Mobile Systeme Teil 1: Einführung Sommersemester 2004 Prof. Dr. Thomas Wieland (C) Siemens AG Literatur zu Teil I (Grundlagen) Jörg Roth: Mobile Computing. dpunkt.verlag, Heidelberg 2002. 49,00 € Jochen Schiller: Mobilkommunikation, 2. Aufl., Pearson-Studium, München, 2003, 39,95 € Weitere Bücher Christian Lüders: Mobilfunksysteme, Vogel Verlag, Würzburg, 2001, 32,80 € Bernhard Walke: Mobilfunknetze und ihre Protokolle, Teubner-Verlag, Braunschweig, 108,00 € Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 5 Literatur zu Teil II (Programmierung mobiler Geräte) Aber: Online-Ressourcen meist aktueller und wertvoller! Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 6 Einführung Definition "Mobile Computing" „Leichte, tragbare aber dennoch leistungsfähige Rechner werden drahtlos vernetzt und transparent in Kommunikations- und Informationsinfrastrukturen eingebunden.“ [N. Diehl, A. Held: Mobile Computing] Mobile Computing: Computing: portabel + mobil + vernetzt Nomadic Computing: Computing: portabel + mobil | räumlich begrenzt, evtl. vernetzt Ubiquitious Computing: Computing: Nomadic + Mobile Computing Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 8 Ziel des Mobile Computing Das Ziel des Mobile Computing ist es, Benutzern an jedem Ort, zu jeder Zeit rechnergestützte Anwendungen und Lösungen zur Verfügung zu stellen, die ihre Aufgaben auch bei unsicheren Verbindungen und im Zusammenspiel mit einer Vielfalt anderer Geräte stabil und effizient erfüllen. Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 9 Herausforderungen bei mobilen Anwendungen Dienste für mobile Geräte sind eine besondere Form verteilter Anwendungen. Sie können mit einem Server zusammenarbeiten, der sie mit Daten versorgt. Anwender können sich an beliebigen internationalen Orten aufhalten. Verbindungen können unterbrochen werden oder einen Netz- bzw. Provider-Wechsel erfordern (session management, roaming). Sehr heterogene Endgeräte Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 10 Problemfelder bei Endgeräten Heterogenität Verschiedene Betriebssysteme Beschränkte Ressourcen Rechenleistung Speicherplatz Display-Größe, -Auflösung, -Farbtiefe Stromversorgung Herkömmliche Massenspeicher ungeeignet Unterschiedliches Benutzerverhalten Andere Benutzererwartungen Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 11 Einfluss der drahtlosen Kommunikation Bandbreite gegenüber Kabelverbindung herabgesetzt Fehlerrate deutlich höher als in Kabelnetzen Funkübertragung nicht räumlich abgrenzbar Abdeckung mit Funkkapazität nicht überall Hardware für drahtlose Kommunikation deutlich teurer als für Kabelverbindungen Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 12 Weitere Probleme für Mobile Computing Sicherheit Kosten Endgeräte und Übertragungskosten i.A. höher als drahtgebunden Gesundheit/Elektro-Smog Z.B. bei der Übertragung von persönlichen Daten Bevölkerung tlw. kritisch gegenüber Mobilkommunikation Marktsituation TK-Branche derzeit in der Krise Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 13 7000 700% 6000 600% 5000 500% Zuwachs in % Verkäufe in 1000 Stück Verkaufstrends mobiler Geräte in West-Europa 4000 3000 2000 400% 300% 200% 1000 100% 0 0% 2000 2001 2002 2003 Feature phone Smart phone Handheld Wireless handheld 2001 2002 2003 Feature phone Smart phone Handheld Wireless handheld Quelle: Canalys.com 2001 Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 14 Top-Technologie-Trends Anwendungen können auf kleine mobile Endgeräte geladen werden (Java) Nutzung von Anwendungen über eine Web-Schnittstelle aus dem Internet (Web Services und SOAP) Vernetzung mit bestehenden Informationsstrukturen Daten im Internet werden sicherer (Public Key Infrastruktur) Vernetzung dehnt sich auf weitere Lebensbereiche aus Direkter Datenaustausch zwischen Endgeräten (Peer-to-Peer) Spontane, konfigurationsfreie Vernetzung (Ad-hoc-Netze, z.B. mit UPnP) Vernetzung aller Gegenstände (Ubiquitous Computing) Verbesserte Quality-of-Service-Konzepte (vgl. IPv4 -> IPv6) Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 15 Top Technologie-Trends (2) Neuartige Endgeräte ermöglichen innovative Anwendungen Benutzungsschnittstellen werden unabhängig von Texteingaben Displays: Autostereoskopische LCDs, Mini-Beamer, Holographie Multimedia-Download, z.B. DAB/DVB integrierte Positionsbestimmung mit GPS Biometrie und Spracherkennung (Voice Browsing) Dienste werden preiswerter, aber auch dynamisch abgerechnet Anwendungen passen sich ihrer Umgebung und der Situation ihrer Benutzer an ("context awareness") Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 16 Anforderungen an Mobile Computing Ein Laptop ohne Vernetzung ist noch kein Mobile Computing! Voraussetzung: Tragbarer Rechner, der überall einsetzbar ist und mit anderen kommuniziert Optional: Infrastruktur Zugang zu weiteren Netzen Höhere Dienste (Adressvergabe, Dienstauffindung, Nachrichtenweiterleitung etc.) Zwingend: Software-Systeme, die diese Kommunikation unterstützen Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 17 Begriffe aus Netzsicht Ad-hoc-Netze: Spontane Vernetzung ohne Vorkonfiguration Meist als Direktverbindung zwischen Endgeräten (mobile ad hoc networks, MANETs) Manchmal auch als Sofortzugriff auf umgebende Infrastruktur (Anbindung an lokale Netze und Internet) Embedded Networking: Haushalts-, Unterhaltungs- und industrielle Feldgeräte werden vernetzt Sensornetze: Drahtlos verbundene Sensoren sammeln Umgebungsdaten und tauschen diese aus Mobilkommunikation: Bewegen eines Geräts zwischen verschiedenen Netzen (Netzübergang: "Roaming") Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 18 Begriffe aus Benutzersicht Context awareness: Fähigkeit von Anwendungen, den Kontext (Ort, Zeitpunkt, Rolle, Endgerät etc.) des Benutzers zu berücksichtigen Location-based Services: Dienste, die vom Ort des Benutzers abhängen (Beispiel: Tankstellensuche); Form der Context awareness Pervasive Computing (auch "Ubiquitous Computing"): Alltagsgegenstände erhalten Rechenkapazitäten und werden drahtlos vernetzt Wearable Computing: Endgeräte werden in Kleidung integriert Augmented Reality: Tragbare Endgeräte "reichern" Realität des Benutzers (meist: Sichtfeld) durch zusätzliche Daten an (Beispiel: Route als Linie auf Straßenbild) Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 19 Arten der Mobilität Endgerätemobilität Benutzermobilität Dienstmobilität Mobiles Gerät bleibt mit Netz verbunden Feste Zuordnung Benutzer ↔ Gerät Beispiel: GSMMobiltelefon Benutzer verwendet mehrere Endgeräte, identifiziert sich dort Beispiel: Verschiedene GSM-Mobiltelefone mit einer SIM-Karte Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. Benutzer kann von jedem Ort auf einen Dienst zugreifen Beispiel: Web-Mail 20 Anwendungsbeispiele Fahrzeuge Empfang von Nachrichten: Straßenzustand, Staus, Wetter persönliche Kommunikation über GSM, UMTS, ... (E-Mail, SMS) Positionsbestimmung über GPS lokales Netz (ad-hoc Netz) mit anderen Fahrzeugen, z.B. zur Staumeldung oder -vermeidung Vorabübermittlung von Fahrzeugdaten (z.B. bei Linienbussen) Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 21 Anwendungsbeispiele (2) Notfälle Übermittlung von Patientendaten aus Krankenwagen oder von Rettungsstelle, aktueller Stand der Behandlung, Diagnose Ersatz der festen Infrastruktur bei Katastorphenfällen (Erdbeben, Überschwemmungen, etc.) Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 22 Anwendungsbeispiele (3) M-Commerce Bankgeschäfte, Wertpapierhandel Bezahlen per Mobiltelefon (Micropayment) Mobile Ticketing Mehrbenutzerspiele Download von Spielen und Spiellevels Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 23 Peer-to-Peer Computing P2P ist eine Methode zur direkten, dezentralen Kommunikation zwischen Personen, Geräten oder Anwendungen Dynamische, selbst-organisierende P2P-Netze sind ideal für mobile Ad-hoc-Umgebungen geeignet P2P ermöglicht gemeinsame Nutzung von Ressourcen (Dateien, Rechenzeit), verteilte Suchen, Zusammenarbeit in Echtzeit, Instant Messaging u.v.a.m. Vorteile sind reduzierte Netzlasten (Download vom Kollegen statt vom Server), dynamische Vernetzung von Benutzergruppen und Applikationen, Stärkung der Zusammenarbeit, einfacher Zugriff auf verteilte (verstreute) Informationen Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 24 Ubiquitous Computing Nächste Innovationswelle nach E-Business: Vernetzung aller Gegenstände Gegenstände können eindeutig identifiziert, über die Lebensdauer verfolgt werden Echtheitsgarantie, Schutz vor Plagiaten Automatische Identifikation bei Bauteilaustausch, Medikamenten, etc. Objects People RF-ID Tags Devices Wireless Communication Tracking Sensors Network Access Smart Places Filtering Distribution Aggregation Mobile Systeme, Sommersemester 2004 Intelligent Services User goals aware © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. Context-aware 25 Mobile Endgeräte Mobiltelefone Notebooks Palmtops Pager PocketPCs Tablet-PCs Sensoren Leistungsfähigkeit Leistungsfähigkeit Stromverbrauch/Mobilität Stromverbrauch/Mobilität Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 26 Die Kommunikationswelt Voice E-Mail Online-Dienste WAP ADSL downstream 2-8 Mbps upstream 640 kbps POTS ISDN 56 kbps GSM 2x 64 kbps DECT - 115 kbps 50-300m IrDA 2m 9,6 kbps HSCSD 64 kbps GPRS -115 kbps Wireless LAN HomeRF / IEEE802.11b 1.6 -11 Mbps 30-100m Seriell V.24, USB, etc. Feldbusse EIB, VME, Profibus, etc. Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. Data UMTS 384 kbps...2 mbps Cable / Satellite downstream 10 Mbps Quelle: Werner Pawelczyk / 08,2001 Internet Internet Unified Messaging Bluetooth 720 kbps 10-100m Parallel PCI, PCMCIA, etc. 27 Datenraten und Reichweiten Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 28 Vision einer Vernetzung Anwendungen können bei Bedarf das jeweils optimale Netzwerk nutzen. Dabei werden unterschiedliche drahtlose IP-Netze miteinander integriert und ermöglichen so weitreichende Interoperabilität. County GSM /GPRS UMTS Area Building Wireless LANs Beliebige heterogene mobile Endgeräte werden nahtlos ins Internet integriert. Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 29 Der mobile Konsument Quelle: networkworld Mobile Systeme, Sommersemester 2004 © Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 30