bücher - BIOspektrum

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· BÜCH E R
óóóóó
Wörterbuch Labor/Laboratory
Dictionary
Deutsch-Englisch/EnglishGerman
Theodor C. H. Cole
XV, 453 S., Springer Verlag, Heidelberg,
2. Aufl., 2009. Geb., 49,95 O.
ISBN: 978-3-540-88579-5
ó In den Lebenswissenschaften
ist es heute selbstverständlich,
wissenschaftliche Ergebnisse in
englischer Sprache zu publizieren
und zu kommunizieren. Dabei ist
nicht nur die schriftliche Kommunikation internationalisiert, sondern auch die tägliche Kommunikation in den Laboren, in denen
Forscher unterschiedlicher Nationalität gemeinsam arbeiten.
Englisch und insbesondere das
Verstehen moderner (englischer)
Fachbegriffe ist daher eine unabdingbare Voraussetzung für das
Arbeiten im Forschungslabor. Dies
beginnt bei der Bezeichnung von
Geräten, Chemikalien und anderen Labormaterialien und setzt
sich fort bei der Beschreibung experimenteller Methoden. Viele
dieser Begriffe lassen sich jedoch
nicht aus dem allgemeinen
Sprachgebrauch ableiten, insbesondere wenn ähnlich klingende
Begriffe nicht die gleiche Bedeutung haben. Dies kann im Laboralltag, beim Verstehen wissenschaftlicher Texte und bei der richtigen Beschreibung der eigenen
wissenschaftlichen Ergebnisse zu
Missverständnissen führen.
Das Wörterbuch Labor bietet eine ausgezeichnete Hilfe, richtige
Bedeutungen wichtiger Begriffe
aus dem naturwissenschaftlichen
Alltag und für die wissenschaftliche Kommunikation zu finden. Es
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ist sowohl für Neulinge als auch
für erfahrene Wissenschaftler geeignet. Mithilfe des Wörterbuchs
Labor kann man auch sein eigenes
Fachwissen überprüfen und die
Bedeutung selbst bekannter Fachausdrücke reflektieren. Dies ist
insbesondere dann wichtig, wenn
diese in der täglichen Kommunikation ohne genaue Übersetzung
einfach ins „Labordeutsch“ übernommen werden, was zu Missverständnissen führen und die Verständlichkeit stark beeinträchtigen kann.
Das Wörterbuch Labor bietet für
viele Begriffe ausgezeichnete Erklärungen an, die eine Verbesserung der Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse in
Deutsch und Englisch ermöglichen. Es sollte daher in jedem Labor zur Grundausstattung gehören.
ó
Stefan Wölfl, Heidelberg
óóóóó
Lerntafel Biologie:
Biochemie im Überblick
Birgit Jarosch
6 S., 45 Abb., Spektrum Akademischer
Verlag, Heidelberg, 1. Aufl., 2009.
Laminiert, 4,95 O.
ISBN: 978-3-8274-2134-0
ó Biochemie im Überblick verschafft auf sechs abwaschbaren
Falttafeln einen Überblick über die
zentralen Gebiete der klassischen
Biochemie. Die Falttafel beginnt
mit der Struktur von Aminosäuren
sowie der Listung der Strukturformeln der 20 proteinogenen
Aminosäuren, der Bildung der
Peptidbindung und einem Überblick über die Prinzipien der Proteinstruktur. Es schließt sich eine
sehr detaillierte Übersicht zu der
Funktion, dem Mechanismus, der
Regulation und der Inhibition von
Enzymen an.
Auf Seite 3 werden der Aufbau
von und der Transport durch
Membranen beschrieben. Neben
den Lipiden werden auch Glykolipide und integrale Membranproteine erwähnt, die Mechanismen
des aktiven und passiven Transports werden ausgeführt.
Die Seiten 4 bis 6 werden den
Grundlagen des Glukose-, Glykogen- und Fettsäurestoffwechsels
gewidmet. Die Struktur der wesentlichen Kohlenhydrate des
Stoffwechsels wird dargestellt und
die Hauptstoffwechselwege wie
Glykolyse, Citratzyklus, oxidative
Phosphorylierung, Glykogen- sowie Fettsäureauf- und -abbau werden illustrativ und teilweise auf
Formelniveau erläutert. Kurz erwähnt wird die Bedeutung der
Aminosäuresynthese und der Pentosephosphatzyklus.
Biochemie im Überblick ersetzt
kein Lehrbuch, kann aber eingesetzt werden, um sich zur Prüfungsvorbereitung die wesentlichen Begriffe einzuprägen. Zur
Einarbeitung in ein Fachgebiet und
zum Verständnis der Zusammenhänge ist es aufgrund der Knappheit der Information nicht geeignet. Die Tafeln sind aufwendig hergestellt und die klare Farbcodierung hilft, schnell die wesentlichen Elemente zu erfassen. Die
Themenauswahl repräsentiert die
wesentlichen Strukturen und
Funktionen der Biomoleküle, wobei leider die Nukleinsäuren fehlen. Deren Vorkommen, Struktur
und Bedeutung sollten zumindest
erwähnt werden, gegebenenfalls
auf Kosten des sehr umfangreichen Abschnitts zur Enzyminhibition.
ó
Annette Beck-Sickinger, Leipzig
239
ó ó ó ó óó
Chemische Experimente in
Schlössern, Klöstern und
Museen
Georg Schwedt
XVI, 260 S., Wiley-VCH, Weinheim, 2.
überarb. Aufl., 2009. Kart., 29,90 O.
ISBN: 978-3-527-32718-8
ó Je eindrücklicher Wissen vermittelt werden kann, desto besser
verstehen und behalten es die Zuhörer oder Leser. Dies gilt auch für
chemisches Alltagswissen, das
der Autor in einer historischen
Umgebung, unterstützt mithilfe
anschaulicher Experimente, plastisch erklärt. An 30 historischen
Orten (Schlösser, Burgen, Klöster)
in der gesamten Bundesrepublik
organisierte er 50 Experimentalvorträge zu 28 chemischen Themen. Die Orte, an denen die Experimente durchgeführt wurden,
sind knapp, aber für den Sinn des
Buches ausreichend detailliert
und illustriert beschrieben.
Das Buch ist in 14 Kapitel mit
unterschiedlichen Themen gegliedert: von Erz- und Salzgewinnung
über Küchenchemie, chemische
Belustigungen, Chemie in Flammen bis zum Zauberlabor von Harry Potter. Jedes Kapitel beginnt
mit einer Erläuterung, die beispielsweise die Entdeckung von
Erzen oder Farben beschreibt.
Diese aus natürlichen Quellen gefundenen Rohstoffe veranlassten
die Naturforscher der damaligen
Zeit zu Experimenten und führten
zu wichtigen Entdeckungen wie etwa die Gewinnung von Edelmetall
durch Abscheidung. Die Durchführung dieser Versuche sowie
das Hintergrundwissen werden erläutert, unterstützt durch historische Darstellungen von chemi-
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schen Küchen, Pflanzen und vorindustriellen Produktionsstätten.
Das Buch ist ein origineller Reiseführer für Chemieinteressierte.
Es lädt ein, die historischen Orte
der Experimentalvorträge zu besuchen. Darüber hinaus bietet es
Chemielehrern und -dozenten, die
ihre Unterrichtsstunden attraktiv
gestalten möchten, Versuche in einem neuen Kontext sowie Anregungen für Ausflüge. Studierende
und Interessierte werden gerne
darin schmökern und bislang unbekannte Details finden.
ó
Andreas Seiffert-Störiko,
Frankfurt a. M.
óóóóó
Immunologie
Michael Martin und Klaus
Resch
tation mit einem Keim schildert.
Entsprechend ist der Aufbau dieses Lehrbuches logisch und gut
nachvollziehbar und damit auch
einprägsam. Sehr gut ist ebenso,
dass trotz des beschränkten Platzes, den ein Taschenbuch nun mal
bietet, alles Wesentliche enthalten
ist und mit guten Grafiken illustriert wird.
Natürlich ist bei so einem Format nicht immer alles wie gewünscht. So hätte ich es gerne gesehen, wenn beispielsweise die
Komplementkaskaden mit den
wichtigen Inhibitoren in einem zusammenfassenden Schema illustriert worden wären, da sie für die
Studierenden schwierig zu begreifen sind. Auch liest sich die
Sprache gelegentlich etwas umständlich – überwiegend wohl aufgrund der krampfhaften Vermeidung von englischen Fachbegriffen, was in diesem Fach eigentlich
nicht möglich ist. Trotzdem ist das
Buch verständlich geschrieben
und durch die Merksätze am Rand
zum Lernen sehr geeignet.
So lässt sich zusammenfassend
nur ausrufen: sehr empfehlenswert, und das bei dem Preis! ó
Victoria Kolb-Bachofen,
Düsseldorf
320 S., 101 Abb., 26 Tab., UTB Verlag,
Stuttgart, 1. Aufl., 2009. Kart., 29,90 O.
ISBN: 978-3-8252-3174-3
ó Endlich ist ein empfehlenswertes Immunologie-Lehrbuch im
Taschenbuch-Format zu einem bezahlbaren Preis erschienen! Als
Lehrende stand ich bisher vor dem
Problem, dass ich den Studierenden nur ein wirklich gutes und lesbares Lehrbuch empfehlen konnte, das zwar ausgezeichnet ist,
aber zu einem stolzen Preis und
viel umfangreicher, als es ein Student zunächst benötigt.
Nun ist also ein Taschenbuch
erschienen, das die Immunologie
nicht – wie so viele Autoren das
machen – vom Schwanz her aufzäumt und bei den Antikörpern als
einem Endprodukt der Immunreaktion anfängt, sondern die Reaktionskette des Immunsystems entlang der Ereignisse nach Konfron-
ó ó ó ó óó
Pavlov’s Dogs and
Schrödinger’s Cat
Rom Harré
XIII, 322 S., 17 Abb., Oxford University
Press, Oxford, 2009. Geb., 16,99 £.
ISBN: 978-0-19-923856-9
ó Epistemologie ist die Lehre,
wie Wissenschaft mental und
apparativ betrieben wird, somit
auch, wie wissenschaftliche Erkenntnis zustande kommt. Sie ist
also mehr als Wissens- oder Wissenschaftsgeschichte, sondern
befasst sich mit den Wechselwirkungen von Kenntnisgewinn und
den Mitteln dazu.
Der englische Mathematiker,
Chemiker und Psychologe Rom
Harré ist ein Senior der Methodologie der Wissenschaft und
dadurch zur Betrachtung der
Philosophiegeschichte des chemischen und biologischen Experiments gekommen. Dazu hat er die
Gabe, seine Gedanken anregend
und sehr lesenswert zu formulieren. In seinem neuen Buch stellt
er dar, dass Versuchsergebnisse
nicht bloß mit physikalischen
Apparaten und chemischen
Analysen im Laboratorium oder
Observatorium erhalten werden,
sondern dass es auch „lebende
Laboratorien“ als Einzelwesen und
Umwelten oder „virtuelle Laboratorien“ in Hirnwindungen und
Kulturzellen gibt.
Professor Harré überschaut in
gedrängten Skizzen das vergangene Halbjahrtausend, in dem die
Beobachtung und Nutzung von
Pflanzen, Tieren und Menschen
aus und in ihrer Umwelt zu
Erkenntnis und Misserkenntnis
beigetragen haben – betrübenden,
erheiternden und erschreckenden. Dabei leitet ihn, neben
dem Vergnügen, eine satte
Geschichte zu erzählen, der
Grundton, zum Verständnis beizutragen, wie die Umwelt erforscht,
Vorstellungen geprüft und die
Wirklichkeit modelliert werden
kann. Pavlovs konditionierte
Hunde und Schrödingers imaginierte Katze sind nur Grenzmetaphern für die vielerlei Wege, auf
denen sich in organismischen
Laboratorien
Wissenschaft
betreiben lässt. Dazu kommen
Unterschiede und Traditionen im
Forschungsstil.
Dass der Autor auch ethische
und moralische Fragen des Experimentierens mit lebenden Wesen
mindestens zur abwägenden
Andeutung kommen lässt, ist
zusätzlicher Gewinn.
ó
Lothar Jaenicke, Köln
óóóóó
A Life Decoded
J. Craig Venter
400 S., Penguin Books Ltd., London, 1.
Aufl., 2008. Kart., 9,99 £.
ISBN: 978-0-14-311418-5
ó Craig Venter ist einer der bekanntesten und kontroversesten
Forscher unserer Zeit. Kaum ein
Wissenschaftler stand so sehr im
Rampenlicht der Medien, hat so
viele Bewunderer, die seine Forschung für bahnbrechend halten,
und so viele Gegner, die seine Methoden kritisieren und seine Ergebnisse infrage stellen. Aber seine zentrale Rolle bei einer der
wichtigsten Entwicklungen der
letzten Jahrzehnte – der Entstehung der Genomforschung – steht
außer Frage.
In seiner Autobiografie beschreibt Venter sein ereignisreiches Leben. Es reicht von seiner
nicht sehr vielversprechenden Jugend in Kalifornien über seine Stationierung in einem Militärlazarett
während des Vietnamkrieges bis
hin zu seiner Karriere als Forscher,
dessen Team als erstes die Genome eines frei lebenden Organismus (Haemophilus influenzae,
1995), der Taufliege Drosophila
(2000) und schließlich des Menschen (2001) sequenziert hat.
Das alleine macht Venters Autobiografie zu einer spannenden
Lektüre. Zudem ist das Buch sehr
verständlich geschrieben. Dadurch liest es sich immer leicht,
auch wenn Venter die unkonventionellen Methoden erklärt, die es
ihm erlaubten, Genome schneller
zu sequenzieren als seine Konkurrenten. Erfreulich ist auch,
dass Venter nicht davor zurückschreckt, die vielfältigen politi-
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schen Intrigen und wirtschaftlichen Zwänge zu beschreiben, denen er über die Jahre ausgesetzt
war. Damit gibt er Einblicke in eine Welt, die häufig verborgen
bleibt.
Natürlich ist eine Autobiografie kein objektives historisches
Werk. Venter stellt seine Sicht der
Dinge dar und entsprechend kritisch muss diese auch gesehen
werden. Aber nachdem viel über
ihn geschrieben wurde, ist es
interessant, nun diese Seite der
Geschichte zu lesen. Im September 2009 ist das Buch auch in
deutscher Übersetzung erschienen (Entschlüsselt: Mein Genom,
mein Leben, Fischer Verlag). ó
Ralf Dahm, Padua
óóóóó
Nanobiotechnologien
Philosophische, anthropologische und ethische Fragen
Kristian Köchy et al. (Hrsg.)
372 S., Verlag Karl Alber, Freiburg,
2008. Kart., 29,00 O.
ISBN: 978-3-495-48347-5
ó Die Vorsilbe „nano“ ist mit
anderen Begriffen aus dem technisch-täglichen Leben zu einem
offenbar so sorgenbehafteten
Gewebe vertwisted, dass sich die
Lebens- und Technikwissenschaften in einem multivarianten Netz
mit den Geisteswissenschaften
wiederfinden. Die Philosophen der
Universität Kassel und die Bioethiker der Evangelischen Akademie Hofgeismar haben vor zwei
Jahren die Initiative zu einer nanotechnologischen Begleitdiskussion
ergriffen und gestandene Kollegen
und Kolleginnen der diversen (neuen) Ethiken, Juridiken, Epistemien
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zu einer Reihe interdisziplinärer
Veranstaltungen eingeladen, um
mit ihnen die Entwicklung zu
begleiten. Der vorliegende Band
lässt nun ein breiteres Publikum
an dieser Diskussion teilnehmen.
Was dem Leser als Erstes
auffällt, ist die mit anglosaxophonen
Wortkombinationen
gespickte futurologische Sprache,
die selbstgesättigt sein mag, aber
hungrig nach Feststoff lässt. Muss
das so sein? Es erinnert an die
Blasensprache unserer Finanzjongleure. Alles, was im Feuilleton
unterzubringen ist und eine Aura
des Beschwingten gibt, findet sich
– und macht misstrauisch. Man
weiß: Alles ist vom besten Willen
beseelt und durch Internetnews
belegt. Jedoch ist alle Zukunftsbeschau eine Extrapolation.
Mit der Nanotechnologie sollen
die Grenze zwischen Belebtem
und Unbelebtem überbrückt,
neuer diagnostisch-therapeutischer Freiraum geschaffen,
gezielt in den molekularen
Nanobereich sondiert und manipuliert werden. Dabei zeigen
sich in der Diskussion die kulturellen und nationalen Überlieferungsgrenzen, die vage
Gewissensscheide zwischen
Vision und Virtualität, die
pygmalioneske Definition von
„Modell“.
Wenn Ethik von einem Absolutum des (wie definierten?)
Menschenwerts gelöst zu
einem Potenzialparameter der
Nützlichkeit gemacht wird,
brauchen wir bestimmt keine
Diskussion und auch keine
Philosophen oder Anthroposoziologen, die sich an ihr üben.
Insofern ist das ein nützliches
Buch.
ó
Lothar Jaenicke, Köln
óóóóó
Alien Ocean
Anthropological Voyages in
Microbial Seas
Stefan Helmreich
464 S., 29 Abb., University of California
Press, Berkeley, 2009. Kart., 24,95 $.
ISBN: 978-0-5202-5062-8
ó Stefan Helmreich begleitete
als Anthropologe über mehrere
Jahre die Arbeit mariner Mikrobiologen in den USA. In sieben Kapiteln gelingt ihm das Kunststück,
als teilnehmender und zugleich
distanzierter Beobachter die Fragen, Methoden und Motivationen
der Wissenschaftler zu beschreiben und in einen wissenschaftsgeschichtlichen und kulturellen
Kontext zu betten. Er geht dabei
der Frage nach, wie die Erkenntnisse und Fortschritte im Bereich
der marinen Mikrobiologie unseren Blick auf den Ozean verändern. Die Rolle mariner Mikroorganismen für globale Nährstoffkreisläufe, Nahrungsnetze und die
Klimageschichte der Erde, die Entdeckung mikrobieller Extrem-Habitate und die Spekulationen über
die Entstehung des Lebens im
Ozean – Stefan Helmreich skizziert sehr bildhaft, wie der Ozean
als mikrobielles Meer und als
„Gen-Pool“ neu entdeckt wird. Er
beschreibt die biotechnologische
Wertschöpfung dieses Wissens
und die daraus entstehenden Konfliktlinien zwischen Kapital-, Wis-
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senschafts- und Regierungsinteressen.
Der Anspruch des Buches ist es
offenkundig nicht, einen wissenschaftlichen Überblick über die
marine Mikrobiologie zu geben.
Aber als Naturwissenschaftler
empfand ich Helmreichs anthropologische Perspektive als sehr
anregend, da sie die aktuelle Forschung in einem erweiterten Kontext betrachtet, der die Wechselwirkungen zwischen Forschungsgegenstand, Mensch und Kultur
berücksichtigt. Auch wer sich als
Wissenschaftler einmal aus der
Distanz betrachten möchte, dem
sei das Buch empfohlen. Die Sprache ist beschreibend und sehr bildhaft mit vielleicht etwas zu vielen
feinsinnigen Bemerkungen. Über
einige Anspielungen auf die anthropologische Fachliteratur lässt
sich dagegen getrost hinweglesen.
ó
Moritz Holtappels, Bremen
ó ó ó ó óó
Chemical Biology
Learning through Case Studies
Herbert Waldmann und Petra
Janning (Hrsg.)
XXXIII, 271 S., Abb., Wiley-VCH, Weinheim, 1. Aufl., 2009. Kart., 39,90 O.
ISBN: 978-3-527-32330-2
ó Die beiden Herausgeber vom
Dortmunder MPI für Molekularphysiologie haben vor fünf Jahren
unter dem gleichen Titel einen
„Praktischen Kurs“ herausgebracht, der genau das vorhatte,
nämlich Studierende der Molekularbiologie bei ihren chemischen
Wurzeln zu halten, von denen zu
trennen sie sich leicht verlocken
lassen, weil die Methodik so hin-
ter Screen und Plotter versteckt
ist.
Das vorliegende Buch möchte
die Chemie der Biologie zurückbringen. Eine Anzahl von jungen
aktiven Fachgenossen berichtet
über Herangehensweisen an die
Wechselwirkungen zwischen codierenden und/oder codierten
Biomakromolekülen durch HefeGenomik und Mikroarray-Techniken, durch gezielten Proteinabbau
oder reversible Nucleosomen-Dekompaktierung, durch native Peptid-Ligation oder -Konjugation,
durch posttranslationale Modifizierung, Prenylierung, Glycosylierung von Schlüsselproteinen,
DNA-Modifizierung durch Polyamid-Interferenz oder Quadruplexbildung. Schon diese Menükarte zeigt die Viersterne der vielen Köche. Allerdings müssen
achteinhalb enge Seiten von Abkürzungen, das sind etwa 450 Tripelcodes (es gibt sogar die gleichen in Groß- und Kleinschrift)
„geknackt“ werden, um durch das
Ganze hindurchzufinden, wenn
man tatsächlich das Ganze will.
Der Index ist mancherorts ziemlich konfus. Dabei haben die Herausgeber sonst sehr systematisch
gedacht und auch gehandelt, sowohl in der Wahl der Beiträger wie
in der Binnenordnung der Beiträge: Einführung – Problematik –
Vorgehensweise – Beispiele – Diskussion – Bewertung.
Die Lektüre kann nicht leicht
sein, aber man hat sich Mühe gegeben. Auch ist der Druck von Text
und Formeln, Figuren und Legenden klar, die Ausstattung, auch
der Preis vernünftig. Eine solche
Monografie hat keinen Ewigkeitswert. Sie ist, was sie sein soll, ein
sehr nützlicher Zustandsbegleiter
bis zur nächsten Wegstrecke der
chemischen Biologie struktureller
und funktioneller Zellmoleküle.ó
Lothar Jaenicke, Köln
óóóóó
Molekulare Onkologie
Christoph Wagener und Oliver
Müller
424 S., 360 Abb., 95 Tab., Thieme
Verlag, Stuttgart, 3. Aufl., 2009. Geb.,
99,95 O.
ISBN: 978-3-1310-3513-4
ó Die Molekulare Onkologie hat
sich seit ihrem Erscheinen zu einem Standardwerk für alle entwickelt, die sich aus beruflichen
Gründen oder auch nur interessehalber mit den modernen Entwicklungen der Krebsforschung
auseinandersetzen wollen. In der
dritten, komplett überarbeiteten
und aktualisierten Ausgabe ist es
den Autoren gelungen, unter Einbeziehung neuester Ergebnisse
aus Grundlagenforschung und Klinik alle relevanten Aspekte der
molekularen Onkologie, das heißt
die komplexen Wege von der initialen Zellschädigung über die Tumorentwicklung und -progression
bis hin zur Metastasierung, sowie
die neuen Entwicklungen in Diagnostik und Therapie umfassend
und doch anschaulich zu vermitteln.
Die schon in den vorhergehenden Ausgaben hervorragende Didaktik wurde weiter ausgefeilt:
Komplizierte Inhalte werden leicht
verständlich dargestellt, komplexe Zusammenhänge anhand instruktiver Grafiken veranschaulicht. Besonders wichtige Kaskadenabläufe wurden animiert und
können über www.onkoview.com
abgerufen werden. Die Inhalte
sind klar strukturiert, wichtige
Kernaussagen werden hervorgehoben, der schnellen Orientierung
dienen prägnante Zusammenfassungen sowie die Kennzeichnung
klinischer und tierexperimenteller
Aspekte.
Die Molekulare Onkologie ist
nicht nur ein Muss für alle Studierenden, die sich eingehender
mit der Onkologie auseinandersetzen wollen: Wegen der zunehmenden Bedeutung molekularer
Ansätze in der onkologischen Diagnostik und Therapie sollte sich
auch jeder klinisch tätige Mediziner Grundkenntnisse auf diesem
Gebiet aneignen. Aber auch forschende Onkologen können sich
über angrenzende oder weiter entfernte Themen ihres Fachgebiets
nirgendwo so schnell und so einfach informieren wie in diesem
Buch.
ó
Wolfgang Deppert, Hamburg
óóóóó
Karrierechancen in der
Biotechnologie und
Pharmaindustrie
Toby Freedman
526 S., 47 Abb., Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2010. Kart.,
39,95 O.
ISBN: 978-3-8274-2116-6
ó Dieses Buch richtet sich an
Biologen, Chemiker und andere
Naturwissenschaftler sowie an
Absolventen der Wirtschafts- und
Rechtswissenschaften oder des
Marketingbereichs, die eine Karriere in der Biotechnologie- oder
Pharmaindustrie anstreben. Es
stellt die vielfältigen Berufsmöglichkeiten – von der industriellen
Grundlagenforschung über das
Projektmanagement bis hin zu Leitungsfunktionen und Personalbeschaffung – vor und beschreibt die
Bedeutung der einzelnen Arbeitsfelder mit Aufgaben, KompetenBIOspektrum | 02.10 | 16. Jahrgang
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· ST E L L E N M A R KT
zen, Herausforderungen und Karrieremöglichkeiten überaus präzise. Anhand der Listung eines typischen Arbeitsalltags sowie der
Darstellung positiver und negativer Aspekte der Tätigkeit werden
dem Leser tief gehende Einblicke
in die einzelnen Berufe ermöglicht. Charaktereigenschaften, die
ein Bewerber für die Position keinesfalls haben sollte, finden sich
in einem Kasten – so genügt ein
Blick für die Entscheidungsfindung. Auch die erforderlichen
bzw. erwünschten Qualifikationen
für die Beschäftigungsmöglichkeiten geben gute Anhaltspunkte.
Zusätzlich gibt das Buch nützliche
Hinweise, wie ein Interessent seine Chancen verbessert, seine
Lieblingsposition auch zu bekommen. Die Kapitel werden durch
Angaben zu Schulungen, Berufsverbänden und Literatur- oder
Internetempfehlungen sinnvoll er-
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gänzt. In der deutschen Übersetzung sind wichtige deutsche Quellen hinzugefügt.
Obwohl in Teilen sehr auf die
Verhältnisse in den USA zugeschnitten – im Kapitel Behördenangelegenheiten könnte in einer
zweiten Auflage eine Ergänzung
zur Situation in Europa ein Gewinn
sein – ist Karrierechancen in der
Biotechnologie und Pharmaindustrie ein wertvoller Ratgeber und Informationsquelle für all diejenigen, die in die Biotechnologieoder Pharmabranche wechseln
oder dort ihre Karriere starten
wollen.
ó
Gunvor Pohl-Apel, Frankfurt a. M.
óóóóó
óóóóó
óóóóó
óóóóó
óóóóó
= hervorragend
= sehr gut
= gut
= mittelmäßig
= schwach
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