Themenliste Seminar „Applied Industrial Organisation“

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Seminar Experimentelle Wirtschaftsforschung
Prof. Dr. Lisa Bruttel
Spätestens seit nun auch im Bundeskanzleramt eine Nudging-Unit ihren Dienst aufgenommen hat, kann man die Verhaltensökonomie getrost als eine etablierte Teildisziplin der ökonomischen Forschung bezeichnen. Mit „Nudging“ meint man das gezielte Einrichten von
Entscheidungsumgebungen, in denen es einem Menschen möglichst leicht gemacht wird,
sich tatsächlich Nutzen- (oder auch Gemeinwohl-) maximierend zu verhalten. Um dabei erfolgreich sein zu können, muss man zunächst verstehen, inwiefern tatsächliches menschliches Verhalten in der Realität vom Modell des homo oeconomics abweicht. Unsere Erkenntnisse in dieser Frage hat die Wissenschaft zu einem großen Teil in Labor- und Feldexperimenten gewonnen. In diesem Seminar befassen wir uns mit solchen experimentellen Arbeiten, die die Standardannahmen der Ökonomie auf den Prüfstand stellen und versuchen, sie
durch andere, realistischere Annahmen zu ersetzen. Sie lernen, theoretische Modelle des
menschlichen Verhaltens zu hinterfragen und auf der Basis von Experimentaldaten fundierte alternative Vorstellungen zu entwickeln. Wer an diesem Kurs teilnimmt, sollte solide
Kenntnisse aus der Mikroökonomie mitbringen.
Das Seminar wird als Blockveranstaltung in Raum 2.09 in der Karl-Marx-Str. 67 stattfinden.
Die Termine sind am 20. und 21. November 2015 jeweils von 9:00-17:00 Uhr. Hier halten die
Teilnehmer Vorträge über die wissenschaftliche Literatur zu ihrem gewählten Thema. Eine
Vorbesprechung findet am 16. Oktober 2015 um 10:15 statt.
Bitte laden Sie Ihre Vortragsfolien bis zum 14. November 2015 auf die Moodle-Seite dieses
Kurses. Bis zum 5. November 2014 schicken Sie mir bitte vorab eine kurze Zusammenfassung
(etwa 1/2 Seite Text) Ihres geplanten Vortrags (an [email protected]), zu der Sie
von mir innerhalb weniger Tage eine Rückmeldung bekommen.
Jeder Vortrag sollte etwa 30-40 Minuten dauern. Zusätzlich zu Ihrem eigenen Vortrag werden Sie einem anderen Vortrag als Diskutant zugeteilt. Die Aufgabe eines Diskutanten besteht darin, mit zwei oder drei eigenen Folien in maximal 5 Minuten eine eigene Sichtweise
auf das Thema des Vortrags zu zeigen. Sie sollen als Diskutant unbedingt unmittelbar auf den
vorangegangen Vortrag eingehen und dürfen auch explizite Kritik daran äußern.
Ihre Note hängt von Ihrem eigenen Vortrag (40%) und dem als Diskutant (10%), von Ihrem
Essay im Umfang von ca. 10 Seiten (40%) und von Ihrer Mitarbeit im Kurs (10%) ab. Ein guter
Vortrag wird daran gemessen, ob die anderen Teilnehmer Sie verstehen und einen Überblick
über das Forschungsthema bekommen, das Sie präsentieren. Abgabetermin für das Essay ist
für alle Teilnehmer der 31. Januar 2015 um 12:00 Uhr. Bitte laden Sie Ihr Essay bis zu diesem
Termin auf Moodle hoch.
Die Anmeldung für das Seminar erfolgt auf PULS. Die Teilnehmerzahl ist auf 14 beschränkt.
Es gilt das Prinzip „first come, first served“. Überlegen Sie sich bitte bis zur Vorbesprechung,
welche Themen Sie gern bearbeiten würden und eine Rangordnung, welche Themen Sie am
liebsten bearbeiten möchten. Die Themen werden dann zugeordnet. Sie können auch ein
eigenes Thema vorschlagen, das nicht auf der Liste steht.
Seminarthemen und Literatur:
Für einen allgemeinen Einstieg in die experimentelle Wirtschaftsforschung ist das Buch
„Markets, Games, and Strategic Behavior“ von Charles Holt zu empfehlen. Dort finden Sie
auch viele Anregungen für eigene Themen.
Die Reihenfolge der Vorträge im Seminar folgt der Reihenfolge der Themen in dieser Liste.
Von den Vortragenden selbst vorgeschlagene Themen werden an geeigneter Stelle eingereiht. Die jeweiligen Literaturangaben sind als erster Einstieg empfohlen. Sie müssen darüber
hinaus weitere Arbeiten recherchieren.
(Soziale) Präferenzen
Menschen sind bei weitem nicht alle so egoistisch, wie ökonomische Standardmodelle das
behaupten. Sie sind bisweilen fair und altrustisch, aber auch rachsüchtig und pendantisch in
der Durchsetzung sozialer Normen.
a. Fairness und Ungleichheitsaversion
Fehr & Schmidt (1999), "A Theory of Fairness, Competition, and Cooperation“. Quarterly
Journal of Economics, Vol. 114, No. 3, pp. 817-868.
b. Reziprozität
Falk, Armin and Fischbacher, Urs. "A Theory of Reciprocity." Games and Economic Behavior,
2006, 54 (2), pp. 293-315.
c. Soziale Normen
Krupka, Erin L., and Roberto A. Weber. "Identifying social norms using coordination games:
Why does dictator game sharing vary?." Journal of the European Economic Association 11.3
(2013): 495-524.
d. Vertrauen
Berg, Joyce, John Dickhaut, and Kevin McCabe. "Trust, reciprocity, and social history." Games
and economic behavior 10.1 (1995): 122-142.
e. Intrinsische Motivation
Armin Falk and Michael Kosfeld (2006), "The Hidden Costs of Control“. The American Economic Review, Vol. 96, No. 5, pp. 1611-1630
f. Ehrlichkeit
Fischbacher, Urs, and Franziska Föllmi‐Heusi. "Lies in disguise—an experimental study on
cheating." Journal of the European Economic Association 11.3 (2013): 525-547.
g. Risikoaversion
Holt, Charles A., and Susan K. Laury. "Risk aversion and incentive effects." American economic review 92.5 (2002): 1644-1655.
h. Zeitinkonsistenz
O’Donoghue, Ted and Matthew Rabin, 1999, “Doing it Now or Later,” American Economic
Review, 89(1), 103-24.
Begrenzte Rationalität
Uneingeschränkt rational und mit unendlicher Rechenkapazität gesegnet sind Menschen
ebenso wenig. Beispielsweise überschätzen wir unsere Fähigkeiten und unsere
Selbstdisziplin.
a. Prospect Theory
Kahneman, D. and Tversky, A. "Prospect Theory - Analysis of Decision under Risk." Econometrica, 1979, 47(2), pp. 263-91.
b. Anchoring
Furnham, Adrian, and Hua Chu Boo. "A literature review of the anchoring effect." The Journal of Socio-Economics 40.1 (2011): 35-42.
c. Referenzpunkte
Köszegi, Botond and Rabin, Matthew. "A Model of Reference-Dependent Preferences."
Quarterly Journal of Economics, 2006, 121(4), pp. 1133.
d. Overconfidence
Camerer, Colin, and Dan Lovallo. "Overconfidence and excess entry: An experimental approach." American economic review (1999): 306-318.
e. Präferenz für konsistentes Verhalten
Falk, Armin, and Florian Zimmermann. "A taste for consistency and survey response behavior." CESifo Economic Studies (2012): ifs039.
f. Disposition Effekt
Weber, Martin, and Colin F. Camerer. "The disposition effect in securities trading: An experimental analysis." Journal of Economic Behavior & Organization 33.2 (1998): 167-184.
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