Sommersemester 2010 Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Diese Folien enthalten nicht alle Teile des behandelten Stoffes. Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Allgemeine Informationen Vorlesender: Prof. Dr. A. Fischer Homepage: www.math.tu-dresden.de/˜fischer Kursassistentin: Mag. H. Pfeifer Homepage: www.math.tu-dresden.de/˜pfeifer Die Übungen beginnen in der 1. Vorlesungswoche. Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Alle wichtigen Informationen zum Kurs finden Sie über meine Homepage, insbesondere – die Übungsaufgaben, – die Zuordnung der Übungsgruppen zu Zeiten und Räumen, – Literaturhinweise, – Beamerfolien (in der jeweils letzten Version), – Informationen zu Klausuren, – Information zur Einsichtnahme in eine Klausur. Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Prüfungsklausuren In der Prüfungsperiode des SS 2010 finden in diesem Kurs folgende Klausuren statt • Prüfungsklausur Mathematik II/1+2 für Maschinenwesen • Prüfungsklausur Mathematik III/1+2 für Mechatronik Das Wieder- oder Nachholen von Klausuren ist im SS 2010 in entsprechenden nachfolgenden Kursen möglich. Bitte informieren Sie sich dort. Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Partielle Differentialgleichungen 1 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Begriff einer partiellen Differentialgleichung Seien D ⊆ Rn nichtleer, offen und zusammenhängend (Gebiet) und m 2 F : D × R × Rn × Rn × · · · × Rn → R eine Abbildung. Eine Gleichung der Art F (x, u, ∂u ∂x1 , · · ·, ∂u ∂xn , ∂ 2u ∂x21 , · · ·, ∂ 2u ∂x2n , ··· ∂ mu ∂xm 1 , · · ·, ∂ mu ∂xm n )=0 heißt partielle Differentialgleichung (PDGL) m-ter Ordnung für eine Funktion u : D → R. Durch “· · · ” wird dargestellt, dass F auch von weiteren insbesondere gemischten partiellen Ableitungen der Funktion u jeweils bis zur Ordnung m abhängen kann. Eine Funktion u : D → R, die die PDGL für alle x ∈ D erfüllt, heißt Lösung der PDGL. 2 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lineare partielle Differentialgleichung 1. Ordnung Gegeben seien Funktionen a0, a1. . . . , an, r : D → R. Dann heißt a0u + n X ai i=1 ∂u ∂xi =r lineare PDGL 1. Ordnung (Spezialfall einer PDGL). In anderer Notation schreibt man dafür auch n X aiuxi = r a0u + i=1 oder (mit a := (a1, . . . , an)⊤) a0u + a⊤∇u = r. Lösung durch Rückführung auf einfachere Fälle 3 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Nur eine partielle Ableitung tritt auf Beispiel: Seien a0, a ∈ R mit a 6= 0 und x = (x, y). a0u + aux = r ∂ ∂x a ∂ ∂x ea0x/au ea0x/au a0 a0x/a = e u + ea0x/aux a = ea0x/aa0u + ea0x/aaux = ea0x/ar 1 ea0x/au = a u(x, y) = ·a e−a0x/a a Z Z x x0 ea0x/ar(x, y) ds ea0x/ar(x, y) ds + C(y) 4 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Rumpfdifferentialgleichung Gegeben seien Funktionen a0, r : Rn → R und a : Rn → Rn. Dann heißt a⊤∇u = 0. Rumpfdifferentialgleichung zu a0u + a⊤∇u = r. 5 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lösungsweg für Rumpfdifferentialgleichungen Zuerst sucht man (charakteristische) Raumkurven t 7→ x(t) ∈ Rn, entlang der jede Lösung der Rumpfdifferentialgleichung konstant ist, d.h. d u(x(t)) = 0 dt gilt für jede Lösung u der Rumpfdifferentialgleichung. 6 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Charakteristischer Raumkurven Sei u eine Lösung der Rumpfdifferentialgleichung. Also gilt a(x)⊤∇u(x) = 0. Da u(x(t)) konstant bei Variation von t sein soll, erhält man durch Differenzieren d 0 = u(x(t)) = ẋ(t)⊤∇u(x(t)). dt Falls also die Abbildung t → x(t) der Bedingung ẋ(t) = a(x(t)) genügt, so ist u(x(t)) konstant bei Variation von t. 7 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Charakteristiken Jede Lösung des charakteristischen DGL-Systems ẋ = a(x) wird als Charakteristik zur PDGL a0u + a⊤∇u = r bezeichnet. Offenbar sind die Charakteristiken bereits durch die der PDGL zugeordneten Rumpfdifferentialgleichung a⊤∇u = 0 bestimmt. Eine Charakteristik ist eine Raumkurve im Rn, entlang der jede Lösung der Rumpfdifferentialgleichung konstant ist. Ist umgekehrt eine Funktion u entlang aller Charakteristiken konstant, dann löst u die Rumpfdifferentialgleichung. 8 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Methode zur Bestimmung der Charakteristiken Sei an(x) 6= 0 für x ∈ D. Aus den sogenannten Phasen-DGLn ẋi ẋn = ai(x) an(x) i = 1, . . . , n − 1 bestimmt man (sofern auffindbar) implizite Bedingungen fj (x) = cj , j = 1, . . . , n − 1, (∗) für die gesuchten Charakteristiken, so dass (∇f1, · · · , ∇fn−1) Vollrang besitzt. Dadurch definiert {x ∈ Rn | fj (x) = cj , j = 1, . . . , n − 1} für jeden Vektor (c1, . . . , cn−1)⊤ eine Charakteristik. – Ggf. ist n in der Phasen-DGL durch einen anderen Index zu ersetzen. – Ggf. kann (∗) direkt aus dem charakteristische DGL-System ermittelt werden. 9 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lösung der Rumpfdifferentialgleichung Sei v : Rn → R eine beliebige stetig differenzierbare Funktion. Dann ist u : D → R mit u(x) := v(f1(x), . . . , fn−1(x)) konstant entlang aller Charakteristiken und löst daher die Rumpfdifferentialgleichung a⊤∇u = 0. 10 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Beispiel eines Anfangswertproblems Transportgleichung mit Anfangsbedingung uτ − κux = 0, u(x, 0) = g(x) für x ∈ R u beschreibt Massendichte in Abhängigkeit von Ort x und Zeit τ . Praktisch werden nicht allgemeine Lösungen sondern Lösungen gesucht, die bestimmten Nebenbedingungen genügen. 11 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lösungsweg für lineare PDGLn 1. Ordnung • Sei a0u + a⊤∇u = r gegeben. • Charakteristiken in der Form fj (x) = cj , j = 1, . . . , n − 1 • Koordinatentransformation ( ξ = ξ(x), x = x(ξ) ) ξj = fj (x) j = 1, . . . , n − 1, liefert ã0(ξ) := a0(x(ξ)), ã(ξ) := a(x(ξ)), ξ n = xn r̃(ξ) := r(x(ξ)) und die stark vereinfachte lineare PDGL 1. Ordnung ã0ũ + ãnũξn = r̃ • Lösung dieser PDGL ũ(ξ) = f (ξn, g(ξ1, . . . , ξn−1)) • Lösung der Ausgangsgleichung durch Rücktransformation u = f (xn, g(f1(x), . . . , fn−1(x)) 12 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lösungsweg ohne explizite Koordinatentransformation • Sei a0u + a⊤∇u = r gegeben. • Mit U (t) := u(x(t)), R(t) := r(x(t)), A0(t) := a0(x(t)) folgt U̇ = ẋ⊤∇u(x) = R − A0 U. • Allgemeine Lösung von U̇ = R − A0 U sei UC (C Konstante aus Integration). • Rücksubstitution (U → u) und Ersetzen von C durch Lösung v(f1, . . . , fn−1) der Rumpfdifferentialgleichung. 13 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lineare partielle Differentialgleichungen 2. Ordnung Gegeben seien Funktionen aij , bi, c, r : D → R. Dann heißt n X i,j aij uxixj + n X biuxi + cu = r (⋄) i=1 lineare Differentialgleichung 2. Ordnung für die gesuchte Funktion u : D → R. Erweiterungen • Falls in (⋄) die Funktionen aij auch von u und ∇u abhängen können, spricht man von einer quasilinearen PDGL 2. Ordnung. • Falls in (⋄) die Funktion r auch von u und ∇u abhängen kann, spricht man von einer semilinearen PDGL 2. Ordnung. 14 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Klassifikation von linearen PDGLn 2. Ordnung Für aij aus der PDGL (⋄) gelte aij = aji für i, j = 1, . . . , n. Weiter sei A(x) := (aij (x)) für x ∈ D. Dann heißt die PDGL (⋄) im Punkt x ∈ D elliptisch , wenn A(x) nur positive oder nur negative EWe hat, parabolisch , wenn mindestens ein EW von A(x) gleich Null ist, hyperbolisch , wenn (⋄) weder elliptisch noch parabolisch in x ist. Gilt eine der drei Eigenschaften für alle x ∈ D, dann bezeichnet man die PDGL entsprechend als elliptisch, parabolisch bzw. hyperbolisch. 15 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Der Laplace-Operator (Wiederholung) Der Laplace-Operator ∆ : C 2(D, R) → C(D, R) ordnet durch ∆u := ux1x1 + · · · + uxnxn jedem zweimal stetig differenzierbaren Skalatfeld u : D → R das Skalarfeld ∆u : D → R zu. Wenn u von (t, x) abhängt, schreibt man ∆xu := ux1x1 + · · · + uxnxn . 16 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Beispiel zur Klassifikation Für die Tricomi-Gleichung uyy + yuxx = 0 ist A(x, y) = Sie ist y 0 . 0 1 • elliptisch, falls y > 0, • (parabolisch, falls y = 0), • hyperbolisch, falls y < 0. 17 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Grundformen der drei Klassen • elliptisch −∆u + · · · = r z.B. Poisson-Gleichung −∆u = r • parabolisch −∆xu + ut + · · · = r z.B. Diffusionsgleichung −∆xu + ut = 0 • hyperbolisch utt − ∆x + · · · = r z.B. Wellengleichung utt − ∆xu = 0 18 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Transformation auf Normalform im Fall n = 2 Seien a, b, c, r : D ⊆ R2 → R zweimal stetig differenzierbare Funktionen. Die PDGL auxx + 2buxy + cuyy = r soll durch eine Koordinatentransformation (x, y) ↔ (ξ, η) auf elliptische Normalform Uξξ + Uηη = D(ξ, η, U, Uξ , Uη ) bzw. parabolische Normalform Uηη = D(ξ, η, U, Uξ , Uη ) bzw. hyperbolische Normalform Uξη = D(ξ, η, U, Uξ , Uη ) gebracht werden. 19 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Prinzipielles Vorgehen Der Ansatz ξ = ξ(x, y), η = η(x, y) führt für geeignete Funktionen ξ, η mit U (ξ, η) := u(x(ξ, η), y(ξ, η)), U (ξ(x, y), η(x, y)) = u(x, y) mit der Kettenregel auf ux = Uξ ξx + Uη ηx, 2 +U η ξ +U ξ 2 uxx = Uξξ ξx ξη x x ξ xx + Uηξ ξxηx + Uηη ηx + Uη ηxx, usw. Daraus erhält man AUξξ + 2BUξη + CUηη = D(ξ, η, U, Uξ , Uη ) mit 2 + 2bξ ξ + cξ 2 , A = aξx x y y und 2 + 2bη η + cη 2 C = aηx x y y B = aξxηx + b(ξxηy + ηxξy ) + cξy ηy . 20 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Damit A bzw. C zur Nullfunktion wird, bietet es sich an, für ξ bzw. η unabhängige Lösungen der charakteristischen PDGL 2 + 2bz z + cz 2 = 0 azx x y y zu verwenden. O.B.d.A. sei a(x, y) 6= 0 für alle (x, y)⊤ ∈ D. Dann folgt aus dem Ansatz 2 + 2 b z z + c z 2 = (z − v z )(z − v z ) zx x x 1 y 2 y a x y a y 2 − (v + v )z z + v v z 2 = zx 1 2 x y 1 2 y für die Funktionen v1, v2 durch Koeffizientenvergleich b 1p 2 v1/2 = − ± b − ac . a a Um (zx − v1zy )(zx − v2zy ) = 0 zu lösen, betrachtet man nun zx − v1zy = 0 bzw. zx − v2zy = 0. 21 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Fallunterscheidung zur Lösung der Rumpfdifferentialgleichungen • ac − b2 = 0 (parabolischer Fall) zx − ab zy = 0 liefert Charakteristiken in der Form c1 = f1(x, y). Koordinatentransformation: ξ = f1(x, y) und η = y. • ac − b2 < 0p (hyperbolischer Fall) azx + b + b2 − ac zy = 0 liefert c1 = f1(x, y) p 2 azx + b − b − ac zy = 0 liefert c2 = f2(x, y) Koordinatentransformation: ξ = f1(x, y) und η = f2(x, y) • ac − b2 > 0 (elliptischer Fall) p azx + b + i ac − b2 zy = 0 liefert c1 + ic2 = f1(x, y) + if2(x, y) Koordinatentransformation: ξ = f1(x, y) und η = f2(x, y) 22 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Beispiele für typische Nebenbedingungen 23 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Anfangsbedingungen bei der Wellengleichung Seien κ 6= 0 und h1, h2 : R → R zweimal stetig differenzierbar. utt = κ2uxx, u(x, 0) = h1(x), 24 ut(x, 0) = h2(x) Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lösung der Wellengleichung Die Koordinatentransformation (x, t) ↔ (ξ, η) mit η = x − κt ξ = x + κt, und U (ξ, η) = u(x(ξ, η), t(ξ, η)) liefert die transformierte Wellengleichung (in Normalform) Uξη = 0. Deren allgemeine Lösung lautet U (ξ, η) = f (ξ) + g(η) mit beliebigen zweimal stetig differenzierbaren f, g : R → R. Rücktransformation ergibt allgemeine Lösung der Wellengleichung u(x, t) = f (x + κt) + g(x − κt). 25 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Einbeziehung der Anfangsbedingungen Einsetzen der Anfangsbedingungen u(x, 0) = h1(x), ut(x, 0) = h2(x) in die allgemeine Lösung liefert h1 = f + g und h2 = κ(f − g)′. Damit folgt f −g = 1 κ sowie f = h1 2 + 1 2κ Z Z h2(x) dx, h2(x) dx g= h1 2 − 1 2κ Z h2(x) dx und schließlich die 26 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lösungsformel von D’Alembert u(x, t) = h1(x + κt) + h1(x − κt) 2 + 1 2κ x+κt Z h2(ζ) dζ x−κt 27 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Randwertaufgaben für die Poisson-Gleichung Ω ⊂ Rn beschränktes Gebiet mit Rand ∂Ω, r : Ω → R, g, α, β : ∂Ω → R, n : ∂Ω → Rn Einheitsnormale nach außen Dirichlet-Problem ∆u = r in Ω, u=g auf ∂Ω Neumann-Problem ∆u = r in Ω, ∂u ∂n =g auf ∂Ω Robin-Problem ∆u = r in Ω, α ∂u ∂n 28 + βu = g auf ∂Ω Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Separationsansatz für lineare PDGL 2. Ordnung mit n = 2 29 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Prinzipielles Vorgehen beim Separationsansatz Die gesuchte Funktion u mit (x, y) 7→ u(x, y) wird als Produkt von Funktionen X, Y mit x 7→ X(x) und y 7→ Y (y) angesetzt, d.h. u(x, y) = X(x)Y (y). Einsetzen dieses Ansatzes in die homogene PDGL (mit einer homogenen Randbedingung) liefert unter gewissen Voraussetzungen je eine gewöhnliche DGL für X und für Y sowie homogene Randbedingungen für eine dieser beiden gesuchten Funktionen (→ Eigenwertproblem). Einbeziehung von Inhomogenitäten durch Superposition. 30 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Beispiel: Wärmeleitproblem in einem homogenen Stab der Länge l a > 0 sei eine Materialkonstante, r(x, t) beschreibt äußere Temperatureinflüsse, u0(x) ist Anfangstemperatur zum Zeitpunkt t = 0, g(t) bzw. h(t) beschreibt Temperaturverlauf an Enden des Stabes auxx − ut = r (x, t) ∈ (0, l) × (0, ∞) AB u(x, 0) = u0(x) x ∈ (0, l) RB u(0, t) = g(t), u(l, t) = h(t) t ∈ (0, ∞) PDGL 31 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Spezialfall 1: homogene PDGL (r = 0), homogene RB (g = h = 0) Der Separationsansatz u(x, t) = X(x)T (t) liefert uxx = X ′′T, ut = XT ′ Einsetzen in die PDGL ergibt aX ′′T = XT ′ Trennung der Variablen ergibt (falls X(x)T (t) 6= 0) X ′′ T′ = X aT Da die linke Seite nur von x, die rechte Seite nur von t abhängt, folgt als einzige Möglichkeit X ′′ X = T′ aT =λ für ein festes λ. 32 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Dies ist äquivalent zu X ′′ − λX = 0, T ′ − λaT = 0 Die homogenen RB können mit dem Separationsansatz geschrieben werden als X(0)T (t) = 0, X(l)T (t) = 0 t ∈ (0, ∞). Da wir an nichttrivialen Lösungen interessiert sind, liefert dies X(0) = X(l) = 0. Somit ergibt sich zur Bestimmung von X das Eigenwertproblem X ′′ − λX = 0, X(0) = X(l) = 0. 33 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die allgemeine Lösung des Eigenwertproblems • Sei λ ≥ 0. Dann folgt aus den RB, dass X = 0 und u = 0 (triviale Lösung). Dieser Fall ist also nicht weiter zu betrachten. • Sei λ < 0. Dann ist die allgemeine Lösung der DGL X ′′ − λX = 0 durch p p X(x) = C1 sin( −λ x) + C2 cos( −λ x) √ gegeben. Die RB liefern C2 = 0 und C1 sin( −λ ℓ) = 0. Somit folgt (wieder unter Beachtung von X 6= 0) die allgemeine Lösung des Eigenwertproblems p k2π 2 X(x) = C1 sin( −λk x) mit λk = − 2 für k = 1, 2, 3 . . . l mit einer beliebiegen Konstanten C1. 34 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die allgemeine Lösung der DGL T ′ − λaT = 0 für λ = λk Tk (t) = Ak eaλk t k = 1, 2, 3, . . . mit einer beliebigen Konstanten Ak Eigenlösungen der homogenen PDGL mit homogenen RB Die Aufgabe auxx − ut = 0 u(0, t) = u(l, t) = 0 (x, t) ∈ (0, l) × (0, ∞) t ∈ (0, ∞) besitzt die Eigenlösungen uk (k = 1, 2, 3, . . .) mit p uk (x, t) = ck eaλk t sin( −λk x), wobei λk = − k2π 2 l2 . 35 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Einarbeitung der AB durch Superposition Im Superpositionsansatz u(x, t) = ∞ X k=1 p ck eaλk t sin( −λk x) wird nun versucht, die Koeffizienten c1, c2, c3, . . . so zu bestimmen, dass u auch die AB u(x, 0) = u0(x) für x ∈ (0, l) erfüllt. Das erfolgt meist über eine Fourier-Entwicklung der Funktion u0. 36 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Fourier-Entwicklung im Beispiel Aus dem Ansatz für die Fourier-Reihe mit der Periode [0, l] Fu0 (x) = a0 2 + ∞ X π π (ak cos( kx) + bk sin( kx)) l l k=1 folgt unter Beachtung des Superpositionsansatzes, dass für ck die Fourier-Koeffizienten bk der Sinus-Glieder zu verwenden sind, d.h. Z π 2 l f (x) sin( kx)dx. ck = bk = l 0 l 37 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Bestimmung der Koeffizienten ck Ausnutzung der Anfangsbedingungen Aus der AB folgt u(x, 0) = u0(x), also der Ansatz ∞ X kπ x = u0(x) ck sin l k=1 für alle x ∈ (0, l). Betrachtet man daher u0 als auf [−l, l] fortgesetzte ungerade Funktion, so folgt (für j = 1, 2, 3, . . .) Zl X ∞ −l k=1 ck sin kπ l x sin jπ l x dx = Zl −l sin jπ l x u0(x)dx und (da die Integranden nun gerade Funktionen sind) Z l Z lX ∞ jπ jπ kπ x sin x dx = x u0(x)dx. sin ck sin l l l 0 0 k=1 38 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Ausnutzung von Beziehungen im trigonometrischen Funktionensystem Zl 0 sin kπ l x sin Zl 0 jπ l k 6= j, k, j = 1, 2, 3, . . . x dx = 0 kπ l sin2 x dx = l 2 k = 1, 2, 3, . . . 39 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) ck Zl 0 Zl kπ kπ sin sin2 x dx = x u0(x) dx l l ck = 0 2 l Zl 0 sin kπ l 40 x u0(x) dx Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Spezialfall 2: inhomogene PDGL, homogene AB, homogene RB auxx − ut = r, u(x, 0) = 0, u(0, t) = u(l, t) = 0 Ansatz Die Funktion u : [0, l] × [0, ∞) mit u(x, t) := ∞ X vk (t) sin k=1 kπ l x erfüllt die homogenen RB für beliebige Funktionen vk : [0, ∞) → R. Einsetzen in die inhomogene PDGL − ∞ X a k=1 π 2k2 l2 ! vk (t) + v̇k (t) sin kπ l x = r(x, t) 41 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Bestimmung der Funktionen vk − Zl X ∞ 0 k=1 a π 2k2 l2 ! vk (t) + v̇k (t) sin = Zl r(x, t) sin 0 jπ l kπ l x sin jπ l x dx x dx Mit Beziehungen im trigonometrischen Funktionensystem (vgl. Spezialfall 1) folgt eine gewöhnliche DGL zur Bestimmung von vk ! Zl 2 2 kπ −2 π k r(x, t) sin x dx a 2 vk (t) + v̇k (t) = l l l 0 42 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Aus den homogenen Anfangsbedingungen hat man ∞ X kπ x für alle x ∈ (0, l) vk (0) sin 0 = u(x, 0) = l k=1 und damit die Anfangsbedingung für vk vk (0) = 0. 43 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Wärmeleitproblem: der allgemeine Fall a > 0 sei eine Materialkonstante, r(x, t) beschreibt äußere Temperatureinflüsse, u0(x) ist Anfangstemperatur zum Zeitpunkt t = 0, g(t) bzw. h(t) beschreibt Temperaturverlauf an Enden des Stabes auxx − ut = r (x, t) ∈ (0, l) × (0, ∞) AB u(x, 0) = u0(x) x ∈ (0, l) RB u(0, t) = g(t), u(l, t) = h(t) t ∈ (0, ∞) PDGL 44 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Ansatz für die Lösung u(x, t) = u1(x, t) + u2(x, t) + w(x, t) mit unbekannten Funktionen u1, u2, w : [0, l] × [0, ∞) → R 45 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Bestimmung der Funktionen u1, u2, w • w(x, t) := g(t) + xl (h(t) − g(t)) für (x, t) ∈ [0, l] × [0, ∞) • u1 wird nach Spezialfall 1 bestimmt, wobei u0 durch U0 mit x U0(x) := u0(x) − g(0) + (h(0) − g(0)) l ersetzt ist, d.h. u1 löst auxx − ut = 0, u(x, 0) = U0(x), u(0, t) = u(l, t) = 0 • u2 wird nach Spezialfall 2 bestimmt, wobei r durch R mit R := r − (awxx − wt) = r + wt ersetzt ist, d.h. u2 löst auxx − ut = r + wt, u(x, 0) = 0, 46 u(0, t) = u(l, t) = 0 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Zur numerischen Lösung von PDGL Ein sehr kurzer Einblick 47 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) • Explizite Lösung ist nur in seltenen Fällen möglich. • Eine numerische Lösung liefert Näherungen für die gesuchte Lösung (Funktion) oder für einzelne Funktionswerte der Lösung. • Numerische Lösungsmethoden basieren auf geeignetem Diskretisierungskonzept (Finite Differenzen, Finite Elemente). • Finite Differenzen approximieren Ableitungen (Differentialquotien) der Lösung in vorgegebenen Gitterpunkten durch Differenzenquotienten. Diese enthalten Funktionswerte an den Gitterpunkten. Einsetzen in die PDGL liefert Gleichungen zur näherungsweisen Bestimmung dieser Funktionswerte. • Finite Elemente Methoden (FEM) versuchen, eine Näherungslösung durch Linearkombination einer endlichen Zahl geeigneter Ansatzfunktionen zu ermitteln. 48 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Ein sehr einfaches Beispiel für die Realisierung einer Finite Elemente Methode 49 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) 1D-Poisson-Problem mit homogenen RB Sei r : [0, 1] → R eine gegebene stetige Funktion. Gesucht ist eine Funktion u : [0, 1] → R mit −u′′ = r in (0, 1), u(0) = u(1) = 0. Der Funktionenraum C10[0, 1] Es bezeichne C10[0, 1] den Vektorraum der stetig differenzierbaren Funktionen v : [0, 1] → R, für die v(0) = v(1) = 0 gilt. 50 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Herleitung einer schwachen Formulierung Sei u : [0, 1] → R zweimal stetig differenzierbar. Falls u die DGL −u′′ = r löst, folgt − Z1 u′′(x)v(x)dx = Z1 r(x)v(x)dx 0 0 für alle v ∈ C10[0, 1]. Partielle Integration liefert Z1 0 1 u′′(x)v(x)dx = u′v 0 − Z1 0 u′(x)v ′(x)dx = − Z1 u′(x)v ′(x)dx. 0 für jede “Testfunktion” v ∈ C10[0, 1]. 51 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Schwache Formulierung (Variationsformulierung) Sei u : [0, 1] → R zweimal stetig differenzierbar. Falls u die DGL −u′′ = r löst, dann genügt u auch der schwachen Formulierung (oder Variationsformulierung) Z1 0 u′(x)v ′(x)dx = Z1 r(x)v(x)dx 0 für alle v ∈ C10[0, 1]. Unter den genannten Glattheitsvoraussetzungen gilt auch die Umkehrung. 52 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Schwache Lösung Eine Lösung der schwachen Formulierung, die den Randbedingungen genügt, heißt schwache Lösung des 1D-Poisson-Problems, wobei Glattheitsvoraussetzungen abgeschwächt sein können. Die Herleitung einer schwachen Formulierung ist für Raumdimensionen n > 1 und inhomogene Randbedingungen möglich. Der Begriff der schwachen Lösung ist eine sinnvolle Erweiterung des Lösungsbegriffs für PDGLn und bildet eine Grundlage für die Finite Elemente Methode. 53 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Eine Realisierung der Finite Elemente Methode (FEM) am Beispiel der 1D-Poissongleichung 54 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Endlichdimensionale Ansatzfunktionen für Näherungslösung Für h := 1/(N + 1) seien die Ansatzfunktionen ϕ1, . . . ϕN : [0, 1] → R definiert durch |x − jh| 1− falls x ∈ [(j − 1)h, (j + 1)h], h ϕj (x) := 0 andernfalls. Die Ansatzfunktionen bilden eine Basis des Ansatzraumes N X αj ϕj α1, . . . αN ∈ R . Vh := v = j=1 Offenbar gilt v(0) = v(1) = 0 für alle v ∈ Vh und −1 falls x ∈ ((j − 1)h, jh), h ϕ′j (x) = −h−1 falls x ∈ (jh, (j + 1)h), 0 falls x ∈ (0, (j − 1)h) ∪ ((j + 1)h, 1). für j = 1, . . . , N . 55 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Diskretisierung der schwachen Formulierung Anstelle der schwachen Formulierung wollen wir nun deren Diskretisierung Z1 0 u′(x)v ′(x)dx = Z1 r(x)v(x)dx 0 für alle v ∈ Vh im Raum Vh lösen (d.h. die gesuchte Funktion u gehöre zum Raum Vh). Jede Funktion v ∈ Vh genügt (auf Grund der Konstruktion von Vh) den homogenen Randbedingungen des gegeben 1D-PoissonProblems. 56 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Bestimmung einer Lösung der diskreten schwachen Formulierung Um eine Lösung der Diskretisierung der schwachen Formulierung zu finden, genügt es uh = N X j=1 αj ϕj ∈ Vh so zu bestimmen, dass Z1 u′h(x)ϕ′i(x)dx = 0 Z1 r(x)ϕi(x)dx für alle i = 1, . . . , N. 0 57 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Formulierung als lineares Gleichungssystem Dies liefert für i = 1, . . . , N N X αj j=1 aij := ϕ′j (x)ϕ′i(x)dx = 0 Mit A := (aij ), Z1 Z1 Z1 r(x)ϕi(x)dx. 0 b := (b1, . . . , bN )⊤ und ϕ′j (x)ϕ′i(x)dx sowie bi := 0 Z1 r(x)ϕi(x)dx 0 ergibt sich das lineare Gleichungssystem Aα = b. für den gesuchten Vektor α = (α1, . . . , αN )⊤. 58 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Lösung des linearen Gleichungssystems Offenbar sind nur sehr wenige der Integrale aij = Z1 ϕ′j (x)ϕ′i(x)dx 0 von Null verschieden. Dadurch ist die Matrix A schwach besetzt (sparse). Zur (näherungsweisen) Lösung des (insbesondere für Raumdimensionen n > 1) sehr großen linearen Gleichungssystems sind spezielle Verfahren anzuwenden, die die schwache Besetztheit effizient ausnutzen. 59 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die mit einer Lösung α∗ von Aα = b erhaltene Lösung uh := N X α∗j ϕj j=1 der diskretiserten schwachen Formulierung ist nur eine (ggf. sehr schlechte) Näherungslösung der schwachen Formulierung bzw. der 1D-Poissongleichung. Um die Güte der Näherungslösung zu verbesseren, bietet sich eine Verkleinerung des Diskretisierungsparameters h, eine andere Zerlegung des Gebietes (hier [0, 1]) sowie die Verwendung anderer Ansatzfunktionen an. Die erreichbare Güte hängt insbesondere von h, Glattheitseigenschaften von r und der Form des Gebietes ab. 60 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Elemente der Wahrscheinlichkeitstheorie 61 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Grundaufgaben der Kombinatorik 62 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Bezeichnungen Sei n ∈ N mit n ≥ 1. Dann setzt man n! := 1 · 2 · 3 · · · · · (n − 1) · n sowie 0! := 1. Seien n, k ∈ N mit n ≥ k. Dann setzt man n! n := . k k!(n − k)! 63 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Aus den Zahlen {1, . . . , n} werden k Zahlen ausgewählt. Die Anzahl der Möglichkeiten für die Auswahl • ohne Beachtung der Reihenfolge und ohne Wiederholung beträgt n (Kombinationen ohne Wiederholung), k • ohne Beachtung der Reihenfolge und mit Wiederholung beträgt n+k−1 (Kombinationen mit Wiederholung), k • mit Beachtung der Reihenfolge und ohne Wiederholung beträgt n · k! (Variationen ohne Wiederholung), k • mit Beachtung der Reihenfolge und mit Wiederholung beträgt nk (Variationen mit Wiederholung). 64 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Grundaufgaben der Kombinatorik (Fortsetzung) Anzahl der Permutationen Wieviel Möglichkeiten der Anordnung der Zahlen {1, . . . , n} in einem n-Tupel gibt es, wenn jede der Zahlen dort genau einmal vorkommen muss? n! Anzahl Permutationen mit Wiederholung Wieviel Möglichkeiten der Anordnung der Zahlen {1, . . . , k} in einem n-Tupel gibt es, wenn die Zahl i ∈ {1, . . . , k} dort genau li-mal vorkommen soll und l1 + · · · + lk = n gilt? n! l1 ! · · · lk ! 65 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Ergebnisraum und Elementarereignisse Der Ergebnisraum ist eine nichtleere Menge, dessen Elemente Elementarereignisse genannt werden. Elementarereignisse kann man sich als mögliche Ergebnisse eines Zufallsexperiments vorstellen. Beispiele: • Würfeln Ergebnisraum Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} • Gleichzeitiges Werfen von zwei unterscheidbaren Münzen Ω = {wZ,wW,zZ,zW} • Befüllen einer Flasche (Füllhöhe) Ω = [0, H] 66 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Operationen mit Teilmengen Es bezeichne P(Ω) := {A | A ⊆ Ω} die Potenzmenge von Ω. Es seien A, B ∈ P(Ω), N eine abzählbar (un)endliche Teilmenge von N und {An}N ⊂ P(Ω). • Vereinigung von zwei Teilmengen A ∪ B := {w ∈ Ω | w ∈ A oder w ∈ B} • Vereinigung abzählbar vieler Teilmengen S An := {w ∈ Ω | ∃n ∈ N : w ∈ An} n∈N • Durchschnitt von zwei Teilmengen A ∩ B := {w ∈ Ω | w ∈ A und w ∈ B} • Durchschnitt abzählbar vieler Teilmengen T An := {w ∈ Ω | w ∈ An für alle n ∈ N } n∈N 67 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Operationen mit Teilmengen (Fortsetzung) • Differenz von zwei Teilmengen A \ B := {w ∈ A | w ∈ / B} (nicht kommutativ!) • Komplement einer Teilmenge Ā := Ω \ A Die leere Menge Durch ∅ wird die leere Menge bezeichnet. Es gilt insbesondere • ∅ ∈ P(Ω), P(∅) = {∅} • ∅ ∪ A = A, ∅∩A=∅ • Ω̄ = ∅ 68 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die Formeln von de Morgan Seien Ω 6= ∅, N ⊆ N abzählbar und {An}N ⊆ P(Ω). Dann gelten [ \ An An = n∈N und \ n∈N An = [ An . n∈N n∈N 69 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konstruktion eines Mengensystems Σ aus Teilmengen von Ω 70 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Wünschenswerte Eigenschaften des Mengensystems Σ • Ω und ∅ sollen zu Σ gehören. • Für beliebige A, B ∈ Σ sollen auch zu Σ gehören. A ∪ B, A ∩ B, Ā, A \ B • Die Vereinigung bzw. der Durchschnitt abzählbar vieler Elemente von Σ soll ebenfalls zu Σ gehören. Beispiel: Würfeln (Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}) Es gibt verschiedene Mengensysteme, Σ ⊆ P(Ω), die obigen Anforderungen genügen, etwa Σ := {∅, Ω}, Σ := {∅, Ω, {1}, {2, 3, 4, 5, 6}}, . . . , Σ := P(Ω). Für andere Mengensysteme (z.B. {∅, Ω, {1}}) ist das nicht der Fall. 71 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Ereignisalgebra (σ-Algebra) und Ereignis Sei eine Ergebnismenge Ω gegeben. Ein System Σ ⊆ P(Ω) heißt Ereignisalgebra (σ-Algebra), wenn folgende Bedingungen gelten: • Ω ∈ Σ. •A ∈ Σ ⇒ Ā ∈ Σ. • Für eine Folge {An} von Elementen aus Σ gilt [ An ∈ Σ. n∈N Jedes Element einer Ereignisalgebra heißt Ereignis. Ω wird sicheres Ereignis, ∅ wird unmögliches Ereignis genannt. Die vorstehenden Bedingungen implizieren, dass eine Ereignisalgebra auch die anderen wünschenswerten Eigenschaften erfüllt. 72 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Messraum Ein Paar (Ω, Σ) aus Ereignisraum Ω und einer zugehörigen Ereignisalgebra wird als Messraum bezeichnet. 73 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Wahrscheinlichkeitsmaß und Maßraum Sei (Ω, Σ) eine Messraum. Eine Abbildung P : Σ → R heißt Wahrscheinlichkeitsmaß auf (Ω, Σ), wenn sie folgende Bedingungen (Kolmogorov-Axiome) erfüllt: • 0 ≤ P (A) ≤ 1 für alle A ∈ Σ. • P (Ω) = 1. • Sei {An} ⊂ Σ mit Ai ∩ Aj = ∅ für beliebige i, j mit i 6= j. Dann gilt [ X P An = P (An). n∈N n∈N Die Zahl P (A) heißt Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A. Das Tripel (Ω, Σ, P ) heißt Maßraum. 74 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Beispiele für Maßräume Relative Häufigkeit (Laplace-Wahrscheinlichkeitsbegriff) (Ω, Σ, P ) mit Ω := {E1, . . . , EN }, Σ := P(Ω) und |A| für alle A ∈ Σ N Alle Elementarereignisse E1, . . . , EN haben hier die Wahrscheinlichkeit P (Ei) = 1/N und sind damit gleichwahrscheinlich. P (A) := (Ω, Σ, P ) mit Ω := {E1, . . . , EN }, Σ := P(Ω) und X P (A) := pi i:Ei∈A mit pi ∈ [0, 1] für i = 1, . . . , N und N P i=1 pi = 1. Das Elementarereignis Ei hat die Wahrscheinlichkeit P (Ei) = pi 75 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Beispiele für Maßräume (Fortsetzung) (Ω, Σ, P ) := (R, B, P ) mit • Ereignismenge R, • Borelsche σ-Algebra B B ist kleinste σ-Algebra, die alle offenen Mengen enthält. B enthält damit auch alle offenen, halboffenen und abgeschlossenen Intervalle. • Wahrscheinlichkeitsmaß Z P (A) := f (x)dx für alle A ∈ B A mit einer sogenannten Wahrscheinlichkeitsdichte f (→ später). 76 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Aussagen für Maßräume Seien (Ω, Σ, P ) ein Maßraum und A, B ∈ Σ. Dann gilt: • P (∅) = 0. • P (Ā) = 1 − P (A). • Falls A ⊆ B, so folgt P (A) ≤ P (B). • P (A) = P (A \ B) + P (A ∩ B). • P (A ∪ B) = P (A) + P (B) − P (A ∩ B). • Falls A ∩ B = ∅ (unvereinbare Ereignisse), so folgt P (A ∪ B) = P (A) + P (B). 77 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Bedingte Wahrscheinlichkeit Sei (Ω, Σ, P ) ein Maßraum. Weiter sei B ∈ Σ mit P (B) > 0. Dann heißt P (A ∩ B) P (A|B) := P (B) bedingte Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A ∈ Σ unter der Bedingung B. Bemerkung: Mit ΣB := {A ∈ Σ | A ⊆ B}, PB (A) := P (A|B) für A ∈ ΣB ist ein Maßraum (B, ΣB , PB ) erklärt. 78 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Unabhängigkeit von Ereignissen Sei (Ω, Σ, P ) ein Maßraum. Ereignisse A, B ∈ Σ heißen (stochastisch) unabhängig, wenn P (A ∩ B) = P (A) · P (B). Allgemeiner nennt man Ereignisse A1, . . . , An ∈ Σ (stochastisch) unabhängig, wenn für jede Indexmenge J ⊆ {1, . . . , n} mit |J | ≥ 2 die Gleichung \ Y P( Ai ) = P (Ai) i∈J i∈J gilt. 79 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Seien (Ω, Σ, P ) ein Maßraum und A, B ∈ Σ mit P (B) > 0. Falls P (A|B) = P (A), dann gilt P (A ∩ B) = P (A|B)P (B) = P (A)P (B), d.h. die Ereignisse A und B sind unabhängig. Umgekehrt folgt aus der Unabhängigkeit von A und B, dass P (A|B) = P (A ∩ B) P (B) = P (A)P (B) P (B) = P (A), d.h. die Wahrscheinlichkeit für A hängt nicht davon ab, ob B eintritt oder nicht. 80 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Der Satz zur totalen Wahrscheinlichkeit Seien (Ω, Σ, P ) ein Maßraum, B ∈ Σ und A1, . . . , AN ∈ Σ N S Ai = B. paarweise unvereinbare Ereignisse mit i=1 Dann gilt P (B) = N X i=1 N X P (B ∩ Ai) = P (B|Ai)P (Ai). i=1 81 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Der Satz von Bayes Seien (Ω, Σ, P ) ein Maßraum, B ∈ Σ mit P (B) > 0 und N S Ai = B. A1, . . . , AN ∈ Σ paarweise unvereinbare mit Dann folgt (als Zwischenüberlegung) P (Aj |B) = P (Aj ∩ B) P (B) = i=1 P (B|Aj )P (Aj ) P (B) und mit dem Satz zur totalen Wahrscheinlichkeit schließlich P (Aj |B) = P (B|Aj )P (Aj ) N P i=1 für jedes j ∈ {1, . . . , N }. P (B|Ai)P (Ai) 82 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Zufallsgrößen (Zufallsvariable) Sei (Ω, Σ) ein Messraum. Eine Funktion X : Ω → R heißt reelle Zufallsgröße (Zufallsvariable), wenn das Urbild jedes Intervalls (−∞, a] zu Σ gehört, d.h. wenn X −1((−∞, a]) ∈ Σ für alle a ∈ R. • X −1(A) := {w ∈ Ω | X(w) ∈ A} bezeichnet Urbild der Menge A ⊆ R bzgl. der Abbildung X : Ω → R. • Seien (Ω, Σ, P ) Maßraum und B die Borelsche σ-Algebra auf R. Dann induziert X im Messraum (R, B) ein Wahrscheinlichkeitsmaß PX : B → [0, 1] durch PX (A) := P (X −1(A)) für alle A ∈ B. 83 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Verteilungsfunktion einer Zufallsgröße Seien (Ω, Σ, P ) ein Maßraum und X : Ω → R eine reelle Zufallsgröße. Dann heißt die durch FX (x) := P (X ≤ x) für alle x ∈ R definierte Funktion FX : R → [0, 1] Verteilungsfunktion der Zufallsgröße X. P (X ≤ x) ist Kurzschreibweise für die folgenden äquivalenten Bezeichnungen • P ({w ∈ Ω | X(w) ≤ x}), • P X −1(−∞, x] bzw. • PX ((−∞, x] ). 84 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) 85 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Charakterisierung von Verteilungsfunktionen Sei F : R → R eine Funktion. Dann ist F genau dann Verteilungsfunktion einer Zufallsgröße, wenn • F monoton wachsend ist, • F rechtsseitig stetig ist sowie • lim x→−∞ F (x) = 0 und lim F (x) = 1 gilt. x→∞ 86 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Berechnung von Wahrscheinlichkeiten mit der Verteilungsfunktion P (a < X ≤ b) = P (X ≤ b) − P (X ≤ a) = F (b) − F (a) P (a < X < b) = P (X < b) − P (X ≤ a) = P (X ≤ b) − P (X = b) − P (X ≤ a) = F (b) − F (a) − P (X = b) 87 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Diskrete Zufallsgrößen 88 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Sei (Ω, Σ, P ) ein Maßraum. Eine reelle Zufallsgröße X : Ω → R heißt diskret, wenn sie nur endlich viele oder abzählbar unendlich viele Werte xk (k ∈ K ⊆ N) annimmt und X −1(xk ) ∈ Σ für k ∈ K gilt. Der Einfachheit halber sei auch vorausgesetzt, dass pk := P (X = xk ) > 0 für alle k ∈ K. Für die Verteilungsfunktion F : R → [0, 1] einer reellen diskreten Zufallsgröße X ergibt sich X X F (x) = P (X ≤ x) = P (X = xk ) = pk . k:xk ≤x k:xk ≤x 89 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Binomialverteilung In einer Urne seien N durchnummerierte Kugeln, davon S schwarze und N −S weiße. Man zieht nacheinander n Kugeln mit Zurücklegen. Es ergibt sich die Anzahl aller Möglichkeiten, um • n Kugeln zu ziehen zu N n, • genau k schwarze Kugeln zu ziehen zu S k , • genau n − k weiße Kugel zu ziehen zu (N − S)n−k , • genau k von n Mal eine schwarze Kugel zu ziehen zu n . k Die relative Häufigkeit aller Ziehungen mit genau k schwarzen Kugeln unter allen möglichen Ziehungen ergibt sich zu ! ! k n−k S n S (N − S) n k (1 − p)n−k p f ür p := = . Nn N k k 90 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Binomialverteilung (Fortsetzung) Seien Parameter p ∈ [0, 1] und n ∈ {1, 2, . . .} gegeben. Eine diskrete Zufallsgröße X : Ω → R nehme für k = 0, 1, . . . , n die Werte xk = k mit der Wahrscheinlichkeit ! n P (X = xk ) := pk := pk (1 − p)n−k k an. Dann wird diese Zufallsgröße als binomialverteilte Zufallsgröße bezeichnet. 91 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Poisson-Verteilung Sei ein Parameter λ > 0 gegeben. Eine diskrete Zufallsgröße X : Ω → R nehme für k ∈ N die Werte xk = k mit der Wahrscheinlichkeit λk −λ P (X = xk ) := pk := e k! an. Dann wird diese Zufallsgröße als Poisson-verteilte Zufallsgröße bezeichnet. Poisson-verteilte Zufallsgrößen spielen bei der Modellierung des Eintreffens von seltenen unabhängigen Ereignissen eine Rolle. 92 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Erwartungswert einer diskreten Zufallsgröße Sei X : Ω → R eine diskrete Zufallsgröße mit den Realisierungen P xk ∈ R für k ∈ K ⊆ N. Wenn die Reihe pk |xk | konvergiert, k∈K dann existiert E(X) := X pk xk k∈K und wird Erwartungswert der Zufallsgröße X genannt. 93 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Varianz einer diskreten Zufallsgröße Sei X : Ω → R eine diskrete Zufallsgröße mit den Realisierungen P xk ∈ R für k ∈ K ⊆ N. Wenn die Reihe pk x2k konvergiert, k∈K dann existiert VAR(X) := E((X − E(X))2) = X k∈K pk (xk − E(X))2 und wird Varianz der Zufallsgröße X genannt. Andere Bezeichnunp gen sind Streuung oder Dispersion. Mit σX := VAR(X) wird die Standardabweichung der Zufallsgröße X bezeichnet. 94 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Erwartungswert und Varianz bei der Binomialverteilung Sei X eine mit den Parametern p ∈ [0, 1] und n ∈ {1, 2, 3, . . .} binomialverteilte Zufallsgröße. Dann gilt ! n X n k pk (1 − p)n−k = np E(X) = k k=0 und VAR(X) = n X n k (k − np)2 k=0 ! pk (1 − p)n−k = np(1 − p). 95 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Erwartungswert und Varianz bei der Poisson-Verteilung Sei X eine mit dem Parameter λ > 0 Poisson-verteilte Zufallsgröße. Dann gilt E(X) = ∞ X k=0 und VAR(X) = ∞ X λk −λ e =λ k k! λk −λ 2 (k − λ) e = λ. k! k=0 96 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Stetige Zufallsgrößen 97 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Sei (Ω, Σ, P ) ein Maßraum. Eine reelle Zufallsgröße X : Ω → R heißt stetig, wenn es eine stückweise stetige Funktion fX : R → R gibt, so dass • fX (x) ≥ 0 für alle x ∈ R und • FX (b) − FX (a) = Rb a fX (t) dt für alle a, b ∈ R gilt. Die Funktion fX wird Dichtefunktion oder Wahrscheinlichkeitsdichte der Zufallsgröße X genannt. Eine stetigen Zufallsgröße besitzt eine stetig Verteilungsfunktion. 98 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Charakterisierung von Dichtefunktionen Es sei f : R → R eine stückweise stetige Funktion. Dann ist f genau dann Dichtefunktion einer stetigen Zufallsgröße, wenn • f (x) ≥ 0 für alle x ∈ R und • +∞ R f (x) dx = 1. −∞ Sei fX : R → R Dichtefunktion einer stetigen Zufallsgröße X mit der Verteilungsfunktion FX . Dann gilt Rx • FX (x) = f (t)dt. −∞ • FX ist an allen Stetigkeitsstellen von fX differenzierbar mit ′ (x) = f (x). FX X 99 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die stetige Gleichverteilung Sei a < b. Eine stetige Zufallsgröße X mit der durch ( 1 falls x ∈ [a, b], fX (x) := b − a 0 sonst gegebenen Dichte, heißt (auf dem Intervall [a, b]) gleichverteilt. 100 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Erwartungswert einer stetigen Zufallsgröße Sei X : Ω → R eine stetige Zufallsgröße mit der Dichte fX . ∞ R |x|fX (x) dx existiert, so existiert Falls −∞ Z∞ xfX (x) dx E(X) := −∞ und heißt Erwartungswert der Zufallsgröße X. 101 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Varianz einer stetigen Zufallsgröße Sei X : Ω → R eine stetige Zufallsgröße mit der Dichte fX . ∞ R 2 x fX (x) dx existiert, dann existiert Falls −∞ Z∞ (x − E(X))2fX (x) dx VAR(X) := −∞ und heißt Varianz der Zufallsgröße X. Andere Bezeichnungen sind p Streuung oder Dispersion. Mit σX := VAR(X) wird die Standardabweichung der Zufallsgröße X bezeichnet. 102 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Rechenregeln für Erwartungswert und Varianz Es sei X : Ω → R eine stetige (bzw. diskrete) Zufallsgröße mit Erwartungswert E(X) und Varianz VAR(X). Weiter seien α, β ∈ R. Dann gilt: • E(αX + β) = αE(X) + β. • VAR(X) = E(X 2) − E2(X). • VAR(αX + β) = α2VAR(X). 103 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die Normalverteilung Seien µ ∈ R und σ > 0. Eine stetige Zufallsgröße X mit der durch 2 (x−µ) 1 − 2σ 2 fX (x) := √ e σ 2π gegebenen Dichte heißt normalverteilt mit dem Erwartungswert µ und der Varianz σ 2. Um dies auszudrücken, schreibt man auch kurz X ∈ N (µ, σ 2). Falls µ = 0 und σ = 1 spricht man von der standardisierten Normalverteilung. Einsatz u.a. oft bei zufälligen Messfehlern und zufälligen Abweichungen von Nennmaßen in der Fertigung. 104 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Standardisierung von Zufallsgrößen Sei X : Ω → R eine Zufallsgröße mit Erwartungswert µ ∈ R und Varianz σ 2 ∈ (0, ∞). Dann definiert Y (w) := X(w) − µ σ eine Zufallsgröße Y : Ω → R mit für alle w ∈ Ω E(Y ) = 0 und VAR(Y ) = 1. Eine solche Zufallsgröße heißt standardisiert. Es gilt X −µ x−µ FX (x) = P (X ≤ x) = P ≤ = FY (y). σ σ | {z } | {z } Y y 105 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die Exponentialverteilung Sei λ > 0. Eine stetige Zufallsgröße X mit der durch ( λe−λx falls x ≥ 0, fX (x) := 0 falls x < 0 gegebenen Dichte heißt exponentialverteilt mit dem Erwartungs1 wert λ . Weiter gilt VAR(X) = λ12 . Die Verteilungsfunktion ist durch ( 1 − e−λx falls x ≥ 0, FX (x) = 0 falls x < 0 gegeben. Einsatz u.a. oft bei Abständen zufälliger Ereignisse (etwa Anrufe, Schadensereignisse). Für a, b, ∆ ≥ 0 gilt (sog. Gedächtnislosigkeit) P (X ≥ a + ∆|X ≥ a) = e−λ∆ = P (X ≥ b + ∆|X ≥ b). 106 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Zufallsvektoren Seien (Ω, Σ, P ) ein Maßraum und Xk : Ω → R, k = 1, . . . , n Zufallsgrößen. Dann heißt das Tupel (X1, . . . , Xn) n-dimensionaler Zufallsvektor. Verteilungsfunktion eines Zufallsvektors Sei X := (X1, . . . , Xn) : Ω → Rn ein Zufallsvektor. Seine Verteilungsfunktion F : Rn → R ist definiert durch FX (x1, . . . , xn) := P (X1 ≤ x1, . . . , Xn ≤ xn) für alle (x1, . . . , xn)⊤ ∈ Rn. Dies ist die Kurzschreibweise für P ({w ∈ Ω | X1(w) ≤ x1, . . . , Xn(w) ≤ xn}) . 107 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Randverteilungsfunktionen Sei X := (X1, . . . , Xn) : Ω → Rn ein Zufallsvektor mit der Verteilungsfunktion FX : Rn → R. Dann heißt Fk : R → R für k = 1, . . . , n mit Fk (x) := F (∞, . . . , ∞, x, ∞, . . . , ∞) für alle x ∈ R. z }| { k-te Stelle Randverteilungsfunktion zu Xk . Dabei ist F (∞, . . . , ∞, x, ∞, . . . , ∞) Abkürzung für lim x1,...,xk−1,xk+1,...,xn→∞ F (x1, . . . , xk−1, x, xk+1, . . . , xn). 108 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Kovarianz und Korrelationskoeffizient Seien (X, Y ) ein Zufallsvektor, für den E(X), E(Y ) und E(X, Y ) existieren. Dann wird COV(X, Y ) := E ((X − E(X))(Y − E(Y ))) als Kovarianz der Zufallsgrößen X und Y bezeichnet. Falls COV(X, Y ) = 0, so heißen X und Y unkorreliert. Existiern auch die Varianzen VAR(X), VAR(Y ), dann heißt COV(X, Y ) ρ(X, Y ) := p VAR(X)VAR(Y ) Korrelationskoeffizient von X und Y . 109 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Eigenschaften von Kovarianz und Korrelationskoeffizient • COV(αX, Y ) = αCOV(X, Y ) für alle α ∈ R. • COV(X + Y, Z) = COV(X, Z) + COV(Y, Z). • COV(X, Y ) = COV(Y, X). • COV(X, X) = VAR(X). • |ρ(X, Y )| ≤ 1. • |ρ(X, Y )| = 1 gilt genau dann, wenn es α, β ∈ R mit α 6= 0 gibt, so dass Y = αX + β. 110 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Unabhängigkeit von Zufallsgrößen Sei X := (X1, . . . , Xn) ein Zufallsvektor. Die Zufallsgrößen X1, . . . Xn heißen unabhängig, wenn FX (x1, . . . , xn) = F1(x1) · F2(x2) · · · Fn(xn) für alle (x1, . . . , xn)⊤ ∈ Rn gilt. 111 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Sei (X, Y ) ein Zufallsvektor (die Existenz entsprechender Erwartungswerte und Varianzen sei vorausgesetzt). Dann gilt: • E(X + Y ) = E(X) + E(Y ). • VAR(X + Y ) = VAR(X) + VAR(Y ) + 2COV(X, Y ). Falls X, Y unabhängig sind, gilt außerdem: • E(XY ) = E(X)E(Y ). • VAR(X + Y ) = VAR(X) + VAR(Y ). Seien X, Y : Ω → R unkorrelierte normalverteilte Zufallsgrößen. Dann sind X und Y unabhängig. Achtung: Im Allgemeinen ist die Unkorreliertheit jedoch schwächer als die Unabhängigkeit. 112 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Die Tschebyschowsche Ungleichung Sei X eine Zufallsgröße mit Erwartungswert E(X) und Varianz VAR(X). Dann gilt P (|X − E(X)| ≥ ǫ) ≤ VAR(X) ǫ2 für jedes ǫ > 0. 113 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Zentraler Grenzwertsatz Sei {Xn} eine Folge unabhängiger, identisch verteilter Zufallsgrößen mit dem Erwartungswert µ ∈ R und der Varianz σ 2 > 0. Weiter sei n 1 X (Xk − µ). Zn := √ σ n k=1 Dann ist Zn standardisiert und für die Verteilungsfunktion FZn der Zufallsgröße Zn gilt lim FZn (x) = Φ(x) n→∞ für jedes x ∈ R, d.h. FZn konvergiert punktweise gegen die Verteilungsfunktion Φ der standardisierten Normalverteilung. 114 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) p–Quantile Seien p ∈ (0, 1) und X : Ω → R eine Zufallsgröße mit der Verteilungsfunktion FX : R → [0, 1]. Dann heißt xp := min{x ∈ R | FX (x) ≥ p} p–Quantil oder Quantil der Ordnung p. Für p = 0.5 wird x0.5 als Median bezeichnet. Ist X eine stetige Zufallsgröße, so gilt p = F (xp). 115 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Elemente der Mathematischen Statistik 116 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Mathematische Stichprobe Seien (Ω, Σ, P ) ein Maßraum und X : Ω → R eine Zufallsgröße. Der Zufallsvektor (X1, . . . , Xn), dessen Kompenenten unabhängig und identisch wie X verteilt sind, heißt mathematische Stichprobe vom Umfang n aus der Grundgesamtheit X. Die Zufallsgrößen X1, . . . , Xn werden auch Stichprobenvariable genannt. Weiter heißt (x1, . . . , xn) ∈ Rn Realisierung des Zufallsvektors (X1, . . . , Xn) oder konkrete Stichprobe. 117 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Stichprobenfunktion (Schätzfunktion, Schätzer) Für g : Rn → R und eine Stichprobe (X1, . . . , Xn) ist durch g(X1, . . . , Xn)(w) := g(X1(w), . . . , Xn(w)) für alle w ∈ Ω eine sogenannte Stichprobenfunktion oder (Schätzfunktion, Schätzer) g(X1, . . . , Xn) : Ω → R definiert, wobei angenommen wird, dass g(X1, . . . , Xn) eine Zufallsgröße zu (Ω, Σ, P ) ist. 118 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Beispiele für Stichprobenfunktionen • Arithmetisches Mittel g(X1, . . . , Xn) := X̄n := n 1X n Xi i=1 • Korrigierte Stichprobenvarianz 2 := g(X1, . . . , Xn) := Sn • Maximum 1 n−1 X (Xi − X̄n)2 g(X1, . . . , Xn) := max{X1, . . . , Xn} 119 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Einige Grundaufgaben der mathematischen Statistik • Punktschätzungen. Bestimmung eines Schätzwertes θ̃ für einen unbekannten Parameter θ der Verteilungsfunktion der Grundgesamtheit X. • Konfidenzschätzungen. Bestimmung eines zufälligen Intervalls, das einen unbekannten Parameter mit einer bestimmten Mindestwahrscheinlichkeit enthält. • Statistische Hypothesen und Tests Angabe statistischer Hypothesen über einen unbekannten Parameter und deren Überprüfung und Bewertung mittels statistischer Tests. 120 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Erwartungstreue von Punktschätzern Ein Schätzer Γ(X1, . . . , Xn) heißt erwartungstreu bzgl. des zu schätzenden Parameters θ ∈ Θ ⊆ R, falls Eθ (Γ(X1, . . . , Xn)) = θ für alle θ ∈ Θ. Dabei bezeichnet Eθ den Erwartungswert unter der Annahme, dass θ der wahre Wert des Parameters ist. Mit anderen Worten: Eine Schätzer heißt erwartungstreu, wenn sein Erwartungswert immer (für alle θ ∈ Θ) gleich dem zu schätzenden (wahren) Parameter ist. 121 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konsistenz von Punktschätzern Eine Folge {Γ(X1, . . . , Xn)} von Schätzern heißt konsistent, wenn lim Pθ (|Γ(X1, . . . , Xn) − θ| ≥ ǫ) = 0 n→∞ für alle θ ∈ Θ für jedes ǫ > 0 gilt. Dabei bezeichnet Pθ die Wahrscheinlichkeit unter der Annahme, dass θ der wahre Wert des Parameters ist. Mit anderen Worten: Ein Schätzer heißt konsistent, wenn er stochastisch immer (für alle θ ∈ Θ) gegen den zu schätzenden (wahren) Parameter konvergiert. 122 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Punktschätzer für den Erwartungswert und Varianz Sei X eine Zufallsgröße mit Erwartungswert E(X) und der Varianz VAR(X) (beide unbekannt). Zur Schätzung von E(X) bzw. VAR(X) werde eine mathematische Stichprobe (X1, . . . , Xn) aus der Grundgesamtheit X verwendet. Dann ist n 1X • X̄n := Xi n i=1 erwartungstreuer und konsistenter Schätzer für E(X) (Θ := R) und n X 1 2 := (Xi − X̄n)2 • Sn n−1 i=1 erwartungstreuer und konsistenter Schätzer für VAR(X) (Θ := (0, ∞)). 123 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Anwendung von Punktschätzern Für eine beliebige Realisierung (x1, . . . , xn) der Stichprobe (X1, . . . , Xn) wird der Wert des Punktschätzers ermittelt. Bei1 Pn spielsweise x̄n := n i=1 xi für den Schätzer X̄n. Dieser Wert ist eine Schätzwert für den unbekannten Parameter. Neben Erwartungstreue und Konsistenz gibt es weitere wichtige Kriterien zur Beurteilung von Punktschätzern, etwa die asymptotische Erwartungstreue, die starke Konsistenz und die Effizienz. Um bestimmte Kriterien zu erreichen, wurden verschiedene Methoden zur Konstruktion von Punktschätzern (etwa die MaximumLikelihood-Methode) entwickelt. 124 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konfidenzschätzung Sei (X1, . . . , Xn) eine mathematische Stichprobe aus der Grundgesamtheit X und θ ∈ Θ ⊆ R ein unbekannter Parameter der Verteilung von X. Weiter seien g(X1, . . . , Xn) und G(X1, . . . , Xn) Stichprobenfunktionen mit Werten in Θ. Dann ist durch J (X1, . . . , Xn) := g(X1, . . . , Xn), G(X1, . . . , Xn) ein zufälliges Intervall definiert, das man als Konfidenzschätzung für θ bezeichnet. 125 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konfidenzschätzung und Konfidenzniveau Sei α ∈ (0, 1). Eine Konfidenzschätzung J (X1, . . . , Xn) heißt Konfidenzschätzung zum Konfidenzniveau 1 − α für den Parameter θ, wenn Pθ (θ ∈ J (X1, . . . , Xn)) ≥ 1 − α für all θ ∈ Θ. Dabei bezeichnet Pθ die Wahrscheinlichkeit unter der Annahme, dass θ der wahre Wert des Parameters ist. Mit anderen Worten: Bei einer Konfidenzschätzung zum Konfidenzniveau 1 − α ist die Wahrscheinlichkeit, dass das zufällige Intervall den wahren Wert θ enthält, immer (für alle θ ∈ Θ) mindestes 1 − α. 126 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konfidenschätzungen für die Parameter einer Normalverteilung 127 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konfidenzschätzung für den unbekannten Erwartungswert bei bekannter Varianz Es sei X eine mit den Parametern µ := E(X) und σ 2 := VAR(X) normalverteilte Zufallsgröße. Dabei wird σ 2 als bekannt vorausgesetzt. Weiter bezeichne (X1, . . . , Xn) eine mathematische Stichprobe aus der Grundgesamtheit X. Dann ist σ σ J (X1, . . . , Xn) := X̄n − √ z1− α , X̄n + √ z1− α 2 2 n n eine Konfidenzschätzung für µ zum Konfidenzniveau 1 − α. Dabei bezeichnet zp das p–Quantil der standardisierten Normalverteilung (d.h. Φ(zp) = p). 128 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konfidenzschätzung für den unbekannten Erwartungswert bei unbekannter Varianz Es sei X eine mit den Parametern µ := E(X) und σ 2 := VAR(X) normalverteilte Zufallsgröße. Dabei wird σ 2 als unbekannt vorausgesetzt. Weiter bezeichne (X1, . . . , Xn) eine mathematische Stichprobe aus der Grundgesamtheit X. Dann ist s s 2 2 Sn Sn α , X̄n + α J (X1, . . . , Xn) := X̄n − t t n n−1,1− 2 n n−1,1− 2 eine Konfidenzschätzung für µ zum Konfidenzniveau 1 − α. Dabei bezeichnet tn−1,p das p–Quantil der Studentschen t–Verteilung mit n − 1 Freiheitsgraden. 129 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konfidenzschätzung für die unbekannte Varianz bei bekanntem Erwartungswert Es sei X eine mit den Parametern µ := E(X) und σ 2 := VAR(X) normalverteilte Zufallsgröße. Dabei wird µ als bekannt vorausgesetzt. Weiter bezeichne (X1, . . . , Xn) eine mathematische Stichprobe aus der Grundgesamtheit X. Dann ist 2 2 ∗ ∗ nS nS J (X1, . . . , Xn) := 2 n , 2 n χn,1− α χn, α 2 2 eine Konfidenzschätzung für σ 2 zum Konfidenzniveau 1 − α. Dabei ist n 1X 2 ∗ Sn := (Xi − µ)2 n i=1 und χ2n,p das p–Quantil der χ2–Verteilung mit n Freiheitsgraden. 130 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Konfidenzschätzung für die unbekannte Varianz bei unbekanntem Erwartungswert Es sei X eine mit den Parametern µ := E(X) und σ 2 := VAR(X) normalverteilte Zufallsgröße. Dabei wird σ 2 als unbekannt vorausgesetzt. Weiter bezeichne (X1, . . . , Xn) eine mathematische Stichprobe aus der Grundgesamtheit X. Dann ist 2 (n − 1)S 2 (n − 1)Sn n J (X1, . . . , Xn) := 2 , 2 χn−1,1− α χn−1, α 2 2 eine Konfidenzschätzung für σ 2 zum Konfidenzniveau 1 − α. Dabei ist χ2n−1,p das p–Quantil der χ2–Verteilung mit n − 1 Freiheitsgraden. 131 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final) Anwendung einer Konfidenzschätzung Seien θ der zu schätzende Paramter, 1 − α das vorgegebene Konfidenzniveau und J (X1, . . . , Xn) eine zugehörige Konfidenzschätzung. Für eine beliebige Realisierung (x1, . . . , xn) der mathematischen Stichprobe (X1, . . . , Xn) wird das konkrete Intervall J (x1, . . . , xn) ermittelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dabei ein Intervall erhält, das den Parameter θ beinhaltet, beträgt 1 − α. Jedoch ist es unsinnig zu sagen, dass das erhaltene Intervall den Parameter θ mit Wahrscheinlichkeit 1 − α beinhaltet. 132 Beamerfolien zu Mathematik II/2 für Maschinenwesen und Mathematik III/2 für Mechatronik Andreas Fischer SS 2010 Version vom 20.7.2010 (final)