Glossar - Stadt Zürich

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Glossar
Grundlegende Begriffe der Suchtprävention
und Gesundheitsförderung
Herausgeberin
Stadt Zürich
Suchtpräventionsstelle
Röntgenstrasse 44
8005 Zürich
www.stadt-zuerich.ch/suchtpraevention
Verfasserinnen:
Christa Berger, Mareike Grünbeck
Zürich, 06. Oktober 2009
Eine Fachstelle des Schul- und Sportdepartements
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Inhalt
Grundlegende Begriffe der Suchtprävention
Drogen - Psychoaktive Substanzen
Drogenmündigkeit
Evaluation
Evidenzbasierte Prävention
Früherkennung und Frühintervention
Gender Mainstreaming
Intervention – Massnahme
Inzidenz – Prävalenz
Komorbidität
Krisenintervention
Multiplikatoren
Peer-Gruppe
Prävention
Rausch
Risikofaktoren
Risikogruppen
Risikokompetenz
Schutzfaktoren
Stigmatisierung
Sucht - Abhängigkeit
Suchtprävention
Transkulturelle Suchtprävention
Verhaltensprävention - Verhältnisprävention
Verhaltenssucht – Stoffungebundene Sucht
Zielgruppen
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Grundlegende Begriffe der Gesundheitsförderung
Bedarf – Bedürfnis
Chancengleichheit (gesundheitliche)
Empowerment
Gesundheit
Gesundheitsdeterminanten
Gesundheitsförderung
Gesundheitskompetenz (Health Literacy)
Kohärenzgefühl
Lebenskompetenzen (Life skills)
Nachhaltigkeit
Niedrigschwelligkeit
Ottawa-Charta
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Partizipation
Public Health
Qualitätsentwicklung
Resilienz - Vulnerabilität
Ressourcen
Salutogenese
Setting – Lebenswelt
Setting-Ansatz
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Quellen
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Grundlegende Begriffe der Suchtprävention
Drogen - Psychoaktive Substanzen
Der Begriff „Droge“ als Bezeichnung für pharmazeutisch wirksame Substanzen
stammt etymologisch von dem niederländischen droog (deutsch: trocken) ab. Mit
Droog waren zu den Zeiten der niederländischen Kolonialherrschaft getrocknete
Pflanzen oder Pflanzenteile und -produkte gemeint. Heute nennt man alle Substanzen so, die in die natürlichen Abläufe des Körpers eingreifen und insbesondere
Bewusstsein, Denken, Wahrnehmung und Gefühle verändern. Drogen nennt man
deswegen auch „psychoaktive“ oder „psychotrope“ (auf die Psyche wirkende)
Substanzen.
Klassifikation
Man unterscheidet vier Klassen psychoaktiver Substanzen:
I) Die beruhigenden (sedativen) Substanzen oder Psycholeptika wie zum Beispiel
Alkohol, Beruhigungsmittel (z.B. Benzodiazepine), Opiate und Opiatderivate (Kodein, Morphium, Heroin, synthetische Opiate), Barbiturate und andere Hypnotika
sowie Substanzen wie GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure);
II) die anregenden (stimulierenden) Substanzen oder Psychotonika: Zu ihnen gehören Koffein, Nikotin, Amphetamin, Amphetaminderivate und Kokain;
III) die halluzinogenen Substanzen oder Psycholytika: Zu ihnen gehören zum Beispiel Cannabis, LSD, magische Pilze oder Mesaklin;
IV) die entaktogenen Substanzen, die die Introspektion fördern. Sie steigern das
Selbstbewusstsein, enthemmen emotional und erleichtern die Kommunikation. Im
Unterschied zu den Stimulantien und Halluzinogenen wirken sie weniger aktivierend und weniger realitätsverzerrend. Eine weit verbreitet entaktogene Substanz
ist MDMA, die als Ecstasy gehandelt wird.
Es wird zudem zwischen legalen und illegalen Substanzen unterschieden. Zu den
legalen Substanzen zählen Genussmittel wie zum Beispiel Koffein, Tabak oder
Alkohol. Illegale Substanzen fallen unter das Betäubungsmittelgesetz (BetmG).
Dazu zählen die Halluzinogene, Opiate und Designerdrogen (z.B. Ecstasy).
Risikopotenzial
Um das Risikopotenzial von einzelnen psychoaktiven Substanzen einschätzen zu
können, müssen folgende Kriterien berücksichtigt werden: Lebensgefahr (z.B.
durch Überdosierung), Gefahr von Organschäden, Gefahr der Abhängigkeit
(Suchtpotenz), Gefahr von anderen psychischen Wirkungen (z.B. Freisetzung von
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Aggressivität, Psychosen etc.) sowie Gefahr für Dritte (z.B. Alkohol im Strassenverkehr, Rauchen während der Schwangerschaft etc.)
Dosis und pharmakologische Beschaffenheit sind nur zwei Faktoren, die die Wirkung einer Substanz auf den Körper und die Psyche bestimmen. Daneben haben
Körpergewicht, Geschlecht, momentane Gefühlsverfassung, Ort der Einnahme
oder die Personen, mit denen man die Substanz konsumiert, Einfluss auf das
Empfinden. Diese Einflussfaktoren werden als Trias zusammengefasst: Droge,
Set und Setting. Droge verweist in diesem Zusammenhang auf die Qualität und
Quantität einer Substanz, auf ihren Wirkstoff und die jeweilige Dosierung. Bei Set
geht es um die individuellen Eigenschaften des/r Konsumenten/in, seine/ihre innere Einstellung und Erwartung zum Substanzkonsum und die Stimmung zum
Zeitpunkt des Substanzkonsums. Mit Setting wird auf die Umstände des Substanzkonsums, den physischen, sozialen und kulturellen Kontext, verwiesen.
Konsummuster
Risikoarmer Konsum meint den gelegentlichen und/oder tief dosierten Konsum,
den das Individuum gut unter Kontrolle hat. Risikoarmer Konsum wirkt sich nicht
negativ auf die psychische und physische Gesundheit eines Menschen aus. Der
Genuss einer Substanz zur Freude und zur Steigerung des Wohlbefindens entspricht dem risikoarmen Konsum.
Unter problematischem Substanzkonsum versteht man zum einen den riskanten
Substanzkonsum, bei dem die Probleme nicht offen in Erscheinung treten, sondern eher latent vorhanden sind. Zum anderen ist damit der regelmässige oder
chronische Konsum, der zu physischen Schäden oder psychischen Beeinträchtigung führt und/oder andere Personen gefährdet (z.B. Fahren unter Alkoholeinfluss), gemeint. Das Diagnostical and Statistical Manual for Mental Disorders
DSM IV verwendet dafür den Begriff “Missbrauch”.
In Bezug auf Alkohol kann sowohl der regelmässige Konsum geringer Alkoholmengen als auch der episodische Konsum einer grossen Menge (z.B. Binge Drinking 1 bzw. Rauschtrinken) riskant bzw. gesundheitsschädlich sein.
Ein abhängiges Konsummuster ist durch die typischen Merkmale übermässiges
Verlangen, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen und anhaltendem Substanzkonsum trotz negativer Begleiterscheinungen und Folgen gekennzeichnet.
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Binge drinking: Konsum von mindestens 5 Einheiten Alkohol (insgesamt ca. 60g reiner
Alkohol) ohne zeitliche Begrenzung.
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Drogenmündigkeit
Drogenmündigkeit ist ein Präventionskonzept, das unter anderem von Prof. Gundula Barsch entwickelt wurde. Drogenmündigkeit verweist auf eine komplexe
Handlungsfähigkeit, die es Menschen ermöglicht, in den vielfältigsten Alltagssituationen in Bezug auf Substanzen autonom und kundig handeln. Das Ziel besteht
darin, Menschen zu befähigen, zu einer variantenreichen Praxis mit höchst flexiblen Konsummustern zu finden, die sich nach Ort, Zeit, Person und Situation unterscheiden und sowohl Substanzkonsum als auch Abstinenz beinhalten.
Das Konzept der „Drogenmündigkeit“ lässt sich angesichts der realen (gesetzlichen) Rahmenbedingungen und konzeptuellen Mängeln allenfalls nur ansatzweise umsetzen. Die Zielsetzung „verantwortungsbewusster Substanzkonsum“
scheint als Begriff geeigneter. Gemeint ist die Förderung eines risikoarmen, gemässigten und kontrollierten Konsums, der auf Eigenverantwortung und Risikokompetenz beruht. Verantwortungsbewusster Substanzkonsum umfasst das
Wissen um die Wirkungsweisen von Substanzen, die kritische Einstellung gegenüber psychoaktiven Substanzen, den Verzicht auf Konsum bestimmter Substanzen in bestimmten Situationen (Arbeit, Schule, Sport etc.) sowie einen mässigen,
angepassten Konsum in tolerierten Situationen ohne negativen Konsequenzen für
die öffentliche Ordnung sowie für die altersspezifische psychosoziale Entwicklung.
Evaluation
Evaluation ist die systematische und zielgerichtete Sammlung, Analyse und Bewertung von Daten, um die Wirksamkeit eines Projektes, einer Aktivität, einer Intervention oder einer Massnahme zu ermitteln. Beurteilt werden insbesondere die
Aspekte von Qualität, Funktionalität, Wirkungen, Effizienz und Nutzen. Evaluationen sind nicht nur auf die Ergebnisse fokussiert (summative Evaluation), sondern
schliessen auch Rahmenbedingungen und Prozesse mit ein (formative Evaluation).
Evidenzbasierte Prävention
Evidenzbasierte Prävention beruht auf dem Grundsatz, dass die Wirksamkeit von
Prävention durch empirische Forschung überprüft werden kann und dass durch
den Zusammenzug der Forschungsergebnisse zuverlässige Kenntnisse darüber
gewonnen werden können, welche Präventionsmassnahmen wirksam sind, und
wie Massnahmen erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden können. Evidenzbasierte Prävention meint also das Anliegen, Prävention möglichst auf gesichertes,
empirisches Wissen abzustützen. Damit wird eine begründete Grundlage für die
Auswahl geeigneter Präventionsmassnahmen geschaffen.
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Früherkennung und Frühintervention
Früherkennung ist das frühzeitige Wahrnehmen von Auffälligkeiten und problematischen Verhaltensweisen sowie deren richtige Deutung. Zur Früherkennung gehört eine gute Kenntnis von Risikofaktoren für das zu verhütende Problem.
Frühintervention umfasst adäquate unterstützende Massnahmen für die als gefährdet erkannten Jugendlichen, ihre Eltern und Bezugspersonen.
Früherkennung und Frühintervention sind ein inhaltlich zusammengehöriges Begriffpaar. Sie beziehen sich immer auf ein näher zu umschreibendes Problemverhalten oder eine Gefährdung (z.B. Früherkennung von Substanzproblemen, von
Gewalt etc).
Gender Mainstreaming
Gender Mainstreaming ist eine Praxisstrategie zur Förderung des gendersensiblen und gleichstellungsorientierten Handelns und Denkens, die den systematischen Einbezugs der Geschlechterperspektive bei allen Planungs- und Entscheidungsprozessen fordert.
Der englische Begriff „Gender“ bezeichnet im Unterschied zum biologischen Geschlecht „sex“ die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Mit Gender sind somit Vorstellungen von Geschlecht gemeint, die sich ändern lassen. Daher ist es wichtig, Geschlechterdifferenzen wahrzunehmen, sie aber nicht als tradierte Rollenzuweisungen unhinterfragt zu verfestigen.
Aus einer Genderperspektive zu handeln heisst zum einen geschlechtsspezifische Präventionsangebote zu entwickeln (z.B. nur für Frauen), zum anderen versteht man damit geschlechtssensible bzw. geschlechtsbewusste Angebote, die
die unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen bzw. Jungen und
Mädchen berücksichtigen.
Intervention – Massnahme
Interventionen sind fachlich begründete, systematische Eingriffe in die Lebenswelten von Menschen mit dem Ziel, Verhalten und/oder Verhältnisse nachhaltig
zu verändern.
Massnahme meint eine von einer Strategie abgeleitete Aktivität mit festgelegten
Terminen und Verantwortlichkeiten zur Erreichung bestimmter Ziele oder Zwischenziele.
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Inzidenz – Prävalenz
Inzidenz bezeichnet die Anzahl neu auftretender Fälle (z.B. erstmaliger Substanzkonsum) in einer gegebenen Population während einer bestimmten Zeit
(meist 1 Jahr).
Prävalenz bezeichnet dagegen die gesamte Anzahl Fälle (z.B. Anzahl Alkoholkranke, Substanzkonsumenten/innen) in einer definierten Population zu einem
Zeitpunkt oder während einer definierten Zeitdauer, zum Beispiel einem Jahr.
Substanzkonsum sowie anderes Risikoverhalten sind je nach Altersgruppe, Region, sozialer Schicht etc. in einer Population unterschiedlich verteilt. Es macht
deshalb Sinn, differenzierte Inzidenzen und Prävalenzen von Subpopulationen zu
kennen. Diese Kenngrössen sind wichtige Hinweise für den Bedarf an Prävention
und Behandlung.
Komorbidität
Unter Komorbidität versteht man das gleichzeitige Auftreten von mehr als einer
Störung bei einer Person. Die Komorbidität von Alkohol- und Drogenabhängigkeit
ist in der Forschung und in der Praxis bestens bekannt. Die am meisten verbreiteten psychischen Befunde bei süchtigen Menschen sind Angststörungen und Depressionen. Die Verläufe der Suchterkrankung und der sie begleitenden psychischen Erkrankungen beeinflussen sich gegenseitig. Aus vielen Jugendstudien
wissen wir, dass Kinder und Jugendliche mit Problemverhalten oft auch psychische Beeinträchtigungen aufweisen. Früher und ausgeprägter Substanzkonsum,
Gewalt und Delinquenz gehen oft einher mit erhöhter Ängstlichkeit, Depression
und allgemein schlechter Befindlichkeit.
Krisenintervention
Krisenintervention ist eine kurzfristige Einflussnahme von aussen auf eine akut
bedrohliche Situation. Diese Einflussnahme soll eine kritische Entwicklung anhalten, helfend begleiten bzw. stabilisierend wirken, ehe sie dem individuellen und
sozialen System dauerhaft Schaden zufügt oder zu einer weiteren Eskalation
führt.
Multiplikatoren
In Werbung, Marketing und Bildung sind Multiplikatoren Personen oder Institutionen, die empfangene Informationen an mehrere Personen und Institutionen weiterleiten und dadurch vervielfältigen bzw. multiplizieren. Multiplikatoren der Gesundheitsförderung und Prävention haben eine entsprechend wichtige Rolle als
Unterstützer und Verstärker von Absichten und Zielen der Gesundheitsförderung
und Prävention. Sie können in ihrem Wirkungsbereich eine wesentliche Übersetzungsfunktion ausüben, indem sie die Botschaften zielgruppengerecht, d.h. lebenswelt- und alltagsnah weitergeben. Multiplikatoren der Gesundheitsförderung
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und Prävention können Berufsgruppen und Institutionen des Gesundheitswesens,
der Sozialarbeit, Pädagogik sowie Massenmedien sein.
Peer-Gruppe
Peergruppe (englisch peer group) bedeutet "Gruppe von Gleichaltrigen" oder
"Gruppe von Gleichgestellten". Als Peergroup gelten Gruppen mit Mitgliedern
ähnlichen Alters, meist auch ähnlicher sozialer Herkunft und gleichen Geschlechts.
Prävention
Unter „Prävention“ versteht man Strategien und Massnahmen, die ergriffen werden, um das Auftreten, die Verbreitung und die negativen Auswirkungen von unerwünschten Ereignissen zu verhindern oder zu vermindern.
Ursprünglich unterschied man zwischen präventiven Massnahmen vor bzw. nach
Krankheitsmanifestation. Caplan (1964) differenzierte drei Arten von Prävention:
die primäre Prävention (Ausbruch einer Krankheit verhindern), die sekundäre
Prävention (langfristige Schäden bzw. die Dauer einer Krankheit verringern) sowie die tertiäre Prävention (Auswirkungen einer Krankheit verhindern).
Heute orientieren sich die Fachleute an der Zielgruppen-Klassifikation nach Gordon (1983): Universelle Prävention richtet sich an die Gesamtbevölkerung bzw.
an grosse Teilpopulationen. Selektive Prävention richtet sich an Gruppen oder
Kontexte mit erhöhten Risiken (z.B. Kinder von Alkoholikern). Indizierte Prävention richtet sich an Individuen, die erste Symptome oder auffälliges Problemverhalten zeigen, aber noch nicht erkennbar von Krankheit betroffen sind.
Rausch
Rausch bezeichnet einen Zustand veränderter Wahrnehmung und Empfindung,
die als angenehm oder als unangenehm erlebt werden können. Das Phänomen
des Rauschempfindens kann zum einen durch die verstärkte Ausschüttung körpereigener Hormone (Adrenalin, Endorphine) infolge von Aktivitäten wie zum Beispiel Tanzen, Musikerleben, sportliche Betätigung oder Meditation ausgelöst werden. Zum anderen werden Räusche durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen hervorgerufen. In unserer Gesellschaft ist das Verhältnis zu Rausch sehr ambivalent.
In einigen Religionen gehören Rauschzustände zu Zeremonien, verbunden mit
dem Wunsch, Einheit und Kontakt mit dem Göttlichen zu erlangen. In diesen Zusammenhängen spricht man von integrierten Formen von Rausch. Sozial nicht
akzeptiertes Rauschverhalten hängt zum Teil mit den Nebenwirkungen von psychoaktiven Substanzen oder mit dem als fremdartig empfundenen Verhalten zusammen. Das gesellschaftlich nicht integrierte Rauschverhalten, insbesondere
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das gesetzlich verbotene, wird oft als Rebellion oder Provokation empfunden, die
die bestehende Ordnung in Frage stellt.
Risikofaktoren
Unter „Risikofaktoren“ werden Faktoren verstanden, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Störungen oder Krankheiten erhöhen. Diese Faktoren können
sowohl in der Person als auch in deren sozialem Umfeld liegen. Ein Faktor stellt
jedoch in der Regel nicht die alleinige Ursache für eine Störung/Erkrankung dar.
Die Kenntnis der Risikofaktoren kann zuverlässige Hinweise geben für die Auswahl besonders betroffener „Risikogruppen“ wie zum Beispiel Kinder suchtkranker Eltern.
Die meisten identifizierten Risikofaktoren sind allerdings unspezifisch, das heisst,
sie begünstigen die Entwicklung einer Substanzabhängigkeit und/oder einer Verhaltensstörung wie zum Beispiel Gewalttätigkeit.
Risikogruppen
Risikogruppen können als Zielgruppen beschrieben werden, die über das Vorhandensein bestimmter Risikofaktoren definiert werden. Dabei kann es sich sowohl um Personen handeln, die bereits problematische Verhaltensweisen aufweisen, wie auch um Personen, die aufgrund ihrer persönlichen und kontextuellen
Situation besonders gefährdet sind, ein auffälliges oder problematisches Verhalten zu entwickeln. Beispiele von Risikogruppen: Kinder suchtkranker Eltern,
Schulversager/innen, delinquente Jugendliche, schlecht integrierte Migranten/innen, Familien in prekären sozialen Verhältnissen.
Risikokompetenz
Risikokompetenz meint die Fertigkeiten, die es einer Person erlauben, Gefahren
einzuschätzen und sich angemessen zu verhalten. Risikokompetenz umfasst eine
Vielzahl von kognitiven Prozessen, Emotionen und Handlungskomponenten. Risikokompetenz ist zudem nicht stabil, da sie innerhalb einer Person von Situation
zu Situation und von Altersstufe zu Altersstufe, aber auch von Substanz zu Substanz stark variieren kann.
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Schutzfaktoren
Schutzfaktoren sind Faktoren, die die Auftretenswahrscheinlichkeit von Störungen/Krankheiten vermindern, indem sie zur Entwicklung von Ressourcen beitragen bzw. eine solche Entwicklung erleichtern. Schutzfaktoren sind aber nicht einfach als das Gegenteil von Risikofaktoren zu verstehen. Schutzfaktoren moderieren aber die schädliche Wirkung eines Risikofaktors im Sinne einer puffernden
Wirkung.
Stigmatisierung
Stigma steht gemäss Duden-Fremdwörterbuch für „Mal“, „Zeichen“. Stigmatisierung bezeichnet die zu Diskriminierung führende Charakterisierung einer Person
oder Gruppe durch die Zuschreibung gesellschaftlich oder gruppenspezifisch negativ bewerteter Merkmale. Das soziale Stigma als Brandmal kennzeichnet ein
Auffälligkeitsmerkmal, das als Ausdruck der Abwertung Einzelner oder von Gruppen Ursache und Folge sozialer Randständigkeit sein kann.
Bei Substanzabhängigen überlagern sich häufig zwei oder mehr Stigmata und
schaffen so ein nahezu unüberwindbares Hindernis für soziale Akzeptanz. Substanzabhängige tragen das Stigma der Sucht bzw. der fehlenden Selbstkontrolle.
Sucht - Abhängigkeit
Sucht ist eine in Phasen entstehende, multifaktoriell bedingte, chronische und von
Rückfällen geprägte Erkrankung, vor allem des Gehirns, die in schweren Fällen
wesensverändernd ist und meistens auch den Körper in Mitleidenschaft zieht.
„Sucht“ geht auf „siechen“ (ahd. siechen) zurück, „das Leiden an einer Krankheit“.
Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte
der Begriff „Sucht“ von 1957-1964 in der Bedeutung des unabweisbaren Verlangens nach einem bestimmten Erlebniszustand.
1964 ersetzte die WHO den Suchtbegriff durch den Begriff der „Abhängigkeit“.
Man wollte damit die Stigmatisierung Erkrankter vermeiden. In der Gesellschaft
hat sich die Neuformulierung bisher allerdings kaum durchgesetzt. Der Begriff
„Sucht“ ist weiterhin weit verbreitet und wird auch durch die Medien sehr häufig
benutzt.
Das Abhängigkeitssyndrom umfasst eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven,
emotionalen und körperlichen Phänomenen, die sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln. Gemäss ICD-10 (internationale Klassifikation der
Krankheiten) liegt eine Abhängigkeit vor, wenn mindestens drei der folgenden
Kriterien über einen Zeitraum von einem Jahr erfüllt sind: zwanghaftes Verlangen,
verminderte Kontrollfähigkeit, Entzugserscheinungen, Toleranzerhöhung (Dosissteigerung), Vernachlässigung anderer Aktivitäten, anhaltender Substanzkonsum
trotz Nachweis eindeutig schädlicher Folgen.
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Seit Mitte der 80er Jahren wird die Entwicklung einer Substanzabhängigkeit als
multifaktoriell bedingter Prozess verstanden. Individuelle Faktoren (genetische,
biochemische, Persönlichkeit, Lebensstil etc.) und Milieu- bzw. gesellschaftliche
Bedingungen (soziales und berufliches Umfeld, Werbung, kulturelle Akzeptanz
etc.) sind ebenso daran beteiligt wie die Eigenschaften der jeweiligen Substanz
(Wirkung, Verfügbarkeit, Dosis, Häufigkeit etc.).
Suchtprävention
Suchtprävention als Fachdisziplin ist die wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Sucht“ bzw. „Abhängigkeit“ sowie den Auswirkungen von riskantem Substanzkonsum und exzessiven Verhaltensweisen. Suchtprävention ist Bestandteil der Viersäulenpolitik 2 des Bundes.
Für die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen EKDF umfasst Suchtprävention Gesundheitsschutz, Gesundheitsförderung und Früherkennung. Sie verhindert das Auftreten von Gesundheitsproblemen oder wirkt darauf hin, dass solche Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden. Zudem stärkt sie Ressourcen, die das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden von Gruppen
und Individuen begünstigen.
Zu den vorrangigen Zielen suchtpräventiven Handelns gehören a) die Vermeidung und/oder Hinauszögerung des Einstiegs in den Konsum psychoaktiver
Substanzen, b) die Früherkennung und Frühintervention bei riskantem Konsumverhalten sowie c) die Verringerung von riskantem Substanzkonsum und Sucht.
Diese Zielsetzungen stehen auch in Bezug auf die Verhaltenssüchte im Vordergrund.
Suchtpräventive Massnahmen setzen sowohl bei der Person bzw. bei deren Verhalten als auch bei der umgebenden Umwelt an.
Transkulturelle Suchtprävention
Transkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, anderen Menschen in ihrer individuellen Lebens- und Gesundheitssituation vorurteilsfrei begegnen zu können.
Transkulturelle Kompetenzen umfassen Fähigkeiten, die helfen, sich in einem
soziokulturell heterogenen Umfeld zu orientieren sowie adäquat kommunizieren
und handeln zu können.
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Diese sieht zur Verringerung der Schäden und Probleme im Zusammenhang mit Substanzmissbrauch und Suchtverhalten repressive, therapeutische, schadensmindernde und vorbeugende
Massnahmen vor.
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Die transkulturelle Suchtprävention bezweckt unter anderem, die professionelle
Arbeit so zu gestalten, dass sie auch auf die Bedürfnisse von Personen mit Migrationshintergrund angepasst und situationsgerecht ist.
Verhaltensprävention - Verhältnisprävention
Die Verhaltensprävention, auch personenorientierte Prävention genannt, umfasst
Massnahmen zur Beeinflussung des Verhaltens der Menschen, zur Befähigung
zu einem bestimmten Umgang mit Gesundheitsrisiken und zur Verbesserung der
Gesundheitskompetenz. Es handelt sich dabei insbesondere um Informationsund Aufklärungsmassnahmen sowie Beratung.
Die Verhältnisprävention, auch strukturelle oder umgebungsorientierte Prävention
genannt, umfasst Massnahmen zur Beeinflussung der Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen. Dies können sowohl regulative Massnahmen (z.B. Steuern,
Verbote) wie auch Massnahmen zur Förderung eines gesundheitsförderlichen
Verhaltens (z.B. Bau von Radwegen) sein.
Verhaltenssucht – Stoffungebundene Sucht
Verhaltenssucht ist eine relativ neue Bezeichnung für exzessive Verhaltensweisen, die ebenfalls die Gesundheit schädigen oder schwer wiegende soziale Folgen haben können. Sie weisen Merkmale einer psychischen Abhängigkeit auf und
können von Betroffenen willentlich nicht mehr vollständig kontrolliert werden. Beispiele sind Arbeitssucht, Kaufsucht, Pathologisches Spielen (Glücksspielsucht),
Sexsucht sowie Medienabhängigkeiten (Onlinesucht, Computerspielsucht, Fernsehsucht etc.).
Bei der stoffungebundenen Sucht werden keine psychotropen Substanzen
von aussen zugeführt bzw. eingenommen; der psychotrope Effekt stellt sich
durch körpereigene biochemische Veränderungen ein, die durch exzessive,
belohnende Verhaltenweisen ausgelöst werden. Das exzessive Verhalten kann
dabei die Funktion bekommen, das Leben für den Betroffenen erträglich zu gestalten und Stress oder negative bzw. erregende Gefühle inadäquat zu bewältigen.
Neurowissenschaftliche Befunde belegen die Aktivierung derselben Hirnareale
bzw. des Belohungssystems im Gehirn, sowohl nach Einnahme einer psychoaktiven Substanz als auch durch Ausübung eines exzessiven Verhaltens. Die Einordnung von Verhaltensweisen als Sucht ist in der Wissenschaft indes umstritten, bisher gibt es keine offiziell anerkannten Diagnosekriterien (Ausnahme:
Glücksspielsucht).
Zielgruppen
Der Begriff Zielgruppe stammt ursprünglich aus dem Marketing. Zielgruppen bilden sich aus Personen mit gleichen sozialen, ökonomischen oder motivatorischen
Merkmalen, die mit Kommunikationsmassnahmen erreichbar sind.
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Im Rahmen der Gesundheitsförderung und Prävention versteht man unter Zielgruppen Empfänger/innen gesundheitsfördernder und präventiver Massnahmen.
Als Zielgruppe bezeichnet man eine Menge von Menschen, an die sich ein Angebot, eine Aktion oder eine Botschaft richtet. Die Definition einer Zielgruppe erfolgt
über Merkmale wie das Alter, das Geschlecht, die Interessen, den kulturellen
Kontext, den Wohnort, die Lebens- und Verhaltensweisen. Wenn man die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse kennt und versteht, kann man sie mit den entsprechenden Kommunikationsmitteln gezielter ansprechen.
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Grundlegende Begriffe der Gesundheitsförderung
Bedarf – Bedürfnis
Bedarf meint der begründete, in der Regel wissenschaftlich festgestellte Mangel
bei bestimmten Bevölkerungsgruppen (Aussenperspektive), der eine präventive
oder therapeutische Intervention rechtfertigt. Im Gegensatz zum Bedarf meint ein
Bedürfnis einen subjektive Wünsche und Ansprüche bei Mitgliedern bestimmter
Bevölkerungsgruppen (Innenperspektive). Ein Bedarf kann auch bei Fehlen eines
Bedürfnisses vorliegen.
Chancengleichheit (gesundheitliche)
Chancengleichheit meint das Recht auf eine gerechte Verteilung von Zugangsund Lebenschancen. Dazu gehört insbesondere das Verbot jeglicher Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der Ethnie, der Religion, des Alters oder der sozialen Herkunft, das in den Menschenrechten aufgeführt ist.
Gemäss der Ottawa-Charta von 1986 hat gesundheitliche Chancengleichheit zum
Ziel, dass alle Menschen die Möglichkeit erhalten, unabhängig von sozialen, ökonomischen, ethnischen und Geschlechterunterschieden ihre Gesundheit zu entwickeln, zu gestalten und zu erhalten. Voraussetzung dafür ist, dass sie einen
fairen und gerechten Zugang zu Gesundheitsressourcen haben.
Empowerment
Der Begriff Empowerment entstammt der amerikanischen Gemeindepsychologie.
Wörtlich aus dem Englischen übersetzt bedeutet Empowerment „Ermächtigung“
oder „Bevollmächtigung“. Empowerment bildet einen Arbeitsansatz ressourcenorientierter Intervention.
Empowerment umfasst Strategien und Massnahmen, die geeignet sind, den Grad
an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften zu erhöhen und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten und zu gestalten. Dabei geht es um die individuelle Befähigung und um Prozesse von Gruppen hin zu gemeinsamer Handlungsfähigkeit.
Gesundheit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte kurz nach Ende des 2. Weltkrieges Gesundheit als Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.
Bestmögliche Gesundheit ist gemäss WHO ein Grundrecht jedes Menschen.
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Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Ein guter Gesundheitszustand ist eine wesentliche Bedingung für soziale, ökonomische und persönliche
Entwicklung und ein entscheidender Bestandteil der Lebensqualität. Grundlegende Bedingungen und konstituierende Momente von Gesundheit sind Frieden, angemessene Wohnbedingungen, Bildung, Ernährung, ein stabiles Ökosystem, eine
sorgfältige Verwendung vorhandener Naturressourcen, soziale Gerechtigkeit und
Chancengleichheit sowie der Zugang zur ausreichenden medizinischen Versorgung.
Gesundheitsdeterminanten
Gesundheitsdeterminanten wirken auf die Gesundheit von Individuen, Gruppen
und der Bevölkerung. Es werden vier Bereiche von Gesundheitsdeterminanten
unterschieden:
1.
2.
3.
4.
Biologische und genetische Faktoren
Lebensstil und Gesundheitsverhalten
Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedingungen
Verfügbarkeit von sozialen, kulturellen und medizinischen Einrichtungen und
Dienstleistungen.
Für die Prävention sind in erster Linie der Lebensstil und das Gesundheitsverhalten von Bedeutung. Um eine möglichst gute Gewähr für die Wirkung der Prävention zu haben, sind vertiefte Kenntnisse über die Risiko- und Schutzfaktoren des
Verhaltens, das man verändern bzw. verhüten möchte, notwendig.
Die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebensbedingungen haben einen
bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit. Sie sind auch weitgehend für die soziale Ungleichheit in der Gesundheit verantwortlich.
Gesundheitsförderung
Laut Ottawa-Charta der WHO zielt Gesundheitsförderung auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Mass an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu
ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.
Gesundheitsförderung umfasst alle Massnahmen zur Stärkung der individuellen
und kollektiven Ressourcen, die für den Erhalt und die Förderung der Gesundheit
relevant sind, ohne Fokussierung auf eine bestimmte Krankheit.
Im Suchtbereich beinhaltet Gesundheitsförderung eine ressourcenorientierte Optik auf die Stärkung der Gesundheit von Substanzen konsumierenden Menschen.
Dabei steht ein möglichst eigenverantwortlicher Umgang mit dem eigenen Konsumverhalten und den damit verbundenen Risiken im Vordergrund.
Die Begriffe „Gesundheitsförderung“ und „Prävention“ können insofern synonym
verwendet werden, als man darunter Massnahmen versteht, die je nach Perspek-
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tive die Verhinderung von Problemen und die Förderung der Gesundheit von Individuen zum Ziel haben.
Gesundheitskompetenz (Health Literacy)
Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, Kenntnisse über die Erhaltung und Wiedererlangung des körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens so in
persönliche und kollektive Entscheide und Handlungen umzusetzen, dass sie sich
positiv auf die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer sowie auf die Lebens- und Umweltbedingungen auswirkt.
Kohärenzgefühl
Im Mittelpunkt des Salutogenese-Modells von Aaron Antonovsky (1923-1994)
steht das Kohärenzgefühl (sense of coherence). Er meint damit eine globale Orientierung, die zum Ausdruck bringt, in welchem Umfang man ein generalisiertes,
überdauerndes und dynamisches Gefühl des Vertrauens besitzt, dass die eigene
innere und äussere Umwelt vorhersagbar ist und dass mit grosser Wahrscheinlichkeit die Dinge sich so entwickeln werden, wie man es vernünftigerweise erwarten kann.
Das Kohärenzgefühl stellt eine wichtige Ressource zur Bewältigung von Anforderungen und Belastungen und somit zur Erhaltung von Gesundheit dar. Es setzt
sich aus drei Komponenten zusammen: Verstehbarkeit (comprehensibility), wonach Ereignisse als geordnet und kontrollierbar wahrgenommen werden, Handhabbarkeit (manageability) bzw. ein optimistisches Vertrauen darauf, Lebensaufgaben bewältigen zu können, sowie Sinnhaftigkeit (meaningfulness), also der
Überzeugung, dass das Leben einen Sinn hat.
Lebenskompetenzen (Life skills)
Lebenskompetenzen (Life skills) verweisen auf Fähigkeiten, die es Menschen
ermöglichen, ihr Leben zu gestalten und zu meistern. Die Gesundheitsförderung
unterstützt Menschen bei der Entwicklung von Lebenskompetenzen, die für die
Gesundheit relevant sind. Beispiele für Lebenskompetenzen sind etwa die Fähigkeit, Probleme zu lösen, die Kommunikationsfähigkeit, die Beziehungsfähigkeit
oder die Fähigkeit, mit Stress umzugehen und ihn positiv zu bewältigen.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist ein Kriterium für die Wirkungsdauer von Gesundheitsförderungs- und Präventionsmassnahmen. Nachhaltigkeit besteht dann, wenn die beabsichtigten Wirkungen nach Ablauf einer Massnahme weiterhin Bestand haben,
wenn entstandene Prozesse weiter nachwirken oder wenn neu aufgebaute Strukturen fortgesetzt werden. Eine besondere Bedeutung für die Nachhaltigkeit hat
die Kontinuität eines Angebots oder einer Massnahme, also wenn eine dauerhafte
Fortführung gesichert und selbsttragende Strukturen entwickelt werden.
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Niedrigschwelligkeit
Eine Einrichtung oder ein Angebot ist niedrigschwellig, wenn sie bzw. es ohne
grosse Hemmschwelle zu besuchen oder in Anspruch zu nehmen ist. Anbieter
niedrigschwelliger Projekte warten nicht darauf, dass die Zielgruppen Kontakt zu
ihnen aufnehmen, sondern gehen auf sie zu („die Menschen da abholen, wo sie
sich befinden“). Das beinhaltet zum Beispiel ein Aufsuchen der Zielgruppe in ihrer
Lebenswelt (z.B. alleinerziehende Mütter im Stadtteil, Jugendliche in Freizeiteinrichtungen) oder Zielgruppenorientierte Öffnungszeiten von Einrichtungen.
Ottawa-Charta
Die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung ist ein Dokument, das am 21. November 1986 im kanadischen Ottawa zum Abschluss der ersten internationalen
Konferenz zur Gesundheitsförderung von der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) veröffentlicht wurde.
Die Charta ruft dazu auf, Strategien und Programme zur Gesundheitsförderung
zu realisieren. Die Teilnehmer der Konferenz haben sich unter anderem dazu
verpflichtet, an einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik mitzuwirken, gesundheitliche Unterschiede innerhalb der Gesellschaft abzubauen und die Gesundheitsdienste und ihre Mittel in Richtung Gesundheitsförderung umzuorientieren.
Partizipation
Partizipation meint die Mitsprache, Mitentscheidung und Mitgestaltung einer Person oder einer Gruppe an Entscheidungsprozessen. Es handelt sich um eine gemeinsame, gestalterische Arbeit im Sinne partnerschaftlicher Verhandlungen.
Partizipation ist zudem eine wesentliche Voraussetzung für Empowerment.
Projekte der Gesundheitsförderung und Prävention sind umso wirksamer in Bezug auf bestimmte Zielgruppen als sich die betroffenen Personen angesprochen
fühlen und sich aktiv mit einbringen können.
Public Health
Public Health (Öffentliche Gesundheit) ist ein soziales und politisches Konzept,
das durch Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und andere gesundheitsbezogene Interventionen auf Verbesserung von Gesundheit, Lebensverlängerung
und Erhöhung der Lebensqualität von ganzen Bevölkerungen abzielt.
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Qualitätsentwicklung
Unter Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention versteht
man die wiederkehrende systematische Reflexion und Verbesserung der Strukturen, Prozesse und Ergebnisse einer Organisation, einer Massnahme oder eines
Projektes. Orientierung dafür bieten Qualitätsstandards in Form von überprüfbaren (Minimal)anforderungen an gesundheitsfördernde Leistungen und Produkte.
Die Einbindung der Qualitätsstandards in die Projektentwicklung soll sicherstellen,
dass die Prinzipien und Qualitätskriterien der Gesundheitsförderung von Beginn
an reflektiert und berücksichtigt werden. Auch im Projektverlauf und in der Abschlussphase gilt es immer wieder anhand der Qualitätsstandards zu überprüfen,
worauf es bei Gesundheitsförderungsprojekten ankommt.
Resilienz - Vulnerabilität
Resilienz meint Widerstandsfähigkeit oder Anpassungsfähigkeit gegenüber Belastungen oder Risiken. Resilienz ist vor allem ein Ergebnis wiederholter Bewältigungserfolge. Resiliente Personen haben erlernt, dass sie es sind, die über ihr
eigenes Schicksal bestimmen. Sie vertrauen nicht auf Glück oder Zufall, sondern
nehmen die Dinge selbst in die Hand. Sie ergreifen Möglichkeiten, wenn sie sich
bieten. Sie haben ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten.
Die Resilienzforschung beschäftigt sich mit der Suche nach Schutzfaktoren, die
dazu beitragen, Kindern und Jugendlichen auch unter ungünstigen Umständen
eine positive Entwicklung zu ermöglichen.
Das Gegenteil von Resilienz ist die Vulnerabilität (Verwundbarkeit, Verletzbarkeit). Vulnerable Kinder und Jugendliche sind anfällig für äussere Einflüsse und in
ihrer gesunden Entwicklung gefährdet.
Ressourcen
Ressourcen umfassen soziale und persönliche Mittel und Möglichkeiten, die bei
der Bewältigung von Lebenssituationen und Problemen helfen. Die Gesundheitsförderung stärkt und fördert die personalen (z.B. positives Selbstwertgefühl, Lebenskompetenzen) und sozialen Ressourcen (z.B. soziale Netzwerke, sichere
Arbeits- und Lebensbedingungen, Zugang zu einer gesundheitlichen Grundversorgung).
Salutogenese
Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky entwickelte in den 70er Jahren das Konzept der Salutogenese (Lehre der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit). In
Abgrenzung zur Pathogenese, die sich mit der Entstehung und Entwicklung einer
Krankheit mit allen daran beteiligten Faktoren befasst und den Fokus auf die Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten legt, widmet sich die Salutogenese in erster
Linie den Faktoren, die Gesundheit bedingen, fördern und schützen können.
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Setting – Lebenswelt
Setting bzw. Lebenswelten sind Orte oder soziale Zusammenhänge, in denen
sich der Alltag der Menschen abspielt und die einen wichtigen Einfluss auf ihre
Gesundheit haben. Dazu gehören zum Beispiel Arbeitsplatz, Wohnsiedlung,
Schule oder Freizeiteinrichtungen. Moderne Gesundheitsförderung berücksichtigt
immer auch die Settings, in denen sich Zielgruppen bewegen und legt Interventionen und Massnahmen für bestimmte Settings fest.
Setting-Ansatz
Der Setting-Ansatz ist eine anwendungsorientierte, von der Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützte Strategie der Verhältnisprävention. Er baut auf der
Definition von Gesundheit und dem Verständnis der Gesundheitsförderung in der
Ottawa-Charta auf und folgt dem Grundsatz, dass Gesundheit von Menschen in
ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt wird: dort wo sie spielen, lernen,
arbeiten und lieben.
Der Setting-Ansatz zielt auf die Veränderung des Alltags, durch niederschwellige
Interventionen in konkreten Lebenswelten wie Schule, Betrieb oder Stadtteil unter
Einbezug der jeweils Beteiligten. Grundlegende Philosophie der SettingIntervention ist, dass die Zielgruppen als aktiv Handelnde Kompetenzen zur
Wahrnehmung ihrer eigenen gesundheitsbezogenen Interessen erwerben.
Grundlegende Elemente des Setting-Ansatzes sind die Entwicklung von Lebenskompetenzen, Partizipation und Strukturentwicklung.
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Quellen
Organisationen
Bundesamt für Gesundheit BAG
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA
Caritas Schweiz
Eidgenössische Kommission für Drogenfragen EKDF
Fonds Gesundes Österreich
Glossar Gesundheitsförderung Uri
Glossar quint-essenz
Infodrog
Schweizer Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention RADIX
Schweizerisches Medizinisches Forum SMF
Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme SFA
Weltgesundheitsorganisation WHO
www.transpraev.ch
Autoren/innen
Gundula Barsch
Manuel Eisner
Carlo Fabian und Lisa Guggenbühl
Sabine Grüsser und Ralf Thalemann
Martin Hafen
Margret Rihs
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