielle Verfügbarkeit wahrnehmen kann, und zum anderen durch soziale Unterstützung in Krisen dsyfunktionale Bewältigungsstrategien unterbunden werden. Möglich ist aber auch, dass sich Prozesse der Unterstützung, wenn sie über einen langen Zeitraum andauern, ändern können. Beispielsweise können zunächst hilfsbereite Personen die Belastung nicht mehr tragen oder tragen wollen. Dies kann der Fall sein, wenn der Unterstützte sind nicht bedankt, sein Zustand unverändert bleibt oder die Helfenden keine Kraft mehr haben (Leppin & Schwarzer, 1997). Beispielsweise könnte dies bei chronischen Erkrankungen ein Problem sein, da die Erkrankten oftmals schon viele Jahre unter ihrer Erkrankung leiden und sich der Zustand nicht immer zum Positiven bessert. Andere Autoren sehen in sozialer Unterstützung alleine ein positives Konzept (House, Umberson & Landis, 1988). Hierbei werden soziale Interaktionen gemeint, die der Gesundheit und dem Wohlbefinden einer Person dienlich sind. Somit sind solche sozialen Interaktionen förderlich, die dem Unterstützten das Gefühl geben, nicht alleine zu sein, aus seinem sozialen Verbund heraus zu handeln, respektiert und geliebt zu werden. Personen, die sich geborgen fühlen und die Möglichkeit für angenehme und zufrieden stellende Gesellschaft haben, empfinden kritische Umweltanforderungen demnach als weniger bedrohlich, schädigend oder verlustreich (Rook, 1990; Schwarzer & Leppin, 1990). Soziale Unterstützung kann die negativen Effekte einer Diagnose reduzieren oder abfedern und hat möglicherweise einen positiven Effekt auf die Lebensqualität. Soziale Unterstützung fungiert hier auch als eine Art Moderatorvariable und unterstützt die Selbstwirksamkeit (Boehmer, Luszczynska & Schwarzer, 2007). Auch die Aufnahme einer stationären Reha-Maßnahme kann als kritische Umweltanforderung angesehen werden, so dass geschlussfolgert werden kann, dass Patienten, die durch ihr Umfeld in der Reha-Maßnahme unterstützt werden, motivierter sind als solche, die keine Unterstützung erhalten. Beispielsweise kann sich der Patient vermutlich besser einbringen und beruhigt seine Maßnahme durchlaufen, wenn er sicher gehen kann, dass der familiäre Alltag zu Hause durch andere aufrechterhalten wird. Schwarzer und Leppin (1990) gehen auch davon aus, dass ein gut funktionierendes soziales Netzwerk die Handlungsbereitschaften der hilfsbedürftigen Person stärkt und erst ein problemorientiertes Vorgehen angesichts kritischer Anforderungen fördert. Ohne einen angemessenen sozialen Kontext, der diese Veränderungen verstärkt und unterstützt, ist es demnach schwierig, ein Verhalten zu ändern (Heller et al., 1990). Bezogen auf Patienten mit Berufsdermatosen kann z. B. vermutet werden, dass ein 2 Therapiemotivation 34 Patient noch so motiviert und voller guter Vorsätze eine Reha-Maßnahme beenden kann – wenn der Arbeitgeber oder die Kollegen nicht bereit sind, ihn in Zukunft zu unterstützen (z. B. Zeit einräumen für Handschuhgebrauch, Hausarbeit abnehmen), wird er es schwer haben, eine Verhaltensänderung dauerhaft umzusetzen. Soziale Unterstützung kann als Motivator angesehen werden. Es verwundert daher nicht, dass sich Skalen oder Items zu sozialer Unterstützung in vielen Fragebögen zur Therapie- oder Rehamotivation finden lassen. Allerdings besteht nach Schwarzer und Leppin (1990 & 1991) und Heller et al. (1990) in der Forschung eine inkonsistente Befundlage darüber, wie und ob soziale Unterstützung hilfreich ist. Demnach gibt es kaum allgemein akzeptierte Konzepte, Theorien oder Modelle, die verbindlich den empirischen Untersuchungen zugrunde gelegt werden können. In der hier vorgestellten Studie wird soziale Unterstützung mit der Skala 3: Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn (SU) des PAREMO-20 operationalisiert (vgl. Kap. 6.4.1.2). 2.3.4 Selbstwirksamkeit In vielen Modellen des Gesundheitsverhaltens bzw. des Selbstmanagements und in Theorien zur Motivation wird Selbstwirksamkeit als eine der Determinanten für eine erfolgreiche Maßnahme genannt (z. B. Maurischat & Neufang, 2006; Prochaska & DiClemente, 1992; Schwarzer, 2002b & 2009). Einen Überblick über Selbstwirksamkeit und Gesundheitsverhaltenstheorien liefert Schwarzer (2007). Es kann in generelle Selbstwirksamkeit (general self-efficacy) und spezifische Selbstwirksamkeit (specific self-efficacy) unterschieden werden. Unter genereller Selbstwirksamkeit wird der Glaube an die eigene Kompetenz mit einer großen Palette an neuen Aufgaben, stressigen oder herausfordernden Anforderungen umgehen zu können verstanden, während sich spezifische Selbstwirksamkeit auf eine bestimmte Aufgabe bezieht. Generelle Selbstwirksamkeit scheint hierbei ein universelles Konstrukt zu sein, das bedeutsame Zusammenhänge mit anderen psychologischen Konstrukten wie z. B. Coping aufweist (Luszczynska, GutiérrezDoña & Schwarzer, 2005; Luszczynska, Scholz & Schwarzer, 2005). Synonym wird auch der Begriff subjektive Kompetenzerwartung verwendet (Schwarzer, 2004). Es fanden sich hohe positive Zusammenhänge zu Optimismus, Selbstregulation und Selbstachtung. Die höchste negative Assoziation fand sich zwischen Selbstwirksamkeit und Depression bzw. Angst. 2 Therapiemotivation 35 Selbstwirksamkeit(serwartung) spielt eine große Rolle, wenn es darum geht vorherzusagen, wie sich jemand verhalten wird bzw. ob er sich überhaupt in Richtung des gewünschten Verhaltens orientiert (Beispiel: „Ich kann eh nichts ausrichten“ vs. „Ich bin fähig und schaffe das!“). Demnach wird die Motivation (indirekt) über Prozesse der Selbstbewertung (Kognitionen), insbesondere der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit, beeinflusst. Diese wirkt sich unterstützend auf die Anstrengung und Persistenz bei der Zielverfolgung aus (Bandura, 1997). Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass je höher die Selbstwirksamkeit ist, desto eher wird jemand vermutlich sein „Leben in die Hand nehmen“. Ebenfalls kann davon ausgegangen werden, dass die Selbstwirksamkeit steigt, wenn Teilziele erreicht und erste Erfolgserlebnisse erzielt werden (Muthny, Fiedler, Richter, Schweidtmann, & Wiedebusch, 2006a). Erwartungen sind zentrale Prädiktoren in Modellen des Gesundheitsverhaltens. Hierbei sollte eine Person einen Zusammenhang zwischen einem Gesundheitsverhalten und positiven Folgen für die Gesundheit wahrnehmen (Ergebniserwartung). Angenommen wird, dass es einer Person dann leichter fällt, die Intention zu bilden, das gesundheitsförderliche Verhalten auch auszuführen (Dohnke, Knäuper & Müller-Fahrnow, 2006). Die Autoren sind der Annahme, dass Selbstwirksamkeit auf der Ergebniserwartung aufbaut. Selbstwirksamkeitserwartungen beinhalten demnach eine internale Attribution und verweisen auf die subjektive Verfügbarkeit einer effektiven Handlung. Damit eine Person auch tatsächlich ein bestimmtes Verhalten zeigt, muss die Person zumindest etwas überzeugt davon sein, dieses Verhalten auch durchführen zu können. Die Formel könnte hier lauten: positive Erfolgserwartungen + hohe Selbstwirksamkeitserwartung = mehr Gesundheitsverhalten = besseres Behandlungsergebnis. Es ist anzunehmen, dass sich die Selbstwirksamkeitserwartung und die Ergebniserwartung auf die Rehamotivation auswirken. Die Formel wäre dann: positive Erfolgserwartung + hohe Selbstwirksamkeitserwartung = mehr Rehamotivation = mehr Gesundheitsverhalten = besseres Behandlungsergebnis (vgl. Kap. 2.3.1). Dohnke et al. (2006) führten eine Studie zur Bedeutung von Selbstwirksamkeits- und Ergebniserwartungen an Patienten in der stationären orthopädischen Rehabilitation durch. Es zeigte sich, dass die Patienten, die zu Beginn der Reha hohe Behandlungsergebnisse erwarteten und zudem höhere Selbstwirksamkeitserwartungen aufwiesen, tatsächlich die Klinik mit weniger körperlichen Beschwerden verließen. Das anfängliche Beschwerdeausmaß hatte hier keinen Einfluss. Die Autoren sehen dies als Bestätigung der zentralen Annahmen sozial-kognitiver Theorien des Gesundheitsverhaltens. Die Überzeugung bestimmte Handlungen selber erfolg- 2 Therapiemotivation 36 reich durchführen zu können und die Erwartung positiver Handlungsergebnisse führen zu guten Ergebnissen. Die Hypothese lautete hier, dass diese Patienten sich z. B. aktiver an der Therapie beteiligen und somit körperliche Prozesse und Veränderungen positiv beeinflussen. Allerdings räumen die Autoren ein, dass die Wirkmechanismen in weiteren Studien untersucht werden müssen. Zudem stellten die Autoren fest, dass geringes emotionales Wohlbefinden mit geringeren Selbstwirksamkeitserwartungen einherging. Leppin, Grande, Altenhöner und Romppel (2002) kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Sie untersuchten Selbstwirksamkeit als personale Ressource an Patienten in der kardiologischen Rehabilitation an drei Messzeitpunkten unter Kontrolle konkurrierender Einflussfaktoren wie Depression oder soziodemographischen Variablen. Nicht nur am Ende der Maßnahme, sondern auch im Follow-up nach 12 Monaten zeigte sich, dass Patienten mit hoher initialer Selbstwirksamkeit eine bessere Befindlichkeit aufwiesen. Dies ließ sich auch in diagnostischen Parametern (z. B. Fahrradergometer) finden. Knapp ein Jahr nach der Reha-Maßnahme waren zudem die Patienten mit stark ausgeprägter Selbstwirksamkeit in signifikant höherem Maß ins Erwerbsleben zurückgekehrt, als die wenig selbstwirksamen Patienten. Eine interessante Studie zu Selbstwirksamkeit, Entscheidungsbalance und Motivation für sportliche Aktivität führten Basler, Jäckle, Keller und Baum (1999) durch. Hierbei sollte die Gültigkeit des TTM überprüft werden und in Zusammenhang zu Selbstwirksamkeit und Entscheidungsbalance gebracht werden. Verwendet wurde u.a. die Selbstwirksamkeitsskala von Schwarzer und Jerusalem (1999). Untersucht wurden Patienten in Allgemeinarztpraxen mit Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen. Es zeigte sich ein fast linearer Anstieg der Selbstwirksamkeitserwartung über die Stufen hinweg. Befanden sich Patienten auf höheren Stufen der Verhaltensänderung nach dem TTM, dann zeigten sie eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung sowie eine geringere Anzahl wahrgenommener Nachteile und eine höhere Anzahl wahrgenommener Vorteile der Verhaltensänderung. Ähnliche Ergebnisse finden Basler, Herda, Keller und Ridder (1998) in einer Studie zur Prävention von Rückenschmerzen bei Mitarbeitern eines Verwaltungsbetriebes. Selbstwirksamkeitserwartung steht in Verbindung mit einem Gefühl der Kontrolle über die eigene Umwelt und das eigene Verhalten (Schwarzer & Luszczynska, 2007). Das Konzept ist folglich eng verwandt mit dem Konzept der Kontrollüberzeugungen. Internale Kontrollüberzeugungen beispielsweise, die auf eine realistische Zielsetzung ausgerichtet sind, sollten das Gefühl der Selbstwirksamkeit und Kontrollierbarkeit einer Situation erhöhen. 2 Therapiemotivation 37 Abhängig davon, welche Kontrollmöglichkeiten die Person sieht, wird auch ihr Verhalten beeinflusst. Auch wenn sie davon ausgeht, selber nichts verändern zu können, so muss doch zumindest die generelle Veränderbarkeit angenommen werden (Schulte, 1997), damit Rehamotivation entstehen kann. Ansonsten wäre die Teilnahme an einer Reha-Maßnahme eine „Fehlinvestition“. Außerdem muss angenommen werden, dass die Art der Kontrollüberzeugungen auch durch die spezifische Erkrankung des Patienten geprägt wird (Schmitt, Lohaus & Salewski, 1989). Dies liegt nahe, da unterschiedliche Erkrankungen in unterschiedlichem Ausmaß durch den Patienten selbst beeinflussbar sind, und somit zu spezifischen Mustern von Kontrollüberzeugungen führen können. Kontrollüberzeugungen sind folglich wichtig für die Mitarbeitsbereitschaft des Patienten in therapeutischen Maßnahmen (Basler, 1990; Riedel, 1991; Schneider, 1990). Hier wird die Selbstwirksamkeit durch die Skala zur allgemeinen Selbstwirksamkeit von Jerusalem und Schwarzer (2009) operationalisiert (vgl. Kap. 6.4.5). Zudem wird das HAPAModell (Schwarzer, 2009) als theoretische Grundlage angesehen, in dem sich explizit in der motivationalen Phase die Selbstwirksamkeit wieder findet (wobei diese laut Schwarzer in allen Modellphasen einen wichtigen Beitrag leistet) (vgl. Kap. 5). 2.3.5 Einschränkung der Lebensqualität Eine weitere Variable, die Einfluss auf Motivation und auch Rehamotivation haben kann ist die Lebensqualität des Patienten bzw. deren Einschränkung (vgl. Kap. 3.4), die in Modellen zur Motivation bzw. in der Darstellung der einzelnen Unterkonstrukte meist nicht explizit genannt wird. Anders herum soll ein Patient motiviert an der Umsetzung von Behandlungsmaßnahmen mitwirken, damit letztlich seine Lebensqualität erhalten oder wieder hergestellt werden kann. Petermann (2004) betrachtet Lebensqualität in Zusammenhang mit Compliance und kommt zu dem Schluss, dass die Wechselwirkungen von Compliance und Lebensqualität nicht eindeutig sind. Demnach kann sowohl das Vorliegen einer hohen, aber auch einer herabgesetzten Lebensqualität als Trigger für Non-Compliance angesehen werden. Betrachtet man nur die aktive Mitarbeit und optimale Umsetzung bei der medikamentösen Behandlung, könne man als Folge eine bessere Lebensqualität annehmen. Psychosoziale Faktoren auf Patientenebene 2 Therapiemotivation 38 würden aber laut Petermann häufig außen vor gelassen. Beispielsweise wendet der Patient vielleicht viel Aufwand auf, um den Anforderungen seines Therapieplans gerecht zu werden. Dies kann wiederum zu verminderter Lebensqualität und langfristig zu Frustration und Pessimismus führen (Abbildung 2). Abbildung 2: Komplexe, mögliche Wechselwirkungen zwischen Lebensqualität und Compliance (entnommen aus Petermann, 2004, S.96). Angenommen werden kann, dass Patienten mit stärker eingeschränkter Lebensqualität einen höheren Leidensdruck empfinden, und somit motivierter sein müssten, an ihrem Zustand etwas zu verändern oder im Verhältnis gar ein besseres Behandlungsergebnis erzielen. Ausführliche Informationen zu Lebensqualität bei Hauterkrankungen finden sich in Kapitel 3.4. Die Lebensqualität wird in dieser Studie durch den Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogen, DLQI von Finlay und Kahn (1994) operationalisiert (vgl. Kap. 6.4.6) 2.3.6 Psychisches Befinden Die psychische Befindlichkeit des Patienten wird in Modellen zur Theorie- bzw. Rehamotivation meist ebenfalls nicht explizit als Variable genannt, wohl aber im Rahmen anderer Faktoren aufgegriffen (z. B. Leidensdruck). Im Bereich der Erwartungen und Bewertungen, die eine Person in Bezug auf ein zu erreichendes Ziel anstellt, werden z. B. Versagensängste angesprochen. 2 Therapiemotivation 39 Wirtz, Löschmann, Nübling, Rundel und Bengel (2002) analysierten die Zusammenhänge zwischen psychischer Beeinträchtigung, Motivation und Behandlungsergebnis an mehr als 900 Patienten aus den Bereichen Psychosomatik, Kardiologie und Orthopädie. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen psychischer Beeinträchtigung und Behandlungsmotivation gibt, und diese als Erfolgsprognosefaktoren in der stationären Rehabilitation angesehen werden können. Angenommen wird in dieser Arbeit aus dem Bereich der somatischen Rehabilitation, dass sich psychische Komorbiditäten oder psychische Probleme/Beeinträchtigungen sowohl förderlich als auch mindernd auf die Motivation eines Patienten und somit vermutlich auch auf seinen Behandlungserfolg auswirken können. Es ist beispielsweise möglich, dass sich ein Patient von der Maßnahme die Besserung der psychischen Verfassung erhofft und hier hochmotiviert ist. Gleichzeitig weist er möglicherweise nur eine geringe Motivation im Bereich der Besserung seiner somatischen Beschwerden auf. Andererseits kann es sein, dass ein Patient als Folge seiner somatischen Grunderkrankung z. B. eine Anpassungsstörung oder depressive Episode entwickelt, aufgrund derer er sich nicht in der Lage sieht, die von der Institution vorgegebenen Ziele und Verhaltensweisen umzusetzen. Den Patienten in diesem Fall als unmotiviert einzustufen ist einfach und nahe liegend, jedoch trotzdem zu kurz gegriffen. Laut Deck (2006) wird die Motivation der Patienten von Ärzten durchgängig geringer eingeschätzt, wenn der Patient an einer psychischen Störung leidet. Im Bereich der Rehabilitation von Hautpatienten können zudem Begleitumstände wie massiver Juckreiz mit dem Gefühl des Kontrollverlusts und der Hilflosigkeit dazukommen. Diese führen nach klinischer Erfahrung bei den Patienten häufig zum Erleben aversiver, negativer Gefühle wie Frustration und schlechte Stimmung und zu einem Absinken der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit (z. B. „Ich kann eh nichts tun. Es wird immer schlimmer.“). Dies könnte sich, betrachtet man die wichtige Rolle der Selbstwirksamkeit im motivationalen Prozess (vgl. 2.3.4), wiederum negativ auf die Behandlungsmotivation auswirken. Eine ausführliche Darstellung psychischer Faktoren, speziell bei hautkranken Patienten, findet sich in Kap. 3. 2.3.7 Körperliche Einschränkungen Gerade in der Rehabilitation finden sich Patienten ein, die an oftmals schweren bzw. lange bestehenden körperlichen Erkrankungen leiden und häufig bereits einen langen Behand- 2 Therapiemotivation 40 lungsweg hinter sich haben. Deshalb kann angenommen werden, dass diese Klientel vermutlich mehr Leidensdruck empfindet als beispielsweise Patienten, die sich sporadisch in einer Allgemeinarztpraxis einfinden. Durch die körperlichen Beschwerden sind Patienten oft in Alltag und Beruf stark eingeschränkt, so dass dieses Konzept mit Aspekten krankheitsspezifischer Lebensqualität verknüpft werden kann. Beispielsweise sind Patienten mit Berufsdermatosen teilweise längere Zeit arbeitsunfähig und nicht in der Lage, ihren beruflichen oder privaten Verpflichtungen nachzukommen oder ihren gewohnten Freizeitaktivitäten nachzugehen. Dies kann wiederum mit psychischen Beschwerden und Problemen in der Krankheitsbewältigung wie Ängsten, Verlust von Selbstwirksamkeit oder Selbstwert sowie z. B. Verlust positiver Verstärkermechanismen einhergehen. Je mehr ein Patient sich durch seine körperlichen Beschwerden (hier Haut) eingeschränkt fühlt, desto geringer könnte seine Lebensqualität ausfallen und desto mehr müsste er an der Behebung dieses Zustandes interessiert sein und sich hierfür einsetzen. Angenommen werden kann, dass Patienten mit vielen körperlichen Beschwerden motivierter sind, aktiv an der Behebung oder Minderung dieser mitzuwirken. Dem entgegen stehen Befunde, die darauf hindeuten, dass gerade aufgrund der Chronizität einer Erkrankung die Motivation gemindert sein kann (vgl. Kap.2.3). In dem in dieser Arbeit verwendeten Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 werden die körperlichen Beschwerden durch die Skala 2: Körperbedingte Einschränkungen (KB) operationalisiert (vgl. Kap. 6.4.1.2). 2.3.8 Informationen/Wissen über die Rehabilitationsmaßnahme Generell ist davon auszugehen, dass ein Patient ein gewisses Grundwissen über die anstehende Behandlungsmaßnahme (z. B. Rehabilitation) besitzen muss (und sei es nur das Wissen, dass es bestimmte Angebote gibt), um sich bewusst für diese Behandlungsmöglichkeit entscheiden zu können. Nur so ist es möglich, dass Motivation für die Maßnahme überhaupt entstehen kann. Andererseits kann auch davon ausgegangen werden, dass sich viele Menschen zunächst darüber klar werden, dass sie etwas tun/ändern müssen, und sich dann erst aufgrund dieses Entschlusses über mögliche Therapiemöglichkeiten informieren. Somit wäre die Motivation bereits vor der Wissensanreicherung vorhanden. Die Kausalrichtung soll hier nicht geklärt werden. Der Prozess der Informationssuche impliziert bereits ein aktives, in der Regel 2 Therapiemotivation 41 eher lösungsorientiertes Vorgehen. Ein Patient, der so vorgeht, könnte als motiviert betrachtet werden. Schmelzer (1998) schlägt vor, den Patienten mit Hilfsmitteln wie Broschüren, Informationsmaterial und kurzen Videofilmen gezielt über die (Psycho-)Therapie zu informieren und an die jeweiligen Rollen von Patient und Therapeut heranzuführen. Er geht davon aus, dass durch die Verdeutlichung der Interaktions-Spielregeln Therapieabbrüchen vorgebeugt werden kann. Tatsächlich konnte sich in einer Reihe von Untersuchungen bestätigen, dass Patienten, die diese Art der Vorbereitung erhielten, mehr angemessenes Verhalten zeigten, motivierter waren, länger in Therapie blieben und bessere Therapieergebnisse erzielten als Patienten, die solche Vorbereitungen nicht hatten oder keine speziellen Interviews zur Vorbereitung bekamen (Kross & Shiang, 1994). Hierbei dürfte auch die Entwicklung angemessener Erwartungen des Patienten eine Rolle gespielt haben. Die meisten Studien beschäftigen sich mit Wissen über Psychotherapie. Beispielsweise stellte sich in einer Studie von Schulz et al. (1999) heraus, dass 63% der untersuchten Stichprobe sich als vom Therapeuten nicht ausreichend über das therapeutische Vorgehen informiert einstuften. Sie wünschten sich mehr Transparenz im therapeutischen Vorgehen (mehr Informationen und Wissen). Die Patienten wollten sowohl zu Beginn der Behandlung als auch im Verlauf besser informiert werden. Ziele und Vorgehensweisen sollten ebenfalls besser mit ihnen abgesprochen werden. Gerade an diesem Punkt wird das Bild des autonomen und aktiven Patienten deutlich, der mehr Bereitschaft zeigt, sich kontinuierlich in den Prozess einzubringen, sofern er informiert ist. Dies lässt sich auf den Bereich der Rehabilitation übertragen. Das Problem ist aber, dass Patienten oft nur vage Vorstellungen davon haben, was in der Maßnahme passiert, und was von ihnen erwartet wird (vgl. Kap. 2.3.1). Dies zeigt sich häufig in einer eher passiven Rolle und spiegelt das klassische Rollenverständnis von Arzt und Patient wieder. Soll also der Patient möglichst aktiv und motiviert an der Behandlung mitwirken, muss er zumindest wissen, wozu und wie er sich einbringen soll und kann (was von ihm erwartet wird), um dies zu gewährleisten. Es ist vermutlich der Maßnahme am dienlichsten, wenn der Patient möglichst breit gefächert und umfangreich über Rehabilitation und die Vorgehensweise aufgeklärt wird. Nur so kann außerdem gewährleistet werden, dass der Patient adäquate und realistische Erwartungen an die Behandlung, an sich selbst und an das Behandlungsteam aufbauen kann, was sich wiederum positiv auf die Motivation des Patienten auswirken sollte. Dies kann zum Beispiel der 2 Therapiemotivation 42 Erwartung Einhalt gebieten, dass Reha Urlaub oder Kur sei. Es wird davon ausgegangen, dass die Patienten, die zu Beginn einer Reha-Maßnahme über selbige ausreichend informiert sind, auch motivierter für die Maßnahme sind. Allerdings ist Wissen über die Maßnahme kein Garant für die letztendliche Aufnahme und erfolgreiche Durchführung der Behandlung. Hier spielen noch eine Reihe anderer Faktoren wie mangelnder Rückhalt der Bezugspersonen, Heimweh oder schlechte Kosten-NutzenBilanzen eine Rolle. Es können Erwartungs-Mal-Wert-Modelle zur Erklärung herangezogen werden. Bezogen auf das HAPA-Modell (vgl. Kap. 5) kann davon ausgegangen werden, dass Informationen über die Maßnahme die Handlungs-Ergebnis-Erwartung beeinflussen. Aber auch in anderen Modellphasen wie der Planung und Durchführung gesundheitsrelevanten Handelns spielen Informationen eine Rolle. Das Konzept des Wissens über die anstehende Maßnahme wird als wichtiges Konstrukt in dieser Arbeit durch die Skala 5: Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) des PAREMO-20 operationalisiert (vgl. Kap. 6.4.1.2). 2.3.9 Soziodemographische Variablen Der Einfluss soziodemographischer Variablen auf die Therapie- bzw. Rehamotivation ist umstritten. Es existiert eine Reihe von Studien zu den Zusammenhängen zwischen Motivation und z. B. Alter, Geschlecht, Einkommen oder Bildungsstand von Patienten, die eine inkonsistente Befundlage liefern. Beispielsweise finden Augustin et al. (1999a) bei Patienten mit allergischen Erkrankungen und Muthny et al. (2006a) bei orthopädischen Patienten so gut wie keine Zusammenhänge zwischen Behandlungs- bzw. Rehamotivation und soziodemographischen Variablen. Auch bei Fittschen (2002) wird nicht von einem linearen Zusammenhang zwischen Compliance und Bildungsstand bzw. sozialer Schicht ausgegangen. Für die kardiologische Rehabilitation liegt z. B. eine Untersuchung von Lieberman, Meana und Stewart (1998) vor. Hierbei kam ein Fragebogen zum Einsatz, der mögliche Einflussfaktoren für die Entscheidung an einer stationären Rehamaßnahme teilzunehmen, untersuchen sollte. In den meisten Variablen fand sich kein Unterschied zwischen Männern und Frauen. Allerdings stuften Frauen die Dimensionen „Ermutigung durch erwachsene Kinder“ und „Beachtung von 2 Therapiemotivation 43 Gesundheitsförderung“ als bedeutsamer für ihre Entscheidungsfindung ein als Männer. Nübling (1992) fand in einer Untersuchung mit dem FPTM ebenfalls nur geringe Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Demnach wiesen Frauen höhere Werte auf der Skala Seelischer Leidensdruck mit verbundenem Selbstreflexionswunsch auf als Männer (der FPTM wird näher beschrieben in Kap. 2.6.1). Einen interessanten Beitrag liefern Schmidt, Kolip und Greitemann (2001), die darauf hinweisen, dass sich die Lebenswelten von Frauen und Männern unterscheiden, und es hier zu unterschiedlichen Verantwortlichkeiten für Berufs- und Familienarbeit kommt, so dass Frauen – bezogen auf die Rehabilitation von Rückenerkrankungen – seltener medizinische Rehaleistungen in Anspruch nehmen, obwohl sie ebenso häufig an genannten Beschwerden leiden. Ihre eigenen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen und Männer, die eine Rehamaßnahme absolvieren, ähnlich von dieser profitieren. Frauen beurteilen das Angebot zudem positiver als Männer. Peters, Lange und Radebold (2000) finden Zusammenhänge zwischen Alter und Motivation für die psychosomatische Rehabilitation (vgl. Kap.2.7), wobei die Varianz in verschiedenen Merkmalen mit dem Alter zuzunehmen scheint. Die Gruppe der älteren Patienten sollte demnach besser als eine heterogene Gruppe betrachtet werden. Angenommen wird in der Praxis häufig, dass Patienten, die selber im Gesundheitswesen arbeiten motivierter seien, als Patienten aus Berufsgruppen, die nichts mit Gesundheit und Krankheit zu tun haben (z. B. Metallindustrie). Ersteren wird durch das breitere Vorwissen eine höhere Zugänglichkeit zu indizierten Maßnahmen unterstellt. Zudem zeigt sich, dass Ärzte die Motivation von Patienten mit niedrigerem Schulabschluss insgesamt als geringer einstufen, was auf einen Schichtbias hindeuten könnte (Deck, 2006). Weitere Studienergebnisse, in denen auch soziodemographische Faktoren bedacht wurden finden sich in Kap. 2.7 und Kap. 2.8. Zur Prüfung soziodemographischer Variablen wird in dieser Arbeit eine Fragebogenseite mit soziodemographischen Daten erhoben (vgl. Kap. 6). 2.3.10 Rentenantrag Der Grundsatz „Reha vor Rente“ führt dazu, dass auch Rentenantragsteller rehabilitative Leistungen erhalten. Diese Patienten werden häufig eher in die Rehabilitation „geschickt“, als dass sie sich aktiv dafür entscheiden. Es handelt sich hierbei folglich um Patienten, die eher extrinsisch motiviert sind, wobei sich der Motivationsbegriff dann nicht mit dem deckt, was unter modernen Gesichtspunkten unter motivierten Patienten in der Rehabilitation zu verstehen ist. 2 Therapiemotivation 44 Patienten mit Rentenwunsch bringen andere Erwartungen, Ziele und Bedürfnisse mit in die Rehabilitation, als Patienten ohne Rentenwunsch, die eine Wiederherstellung ihrer beruflichen Arbeitskraft wünschen. Wenn der Antragsteller sich schon darauf eingestellt hat, aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, kollidiert seine Erwartungshaltung (Rente) mit den Erwartungen bzw. Zielen der Rehaeinrichtung (berufliche Re-Integration). Es ergibt sich zwangsläufig ein Widerspruch zu den Zielen der Rehabilitation (Nübling et al., 2006a) (vgl. Kap.4). Der Patient erwartet besonders die Bestätigung, dass sein Rentenantrag gerechtfertigt ist. Verbessert sich nun durch die Maßnahme sein Gesundheitszustand, könnte sein Rentenantrag abgelehnt werden (Hafen, 2002). Die Reha-Maßnahme wirkt in diesem Fall dem eigentlichen Ziel (Rente) des Rehabilitanden entgegen. Versicherte mit laufendem Rentenverfahren wiederum gelten in Rehaeinrichtungen häufig als schwieriges Klientel, das schwer motivierbar ist und eine Behandlung häufig als wenig viel versprechend (Enge, Kulick & Florian, 2002; Kulick, Florian & Enge, 2000, 2002; Schochat & Neuner, 2004), so dass auch das Behandlungsteam dem Patienten häufig mit einer bestimmten, eher negativen Erwartungshaltung gegenübertritt bzw. die Behandlung wenig Erfolg versprechend eingestuft wird. Ob die Planung rehabilitativer Maßnahmen bei Rehabilitanden mit Rentenantrag ihr Ziel in Bezug auf den Erhalt der Erwerbsfähigkeit überhaupt erfüllen kann wird diskutiert (Enge Kulick & Florian, 2003). Es mangelt an prospektiven Studien zum Rehaerfolg der Rentenantragsteller (Kulick et al., 2000). Es kann davon ausgegangen werden, dass eine frühzeitige Rehabilitation die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit begünstigen bzw. diese Kosten sparend hinausschieben kann. Aber lediglich die Hälfte der erwerbsunfähig berenteten Versicherten hat in den letzten fünf Jahren vor der Berentung an einer Reha-Maßnahme teilgenommen (Verband Deutscher Rentenversicherungsträger, 2001). Laut einer Studie von Enge et al. (2002), verbesserte sich der mittlere Reha-Status während der Maßnahme hoch signifikant bei Nicht-Rentenantragstellern, während er bei den Rentenantragstellern beinahe unverändert blieb. Zudem schätzten die Antragsteller schon zu Beginn der Maßnahme ihren Gesundheitszustand durchschnittlich schlechter ein, als die Nicht-Antragsteller. Greitemann, Slangen, Kolip, Schmidt und Czujek (2005) weisen ebenfalls auf den möglicherweise negativen Effekt eines Rentenwunsches auf die Rehamotivation hin. Zudem seien Patienten aufgrund langjähriger und frustrierender Behandlungen oft nicht mehr in der Lage, an den Erfolg einer Behandlung zu glauben, was sich ebenfalls negativ auf die Motivation auswirke. 2 Therapiemotivation 45 Ob ein Patient einen Antrag auf Rente gestellt hat, oder bereits eine Teilrente erhält, wird in dieser Arbeit auf der Fragebogenseite soziodemographische Daten erfasst (vgl. Kap. 6). 2.4 Therapiemotivation bei unterschiedlichen Krankheitsbildern Petermann (1998) weist darauf hin, dass die Compliance bei Patienten mit chronischen Erkrankungen, die zudem einen unregelmäßigen Verlauf und stark wechselnde Befindlichkeiten haben, besonders gering sei. Demnach weisen Patienten mit Asthma, Diabetes, Hypertonie und Rheuma die niedrigsten Compliance-Raten auf. Beispielsweise schwanken laut Petermann (1998) die Werte für die medikamentöse Compliance bei Asthmatikern zwischen 20% und 80%. Auch bei chronischen Hauterkrankungen wie der Neurodermitis oder der Schuppenflechte treffen die oben genannten Faktoren zu, so dass auch hier von einer eher geringen Medikamenten-Compliance auszugehen ist (vgl. Kap. 2.8). Zudem haben viele dieser Patienten über die Jahre negative Erfahrungen mit bestimmten Medikamenten gemacht (Beispiel Kortison) oder erleben die ihnen verschriebenen Salben als unangenehm (z. B. „klebt fies“, „brennt auf der Haut“, „hinterlässt einen hässlichen Fettfilm“, „stinkt“). Ein Beispiel aus der Praxis sei an dieser Stelle genannt. Eine Patientin Mitte 20, mit Neurodermitis und einer berufsbedingten Hauterkrankung, berichtet bei der Nachuntersuchung im Rahmen des stationären Heilverfahrens in Osnabrück, dass sie nicht gut mit ihrer niedergelassenen Dermatologin sprechen könne. Diese verschreibe einfach immer wieder Kortison. Die Patientin nehme das Rezept mit, löse es ein und stelle das Medikament zu den anderen fünf vollen Tuben in den Medikamentenschrank, da sie gelernt habe, dass sie – wenn möglich – besser auf kortisonfreie Präparate ausweichen sollte. Dies ist ein Beispiel unter vielen, das auch überflüssige Kosten für das Gesundheitssystem verdeutlicht. Nicht deutlich wird an diesem Beispiel die Motivationslage der Patientin. Würde man hier die Motivation durch die Einlösung der Rezepte messen, würde die Patientin als hochmotiviert in der Umsetzung der medizinischen Therapie angesehen werden. Es käme zu einer falsch positiv Zuweisung – zumindest was das Kortison betrifft. Unterschiede in der Behandlungsmotivation fanden sich ebenfalls für Patienten mit allergischen Hauterkrankungen, wobei die Höhe der Motivation für psychosoziale Interventionen erfasst wurde (Augustin et al., 1999a; vgl. Kap. 2.8). In Bezug auf psychotherapeutische Maßnahmen ist laut Gieler, Stangier und Ernst (1988) die Psychotherapiemotivation bei 2 Therapiemotivation 46 Hautpatienten im Vergleich zu anderen psychosomatischen Patienten hochsignifikant verringert. Problematisch ist, dass nicht alle Patienten, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie unter einer eher psychisch mitbedingten Hauterkrankung leiden, auch einer Psychotherapie zugänglich sind. Dies mag unter anderem am oftmals organmedizinisch ausgerichteten Krankheitskonzept der Patienten oder auch an „Berührungsängsten“ liegen. Viele Studien liegen zum Zusammenhang verschiedener psychischer Diagnosen und dem Grad der Behandlungsmotivation vor, auf die in dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden soll2. Angenommen wird zudem, dass die Behandlungsmotivation eines Patienten mit der Schwere der Erkrankung zunimmt (Hafen, 2002). Vermutlich spielen hier auch steigender Leidensdruck, sinkende Lebensqualität und damit einhergehende psychosoziale Folgen der Erkrankung eine Rolle (vgl. Kap. 2.7 & Kap. 2.8). 2.5 Die Bedeutung der Motivation in der Rehabilitation Die Gesundheitssysteme sind überlastet. Die Bedeutung der Motivation ergibt sich nicht nur aus medizinischer/therapeutischer Sicht, sondern auch aus den rechtlichen und ökonomischen Implikationen (Muthny et al., 2006a). Zumindest aus Sicht der Rentenversicherung als wesentlichem Kostenträger der medizinischen Rehabilitation wird es zunehmend wichtiger, die Mittel für die in der Regel stationären und kostenintensiven Behandlungen optimal zu nutzen bzw. Kosten sparende Angebote zu entwickeln und zu erproben. Voraussetzung hierfür ist sowohl eine verbesserte Steuerung der Inanspruchnahme als auch die Überprüfung und Sicherung der Durchführungs- und Ergebnisqualität einzelner Angebote (Koch & Bengel, 2000). Eine Steuerung der Inanspruchnahme von Maßnahmen kann mit der Bestimmung der Rehamotivation des potenziell Rehabedürftigen optimiert werden. So kann es bei nicht vorhandener Rehamotivation (im Sinne der rehabilitierenden Einrichtung) möglicherweise nicht zu einer Passung zwischen Angebot und Wunsch des Patienten kommen bzw. somit zu einer „Fehlzuweisung“ des Patienten zu kostspieligen Maßnahmen, die er nicht optimal für sich nutzen kann oder will. Die Bestimmung der Rehamotivation bzw. deren Förderung kann einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Nutzung einer Reha-Maßnahme liefern. In der Praxis stellt die Motivation der Rehabilitanden oftmals ein großes Problem dar. Angenommen wird, dass 30-60% der Patienten in Rehabilitation nicht ausreichend motiviert sind. 2 Der interessierte Leser sei auf tabellarische Darstellungen des Forschungsstandes bei Hafen (2002, S.55 & S. 58) verwiesen. 2 Therapiemotivation 47 Der Rehabilitand hat eine gesetzlich geregelte Mitwirkungspflicht (§§ 60ff. SGB I), wird folglich automatisch als rehamotiviert eingestuft, wenn ihm eine rehabilitative Maßnahme bewilligt wird. In § 4 RehaAnhlG., Abs. 1 (2009) heißt es wörtlich „… Maßnahmen zur Rehabilitation bedürfen der Zustimmung des Behinderten. Er [der Rehabilitand] ist verpflichtet, bei ihrer Durchführung nach Kräften mitzuwirken“. Der Erfolg der Rehabilitation hängt folglich entscheidend von der Bereitschaft und Motivation des Versicherten zur aktiven Teilnahme ab. Hierbei sind sowohl Verhaltensänderungen und gesundheitsbewusste Lebens- und Arbeitsweisen als auch die grundsätzliche Bereitschaft des Versicherten, eigene Belange dem Ziel der Rehabilitation unterzuordnen, gemeint. Allerdings sollte bedacht werden, dass medizinische Leistungen zur Rehabilitation nur auf Antrag des Versicherten gewährt werden können, und der Patient somit zwangsläufig zumindest ein gewisses Maß an Eigeninitiative aufbringen muss, bevor er mit der Rehabilitation beginnen kann (Hafen, 2002). Es gilt zu bedenken, dass häufig einige Monate zwischen Reha-Antrag und der Aufnahme der Reha-Maßnahme liegen. In der Zwischenzeit können sich der Bedarf oder die Bedürfnisse des Patienten verändert haben. Auch können mitunter ambulante Maßnahmen an Stelle des stationären Heilverfahrens treten. Häufig wird dies jedoch nicht mehr berücksichtigt (Deck, 1999). 2.6 Die Erfassung von Motivation, speziell Rehamotivation Der Erfassung der Motivation des Patienten kommt eine wichtige, wenn auch aufgrund der Heterogenität des Konstrukts und einer fehlenden allgemeingültigen Definition schwierige Aufgabe zu. Zum einen besteht die Möglichkeit Behandlungs- bzw. Rehamotivation eher direkt zu erfassen. Zu anderen besteht die Möglichkeit die Motivation nicht direkt zu messen, sondern über spezifische Indikatoren Rückschlüsse auf die Motivation zu ziehen. Da noch kein einheitliches Konzept zum Inhalt und Begriff der Motivation existiert ist es sinnvoll, motivationale Faktoren über die Erfassung von Indikatoren zu erschließen. Motivation kann hierbei eher als latente Variable bezeichnet werden (Hafen, 2002). Es können sowohl Selbst- als auch Fremdbeurteilungsinstrumente verwendet werden. Selbstangaben des Patienten mit standardisierten Fragebögen (self reports) und Experteneinschätzungen durch den Arzt/klinisches Personal (clinican´s judgement) sind hier möglich. Allerdings wird bei Fremdbeurteilungsverfahren Motivation oftmals als rehakonformes Verhalten verstanden, was eher dem Begriff der Compliance nahe kommt (Hafen et al., 2000; Petry, 2 Therapiemotivation 48 1993). Zudem würden laut Deck (2006) Experten oft das als Motivation ausmachen, was sie selber darunter verstehen bzw., was sie für wichtig erachten. Fehlende Objektivität kann hierbei ein Problem sein. Trotzdem überwiegt in der rehabilitativen Versorgungspraxis oftmals das subjektive Therapeutenurteil/Arzturteil als Indikator für Motivation. Deck (1999) merkt dazu an, dass hiermit die Motivationseinschätzung des Patienten auf den kleinen Ausschnitt der Zeit des Rehabilitationsaufenthaltes beschränkt bleibe. Externe Faktoren, die Einfluss auf die Motivation des Patienten haben, blieben unberücksichtigt (z. B. beruflicher und familiärer Kontext, soziale Beziehungen und soziales Umfeld). Auch Basler (1985) hält das klinische Urteil seitens des Arztes für bedenklich. Demnach überschätzen Ärzte die Compliance ihrer Patienten häufig deutlich. Bei der Befragung des Patienten kommt zudem das Problem der sozialen Erwünschtheit zum Tragen. Nach Basler (1985) fällt es Patienten schwer, Non-Compliance zuzugeben, so dass die Abgaben über Compliance häufig unzuverlässig sind. Wenn ein Patient schon einräumt, dass er sich non-compliant verhalten hat, dann müsste diese Angabe wahr sein. Laut Basler lässt sich dies empirisch bestätigen. Der Patient, der Probleme mit der Compliance einräume, sage fast immer die Wahrheit. Motivationale Faktoren ließen sich auch über die Erfassung der Einhaltung von Untersuchungs- und Behandlungsterminen (appointment keeping) bzw. direkte Beobachtung (patient observation) erheben (Mühlig, 2004). Allerdings kann ein verpasster Termin viele Gründe haben, die in Bezug auf Motivation ganz unterschiedlich stark ins Gewicht fallen können. Zudem merken Nübling et al. (2006a) zu Recht kritisch an, dass solche Erhebungen vermutlich auch nur die Compliance abbilden und das komplexe Konstrukt der Rehamotivation vielleicht nicht ausreichend erfasst wird. Aufgrund der Tatsache, dass Selbstberichte der Patienten unkorrekt oder verzerrt sein können, werden besonders im medizinischen Bereich, speziell zur Kontrolle der Medikamenteneinnahme, versteckte Methoden angewendet. Hierzu zählt die so genannte Markierte-ZeichenTechnik. Medikamente werden präpariert, ohne dass der Patient dies weiß, um somit Rückschlüsse auf die tatsächliche Medikamenteneinnahme zu erhalten. Weitere Methoden sind denkbar. Soll ein Patient beispielsweise Entspannungskassetten zu Hause hören, kann ein verborgenes elektronisches System im mitgegebenen Kassettenrecorder messen, wie lange das Tonband tatsächlich abgespielt wurde (Meichenbaum & Turk, 1994). Ebenfalls auf die Erhebung der Compliance zielt der „pill count“ ab. Nach Hasford, Behrend und Sangha (1998) wird hierbei die Menge des Medikamentenschwundes, der bei regelmäßiger Einnahme 2 Therapiemotivation 49 eines Medikaments innerhalb eines definierten Zeitraumes zu erwarten wäre, verglichen mit dem tatsächlichen Medikamentenschwund. Dies sei eine schnelle, einfache, billige und reliable Methode. Problematisch wäre aber, dass nicht alle Patienten ihre Behältnisse zurückbrächten und zudem nicht die tatsächliche Medikamenteneinnahe, sondern der Medikamentenschwund gemessen werde. So werde aus dem Schwund auf die Medikamenteneinnahme geschlossen, obwohl auch andere Faktoren wie z. B. wegschmeißen, an Verwandte abgeben etc., hierfür verantwortlich sein könnten. Falsch-positive Compliance-Beurteilungen sind anzunehmen. Bei Therapieschemata mit z. B. wechselnder Dosierung kann dieses Verfahren zudem aufwendig und fehleranfällig sein. Kritisch ist auch zu sehen, dass diese Methode keine Informationen über Anwendungsmuster oder das aktuelle Anwendungsverhalten liefert. Es existieren zudem elektronische Monitorsysteme. Sie erlauben unter Einbeziehung von Datum und Uhrzeit eine detaillierte Beurteilung von Compliance. Das Einnahmeverhalten unter oraler Medikation wird mittels eines Mikrochips im Deckel der Medikamentenpackung (MEMS) elektronisch erfasst. Hasford et al. (1998) nennen auch die Messung erwarteter biologischer Effekte der Medikamenteneinnahme als indirektes Verfahren der ComplianceMessung (z. B. die Verlangsamung der Herzfrequenz unter Beta-Blockertherapie). Dies setzt jedoch eine fixe Compliance-Wirkungs-Beziehung voraus, wie sie meist nicht vorzufinden ist. Hinzu kommen z. B. psychosoziale Faktoren oder der natürliche Verlauf einer Erkrankung. Ethische Bedenken gegen diese Methoden sollten unbedingt Beachtung finden. Bei der Erfassung der Motivation des Patienten kann auch an der Verhaltensbeobachtung angesetzt werden. Abgesehen von allgemeinen Problemen bei der Verhaltensbeobachtung, wie der Art der Fixierung, Verzerrungstendenzen oder der Auswahl der Beobachtungseinheiten (Fisseni, 1997) stellt sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, vom Verhalten auf dahinter liegende Motive einer Person zu schließen bzw. ob sich die Motivation im beobachteten Verhalten überhaupt sichtbar manifestiert (Dahle, 1995; Veith, 1997). Bei Fisseni (1997) ist nachzulesen, dass beobachtbar nur konkrete Verhaltensweisen sind, nicht aber dahinter liegende Motive, Fähigkeiten oder Gefühle. Zur Erschließung der Motivation sollten daher indirekte, festgelegte Beobachtungskriterien herangezogen werden (Schmelzer, 1998). So könnte als Indikator für Motivation beispielsweise die Intensität des indizierten Verhaltens, der Widerstand gegenüber Ablenkung durch alternative Handlungsimpulse, die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub, die zeitliche Dauer eines Verhaltens und die Mühe und Kosten, die in eine Tätigkeit investiert werden, gesehen werden. Die Messung der Motivation über das Erzielen eines Therapieerfolges ist ebenfalls eine umstrittene Methode. Es gibt laut Meichenbaum und Turk (1994) keine einfache Beziehung zwi- 2 Therapiemotivation 50 schen Therapiemotivation und Therapieerfolg. Die Motivation ist „nur“ einer der Faktoren, der auf das Therapieergebnis einwirkt. Auch Orlinsky, Grawe und Parks (1994) stellen in einer Übersicht fest, dass nur bei ca. der Hälfte der einbezogenen Studien ein Zusammenhang zwischen Ausgangsmotivation und Therapieerfolg zu finden ist (bezogen auf Psychotherapie). Da bis heute keine allgemeingültige Definition von Therapiemotivation bzw. deren Bestandteile besteht, stellt sich die Frage, ob dieses übergeordnete, vielschichtige Konstrukt überhaupt messbar ist. Die Entwicklung geeigneter Instrumente ist daher schwierig. Theoretisch wäre es nötig, für jede Definition von Therapiemotivation gesonderte Verfahren zu entwickeln, bzw. spezifische Richtlinien für die Beurteilung der Motivation aufzustellen. Die Verfahren dürften dann immer nur für einen eng umgrenzten Bereich Anwendung finden. Es liegt auf der Hand, dass dies weder in der Praxis realisierbar noch im Sinne der Alltagstauglichkeit erstrebenswert sein kann. 2.6.1 Testverfahren zur Messung von Behandlungsmotivation Bis heute existieren relativ wenige explizite Verfahren zur Messung von Therapie- oder Rehamotivation. Die bestehenden Instrumente wurden bisher meist zu Forschungszwecken verwendet, und haben noch keinen breiten Einzug in die Praxis der Rehabilitation oder Psychotherapie gefunden. Letztlich können meist nur Unterkonstrukte erfasst werden, je nachdem, wo der Interessenschwerpunkt liegt. Erschwert wird die Erhebung der Motivation dadurch, dass sich die Kriterien für die Definition der Therapiemotivation häufig ändern (Meichenbaum & Turk, 1994). Die theoretische Einbettung der Instrumente fehlt häufig. Oft wird auf andere Erhebungsinstrumente zurückgegriffen. So wird z. B. die Beschwerdebelastung des Patienten erfasst. Man erhofft sich dann über die Stärke der Beschwerden Rückschlüsse auf den Leidensdruck des Patienten ziehen zu können, um damit letztlich die Motivationsstärke abzuschätzen. Damit wird häufig nur ein (Teil)aspekt der Motivation erfasst. Dies ist problematisch, da wichtige Teilaspekte der Motivation des Patienten unbeachtet bleiben können, die aber gegebenenfalls die entscheidenden Informationen über den Motivationsstand liefern könnten. Für die Erhebung des mehrfaktoriellen Konstrukts der Motivation stehen im deutschen Sprachraum bisher nur sehr wenige und zudem oft nicht ausreichend zufrieden stellende 2 Therapiemotivation 51 Selbstbeurteilungsverfahren zur Verfügung. Diese beziehen sich meist auf Psychotherapiemotivation (und Suchtbehandlung). Hier kommt das Problem der sozialen Erwünschtheit zum Tragen. Die Echtheit der Antworten kann unter Umständen nicht gewährleistet sein. Es ist z. B. möglich, dass der Patient vor dem, der ihn behandelt, gut dastehen möchte. Dadurch überschätzt er möglicherweise seine Leistungen bei bestimmten Verhaltensweisen oder gibt mehr Eigeninitiative an, als er eigentlich hat. Dies ist allerdings ein nicht nur in der Motivationsforschung altbekanntes Problem. Nach Meichenbaum und Turk (1994) kann Selbstbeobachtung aber auch als ein Stimulus dienen und auf die Verhaltensänderung positiv einwirken. Dies ist auch aus verhaltenstherapeutischen Methoden bekannt. Nübling et al. (2006a) sowie Deck, Kohlmann und Raspe (1998a) liefern jeweils eine tabellarische Übersicht bestehender Verfahren zur Erfassung von Therapie- bzw. Rehamotivation und Behandlungserwartungen. Deck et al. merken an, dass sich inhaltliche Überschneidungen zwischen den Instrumenten finden lassen. Trotzdem erfasse jedes einzelne Instrument spezifische Erwartungshaltungen und Motivationslagen, so dass keines der Instrumente in allen rehabilitationsmedizinischen Bereichen angewandt werden könne. Der interessierte Leser sei auf die Beiträge der Autoren verwiesen. Hier werden einige bekannte Verfahren der Selbstund Fremdbeurteilung exemplarisch kurz dargestellt. Ein Fremdbeurteilungsinstrument zur Therapiemotivation wurde von Sifneos (in Riedel, 1990) entwickelt. Der Fragebogen enthält nur sieben Items wie z. B. „Der Patient besitzt die Bereitschaft, aktiv bei der Psychotherapie mitzuarbeiten“ oder „Die Therapieerwartung (Zielvorstellung) des Patienten ist überwiegend realistisch“ (S.168). Das Therapiemotivationskonzept von Sifneos basiert auf einem Therapiemotivationskonzept, in dem die Einsicht in die seelische Verursachung der Erkrankung mit einem Änderungswunsch verbunden wird. Steller und Homers (1977) entwickelten ein noch heute in der Literatur dargestelltes konfigural-analytisches Verfahren zur Erfassung von fünf Variablen der Therapiemotivation (Leidensdruck, Unzufriedenheit, Änderungswunsch, Hilfewunsch, Erfolgserwartung). Der Fragebogen besteht aus Selbstbeschreibungen der Patienten sowie motivationsbezogenen, personenangepassten Zusatzfragen. In Bezug auf die Ausprägung verschiedener Variablen der Motivation soll jede Person zu ihren speziellen Problemen hiermit befragt werden. Indem die Patienten aufgrund der Zusatzfragen verschiedenen Therapiemotivations-Syndromen (TMS) zugeordnet werden, soll eine Typisierung der Patienten möglich gemacht werden. Die statistische Absicherung erfolgt über die Multinominalverteilung. Es wird dabei von der Häufigkeit ausgewählter Probleme eines Patienten abstrahiert. Die Zuordnung zu verschiedenen TMS- 2 Therapiemotivation 52 Gruppen liegt in dem Ziel der Indikation spezifischer, für den einzelnen Patienten passender therapeutischer Maßnahmen. Nicht nur die Selektion geeigneter Patienten soll erreicht werden, sondern es sollen auch solche Patienten identifiziert werden, die behandlungsbedürftig sind, deren Therapiemotivation aber zunächst beeinflusst werden muss, um – in diesem Fall – eine Therapie zu beginnen. Laut Autoren bietet diese Methode sowohl individualdiagnostische Abwendungsmöglichkeiten als auch die Möglichkeit, therapeutische Zwischenziele festzustellen. Ein Verfahren zur Messung der Therapiemotivation, das auf der Theorie der intrinsischen Motivation und Selbstentschlossenheit von Deci und Ryan (1985, zit. nach Pelletier, Tuson & Haddad 1997) aufbaut wurde von Pelletier et al. (1997) entwickelt. Es handelt sich um eines der wenigen Instrumente, die über einen theoretischen Hintergrund verfügen. Die so genannte „Client Motivation for Therapy Scale“ (CMOTS) misst die unterschiedlichen im Modell von Deci und Ryan vorgeschlagenen Motivationen. Der Einfluss von Patientenmotivation auf Verhaltensänderungen, Psychotherapieergebnisse und Patientenwohlbefinden soll erfasst werden. Laut Autoren ist die CMOTS auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Therapieprozesses einsetzbar, um z. B. die Umstände zu erfassen, die zu einem Absinken der Therapiemotivation führen. Für das Verfahren ist weitere Forschung nötig. Erste statistische Kennwerte sind viel versprechend (z. B. Reliabilitäten zwischen .70 und .92). Allerdings liegen bisher keine ausreichenden Belege für die Gültigkeit der Theorie im psychotherapeutischen Bereich vor (Schulz, Lang, Nübling & Koch, 2003). Die Weiterentwicklung der Skala sollte aufgrund der theoretischen Einbettung, dem Verständnis von Motivation als Prozess und der Konzipierung als Mehrfachmessinstrument weiter verfolgt werden. Der „Fragebogen zum Behandlungsbedarf“ (FBB) erfasst anhand von 21 Fragen Bedarf und Motivation zu psychosozialen Interventionen und hat in ersten Validitätsprüfungen befriedigende Ergebnisse erbracht (Zschocke & Augustin, 1999, in Augustin et al., 1999a). Auch subgruppenspezifische Verfahren wurden entwickelt. Hierzu zählt beispielsweise der TMSF (Therapie-Motivations-Screening-Fragebogen) von Köhler (2004, in Köhler, Hinrichs & Baving, 2008), der speziell für den Jugendvollzug entwickelt wurde. Es handelt sich um ein zweistufiges Verfahren. Zunächst werden mit 19 Items allgemeine Informationen über z. B. Erfahrungen und Einstellungen in Bezug auf Psychotherapie sowie Wirksamkeitserwartung von Psychotherapie erhoben. Dann wird mit der aus sieben zweipoligen Items bestehenden Skala Motivationsindex die Bereitschaft, therapeutische Angebote in Anspruch zu nehmen, erhoben. Ebenfalls genannt werden kann hier der 94 Items umfassende Fragebogen zur Erfas- 2 Therapiemotivation 53 sung der Therapiemotivation (THMO), der auch an jugendlichen Strafgefangenen sowie Berufsschülern entwickelt wurde (Rink, 1984). Er wurde bisher nur in dieser Referenzpopulation eingesetzt. Zur Messung der Psychotherapiemotivation im rehabilitativen Setting in Deutschland finden der Fragebogen zur Messung der Psychotherapiemotivation (FMP) von Schneider, Basler und Beisenherz (1989) und der Fragebogen zur Psychotherapiemotivation (FPTM) von Schulz, Nübling und Rüddel (1995) Einsatz. Der FMP beinhaltet 47 Items in 4 Skalen. Die Skala Krankheitserleben beinhaltet Items zum Leidensdruck und Krankheitsgewinn. Die Skala Laienätiologie enthält Items zur psychosomatischen Ursachenzuschreibung. Skala 3 Allgemeine Behandlungserwartungen misst allgemeine Erwartungen und Einstellungen gegenüber verschiedenen Behandlungsansätzen. Die Skala Erfahrungen und Einstellungen hinsichtlich Psychotherapie erhebt Informationen bezüglich Vorerfahrungen und Offenheit in Bezug auf psychotherapeutische Maßnahmen. Der Fragebogen weist befriedigende bis hohe Reliabilitäten für die Skalen und die Gesamtskala auf. Laut Autoren erwiesen sich auch die Validitätskoeffizienten als befriedigend hoch. Da häufig große Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdurteilen der Motivation beobachtet werden können, ist die vorgenommene Validierung am Expertenurteil fraglich. Die Autoren selber sehen die wichtigste Funktion des FMP im Bereich der Forschung. Im Sinne der Überprüfung einer Eingangsdiagnostik eignet er sich demnach nicht für die Individualdiagnostik. Die Autoren argumentieren, dass dies wegen der Änderungssensitivität des Merkmals Psychotherapiemotivation aufgrund des Testergebnisses von nur einem Test nicht vertretbar sei. Nur die motivationale Ausgangslage einer Person könne erhoben werden und zu einer Vergleichspopulation in Bezug gesetzt werden. Mögliche Informationen hieraus sollten aber nur zur Eindrucksbildung verwendet werden, z. B. um festzustellen, inwieweit spezifische Maßnahmen zur Förderung der Motivation ratsam wären. Es handelt sich folglich beim FMP eher um ein Screening-Verfahren. Damit stellt sich die Frage, ob es überhaupt einen Fragebogen geben kann, der den Anforderungen entsprechen kann. Schenk und Plaum (1989) decken in ihrer Testrezession einige sowohl methodische und konzeptuelle, als auch gestalterische Mängel des Tests auf. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass sich der Fragebogen zwar eigne, um wichtige Aspekte der Psychotherapiemotivation genauer abzuklären, aber nicht geeignet sei um Psychotherapiemotivation in theoretisch und methodisch zufrieden stellender Weise zu bestimmen. Schulz et al. (2003) weisen darauf hin, dass sich die von Schneider et al. (1989) aufgestellten Dimensionen faktorenanalytisch nicht stüt- 2 Therapiemotivation 54 zen ließen und von den Autoren nur aufgrund inhaltlicher Erwägungen beibehalten wurden. Zudem interkorrelieren die Subskalen aufgrund der niedrigen faktoriellen Validität beträchtlich. Der FPTM enthält 39 Items verteilt auf sechs Skalen (psychischer Leidensdruck, Hoffnung, Verneinung psychischer Hilfsbedürftigkeit, Wissen über Psychotherapie, Initiative, symptombezogene Zuwendung durch andere) und wurde an über 5000 Patienten evaluiert. Die Skalen weisen befriedigende bis sehr gute statistische Kennwerte hinsichtlich Reliabilität, Validität und faktorieller Struktur auf (Nübling, Schulz, Schmidt, Koch & Wittmann 2006b). Die sechs-faktorielle Struktur konnte an mehreren unabhängigen Stichproben repliziert werden. Durch alle Faktoren konnte insgesamt zwischen 54% und 55% der Varianz aufgeklärt werden. Die internen Konsistenzen lagen zwischen α=.71 (Wissen) und α=.92 (psychischer Leidensdruck) (Nübling, Schmidt & Schulz, 2002). Es existiert eine Kurzform des FPTM mit 23 Items (FPTM-23) (Schulz et al., 2003; Schulz et al., 2005). Hier konnten die Autoren die sechs-faktorielle Struktur der Langform vollständig replizieren. Die Skalen weisen ausreichend hohe interne Konsistenzen für Forschungszwecke auf (α=.74-.86). Die Skalen Wissen und Verneinung psychischer Hilfsbedürftigkeit sind aufgrund ihrer etwas geringeren internen Konsistenzen eingeschränkt geeignet. Zudem liegen erste positive Ergebnisse zur Konstruktvalidität vor. Schulz, Lang, Nübling und Koch (2006) entwickelten eine weitere Kurzform bestehend aus nur 6 Items aus dem FPTM-23. Hierzu liegen allerdings erst wenige Ergebnisse vor. Überprüfungen, insbesondere von Reliabilität und Validität, stehen aus. Langfristiges Ziel wäre es hiermit ein Verfahren zu entwickeln, dass auch für Patienten der primär somatischen Rehabilitation einsetzbar ist bzw. ein Verfahren zu schaffen, das in modifizierter Form auch als Fremdbeurteilungsinstrument zur Anwendung kommen könnte. Paul, Barth, Englert, Härter und Bengel (2004) weisen darauf hin, dass die oben genannten Fragebögen spezifisch auf Patienten der psychosomatischen Rehabilitation zugeschnitten sind, so dass sie nur mit Adaptation auch bei Patienten der somatischen Rehabilitation verwendet werden können. Explizite Verfahren zur Messung der Rehamotivation liegen nur vereinzelt vor. Häufig werden auch Erwartungen an die Rehabilitation oder deren Ausgang erfasst. Der „Fragebogen zur Erfassung rehabilitationsbezogener Erwartungen und Motivationen, FREM-17 wurde an Patienten mit chronischen Rückenschmerzen entwickelt (Deck, 2001; Deck, Zimmermann, Kohlmann & Raspe 1998b). Er beinhaltet 17 Items und vier Dimensionen (Erholung, Gesundheit, Krankheitsbewältigung, Rente). Hierbei wurde die Reha-Moti- 2 Therapiemotivation 55 vation in Bezug auf die Erwartungen des Patienten hinsichtlich der Rehabilitation konzeptualisiert. Die internen Konsistenzen fallen für alle Skalen außer Gesundheit (α=.50) relativ zufrieden stellend aus (α=.72-.90) (Deck, 2008). Eine weitere Überprüfung, auch der Validität, scheint ratsam. Zudem wurde eine Kurzform des Fragebogens entwickelt (FREM-8). Hierfür wurden die inhaltlich und methodisch bedeutsamsten Items jeder Dimension ausgewählt (Deck, 2005). Hierbei ließen sich dieselben Dimensionen abbilden wie in der Langform. Die Gütekriterien waren vergleichbar (Deck, 2008). Faller, Vogel und Bosch (2000, in Bengel, Wirtz & Zwingmann 2008; Faller, 2001) entwickelten einen Fragebogen zu Erwartungen und Zielen von Rehabilitanden (FEZ), der an stationären Rehapatienten aus dem Bereich Orthopädie, Onkologie und chronischen Rückenschmerzen entwickelt wurde (vgl. Kap. 2.7). Normen sind bisher nicht verfügbar. Eine weitere Überprüfung der Gütekriterien und die weitere Validierung stehen noch aus. Der Fragebogen besteht aus insgesamt 19 Skalen (75 Items), die zwei Teilbereichen zuzuordnen sind. Zehn Skalen beziehen sich auf die Prozesserwartungen (Erwartungen der Patienten in Bezug auf die Behandlungsmethode). Neun Skalen sollen Ergebniserwartungen (Erwartungen an die Rehaziele) erfassen. Kühn, Pannicke, Mohs und Schneider (2001b; vgl. auch Kühn, Mohs & Schneider, 2001a) entwickelten einen Fragebogen zur Erfassung der Rehamotivation zur Vorhersage der Ausprägung der Therapiemitarbeit des Patienten („Fragebogen zur Erfassung motivationaler Bedingungen zur Vorhersage der Therapiemitarbeit“, FEMB). Das HAPA (vgl. Kap. 5) diente hierbei als Basis. Die erste Skalenüberprüfung der Skalen Spezifische Konsequenzerwartungen (outcome espectancies), Spezifische Kompetenzerwartungen (specific self-efficacy) und Intention brachte gute teststatistische Kennwerte (z. B. α=.79-.94). Weitere Untersuchungen des Verfahrens stehen noch aus. Insbesondere erwähnt wird an dieser Stelle der Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 von Nübling et al. (2005, n.d.), der in dieser Arbeit zur Anwendung kommt. Die Autoren integrieren Items des FPTM und des FMP in den Fragebogen. Er kann als der erste Fragebogen zur Rehamotivation im deutschsprachigen Raum angesehen werden, der sowohl für Rehapatienten mit somatischen, als auch für Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen Anwendung findet, d.h. indikationsübergreifend eingesetzt werden und Motivation eher allgemein messen kann (nicht nur Psychotherapiemotivation). Die ausführliche Darstellung des Fragebogens findet sich in Kap. 6.4.1. 2 Therapiemotivation 56 Ein Instrument zur Erfassung von Reha-Motivation im Sinne reha-bezogener Selbstwirksamkeit (R-SWK) wurde von Muthny, Fiedler, Richter und Wiedebusch (2006b) vorgelegt. Der Fragebogen besteht aus den Skalen „Aktive Reha für normales Leben“ (α=.87) und „Aktive Reha für Stimmungsverbesserung“ (α=.86) mit insgesamt 10 Items. Es finden sich nur geringe Zusammenhänge mit bestehenden Verfahren zur Erfassung der Rehamotivation (z. B. PAREMO-20), so dass die Autoren postulieren, mit ihrem Verfahren neue Inhalte des Konstrukts zu erfassen. Der Fragebogen könne als Ergänzung zu bestehenden Verfahren eingesetzt werden. Es folgte die Weiterentwicklung des Instruments zur Erfassung relevanter Aspekte der RehaMotivation (Muthny et al., 2006a). Hierbei sollten theoretische Ansätze mit klinischen Erfahrungen verbunden werden. Den konzeptionellen Rahmen bilden das Transtheoretische Modell von Prochaska & DiClemente (1982, 1992) und die Theorie der Selbstwirksamkeit von Bandura (1997). Zudem weisen die Autoren darauf hin, dass es wichtig sei, sich auf eigentliche motivationale Aspekte zu konzentrieren und somit eine Vermischung mit anderen Konzepten (z. B. Belastungen) zu vermeiden. Der Schwerpunkt des Fragebogens „Reha-bezogene Kognitionen“ (REHAKOG) liegt in den relevanten Kognitionen (die im Zusammenhang mit dem Konstrukt Reha-Motivation stehen) und in oben genannter reha-bezogener Selbstwirksamkeit. Er wurde an Patienten in der orthopädischen Rehabilitation getestet. Die Skalen wurden faktorenanalytisch entwickelt und weisen gute interne Konsistenzen und Trennschärfen auf. Sie gliedern sich in die Bereiche Vorsätze (3 Skalen: „Information/Aufklärung“, „eigener Weg“, „Anweisungsbefolgung“), rehabezogene Selbstwirksamkeit (2 Skalen: „aktive Mitarbeit für normales Leben“, „aktive Mitarbeit für verbesserte Stimmung“) und Befürchtungen (3 Skalen: „unangenehme Konfrontation mit Kranken“, „soziale Nachteile durch Reha“, „Überforderung in der Reha“). Weitere Prüfungen des Verfahrens in Längsschnitt-Untersuchungen und die Untersuchung, wie RehaMaßnahmen reha-bezogene Kognitionen beeinflussen bzw. zum Positiven modifiziert werden können, stehen laut Autoren noch aus. Ein speziell für die Diagnostik der berufsbezogenen Therapiemotivation entwickelter Fragebogen wurde an Patienten in psychosomatischer Rehabilitation entwickelt. Der FBTM (Fragebogen zur berufsbezogenen Therapiemotivation) von Zwerenz (2005) umfasst 24 Items, verteilt auf 4 Skalen (Veränderungsabsicht, Rentenbegehren, Negative Behandlungserwartungen, Aktive Bewältigungsorientierung) mit dem unter anderem berufliche Belastungen wie psychischer Stress am Arbeitsplatz oder Konfliktsituationen erfasst werden sollen. Es handelt 2 Therapiemotivation 57 sich um ein reliables und valides Instrument, das inzwischen auch in anderen Bereichen der somatischen Rehabilitation erprobt wird. Ferner existieren Fragebögen zur Diagnostik von Arbeitsmotivation/berufsbezogener Motivation. Hierzu zählen neben dem FBTM das Job Diagnostic Survey (JDS), das Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) und das Leistungsmotivationsinventar (LMI). Der interessierte Leser sei für einen Überblick auf Fiedler, Schubmann, Greitemann und Heuft (2006) verwiesen. Da die Erhebungsmethoden Fremdbeurteilung, Selbstbeurteilung und Verhaltensbeurteilung für sich genommen durchaus kritisch zu betrachten sind, ist es vorteilhaft, unterschiedliche Instrumente zur Diagnostik der Motivation zu kombinieren (z. B. Selbstbeurteilung durch den Patienten; Fremdurteil durch den behandelnden Arzt). Auch einzelne Indikatoren des Motivationskonstrukts können zur indirekten Messung der Motivation herangezogen werden (z. B. psychischer Leidensdruck, Wissen oder Selbstwirksamkeit). Festzuhalten bleibt, dass die Voraussetzungen für eine umfassende routinemäßige und standardisierte sowie indikationsübergreifende Diagnostik der Motivation in der medizinischen Rehabilitation noch unzureichend sind (Nübling et al., 2006a) und die tatsächliche Anwendung von motivationsspezifischem Wissen in der Praxis noch in den Kinderschuhen steckt. 2.7 Motivationsforschung in der Rehabilitation Motivationalen Voraussetzungen und Prozessen wird in den Rehabilitationswissenschaften eine wesentliche Bedeutung für den Verlauf und den Erfolg von Rehabilitationsmaßnahmen zugesprochen. Auch besteht Konsens darüber, dass diese Faktoren den Prozess der beruflichen Wiedereingliederung beeinflussen (Muthny et al., 2006a). Dementsprechend existiert inzwischen eine Vielzahl an Studien zu diesem Thema. Ein Großteil der Studien findet sich im Bereich der psychotherapeutischen oder suchtspezifischen ambulanten bzw. stationären Versorgung (z. B. psychosomatische Rehabilitation). In den letzen Jahren sind immer mehr Studien aus dem Bereich der medizinischen Rehabilitation hinzugekommen. Aufgrund der steigenden Kosten im Gesundheitswesen stellt sich zunehmend die Frage, ob und wie Patienten motiviert sind, an den häufig kostspieligen Interventionen nicht nur teilzunehmen, sondern auch aktiv mitzuwirken. Dies gewinnt noch an Bedeutung wenn man bedenkt, dass 2 Therapiemotivation 58 bei vielen Patienten eine Rehabilitation der ersten Schritt bedeutet, die Patienten aber häufig nach der Maßnahme langfristig und konsequent ihr Gesundheitsverhalten ändern sollten. Viele Studien existieren im Bereich der Medikamenten-Compliance. Benkö, Schuster und Titscher (1988) z. B. kommen bei einer Untersuchung an Patienten in einem Rehabilitationszentrum zu dem Ergebnis, dass eine große Anzahl von Patienten wenig compliant war (32%). Nur 24% der Patienten wurden als ausreichend compliant eingestuft. Faktoren der ArztPatient-Beziehung und Patientenmerkmale (soziologische, Verhaltens- und Persönlichkeitsmerkmale) waren dabei ausschlaggebend. Die Krankheitsfaktoren an sich schienen als Determinanten eher unwichtig. Meichenbaum und Turk (1994) berichten von Abbruchraten von bis zu 80% hinsichtlich allgemeinmedizinischer Behandlungen. Im Bereich der medizinischen Rehabilitation fallen die Abbruchraten geringer aus. Jedoch variiert diese je nach Indikationsbereich stark. Nübling et al. (2005) weisen darauf hin, dass bei der Betrachtung der vergleichsweise geringen Abbruchraten die Besonderheiten des Systems zur Beantragung solcher Maßnahmen berücksichtigt werden müssen. Da medizinische Rehabilitation nur auf Antrag des Versicherten gewährt werden kann, sei auf Seiten des Patienten zwangsläufig ein gewisses Maß an Eigeninitiative erforderlich. Der allgemeine Forschungsstand wird hier nur kurz exemplarisch gestreift, um dann auf Motivationsforschung bei Hautpatienten einzugehen. Studien finden sich z. B. im Bereich der Rehabilitationsforschung bei Schlaganfallpatienten. Maclean, Pound, Wolfe und Rudd (2000) verglichen Schlaganfallpatienten, die von den Behandlern als hoch bzw. niedrig motiviert eingestuft wurden. Demnach schätzten beide Gruppen die Maßnahme unterschiedlich ein. Die hoch motivierten Patienten sahen die Rehabilitation als wichtigstes Mittel zur Genesung an und schrieben sich selber einen aktiven Part dabei zu. Viele der Patienten nannten Unabhängigkeit zu Hause als persönliches Ziel. Aber nur wenige der Patienten mit niedriger Motivation setzten dieses Ziel zum Erfolg der Reha in Bezug. Es stellte sich zudem heraus, dass Informationen von Fachleuten über die Rehabilitation, vorteilhafte Vergleiche mit Mitpatienten und der Wunsch die Klinik zu verlassen einen positiven Effekt auf die Motivation hatten. Im Gegensatz dazu führten Überprotektion durch Familienmitglieder oder Behandler, ein Mangel an Informationen oder der Erhalt unterschiedlicher Nachrichten und unvorteilhafte Vergleiche mit anderen Patienten zu einer niedrigeren Motivation. Nach Autorenmeinung sind diese Meinungsunterschiede durch das Umfeld, in dem der Patient rehabilitiert wird, beeinflusst. Sie heben hervor, wie wichtig es sei, dass 2 Therapiemotivation 59 Fachleute und Behandler sich bewusst werden, wie ihr Verhalten die Motivation der Patienten beeinflussen kann. Yu, Guo, Chen und Liang (1993) untersuchten ebenfalls Schlaganfallpatienten und kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Die Rehamotivation der Patienten war in ihrer Studie korreliert mit dem Bildungsgrad, internalen Faktoren und lebenspraktischen Fähigkeiten. Demnach hatten Patienten mit höherem Bildungsgrad, höheren internalen Motiven und höherer Performanz in lebenspraktischen Dingen eine stärkere Rehamotivation. Die Gruppe der Patienten mit hoher Motivation achtete zudem mehr auf positive Faktoren, wie z. B. Eifer/Ungeduld wieder unabhängig zu sein und negative Faktoren, wie z. B. dem Mangel an Einsicht in die Erkrankung. Negative Faktoren, wie z. B. sich über Dinge (außer Finanzen) Sorgen zu machen, Unzufriedenheit mit der Einrichtung oder Heimweh schmälerten die Motivation und waren dementsprechend Kennzeichen der Gruppe mit niedriger Rehamotivation. Die Motivation zur Teilnahme von Rehabilitationspatienten (Herz-Kreislauf-Erkrankungen) an einer der Rehabilitation nachfolgenden Herzgruppe wurde von Dohnke, Nowossadeck, Held, Karoff und Müller-Fahrnow (2007) auf der Basis des HAPA-Modells (vgl. Kap. 5) untersucht. Die Studie liefert erste Hinweise darauf, dass das Inanspruchnahmeverhalten als ein dynamischer Prozess auf der Grundlage des HAPA verstanden werden kann. Demnach wird eine stadienspezifische Intervention zur Förderung (Motivierung) der Patiententeilnahme empfohlen. Auch die Autoren weisen der Selbstwirksamkeit eine besondere Bedeutung zu. Nach ihren Ergebnissen können sich besonders unentschlossene Patienten durch Interventionen zur Stärkung ihrer Selbstwirksamkeit dazu motivieren, ihr Verhalten ändern zu wollen. Kritisch wird von den Autoren angemerkt, dass das „Dreistadienmodell“ für die Motivationsphase vielleicht zu ungenau ist. Das Modell unterscheide nicht zwischen Patienten ohne Intention für eine Herzgruppenteilnahme und Patienten mit der bewussten Intention zur NichtTeilnahme. Laut Autoren könnte das Angebot nicht alle Patienten ansprechen, sodass sich ein Teil der Patienten möglicherweise bewusst gegen eine Teilnahme entschieden habe. Deck (2004, 2006) untersuchte die Zusammenhänge von Reha-Informationen und RehaErwartungen mit der Rehamotivation an Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Die Patienten, die in rehabilitationsförderlichen Dimensionen (Erholung, Gesundheit und Krankheitsbewältigung) hohe und in der eher hinderlichen Dimension Rente niedrige Ausprägungen aufwiesen, wurden auch in der Fremdbeurteilung durch die Ärzte als motiviert bezeichnet. Die Fremdbeurteilung erfolgte durch vier Ratingskalen. Hierbei erwarteten die Patienten in der Rehabilitation etwas für sich selbst und ihre Gesundheit zu tun. Frauen hatten höhere 2 Therapiemotivation 60 Erwartungen im Bereich Erholung, wohingegen Männer und Patienten aus niedriger sozialer Schicht höhere Erwartungen im Bereich Rente hatten. Zudem wiesen Patienten mit schlechten gesundheitlichen Ausprägungen geringere Motivation auf. Die Patienten waren vor und während der Maßnahme nicht ausreichend über die bevorstehende Rehabilitation informiert worden. Das Ausmaß der Informierung hing nicht mit Personenmerkmalen zusammen. Allerdings gaben Patienten mit höherem Leistungsvermögen (wenige gesundheitliche Beeinträchtigungen) an, signifikant mehr Informationen bekommen zu haben, als Patienten mit stärker eingeschränktem Leistungsvermögen. Patienten mit Hauptschulabschluss hatten auf allen Dimensionen mit Ausnahme der Erholung höhere Erwartungen und Motivationen an die Rehabilitation. Die Motivation dieser Gruppe wurde jedoch vom behandelnden Arzt als geringer eingestuft (Schichtbias?). Es ließen sich keine statistisch bedeutsamen Zusammenhänge zwischen den Reha-Informationen und den Reha-Erwartungen finden. Die Informationen hatten auch keinen Einfluss auf den Rehaerfolg. Faller und Vogel (2006) interessierten sich für die Erwartungen von Rückenschmerzrehabilitanden an die Methode und Ergebnisse der Reha. Hierbei verwendeten sie unter anderem den „Fragebogen zu Erwartungen und Zielen von Rehabilitanden“ (FEZ) (vgl. Kap. 2.6) und den SF-36 (Fragebogen zum Gesundheitszustand) zur Erfassung der Lebensqualität. Die Patienten hatten eher unspezifische/passive bzw. biomedizinische Behandlungserwartungen. Aktive Maßnahmen, wie sie heute in modernen, verhaltensmedizinischen Behandlungskonzepten zum Einsatz kommen, standen eher nicht im Fokus der Patientenerwartungen. Letztlich folgern die Autoren, dass Patienten erst motiviert werden müssen, um ihnen ein aktives Behandlungsprogramm nahe bringen zu können (vgl. auch Faller, Vogel & Bosch, 2000). Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Wirth (1995) in einer Untersuchung an Patienten mit HerzKreislauferkrankungen sowie Erkrankungen am Bewegungsapparat. Patienten kommen demnach oft mit Kurerwartungen in die Rehabilitation. Dies führe dazu, dass häufig eine passive Haltung in Bezug auf die Behandlung vorliege. Die meisten Patienten erwogen z. B. nicht die Möglichkeit und Notwendigkeit einer ambulanten Fortsetzung der Therapie. Zudem erfasste er beispielsweise die Bedenken gegenüber bestimmten Reha-Maßnahmen. 55% der Patienten hatten größere Bedenken gegen die indizierten Maßnahmen. Liebeck (1984) beschäftigte sich mit Erwartungen von Patienten an einen Kuraufenthalt. Auch hier zeigten sich Patienten mit eher passiven bzw. aktiven Erwartungen. Demnach scheinen z. B. eher depressive oder hypochondrische Patienten eine Kur mit wenig günstigen Erwartungen zu beginnen. Der Autor folgert, dass diese vermutlich weniger von der Kur profitieren werden. Die Studien machen deutlich, dass die Klärung der Erwartungen der Patienten eine wichtige Rolle spielt und zei- 2 Therapiemotivation 61 gen zudem die Interaktionen zwischen Erwartungen und Motivation auf. Weitere Studien zu Reha-Erwartungen finden sich z. B. bei Vogel, Benecke, Herrmann und Haupt (2001, 2006) an Diabetespatienten oder Dohnke et al. (2006) an Patienten in Rehabilitation nach Hüftgelenksoperationen. Greitemann et al. (2005) untersuchten ebenfalls die aktive Patientenbeteiligung in der Rehabilitation anhand eines somatisch-psychologischen Motivationsprogramms für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Ziel war es, den Patienten zur aktiven Beteiligung am Rehabilitationsprozess zu motivieren. Indirekt erhoffte man sich dadurch zudem eine Verbesserung des Rehaergebnisses. Das Motivationsprogramm wurde von den Patienten als sehr positiv bewertet. Es zeigten sich erste positive Effekte. Allerdings konnten in Bezug auf den Langzeiterfolg keine Unterschiede zur Vergleichs- und Kontrollgruppe gefunden werden. Das Programm wurde dann um Module zur beruflichen Motivation erweitert. Eine Reihe von Studien existiert für den Bereich der psychosomatischen Rehabilitation, die hier nur gestreift werden sollen (z. B. Schneider, Beisenherz & Freyberger, 1990). Peters et al. (2000) beispielsweise untersuchten die Psychotherapiemotivation älterer Patienten (≥ 55 Jahre) in einer psychosomatischen Klinik. Sie konnten feststellen, dass Ältere weniger psychologische Attributionen für ihre Erkrankung machten. Sie waren zudem überrepräsentiert in der Gruppe der Patienten mit niedriger Motivation für Psychotherapie. Bei den über 65jährigen stieg der Anteil der niedrig motivierten sogar auf 40% an. Allerdings berichten die Autoren von einer Polarisierung bei den älteren Patienten, da auch der Anteil der Hochmotivierten anstieg. Insgesamt wiesen 2/3 der älteren Patienten eine Psychotherapiemotivation auf, die eine erfolgreiche Behandlung verspricht, wenn man die mittelgradig und hoch motivierten Patienten zusammenfasst. Häufig erwähnt wird die gering ausgeprägte Therapiemotivation bei Patienten, die sich z. B. wegen einer körperlichen Erkrankung in stationärer Rehabilitation befinden und an einer komorbiden psychischen Störung leiden. Dies mag durch das meist zunächst organmedizinisch geprägte Krankheitsverständnis und ebensolchen Erwartungen der Patienten zu erklären sein. Beispielhaft seien hier Patienten mit koronarer Herzkrankheit genannt. Barth (2006) untersuchte Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und komorbider Depression in Bezug auf ihre Erwartungen und Ziele an die Behandlung. Hierbei zeigte sich eine organmedizinische Behandlungserwartung. Bei depressiven Patienten veränderte sich die Erwartung gegen Ende der Rehabilitation in Richtung einer psychologischen Behandlung. Insgesamt zeigte sich, dass die Psychotherapiemotivation bei Patienten mit KHK und Depression wesentlich 2 Therapiemotivation 62 geringer war, als bei Patienten, die „nur“ unter einer primären psychischen Störung litten. Geringe Raten von Psychotherapiemotivation für diese Patientengruppe berichtet auch Waßmer (2001). Barth (2006) fordert die Förderung der Psychotherapiemotivation als wesentlicher Behandlungsbaustein psychotherapeutischer Interventionen in der Rehabilitation. Paul et al. (2004) entwickelten eine Intervention zur Motivierung von KHK-Patienten mit komorbider Depression für eine ambulante Psychotherapie. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Ziel (Motivierung für weiterführende Psychotherapie) bisher nicht erreicht werden konnte. Die Mehrzahl der Patienten nahm nach der Rehabilitation regelmäßig Fachärzte in Anspruch. Nur eine Minderheit ließ sich von Psychotherapeuten oder Psychiatern behandeln. Kritisch diskutiert werden von den Autoren z. B. die Stichprobengröße oder der gewählte katamnestische Zeitraum. Aufgrund der bekannten Wechselwirkungen zwischen KHK und Depressionen (vgl. Härter, Baumeister & Bengel, 2007a) sind diese Ergebnisse alarmierend. 2.8 Motivationsforschung in der Dermatologie Zur Motivation oder Rehamotivation bei Patienten mit Hauterkrankungen liegen bisher kaum Befunde vor. Im vielen Studien wird meist die Medikamenten-Compliance des Patienten erwähnt, jedoch wird diese nur selten näher untersucht. Gieler, Niemeier, Kupfer und Harth (2008) merken z. B. an, dass bei der Akne eine alleinige dermatologische Behandlung häufig nicht ausreiche und zu einer schlechten Compliance führe. Laut Renzi et al. (2002) sind die meisten Untersuchungen in der Dermatologie auf einzelne Erkrankungen bezogen und beziehen sich hauptsächlich auf die Compliance in Bezug auf die Art der Behandlung (topisch, systemisch) oder unterschiedliche spezifische Behandlungen. Einzelne Studien hätten die Wichtigkeit der Arzt-Patient-Beziehung zur Verbesserung der Medikamentenbefolgung untersucht. Renzi et al. (2002) merken an, dass sie die erste Längsschnittstudie zu ambulanten dermatologischen Behandlung liefern würden, bei der multivariate Analysen zur Evaluation der Beziehung zwischen Patientencharakteristika, Patientenzufriedenheit mit der Behandlung und selbstberichtete Compliance mit der verschriebenen medikamentösen Therapie untersucht werden. Demnach war die Compliance zwischen den Diagnosegruppen ähnlich hoch (49% atopische Dermatitis, 60% Akne, 50% Psoriasis). Insgesamt folgten 44% der Patienten nicht 2 Therapiemotivation 63 den Anweisungen des Arztes in ausreichendem Maße und wurden deshalb als wenig compliant eingestuft. Nach ihrer Untersuchung hat die Patientenzufriedenheit einen signifikanten und unabhängigen Effekt auf die Befolgung der Medikamenteneinnahme. Eine große Bedeutung räumen sie hierbei der Beziehung zwischen Arzt und Patient ein. Sie fordern insbesondere das Augenmerk auf die interpersonellen Fähigkeiten des Arztes zu richten, um die Patientenzufriedenheit und Mitarbeit zu fördern. Eine verminderte Lebensqualität und die Altersgruppe der über 60 Jährigen waren assoziiert mit Befolgung der Medikamenteneinnahme. Andererseits fanden sie einen starken negativen Zusammenhang zwischen psychiatrischer Morbidität und Compliance, was angesichts der hohen Prävalenzraten von psychischen Störungen in der Dermatologie nicht unerheblich erscheint. Ähnlich hohe Raten von NonCompliance sind auch aus anderen Studien bekannt. Richards et al. (1999) befragten anonym ehemals stationäre Psoriasispatienten zur tatsächlichen Anwendung der empfohlenen Therapiemaßnahmen. 61% gaben an, das sie immer den Behandlungsanweisungen durch ihren Arzt gefolgt wären. 39% gaben an, ihre Therapie „manchmal“ oder „nie“ angewandt zu haben. Laut Autoren war die Non-Compliance am höchsten bei den Patienten, die einen höheren (selbsteingeschätzten) Schweregrad der Erkrankung angaben, jünger waren, einen früheren Krankheitsbeginn aufwiesen und eine größere subjektive Beeinträchtigung im täglichen Leben spürten. Das generelle Wohlbefinden unterschied sich nicht von den Patienten, die als compliant eingestuft wurden. Die Autoren vermuten, dass viele Patienten deshalb nicht compliant waren, weil die Auswirkung der Psoriasis auf das tägliche Leben die Patienten nicht übermäßig beunruhigte. Augustin et al. (1999a) untersuchten stationäre Patienten mit allergischen Erkrankungen in Bezug auf ihre psychische Belastung und ihre Motivation zu psychosozialen Behandlungsverfahren. Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeit und Urtikaria wiesen im Vergleich zu Patienten mit Insektengiftallergien und Medikamentenunverträglichkeit signifikant höhere Werte im Bereich psychische Belastungen und Motivation auf. Die Therapiemotivation war hier unabhängig von Geschlecht, Alter und Schulbildung. Besonders motiviert waren die Patienten zu Gesundheitsschulungen, gefolgt von Entspannungsverfahren. Die Autoren geben als wichtigste Prädiktoren für die Therapiemotivation den Wunsch nach Eigenverantwortung, die erlebte Hilflosigkeit und soziale Einschränkungen an. Zur Messung der Motivation wurde hier der „Fragebogen zum Behandlungsbedarf“ (FBB) (Zschocke & Augustin, 1999, in Augustin et al., 1999a) eingesetzt. Ferner leiteten sie die Motivation zur Teilnahme an einzelnen Interventionen von den Werten auf den Skalen des Marburger Hautfragebogens (Stangier et al., 1996a; vgl. Kap.6.4.4) ab. Die Autoren merken an, dass Motivation hier als dynami- 2 Therapiemotivation 64 scher Prozess zu verstehen ist, der von den Vorinformationen und Vorerfahrungen der Patienten, von der Aufklärung des Patienten durch den Dermatologen sowie vom Krankheitsverlauf abhängig sei. Schneider, Beisenherz, Wendt und Stangier (1993) untersuchten die Behandlungserwartungen und Psychotherapiemotivation von Hautpatienten im Vergleich zu Patienten aus psychosomatischen/psychotherapeutischen Kliniken. Hautkranke Patienten waren in Bezug auf ihr Krankheitskonzept und die Erwartungen besonders an organmedizinischen Krankheits- und Behandlungsmodellen orientiert. Dazu gehört auch, dass diese Patientengruppe die Ursachen der Erkrankung als außerhalb ihrer Kontrolle liegend attribuierten und einen deutlich niedrigeren Leidensdruck aufwiesen als die Psychotherapiepatienten. Geschlechterunterschiede fanden sich hingegen nicht. Zaghloul, Cuncliffe und Goodfield (2005) fanden eine signifikant negative Korrelation zwischen den Werten im DLQI (vgl. Kap.6) und der Medikamentenbefolgung bei Patienten mit Akne. Die Charakteristika weibliches Geschlecht, verheiratet, berufstätig und „nicht für Rezepte zahlen zu müssen“ waren assoziiert mit einer erhöhten Medikamentenbefolgung und einer verminderten Lebensqualität. Als Gründe für die Nichtbefolgung der indizierten Behandlung gaben die Patienten an, „die Nase voll zu haben“, vergesslich oder zu beschäftigt gewesen zu sein. In Bezug auf Psychotherapiemotivation wird oftmals erwähnt, dass bei Hautpatienten im Vergleich zu anderen Gruppen körperlicher Erkrankungen die Motivation verringert sei (Schaller, Alberti, Pott, Ruzicka & Tress, 1998) und somit eine stationäre Maßnahme auch dazu da sei, um die Psychotherapiemotivation zu fördern und möglicherweise schon weiterführende psychotherapeutische Maßnahmen in die Wege zu leiten. Gelänge dies nicht, könnte es passieren, dass sich viele Patienten mit labilem seelischem Gleichgewicht als wertlos und abgelehnt wahrnehmen, und dadurch das Risiko der Non-Compliance für die gesamte Maßnahme steigt. Harth und Gieler (2006) weisen ebenfalls darauf hin, dass der behandelnde Dermatologe die Problemreflexion durch Informationen und neutrale Erläuterungen zur Psychotherapie unterstützen kann, da eine frühzeitige Konfrontation des Patienten zu Beziehungsabbrüchen in der Arzt-Patient-Beziehung führen könne. Stangier et al. (1997, in Harth & Gieler, 2006) schlagen in diesem Zusammenhang ein Phasenmodell der Psychotherapiemotivation für Hautpatienten vor. Studien zur Motivationslage bei Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen liegen bisher kaum vor. Die Art der Kommunikation zwischen der rehabilitativen oder ambulanten Ein- 2 Therapiemotivation 65 richtung und dem Patienten kann schon vor Aufnahme einer Intervention eine Rolle spielen. Ladermann et al. (2005a, 2005b) berichten von einer geringen Teilnahmequote (30%) für Beschäftigte mit berufsbedingten Hauterkrankungen (aus der Nahrungsmittelindustrie und dem Backgewerbe) an einem Sekundärpräventionsprogramm Haut. Der Einsatz eines neuen Anschreibens scheint die Teilnahmequote auf 50% erhöht zu haben. Die Autoren legten das sozial-kognitive Prozessmodell der Veränderung von Gesundheitsverhalten (Schwarzer, 2002a) zugrunde. Zusätzliches Informationsmaterial hatte laut Autoren keinen Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft. Matterne, Diepgen und Weisshaar (2009) untersuchten Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen, die an einer dreiwöchigen stationären Maßnahme (TIP-Maßnahme wie in Osnabrück, vgl. Kap. 4) teilnahmen. Als theoretisches Bezugsmodell diente hier die Theorie des geplanten Verhaltens von Ajzen (1991 & 2001, in Matterne et al., 2009). Die Autoren gehen davon aus, dass die Verhaltensintention die Motivation eines Individuums beinhaltet, ein bestimmtes Verhalten tatsächlich umzusetzen. Untersucht werden sollte die Motivation der Patienten, Hautschutzmaßnahmen umzusetzen mit einem Fragebogen. In hierarchischen, multiplen Regressionsanalysen erwies sich die wahrgenommene Verhaltenskontrolle der Patienten als stärkster Prädiktor für die Umsetzung der Maßnahmen. Dies zeigte sich sowohl zu Beginn als auch am Ende der Behandlung. Auch die günstigen Einstellungen der Patienten spielten eine Rolle. Sie regen an, die Verhaltenskontrolle der Patienten gezielt zu fördern und ihnen zu helfen, positive Einstellungen zu entwickeln. Dies könnte die Motivation steigern, Hautschutzschutzmaßnahmen umzusetzen und beizubehalten, was sich wiederum positiv auf den Hautzustand und die persönlichen sowie sozialen Folgen der berufsbedingten Hautkrankheit auswirke. Viele Annahmen werden aus klinischen Erfahrungen abgeleitet. Die Überprüfung dieser Annahmen durch Studien steht meist noch aus. 2.9 Kapitelfazit und Ausblick für Kapitel 3 Der Erfassung der Motivation und damit zusammenhängender Konzepte wie das der Erwartungen, Selbstwirksamkeit oder der psychische Leidensdruck sind Forschungsgebiete, auf die sich seit einigen Jahren ein reges Interesse richtet. Hierbei existieren unterschiedliche Konzepte von Motivation, Rehamotivation und Compliance. Eine allgemeingültige Definition steht noch aus. Ebenfalls werden eine Vielzahl von Theorien und Modellen diskutiert. Eine 2 Therapiemotivation 66 Reihe – meist nur an spezifischen Patientenkollektiven getestete – Testverfahren stehen zur Verfügung. Bei vielen fehlt eine theoretische Einbettung. Hier besteht dringend weiterer Forschungsbedarf. Oben genannte Probleme in der Motivationsforschung erschweren die Vergleichbarkeit der bisherigen Forschungsergebnisse, den breit gefächerten Einsatz bereits bestehender Testverfahren und die Umsetzung motivationsfördernder Maßnahmen in die Praxis. Festzuhalten bleibt, dass man unmotivierte Patienten vermutlich nicht finden kann. Es stellt sich aber die Frage, wozu die Patienten motiviert sind, welche Faktoren ihre Motivation beeinflussen, und ob sich ihre Motive und Erwartungen mit denen der Behandler decken. Nur bei Passung zwischen Patient und Behandler kann von einem positiven Effekt der Motivation ausgegangen werden. Oftmals wird der Erfassung von Motivation prädiktive Güte für den Behandlungsverlauf und das Behandlungsergebnis zugesprochen. Die Befundlage ist jedoch noch uneindeutig. Motivation könnte im Gegenzug auch als nur ein Faktor betrachtet werden, der neben vielen anderen die Behandlung und das Ergebnis beeinflusst. Möglicherweise kommen anderen Faktoren, wie beispielsweise der psychischen Verfassung des Patienten bzw. Wechselwirkungen zwischen der Erkrankung und den psychischen Faktoren ebenfalls (oder sogar größere) Bedeutung für den Rehaerfolg zu, als der Motivation alleine (wobei in Motivationskonstrukten häufig psychische Faktoren integriert werden). Psychische Einflussfaktoren für den betroffenen Patienten selbst und auf den Rehaprozess werden im folgenden Kapitel dargestellt. Zudem werden der Einfluss und die Auswirkungen der Erkrankung auf die Lebensqualität des Patienten näher erläutert. Testverfahren werden kurz beschrieben. 3 Hauterkrankungen und Psyche 67 3 Hauterkrankungen und Psyche In diesem Kapitel wird auf die Zusammenhänge zwischen Hauterkrankungen und psychischen Faktoren eingegangen. Die Auswirkungen von Hauterkrankungen auf die Lebensqualität der Patienten werden dargestellt. 3.1 Biopsychosoziales Krankheitskonzept Im 20. Jahrhundert wurde das biomedizinische Modell von der Vorstellung abgelöst, dass Krankheiten verursacht werden von einem Wechselspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren. Angenommen wird, dass neben physiologischen Faktoren sowohl psychische Faktoren wie Emotionen (z. B. Angst, Depression, Trauer, Unsicherheit) und Kognitionen (z. B. subjektive Theorien über Verhaltensweisen, welche zur Heilung beitragen, Erwartungen an den Krankheitsverlauf, Kontrollüberzeugungen) als auch sozial-gesellschaftliche Faktoren (z. B. finanzielle Entlastung in der Versorgung, Erwartungen an Krankheitsverhalten, Verlust von Anerkennung) bei der Entstehung, im Verlauf und der Folge von Krankheiten beteiligt sind (Knoll, Scholz & Rieckmann, 2005). Hierbei spielen nach Knoll et al. der Auftretenszeitpunkt, die Chronizität und die Auswirkungen auf das Funktionieren im Alltag eine wichtige Rolle für Annahmen über die Belastung, die eine Erkrankung mit sich bringen kann. Zudem werde demnach die Unterscheidung zwischen gesund und krank nicht unabhängig vom subjektiven Befinden der betroffenen Person oder von sozialen und moralischen Werten und Normen gesehen. Die Autoren nennen als Beispiel zwei Personen mit Hausstauballergie, die sich in ganz unterschiedlichem Maße in ihrem Wohlbefinden oder ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt fühlen können oder auch unterschiedlich stark das Versorgungssystem in Anspruch nehmen. Die Behandlung durch Ärzte richtet sich meist nach dem Ausmaß der subjektiven Beschwerden der Patienten. Dem Individuum wird in diesem Modell eine aktive Rolle zugewiesen. Dies betrifft sowohl die Erhaltung und Förderung der Gesundheit als auch den Genesungs- und Rehabilitationsprozess. Es wird z. B. erforscht, welche Verhaltensweisen (z. B. aktive Suche nach sozialer Unterstützung vs. passiver sozialer Rückzug) Krankheitsprozesse fördern oder abschwächen. Zudem existieren Modelle und Theorien zur Gesundheitsverhaltensänderung, bei denen kognitive Faktoren wie z. B. Selbstwirksamkeitserwartung (vgl. HAPA-Modell in Kap. 5) als 3 Hauterkrankungen und Psyche 68 wichtig für einen Verhaltensänderungsprozess angesehen werden. Die hier genannten Inhalte sind eng mit dem Konzept der Therapiemotivation verknüpft, aber auch mit dem Konzept der Lebensqualität. Auch bei Hautkrankheiten wird in der Forschung heute oftmals das biopsychosoziale Modell präferiert (Gupta & Gupta, 2003; Picardi et al., 2006). Neben dermatologischen Faktoren spielen bei der Genese und insbesondere Heilung der Hauterkrankung psychologische und soziale Faktoren eine Rolle. Diese können sich in ihrer Dynamik gegenseitig beeinflussen (Beltraminelli & Itin, 2008). Die Ergebnisse der Psychoimmunologie und Psychoendokrinologie beispielsweise führten zu der Erkenntnis, dass psychische Faktoren bei den meisten Erkrankungen, wie auch Dermatosen, wirken und nicht auf bestimmte Krankheiten eingegrenzt werden können. Bei Hauterkrankungen kommen als spezifische Belastungsfaktoren die psychosozialen Folgeprobleme zum Tragen (Stangier, 2006). Besonders wichtig für die Entstehung, den Ausbruch oder die Aufrechterhaltung von Hauterkrankungen sind laut Stangier: Psychologische Symptome (Depression, Angst), ungünstige Copingstile in Bezug auf psychische Belastungen wie Vermeidung, physiologische Reaktionen auf akuten oder chronischen Stress (z. B. „daily hassels“), Kratzen oder andere Manipulationen der Haut und ungünstiges Gesundheitsverhalten, wie z. B. Rauchen. 3.2 Haut und Psyche Bekannt sind vielfältige Wechselwirkungen zwischen Haut und Psyche. Die Zusammenhänge zwischen dermatologischen und psychischen Störungen und Problemen können sehr komplex (Stangier & Müller, 2003) und die psychischen Faktoren zudem multikausal sein. Stangier und Müller stellen zusammenfassend fest: Die Haut stellt ein Grenzorgan zwischen Organismus und Umwelt dar, das wichtige biologische Funktionen erfüllt. Sie schützt den Organismus vor schädlichen Außeneinflüssen mit Hilfe eines eigenen, hochspezialisierten Immunsystem [sic]. Die Sinnesfunktionen für Druck, Temperatur, Schmerz und Juckreiz werden durch ein dichtes Netz von sensorischen Nerven in der Haut vermittelt. Schließlich regulieren ein fein gesteuertes Gefäßsystem und Schweißdrüsen den Wärmehaushalt des Körpers. Neben diesen sensorischen Funktionen stellen die Schweißdrüsenaktivität und die Hautdurchblutung psychophysiologische Reaktionsmechanismen der Haut dar, die im engen Zusammenhang mit Emotionen stehen. Die soziale Bedeutung der Haut ergibt sich aus der Tatsache, dass die Haut das Erscheinungsbild des Körpers bestimmt. Schließlich haben sichtbare Hautsymptome ungünstige Auswirkungen auf soziale Interaktionen. (S. 399) 3 Hauterkrankungen und Psyche 69 Schwanitz (1996) nennt z. B. die Einschränkung der Funktionstüchtigkeit der Hände (durch die Dermatose an den Händen) in vielerlei Hinsicht. Erstens ist die Hand unser elementares Werkzeug und dementsprechend gravierend sind die sozialen Folgen im Falle der Beschädigung. Zweitens hat die Hand die Funktion eines Kontaktorgans. Der Hautzustand ermöglicht z. B. einen Rückschluss auf Alter oder Beruf. Drittens unterstreichen die Hände durch Gestik die verbale Kommunikation. Es ist z. B. ein typisches kulturelles Verhalten jemandem die Hand zur Begrüßung zu reichen. Diese Funktion ist bei Patienten mit Handekzemen häufig eingeschränkt bzw. nicht möglich und bringt den Betroffenen unter Umständen in für ihn als unangenehm erlebte soziale Situationen. Zudem wird der Hautzustand der Hände häufig in Verbindung gebracht mit Eigenschaften wie Sauberkeit und Gepflegtheit. Coenraads, Bouma und Diepgen (2004) nennen neben den Funktionseinschränkungen psychologische Belastungen wie Scham, vermindertes Selbstvertrauen, Zurückgezogenheit, soziale Ängste oder mit Juckreiz assoziierte Schlaflosigkeit und Stress. Der interessierte Leser wird auch auf Schubert (1989) verwiesen. Patienten, die im Rahmen ihrer Hauterkrankung unter Juckreiz leiden weisen zudem oft ein erhöhtes Anspannungsniveau auf, das mit weiteren Stressfolgen wie z. B. Gereiztheit einhergeht. Zudem führt Juckreiz häufig zu massivem Kratzverhalten im Sinne eine Teufelskreislaufes und in Folge dessen zu einer Verschlechterung des Hautzustandes (Hautentzündungen) sowie Schmerzen. Viele Patienten geben zudem im klinischen Alltag an so lange zu kratzen, bis sie Schmerzen empfänden, da diese besser zu ertragen seien als Juckreiz. Als weiterer Einflussfaktor auf den Umgang mit Juckreiz sei auch die oftmals erlebte Hilflosigkeit genannt, die bei den Patienten zu Gefühlen des „Ausgeliefert-Seins“ und zu dysfunktionalen und negativen Kognitionen wie „Ich kann eh nichts tun“ oder „Es wird immer schlimmer und unerträglicher“ führen (Verminderung wahrgenommener Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit). Selbstvorwürfe, Schuldgefühle und Frustration (z. B. „Du wolltest das doch nicht mehr tun!“, „Du hast dich gar nicht im Griff!“, „Wie du jetzt wieder aussiehst!“) nach wiederholten Kratzattacken treten häufig auf und können z. B. zu Rückzugsverhalten oder dem Gefühl ausgegrenzt zu sein beitragen. Die Auswirkung der Hauterkrankung auf das subjektiv wahrgenommene Attraktivitätsniveau ist nicht zu unterschätzen. Patienten erleben sich als unansehnlich und unattraktiv. Durch Blicke, Kommentare oder ablehnender Reaktionen anderer sehen sie sich in dieser Annahme bestätigt. Laut Gupta, Gupta, Schork und Ellis (1994) ist eine gesteigerte Juckreizwahrnehmung zudem assoziiert mit psychiatrischer Morbidität. Demnach gaben Psoriatiker, Neurodermitiker und 3 Hauterkrankungen und Psyche 70 Patienten mit chronischer Urtikaria, die komorbid depressiv waren an, mehr Juckreiz zu erleben. Sampogna et al. (2004) fanden zudem einen Zusammenhang zwischen psychiatrischer Komorbidität und der wahrgenommenen Stärke von Symptomen in der Skindex-29 Skala Symptome (z. B. Juckreiz, Brennen, Schmerzen), der sich nicht bei Hautpatienten finden ließ, deren Erkrankung ohne weitere Symptome verlief (z. B. Nevi). Die Autoren schlussfolgern, dass Patienten mit komorbiden dermatologischen und psychischen Störungen mehr durch Hautsymptome belastet sind, aber keine „nichtexistierenden“ Symptome wahrnehmen. Auch Kupfer et al. (2003) weisen darauf hin, dass der Grad des wahrgenommenen Juckreizes und das Kratzverhalten von einer Reihe von psychologischen Faktoren beeinflusst werden (z. B. mehr Juckreiz unter Stress, Zusammenhänge von Juckreizintensität und depressiver Stimmung). Insbesondere bei berufsbedingten Hauterkrankungen spielen Sorgen und Ängste um den Arbeitsplatz und/oder die berufliche Weiterentwicklung eine entscheidende Rolle. Die berufliche Funktionsfähigkeit kann deutlich eingeschränkt sein und ein Aufgabezwang der Tätigkeit kann im Raum stehen. Manche Patienten sind über viele Monate arbeitsunfähig, ohne zu wissen, ob sie in Zukunft wieder erfolgreich in ihrem Beruf bestehen können oder haben ihre Arbeit aufgrund der Hauterkrankung bereits verloren. Hierbei spielen auch finanzielle Sorgen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Überforderung aufgrund der Notwendigkeit einer beruflichen Neuorientierung kann auftreten und den Patienten an seinen Bewältigungskompetenzen zweifeln lassen. Hinzu kommen soziale Folgen wie die Auswirkungen auf die soziale Funktionsfähigkeit (z. B. Verlust von Anerkennung). Insgesamt spielen maladaptive Copingstrategien eine entscheidende Rolle. Es ist deshalb wichtig, psychologische und unter Umständen psychiatrische sowie soziale Faktoren in die Behandlung einzubeziehen, um die effektive Krankheitsbewältigung des Patienten zu verbessern und zu fördern. Der Umfang psychischer Interventionen an Hautkliniken in Deutschland wurde von Gieler, Niemeier, Kupfer, Brosig, und Schill (2001) erhoben. Hier zeigte sich, dass zwar 85% der Hautkliniken angaben, psychosomatische Aspekte in der Therapie zu berücksichtigen, diese jedoch häufig noch nicht in adäquaten Interventionen münden. Beispielswiese wurde als Therapieverfahren in über 70% auf Psychopharmaka gesetzt, wobei in den Interventionen z. B. die Verbesserung der Krankheitsbewältigung erreicht werden sollte (wo nachweislich z. B. die Verhaltenstherapie erfolgreich sein würde). Niemeier (2003) beschreibt ein Beispiel für den gelungenen Umgang mit einer Hauterkrankung im Sinne eines 3 Hauterkrankungen und Psyche 71 positiven Copings. Es wird eine Patientin beschrieben, die seit dem Säuglingsalter unter Neurodermitis leidet. Die Patientin hat alle möglichen Therapieangebote ausprobiert, ohne dass dies ihr im Umgang mit der Erkrankung merklich geholfen habe. Dann habe sie durch eine mehrjährige Psychotherapie schließlich gelernt, ihre Erkrankung anzunehmen und sie nicht mehr zu bekämpfen, wodurch sie endlich ihren Frieden mit sich selbst gefunden habe. Als Beispiel der Krankheitsbewältigung sei hier die atopische Dermatitis genannt, die mit massivem Juckreiz und Kratzverhalten einhergeht. Hier stehen geeignete therapeutische Techniken und Manuale zur Verfügung (vgl. z. B. Stangier, Gieler & Ehlers, 1996b; Warschburger, 2005; Warschburger & Petermann, 1996). Wenn dem Patienten durch Psychoedukation und Erlernen neuer Verhaltensmöglichkeiten im Bereich Juckreiz das Gefühl vermittelt werden kann, selber etwas zur Besserung seiner Erkrankung beitragen zu können, dann wird er vermutlich auch ein aktiveres Krankheitsmanagement betreiben. Seine Selbstwirksamkeit wird steigen. Dies ist auch wichtig auf dem Gebiet der sekundären und insbesondere tertiären Prävention. Hierbei geht es z. B. um die Motivation, die adäquate Hautpflege regelmäßig zu betreiben. Auch der Bereich des Stressmanagements sei hier genannt. Die klinische Praxis zeigt, dass viele Patienten unter Stress entweder mehr Hautveränderungen aufweisen bzw. vermehrt dazu neigen, Juckreiz zu entwickeln und dann zu kratzen, was sich wiederum negativ auf den Hautzustand und damit auch oft auf die psychische Belastung auswirken kann. Verschiedene Teufelskreise greifen hier ineinander. Folglich ist es wichtig, Informationen über den Grad der psychischen Belastung des Patienten zu erheben, um hieraus Informationen für den Behandlungsplan ableiten zu können bzw. für mögliche auftretende Probleme sensibilisiert zu sein. Wenn die psychische Verfassung von Patienten mit Hauterkrankungen häufig beeinträchtigt ist, und sowohl die psychische Verfassung als auch psychologische Interventionen Einfluss auf den Erfolg einer dermatologischen Behandlung haben bzw. diese modulieren, stellt sich die Frage, inwiefern die Motivation der Patienten hierbei eine intermittierende Rolle spielt bzw. die Ausprägung der Motivation und die psychische Verfassung miteinander zusammenhängen (vgl. Kap. 8.3.1). Zum Beispiel wird seelischer Leidensdruck als wichtiger Prädiktor für Motivation angesehen (Blankenburg, 1981, Franz et al., 1990; Veith, 1997). Auch Jastrebow, Nübling, Bengel, Hafen & Schmidt (2001) merken an, dass psychosoziale Faktoren als Mediatorvariablen fungieren können und dadurch einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf und Erfolg von Rehabilitationsmaßnahmen haben. Demnach stellen sie wesentliche De- 3 Hauterkrankungen und Psyche 72 terminanten des Bewältigungsprozesses bei chronischen Krankheiten dar und können somit als Bindeglied zwischen Gesundheitszustand und Funktionsfähigkeit bzw. Aktivität und Partizipation gesehen werden. Sowohl der Erfassung der Motivation als auch der psychischen Beschwerdebelastung sollte somit zu Beginn einer stationären Maßnahme eine entscheidende Rolle zukommen. Bisher werden diese Faktoren häufig nicht erhoben, oder tauchen als Zufallsbefund auf. Ein allgemeiner Standard konnte noch nicht etabliert werden. Diese Arbeit soll einen Beitrag leisten, mehr über die motivationalen Prozesse sowie deren Zusammenhänge mit den psychischen – auch hautbezogenen – Belastungen sowie Einschränkungen der Lebensqualität der Patientenstichprobe zu erfahren. 3.3 Psychiatrische und psychologische Komorbiditäten bei Patienten mit somatischen Erkrankungen Häufig stellt die Diagnose einer Krankheit und deren Folgen, insbesondere wenn diese als chronisch eingestuft wird, für den betroffenen Patienten ein einschneidendes Lebensereignis dar, welches dem gesamten bisherigen Leben (einschließlich Selbst- und Körperbild), bis hin zum „Sinn“ aller möglichen Aktivitäten und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die Grundlage entziehen kann (Gerdes & Weis, 2000). Die körperliche Erkrankung führt zu emotionalen Reaktionen, welche als Bestandteil im Adaptationsprozess an die Erkrankung zu verstehen sind. Kann ein Patient die Einschränkungen und Behinderungen nicht erfolgreich bewältigen, da er die emotionale Belastung durch die Erkrankung nicht ausreichend verarbeiten kann, dann können psychische Beeinträchtigungen und Störungen entstehen (Härter, 2000). Hierbei sind die psychischen Belastungen und Störungen nicht nur als Reaktion auf eine schwerwiegende körperliche Erkrankung zu verstehen, sondern eingebunden in ein „…komplexes, miteinander interagierendes Beziehungsgefüge“ (Klesse, Baumeister, Bengel & Härter, 2008, S. 49). Psychische und soziale Faktoren werden im Theoriemodell der Rehabilitation (vgl. Kap. 4.3) als wesentliche Faktoren im Bewältigungsprozess somatischer Erkrankungen beschrieben (Gerdes & Weis, 2000; Jastrebow, Nübling, Bengel & Hafen, 2002). 3 Hauterkrankungen und Psyche 73 Es wird davon ausgegangen, dass mindestens jeder fünfte Patient in der medizinischen Rehabilitation die Kriterien für zumindest eine psychische Störung erfüllt (Härter et al., 2007a). Härter (2000) stellt in einem Übersichtsartikel über Studien zur Komorbidität körperlicher und psychischer Störungen fest, dass in der medizinischen Versorgung ein hoher Anteil psychisch beeinträchtigter Patienten vorzufinden ist (insbesondere depressive Episoden und Angststörungen), bei denen die psychischen Probleme nicht erkannt und behandelt werden. So komme es z. B. zu einer geringen Erkennungsrate depressiver Störungen. Festzuhalten ist demnach, dass sich psychische Störungen z. B. negativ auf die Länge des Krankenhausaufenthalts, die Lebensqualität und die Therapiecompliance (bzw. die Ergebnisse der Therapie) auswirken können. Demnach weisen Patienten mit einer chronischen somatischen Erkrankung im Vergleich zu gesunden Personen und der Allgemeinbevölkerung ein 1,5- bis 2-fach erhöhtes Risiko für eine komorbide psychische Störung auf (Härter et al., 2007a; Härter et al., 2007b). Erhart, Albrecht, Hansmeier und Brennecke (2002) weisen darauf hin, dass ein additiver Effekt mehrerer ähnlich beeinträchtigender Erkrankungen möglich ist. Komorbiditäten können demnach die Lebensqualität des Patienten zusätzlich einschränken, wobei laut Autoren die körperliche Lebensqualität und berufliche Einschränkungen durch körperliche Erkrankungen und die psychische Lebensqualität durch psychiatrische Diagnosen erklärt werden kann. Beispielsweise litten laut einer Studie von Farin, Follert und Jäckel (2002) fast 50% der Patienten, die wegen orthopädischer oder kardiologischer Erkrankungen in Rehazentren aufgenommen wurden bei Aufnahme unter psychischem Stress. Die Wechselwirkungen zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Faktoren sind seit den 60er Jahren bekannt (vgl. Härter & Baumeister, 2007). Viele Patienten mit somatischen Erkrankungen, die sich in einer Reha-Maßnahme befinden weisen eine mittlere bis starke Belastung auf. Die prognostische Bedeutung psychischer Beeinträchtigungen in der medizinischen Rehabilitation wird vielfach diskutiert. Studien zeigen beispielsweise Zusammenhänge zwischen persönlichen Faktoren wie der psychischen Stabilität und dem Behandlungsergebnis. Härter, Woll, Wunsch, Bengel und Reuter (2006b) weisen zudem darauf hin, dass es durch die Nichterkennung mentaler Störungen aufgrund eines erhöhten Inanspruchnahmeverhaltens medizinischer Angebote seitens der Patienten zu hohen Kosten im Gesundheitssystem komme. Die Autoren empfehlen bei Patienten mit chronischen somatischen Erkrankungen als valides Instrument zur Diagnose der psychischen Beeinträchtigungen z. B. die HADS-Skala (Hospital Anxiety and Depression Scale). Andere Autoren schlagen den nur fünf Fragen umfassenden WHO-5 Index als nützliches Instrument für das Screening depressiver Störungen vor (Henkel 3 Hauterkrankungen und Psyche 74 et al., 2003). Ein Überblick über diese und weitere Screeningverfahren psychischer Störungen und Beschwerden, die sich zu diagnostischen Zwecken in der Rehabilitation anbieten, wird in Bengel et al. (2008) geliefert. Auf die Darstellung der Prävalenzraten komorbider psychischer Störungen im Bereich verschiedener somatischer Erkrankungen wird in dieser Arbeit verzichtet. Der interessierte Leser sei z. B. auf Härter, Baumeister und Bengel („Psychische Störungen bei körperlichen Erkrankungen“, 2007a) verwiesen. Dargestellt wird der Forschungsstand in Bezug auf Hauterkrankungen und komorbid psychische Störungen und Beeinträchtigungen. 3.3.1 Psychiatrische und psychologische Komorbiditäten und psychische Beeinträchtigungen bei Patienten mit Hauterkrankungen Die Wechselwirkungen zwischen Haut und Psyche lassen sich im allgemeinen Sprachgebrauch an unzähligen Redewendungen festmachen. Hierzu zählen Sprüche wie „Ich könnte aus der Haut fahren“, „Ich fühl mich nicht wohl in meiner Haut“, „Der ist zäh wie Leder“, „Das juckt mich nicht“ oder „dünnhäutig sein“. Zudem wird auch die Funktionseinschränkung, die bei Patienten mit Hauterkrankungen häufig besteht sprichwörtlich verwendet („Die Situation im Griff haben“, „Fest im Leben stehen“, „Alles gleitet aus den Händen“). Es wird davon ausgegangen, dass in mindestens 25-30 Prozent der Hauterkrankungen psychologische und psychiatrische Faktoren eine nicht unwesentliche Rolle spielen (AWMF, 2006; Beltraminelli & Itin, 2008; Gupta & Gupta, 2003; Niemeier et al., 2002a). Dabei ist laut Gupta und Gupta (2003) die Einschränkung der Lebensqualität durch die Hauterkrankung ein größerer Prädiktor für psychiatrische Morbidität als die vom Arzt festgestellte Schwere der Hauterkrankung. Aktan, Özmen und Şanli (1998) berichten Komorbiditäten von 33.4% bei ambulanten Hautpatienten. Die Prävalenz psychischer Störungen ist bei dermatologischen Patienten im Vergleich zu somatisch gesunden Vergleichsgruppen um das Dreifache erhöht (Hughes, Barraclough, Hamblin & White, 1983). Laut Stangier und Müller (2003) kommen bei Hauterkrankungen hauptsächlich zwei Diagnosen psychischer Störungen in Betracht. Es handelt sich um Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderorts klassifizierten Erkrankungen (ICD-10: F54), wobei die körperliche Störung zusätzlich kodiert wird und um Anpassungsstörungen (ICD-10: F43.2). 3 Hauterkrankungen und Psyche 75 Es wird in Bezug auf die infrage kommenden psychologischen Faktoren davon ausgegangen, dass es sich zumeist um eher unspezifische und länger andauernde Störungen (z. B. Sorgen, emotionale Konflikte, ängstliche Erwartungen) handelt und seltener um psychiatrische Störungen im Sinne des Kapitels V (Stangier, 2002). Im DSM-IV werden die psychologischen Faktoren unter der Achse-I-Diagnose „Psychologische Faktoren, die medizinische Krankheitsfaktoren beeinflussen“ subsumiert. Dabei werden einerseits die beeinflussenden psychologischen Faktoren als auch die Art und Weise, wie sich diese auf die Krankheit auswirken weiter differenziert. Stangier (2002) merkt an, dass ein klinisch bedeutsamer Einfluss im Einzelfall nachzuweisen sei, und nicht wie in der traditionellen Psychosomatik oftmals praktiziert, eine spezifische Krankheitsdiagnose ausreicht. Die Kausalität sei hierbei nicht geklärt. Die Voraussetzungen sind demnach aber erfüllt, wenn psychologische Faktoren und Krankheitsschübe wiederholt zeitlich zusammentreffen. Bei chronischen Hauterkrankungen wird die Diagnose Anpassungsstörung verwendet, wenn klinisch bedeutsame emotionale oder verhaltensmäßige Symptome als Reaktion auf die körperliche Erkrankung vorliegen (Stangier & Müller, 2003). Dies ist häufig dann der Fall, wenn es einem Betroffenen nicht gelingt, adäquate Copingstrategien zu entwickeln und anzuwenden (maladaptives Coping). Es kann angenommen werden, dass eine Anpassungsstörung, wenn sie nicht erfolgreich bewältigt wird, auch in andere psychische Störungen, wie z. B. eine affektive Störung, resultieren kann. Differentialdiagnostisch sind die oben genannten Störungen abzugrenzen von körperdysmorphen Störungen (vgl. Stangier, 2002), hypochondrischen Störungen, somatoformen autonomen Funktionsstörungen, abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle (z. B. Trichotillomanie) und artifiziellen Störungen (Stangier & Müller, 2003), auf die hier nicht näher eingegangen wird (vgl. ICD-10: Kapitel 5, Dilling & Freyberger, 2000). Gieler (2006) und Höring (2008) weisen auf die Komorbidität von atopischen Ekzemen und Angst bzw. Niedergeschlagenheit und Depression hin. Die Häufigkeit von psychischen Beschwerden wie Depression oder Angst bei Hautpatienten ist demnach abhängig vom Zeitpunkt der Erstmanifestation der Erkrankung, vom Schweregrad insgesamt, von der Häufigkeit von Exazerbationen und der positiven bzw. negativen Krankheitsverarbeitung (Gieler et al., 2008). Viele Hautpatienten fühlen sich durch oft lange anhaltende Krankheitssymptome in ihrem täglichen Alltag, sowohl in ihrer Freizeit als auch bei der Arbeit, belastet und eingeschränkt. Teilweise leiden die Patienten unter entstellenden, oder zumindest für andere gut sichtbaren Hautveränderungen (z. B. an den Händen, im Gesicht). Körperliche Stigmata können Leiden 3 Hauterkrankungen und Psyche 76 beim Patienten bewirken, aber auch belastende Reaktionen des Umfelds sowie sozialen Rückzug bewirken (Bengel et al., 2003). Die Sichtbarkeit der Erkrankung für die Öffentlichkeit und die häufig schubweisen Krankheitsverläufe können zu einer negativ-hilflosen Grundhaltung und depressiven Verstimmungen der Patienten führen (z. B. „Egal was ich tue, meine Haut wird einfach nicht besser!“; „So wie ich aussehe, will ich gar nicht aus dem Haus gehen!“). Zudem kann die von anderen oft zu Unrecht vermutete Ansteckbarkeit von Hauterkrankungen ebenfalls zu sozialem Rückzug der Patienten führen (Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, 2004) (Beispiele aus der Praxis: „Haben sie AIDS?“, „Das sieht ja ekelig aus – ist das die Krätze?!“). Es kommt durch die Hauterkrankung häufig zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Aktivitäten, die sich z. B. durch eine deutlich verminderte Belastbarkeit, einer Einschränkung in der Ausführung bestimmter Aktivitäten oder in einer gestörten Kommunikation, welche durch Stigmatisierung bedingt ist, zeigen kann. Hierdurch kann es zu sozialer Isolierung oder auch der Belastung der Partnerschaft kommen (Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, 2004). Oftmals berichten Patienten von Symptomen wie Hilflosigkeit gegenüber der Erkrankung, die durch massive Juckreizattacken, die häufig als unkontrollierbar wahrgenommen werden, noch verstärkt wird. Patienten berichten im klinischen Alltag häufig, dass der Juckreiz ähnlich eines Zwanges oder einer Sucht sei, die sie nicht stoppen können. Dies führt zu Kratzattacken, die erst durch massive Hautschädigung und den folgenden Schmerzen gestoppt und abgelöst werden („Ich kratze, bis es blutet“). Auch bei allergischen Erkrankungen, die häufig mit Hautsymptomen einhergehen, sind Wechselwirkungen zwischen psychischen und physiologischen Prozessen bekannt. Michel (1994) weist darauf hin, dass psychische Faktoren die Besserung oder Verschlechterung der Symptome bewirken können. Demnach können psychologische Faktoren den Ausbruch einer Erkrankung triggern. Dass vermehrt ängstliche, depressive oder aggressive Personen unter den Allergikern zu finden sein, sieht Michel als nachvollziehbar an. Schließlich würden diese Patienten oft schon seit der Kindheit an schweren Zuständen wie z. B. regelmäßigem nächtlichem Erwachen aufgrund von Bronchialasthma oder z. B. fürchterlichem Juckreiz im Rahmen der atopischen Dermatitis leiden. Nach Gieler (1995) können allergi- sche/immunologische und emotionale Auslöser sich in ihrer Wirkung ergänzen oder potenzieren. Zudem werden allergische Erkrankungen heute meist als multikausale Erkrankungen angesehen, bei denen endogene und exogene Faktoren beteiligt sind (Diepgen, in Gieler, 1995). Diepgen fordert deshalb mehr kontrollierte klinische Studien zu psychosomatischen 3 Hauterkrankungen und Psyche 77 Aspekten bei allergischen Erkrankungen und experimentelle Untersuchungen zur Beeinflussung des Immunsystems durch psychogene Faktoren. Gefühle von Hilflosigkeit, Überforderung oder Aggressionen können zudem auch bei Angehörigen von Patienten mit chronischen Hautkrankheiten (z. B. Neurodermitis) entstehen, und das Zusammenleben stark beeinflussen oder einschränken. 3.3.2 Forschungsstand In der Literatur wird eine Reihe von Begriffen genannt, wenn es um die Erfassung der psychosozialen Problematik von Hautpatienten geht. Insbesondere die Konstrukte Krankheitsbewältigung, Behinderung, Alltagsstress, Stigmatisierungsgefühl und Lebensqualität werden diskutiert (Schmid-Ott, Burchard, Niederauer, Lamprecht & Künsebeck, 2003). Ähnlich wie bei der Einschränkung der Lebensqualität durch die Hauterkrankung, gibt der Schweregrad einer Hauterkrankung nicht zwangsläufig einen Hinweis auf den Grad der psychischen Beeinträchtigung. Beispielsweise korrelieren der objektiv messbare Schweregrad bei Akne und die psychischen Beeinträchtigungen häufig nicht. Auch Menschen mit nur gering ausgeprägter Akne können sich stark eingeschränkt fühlen (Niemeier et al., 1998). Patienten mit Akne leiden demnach oft unter emotionalem Distress und psychologischen Schwierigkeiten, die durch die Hauterkrankung verursacht wurden (z. B. Depression und soziale Ängste). Auch Gieler, Niemeier, Kupfer und Harth (2007, 2008) nehmen an, dass schon bei Patienten mit leichten Akneformen gehäuft depressive Tendenzen bis hin zu Suizidalität zu finden seien, da diese Patienten besonders stark unter sozialen Beeinträchtigungen und verminderter Lebensqualität leiden. Eine alleinige dermatologische Behandlung erreiche dann häufig nicht ihr Ziel und könne zu einer schlechten Compliance führen (Niemeier, Kupfer & Gieler, 2006) (vgl. Kap. 2). Ebenso kann z. B. auch bei gering ausgeprägter Neurodermitis die Beeinträchtigung hoch sein. Gieler (2006) merkt an, dass Dermatologen meistens die Beschwerden und die Häufigkeit psychischer Störungen bei Patienten mit Hauterkrankungen unterschätzen würden. Breuer und Kapp (2006) berichten von psychischen Auswirkungen bei NeurodermitisPatienten. Demnach kann eine depressive Verstimmung entstehen, wenn sich ein Patient durch die exponierte Lokalisation der Hautveränderungen und die Sichtbarkeit für die Öffent- 3 Hauterkrankungen und Psyche 78 lichkeit sowie der häufig von anderen vermuteten Ansteckbarkeit von Hauterkrankungen stigmatisiert fühlt (oder wird) und der Verlauf der Erkrankung als wenig beeinflussbar erlebt wird (Hilflosigkeit). Die Folgen sind Ausgrenzung und sozialer Rückzug, was sich wiederum negativ auf die Stimmung auswirkt. Lange Zeit wurde ein bestimmtes Persönlichkeitsprofil bei dieser Patientengruppe angenommen, was vielfach kritisiert wurde und sich nicht belegen ließ. Es lässt sich keine spezifische Persönlichkeit finden (Gieler, 2006). Heute werden demnach eher allgemeine psychologische Faktoren als bedeutsam für den Hautzustand angesehen wie Stress (Gupta & Gupta, 2003), der bestimmte pathophysiologische Reaktionen stimuliert wie z. B. einen Anstieg der Sympathikuserregung, periphere vaskuläre Veränderungen, die Freisetzung von Histamin in der Haut und eine verringerte Juckreizschwelle (Gil & Sampson, 1989). Poetisch drückt es Wright (2005) aus: Psychological stress should be conceptualized as a social pollutant that can be `breathed` into the body and disrupt several physiological pathways, similar to how air pollutants and other physical toxicants may lead to increased risk for atopy. Stress may have independent effects but also may play a role through the enhancement of neuroimmune and hypersensitivity responses to other environmental factors operating through overlapping pathways. (S. 1305) Der Einfluss von Stressfaktoren auf Hauterkrankungen wurde häufig untersucht. Stress kann als ein ätiologischer Faktor bei vielen Hauterkrankungen angesehen werden und zur Verschlechterung dieser beitragen. Dies ist z. B. besonders gut untersucht bei der Psoriasis und der atopischen Dermatitis (Kimyai-Asadi & Usman, 2001; Mitschenko, Lwow, Kupfer, Niemeier & Gieler, 2008). Picardi und Abeni (2001) merken allerdings kritisch an, dass viele Studien im Bereich der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Haut und Stress methodischen Standards nicht genügen. Oftmals seinen eine Reihe von Faktoren nicht kontrolliert worden bzw. viele Studien seien retrospektiv. Sie fordern mehr prospektive Studien und Fallstudien mit ausreichender statistischer Power. Auch protektive und vulnerabilisierende Faktoren, sowie Aspekte wie chronischer Stress, “daily hassels“ oder kognitive Stressparameter sollten mehr beachtet werden, um die Zusammenhänge von Haut und Stress zu klären. Nach klinischen Beobachtungen geben viele Patienten ebenfalls von sich aus an, dass Stressfaktoren den Hautzustand und die Stärke und Häufigkeit des Juckreizes negativ beeinflussen. Auch immunologische Veränderungen und psychoimmunologische Funktionen seien hier genannt (Gieler, 2006). Daraus resultiert dann zumeist ein Juckreiz-Kratz-Teufelskreislauf, der letztlich Hautverletzungen aufrecht erhält und dann zu weiteren psychischen Folgeproblemen führt. Die Aufrechterhaltung von Krankheitssymptomen durch massives Kratzen kann durch Lerntheorien (negative Verstärkung) erklärt werden (Stangier & Müller, 2003). 3 Hauterkrankungen und Psyche 79 Linnet und Jemec (1999) untersuchten Patienten mit atopischer Dermatitis in Bezug auf Angst und dermatologische Lebensqualität. Ihre Befunde ergaben eine höhere Ängstlichkeit und eine verminderte Lebensqualität als in der Kontrollgruppe. Sie fanden Korrelationen zwischen dem Grad der Ausprägung der Hauterkrankung und der dermatologischen Lebensqualität, sowie zwischen dermatologischer Lebensqualität und Angst, nicht jedoch zwischen der Schwere der Erkrankung und Angst. Insofern scheint sowohl die Schwere des Ekzems als auch der Grad der Ängstlichkeit wichtig für die dermatologische Lebensqualität zu sein. Die Autoren legen nahe, den Grad der psychischen Belastung eines Patienten nicht über die Schwere der Hauterkrankung, sondern über psychologische Messinstrumente zu erheben und sowohl dermatologische als auch psychologische Faktoren in die Behandlung der atopischen Dermatitis einzubeziehen. Einen Überblick über die Studienlage zu psychologischen Aspekten sowie Stress und Psychoimmunologie bei atopischer Dermatitis liefert Gieler (2006). Coşkun, Atmaca, Saral und Coşkun (2005) gehen davon aus, dass psychiatrische/psychologische Zusatzbehandlungen bei psychisch beeinträchtigten Patienten die dermatologische Therapie unterstützen kann und die Erfolgsrate der dermatologischen Behandlung steigert. Dies ist auch aus einer Vielzahl von Studien aus anderen somatischen Bereichen bekannt (z. B. Härter, Hahn, Baumeister, Reuter & Bengel, 2006a). In ihrer Studie fanden Coşkun et al. (2005) eine psychische Belastung, die eine psychiatrische Diagnose erforderte, bei etwa jedem siebten Patienten in der untersuchten stationären dermatologischen Stichprobe. Hierbei nahmen depressive Störungen, Angststörungen und Angst und Depression gemischt den größten Teil ein. Ehlers, Gieler und Stangier (1995) kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Laut ihrer Untersuchung führte die Teilnahme an psychologischen Interventionen (entweder Entspannung, kognitive Verhaltenstherapie oder die Kombination aus dermatologischen Schulungsprogrammen mit kognitiver Verhaltenstherapie) bei Einschätzungen des Hautzustandes von Patienten mit atopischer Dermatitis im Follow-up nach einem Jahr zu einer signifikant größeren Verbesserung des Hautzustandes und einem geringeren Kortisonverbrauch, als intensive dermatologische Schulungsprogramme oder alleinige dermatologische Behandlung. Zudem führten die psychologischen Behandlungsmaßnahmen zu einer Verringerung von Angst- oder Depressionssymptomen, obwohl die Interventionen dies nicht zum Ziel hatten. In einer Untersuchung von Niemeier, Nippesen, Kupfer, Schill und Gieler (2002b) an Patienten mit verschiedenen Handekzemen stellte sich ebenfalls heraus, dass 17,9 % der Stichprobe in einem Depressionstest (Allover-Depression-Scale, ADS) den kritischen 3 Hauterkrankungen und Psyche 80 Wert von 23 überschritten. Es wurde bei diesen Patienten die Notwendigkeit einer Depressionstherapie angenommen. Windemuth, Stucker, Hoffmann und Altmeyer (1999) führten eine Studie zur Prävalenz psychischer Auffälligkeiten bei dermatologischen Patienten in einer Akutklinik durch. Verwendet wurde die deutsche Version der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D; Herrmann, Buss & Snaith, 1995). Demnach weisen Frauen signifikant höhere Werte auf den beiden Subskalen Angst und Depressivität auf als Männer (was sich mit den allgemein höheren Prävalenzraten für Frauen bei diesen Störungsbildern erklären lässt). In Abhängigkeit von der zugrunde gelegten Sensitivität des Verfahrens (Cutt-off-Wert) ergibt sich eine Prävalenz von 25,9% bis 31%. Die Prävalenz ist demnach etwa um das 3fache erhöht gegenüber somatisch gesunden Kontrollgruppen und leicht erhöht im Vergleich zu onkologischen, kardiologischen und neurologischen Patienten. Beispielsweise besonders hohe Depressionswerte erreichten hier Patienten mit „Kollagenosen“ und chronisch entzündlichen Dermatosen. Laut Autoren stieg der Anteil der psychisch auffälligen Patienten sogar auf 46,8% an, wenn auch der Teil der Patienten berücksichtigt wurde, deren Werte als grenzwertig eingestuft wurden. Wessely und Lewis (1989) diagnostizierten bei 40% der Patienten, die ambulant in einer dermatologischen Ambulanz aufgenommen wurden psychiatrische Erkrankungen wie Anpassungsstörungen. Hierbei fanden sie keine Korrelation zwischen der psychiatrischen Morbidität und der Schwere der Hauterkrankung. Bei 75% der Betroffenen fanden die Autoren eine enge Beziehung zwischen der psychiatrischen Erkrankung und der Hauterkrankung wie von Stangier (2002) gefordert und in 20% eine Koinzidenz. Sie fanden so gut wie keinen Hinweis darauf, dass psychiatrische Erkrankungen als ätiologischer Faktor für die Entstehung einer Hauterkrankung eingestuft werden könnten. Schaller et al. (1998) untersuchten Patienten im Rahmen eines psychosomatischen Liaisondienstes und konnten bei 21% der untersuchten erwachsenen, stationären Patienten einen psychischen oder sozialen Einfluss auf die Hauterkrankung finden. Renzi et al. (2002) finden bei 21% der ambulanten dermatologischen Patienten ihrer Stichprobe psychiatrische Störungen (Ängste, Depressionen). Pasaoglu, Bavbek, Tugcu, Abadoglu und Misirligil (2006) näherten sich psychischen Faktoren bei Hautpatienten (Diagnose Urtikaria) mit dem MMPI. Ihre Ergebnisse weisen darauf hin, dass Urtikariapatienten z. B. mehr depressive Persönlichkeitseigenschaften aufweisen, hypochondrischer sind und mehr Konflikte mit ihrer sozialen Umwelt haben als die Kontrollgruppe. Über 500 stationäre Patienten mit Hauterkrankungen untersuchten Picardi et al. (2006). Sie fanden bei 38% Störungen nach dem DSM-IV, meistens depressive Störungen und Angst- 3 Hauterkrankungen und Psyche 81 erkrankungen, gefolgt von Anpassungsstörungen und somatoformen Störungen. Unabhängig vom Vorhandensein einer psychiatrischen Störung fanden sie signifikant höhere Werte im DCPR Cluster3 von 48%, unabhängig davon, ob die betreffenden Personen zusätzlich eine DSM-Diagnose bekamen. Insgesamt fanden sie bei 60.70% der Patienten DSM-IV und/oder DCPR Diagnosen. Die Autoren folgern, dass bei Hautpatienten sowohl klinische als auch subklinische Klassifikationsmethoden angewendet werden sollten, da sie davon ausgehen, dass der Gesundheitszustand dieser Patienten verbessert werden kann, wenn ihre psychischen Probleme angemessen festgestellt und behandelt werden. Schmidt-Taub, Bamler, und Schaffrath-Rosario (1995) verglichen Patienten mit Panikstörungen (mit/ohne Agoraphobie), Patienten vom IgE-vermittelten Soforttyp und Kontrollpersonen. Demnach ließ sich bei 50% der Patienten eine leichte bis mittelschwere psychische Störung finden. 174 Patienten wiesen Allergien auf (insbesondere Pollen, 70%, Tierepithelien, 41%, Hausstaub-Milben, 39% und Nahrungsmittelbestandteile, 33%). Unter den Allergikern fanden sie etwa 1,7-mal so viele psychisch Auffällige, wie unter Nicht-Allergikern. Sie fanden ein 5fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer behandlungsbedürftigen Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie bei Patienten mit Typ-I-Allergie im Vergleich zur Kontrollgruppe. Umgekehrt fanden sie bei 70% der Panikpatienten milde bis mittelschwere allergische Reaktionen vom Typ-I und zusätzlich 15% Typ-Ix-Reaktionen im Vergleich zur Kontrollgruppe (Typ-I bei 29%, Typ-IV bei 6%). Bei 10% der Allergiker bestand eine behandlungsbedürftige Panikstörung im Vergleich zu 2% bei der Kontrollgruppe. Dies sehen die Autoren als Beleg für eine hohe Korrelation zwischen der Panikstörung und Allergien. Sie weisen auf eine psychoimmunologische Interaktion beider Störungen hin, die aber unterschiedliche Schwerpunkte habe. Weitere Studien finden sich in Seikowski (1999). 3.4 Lebensqualität In der Medizin hat sich in den letzten Jahrzehnten das Konzept der gesundheitsbezogenen Lebensqualität etabliert. Hierbei werden nicht mehr nur Krankheitssymptome (oder z. B. die Häufigkeit der gesundheitlichen Beeinträchtigungen) betrachtet, sondern auch, wie sich eine Erkrankung auf verschiedene Lebensbereiche auswirkt (Schäfer, Staudt & Ring, 2001). Es hat 3 Das DCPR kann als zusätzliches diagnostische Instrument angewendet werden, um subklinische psychosoziale Faktoren aufzudecken die nicht oder nur teilweise durch die DSM-Kriterien abgedeckt werden. Psychosomatische Aspekte und Distress bei körperlich Kranken nehmen hier einen wichtigen Stellenwert ein. 3 Hauterkrankungen und Psyche 82 somit ein Paradigmenwechsel bei der Bewertung medizinischer Maßnahmen, hin zu einem biopsychosozialen Modell, stattgefunden (vgl. Kap. 3.1). Der Begriff Lebensqualität setzt sich aus den Bereichen „körperliches Empfinden“ und „soziale Beziehungen und Funktionsfähigkeit“ zusammen (Bullinger, 1997). Differenzierter umfasst der Begriff Lebensqualität …1. das psychische Befinden des Patienten (zum Beispiel Angst, Depression), 2. seine Funktions- und Leistungsfähigkeit in verschiedenen Lebensbereichen (zum Beispiel Beruf, Haushalt, Freizeit), 3. die Anzahl und Güte der Beziehungen zu anderen Menschen (zum Beispiel Ehepartner, Familie, Freunde, Kollegen) und 4. die körperliche Verfassung des Patienten (zum Beispiel Gesundheitszustand, Beschwerden). (Bullinger & Pöppel, 1988, S. 504) Finlay (1997) sieht Lebensqualität als ein „… all inclusive concept incorporating all factors that impact upon an individual’s life, whereas health-related QOL [Quality of life] is more narrowly defined relating only on health aspects“ (S. 305). Positiv formuliert besteht Lebensqualität aus physischem, sozialem und psychischem Wohlbefinden (Gieler et al., 2008). Demnach bezieht sich die Minderung der Lebensqualität auf die Bereiche Familie, soziale Beziehungen, Ernährung, Beruf und finanzielle Situation und umfasst alle Lebensbezüge. In vielen Studien wird die Veränderung bzw. Besserung der Lebensqualität inzwischen neben der Therapiemotivation als wichtige Variable für den Therapieerfolg erhoben. Angenommen werden kann zudem, dass der Grad der Lebensqualität und die Therapiemotivation miteinander interagieren (vgl. Kap. 2.3.5). Basler (1990) z. B. geht davon aus, dass sich die Compliance verringert, wenn die Lebensqualität des Patienten durch die angebotene Behandlungsmaßnahme beeinträchtigt wird. Auch Warschburger (1998) weist auf den Zusammenhang von körperlicher Lebensqualität und Compliance hin. Demnach bilanzieren Patienten, ob die aufgebrachten Anstrengungen zum gewünschten Ziel (mehr körperliche Lebensqualität) führen, was mit unterschiedlichen Motivationsmustern einhergehen kann. Bei hoher Compliance kann die Lebensqualität trotzdem niedrig sein. Der Patient zieht eine negative Bilanz („Trotz meiner Anstrengungen kriege ich meine Symptome nicht in den Griff!“, S. 111). Hohe Compliance kann auch zu hoher Lebensqualität führen („Ich tue was und es geht mir körperlich besser!“, S.111). Der Patient zieht in diesem Fall eine positive Bilanz. Eine hohe Lebensqualität kann demnach aber auch bei niedriger Compliance zu finden sein und ebenfalls zu einer positiven Bilanz führen („Mir geht es körperlich gut, auch wenn ich dafür nichts tue!“, S.111). Ebenso kann eine niedrige Lebensqualität mit niedriger Compliance einhergehen und wiederum zu einer negativen Bilanz führen („Es hat ja doch alles keinen Sinn, meine Symptome kriege ich sowieso nicht in den Griff!“, S.111). Je nach Bilanzierung ergibt sich hieraus ein 3 Hauterkrankungen und Psyche 83 spezifischer Interventionsbedarf, der z. B. in Motivationsbekräftigung und -Aufrechterhaltung, Motivationsaufbau oder Aufdecken motivationaler Barrieren münden kann. Zudem stehen die Einschränkung der Lebensqualität und die psychische Verfassung in Wechselwirkung miteinander. Bekannt ist, dass die Lebensqualität von körperlich Kranken mit einer komorbiden psychischen Störung signifikant schlechter ist, als die von Patienten ohne komorbide psychische Problematik (Klesse et al., 2008). Hier soll im Weiteren ausschließlich auf Lebensqualität von Patienten mit Hauterkrankungen eingegangen werden. 3.4.1 Hauterkrankungen und Lebensqualität Die psychosoziale Belastung, die eine Hauterkrankung für den Patienten bedeutet (Krankheitslast) wird zunehmend als relevanter Parameter neben dem objektivierbarem Hautbefund in Klinik und Forschung beachtet und meist als Lebensqualität operationalisiert (Schmid-Ott, Malewski, Kreiselmaier & Mrowietz, 2005). Die Erfassung der Lebensqualität kann als indirektes, „weiches“ Erfolgskriterium (OutcomeKriterium) für die Bewertung medizinischer Maßnahmen betrachtet werden. Dazu merken Benzer und Höfer (2004) an: „Lebensqualität ist nicht nur ein Nebeneffekt einer wirksamen medizinischen Behandlung, sondern Endpunkt von klinisch-praktischer und wissenschaftlicher Relevanz und wird für zukünftige wissenschaftliche Fragestellungen ebenso viel Aufmerksamkeit erhalten wie die so genannten harten Endpunkte“ (S.463). Die Auswirkung der Hautkrankheit auf die Lebensqualität und Lebenszufriedenheit der Patienten (z. B. Einschränkung des Aktivitätsradius oder Ablehnung durch andere wegen des schlechten Hautzustandes) wird als großes Problem angesehen. Beispielsweise wird der Einfluss von Hauterkrankungen wie z. B. Psoriasis oder atopische Ekzeme auf die Lebensqualität des Patienten als ähnlich schwer eingeschätzt, wie bei anderen chronischen Erkrankungen (z. B. kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Krebserkrankungen) (Rapp, Feldman, Exum, Fleischer & Reboussin, 1999; Sprangers et al., 2000). Die Einschränkung der Lebensqualität gilt als größerer Prädiktor für die Entwicklung psychischer Probleme als die objektiv von Experten messbare Schwere der Hauterkrankung (Gupta & Gupta, 2003). Beispielsweise sind die Ausprägung von Depressivität und Suizidrate nicht immer direkt mit der klinischen Schwere der dermatologischen Erkrankung korreliert. Protektiv wirken laut Niemeier et al. (2002a) womöglich innere Ausgleichsfaktoren (bessere Co- 3 Hauterkrankungen und Psyche 84 pingstrategien). Sampogna et al. (2004) fanden beispielsweise signifikante Unterschiede in der Lebensqualität von Patienten mit bzw. ohne komorbide psychische Störung. Demnach hing der Grad der Lebensqualität stark mit psychiatrischer Komorbidität zusammen. Patienten mit Doppeldiagnose wiesen höhere Werte im Skindex-29 auf. Der Zusammenhang zwischen der verminderten Lebensqualität und psychiatrischer Komorbidität war dabei unabhängig von der Schwere der Hauterkrankung. Leider ließ sich mit dieser Studie nicht die Richtung des Zusammenhangs klären. Die Psoriasis zum Beispiel kann eine erhebliche Krankheitslast bedeuten und eine deutliche Minderung der Lebensqualität und die Erhöhung der psychosozialen Behinderung (z. B. in Form von Stigmatisierungserleben) mit sich bringen (Schmid-Ott et al., 2005; Steen & Schmid-Ott, 2008; Werfel, Breitbart, Kleinheinz, Gieler & Schmid-Ott, 2006). Schmid-Ott et al. (2005) weisen zudem darauf hin, dass alleine die Antizipation potenziell stigmatisierender Situationen dazu führt, dass Patienten diese häufig konsequent vermeiden (z. B. Schwimmbadbesuch). Kurzfristig fühlen sich die Patienten dadurch seltener diskriminiert. Langfristig sind sie in ihren sozialen Aktivitäten erheblich eingeschränkt. Hier kann sich ein Teufelskreislauf aus Vermeidung und Rückzug mit dementsprechenden psychosozialen Konsequenzen entwickeln, in dem negative Verstärkermechanismen zum Tragen kommen. Eine erhebliche Minderung der Lebensqualität wird auch für Patienten mit atopischer Dermatitis angenommen (Lange et al., 2000). Die Autoren fanden, dass insbesondere soziale Ängste einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität dieser Patientengruppe haben. Aber auch Variablen wie „Kratzen“ oder die Krankheitsbewältigung waren Prädiktoren für Lebensqualität. Laut Gieler et al. (2008) ist das Ausmaß der Einschränkung der Lebensqualität im Vergleich aller Dermatosen sogar am höchsten bei dieser Patientengruppe. Dies betrifft das körperliche und psychische Empfinden und die sozialen Beziehungen. Die Chronizität der Erkrankung spielt demnach eine große Rolle. Die chronisch schubhaft auftretenden Hautveränderungen, die mit starken Juckreiz, Konzentrations- und Schlafstörungen und einer kosmetischen Beeinträchtigung einhergehen, schränken die Lebensqualität der Patienten oft erheblich ein (Breuer & Kapp, 2006). Es ergeben sich Belastungen, die im privaten und beruflichen Alltag einschränken. Dies sei besonders bei Patienten problematisch, die in Berufen mit Publikumsverkehr oder in hautbelastenden Berufen tätig sind. Zudem führe die angespannte Arbeitsmarktlage zu psychischen Belastungen, die sich wiederum negativ auf den Hautzustand auswirken. Außerdem werde Patienten mit Hauterkrankungen häufig wenig Verständnis entgegengebracht, wodurch auch Mobbing entstehen kann. Auch Augustin et al. (2000b) kommen zu 3 Hauterkrankungen und Psyche 85 dem Ergebnis, dass Patienten mit atopischer Dermatitis klinisch signifikant größere Einschränkungen der Lebensqualität aufwiesen als Psoriatiker, Patienten mit Urtikaria und anderen Hauterkrankungen, wobei bei allen Hautpatienten die Lebensqualität im Vergleich zu gesunden Personen signifikant reduziert war. Lebensqualität als psychosozialer Aspekt einer Hauterkrankung hat wichtige Implikationen für den optimalen Umgang mit Patienten (Finlay & Kahn, 1994). Finlay (1997) geht davon aus, dass zwar Arzt und Patient beide die Lebensqualität des Patienten beurteilen, jedoch Patienten ihre Lebensqualität möglicherweise anders bewerten, als dies der behandelnde Arzt tut. Insofern kommt der Erhebung der Lebensqualität auch unter dem Aspekt der Entscheidungsfindung über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten (z. B. über kostspielige oder invasive Maßnahmen) seitens des Arztes eine wichtige Funktion zu. Auch ist es möglich, dass sich die Lebensqualität trotz Minderung der dermatologischen Beschwerden nicht bessert, so dass die Erhebung der Lebensqualität auch herangezogen werden kann, um eine Einschätzung bezüglich der Wirkung einer Therapie aus Sicht des Patienten zu erhalten und weitere Maßnahmen in Betracht zu ziehen. Durch eine Rehabilitationsmaßnahme soll verhindert werden, dass Hautkranke Beeinträchtigungen entwickeln, die langfristig die Leistungsfähigkeit oder Lebensqualität mindern (Breuer & Kapp, 2006). Dies ist besonders wichtig bei Patienten mit Berufsdermatosen bei denen oftmals erhebliche Einschränkungen im Beruf – neben anderen Ursachen – zu einer zusätzlichen Einschränkung der Lebensqualität führen. Beispielweise untersuchten Soder et al. (2007) die Lebensqualität von Beschäftigten mit berufsbedingten Hauterkrankungen (Reinigungs- und/oder Küchenbereich), mit dem SF-36 und dem Skindex-29. Die Lebensqualität war bei Betroffenen aller Altersgruppen eingeschränkt und nahm mit zunehmendem Alter ab. Hierbei spielte die Schwere der Hauterkrankung keine wesentliche Rolle. Es stellt sich die Frage, ob Patienten, die ihre Lebensqualität als eingeschränkt erleben therapiemotivierter sind als solche, die – trotz Hauterkrankung – keine großen Lebensqualitätsbeeinträchtigungen erleben, oder ob die Motivation der Patienten Hinweise auf die Lebensqualität liefern kann. Laut Petermann (2004) sind die Wechselwirkungen von Compliance und Lebensqualität nicht eindeutig (vgl. Kap. 2.3.5). Vermutet werden kann, dass es einen Zusammenhang zwischen der Lebensqualität des Patienten und dem Grad der psychischen Belastung bzw. Krankheitsbewältigung gibt. Wird Lebensqualität als Erfolgskriterium einer 3 Hauterkrankungen und Psyche 86 Maßnahme betrachtet, so ist es möglicherweise so, dass die psychische Verfassung prognostische Validität für die Lebensqualität besitzt (vgl. Kap. 7.5.1.6). 3.5 Verfahren zur Messung der Lebensqualität, speziell in der Dermatologie Grundsätzlich existiert eine Reihe von Fragebögen zur Messung von Lebensqualität. Diese können unspezifisch sein, und eine Vielzahl von Aspekten abdecken, inwiefern das Leben eines Patienten durch eine Erkrankung beeinflusst wird, aber auch krankheits- oder störungsspezifische Aspekte von Lebensqualität erfassen. Es handelt sich zudem um ein multifaktorielles Konstrukt, dass nur indirekt über Indikatoren erfasst werden kann. Es kann unterschieden werden in allgemeine und gesundheitsbezogene Lebensqualität (health-related quality of life). Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität handelt es sich um alle Bereiche der Lebensqualität, die relevante Dimensionen der individuellen Gesundheit betreffen. Hierbei ist die Art und Weise, wie eine Person ihren Gesundheitszustand erlebt wichtig (Bullinger, 1997). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität lässt sich weiter unterteilen, wobei bei der allgemeinen gesundheitsbezogenen Lebensqualität (generic quality of life) Aspekte der Lebensqualität unabhängig von spezifischen Erkrankungen erfasst werden, während die krankheitsspezifische Lebensqualität (disease-specific quality of life) besondere Merkmale unter bestimmten Erkrankungen hervorhebt4 (Abbildung 3). 4 Vergleiche AWMF online. Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Erfassung von Lebensqualität in der Dermatologie (2002) oder Augustin et al. (2004). 3 Hauterkrankungen und Psyche 87 Lebensqualität allgemeine LQ „gesundheitsbezogene LQ“ allgemeine gesundheitsbezogene LQ krankheitsspezifische LQ Anmerkungen. LQ=Lebensqualität. Abbildung 3: Möglichkeiten der Erfassung von Lebensqualität Ein eher allgemeiner Fragebogen ist der „Fragebogen zum Allgemeinen Gesundheitszustand, SF 36“ (Bullinger & Kirchberger, 1998), der häufig zur Erfassung der Lebensqualität eingesetzt wird. Der interessierte Leser sei auf die Autoren bzw. Bullinger, Kirchberger und Ware (1995) verwiesen. In Bengel et al. (2008) findet sich zudem eine Übersicht über indikationsübergreifende Verfahren zur Messung von Lebensqualität und Funktionszustand in der Rehabilitation. Ein speziell auf die Dermatologie zugeschnittenes Verfahren ist der Dermatology Life Quality Index (DLQI) von Finlay und Kahn (1994) (vgl. Kap. 6.4.6). Untersucht wurde der DLQI beispielsweise an 92 Patienten mit atopischen Ekzemen (Finlay, 1996). Es konnte z. B. gezeigt werden, dass 80% der Patienten sich in ihrem Familienleben und 57% in ihren sexuellen Beziehungen beeinträchtigt fühlten. 32% der Patienten hatten zudem einen erheblichen Einkommensverlust zu verzeichnen. Patienten die berufstätig waren fielen im Schnitt 14,9 Tage im Jahr aus. Die Hälfte der Patienten wäre bereit zwei Stunden oder mehr täglich aufzuwenden, um normale Haut zu haben. Viele Patienten wären bereit viel Geld für eine hilfreiche Behandlung auszugeben. Bezogen auf die Berufsdermatologie wurde der DLQI beispielsweise von Cvetkovski et al. (2006) bei Patienten mit berufsbedingten Handekzemen eingesetzt. Hier zeigte sich, dass niedriger sozioökonomischer Status mit verminderter Lebensqualität einherging. Schäfer et al. (2001) entwickelten ein deutschsprachiges Instrument, das für den allgemeinen Gebrauch im dermatologischen Fachgebiet vorgesehen ist. Es handelt sich um das „Deutsche Instrument zur Erfassung der Lebensqualität bei Hauterkrankungen (DIELH), das aus 36 3 Hauterkrankungen und Psyche 88 Items besteht. Das Instrument wird weiter in Bezug auf seine statistischen Eigenschaften überprüft. Ferner existiert der FLQA-d (Freiburg Life Quality Assessment) für Patienten mit chronischen Hauterkrankungen. Es handelt sich um einen Fragebogen, der sowohl krankheitsspezifische als auch allgemeine Lebensqualitätsmerkmale erfassen soll. Er enthält 53 Items verteilt auf 6 Skalen, welche die Bereiche Körperliches Befinden, Alltags- und Berufsleben, Sozialleben, Psychisches Befinden, Therapie der Erkrankung und Zufriedenheit abdecken und von den Patienten mit einer fünf-stufigen Likert-Skala beantwortet wird. Zudem werden vier visuell-analoge Skalen erhoben (globale Hautbeschwerden, allgemeiner Gesundheitszustand, Gesundheitszustand bezüglich Haut, allgemeine Lebensqualität). Der FLQA-d soll krankheitsübergreifend vergleichbar sein und befriedigende Validierungseigenschaften aufweisen (Augustin, Zschocke, Lange, Seidenglanz & Amon 1999b; Augustin et al., 2000b; Schroth, 2002). Auch der Marburger Hautfragebogen (Stangier et al., 1996a) wird eingesetzt (vgl. Kap. 6.4.4), um Teilbereiche der Lebensqualität zu erfassen. Hier wird z. B. auf das psychische Befinden, Beschwerden durch Juckreiz oder Krankheitsbewältigung Bezug genommen. Bekannt ist der aus dem Amerikanischen kommende Skindex-29, der unter anderem auch ins Deutsche übersetzt wurde. Der Fragebogen bestand ursprünglich aus einer Langform mit 61 Items, verteilt auf acht Skalen (Chren, Lasek, Quinn, Mostow & Zyzanski, 1996). Er misst gesundheitsbezogene Lebensqualität in der Dermatologie anhand von 29 Items und besteht aus drei Skalen (1. Symptome: z. B. „Meine Haut schmerzt“, 2. Emotionen: z. B. „Mein Hautzustand deprimiert mich“ und 3. Funktionsfähigkeit: z. B. „Ich neige dazu, wegen meiner Hauterkrankung häufiger zu Hause zu bleiben“). Die Patienten beurteilen die Items mit einer fünfstufigen Skala, bezogen auf die letzten 4 Wochen. Der Skindex-29 gilt als valides und reliables Instrument (Chren, Lasek, Flocke & Zyzanski, 1997). Für den Bereich der Berufsdermatologie existiert zudem der LIOD, Lebensqualität bei Berufsdermatosen (Batzdorfer, Klippel, Sörensen & Schwanitz, 2004). Der aus 10 Items bestehende Fragebogen erhebt den Anspruch, Lebensqualität in der Dermatologie gezielt mit der beruflichen Situation des Betroffenen (Einschränkungen im Berufsleben, berufliche Perspektiven) in Bezug zu setzen. Erste Ergebnisse sind viel versprechend, dennoch bedarf der Fragebogen weiterer Testung und statistischer Überprüfung. Krankheitsspezifische Fragebögen gibt es beispielsweise für die Psoriasis oder Akne, die physiologische, psychologische und soziale Aspekte in ihrer Beeinflussung der Lebensqualität erfassen. Zum Beispiel kann bei Psoriasis-Patienten der Psoriasis Disability Index (PDI) zur Anwendung kommen, der mit 15 Items die Krankheitslast durch die Hauterkrankung anhand 3 Hauterkrankungen und Psyche 89 einer vierstufigen Likert-Skala erfasst. Hierbei geht es um psychosoziale und körperliche Einschränkungen in den 4 Wochen vor der Untersuchung durch den behandelnden Arzt (Finlay, Khan, Luscombe & Salek, 1990). Für die Erfassung des Stigmatisierungsgefühls von Patienten liegt der „Fragebogen zum Erleben von Hautbeschwerden“ (FEH) von Schmid-Ott et al. (1997, entnommen aus Schmid-Ott et al., 2003) vor. Der Fragebogen besteht in seiner Langform aus 38 Items und 6 Skalen. Die Skalen beinhalten die Bereiche „Erfahrene Zurückweisung“, „Rückzug“, „Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls“, „Ablehnung“, „Verheimlichung“ und „Gelassenheit“. Eine Reanalyse ergab eine Kurzform bestehend aus 23 Items bei einer 4-faktoriellen Lösung („Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls und Rückzug“, Erfahrene Zurückweisung“, „Verheimlichung“, „Gelassenheit“). Es wurde 56,1% der Gesamtvarianz aufgeklärt. Erste statistische Analysen wie Reliabilitäten der Skalen oder Trennschärfen der Items scheinen viel versprechend. Eine Übersicht über oben genannte und weitere Verfahren zur Erfassung von Lebensqualität bei dermatologischen Patienten ist dargestellt bei Augustin, Amon, Bullinger und Gieler (2000a), AWMF online (2002), Finlay (1997) und Kupfer, Schmid und Augustin (2006). Der Einsatz der einzelnen Fragebogengruppen hat Vor- und Nachteile (Augustin et al., 2000a, AWMF online, 2002; Finlay & Kahn, 1994). So könne beispielsweise mit krankheitsspezifischen Fragebögen die Auswirkung einer einzelnen Erkrankung erfasst werden, jedoch z. B. nicht unterschiedliche dermatologische Störungen miteinander verglichen werden. Allgemein gehaltene Fragebögen zur Erfassung der Lebensqualität wiederum können eingesetzt werden, um die wahrgenommene Behinderung bei Patienten mit verschiedenen Hauterkrankungen mit denen von Patienten, die eine Erkrankung haben, die nicht dermatologisch ist, zu vergleichen. Wünschenswert wäre eine kombinierte Verwendung sowohl krankheitsspezifischer als auch allgemeiner Lebensqualitätsfragebögen. 3.6 Kapitelfazit und Ausblick für Kapitel 4 Hauterkrankungen werden heute ebenfalls durch biopsychosoziale Modelle erklärt, wobei die weitere Erforschung von Zusammenhängen zwischen z. B. physiologischen Faktoren und psychischen Faktoren (beispielsweise in Bezug auf immunologische Prozesse) weiterer Forschung bedarf. 3 Hauterkrankungen und Psyche 90 Psychische Faktoren bei Hauterkrankungen, meist als Folge dieser bzw. im Rahmen von Copingprozessen (maladaptive Copingstrategien), spielen eine entscheidende Rolle für die Besserung bzw. Verschlechterung der Hauterkrankung. Insbesondere die Einschränkung der Lebensqualität als Folge der Hauterkrankung kann bei chronischen Hauterkrankungen ein Leben lang – immer wieder – zum Tragen kommen bzw. bei Patienten mit Berufsdermatosen z. B. Ängste und Unsicherheiten bezüglich der beruflichen Zukunft auslösen. Durch den Verlust positiver Verstärker kann es beispielsweise zu depressiven Symptomen kommen. Es gibt Hinweise, dass die Berücksichtigung psychologischer Faktoren die dermatologische Behandlung verbessert. Zudem wird angenommen, dass die psychische Verfassung und die Lebensqualität mit der Motivation in Zusammenhang stehen. Die Relevanz oben genannter Faktoren wird in der Literatur betont, jedoch in der Praxis oft noch nicht ausreichend berücksichtigt und umgesetzt. Hier besteht dringend Aufholbedarf. Das folgende Kapitel handelt von der Rehabilitation berufsbedingter Hauterkrankungen. Hierbei wird kurz auf die Kosten, Prävalenz und Inzidenz berufsbedingter Hauterkrankungen eingegangen, bevor zunächst ein kurzer Überblick über Rehabilitation in Deutschland gegeben wird. Die Rehabilitation von Hauterkrankungen (Schwerpunkt: berufsbedingte Hauterkrankungen) sowie die Maßnahme nach dem Osnabrücker Modell, im Rahmen derer die hier vorgestellte Studie durchgeführt wurde, werden vor dem Hintergrund der Rehasituation dargestellt. Aufgezeigt wird, welche untersuchungstechnischen Möglichkeiten sich bieten. Diagnosen im Rahmen der Maßnahme werden erläutert. 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 91 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen Der hohe Stellenwert berufsbedingter Hauterkrankungen zeigt sich auf vielfältige Weise. Zum einen sind bei diesen Patienten häufig sehr lange und auch langfristige Behandlungszeiten notwendig, zum andern müssen sich die Patienten in der Regel bei der Ausführung ihrer beruflichen Tätigkeit dauerhaft umstellen, z. B. durch das regelmäßige Tragen von Handschuhen oder der Umstellung von Arbeitsabläufen, als auch möglicherweise innerhalb des Betriebs in einen weniger hautbelastenden Bereich umgesetzt werden. Oftmals leiden die Patienten jahrelang an immer wieder anfallenden, längeren Phasen der Arbeitsunfähigkeit bzw. sind teilweise immer wieder von der Arbeitsaufgabe bedroht. Häufig wird den Patienten am Arbeitsplatz wenig Verständnis entgegengebracht, wenn immer wieder längere Arbeitsunfähigkeitszeiten bestehen. Hieraus kann eine Art Mobbing resultieren (Breuer & Kapp, 2006). Teilweise ist die Tätigkeitsaufgabe mit daraus resultierender Umschulung unvermeidbar und mit hohen Kosten verbunden. Hierbei kann die Prognose trotzdem weiterhin schlecht sein. Zudem ist es für viele Beschäftigte schwierig neue berufliche Wege einzuschlagen, wenn auf dem Arbeitsmarkt keine Stellen bereitstehen, bzw. Beschäftigte teilweise bereits mit 40 Jahren als nicht mehr vermittelbar gelten. Berufsdermatosen verursachen folglich erhebliche Kosten und können mit einem hohen Verlust an Lebensqualität einhergehen. Rechtzeitig einsetzende Präventionsmaßnahmen, auch im Sinne einer tertiären Prävention, sind deshalb dringend erforderlich und sollten darauf abzielen, den Berufsverbleib zu sichern und die durch die Krankheit entstehenden Folgeprobleme, wie z. B. den Verlust der Lebensqualität, psychische Beschwerden oder finanzielle Sorgen zu minimieren. Hier gilt es unter ökonomischen Gesichtspunkten, den Erkrankten so lange wie möglich im Erwerbsleben zu halten, getreu dem Motto: „Reha vor Rente“ (Breuer & Kapp, 2006). So können bei rechtzeitig eingeleiteten Rehabilitationsmaßnahmen die Prognose wesentlich verbessert, oft ein Verbleib im Beruf sichergestellt als auch sozialmedizinische und ökonomische Folgekosten für den Versicherten abgemindert werden (Diepgen, Radulesco, Bock & Weisshaar, 2005). Auffällig ist, dass viele Patienten bereits seit einigen Jahren an berufsbedingten Hauterkrankungen leiden, bevor sie erstmalig zur stationären Rehabilitation (hier Maßnahme nach dem Osnabrücker Modell) kommen. Die Patienten werden im Vorfeld oft jahrelang mit Kortikosteroiden behandelt. Laut Skudlik und Schwanitz (2004) weisen fast ein Drittel aller von ihnen behandelten Patienten eine Kortisonentzugssymptomatik auf. Es wird deutlich, dass die finanziellen Kosten effektiv einge- 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 92 setzter Rehabilitationsmaßnahmen durch den Nutzen für den Betroffenen sowie den monetären Nutzen für die Versicherungen übertroffen werden. Auch wenn in der hier vorgestellten Studie die Rehamaßnahme durch die Unfallversicherungsträger getragen wird, wird zur besseren Einordnung der Maßnahme in Kap. 4.3 ein Überblick über Rehabilitation in Deutschland gegeben. 4.1 Kosten durch berufsbedingte Hauterkrankungen Körperliche und psychische Erkrankungen, insbesondere chronische Erkrankungen, verursachen jährlich hohe Kosten sowohl im Gesundheitssystem, als auch für die betroffenen Patienten, deren Lebensführung und Angehörige selber. Zur Gruppe der chronischen Erkrankungen zählen auch bestimmte Hauterkrankungen wie die atopische Dermatitis aber auch bestimmte Dermatosen, die aufgrund einer beruflichen Tätigkeit ausgelöst werden (z. B. Allergien gegen bestimmte Arbeitsstoffe). Zudem besteht bei vielen Patienten, die unter berufsbedingten Hauterkrankungen leiden bereits vor Beginn der Berufsdermatose eine atopische Disposition oder die Patienten leiden bereits im Vorfeld beispielsweise unter einer Schuppenflechte oder atopischen Dermatitis. Batzdorfer und Schwanitz (2004) unterscheiden materielle und immaterielle Kosten durch Berufsdermatosen (vgl. Batzdorfer, 2005). Während sich die immateriellen Kosten auf Positionen beziehen, die sich schlecht monetär bewerten lassen, wie z. B. die Einschränkung der Lebensqualität durch Schmerzen und Ängste, können die materiellen Kosten in direkte und indirekte Kosten unterteilt werden. Unter direkte Kosten fallen der volkswirtschaftliche Ressourcenverbrauch (z. B. Verbrauch an Gütern und Dienstleistungen zur Krankheitsbehandlung), Verwaltungskosten und Aufwendungen für die Forschung. Aus der krankheitsbedingten Nichterzeugung von Gütern und Dienstleistungen kommt es zu einem volkswirtschaftlichen Ressourcenverlust, so dass indirekte Kosten entstehen. Die Autoren schätzen die durch Berufsdermatosen bedingten Gesamtkosten in Deutschland auf etwa 1,5 Mrd. jährlich. Laut John und Skudlik (2006) werden fast 60% aller Ausgaben der Unfallversicherungsträger für berufliche Rehabilitation für die Behandlung von Hautkrankheiten verwendet. Unabhängig von berufsbedingten Hauterkrankungen entfielen laut Breuer und Kapp (2006) nach einer Statistik der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2004 1% der gesamten stationärem Rehabilitationsleistungen auf Versicherte mit nichtmalignen Hauterkrankungen, wobei Rund ein Drittel der Leistungen auf die atopische Dermatitis entfielen. 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 93 4.2 Inzidenz und Prävalenz berufsbedingter Hauterkrankungen Mehr als ein Viertel aller gemeldeten Berufskrankheiten-Verdachtsfälle an die zuständigen Unfallversicherungsträger sind berufsbedingte Hauterkrankungen (John & Skudlik, 2006). Sie zählen somit zu den häufigsten Berufskrankheiten in Deutschland (Diepgen, Schmidt, Berg & Plinske, 1996). Die jährliche Inzidenzrate berufsbedingter Hauterkrankungen wird für Europa auf etwa 0,51,0 Neuerkrankungen pro 1000 Beschäftigte geschätzt. In Deutschland wird von einer Inzidenzrate von 0,7 Neuerkrankungen pro 1000 Beschäftigte ausgegangen. Allerdings liegt die 1-Jahres-Prävalenz berufsbedingter Hauterkrankungen in bevölkerungsbezogenen Untersuchungen sehr viel höher, je nach Publikation, zwischen 6 und 11 %, so dass von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden kann (Diepgen & Schmidt, 2002; Diepgen et al., 2005). 4.3 Rehabilitation Der moderne Rehabilitationsbegriff orientiert sich am biopsychosozialen Modell von Gesundheit und Krankheit der WHO. Hierbei stehen insbesondere die individuellen und sozialen Auswirkungen von (chronischer) Krankheit, Unfall und angeborenem Leiden oder des Alterns im Vordergrund. Laut Koch und Bengel (2000) sind hierunter Bemühungen zu verstehen, eine Funktionsstörung nicht zu einer dauerhaften Einschränkung bzw. Beeinträchtigungen der persönlichen, sozialen und beruflichen Lebensumstände werden zu lassen oder zumindest die Auswirkungen auf diese Lebensbereiche möglichst zu minimieren. Demnach wird als allgemein akzeptiertes Ziel oft die soziale Integration des Kranken genannt. Chronisch Kranken und Behinderten soll geholfen werden, die Erkrankung bzw. Behinderung und deren Folgen zu bewältigen, damit der Betroffene ein weitgehend selbstständiges Leben in den Bereichen Familie, Beruf und Gesellschaft führen kann. Koch und Bengel umschreiben diese wie folgt: Da wegen der Chronizität vieler Erkrankungen nur selten eine vollständige Heilung zu erreichen ist, bestehen die Ziele rehabilitativer Leistungen häufig in einer Verringerung der Einschränkungen/Beeinträchtigungen und im Bemühen, Verschlechterungen zu vermeiden, in der Schadensbegrenzung und Stabilisierung des gegenwärtigen Zustandes, in der Verlagerung der Progression, in der Linderung der Beschwerden, in der Adaptation an einen mehr oder weniger stabilen Zustand (mit oder ohne technische Hilfen), in der Vermeidung von Maladaptation, im Lernen und Trainieren von kompensatorischen Leistungen und in der funktionsgünstigen Gestaltung der persönlichen Umwelt. (S. 10) Somit kommt der Gesundheitsförderung im Rahmen der Rehabilitation große Bedeutung zu. Erhofft wird, gesundheitsbezogene Risikoverhaltensweisen zu reduzieren und stattdessen ei- 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 94 nen gesundheitsförderlichen Lebensstil aufzubauen, Kompetenzen zur aktiven Krankheitsbewältigung zu vermitteln und individuelle und soziale Resilienzfaktoren zu stärken (Bengel & Herwig, 2003). Die Identifikation und Förderung individueller Ressourcen spielt hierbei eine große Rolle im Gegenzug zur eher defizitorientierten Ausrichtung an der Krankheitsminderung. Eine Fehlbzw. Überinanspruchnahme des Gesundheitswesens soll vermieden und Behandlungskosten gesenkt werden (Schliehe & Haaf, 1996). Das Theoriemodell der Rehabilitation (Gerdes & Weis, 2000) macht die Bedeutung persönlicher Ressourcen für den Verlauf und letztlich das Ergebnis aus der chronischen Erkrankung deutlich (Abbildung 4). Betrachtet man die psychosozialen Faktoren, wird hier neben den psychischen Belastungen oder Beeinträchtigungen und den sozialen Faktoren die Motivation des Patienten als wesentliche Einflussgröße für die Krankheitsbewältigung angesehen. Nübling, Bengel, Hafen, Jastrebow und Schmidt (2001) heben hervor, dass die Berücksichtigung dieser Faktoren kein Luxus ist, sondern vielmehr eine notwenige Bedingung für eine erfolgreiche Rehabilitation darstellt. Als Folge/Unterform der Motivation könnte hier ebenfalls die Compliance eingeordnet werden. Motivation als persönliche Ressource ist demnach sowohl vor, als auch während und nach einer Rehabilitation bedeutsam. Abbildung 4: Das Theoriemodell der Rehabilitation (entnommen aus Nübling et al., 2006a, S. 19). Oftmals wirken sich die langfristigen Folgen einer Erkrankung auf Dauer gravierender aus, als die Erkrankung selbst. Dies ist dann der Fall, wenn der Betroffene als Folge der Erkrankung zunehmend die Fähigkeit verliert, den an ihn gestellten Leistungsanforderungen zu ent- 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 95 sprechen. Aus gesellschaftlicher Sicht kann Rehabilitation folglich als der Versuch gesehen werden, die Folgen chronischer Krankheiten zu minimieren, es den Betroffenen möglich zu machen, trotz der chronischen Krankheit den Leistungsanforderungen in Beruf und Alltagsleben zu entsprechen und seine Lebensqualität zu erhalten. Dies sind auch die Ziele des stationären Heilverfahrens für Patienten mit Berufsdermatosen in Osnabrück (vgl. Kap. 4.3.1.2). Es geht darum, dass chronisch Kranke ein möglichst „normales“ Leben führen können, d.h. darum, ihre Partizipation zu verbessern (Gerdes & Weis, 2000). Laut Gerdes und Weis handelt es sich beim Prototyp des Rehabilitanden um eine Person, die bereits eine normale Partizipation erreicht hatte (Teilnahme am normalen Leben in Familie, Beruf und Gesellschaft), und die dann aufgrund einer Erkrankung und deren Folgen unverschuldet in eine Situation geraten ist, in der ihre Partizipation gefährdet oder eingeschränkt ist. Die Gesellschaft möchte diesen Menschen mit Angeboten der Rehabilitation helfen, die in der Vergangenheit erreichte Partizipation möglichst wiederherzustellen. Die Autoren merken kritisch an, dass es in der Praxis häufig schwierig sein dürfte zu entscheiden, ob eine Person nun selbstverschuldet oder unverschuldet in die Rolle des chronisch Kranken gelangt ist, und welche Implikationen dies für die Behandlung haben sollte. Vielfache Wechselwirkungen sollten nicht außer Acht gelassen werden. Problematisch ist nach Deck (1999), dass der Begriff der Rehabilitation unterschiedlich gebraucht und interpretiert wird. Demnach werden Begriffe wie Kur, Urlaub, Rehabilitation oder die Behandlung chronisch Kranker oft synonym verwendet und vermischt. Der größte Abgrenzungsbedarf besteht laut Deck zwischen Kur und Rehabilitation, zumal sich die heutige medizinische Rehabilitation aus dem früheren Kurwesen entwickelt habe. Während der Kur ein eher allgemeines Ziel zugesprochen wird (Stärkung der Gesundheit), handelt es sich bei der Rehabilitation um die Wiederherstellung und den Erhalt eines gesundheitlichen Zustandes. Die Grenzen zwischen beiden Versorgungssystemen sind fließend. In der Praxis liegt das Problem häufig darin, dass Rehabilitanden zu einer Reha-Maßnahme kommen, dann aber eher Kurinhalte oder gar Urlaub erwarten (Wellness, Wohlbefinden und Erholung). Dies ist dahin gehend ein erstzunehmender Faktor, da Erwartungen als einer der Variablen in Motivationskonstrukten angesehen werden (vgl. Kap. 2.3.1). Die Mitarbeit des Patienten muss möglicherweise zunächst gezielt gefördert werden, so dass er die Notwendigkeit der Maßnahme erst erkennen und diese für sich nutzen kann. 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 96 Es kann zwischen ambulanten, teilstationären und stationären Maßnahmen unterschieden werden. Demnach ist eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme dann indiziert, wenn die Erkrankung durch eine ambulante Rehabilitation nicht ausreichend behandelt werden kann. Hierbei spielen Faktoren wie eine stark ausgeprägte Multimorbidität, mangelnde psychische Belastbarkeit, die Notwendigkeit pflegerischer Betreuung oder ständige ärztliche Überwachung eine Rolle. Auch kann in diesem Rahmen eine vorübergehende Entlastung und Distanzierung vom sozialen Umfeld notwendig sein (Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation, 2004). Damit eine rehabilitative Maßnahme bewilligt wird, muss eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. Die Rehabilitationsbedürftigkeit, die Rehabilitationsfähigkeit und eine positive Rehabilitationsprognose sind vorausgesetzt. Nach § 10 SGB VI können Leistungen durch die gesetzliche Rentenversicherung gewährt werden, wenn eine erhebliche Gefährdung oder Minderung der Erwerbsfähigkeit besteht oder droht und diese Gefährdung durch die Maßnahme abgewendet werden oder die Erwerbsfähigkeit wesentlich gebessert werden kann. Die gesetzliche Krankenversicherung sieht dann die Rehabilitationsbedürftigkeit als gegeben an, wenn eine nicht nur vorübergehende Einschränkung in der alltäglichen Lebensführung besteht oder droht. Auch muss über die kurative Behandlung hinaus ein mehrdimensionaler, rehabilitativer Behandlungsansatz erforderlich sein (Breuer & Kapp, 2006). Die gesetzliche Rentenversicherung hat das Anliegen, medizinische und berufliche Rehabilitationsmaßnahmen durchzuführen, um Frühberentungen zu vermeiden oder hinauszuschieben („Reha vor Rente“) (Enge et al., 2002). Die medizinische Rehabilitation ist damit präventiv ausgerichtet mit dem allgemeinen Ziel der möglichst dauerhaften (Re-)Integration in das Erwerbsleben (Schliehe & Haaf, 1996). Festzuhalten ist auch, dass der Rehabilitationsprozess als komplexes Geschehen angesehen werden kann. Diese Komplexität zeigt sich laut Gerdes, Bengel und Jäckel (2000) neben den Schwierigkeiten der organisatorischen Abläufe, besonders in der großen Anzahl inhaltlicher Perspektiven, wissenschaftlicher Disziplinen und auch Professionen, die integriert werden müssen, wenn ein Rehabilitationsprozess erfolgreich durchgeführt werden soll. 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 97 4.3.1 Stationäre Rehabilitation von Hauterkrankungen Als funktional gesund gilt eine Person nach den Begrifflichkeiten der ICF, wenn - vor ihrem gesamten Lebenshintergrund (Konzept der Kontextfaktoren) - ihre körperliche Funktionen (einschließlich des geistigen und seelischen Bereiches) und ihre Körperstrukturen allgemein anerkannten statistischen Normen entsprechen (Konzepte der Körperfunktion und Strukturen), - sie ferner all das tut oder tun kann, was von einem Menschen ohne Gesundheitsproblem (Gesundheitsproblem im Sinne der ICD-Verschlüsselungen von Erkrankungen) erwartet wird (Konzept der Aktivität), - und sie zu allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, Zugang hat und sich in diesen Lebensbereichen in der Weise und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Beeinträchtigung der Körperfunktion oder Körperstrukturen oder der Aktivitäten erwartet wird (Konzept der Teilhabe an Lebensbereichen) (AWMF, 2008, S. 3). Modifiziert für Hautkrankheiten kann eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen auftreten. Hautpatienten leiden z. B. häufig an Beeinträchtigungen der Körperfunktion- und Strukturen wie z. B. Hautläsionen, auf die Haut bezogene Empfindungen wie Juckreiz und Schmerzen, unter Beeinträchtigungen der Beweglichkeit und der sexuellen Funktionen sowie unter Schlafstörungen durch Pruritus oder Einschränkungen der Greiffunktion der Hände (insbesondere bei Patienten mit Berufsdermatosen) oder der Gehfähigkeit. Hinzu kommen Beeinträchtigungen der Aktivitäten wie z. B. verminderte Kontaktaufnahme, Verminderung der Mobilität, Einschränkungen in der täglichen Lebensführung, Einschränkungen der Selbstversorgung (besonders Körperhygiene), verminderte Kontaktaufnahme durch Stigmatisierungsängste, Rückzug aus Aktivitäten in Beruf und Freizeit (z. B. wegen sichtbarer Hautveränderung, Körpergeruch) oder die Einschränkung der körperlichen Unabhängigkeit (z. B. durch die Notwendigkeit zum täglichen Eincremen oder Arztbesuchen wegen einer Phototherapie als auch in Bezug auf Arbeitsplatzbedingungen wie Exposition gegenüber hautbelastenden Substanzen). Ferner spielen auch personenbezogene und umweltbezogene Kontextfaktoren eine wichtige Rolle. Unter personenbezogenen Kontextfaktoren werden Faktoren wie Distress (z. B. durch intra- und interpsychische Konflikte wie Mobbing), eine atopische Disposition, die eigene Verarbeitung und Aufnahme von Informationen zur Erkrankung als auch z. B. motivationale Faktoren sowie Triggerfaktoren verstanden. Umweltbezogene Kontextfaktoren sind z. B. Klimaschwankungen, die zu vermehrtem Schwitzen und damit sich verschlechterndem Haut- 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 98 zustand führen, soziale Unterstützung, Arbeitsplatzbedingungen oder Hindernisse z. B. im privaten Umfeld (z. B. Treppenstufen) (AWMF, 2008). Insbesondere spielen die ständige Wahrnehmung der Beeinträchtigungen der Körperstruktur und Körperfunktion als auch die damit verbundenen Stigmatisierungsempfindungen an sichtbaren Hautstellen eine wichtige Rolle. Laut AWMF (2008) führt die Diagnosestellung einer chronischen Hauterkrankung bei vielen Patienten zu einer psychischen Belastung, die oft durch negative Reaktionen des sozialen Umfeldes verstärkt wird. Es kann demnach zu erheblichen Beeinträchtigungen der psychischen Funktionen kommen. Hierzu zählen Teilnahmslosigkeit und Rückzugsverhalten im sozialen Umfeld, die Beeinträchtigung der sexuellen Funktionen, Depressionen, Angstzustände und psychovegetative Erkrankungen (vgl. Kap. 3). Die Entscheidung darüber, ob ein Patient eine ambulante oder stationäre Maßnahme durchlaufen sollte, ist abhängig von einer Reihe von Faktoren. Betrachtet werden das Ausmaß der Schädigungen der Körperfunktionen und Körperstrukturen, das Ausmaß der Beeinträchtigungen der Aktivitäten, die drohende Beeinträchtigung der Teilhabe, das dermatologische Risiko, das soziale Umfeld, die Wünsche des Patienten und das Vorhandensein einer den Qualitätskriterien entsprechenden Einrichtung (Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, 2004). Bezogen auf Hauterkrankungen wie z. B. die atopische Dermatitis ist eine stationäre RehaMaßnahme bei Patienten mit schwerer Ausprägung und schwerem Verlauf gegeben, sowie wenn weitere Kontextfaktoren wie berufliche und soziale Umstände vorliegen. Es kann auch bei weniger ausgeprägten Hauterscheinungen eine Rehabilitationsbedürftigkeit vorliegen, wenn z. B. eine Komorbidität mit einer anderen atopischen Erkrankung (z. B. allergisches Asthma) vorliegt. Ebenso kann das Bestehen von Risikofaktoren für eine Verschlechterung des Hautzustandes eine Reha-Maßnahme indizieren, z. B. bei vorliegenden psychosozialen oder beruflichen Belastungen. Es wird empfohlen zur Erfassung der psychosozialen Parameter einen Lebensqualitätsinventar (z. B. FLQA) oder ein krankheitsspezifisches Inventar wie den Marburger Hautfragebogen (Stangier et al., 1996a) zu verwenden (AWMF, 2008). Bei der Rehabilitation von Hauterkrankungen ist das Ziel, die Beeinträchtigung der Körperstruktur, Körperfunktion, Aktivität und Teilhabe zu bewältigen und zu vermindern. Der Patient soll besser in sein Berufs- und Privatleben integriert werden (AWMF, 2008). 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 99 4.3.1.1 Stationäre Rehabilitation von Berufsdermatosen Berufsbedingte Hauterkrankungen stehen seit vielen Jahren an erster Stelle der zur Anzeige gebrachten Berufskrankheitsmeldungen. Deshalb ist die Rate der jährlich durchgeführten rehabilitativen Maßnahmen hoch. Ziel ist es, den im Berufsleben stehenden Versicherten wettbewerbsfähig zu machen oder im Beruf zu halten (Diepgen et al., 1996). Bei der Behandlung berufsdermatologischer Erkrankungen erfolgt zunächst das ambulante Heilverfahren beim niedergelassenen Dermatologen. Im Bereich der sekundären Prävention sind Hautschutzseminare anzusiedeln. Hierbei handelt es sich um Patienten mit eher initialen bzw. leichten Berufsdermatosen (Voß et al., 2009). Indikatoren für eine stationäre Reha-Maßnahme bei Patienten mit Berufsdermatosen sind laut AWMF (2008) insbesondere: 1. Ambulant therapieresistente Berufsdermatosen mit drohender BK nach Nr. 5101 der Berufskrankheitenverordnung (BKV) mit z. B. länger als 3 Monate bestehenden Hautveränderungen, längeren Arbeitsunfähigkeitszeiten, der geringen Bereitschaft zur Mitwirkung seitens des Versicherten, wobei die Motivation gefördert werden soll, als auch bei Therapieresistenz oder progredientem Verlauf der Dermatose. 2. Es besteht eine Indikation im Sinne eines wiederholten Heilverfahrens bei älteren Beschäftigten mit häufigen Rezidiven um eine Tätigkeitsaufgabe zu vermeiden. 3. Ebenfalls ist eine stationäre Maßnahme indiziert zur Verlaufsbeobachtung bei fraglicher Kausalität, besonders dann, wenn eine Abgrenzung zwischen Berufsdermatose und Eigendynamik festgestellt werden soll oder zur Vervollständigung der Diagnostik. 4. Bei anerkannter BK mit schlechter Heilungstendenz ist eine stationäre Rehabilitation auch indiziert, um die BK-Folgen zu mindern. Neben den allgemeinen Zielen für eine Rehabilitation bei Hauterkrankungen, wie die Behebung oder Verminderung der Schädigungen der Körperfunktionen und Körperstrukturen, die Verminderung der Aktivitäteneinschränkungen, Hilfe bei der Bewältigung der Hauterkrankung (adaptives coping5) oder der Förderung eines gesundheitsbewussten Lebensstils, ergeben sich eine Reihe spezifische, auf die Arbeit bezogene Ziele. Hierzu können die Wiederherstellung und Erhaltung der Erwerbsfähigkeit, die Planung der Arbeitsplatzanpassung, der Erhalt des Arbeitsplatzes und die Planung und Einleitung von Maßnahmen zur weiteren Teilhabe am Arbeitsleben zählen. Hierbei wird die aktive Teilnahme des Rehabilitanden gefordert, so dass als ein wesentliches Rehabilitationsziel die Motivation zur Krankheitsbewältigung und Verhaltensänderung gefordert wird (z. B. in der Krankenpflege: mehr Hände desinfizieren statt waschen). Dies soll durch eine umfassende 5 Unter psychologischen Gesichtspunkten kann hier unter dem Begriff der Krankheitsbewältigung beispielsweise die Verminderung von Ängstlichkeit und Depressivität, die Bewältigung chronischer Schmerzzustände oder von Juckreiz und Stress, die Förderung der Motivation sowie das Erlernen und Anwenden von Strategien zur Selbstkontrolle (z. B. in Bezug auf Juckreiz) oder das Erlernen von Entspannungsmethoden subsumiert werden. 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 100 Anleitung bei der Hautpflege und Lokaltherapie sowie durch Schulungen erreicht werden (Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, 2004). Laut Gerdes und Weis (2000) führt die Beseitigung von Aktivitätsstörungen alleine nicht zwangsläufig dazu, dass die Betroffenen nun mit den Alltagsanforderungen zurechtkommen und in Folge wieder am normalen Leben in Familie, Beruf und Gesellschaft partizipieren. Dies hänge möglicherweise in erster Linie davon ab, „…, wie die Betroffenen selbst auf ihre durch Krankheit und Krankheitsfolgen problematisch(er) gewordene Lebenssituation reagieren.“ (S.50). Hiermit geben die Autoren dem Prozess der Krankheitsbewältigung eine zentrale Rolle im Rehabilitationsgeschehen. 4.3.1.2 Das stationäre Heilverfahren nach dem „Osnabrücker Modell“ An der Universität Osnabrück wurde 1987 ein klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt zur Prävention von Berufsdermatosen etabliert. Er gründet sich auf Dermatologie, Allergologie, Hautphysiologie, Umweltmedizin, Gesundheitspädagogik und Gesundheitspsychologie. Daraus hervorgegangen ist 1994 ein Modellprojekt der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), das sich an Personen aller Berufsgruppen mit schweren berufsbedingten Hautkrankheiten richtete, die ambulant nicht ausreichend behandelbar waren und wodurch die Betroffenen unmittelbar von der Berufsaufgabe bedroht waren (Schwanitz, 2002). Aufgrund der Erfolge dieses Projekts (ein Jahr nach Teilnahme an der Präventionsmaßnahme gingen noch 66% der Patienten ihrer beruflichen Tätigkeit nach (Schwanitz, 2002; John & Skudlik, 2006), steht die Tertiäre Individualprävention (TIP) allen Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung seit 1999 offen (Skudlik & Schwanitz, 2004). Vor dem Hintergrund der Präventionserfolge wird seit Mai 2005 eine vom Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG) geförderte großangelegte Multicenterstudie („Medizinisch – Berufliches Rehabilitationsverfahren Haut – Optimierung und Qualitätssicherung des Heilverfahrens (ROQ)“) zur tertiären Prävention schwerer berufsbedingter Hauterkrankungen zur weiteren Standardisierung von TIP durchgeführt (Skudlik & John, 2005; Skudlik et al., 2008; Skudlik et al., 2009). Insgesamt vier Zentren in Deutschland nehmen an der Studie teil. Die Interventionssudie (N=1000) ist in Phasen unterteilt. In Phase 1 werden die Patienten im Rahmen der TIP-Maßnahme drei Wochen stationär behandelt. Zu Beginn der Maßnahme (T1) und am Ende der drei Wochen (T2) werden die Patienten standardisierst untersucht. Der Maßnahme folgt eine 3-wöchige Arbeitskarenz um eine vollständige Konsoli- 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 101 dierung der epidermalen Barriere zu gewährleisten (John & Skudlik, 2006). Nach diesen drei Wochen folgt eine weitere Untersuchung (T3). Nachdem der Patient vier Wochen gearbeitet hat, erfolgt wieder eine Vorstellung im behandelnden Zentrum (T4), sowie nach einem Jahr (T5) als auch nach drei Jahren (T6). Zudem werden die Patienten durch niedergelassene Dermatologen betreut. Der Verlauf der Erkrankung kann über mehrere Jahre verfolgt werden. Indikation für TIP sind überwiegend chronische degenerativ-toxische oder allergische Kontaktekzeme, beruflich provozierte atopische Hand- und Fußekzeme, sowie weitere Berufsdermatosen wie eine chronisch beruflich getriggerte Psoriasis palmaris oder atopische Dermatitis (John & Skudlik, 2006). Häufig droht ein objektiver Zwang zur Unterlassung der schädigenden Tätigkeit (Skudlik & Schwanitz, 2004). Zudem besteht auch eine Indikation für stationäre Behandlungsmaßnamen bei älteren, nicht mehr umschulbaren Versicherten mit dem Ziel der bestmöglichen Stabilisierung des Hautzustandes oder z. B. zur Minderung der BKFolgen sowie zur diagnostischen und versicherungsrechtlichen Einordnung (Skudlik & John, 2009) (vgl. Kap. 4.3.1.1). Die Kostenübernahme erfolgt durch die jeweilige Berufsgenossenschaft des Patienten (und nicht durch die Rentenversicherungsträger). Es handelt sich um eine Maßnahme aus dem Bereich der tertiären Prävention für Versicherte mit schweren und ambulant therapieresistenten, berufsbedingten Hauterkrankungen. Die Patienten werden in der in der Regel dreiwöchigen Maßnahme durch ein multiprofessionelles Team (Fachärzte für Dermatologie, Pädagogen, Psychologen, Ergotherapeuten etc.) behandelt und betreut. Ziel ist es, den Patienten möglichst umfangreich über seine Erkrankung aufzuklären, geeignete medizinische Behandlungsmaßnahmen in die Wege zu leiten, eine signifikante Reduktion der Hautsymptomatik zu erzielen sowie den Patienten langfristig zu befähigen sich selber für die Besserung seines Hautzustandes einsetzten zu können. Hierzu gehören auch die adäquate Anwendung von Hautschutzmaßnahmen (z. B. Handschuhe), die Entwicklung hilfreicher und adäquater Copingstrategien, sowie die Besserung der Lebensqualität. Bei bestehender psychischer Problematik oder Störung soll der Patient Hilfestellung erhalten bzw. sollen geeignete weiterführende Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Laut John und Skudlik (2006) wachse die Motivierbarkeit für konsequenten Hautschutz am Arbeitsplatz und die Wahrscheinlichkeit des Berufsverbleibs mit größerer Lebens- und Berufserfahrung. Diese Annahme sollte durch geeignete Methoden überprüft werden. Besonders wirksam erweisen sich demnach die TIP-Maßnahmen für Versicherte ab dem 30. Lebensjahr. Es handelt sich um Versicherte, für die sich berufliche Alternativen auf dem gegenwärtigen 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 102 Arbeitsmarkt nur in eingeschränktem Maße bieten würden. Dem gegenüber steht allerdings der Anteil der älteren Patienten, die zwar an einer TIP-Maßnahme teilnehmen, eigentlich aber eine Rente oder Berufsaufgabe anstreben. In Osnabrück wird ein ganzheitlicher Ansatz präferiert. Dessen Ziel ist es, die dauerhafte Umsetzung gesundheitsförderlichen Verhaltens im Beruf (und Alltag) zur Erhöhung der Chance, im Beruf verbleiben zu können zu fördern, da viele der Patienten konkret von der Berufsaufgabe bedroht sind. Die Heilung bzw. deutliche Besserung des Hautzustandes, die Besserung oder der Erhalt der Lebensqualität, sowie die Minimierung der sozioökonomischen Kosten soll somit langfristig erreicht werden (Skudlik et al., 2008). 4.3.1.3 Diagnosen im Rahmen der TIP-Maßnahme Im Rahmen der TIP-Maßnahme nach dem Osnabrücker Modell werden Patienten mit Hauterkrankungen behandelt, bei denen die Entstehung einer Berufskrankheit (BK Nr. 5101) nach der Berufskrankheitenverordnung (BKV) droht oder sogar bereits erfolgt ist. Statistisch gesehen steht die Nr. 5101 gegenüber den übrigens BK-Nummern deutlich im Vordergrund. Hier wird unter BK Nr. 5101 aufgeführt, dass es sich um schwere oder wiederholt rückfällige Hauterkrankungen handelt, „… die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein können“ (Skudlik & John, 2009, S.1). Mit chronischen Berufsdermatosen werden beispielsweise Handekzeme gemeint, die länger als drei Monate bestehen oder wenn zwei Rezidive in 12 Monaten auftreten (Soost & Worm, 2009). Die Entstehung und der Verlauf berufsbedingter Hautkrankheiten ist von exogenen (z. B. Kontakt mit schädigenden Arbeitssubstanzen) als auch von endogenen Einflüssen (z. B. atopische Diathese) abhängig. Diese Faktoren können durch das eigene Verhalten der Patienten günstig beeinflusst werden. Bekannt ist zudem der Stellenwert psychischer Einflussfaktoren auf den Hautzustand (z. B. Stressfaktoren), insbesondere bei Atopikern. Meist manifestiert sich die Hauterkrankung an den Händen in Form von Kontaktekzemen. Ursächlich werden irritative und allergische Einwirkungen angenommen, wobei auch Mischformen häufig sind und oftmals eine endogene Komponente (atopische Disposition) eine Rolle spielt. Es können nach Skudlik und John (2009) toxische und allergische Kontaktekzeme sowie atopische Ekzeme unterschieden werden: Toxische Kontaktekzeme manifestieren sich im Kontaktareal. Hier können zwei Formen unterschieden werden: das akut-toxische Kontaktekzem (z. B. ausgelöst durch das Einwirken 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 103 von Säuren oder Laugen auf die Haut) und das kumulativ-subtoxische Kontaktekzem (L24), welches z. B. durch häufigen Kontakt mit Wasser und Seife beim Händewaschen entstehen kann. Beim kumulativ-subtoxischen Kontaktekzem spielt insbesondere die wiederholte oder andauernde Einwirkung eigentlich nicht toxischer Substanzen über einen längeren Zeitraum eine Rolle. Eine Minderung der Hornschichtbarrierefunktion entsteht, in Folge derer irritierende Noxen in tiefere Epidermisschichten eindringen. Entzündliche Prozesse können ausgelöst werden. Klinisch zeigt sich diese Form der Hauterkrankung durch relativ scharfe Einzelherde mit Schuppung, Bläschen, Erosionen, Exkoriationen, Lichenifikationen und Rötung. Diese Form der Hauterkrankung stellt die häufigste Ursache berufsbedingter Hauterkrankungen dar. Als Folge kann zusätzlich ein allergisches Kontaktekzem hinzukommen (2-PhasenEkzem). Bei den allergischen Kontaktekzemen (L23) handelt es sich um Hauterkrankungen, die auf eine Allergie vom Spättyp (Typ-IV-Reaktion) zurückgehen. Sensibilisierungen können sich auf ein kumulativ-subtoxisches Handekzem aufpfropfen oder je nach immunologischer Potenz der Allergene und der Intensität der beruflichen Exposition schon beim ersten Kontakt entstehen. Im Vergleich zum kumulativ-subtoxischen Kontaktekzem zeigt sich beim allergischen Kontaktekzem oft ein stärker entzündlicher Befund mit Rötungen, Infiltration und Blasenbildung im Kontaktareal sowie einer unscharfen Streuung. Während toxische und allergische Kontaktekzeme ausschließlich durch exogene Faktoren ausgelöst werden, kann auch ein atopisches Ekzem berufsbedingt ausgelöst oder verschlimmert werden. Beim atopischen Ekzem (L20) handelt es sich um primär anlagebedingte Hauterkrankungen. Hier geht nach Skudlik und John (2009) die Hautdisposition mit einer anlagebedingt erhöhten Hautempfindlichkeit einher. Bei irritativen, hautbelastenden Tätigkeiten wie z. B. Feuchtarbeit in der Pflege kann ein solches Ekzem entstehen. Klinisch zeigt sich diese Form der Hauterkrankung in kleinen Bläschen an den Handinnenflächen oder Fingerseitenkanten. Die Patienten entwickeln teilweise ebenfalls atopische Fußekzeme. Meist kommt es zu einem chronisch-rezidivierenden, schubweisen Verlauf. Zudem kann im Vorfeld bereits z. B. eine atopische Dermatitis vorliegen. Bei der atopischen Dermatitis handelt es sich um „… entzündliche Reaktion der Haut mit intensivem Juckreiz; durch chronische Entzündung und starkem Kratzen kommt es zu einer Verdickung der Haut (Lichenifizierung); multifaktorielle Genese; …stellt eine der häufigsten chronischen Kinderkrankheiten dar; Vorkommen: ca. 5-10%; Tendenz steigend….“ (Stangier, 2006; S. 482). 10-20% der Kinder sind betroffen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen bleiben 4 Rehabilitation von berufsbedingten Hauterkrankungen 104 die Hauterscheinungen symmetrisch mit Prädilektionsstellen im Gesicht, am Hals, Schultergürtel, oberer Brust, großen Gelenkbeugen sowie Hand- und Fußrücken. Die Kopfhaut kann gerötet und entzündlich infiltriert sein in Verbindung mit starker Schuppung und Krusten durch Kratzeffekte. Es ist bekannt, dass es unter akuter psychischer Belastung oder Provokation mit anderen Triggerfaktoren zu einem anfallsartigen Erythem kommen kann. Dieses geht dann über den stark ausgeprägten Juckreiz im Verlauf von Stunden in ekzematöse Veränderungen über. Der quälende Juckreiz tritt anfallsartig auf und führt oft zu Schlaflosigkeit und somit zu Übermüdung und Leistungsminderung. Häufig tritt die Erkrankung in Verbindung mit Asthma bronchiale oder Heuschnupfen auf (Ring & Darsow, 2005). Die Psoriasis zählt ebenfalls zu den chronischen Hauterkrankungen, wobei die Erstmanifestation durchschnittlich im mittleren Erwachsenenalter liegt. Die Genese ist multifaktoriell. Betroffen ist ca. 1 bis 2 % der Bevölkerung. Bei der Psoriasis handelt es sich um scharf konturierte Entzündungsherde, bedeckt von silbrig-weißen Schuppen infolge einer Überproduktion von Hornzellen (Stangier, 2006). Die Plaques finden sich an den Prädilektionsstellen (Ellenbogen, Knie, umbikal, perianal, behaarter Kopf). Es kommt zu Phasen der Plaqueneubildung sowie Phasen geringer Krankheitsaktivität. Bei leichten Formen leidet der Patient unter wenigen Plaques, während bei schweren Verläufen fast die ganze Haut betroffen sein kann (Christophers & Mrowietz, 2005). In die in dieser Arbeit vorgestellte Studie gingen ausschließlich Patienten ein, die sich zur stationären Maßname (TIP) in Osnabrück befanden Bei einem beträchtlichen Teil der Stichprobe liegt zudem eine atopische Disposition (oder z. B. eine atopische Dermatitis) vor. Krankheits- und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe werden ausführlich in Kap. 6.5.3.2 besprochen. 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell 105 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell Bezugsmodell für diese Untersuchung ist das sozial-kognitive Prozessmodell der Veränderung von Gesundheitsverhalten (HAPA-Modell; Health Action Process Approach) von Schwarzer (2002a; 2004). Es handelt sich um ein dynamisches Stadienmodell (Knoll et al., 2005), mit dem gesundheitsfördernde sowie gesundheitsschädliche Verhaltensweisen erklärt und vorhergesagt werden sollen. Die Stadien können in nicht-intentional, intentional und aktional unterteilt werden. Das HAPA ist ein allgemeines Modell, das verdeutlicht, wie eine Person dazu kommt, ihr Verhalten zugunsten eines intendierten Verhaltens auszurichten und umzusetzen. Der Modellschwerpunkt kann im Bereich der postintentionalen Mechanismen der Verhaltensänderung- und Aufrechterhaltung angesehen werden. Angelehnt ist dieses Modell an die Rubikontheorie der Handlungsphasen (Heckhausen, 1989) durch die Unterscheidung in eine Motivations- und eine Volitionsphase. Hierbei wird der erste Teil des Modells als motivationaler Prozess verstanden. Der zweite Teil besteht aus postintentionalen Volitionsprozessen. Die Phasen des HAPA sind als distinkt und qualitativ unterschiedlich zu verstehen. Die motivationale Phase muss erst abgeschlossen sein, bevor die volitionale Phase anknüpfen kann (Knoll et al., 2005). In den einzelnen Phasen üben unterschiedliche kognitive Abläufe Einfluss aus. Dies erinnert an das transtheoretische Modell von Prochaska und DiClemente (in Maurischat & Neufang, 2006). Schwarzer (2002a; 2004) nimmt an, dass jeder Phasenübergang abhängig ist von einem hinreichenden Ausmaß an Selbstwirksamkeitserwartung. 5.1 Das HAPA-Modell in Bezug zur Studie Das HAPA-Modell bildet die theoretische Grundlage dieser Studie, da es verbindliche Formulierungsvorschriften enthält, mit denen es möglich ist, relevante Verhaltensprädiktoren (z. B. Selbstwirksamkeitserwartung) präzise zu formulieren. Modellannahmen können theoriegeleitet geprüft werden. Es können auf der Grundlage theoretischer und empirischer Erkenntnisse Interventionen abgeleitet werden (Dohnke et al., 2006). Da es sich bei Rehamotivation lediglich um eine Spezifikation von Therapiemotivation – bezogen auf das Setting – handelt (vgl. Kap. 2.1.1), lassen sich die dargestellten Schritte anpassen und auch auf Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen übertragen. 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell 106 Der Vorteil des Modells liegt darin, dass es sowohl anwendbar auf die Veränderung gesundheitsbeeinträchtigenden Verhaltens ist (z. B. hier: Kratzen reduzieren/Kontakt mit Allergenen reduzieren), als auch auf die Veränderung gesundheitsförderlichen Verhaltens abzielt (z. B. hier: Entspannung integrieren/Handschuhe tragen). Das Modell macht verständlich, welche Mechanismen daran beteiligt sind, Personen zu motivieren ihre Gewohnheiten zu verändern und neue Gewohnheiten tatsächlich aufzunehmen und aufrechtzuerhalten. Verhaltensänderung kann in diesem Modell (sowie im TTM) als mehrschrittiger Prozess verstanden werden. Eine Person muss sich erst für ein neues Verhalten entscheiden, dieses planen, testen und schließlich dauerhaft umsetzten (Reusch & Ströbl, 2006). Die hier dargestellte Untersuchung knüpft sowohl an der motivationalen, als auch der volitionalen Phase des Modells an. Motivation kann als wichtige Voraussetzung für Einstellungsund Verhaltensänderungen angesehen werden. Hier ist entscheidend für Motivation zu präventivem Verhalten, dass die Betroffenen aktiv beteiligt werden und ihre individuellen Therapieziele einbringen können (Bengel & Herwig, 2003). Zum einen werden zu Beginn der Maßnahme (Messzeitpunkt T1) Informationen über den motivationalen Status des Patienten eingeholt, indem u.a. der PAREMO-20 (Nübling et al., n.d.) eingesetzt wird. Dies ist auch möglich, da sich der PAREMO-20 nicht auf eine Motivationstheorie bezieht, sondern auf der Grundlage des kleinsten gemeinsamen Nenners verschiedener Motivationstheorien und Modelle abgeleitet wurde. Zudem fließt an dieser Stelle auch die Fremdbeurteilung der Motivation durch den behandelnden Arzt aus der ROQ-Studie ein. Ferner wird die Selbstwirksamkeit der Patienten mit Hilfe der Selbstwirksamkeitsskala erhoben (Schwarzer & Jerusalem, 1999). Weitere Faktoren, die möglicherweise Einfluss auf die Motivation der Patienten haben und in Schwarzers Modell nicht explizit bedacht sind, werden ebenfalls erhoben. Hierzu zählen die Erhebung der Lebensqualität mit dem DLQI (Finlay & Khan, 1994) und die Erhebung der spezifischen Belastungsfaktoren bei Hautpatienten mit dem Marburger Hautfragebogen (Stangier et al., 1996a), die sich förderlich oder demotivierend auswirken können. Letztlich wird in einzelnen Teilbereichen retrospektiv auch die Handlungsausführung und Aufrechterhaltung, sowie ein mögliches Disengagement erfasst, indem die Patienten am zweiten in diese Untersuchung einfließenden Messzeitpunkt (T4 = 4 Wochen nach Wiedereinstieg in Beruf; ca. 10 Wochen nach Rehabeginn) im Rahmen der ROQ-Studie befragt werden (z. B. bisherige Umsetzung von Hautschutz und Hautpflege/gesundheitspsy- 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell 107 chologische Interventionen wie die Integration von Maßnahmen zur Stressbewältigung oder zum Umgang mit Juckreiz) (vgl. Kap. 6). 5.2 Nähere Beschreibung des HAPA-Modells und Übertragung des Modells auf Rehamotivation Im Folgenden wird das HAPA näher beschrieben, weiter im Bezug zur hier vorgestellten Studie dargestellt und auf Rehamotivation übertragen (Abbildung 5). 5.2.1 Die motivationale Phase Als MOTIVATIONALER PROZESS kann die Bildung einer Intention gesehen werden, ein Zielverhalten auszuüben. Demnach hat eine Person zunächst noch nicht die Absicht ihr Verhalten zu ändern (nicht-intentional). Hier ist es wichtig auf die Risikowahrnehmung einzuwirken. Ein Raucher beispielsweise wird das Rauchen nicht unterlassen, wenn er subjektiv davon überzeugt ist, dass sein persönliches Risiko an den Folgen des Rauchens zu erkranken sehr gering ist, bzw. er sich noch nie mit den Folgen des Rauchens auseinandergesetzt hat. Dieser Modellschritt ähnelt der Präkontemplationsphase im TTM. In der motivationalen Phase kommt es zunächst zu einer Risikoabwägung. Bezogen auf Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen stellt sich hier die Frage, wie hoch eine Person den Schweregrad ihrer Erkrankung und die eigene Verwundbarkeit bzw. die potenziellen Folgen der Hauterkrankung einschätzt. Sieht die Person beispielsweise das Risiko, wegen der Erkrankung vielleicht nicht im Beruf bestehen zu können? Sieht sie die Notwendigkeit für die Teilnahme an einer stationären Reha-Maßnahme? Oder glaubt sie gar, dass die Hauterkrankung von alleine wieder verschwindet? Die Person bildet in dieser Phase eine Situationsergebniserwartung (z. B. „Wenn ich so weitermache wie bisher, dann werde ich meinen Beruf langfristig aufgeben müssen“). Sie hat Einsicht in die Zusammenhänge zwischen ihrem Verhalten und ihrer Gesundheit gewonnen und nimmt ein gewisses Maß an Bedrohung war (Beispiel Item 45 des MHF: „Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich mühsam erreichte Erscheinungsfreiheit durch Kratzen zunichte mache“; Item 51 des MHF: „Durch häufiges Kranksein bekomme ich am Arbeitsplatz Probleme“).Vermutlich wird diese 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell 108 Phase auch von der Einschränkung der Lebensqualität geprägt, die hier durch den Dermatologischen Lebensqualitätsindex (Finlay & Kahn, 1994) erhoben werden soll. Eine weitere wichtige Modellkomponente bildet die Handlungs-Ergebnis-Erwartung. Hierbei gelangt eine Person zur Kenntnis von Verhaltensalternativen zur Reduktion der wahrgenommenen Bedrohung (z. B. bei Hautpatienten das Tragen von Schutzhandschuhen). Zwischen der Alternative und dem Ergebnis aus der Alternative muss Kontingenz bestehen (z. B. „Wenn ich Handschuhe verwende, dann wird meine Haut heile bleiben“). Grundsätzlich können der Handlungsalternative positive wie negative Handlungsergebnisse zugeschrieben werden (z. B. „Wenn ich mehr Handschuhe verwende, dann brauche ich viel länger für meine Aufgaben, und mein Chef wird ungehalten“). Die Person wägt Pros und Kontras ab. Die Pros müssen überwiegen, um eine Intention zur Verhaltensänderung zu bilden. Das Abwägen kann als rationale Entscheidungsfindung verstanden werden. Dieser Schritt ähnelt der KostenNutzen-Abwägung in den Erwartungs-Mal-Wert-Modellen. Die Erwartungen verlieren nach Schwarzer (2009) ihre prädiktive Aussagekraft, wenn eine Person eine Entscheidung getroffen hat (vgl. Kap. 2.3.1). Nach Schwarzer (2004) bedeutet dies, dass die Person Strategien für die Erzielung erwünschter Effekte kennt. Dies kann trotzdem bedeuten, dass sie noch nicht in der Lage ist, diese Strategien auch in konkretes Verhalten umzusetzen. Zur motivationalen Phase des Modells wird auch die Selbstwirksamkeitserwartung gezählt, die auch im TTM eine wichtige Rolle spielt (vgl. Kap. 2.2). Angenommen wird hier, dass nur die Person, die sich auch sicher ist, eine Handlungsalternative überhaupt ausführen zu können, sich ein bestimmtes Ziel setzten wird. Selbstwirksamkeit wird hier verstanden als die subjektive Überzeugung eine spezifische Verhaltensweise aufgrund eigener Kompetenz ausführen zu können. Dies ist besonders wichtig für Situationen, die neue, unvorhersehbare, schwierige oder stressreiche Aspekte enthalten (z. B. wie eine rehabilitative Maßnahme). Laut Schwarzer kommt diesem Konstrukt für alle Phasen des Handlungsregulationsprozesses eine große Bedeutung zu. Demnach erleichtert eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung „…das Setzen von Zielen, die Investition von Anstrengung, die Ausdauer und die Rückfallvermeidung.“ (Schwarzer, 2004, S. 93). Die Selbstwirksamkeitserwartung wird in dieser Studie operationalisiert durch die Selbstwirksamkeitsskala von Schwarzer und Jerusalem (1999). Verwandt ist das Konzept der Selbstwirksamkeit mit dem der Kontrollüberzeugungen (vgl. Kap. 2.3.4). 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell 109 Die Selbstwirksamkeitserwartung, die Handlungs-Ergebnis-Erwartung, die Risikowahrnehmung und andere Faktoren wirken auf den Aufbau von Motivation ein und führen dann gemeinsam zur Zielsetzung/Intention (Veränderung des Gesundheitsverhaltens). Eine Beispiel wäre in der hier dargestellten Untersuchung das Item 6 des PAREMO-20: „Ich werde meinen Lebensstil ändern müssen, um wieder gesund zu werden.“ oder „Ich kann noch viel dazulernen, wie ich besser mit der Hauterkrankung umgehen könnte“ (Item 14 des MHF). 5.2.2 Die volitionale Phase Bei der VOLITIONALEN PHASE geht es um die Realisierung des intendierten Zielverhaltens. Hier wird nach Schwarzer in drei Phasen unterschieden, wobei in allen Phasen Selbstwirksamkeit nach wie vor wichtig ist. Diese beeinflusst sowohl die Auswahl des Ziels und die Zielsetzung, als auch volitionale Variablen wie Investition von Anstrengung, Ausdauer oder die Handhabung von Rückschlägen. Nach der Zielsetzung, dem letzten Schritt in der motivationalen Phase, kommt es zunächst zur Planung des Zielverhaltens (präaktionale Phase). Planung beinhaltet sowohl Handlungsplanung (action planning) als auch Bewältigungsplanung (coping planning) (Schwarzer, 2009). Die Bedingungen und Realisierungsmöglichkeiten für das intendierte Verhalten werden erwogen und die Umsetzung dieser wird festgelegt. Zum action planning gehören Fragen wie: Wann/Wo/Wie werde ich handeln? Unter coping planning versteht Schwarzer die Antizipation von Barrieren und Hindernissen, die Vorbereitung von Bewältigungsstrategien und die mentale Simulation erfolgreichen Copings. Bezogen auf Hautpatienten könnte die Planung des Zielverhaltens beispielsweise in der Planung der Integration von Hautpflege bei der Arbeit oder von Entspannungsmethoden zur Minimierung von Kratzattacken bestehen. Auch das Aufstellen eines Hautschutzplanes oder die gedankliche Vorwegnahme schwieriger Gespräche mit dem Chef oder Kollegen können hierzu gezählt werden. Diese Phase endet mit einer mehr oder weniger konkretisierten Realisierungsintention („Ich werde mir die Zeit einräumen meine Haut zu pflegen, immer wenn ich Wasserkontakt hatte“; „Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich mich bei meiner Krankenkasse über Entspannungskurse informieren und mich anmelden“; „Wenn es bei der Arbeit stressig wird, werde ich mich nicht hetzen lassen und in Ruhe die Handschuhe anziehen“). Die Person kann Ressourcen mobilisieren und die Intentions-Verhaltens-Lücke beginnt sich zu schließen. 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell 110 Dann folgt eine Phase der Handlungsausführung- und Aufrechterhaltung (aktionale Phase). Es geht darum, Gesundheitsverhalten auszuführen und Risikoverhalten zu unterlassen. Folglich ist Kontrolle zur Abschirmung der Handlung gegenüber Ablenkungen notwendig (z. B. Belohnungsaufschub, Aufmerksamkeits- und Emotionsregulation, Unterteilung von Fernzielen in erreichbare Nahziele). Kognitionen kontrollieren in dieser Phase die Handlungsausführung. Meta-kognitive Aktivität ist nötig um die Handlung bis zum Ende auszuführen und Distraktoren zu unterdrücken, sowie auch internale Copingstrategien (Schwarzer, 2009). Verhaltenstherapeutisch ausgedrückt handelt es sich um einen aktiven Bewältigungsprozess, bei dem Neues gegen alte Gewohnheiten und Distraktoren abgeschirmt und beibehalten werden muss, wofür eine ausreichende Volitionsstärke notwendig ist. Bis das neue Verhalten habituiert, d.h. zur Gewohnheit geworden ist, müssen genannte Strategien angewandt werden. Auch hier wirkt sich Selbstwirksamkeit aus. Diese bestimmt nach Schwarzer die Menge der Anstrengungen und die Ausdauer, die investiert werden. Beispielsweise setzt ein Patient am Arbeitsplatz konsequent Hautschutz um, obwohl dies mehr Zeit erfordert und den Arbeitsablauf unterbricht. Oder ein Patient beginnt regelmäßig an einer Entspannungsgruppe teilzunehmen, obwohl er zunächst keine Übungseffekte wahrnimmt. In der postaktionalen Phase kommt es zur Handlungsbewertung, in deren Verlauf wahrgenommene Erfolge und Misserfolge interpretiert und gewichtet werden. Diese Bewertungen haben Einfluss auf die Volitionsstärke und die Selbstwirksamkeit. Das Ergebnis dieser Bewertungsprozesse kann sich positiv oder negativ auf die Aufrechterhaltung des Verhaltens auswirken. Die Bewertungen hängen im Wesentlichen von internalen und externalen Attributionsprozessen des Erfolgs bzw. Misserfolgs ab (vgl. Attributionstheorien, z. B. Kelley, 1973). Die Person stellt beispielsweise fest, dass sich ihr Hautzustand durch Schutz- und Pflegemaßnahmen deutlich verbessert hat. Sie merkt somit, dass sie selber für diese Besserung verantwortlich ist (internale Kontrollüberzeugung). Zudem stellt sie fest, dass die Umsetzung von Strategien zum Juckreiz- und Stressmanagement (z. B. Entspannungsmethoden) ihre Kratzattacken minimiert haben, und sie ruhiger geworden ist. Dies dürfte ihre Selbstwirksamkeit fördern („Ich kann selber aktiv etwas tun, damit es mir besser geht“). Auch kann eine Phase des Disengagements folgen. Durch mangelnde Volitionsstärke, Selbstregulationsfehler oder der Bewertung des Ziels als wenig Erfolg versprechend kann es vorkommen, dass sich eine Person wieder von ihrem Ziel löst. Nach Schwarzer (2009) können metakognitive Fähigkeiten auch versagen, so dass ein Individuum der Versuchung für anderes 5 Das HAPA-Modell als Bezugsmodell 111 Verhalten nicht widerstehen kann. Dies kann z. B. sein, wenn die Handlungsausführung durch die wahrgenommene und tatsächliche Umwelt beeinflusst wird (z. B. Das soziale Netzwerk ignoriert den Copingprozess einer Person, die Rauchstopp betreibt und raucht in seiner Gegenwart. Dies führt zu einer schwierigen Stresssituation, welche die Volitionsstärke schmälern kann). Beispiele aus der Berufsdermatologie können sein, dass eine Person feststellt, dass sie sich bemüht hat um ihre Haut zu kümmern und trotzdem nicht wird im Beruf bestehen können. Oder: „Es nervt mich, ständig an Handschuhe und Cremes zu denken und fällt mir schwer dies umzusetzen. Der Aufwand lohnt sich für mich nicht.“ Selbstwirksamkeitserwartung Handlungsergebniserwartung Risikowahrnehmung Zielsetzung Planung Aufrechterhaltung Initiative Disengagement Wiederherstellung Handlung Situative Barrieren und Gelegenheiten Abbildung 5. Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns6 (Health Action Process Approach, HAPA; Schwarzer, 2004, S. 91) 6 Copingprozesse und Selbstwirksamkeit wirken auf den Planungs- und Handlungsprozess ein. 6 Methodischer Teil 112 6 Methodischer Teil 6.1 Ziele der Studie Das übergeordnete Ziel dieser Studie war es, Untersuchungen zur Rehamotivation an Patienten durchzuführen, die eine dreiwöchige stationäre Reha-Maßnahme aufgrund einer berufsbedingten Hauterkrankung durchlaufen. Eines der ersten Unterziele war, einen bereits bestehenden und vielfach erprobten Kurzfragebogen zur Rehamotivation, den PAREMO-20 (Nübling et al., 2005; Nübling et al., n.d.), auf seine Anwendbarkeit bei Patienten mit Hauterkrankungen zu testen, da für diese Patientengruppe noch keine Validierung vorliegt. Zudem existieren bisher kaum Untersuchungen zur Reha-Motivation von Patienten mit Berufsdermatosen. Generell liegen kaum Studien zur Motivation von Hautpatienten vor. In einem zweiten Schritt sollten dann Faktoren untersucht werden, die möglicherweise einen Einfluss auf Rehamotivation haben könnten, beziehungsweise mit Motivation in Wechselwirkung stehen und Informationen zur Validität des PAREMO-20 liefern können. Hierzu sollte eine Reihe von Fragebögen eingesetzt werden. Da es sich bei Rehamotivation um ein komplexes, heterogenes Konstrukt handelt, wurde auf die Bildung eines Gesamtmotivationsscores verzichtet. Die einzelnen im Folgenden dargestellten Variablen sollten vielmehr zueinander und insbesondere zu den Indikatoren des PAREMO-20 in Bezug gesetzt werden. Es ist bekannt, dass Patienten mit komorbiden psychischen Störungen häufig längere stationäre Aufenthalte benötigen, ein höheres Maß an Mortalität aufweisen, möglicherweise eine geringere Therapiemotivation besitzen und zudem von einer niedrigeren Lebensqualität berichten (Härter et al., 2006a). Aus diesem Grund sollten u.a. die psychischen Belastungen der Patienten untersucht werden. Zum Einsatz kam hierfür der Marburger Hautfragebogen (MHF) von Stangier et al. (1996a), in dem es primär um die Bewältigung von Hautkrankheiten geht, wobei psychische Faktoren (die psychische Befindlichkeit) eine große Rolle spielen. Als Ergänzung wurde eine eigens entwickelte Copingskala (COP) auf ihre Anwendbarkeit hin getestet und zu den anderen Fragebögen in Bezug gesetzt (Wiedl, 2009). Ferner kam sowohl die Selbstwirksamkeitsskala (SWE) von Schwarzer und Jerusalem (1999) als auch der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) von Finlay und Kahn (1994) zum Einsatz. Der DLQI wurde aus der ROQ-Studie (Messzeitpunkt T1 und T4) herangezogen. Darüber hinaus flossen die erhobenen soziodemographischen Daten sowie weitere Projektdaten aus der ROQStudie, wie die subjektive Einschätzung der Schwere des Hautzustandes seitens des Patienten, 6 Methodischer Teil 113 der Glaube an den Berufsverbleib oder die Krankheitsdauer in den Datenpool ein. Hierbei sollte zunächst eine Bestandsaufnahme bei der Stichprobe erfolgen. Ferner stellte sich die Frage, ob der PAREMO-20 – sowie weitere eingesetzte Fragebögen – geeignet sind, bestimmte Outcome-Kriterien, wie die Entwicklung des Hautzustandes oder die Entwicklung der Lebensqualität, vorherzusagen. Hierbei ging es um die prädiktive Validität der eingesetzten Verfahren. Laut Hafen et al. (2001) dient die Erfassung motivationaler Faktoren in der stationären Rehabilitation drei Zielen. Erstens soll eine verbesserte Zuweisung von Patienten möglich werden. Zweitens sollen Patienten mit motivationalen Defiziten besser motivationsfördernden Maßnahmen zugeführt werden können. Drittens soll die Erfolgsaussicht einer Behandlung vorhergesagt werden. Letztlich war das Ziel dieser Studie, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie oder an welchen Stellen die Rehamotivation der Patienten noch gefördert werden kann, um einen möglichst gewinnbringenden Reha-Aufenthalt und Rehaerfolg zu erreichen bzw. zu eruieren, welche Prädiktoren geeignet sind, um den Erfolg der Maßnahme vorherzusagen. 6.2 Fragestellungen 6.2.1 Fragestellungen zum Rehamotivationsfragebogen 1a. Lässt sich der Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 bei Patienten anwenden, die sich aufgrund einer berufsbedingten Hauterkrankung in einer stationären rehabilitativen Maßnahme befinden, oder müssen hier spezifische, auf Hautpatienten abgestimmte Aspekte berücksichtigt werden? 1b. Wie ist der PAREMO-20 bei dieser Stichprobe in Bezug auf seine teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? Lässt sich bei dieser Stichprobe die sechs-faktorielle Struktur des Verfahrens replizieren? Lassen sich anhand dieser Faktoren reliable (intern konsistente) Skalen ableiten? 1c. Welche Hinweise ergeben sich aus Drittvariablen (z. B. spezielle Patientencharakteristika wie Geschlecht, Beruf) für die Validität des Tests? 6 Methodischer Teil 114 2. Wie schätzen die Ärzte die Rehamotivation ihrer Patienten ein? Wo und in wie weit bestehen Unterschiede in den Beurteilungen zwischen Patienten und Ärzten? 3. Welcher Zusammenhang ergibt sich zwischen der initialen Rehamotivation (bzw. deren Indikatoren) und dem tatsächlich umgesetzten Gesundheitsverhalten? 4. Welcher Zusammenhang ergibt sich zwischen der initialen Rehamotivation (bzw. deren Indikatoren) und dem Hautzustand im Verlauf von Messzeitpunkt T1 zu T4? Kann mit der Rehamotivation die Veränderung des Hautzustandes (als objektives Erfolgskriterium der Maßnahme) vorhergesagt werden?/Besitzt der PAREMO-20 prädiktive Validität für den medizinischen Rehaerfolg? 5. Kann die Erhebung der initialen Rehamotivation insgesamt zur Erfolgsmessung herangezogen werden? Inwiefern lassen sich indirekte Outcome-Kriterien (wie Lebensqualität) aufgrund der Rehamotivations-Skalen vorhersagen? 6. Inwiefern hängt die Beschwerdebelastung mit dem Grad der Motiviertheit der Patienten zusammen? 6.2.2 Fragestellungen zum Marburger Hautfragebogen 1. Lässt sich der Marburger Hautfragebogen (MHF), bei dem es um die Bewältigung von Hautkrankheiten geht, in seiner Anwendbarkeit auf Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen übertragen? Oder handelt es sich bei Patienten mit Berufsdermatosen um eine eigene, spezifische Stichprobe, die auch spezielle, auf die Berufsdermatologie abgestimmte Testverfahren benötigt? 2. Wie ist der MHF bei dieser Stichprobe in Bezug auf seine teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? 3. Welche Hinweise ergeben sich aus Drittvariablen (z. B. spezielle Patientencharakteristika wie Geschlecht) für die Validität des Tests? 4. Eignet sich die Erhebung der Krankheitsbewältigung/psychischen Verfassung zu Beginn der Maßnahme zur Vorhersage vorher postulierter Outcome-Kriterien (Lebensqualität, Hautzustand)?/Besitzen diese Variablen prädiktive Validität für den Rehaerfolg? 6 Methodischer Teil 115 6.2.3 Fragestellungen zum Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogen 1. Lässt sich der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) auch bei Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen anwenden oder sollte für Patienten mit Berufsdermatosen ein spezifischer Fragebogen zur berufsdermatologischen Lebensqualität entwickelt werden? 2. Wie ist der DLQI bei dieser Stichprobe in Bezug auf seine teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? 3. Wodurch kann die Entwicklung der Lebensqualität (z. B. Verbesserung, Verschlechterung) vorhergesagt werden? Welche Variablen nehmen Einfluss auf die Lebensqualität? Lebensqualität wird hierbei als „weiches“ Erfolgskriterium der Maßnahme verstanden. 4. Inwiefern hängt die Lebensqualität mit der Rehamotivation und der psychischen Verfassung zusammen? 6.2.4 Fragestellungen zur Selbstwirksamkeitsskala 1. Lässt sich die Skala zur Selbstwirksamkeit (SWE) in ihrer Anwendbarkeit auf Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen übertragen? 2. Wie ist die SWE bei dieser Stichprobe in Bezug auf ihre teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? 3. Lässt sich, wie von Schwarzer im HAPA-Modell postuliert, der Einfluss der Selbstwirksamkeit im Rahmen der motivationalen Phase bei dieser Stichprobe finden? Welche Zusammenhänge ergeben sich zwischen der Selbstwirksamkeit und den Indikatoren des PAREMO20? 4. Inwiefern lassen sich insgesamt Zusammenhänge zwischen der Selbstwirksamkeit und den anderen oben dargestellten Variablen (und der Copingskala) finden? 5. Eignet sich die SWE zur Vorhersage der Outcome-Kriterien? 6 Methodischer Teil 116 6.2.5 Fragestellungen zur Copingskala 1. Wie ist die eigens entwickelte Skala zur Krankheitsbewältigung (COP) in Bezug auf ihre teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? 2. Inwiefern hängt die initiale Rehamotivation mit dem Grad des aktiven Copings zusammen? 3. Kann aktives Coping einen Beitrag zur Vorhersage des Hautzustandes leisten? 4. Kann aktives Coping einen Beitrag zur Vorhersage der Lebensqualität leisten? 6.2.6 weitere Fragestellungen - Beurteilen Ärzte und Patienten die Veränderung des Hautzustandes im Verlauf (T1 zu T4) gleich/ähnlich, oder lassen sich hier deutliche Unterschiede finden? - Inwiefern hängen die Beurteilungen der Lebensqualität und des Hautzustandes zusammen? Heißt ein verbesserter Hautzustand automatisch, dass auch die Lebensqualität ansteigt?/Lässt sich eine gebesserte Lebensqualität durch einen gebesserten Hautzustand erklären? 6.3 Definition von Rehamotivation in dieser Arbeit Unter Rehamotivation wird hier eine Spezifizierung des Oberbegriffs Therapiemotivation verstanden, der auf den Bereich der Rehabilitation übertragen wird. Hierbei steht die aktive Teilnahme des Patienten am und im Rehabilitationsverfahren im Mittelpunkt (vgl. Kap.2.1.1 & Kap. 4). 6.4 Erhebungsinstrumentarium In dieser Untersuchung kommen der Rehamotivationsfragebogen, PAREMO-20 (Nübling et al., 2005, n.d.), der Marburger Hautfragebogen, MHF (Stangier et al., 1996a), der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen, DLQI (Finlay & Kahn, 1994), eine Kurzskala zum Coping (Wiedl, 2009) und die Selbstwirksamkeitsskala von Jerusalem und Schwarzer (2009) zum Einsatz (Tabelle 1). Außerdem werden sowohl soziodemographische Daten erhoben, als 6 Methodischer Teil 117 auch Daten aus den Behandlungsdokumentationen der ROQ-Studie genutzt. Die einzelnen Instrumente und Datenquellen werden in diesem Abschnitt näher beschrieben. Alle Messinstrumente sind in Anhang G einzusehen. Tabelle 1: Tabellarische Übersicht über in der Untersuchung eingesetzte Messinstrumente Messinstrument Autor(en) Beurteiler Konstrukt PAREMO-20 Nübling, Kriz, Herwig, Wirtz, Fuchs, Hafen, Töns & Bengel, 2005 Patient MHF Stangier, Ehlers & Gieler, 1996a Patient SWE Schwarzer & Jerusalem, 1999 Wiedl (2009) Patient Rehamotivation • Seelischer Leidensdruck • Körperbedingte Einschränkungen • Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn • Änderungsbereitschaft • Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen • Skepsis Krankheitsbewältigung (& psychische Verfassung) • Soziale Ängste/Vermeidung • Juckreiz-Kratz-Zirkel • Hilflosigkeit • Ängstlich-depressive Stimmung • Einschränkung der Lebensqualität • Informationssuche Selbstwirksamkeit • allgemeine Selbstwirksamkeit Finlay & Kahn, 1994 Patient COP DLQI soziodemographische Daten behandlungsbezogene Daten Patient Patient Arzt, Patient Krankheitsbewältigung/Copingskala • Juckreizbewältigung • Stressbewältigung • Entspannung Lebensqualität bei dermatologischen Erkrankungen • Symptome, Gefühle • Tägliche Aktivitäten • Freizeit • Arbeit/Schule • Persönliche Beziehungen • Behandlung soziodemographische Einflüsse (Geschlecht, Beruf etc.) auf die Erkrankung bezogene Daten (z. B. Krankheitsdauer, Motivation, Diagnose, Hautzustand) Anmerkungen. PAREMO-20=Rehamotivationsfragebogen; MHF=Marburger Hautfragebogen, SWE=Selbstwirksamkeitsskala; DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen, COP=Copingskala. 6.4.1 Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 In dieser Studie soll die Beurteilung der Rehamotivation des Patienten hauptsächlich über ein Selbstbeurteilungsinstrument erfolgen, das in der Lage ist, einzelne Indikatorbereiche diffe- 6 Methodischer Teil 118 renziert zu erfassen. Hierbei soll der „Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation PAREMO-20“ von Nübling et al. (2005, n.d.) eingesetzt werden. Der PAREMO-20 verkörpert nicht die Operationalisierung einer bestimmten Motivationstheorie, sondern wurde unter Berücksichtigung des kleinsten gemeinsamen Nenners der verschiedenen motivationalen Theorien und Modelle konzipiert. Es handelt sich folglich um ein Instrument, das empiriegeleitet entwickelt wurde und die wesentlichen Merkmale der unterschiedlichen Modelle vereint (vgl. Kap. 2). Hierbei wird Motivation verstanden als kognitiv und/oder affektiv vermittelte Bedürfnisse, welche als Auslöser für Verhalten wirken. Psychoanalytische oder soziobiologische Ansätze wurden ausgeklammert. Ebenso wurde auf die Formulierung einzelner Phasen, wie z. B. im Transtheoretischen Modell (TTM) verzichtet. Der Fragebogen soll laut Autoren indikationsübergreifend eingesetzt werden können und eher allgemeine, als spezifische Aspekte von Motivation erfassen. Es liegen bereits Normen für Patienten aus den Indikationsgruppen Kardiologie, Orthopädie, Onkologie, Pneumologie und Psychosomatik vor. Bisher erfolgte keine Untersuchung und Normierung an Patienten mit Hauterkrankungen. Der PAREMO-20 enthält sechs Skalen, welche wesentliche – in der Literatur als für Rehamotivation bedeutsam erachtete – Dimensionen widerspiegeln (vgl. Kap. 2.1.1). Jede Skale enthält 3-4 Items. Insgesamt kann die Rehamotivation ökonomisch durch 20 Items erhoben werden. Patienten stufen die Items auf einer vierstufigen Likert-Skalierung (stimmt nicht, stimmt eher nicht, stimmt eher, stimmt) ein. Hiermit soll eine „Tendenz zur Mitte“ vermieden werden (Hafen et al., 2001). Eine Skala zur sozialen Erwünschtheit fehlt. Es gibt lediglich die Instruktion an die Patienten, dass es keine richtigen oder falschen Antworten gebe. Hafen et al. raten an, die Hinzunahme einer Skala zur sozialen Erwünschtheit in Erwägung zu ziehen. Laut Nübling et al. (n.d.) weist der PAREMO-20 in Bezug auf die Erreichung der Behandlungsziele, die Veränderung der Leistungsfähigkeit und die subjektive gesundheitsbezogene Lebensqualität prädikative Validität auf. 6.4.1.1 Entwicklungen des PAREMO-20 Der Fragebogen wurde über mehrere Jahre an über 3500 Patienten verschiedener Krankheitsgruppen in der Rehabilitation gestestet und normiert (Hafen et al., 2001; Nübling et al., 2005). Der Paremo-20 wurde in insgesamt drei Stufen entwickelt. Bereits in der ersten Version wurden die Daten von N=256 Patienten ausgewertet, die sich in somatischer (Kardiologie, Ortho- 6 Methodischer Teil 119 pädie) oder psychosomatischer Rehabilitation befanden (Hafen et al., 2001). In der ersten Version des PAREMO waren noch 150 Items enthalten. In der zweiten Version wurde die Itemanzahl von 150 auf 46 Items reduziert. Sechs weitgehend voneinander unabhängige Faktoren zeigten sich hier (Nübling et al., n.d.). In einem weiteren Schritt wurde der Fragebogen dann zunächst von 46 auf 38 und letztendlich auf 20 Items reduziert. Die Reliabilitäten der Skalen (Entwicklungsstufe 3) liegen zwischen α=.67und α=.91 (Cronbachs Alpha). Der interessierte Leser sei hier auf die Autoren verwiesen (Nübling et al., 2005; Nübling et al., n.d.). 6.4.1.2 Die Skalen des PAREMO-20 Die sechs Skalen des PAREMO-20 mit ihren Items werden im Folgenden kurz beschrieben (Hafen et al., 2001; Nübling et al., n.d.; Nübling et al, 2005). • Skala 1: Seelischer Leidensdruck (SL) Hier besteht die Annahme, dass ein hoher seelischer Leidensdruck zu einer hohen Behandlungsmotivation beiträgt und sich zudem positiv auf die Erreichung eines Zielkriteriums auswirkt. Der seelische Leidensdruck und psychische Beschwerden werden mit drei Items erfasst. Eine Person kann Werte zwischen 3 und 12 Punkten erreichen. Item 11: Ich habe seelische Probleme, mit denen ich alleine nicht fertig werde. Item 15: Ich leide stark unter seelischen Beschwerden. Item 17: Ich fühle mich seelisch ausgeglichen. • Skala 2: Körperbedingte Einschränkungen (KB) Die körperlichen Beschwerden und die Einschränkungen, die eine Person durch die Erkrankung im täglichen Leben hat, stehen hier im Mittelpunkt. Es können zwischen 4 und 16 Punkte erreicht werden, wobei hohe Werte zu einer hohen Behandlungsmotivation beitragen. Patienten mit hohen Scores glauben nicht daran, nach der Rehabilitation wieder voll leistungsfähig zu sein und schätzen ihre Beschwerden im Vergleich zu anderen als schlimmer ein. Item 01: Durch meine körperliche Beeinträchtigung bin ich weniger unternehmungslustig als vorher. Item 05: Ich leide stark unter körperlichen Beschwerden. Item 09: Meine körperlichen Beschwerden behindern mich im Alltag. Item 16: Ich muss bei alltäglichen Tätigkeiten auf meine körperlichen Beeinträchtigungen Rücksicht nehmen. • Skala 3: Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn (SU) Mit dieser Skala soll die soziale Unterstützung bzw. der sekundäre Krankheitsgewinn erfasst werden. Hierbei liegt der Schwerpunkt nicht auf der sozialen Unterstützung im klassischen Sinne, sondern im Bereich sekundärer Krankheitsgewinn. Die vier Items drücken das Verhalten naher Bezugspersonen oder Kollegen aus, wenn der Patient seine Beschwerden hat. Es können zwischen 4 und 16 Punkten erreicht werden. Laut Autoren werden 6 Methodischer Teil 120 hohe Werte auf dieser Skala als motivationsförderlich angesehen. Dies überrascht, da die Items inhaltlich eher Krankheitsgewinn darstellen, und somit nach dem Stand der Forschung die Motivation sinken müsste, wohingegen die Motivation bei sozialer Unterstützung eher steigen müsste. Die Skala ist somit nicht eindeutig formuliert. Item 02: Wenn es mir schlecht geht, kümmert sich eher jemand um mich als sonst. Item 07: Wenn es mir sehr schlecht geht, werden mir auch mal Aufgaben abgenommen. Item 14: Wenn ich meine Beschwerden habe, begegnen mir meine Kollegen verständnisvoller als sonst. Item 19: Wenn es mir schlecht geht, nimmt meine Familie mehr Rücksicht auf mich als sonst. • Skala 4: Änderungsbereitschaft (Ä) Hier stehen die Einsicht und der Wunsch des Patienten im Mittelpunkt, sein Leben und sein gesundheitsbezogenes Verhalten zu ändern. Die Skala umfasst drei Items und kann mit 3 bis 12 Punkten bewertet werden, wobei hohe Werte als motivationsförderlich gelten. Weist ein Patient hohe Werte auf dieser Skala auf bedeutet dies, dass er einen Zusammenhang zwischen seinem früheren Lebensstil und seiner aktuellen Beschwerden sieht. Item 03: Ich möchte mein Leben von Grund auf ändern. Item 06: Ich werde meinen Lebensstil ändern müssen, um wieder gesund zu werden. Item 08: Ich bin fest entschlossen mich zu ändern. • Skala 5 Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) Das Wissen und der Informationsstand bezüglich der Reha-Maßnahme stehen hier im Vordergrund. Es geht darum, wie der Patient über den Ablauf oder den Sinn und Zweck von Reha-Maßnahmen informiert ist. Die drei Items können zwischen 3 und 12 Punkten erreichen. Ein hoher Wissensstand zeigt sich in einem hohen Skalenwert und wird als förderlich für die Motivation angesehen. Patienten die hier hohe Werte aufweisen haben sich selber um die Reha-Maßnahme bemüht. Die Items dieser Skala werden vor der Summation umkodiert. Item 04: Ich weiß wenig über den Zweck von Rehabilitationsbehandlungen. Item 13: Ich weiß wenig darüber, wie eine Rehabilitationsbehandlung abläuft. Item 18: Ich hatte keine Zeit, mich vorher über die Rehabilitationsbehandlung zu informieren. • Skala 6: Skepsis (S) Bei dieser Skala wird die Einstellung bezüglich der Erfolgswahrscheinlichkeit der Rehabilitation erfasst. Die drei Items können insgesamt 3 bis 12 Punkte erzielen. Hierbei haben Patienten mit niedrigen Werten Bedenken, dass sich ihre Beschwerden bessern, sodass sie der Maßnahme eher skeptisch gegenüberstehen. Eine hohe Behandlungsmotivation wird demnach durch niedrige Werte ausgedrückt. Dies ist unscharf formuliert. Item 10: Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich meine Beschwerden bessern. Item 12: Ich bin mir unsicher, ob mir hier geholfen werden kann. Item 20: Ich glaube, die Rehabilitationsbehandlung wird mir dauerhaft helfen können. 6 Methodischer Teil 121 6.4.1.3 Auswertung des PAREMO-20 Die Auswertung erfolgt durch Aufsummierung der Itemrohwerte, wobei fünf Items wegen ihrer negativen Ladungen vor der Summation umcodiert werden müssen. Demnach stehen hohe Werte für eine hohe Ausprägung auf der jeweiligen Skala. Die Autoren raten jedoch von der Bildung eines Gesamtwertes „Motivation“ ab. Stattdessen soll der PAREMO-20 „… Aufschluss geben über Bereiche, in denen der Rehabilitand über günstige oder ungünstige Ausgangsbedingungen verfügt bzw. motivationale Defizite feststellbar sind“ (Nübling et al., n.d., S. 7). 6.4.2 Fremdbeurteilung der Motivation Zusätzlich zum PAREMO-20 kann eine Fremdbeurteilung der Rehamotivation der Patienten herangezogen werden. Bei Aufnahme (T1) beurteilen die behandelnden Mediziner die Rehamotivation ihrer Patienten im Rahmen der ROQ-Studie. Hierbei wird die Motivationslage des Patienten im Aufnahmebogen unter Frage 51 Motivationslage des Patienten erfasst. Der Patient kann als „sehr motiviert“, „motiviert“, „weniger motiviert“ und „nicht motiviert“ eingeschätzt werden. Zum Zeitpunkt T4 wird die Motivation erneut von den Ärzten eingestuft (Frage 42). 6.4.3 Soziodemographische, krankheits- und behandlungsbezogene Daten Im Anschluss an den Rehamotivationsfragebogen wurden bei den Patienten auch soziodemographische, krankheits- und behandlungsbezogene Daten im Umfang einer Seite erhoben. Als soziodemographische Daten wurden das Geburtsdatum, das Geschlecht, der Familienstand, der höchste Abschluss (Berufsausbildung), der Beruf und der Grad der gegenwärtigen beruflichen Tätigkeit (bzw. z. B. Arbeitsunfähigkeit) herangezogen. Auch krankheits- und behandlungsbezogene Daten wurden erhoben. Die Patienten konnten frei formulieren, unter welchen gesundheitlichen Problemen/Krankheiten sie leiden (warum sie zur Rehabilitation gekommen sind). Ferner wurde die Beschwerdedauer (in Jahren) erhoben. Gefragt wurde auch, ob sich die Patienten im Vorfeld der Rehabilitation in Osnabrück wegen ihrer Haut schon einmal in stationäre Heilbehandlung begeben, oder bereits an einem 6 Methodischer Teil 122 Seminar zum Thema Hautschutz teilgenommen haben. Diese Fragen sollten Rückschlüsse auf den Grad der Informiertheit der Patienten über Hauterkrankungen bzw. die anstehende Maßnahme liefern. Auch wurde erhoben, ob der Patient in den letzten fünf Jahren eine Berufs/Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt hat. Es ist fraglich ob Patienten dies offen zugeben. Hiermit sollte zum einen ein Bild über die für die Studie ausgewählte Stichprobe gewonnen werden. Zum anderen sollten Informationen für Vergleiche zugunsten der differenziellen Validität generiert werden. 6.4.4 Erhebung der psychischen Belastung und der Krankheitsbewältigung mit dem Marburger Hautfragebogen (MHF) Die psychische Belastung (der Leidensdruck) der Patienten soll erfasst werden. Dies erfolgt, um zum einen Hinweise auf die Beschwerdebelastung der Stichprobe zu erhalten, als auch um daraus Implikationen für den Behandlungsplan ableiten zu können. Ferner können aus diesen Informationen Hinweise auf die Motivation der Patienten gewonnen werden, an einer Maßnahme teilzunehmen, da psychische Einflussfaktoren häufig als Prädiktoren für Motivation angesehen werden (vgl. Kap. 2.3.6). In der Fachliteratur unbestritten ist beispielsweise der Einfluss des seelischen Leidensdrucks eines Patienten sowohl im psychotherapeutischen, wie auch im rehabilitativen Setting (vgl. Kap. 2.3.2), der häufig als Unterkonstrukt von Motivation angesehen wird. Vermutet werden kann auch, dass Patienten, bei denen eher eine depressive Grundstimmung vorherrscht, möglicherweise aufgrund ihrer negativen Denkweise und des mangelnden Antriebs auch mangelhaft motiviert sein könnten, sich in einer rehabilitativen Maßnahme ausreichend einzubringen. Zudem ist anzunehmen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Lebensqualität und der psychischen Belastung gibt, wenn Gesundheit als psychosoziales Wohlbefinden zu verstehen ist. Zur Datenerhebung eignete sich ein Screening-Instrument. Diese geben in der Regel einen guten Überblick über verschiedene Bereiche der psychischen Belastung und sind im klinischen Alltag auch einsetzbar. Eine Spezifizierung z. B. in Richtung Depressivität wäre zwar sicher auch sinnvoll gewesen, hätte jedoch nur einen kleinen Teilaspekt herausgegriffen, sodass andere wertvolle Informationen möglicherweise verloren gegangen wären. Die hier untersuchte Stichprobe befindet sich aufgrund einer berufsbedingten Hauterkrankung in einer rehabilitativen Maßnahme. Psychologische Inhalte sind vielen der Patienten fremd. 6 Methodischer Teil 123 Sinnvoll ist es hier, einen Fragebogen einzusetzen, der auf hohe Akzeptanz der Patienten stößt und die Belastungen und psychischen Beeinträchtigungen erfassen kann, die speziell bei Hauterkrankungen eine Rolle spielen können. Kramer, Meißner und Franz (2001) nennen als Merkmale der psychischen Verarbeitung einer chronischen Erkrankung in stationärer Rehabilitation Copingstile, Depressivität, Ängste oder Gesundheitssorgen. Der Marburger Hautfragebogen (Stangier et al., 1996a), der für diese Untersuchung ausgewählt wurde, deckt diese Bereiche ab. Der Fragebogen zur Bewältigung von Hautkrankheiten (FBH) (Stangier et al., 1996a) ist eine Fragebogenbatterie, die der differenzierten Erfassung spezifischer Probleme, die durch Hauterkrankungen entstehen, dienen soll. Die Batterie besteht aus vier Fragebogenversionen. Diese können bei Erwachsenen mit Hauterkrankungen sowie Eltern neurodermitiskranker Kinder eingesetzt werden. Hierzu zählt auch der Marburger Hautfragebogen (MHF). Er erfasst spezifische Dimensionen der Bewältigung von chronischen Hauterkrankungen, d.h. Problembereiche, die im Zusammenhang mit (chronischen) Hauterkrankungen typisch sind. Geeignet ist er laut Autoren bei allen Hautkrankheiten. Der MHF wurde bereits in einer Vielzahl von Studien eingesetzt (z. B. Augustin et al., 1999a; Niemeier et al., 2002b). Er enthält sechs Skalen und insgesamt 51 Items. Die Beantwortung erfolgt anhand einer fünfstufigen Ratingskala (1=überhaupt nicht bis 5=sehr stark zutreffend). Die internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha=.83 bis .93) der vier Hauptskalen sind gut bis sehr gut. Die Reliabilitäten der zwei Zusatzskalen fallen etwas zu gering aus (α=.62; α=.71). Die Skalen korrelieren teilweise hoch mit anderen Messinstrumenten zur Erfassung der psychischen Verfassung (konvergente Validität). 6.4.4.1 Skalen des MHF • säv: Soziale Ängste/Vermeidung (15 Items) Inhalt: Bewältigung der Folgen sichtbarer Hauterscheinungen, besonders emotionale (soziale Ängste), kognitive (Erwartung von Abwertung) und behaviorale (Vermeidung) Reaktionen auf die Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion. Wegen des eingeschränkten äußeren Erscheinungsbildes wird auch die negative Selbstbewertung angesprochen. Erhöhte Werte: Hinweis auf soziale Ängste und Vermeidung von Situationen, in denen negative Reaktionen der Umwelt auf die sichtbaren Hauterscheinungen erwartet werden; soziale Ängste und Vermeidung von Situationen, in denen eine visuelle Exposition der kranken Haut möglich ist; Erleben von Attraktivitätsverlust bzw. im Extremfall eines „Entstellungsgefühls“. 6 Methodischer Teil 124 Beispielitems: Item 4: Es gibt Situationen, die ich wegen meiner Hautkrankheit vermeide. Item 31: Ich habe Angst davor, von Fremden wegen meiner Hauterkrankung abgelehnt zu werden. Item 3: Ich bin wegen meiner Hauterkrankung weniger attraktiv als die meisten anderen Menschen. Item 23: Ich habe das Gefühl, die Leute starren auf meine Hauterscheinungen. • jkz: Juckreiz-Kratz-Zirkel (9 Items) Inhalt: ungünstige kognitive und behaviorale Reaktionen auf Juckreiz und Kontrollverlust bezüglich Kratzen. Bezug auf sogenannten Juckreiz-Kratz-Zirkel. Erhöhte Werte: ungünstige Bewältigung von Juckreiz, mangelnde Selbstkontrolle bezüglich Kratzen und daraus resultierenden Gefühlen von Hilflosigkeit. Beispielitems: Item 20: Ich habe Schuldgefühle, wenn ich mich aufgekratzt habe. Item 17: Es kostet mich viel Energie, mich zusammenzureißen, um mich nicht zu kratzen. Item 45: Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich mühsam erreichte Erscheinungsfreiheit durch Kratzen zunichte mache. • hlk: Hilflosigkeit (9 Items) Inhalt: Erleben von Kontrollverlust in Bezug auf den chronischen Krankheitsverlauf. Erfasst werden Hilflosigkeit bezüglich der Beeinflussung des Krankheitsverlaufs, Antizipation einer Ausweitung der Erkrankung und die Präokkupation mit den Symptomen. Erhöhte Werte: Erleben von Hilflosigkeit und Kontrollverlust bezüglich des Krankheitsverlaufs und hypochondrische Sorgen über Ausweitung der Hauterkrankung. Beispielitems: Item 36: Ich habe Angst, dass sich meine Hauterkrankung immer mehr verschlimmert. Item 9: Ich grüble häufig darüber nach, warum ausgerechnet ich die Krankheit habe. Item 39: Ich fühle mich manchmal verzweifelt wegen meiner Hauterkrankung. • äds: Ängstlich-depressive Stimmung (8 Items) Inhalt: Emotionale und körperliche Symptome, welche sich nicht auf spezifische Probleme mit der Hauterkrankung beziehen, sondern auf eine eher allgemeine Beeinträchtigung der emotionalen Anpassung an krankheitsbedingte Belastungen. Erhöhte Werte: Hinweis auf depressive und ängstliche Symptome im Sinne einer Anpassungsstörung. Beispielitems: Item 6: Ich fühle mich oft nervös. Item 32: Mir fehlt es an Lebensenergie. Item 43: Viele Dinge gehen mir unter die Haut. Die Autoren haben ferner zwei Zusatzskalen (z1 und z2) in den Fragebogen aufgenommen, obwohl diese niedrige interne Konsistenzen aufweisen. Aufgenommen wurden die Skalen, da sie laut Autoren wertvolle Infor- 6 Methodischer Teil 125 mationen für den Einzelfall oder für die Indikation zu verhaltensmedizinischen Behandlungsmaßnahmen liefern können. • z1: Einschränkung der Lebensqualität (6 Items) Inhalt: Objektivierbare Folgen der Hauterkrankung, welche die Lebensführung beeinträchtigen (z. B. berufliche Probleme). Hier geht es mehr um situative Merkmale (Belastungsfaktoren) als um Reaktionskomponenten von Bewältigung. Erhöhte Werte: Rückschluss auf erhebliche krankheitsbedingte Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen wie Beruf, Familie, Ernährung, finanzielle Situation und soziale Beziehungen. Beispielitems: Item 51: Durch häufiges Kranksein bekomme ich am Arbeitsplatz Probleme. Item 25: Es stört mich, dass ich bestimmte Dinge nicht essen oder trinken kann, die ich gerne mag. Item 21: Durch das dauernde Kranksein entstehen mir hohe Kosten. • z2: Informationssuche (4 Items) Inhalt: Items, die ein Bemühen um Informationen zu spezifischen Problemen von Hautkrankheiten (z. B. Hautpflege) beinhalten. Items weisen auf ein Streben nach aktiver Bewältigung der krankheitsbedingten Probleme hin. Erhöhte Werte: Interpretierbar als Bemühen um aktive Problemlösung. Zeigen verstärktes Bemühen nach Verbesserung von aktiven Bewältigungsansätzen durch Information, Hautpflege, Ernährung, Umgang mit Juckreiz und Kratzen. Beispielitems: Item 26: Ich müsste eigentlich mehr über meine Hauterkrankung wissen. Item 15: Ich könnte meine Haut noch sorgfältiger als bisher pflegen. Item 18: Ich achte zu wenig auf meine Ernährung. 6.4.4.2 Auswertung und Interpretation des MHF Die Auswertung erfolgt durch die Addition der Punktwerte zu Skalenrohwerten. Hierbei sind alle Items positiv gepolt. Es existieren Gruppennormen in Form von Prozentrangtabellen für die Interpretation der Skalenrohwerte für die Gesamtstichprobe chronischer Hautkranker und für einzelne Krankheitsdiagnosen. Wenn keine diagnosespezifischen Prozentränge verfügbar sind, sollte die Prozentrangtabelle für die Gesamtstichprobe verwendet werden. Im Manual werden auch die Mittelwerte und Standardabweichungen der Diagnosegruppen und die geschlechtsspezifischen Kennwerte dargestellt. Demnach weisen Frauen signifikant höhere Werte auf den Skalen Soziale Ängste/Vermeidung (säv), Hilflosigkeit (hlk) und Ängstlich- 6 Methodischer Teil 126 depressive Stimmung (äds) auf. Die Auswertung der Zusatzskalen z1 und z2 ist laut Autoren aufgrund der eingeschränkten Gütekriterien auf Itemebene zu empfehlen. Für die Interpretation der Testergebnisse geben die Autoren folgende Richtlinien vor. Demnach gilt eine Standardabweichung über dem Mittelwert als Cut-off-Wert für die Definition eines Testrohwertes als „erhöht“ (Prozentrangwert von 84 (RW > PR 84)). Für die Interpretation als „deutlich erhöht“ werden zwei Standardabweichungen über dem Mittelwert als Untergrenze gewählt (RW > PR 98). Die Beurteilung der Abweichungen individueller Rohwerte ist laut Autoren nur begrenzt möglich und muss in weiteren Validitätsuntersuchungen noch weiter empirisch abgesichert werden. Demnach können erhöhte Werte bisher eher als Hinweise auf Problemschwerpunkte interpretiert werden (und nicht als deren Nachweis). Der Fragebogen kann als Ergänzung zu anderen Informationsquellen im Rahmen der diagnostischen Entscheidungsfindung gesehen werden. Er bietet keine ausreichende Grundlage für die selektive Indikationsstellung zu einer Psychotherapie. 6.4.5 Selbstwirksamkeitsskala (SWE) Hier soll der Fragebogen zur allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) von Schwarzer und Jerusalem (1999; Jerusalem & Schwarzer, 2009) zur Anwendung kommen. Es handelt sich um eine eindimensionale Skala mit 10 Items (Selbstbeurteilungsverfahren), die ökonomisch in ca. 4 Minuten Bearbeitungszeit eingesetzt werden kann. Der Fragebogen wurde ursprünglich entwickelt, um das Coping mit „daily hassles“ sowie die Anpassung nach dem Erleiden verschiedener stressiger Lebensereignisse vorherzusagen (Schwarzer & Luszczynska, 2007). Laut Jerusalem und Schwarzer (2009) bringt jedes der 10 Items eine internal-stabile Attribution der Erfolgserwartung zum Ausdruck. Die Skala dient der Erfassung allgemeiner optimistischer Selbstüberzeugungen. Gemessen wir die optimistische Kompetenzerwartung, d.h. das Vertrauen/die subjektive Überzeugung darauf, eine schwierige/kritische Anforderungssituation aus eigener Kraft zu bewältigen. Hierbei wird der Erfolg der eigenen Kompetenz zugeschrieben. Grundlage ist das Selbstwirksamkeitskonzept (perceived self-efficacy) nach Bandura (1997). Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung ist sozusagen ein Endpol, der auf der Annahme beruht, dass Menschen ihre Erfolgs- und Mißerfolgserfahrungen sich selbst zuschreiben und danach generalisieren können. Es finden sowohl deduktive als auch induktive Prozesse statt. 6 Methodischer Teil 127 Die Skala weist gute psychometrische Eigenschaften auf. Die Reliabilitäten (Cronbachs Alpha) liegen laut Autoren in allen deutschen Stichproben zwischen .80 und .90, sowie zwischen .76 und .90. beim Vergleich von 23 Nationen. Kriteriumsbezogene Validität ist gegeben. Für die meisten Stichproben liegen die Mittelwerte bei ca. 29 Punkten (SD=ca. 4 Punkte). Die Skala bietet sich auch deshalb zur Verwendung an, da die Selbstwirksamkeit in Schwarzers sozial-kognitivem Prozessmodell der Veränderung von Gesundheitsverhalten (HAPAModell) eine wichtige Komponente darstellt und als die Motivation und Umsetzung von Verhaltensweisen förderlich angesehen wird (vgl. Kap. 2.3.4 & Kap. 5). Die Items sollten laut Autor möglichst nach Zufall in ein größeres Erhebungsinstrument mit selbem Antwortformat eingestreut werden. Diesem Anspruch kann in dieser Datenerhebung leider nicht nachgekommen werden. Die Skalierung unterscheidet sich zwischen den Fragebögen. • Beispielitems: Item 1: Wenn sich Widerstände auftun, finde ich Mittel und Wege, mich durchzusetzen. Item 3: Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absichten und Ziele zu verwirklichen. Item 9: Wenn eine neue Sache auf mich zukommt, weiß ich, wie ich damit umgehen kann. 6.4.5.1 Auswertung und Interpretation der SWE Die Probanden stufen die Items auf einer vierstufigen Ratingskala ein (stimmt nicht, stimmt kaum, stimmt eher, stimmt genau), wobei alle Items gleich gepolt sind. Die Auswertung ist einfach und ökonomisch. Für den individuellen Testwert werden alle 10 Antworten aufsummiert. Es ergibt sich somit ein Punktwert von 10-40. 6.4.6 Der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) Die Lebensqualität bzw. die Einschränkung dieser ist in der dermatologischen Forschung und Praxis seit einigen Jahren eine häufig untersuchte und viel beachtete Variable (vgl. Kap. 2.3.5 & Kap. 3.4). In dieser Untersuchung wird der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) von Finlay und Kahn (1994; Kahn, 1997) eingesetzt. Beim DLQI handelt es sich um einen öko- 6 Methodischer Teil 128 nomischen und reliablen Fragebogen zur Messung der Lebensqualität speziell in der Dermatologie, der an einer Vielzahl von Patientengruppen und Settings untersucht wurde und zudem in mehrere Sprachen übersetzt ist. Die zehn Fragen wurden nicht von einer, sondern von mehreren Hauterkrankungen abgeleitet. Die Einschätzungen von Patienten mit Hauterkrankungen (Patienten als Experten) dienten als Basis für die Testentwicklung. Laut Autoren benötigen Testpersonen nur 1-3 Minuten, um den Fragebogen auszufüllen. Der Fragebogen wird im Rahmen der ROQ-Studie den Patienten zu verschiedenen Messzeitpunkten ausgehändigt, sodass in dieser Untersuchung die DLQI-Fragebögen des Messzeitpunktes T1 (Aufnahme) und T4 (4 Wochen nach Wiedereinstieg in Beruf) verwendet werden können. Somit sind Veränderungsmessungen möglich. • Beispielitems: Item 2: Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen verlegen oder befangen gemacht? Item 5: Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihre Aktivitäten mit anderen Menschen oder Ihre Freizeitgestaltung beeinflusst? . Item 8: Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Probleme im Umgang mit Ihrem Partner, Freunden oder Verwandten verursacht? 6.4.6.1 Auswertung und Interpretation des DLQI Die Fragen werden auf einer fünfstufigen Likert-Skala („sehr“, „ziemlich“, „ein bisschen“, „überhaupt nicht“, „betrifft mich nicht“) beantwortet und beziehen sich auf einen Zeitraum von einer Woche. Hierbei können je Frage 0-3 Punkte erreicht werden. Die Antwortalternative „betrifft mich nicht“ wird als 0 gewertet. Bei Frage 7 kann sich der Proband zwischen ja und nein entscheiden. Bei Nein-Ankreuzung kann dann Frage 7b mit „ziemlich“, „ein bisschen“ und „überhaupt nicht“ beurteilt werden. Ausgewertet wird der Fragebogen, indem die Itemantworten aufsummiert werden. Es können maximal 30 Punkte und im Minimum 0 Punkte erreicht werden. Hierbei gilt: Je höher der Punktwert, desto stärker ist die Lebensqualität der Testperson beeinträchtigt. Es kann ein Gesamt-Lebensqualitätsscore gebildet werden. Die Fragen können für detailliere Analysen zu Gruppen zusammengefasst werden: Item 1 & 2: Symptome, Gefühle Item 3 & 4: Tägliche Aktivitäten Item 5 & 6: Freizeit Item 7: Arbeit/Schule 6 Methodischer Teil 129 Item 8 & 9: Persönliche Beziehungen Item 10: Behandlung 6.4.7 Skala zur Krankheitsbewältigung (COP) Krankheitsbewältigung spielt eine zentrale Rolle sowohl bei der Verarbeitung und Anpassung der Lebensführung nach der Diagnose einer chronischen Erkrankung als auch für die Stabilisierung der psychischen und körperlichen Verfassung des Patienten. Vermutet werden kann zudem, dass sich ein hoher Grad an Behandlungsmotivation auch förderlich bei der aktiven Krankheitsbewältigung zeigt und Patienten, die sich aktiv für die Besserung ihrer Beschwerden einsetzen möglicherweise auch eine gebesserte Lebensqualität aufweisen. Zur weiteren Analyse der Beurteilung der Krankheitsbewältigung bei Patienten mit Hauterkrankungen (hier Berufsdermatosen) wurde extra eine Kurzskala zum Copingverhalten und zum Glauben an den besseren Umgang mit Aspekten der Erkrankung entwickelt. Der Schwerpunkt sollte auf der Umsetzung der während der stationären Maßnahme in Osnabrück kennen gelernten psychologischen Interventionen liegen (vgl. Kap. 4). Das Ziel war die Überprüfung der Umsetzung während der stationären Maßnahme kennengelernter Strategien und Techniken in der Zeit nach dem stationären Aufenthalt in Osnabrück (Alltagstransfer). Letztlich bezieht sich diese Skala auf die volitionale Phase (Phase der Handlungsausführung- und Aufrechterhaltung, aktionale Phase) des HAPA-Modells und zielt auf die Veränderung gesundheitsförderlichen Verhaltens ab (vgl. Kap. 5). Die Skala wird im weiteren Verlauf als COP (Coping) bezeichnet. Die Skala umfasst fünf Items und eine Zusatzfrage und wurde im Rahmen der Datenerhebung für die hier vorgestellte Arbeit zum Messzeitpunkt T4 ausgehändigt (im Rahmen von ROQ). Das Zusatzitem bezieht sich auf die Frage, ob ein Patient unter Juckreiz leidet („Ich habe Juckreiz“) und kann mit „ja“ bzw. „nein“ beantwortet werden. Antwortet eine Person mit „ja“ folgt die Beantwortung der Items eins bis fünft. Antwortet eine Person mit „nein“, dann erfolgt die Beantwortung der Items drei bis fünft. Item eins und zwei beziehen sich auf Juckreiz. Die Items drei und vier beinhalten Informationen zum Thema Stress. Item fünft beschäftigt sich mit Entspannungsverfahren. Die fünf Items werden mit einer vierstufigen Likert-Skala (stimmt – stimmt eher – stimmt eher nicht – stimmt nicht) beantwortet. Im Folgenden werden die Items dargestellt: 6 Methodischer Teil 1. 130 Ich wende Strategien und Ratschläge gegen Juckreiz an, die ich während der stationären Maßnahme kennengelernt habe. 2. Ich glaube, dass ich in Zukunft besser mit meinem Juckreiz umgehen kann. 3. Strategien und Ratschläge gegen Stress, die ich während der stationären Maßnahme kennengelernt habe, habe ich in meinen Alltag integriert. 4. Ich glaube, dass ich in Zukunft besser mit meinem Stress umgehen kann. 5. Ich habe eine Entspannungsübung in meinen Alltag integriert. Maximal kann eine Punktzahl von 20 erreicht werden. Niedrige Werte sprechen für eine aktive Form der Krankheitsbewältigung, während eine hohe Punktzahl auf eher gering ausgeprägte gesundheitsförderliche (hautförderliche) Krankheitsbewältigung hinweist. Die erste Überprüfung der Skala fällt positiv aus. Sowohl die Itemanalyse, als auch die Reliabilitätsanalyse, Korrelationen und Faktorenanalyse sind als zufrieden stellend zu beurteilen (vgl. Kap. 7.1.6). 6.4.8 Behandlungsdokumentation aus der ROQ-Studie Im Rahmen des unter Kap. 4.3.1.2 beschriebenen HVBG–Rehaprojektes werden die Patienten mehrfach während und nach ihrem stationären Aufenthalt mithilfe eines Fragenkatallogs in Osnabrück untersucht. Für die hier dargestellte Untersuchung werden Projektdaten der Fragenkatalloge T1 (Aufnahmetag der stationären Rehabilitation) und T47 (4 Wochen nach Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit) ausgewertet und als weitere Variablen zur Rehamotivation sowie psychischen Beschwerden und Aspekten der Krankheitsbewältigung in Bezug gesetzt. Eine Verhaltensänderung kann zum Messzeitpunkt T4 vermutlich besser erfasst werden als direkt nach Ende der stationären Maßnahme, weshalb der Messzeitpunkt T4 gewählt wurde. Wünschenswert wäre es, in weiteren Untersuchungen der Verlauf bis zu drei Jahre lang zu verfolgen (T6). Im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchung wurden die folgenden Daten aus der Behandlungsdokumentation (T1 und T4) genutzt (Tabelle 2 und 3). 7 Die Patienten werden in der Regel nach drei Wochen entlassen. Nachstationär besteht eine dreiwöchige Arbeitskarenz, bevor die Patienten wieder arbeiten gehen. Der Messzeitpunkt T4 findet in der Regel knapp zwei Monate nach dem stationären Aufenthalt in Osnabrück statt. Manche Patienten werden aufgrund des als noch nicht zufrieden stellend eingestuften Hautzustandes länger krankgeschrieben, so dass sich T4 um mehrere Wochen nach hinten verschieben kann. 6 Methodischer Teil 131 Tabelle 2: ROQ -Studie, Behandlungsdokumentation: Messzeitpunkt T1 Selbst- & Fremdbeurteilung Messzeitpunkt T1 (Tag der Aufnahme) Selbstbeurteilungs- Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) (Finlay & verfahren Kahn, 1994) Selbsteinschätzung der berufs- Frage 52 (Seite 19/20) bedingten Hauterscheinungen „Wenn Sie sich an den schlechtesten Hautzustand in den letzten 6 Monaten erinnern, wie würden Sie Ihre heutigen, berufsbedingten Hauterscheinungen im Vergleich einschätzen?“ (1-5 Punkte) abgeheilt/besser/unverändert/schlechter/sehr viel schlechter Selbsteinschätzung zum Berufs- Frage 53 (Seite 19/20) verbleib „Glauben Sie, dass Sie in Ihrem Beruf verbleiben können?“ (1-5 Punkte) ja/eher ja/keine konkrete Vorstellung/eher nein/nein Fremdbeurteilung des Schwere- Frage 42 (Seite 16/20) grades der Hauterkrankung „Schweregrad/Einstufung der berufsbedingten Hauterkrankungen“ (1-4 Punkte) keine/leicht/mittel/schwer Fremdbeurteilung der Motivation Frage 51 (Seite 19/20): des Patienten „Motivationslage (nach Einschätzung des Untersuchers)“ (1-4 Punkte) sehr motiviert/motiviert/weniger motiviert/nicht motiviert Anmerkungen. Die Fremdbeurteilungen wurden durch den behandelnden Arzt eingeholt. 6 Methodischer Teil 132 Tabelle 3: ROQ-Studie, Behandlungsdokumentation: Messzeitpunkt T4 Selbst- & Fremdbeurteilung Messzeitpunkt T4 (4 Wochen nach Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit) Selbstbeurteilungs- Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) (Finlay & verfahren Kahn, 1994) Copingskala (COP), Wiedl (2009) Selbsteinschätzung der berufs- Frage 43 (Seite 13/14) bedingten Hauterscheinungen „Wenn Sie sich an den schlechtesten Hautzustand in den letzten 6 Monaten erinnern, wie würden Sie Ihre heutigen, berufsbedingten Hauterscheinungen im Vergleich einschätzen?“ (1-5 Punkte) abgeheilt/besser/unverändert/schlechter/sehr viel schlechter Selbsteinschätzung zum Berufs- Frage 44 (Seite 13/14) verbleib „Glauben Sie, dass Sie in Ihrem Beruf verbleiben können?“ (1-5 Punkte) ja/eher ja/keine konkrete Vorstellung/eher nein/nein Hautpflege- und Schutzmaßnah- Frage 17 men (bisherige Umsetzung „Haben Sie die Hautschutzmaßnahmen wie empfohlen durchgeführt?“ von dermatologischem Gesund- (0-2 Punkte) heitsverhalten) ja/nein/teilweise Frage 18 „Haben Sie die Hautpflegemaßnahmen wie empfohlen durchgeführt?“ (0-2 Punkte) ja/nein/teilweise Intention für weiteres Gesund- Frage 45 (Seite 13/14) heitsverhalten „Glauben Sie, dass Sie die Hautschutzmaßnahmen wie empfohlen durchführen werden?“ (0-2 Punkte) nein/ja/teilweise Frage 46 (Seite 13/14) „Glauben Sie, dass Sie die Hautpflegemaßnahmen wie empfohlen durchführen werden?“ (0-2 Punkte) nein/ja/teilweise Fortsetzung zu 6 Methodischer Teil 133 Selbst- & Fremdbeurteilung Messzeitpunkt T4 (4 Wochen nach Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit) Fremdbeurteilung des Schwere- Frage 23 (Seite 7/14) grades der Hauterkrankung „Schweregrad/Einstufung der berufsbedingten Hauterkrankungen“ (0-4 Punkte) keine/leicht/mittel/schwer Fremdbeurteilung der Motivation Frage 42 (Seite 13/14): des Patienten „Motivationslage (nach Einschätzung des Untersuchers)“ (1-4 Punkte) sehr motiviert/motiviert/weniger motiviert/nicht motiviert Fremdbeurteilung der Prognose Frage 47 (Seite 14/14) für den Berufsverbleib gut/günstig/kritisch/ungünstig/objektiver Unterlassungszwang (1-5 Punkte) Zusammenfassende Verlaufsbeur- Frage 49 (Seite 14/14) teilung der Hauterscheinungen bei „Die therapiebedürftigen Hautveränderungen haben sich… “ (1-5 Entlassung Punkte) wesentlich gebessert/gebessert/nicht geändert/verschlechtert/wesentlich verschlechtert Diagnose(n) nach ICD-10 Anmerkungen. Die Fremdbeurteilungen wurden durch den behandelnden Arzt eingeholt. 6.5 Die Datenerhebung 6.5.1 Der institutionelle Rahmen der Erhebung Die Kostenträger der dreiwöchigen, stationären Rehabilitationsmaßnahme in Osnabrück sind die Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaften). Im Einzelfall kann das Heilverfahren um 1-2 Wochen verlängert werden, wenn dies medizinisch indiziert, von den Berufsgenossenschaften bewilligt und den Patienten gewünscht wird. Die Patienten kommen auf Veranlassung der Berufsgenossenschaften aus dem gesamten Bundesgebiet nach Osnabrück zur Maßnahme. Die Berufsgenossenschaften sind zuständig, weil bei den Patienten Hauterkrankungen vorliegen, die sich als Folge der beruflichen Tätigkeit entwickelt haben (berufsbedingte Hauterkrankungen). Die Maßnahme, im Rahmen derer die Daten erhoben wurden, wird näher in Kap. 4.3.1.2 beschrieben. 6 Methodischer Teil 134 6.5.2 Durchführung der Datenerhebung Die Datenerhebung erfolgte zwischen Februar 2007 und Ende Oktober 2008 in Osnabrück. Die für die Untersuchung relevanten Projektdaten aus der ROQ-Studie für den Untersuchungszeitpunkt T4 wurden bis März 2009 erhoben. In die Datenerhebung wurden die Patienten einbezogen, die in dem oben genannten Zeitraum an der stationären Maßnahme in Osnabrück teilgenommen haben, und bereit waren, die auf Freiwilligkeit basierenden Fragebögen anonym auszufüllen. Zur Kontrolle der sozialen Erwünschtheit wurde den Teilnehmern durch die Verwendung eines Codesystems Anonymität zugesichert. Zudem füllten die Patienten eine schriftliche Einverständniserklärung aus, dass sie über die Datenerhebung und die Freiwilligkeit der Teilnahme informiert sind sowie ihre Teilnahme widerrufen können (informed consent). Patienten mit Sprach- und Verständigungsproblemen, sowie Patienten, die Deutsch nicht lesen konnten, wurden ausgenommen. Es ergab sich somit eine Gesamtstichprobe von N=424. Die erste Erhebungsphase fand im Zeitraum Februar 2007 bis Anfang April 2008 statt und umfasste mehr als die Hälfte der Gesamtstichprobe (n=269). Ziel war es erste Hinweise auf die Anwendbarkeit des Instrumentariums zu bekommen, um dieses gegebenenfalls anzupassen. Die Patienten füllten den Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 und eine Seite mit soziodemographischen Fragen aus. Ferner wurden zeitgleich – unabhängig von dieser Untersuchung – Daten im Rahmen der ROQ-Studie erhoben. Einige der ROQ-Daten wurden im Rahmen dieser Untersuchung genutzt (DLQI, COP, behandlungsbezogene Daten). Nachdem die ersten statistischen Analysen des PAREMO-20 vielversprechend waren, erhielten die Patienten ab Mitte April 2008 zusätzlich den Marburger Hautfragebogen (MHF) von Stangier et al. (1996a) sowie die Selbstwirksamkeitsskala von Jerusalem und Schwarzer (2009). Durchgeführt wurde die Datenerhebung vornehmlich zu Beginn der stationären Maßnahme. Der PAREMO-20 wurde den Patienten am Aufnahmetag vor Beginn des Begrüßungsseminars von den pädagogischen Kollegen gereicht, um etwaige Verzerrungstendenzen oder Störvariablen zu minimieren (z. B. Informationsaustausch zwischen den Patienten). Der MHF und die Selbstwirksamkeitsskala wurden den Patienten ebenfalls von Mitarbeitern (Pädagogen, Psychologen) der Maßnahme in den ersten Tagen der Behandlung ausgehändigt. Die Daten aus den Behandlungsdokumentationen des HVBG-Projekts für die Messzeitpunkte T1 und T4 wurden den Akten entnommen, die von den jeweiligen behandelnden Ärzten zusammengestellt wurden. 6 Methodischer Teil 135 Zur Überprüfung der prädikativen Gültigkeit des Verfahrens (PAREMO-20) wurden zum einen Daten aus den Behandlungsdokumentationen bei T1 (Aufnahme), wie z. B. die durch den behandelnden Arzt eingeschätzte Motivation des Patienten, dessen Hautzustand und die durch den Patienten beurteilte dermatologische Lebensqualität (DLQI) herangezogen. Zum anderen wurde die gleiche Stichprobe vier Wochen nach Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit (T4) erneut in Bezug auf ihre krankheitsspezifische Lebensqualität mit dem DLQI befragt. Auch die Motivation wurde erneut von den Ärzten eingeschätzt. Zudem wurden die Patienten im Rahmen von T4 wieder ausgiebig ärztlich untersucht (z. B. Diagnose, Hautzustand, Prognose). Ferner wurden die Items der Copingskala einbezogen (Tabelle 4). Tabelle 4: Übersicht über den zeitlichen Ablauf der Datenerhebung Messzeitpunkt Eingesetzte Verfahren/Skalen/erhobene Daten T1 (Aufnahme in Reha-Maßnahme) PAREMO-20 soziodemographische Daten DLQI und Projektdaten (aus HVBG-Projekt) ab Mittel April 2008 zusätzlich MHF, SWE T4 (4 Wochen nach Arbeitsbeginn) DLQI und Projektdaten (aus HVBG-Projekt) Copingskala (COP) Anmerkungen. PAREMO-20=Rehamotivationsfragebogen; DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen; MHF=Marburger Hautfragebogen; SWE=Selbstwirksamkeitsskala. T4=4 Wochen nach Wiedereinstieg in den Beruf nach der Rehamaßnahme, d.h. ca. 10 Wochen nach Rehabeginn. 6.5.3 Deskription der Stichprobe Die untersuchte Stichprobe setzt sich ausschließlich aus Patienten zusammen, die im Rahmen einer dreiwöchigen stationären Rehabilitationsmaßnahme wegen berufsbedingter Hauterkrankungen an der Universität Osnabrück behandelt wurden. Allerdings ist anzumerken, dass ein Teil der Patienten neben berufsbedingten Hauterkrankungen ebenfalls an Diagnosen wie atopischer Dermatitis oder Psoriasis leidet. Im Folgenden wird die untersuchte Stichprobe von N=424 Probanden näher beschrieben. 6 Methodischer Teil 136 6.5.3.1 Soziodemographische Daten, Messzeitpunkt T1 Die Stichprobe ist unter soziodemographischen Gesichtspunkten ähnlich zusammengesetzt, wie die Stichproben, an denen der PAREMO-20 bisher untersucht wurde. Die Stichprobe der Testautoren ist z. B. größtenteils liiert und hat überwiegend eine Lehre/Fachschule abgeschlossen, wie dies auch hier der Fall ist. Dies könnte zu einer besonders guten Passung zwischen dem Fragebogen und der Stichprobe in Osnabrück beitragen. Die Daten wurden aus dem Zusatzfragebogen entnommen, der den Patienten zusammen mit dem PAREMO-20 ausgehändigt wurde. ● Geschlechterverteilung Die Geschlechterverteilung ist wie folgt: Der Männeranteil in der Gesamtstichprobe (gültige Daten von N=419) liegt bei 48,40 %. Der Anteil der Frauen liegt bei 51,60 %, sodass eine ausgewogene Geschlechterverteilung in der Gesamtstichprobe vorliegt (Anhang A-1). ● Alter Das Alter beträgt im Mittel 43,58 Jahre (SD=11,92) mit einem Range von 17-70 Jahren. Fast alle Personen sind bereits erwachsen (gültige Daten von N=419). Der Anteil der unter 20-Jährigen beträgt 4,8 % (n=20). Ein Großteil der Patienten ist zwischen 41 und 60 Jahren alt (n=266) (Abbildung 6; Anhang A-2 & A-12). 140 133 Stichprobengröße 120 133 100 80 60 66 54 40 20 20 13 0 17-20 21-30 31-40 41-50 51-60 Altersgruppen Abbildung 6: Alter der Stichprobe 60-70 6 Methodischer Teil 137 ● Familienstand Der Familienstand der untersuchten Stichprobe setzt sich wie in Tabelle 5 dargestellt zusammen. Somit lebt der Großteil der Stichprobe in einer festen Partnerschaft. Tabelle 5: Familienstand der Stichprobe Familienstand Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 79 19,10 19,10 260 63,00 82,10 in fester Beziehung 37 9,00 91,00 geschieden/getrennt 29 7,00 98,10 8 1,90 100,00 ledig verheiratet verwitwet Anmerkungen. N=413 (97,4%); missing data n=11. ● Berufsausbildung Der höchste Abschluss der Stichprobe (Berufsausbildung) wurde ebenfalls erhoben (Tabelle 6). Ein Großteil der Stichprobe verfügt über eine abgeschlossene Ausbildung. Akademiker finden sich kaum. Es bleibt unklar, unter welcher Rubrik sich die Patienten eingeordnet haben, die sich noch in Ausbildung befinden. Tabelle 6: Höchster Berufsabschluss der Stichprobe Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 26 6,40 6,40 260 64,00 70,40 andere Berufsausbildung 28 6,90 77,30 Fachschule (Meister-/Technikerschule, Berufs/Fachakademie) Fachhochschule/Universität/Hochschule 81 20,00 97,30 11 2,70 100,00 Berufsabschluss keine/nicht abgeschlossene Berufsausbildung Lehre (beruflich/betriebliche Ausbildung) Anmerkungen. N=406 (95,8%); missing data n=18. 6 Methodischer Teil 138 ● Berufsbezeichnungen Die Berufsbezeichnungen wurden in Obergruppen unterteilt (gültige Daten von N=384). Demnach geben 31,40 % an, im Bereich Metallgewerbe/Mechaniker/Techniker/ Baugewerbe/ Holzgewerbe tätig zu sein (z. B. CNC-Fräser, Elektriker, Kfz-Mechaniker, Maler, Fliesenleger, Tiefbau, Tischler, Schreiner). Eine andere große Patientengruppe von 32,80% arbeitet in Gesundheitsberufen, im Bereich „weitere Tätigkeiten des Gesundheitsdienstes“ und in Körperpflegeberufen. Hierzu wurden z. B. Altenpfleger, Altenpflegehelfer, Krankenschwestern/Pfleger Physiotherapeuten, zahnmedizinische Fachangestellte, Arzthelferin, Masseure und Podologen gezählt. In Reinigungs- oder Hauswirtschaftsberufen (z. B. Müllwerker, Reinigungskraft, Hauswirtschafterin) sowie in der Berufsgruppe Küche/Lebensmittel/Gastronomie (z. B. Koch, Fleischereifachverkäuferin, Bäcker) sind insgesamt 10,70% der Patienten tätig. 10,40% der Patienten arbeiten im Bereich Friseur/Kosmetik (Nageldesignerin, Kosmetikerin, Friseurin). Zur Obergruppe Gärtnerei/Floristik/ Landwirtschaft zählen 1,80% der Patienten (z. B. Florist, Landwirt, Gärtner). 8,50% der Patienten sind im Bereich Büro/Verwaltung, Einzelhandel (z. B. Verkäuferin, Einzelhandelskauffrau) und in Lagereiberufen tätig. Patienten, die keiner der oben genannten Gruppen zugehörig sind bzw. nicht zugeordnet werden konnten, wurden in der Kategorie „Sonstige“ zusammengefasst. Hierzu zählen z. B. Schneider, Kraftfahrer, Meister oder Hochschuldozent mit 4,20% (Anhang A-3). 6 Methodischer Teil 139 ● Arbeitszeit/Arbeitsunfähigkeitszeit/ Arbeitslosigkeit Die Stichprobe setzt sich in Bezug auf die geleistete Arbeitszeit wie in Tabelle 7 dargestellt zusammen. Tabelle 7: Erwerbstätigkeit der Stichprobe Erwerbstätigkeit Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 259 63,00 63,00 56 13,60 76,60 9 2,20 78,80 in Ausbildung 13 3,20 82,00 arbeitsunfähig (AU) 64 15,60 97,60 arbeitslos 3 0,70 98,30 Erwerbs-/BU-Rente 5 1,20 99,50 Alters-/Witwenrente 1 0,20 99,80 anderes (z. B. Mutterschutz) 1 0,20 100,0 Vollzeit mind. halbtags weniger als halbtags Anmerkungen. N=411 (96,9%); missing data n=13. Die Länge der Arbeitsunfähigkeitszeit beträgt im Mittel 6,5 Monate (SD=6,30) mit einem Range von 1-36 Monaten. Im Mittel beträgt die Länge der Arbeitslosigkeit 2,67 Monate (SD=2,10) mit einem Range von 1-5 Monaten. (Anhang A-4, A-5, A-12). ● Antrag auf Berufs-/Erwerbsunfähigkeitsrente 6,50% der Patienten haben nach Selbstauskünften eine Berufs-/Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt. Es ist fraglich, inwiefern die Patienten hier sozial erwünscht geantwortet haben, und ob die eigentliche Zahl der Antragsteller höher liegen könnte (Anhang A-6). 6.5.3.2 Krankheits- und behandlungsbezogene Daten ● Beschwerden/Krankheit/Diagnosen, Messzeitpunkt T1 und T4 Zur Beschreibung der Beschwerden/Krankheit der Stichprobe erwiesen sich die Selbstauskünfte der Patienten aus dem Zusatzfragebogen, der zusammen mit dem PAREMO-20 ausgehändigt wurde, als wenig hilfreich. Es stellte sich heraus, dass sehr viele Patienten gar nicht 6 Methodischer Teil 140 um ihre Diagnose wissen, und nur relativ wenige Patienten genaue Angaben machen konnten. Dies ließ sich auch in klinischen Alltagsbeobachtungen feststellen. Die Antworten „Probleme mit den Händen“ oder „Hautprobleme“ waren häufig (Anhang A-7). Vielleicht war die Frage „Ihre Beschwerden/Ihre Krankheit“ auch zu allgemein formuliert. Deshalb wurden die Diagnosen der Ärzte aus den Behandlungsdokumentationen der ROQStudie entnommen. Erhoben wurde von den Ärzten die erste und zweite Diagnose der Stichprobe. In dieser Studie wurde die Diagnose aus den T4-Fragebögen genutzt (Messzeitpunkt T4), da es sich hierbei nicht mehr um Anfangs- oder Verdachtsdiagnosen, sondern um zu diesem Zeitpunkt der Datenerhebung gesicherte Diagnose handelt. Somit fließen nur die Diagnosen der Patienten in diese Studie ein, die auch an der ROQ-Studie teilgenommen haben. Die Diagnosen wurden in Gruppen zusammengefasst (Tabelle 8). Tabelle 8: Erste Diagnosen der Ärzte, Messzeitpunkt T4 Diagnose Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente Subtoxisch-kumulatives Kontaktekzem (L24) 88 31,80 31,80 Allergische Kontaktdermatitis (L23) 11 4,00 35,70 Atopische Hauterkrankungen (L20) 144 52,00 87,70 31 11,20 98,90 3 0.70 100.00 277 100,00 Psoriasis (L40) Atopische Dermatitis (L20) N Anmerkungen. N=277 (65,30%); missing data n=147. Unter atopische Hauterkrankungen (L20) werden alle Patienten mit atopischen Hand-/Fußekzemen (z. B. irritativ provoziertes atopisches Handekzem) subsumiert. Bei fast der Hälfte der Gesamtstichprobe (47,40%; n=201) liegt mindestens eine zweite dermatologische Diagnose vor, auf die in dieser Untersuchung nicht näher eingegangen wird (Anhang A-8). Wichtig ist, dass auch Patienten, die als Erstdiagnose ein subtoxisch-kumulatives Kontaktekzem aufweisen, teilweise als zweite Diagnose eine atopische Dermatitis haben. Die Trennung ist hier schwierig und abhängig vom Blickwinkel des Behandlers (aus berufsdermatologischer Sicht oder aus allgemein-dermatologischer Sicht). Zudem gibt es Patienten in dieser Stichprobe, die mehr als 2 Diagnosen aufweisen. Hier wurde folgendermaßen verfahren: Weist ein Patient z. B. neben der Diagnose subtoxisch-kumulatives Kontaktekzem zudem z. B. eine Hyperhidrosis Manum und eine atopische Dermatitis auf, wurde als zweite Diag- 6 Methodischer Teil 141 nose die Atopische Dermatitis gewählt, um den Patienten als Atopiker einordnen zu können. Liegt neben der Erstdiagnose ein atopisches Ekzem oder eine atopische Dermatitis vor, so wurde dieser Diagnose immer der Vorzug gegeben. Fasst man die Patienten mit atopischem Ekzem oder atopischer Dermatitis zu einer Gruppe zusammen, so lassen sich als zweite Diagnose 68,16% (n=137) der Teilstichprobe dieser Gruppe zuordnen. 16% der Patienten bekamen zudem eine Zusatzdiagnose aus dem nichtdermatologischen Bereich (z. B. Atemwegserkrankungen, Erkrankungen des Herz-KreislaufSystems). ● Beschwerdedauer, Messzeitpunkt T1 Die Beschwerdedauer der Stichprobe (gültige Daten von N=406), entnommen aus dem Zusatzbogen, der mit dem PAREMO-20 ausgegeben wurde, beträgt im Mittel 7,60 Jahre (SD=8,80) und hat einen sehr weiten Range von einem Jahr oder weniger bis zu 45 Jahren (Abbildung 7, Anhang A-9 & A-12). 100 96 Personenzahl (N) 80 91 83 60 59 40 20 21 22 9 0 ≤1 Jahr 2 Jahre 3-5 Jahre 6-10 Jahre 11-15 Jahre 16-20 Jahre 21-25 Jahre 14 26-30 Jahre 11 31-45 Jahre Erkrankungsdauer Abbildung 7: Beschwerdedauer der Stichprobe ● Vorbehandlungen, Messzeitpunkt T1 33,70% der Stichprobe geben im Zusatzbogen an, bereits mindestens einmal in der Vergangenheit in stationärer Heilbehandlung wegen ihrer Haut gewesen zu sein (Anhang A-10). Gut die Hälfte der Stichprobe (56,70%) hat schon einmal vor der stationären Aufnahme an einem Seminar zum Thema Hautschutz teilgenommen. (Anhang A-11). 6 Methodischer Teil 142 ● Schweregrad und Besserung der berufsbedingten Hauterkrankungen, ärztliches Urteil: Messzeitpunkt T1 und T4 Die Ärzte selber schätzen den Schweregrad der berufsbedingten Hauterkrankungen (aus den ROQ-Daten) zum Messzeitpunkt T1 wie folgt ein (Tabelle 9): Tabelle 9: Schweregrad des Hautzustandes, ärztliches Urteil, Messzeitpunkt T1 Schweregrad der Hauterkrankung Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente keine 3 0,90 0,90 leicht 82 24,00 24,90 mittel 169 49,60 74,50 schwer 87 25,50 100,00 341 100,00 N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=83. Zum Messzeitpunkt T4 wird der Schweregrad der Hauterkrankungen der Patienten von den Ärzten bei einem Großteil der Patienten als deutlich weniger schwer beurteilt (Tabelle 10). Tabelle 10: Schweregrad des Hautzustandes, ärztliches Urteil, Messzeitpunkt T4 Schweregrad der Hauterkrankung Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente keine 31 10,80 10,80 leicht 156 54,20 64,90 mittel 79 27,40 92,40 schwer 22 7,60 100,00 288 100,00 N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=136. Dies zeigt sich auch in der Beurteilung der Besserung der Hautveränderungen (Tabelle 11) (vgl. Kap. 7.4.1.2). Zum Messzeitpunkt T4 haben sich laut Ärzten bei 55,10% der Patienten die therapiebedürftigen Hautveränderungen „wesentlich gebessert“ oder „gebessert“. „Nicht geändert“ hat sich der Hautzustand demnach bei 9,90% der Patienten. Als „verschlechtert“ und als „wesentlich verschlechtert“ wurde der Hautzustand bei 35,10% der Patienten einge- 6 Methodischer Teil 143 stuft. Demnach ist der Anteil der Patienten, die keine oder wenige Hauterscheinungen haben deutlich angestiegen. Tabelle 11: Besserung der Hautveränderungen (Arzturteil), Messzeitpunkt T4 Besserung/Verschlechterung des Hautzustandes bei T4 Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 100 36,50 36,50 gebessert 51 18,60 55,10 nicht geändert 27 9,90 65,00 verschlechtert 81 29,60 94,50 wesentlich verschlechtert 15 5,50 100,00 274 100,00 wesentlich gebessert N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=150. ● Schweregrad der berufsbedingten Hauterkrankungen, Patientenurteil: Messzeitpunkt T1 und T4 Die Schwere der Hauterkrankung wird von den Patienten wie folgt angegeben (aus den ROQDaten): 70,60% der Patienten schätzen ihre aktuellen Hautbeschwerden zum Messzeitpunkt T1 im Vergleich zum schlechtesten Hautzustand in den letzten 6 Monaten als „abgeheilt“ oder „besser“ ein. 22,10 % beschreiben ihren Hautzustand als „unverändert“. Schlechter oder „sehr viel schlechter“ als in den letzten 6 Monaten stufen 7,40% ihren Hautzustand ein (Anhang A-13). Zum Messzeitpunkt T4 (vier Wochen nach Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit) hat sich dieses Bild verhältnismäßig wenig verändert. Jetzt stufen 81,50% ihren Hautbefund als „abgeheilt“ oder „besser“ im Vergleich zum schlechtesten Hautzustand in den letzten 6 Monaten ein. Obwohl mehr Patienten ihren Hautzustand besser als zum Messzeitpunkt T1 einstufen, bewerten trotz der Teilnahme an der stationären Rehabilitation 7,70% der Patienten ihren Hautzustand als „unverändert“. 10,80% stufen ihren Hautzustand sogar als „schlechter“ oder „sehr viel schlechter“ ein im Vergleich der letzten 6 Monate (Anhang A-14). ● Prognose zum Berufsverbleib (Arzturteil), Messzeitpunkt T4 Außerdem wurde zu T4 auch die Prognose zum Berufsverbleib erhoben, die ebenfalls aus den ROQ-Daten entnommen wurde (Tabelle 12). Trotz der von den Ärzten eingestuften Besserung des Hautzustandes bei sehr vielen Patienten gehen die Ärzte nur bei 42,40% der Patien- 6 Methodischer Teil 144 ten von einer guten oder günstigen Prognose aus. Kritisch wird die Prognose bei ebenso vielen Patienten angesehen. Bei 15,30% der Stichprobe wird die Prognose als ungünstig eingestuft bzw. ein objektiver Unterlassungszwang festgestellt. Dies ist dadurch zu begründen, dass bei vielen Patienten eine chronische Hauterkrankung besteht bzw. Patienten, die z. B. eine Allergie gegen eine Berufssubstanz erworben haben mit dieser dauerhaft gesundheitliche Probleme haben werden. Es stellt sich die Frage, inwiefern den Patienten die prognostische Einschätzung der Ärzte mitgeteilt wird, und ob dieses Einfluss auf den Behandlungserfolg hat (ist die Prognose schlecht, engagiert sich ein Patient vielleicht gar nicht erst). Tabelle 12: Prognose (Arzturteil), Messzeitpunkt T4 Prognose Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente gut 18 6,50 6,50 günstig 99 35,90 42,40 kritisch 117 42,40 84,80 ungünstig 25 9,10 93,80 objektiver Unterlassungszwang 17 6,20 100,00 276 100,00 N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=148. ● Glaube an Berufsverbleib (Patientensicht), Messzeitpunkt T1 und T4 In den Selbsteinschätzungen der Patienten zum Glauben an einen Berufsverbleib geben 71,20% der Patienten zum Messzeitpunkt T1 „ja“ oder „eher ja“ an. 15,60% räumen ein, „keine konkrete Vorstellung“ zu haben. Immerhin 13,20% der untersuchten Stichprobe glauben „eher nein“ oder nicht, dass sie in ihrem Beruf verbleiben können (Anhang A-15). Zum Messzeitpunkt T4 hat sich diese Einschätzung seitens der Patienten nicht wesentlich verändert. 72,80% beantworten die Frage nach dem Glauben an einen Berufsverbleib mit „ja“ oder „eher ja“. „Keine konkrete Vorstellung“ besitzen immer noch 11,10% der Patienten. Mehr Patienten als zu T1 glauben „eher nein“ oder nicht, dass sie in ihrem Beruf verbleiben können (16,10%) (Anhang A-16). 6 Methodischer Teil 145 6.5.3.3 weitere Daten aus der ROQ-Studie ● Durchführung von Hautschutz /Hautpflege, Messzeitpunkt T4 Die Frage, ob ein Patient die Hautschutz- bzw. Hautpflegemaßnamen wie empfohlen durchgeführt hat, wird aus den ROQ-Daten entnommen (T4) und erweist sich als wenig aussagekräftig. Hier antwortet ein Großteil der Patienten mit „ja“. Vermutlich kommt soziale Erwünschtheit zum Tragen. Ebenso wenig aussagekräftig ist die Frage nach weiterem Gesundheitsverhalten (Hautschutz und Hautpflege in Zukunft wie empfohlen durchzuführen). Fast alle Patienten bejahen dies (Anhang A-17). 6.6 Die Auswertungsmethoden Das erste Ziel der Untersuchung war die Überprüfung des Rehamotivationsfragebogens PAREMO-20 in Bezug auf seine Anwendbarkeit bei Patienten mit Hauterkrankungen, hier konkret Berufsdermatosen. Zunächst wurden Item- und Skalenanalysen gerechnet, um Hinweise auf die Güte der einzelnen Items und die Reliabilität und Validität der Skalen zu bekommen. Zur weiteren Überprüfung der Validität des Verfahrens wurde eine Faktorenanalyse mit Varimax-Rotation durchgeführt. Zudem wurden sowohl die Interkorrelationen (ProduktMoment-Korrelationen) der Rehamotivationsskalen, als auch die Korrelationen der Rehamotivationsskalen mit dem Außenkriterium MHF (für die Kriteriumsvalidität) berechnet. Für den Marburger Hautfragebogen, die Selbstwirksamkeitsskala, den DLQI und die neu entwickelte Copingskala (COP) wurden ebenfalls Item- und Skalenanalysen sowie Reliabilitäten (Cronbachs Alpha) berechnet. Ferner wurden auch hier Faktorenanalysen durchgeführt. Die Interkorrelationen der einzelnen Fragebogenskalen bzw. Items des jeweiligen Verfahrens sowie die Korrelationen zwischen den einzelnen Skalen unterschiedlicher Verfahren wurden berechnet. Zudem wurde eine Faktorenanalyse über alle Skalen der eingesetzten Verfahren gerechnet. Ferner wurde zur Berechnung der diskriminativen Validität eine Reihe von T-Tests mit den einzelnen Fragebögen durchgeführt. Die Effektstärken wurden bestimmt (Cohens d). Veränderungsgruppen der Lebensqualität wurden mit Hilfe des Reliable Change Index (RCI) gebildet; zudem erfolgte die Kodierung des Hautzustandes als verschlechtert, gleich geblieben oder gebessert (deskriptiv). Die neu gebildeten Veränderungsgruppen wurden für die weiteren Analysen als abhängige Variablen betrachtet. Hierzu kamen Kreuztabellen und Chi-Quadrat- 6 Methodischer Teil 146 Tests sowie t-Tests zum Einsatz. Auch hier wurden die Effektstärken berechnet. Zudem wurden zur Analyse der Vorhersage von Gruppenzugehörigkeiten Diskriminanzanalysen und logistische Regressionsanalysen durchgeführt. Es gingen immer die Fälle in die unterschiedlichen Datenanalysen ein, die die betreffenden Daten aufwiesen. Auch nicht vollständig ausgefüllte Fragebögen konnten somit in die Auswertung einbezogen werden. Dadurch wurde eine ausreichend hohe Stichprobengröße gewährleistet, insbesondere für die Itemanalyse des Rehamotivationsfragebogens. Die Ergebnisse finden sich ausführlich in Kap. 7, die zugehörigen Tabellen im Text und in Anhang B-E. 7 Ergebnisse 147 7 Ergebnisse Die Daten wurden mit dem Statistikprogramm „SPSS für Windows 15“ und „SPSS für Windows 17“, jeweils deutsche Version, ausgewertet. Fehlende Werte in den Fragebögen wurden in dieser Arbeit nicht durch den jeweiligen Stichprobenmittelwert ersetzt (Bortz, 1999). Es wurden sowohl Daten eines groß angelegten Forschungsprojektes (HVGB-Projekt) verwendet, als auch zusätzliche Daten erhoben. Dadurch ist teilweise eine größere Anzahl von Missing Data zu verzeichnen (beispielsweise durch den Drop-out von Messzeitpunkt T1 zu T4 im Rahmen des Projekts). Eine Verfälschung der Rohdaten durch Ersetzten der Missing Data könnte die Folge sein. Stattdessen wurde hier, je nach Analyse, mit kleineren Stichproben gerechnet. Zunächst erfolgt eine Darstellung der psychometrischen Analysen aller eingesetzter Fragebögen, sowie Korrelations- und Faktorenanalysen (Kap. 7.1). Dann folgen eine Reihe von tTests für unabhängige Stichproben um Hinweise für die Validität der eingesetzten Testverfahren zu erhalten. Die Effektstärken wurden berechnet (Cohens d) (Kap. 7.2). Anschließend wird die Einschätzung der Patientenmotivation seitens der Ärzte dargestellt (Kap. 7.3). Im zweiten Schritt werden inhaltliche Analysen beschrieben (Kap. 7.4). Zunächst wurden Veränderungsgruppen, unter anderem mit dem Reliable Change Index (RCI), gebildet (Kap. 7.4.1). Diese Gruppen wurden dann mittels Kreuztabellen und Chi-Quadrat-Tests weiter analysiert (Kap. 7.4.2). Zudem sind mit den Gruppen t-Test Analysen für unabhängige Stichproben durchgeführt worden (Kap. 7.4.3). Dann wurden mittels Diskriminanzanalysen und logistischen Regressionsanalysen Analysen zur Vorhersage von Gruppenzugehörigkeiten vorgenommen, die unter Kap. 7.5.1 und Kap. 7.5.2 beschrieben werden. Die ausführliche Ergebnisdarstellung findet sich in Anhang B-E. 7.1 Psychometrische Analysen Im Folgenden werden die psychometrischen Analysen der verwendeten Testverfahren dargestellt. Hierzu zählen zunächst die Itemanalysen sowie die Berechnungen der internen Konsistenzen zur Bestimmung der Reliabilitäten (Cronbachs Alpha) der Testskalen. Mit Faktorenanalysen (Hauptkomponentenanalysen mit Varimax Rotation) wird die faktorielle Struktur 7 Ergebnisse 148 der eingesetzten Fragebögen überprüft. Unter Zuhilfenahme des Eigenwertverlaufs mittels Scree-Test wird die Anzahl der zu extrahierenden Faktoren bestimmt. Die faktoriellen Strukturen der Testverfahren werden mit den Angaben in den Manualen verglichen. Zur Überprüfung der konvergenten und diskriminativen Validität werden Produkt-Moment-Korrelationen der jeweiligen Skalen bzw. Items der Fragebögen berechnet und zueinander in Bezug gesetzt. Die ausführliche Darstellung dieser Ergebnisse findet sich in Anhang B. 7.1.2 Der Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 Der Fragebogen weist in seiner ersten empirischen Überprüfung an Patienten mit Hauterkrankungen, speziell berufsbedingten Hauterkrankungen, zufrieden stellende statistische Kennwerte auf, die im Folgenden näher dargestellt werden. Allerdings liegt bei keiner der Skalen-Verteilungen eine Normalverteilung vor. Zur Überprüfung wurden Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstests gerechnet (Tabelle 13). Schon die Autoren konnten in ihren Untersuchungen bei keiner der Skalen eine Normalverteilung nachweisen (vgl. Nübling et al., 2005). Tabelle 13: PAREMO-20, Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstests Skalen N Parameter der Normalverteilung M SD Extremste Differenzen Absolut Positiv Negativ KolmogorovSmirnov-Z Asymptotische Signifikanz (2-seitig) SL 404 5,52 2,47 0,17 0,17 -0,15 3,46 0,000 KB 401 10,65 3,24 0,10 0,07 -0,10 2,07 0,000 SU 396 8,90 3,05 0,09 0,09 -0,06 1,68 0,007 Ä 391 7,16 2,63 0,11 0,11 -0,08 2,08 0,000 I 396 8,00 2,71 0,10 0,08 -0,10 2,06 0,000 S 401 6,17 2,10 0,11 0,11 -0,10 2,10 0,000 Anmerkungen. PAREMO-20=Rehamotivationsfragebogen. Skalen: Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S); M=Mittelwert; SD=Standardabweichung. 7 Ergebnisse 149 7.1.2.1 Itemstatistik des PAREMO-20 In die Analysen gingen zunächst die Daten aller Patienten ein, die den Fragebogen ausgefüllt haben (N=424). Wenn ein Proband ein Item nicht beantwortet hat, ging dieses Item der betreffenden Person nicht in die Berechnung ein. Je nach Item standen die Daten von n=399 bis n=413 Patienten für die Analysen zur Verfügung (Tabelle 14). Tabelle 14: Die Skalen des PAREMO-20 mit ihren Itemstatistika Skala Item Nr. SL 11 15 17 KB 9 5 16 1 SU 19 7 2 14 Ä 8 6 3 I 13 18 4 S 10 20 12 f M SD pi rit Ich habe seelische Probleme, mit denen ich alleine nicht fertig werde. Ich leide stark unter seelischen Beschwerden. Ich fühle mich seelisch ausgeglichen. * 413 1.70 0.94 .42 .69 410 408 1.71 2.16 0.96 1.03 .43 .54 .71 .55 Meine körperlichen Beschwerden behindern mich im Alltag. Ich leide stark unter körperlichen Beschwerden. Ich muss bei alltäglichen Tätigkeiten auf meine körperlichen Beeinträchtigungen Rücksicht nehmen. Durch meine körperliche Beeinträchtigung bin ich weniger unternehmungslustig als vorher. 412 413 410 3.02 2.31 2.88 1.05 1.10 1.11 .76 .58 .72 .55 .57 .44 409 2.42 1.13 .60 .49 Wenn es mir schlecht geht, nimmt meine Familie mehr Rücksicht auf mich als sonst. Wenn es mir sehr schlecht geht, werden mir auch mal Aufgaben abgenommen. Wenn es mir schlecht geht, kümmert sich eher jemand um mich als sonst. Wenn ich meine Beschwerden habe, begegnen mir meine Kollegen verständnisvoller als sonst. 411 2.68 1.12 .67 .52 408 2.27 1.13 .57 .45 408 1.96 1.05 .49 .40 408 2.05 1.03 .51 .43 Ich bin fest entschlossen mich zu ändern. Ich werde meinen Lebensstil ändern müssen, um wieder gesund zu werden. Ich möchte mein Leben von Grund auf ändern. 399 408 2.51 2.55 1.06 1.04 .63 .64 .70 .63 409 2.10 1.06 .52 .55 Ich weiß wenig darüber, wie eine Rehabilitationsbehandlung abläuft. * Ich hatte keine Zeit, mich vorher über die Rehabilitationsbehandlung zu informieren.* Ich weiß wenig über den Zweck von Rehabilitationsbehandlungen.* 407 2.43 1.09 .61 .61 404 2.73 1.10 .68 .56 409 2.84 1.09 .71 .63 Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich meine Beschwerden bessern. Ich glaube, die Rehabilitationsbehandlung wird mir dauerhaft helfen können. * Ich bin mir unsicher, ob mir hier geholfen werden kann. 409 2.30 1.06 .58 .38 410 1.82 0.83 .46 .30 410 2.05 1.00 .51 .42 Itemtext Anmerkungen. PAREMO-20=Rehamotivationsfragebogen. Items sortiert nach Skalenzugehörigkeit; Skalen: Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S); *=umgepolt, Items werden aufgrund ihrer negativen Ladungen vor der Summation umcodiert. f=Personenanzahl; M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; pi=Schwierigkeit; rit=Trennschärfe (part-whole-korrigierte Item-SkalenKorrelation). Die Trennschärfen (rit) wurden aus den Reliabilitätsanalysen entnommen (SL n=404; KB n=401, SU n=396, Ä n=391, I n=396, S n=401). 7 Ergebnisse 150 Die Schwierigkeit (pi) eines Items gibt an, wie groß der Anteil der Probanden ist, die im Verhältnis zur gesamten Stichprobe die Testaufgabe gelöst hat (Dorsch, 1994). Da es sich bei der Messung der Rehamotivation mit dem PAREMO-20 nicht um Messungen über richtig oder falsch handelt, ist die Aufgabenlösung hier so zu verstehen, dass die Beantwortung in Richtung der zu messenden Dimension (im Sinne hoher Merkmalsausprägung) geht. Hohe Werte für pi stehen für niedrige, niedrige Werte für eine hohe Schwierigkeit der Aufgabe (Amelang & Zielinski, 1997). Daraus ergibt sich, dass mittlere Werte von pi eine größtmögliche Streuung der Itembeantwortung und somit eine hohe Differenzierung zwischen den Probanden ermöglichen. Mittlere Schwierigkeiten können im Falle der Items des Rehamotivationsfragebogens besonders gut das Antwortverhalten zwischen den motivierten und unmotivierten Personen unterscheiden. Allgemein wird jedoch eine breite Streuung der Schwierigkeitskoeffizienten angestrebt, um auch Probanden in den Extrembereichen der Merkmalsausprägung erfassen zu können (z. B. gänzlich unmotivierte Patienten). In Fisseni (1997) werden folgende Beurteilungsrichtlinien für die Schwierigkeiten der Items zugrunde gelegt. Mittlere pi liegen zwischen .80-.20, niedrige pi bei >.80 und hohe pi bei <.20. Im Falle der Analyse des PAREMO-20 liegen die Schwierigkeiten aller Items im mittleren Bereich, wobei die Werte sich zwischen pi=.42 und pi=.76 bewegen, sodass von einer eher breiten Streuung der Schwierigkeitskoeffizienten ausgegangen wird. Davon bewegen sich zwölf der zwanzig Items im Bereich pi=.42 bis pi=.60. Acht Items liegen zwischen pi=.61 und pi=.76. Die Schwierigkeit und die Trennschärfe stehen im Verhältnis einer umgekehrten U-Kurve zueinander (Dorsch, 1994). Sehr „schwierige“ und sehr „leichte“ Aufgaben sind wenig trennscharf. Die Trennschärfe (rit) ist „...die Korrelation der Itembeantwortung mit dem Summenwert der Skala, zu der das betreffende Item gehört“ (Amelang & Zielinski, 1997, S. 123). Sie gibt an, in welchem Ausmaß die Unterscheidung der Probanden in Löser und Nichtlöser durch das einzelne Item mit demjenigen durch die Skala als Ganzes übereinstimmt (Amelang & Zielinski, 1997). Ist die Trennschärfe hoch, unterscheidet die entsprechende Aufgabe deutlich „gute“ versus „schlechte“ Probanden. In diesem Fall wären dies (hoch)motivierte von nicht motivierten Probanden. Nach den Beurteilungsrichtlinien (Fisseni, 1997) sind Items hoch trennscharf, wenn sie Werte von rit>.50 aufweisen und wenig trennscharf bei rit<.30. Mittlere Trennschärfen bewegen sich demnach zwischen rit=30 und rit=.50. Demnach weisen zwölf der Items dem PAREMO-20 für die hier untersuchte Stichprobe hohe Trennschärfen auf. Diese liegen zwischen rit=.52 und rit=.71. Hierbei handelt es sich um alle Items der Skalen SL, (Seelischer Leidensdruck), Ä 7 Ergebnisse 151 (Änderungsbereitschaft) und I (Informationsstand bzgl. Reha-Maßnahmen), die auch die höchsten Reliabilitäten aufweisen (vgl. Kap. 7.1.2.2). Alle anderen acht Items haben Trennschärfen von rit=.30 bis rit=.49. Hierbei handelt es sich primär um die Items der Skalen, die auch die niedrigsten Skalenreliabilitäten aufweisen. Mittlere Trennschärfen weisen demnach drei der vier Items der Skala SU (Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn), alle drei Items der Skala S (Skepsis) und zwei Items der Skala KB (Körperbedingte Einschränkungen) auf. Die Ergebnisse können als in sich stimmig aufgefasst werden. 7.1.2.2 Reliabilitäten der Skalen des PAREMO-20 Die Reliabilität fällt ausreichend aus für die Skalen Seelischer Leidensdruck (SL), Änderungsbereitschaft (Ä) und Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I). Bei den anderen drei Skalen fallen die Reliabilitäten etwas zu gering aus, insbesondere bei Skala Skepsis (S) (Tabelle 15). Die Autoren des PAREMO-20 waren zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Tabelle 15: Reliabilitäten der Skalen des PAREMO-20 Skala M SD α 1.Seelischer Leidensdruck (SL) (n=404; 95,3%) 1.84 0.97 .80 2. Körperbedingte Einschränkungen (KB) (n=401; 94,6%) 2,66 1.10 .72 3. Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU); (n=396; 93,4%) 2.28 1.08 .67 4. Änderungsbereitschaft (Ä) (n=391; 92,2%) 2.38 1.05 .79 5. Informationsstand bzgl. RehaMaßnahmen (I); (n=396; 93,4%) 2.66 1.09 .77 6. Skepsis (S) (n=401; 94,6%) 2.06 0.96 .55 Anmerkungen. M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; α=interne Konsistenz (Cronbachs Alpha); N=404. 7 Ergebnisse 152 7.1.2.3 Skaleninterkorrelationen der Skalen des PAREMO-20 Zunächst gingen alle ausgefüllten Fragebögen (N=424) in die Berechnung ein. Die Missing Data wurden berechnet und die betreffenden Fragebögen aus der Berechnung entfernt, sodass sich Stichprobengrößen von: Skala Seelischer Leidensdruck (n=404), Skala Skepsis (n=401), Skala Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (n=396), Skala Änderungsbereitschaft (n=391), Skala Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (n=396) und Skala Körperbedingte Einschränkungen (n=401) ergaben (Tabelle 16). Die Interkorrelation fällt am höchsten aus zwischen den Skalen Seelischer Leidensdruck (SL) und körperbedingte Einschränkungen (KB), wie dies auch in früheren Phasen der PAREMOEntwicklung der Autoren der Fall war. Sie beträgt r=.37**. Bei den Autoren wird die Korrelation dadurch erklärt, dass beide Skalen die Belastungen – psychisch wie physisch – der Patienten erfassen. In der Darstellung der Ergebnisse der ersten Fragebogenversion (Hafen et al., 2001) schlagen die Autoren vor, die beiden Skalen eventuell in einer verkürzten Version zusammenzufassen und stärker auf den Leidensdruck zu fokussieren. In der letzten Entwicklungsstufe des PAREMO-20 konnte, entgegen den Ergebnisse der hier vorgestellten Studie, keine bedeutsame Korrelation mehr zwischen diesen beiden Skalen gefunden werden (Nübling et al., n.d.). Wie bei den Untersuchungen der Autoren besteht hier eine hochsignifikante Korrelation zwischen den Skalen Seelischer Leidensdruck (SL) und Änderungsbereitschaft (Ä) (r=.33**). Im Gegensatz zu den Originalarbeiten lässt sich hier kein Zusammenhang zwischen Seelischer Leidensdruck (SL) und Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) finden. Bei den Autoren betrug die Korrelation zwischen den Skalen Seelischer Leidensdruck (SL) und Skepsis (S) r=.26**. Hier lässt sich zwar auch eine hochsignifikante Korrelation zwischen diesen beiden Skalen finden. Sie fällt jedoch mit r=.16** sehr gering aus. Auch die bei den Autoren genannte Korrelation zwischen Körperbedingte Einschränkungen (KB) und Skepsis (S) konnte so nicht repliziert werden. Sie beträgt hier lediglich r=.13*. Im Gegensatz zu den Arbeiten der Autoren fällt die Korrelation zwischen den Skalen Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) und Skepsis (S) nicht positiv, sondern signifikant negativ aus (r=-.11*). Hier lässt sich zudem eine hochsignifikante negative Korrelation zwischen den Skalen Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) und Änderungsbereitschaft (Ä) finden (r=.18**). Auch findet sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen den Skalen Änderungsbereitschaft (Ä) und Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU) (r=.23**), sowie Änderungsbereitschaft (Ä) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) (r=.39**). Soziale Unter- 7 Ergebnisse 153 stützung & Krankheitsgewinn (SU) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) korrelieren ebenfalls hochsignifikant miteinander (r=.16**). Insgesamt zeigen sich aber eher wenige bzw. geringe Interkorrelationen. Der PAREMO-20 erfasst auch bei dieser Stichprobe unterschiedliche Aspekte von Rehamotivation. Die bestehenden Korrelationen sind nachvollziehbar und stützen die Forschungslage. Vermutlich kommen krankheits- oder kontextspezifische Faktoren zum Tragen, welche die unterschiedlichen Zusammenhänge erklären können. Tabelle 16: Interkorrelationen der Skalen des PAREMO-20 SL S I Ä SU KB SL S I Ä SU KB 1.00 .16** -.07 .33** .06 .37** 1.00 -.11* .10* -.00 .13* 1.00 -.18** -.12* .09 1.00 .23** .39** 1.00 .16** 1.00 Anmerkungen. Pearson Korrelation mit **p < 0.01; *p < .05. Skalen: Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). 7.1.2.4 Faktorenanalyse der Items des PAREMO-20 Gerechnet wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation. Es wurden nur Faktoren in die Analysen einbezogen, die Eigenwerte > 1 (Kaiser-Guttman-Regel) aufweisen; weiter wurde der Scree-Test einbezogen. Nach dem Screeplot ist eine sechs-faktorielle Lösung möglich (Eigenwerte (eij)=4.15, 2.34, 2.07,1.48, 1.46, 1.21). Streng genommen müsste anhand des Screeplots nach der Regel „Extraktion der Faktoren vor dem Knick“ eher eine vier-faktorielle Lösung gewählt werden. Unter Einbezug des Eigenwerteverlaufs, der Ladung der Items im Sinne der Einfachstruktur und ausschließlich Ladungen auf den jeweils von den Autoren postulierten Faktoren, fiel die Entscheidung auf die von den Autoren aufgestellte sechs-faktorielle Lösung (Abbildung 8). 7 Ergebnisse 154 5 Eigenwert 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Faktor Abbildung 8: Screeplot der Faktorenanalyse des PAREMO-20 Es folgt die sechs-faktorielle Lösung des PAREMO-20 (N=424) in Tabellenform (Tabelle 17) mit nachfolgenden Erläuterungen. Tabelle 17: Sechs-faktorielle Lösung des PAREMO-20 Item- Ursprüngliche SkalenNr. zugehörigkeit des Items Faktor1 Faktor2 Faktor3 Faktor4 Faktor5 Faktor6 h2 01 KB. Durch meine körperliche Beeinträchtigung bin ich weniger unternehmungslustig als vorher. .40 .24 .53 .08 .04 -.03 .51 02 SU. Wenn es mir schlecht geht, kümmert sich eher jemand um mich als sonst. -.01 .24 -.04 .66 -.05 -.03 .50 03 Ä. Ich möchte mein Leben von Grund auf ändern. .22 .79 .02 .09 -.02 .13 .70 04 I. Ich weiß wenig über den Zweck von Rehabilitationsbehandlungen. *8 -.05 -.17 .11 -.07 .81 -.06 .72 05 KB. Ich leide stark unter körperlichen Beschwerden. .16 .29 .71 -.07 .02 .08 .63 06 Ä. Ich werde meinen Lebensstil ändern müssen, um wieder gesund zu werden. .10 .77 .22 .09 -.11 .02 .68 8 * = Items werden aufgrund ihrer negativen Ladungen vor der Summation umcodiert. Fortsetzung zu 7 Ergebnisse Item- Ursprüngliche SkalenNr. zugehörigkeit des Items 155 Faktor1 Faktor2 Faktor3 Faktor4 Faktor5 Faktor6 h2 07 SU. Wenn es mir sehr schlecht geht, werden mir auch mal Aufgaben abgenommen. -.05 .01 .23 .68 -.04 -.01 .51 08 Ä. Ich bin fest entschlossen mich zu ändern. .08 .81 .19 .14 -.10 -.07 .74 09 KB. Meine körperlichen Beschwerden behindern mich im Alltag. .08 .02 .82 .03 -.04 .07 .69 10 S. Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich meine Beschwerden bessern. -.01 .15 .21 .07 -.04 .73 .61 11 SL. Ich habe seelische Probleme, mit denen ich alleine nicht fertig werde. .86 .14 .12 -.00 -.02 .09 .78 12 S. Ich bin mir unsicher, ob mir hier geholfen werden kann. .19 .02 .01 .08 -.22 .73 .61 13 I. Ich weiß wenig darüber, wie eine Rehabilitationsbehandlung abläuft. * .04 -.07 .02 .01 .82 -.05 .68 14 SU. Wenn ich meine Beschwerden habe, begegnen mir meine Kollegen verständnisvoller als sonst. .16 .02 -.01 .69 .01 -.04 .51 15 SL. Ich leide stark unter seelischen Beschwerden. .84 .11 .17 .14 -.08 .09 .78 16 KB. Ich muss bei alltäglichen Tätigkeiten auf meine körperlichen Beeinträchtigungen Rücksicht nehmen. .05 .06 .69 .19 .16 .04 .55 17 SL. Ich fühle mich seelisch ausgeglichen. * .77 .09 .07 -.04 .01 .03 .61 18 I. Ich hatte keine Zeit, mich vorher über die Rehabilitationsbehandlung zu informieren.* -.05 .03 .01 -.08 .82 .01 .68 19 SU. Wenn es mir schlecht geht, nimmt meine Familie mehr Rücksicht auf mich als sonst. -.01 .05 .04 .78 -.05 .02 .62 20 S. Ich glaube, die Rehabilitationsbehandlung wird mir dauerhaft helfen können. * .03 -.11 -.05 -.24 .15 .72 .62 Anmerkungen. Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation; h2=Kommunalitäten. Skalen: Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). 7 Ergebnisse 156 Auf dem ersten Faktor laden die Items der Skala Seelischer Leidensdruck (SL) und Item 01 aus Skala Körperbedingte Einschränkungen (KB). Auf Faktor 2 laden die Items der Skala Änderungsbereitschaft (Ä). Auf Faktor 3 laden die Items der Skala Körperbedingte Einschränkungen (KB), wobei das Item 01 auch auf dem ersten Faktor lädt. Die Items der Skala Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU) laden auf Faktor 4, wohingegen die Items der Skala Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) auf Faktor 5 laden. Auf Faktor 6 laden die Items der Skala Skepsis (S). Somit lässt sich die sechsfaktorielle Lösung von Nübling et al. (n.d.) replizieren. Ebenso laden die Items, die laut Autoren zu Skalen zusammengefasst wurden, im Sinne der Einfachstruktur hoch auf jeweils einem (jeweils demselben Faktor) und niedrig (<.30) auf den anderen Faktoren bzw. sonst vorwiegend um 0. Fünfzehn der 20 Items weisen zudem hohe Kommunalitäten (h2) auf. Hohe Kommunalitäten liegen laut Bühner (2006) zwischen .60 und .80. Demnach kann die Kommunalität als Schätzung für die Reliabilität herangezogen werden. Dies geht dann, wenn h2 >.60 ist. Sie gibt die aufgeklärte Varianz eines Items an, die durch alle extrahierten Faktoren erklärt wird (wie gut ein Item durch alle Faktoren repräsentiert wird). Alle Faktoren zusammen klären 63.58% der absoluten Varianz vor Rotation auf. Von den 100% der relativen Varianz zeigt sich insbesondere der Faktor 1 als bedeutsam. Alleine Faktor 1 klärt 32,65% der relativen Varianz auf. Hierbei handelt es sich inhaltlich um die Items der Skala Seelischer Leidensdruck (SL) (Tabelle 18). Tabelle 18: Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte des PAREMO-20 Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte 1) Eigenwert (eij) Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 Faktor 5 Faktor 6 Gesamtvarianz 4.15 2.34 2.07 1.48 1.46 1.21 2) absolute Varianz (%) nach Rotation 3) absolute Varianz (%) vor Rotation 11.86 11.05 10.99 10.80 10.68 8.21 20.76 11.72 10.36 7.42 7.29 6.03 63,58 4) relative Varianz (%) 32.65 18.43 16.29 11.67 11.47 9.48 100 % 7 Ergebnisse 157 7.1.3 Marburger Hautfragebogen (MHF) Im Folgenden werden die Ergebnisse der Item- und Skalenanalysen sowie Faktorenanalyse des Marburger Hautfragebogens (Stangier et al., 1996a) dargestellt. 7.1.3.1 Itemstatistik des MHF Fast alle Items sind hoch trennscharf (rit>.50). Nur die Items 18, 25 und 28 weisen mittlere Trennschärfen auf. Die Schwierigkeit aller Items kann als im mittleren Bereich liegend angesehen werden (pi min =.34 bei Item 16 und pi max=.75 bei Item Nr. 36). Insgesamt können die Ergebnisse als sehr zufrieden stellend angesehen werden. Alle Items sind demnach für weiterführende Analysen geeignet (Anhang B-1). 7.1.3.2 Reliabilitäten des MHF Die Werte fallen ähnlich hoch aus wie bei den Autoren des MHF im Manual angegeben. Insgesamt fallen die Reliabilitäten sogar geringfügig höher aus, als bei den Normierungsstichproben. Demnach können die Internen Konsistenzen (Cronbachs Alpha) der Skalen 1-4 als sehr zufrieden stellend angesehen werden. Die Internen Konsistenzen der Zusatzskalen z1 und z2 fallen etwas zu gering, wenn auch geringfügig höher als im Manual angegeben, aus (Tabelle 19). Tabelle 19: Reliabilitäten der Skalen des MHF Skala M SD α 1. Soziale Ängste/Vermeidung (säv) (n=110; 71,0%) 2.40 0.82 .94 2. Juckreiz-Kratz-Zirkel (jkz) (n=126; 81,3%) 2.63 0.87 .90 3. Hilflosigkeit (hlk) (n=129; 83,2%) 2.82 0.85 .90 4. Ängstlich-depressive Stimmung (äds) (n=123; 79,4%) 2.72 0.77 .86 5. Einschränkung der Lebensqualität (z1) (n=122; 78,7%) 2.50 0.77 .73 6. Informationssuche (z2) (n=129; 83,2%) 3.07 0.77 .71 Anmerkungen. M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; α=Interne Konsistenz. N=154. 7 Ergebnisse 158 7.1.3.3 Skaleninterkorrelationen des MHF Die Items der Skalen des Marburger Hautfragebogens korrelieren fast alle hoch bis sehr hoch miteinander (Tabelle 20). Einerseits handelt es sich bei dem Fragebogen laut Autoren um ein Instrument, welches die Bewältigung einer Hauterkrankung erfassen soll. Da ein gemeinsames Oberkonstrukt der Skalen gemessen werden soll (Krankheitsbewältigung), ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Korrelationen zwischen den Skalen finden lassen. Andererseits stellt sich die Frage, ob die Skalen aufgrund ihrer hohen Interkorrelationen überhaupt unterschiedliche Aspekte der Bewältigung von Hauterkrankung erfassen können, oder ob in diesem Fall nicht besser von einem Generalfaktor gesprochen werden kann. Diese Annahme wird gestützt durch die Ergebnisse der Faktorenanalyse (vgl. Kap. 7.1.3.4). Tabelle 20: Skaleninterkorrelationen der Skalen des MHF säv jkz hlk äds z1 z2 säv jkz hlk äds z1 z2 1.00 . 74** .81** .65** .64** .20* 1.00 .73** .66** .53** .14 1.00 .63** .63** .20* 1.00 .54** .24** 1.00 .30** 1.00 Anmerkungen. Pearson Korrelation mit **p < 0.01; *p < .05; Skalenbezeichnungen ausgeschrieben: Soziale Ängste/Vermeidung (säv), Juckreiz-Kratz-Zirkel (jkz), Hilflosigkeit (hlk), Ängstlich-depressive Stimmung (äds) Einschränkung der Lebensqualität (z1), Informationssuche (z2). N=104-129. 7.1.3.4 Faktorenanalyse des MHF Es wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax Rotation gerechnet. Demnach war eine 11-faktorielle Lösung möglich, wenn auch nicht erstrebenswert (Eigenwerte (eij) = 19.41, 3.13, 2.81, 2.14, 1.93, 1.76, 1.40, 1.31, 1.16, 1.06, 1.01). Zur Extraktion der Faktorenlösung wurde der Screeplot herangezogen (Anhang F-1). Der Screeplot (und der Eigenwerteverlauf) legen nahe, dass es sich beim Marburger Hautfragebogen tatsächlich eher um ein eindimensionales Verfahren bzw. einen Generalfaktor handelt, als um einen sechsskaligen 7 Ergebnisse 159 Test. Der Eigenwert des ersten Faktors beträgt eij=19.41, wohingegen Faktor zwei nur noch einen Eigenwert von eij=3.13 aufweist. Die Annahme eines Generalfaktors zeigt sich auch in den Anteilen der jeweiligen Faktoren an der Varianzaufklärung. Insgesamt klären alle Faktoren zusammen 61,13% der absoluten Varianz vor Rotation auf. Faktor 1 alleine klärt 62,24% der relativen Varianz auf (Tabelle 21). Zur differenzierteren Betrachtung wurde dennoch die sechsfaktorielle Lösung der Autoren beibehalten. Die Items laden teilweise hoch im Sinne der Einfachstruktur auf einem Faktor (z. B. Item 05), teilweise jedoch auch auf zwei oder mehr Faktoren gleichzeitig. Beispielsweise lässt die Faktorenladung der rotierten Komponentenmatrix für das Item 43 sowohl eine Zuordnung des Items zu Faktor 1, als auch Faktor 3 zu. Inhaltlich konnte die von den Autoren vorgestellte Lösung nur teilweise gestützt werden. Betrachtet man nur Ladungen von >.50, so laden auf dem ersten Faktor hauptsächlich die Items der Skala Juckreiz-Kratz-Zirkel (jkz), nämlich 8 von 9 Items dieser Skala. Auf Faktor 1 laden zudem 3 Items der 9 Items umfassenden Skala Hilflosigkeit (hlk) und ein Item der Skala Soziale Ängste/Vermeidung (säv). Auf Faktor 2 laden ausschließlich 10 der 15 Items der Skala Soziale Ängste/Vermeidung (säv). Auf Faktor 3 laden alle 8 Items der Skala Ängstlichdepressive Stimmung (äds). Faktor 4 vereint 4 Items der aus 9 Items bestehenden Skala Hilflosigkeit (hlk) und ein Item der Skala Soziale Ängste/Vermeidung (säv). Faktor 5 beinhaltet 3 Items der aus vier Items bestehenden Zusatzskala Informationssuche (z2). Auf Faktor 6 lassen sich 3 der sechs Items der Zusatzskala z1 (Einschränkung der Lebensqualität) finden (Anhang B-2). Tabelle 21: Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte des MHF Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte Gesamtvarianz F1 F2 F3 F4 F5 F6 1) Eigenwert (eij) 19.41 3.13 2.81 2.14 1.93 1.76 2) absolute Varianz (%) nach Rotation 15.93 15.20 9.23 8.47 6.26 6.03 3) absolute Varianz (%) vor Rotation 38.05 6.13 5.52 4.19 3,79 3.46 61,13% 4) relative Varianz (%) 62.24 10.03 9.03 6.85 6.20 5.66 100% Anmerkungen. F1-F6=Faktoren. N=95. 7 Ergebnisse 160 7.1.4 Die Selbstwirksamkeitsskala (SWE) Im Folgenden werden die Ergebnisse der statistischen Analysen der Selbstwirksamkeitsskala von Schwarzer dargestellt, zumal die Skala bisher nicht bei Patienten mit Berufsdermatosen bzw. Hautpatienten allgemein zum Einsatz gekommen ist. 7.1.4.1 Itemstatistik der SWE Die Trennschärfen wurden aus den Reliabilitätsanalysen entnommen. Fast alle zehn Items sind hoch trennscharf (rit>.50). Nur die Items 1 und 2 weisen mittlere Trennschärfen auf (zwischen rit=.30 und rit=.50). Da die Trennschärfen überwiegend hoch ausfallen, unterscheiden die einzelnen Items deutlich Probanden, die sich als selbstwirksam bzw. nicht selbstwirksam wahrnehmen. Die Schwierigkeit der Items kann bei allen Items außer Item Nr. 2 (pi =.81) als gerade noch im mittleren Bereich liegend angesehen werden (pi min=.68 (Item 4); pi max=.77 (Item Nr. 7)). Dies sollte bei der Interpretation der Ergebnisse weiterer Analysen bedacht werden (Anhang B-3). 7.1.4.2 Reliabilität der SWE Die Reliabilitätsanalyse der Selbstwirksamkeitsskala fällt zufrieden stellend aus. In die Analyse gingen die Daten von N=128 Patienten ein, da nur ein Teil der Probanden der Gesamtstichprobe in der zweiten Erhebungsphase den Fragebogen bearbeitete. Die Rücklaufquote betrug 86,60%. Cronbachs Alpha (α) beträgt .89 (M=2.94; SD=.74). 7.1.4.3 Iteminterkorrelationen der SWE Es zeigt sich, dass die Items der Selbstwirksamkeitsskala allesamt miteinander korrelieren, und die Korrelationen fast ausschließlich auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant sind (Tabelle 22). Dieses Ergebnis ist plausibel und war zu erwarten, da es sich laut Autoren um eine homogene Skala handelt. Es stellt sich die Frage, ob die Items dennoch unterschiedliche Aspekte von Selbstwirksamkeit aufdecken, wie dies die Faktorenanalyse nahe legt (vgl. Kap. 7.1.4.4). 7 Ergebnisse 161 Tabelle 22: Interkorrelationen der Items der SWE 1 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1.00 .33** .51** .31** .33** .27** .26** .39** .27** .27** 1.00 .41** .26** .21* .29** .24** .42** .38** .21* 1.00 .43** .29** .50** .39** .43** .41** .49** 1.00 .66** .59** .52** .46** .49** .55** 1.00 .56** .50** .43** .46** .51** 1.00 .70** .55** .53** .50** 1.00 .63** .55** .67** 1.00 .63** .53** 1.00 .59** 3 4 5 6 7 8 9 10 1.00 Anmerkungen. Pearson Korrelation mit **p < 0.01; *p < .05; N=128-131. SWE=Selbstwirksamkeitsskala. 7.1.4.4 Faktorenanalyse der SWE Es wurde eine Hauptkomponentenanalyse gerechnet und die Faktoren „vor dem Knick“ betrachtet (eij = 5.03, eij=1.20) (Anhang F-3). Aufgrund des Eigenwerteverlaufs konnte die einfaktorielle Lösung der Autoren nicht vollständig repliziert werden. Allerdings legt die Betrachtung des Screeplots trotzdem eine einfaktorielle Lösung nahe, so dass hier zwar die zweifaktorielle Lösung dargestellt wird, letztlich für weitere Analysen trotzdem eine einfaktorielle Lösung präferiert wird. Sieben der zehn Items laden auf dem Faktor 1 (Items 4-10). Die Items eins bis drei laden auf dem zweiten Faktor. Alle Items laden im Sinne der Einfachstruktur hoch auf jeweils einem (jeweils demselben Faktor) und auf dem anderen Faktor sonst vorwiegend niedrig (≤.30). Fast alle Items weisen zudem hohe Kommunalitäten (h2) auf (zwischen .60 und .80). Nur Item 5 (h2 =.57) und Item 9 (h2 =.58) haben Kommunalitäten im oberen mittleren Bereich. Faktor 1 klärt einen Großteil der relativen Varianz auf (80.78%). Insgesamt klären beide Faktoren zusammen 62.23 % der absoluten Varianz vor Rotation auf (Tabelle 23; Anhang B4). 7 Ergebnisse 162 Tabelle 23: Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte der SWE Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte Faktor 1: Faktor 2: Gesamtvarianz 5.03 1.20 2) absolute Varianz (%) nach Rotation 3) absolute Varianz (%) vor Rotation 40.80 21.43 50.27 11.96 62.23 4) relative Varianz (%) 80.78 19.22 100% 1) Eigenwert (eij) Anmerkungen. SWE=Selbstwirksamkeitsskala. 7.1.5 Der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) Der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) wurde im Rahmen des ROQProjekts sowohl zum Messzeitpunkt T1 als auch T4 vergeben, so dass auf Daten beider Zeitpunkte zurückgegriffen werden kann und zudem Vorher-Nachher-Messungen bzw. Veränderungsmessungen möglich sind. Beim DLQI handelt es sich um eine Skala mit 10 Items. Das Item 7a und 7b weist ein anderes Antwortformat auf als alle anderen Items und geht deshalb nicht in die dargestellten Analysen ein. Ferner wurde die Antwortalternative „betrifft mich nicht“ ausgenommen. Die Autoren schlagen vor, diese Antwortmöglichkeit mit der Antwortmöglichkeit „überhaupt nicht“ zusammenzufassen. Dem wurde hier nicht gefolgt. Somit gehen 9 Items in die folgenden Analysen ein. 7.1.5.1 Itemstatistik des DLQI Die Itemanalysen zum Messzeitpunkt T1 und T4 können als zufrieden stellend angesehen werden (Anhang B-5 & B-6). Zum Zeitpunkt T1 weisen alle Items des DLQI (Nmin=292; Nmax=331) Schwierigkeiten im oberen mittleren Bereich auf, wobei die Werte sich zwischen pi=.23 und pi=.54 bewegen. Es kann von einer eher breiten Streuung der Schwierigkeitskoeffizienten ausgegangen werden, wenngleich es wünschenswert wäre, wenn mehr Items im Fragebogen integriert wären, deren Schwierigkeiten über pi=.50 liegen. Die Trennschärfen aller Items bewegen sich im hohen 7 Ergebnisse 163 Bereich (rit>.50) und liegen zwischen rit=.53 und rit=.71. Somit ist der DLQI geeignet, Patienten mit geringer bzw. hoher dermatologischer Lebensqualität voneinander zu unterscheiden. Zum Zeitpunkt T4 (Nmin=261; Nmax=285) sind die Trennschärfen der Items im Vergleich zum Messzeitpunkt T1 sogar angestiegen. Alle Items sind hoch trennscharf. Die Trennschärfen liegen zwischen rit=.65 und rit=.83. Allerdings liegen viele der Schwierigkeiten nicht mehr im mittleren Bereich (pi zwischen .80-.20). 5 der Items weisen sehr hohe Schwierigkeiten zwischen pi =0.08 und pi =.15 auf. Die anderen 4 Items bewegen sich im Bereich pi =.20 bis pi =.34. Hier lässt sich die Annahme nicht stützen, dass sehr „schwierige“ und sehr „leichte“ Aufgaben wenig trennscharf sind (Dorsch, 1994). 7.1.5.2 Reliabilität des DLQI Die Reliabilität des DLQI kann sowohl zum Messzeitpunkt T1 als auch T4 als hoch angesehen werden. Berechnet wurde Cronbachs Alpha (α). Bei T1 beträgt α=.89 (M=1.04; SD=.93) bei einem N=250. In die Analyse der T4 Erhebungen mit dem DLQI gingen Daten von N=242 Patienten ein. Cronbachs Alpha fällt bei T4 sogar noch geringfügig höher aus (α=.92; M=.64; SD=.79). 7.1.5.3 Interkorrelationen des DLQI Sowohl zum Messzeitpunkt T1 als auch T4 finden sich zwischen den Items des DLQI ausschließlich hochsignifikante (p<0.01) Interkorrelationen. Dies stützt die Annahme, dass es sich bei diesem Fragebogen tatsächlich um eine homogene Skala handelt, deren Items ähnliche Aspekte erfassen (Tabelle 24a & 24b). 7 Ergebnisse 164 Tabelle 24a: Interkorrelationen der Items des DLQI bei T1 1 1 2 3 4 5 6 8 9 10 1.00 .70** .54** .57** .60** .36** .40** .37** .37** 1.00 .64** .57** .63** .37** .43** .38** .41** 1.00 .55** .59** .41** .36** .30** .37** 1.00 .75** .51** .59** .50** .47** 1.00 .48** .55** .46** .42** 1.00 .41** .43** .31** 1.00 .63** .57** 1.00 .39** 2 3 4 5 6 8 9 1.00 10 Anmerkungen. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen; Pearson Korrelation mit **p < 0.01; *p < .05; Nmin=280 bis Nmax=288. Tabelle 24b: Interkorrelationen der Items des DLQI bei T4 1 2 3 4 5 6 8 9 10 1 2 3 4 5 6 8 9 10 1.00 .71** .64** .50** .51** .44** .48** .35** .46** 1.00 .69** .55** .66** .54** .65** .58** .53** 1.00 .56** .70** .61** .57** .50** .59** 1.00 .64** .60** .55** .55** .46** 1.00 .78** .64** .62** .55** 1.00 .54** .53** .47** 1.00 .76** .52** 1.00 .47** 1.00 Anmerkungen. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen; Pearson Korrelation mit **p < 0.01; *p < .05; Nmin=249 bis Nmax=285. 7 Ergebnisse 165 7.1.5.4 Faktorenanalyse des DLQI Es wurde für den Messzeitpunkt T1 und T4 jeweils eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax Rotation gerechnet und die Faktoren „vor dem Knick“ ausgewählt (T1: eij=4.72; T4: eij=5.64) (Anhang F-4 & F-5). Die einfaktorielle Lösung der Autoren konnte sowohl zum Messzeitpunkt T1 als auch T4 vollständig repliziert werden. Die Items luden im Sinne der Einfachstruktur alle auf demselben Faktor. Die Kommunalitäten (h2) können als zufrieden stellend bis hoch angesehen werden. Sie liegen bei T1 zwischen h2min = .38 und h2max=.62. Bei T4 liegen die Kommunalitäten zwischen h2min=.50 und h2max =.77. Es wurde nur eine Komponente extrahiert, weshalb die Lösung jeweils nicht rotiert werden konnte. Zum Messzeitpunkt T1 wurde 52,45% der absoluten Varianz vor Rotation aufgeklärt, zum Zeitpunkt T4 62,71% (Anhang B-7 bis B-10). 7.1.6 Die Skala zur Krankheitsbewältigung (COP) Im Folgenden werden die Ergebnisse der Itemanalyse, Reliabilitätsanalyse, Korrelationsanalysen und Faktorenanalyse der Skala zur Krankheitsbewältigung (COP) vorgestellt. 7.1.6.1 Itemstatistik der COP Die Itemanalyse (Messzeitpunkt T4) kann als zufrieden stellend angesehen werden. Alle fünf Items weisen mittlere Schwierigkeiten auf, die sich zwischen pi min=.37 und pi max=.59 bewegen (Nmin=171; Nmax=272). Die Trennschärfen der Items bewegen sich im mittleren bis hohen Bereich und liegen zwischen rit=.46 und rit=.73. Die Copingskala scheint geeignet, Patienten mit eher geringer ausgeprägten Bewältigungstendenzen von denen mit hoher Bewältigungsaktivität voneinander zu unterscheiden (Anhang B-11). 7 Ergebnisse 166 7.1.6.2 Reliabilität der COP Die Reliabilität der Skala kann trotz ihrer geringen Itemzahl als zufrieden stellend hoch angesehen werden. Cronbachs Alpha fällt mit α=.79 (M=1.89; SD=.82) bei einer Stichprobe von N=169 ausreichend hoch aus. Dies ist in sofern beachtlich, als dass es sich um die erste Untersuchung bzw. Überprüfung der eigens entwickelten Skala handelt. 7.1.6.3 Interkorrelationen zwischen den Items des COP Zwischen den Items des COP finden sich ausschließlich hochsignifikante (p<0.01) Korrelationen. Dies stützt die Annahme, dass es sich um eine homogene Skala handelt, deren Items inhaltlich ähnliche Aspekte im Rahmen der Bewältigung chronischer Erkrankungen (speziell Hauterkrankungen) erfassen (Tabelle 25). Tabelle 25: Interkorrelationen der Items des COP bei T4 1 1 2 3 4 5 1.00 2 3 4 5 .44** .36** .41** .28** 1.00 .64** .38** .25** 1.00 .73** .45** 1.00 .53** 1.00 Anmerkungen. Cop=Copingskala; Pearson Korrelation mit **p < 0.01; *p < .05. N=169-272 (erklärbar dadurch, dass nur ein Teil der Patienten unter Juckreiz leidet und nur diese Patienten die Items 1 und 2 beantwortet haben). Der Fragebogen ist von seinen teststatistischen Eigenschaften her geeignet für weitere Analysen. 7 Ergebnisse 167 7.1.6.4 Faktorenanalyse der COP Es wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax Rotation gerechnet und die Faktoren „vor dem Knick“ ausgewählt (T4: eij=2.83) (Anhang F-6). Die einfaktorielle Lösung konnte vollständig bestätigt werden. Die Items laden im Sinne der Einfachstruktur alle auf demselben Faktor. Die Kommunalitäten können als zufrieden stellend bis hoch angesehen werden. Sie liegen zwischen h2min=.40 und h2max=.75. Es wurde nur eine Komponente extrahiert, weshalb die Lösung nicht rotiert werden konnte. Die Skala ist Rasch homogen. 56.54 % der absoluten Varianz vor Rotation wurden aufgeklärt (Anhang B-12a & B-12b). 7 Ergebnisse 168 7.1.7 Korrelationen zwischen Patientenvariablen und Untersuchungsvariablen Tabelle 26: Interkorrelationen zwischen Patientenvariablen und Untersuchungsvariablen , N=110-419 Alter BD SWE COP DLQI1 DLQI4 säv jkz hlk äds z1 z2 SL KB SU Ä I S Alter BD SWE COP DLQI1 DLQI4 säv jkz hlk äds z1 z2 SL KB SU Ä I S 1.00 .20** 1.00 -.07 -.15 -.33** -.08 .09 .00 .09 .06 .09 .12 -.15 .13 -.07 -.09 -.03 .07 .02 .02 -.07 -.08 -.04 .09 -.05 -.00 .10 -.02 -.08 .04 -.00 .09 .03 .11* 1.00 -.17 -.03 -.07 -.19 -.16 -.12 -.35** -.14 .03 -.20* -.19* .07 -.19* .02 -.19* 1.00 -.13 .06 .02 .03 -.09 .14 -.18 .15 .01 -.09 -.11 -.14 .16* .17* 1.00 .40** .62** .47** .44** .41** .35** .24* .33** .45** .12* .13* .01 .04 1.00 .62** .23* .17 .12 .12 .08 .22** .22** .14* .11 -.08 .05 1.00 .74** .81** .65** .64** .20* .40** .52** .13 .31** .08 .12 1.00 .73** .66** .53** .14 .38** .33** .05 .30** .14 .09 1.00 .63** .63** .20* .36** .47** .07 .33** .04 .05 1.00 .54** .24** .50** .51** .16 .43** .03 .16 1.00 .30** .18* .35** .22* .29** -.06 .14 1.00 .07 .14 .01 .19* -.20* .01 1.00 .37** .06 .33** -.07 .16** 1.00 .16** .39** .09 .13* 1.00 .23** -.12* -.00 1.00 -.18** .10* 1.00 -.11* 1.00 Anmerkungen. Pearson Korrelation mit **p < 0.01; *p < .05; BD=Behandlungsdauer; SWE=Selbstwirksamkeit; COP=Copingskala; DLQI1=Lebensqualitätsfragebogen bei Messzeitpunkt T1; DLQI4=Lebensqualitätsfragebogen bei Messzeitpunkt T4; säv, jkz, hlk, äds, z1 & z2= Skalen des MHF; SL, KB, SU, Ä, I & S= Skalen des PAREMO-20. 7 Ergebnisse 169 Die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Patientenvariablen (Alter, Beschwerdedauer in Jahren) und den Skalensummenwerten aller eingesetzter Fragebögen wurden mittels Korrelationsanalysen berechnet. Im Folgenden werden die Ergebnisse (Tabelle 26) dargestellt. Es findet sich eine Korrelation zwischen dem Alter und der Beschwerdedauer (r=.20**). Ansonsten scheinen das Alter und die Beschwerdedauer der Patienten im Großen und Ganzen nicht mit den durch die Fragebogenskalen gemessenen Variablen zusammenzuhängen. Das Ankreuzverhalten der Patienten scheint von Alter und Beschwerdedauer unabhängig zu sein. Lediglich besteht ein Zusammenhang zwischen dem Alter und der Copingskala (COP) von r=-.33** sowie ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Beschwerdedauer und der Skala Skepsis (S) des PAREMO-20 (r=.11*). Die Selbstwirksamkeit (SWE) korreliert nur gering und zudem signifikant negativ mit den Skalen des PAREMO-20 (Skalen Seelischer Leidensdruck, Körperbedingte Einschränkungen, Änderungsbereitschaft, Skepsis). Zudem findet sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen der Selbstwirksamkeit (SWE) und der Skala Ängstlich-depressive Stimmung (äds) des MHF (-.35**). Keine relevanten Zusammenhänge ergeben sich zwischen der Selbstwirksamkeit (SWE) und den anderen Skalen des MHF, der Copingskala (COP), dem DLQI T1 sowie DLQI T4. Die Fragebögen bzw. Skalen scheinen andere Aspekte als die Selbstwirksamkeit zu erfassen. Es finden sich zudem - anders als vermutet - keine relevanten Zusammenhänge zwischen der Copingskala (COP) und den Skalen der anderen Fragebogenverfahren. Lediglich die Skalen Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) und Skepsis (S) des PAREMO-20 korrelieren niedrig signifikant mit der Copingskala (COP). Der DLQI (Messzeitpunkt T1) korreliert signifikant und teilweise hochsignifikant mit allen Skalen des MHF und vier der sechs PAREMO-20 Skalen (Seelischer Leidensdruck, Körperbedingte Einschränkungen, Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn, Änderungsbereitschaft), wobei die Korrelationen zwischen dem DLQI T1 und den Skalen Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU) und Änderungsbereitschaft (Ä) des PAREMO-20 sehr gering ausfallen. Die bestehenden Korrelationen legen nahe, dass es einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen dem DLQI und den eher Beschwerde- und Belastungsfaktoren messenden Skalen des MHF und des PAREMO-20 gibt. Es lassen sich auch noch signifikante und hochsignifikante Korrelationen zwischen dem DLQI (T4)und den Skalen der anderen Fragebögen finden, allerdings weniger und in deutlich abgeschwächter Form im Vergleich zum DLQI (T1) und den anderen Skalen. Lediglich die 7 Ergebnisse 170 Korrelation zwischen dem DLQI (T4) und der Skala Soziale Ängste/Vermeidung (säv) des MHF ist gleich hoch geblieben (r=.62**). Es finden sich ausschließlich hochsignifikante Korrelationen zwischen den Skalen Seelischer Leidensdruck (SL) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) des PAREMO-20 und den Skalen Soziale Ängste/Vermeidung (säv), Juckreiz-Kratz-Zirkel (jkz), Hilflosigkeit (hlk), Ängstlich-depressive Stimmung (äds) und Einschränkung der Lebensqualität (z1) des MHF. Hier finden sich die höchsten Korrelationen zwischen Soziale Ängste/Vermeidung (säv) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) (r=.52**), Hilflosigkeit (hlk) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) (r=.47**), Ängstlich-depressive Stimmung (äds) und Seelischer Leidensdruck (SL) (r=.50**) sowie Ängstlich-depressive Stimmung (äds) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) (r=.51**). Zudem korrelieren alle Skalen des MHF hochsignifikant mit der Skala Änderungsbereitschaft (Ä) des PAREMO-20. Die Skala Informationssuche (z2) des MHF korreliert zudem mit der Skala Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) des PAREMO-20 (r=-.20*). Die Interkorrelationen innerhalb der einzelnen vorgestellten Testverfahren werden jeweils bei den psychometrischen Analysen der angewendeten Testverfahren dargestellt. 7.1.8 Faktorenanalyse über alle eingesetzten Fragebögen Aufgrund der Interkorrelationen zwischen einzelnen Skalen der unterschiedlichen eingesetzten Fragebögen wurde zur weiteren Überprüfung eine Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation über die Skalen aller Fragebögen zusammen gerechnet (N=76). Demnach ergab sich eine vier-faktorielle Lösung, wobei Faktor 1 (eij=6.34) bereits 55,88% der relativen Varianz aufklärt (Tabelle 27). Nach dem Screeplot hätte am ehesten eine zwei-faktorielle Lösung extrahiert werden können (Anhang F-2). Insgesamt klären alle Faktoren zusammen 70,89% der absoluten Varianz auf. 7 Ergebnisse 171 Tabelle 27: Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte der 4-faktoriellen Lösung (N=76) Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte Eigenwert (eij) Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 Gesamtvarianz 6.34 1.79 1.76 1.45 absolute Varianz (%) nach Rotation absolute Varianz (%) vor Rotation 32.31 16.20 11.89 10.49 39.61 11.21 10.99 9.08 70,89% relative Varianz (%) 55.88 15.81 15.50 12.81 100 % Ausgewertet auf Skalenebene laden die Items des PAREMO-20 hier nicht wie in der Analyse auf Itemebene auf sechs unterschiedlichen Faktoren, sondern auf vier Faktoren. Auf Faktor 1 lädt eher niedrig die Skala Körperbedingte Einschränkungen (KB) (wobei KB deutlich höher auf Faktor 2 lädt) und Skala Skepsis (S). Skala Skepsis (S) lädt zudem auf Faktor 2 (negativ) und Faktor 3. Folglich liegt keine Ladung im Sinne der Einfachstruktur vor. Ebenfalls lädt die Skala Seelischer Leidensdruck (SL) nicht im Sinne der Einfachstruktur auf einem Faktor hoch, und den anderen niedrig, sondern lädt zu ähnlich hohen Anteilen auf den Faktoren 2, 3 und 4. Die Skala Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn (SU) lädt primär auf Faktor 4, aber ebenfalls - wenn auch niedriger - auf Faktor 3. Lediglich die Skalen Änderungsbereitschaft (Ä) und Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) laden im Sinne der Einfachstruktur, wobei beide Skalen auf Faktor 3 laden. Alle sechs Skalen des MHF laden meist hoch im Sinne der Einfachstruktur auf Faktor 1, was erneut einen Generalfaktor bei diesem Fragebogen nahe legt, wie dies schon durch die Faktorenanalyse auf Itemebene und die Korrelationsmatrix ersichtlich war. Lediglich die Skala Ängstlich-depressive Stimmung (äds) lädt zudem auf Faktor 2. Erwartungskonform lädt der DLQI sowohl bei T1 als auch T4 hoch auf Faktor 1, wobei der DLQI zu T1 zudem auf Faktor 2 lädt und bei T4 niedrig auf Faktor 2. Sowohl die Skala zur Krankheitsbewältigung (COP) als auch die Selbstwirksamkeitsskala (SWE) laden jeweils hoch negativ auf einem Faktor und sonst vorwiegend um Null (COP=Faktor 4; SWE=Faktor 2). Alle Skalen, die auf Faktor 1 laden scheinen die psychische Verfassung bzw. die körperliche Beeinträchtigung der Testpersonen zu erfassen. Der Großteil der sechszehn in der Untersuchung eingesetzten Skalen lädt folglich auf dem ersten Faktor, was die hohe Varianzaufklärung erklärt. Die Kommunalitäten können als zufrieden stellend bis hoch angesehen werden. Sie liegen zwischen h2 min=.41 und h2max=.87, mehrheitlich bei h2>.60 (Anhang B-13). 7 Ergebnisse 172 7.2 T-Test Analysen mit den eingesetzten Fragebögen Im Folgenden werden weitere Analysen des PAREMO-20, des MHF, der SWE und der COP dargestellt. Gerechnet wurden t-Tests für unabhängige Stichproben. T-Tests sind relativ robust gegen Verletzungen der Normalverteilung. Jeweils zwei, teilweise zusammengefasste Stichproben wurden auf signifikante Mittelwertsunterschiede überprüft. Die Ergebnisse entsprechen weitestgehend dem Forschungsstand und können als Hinweise für die Validität der Testverfahren angesehen werden. Zur Verdeutlichung der praktischen Relevanz der signifikanten Ergebnisse wurde die Effektstärke berechnet (Cohens d). Ausführliche Darstellungen der Ergebnisse finden sich in Anhang C. 7.2.1 Geschlechtervergleiche ● Es lassen sich Unterschiede im Antwortverhalten beim PAREMO-20 zwischen den weiblichen und männlichen Patienten finden (Tabelle 28). Diese Unterschiede finden sich auf der Skala Seelischer Leidensdruck, SL (df=400; F=2.45; p≤ 0.01), Körperbedingte Beeinträchtigungen, KB (df=397; F=.02; p≤0.05) und Informationsstand bzgl. Reha-Maßnahmen, I (df=391; F=.05; p≤0.01). Demnach weisen Frauen höhere Werte auf der Skala Seelischer Leidensdruck (SL) auf als Männer. Die Effektstärke fällt mit d=.26 gering aus. Ebenfalls berichten Frauen mehr körperliche Beschwerden auf der Skala KB als Männer. Die praktische Bedeutsamkeit ist als klein einzustufen (d=.21). Ein geringer Effekt (d=.26) findet sich auf der Skala I. Hier zeigen sich Frauen informierter als Männer (Anhang C-1a & C-1b). 7 Ergebnisse 173 Tabelle 28: Unterschiede im Antwortverhalten von Frauen und Männern auf den Skalen des PAREMO-20 Skala Geschlecht SL KB I M SD d weiblich 5.83 2.56 .26 männlich 5.20 2.32 weiblich 10.95 3.21 männlich 10.28 3.24 weiblich 8.36 2.67 männlich 7.65 2.71 .21 .26 Anmerkungen. Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I); M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; d=Effektstärke. ● Sowohl der Welch-Test als auch der T-Test zeigen, dass sich die Frauen im Durchschnitt auf vier der sechs Skalen des MHF als hochsignifikant (p≤.001) belasteter darstellen als die Männer unter Standardinstruktion (aufgrund der Ungleichheit der Varianzen wurde für die Skalen säv und jkz der Welch-Test gerechnet). Unterschiede finden sich bei den Skalen Soziale Ängste/Vermeidung (säv) (df=105; F=4.19; p≤0.001), Juckreiz-Kratz-Zirkel (jkz) (df=122; F=4.59; p≤0.001), Hilflosigkeit (hlk) (df=126; F=.07; p≤0.001) und Ängstlich-depressive Stimmung (äds) (df=120; F=1.62; p≤0.001). Die Effektstärken (d) können als mittel bis hoch angesehen werden (Tabelle 29); (Anhang C-10a & C-10b). Tabelle 29: Unterschiede im Antwortverhalten von Frauen und Männern auf den Skalen des MHF Skala Geschlecht säv jkz hlk äds M SD d weiblich 39.95 12.76 .70 männlich 31.76 10.29 weiblich 27.11 7.54 männlich 19.61 6.07 weiblich 27.82 7.16 männlich 22.84 7.40 weiblich 23.59 6.27 männlich 19.71 5.40 1.09 .68 .66 Anmerkungen. Soziale Ängste/Vermeidung (säv), Juckreiz-Kratz-Zirkel (jkz), Hilflosigkeit (hlk), Ängstlichdepressive Stimmung (äds). M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; d=Effektstärke. 7 Ergebnisse 174 7.2.2 Vergleich von Patienten mit bzw. ohne Partner ● In Bezug auf die Skalen des PAREMO-20 findet sich ein hochsignifikanter Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen auf den Skalen Soziale Unterstützung, SU (df=390; F=.48; p≤0.01) und ein signifikanter Unterschied auf der Skala Skepsis, S (df=395; F=1.99; p≤0.05). Erwartungsgemäß zeigen sich höhere Werte auf der Skala Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU) bei Patienten in Partnerschaft (M=9.16; SD=3.04) als bei allein stehenden Patienten (M=8.25; SD=2.99). Die Effektstärke beträgt d=-.30. Ein geringer Effekt (d=.22) findet sich auf der Skala Skepsis (S). Hier stufen sich Patienten ohne Partnerschaft der RehaMaßnahme gegenüber als skeptischer ein (M=6.50; SD=2.19) als Patienten in Partnerschaft (M=6.04; SD=2.04); (Anhang C-5a & C-5b). ● Auf den Skalen des MHF lassen sich ebenfalls zwei signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen den beiden Gruppen finden (äds: df=115, F=1.88, p≤0.05; z1: df=116, F=.49, p≤0.05). Patienten ohne Partner weisen geringere Werte auf der Skala Ängstlich-depressive Stimmung (äds) auf (M=19.50; SD=4.99) als Patienten in Partnerschaft (M=22.45; SD=6.34). Auch auf der Skala Einschränkung der Lebensqualität (Z1) zeigt diese Patientengruppe geringere Werte (M=13.48; SD=4.73) als die Patientengruppe mit Partner (M=15.57; SD=4.46); (Anhang C-11a & C-11b). 7.2.3 Vergleich von Patienten unterschiedlicher Berufsgruppen Verglichen wurden Patienten, die aus den Berufsgruppen Metall/Bau/Holz kommen mit Patienten aus Gesundheitsberufen. ● In Bezug auf die Skalen des PAREMO-20 findet sich ein hochsignifikanter Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen auf den Skalen Informationsstand bezüglich RehaMaßnahmen, I (df=238; F=1.40; p≤0.01) und ein signifikanter Unterschied auf der Skala Skepsis, S (df=240; F=0.42; p≤0.05). Patienten aus Gesundheitsberufen geben mit der Skala Informationsstand bezüglich RehaMaßnahmen an, informierter über die Rehamaßnahme zu sein (M=9.02; SD=2.47), als Patienten aus dem Bereich Metall/Bau/Holz (M=7.38; SD=2.64) (d=-.64). Zudem zeigen sich Patienten aus den Berufen aus dem Bereich Metall/Bau/Holz skeptischer der Maßnahme gegenüber (M=6.28; SD=2.04) als Patienten aus Gesundheitsberufen (M=5.73; SD2.08). Die Effektstärke d beträgt d=.27. (Anhang C-6a & C-6b). 7 Ergebnisse 175 7.2.4 Vergleich von Patienten mit unterschiedlichen Behandlungsvorerfahrungen A Patienten mit früherer stationärer Heilbehandlung wegen der Haut wurden mit Patienten ohne vorherige stationäre Heilbehandlung auf den Skalen des PAREMO-20 verglichen. ● Ein hochsignifikanter Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen findet sich jeweils auf der Skala Informationsstand bezüglich der Reha-Maßnahmen, I (df=390; F=.16; p≤0.001) und auf der Skala Skepsis, S (df=395; F=.00; p≤0.01). Patienten mit vorheriger stationärer Heilbehandlung stufen sich als informierter ein (M=8.78; SD=2.62) als Patienten ohne vorherige Heilbehandlung (M=7.64; SD=2.68). Die Effektstärke beträgt d=.43. Patienten mit vorheriger Heilbehandlung sind zudem skeptischer bezüglich der anstehenden Maßnahme (M=6.57; SD=2.08) als Patienten ohne vorherige stationäre Maßnahme (M=5.96; SD=2.07). Der Effekt ist als gering einzustufen (d=.29); (Anhang C-2a & C2b). 7.2.5 Vergleich von Patienten mit unterschiedlichen Behandlungsvorerfahrungen B Es wurden Patienten, die in der Vergangenheit vor der stationären Behandlung in Osnabrück an einem Hautschutzseminar teilgenommen haben mit Patienten ohne vorheriges Hautschutzseminar auf den Skalen des PAREMO-20 verglichen. ● Es lässt sich ein hochsignifikanter Unterschied im Antwortverhalten beim PAREMO-20 zwischen den Patienten mit Teilnahme an einem Hautschutzseminar und denen ohne vorheriges Hautschutzseminar finden (df=388; F=1.25; p≤0.001). Patienten, die in der Vergangenheit an einem Hautschutzseminar teilgenommen haben wissen eher, was sie in der Reha-Maßnahme erwartet (M=8.70; SD=2.63) als Patienten, die im Vorfeld kein Hautschutzseminar besucht haben (M=7.04; SD=2.51). Die Effektstärke beträgt d=.64 (Anhang C-3a & C-3b). 7 Ergebnisse 176 7.2.6 Vergleich von berufstätigen Patienten mit arbeitsunfähigen bzw. arbeitslosen Patienten Verglichen wurden Patienten, die Vollzeit berufstätig sind mit denen, die zurzeit arbeitsunfähig bzw. arbeitslos sind auf den Skalen des PAREMO-20. ● Es lassen sich auf vier der sechs Skalen des PAREMO-20 signifikante bzw. hochsignifikante Unterschiede im Antwortverhalten zwischen den beiden Stichproben finden. Diese finden sich auf der Skala Körperbedingte Beeinträchtigungen, KB (df=315; F=.07; p≤0.01), Soziale Unterstützung, SU (df=311; F=.01; p≤0.001), Änderungsbereitschaft, Ä (df=306; F=.11; p≤0.05) und Skepsis, S (df=315; F=.08; p≤0.05) (Anhang C-4a & C-4b). Arbeitsunfähige bzw. arbeitslose Patienten berichten mehr körperbedingte Beeinträchtigungen (KB) als Vollzeit arbeitende Patienten. Zudem weisen erstere auch höhere Werte auf der Skala Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU) auf. Arbeitsunfähige bzw. arbeitslose Patienten stellen sich selber als änderungsbereiter (Skala Änderungsbereitschaft, Ä) dar, als arbeitende Patienten. Arbeitslose und arbeitsunfähige Patienten zeigen sich zudem skeptischer gegenüber der Maßnahme. Die Effektstärken weisen auf geringe bis mittlere Bedeutsamkeit der Unterschiede hin (Tabelle 30). Tabelle 30: Unterschiede im Antwortverhalten von Patienten, die Vollzeit arbeiten vs. arbeitsunfähig/arbeitslos sind auf den Skalen des PAREMO-20 Skala Erwerbstätigkeit KB SU Ä S M SD d Vollzeit 10.25 3.25 -.42 AU/arbeitslos 11.63 3.45 Vollzeit 8.59 2.94 AU/arbeitslos 9.97 3.07 Vollzeit 6.95 2.67 AU/arbeitslos 7.70 6.95 Vollzeit 6.11 2.08 AU/arbeitslos 6.81 2.09 -.46 -.28 -.34 Anmerkungen. KB=Körperbedingte Einschränkungen, SU=Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn, Ä=Änderungsbereitschaft, S=Skepsis. AU=arbeitsunfähig. M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; d=Effektstärke. 7 Ergebnisse 177 7.2.7 Vergleich von Diagnosegruppen Patienten, die als Erstdiagnose unter einem subtoxisch-kumulativem Handekzem oder einer allergischen Kontaktdermatitis leiden wurden zu einer Gruppe zusammengefasst. Ebenfalls wurden Patienten mit Erstdiagnose atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis zu einer Gruppe verbunden. Diese beiden neu gebildeten Gruppen wurden auf alles Skalen des PAREMO-20, allen Skalen des MHF, dem DLQI (Messzeitpunkt T1 & T4), sowie der SWE und der COP miteinander verglichen. ● Es ließen sich keine signifikanten Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen finden. Lediglich die Skala Ä (Änderungsbereitschaft) des PAREMO-20 verfehlt die Signifikanzkriterien knapp (df=186; F=1.50; p=0.07). Die Ergebnisse sind einzusehen in Anhang C12aC14b). 7.3 Einschätzung der Patientenmotivation seitens der Ärzte Neben der Selbstbeurteilung der Rehamotivation durch den PAREMO-20 wird die Motivation des Patienten auch über ein Fremdurteil durch den behandelnden Arzt im Rahmen der ROQStudie eingeholt. Demnach stufen die Ärzte zum Messzeitpunkt T1 53,4% der Patienten als „sehr motiviert“ und 42,2% der Rehabilitanden als „motiviert“ ein. Nur 4,1% der Stichprobe wird als „weniger motiviert“ und 0,3% als „nicht motiviert“ beurteilt (N=341). Zum Messzeitpunkt T4 haben sich diese Fremdeinschätzungen nur wenig verändert. Allerdings werden jetzt sogar noch mehr Patienten (62,6%) als „sehr motiviert“ und 31,8% der Patienten als „motiviert“ eingestuft. 4,9% gelten demnach als „wenig motiviert“ und 0,7% als „nicht motiviert“ (N=286) (Abbildung 9a & 9b). 7 Ergebnisse 178 zu T1 Fremdurteil Motivation, ärztl. Einschätzung zu T4 Fremdurteil Motivation, ärztl. Einschätzung 200 200 150 Häufigkeit Häufigkeit 150 100 100 50 50 Mittelwert =1,51 Std.-Abw. =0,592 N =341 Mittelwert =1,44 Std.-Abw. =0,622 N =286 0 0 1 2 3 4 5 0 0 zu T1 Fremdurteil Motivation, ärztl. Einschätzung 1 2 3 4 5 zu T4 Fremdurteil Motivation, ärztl. Einschätzung Abbildungen 9a & 9b: Einschätzung der Motivation der Patienten durch die Ärzte zum Messzeitpunkt T1 und T4. Im Folgenden werden Einschätzungen des Hautzustandes (ärztliche Einschätzung, Messzeitpunkt T1) zur Motivationseinschätzung der Patienten (seitens der Ärzte, Messzeitpunkt T4) in Bezug gesetzt, um zu überprüfen, ob sich diesbezüglich ein Zusammenhang finden lässt. Für die Analyse standen die Daten von N=281 Patienten zur Verfügung. Tabelle 31: Kreuztabelle- Schweregrad des Hautzustandes (ärztliches Urteil, T1) zur Motivationseinschätzung der Patienten (ärztliches Urteil, T4) Motivation, Messzeitpunkt T4 sehr motiviert motiviert weniger motiviert nicht motiviert Gesamt Schweregrad, keine 1 1 0 0 2 Messzeitpunkt T1 leicht 40 18 3 1 62 mittel 88 48 9 1 146 schwer 47 22 2 0 71 Gesamt 176 89 14 2 281 Es zeigt sich, dass die Patienten unabhängig vom Hautzustand bei T1 von den Ärzten zum Messzeitpunkt T4 immer noch als sehr motiviert (N=176) bzw. motiviert (N=89) eingestuft werden (Tabelle 31). 7 Ergebnisse 179 7.4 Inhaltliche Analysen Im Folgenden werden die inhaltlichen Analysen dargestellt. Hierbei wird zunächst auf die gebildeten Veränderungsgruppen eingegangen. Dann folgen Analysen mit den Veränderungsgruppen wie Chi-Quadrat-Tests, Gruppenvergleiche mittels t-Tests sowie Analysen zur Vorhersage von Gruppenzugehörigkeiten (Diskriminanzanalysen, logistische Regressionsanalysen). 7.4.1 Bildung von Veränderungsgruppen Der Reliable Change Index (RCI) wird zur Prüfung der Hypothese eingesetzt, ob von einem zu einem anderen Messzeitpunkt auf individueller Ebene tatsächlich eine Änderung eingetreten ist oder nicht und wurde von Jacobson vorgestellt (Evans, 2005). Der RCI gehört zu den verlaufsbezogenen Ansätzen (Crosby, Kolotkin & Williams, 2003). Beim RCI wird davon ausgegangen, dass sich nichts geändert hat und Prä- und Postmessung im Sinne der klassischen Testtheorie Paralleltest/Parallelerhebungen sind. Gefragt wird nach den Differenzen der Paralleltests unter der Annahme, dass diese Differenzen einer Normalverteilung folgen. Wenn der Erwartungswert und die Streuungen der Differenzen aus genannten Paralleltestwerten bekannt sind, kann bestimmt werden, wie wahrscheinlich solche oder größere Differenzen sind. Der RCI kann wie ein z-Wert interpretiert werden. Werte größer +1.95 und kleiner -1.95 kommen bei Paralleltests nur in 5% aller Fälle vor und werden deshalb als signifikant eingestuft. Die H1 besagt, dass die beobachteten Differenzen so groß sind, dass solche oder größere Differenzen in der Differenzverteilung der parallelen Testformen hinreichend unwahrscheinlich sind und somit eine tatsächliche Änderung stattgefunden hat9. Unter Nutzung des RCI auf Einzelfallniveau wurde hier überprüft, inwiefern sich in Bezug auf die Lebensqualität eine tatsächliche Veränderung von Messzeitpunkt T1 zu T4 ergeben hat, oder ob diese z. B. auf Messfehler zurückzuführen ist. In Bezug auf die Beurteilung der Veränderung des Hautzustandes – aus ärztlicher Sicht und Sicht der Patienten – wurde kodiert, ob der Hautzustand als verschlechtert, gleich geblieben oder gebessert eingestuft werden kann (deskriptiv). Zur weiteren Analyse der Daten wurden deshalb Gruppen gebildet (Tabelle 32). Diese werden für die folgenden Analysen als abhängige Variablen betrachtet. Hierfür wurden folgende Projektdaten verwendet: 9 Der interessierte Leser sei auf Jacobson, Follette und Revenstorf (1984), Jacobson und Truax (1991) und Evans, Margison und Barkham (1998) verwiesen. 7 Ergebnisse 180 - Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen (DLQI), Messzeitpunkt T1 und T4 - Hautzustand, ärztliche Einschätzung, Messzeitpunkt T1 und T4 - Hautzustand, Einschätzung der Patienten, Messzeitpunkt T1 und T4 Tabelle 32: Erläuterung der Abkürzungen für die Diskriminanzanalysen/logistischen Regressionsanalysen Gruppe Gruppe -1 Gruppe 0 Gruppe 1 MEDAEN Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verschlechtert. Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben. Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert. subaen Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verschlechtert (subjektiv). Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben. Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert. DLQIAEN Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verschlechtert. Lebensqualität ist von T1 zu T4 gleich geblieben. Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verbessert. Anmerkungen. MEDAEN= Einschätzung des Hautzustandes durch die Ärzte; subaen= Einschätzung des Hautzustandes durch die Patienten selbst; DLQIAEN= Einschätzung der Lebensqualität durch die Patienten mit Hilfe des DLQI (Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen). 7.4.1.1 DLQIAEN: Lebensqualität In Bezug auf die dermatologische Lebensqualität konnten die Patienten drei Gruppen indirekter Veränderungsmessung (DLQIAEN) zugeordnet werden. Hierbei wurden die Personen identifiziert, die von T1 zu T4 in ihrer Lebensqualität schlechter geworden sind, deren Lebensqualität gleich geblieben ist bzw. deren Lebensqualität sich verbessert hat. Es wurde die kritische Differenz berechnet. Gruppe 1 umfasst die Patienten, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 verschlechtert hat. In Gruppe 2 befinden sich die Patienten, deren Lebensqualität gleich geblieben ist. Die Patienten, deren Lebensqualität sich verbessert hat wurden in Gruppe 3 zusammengefasst (Tabelle 33). Die Gesamtstichprobe umfasst N=168. Tabelle 33: Lebensqualität (DLQIAEN) LQ hat sich von T1 zu T4 verschlechtert (n=7) LQ ist von T1 zu T4 gleich geblieben (n=117) LQ hat sich von T1 zu T4 verbessert (n=44) 4,20% 69,60% 26,20% Anmerkungen. LQ=Lebensqualität. DLQIAEN=Änderungsgruppen zur Lebensqualität. 7 Ergebnisse 181 Demnach hat sich nur bei 26,20% der Patienten die Lebensqualität verbessert. Bei 4,20% der Patienten verschlechterte sich die Lebensqualität. Beim Großteil der Patienten hatte sich die Lebensqualität von T1 zu T4 weder verbessert noch verschlechtert, sondern war gleich geblieben (n= 117; 69,60%). 7.4.1.2 MEDAEN: Hautzustand beurteilt durch die Ärzte Es wurden drei Gruppen direkter Veränderungsmessung gebildet, bei denen sich der Hautzustand nach ärztlichem Urteil von T1 zu T4 verschlechtert bzw. verbessert hat oder gleich geblieben ist. Die Stichprobe umfasst N=284 Patienten (Tabelle 34; Anhang E-1). Tabelle 34: Hautzustand, ärztliche Einschätzung (MEDAEN) Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verschlechtert (n=15) Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben (n=101) Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert (n=168) 5,28% 35,56% 59,15% Anmerkungen. MEDAEN=Änderungsgruppen zum Hautzustand (medizinisches Urteil). Bei n=15 Patienten (5,28%) hat sich der Hautzustand von T1 zu T4 laut Einschätzung der Mediziner verschlechtert. Gleich geblieben ist der Hautzustand demnach bei 35,56% der Patienten. Die größte Gruppe besteht aus Patienten, deren Hautzustand sich nach objektivem klinischem Urteil von T1 zu T4 verbessert hat (n=168; 59,15%). 7.4.1.3 subaen: Hautzustand beurteilt durch die Patienten Der Hautzustand wurde von den Patienten im Vergleich zu den letzten sechs Monaten eingestuft. Diese Einschätzung erfolgte sowohl bei T1 als auch bei T4. Mit Hilfe der Selbsteinschätzungen der Patienten bezüglich ihres Hautzustandes konnten drei Änderungsgruppen identifiziert werden (N=281) (Tabelle 35; Anhang E-2). 7 Ergebnisse 182 Tabelle 35: Hautzustand, Einschätzung der Patienten selbst (subaen) Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verschlechtert (n=35) Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben (n=154) Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert (n=92) 12,46% 54,80% 32,74% Anmerkungen. subaen=Änderungsgruppen zum Hautzustand (Patientenurteil). Demnach gaben 12,46% der Patienten an, dass sich ihr Hautzustand von T1 zu T4 verschlechtert habe. Ein Großteil der Patienten stuft ihren Hautzustand im Vergleich zu den letzten sechs Monaten als gleich geblieben ein (54,80%). 32,74% der Patienten geben an, dass sich der Hautzustand gebessert habe. 7.4.2 Analysen mit den neu gebildeten Veränderungsgruppen Im Weiteren wird eine Reihe von Analysen mit den gebildeten Veränderungsgruppen (vgl. Kap. 7.4.1) dargestellt. Hierfür werden Kreuztabellen erstellt und Chi-Quadrat-Tests gerechnet, sowie die Bestimmung des Kappa-Maßes vorgenommen. 7.4.2.1 Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zum Hautzustand, ärztliches Urteil (MEDAEN) Unter der Annahme eines linearen Zusammenhangs zwischen der Lebensqualität und dem Hautzustand bei Betrachtung der gebildeten Veränderungsgruppen kann vermutet werden, dass Patienten, deren Lebensqualität sich verschlechtert hat (von T1 zu T4) ebenfalls einen verschlechterten Hautzustand (von T1 zu T4) aufweisen oder anders herum, z. B. Patienten mit verbessertem Hautzustand auch eine verbesserte Lebensqualität aufweisen. Bei einer perfekten Übereinstimmung hätten alle Zellen außerhalb der Diagonalen Häufigkeiten um Null (Diehl & Staufenbiel, 2007). Dies lässt sich hier nicht bestätigen. In die Analyse gingen Daten von N=167 Patienten ein. Es lässt sich eine schlechte oder geringe Übereinstimmung zwischen den Beurteilungen finden (Tabelle 36). 7 Ergebnisse 183 Tabelle 36: Symmetrische Maße (DLQIAEN/MEDAEN) Wert Maß der Übereinstimmung Kappa .09 Anzahl der gültigen Fälle 167 Asymptotischer Standardfehler .05 Näherungsweises T 1.66 Näherungsweise Signifikanz .10 Es zeigt sich, dass die Patienten, deren Lebensqualität sich verschlechtert hat bzw. gleich geblieben ist mehrheitlich zur Gruppe derer gehören, bei denen auch der Hautzustand schlechter geworden ist bzw. gleich geblieben ist. Nur bei einer Person findet sich trotz verbessertem Hautzustand eine verschlechterte Lebensqualität. Bei einem Großteil der Patienten bleibt, wie bereits aus den Veränderungsgruppen bekannt, die Lebensqualität gleich. Dies ist interessanterweise auch bei einer Großzahl von Patienten der Fall, bei der sich der Hautzustand verbessert hat (n=73; 43.71%). Bei n=38 Patienten (22.75%) ist sowohl der Hautzustand als auch die Lebensqualität unverändert geblieben. Sechs Patienten mit gleich bleibender Lebensqualität weisen einen verschlechterten Hautzustand auf. Bei nur n=33 Patienten (19.76%) findet sich sowohl eine Verbesserung der Lebensqualität, als auch des Hautzustandes. Trotz gleich bleibendem Hautzustand stufen n=10 Patienten ihre Lebensqualität als gebessert ein (5.99%) (Tabelle 37). Tabelle 37: DLQIAEN * MEDAEN Kreuztabelle MEDAEN DLQIAEN -1 0 +1 -1 0 +1 Gesamt 2 4 1 7 Erwartete Anzahl .30 2.2 4.5 7.0 Korrigierte Residuen 3.0 1.5 -2.8 6 38 73 117 Erwartete Anzahl 5.6 36.4 75.0 117.0 Korrigierte Residuen .30 .60 -.70 0 10 33 43 2.1 13.4 27.6 43.0 -1.7 -1.3 2.0 8 52 107 167 8.0 52.0 107.0 167.0 Anzahl Anzahl Anzahl Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen Gesamt Anzahl Erwartete Anzahl Anmerkungen. MEDAEN=Einschätzung des Hautzustandes durch die Ärzte; DLQIAEN= Einschätzung der Lebensqualität durch die Patienten selbst. -1=verschlechtert, 0=unverändert, +1=verbessert. 7 Ergebnisse 184 Es zeigt sich, dass die Häufigkeitsverteilung von der erwarteten (theoretischen) Häufigkeitsverteilung abweicht (Diehl & Staufenbiel, 2007) (Tabelle 38). Hier weichen die Werte signifikant von einer Gleichverteilung ab (χ2=16.64; p< 0.00; df=4). Patienten mit gleicher oder verbesserter Lebensqualität und gleich bleibendem bzw. verbessertem Hautzustand sind deutlich häufiger vertreten. Es gibt somit einen Zusammenhang zwischen der Veränderung des Hautzustandes und der Veränderung der Lebensqualität. Tabelle 38: Chi-Quadrat-Tests (DLQIAEN/MEDAEN) Wert df Asymptotische Signifikanz (2-seitig) Chi-Quadrat nach Pearson 16.64 4 .002 Likekihood-Quotient 15.22 4 .004 Zusammenhang linear-mit-linear 11.18 1 .001 Anzahl der gültigen Fälle 167 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade; ** p≤.001. 7.4.2.2 Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil (subaen) Hier musste, wie im vorangegangenen Fall, unter der Annahme eines linearen Zusammenhanges zwischen der Lebensqualität und dem Hautzustand bei Betrachtung der jeweiligen gebildeten Veränderungsgruppen vermutet werden, dass Patienten, deren Lebensqualität sich verschlechtert hat (von T1 zu T4), ebenfalls einen subjektiv verschlechterten Hautzustand (von T1 zu T4) berichten oder anders herum, z. B. Patienten mit subjektiv wahrgenommenem verbessertem Hautzustand auch eine verbesserte Lebensqualität aufweisen. Dies lässt sich hier nicht bestätigen. In die Analyse gingen Daten von N=166 Patienten ein. Es lässt sich nur eine geringe Übereinstimmung zwischen den Beurteilungen (Kappa-Wert=.07; p=.19) finden. Der Chi-Quadrat-Test nach Pearson wird nicht signifikant (χ2=6.17; p=.19; df=4). Die Gruppe derer, die nach eigener Einschätzung sowohl die Lebensqualität als auch den Hautzustand als verbessert einstufen ist mit n=19 (11.45% von der Gesamtstichprobe) relativ gering. Fast ebenso viele Patienten stufen ihre Lebensqualität zwar als gebessert ein, die Haut dafür aber als unverändert (n=20; 17.24%). Ein Großteil der Patienten gibt an, dass ihre Lebensqualität gleich geblieben ist (n=116; 69,88%). Von dieser Gruppe berichtet nur etwa ein 7 Ergebnisse 185 Dritter von subjektiv eingestuft verbessertem Hautzustand (n=38; 32.76%). N=56 (48.28%) Patienten stufen den Hautzustand als unverändert ein, wohingegen n=22 (18.97%) die Haut als verschlechtert beurteilen. Obwohl die Daten nicht so verteilt sind, wie angenommen, wird der Chi-Quadrat-Test nicht signifikant (p=.19) (Anhang E-3a bis E-3c). 7.4.2.3 Hautzustand, ärztliches Urteil (MEDAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil (subaen) Vermutet werden kann, dass die ärztlichen Beurteilungen des Hautzustandes (MEDAEN) mit den Beurteilungen des Hautzustandes seitens der Patienten (subaen) übereinstimmen. In die Analyse gingen Daten von N=282 Patienten ein (Tabelle 39). Beschrieben werden hier die vier größten Gruppen. Bei n=71 Fällen (25.18%) kommt es zur Übereinstimmung zwischen dem ärztlichen Urteil und dem Urteil der Patienten dahin gehend, dass beide Gruppen den Hautzustand als gebessert einstufen. Dies sind deutlich mehr Patienten, als erwartet. In n= 47 Fällen (16,67%) schätzen beide Gruppen den Hautzustand als unverändert ein. Allerdings findet sich die größte Gruppe (n=84; 29,79%) dahin gehend, dass die Patienten den Hautzustand als unverändert einordnen, während die Ärzte eine Besserung sehen. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der jeweiligen Änderungsgruppen (die Ärzte stufen die Haut im Schnitt als abgeheilter ein, als die Patienten). Gleichzeitig wird der Hautzustand der Patienten in n=32 Fällen (11,35%) von den Ärzten als unverändert eingestuft, wohingegen die Patienten eine Verschlechterung wahrnehmen. Hier lassen sich deutlich mehr Fälle als erwartet finden. 7 Ergebnisse 186 Tabelle 39: MEDAEN * subaen Kreuztabelle subaen MEDAEN -1 0 -1 0 +1 Gesamt 7 6 0 13 Erwartete Anzahl 2.4 6.3 4.3 13.0 Korrigierte Residuen 3.4 -.20 -2.6 Anzahl 32 47 22 101 18.6 49.1 33.3 101.0 Korrigierte Residuen 4.3 -.50 -3.0 Anzahl 13 84 71 168 Erwartete Anzahl 31.0 81.6 55.4 168.0 Korrigierte Residuen -5.6 .60 4.0 52 137 93 282 52.0 137.0 93.0 282.0 Anzahl Erwartete Anzahl +1 Gesamt Anzahl Erwartete Anzahl Anmerkungen. MEDAEN= Einschätzung des Hautzustandes durch die Ärzte; subaen: Einschätzung des Hautzustandes durch die Patienten selbst; -1 = verschlechtert, 0= unverändert, +1=verbessert. Die beobachtete Häufigkeitsverteilung weicht signifikant von der erwarteten (theoretischen) Häufigkeitsverteilung ab (χ2=41.57; ** p<0.00; df=4) (Tabelle 40). Tabelle 40: Chi-Quadrat-Tests (MEDAEN/ subaen) Wert df Asymptotische Signifikanz (2-seitig) Chi-Quadrat nach Pearson 41.57 4 .000 Likelihood-Quotient 44.21 4 .000 Zusammenhang linear-mit-linear 38.04 1 .000 Anzahl der gültigen Fälle 282 Anmerkungen. df= Freiheitsgrade; ** p≤ .001. Es lässt sich ein gewisser positiver Zusammenhang erkennen (Kappa=.10; **p=.01) (Tabelle 41). 7 Ergebnisse 187 Tabelle 41: Symmetrische Maße (MEDAEN/ subaen) Wert Maß der Übereinstimmung Kappa .10 Anzahl der gültigen Fälle 282 Asymptotischer Standardfehler .04 Näherungsweises T 2.46 Näherungsweise Signifikanz .01 7.4.2.4 Hautzustand, ärztliches Urteil (MEDAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil zum Messzeitpunkt T4 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der medizinischen Veränderungseinschätzung des Hautzustandes der Patienten (MEDAEN) und der Patienteneinschätzung des Hautzustandes bei Messzeitpunkt T4 (χ2=76.25; **p=.000) (Tabelle 42). Tabelle 42: Chi-Quadrat-Tests (MEDAEN/Patientenurteil T4) Wert df Asymptotische Signifikanz (2-seitig) Chi-Quadrat nach Pearson 76.25 8 .000 Likekihood-Quotient 67.52 8 .000 Zusammenhang linear-mit-linear 61.12 1 .000 Anzahl der gültigen Fälle 283 Anmerkungen. df= Freiheitsgrade; ** p≤.001; N=283. Beschrieben werden nur die am höchsten besetzten drei Zellen (Tabelle 43). In n=38 Fällen (11,43%) stufen die Ärzte den Hautzustand als gebessert ein und die Patienten diesen als „abgeheilt“. Die größte Gruppe besteht aus n=118 Patienten (41,70%). Hier stufen sowohl die Patienten den Hautzustand als „besser“ ein, als auch die Ärzte. In n=66 Fällen (21,32%) wird der Hautzustand bei T4 von den Patienten als „besser“ eingestuft, während die Ärzte den Hautzustand als unverändert einschätzen. 7 Ergebnisse 188 Tabelle 43: MEDAEN * Selbsteinschätzung des Hautzustandes bei T4 durch die Patienten, Kreuztabelle Selbsteinschätzung des Hautzustandes durch Patienten MEDAEN -1 Anzahl Erwartete abgeheilt besser unverändert schlechter Gesamt 8 sehr viel schlechter 0 0 4 1 1.9 8.6 1.0 1.3 .10 13.0 -1.5 -2.8 .00 6.20 -.30 4 66 13 17 2 102 15.1 67.8 7.9 10.5 .70 102.0 -3.9 -.50 2.3 2.7 1.9 38 118 8 4 0 168 24.9 111.6 13.1 17.20 1.20 168.0 4.4 1.6 -2.3 -5.3 -1.7 42 188 22 29 2 283 42.0 188.0 22.0 29.0 2.0 283.0 13 Anzahl Korrigierte Residuen 0 Anzahl Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen +1 Anzahl Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen Gesamt Anzahl Erwartete Anzahl Anmerkungen. MEDAEN=Einschätzung des Hautzustandes durch die Ärzte; -1=verschlechtert, 0=unverändert, +1=verbessert. 7.4.2.5 Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil zum Messzeitpunkt T4 In die Analyse gingen die Daten von N=166 Patienten ein. Die größte Gruppe besteht aus denen, die ihre Lebensqualität als unverändert einstufen, aber den Hautzustand bei T4 als „besser“ (n=79; 47.60%). In n=33 Fällen (19.88%) beurteilen Patienten ihre Lebensqualität gebessert und stufen auch den Hautzustand „besser“ ein. Die Zelle, die am dritthäufigsten besetzt ist, beinhaltet die Patienteneinschätzungen, dass zwar die Lebensqualität unverändert ist, dafür aber der Hautzustand als „abgeheilt“ eingestuft wird (n=16; 9.64%) Die beobachtete Häufigkeitsverteilung weicht nicht signifikant von der erwarteten (theoretischen) Häufigkeitsverteilung ab (χ2=10.68; p=.22) (Anhang E-4a & E-4b). 7 Ergebnisse 189 7.4.3 Gruppenvergleiche Im Folgenden werden die Ergebnisse einer Reihe von t-Tests für unabhängige Stichproben dargestellt, die zudem Hinweise auf die diskriminative Validität der eingesetzten Fragebögen liefern sollen. Die t-Tests wurden sowohl für den Vergleich der Skalen des PAREMO-20, als auch für den MHF, die COP und die SWE herangezogen. Die neu gebildeten Veränderungsgruppen (vgl. Kap. 7.4.1) wurden auf den einzelnen Skalen/Fragebögen miteinander verglichen. Die Gruppen wurden zuvor von drei- in zweistufige Variablen transformiert (Tabelle 44) und dann in Bezug auf das Antwortverhalten in den Fragebögen verglichen. Ausführliche Tabellen zu den Analysen finden sich in Anhang C. Tabelle 44: Erläuterung der Abkürzungen für die logistischen Regressionsanalysen Gruppe Gruppe 0 Gruppe 1 MEDAEN2 Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert subaen2 Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert DLQIaen2 Lebensqualität ist von T1 zu T4 gleich geblieben Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verbessert Anmerkungen. MEDAEN2: Einschätzung des Hautzustandes durch die Ärzte; subaen2: Einschätzung des Hautzustandes durch die Patienten selbst; DLQIaen2: Einschätzung der Lebensqualität durch die Patienten mit Hilfe des DLQI (Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen). 7.4.3.1 Vergleich des Hautzustandes (MEDAEN2) A Es wurde ein t-Test gerechnet, mit dem untersucht werden sollte, ob sich Mittelwertsunterschiede im Antwortverhalten zwischen Patienten, deren Hautzustand von T1 zu T4 gleich geblieben ist vs. sich verbessert hat, sowohl in Bezug auf die Skalen des Rehamotivationsfragebogens als auch in Bezug auf die Copingskala finden lassen (Hautzustand aus der Sicht der Ärzte beurteilt). ● Für die COP lassen sich keine signifikanten Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen finden (Anhang C-19a & C-19b). ● In Bezug auf die Skalen des PAREMO-20 findet sich ein hochsignifikanter Unterschied zwischen denen, deren Hautzustand von T1 zu T4 gleich geblieben ist mit denen deren Hautzustand sich gebessert hat (df=192,6; F=3.36; p≤0.01) auf der Skala Skepsis. 7 Ergebnisse 190 Patienten, deren Hautzustand sich nicht verbessert hat geben demnach höhere Werte bei T1 an (M=6.51; SD=2.09) als Patienten, deren Hautzustand sich gebessert hat (M=5.66; SD=1.91). Die Effektstärke beträgt d=.43. (Anhang C-7a & C-7b). 7.4.3.2 Vergleich des Hautzustandes (MEDAEN2) B Verglichen wurden Patienten, deren Hautzustand von T1 zu T4 gleich geblieben ist vs. sich verbessert hat, auf den Skalen des Marburger Hautfragebogens und der Skala Selbstwirksamkeit. Es zeigte sich weder im MHF noch in der SWE ein signifikanter Mittelwertsunterschied zwischen den beiden Gruppen (Anhang C-16a & C-16b; C-18a & C-18b). 7.4.3.3 Vergleich des Hautzustandes (subaen2) A Die zwei Änderungsgruppen „Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben“ und „Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert“ (subjektive Patientensicht) wurden auf den Skalen des PAREMO-20 und der Copingskala (COP) verglichen. Es zeigte sich weder ein signifikanter Mittelwertsunterschied zwischen den beiden Gruppen im PAREMO-20 (Anhang C-9a & C-9b) noch in der COP (Anhang C-19a & C-19b). 7.4.3.4 Vergleich des Hautzustandes (subaen2) B Die zwei Änderungsgruppen „Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben“ und „Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert“ (subjektive Patientensicht) wurden auf den Skalen des Marburger Hautfragebogens und der Skala Selbstwirksamkeit verglichen. Es zeigte sich kein signifikanter Mittelwertsunterschied zwischen den beiden Gruppen (Anhang C-15a & C-15b; C-19a & C-19b). 7 Ergebnisse 191 7.4.3.5 Vergleich der Lebensqualitätsänderung (DLQIaen2) A Patienten, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 nicht verändert hat, wurden mit denen, die eine Verbesserung der Lebensqualität von T1 zu T4 angaben, auf den Skalen des Rehamotivationsfragebogens und der Copingskala verglichen. ● Für die COP lassen sich keine signifikanten Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen finden (Anhang C-19a & C-19b). ● Es finden sich hochsignifikante Unterschiede zwischen denen, deren Lebensqualität gleich geblieben ist, und denen, deren Lebensqualität sich verbessert hat, auf der Skala Körperbedingte Beeinträchtigungen (df=154; F= -2.76; p≤ 0.01) und der Skala Informationssuche des PAREMO-20 (df=153; F=3.00; p≤0.01) Patienten, die eine Lebensqualitätsverbesserung von T1 zu T4 angeben, weisen bei T1 mehr körperbedingte Beeinträchtigungen auf als Patienten, deren Lebensqualität gleich geblieben ist. Mit d=-.49 kann die Effektstärke als mittelgroß angesehen werden. Zudem weisen die Patienten mit der Besserung der Lebensqualität höhere Werte auf der Skala Informationssuche bei T1 auf als die Patienten, deren Lebensqualität gleich geblieben ist. Hier beträgt die Effektstärke d=-.54 (Tabelle 45; Anhang C-8a & C-8b). Tabelle 45: Unterschiede im Antwortverhalten von Patienten, deren Lebensqualität sich verbessert hat bzw. gleich geblieben ist auf den Skalen des PAREMO-20 Skala Lebensqualität M SD d KB LQ ist gleich (0) 10.03 3.18 -.49 LQ ist gebessert (1) 11.52 2.68 LQ ist gleich (0) 7.74 2.60 LQ ist gebessert (1) 9.12 2.37 I -.54 Anmerkungen. KB & I=Skalen des PAREMO-20; LQ=Lebensqualität; M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; d=Effektstärke. 7.4.3.6 Vergleich der Lebensqualitätsänderung (DLQIaen2) B Patienten, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 nicht verändert hat, wurden mit denen, die eine Verbesserung der Lebensqualität von T1 zu T4 angaben, auf den Skalen des Marburger Hautfragebogens und der Selbstwirksamkeitsskala verglichen. ● Für die SWE lassen sich keine signifikanten Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen finden (Anhang C-18a & C-18b). 7 Ergebnisse 192 ● Es findet sich ein signifikanter Mittelwertsunterschied zwischen denen, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 verbessert hat und denen, deren Lebensqualität gleich geblieben ist (df=48; F=-2.35; p≤0.05) im MHF. Patienten, deren Lebensqualität sich nicht gebessert hat, weisen bei T1 niedrigere Mittelwerte auf der Skala Juckreiz-Kratz-Zirkel auf (M=22.14; SD=8.06) als Patienten, deren Lebensqualität sich verbessert hat (M=27.93; SD=7.77). Die Effektstärke von d=-.71 kann als relativ hoch angesehen werden (Anhang C-17a & C-17b). Es wurde unter anderem eine Reihe von T-Tests für unabhängige Stichproben dargestellt, um erste orientierende Hinweise auf die diskriminative Validität der eingesetzten Testverfahren zu erhalten. Hierzu wurden die Tests zum einen zu verschiedenen Patientenmerkmalen wie Geschlecht oder Beruf in Bezug gesetzt, aber auch Vergleiche mit den neu gebildeten Veränderungsgruppen auf den Skalen der Testverfahren vorgenommen. Im Folgenden sollen die gebildeten Veränderungsgruppen inhaltlich weiter untersucht werden. Es soll geprüft werden, ob die in dieser Untersuchung eingesetzten Fragebögen und Testskalen geeignet sind, oben gebildete Gruppen (MEDAEN, subaen, DLQIAEN bzw. MEDAEN2, subaen2, DLQIaen2) vorherzusagen. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem PAREMO-20 und dem MHF. 7.5 Analysen zur Vorhersage von Gruppenzugehörigkeiten Die statistischen Analysen erfolgten mittels Diskriminanzanalysen und logistischen Regressionsanalysen (Bortz, 1999). Bei der Diskriminanzanalyse handelt es sich um ein Verfahren, das aufgrund der linearen Gewichtung eines Satzes abhängiger Variablen zu einer maximalen Trennung der untersuchten Gruppen führt. D.h. es handelt sich um ein Verfahren zur Analyse von Gruppenunterschieden. Das Ziel besteht darin, „…durch eine optimal gewichtete Verknüpfung von Prädiktorvariablen die (bekannte) Gruppenzugehörigkeit möglichst genau vorherzusagen. Dazu werden Diskriminanzfunktionen (manchmal auch als Diskriminanzfaktoren bezeichnet) bestimmt, die zu einer maximalen Trennung der Gruppen führen…“ (Diehl & Staufenbiel, 2007, S. 455; vgl. auch Bortz, 1999). Diskriminanzanalysen erzielen einen Informationsgewinn gegenüber multivariaten Varianzanalysen10. Mit der Diskriminanzanalyse 10 Problematisch ist bei multivariaten Varianzanalysen, dass die abhängigen Variablen wechselseitig miteinander korrelieren. Dies kann zu falschen Schlüssen bezüglich der Bedeutsamkeit einzelner abhängiger Variablen für 7 Ergebnisse 193 können Elemente klassifiziert werden. Es können Vorhersagen darüber getroffen werden, ob eine Person mit bestimmten Merkmalsausprägungen einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden kann, wobei die erwarteten Zugehörigkeiten mit den tatsächlichen Treffern verglichen werden (Reklassifikation). Die logistische Regressionsanalyse ist im Prinzip identisch mit der Diskriminanzanalyse, wobei das Kriterium, das vorhergesagt werden soll, dichotom ist (z. B.MEDAEN2, Hautzustand ist gleich geblieben vs. hat sich verbessert). Die kategoriale Variable soll durch eine Anzahl von Prädiktoren vorhergesagt werden (Diehl & Staufenbiel, 2007). Da die gebildeten Gruppen fortan als Kriterien behandelt werden, werden die eingesetzten Fragebögen für die weiteren Analysen als unabhängige Variablen eingestuft. Ziel ist es, zu überprüfen, ob die eingesetzten Prädiktoren von Nutzen sind, die gefundenen Gruppen am besten voneinander zu trennen, d.h. zu überprüfen, welche Prädiktoren am besten diskriminieren können. 7.5.1 Diskriminanzanalysen Es wurde eine Reihe von Diskriminanzanalysen mit dem PAREMO-20 sowie der Copingskala und den neu gebildeten Veränderungsgruppen gerechnet. Ebenfalls wurden der MHF und die Selbstwirksamkeit oben genannten Analysen unterzogen. Im Folgenden werden die einzelnen Diskriminanzanalysen kurz dargestellt. In Kap. 7.5.1.7 wird ein kurzes Fazit gezogen (vgl. Anhang D). 7.5.1.1 PAREMO-20/Copingskala und MEDAEN Es liegen drei Gruppen vor, so dass zwei Diskriminanzfunktionen extrahiert werden. Die erste Diskriminanzfunktion erklärt 62.80% der Varianz. Durch beide Funktionen zusammen gelingt eine signifikante Gruppentrennung nicht (p=0.14 ≥0,05=Alpha). Nur durch die zweite Funktion unterscheiden sich die durchschnittlichen Diskriminanzwerte der drei Gruppen ebenfalls nicht signifikant (p=0.29≥0,05=Alpha). Werte bei Wilks-Lambda nahe 1 deuten auf eine schlechte Trennfähigkeit der Diskriminanzfunktion hin. die Trennung der Gruppen führen. Diese Zusammenhänge werden bei der Diskriminanzanalyse berücksichtigt (Bortz, 1999). 7 Ergebnisse 194 Der Anteil der nicht erklärten Streuung an der Gesamtstreuung beträgt bei Funktion eins (1 bis 2) 87% (Tabelle 46). Tabelle 46: Wilks-Lambda (PAREMO-20/Copingskala und MEDAEN) Test der Funktion(en) Wilks-Lambda Chi-Quadrat df Signifikanz 1 bis 2 .87 19.70 14 .14 2 .95 7.40 6 .29 Anmerkungen. p < 0,05; df = Freiheitsgrade. N=144. In Bezug auf die Diskriminanzkoeffizienten für die standardisierten Variablen leisten die Variablen S (Skala S) und die Copingskala (COP) den größten Beitrag. Die Korrelationen zwischen den unabhängigen Variablen und den Diskriminanzfunktionen dienen ebenfalls der Einschätzung des Beitrags der unterschiedlichen Variablen zur Trennung der Gruppen (Diehl & Staufenbiel, 2007). Den höchsten Beitrag zur Klassifikation leistet hier ebenfalls die Variable S (Skala S) mit r=.74 gefolgt von der Variablen Ä (r=.67) und der Variablen COP und KB (jeweils r=.52) (Anhang D-1a bis D-1c). 7.5.1.2 PAREMO-20/Copingskala und subaen Hier wurden ebenfalls zwei Diskriminanzfunktionen extrahiert, wobei die erste Diskriminanzfunktion 72.80 % der Varianz erklärt. Eine signifikante Gruppentrennung ist nicht möglich (Tabelle 47). Tabelle 47: Wilks-Lambda (PAREMO-20/Copingskala und subaen) Test der Funktion(en) Wilks-Lambda Chi-Quadrat df Signifikanz 1 bis 2 .90 14.76 14 .39 2 .97 4.09 6 .67 Anmerkungen. p<0,05; df=Freiheitsgrade. N=143. Die Variablen SU (Skala SU) und die Variable Ä (Skala Ä) leisten den größten Beitrag in Bezug auf die Diskriminanzkoeffizienten für die standardisierten Variablen. Betrachtet man die Struktur-Matrix, so leisten hier die Variablen SU und Ä ebenfalls den höchsten Beitrag (SU: r=.88; Ä: r=.70) (Anhang D-2a bis D-2c). 7 Ergebnisse 195 Der Klassifizierungstabelle ist zu entnehmen, dass nur 42% der ursprünglich gruppierten Fälle korrekt klassifiziert wurden. 7.5.1.3 PAREMO-20/Copingskala und DLQIAEN Die erste der zwei Diskriminanzfunktionen erklärt 69,40 % der Varianz. Eine signifikante Gruppentrennung gelingt nicht (Tabelle 48). Tabelle 48: Wilks-Lambda (PAREMO-20/Copingskala und DLQIAEN) Test der Funktion(en) Wilks-Lambda Chi-Quadrat df Signifikanz 1 bis 2 .80 17.60 14 .23 2 .93 5.55 6 .48 Anmerkungen. p<0,05; df=Freiheitsgrade. N=83. Den größten Beitrag in Bezug auf die kanonischen Diskriminanzkoeffizienten für die standardisierten Variablen leisten die Variablen SU (Skala SU), Ä (Skala Ä) und I (Skala I). Dies zeigt sich auch in der Struktur-Matrix. Die Variablen I (r=.58) und SU (r=.62) leisten hier ebenfalls den größten Beitrag (Anhang D-3a bis D-3c). Nur 54,20% der ursprünglich gruppierten Fälle wurden korrekt klassifiziert. 7.5.1.4 MHF/Selbstwirksamkeit und subaen 78.60% der Varianz werden von der ersten der zwei Diskriminanzfunktionen erklärt, wobei eine signifikante Gruppentrennung nicht erfolgt (Tabelle 49). Tabelle 49: Wilks-Lambda (MHF/Selbstwirksamkeit und subaen) Test der Funktion(en) Wilks-Lambda Chi-Quadrat df Signifikanz 1 bis 2 .87 7.56 14 .91 2 .97 1.67 6 .95 Anmerkungen. p<0,05; df=Freiheitsgrade. N=60. Die Variablen jkz (Skala jkz), Variable äds (Skala äds) und Variable hlk (Skala hlk) leisten den größten Beitrag in Bezug auf die Diskriminanzkoeffizienten für die standardisierten Vari- 7 Ergebnisse 196 ablen. In Bezug auf die Struktur-Matrix leisten die Variablen äds (r=.65), jkz (r=.72) und die Variable z2 (r=.73) den höchsten Beitrag (Anhang D-4a bis D-4c). Lediglich 41,70% der ursprünglich gruppierten Fälle konnten laut Klassifizierungstabelle korrekt klassifiziert werden. 7.5.1.5 MHF/Selbstwirksamkeit und MEDAEN Zwei Diskriminanzfunktionen wurden extrahiert. Die erste Diskriminanzfunktion erklärt 86,40% der Varianz. Eine signifikante Gruppentrennung ist auch hier nicht möglich (Tabelle 50). Tabelle 50: Wilks-Lambda (MHF/Selbstwirksamkeit und MEDAEN) Test der Funktion(en) Wilks-Lambda Chi-Quadrat df Signifikanz 1 bis 2 .69 20.62 14 .11 2 .95 3.14 6 .79 Anmerkungen. p<0,05; df =Freiheitsgrade. N=61. Die Variablen jkz (Skala jkz), Variable äds (Skala äds) und Variable z1 (Skala z1)leisten den größten Beitrag in Bezug auf die Diskriminanzkoeffizienten für die standardisierten Variablen. In Bezug auf die Struktur-Matrix leisten die Variablen äds (r=.80), säv (r=.75) und die Variable SWE (r= -.68) den höchsten Beitrag (Anhang D-5a bis D-5c). Von den ursprünglich gruppierten Fällen konnten laut Klassifizierungstabelle 60,70% korrekt klassifiziert werden. 7.5.1.6 MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN Hier liegen ebenfalls drei Gruppen vor, so dass zwei Diskriminanzfunktionen extrahiert werden. Die erste Diskriminanzfunktion erklärt bereits 85.80% der insgesamt durch alle Diskriminanzfunktionen aufgeklärten Varianz (Tabelle 51). Tabelle 51: Eigenwerte (MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN) Funktion Eigenwert % der Varianz Kumulierte % Kanonische Korrelation 1 1.29 85.80 85.80 .75 2 .21 14.20 100.00 .42 7 Ergebnisse 197 Die Nullhypothese wird zugunsten von H1 abgelehnt. Die Gruppenmittelzentroide unterscheiden sich statistisch signifikant (p=0.002<0,05=Alpha), so dass eine Gruppentrennung möglich ist (Abbildung 10). Nur durch die zweite Funktion unterscheiden sich die durchschnittlichen Diskriminanzwerte der drei Gruppen nicht mehr signifikant (p=0.38≥0,05=Alpha). Der Anteil der nicht erklärten Streuung an der Gesamtstreuung beträgt bei Funktion eins (1 bis 2) 36% (Tabelle 52). Tabelle 52: Wilks-Lambda (MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN) Test der Funktion(en) Wilks-Lambda Chi-Quadrat df Signifikanz 1 bis 2 .36 33.73 14 .002 2 .82 6.38 6 .382 Anmerkungen. *p<0,05; df=Freiheitsgrade. N=39. In Bezug auf die Diskriminanzkoeffizienten für die standardisierten Variablen leisten die Variablen hlk (Skala hlk), säv (Skala säv) und äds (Skala äds) den größten Beitrag (Tabelle 53). Tabelle 53: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten (MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN) Funktion 1 Funktion 2 säv -2.37 .71 jkz .88 1.50 hlk .73 -2.59 äds 1.61 .13 z1 -.19 .47 z2 -.09 -.15 SWE 1.02 .01 Anmerkungen. Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-KratzZirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Nach der Struktur-Matrix leistet keine der Variablen einen großen Beitrag (Tabelle 54). 7 Ergebnisse 198 Tabelle 54: Struktur-Matrix (MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN) Funktion 1 Funktion 2 jkz .26 .22 SWE .18 .17 z1 -.17 .01 äds .12 -.11 z2 -.12 -.11 säv -.12 .01 hlk .10 -.25 Anmerkungen. Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-KratzZirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Insgesamt 82,10% der ursprünglich gruppierten Fälle konnten korrekt klassifiziert werden, was als hoch angesehen werden kann. DLQI_AEN -1 Lebensqualität hat sich verschlechtert 0 Lebensqualität ist gleich geblieben 1 Lebensqualität hat sich verbessert Nicht gruppierte Fälle Gruppenmittelpunkte 6 Funktion 2 3 1 0 0 -1 -3 -6 -6 -3 0 3 6 Funktion 1 Abbildung 10: Kanonische Diskriminanzfunktion MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN 7 Ergebnisse 199 7.5.1.7 Fazit zu den Diskriminanzanalysen A. Im Endeffekt eignen sich der PAREMO-20 und die COP nicht, um die Gruppen voneinander ausreichend zu trennen. 1. Der PAREMO-20 und die COP sind nicht geeignet dazu vorherzusagen, ob ein Patient letztlich zur Gruppe der Patienten gehört, deren Hautzustand sich von T1 zu T4 verschlechtert, gleich bleibt oder sich bessert (objektives medizinisches Urteil). 2. Der PAREMO-20 und die COP sind nicht geeignet dazu vorherzusagen, ob ein Patient letztlich zur Gruppe der Patienten gehört, die subjektiv die Einschätzung vornehmen, dass sich der Hautzustand von T1 zu T4 verschlechtert, gleich bleibt oder sich bessert (subjektive Einschätzung des Hautzustandes durch die Patienten). 3. Der PAREMO-20 und die COP sind nicht geeignet dazu vorherzusagen, ob ein Patient letztlich zur Gruppe der Patienten gehört, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 verschlechtert, gleich bleibt oder verbessert (subjektive Einschätzung der Lebensqualität durch die Patienten). B1. Weder der MHF noch die SWE eignen sich, um vorherzusagen, wie sich der Hautzustand der Patienten verändert. 1. Der MHF und die SWE sind nicht geeignet dazu vorherzusagen, ob ein Patient letztlich zur Gruppe der Patienten gehört, die subjektiv die Einschätzung vornehmen, dass sich der Hautzustand von T1 zu T4 verschlechtert, gleich bleibt oder sich bessert (subjektive Einschätzung des Hautzustandes durch die Patienten). 2. Der MHF und die SWE sind nicht geeignet dazu vorherzusagen, ob ein Patient letztlich zur Gruppe der Patienten gehört, deren Hautzustand sich aus Sicht der Ärzte von T1 zu T4 verschlechtert, gleich bleibt oder verbessert. B2. Der MHF und die SWE sind geeignet, die Gruppen in Bezug auf Lebensqualität voneinander zu diskriminieren. Es ist möglich vorherzusagen, ob ein Patient letztlich zur Gruppe der Patienten gehört, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 verschlechtert, gleich bleibt oder sich verbessert (Abbildung 10). Insbesondere die Patienten, deren Lebensqualität sich verschlechtert hat, können vorhergesagt werden. Da hier drei Gruppen miteinander verglichen wurden (auch Lebensqualitätsverschlechterer), kann eine breitere Streuung erreicht werden, wodurch in diesem Fall eine bessere Diskrimination möglich ist. Die Lebensqualität kann hier als erweitertes, indirektes Erfolgskriterium der Reha-Maßnahme angesehen werden. 7 Ergebnisse 200 7.5.2 Logistische Regressionsanalysen Eine Reihe logistischer Regressionsanalysen wurde mit dem PAREMO-20, der COP sowie mit dem MHF und der SWE und unterschiedlichen Veränderungsgruppen durchgeführt. Im Folgenden werden nur die signifikanten Ergebnisse ausführlich dargestellt. Die Ergebnisse der nicht-signifikanten Analysen finden sich in Anhang D-6a bis D-10d. 7.5.2.1 MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIaen2 In die Analyse gingen N=38 Personen ein. Es sollte untersucht werden, ob sich die Lebensqualität (LQ: 0=LQ hat sich von T1 zu T4 nicht verändert; 1=LQ hat sich von T1 zu T4 verbessert) durch die Variablen des MHF und durch die SWE vorhersagen lassen. Tabelle 55: Omnibus-Tests der Modellkoeffizienten (MHF/SWE und DLQIaen2) Chi-Quadrat df Signifikanz 18.50 7 0.01 Block 18.50 7 0.01 Modell 18.50 7 0.01 Schritt 1 Schritt Anmerkungen. df=Freiheitsgrade. SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Der Omnibus-Test der Modellkoeffizienten (Tabelle 55) ist signifikant (p=.01<0,05=Alpha). Die iterative Schätzung des Modells war erfolgreich. Das Konvergenzkriterium konnte nach sieben Iterationen erreicht werden (Tabelle 56). Tabelle 56: Modellzusammenfassung (MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIaen2) Schritt 1 -2 Log-Likelihood Cox & Snell R-Quadrat Nagelkerkes R-Quadrat 23.11 .39 .58 Auf der Basis des Modells werden 96,60% der Patienten, deren Lebensqualität von T1 zu T4 gleich bleibt (Spezifität) und 66,70% der Patienten, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 verbessert hat (Sensitivität) richtig erkannt. Es werden insgesamt nur 11,50 % der Patienten fehlklassifiziert (Tabelle 57). 7 Ergebnisse 201 Tabelle 57: Klassifizierungstabelle zur Vorhersage der Lebensqualität (DLQIaen2) beobachtet Schritt 1 DLQIaen2 Prozentsatz der Richtigen 0 vorhergesagt DLQIaen2 0 1 28 1 1 3 66.7 6 96.6 89.5 Gesamtprozentsatz Anmerkungen. DLQIaen2=Lebensqualität ist von T1 zu T4 gleich geblieben (0), Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verbessert (1). Es zeigt sich, dass als einziger Prädiktor die Skala jkz einen statistisch signifikanten Beitrag zur Vorhersage leistet (p=0.04≤0.05=Alpha). Der Odds Ratio kann als Maß der Stärke des Effektes des Prädiktors angesehen werden und fällt bei einem Wert von eins minimal aus (Diehl & Staufenbiel, 2007). Der Odds Ratio beträgt hier OR=1.43. Die Prädiktoren äds und SWE verfehlen die Signifikanzkriterien knapp (äds: p=0.08>0.05=Alpha, OR=1.65; SWE: p=0.06>0.05=Alpha, OR=1.46) (siehe Tabelle 58). Tabelle 58: Variablen in der Gleichung(MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIaen2) Standardfehler .19 Wald df Signifikanz Exp (B) Schritt 1 säv RegressionsKoeffizient B -.30 2.51 1 .11 .74 jkz .36 .18 4.14 1 .04 1.43 hlk -.18 .26 .51 1 .48 .83 äds .50 .29 3.00 1 .08 1.65 Z1 .12 .26 .22 1 .64 1.13 Z2 -.13 .20 .46 1 .50 .88 .38 .21 3.47 1 .06 1.46 -17.56 8.71 4.07 1 .04 .00 SWE Konstante Anmerkungen. B=unstandardisiertes Regressionsgewicht; Standardfehler des Regressionsgewichts, Wald=Werte für die Wald-Teststatistik mit Freiheitsgraden (df), Signifikanzwert (p) und Odds Ratios (Exp B). Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-Kratz-Zirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche); SWE=Selbstwirksamkeitsskala. 7 Ergebnisse 202 7.5.2.2 weitere logistische Regressionsanalysen 1. PAREMO-20/COP und DLQIAEN2, MEDAEN2 bzw. subaen2 Wie bei den Diskriminanzanalysen zeigt sich, dass sich der PAREMO-20 und die COP nicht eignen, um die Gruppen der Patienten, deren Lebensqualität gleich bleibt vs. sich gebessert hat (N=80) ausreichend voneinander zu trennen (p=.33>0.05=Alpha). 26.2% der Patienten wurden fehlklassifiziert (Anhang D-7a bis D-7d). Ebenfalls ist es mit dem PAREMO-20 und der COP nicht möglich, eine signifikante Trennung zwischen den Patienten, deren medizinischer Hautzustand sich gebessert hat vs. gleich geblieben ist (MEDAEN2) (P=.13>0.05=Alpha) und zwischen den Patienten, die ihre Haut selber als gebessert vs. gleich geblieben ansehen (subaen2) (p=.19>0.05=Alpha) zu erzielen. Im ersten Fall konnten von N=135 Patienten nur 55.60% und im zweiten Fall 68.50% der Patienten richtig zugeordnet werden (N=108). (Eine Übersicht findet sich in Anhang D-6a bis D-6-d und D-8a bis D-8d.) 2. MHF/SWE und MEDAEN2 bzw. subaen2 Der medizinische Hautzustand (MEDAEN2: Haut hat sich verbessert vs. ist gleich geblieben) bei einer Stichprobe von N=59 lässt sich nicht mit dem MHF und nicht mit der SWE vorhersagen. Zwar können 64,40% der Patienten richtig zugeordnet werden, die Gruppen können aber nicht statistisch signifikant voneinander getrennt werden (p=.70>0.05=Alpha) (Anhang D-10a bis D-10d). Die beiden Fragebögen eignen sich auch nicht, um die Gruppen der Patienten, die subjektiv eine Besserung des Hautzustandes angeben von denen zu trennen, die angeben, dass sich ihr Hautzustand nicht verändert hat (subaen2) (p=.84>0.05=Alpha). Nur 53.70% können hier korrekt vorhergesagt werden (N=54) (Anhang D-9a bis D-9d). 8 Diskussion 203 8 Diskussion Als Erstes werden die wesentlichen Punkte der Arbeit in einem Überblick dargestellt. Dann werden im Folgenden die vorgestellten theoretischen Überlegungen und die empirischen Ergebnisse unter methodischen und inhaltlichen Gesichtspunkten diskutiert. Die sich hieraus ergebenden Forschungsimplikationen sowie einige Ansatzpunkte für die Verbesserung der Praxis der berufsdermatologischen Rehabilitation bilden den Abschluss dieses Kapitels. 8.1 Überblick Zunächst wurde im theoretischen Teil der Arbeit eine Definitionsklärung der Begriffe Therapiemotivation und Compliance vorgenommen. Der Begriff der Rehamotivation wurde spezifiziert. Dann wurde auf die Bedeutung der Motivation für die Behandlung sowohl somatischer wie auch psychischer Erkrankungen und Störungen eingegangen. Modelle zur Therapiemotivation und empirische Befunde unter Einbeziehung der Motivationsforschung bei Hautpatienten wurden dargestellt (vgl. Kap. 2). Als Ergebnis zeigt sich, dass es nach wie vor schwierig ist, einen allgemeingültigen Konsens darüber zu finden, was unter Therapiemotivation zu verstehen ist. Die Heterogenität des Konstrukts mit seinen vielen Facetten sowie die Schwerpunktsetzung einzelner Forscher/gruppen dürfte hierfür verantwortlich sein. Einen Minimalkonsens zu finden ist dringend notwenig und anzuraten. Eine Vergleichbarkeit der bisherigen Forschungsergebnisse ist deshalb schwierig. Weiterhin stellte sich heraus, dass zwischen Theorie und Rehapraxis deutliche Diskrepanzen bestehen. In einem Großteil der Literatur wird gefordert, motivationale Faktoren stärker in die Behandlung zu integrieren. In der Praxis werden motivationale Variablen jedoch häufig nicht einmal in der Eingangsdiagnostik erhoben oder aber der Patient wird von vorneherein als motiviert eingestuft (einfach weil er an der Maßnahme teilnimmt). Wenn Motivation zu Behandlungsbeginn erfasst wird, werden häufig keine Konsequenzen aus den Ergebnissen gezogen. Diese Problematik wird augenscheinlich dadurch verschärft, dass noch immer kaum valide und reliable Instrumente vorliegen, die indikationsübergreifend eingesetzt werden können, um Behandlungs- oder Therapiemotivation zu messen. Als Ergebnis zeigte sich, dass lediglich der 8 Diskussion 204 PAREMO-20 (Nübling et al., n.d.) hierfür geeignet zu sein scheint. Er wurde daher für diese Arbeit ausgewählt. Motivation wird durch viele Faktoren im Sinne von Unterkonstrukten bedingt und beeinflusst. Diese wurden hier dargestellt. Insbesondere wurde auf psychologische Variablen, darunter die subjektive Lebensqualität, speziell bei Hautpatienten, eingegangen (Kap. 3). Es wurde deutlich, dass Hautpatienten aufgrund ihrer somatischen Erkrankung in vielfältiger Weise beeinträchtigt sein können. So kann die Art der Krankheitsbewältigung zwar nachvollziehbar, jedoch dennoch dysfunktional sein und sich negativ auf die psychische Verfassung und insbesondere die Lebensqualität der Patienten auswirken. In Kap. 4 wurde sodann zur Verdeutlichung des gegebenen Praxiskontextes auf Rehabilitation und die Rehabilitationsmöglichkeiten bei Hautpatienten, speziell Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen, eingegangen. Es wurden weitere, in der Motivationsforschung bedeutsame Variablen wie das Konzept der Selbstwirksamkeit vorgestellt. Besonderes Gewicht wurde auf das HAPA-Modell (Schwarzer, 2002a, 2007) gelegt. Es stellt den theoretischen Bezugsrahmen für die nachfolgende Untersuchung dar (vgl. Kap. 5). Auf der Grundlage dieser Analyse erwies es sich weiterhin als sinnvoll, neben dem Verfahren zur Erfassung der Selbstwirksamkeit eine eigens entwickelte Copingskala heranzuziehen um zu überprüfen, ob Patienten mit adaptiven Bewältigungsstrategien einen besseren Rehaerfolg aufweisen, als Patienten mit maladaptiven Strategien. Die Fragestellungen, die Testverfahren, das Vorgehen, der institutionelle Rahmen der Datenerhebung und die soziodemographischen und behandlungsbezogenen Charakteristika der Stichprobe werden in Kap. 6 beschrieben. Als erstes Ergebnis zeigte sich, dass sich alle hier eingesetzten Fragebögen für den Einsatz bei Patienten in stationärer, dermatologischer Rehabilitation eignen. Insbesondere der PAREMO20 weist gute teststatistische Eigenschaften auf. Es zeigte sich zudem, dass die Veränderung des Hautzustandes von den Ärzten deutlich positiver eingestuft wird als von den Patienten selbst. Patienten lassen vermutlich zusätzliche, subjektive Informationen in ihre Bewertungen einfließen, z. B. wie eingeschränkt sie sich durch ihre Hauterkrankung noch fühlen. Wie auch aus anderen Studien bekannt, hängen auch hier der Hautzustand und die Lebensqualität nur bedingt zusammen. Ein guter Hautzustand bedeutet nicht gleichzeitig eine gebesserte Lebensqualität und umgekehrt. Die Patienten bringen subjektive Einschätzungen und Erfolgserwartungen in die Maßnahme mit, denen mehr Beachtung geschenkt werden sollte. 8 Diskussion 205 Rehaerfolg wurde in der vorliegenden Arbeit bestimmt durch die Veränderung des Hautzustandes (verschlechtert, verbessert, gleich geblieben), sowohl als objektives Erfolgskriterium (Beurteilung durch Ärzte), als auch als subjektives Kriterium (Beurteilung der Patienten selbst). Neben dem objektiv messbaren Hautzustand wurde die Lebensqualität als Kriterium zur Erfolgsmessung der Behandlungsmaßnahme herangezogen. Hierbei kann Lebensqualität als Indikator für Gesundheit im Sinne der WHO als „weiches Erfolgskriterium“ betrachtet werden. Die zentrale Fragestellung vorliegender Arbeit bezieht sich auf die Vorhersagbarkeit dieser Outcome-Kriterien mithilfe des Rehamotivationsfragebogens PAREMO-20 und des Marburger Hautfragebogens (MHF). Als Hauptergebnis zeigte sich, dass die Erhebung der Rehamotivation zu Beginn einer rehabilitativen Maßnahme sinnvoll ist, um motivationale Defizite aufzudecken (z. B. Mangel an Informationen über die Maßnahme) und einzelne für den Patienten bedeutsame Problembereiche näher zu beleuchten (z. B. körperliche Beschwerden, seelischer Leidensdruck). Diese Informationen sind sicherlich hilfreich für die Planung der nachfolgenden Maßnahmen. Allerdings verhält es sich bezüglich der prädiktiven Validität anders, als in der Literatur vielfach postuliert. Die Erhebung der Rehamotivation leistet keinen bedeutsamen Beitrag zur Vorhersage oben genannter Outcome-Kriterien. Es ist weder möglich den objektiven Rehaerfolg (Veränderung des Hautzustandes als ärztlicher Sicht) noch die Veränderung des Hautzustandes aus Patientensicht (subjektives Erfolgskriterium) vorherzusagen. Auch „weiche“ Erfolgskriterien wie Lebensqualität lassen sich mit dem PAREMO-20 nicht bestimmen. Zudem besitzen weder der MHF noch die Selbstwirksamkeitsskala prognostische Validität für die Vorhersage des Hautzustandes sowohl aus Sicht der Ärzte, als auch aus Sicht der Patienten. Der MHF und die Selbstwirksamkeitsskala besitzen jedoch prädiktive Validität für die Vorhersage der Lebensqualität der Patienten. Dies bedeutet, dass sich anstellte klassischer motivationaler Variablen eher pathopsychologische Variablen finden lassen sollten, die prädiktive Güte in Bezug auf den Rehaerfolg – hier gemessen über die Veränderung der Lebensqualität der Patienten – besitzen. Insbesondere die Gruppe der Patienten mit Verschlechterung der Lebensqualität kann besonders gut diskriminiert werden. Der Erfassung der psychischen Belastungen der Patienten in stationärer, dermatologischer Rehabilitation und der damit einhergehenden Krankheitsbewältigung sollte folglich mehr Rechnung getragen werden. Es folgen nunmehr die Diskussion der Ergebnisse (vgl. Kap. 7), und die sich daraus ergebenden Implikationen für die Forschung und Praxis. 8 Diskussion 206 8.2 Durch den klinischen Rahmen der Studie vorgegebene Einschränkungen Grundsätzlich ist anzumerken, dass in dieser Studie insbesondere das theoretische Konstrukt der Rehamotivation von Nübling et al. (2005) herangezogen und um das Konzept der Lebensqualität, sowie weitere psychische Einflussfaktoren, Selbstwirksamkeit und Coping, ergänzt wurde. Es wurde auch in dieser Studie deutlich, dass das Konstrukt Rehamotivation schwer fassbar und insbesondere schwer abgrenzbar ist zu damit in Bezug stehenden Variablen. Kritisch ist anzumerken, dass in dieser Arbeit nur eine Untersuchungsgruppe zur Verfügung stand. Aus ethischen Gründen war es nicht möglich eine Wartekontrollgruppe in die Studie zu integrieren. Somit ist es nicht möglich, die ermittelten Ergebnisse von jenen abzugrenzen, wie sie möglicherweise in einer unbehandelten, sich noch nicht in der Reha befindlichen Kontrollgruppe aufzufinden sind. Positiv anzumerken ist, dass in der Untersuchungsstichprobe eine sehr ausgewogene Geschlechterverteilung vorliegt (Frauen: 51,60%; Männer: 48,40%) und auch das Altersspektrum ausgenutzt werden konnte, wobei ein großer Teil der Patienten zwischen 41 und 60 Jahren alt ist (63,60%). Der Großteil der Stichprobe befindet sich in fester Partnerschaft (72,00%). Bei dieser Patientengruppe dürften besonders Aspekte sozialer Unterstützung zum Tragen kommen. Für die Studie standen insgesamt die Daten von N=424 Probanden zur Verfügung. Da jeweils nicht bei allen Patienten alle Daten erhoben wurden (z. B. MHF) und nicht alle Patienten alle Fragebögen vollständig ausgefüllt haben, erwies es sich im Nachhinein als hilfreich, eine so große Stichprobe erhoben zu haben, da hiermit für alle statistischen Analysen ausreichend große Datenmengen zur Verfügung standen. 8 Diskussion 207 8.3 Ergebnisdiskussion 8.3.1 Fragestellungen zum Rehamotivationsfragebogen 1a. Lässt sich der Rehamotivationsfragebogen PAREMO-20 bei Patienten anwenden, die sich aufgrund einer berufsbedingten Hauterkrankung in einer stationären rehabilitativen Maßnahme befinden, oder müssen hier spezifische, auf Hautpatienten abgestimmte Aspekte berücksichtigt werden? Der Patientenfragebogen zur Rehamotivation PAREMO-20 ist dazu geeignet, Aspekte von Motivation bei Patienten in berufsdermatologischer Rehabilitation aufzudecken. Es müssen keine spezifischen, auf Hautpatienten abgestimmte Aspekte berücksichtigt werden. Die erste empirische Überprüfung an N=424 Patienten aus diesem Bereich ist viel versprechend; der Fragebogen weist zufrieden stellende statistische Kennwerte auf. Allerdings leiden viele der in dieser Studie teilgenommenen Patienten nicht nur an Berufsdermatosen, sondern auch an anderen dermatologischen Erkrankungen wie z. B. an einer atopischen Dermatitis. Somit war es nicht möglich, maximale Spezifität bezüglich der Zielgruppe herzustellen. Der Anwendungsbereich lässt sich somit auf Personen in dermatologischer Rehabilitation eingrenzen. 1b. Wie ist der PAREMO-20 bei dieser Stichprobe in Bezug auf seine teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? Lässt sich bei dieser Stichprobe die sechs-faktorielle Struktur des Verfahrens replizieren? Lassen sich anhand dieser Faktoren reliable (intern konsistente) Skalen ableiten? Die Schwierigkeiten der Items liegen im mittleren Bereich, sodass gut zwischen den motivierten und unmotivierten Patienten unterschieden werden kann. Zudem liegen die Trennschärfen der Items im mittleren bis hohen Bereich. Die Reliabilitäten fallen zufrieden stellend aus für die Skalen Seelischer Leidensdruck (SL), Änderungsbereitschaft (Ä) und Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), sind allerdings für die anderen drei Skalen verbesserungswürdig. Eine zu geringe Streuung der Itembeantwortungen kann hier nicht die Ursache sein, da die Schwierigkeiten (pi) zufrieden stellend sind (d.h. Antwortskala wird ausgenutzt) und die Trennschärfen (rit) auch sehr zufrieden stellend ausfallen. Zu beachten ist, dass die sechs Skalen jeweils nur aus drei bis vier Items bestehen. Da bei einer Testverlängerung der Anteil der wahren Varianz an der beobachteten Varianz zunimmt und somit die Reliabilität ansteigt (Fisseni, 1997), könnte z. B. eine Testverdoppelung nach der Spearman-Brown-Formel zu einer Verbesserung der Reliabilitäten führen. Bühner (2006) merkt zudem an, dass heterogene Oberkonstrukte oft nur bedingt 8 Diskussion 208 reliabel sind. Bei Rehamotivation handelt es sich um ein derartiges heterogenes Konstrukt mit inhaltlich sehr unterschiedlichen Items. Allerdings sollten die Subdimensionen homogen sein. Dies ist wie gezeigt wurde der Fall. Die bestehenden Interkorrelationen zwischen den Skalen fallen größtenteils gering aus. Die einzelnen Skalen erfassen somit unterschiedliche Aspekte von Rehamotivation. Die zweithöchste Korrelation findet sich zwischen der Skala Seelischer Leidensdruck (SL) und der Skala Körperbedingte Einschränkungen (KB) (r=.37**). Dies ist inhaltlich nachvollziehbar, da beide Skalen die Belastungen – psychisch wie physisch – erfassen. Zudem hatten auch die Autoren im Laufe der Fragebogenentwicklung bereits vorgeschlagen, beide Skalen zu einer zusammenzufassen. Ferner findet sich eine höhere Korrelation zwischen der Skala Seelischer Leidensdruck (SL) und der Skala Änderungsbereitschaft (Ä) (r=.33**) sowie zwischen den Skalen Änderungsbereitschaft (Ä) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) (r=.39**). Dies deutet darauf hin, dass Patienten, die seelischen Leidensdruck verspüren oder stark unter ihren körperlichen Beschwerden leiden, auch eher dazu motiviert sind, diesen Zustand ändern zu wollen. Somit kann der Grad der körperlichen oder seelischen Belastung als ein Indikator für Änderungsmotivation angesehen werden. Es findet sich eine geringe signifikante Korrelation zwischen den Skalen Änderungsbereitschaft (Ä) und Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn (SU) (r=.23**), die darauf hindeutet, dass sich soziale Unterstützung ebenfalls positiv auf Änderungsmotivation auswirken könnte, wie dies vielfach postuliert wird (vgl. Kap. 2.3.3). Naturgemäß erlauben korrelative Befunde jedoch letztlich keine kausalen Aussagen. Insgesamt erweist sich der PAREMO-20 auf der Grundlage der aufgeführten Befunde und Überlegungen als geeignet, um erste inhaltliche Analysen anzustellen, beispielsweise wenn es darum geht, einzelne Gruppen von Patienten miteinander zu vergleichen. Hierbei können Vergleiche jeweils auf Skalenebene vorgenommen werden. Bei der Stichprobe berufsdermatologischer Patienten lässt sich die sechs-faktorielle Struktur des PAREMO-20 replizieren. Es lassen sich anhand dieser Faktoren reliable (intern konsistente) Skalen ableiten. Die Items laden alle im Sinne der Einfachstruktur hoch auf jeweils einem, und niedrig bzw. um Null auf den anderen Faktoren. Dies kann als Hinweis auf die Konstruktvalidität des Fragebogens gewertet werden. Die hohen Kommunalitäten vieler Items können zudem als Schätzung für die Reliabilität herangezogen werden. Für die dermatologische Klientel ist die Trennung von seelischen und körperlichen Beschwerden das angemessene Modell. Auf Faktor 1 laden die Items der Skala Seelischer Lei- 8 Diskussion 209 densdruck (SL) und ein Item der Skala Körperbedingte Einschränkungen (KB). Die Faktorenanalyse zeigt, dass dem seelischen Leidensdruck ein starkes Gewicht im Bereich der rehabezogenen Aspekte zukommt, da dieser Faktor alleine 32,65% der relativen Varianz aufklärt. Dies spiegelt auch den in der Forschung oft gezeigten engen Zusammenhang zwischen körperlichen und seelischen Faktoren bzw. deren Wechselwirkungen auch im rehabilitativen Setting wieder (vgl. Härter et al., 2007a). Insbesondere diesen Variablen sollte im Rehaprozess größere Beachtung geschenkt werden. 1c. Welche Hinweise ergeben sich aus Drittvariablen (z. B. spezielle Patientencharakteristika) für die Validität des Tests? Die Tatsache, dass Frauen auf den Skalen Seelischer Leidensdruck (SL) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) höhere Werte aufweisen als Männer entspricht, trotz der eher geringen Effektstärken, dem Forschungsstand. Ebenfalls ist unter geschlechtsspezifischen Aspekten bekannt, dass sich Frauen mehr mit Gesundheitsthemen auseinandersetzen und somit auch höhere Werte auf der Skala Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen angeben. Erwartungsgemäß weisen Patienten in Partnerschaft höhere Werte auf der Skala Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU) auf als alleinstehende Patienten (vgl. Kap. 2.3.3), die der Maßnahme gegenüber deswegen vermutlicherweise auch skeptischer gegenüberstehen. Auch die Tatsache, dass sich Patienten aus Gesundheitsberufen informierter über die Rehamaßnahme einstufen und zudem weniger skeptisch gegenüber der Maßnahme sind als Patienten aus dem Bereich Metall/Bau/Holz ist nachvollziehbar und lässt sich durch den Beruf erklären. Patienten aus Gesundheitsberufen interessieren sich vermutlich grundsätzlich mehr für medizinische Inhalte und Maßnahmen bzw. kennen sich hier besser aus, was dann ebenfalls die Skepsis schmälern dürfte. Allerdings könnte auch ein Geschlechtereffekt ursächlich für die Unterschiede sein. Im Bereich Metall/Holz/Bau sind vorwiegend männliche Patienten tätig, während sich in den Gesundheitsberufen primär Frauen finden lassen. Zur Prüfung sollten zwei-faktorielle Varianzanalysen (feste Faktoren: Geschlecht und Beruf; abhängige Variable: jeweils die Skalen des PAREMO-20) gerechnet werden. Aufgrund der extremen Unterschiede in den Stichprobengrößen (beispielsweise bei Skala SL des PAREMO, Metallberufe: Männer: n=115, Frauen: n=5; Gesundheitsberufe: Männer: n=22, Frauen: n=99) wurde letztlich auf die Analyse verzichtet. Es lässt sich hier somit nicht klären, welche Variable für den Befund verantwortlich ist. Dass sich Patienten mit vorheriger stationärer Heilbehandlung oder Teilnahme an einem Hautschutzseminar informierter über die anstehende Maßnahme einstufen, war zu erwarten. 8 Diskussion 210 Gleichzeitig ist nachvollziehbar, dass die Patientengruppe, die bereits eine stationäre Maßnahme durchlaufen hat, der Maßnahme gegenüber skeptischer eingestellt ist, als die Gruppe ohne vorherige stationäre Heilbehandlung. Die Tatsache allein, dass eine erneute Heilbehandlung nötig ist (folglich die vorherige nicht ausreichend war), mag die Hoffnung auf Erfolg schmälern und zu einer eher negativen Erwartungshaltung beitragen, die dann zu einer eher skeptischen Grundhaltung führt (z. B. PAREMO-20 Item Nr.10: „Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich meine Beschwerden bessern.“). Es ist daher auch verständlich, dass sich ein signifikanter, wenn auch niedriger Zusammenhang zwischen der Beschwerdedauer und der Skala Skepsis finden lässt (r=.11*). Erwartungsgemäß sind auch die Ergebnisse der Vergleiche von berufstätigen Patienten mit arbeitslosen/arbeitsunfähigen Patienten ausgefallen. Arbeitslose/Arbeitsunfähige geben höhere Beeinträchtigungen im Bereich körperliche Beschwerden an und erleben zudem mehr soziale Unterstützung als berufstätige Patienten. Zum einen ist bekannt, dass Arbeitslose/Arbeitsunfähige häufig als Folge der aktuellen Lebenssituation unter multiplen körperlichen und/oder psychischen Symptomen leiden. Zum anderen könnten die körperlichen Beschwerden auch ein Grund für die Arbeitsunfähigkeit/Arbeitslosigkeit sein. So wäre es auch verständlich, dass diese Gruppe mehr Änderungsmotivation aufweist (Es steht mehr auf dem Spiel). Vermutlich zeigen sich diese Teilnehmer aufgrund der ungünstigeren Ausgangssituation auch skeptischer der Maßnahme gegenüber. Diese Befunde können als Hinweis auf eine mögliche diskriminative Validität des Testverfahrens gewertet werden. Interessant ist, dass Patienten, deren Hautzustand sich im Verlauf der Rehabilitation und der Zeit danach nicht gebessert hat, zu Beginn der Maßnahme bei Messung der Rehamotivation auf der Skala Skepsis hochsignifikant höhere Werte angaben als die Patienten, deren Hautzustand sich verbessert hat. Daraus könnte geschlussfolgert werden, dass sich ein hohes Maß an Skepsis gegenüber der Maßnahme eher negativ auf den Rehaerfolg auswirkt. Vermutlich unternimmt eine Person weniger Anstrengungen beim Durchlaufen der Rehabilitation, wenn sie nicht an die Maßnahme glaubt (Verhaltens-Ergebnis-Erwartung). Allerdings wäre es auch möglich, dass diese Patientengruppe einen von vorneherein hartnäckigeren Hautbefund aufweist, sodass die Skepsis berechtigt ist und infolgedessen ein Gleichbleiben des Hautzustandes eher die Regel ist und schon als Erfolg gewertet werden kann, im Vergleich zu einer weiteren Verschlechterung. 8 Diskussion 211 2. Wie schätzen die Ärzte die Rehamotivation ihrer Patienten ein? Wo und in wie weit bestehen Unterschiede in den Beurteilungen zwischen Patienten und Ärzten? Als Ausschlusskriterium für die Studienteilnahme am HVBG-Projekt für die Rehamaßnahme gilt unter anderem die schlechte oder fehlende Motivation des Versicherten (Frage 2, T1). Allerdings kann dann im selben Fragebogen die Motivation des Patienten vom behandelnden Arzt eingeschätzt werden, sodass theoretisch auf eine Fremdbeurteilung der Motivation zurückgegriffen werden kann. Es muss aber angemerkt werden, dass die Aussagekraft der Fremdbeurteilungen durch die Ärzte gering ist, bzw. die Beantwortung seitens der Ärzte sowohl zum Messzeitpunkt T1 als auch T4 so gut wie ausschließlich in Richtung motiviert bis sehr motiviert geht (vgl. Kap. 7.3). Demnach gibt es quasi keine unmotivierten Patienten. Es zeigt sich zudem, dass die Patienten, unabhängig von dem von den Ärzten zu T1 eingeschätzten Schweregrad der Hauterkrankung zum Messzeitpunkt T4 immer noch als sehr motiviert (n=176) bzw. motiviert (n=89) eingestuft werden (Gesamt-N=281). Im Vergleich zum aktuellen Forschungsstand zur Patientenmotivation für medizinische Maßnahmen bzw. Rehabilitation (vgl. Kap. 2.7) fallen diese Ergebnisse deutlich positiver aus als bekannt und erwartet. Die Daten können zumindest für die hier dargestellte Untersuchung letztlich nicht gewinnbringend genutzt werden. Die Fremdeinschätzung der Motivation eignet sich vermutlich nicht, um reliabel und valide die tatsächliche Anzahl motivierter bzw. unmotivierter Patienten zu bestimmen. Es sind im Rahmen der ROQ-Studie keine Ratertrainings zur Anwendung gekommen. Eine Überprüfung der Beurteilerübereinstimmung hat nicht stattgefunden. Schon Deck (2006) weist darauf hin, dass Experten oft das als Motivation ausmachen, was sie selber darunter verstehen bzw. was ihnen wichtig ist, sodass fehlende Objektivität der Einschätzung anzunehmen ist. Die Beurteilung durch die Ärzte ist zudem inhaltlich sehr wenig differenziert und bezieht sich nur auf ein einziges Item mit den Antwortmöglichkeiten „sehr motiviert“, „motiviert“, „weniger motiviert“ und „nicht motiviert“. Was die beurteilenden Ärzte in ihrer Einschätzung letztlich unter Motivation verstehen, bleibt unklar. Verbindliche InterraterKriterien, was unter sehr motiviert bzw. z. B. unmotiviert zu verstehen ist, gibt es hier nicht. Positiv ist anzumerken, dass bei dieser Untersuchung zur Rehamotivation der Patienten überhaupt an die Beurteilung der Motivation durch den behandelnden Arzt gedacht wurde, da dies häufig gänzlich vernachlässigt wird. Zudem sei angemerkt, dass es sich bei der Behandlungsdokumentation im Rahmen der Studie letztlich um ein Forschungsinstrument handelt, das 8 Diskussion 212 noch weiter evaluiert und modifiziert wird. Auch wenn die Erhebung der Motivation durch Experten grundsätzlich mit vielen Problemen behaftet ist, so ist trotzdem positiv hervorzuheben, dass die Motivation der Patienten hier nicht direkt, sondern indirekt erfasst wurde. Bei direkter Erfassung („Sind Sie motiviert dazu …“) ist anzunehmen, dass viele Patienten ihre Motivation überschätzen und die Messung nur eine ungenügende Validität besitzt. Zudem stellt dann vermutlicherweise auch soziale Erwünschtheit ein ernst zu nehmendes Problem dar. Langfristig wäre es sinnvoller, wenn man auf Fremdeinschätzungen zurückgreifen könnte, welche z. B. die durch den PAREMO-20 erhobenen Skaleninhalte aufgreifen, um zu einer differenzierteren und am Forschungsstand orientierten Einschätzung zu kommen. Durch die Einschätzung von Teilaspekten der Motivation (wie Leidensdruck oder Informationsstand) könnten hilfreiche Informationen gewonnen werden, um individuelle Gründe für mangelnde Motivation zu beleuchten und diesen entgegenzuwirken. Dies würde auch die Vergleichbarkeit von Selbst- und Fremdeinschätzungen erleichtern. Zudem ist unabhängig von dieser Studie bekannt, dass die alleinige Motivationseinschätzung der Ärzte vermutlich wenig aussagekräftig ist (vgl. Kap. 2.6). 3. Welcher Zusammenhang ergibt sich zwischen der initialen Rehamotivation (bzw. deren Indikatoren) und dem tatsächlich umgesetzten Gesundheitsverhalten? Es lassen sich, anders als vermutet, kaum Zusammenhänge zwischen den Indikatoren der initialen Rehamotivation bei Messzeitpunkt T1 und dem tatsächlich umgesetzten Gesundheitsverhalten finden, gemessen über die Umsetzung gesundheitspsychologischer Maßnahmen im Alltag durch den Fragebogen zur Krankheitsbewältigung (COP) zum Messzeitpunkt T4. Die Korrelationen zwischen den Skalen des PAREMO-20 und der Copingskala fallen äußert gering aus; lediglich die Skala Informationsstand bezüglich Rehamaßnahmen (I) und Skepsis (S) korrelieren niedrig signifikant mit der Copingskala (COP). Zudem ist die Erfassung von Zusammenhängen zwischen der initialen Rehamotivation und der Intention der Patienten für weiteres Gesundheitsverhalten hier nicht möglich. Dies sollte über die Erhebung der Verhaltensintention der Patienten, Hautschutz- und Hautpflegemaßnahmen auch in Zukunft umsetzen zu wollen, erhoben werden. Allerdings gaben in der vorliegenden Arbeit so gut wie alle Patienten an, Hautschutz- und Hautpflegemaßnahmen auch in Zukunft umsetzen zu wollen. Deshalb war eine weitere Analyse in Bezug zur Rehamotivation nicht angezeigt. Vermutlich kommt hier soziale Erwünschtheit zum Tragen (vgl. Kap. 6.5.3.3). Wie diese zu kontrollieren ist, sollte in künftigen Studien erprobt werden. 8 Diskussion 213 4. Welcher Zusammenhang ergibt sich zwischen der initialen Rehamotivation (bzw. deren Indikatoren) und dem Hautzustand im Verlauf von Messzeitpunkt T1 zu T4? Kann mit der Rehamotivation die Veränderung des Hautzustandes vorhergesagt werden? Es ist in dieser Studie nicht gelungen, durch die Indikatoren der initialen Rehamotivation die Entwicklung des Hautzustandes vorherzusagen. Angenommen worden war, dass die Patienten, die zu Rehabeginn motivierter sind, vermutlich auch einen im Verhältnis besseren Hautzustand erreichen, als Patienten mit geringer Motivation, da erstere vermutlich aktiver und kontinuierlicher an der Besserung des Hautzustandes mitwirken. Auch in der allgemeinen Reha-Forschung weisen viele Ergebnisse darauf hin, dass es einen positiven moderaten Zusammenhang zwischen Rehamotivation und Rehaerfolg gibt (vgl. Kap. 2). Der PAREMO-20 besitzt entgegen der Annahmen von Nübling et al. (n.d.) in Bezug auf die Erreichung der Behandlungsziele, hier Veränderung des Hautzustandes vom Messzeitpunkt T1 zu Messzeitpunkt T4, keine prädiktive Validität. Dies betrifft sowohl das objektiv messbare Kriterium (Urteil der Ärzte) als auch die subjektiven Einschätzungen der Patienten selbst. Beispielsweise konnten in Bezug auf die subjektive Einschätzung des Hautzustandes durch die Patienten nur 42% der ursprünglich gruppierten Fälle mit dem PAREMO-20 korrekt klassifiziert werden. Dies ist erstaunlich, da Rehamotivation in der Literatur insbesondere im Zusammenhang mit Rehaerfolg, wozu auch ein „hartes“ Erfolgskriterium wie Hautzustand zählt, gesehen wird. 5. Kann die Erhebung der initialen Rehamotivation insgesamt zur Erfolgsmessung herangezogen werden? Inwiefern lassen sich indirekte Outcome-Kriterien (wie Lebensqualität) aufgrund der Rehamotivations-Skalen vorhersagen? Auch unabhängig von der Veränderung des Hautzustandes eignet sich der PAREMO-20, trotz seiner guten teststatistischen Eigenschaften, hier nicht dazu, andere Outcome-Kriterien wie die Veränderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität vorherzusagen. Auch hier weist der Fragebogen keine prädiktive Validität auf. Nur die Hälfte der Fälle konnte korrekt klassifiziert werden. Vermutlich wird die Lebensqualität durch andere Variablen determiniert. Motivation alleine kann diese nicht vorhersagen. Zudem wurde die Motivation zu Rehabeginn erfasst. Es kann sein, dass sich im Laufe der Rehabilitation eine Reihe von Faktoren ergeben hat (z. B. Entspannung des Verhältnisses zum Arbeitgeber durch Informationen, Aneignen von Strategien zum Umgang mit der Erkrankung über Mitpatienten, Verbesserung der psychischen Verfassung), die für die Determination der Lebensqualität größere Auswirkungen besitzen. Möglich ist auch, dass Motivation alleine 8 Diskussion 214 nicht ausreicht, um eine tatsächliche Lebensqualitätsveränderung zu bewirken. Vielleicht ist Motivation nur eine Variable – unter vielen – die in Wechselwirkung mit den anderen Variablen den Copingprozess und den Rehaverlauf beeinflusst. Ob jemand, der z. B. bei Rehabeginn hochmotiviert ist, auch tatsächlich sein Verhalten ändern wird, bleibt hier fraglich (Intentions-Verhaltens-Lücke). Motivation führt also, anders als im HAPA-Modell, postuliert nicht zwangsläufig zur Umsetzung des intendierten Verhaltens. Der Planungsprozess wird vermutlich von einer Vielzahl von Variablen beeinflusst. Dies betrifft die Handlungsplanung (action planning) als auch besonders die Bewältigungsplanung (coping planning) (Schwarzer, 2009). Gerade im Prozess der Bewältigungsplanung scheinen Variablen wie die psychische Verfassung eine entscheidende Rolle zu spielen. 6. Inwiefern hängt die Beschwerdebelastung mit dem Grad der Motiviertheit der Patienten zusammen? Die Skalen Seelischer Leidensdruck (SL) und Körperbedingte Beeinträchtigungen (KB) des PAREMO-20 scheinen ähnlich der Skalen des MHF die psychische und physische Beschwerdebelastung der Patienten zu messen, da sich hier ausschließlich hochsignifikante Korrelationen zwischen diesen Skalen (PAREMO-20 und MHF) finden lassen. Somit erfassen die Skalen SL und KB streng genommen nicht das, was man unter Motivation verstehen würde, sondern – je nach Stichprobe – die spezifischen Belastungen, die mit einer körperlichen Erkrankung auftreten können, und dann vermutlich im weiteren (motivationalen) Prozess der Behandlung eine Rolle spielen. Zudem korrelieren alle Skalen des MHF hochsignifikant mit der Skala Ä (Änderungsbereitschaft) des PAREMO-20. Je mehr psychische Beeinträchtigungen und Beschwerden ein Patient vorweist, desto eher scheint er die Notwendigkeit zu sehen, selber etwas zur Besserung seiner Beschwerden beizutragen zu wollen bzw. etwas ändern zu wollen; dies ist plausibel. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass psychische Beeinträchtigungen und damit verbundene Schwierigkeiten der Krankheitsbewältigung wichtige Voraussetzungen für Änderungsmotivation darstellen könnten. Weitere Erforschung der Determinanten und Zusammenhänge ist ratsam. Ferner findet sich eine, wenn auch geringe, signifikante Korrelation zwischen der Skala Informationssuche (z2) des MHF und der Skala Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I) des PAREMO-20. Dieses Ergebnis spricht für die Konstruktvalidität der beiden Skalen. 8 Diskussion 215 8.3.2 Fragestellungen zum Marburger Hautfragebogen 1. Lässt sich der Marburger Hautfragebogen, bei dem es um die Bewältigung von Hautkrankheiten geht, in seiner Anwendbarkeit auf Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen übertragen? Oder handelt es sich bei Patienten mit Berufsdermatosen um eine eigene, spezifische Stichprobe, die auch spezielle Testverfahren benötigt? Der Marburger Hautfragebogen ist dazu geeignet, bei Patienten mit Berufsdermatosen angewandt zu werden. Diese benötigen bezüglich der dermatologischen Beschwerden offenbar keine speziellen Testverfahren. Dies kann daran liegen, dass viele der Patienten letztlich auch an einer atopischen Disposition bzw. weiteren Hauterkrankungen (z. B. atopische Dermatitis) leiden, wie dies auch in den Normierungsstichproben der Autoren der Fall ist. So liegt bei knapp 70% der Patienten als zweite Diagnose ein atopisches Ekzem oder eine atopische Dermatitis vor. Zudem haben Befragungen einzelner Patienten vor der Datenerhebung (und auch Rückfragen im Verlauf der Erhebung) gezeigt, dass der Fragebogen inhaltlich auf sehr große Akzeptanz stieß, da die Patienten in den Items ihre spezifischen Probleme und Sorgen abgebildet sahen. Spezielle Aspekte könnten für die hier vorgestellte Klientel in beruflichen Schwierigkeiten/Sorgen aufgrund der Hauterkrankung liegen. Beispielsweise könnten für künftige Studien Items zum Thema Mobbing durch Kollegen, Probleme mit dem Chef wegen der Hauterkrankung oder Ängste um die berufliche Zukunft und den Arbeitsplatz entwickelt werden, da sich in der Praxis zeigt, dass dies Probleme sind, welche die Patienten häufig psychisch stark belasten und verunsichern. 2. Wie ist der MHF bei dieser Stichprobe in Bezug auf seine teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? Die Ergebnisse der Itemanalysen können als zufrieden stellend beurteilt werden. Die Trennschärfen fallen für fast alle Items hoch aus, die Schwierigkeiten liegen im mittleren Bereich. Es kann folglich mit dem MHF gut zwischen belasteten und nicht belasteten Patienten unterschieden werden. Die Reliabilitäten der Skalen sind als sehr zufrieden stellend einzustufen, und liegen für die vier Hauptskalen (Soziale Ängste/Vermeidung, Juckreiz-Kratz-Zirkel, Hilflosigkeit und Ängstlich-depressive Stimmung) zwischen α=.86 und α=.94. Dies weist auf eine hohe Messgenauigkeit der Skalen hin. Die Reliabilitäten für die zwei Zusatzskalen fallen etwas zu gering aus. Insgesamt decken sich alle diese Befunde mit denen der Autoren in den Normierungsstichproben. 8 Diskussion 216 Die Interkorrelationen der Skalen des MHF sind plausibel. Sie geben einen Hinweis auf einen eher depressiven Bewältigungsstil bei chronischen Hauterkrankungen, der sich durch eine eher hilflose, passive bzw. vermeidende und ängstliche Stimmung auszeichnet, was sich beispielsweise in den hohen Korrelationen zwischen den Skalen Hilflosigkeit (hlk) und Ängstlich-depressiver Stimmung (äds) oder zwischen den Skalen Soziale Ängste/Vermeidung (säv) und Hilflosigkeit zeigt. Beschwerden, die durch ständigen Juckreiz und Kratzen ausgelöst werden, wie Schlaflosigkeit oder das Gefühl, den Juckreiz nicht kontrollieren zu können, dürften zur Manifestation dieser Grundhaltung beitragen. Zudem leiden viele der untersuchten Patienten bereits seit mehreren Jahren, wenn nicht lebenslang, unter Hautproblemen. Seikowski (1999) weist darauf hin, dass eine chronische Hauterkrankung oft nicht kontinuierlich besteht, sondern dass durchaus auch hauterscheinungsfreie Zeiten auftreten. Dies führe dann zu Wechselwirkungen von Hoffnung („Heilung“) und Verzweiflung (Schub). Auch unter diesem Gesichtspunkt sind Tendenzen von Hilflosigkeit verstehbar. Isolationstendenzen und Rückzug, sowie Einschränkungen sozialer Aktivitäten (Beispiel Hobbies) tragen zudem zu einem eher depressiven Bewältigungsstil bei und wirken sich negativ auf die Lebensqualität der Betroffenen aus. Auch wenn der MHF laut Autoren Krankheitsbewältigung erfasst, macht es bei genauerer Betrachtung der Iteminhalte und der Analysen bei der hier untersuchten Stichprobe den Anschein, als wenn der Fragebogen eher die Beschwerden (psychisch und physisch) mit und durch die Hauterkrankung erfasst, als reine Krankheitsbewältigung. Es scheint so, dass die erfasste Krankheitsbewältigung gleichzeitig bereits wiederum Beschwerden beinhaltet, die als Symptome gewertet werden können (z. B. Hilflosigkeit, Ängste), sodass es hier zu einer Konfundierung von Beschwerden und Bewältigung kommt. Die Tatsache, dass die Interkorrelationen der Skalen insgesamt hoch und zudem hoch signifikant ausfallen, ist zum einen nicht verwunderlich, da ein gemeinsames Oberkonstrukt gemessen werden soll (Krankheitsbewältigung). Dies lässt auch vermuten, dass es sich nicht um sechs unabhängige Skalen handelt, die ganz unterschiedliche Aspekte von Krankheitsbewältigung und damit einhergehenden psychischen Beschwerden messen, sondern eher um eine Art Generalfaktor. Möglicherweise sollte die von den Autoren vorgeschlagene Skalenunterteilung, zumindest für die hier beschriebene Stichprobe, aufgehoben werden. Diese Ergebnisse werden gestützt von den Ergebnissen der Faktorenanalyse. Diese legt ebenfalls nahe, dass es sich beim MHF eher um ein eindimensionales Verfahren handelt, als einen sechsskaligen Test. Dies zeigt sich darin, dass alleine der erste Faktor 62,24% der relativen Varianz aufklärt. Hier laden fast alle Items der Skala Juckreiz-Kratz- 8 Diskussion 217 Zirkel sowie mehrere Items der Skala Hilflosigkeit. Diese Variablen werden im Zusammenhang mit Hauterkrankungen häufig hervorgehoben und als besonders belastend eingestuft (vgl. Kap. 3.2), sodass dieses Ergebnis plausibel ist. Dieser Befund legt auch nahe, dass gerade dem Juckreiz und seiner Bewältigung verstärkte Beachtung zukommen sollte, da sich diese Variable in der Folge auch negativ auf andere Aspekte auswirken (Schuldgefühle, Rückzug durch aufgekratzte Haut, Stigmatisierungsgefühle, Hilflosigkeit, schlechter Hautzustand, chronischer Schlafmangel etc.) und die Entwicklung weiterer psychischer Problematiken (wie Depressionen) begünstigen kann. Gestützt wird dies dadurch, dass Aspekte wie Soziale Ängste/Vermeidung (Ladung von 10 der 15 Items auf Faktor 2) und Ängstlich-depressive Stimmung (alle Items laden auf Faktor 3), die Faktoren mit den nächst höchsten Ladungen sind. Insbesondere die drei ersten Faktoren scheinen folglich bedeutungsvoll zu sein. Führt man eine Faktorenanalyse auf Skalenebene über alle in dieser Studie eingesetzten Skalen durch, so laden alle sechs Skalen des MHF hoch im Sinne der Einfachstruktur auf Faktor 1. Nur die Skala Ängstlich-depressive Stimmung (äds) lädt zudem auf Faktor 2 (vgl. Kap. 7.1.8). Dies lässt ebenfalls den Schluss auf einen Generalfaktor zu. 3. Welche Hinweise ergeben sich aus Drittvariablen (z. B. spezielle Patientencharakteristika) für die Validität des Tests? Betrachtet man das Geschlecht der Patienten im Zusammenhang mit dem Antwortverhalten im Marburger Hautfragebogen, so zeigt sich, dass Frauen sich auf vier der sechs Skalen (Soziale Ängste/Vermeidung, Juckreiz-Kratz-Zirkel, Hilflosigkeit, Ängstlich-depressive Stimmung) als hochsignifikant belasteter zeigen als Männer. Die Effektstärken sind als mittel bis hoch einzustufen. Das Ergebnis verwundert nicht und entspricht dem Forschungsstand in Bezug auf z. B. Prävalenzen für Ängste oder Depressionen. Hier weisen Frauen 2-3 Mal so hohe Raten auf wie Männer (vgl. z. B. Ergebnisse von Windemuth et al., 1999 bei dermatologischen Patienten). Die Ergebnisse sprechen für eine hohe Konstruktvalidität. Sie deuten darauf hin, dass insbesondere der psychischen Verfassung der Frauen in diesen Teilbereichen Rechnung getragen werden sollte. Warum Patienten ohne Partnerschaft auf der Skala Ängstlich-depressive-Stimmung sowie auf der Skala Einschränkung der Lebensqualität signifikant niedrigere Werte angaben als Patienten mit Partner bleibt fraglich. Klinische Beobachtungen legen nahe, dass sich Patienten in Partnerschaft möglicherweise mehr unter Druck empfinden oder auch mehr Erwartungsdruck durch den Partner verspüren, wenn sie gesundheitlich und damit in ihrem Aktivitätenradius 8 Diskussion 218 eingeschränkt sind. Patienten berichten in der Praxis z. B. häufig, sich neben dem gesunden Partner als nutzlos oder minderwertig zu fühlen. Patienten, deren Lebensqualität sich von T1 zu T4 nicht verbessert hat, weisen bei T1 signifikant niedrigere Mittelwerte auf der Skala Juckreiz-Kratz-Zirkel auf, als Patienten, deren Lebensqualität sich verbessert hat (vgl. Kap. 7.4.3.6). Vermutlich empfinden Patienten, die sich zusätzlich durch Juckreiz und Kratzverhalten beeinträchtigst sehen, eine höhere Belastung durch die Erkrankung, als Patienten, die eben nicht oder wenig mit Juckreiz zu tun haben. Bei Patienten mit Juckreiz spielen z. B. Anspannung oder Probleme mit dem Schlaf eine Rolle. In Studien zu psychosozialen Belastungsfaktoren bei Hauterkrankungen und in theoretischen Überlegungen wird dieser Aspekt immer wieder betont (vgl. Kap.3). Dies zeigt sich auch in der Praxis, z. B. im Rahmen des Seminars „Juckreiz- und Krankheitsbewältigung“ während der stationären Maßnahme in Osnabrück. Möglicherweise gelingt es durch die stationäre Maßnahme (medikamentöse Therapie, Seminare, Austausch mit anderen Betroffenen im Sinne eines sozialen Copings) den Patienten zu ermöglichen, anders/besser mit ihrem Juckreiz umzugehen. Dies mag zu einer Erleichterung/Beruhigung der Patienten beitragen, sodass sie – im Vergleich zu den Patienten ohne Juckreiz – subjektiv einen größeren Zuwachs an Lebensqualität feststellen. Patienten ohne Juckreiz merken im Seminar häufig an, froh zu sein, nicht zusätzlich durch Juckreiz und damit zusammenhängende Faktoren beeinträchtigt zu sein. 4. Eignet sich die Erhebung der Krankheitsbewältigung/psychischen Verfassung zu Beginn der Maßnahme zur Vorhersage vorher postulierter Outcome-Kriterien (Lebensqualität, Hautzustand)? Während die prognostische Validität des PAREMO-20 nicht gegeben ist und dieser Fragebogen nicht zur Vorhersage der einzelnen Outcome-Kriterien wie Hautzustand oder Lebensqualität beiträgt, ergibt sich für den MHF ein anderes Bild. Hier lassen sich eher pathopsychologische Variablen innerhalb dieses Verfahrens finden, die prädiktive Güte in Bezug auf die Veränderung der Lebensqualität der Patienten besitzen (vgl. Kap. 8.3.3). Dies ließ sich mittels Diskriminanzanalyse und logistischer Regressionsanalyse zeigen. Über 80% der ursprünglich gruppierten Fälle konnten korrekt klassifiziert werden (Diskriminanzanalyse). In Bezug auf die standardisierten kanonischen Diskriminanzfunktionskoeffizienten leisten die Variablen Hilflosigkeit (Skala hlk), Soziale Ängste/Vermeidung (Skala säv) und Ängstlichdepressive Stimmung (Skala äds) den größten Beitrag. Bei Patienten mit Hauterkrankungen 8 Diskussion 219 spielen diese Variablen im Rahmen der Krankheitsbewältigung eine wesentliche Rolle. Oftmals berichten Patienten mit chronischen Hauterkrankungen von Gefühlen der Hilflosigkeit, da sie das Gefühl haben, die Symptome nicht kontrollieren zu können. Zudem führen Hauterkrankungen oftmals dazu, dass sich Patienten aus sozialen Bezügen zurückziehen (müssen) oder soziale Situationen bewusst vermeiden. Hilflosigkeit und Rückzugsverhalten bzw. Ängste sind Variablen, die in Zusammenhang mit depressiver Stimmung gebracht werden (vgl. Kap. 3), sodass es nicht verwundert, wenn auch diese Variable einen Beitrag zur Diskrimination leistet. Betrachtet man die logistische Regressionsanalyse, so werden insgesamt knapp 90% der Patienten richtig erkannt. Hier leistet insbesondere die Variable Juckreiz (Skala jkz) einen statistisch signifikanten Beitrag zur Vorhersage. Wenn man die Folgeprobleme und Belastungen bedenkt, die sich bei Patienten mit chronischen Hauterkrankungen (z. B. atopische Dermatitis) aufgrund von Juckreiz und Kratzen entwickeln, ist nachvollziehbar, warum gerade diese Variable einen Beitrag zur Vorhersage der Lebensqualität liefert (dieses Ergebnis zeigte sich auch im Gruppenvergleich mittels t-Test). Allerdings ist der MHF, wie der PAREMO-20, nicht geeignet, die objektive Veränderung des Hautzustandes (beurteilt durch die Ärzte) sowie die subjektive Veränderung des Hautzustandes (beurteilt durch die Patienten) vorherzusagen. In Bezug auf die subjektive Einschätzung der Patienten konnten nur 41,70% der Patienten korrekt klassifiziert werden, beim ärztlichen Urteil ließen sich immerhin 60,70% der ursprünglich gruppierten Fälle korrekt durch den MHF klassifizieren. Wilks-Lambda wurde in beiden Fällen aber nicht signifikant. Vermutet worden war zum einen, dass Patienten, die sich als belastet einstufen, mehr Anstrengungen unternehmen, den Hautzustand zu verbessern, und somit im Verlauf einen besseren Hautzustand aufweisen, als Patienten, die geringe Belastungen verspüren. Andererseits könnte vermutet werden, dass Patienten mit geringer Bewältigungskompetenz vielleicht mehr Schwierigkeiten haben, sich aktiv für die Besserung des Hautzustandes einzusetzen, eben weil sie durch schlechte Stimmung und Rückzugsverhalten eher antriebsgehemmt und weniger aktiv werden. Festgehalten werden kann, dass das Wissen über die Art der Krankheitsbewältigung der Patienten und ihre Beschwerden (besonders für den Bereich psychischen Variablen) geeignet ist, „weiche“ Erfolgskriterien wie Lebensqualität vorherzusagen, jedoch nicht „harte“ Erfolgskriterien wie Hautzustand. 8 Diskussion 220 8.3.3 Fragestellungen zum Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogen 1. Lässt sich der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) auch bei Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen anwenden oder sollte für Patienten mit Berufsdermatosen ein spezifischer Fragebogen zur berufsdermatologischen Lebensqualität entwickelt werden? Der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) lässt sich auch bei Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen anwenden. Es scheint nicht zwingend nötig, einen spezifischen Fragebogen zur berufsdermatologischen Lebensqualität zu entwickeln. Aus inhaltlichen Gesichtspunkten ist es ergänzend von Vorteil, Aspekte von Lebensqualität – oder besser Lebensqualitätsverschlechterung – die speziell im Zusammenhang mit berufsbedingten Hauterkrankungen auftreten, wie Sorgen und Ängste um den Arbeitsplatz, die berufliche Weiterentwicklung oder z. B. Probleme mit Kollegen zu erfassen. Hierfür steht der Fragebogen zur Lebensqualität bei Patienten mit berufsbedingten Hautveränderungen, LIOD (Batzdorfer et al., 2004) zur Verfügung, der bereits im Rahmen der stationären Maßnahme in Osnabrück (TIP) erprobt wird. Er enthält Items wie Item Nr. 7: „Wie stark fühlten Sie sich in den letzten drei Monaten auf Grund Ihrer Hautveränderungen von einer Berufsaufgabe bedroht?“. Erste Analysen sind viel versprechend; eine weitere statistische Prüfung und Normierung ist empfehlens- und lohnenswert. 2. Wie ist der DLQI bei dieser Stichprobe in Bezug auf seine teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? Die Itemanalysen des DLQI fallen im Großen und Ganzen zufrieden stellend aus. Insbesondere die Trennschärfen entsprechen den statistischen Anforderungen, denn alle Items sind bei beiden Messzeitpunkten (T1 & T4) hoch trennscharf. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn die Items – insbesondere zum Messzeitpunkt T4 – mehr Schwierigkeiten im mittleren Bereich aufweisen würden, um das Antwortverhalten der Patienten mit hoher bzw. niedriger Lebensqualität besser unterscheiden zu können. Die Reliabilität des Verfahrens kann sowohl zu Messzeitpunkt T1 als auch T4 als sehr zufrieden stellend eingestuft werden (T1: α=.89; T4: α=.92). Der Test ist folglich messgenau. Da sich zwischen den Items des DLQI bei beiden Messzeitpunkten ausschließlich hochsignifikante Interkorrelationen finden lassen, scheint es inhaltlich einen hohen Zusammenhang zwischen den Items zu geben. Dies stützt die Annahme, dass es sich tatsächlich um eine homogene Skala handelt. Die Ergebnisse der Faktorenanalyse bestätigen dies ebenfalls, da sich die einfaktorielle Lösung der Autoren vollständig replizieren ließ. 8 Diskussion 221 3. Wodurch kann die Entwicklung der Lebensqualität (z. B. Verbesserung, Verschlechterung) vorhergesagt werden? Welche Variablen nehmen Einfluss auf die Lebensqualität? Wie in Kap. 8.3.1 gezeigt und diskutiert wurde, erlaubt der PAREMO-20 keine bedeutsame Voraussage für die Veränderung der Lebensqualität. Dennoch zeigen sich in den t-Tests interessante Einzelbefunde, die im Folgenden erläutert werden. Patienten, deren Lebensqualität sich im Verlauf gebessert hat, weisen zum Messzeitpunkt T1 im PAREMO-20 mehr körperliche Beschwerden auf, als Patienten, deren Lebensqualität von T1 zu T4 gleich geblieben ist. Vermutet werden kann, dass ein Patient, wenn er viele körperliche Beschwerden angibt, im Rahmen der Rehabilitation und der Zeit direkt danach auch mehr dafür tut, dass diese sich bessern. Möglicherweise tut dieser Patient aber auch nicht mehr, sieht aber die Verbesserung seines körperlichen Zustandes als bedeutsamer an, als ein Patient mit weniger körperlichen Beschwerden und kommt somit zu einer besseren Beurteilung der dermatologischen Lebensqualität (vgl. Kap. 7.4.3.5). Das Wissen über eine indizierte Maßnahme wird als Variable im Motivationskonstrukt vielfach diskutiert (vgl. Kap. 2.3.8). Angenommen wird, dass viel Wissen zu einem besseren Rehaerfolg führt. Hier zeigt sich, dass Patienten, die bereits zu Beginn der Maßnahme mehr Wissen angaben, nach Ende der Rehabilitation (Messzeitpunkt T4) eine gebesserte Lebensqualität (indirektes Erfolgskriterium) aufwiesen, wohingegen Patienten mit niedrigeren Werten auf der Skala Wissen die Lebensqualität als unverändert einstuften. Das Ergebnis untermauert die bisherigen Befunde zum Zusammenhang zwischen Wissen und Rehaerfolg. Als weiteres Ergebnis zeigt sich, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Patientenurteil über die Haut und dem Patientenurteil über die Lebensqualität zu geben scheint. Die Betrachtung der Daten zeigt nicht-lineare Gesetzmäßigkeiten auf (vgl. Kap. 7.4.2.2). Nur bei einem geringen Prozentsatz verbesserten sich Lebensqualität und Hautzustand (11.45%). Bei einem Großteil der Patienten blieb die Lebensqualität gleich und dies auch dann, wenn sich der Hautzustand verbessert hatte (was bei einem Drittel dieser Teilstichprobe der Fall war). Die Einschätzungen scheinen somit nach anderen Gesichtspunkten gewichtet zu werden. Möglichweise wird die Lebensqualität nicht primär durch den als gut oder schlecht empfundenen Hautzustand, sondern andere Variablen bedingt. Hierzu könnte die psychische Verfassung zählen. Diese These wird gestützt durch die Tatsache, dass der Marburger Hautfragebogen dazu geeignet ist vorherzusagen, ob sich die Lebensqualität eines Patienten im Verlauf von Messzeitpunkt T1 zu Messzeitpunkt T4 hin verschlechtert, verbessert oder ob diese gleich bleibt. Insbesondere lassen sich Aussagen für die Gruppe der 8 Diskussion 222 Lebensqualitätsverschlechterer machen. Diese Gruppe kann besonders gut diskriminiert werden (vgl. Kap. 8.3.2, Frage 4). Für die Bestimmung von Lebensqualität als Grad der Erfolgsmessung einer Maßnahme scheint es somit von großer Bedeutung, die psychische Verfassung (bzw. die Krankheitsbewältigung) der Patienten zu erheben. Psychische Beeinträchtigungen können folglich als Erfolgsprognosefaktoren in der stationären Rehabilitation angesehen werden, wie dies auch schon von Wirtz et al. (2002) postuliert wurde. Zudem ist bekannt, dass die Einschränkung der Lebensqualität ein größerer Prädiktor für die Entwicklung psychischer Probleme ist als die objektiv von Experten messbare Schwere der Hauterkrankung (Gupta & Gupta, 2003). Der Begriff der Lebensqualität kommt der Erfassung von Gesundheit näher als „harte“ Erfolgskriterien wie z. B. der medizinische Hautzustand. Diese Betrachtung kann in Anlehnung an einen eher ganzheitlich ausgerichteten Begriff von Gesundheit gesehen werden, nämlich Gesundheit als psychosoziales Wohlbefinden11. Es wird deutlich, dass das Nichtvorhandensein körperlicher Symptome alleine (z. B. abgeheilter Hautzustand) nicht ausreicht, um festzustellen, ob sich eine Person selber als gesund, eingeschränkt oder zufrieden erlebt, sondern dass dies insbesondere über den Grad der vorhandenen Lebensqualität maßgeblich mitbestimmt wird. Dies erklärt auch, warum sich in vielen Studien kein linearer Zusammenhang zwischen der Schwere von Hauterkrankungen und dem Grad der Lebensqualität finden lässt. 4. Inwiefern hängt die Lebensqualität mit der Rehamotivation und der psychischen Verfassung zusammen? Die signifikanten und teilweise hochsignifikanten Korrelationen zwischen dem DLQI (Messzeitpunkt T1) und allen Skalen des MHF und vier der sechs PAREMO-20 Skalen (Seelischer Leidensdruck, Körperbedingte Einschränkungen, Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn, Änderungsbereitschaft12), legen nahe, dass es einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen dem DLQI und den eher Beschwerde- und Belastungsfaktoren messenden Skalen des MHF und des PAREMO-20 gibt. Somit misst der DLQI möglicherweise eher allgemeine Aspekte 11 Die WHO (1980; vgl. Wikipedia, 2009) definiert Gesundheit als „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Hierbei nimmt Gesundheit einen wichtigen Aspekt von Lebensqualität ein. 12 Die Korrelationen zwischen dem DLQI (Messzeitpunkt T1) und den Skalen Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn und Änderungsbereitschaft des PAREMO-20 fallen verschwindend gering aus und können vernachlässigt werden, zumal sich bei Messzeitpunkt T4 des DLQI keine signifikante Korrelation zwischen dem DLQI und der Skala Änderungsbereitschaft mehr finden lässt. 8 Diskussion 223 von psychosozialem Wohlbefinden und Gesundheit (im Sinne der WHO), als alleinige krankheitsspezifische, dermatologische Lebensqualität. Bei Messzeitpunkt T4 lassen sich bei den meisten Skalen abgeschwächte Korrelationen zwischen den Testverfahren finden. Während die Korrelation zwischen dem DLQI und der Skala Soziale-Ängste/Vermeidung gleich geblieben ist, finden sich zwischen dem DLQI und den Skalen Hilflosigkeit, Ängstlich-depressive-Stimmung und den Zusatzskalen z1 und z2 des MHF keine signifikanten Korrelationen mehr mit dem DLQI. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass bei einigen Patienten die Lebensqualität von T1 zu T4 angestiegen ist, und sich somit das Antwortverhalten eines Teils der Patientenstichprobe im DLQI T4 verändert hat. Dies hat zu den abgeschwächten Korrelationen beigetragen. Möglicherweise ist so auch die Korrelation von r=.40** zwischen dem DLQI T1 und DLQI T4 zu erklären. 8.3.4 Fragestellungen zur Selbstwirksamkeitsskala 1. Lässt sich die Skala zur Selbstwirksamkeit in ihrer Anwendbarkeit auf Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen übertragen? Die Skala zur Selbstwirksamkeit lässt sich in ihrer Anwendbarkeit auf Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen übertragen. Grundsätzlich sollten die Ergebnisse der Skala aber nicht unkritisch betrachtet werden. Jerusalem und Schwarzer (2009) schlagen vor, dass die Items dieser Skala am besten in ein anderes Fragebogeninstrument eingestreut werden sollten. Dies war hier aufgrund der unterschiedlichen Skalierung der Items im Vergleich zum PAREMO-20 und dem MHF nicht möglich, sodass die Probanden die Items „am Stück“ beantworten mussten. Dies könnte das Antwortverhalten der Probanden beeinflusst haben. 2. Wie ist die Selbstwirksamkeitsskala bei dieser Stichprobe in Bezug auf ihre teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? Wenn auch die Trennschärfeanalysen positiv ausfallen, ist eine größtmögliche Streuung der Itembeantwortungen und somit eine hohe Differenzierung zwischen den Probanden in der Selbstwirksamkeitsskala fraglich. Das Antwortverhalten derer, die sich als selbstwirksam einstufen und derer, die sich als wenig selbstwirksam einstufen, kann möglicherweise nicht ausreichend unterschieden werden, da die Schwierigkeiten der Items als gerade noch im mittleren Bereich liegend angesehen werden können (zwischen. pi min=.68 (Item 4); pi max=.81 (Item Nr. 2)). Personen in den Extrembereichen werden vermutlich nicht erfasst (z. B. Perso- 8 Diskussion 224 nen, die sich als überhaupt nicht selbstwirksam einstufen). Möglicherweise spielt hier soziale Erwünschtheit eine Rolle. Cronbachs Alpha fällt mit α= .89 aber zufrieden stellend aus. Die Faktorenanalyse spricht zunächst für eine zwei-faktorielle Struktur, wobei die Betrachtung des Screeplots trotzdem eine einfaktorielle Lösung nahe legt. Auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten lassen sich keine Argumente für die Aufsplittung der Skala finden. Die Autoren weisen ebenfalls darauf hin, dass die Skala eindimensional sei, auch wenn in seltenen Fällen mehr als ein Eigenwert in Hauptkomponentenanalysen größer 1 sei, wie konfirmatorische Faktorenanalysen zeigen würden. Demnach lasse sich eine zwei-faktorielle Lösung den Daten nicht besser anpassen als eine einfaktorielle (Jerusalem & Schwarzer, 2009). Diese Annahme wird von den ausschließlich hochsignifikanten Interkorrelationen der Items gestützt, die ebenfalls eine homogene Skala nahe legen. 3. Lässt sich, wie von Schwarzer im HAPA-Modell postuliert, der Einfluss der Selbstwirksamkeit im Rahmen der motivationalen Phase bei dieser Stichprobe finden? Welche Zusammenhänge ergeben sich zwischen der Selbstwirksamkeit und den Indikatoren des PAREMO-20? Die Korrelationen zwischen dem PAREMO-20 und der Selbstwirksamkeitsskala sind nachvollziehbar, deuten aber entgegen der Modellannahmen des HAPA für diese Studie nicht darauf hin, dass Selbstwirksamkeit einen ausgeprägten Zusammenhang zu den erfassten Motivationsvariablen aufweist. Dies gilt zumindest für die Art und Weise, wie Motivation hier operationalisiert wurde. Es lassen sich nur wenige und zudem geringe signifikante Korrelationen zwischen der Selbstwirksamkeit und den Variablen des PAREMO-20 finden (Skalen Seelischer Leidensdruck (r=-.20*), Körperbedingte Einschränkungen (r=-.19*), Änderungsbereitschaft (r=-.19*)). Diese deuten marginal darauf hin, dass Patienten mit geringerer Selbstwirksamkeit mehr Leidensdruck und mehr körperliche Einschränkungen empfinden und zudem mehr Änderungsbereitschaft aufweisen. Das Konstrukt der allgemeinen Selbstwirksamkeit scheint andere Aspekte zu messen, als die Unterkonstrukte des PAREMO-20. Die Skala eignet sich folglich, um als Ergänzung zum PAREMO-20 eingesetzt zu werden und um über die Selbstwirksamkeit weitere motivationale Aspekte zu erfassen, die noch nicht mit dem Rehamotivationsfragebogen abgedeckt werden. Schließlich wird der Selbstwirksamkeit auch als Unterkonstrukt von Motivation eine große Bedeutung beigemessen (vgl. Kap. 2.3.4). 8 Diskussion 225 4. Inwiefern lassen sich insgesamt Zusammenhänge zwischen der Selbstwirksamkeit und den anderen oben dargestellten Variablen und der Copingskala finden? Interessanterweise spielen soziodemographische und krankheitsbezogene Informationen wie die Tatsache, ob sich ein Patient in fester Partnerschaft befindet oder welcher Diagnosegruppe er angehört im Antwortverhalten der Stichprobe in der Selbstwirksamkeitsskala keine Rolle. Es lassen sich zudem kaum Korrelationen zwischen der Selbstwirksamkeitsskala und den Skalen des MHF finden. Dieses Ergebnis fällt anders als vermutet aus. Einzig zeigt sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen der Selbstwirksamkeitsskala und der Skala Ängstlichdepressive Stimmung (r=-.35**). Dies deutet darauf hin, dass Selbstwirksamkeit einen Einfluss auf ängstlich-depressive Symptome hat oder umgekehrt. Es ist beispielsweise aus der Literatur bekannt, dass sich depressive Patienten als wenig selbstwirksam wahrnehmen und häufig das Gefühl haben, selber wenig zur Besserung ihrer Symptome beitragen zu können (vgl. auch z. B. Theorie der gelernten Hilflosigkeit von Seligman, in Pekrun, 1998). Es verwundert daher, dass sich hier keine signifikante Korrelation zwischen der Selbstwirksamkeitsskala und der Skala Hilflosigkeit des MHF finden lässt (r=-.12). Die Selbstwirksamkeitsskala erfasst folglich andere Aspekte, als der MHF. Ein gleichzeitiger Einsatz beider Verfahren liefert ein „Mehr“ an Information. Auch findet sich keine signifikante Korrelation zwischen der Skala Selbstwirksamkeit und der Copingskala. Vermutet wurde, dass sich ein Zusammenhang finden lässt, da in Schwarzers Modell davon ausgegangen wird, dass Selbstwirksamkeit im Rahmen der Bewältigungsplanung (coping planning) und auch im Prozess der Handlungsausführung eine entscheidende Rolle zukommt (Schwarzer, 2009). 5. Eignet sich die Selbstwirksamkeitsskala zur Vorhersage der Outcome-Kriterien? Wenn sich auch keine Korrelationen zwischen der SWE und dem DLQI finden lassen (sowohl Messzeitpunkt T1 als auch T4), so scheint die SWE aber geeignet, Aspekte von Lebensqualitätsveränderung mit vorherzusagen. Dies zeigt sich in der durchgeführten Diskriminanzanalyse. Zwar spielten hier insbesondere drei Skalen des MHF eine Rolle, jedoch ist die SWE diejenige Skala, die an vierter Stelle, vor den anderen MHF-Skalen einen Beitrag leistet. Dies zeigt sich in den standardisierten kanonischen Diskriminanzfunktionskoeffizienten. Zur Vorhersage „harter“ Erfolgskriterien wie Hautzustand eignet sich die Skala ebenso wenig, wie die anderen Testverfahren. 8 Diskussion 226 8.3.5 Fragestellungen zur Copingskala 1. Wie ist die eigens entwickelte Skala zur Krankheitsbewältigung (COP) in Bezug auf ihre teststatistischen Eigenschaften hin zu beurteilen? Die Ergebnisse der Itemanalyse zeigen, dass die COP geeignet ist, Patienten mit eher gering ausgeprägten Bewältigungstendenzen von denen mit hoher Bewältigungsaktivität voneinander zu unterscheiden. Sowohl die Trennschärfeanalyse als auch die Schwierigkeitsanalyse fällt zufrieden stellend aus. Cronbachs Alpha ist mit α=.79 ausreichend hoch. Dies ist in sofern beachtlich, als dass es sich um die erste Untersuchung bzw. Überprüfung dieser eigens entwickelten Skala handelt. Die Tatsache, dass sich zwischen den Items der Skala ausschließlich hochsignifikante Korrelationen finden lassen, stützt die Annahme, dass es sich um eine homogene Skala handelt, deren Items inhaltlich ähnliche Aspekte im Rahmen der Bewältigung chronischer Erkrankungen (speziell Hauterkrankungen) erfassen. Auch die einfaktorielle Lösung der Faktorenanalyse spricht dafür. 2. Inwiefern hängt die initiale Rehamotivation mit dem Grad des aktiven Copings zusammen? Diese Fragestellung wird bereits in Kap. 8.3.1 diskutiert. 3. Kann aktives Coping einen Beitrag zur Vorhersage des Hautzustandes leisten? Es ist bekannt, dass häufiges Kratzen die problematischen Hauterscheinungen mit aufrechterhält oder gar zur Verschlechterung des Hautzustandes beiträgt. So berichten Patienten beispielsweise, dass sie oftmals frustriert sind, wenn sie einen guten Hautzustand durch Kratzen zunichte gemacht haben. Angenommen worden war, dass Patienten, die z. B. adaptives Coping im Bereich Juckreizmanagement oder Entspannung betreiben am Ende auch einen besseren Hautzustand aufweisen, wie dies auch in Manualen zur Bewältigung von Hauterkrankungen postuliert und deshalb eintrainiert wird (z. B. Stangier et al., 1996b). Leider eignet sich die Copingskala nicht, zur Vorhersage des Hautzustandes beizutragen. Dies verwundert. Es bleibt festzuhalten, dass der hier eingesetzte Copingbogen sich nicht auf die Durchführung oder Anwendung von Hautschutz- und Hautpflegemaßnahme bezieht, sondern Coping in Richtung des aktiven Umsetzens gesundheitsförderlichen Verhaltens erfasst (z. B. Stressbewältigung, Juckreizmanagement). Es ist durchaus denkbar, dass ein Patient aktiv und sehr gewissenhaft Hautschutzmaßnahmen betreibt, aber z. B. nicht aktiv Maßnahmen gegen Juckreiz anwendet, so dass sich am Ende keine deutliche Hautbesserung einstellt. Möglicherweise ist der Copingbogen grundsätzlich nicht dazu geeignet, um die für Hautveränderung relevan- 8 Diskussion 227 ten Aspekte vorherzusagen. Andererseits ist dies auch mit den anderen eingesetzten Fragebögen nicht gelungen. Der Hautzustand scheint durch andere Variablen bedingt zu werden. 8.3.6 Diskussion weiterer Ergebnisse: subjektive und objektive Aspekte des Rehaerfolges Für weitere Analysen waren unter anderem mit Hilfe des Reliable Change Index Veränderungsgruppen gebildet worden (vgl. Kap. 7.4.). Es ging darum festzustellen, bei wie vielen Patienten sich im Verlauf (von Messzeitpunkt T1 zu Messzeitpunkt T4) eine Veränderung in Bezug auf die Lebensqualität und den Hautzustand (Ärzteurteil, Patientenurteil) ergeben hat. Hiernach war bei einem Großteil der Patienten die Lebensqualität gleich geblieben (69,60%); nur bei 26,20% der Stichprobe lässt sich eine Verbesserung der Lebensqualität konstatieren (RCI). Wenn alleine die Erhebung der Lebensqualität zur Erfolgsmessung herangezogen würde, könnte man festhalten, dass die Maßnahme bei einem Großteil der Patienten nicht erfolgreich war. Demgegenüber steht aber die Erhebung des von den Ärzten beurteilten Hautbefundes (deskriptive Auswertung). Hier zeigt sich, dass sich bei 2/3 der Stichprobe der Hautzustand durch die Maßnahme verbessert hat (59,15%), und der Hautzustand bei fast einem Drittel gleich geblieben ist. Das heißt, betrachtet man die Rehabilitation unter rein dermatologischen Gesichtspunkten, dann kann die Maßnahme als erfolgreich eingestuft werden. Wichtig bleibt auch noch einmal festzuhalten, dass Patienten selbst ihren Hautzustand weniger positiv beurteilen als die Ärzte (deskriptive Auswertung). Knapp 55% der Patienten gaben an, dass der Hautzustand gleich geblieben sei, während nur knapp 33% von einer Verbesserung ausgingen. Gut 12% sahen sogar eine Verschlechterung. Betrachtet man die Kreuztabellen und den Chi-Quadrat-Test, so kommt es nur bei 41,85% der Fälle zu einer Übereinstimmung zwischen den Bewertungen der Ärzte und der Patienten. Knapp 30% der Patienten stufen den Hautzustand als unverändert ein (und die Ärzte als gebessert); rund 11% sehen sogar eine Verschlechterung (Ärzte sehen gleich gebliebenen Hautbefund). Hier lassen sich deutlich mehr Fälle als erwartet finden (χ2=41.57; ** p<0.00; df=4). Bedacht werden sollte, dass die Ärzte letztlich in ihre Bewertungen „nur“ den Zustand der Haut einfließen lassen, und keine weiteren Variablen für ihre Beurteilung heranziehen. Die Patienten selbst lassen womöglich zusätzliche Informationen in ihre Einschätzungen einflie- 8 Diskussion 228 ßen, nämlich z. B. wie eingeschränkt sie sich durch ihre Hauterkrankung noch fühlen, ob sie trotz geringem Hautbefund z. B. noch Schmerzen empfinden oder inwiefern die Lebensqualität weiterhin beeinträchtigt wird. Zudem können die Ärzte aufgrund ihrer Expertise den Hautzustand bzw. dessen Veränderung vermutlich realistischer einschätzen (z. B. wie lange braucht die Haut, bis sie wieder ganz verheilt ist) und im Rahmen dessen die Veränderungen beurteilen, auch wenn es für den Patienten selber im Einzelfall so aussehen mag, als ob sich noch nicht viel zum Positiven verbessert hat. Es ist evident, dass hier Forschungsbedarf hinsichtlich der Komponenten, die die Einschätzung des dermatologischen Status auf Seiten der Patienten konstituieren, besteht. Möglicherweise können hierfür auf Patientenseite unrealistische oder überhöhte Erfolgserwartungen und infolgedessen Frustration mit verantwortlich gemacht werden (vgl. Kap. 2.3.1). Die klinische Praxis zeigt, dass Patienten bei Aufnahme oft erwarten, dass mit Ende der Behandlung auch die Hautveränderungen vollständig abgeheilt sind, dies spätestens aber im Rahmen der nachstationären Arbeitskarenz der Fall sein sollte. Dies ist jedoch aufgrund verschiedener Faktoren wie der Chronizität der Erkrankung oder langfristigem Cortisongebrauch in der Vergangenheit oft unrealistisch. Cortisonentzugssymptome können sogar mit zeitweiser Verschlechterung des Hautzustandes einhergehen, während der Patient erwartet, dass die Haut kontinuierlich besser wird. Es kann mehrere Monate dauern, bis sich die Hautbarriere vollständig wiederhergestellt hat. Werden hier Anspruch und Wirklichkeit nicht geklärt, kann es dazu kommen, dass ein Patient unzufrieden, enttäuscht oder frustriert mit der Behandlung ist und seine Motivation sinkt. Angenommen wird, dass sich nur positive und realistische Erwartungen gesundheitsförderlich auswirken (Schwarzer, 1999). Vielleicht setzt der Patient auch ganz andere Prioritäten in Bezug auf seine Gesundung, als sein behandelnder Arzt. Nicht vergessen werden sollte ferner, dass hier aus ethischen Gründen nur beurteilt werden kann, wie und ob sich der Hautzustand unter Behandlung verändert hat. Eine Kontrollgruppe (Gruppe ohne Behandlung der Haut) gibt es hier nicht. Möglicherweise würden ohne Maßnahme deutlich mehr Patienten zur Gruppe der „Hautverschlechterer“ gehören bzw. zur Gruppe derer, deren Hautzustand sich weder verschlechtert, noch verbessert hat. Wenn man nun Gesundheit eher im Sinne der WHO, nämlich neben körperlichem Wohlergehen auch als psychosoziales Wohlbefinden einstuft, lässt sich Folgendes aussagen: Ein guter Hautzustand trägt sicherlich zum Wohlbefinden eines Patienten bei und sollte auch 8 Diskussion 229 dazu beitragen, dass sich die Lebensqualität eines Patienten dahin gehend stabilisiert/bessert, dass er z. B. aufgrund der gebesserten Hautsymptomatik wieder arbeiten gehen und/oder seinen weiteren Verpflichtungen in Familie und Haushalt nachkommen kann. Dies alleine scheint aber nicht ausreichend dafür zu sein, dass sich jemand als gesund einstuft. Die Analyse mittels Kreuztabellen und Chi-Quadrat-Test zeigt (vgl. 7.4.2.1), dass in dieser Studie nur knapp 20% der Patienten sowohl die Lebensqualität als auch den Hautzustand als gebessert einstuften, während fast die Hälfte der Stichprobe trotz besserem Hautzustand die Lebensqualität als unverändert einstuft (knapp 44%). Die Lebensqualität eines Patienten korreliert nicht zwangsläufig mit einem guten somatischen Rehaerfolg. Anders herum gesprochen macht ein guter Hautbefund alleine trotzdem noch keinen zufriedenen Patienten. Hier sollte in Zukunft das Augenmerk auf weiteren Variablen liegen, die mit der Hauterkrankung in Zusammenhang gebracht werden und als bedeutsam für Lebensqualität gelten. Hierzu zählen Aspekte der Krankheitsbewältigung und psychischen Verfassung. 8.4 Weitere Implikationen für Forschung und Praxis Mit dieser Arbeit wird der erste empirisch fundierte Beitrag im Bereich der Rehamotivation bei Berufsdermatosen vorgelegt. Dieser Tatbestand wirft naturgemäß mehr Fragen auf, als beantwortet werden können. Gleichzeitig erlauben die vorgelegten Befunde aber Hinweise für eine verbesserte Gestaltung der Praxis der dermatologischen Rehabilitation. 8.4.1 Implikationen für die Forschung Die hier vorgestellte Untersuchung hat gezeigt, dass – ähnlich wie bei den Arbeiten der Autoren – die Reliabilitäten der Rehamotivationsskalen des PAREMO-20 unterschiedlich hoch ausfallen. Hierbei lassen sich reliable Skalen (wie die Skala Seelischer Leidensdruck, SL) und eher unreliable Skalen (wie die Skala Skepsis, S) finden. Insbesondere Aspekten wie Seelischer Leidensdruck scheint eine hohe Bedeutung zuzukommen, wie dies auch die Faktorenanalyse nahe legt. Für Verlaufs- und Veränderungsmessungen, bei denen eine hohe Reliabilität der eingesetzten Testverfahren/Skalen gefordert wird, kann es sinnvoll sein, reliable Partialskalen weiter zu entwickeln, die wichtige Aspekte für diagnostische Entscheidungen liefern können. Bei- 8 Diskussion 230 spielsweise zeigt sich in dieser Studie, dass Variablen wie Skepsis ebenfalls bedeutungsvoll zu sein scheinen. Hier wäre es sinnvoll, weitere Items zu entwickeln und zu überprüfen, um letztlich eine eventuell längere und reliablere Skala zu erhalten, die dann auch zur Überprüfung von Teilaspekten des Motivationskonstrukts eingesetzt werden kann. Ebenfalls würde sich die Weiterentwicklung der Skale Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn (SU) anbieten, da diese etwas unscharf formuliert ist. Betrachtet man die Forschungslage, so zeigt sich, dass sich sekundärer Krankheitsgewinn eher motivationshinderlich auswirkt, während soziale Unterstützung die Motivation vermutlich eher fördert. Möglicherweise wäre eine Trennung dieser Skala sinnvoll, um eine Vermischung der Inhalte zu vermeiden und zudem die konkurrierenden Einflussfaktoren besser aufgreifen zu können. Unabhängig vom PAREMO-20 besteht das Problem in der Erforschung der Motivation der Patienten darin, dass sich eine Fülle von Unterkonstrukten anbietet, mit denen Motivation erfasst werden soll (vgl. Kap. 2). Ratsam wäre es insofern generell, reliable Partialskalen zu entwickeln, die dann gezielt für spezifische (komplexe Wirkungen und Interaktionen beinhaltende) Forschungsfragen eingesetzt werden könnten. Derartige Skalen wären auch für die Praxis hilfreich. Beispielsweise könnte sich zeigen, dass ein Patient einen hohen Leidensdruck verspürt und sich auch sozial unterstützt sieht, selber aber eine passive Haltung einnimmt und wenig zur Besserung beitragen gewillt ist. Der Einsatz einzelner Partialskalen wäre dann diagnostisch und für die Planung der Behandlung sinnvoll und zudem ökonomisch. Betrachtet man die in dieser Untersuchung eingesetzte Stichprobe der dermatologischen Patienten, so ist die Trennung von seelischen und körperlichen Beschwerden sinnvoll. Die Patienten leiden zum einen an körperlichen Beschwerden durch die Hauterkrankung und zum anderen an den durch die Hauterkrankung auftretenden Folgeproblemen, sodass häufig ein seelischer Leidensdruck entsteht. Sinnvoll wäre es, die Skala Körperbedingte Einschränkungen (KB) speziell für diese Klientel zu modifizieren, indem die Items spezifischer auf körperliche Beschwerden mit der Haut zugeschnitten werden. Dies könnte wichtige Hinweise für die Gestaltung der Maßnahme liefern und letztlich den Patienten mit seinen Beschwerden da abholen, wo er steht (z. B. ob er Schmerzen oder Juckreiz empfindet). Wenn der PAREMO-20 indikationsübergreifend eingesetzt werden soll, würde sich eine solche Modifizierung auch für andere Patientengruppen (z. B. Orthopädie) anbieten. Der PAREMO-20 wurde in dieser Studie an Patienten mit Berufsdermatosen überprüft. Für die hier eingesetzte Stichprobe sollte allerdings festgehalten werden, dass viele der Patienten nicht nur an Berufsdermatosen, sondern z. B. auch einer atopischen Dermatitis leiden. 8 Diskussion 231 Sinnvoll wäre es deshalb weitere Analysen mit dem PAREMO-20 durchzuführen, bei denen eine klare Trennung zwischen den Patienten, die „nur“ an einer Berufsdermatose leiden und denen, die zusätzliche Diagnosen aus dem dermatologischen Bereich aufweisen gelingt. Dies könnte weitere Hinweise für die Validität des Verfahrens liefern. Bei der hier vorgestellten Stichprobe hat sich gezeigt, dass sich Patienten aus Gesundheitsberufen informierter einstufen und auch der Maßnahme gegenüber weniger skeptisch eingestellt sind, als Patienten aus dem Arbeitsbereich Metall/Bau/Holz. Ob hierfür auch ein Geschlechtereffekt verantwortlich sein könnte, ließ sich aufgrund sehr unterschiedlich großer Stichproben nicht klären und wäre somit eine Aufgabe für Nachfolgestudien. Ebenfalls zeigte sich, dass Patienten, deren Hautbefund sich nicht gebessert hat, zu Rehabeginn skeptischer waren als solche, bei denen eine Besserung zu verzeichnen war. Die Skala Skepsis ist mit eher negativen Erfolgserwartungen verknüpft. Zur Ursachenklärung bietet es sich an, in weiteren Studien zusätzlich mehr auf die Erfolgserwartungen der Patienten einzugehen. Hierfür könnte sich die Kurzform des von Deck (2005) entwickelten Fragebogens zur Erfassung rehabilitationsbezogener Erwartungen und Motivationen eignen (vgl. Kap. 2.6.1). Motivation wird in der aktuellen Forschungsliteratur häufig als wichtiger – wenn nicht wichtigster – Prädiktor für den Behandlungserfolg eines Patienten oder der Maßnahme abgesehen. Hierbei spielen im Rahmen der Motivationskonstrukte häufig salutogenetische Variablen wie Kontrollüberzeugungen, Erwartungen oder auch Wissen über eine Maßnahme oder Erkrankung und deren Behandlung eine wichtige Rolle. Laut Nübling et al. (n.d.) weist auch der PAREMO-20 in Bezug auf die Erreichung der Behandlungsziele, die Veränderung der Leistungsfähigkeit und die subjektive gesundheitsbezogene Lebensqualität prädikative Validität auf. Die hier durchgeführte Untersuchung mit diesem Fragebogen hat aber gezeigt, dass die inkrementelle Validität gegen Null geht. Der PAREMO-20 trägt nicht zur Vorhersage einzelnen Outcome-Kriterien bei. Es ist z. B. nicht möglich, mit dem PAREMO-20 vorherzusagen, ob ein Patient nach Abschluss der Rehabilitation (Messzeitpunkt T4) zur Gruppe derer gehört, die das objektive Erfolgskriterium (hier: Besserung Hautzustand) erreicht haben. Auch besitzt der PAREMO-20 bei dieser Stichprobe keine prädiktive Güte, was die Veränderung der Lebensqualität betrifft. Hier stellt sich die Frage, wie valide der PAREMO-20 tatsächlich ist. Möglicherweise misst er etwas anderes, als Rehamotivation im klassischen Sinne, sodass der Rehaerfolg nicht durch den Fragebogen vorhergesagt werden kann. An dieser Stelle kommt man auf das bereits in 8 Diskussion 232 Kap. 2 diskutierte theoretische Problem zurück. Therapiemotivation ist ein sehr heterogenes und unpräzise formuliertes Konstrukt. Letztlich birgt dies die Schwierigkeit, die tatsächlich relevanten Aspekte zu erfassen. Es könnte z. B. sein, dass Rehamotivation, gemessen durch den PAREMO-20, erst seine prädiktive Wirkung auf den Rehaprozess in Wechselwirkung mit anderen Variablen entfaltet, die bisher nicht bedacht wurden (z. B. Intelligenz). Weitere Forschung ist hier dringend ratsam, um letztlich die Konstruktvalidität dieses Verfahrens zu bestimmen. Wohl aber eignet sich der PAREMO-20, Unterschiede im Antwortverhalten zwischen einzelnen Patientengruppen, die aus Forschungssicht interessant sind, zu untersuchen. Der Fragebogen kann wichtige Hinweise dafür liefern, wie sich z. B. das Antwortverhalten von Frauen und Männern in Bezug auf Rehamotivation unterscheidet. Da ein Großteil der Studien sich mit Motivation und Rehaerfolg beschäftigt, ist der Einsatz des PARMO-20 gerade für den Beginn von Reha-Maßnahmen interessant und nützlich. Hier wäre zu untersuchen, ob sich aus den jeweiligen Antwortmustern der Patienten weiterführende Behandlungsindikatoren für die Rehabilitation entwickeln lassen. Wie gezeigt wurde, lassen sich eher pathopsychologische Variablen finden, die prädiktive Güte in Bezug auf die Veränderung der Lebensqualität der Patienten aufweisen. Es wurde deutlich, dass die Erhebung der Krankheitsbewältigung über Variablen wie ängstlich-depressive Stimmung oder die psychischen Auswirkungen des Juckreizes auf den Patienten im Rahmen des Marburger Hautfragebogens wichtige Informationen darüber liefern kann, ob jemand nach Abschluss der Maßnahme zur Patientengruppe deren gehört, deren Lebensqualität sich verbessert hat, gleich geblieben ist oder gar verschlechtert hat. Weitere Analysen zur psychischen Verfassung der hier untersuchten Gruppe von Patienten mit berufsbedingten Hauterkrankungen sind anzuraten. Für die weitere Analyse der beeinflussenden psychologischen Variablen ist allerdings noch zu klären, welches die dafür geeigneten Testverfahren sind. Eine Überprüfung und Weiterentwicklung des Marburger Hautfragebogens sollte in Betracht gezogen werden. Die Unabhängigkeit der einzelnen Skalen bzw. die Zusammenlegung der Skalen zu einem eindimensionalen Verfahren sollte in weiteren Erhebungen geprüft werden. Es sind weitere Untersuchungen zur Validität des MHF erforderlich, die sich der Prinzipien der konvergenten und diskriminanten Validierungsstrategien bedienen. Hierbei ist der weitere Vergleich mit einem Screening-Instrument wie dem BSI (Franke, 2000) oder mit speziellen Skalen z. B. zur Erfassung depressiver Symptomatik erforderlich. 8 Diskussion 233 Nach den vorgelegten Ergebnissen ist anzuraten, klassische motivationale Faktoren für die Vorhersage von Rehaerfolg etwas aus dem Fokus zu nehmen, und stattdessen andere Variablen näher zu betrachten, die wichtige Hinweise für den Rehaerfolg liefern können. Für Patienten mit chronischen berufsbedingten Hauterkrankungen wäre es wünschenswert, die Auswirkungen dieser Variablen auf die langfristige Bewältigung und Anpassung an die Erkrankung mittels Verlaufsstudien (Kohortenstudien) zu untersuchen. In Bezug auf die die eingesetzte Selbstwirksamkeitsskala von Schwarzer und Jerusalem (1999) hat sich das Problem ergeben, dass die Items aufgrund der unterschiedlichen Skalierung im Vergleich zum Antwortformat des PAREMO-20 und des MHF nicht in die Instrumente eingestreut werden konnten. Zur Überprüfung, ob dies das Antwortverhalten der Probanden tatsächlich beeinflusst, sollte eine weitere Untersuchung durchgeführt werden. Hierbei sollte die Skala an zwei vergleichbaren Stichproben getestet werden. Die eine Gruppe könnte die Items am Stück beantworten. Bei der anderen Gruppe könnten die Items in andere Verfahren mit gleichem Antwortformat eingestreut werden. Da sich keine Korrelationen zwischen der Selbstwirksamkeit und der Copingskala finden ließen, stellt sich die Frage, ob die Copingskala wichtige Aspekte vielleicht nicht berücksichtigt. Hierfür ist es sinnvoll, das HAPA-Modell genau zu betrachten mit dem Ziel die einzelnen Modellschritte zu operationalisieren. Hiermit könnte dann geprüft werden, ob sich tatsächlich kein Zusammenhang finden lässt bzw. inwiefern Copingprozesse bei den einzelnen Modellkomponenten beteiligt sind. Unter erhebungsmethodischen Gesichtspunkten ist abschließend nochmals festzuhalten, dass es mit den hier eingesetzten Methoden nicht gelungen ist, Zusammenhänge zwischen der initialen Rehamotivation und der Intention der Patienten für weiteres Gesundheitsverhalten zu erfassen. In künftigen Studien sollte geklärt werden, welche Kriterien sich für diese Vorhersage eignen. Möglicherweise eignet sich hier eine eher indirekte Befragung. Anstelle der Frage, ob ein Patient seine Hautschutz- und Hautpflegemaßnahmen auch in Zukunft umsetzen möchte, könnte beispielsweise erfragt werden, in welchen Bereichen er vor hat, sich Unterstützung zu holen (Kollegen, Partner), um eine Besserung seines Hautzustandes zu erreichen. Generell wirft die Erfassung der Motivation in Form von Fremdbeurteilungen große Probleme auf, die bereits an anderer Stelle diskutiert wurden. Die Entwicklung praktikabler Instrumente zum Einsatz für die Praxis sollte weiter vorangetrieben werden. 8 Diskussion 234 Bezogen auf das Zitat von Konrad Lorenz zu Anfang der hier vorgestellten Arbeit (Kap. 1) lässt sich abschließend Folgendes festhalten: „Gesagt ist gehört, gehört ist verstanden verstanden ist einverstanden und trotzdem nicht angewendet und schon gar nicht beibehalten“. Warum „einverstanden“ bislang keinen Zusammenhang zu „angewendet“ aufweist, und warum dies noch nicht „beibehalten“ bedeutet, kann möglicherweise in der Zukunft durch die stärkere Beachtung und Betrachtung psychologischer Variablen wie Krankheitsbewältigung und der damit einhergehenden psychischen Verfassung in der Forschung erklärt werden. 8.4.2 Implikationen für die Praxis Trotz der soeben aufgeführten offenen Fragen bzw. Forschungserfordernisse, erlauben die berichteten Befunde durch die Betonung spezifischer psychologischer Faktoren wichtige Empfehlungen für die Praxis der dermatologischen Rehabilitation. Auch in primär medizinischen Maßnahmen, wie berufsdermatologischer Behandlung, sollte neben der Besserung der körperlichen Symptomatik der Fokus auch verstärkt auf weitere, die Genesung beeinflussende Faktoren gerichtet werden. Hierzu zählen beispielsweise die Art der Krankheitsbewältigung der Patienten sowie die damit zusammenhängende psychische Verfassung. Erst dann gelingt es letztlich, Hauterkrankungen wirklich unter dem Blickwinkel biopsychosozialer Modelle zu betrachten und den Patienten gerecht zu werden. Es geht darum, den Patienten da abzuholen, wo er steht, und ihm geeignete Angebote zu unterbreiten. Laut Kramer et al. (2001) kommen als psychische Verarbeitung einer chronischen Erkrankung in stationärer Rehabilitation neben Copingprozessen insbesondere Depressivität, Ängste und Gesundheitssorgen zum Tragen. Es kann deshalb sinnvoll sein, standardmäßig zu Beginn der Maßnahme für diagnostische Zwecke ein Screening-Instrument wie das BSI (Franke, 2000) einzusetzen. Hieraus ließen sich wichtige Informationen gewinnen, die dann während der Maßnahme rechtzeitig bedacht werden könnten (z. B. zeitnahe Zuweisung des Patienten zum Psychologen; Einleitung weiterer Maßnahmen wie ambulante Psychotherapie). Zudem kann der regelhafte Einsatz von Verfahren, die speziell auf die Sorgen und Nöte von Hautpatienten zugeschnitten sind, hilfreich sein. Hier bietet sich z. B. die Testbatterie von Stangier et al (1996a) an (vgl. Kap. 6.4.4), die neben dem MHF unter anderem auch den Juckreiz-Kogni- 8 Diskussion 235 tions-Fragebogen (JKF) und den Marburger Neurodermitis-Fragebogen (MNF) enthält. Es ist bekannt, dass es bei bestimmten Hauterkrankungen zu massivem Juckreiz mit Kratzverhalten kommen kann (vgl. Kap. 3), was sich dann wiederum negativ auf den Hautzustand auswirkt. Der JKF könnte dann eingesetzt werden, um mehr über die Bewältigung des Juckreizes und damit einhergehende katastrophisierende Gedanken zu erfahren. Geeignete Interventionen könnten dann direkt geplant und schon währende der stationären Maßnahme umgesetzt werden. Auch die reliablen Skalen Seelischer Leidensdruck (SL) und Körperbedingte Einschränkungen (KB) des PAREMO-20 können hier wichtige Hinweise über die psychischen und körperlichen Leiden des Patienten liefern. Der Hautzustand alleine ist nicht das maßgebliche Kriterium, wenn es darum geht zu beurteilen, wie sich die Lebensqualität eines Patienten entwickelt. Dies lässt sich aus den hier berichteten Analysen der Veränderungsgruppen schlussfolgern. Hierbei wird deutlich, dass der Erfassung der psychischen Belastungen und Krankheitsbewältigung der Patienten in stationärer, dermatologischer Rehabilitation mehr Rechnung getragen werden sollte, da sich hierüber „weiche“ Erfolgskriterien der Maßnahme (wie Lebensqualität) vorhersagen lassen. Somit kommt der Erhebung dieser Faktoren zur Einschätzung der Wirkung der stationären Maßnahme eine wesentliche Rolle zu. Weiterhin erlangen diese Faktoren zur Begründung einer Entscheidung über die Einleitung weiterer Maßnahmen Bedeutung. Der DLQI sollte unbedingt weiter eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, die DLQI-Bögen der unterschiedlichen Messzeitpunkte noch mehr zueinander in Bezug zu setzen. Auch Befragungen der Patienten selbst könnten im Langzeitverlauf wichtige Hinweise für die Ursachen der Veränderung der Lebensqualität liefern (z. B. in Interviewform besprechen, was die Patienten selber für die Besserung ihrer Lebensqualität verantwortlich machen). Es sollte in der klinischen Alltagspraxis bedacht werden, dass die Gruppe der Patienten, die nach eigener Einschätzung sowohl die Lebensqualität als auch den Hautzustand als verbessert einstufen, relativ gering ist. Auch wenn aus medizinischer Sicht eine Besserung des Hautzustandes festgestellt wird, kann diese Einschätzung aus Patientensicht ganz anders ausfallen. Aus Sicht des Rehapersonals sollten folglich unbedingt bereits zu Beginn der Maßnahme die subjektiven Einschätzungen und Erwartungen der Patienten in Bezug auf die Maßnahme und deren Erfolg erfragt werden, um diese Informationen für die Besserung des weiteren Verlaufs der Hauterkrankungen zu nutzen, bzw. Diskrepanzen zu bearbeiten, aufzuklären, unrealistische Erwartungen zu modifizieren und zu überprüfen, was neben der Behandlung der Haut 8 Diskussion 236 zusätzlich getan werden kann, um das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern (vgl. Kap. 2.3.1). Es zeigt sich, dass einzelne Variablen motivationaler Konstrukte, wie Skepsis gegenüber der Maßnahme oder Informationen über die anstehende Rehamaßnahme, wichtige Implikationen für den Rehaerfolg liefern können. Der Wissensstand der Patienten sollte, insbesondere zu Beginn der Maßnahme, abgeklärt werden. So können Skepsis und Barrieren abgebaut werden, der Patient gelangt zu einer realistischeren Erfolgsabschätzung und damit möglicherweise zu einer aktiven Rolle im Prozess der Krankheitsbewältigung. Hierbei sollte auch der Interaktion und der Kommunikation zwischen Patient und Arzt eine wesentliche Rolle zukommen. 9 Zusammenfassung 237 9 Zusammenfassung Das übergeordnete Ziel dieser Studie war es, Untersuchungen zur Rehamotivation an Patienten durchzuführen, die eine dreiwöchige stationäre Reha-Maßnahme aufgrund einer berufsbedingten Hauterkrankung durchlaufen. Eines der ersten Unterziele war, einen bereits bestehenden und vielfach erprobten Kurzfragebogen zur Rehamotivation, den PAREMO-20 (Nübling et al., 2005; Nübling et al., n.d.), auf seine Anwendbarkeit bei Patienten mit Hauterkrankungen zu testen, da für diese Patientengruppe noch keine Validierung vorliegt. Zudem existieren bisher kaum Untersuchungen zur Reha-Motivation von Patienten mit Berufsdermatosen. Generell liegen kaum Studien zur Motivation von Hautpatienten vor. In einem zweiten Schritt sollten dann Faktoren untersucht werden, die möglicherweise einen Einfluss auf Rehamotivation haben könnten, beziehungsweise mit Motivation in Wechselwirkung stehen und Informationen zur Validität des PAREMO-20 liefern können. Hierzu sollte eine Reihe von Fragebögen eingesetzt werden. Da es sich bei Rehamotivation um ein komplexes, heterogenes Konstrukt handelt, wurde auf die Bildung eines Gesamtmotivationsscores verzichtet. Die einzelnen im Folgenden dargestellten Variablen sollten vielmehr zueinander und insbesondere zu den Indikatoren des PAREMO-20 in Bezug gesetzt werden. Es ist bekannt, dass Patienten mit komorbiden psychischen Störungen häufig längere stationäre Aufenthalte benötigen, ein höheres Maß an Mortalität aufweisen, möglicherweise eine geringere Therapiemotivation besitzen und zudem von einer niedrigeren Lebensqualität berichten (Härter et al., 2006). Aus diesem Grund sollten u.a. die psychischen Belastungen der Patienten untersucht werden. Zum Einsatz kam hierfür der Marburger Hautfragebogen (MHF) von Stangier et al. (1996), in dem es primär um die Bewältigung von Hautkrankheiten geht, wobei psychische Faktoren (die psychische Befindlichkeit) eine große Rolle spielen. Als Ergänzung wurde eine eigens entwickelte Copingskala (COP) auf ihre Anwendbarkeit hin getestet und zu den anderen Fragebögen in Bezug gesetzt (Wiedl, 2009). Ferner kam sowohl die Selbstwirksamkeitsskala (SWE) von Schwarzer und Jerusalem (1999) als auch der Dermatologische Lebensqualitätsfragebogen (DLQI) von Finlay und Kahn (1994) zum Einsatz. Der DLQI wurde aus der ROQ-Studie (Messzeitpunkt T1 und T4) herangezogen. Darüber hinaus flossen die erhobenen soziodemographischen Daten sowie weitere Projektdaten aus der ROQStudie, wie die subjektive Einschätzung der Schwere des Hautzustandes seitens des Patienten, der Glaube an den Berufsverbleib oder die Krankheitsdauer in den Datenpool ein. Hierbei sollte zunächst eine Bestandsaufnahme bei der Stichprobe erfolgen. 9 Zusammenfassung 238 Ferner stellte sich die Frage, ob der PAREMO-20 – sowie weitere eingesetzte Fragebögen – geeignet sind, bestimmte Outcome-Kriterien, wie die Entwicklung des Hautzustandes oder die Entwicklung der Lebensqualität, vorherzusagen. Hierbei ging es um die prädiktive Validität der eingesetzten Verfahren. Letztlich war das Ziel dieser Studie, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie oder an welchen Stellen die Rehamotivation der Patienten noch gefördert werden kann, um einen möglichst gewinnbringenden Reha-Aufenthalt und Rehaerfolg zu erreichen bzw. zu eruieren, welche Prädiktoren geeignet sind, um den Erfolg der Maßnahme vorherzusagen. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass sich alle eingesetzten Testverfahren (mit Einschränkungen) für den Einsatz bei Hautpatienten eignen. Eine Weiterentwicklung und Spezifizierung einzelner Verfahren ist anzuraten. Der PAREMO-20 ist geeignet den motivationalen Status der Patienten zu erfassen und Hinweise für die diskriminative Validität zu liefern. Allerdings eignet sich der PAREMO-20 nicht zur Vorhersage des Rehaerfolgs (keine prädiktive Validität). Die Veränderung der Lebensqualität als indirektes Erfolgskriterium einer Maßnahme kann durch die Kenntnis der psychischen Verfassung der Patienten (im Rahmen der Krankheitsbewältigung) zu Beginn der Maßnahme vorhergesagt werden. 10 Literaturverzeichnis 239 10 Literaturverzeichnis Aktan, S., Özmen, E. & Şanli, B. (1998). Psychiatric Disorders in Patients Attending a Dermatology Outpatient Clinic. Dermatology, 197, 230-234. Altenhöner, T., Leppin, A., Grande, G. & Romppel, M. (2001). Die Bedeutung von Patienteneinstellungen für die Erreichung subjektiver Rehabilitationsziele in der kardiologischen Rehabilitation. In Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg.), Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium – Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis. DRV-Schriften Band 26 (S. 232-233). Frankfurt/Main: VDR. Amelang, M. & Zielinski, W. (1997). Psychologische Diagnostik und Intervention. Berlin: Springer. Anscombe, R. (1986). 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Tabelle A-2: Alter der Stichprobe Alter Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 17-20 20 4,70 4,80 21-30 54 12,90 17,70 31-40 66 15,80 33,40 41-50 133 31,70 65,20 51-60 133 31,90 96,90 60-70 13 2,90 100,00 Anmerkungen. N=419 (98,8%); missing data n=5. I Anhang A – Soziodemographische und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe II Tabelle A-3: Verteilung der Berufsgruppen Tätigkeit Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente Metallgewerbe/Mechaniker 95 24,70 24,70 Baugewerbe 19 4,90 29,70 Holzgewerbe 7 1,80 31,50 Gesundheitsberufea 69 18,00 49,50 Weitere Tätigkeiten des Gesundheitsdienstesb Körperpflegeberufe 55 14,30 63,80 2 0,50 64,30 Reinigungsberufe/Hauswirtschaft 23 6,00 70,30 Friseur 40 10,40 80,70 Küche/Lebensmittel 18 4,70 85,40 7 1,80 87,20 14 3,60 90,90 5 1,30 92,20 Einzelhandel (außer Lebensmittel) 14 3,60 95,80 Sonstigec 16 4,20 100,0 Gärtnerei/Floristik/Landwirtschaft Lagereiberufe Büro/Verwaltung Anmerkungen. N=384 (90,6%); missing data n=40. a Gesundheitsberufe (z. B. Altenpflegehelfer/in, Altenpfleger/in, Krankenschwester/pfleger); b weitere Tätigkeiten des Gesundheitsdienstes wie Physiotherapeuten, Arzthelferin, Masseur, Zahntechniker; cSonstige (z.B. Schneiderin, Kraftfahrer, Hochschuldozent). Anhang A – Soziodemographische und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe Tabelle A-4: Länge der Arbeitsunfähigkeit der Stichprobe Monate seit AU Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 1-6 Monate 41 66,10 66,10 7-12 Monate 13 20,80 87,10 13-20 Monate 6 9,60 96,80 > 20 Monate 2 3,20 100,0 Anmerkungen. N=62 (14,6%); missing data n=362; AU= arbeitsunfähig. Tabelle A-5: Länge der Arbeitslosigkeit der Stichprobe Monate seit arbeitslos Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 1 Monat 1 33,30 33,30 2 Monate 1 33,30 66,70 5 Monate 1 33,30 100,0 Anmerkungen. N=3 (0,7%); missing data n=421. Tabelle A-6: Rentenantrag gestellt Rentenantrag ja nein Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 26 6,50 6,50 373 93,50 100,0 Anmerkungen. N=399 (94,1%); missing data n=25. III Anhang A – Soziodemographische und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe IV Tabelle A-7: Krankheit/Beschwerden: Nennungen der Patienten selbst Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente Hautauschlag (z.B. Rötungen, Quaddeln) 14 4,10 4,10 Ekzem (z.B. trockene Haut, Bläschen, nässende Hände) Neurodermitis 66 19,30 23,40 42 12,30 35,70 Allergie 38 11,10 46,80 Handekzem 60 17,50 64,30 1 0,30 64,60 Hand- und Fußekzem 16 4,70 69,30 Schuppenflechte 17 5,00 74,30 Juckreiz 12 3,50 77,80 Haut/Hauterkrankung 76 22,20 100,0 Krankheit/Beschwerden Fußekzem Anmerkungen. N=342 (80,70%); missing data n=82; hierbei handelt es sich um die Selbstangaben der Patienten und nicht um gesicherte Diagnosen. Tabelle A-8: zweite Diagnosen der Ärzte, Messzeitpunkt T4 Diagnose Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 5 2,50 2.50 Allergische Kontaktdermatitis (L23) 29 14,40 16,90 Atopische Hauterkrankungen (L20) 50 24,90 41,80 Psoriasis (L40) 17 8,50 50,20 Artefakte (L98) 4 2,00 52,20 87 43,30 95,50 Hyperhidrosis Manum 8 4,00 99,50 Atrophie der Haut (durch Steroide) 1 0,50 100,00 201 100,00 Subtoxisch-kumulatives Kontaktekzem (L24) Atopische Dermatitis N Anmerkungen. n=201 (52,60%); missing data n=223. Unter „atopische Hauterkrankungen“ (L20) werden alle Patienten mit atopischen Hand-/Fußekzemen subsumiert. Ferner werden Patienten mit atopischer Dermatitis für die Übersicht gesondert aufgeführt. Anhang A – Soziodemographische und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe V Tabelle A-9: Beschwerdedauer der Stichprobe in Jahren Beschwerdedauer in Jahren Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente ≤1 Jahr 59 14,5 14,5 2 Jahre 83 20,4 35,0 3-5 Jahre 96 23,6 58,6 6-10 Jahre 91 22,4 81,0 11-15 Jahre 21 5,1 86,2 16-20 Jahre 22 5,3 91,6 21-25 Jahre 9 2,1 93,8 26-30 Jahre 14 3,4 97,3 31-45 Jahre 11 2,4 100,0 Anmerkungen. N=406 (95,8%); missing data n=18. Tabelle A-10: vorherige stationäre Heilbehandlung der Stichprobe vorherige stationäre Heilbehandlung Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente ja 139 33,7 33,7 nein 273 66,1 100,0 Anmerkungen. N=413 (97,4%); missing data n=11. Tabelle A-11: vorheriges Hautschutzseminar der Stichprobe Vorheriges Hautschutzseminar Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente ja 233 56,7 56,7 nein 177 43,1 100,0 Anmerkungen. N=411 (96,9%); missing data n=13. Anhang A – Soziodemographische und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe VI Tabelle A-12: weitere deskriptive zusammenfassende Ergebnisse Alter 419 Zeit der AU (Monate) 62 Zeit der Arbeitslosigkeit (Monate) 3 Beschwerdedauer (Jahre) 406 5 362 421 18 Mittelwert (M) 43,58 6,50 2,67 7,62 Median (MD) 45,00 4,00 2,00 4,00 Standardabweichung (SD) Varianz (Var) 11,92 6,28 2,08 8,78 142,19 39,43 4,33 77,10 Minimum (Min) 17 1 1 1 Maximum (Max) 70 36 5 45 Kurtosis (Kurt) -,60 7,44 - 4,52 Schiefe (Sk) -,48 2,32 1,29 2,12 N gültig n fehlend Tabelle A-13: Selbsteinschätzung des Hautzustandes durch die Patienten im Vergleich zu den letzten 6 Monaten, Messzeitpunkt T1 Hautzustand Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 18 5,30 5,30 222 65,30 70,60 unverändert 75 22,10 92,60 schlechter 24 7,10 99,70 1 0,30 100,00 340 100,00 abgeheilt besser sehr viel schlechter N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=84. Anhang A – Soziodemographische und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe Tabelle A-14: Selbsteinschätzung des Hautzustandes durch die Patienten im Vergleich zu den letzten 6 Monaten, Messzeitpunkt T4 Hautzustand Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 42 14,60 14,60 192 66,90 81,50 unverändert 22 7,70 89,20 schlechter 29 10,10 99,30 2 0,70 100,00 287 100,00 abgeheilt besser sehr viel schlechter N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=137. Tabelle A-15: Glaube an Berufsverbleib (Patienteneinschätzung), Messzeitpunkt T1 Glaube an Berufsverbleib Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente ja 123 36,20 36,20 eher ja 119 35,00 71,20 keine konkrete Vorstellung 53 15,60 86,80 eher nein 33 9,70 96,50 nein 12 3,50 100,00 340 100,00 N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=84. VII Anhang A – Soziodemographische und behandlungsbezogene Daten der Stichprobe VIII Tabelle A-16: Glaube an Berufsverbleib (Patienteneinschätzung), Messzeitpunkt T4 Glaube an Berufsverbleib Häufigkeit Gültige Prozente Kumulierte Prozente 138 48,10 48,10 eher ja 71 24,70 72,80 keine konkrete Vorstellung 32 11,10 84,00 eher nein 22 7,70 91,60 nein 24 8,40 100,00 287 100,00 ja N Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten; missing data n=137. Tabelle A-17: Durchführung von Hautschutz /Hautpflege, Messzeitpunkt T4 Hautpflege- und Schutzmaßnahmen Hautschutz wie empfohlen durchgeführt (Vergangenheit) Hautpflege wie empfohlen durchgeführt (Vergangenheit) Hautschutz wie empfohlen durchführen (Zukunft) Hautpflege wie empfohlen durchführen (Zukunft) Anmerkungen. N=Anzahl der Patienten. Antwortmöglichkeit nein ja teilweise N nein ja teilweise N nein ja teilweise N nein ja teilweise N Häufigkeit 4 240 30 274 2 257 15 274 1 252 24 277 0 263 14 277 Gültige Prozente 1,50 87,60 10,90 100,00 0,70 93,80 5,50 100,00 0,40 91,00 8,70 100,00 0,00 94,90 5,10 100,00 Kumulierte Prozente 1,50 89,10 100,00 0,70 94,50 100,00 0,40 91,30 100,00 94,90 100,00 Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen IX Anhang B Itemstatistika und Faktorenanalysen Tabelle B-1: Itemstatistik des Marburger Hautfragebogens (MHF) Skala säv Item Nr. 1 Itemtext f M SD pi rit Mein Aussehen macht mir Kummer. 134 2.61 1.00 .52 .64 Ich bin wegen meiner Hauterkrankung weniger attraktiv als die meisten anderen Menschen. Es gibt Situationen, die ich wegen meiner Hautkrankheit vermeide. 136 2.38 1.08 .48 .76 135 2.99 1.17 .60 .70 Meine Haut hindert mich daran, von mir aus Kontakt mit unbekannten Menschen aufzunehmen. Ich fühle mich wegen meiner Hauterkrankung sexuell gehemmt. 136 2.03 1.06 .41 .81 135 2.01 1.09 .40 .65 8 Ich kann mir viele Wünsche wegen meiner Hauterkrankung nicht erfüllen. 136 2.28 1.11 .46 .71 11 Es ist wegen der Krankheit schwierig, einen (neuen) Partner kennenzulernen. 121 1.75 .99 .35 .53 16 Ich kapsele mich von meiner Familie/ Partner aus Rücksichtnahme ab. 136 1.71 .97 .34 .65 19 Ich vermeide Sauna oder Schwimmbad, weil andere Leute sich ekeln könnten. 135 2.34 1.37 .47 .71 22 Ich möchte auch so unbefangen sein wie andere Menschen. 131 2.96 1.29 .59 .64 23 Ich habe das Gefühl, die Leute starren auf meine Hauterscheinungen. 133 2.63 1.19 .53 .75 24 Meine Hauterkrankung schränkt mich generell in meinem Leben ein. 133 2.82 1.12 .57 .79 31 Ich habe Angst davor, von Fremden wegen meiner Hauterkrankung abgelehnt zu werden. Die Krankheit nimmt mir viel an Spontanität. 134 2.15 1.08 .43 .72 133 2.70 1.10 .54 .75 42 Es ist mir unangenehm, wenn andere mich nackt sehen. 133 2.41 1.29 .48 .58 2 Wegen meiner Hauterkrankung schlafe ich schlecht. 135 2.38 1.06 .48 .55 12 Ich suche morgens nach neuen aufgekratzten Hautstellen. 136 2.30 1.07 .46 .62 3 4 5 7 37 jkz Fortsetzung zu Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen Skala jkz Item Nr. 17 Itemtext f M SD pi rit Es kostet mich viel Energie, mich zusammenzureißen, um mich nicht zu kratzen. Ich habe Schuldgefühle, wenn ich mich aufgekratzt habe. 136 3.14 1.28 .63 .71 136 2.30 1.20 .46 .62 27 Ich kratze mich häufig, ohne es zu merken. 133 2.74 1.21 .55 .72 38 Durch Juckreiz wird mir erst klar, dass ich mich unwohl fühle. 132 3.00 1.16 .60 .66 44 Mein Juckreiz macht mich fertig. 134 2.78 1.24 .56 .82 45 Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich mühsam erreichte Erscheinungsfreiheit durch Kratzen zunichte mache. Ich fühle mich abhängig von Cortison. 132 2.95 1.21 .59 .77 136 2.07 1.19 .41 .50 9 Ich grüble häufig darüber nach, warum ausgerechnet ich die Krankheit habe. 136 2.50 1.23 .50 .58 10 Ich achte auf die Haut von anderen Menschen. 136 2.79 1.24 .56 .56 30 Ich beobachte genau, wie andere auf meine Hauterkrankung reagieren. 134 2.56 1.10 .51 .72 34 Wenn ich in den Spiegel schaue, betrachte ich vor allem meine Haut. 133 2.68 1.25 .54 .70 36 Ich habe Angst, dass sich meine Hauterkrankung immer mehr verschlimmert. Ich fühle mich manchmal verzweifelt wegen meiner Hauterkrankung. 134 3.75 1.04 .75 .52 134 2.90 1.20 .58 .71 40 Ich mache mir Gedanken darüber, was andere Menschen über meine Hautkrankheit denken. 134 2.47 1.21 .49 .77 41 Oftmals denke ich, wie das Leben ohne meine Hautkrankheit wäre. 136 2.76 1.13 .55 .70 48 Ich widme meiner Haut viel Aufmerksamkeit. 132 3.17 .93 .63 .69 6 Ich fühle mich oft nervös. 136 2.70 1.06 .54 .70 20 50 hlk 39 äds X Fortsetzung zu Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen Skala äds z1 Item Nr. 13 Itemtext f M SD pi rit Ich rege mich schon bei Kleinigkeiten auf. 136 2.40 1.10 .48 .65 21 Ich fühle mich häufig müde. 134 2.70 1.09 .54 .50 32 Mir fehlt es an Lebensenergie. 129 2.25 1.13 .45 .53 43 Viele Dinge gehen mir unter die Haut. 134 2.78 1.07 .56 .67 46 Ich sollte mir weniger Stress aufladen. 130 3.30 1.07 .66 .56 47 Ich bin oft unkonzentriert. 136 2.58 1.03 .52 .62 49 Manchmal könnte ich aus der Haut fahren. 136 2.98 1.07 .60 .68 25 Es stört mich, dass ich bestimmte Dinge nicht essen oder trinken kann, die ich gerne mag. Wegen meiner Hautkrankheit werde ich von vielen Menschen betont rücksichtsvoll behandelt. Durch das dauernde Kranksein entstehen mir hohe Kosten. 131 2.10 1.14 .42 .30 134 1.90 .84 .38 .43 131 2.55 1.27 .51 .52 33 Wegen meiner Hauterkrankung kann ich bestimmte Berufe nicht ausüben. 129 3.21 1.25 .64 .55 35 Meine Familie/mein Partner wird durch meine Hauterkrankung mitbelastet. 133 2.74 1.22 .55 .54 51 Durch häufiges Kranksein bekomme ich am Arbeitsplatz Probleme. 135 2.41 1.30 .48 .51 14 Ich kann noch viel dazulernen, wie ich besser mit der Hauterkrankung umgehen könnte. 136 3.51 .97 .70 .57 15 Ich könnte meine Haut noch sorgfältiger als bisher pflegen. 135 3.04 1.06 .61 .59 18 Ich achte zu wenig auf meine Ernährung. 134 2.54 1.09 .51 .33 26 Ich müsste eigentlich mehr über meine Hauterkrankung wissen. 132 3.15 1.09 .63 .54 28 29 z2 XI Anmerkungen. Skalen: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-Kratz-Zirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). Items sortiert nach Skalenzugehörigkeit. f=Personenanzahl; M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; pi=Schwierigkeit; rit=Trennschärfe (part-whole-korrigierte Item-Skalen-Korrelation). Die Trennschärfen wurden aus den Reliabilitätsanalysen entnommen (säv n=110; jkz n=126, hlk n=129, äds n=123, z1 n=122, z2 n=129). Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XII Tabelle B-2: 6-faktorielle Lösung der Items des MHF Item- Ursprüngliche Skalen- Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 Faktor 5 Faktor 6 Nr. zugehörigkeit des Items h2 01 säv .33 .42 .34 .35 -.03 .15 .54 02 jkz .50 .43 .21 -.15 -.07 .25 .57 03 säv .17 .77 .14 .18 .02 .18 .72 04 säv .26 .67 .15 -.02 .17 .22 .61 05 säv .23 .79 .20 .27 .02 .01 .79 06 äds .38 .25 .56 .09 .09 .18 .57 07 säv .05 .67 .09 .17 .30 .09 .58 08 säv .18 .72 .18 .07 .01 .26 .65 09 hlk .23 .28 .13 .63 .20 .09 .59 10 hlk .38 .36 .29 .45 -.04 .02 .57 11 säv .01 .66 .02 .30 .05 -.12 .54 12 jkz .59 .36 .16 .23 .13 -.07 .58 13 äds .23 .17 .65 .01 .22 .21 .60 14 Z2 .18 -.02 .12 .17 .76 -.03 .65 15 Z2 .13 .19 -.03 -.01 .76 -.01 .64 16 säv .33 .67 .03 .24 .08 .08 .63 17 jkz .77 .25 .17 -.10 .14 -.12 .73 18 Z2 -.10 -.03 .16 -.32 .48 .14 .38 19 säv .49 .61 -.03 .05 .08 .13 .64 20 jkz .57 .30 .00 .37 .08 .01 .56 21 äds .16 .28 .61 -.01 -.04 -.10 .48 22 säv .36 .35 .21 .38 .23 .16 .51 23 säv .53 .46 .09 .44 .11 .15 .73 24 säv .19 .69 .34 .16 -.08 .31 .76 25 Z1 -.16 .14 .47 .37 .08 -.04 .41 26 Z2 -.02 .09 .07 .17 .78 .16 .68 27 jkz .61 .32 .16 -.04 .32 .05 .61 Fortsetzung zu Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XIII Item- Ursprüngliche Skalen- Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 Faktor 5 Faktor 6 Nr. zugehörigkeit des Items h2 28 Z1 .02 .32 .08 .49 .36 .06 .48 29 Z1 .08 .05 -.02 .08 .24 .62 .46 30 hlk .43 .41 .17 .52 .10 .18 .69 31 säv .22 .47 .19 .56 .05 .23 .68 32 äds .15 .39 .56 .40 .03 .08 .66 33 Z1 .18 .23 .27 .13 -.12 .69 .66 34 hlk .56 .30 .21 .32 -.02 .27 .62 35 Z1 .25 .26 .38 .08 .34 .38 .54 36 hlk .35 .14 .21 .22 .37 .30 .46 37 säv .37 .53 .27 .29 .17 .22 .64 38 jkz .71 .04 .12 .22 .18 .14 .61 39 hlk .64 .23 .32 .30 -.06 .26 .73 40 hlk .45 .32 .04 .63 .01 .20 .75 41 hlk .45 .29 .17 .41 -.05 .38 .63 42 säv .35 .45 .29 .14 .05 -.01 .43 43 äds .48 .22 .52 .04 .04 .29 .63 44 jkz .79 .35 .19 .17 -.11 .06 .82 45 Jkz .77 .14 .24 .21 .06 .07 .71 46 äds .40 -.10 .51 .14 .30 .14 .55 47 äds .14 .09 .75 .13 .03 -.05 .62 48 hlk .52 -.06 .21 .54 -.11 .33 .73 49 äds .42 -.03 .64 .05 .24 .24 .70 50 jkz .47 .05 .26 .18 .02 .27 .39 51 Z1 .02 .25 -.02 .10 .12 .75 .65 Anmerkungen. MHF=Marburger Hautfragebogen. Skalen: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-Kratz-Zirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). Hauptkomponentenanalyse mit Varimax- Rotation; h2=Kommunalitäten; N=95. Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XIV Tabelle B-3: Itemstatistik der Selbstwirksamkeitsskala Item Nr. Itemtext f M SD pi rit 1 Wenn sich Widerstände auftun, finde ich Mittel und Wege, mich durchzusetzen. 130 2.92 .76 .73 .45 2 Die Lösung schwieriger Probleme gelingt mir immer, wenn ich mich darum bemühe. 131 3.23 .75 .81 .42 3 Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absichten und Ziele zu verwirklichen. 130 2.87 .82 .72 .60 4 In unerwarteten Situationen weiß ich immer, wie ich mich verhalten soll. 131 2.72 .73 .68 .66 5 Auch bei überraschenden Ereignissen glaube ich, dass ich gut mit ihnen zurechtkommen kann. 130 3.01 .67 .75 .60 6 Schwierigkeiten sehen ich gelassen entgegen, weil ich meinen Fähigkeiten immer vertrauen kann. 129 2.83 .79 .71 .71 7 Was auch immer passiert, ich werde schon klarkommen. 130 3.07 .75 .77 .70 8 Für jedes Problem kann ich eine Lösung finden. 130 2.89 .82 .72 .70 9 Wenn eine neue Sache auf mich zukommt, weiß ich, wie ich damit umgehen kann. 130 2.78 .67 .69 .68 10 Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus eigener Kraft meistern. 130 2.96 .69 .74 .68 Anmerkungen. f=Personenanzahl; M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; pi=Schwierigkeit; rit=Trennschärfe (part-whole-korrigierte Item-Skalen-Korrelation). Die Trennschärfen wurden aus der Reliabilitätsanalyse entnommen (N=128). Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XV Tabelle B-4: Faktorenanalyse der Selbstwirksamkeitsskala Item Nr. Itemtext F1 F2 h2 1 Wenn sich Widerstände auftun, finde ich Mittel und Wege, mich durchzusetzen. .15 .77 .62 2 Die Lösung schwieriger Probleme gelingt mir immer, wenn ich mich darum bemühe. .12 .77 .61 3 Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absichten und Ziele zu verwirklichen. .37 .69 .62 4 In unerwarteten Situationen weiß ich immer, wie ich mich verhalten soll. .76 .19 .61 5 Auch bei überraschenden Ereignissen glaube ich, dass ich gut mit ihnen zurechtkommen kann. .75 .11 .57 6 Schwierigkeiten sehen ich gelassen entgegen, weil ich meinen Fähigkeiten immer vertrauen kann. .78 .23 .66 7 Was auch immer passiert, ich werde schon klarkommen. .83 .15 .71 8 Für jedes Problem kann ich eine Lösung finden. .64 .44 .61 9 Wenn eine neue Sache auf mich zukommt, weiß ich, wie ich damit umgehen kann. .68 .34 .58 10 Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus eigener Kraft meistern. .78 .19 .64 Anmerkungen. Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation; F1-F2 Faktoren; h2=Kommunalitäten. Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XVI Tabelle B-5: Itemstatistik des DLQI, Messzeitpunkt T1 Item Nr. Itemtext f M SD pi rit 1 Wie sehr hat Ihre Haut in den vergangenen 7 Tagen gejuckt, war wund, hat geschmerzt oder gebrannt? 331 1.88 0.86 .48 .58 2 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen verlegen oder befangen gemacht? 325 1.20 0.94 .32 .71 3 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen bei Einkäufen oder bei der Haus- oder Gartenarbeit behindert? 323 1.44 1.01 .42 .71 4 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung die Wahl der Kleidung beeinflusst, die Sie in den vergangenen 7 Tagen getragen haben? 323 0.70 0.90 .25 .57 5 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihre Aktivitäten mit anderen Menschen oder Ihre Freizeitgestaltung beeinflusst? 330 1.07 0.98 .28 .70 6 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung es Ihnen in den vergangenen 7 Tagen erschwert, sportlich aktiv zu sein? 292 0.91 1.03 .54 .66 8 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Probleme im Umgang mit Ihrem Partner, Freunden oder Verwandten verursacht? 328 0.80 0.89 .23 .66 9 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihr Liebesleben beeinträchtigt? 304 0.68 0.96 .36 .60 10 Inwieweit war die Behandlung Ihrer Haut in den vergangenen 7 Tagen für Sie mit Problemen verbunden (z.B. weil die Behandlung Zeit in Anspruch nahm oder dadurch Ihr Haushalt unsauber wurde)? 319 0.92 0.92 .29 53 Anmerkungen. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen. f=Personenanzahl; M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; pi=Schwierigkeit; rit=Trennschärfe (part-whole-korrigierte Item-Skalen-Korrelation). Die Trennschärfen wurden aus der Reliabilitätsanalyse entnommen (N=250). Item 7 wird von der Analyse ausgeschlossen. Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XVII Tabelle B-6: Itemstatistik des DLQI, Messzeitpunkt T4 Item Nr. Itemtext f M SD pi rit 1 Wie sehr hat Ihre Haut in den vergangenen 7 Tagen gejuckt, war wund, hat geschmerzt oder gebrannt? 284 1.37 0.94 0.34 0.65 2 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen verlegen oder befangen gemacht? 285 0.76 0.88 0.20 0.79 3 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen bei Einkäufen oder bei der Haus- oder Gartenarbeit behindert? 280 0.84 0.93 0.21 0.78 4 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung die Wahl der Kleidung beeinflusst, die Sie in den vergangenen 7 Tagen getragen haben? 283 0.45 0.70 0.11 0.69 5 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihre Aktivitäten mit anderen Menschen oder Ihre Freizeitgestaltung beeinflusst? 285 0.61 0.80 0.15 0.83 6 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung es Ihnen in den vergangenen 7 Tagen erschwert, sportlich aktiv zu sein? 267 0.52 0.81 0.13 0.70 8 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Probleme im Umgang mit Ihrem Partner, Freunden oder Verwandten verursacht? 278 0.41 0.67 0.10 0.76 9 Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihr Liebesleben beeinträchtigt? 261 0.31 0.64 0.08 0.69 10 Inwieweit war die Behandlung Ihrer Haut in den vergangenen 7 Tagen für Sie mit Problemen verbunden (z.B. weil die Behandlung Zeit in Anspruch nahm oder dadurch Ihr Haushalt unsauber wurde)? 277 0.80 0.81 0.20 0.66 Anmerkungen. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen. f=Personenanzahl; M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; pi=Schwierigkeit; rit=Trennschärfe (part-whole-korrigierte Item-Skalen-Korrelation). Die Trennschärfen wurden aus der Reliabilitätsanalyse entnommen (N=242). Item 7 wird von der Analyse ausgeschlossen. Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XVIII Tabelle B-7: Faktorenanalyse DLQI, T1 h2 Item- Itemtext Nr. F1 01 .67 .45 02 03 04 05 06 08 09 10 Wie sehr hat Ihre Haut in den vergangenen 7 Tagen gejuckt, war wund, hat geschmerzt oder gebrannt? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen verlegen oder befangen gemacht? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen bei Einkäufen oder bei der Haus- oder Gartenarbeit behindert? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung die Wahl der Kleidung beeinflusst, die Sie in den vergangenen 7 Tagen getragen haben? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihre Aktivitäten mit anderen Menschen oder Ihre Freizeitgestaltung beeinflusst? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung es Ihnen in den vergangenen 7 Tagen erschwert, sportlich aktiv zu sein? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Probleme im Umgang mit Ihrem Partner, Freunden oder Verwandten verursacht? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihr Liebesleben beeinträchtigt? Inwieweit war die Behandlung Ihrer Haut in den vergangenen 7 Tagen für Sie mit Problemen verbunden (z. B. weil die Behandlung Zeit in Anspruch nahm oder dadurch Ihr Haushalt unsauber wurde)? .79 .62 .79 .62 .66 .43 .78 .61 .75 .56 .75 .56 .69 .48 .62 .38 Anmerkung. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen. T1=Messzeitpunkt T1. Hauptkomponentenanalyse mit VarimaxRotation; F1=Faktor; h2=Kommunalitäten. Es wurde nur eine Komponente extrahiert. Die Lösung kann nicht rotiert werden. Item 7 wird von der Analyse ausgeschlossen. Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XIX Tabelle B-8: Faktorenanalyse DLQI, T4 h2 Item- Itemtext Nr. F1 01 .71 .50 02 03 04 05 06 08 09 10 Wie sehr hat Ihre Haut in den vergangenen 7 Tagen gejuckt, war wund, hat geschmerzt oder gebrannt? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen verlegen oder befangen gemacht? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung Sie in den vergangenen 7 Tagen bei Einkäufen oder bei der Haus- oder Gartenarbeit behindert? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung die Wahl der Kleidung beeinflusst, die Sie in den vergangenen 7 Tagen getragen haben? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihre Aktivitäten mit anderen Menschen oder Ihre Freizeitgestaltung beeinflusst? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung es Ihnen in den vergangenen 7 Tagen erschwert, sportlich aktiv zu sein? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Probleme im Umgang mit Ihrem Partner, Freunden oder Verwandten verursacht? Wie sehr hat Ihre Hauterkrankung in den vergangenen 7 Tagen Ihr Liebesleben beeinträchtigt? Inwieweit war die Behandlung Ihrer Haut in den vergangenen 7 Tagen für Sie mit Problemen verbunden (z. B. weil die Behandlung Zeit in Anspruch nahm oder dadurch Ihr Haushalt unsauber wurde)? .84 .70 .83 .69 .76 .58 .88 .77 .78 .60 .83 .68 .77 .59 .73 .54 Anmerkung. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen. T4=Messzeitpunkt T4. Hauptkomponentenanalyse mit VarimaxRotation; F1=Faktor; h2=Kommunalitäten. Es wurde nur eine Komponente extrahiert. Die Lösung kann nicht rotiert werden. Item 7 wird von der Analyse ausgeschlossen. Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XX Tabelle B-9: Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte, DLQI, T1 Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte 1) Eigenwert (eij) 2) absolute Varianz (%) vor Rotation F1 4,72 52,45 Anmerkungen. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen. T1=Messzeitpunkt T1. Tabelle B-10: Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte, DLQI, T4 Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte 1) Eigenwert (eij) 2) absolute Varianz (%) vor Rotation F1 5,64 62,71 Anmerkungen. DLQI=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen. T4=Messzeitpunkt T4. Tabelle B-11: Itemstatistik der Items der Copingskala (COP) Item Nr. 1 Itemtext f M SD pi rit Ich wende Strategien und Ratschläge gegen Juckreiz an, die ich während der stationären Maßname kenne gelernt habe. 174 1.46 0.69 .37 .46 2 Ich glaube, dass ich in Zukunft besser mit meinem Juckreiz umgehen kann. 171 1.82 0.79 .45 .53 3 Strategien und Ratschläge gegen Stress, die ich während der stationären Maßnahme kennen gelernt habe, habe ich in meinen Alltag integriert. 272 1.78 0.78 .45 .71 4 Ich glaube, dass ich in Zukunft besser mit meinem Stress umgehen kann. 272 1.85 0.80 .46 .73 5 Ich habe eine Entspannungsübung in meinen Alltag integriert. 270 2.37 1.05 .59 .50 Anmerkungen. f=Personenanzahl; M=Mittelwert; SD=Standardabweichung; pi=Schwierigkeit; rit=Trennschärfe (part-whole-korrigierte Item-Skalen-Korrelation). Die Trennschärfen wurden aus der Reliabilitätsanalyse entnommen (N=169). Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XXI Tabelle B-12a: Faktorenanalyse der COP ItemNr. 1 Itemtext F1 h2 Ich wende Strategien und Ratschläge gegen Juckreiz an, die ich während der stationären Maßname kenne gelernt habe. .63 .40 2 Ich glaube, dass ich in Zukunft besser mit meinem Juckreiz umgehen kann. .72 .51 3 Strategien und Ratschläge gegen Stress, die ich während der stationären Maßnahme kennen gelernt habe, habe ich in meinen Alltag integriert. .84 .71 4 Ich glaube, dass ich in Zukunft besser mit meinem Stress umgehen kann. .87 .75 5 Ich habe eine Entspannungsübung in meinen Alltag integriert. .67 .45 Anmerkungen. COP=Copingskala. Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation. F1=Faktor; h2=Kommunalitäten. Tabelle B-12b: Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte der COP Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte 1) Eigenwert (eij) 2) absolute Varianz (%) vor Rotation F1 2.83 56.54 Anmerkungen. COP=Copingskala. Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation. Es wurde nur eine Komponente extrahiert. Die Lösung kann nicht rotiert werden. Anhang B – Itemstatistika und Faktorenanalysen XXII Tabelle B-13: Faktorenanalyse über alle Skalen der eingesetzten Fragebögen; 4-faktorielle Lösung Skalen Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4 h2 SL .31 .52 .45 -.40 .72 KB .39 .65 .25 .22 .69 SU .14 .29 .40 .68 .72 AE .05 .19 .70 .30 .63 I .08 .10 -.81 .11 .68 S .37 -.56 .43 -.11 .64 säv .87 .29 .01 .08 .84 jkz .88 -.02 .28 .02 .85 hlk .88 .20 .07 .01 .83 aeds .68 .57 .17 -.12 .83 Z1 .82 .11 -.20 .30 .82 Z2 .58 -.13 .01 -.23 .41 DLQI T1 .73 .55 -.02 .19 .87 DLQI T4 .65 .35 .02 .17 .57 COP -.05 .04 .07 -.82 .68 SWE -.16 -.74 .03 -.03 .58 Anmerkungen. N=76. Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation. h2=Kommunalitäten. SL, KB, SU, AE, I & S=Skalensummenwerte des PAREMO-20; säv jkz, hlk, aeds, z1 & z2=Skalensummenwerte des MHF; SWE=Summenwert der Selbstwirksamkeitsskala; DLQI T1 & T4 = Skalensummenwerte des Dermatologischen Lebensqualitätsfragebogens; COP=Summenwert der Skala zur Krankheitsbewältigung. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXIII Anhang C Mittelwertsvergleiche Tabelle C-1a und C-1b Geschlechtsspezifische Mittelwertsunterschiede; Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-1a: Gruppenstatistiken Skala Geschlecht N Mittelwert Standardabweichung SL weiblich männlich 205 197 5.83 5.20 2.56 2.32 KB weiblich männlich 208 191 10.95 10.28 3.21 3.24 SU weiblich männlich 202 191 8.88 8.95 3.04 3.08 Ä weiblich männlich 201 187 7.39 6.91 2.46 2.77 I weiblich männlich 200 193 8.36 7.65 2.66 2.71 S weiblich männlich 204 194 6.00 6.35 2.14 2.06 Tabelle C-1b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala SL KB SU Ä I S Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F 2.45 .02 1.25 3.44 .05 .34 Signifikanz .12 .89 .27 .06 .83 .56 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert 2.59 df 400 Sig. (2seitig) .01 Mittlere Differenz .63 Standardfehler der Differenz .24 2.59 399 .01 .63 .24 2.09 397 .04 .67 .32 2.09 394 .04 .67 .32 -.25 391 .80 -.08 .31 -.25 389 .80 -.08 .31 1.80 386 .07 .48 .27 1.79 373 .07 .48 .27 2.61 391 .01 .71 .27 2.61 390 .01 .71 .27 - 1.64 396 .10 -.35 .21 -1.64 396 .10 -.35 .21 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXIV Tabelle C-2a und C-2b Mittelwertsunterschiede: Behandlungsvorerfahrungen - vorherige stationäre Heilbehandlung (ja/nein); Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-2a: Gruppenstatistiken Skala vorherige Heilbehandlung N Mittelwert Standardabweichung SL ja nein 136 265 5.58 5.49 2.42 2.50 KB ja nein 135 263 10.96 10.48 3.25 3.24 SU ja nein 133 259 9.25 8.71 2.97 3.09 Ä ja nein 130 258 7.23 7.14 2.63 2.63 I ja nein 131 261 8.78 7.64 2.62 2.68 S ja nein 136 261 6.57 5.96 2.08 2.07 Tabelle C-2b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala SL KB SU Ä I S Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .11 .01 .17 .01 .16 .00 Signifikanz .74 .93 .68 .93 .69 .98 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert .36 df 399 Sig. (2seitig) .72 Mittlere Differenz .09 Standardfehler der Differenz .26 .36 280 .72 .09 .26 1.40 396 .16 .48 .34 1.40 270 .16 .48 .34 1.65 390 .10 .54 .33 1.67 276 .10 .54 .32 .34 386 .74 .10 .28 .34 259 .74 .10 .28 4.00 390 .00 1.14 .29 4.04 266 .00 1.14 .28 2.81 395 .01 .62 .22 2.81 274 .01 .62 .22 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXV Tabelle C-3a und C-3b Mittelwertsunterschiede: Behandlungsvorerfahrungen - vorheriges Hautschutzseminar (ja/nein); Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-3a: Gruppenstatistiken Skala vorheriges Hautschutzseminar N Mittelwert Standardabweichung SL ja nein 228 171 5.62 5.43 2.55 2.39 KB ja nein 226 170 10.88 10.36 3.22 3.28 SU ja nein 223 167 8.67 9.20 3.12 2.97 Ä ja nein 221 165 7.23 7.10 2.64 2.63 I ja nein 223 167 8.70 7.03 2.63 2.51 S ja nein 226 170 6.21 6.13 2.15 2.01 Tabelle C-3b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala SL KB SU Ä I S Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .51 .18 .96 .15 1.25 1.98 Signifikanz .48 .67 .33 .70 .27 .16 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert .74 df 397 Sig. (2seitig) .46 Mittlere Differenz .19 Standardfehler der Differenz .25 .75 378 .46 .19 .25 1.55 394 .12 .51 .33 1.55 361 .12 .51 .33 -1.71 388 .09 -.54 .31 -1.72 367 .09 -.54 .31 .47 384 .64 .13 .27 .47 354 .64 .13 .27 6.32 388 .00 1.67 .26 6.37 366 .00 1.67 .26 .37 394 .71 .08 .21 .37 376 .71 .08 .21 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXVI Tabelle C-4a und C-4b Mittelwertsunterschiede: Vollzeit berufstätig vs. arbeitsunfähig/arbeitslos; Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-4a: Gruppenstatistiken Skala Vollzeit berufstätig vs. arbeitsunfähig/arbeitslos N Mittelwert Standardabweichung SL Vollzeit AU/arbeitslos 256 64 5.39 5.64 2.44 2.52 KB Vollzeit AU/arbeitslos 253 64 10.25 11.63 3.25 3.45 SU Vollzeit AU/arbeitslos 250 63 8.59 9.97 2.94 3.07 Ä Vollzeit AU/arbeitslos 244 64 6.95 7.70 2.67 2.55 I Vollzeit AU/arbeitslos 250 62 7.98 8.10 2.65 2.70 S Vollzeit AU/arbeitslos 254 63 6.11 6.81 2.08 2.09 Tabelle C-4b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala SL KB SU Ä I S Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .93 .07 .01 .11 .26 .08 Signifikanz .34 .80 .94 .74 .61 .78 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert -.74 df 318 Sig. (2seitig) .46 Mittlere Differenz -.25 Standardfehler der Differenz .34 -.73 95 .47 -.25 .35 -2.99 315 .00 -1.38 .46 -2.88 93 .01 -1.38 .48 -3.30 311 .00 -1.38 .42 -3.21 93 .00 -1.38 .43 -2.01 306 .05 -.75 .37 -2.07 102 .04 -.75 .36 -.31 310 .76 -.12 .38 -.31 93 .76 -.12 .38 -2.39 315 .02 -.70 .29 -2.38 95 .02 -.70 .29 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXVII Tabelle C-5a und C-5b Mittelwertsunterschiede: Partnerschaft ja/nein; Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-5a: Gruppenstatistiken Skala Partnerschaft ja/nein N Mittelwert Standardabweichung SL ohne Partner mit Partner 114 287 5.82 5.42 2.45 2.48 KB ohne Partner mit Partner 114 284 10.34 10.76 3.14 3.28 SU ohne Partner mit Partner 109 283 8.25 9.16 2.99 3.04 Ä ohne Partner mit Partner 111 277 7.50 7.05 2.49 2.67 I ohne Partner mit Partner 109 283 7.60 8.18 2.63 2.73 S ohne Partner mit Partner 113 284 6.50 6.04 2.19 2.04 Tabelle C-5b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala SL KB SU Ä I S Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .18 .19 .48 .86 .69 1.99 Signifikanz .67 .66 .49 .36 .41 .16 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert 1.49 df 399 Sig. (2seitig) .14 Mittlere Differenz .41 Standardfehler der Differenz .27 1.49 210 .14 .41 .27 -1.16 396 .25 -.42 .36 -1.19 218 .24 -.42 .35 -2.67 390 .01 -.91 .34 -2.69 199 .01 -.91 .34 1.51 386 .13 .44 .29 1.56 216 .12 .44 .29 -1.90 390 .06 -.58 .30 -1.94 203 .05 -.58 .30 1.97 395 .05 .46 .23 1.91 193 .06 .46 .24 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXVIII Tabelle C-6a und C-6b Mittelwertsunterschiede bei Patienten aus unterschiedlichen Berufsgruppen (Metallberufe vs. Gesundheitsberufe); Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-6a: Gruppenstatistiken Skala Metallberufe vs. Gesundheitsberufe Metallberufe etc.a Gesundheitsberufeb Mittelwert Standardabweichung 120 122 5.02 5.59 2.10 2.62 KB Metallberufe etc. Gesundheitsberufe 116 124 10.22 11.02 3.18 3.36 SU Metallberufe etc. Gesundheitsberufe 114 122 8.88 8.42 3.10 3.01 Ä Metallberufe etc. Gesundheitsberufe 117 120 6.70 7.18 2.64 2.45 I Metallberufe etc. Gesundheitsberufe 117 123 7.38 9.02 2.64 2.47 S Metallberufe etc. Gesundheitsberufe 119 123 6.28 5.73 2.04 2.08 SL N Tabelle C-6b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala TF Signifikanz Wert SL Varianzen sind 4.48 .04 -1.88 gleich Varianzen sind -1.88 nicht gleich KB Varianzen sind 1.35 .25 -1.90 gleich Varianzen sind -1.90 nicht gleich SU Varianzen sind .03 .86 1.15 gleich Varianzen sind 1.15 nicht gleich Ä Varianzen sind 1.66 .20 -1.43 gleich Varianzen sind -1.43 nicht gleich I Varianzen sind 1.40 .24 -4.97 gleich Varianzen sind -4.96 nicht gleich S Varianzen sind .42 .52 2.06 gleich Varianzen sind 2.06 nicht gleich T-Test für die Mittelwertgleichheit df 240 Sig. (2seitig) .06 Mittlere Differenz -.57 Standardfehler der Differenz .31 231 .06 -.57 .31 238 .06 -.80 .42 238 .06 -.80 .42 234 .25 .46 .40 232 .25 .46 .40 235 .15 -.47 .33 233 .15 -.47 .33 238 .00 -1.64 .33 235 .00 -1.64 .33 240 .04 .55 .26 240 .04 .55 .26 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. a Metallberufe etc.: Metallindustrie, Bauindustrie, Holzindustrie. bGesundheitsberufe: z. B. Krankenpflege, Zahnarzthelferin. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXIX Tabelle C-7a und C-7b Mittelwertsunterschiede MEDAEN2; Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-7a: Gruppenstatistiken Skala MEDAEN2 N Mittelwert Standardabweichung SL Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 98 166 5.43 5.45 2.27 2.56 KB Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 99 164 10.47 10.55 3.05 3.33 SU Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 96 162 8.85 8.56 2.89 2.93 Ä Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 96 160 6.89 7.03 2.59 2.53 I Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 94 166 8.14 8.12 2.67 2.61 S Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 99 164 6.51 5.66 2.09 1.91 Tabelle C-7b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala TF Signifikanz Wert SL Varianzen sind 1.49 .22 -.07 gleich Varianzen sind -.08 nicht gleich KB Varianzen sind .62 .43 -.18 gleich Varianzen sind -.18 nicht gleich SU Varianzen sind .34 .56 .80 gleich Varianzen sind .80 nicht gleich Ä Varianzen sind .67 .42 -.42 gleich Varianzen sind -.42 nicht gleich I Varianzen sind .20 .66 .05 gleich Varianzen sind .05 nicht gleich S Varianzen sind 1.34 .25 3.36 gleich Varianzen sind 3.29 nicht gleich T-Test für die Mittelwertgleichheit df 262 Sig. (2seitig) .94 Mittlere Differenz -.02 Standardfehler der Differenz .31 223 .94 -.02 .30 261 .86 -.07 .41 221 .85 -.07 .40 256 .43 .30 .38 202 .43 .30 .37 254 .67 -.14 .33 196 .67 -.14 .33 258 .96 .02 .34 .190 .96 .02 .34 261 .00 .85 .25 193 .00 .85 .26 Anmerkungen.. **p≤.01; *p≤.05. MEDAEN2: objektiver Befund des Hautzustandes erhoben durch die Ärzte (Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben (O) vs. Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert (1)). SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXX Tabelle C-8a und C-8b Mittelwertsunterschiede: DLQI2; Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-8a: Gruppenstatistiken Skala DLQI2 N Mittelwert Standardabweichung SL Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 115 42 5.42 5.83 2.37 2.51 KB Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 112 44 10.03 11.52 3.18 2.68 SU Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 112 44 8.65 8.34 3.04 2.61 Ä Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 111 43 7.16 7.21 2.52 2.70 I Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 113 42 7.74 9.12 2.60 2.37 S Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 112 44 5.91 6.34 2.06 2.03 Tabelle C-8b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala SL KB SU Ä I S Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .07 2.26 2.33 .28 .26 .00 Signifikanz .79 .14 .13 .60 .61 .97 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert -.96 df 155 Sig. (2seitig) .34 Mittlere Differenz -.42 Standardfehler der Differenz .43 -.93 69 .35 -.42 .45 -2.76 154 .01 -1.50 .54 -2.97 93 .00 -1.50 .50 .60 154 .55 .31 .52 .64 91 .53 .31 .49 -.10 152 .92 -.05 .46 -.10 72 .92 -.05 .48 -3.00 153 .00 -1.38 .46 -3.13 80 .00 -1.38 .44 -1.18 154 .24 -.43 .36 -1.19 79 .24 -.43 .36 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. DLQI2: Lebensqualität ist von T1 zu T4 gleich geblieben (0) vs. Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verbessert (1). SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXI Tabelle C-9a und C-9b Mittelwertsunterschiede: subaen2; Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-9a: Gruppenstatistiken Skala subaen2 N Mittelwert Standardabweichung SL Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 135 90 5.41 5.53 2.50 2.48 KB Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 134 91 10.84 10.11 3.20 3.43 SU Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 132 87 8.77 8.22 2.90 2.79 Ä Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 130 88 7.13 7.06 2.52 2.58 I Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 133 90 8.11 8.14 2.62 2.59 S Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 136 89 6.14 5.70 1.89 2.15 Tabelle C-9b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala TF Signifikanz Wert SL Varianzen sind .04 .84 -.35 gleich Varianzen sind -.35 nicht gleich KB Varianzen sind .98 .32 1.62 gleich Varianzen sind 1.60 nicht gleich SU Varianzen sind .12 .73 1.35 gleich Varianzen sind 1.37 nicht gleich Ä Varianzen sind .02 .90 .21 gleich Varianzen sind .21 nicht gleich I Varianzen sind .27 .61 -.09 gleich Varianzen sind -.09 nicht gleich S Varianzen sind 2.85 .09 1.63 gleich Varianzen sind 1.58 nicht gleich T-Test für die Mittelwertgleichheit df 223 Sig. (2seitig) .73 Mittlere Differenz -.12 Standardfehler der Differenz .34 192 .73 -.12 .34 223 .11 .73 .45 184 .11 .73 .45 217 .18 .54 .40 189 .17 .54 .39 216 .83 .07 .35 184 .83 .07 .35 221 .93 -.03 .36 192 .93 -.03 .35 223 .11 .44 .27 171 .12 .44 .28 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. Subaen2: Beurteilung des Hautzustandes durch die Patienten selbst/subjektiver Befund (Hautzustand ist im Vergleich zu den letzten 6 Monaten gleich geblieben (0) vs. hat sich verbessert (1); Messung bei T1 und T4). SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXII Tabelle C-10a und C-10b Geschlechtsspezifische Mittelwertsunterschiede; Fragebogen MHF Tabelle C-10a: Gruppenstatistiken Skala Geschlecht N Mittelwert Standardabweichung säv weiblich männlich 56 54 39.95 31.76 12.76 10.29 jkz weiblich männlich 66 59 27.11 19.61 7.54 6.07 hlk weiblich männlich 66 62 27.82 22.84 7.16 7.40 äds weiblich männlich 63 59 23.59 19.71 6.27 5.40 z1 weiblich männlich 63 59 15.13 14.86 4.52 4.74 z2 weiblich männlich 68 60 11.65 13.03 2.93 3.14 Tabelle C-10b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala säv jkz hlk äds z1 z2 Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F 4.19 4.59 .07 1.62 .06 .28 Signifikanz .04 .03 .80 .21 .81 .60 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert 3.70 df 108 Sig. (2seitig) .00 Mittlere Differenz 8.19 Standardfehler der Differenz 2.21 3.71 105 .00 8.19 2.21 6.07 123 .00 7.50 1.23 6.15 122 .00 7.50 1.22 3.87 126 .00 4.98 1.29 3.87 125 .00 4.98 1.29 3.65 120 .00 3.88 1.06 3.67 119 .00 3.88 1.06 .31 120 .76 .26 .84 .31 118 .76 .26 .84 -2.59 126 .01 -1.39 .54 -2.57 121 .01 -1.39 .54 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. säv, jkz, hlk, äds, z1, z2=Skalen des MHF. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXIII Tabelle C-11a und C-11b Mittelwertsunterschiede: Partnerschaft (ja/nein); Fragebogen MHF Tabelle C-11a: Gruppenstatistiken Skala Partnerschaft N Mittelwert Standardabweichung säv ohne Partner mit Partner 25 81 36.44 36.10 13.24 12.13 jkz ohne Partner mit Partner 27 93 24.22 23.62 7.92 7.86 hlk ohne Partner mit Partner 28 95 25.53 25.62 7.45 7.82 äds ohne Partner mit Partner 28 89 19.50 22.45 4.99 6.34 z1 ohne Partner mit Partner 27 91 13.48 15.57 4.73 4.46 z2 ohne Partner mit Partner 29 94 12.21 12.37 2.53 3.30 Tabelle C-11b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala säv jkz hlk äds z1 z2 Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .15 .03 .03 1.88 .49 2.95 Signifikanz .70 .87 .86 .17 .49 .09 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert .12 df 104 Sig. (2seitig) .90 Mittlere Differenz .34 Standardfehler der Differenz 2.84 .12 37 .91 .34 2.97 .35 118 .73 .60 1.72 .35 42 .73 .60 1.73 -.05 121 .96 -.09 1.66 -.05 46 .96 -.09 1.62 -2.25 115 .03 -2.95 1.31 -2.55 57 .01 -2.95 1.16 -2.11 116 .04 -2.09 .99 -2.04 41 .05 -2.09 1.02 -.25 121 .80 -.17 .67 -.29 60 .78 -.17 .58 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. säv, jkz, hlk, äds, z1, z2=Skalen des MHF. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXIV Tabelle C-12a und C-12b Mittelwertsunterschiede: Diagnosen; Fragebogen PAREMO-20 Tabelle C-12a: Gruppenstatistiken Skala Diagnosen N Mittelwert Standardabweichung SL Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 98 143 5.44 5.48 2.51 2.33 KB Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 96 143 10.52 10.74 3.24 3.06 SU Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 94 139 9.00 8.49 3.11 2.81 Ä Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 94 141 6.64 7.25 2.66 2.42 I Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 94 143 8.39 8.00 2.40 2.74 S Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 94 144 5.98 6.18 2.28 2.01 Tabelle C-12b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala TF Signifikanz Wert SL Varianzen sind 1.04 .31 -.12 gleich Varianzen sind -.12 nicht gleich KB Varianzen sind .31 .58 -.53 gleich Varianzen sind -.53 nicht gleich SU Varianzen sind 1.31 .25 1.30 gleich Varianzen sind 1.28 nicht gleich Ä Varianzen sind 1.50 .22 -1.82 gleich Varianzen sind -1.79 nicht gleich I Varianzen sind 2.88 .09 1.14 gleich Varianzen sind 1.17 nicht gleich S Varianzen sind .69 .41 -.72 gleich Varianzen sind -.70 nicht gleich T-Test für die Mittelwertgleichheit df 239 Sig. (2seitig) .91 Mittlere Differenz -.04 Standardfehler der Differenz .32 198 .91 -.04 .32 237 .60 -.22 .41 196 .60 -.22 .42 231 .19 .51 .39 186 .20 .51 .40 233 .07 -.61 .34 186 .08 -.61 .34 235 .26 .39 .35 216 .25 .39 .34 236 .47 -.20 .28 181 .49 -.20 .29 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. Diagnosegruppe (1)=Patienten mit Erstdiagnose Subtoxisch-kumulatives Handekzem/Allergische Kontaktdermatitis. Diagnosegruppe (2)= Patienten mit Erstdiagnose atopisches Ekzem /atopische Dermatitis. SL, KB, SU, Ä, I, S=Skalen des PAREMO-20. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXV Tabelle C-13a und C-13b Mittelwertsunterschiede: Diagnosen; Fragebogen MHF Tabelle C-13a: Gruppenstatistiken Skala Diagnosen N Mittelwert Standardabweichung säv Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 23 35 36.30 35.06 12.59 11.02 jkz Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 27 40 25.30 24.70 8.38 6.87 hlk Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 28 42 26.79 24.88 7.94 6.32 äds Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 26 39 23.04 21.26 6.30 5.91 z1 Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 26 39 14.12 15.54 4.25 4.12 z2 Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 28 41 12.39 12.71 2.75 3.43 Tabelle C-13b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala TF Signifikanz Wert säv Varianzen sind .00 .95 .40 gleich Varianzen sind .39 nicht gleich jkz Varianzen sind 1.52 .22 .32 gleich Varianzen sind .31 nicht gleich hlk Varianzen sind 1.16 .29 1.11 gleich Varianzen sind 1.07 nicht gleich äds Varianzen sind .24 .63 1.16 gleich Varianzen sind 1.14 nicht gleich z1 Varianzen sind .11 .75 -1.35 gleich Varianzen sind -1.34 nicht gleich z2 Varianzen sind 1.44 .23 -.40 gleich Varianzen sind -.42 nicht gleich T-Test für die Mittelwertgleichheit df 56 Sig. (2seitig) .69 Mittlere Differenz 1.25 Standardfehler der Differenz 3.31 43 .70 1.25 3.22 65 .75 .60 1.87 48 .76 .60 1.94 68 .27 1.90 1.71 49 .29 1.90 1.79 63 .25 1.78 1.54 51 .26 1.78 1.56 63 .18 -1.42 1.06 53 .19 -1.42 1.06 67 .69 -.31 .78 65 .68 -.31 .75 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. Diagnosegruppe (1)=Patienten mit Erstdiagnose Subtoxisch-kumulatives Handekzem/Allergische Kontaktdermatitis. Diagnosegruppe (2)= Patienten mit Erstdiagnose atopisches Ekzem /atopische Dermatitis. säv, jkz, hlk, äds, z1, z2=Skalen des MHF. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXVI Tabelle C-14a und C-14b Mittelwertsunterschiede: Diagnosen; Fragebogen DLQI Messzeitpunkt T1 & T4, Copingskala (COP), Selbstwirksamkeitsskala Tabelle C-14a: Gruppenstatistiken Skala Diagnosen N Mittelwert Standardabweichung DLQI T1 Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 90 134 9.18 9.00 6.05 5.97 DLQI T4 Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 94 140 6.37 5.39 5.59 5.35 COP Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 57 90 9.42 9.40 2.69 3.03 SWE Diagnosegruppe (1) Diagnosegruppe (2) 26 41 30.73 30.02 5.06 5.03 Tabelle C-14b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala DLQI T1 DLQI T4 COP SWE Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .00 .97 1.67 .10 Signifikanz .99 .33 .20 .76 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert .22 df 222 Sig. (2seitig) .83 Mittlere Differenz .18 Standardfehler der Differenz .82 .22 189 .83 .18 .82 1.36 232 .18 .99 .73 1.35 193 .18 .99 .73 .04 145 .97 .02 .49 .04 129 .97 .02 .48 .56 65 .58 .71 1.26 .56 53 .58 .71 1.26 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. Diagnosegruppe (1)=Patienten mit Erstdiagnose Subtoxisch-kumulatives Handekzem/Allergische Kontaktdermatitis. Diagnosegruppe (2)= Patienten mit Erstdiagnose atopisches Ekzem /atopische Dermatitis. DLQI T1 & T4=Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen, Messzeitpunkte T1 & T4. COP=Copingskala. SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXVII Tabelle C-15a und C-15b Mittelwertsunterschied: subaen2; Fragebogen MHF Tabelle C-15a: Gruppenstatistiken Skala subaen2 N Mittelwert Standardabweichung säv Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 34 26 36.53 33.81 13.71 9.48 jkz Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 38 31 24.66 22.42 8.02 7.56 hlk Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 37 33 25.16 25.27 7.96 6.65 äds Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 36 31 22.56 21.71 6.51 6.28 z1 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 37 31 15.38 14.45 4.72 4.22 z2 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 36 33 13.39 12.52 3.29 2.84 Tabelle C-15b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala TF Signifikanz Wert säv Varianzen sind 3.63 .06 .87 gleich Varianzen sind .91 nicht gleich jkz Varianzen sind .51 .48 1.18 gleich Varianzen sind 1.19 nicht gleich hlk Varianzen sind .79 .38 -.06 gleich Varianzen sind -.06 nicht gleich äds Varianzen sind .57 .45 .54 gleich Varianzen sind .54 nicht gleich z1 Varianzen sind .04 .84 .85 gleich Varianzen sind .85 nicht gleich z2 Varianzen sind .13 .72 1.18 gleich Varianzen sind 1.18 nicht gleich T-Test für die Mittelwertgleichheit df 58 Sig. (2seitig) .39 Mittlere Differenz 2.72 Standardfehler der Differenz 3.14 58 .37 2.72 3.00 67 .24 2.24 1.89 66 .24 2.24 1.88 68 .95 -.11 1.77 68 .95 -.11 1.75 65 .59 .85 1.57 64 .59 .85 1.57 66 .40 .93 1.10 66 .40 .93 1.08 67 .24 .87 .74 67 .24 .87 .74 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. Subaen2: Beurteilung des Hautzustandes durch die Patienten selbst/subjektiver Befund (Hautzustand ist im Vergleich zu den letzten 6 Monaten gleich geblieben (0) vs. hat sich verbessert (1); Messung bei T1 und T4). säv, jkz, hlk, äds, z1, z2=Skalen des MHF. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXVIII Tabelle C-16a und C-16b Mittelwertsunterschiede: MEDAEN2; Fragebogen MHF Tabelle C-16a: Gruppenstatistiken Skala MEDAEN2 N Mittelwert Standardabweichung säv Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 24 44 34.63 35.55 11.71 11.44 jkz Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 28 51 24.54 23.84 6.28 8.42 hlk Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 27 53 24.33 25.60 5.66 7.66 äds Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 28 49 21.12 22.31 4.54 6.83 z1 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 26 50 15.08 14.40 4.59 4.29 z2 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 27 53 12.85 12.36 3.15 2.91 Tabelle C-16b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala TF Signifikanz Wert säv Varianzen sind .18 .67 -.31 gleich Varianzen sind -.31 nicht gleich jkz Varianzen sind 3.10 .08 .38 gleich Varianzen sind .41 nicht gleich hlk Varianzen sind 3.69 .06 -.76 gleich Varianzen sind -.84 nicht gleich äds Varianzen sind 4.82 .03 -.80 gleich Varianzen sind -.90 nicht gleich z1 Varianzen sind .27 .61 .64 gleich Varianzen sind .62 nicht gleich z2 Varianzen sind .27 .98 .70 gleich Varianzen sind .68 nicht gleich T-Test für die Mittelwertgleichheit df 66 Sig. (2seitig) .75 Mittlere Differenz -.92 Standardfehler der Differenz 2.93 46 .76 -.92 2.95 77 .71 .69 1.82 70 .68 .69 1.67 78 .45 -1.27 1.67 68 .41 -1.27 1.52 75 .42 -1.16 1.45 73 .37 -1.16 1.30 74 .53 .68 1.06 48 .54 .68 1.09 78 .49 .49 .71 49 .50 .49 .73 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. MEDAEN2: objektiver Befund des Hautzustandes erhoben durch die Ärzte (Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben (0) vs. Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert (1)). säv, jkz, hlk, äds, z1, z2=Skalen des MHF. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XXXIX Tabelle C-17a und C-17b Mittelwertsunterschiede: DLQI2; Fragebogen MHF Tabelle C-17a: Gruppenstatistiken Skala DLQI2 N Mittelwert Standardabweichung säv Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 32 11 34.28 35.18 13.93 8.59 jkz Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 35 15 22.14 27.93 8.06 7.77 hlk Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 37 13 24.08 26.31 8.11 6.30 äds Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 35 14 20.77 23.29 6.93 5.58 z1 Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 35 13 14.54 14.00 4.98 4.49 z2 Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 36 14 12.11 12.36 2.92 3.46 Tabelle C-17b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala säv jkz hlk äds z1 z2 Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F 2.80 .01 .60 .54 .07 1.56 Signifikanz .10 .91 .44 .47 .79 .22 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert -.20 df 41 Sig. (2seitig) .84 Mittlere Differenz -.90 Standardfehler der Differenz 4.49 -.25 29 .80 -.90 3.57 -2.35 48 .02 -5.79 2.46 -2.39 27 .02 -5.79 2.42 -.90 48 .37 -2.23 2.48 1.01 27 .32 -2.23 2.20 -1.21 47 .23 -2.51 2.08 -1.33 30 .20 -2.51 1.90 .34 46 .73 .54 1.58 .36 24 .72 .54 1.50 -.25 48 .80 -.25 .97 -.24 21 .82 -.25 1.04 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. DLQI2: Lebensqualität ist von T1 zu T4 gleich geblieben (0) vs. Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verbessert (1). säv, jkz, hlk, äds, z1, z2=Skalen des MHF. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XL Tabelle C-18a und C-18b Mittelwertsunterschiede in den Variablen DLQI2, MEDAEN2, subaen2 und Partnerschaft; Skala Selbstwirksamkeit Tabelle C-18a: Gruppenstatistiken Skala Variable N Mittelwert Standardabweichung SWE DLQI2 Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 36 12 29.39 31.75 5.08 4.97 MEDAEN2 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 30 47 30.80 29.94 4.66 5.21 subaen2 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 37 30 29.78 30.57 5.20 4.94 Partnerschaft ohne Partner mit Partner 26 95 29.81 29.35 3.97 5.53 SWE SWE SWE Tabelle C-18b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala SWE SWE SWE SWE Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .01 1.01 .01 4.50 Signifikanz .93 .32 .91 .04 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert -1.40 df 46 Sig. (2seitig) .17 Mittlere Differenz -2.36 Standardfehler der Differenz 4.49 -1.42 19 .17 -2.36 3.57 .74 75 .46 .86 1.17 .76 67 .45 .86 1.14 -.63 65 .53 -.78 1.25 -.63 63 .53 -.78 1.24 .40 119 .69 .46 1.16 .48 54 .64 .46 .96 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. DLQI2: Lebensqualität ist von T1 zu T4 gleich geblieben (0) vs. Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verbessert (1). MEDAEN2: objektiver Befund des Hautzustandes erhoben durch die Ärzte (Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben vs. Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert). Subaen2: Beurteilung des Hautzustandes durch die Patienten selbst, subjektiver Befund (Hautzustand ist im Vergleich zu den letzten 6 Monaten gleich geblieben vs. hat sich verbessert; Messung bei T1 und T4). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Anhang C – Mittelwertsvergleiche XLI Tabelle C-19a und C-19b Mittelwertsunterschiede in den Variablen DLQI2, MEDAEN2, subaen2: Copingskala (COP) Tabelle C-19a: Gruppenstatistiken Skala Variable N Mittelwert Standardabweichung COP DLQI2 Lebensqualität bleibt gleich (0) Lebensqualität hat sich verbessert (1) 66 22 9.68 9.23 3.00 3.75 MEDAEN2 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 70 84 9.60 9.27 3.22 3.00 subaen2 Hautzustand ist gleich geblieben (0) Hautzustand hat sich verbessert (1) 79 45 9.47 9.13 3.19 2.98 COP COP Tabelle C-19b: Test bei unabhängigen Stichproben Levene-Test der Varianzgleichheit Skala COP COP COP Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich Varianzen sind gleich Varianzen sind nicht gleich F .93 .08 .07 Signifikanz .34 .78 .79 T-Test für die Mittelwertgleichheit TWert .58 df 86 Sig. (2seitig) .57 Mittlere Differenz .45 Standardfehler der Differenz .79 .52 30 .61 .45 .88 .65 152 .52 .33 .50 .65 143 .52 .33 .51 .58 122 .57 .34 .58 .59 97 .56 .34 .57 Anmerkungen. **p≤.01; *p≤.05. DLQI2: Lebensqualität ist von T1 zu T4 gleich geblieben (0) vs. Lebensqualität hat sich von T1 zu T4 verbessert (1). MEDAEN2: objektiver Befund des Hautzustandes erhoben durch die Ärzte (Hautzustand ist von T1 zu T4 gleich geblieben vs. Hautzustand hat sich von T1 zu T4 verbessert). Subaen2: Beurteilung des Hautzustandes durch die Patienten selbst, subjektiver Befund (Hautzustand ist im Vergleich zu den letzten 6 Monaten gleich geblieben vs. hat sich verbessert; Messung bei T1 und T4). COP=Copingskala. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen XLII Anhang D Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen Tabelle D-1a bis D-1c: PAREMO-20/Copingskala und MEDAEN (N=144) Tabelle D-1a: Eigenwerte Funktion Eigenwert % der Varianz Kumulierte % Kanonische Korrelation 1 .09 62.80 62.80 .29 2 .06 37.20 100.00 .23 Tabelle D-1b: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten Funktion 1 Funktion 2 SL -.18 .08 KB -.22 .25 SU .50 .20 Ä .09 .54 I .52 -.19 S .84 -.08 COP .11 .70 Anmerkungen. Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Tabelle D-1c: Struktur-Matrix Funktion 1 Funktion 2 S .74 .04 I .33 -.24 Ä -.10 .67 COP .24 .52 KB -.14 .52 SL -.11 .44 SU .29 .33 Anmerkungen. Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen XLIII Tabelle D-2a bis D-2c: PAREMO-20/Copingskala und subaen (N=143) Tabelle D-2a: Eigenwerte Funktion Eigenwert % der Varianz Kumulierte % Kanonische Korrelation 1 .08 72.80 72.80 .27 2 .03 27.20 100.00 .17 Tabelle D-2b: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten Funktion 1 Funktion 2 SL -.06 -.64 KB .03 .33 SU .98 -.31 Ä -.05 .91 I .11 -.27 S .21 .31 COP .37 .23 Anmerkungen. Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Tabelle D-2c: Struktur-Matrix Funktion 1 Funktion 2 SU .88 -.04 COP .26 .11 Ä .10 .70 KB .21 .38 I -.03 -.36 S .22 .26 SL .04 -.05 Anmerkungen. Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen XLIV Tabelle D-3a bis D-3c: PAREMO-20/Copingskala und DLQIaen (N=83) Tabelle D-3a: Eigenwerte Funktion Eigenwert % der Varianz Kumulierte % Kanonische Korrelation 1 .17 69.40 69.40 .38 2 .08 30.60 100.00 .26 Tabelle D-3b: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten Funktion 1 Funktion 2 SL .27 .51 KB .40 .42 SU -.47 .80 Ä -.03 -.75 I .75 .23 S .04 .24 -.59 .09 COP Anmerkungen. Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Tabelle D-3c: Struktur-Matrix Funktion 1 SU Funktion 2 .58 .07 COP -.33 .05 Ä -.41 .62 KB .30 .44 I .19 .28 S .03 .22 SL .01 -.14 Anmerkungen. Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen XLV Tabelle D-4a bis D-4c: MHF/Selbstwirksamkeit und subaen (N=60) Tabelle D-4a: Eigenwerte Funktion Eigenwert % der Varianz Kumulierte % Kanonische Korrelation 1 .12 78.60 78.60 .32 2 .03 21.40 100.00 .17 Tabelle D-4b: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten Funktion 1 Funktion 2 säv .02 -.36 jkz -.10 1.06 hlk -.67 .47 äds 1.00 -.87 z1 .18 .03 z2 .55 .52 SWE .03 -.09 Anmerkungen. Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-KratzZirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Tabelle D-4c: Struktur-Matrix Funktion 1 Funktion 2 säv .73 .41 jkz .65 .09 hlk .40 .30 äds -.18 -.05 z1 .16 .72 z2 .15 .45 SWE .24 .36 Anmerkungen. Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-KratzZirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen XLVI Tabelle D-5a bis D-5c: MHF/Selbstwirksamkeit und MEDAEN (N=61) Tabelle D-5a: Eigenwerte Funktion Eigenwert % der Varianz Kumulierte % Kanonische Korrelation 1 .37 86.4 86.4 .52 2 .06 13.6 100.00 .24 Tabelle D-5b: Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten Funktion 1 Funktion 2 säv .65 -.30 jkz .04 .66 hlk -.48 -.04 äds .50 -.84 z1 .14 .95 z2 .00 .24 -.45 .13 SWE Anmerkungen. Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-KratzZirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Tabelle D-5c: Struktur-Matrix Funktion 1 Funktion 2 säv .80 -.18 jkz .75 .24 hlk -.68 .22 äds .64 .63 z1 .64 .14 z2 .57 .35 SWE .16 .31 Anmerkungen. Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-KratzZirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen Tabelle D-6a bis D-6d: PAREMO-20/Copingskala und MEDAEN2 (N=135) Tabelle D-6a: Omnibus-Tests der Modellkoeffizienten Chi-Quadrat df Signifikanz Schritt 1 Schritt 11.29 7 .13 Block 11.29 7 .13 Modell 11.29 7 .13 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade. Tabelle D-6b: Modellzusammenfassung Schritt -2 Log-Likelihood Cox & Snell R-Quadrat Nagelkerkes R-Quadrat 174.19 .08 .11 1 Tabelle D-6c: Klassifizierungstabelle zur Vorhersage des Hautzustandes vorhergesagt MEDAEN2 beobachtet Schritt 1 MDAEN2 Gesamtprozentsatz Anmerkungen. N=135. 0 1 Prozentsatz der Richtigen % 0 0 60 44.44 1 0 75 100.00 55.60 XLVII Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen XLVIII Tabelle D-6d: Variablen in der Gleichung Schritt 1 SL Regressions- Standard- Koeffizient B fehler Wald df Signifikanz Exp (B) .04 .09 .23 1 .63 1.04 KB .06 .07 .63 1 .43 1.06 SU -.08 .07 1.39 1 .24 .92 Ä .03 .09 .10 1 .76 1.03 I -.12 .07 2.81 1 .09 .88 S -.25 .10 6.23 1 .01 .78 .03 .06 .24 1 .62 1.03 1.38 2.40 1 .12 8.48 COP Konstante Anmerkungen. B=unstandardisiertes Regressionsgewicht; Standardfehler des Regressionsgewichts, Wald=Werte für die Wald-Teststatistik mit Freiheitsgraden (df), Signifikanzwert (p) und Odd Ratios (Exp B). Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen Tabelle D-7a bis D7d: PAREMO-20/Copingskala und DLQIaen2 (N=80) Tabelle D-7a: Omnibus-Tests der Modellkoeffizienten Chi-Quadrat df Signifikanz Schritt 1 Schritt 7.99 7 .33 Block 7.99 7 .33 Modell 7.99 7 .33 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade. Tabelle D-7b: Modellzusammenfassung Schritt -2 Log-Likelihood Cox & Snell R-Quadrat Nagelkerkes R-Quadrat 84.12 .10 .14 1 Tabelle D-7c: Klassifizierungstabelle zur Vorhersage der Lebensqualität vorhergesagt DLQIaen2 beobachtet Schritt 1 DLQIaen2 Gesamtprozentsatz Anmerkungen. N=80. 0 1 Prozentsatz der Richtigen % 0 56 3 94.90 1 18 3 14.30 73.80 XLIX Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen L Tabelle D-7d: Variablen in der Gleichung Schritt 1 SL Regressions- Standard- Koeffizient B fehler Wald df Signifikanz Exp (B) .15 .13 1.26 1 .26 1.16 KB .15 .10 1.95 1 .16 1.16 SU .05 .10 .22 1 .64 1.05 Ä -.15 .13 1.31 1 .25 .86 I .21 .12 2.94 1 .09 1.23 S .08 .14 .28 1 .60 1.08 -.08 .19 .89 1 .35 .92 -4.24 2.13 3.97 1 .05 .01 COP Konstante Anmerkungen. B=unstandardisiertes Regressionsgewicht; Standardfehler des Regressionsgewichts, Wald=Werte für die Wald-Teststatistik mit Freiheitsgraden (df), Signifikanzwert (p) und Odd Ratios (Exp B). Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen Tabelle D-8a bis D-8d: PAREMO-20 & Coping und subaen2 (N=108) Tabelle D-8a: Omnibus-Tests der Modellkoeffizienten Chi-Quadrat df Signifikanz Schritt 1 Schritt 10.03 7 .19 Block 10.03 7 .19 Modell 10.03 7 .19 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade. Tabelle D-8b: Modellzusammenfassung Schritt -2 Log-Likelihood Cox & Snell R-Quadrat Nagelkerkes R-Quadrat 128.80 .09 .12 1 Tabelle D-8c: Klassifizierungstabelle zur Vorhersage des Hautzustandes (subjektive Einschätzung der Patienten) vorhergesagt subaen2 beobachtet Schritt 1 subaen2 Gesamtprozentsatz Anmerkungen. N=108. 0 Prozentsatz der Richtigen 1 % 0 64 7 90.1 1 27 10 27.0 68.5 LI Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen LII Tabelle D-8d: Variablen in der Gleichung Schritt 1 SL Regressions- Standard- Koeffizient B fehler Wald df Signifikanz Exp (B) .07 .10 2.02 1 .45 1.08 KB -.03 .08 .58 1 .70 .97 SU -.20 .09 .15 1 .02 .82 Ä -.10 .11 5.15 1 .36 .91 I .02 .09 .83 1 .81 1.02 S -.08 .11 .06 1 .51 .93 COP -.11 .08 .45 1 .16 .90 2.85 1.66 2.93 1 .09 17.27 Konstante Anmerkungen. B=unstandardisiertes Regressionsgewicht; Standardfehler des Regressionsgewichts, Wald=Werte für die Wald-Teststatistik mit Freiheitsgraden (df), Signifikanzwert (p) und Odd Ratios (Exp B). Skalen des PAREMO-20 : Seelischer Leidensdruck (SL), Körperbedingte Einschränkungen (KB), Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn (SU), Änderungsbereitschaft (Ä), Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahmen (I), Skepsis (S). COP=Skala zur Krankheitsbewältigung. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen Tabelle D-9a bis D-9d: MHF/Selbstwirksamkeit und subaen2 (N=54) Tabelle D-9a: Omnibus-Tests der Modellkoeffizienten Chi-Quadrat df Signifikanz Schritt 1 Schritt 3.42 7 .84 Block 3.42 7 .84 Modell 3.42 7 .84 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade. Tabelle D-9b: Modellzusammenfassung Schritt -2 Log-Likelihood Cox & Snell R-Quadrat Nagelkerkes R-Quadrat 70.25 .06 .08 1 Tabelle D-9c: Klassifizierungstabelle zur Vorhersage des Hautzustandes (subjektive Einschätzung der Patienten) vorhergesagt subaen 2 beobachtet Schritt 1 subaen 2 Gesamtprozentsatz Anmerkungen. N=54. Prozentsatz der Richtigen 0 1 % 0 23 8 74.2 1 17 6 26.1 53.7 LIII Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen LIV Tabelle D-9d: Variablen in der Gleichung Regressions- Standard- Koeffizient B fehler Wald df Signifikanz Exp (B) Schritt 1 säv .01 .05 .04 1 .84 1.01 jkz -.03 .06 .32 1 .57 .97 hlk .01 .09 .02 1 .90 1.01 äds -.02 .08 .07 1 .79 .98 z1 -.02 .09 .07 1 .80 .98 z2 -.13 .10 1.55 1 .21 .88 .00 .06 .00 1 .97 1.00 2.17 2.70 .64 1 .42 8.73 SWE Konstante Anmerkungen. B=unstandardisiertes Regressionsgewicht; Standardfehler des Regressionsgewichts, Wald=Werte für die Wald-Teststatistik mit Freiheitsgraden (df), Signifikanzwert (p) und Odd Ratios (Exp B). Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-Kratz-Zirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen Tabellen D-10a bis D-10d: MHF/Selbstwirksamkeit und MEDAEN2 (N=59) Tabelle 10a: Omnibus-Tests der Modellkoeffizienten Chi-Quadrat df Signifikanz Schritt 1 Schritt 4.64 7 .70 Block 4.64 7 .70 Modell 4.64 7 .70 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade. Tabelle D-10b: Modellzusammenfassung Schritt -2 Log-Likelihood Cox & Snell R-Quadrat Nagelkerkes R-Quadrat 70.93 .08 .11 1 Tabelle D-10c: Klassifizierungstabelle zur Vorhersage des Hautzustandes beobachtet Schritt 1 MEDAEN2 Gesamtprozentsatz Anmerkungen. N=59. vorhergesagt Prozentsatz MEDAEN 2 der Richtigen 0 1 0 3 17 15.0 1 4 35 89.7 % 64.4 LV Anhang D – Diskriminanzanalysen & Binär-logistische Regressionsanalysen LVI Tabelle D-10d: Variablen in der Gleichung Regressions- Standard- Koeffizient B fehler Wald df Signifikanz Exp (B) Schritt 1 säv .03 .05 .44 1 .51 1.03 jkz -.04 .06 .44 1 .51 .96 hlk -.02 .09 .06 1 .81 .98 äds .11 .08 1.66 1 .20 1.11 z1 -.10 .09 1.16 1 .28 .90 z2 -.05 .10 .25 1 .62 .95 SWE -.04 .07 .39 1 .53 .96 2.08 2.75 .57 1 .45 7.98 Konstante Anmerkungen. B=unstandardisiertes Regressionsgewicht; Standardfehler des Regressionsgewichts, Wald=Werte für die Wald-Teststatistik mit Freiheitsgraden (df), Signifikanzwert (p) und Odd Ratios (Exp B). Skalen des Marburger Hautfragebogens: säv (Soziale Ängste/Vermeidung), jkz (Juckreiz-Kratz-Zirkel), hlk (Hilflosigkeit), äds (Ängstlich-depressive Stimmung), z1 (Einschränkung der Lebensqualität), z2 (Informationssuche). SWE=Selbstwirksamkeitsskala. Anhang E – Kreuztabellen LVII Anhang E Kreuztabellen Tabelle 1: MEDAEN: Veränderung des Hautzustandes Schweregrad der Hauterscheinungen bei T4 Schweregrad der Hauterscheinungen bei T1 keine leicht mittel schwer Gesamt keine 1 1 0 0 2 leicht 16 39 6 2 63 mittel 12 80 48 6 146 schwer 1 34 25 13 73 Gesamt 30 154 79 21 284 Anmerkungen. Der Hautzustand wurde von den Ärzten beurteilt (Messzeitpunkt T1 und T4). Missing Data: N=140. Tabelle 2: subaen: Veränderung des Hautzustandes aus Patientensicht Selbsteinschätzung des Hautzustandes im Vgl. zu den letzten sechs Monaten, T4 Selbsteinschätzung des Hautzustandes im Vgl. zu den letzten sechs Monaten, T1 abgeheilt besser unverändert schlechter Gesamt 2 sehr viel schlechter 0 abgeheilt 7 7 0 besser 26 123 16 17 2 184 unverändert 8 39 5 8 0 60 schlechter 1 17 1 2 0 21 sehr viel schlechter Gesamt 0 1 0 0 0 1 42 187 22 29 2 282 Anmerkungen. Der Hautzustand wurde von den Patienten beurteilt (Messzeitpunkt T1 und T4). Missing Data: N=142. 16 Anhang E – Kreuztabellen LVIII Tabelle 3a-3c: Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zum Hautzustand, Patientenurteil (subaen) Tabelle 3a: DLQIAEN * subaen Kreuztabelle subaen DLQIAEN -1 0 -1 0 +1 Gesamt 3 2 2 7 Erwartete Anzahl 1.2 3.3 2.5 7.0 Korrigierte Residuen 1.8 -1.0 -.40 Anzahl 22 56 38 116 20.3 54.5 41.2 116.0 .80 .50 -1.1 4 20 19 43 7.5 20.2 15.3 43.0 -1.6 .00 1.4 29 78 59 166 29.0 78.0 59.0 166.0 Anzahl Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen +1 Anzahl Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen Gesamt Anzahl Erwartete Anzahl Anmerkungen. DLQIAEN=Einschätzung der Lebensqualität durch die Patienten selbst; subaen=Einschätzung des Hautzustandes durch die Patienten; -1=verschlechtert, 0=unverändert, +1=verbessert (von T1 zu T4). Tabelle 3b: Chi-Quadrat-Tests Wert df Asymptotische Signifikanz (2-seitig) Chi-Quadrat nach Pearson 6.17 4 .19 Likekihood-Quotient 5.79 4 .22 Zusammenhang linear-mit-linear 4.27 1 .04 Anzahl der gültigen Fälle 166 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade; ** p≤.001. Tabelle 3c: Symmetrische Maße Wert Maß der Übereinstimmung Kappa .07 Anzahl der gültigen Fälle 166 Asymptotischer Standardfehler .06 Näherungsweises T 1.32 Näherungsweise Signifikanz .19 Anhang E – Kreuztabellen LIX Tabelle 4a-4b: Lebensqualität (DLQIAEN) in Bezug zur Selbsteinschätzung des Hautzustandes bei T4 durch die Patienten Tabelle 4a: MEDAEN * Selbsteinschätzung des Hautzustandes bei T4 durch die Patienten, Kreuztabelle Selbsteinschätzung des Hautzustandes durch die Patienten bei T4 abgeheilt besser unverändert schlechter sehr viel Gesamt schlechter DLQIAEN -1 Anzahl 0 3 2 2 0 7 .90 4.8 .60 .60 .00 7.0 -1.1 -1.5 2.0 2.0 -.20 16 79 10 10 1 116 15.4 80.4 9.8 9.8 .70 116.0 .30 -.50 .10 .10 .70 6 33 2 2 0 43 5.7 29.8 3.6 3.6 .30 43.0 .20 1.2 -1.0 -1.0 -.60 22 115 14 14 1 166 22.0 115.0 14.0 14.5 1.0 166.0 Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen 0 Anzahl Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen +1 Anzahl Erwartete Anzahl Korrigierte Residuen Gesamt Anzahl Erwartete Anzahl Anmerkungen. . DLQIAEN=Einschätzung der Lebensqualität durch die Patienten selbst; -1=verschlechtert, 0=unverändert, +1=verbessert (von T1 zu T4). Tabelle 4b: Chi-Quadrat-Tests Wert df Asymptotische Signifikanz (2-seitig) Chi-Quadrat nach Pearson 10.68 8 .22 Likekihood-Quotient 9.67 8 .29 Zusammenhang linear-mit-linear 4.83 1 .03 Anzahl der gültigen Fälle 166 Anmerkungen. df=Freiheitsgrade; ** p≤ .001. Anhang F – Abbildungen LX Anhang F Abbildungen 20 Eigenwert 15 10 5 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 Faktor Abbildung 1: Eigenwertediagramm (Screeplot) für die Faktorenanalyse des MHF (N=95) Eigenwert 6 4 2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Faktor Abbildung 2: Eigenwertediagramm (Screeplot) der Faktorenanalyse über alle Skalen der eingesetzten Fragebögen; vierfaktorielle Lösung (N=76; PAREMO-20, MHF, SWE, DLQI T1 & T4, COP). Anhang F – Abbildungen LXI 6 5 Eigenwert 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Faktor Abbildung 3: Eigenwertediagramm (Screeplot) für die Faktorenanalyse der SWE 5 Eigenwert 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Faktor Abbildung 4: Eigenwertediagramm (Screeplot) der Faktorenanalyse des DLQI, T1 Anhang F – Abbildungen LXII 6 5 Eigenwert 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Faktor Abbildung 5: Eigenwertediagramm (Screeplot) der Faktorenanalyse des DLQI, T4 3,0 2,5 Eigenwert 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 1 2 3 4 5 Faktor Abbildung 6: Eigenwertediagramm (Screeplot) der Faktorenanalyse der COP, T4 Anhang G – Testverfahren und Skalen LXIII Anhang G Testverfahren und Skalen Patientenfragebogen PAREMO-20 (Nübling, R., Kriz, D., Herwig, J., Wirtz, M., Töns, N., Bengel, J.) Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, Sie stehen am Beginn einer Rehabilitationsmaßnahme (stationäres Heilverfahren), welche Sie dazu befähigen soll, die verschiedenen Anforderungen der Arbeit und des Alltags wieder besser zu bewältigen. Ihre Gründe, Ziele und Erwartungen, die mit dieser Reha-Maßnahme verbunden sind, sind für uns wichtige Hinweise für die Planung und Durchführung der Rehabilitation. Wir bitten Sie, uns den vorliegenden Fragebogen auszufüllen, damit wir unsere Maßnahme weiterentwickeln und verbessern können. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Alleine Ihre persönliche Meinung und Erfahrung ist uns wichtig! Bitte markieren Sie jeweils nur ein Kästchen. Bei Korrekturen streichen Sie bitte die ungültigen Markierungen deutlich aus. Bitte lassen Sie keine Aussage aus; kreuzen Sie immer die Antwortmöglichkeit an, die am ehesten auf Sie zutrifft. Wenn in einigen Fragen auf „körperliche Beschwerden“ Bezug genommen wird, so sind damit immer die Beschwerden gemeint, derentwegen Sie an der Rehabilitationsmaßnahme teilnehmen. Die Teilnahme an der Datenerhebung ist freiwillig. Falls Sie an der Erhebung nicht teilnehmen möchten, so steht Ihnen dies frei. Auch nach Beendigung Ihres Aufenthalts bei uns können Sie Ihre Teilnahme widerrufen. Eine Teilnahme oder Nichtteilnahme hat keinerlei Auswirkungen auf Ihren Aufenthalt bei uns. Ihre Fragebögen werden streng vertraulich behandelt und anonymisiert gemäß dem Bundesdatenschutzgesetz. Selbstverständlich werden keine Daten an die Berufsgenossenschaften weitergeleitet! ☺ VIELEN DANK FÜR IHRE MITARBEIT ☺ Anhang G – Testverfahren und Skalen LXIV Einwilligungserklärung Name: ____________________ Geburtsdatum: ___ ___ ___ ___ ______ Ich habe die Patienteninformation zum Patientenfragebogen PAREMO-20 und diese Einwilligungserklärung erhalten. Ich bin zudem über den Marburger Hautfragebogen und den Einsatz weiterer Fragebögen aufgeklärt. Ich wurde für mich ausreichend schriftlich über die wissenschaftliche Untersuchung informiert. Ich weiß darüber Bescheid, dass die Teilnahme an der Untersuchung freiwillig ist, und ich mich auch entscheiden kann, nicht an der Datenerhebung teilzunehmen. Ich weiß, dass ich jederzeit meine Einwilligung, ohne Angabe von Gründen, widerrufen kann und eine Teilnahme oder Nichtteilnahme keine Auswirkungen auf meine Behandlung hat. Ich bin damit einverstanden, dass die im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung über mich erhobenen Informationen sowie weitere mit dieser Untersuchung zusammenhängende personenbezogene Daten in anonymisierter Form aufgezeichnet werden. Es wird gewährleistet, dass meine personenbezogenen Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Bei der Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Zeitung wird aus den Daten nicht hervorgehen, wer an dieser Untersuchung teilgenommen hat. Meine persönlichen Daten unterliegen dem Bundesdatenschutzgesetz. Das Original dieser Einwilligungserklärung verbleibt bei den Unterlagen. Es wird separat von den Fragebögen aufbewahrt. Ein Exemplar nehme ich für mich mit nach Hause. Mit der vorstehend geschilderten Vorgehensweise bin ich einverstanden und bestätige dies mit meiner Unterschrift. ___________________ den, _______________ (Ort) (Datum) ___________________________ (Name) Bei Rückfragen/Widerruf Universität Osnabrück Fachbereich Humanwissenschaften Fach Dermatologie, Gesundheitstheorie und Umweltmedizin Ansprechpartnerin: Dipl.-Psych. Katrin Wiedl Sedanstraße 115, 49090 Osnabrück Tel.: 0541-405-1806 Anhang G – Testverfahren und Skalen LXV Anhang G – Testverfahren und Skalen LXVI Bitte beantworten Sie noch folgende Fragen zu Ihrer Person: Ihr Geburtsdatum: ___ ___ ___ ___ _______ Ihr Vor- & Nachname (Initialen): ___ ___ Ihr Familienstand: Ihr Geschlecht: weiblich männlich ledig verheiratet mit festem Partner/eheähnliche Lebensgemeinschaft geschieden/getrennt lebend verwitwet Berufsausbildung (höchster Abschluss): Lehre (beruflich/betriebliche Ausbildung) Fachschule (Meister-/Technikerschule, Berufs/Fachakademie) Fachhochschule/Universität/Hochschule andere Berufsausbildung keine/nicht abgeschlossene Berufsausbildung Bitte nennen Sie uns Ihre genaue Berufsbezeichnung: ________________________________ Sind Sie zurzeit erwerbstätig? ja, ganztags ja, mindestens halbtags ja, weniger als halbtags nein, in Ausbildung nein, Hausfrau/Hausmann nein, zurzeit arbeitsunfähig seit ____ Monaten nein, arbeits-/erwerbslos seit ____ Monaten nein, Erwerbs-/Berufsunfähigkeitsrente nein, Alters-/Witwenrente nein, anderes (z. B. Mutterschutz) Haben Sie in den letzten fünf Jahren eine Berufs-/Erwerbsunfähigkeitsrente beantragt? ja nein Ihre Beschwerden/Ihre Krankheit: ___________________________________ Wie lange leiden Sie schon unter Ihren Beschwerden? ca. ____ Jahr(e) Waren Sie wegen Ihrer Haut schon einmal in stationärer Heilbehandlung? ja Haben Sie schon einmal an einem Seminar zum Thema Hautschutz teilgenommen? ☺ VIELEN DANK FÜR IHRE MITARBEIT ☺ nein ja nein Anhang G – Testverfahren und Skalen LXVII Anhang G – Testverfahren und Skalen LXVIII Anhang G – Testverfahren und Skalen LXIX -3- Anhang G – Testverfahren und Skalen LXX Anhang G – Testverfahren und Skalen LXXI Anhang G – Testverfahren und Skalen LXXII Anhang G – Testverfahren und Skalen LXXIII SWE Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Aussagen. Bitte kreuzen Sie bei jeder Aussage die Zahl an, die am ehesten auf Sie zutrifft, und lassen Sie bitte keine Frage aus. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Alleine Ihre persönliche Einschätzung interessiert uns und ist uns wichtig! Dabei bedeutet: 1 = stimmt nicht 2 = stimmt kaum 3 = stimmt eher 4 = stimmt genau 1. Wenn sich Widerstände auftun, finde ich Mittel und Wege, mich durchzusetzen. stimmt stimmt stimmt stimmt nicht kaum eher genau 4 3 2 1 2. Die Lösung schwieriger Probleme gelingt mir immer, wenn ich mich darum bemühe. 1 2 3 4 3. Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absichten und Ziele zu verwirklichen. 1 2 3 4 4. In unerwarteten Situationen weiß ich immer, wie ich mich verhalten soll. 1 2 3 4 5. Auch bei überraschenden Ereignissen glaube ich, dass ich gut mit ihnen zurechtkommen kann. 1 2 3 4 6. Schwierigkeiten sehe ich gelassen entgegen, weil ich meinen Fähigkeiten immer vertrauen kann. 1 2 3 4 7. Was auch immer passiert, ich werde schon klarkommen. 1 2 3 4 8. Für jedes Problem kann ich eine Lösung finden. 1 2 3 4 9. Wenn eine neue Sache auf mich zukommt, weiß ich, wie ich damit umgehen kann. 1 2 3 4 10. Wenn ein Problem auftaucht, kann ich es aus eigener Kraft meistern. 1 2 3 4 Ihr Geburtsdatum: ___ ___ ___ ___ _______ Ihr Vor- & Nachname (Initialen): ___ ___ Ihr Geschlecht: weiblich ☺ Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Unterstützung! ☺ männlich Anhang H – Verzeichnisse LXXIV Anhang H Verzeichnisse Abbildungsverzeichnis der Abbildungen im Text Nr. Abbildung Seite 1 Bedeutungsfacetten und Faktoren der Compliance 10 2 38 3 Komplexe, mögliche Wechselwirkungen zwischen Lebensqualität und Compliance Möglichkeiten der Erfassung von Lebensqualität 4 Das Theoriemodell der Rehabilitation 94 5 Das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (HAPA) 111 6 Alter der Stichprobe 136 7 Beschwerdedauer der Stichprobe 141 8 Screeplot der Faktorenanalyse des PAREMO-20 154 9a Einschätzung der Motivation der Patienten durch die Ärzte zum Messzeitpunkt T1 Einschätzung der Motivation der Patienten durch die Ärzte zum Messzeitpunkt T4. Kanonische Diskriminanzfunktion MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN 178 9b 10 87 178 198 Anhang H – Verzeichnisse LXXV Tabellenverzeichnis der Tabellen im Text Nr. Tabelle Seite 1 Tabellarische Übersicht über in der Untersuchung eingesetzte Messinstrumente 117 2 ROQ -Studie, Behandlungsdokumentation: Messzeitpunkt T1 131 3 ROQ-Studie, Behandlungsdokumentation: Messzeitpunkt T4 132 4 Übersicht über den zeitlichen Ablauf der Datenerhebung 135 5 Familienstand der Stichprobe 137 6 Höchster Berufsabschluss der Stichprobe 137 7 Erwerbstätigkeit der Stichprobe 139 8 Erste Diagnosen der Ärzte, Messzeitpunkt T4 140 9 Schweregrad des Hautzustandes, ärztliches Urteil, Messzeitpunkt T1 142 10 Schweregrad des Hautzustandes, ärztliches Urteil, Messzeitpunkt T4 142 11 Besserung der Hautveränderungen (Arzturteil), Messzeitpunkt T4 143 12 Prognose (Arzturteil), Messzeitpunkt T4 144 13 PAREMO-20, Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstests 148 14 Die Skalen des PAREMO-20 mit ihren Itemstatistika 149 15 Reliabilitäten der Skalen des PAREMO-20 151 16 Interkorrelationen der Skalen des PAREMO-20 153 17 Sechs-faktorielle Lösung des PAREMO-20 154 18 Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte des PAREMO-20 156 19 Reliabilitäten der Skalen des MHF 157 20 Skaleninterkorrelationen der Skalen des MHF 158 21 Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte des MHF 159 22 Interkorrelationen der Items der SWE 161 23 Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte der SWE 162 Anhang H – Verzeichnisse Nr. Tabelle LXXVI Seite 24a Interkorrelationen der Items des DLQI bei T1 164 24b Interkorrelationen der Items des DLQI bei T4 164 25 Interkorrelationen der Items des COP bei T4 166 26 Interkorrelationen zwischen Patientenvariablen und Untersuchungsvariablen 168 27 171 33 Faktorenanalytisch wichtige Kennwerte der 4-faktoriellen Lösung (der Faktorenanalyse über alle eingesetzten Fragebögen) Unterschiede im Antwortverhalten von Frauen und Männern auf den Skalen des PAREMO-20 Unterschiede im Antwortverhalten von Frauen und Männern auf den Skalen des MHF Unterschiede im Antwortverhalten von Patienten die Vollzeit arbeiten vs. arbeitsunfähig/arbeitslos sind auf den Skalen des PAREMO-20 Kreuztabelle – Schweregrad des Hautzustandes (ärztliches Urteil, T1) zur Motivationseinschätzung der Patienten (ärztliches Urteil, T4) Erläuterung der Abkürzungen für die Diskriminanzanalysen/logistischen Regressionsanalysen Lebensqualität (DLQIAEN) 34 Hautzustand, ärztliche Einschätzung (MEDAEN) 181 35 Hautzustand, Einschätzung der Patienten (subaen) 182 36 Symmetrische Maße (DLQIAEN/MEDAEN) 183 37 DLQIAEN * MEDAEN Kreuztabelle 183 38 Chi-Quadrat-Tests (DLQIAEN/MEDAEN) 184 39 MEDAEN * subaen Kreuztabelle 186 40 Chi-Quadrat-Tests (MEDAEN/subaen) 186 41 Symmetrische Maße (MEDAEN/subaen) 187 42 Chi-Quadrat-Tests (MEDAEN/Patientenurteil T4) 187 43 MEDAEN * Selbsteinschätzung des Hautzustandes bei T4 durch die Patienten, Kreuztabelle Erläuterung der Abkürzungen für die logistischen Regressionsanalysen 188 Unterschiede im Antwortverhalten von Patienten, deren Lebensqualität sich verbessert hat bzw. gleich geblieben ist auf den Skalen des PAREMO-20 Wilks-Lambda (PAREMO-20/COP und MEDAEN) 191 28 29 30 31 32 44 45 46 173 173 176 178 180 180 189 194 Anhang H – Verzeichnisse Nr. Tabelle LXXVII Seite 47 Wilks-Lambda (PAREMO-20/COP und subaen) 194 48 Wilks-Lambda (PAREMO-20/ COP und DLQIAEN) 195 49 Wilks-Lambda (MHF/SWE und subaen) 195 50 Wilks-Lambda (MHF/ SWE und MEDAEN) 196 51 Eigenwerte (MHF/ SWE und DLQIAEN) 196 52 Wilks-Lambda (MHF/ SWE und DLQIAEN) 197 53 197 54 Standardisierte kanonische Diskriminanzfunktionskoeffizienten (MHF/ SWE und DLQIAEN) Struktur-Matrix (MHF/Selbstwirksamkeit und DLQIAEN) 55 Omnibus-Tests der Modellkoeffizienten (MHF/ SWE und DLQIaen2) 200 56 Modellzusammenfassung (MHF/ SWE und DLQIaen2) 200 57 Klassifizierungstabelle zur Vorhersage der Lebensqualität (DLQIaen2) 201 58 Variablen in der Gleichung(MHF/ SWE und DLQIaen2) 201 198 Anhang H – Verzeichnisse LXXVIII Abkürzungsverzeichnis α Cronbachs Alpha Ä Skala Änderungsbereitschaft, Rehamotivationsfragebogen äds Skala Ängstlich-depressive Stimmung, Marburger Hautfragebogen AWMF Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. BGW Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege BK Berufskrankheit BKV Berufskrankheitenverordnung COP Copingskala df Freiheitsgrade DCPR Diagnostic Criteria for Psychosomatic Research DLQI Dermatologischer Lebensqualitätsfragebogen DLQIAEN Veränderung der Lebensqualität (3 Gruppen) DLQIaen2 Veränderung der Lebensqualität (2 Gruppen) DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Version IV eij Eigenwert Exp (B) Odds Ratios h2 Kommunalität HAPA hlk sozial-kognitives Prozessmodell der Veränderung von Gesundheitsverhalten (Health Action Process Approach) Skala Hilflosigkeit, Marburger Hautfragebogen HVBG Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften I Skala Informationsstand bezüglich Reha-Maßnahme, Rehamotivationsfragebogen ICD-10, Kap. V Internationale Klassifikation psychischer Störungen der WHO ICF jkz Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit der WHO Skala Juckreiz-Kratz-Zirkel, Marburger Hautfragebogen KB Skala Körperbedingte Einschränkungen, Rehamotivationsfragebogen LQ Lebensqualität M Mittelwert MEDAEN Veränderung des Hautzustandes aus Sicht der Ärzte (3 Gruppen) MEDAEN2 Veränderung des Hautzustandes aus Sicht der Ärzte (2 Gruppen) Anhang H – Verzeichnisse LXXIX MHF Marburger Hautfragebogen N/n/f Anzahl der Personen p Signifikanzwert PAREMO-20 Rehamotivationsfragebogen pi Schwierigkeit r Pearson Korrelation rit Trennschärfe (part-whole-korrigierte Item-Skalen-Korrelation) ROQ S „Medizinisch – Berufliches Rehabilitationsverfahren Haut – Optimierung und Qualitätssicherung des Heilverfahrens“ Skala Skepsis, Rehamotivationsfragebogen säv Skala Soziale Ängste/Vermeidung, Marburger Hautfragebogen SD Standardabweichung SL Skala Seelischer Leidensdruck, Rehamotivationsfragebogen SU Skala Soziale Unterstützung & Krankheitsgewinn, Rehamotivationsfragebogen subaen Veränderung des Hautzustandes aus Sicht der Patienten (3 Gruppen) subaen2 Veränderung des Hautzustandes aus Sicht der Patienten (2 Gruppen) SWE Selbstwirksamkeitsskala T1 Messzeitpunkt T1 T4 Messzeitpunkt T4 TIP Tertiäre Individualprävention TTM Transtheoretisches Modell WHO Weltgesundheitsorganisation z1 Skala Einschränkung der Lebensqualität, Marburger Hautfragebogen z2 Skala Informationssuche, Marburger Hautfragebogen Auf die explizite Nennung der Abkürzungen aller in der Arbeit erwähnter Testverfahren und statistischer Begriffe wird verzichtet. Hier werden nur die wichtigsten Abkürzungen erläutert. Erklärung über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus anderen Quellen direkt oder indirekt übernommenen Daten und Konzepte sind unter Angabe der Quelle gekennzeichnet. Weitere Personen waren an der inhaltlichen materiellen Erstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich hierfür nicht die entgeltliche Hilfe von Vermittlungsbzw. Beratungsdiensten (Promotionsberater oder andere Personen) in Anspruch genommen. Niemand hat von mir unmittelbar oder mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Osnabrück, den 16. Dezember 2009 ________________________