Bündnis gegen Depression Münster 12. und 13. Februar 2011 im Franz-Hitze Haus Münster 1. MÜNSTERANER PSYCHOTHERAPIETAGE DIE BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN Liebe Kolleginnen und Kollegen, hier sind einige Informationen zu den Vorträgen und Workshops der Tagung des PTN Münster und Münsterland am 12. und 13.Februar 2011 im FranzHitze-Haus in Münster. Die Workshops W1 und W2 sowie W3 sind fortlaufende Workshops über alle drei bzw. 2 Zeiteinheiten. Die Tagung ist Bestandtteil der Arbeit des Münsteraner Bündnisses gegen Depression, in dem das PTN aktiv mitarbeitet. Vortrag Prof.Dr.med.Wolfgang Senf: Kann doch sein was nicht sein darf? Anmerkungen zur Methodenintegration in der Psychotherapie Wird die Methodenintegration in der Psychotherapie zum Thema, dann sind manchmal auch heftige Reaktionen zu erwarten. Man beruft sich dann auf die Unvereinbarkeit der unterschiedlichen Theoriesysteme oder verweist auf die Gefahr eines Identitätsverlustes. Andererseits wird Methodenintegration in der Psychotherapie praktiziert, nicht nur in der stationären, sondern auch in der ambulanten Praxis. Findet statt, was eigentlich nicht sein darf? In dem Vortrag wird die Notwendigkeit einer Methodenintegration in der psychotherapeutischen Praxis aufgezeigt, wenn sie in einem konstruktiven Dialog auf Augenhöhe erfolgt. Integration geschieht von selbst, wenn sie nicht behindert wird. W 1: Psychoonkologie – Behandlung und Begleitung von Menschen mit KrebserkrankungenDiagnose Krebs, dass ist eine Katastrophe mit oft psychotraumatisierender Wirkung, verbunden mit persönlichen Unheilserwartungen für die Betroffenen und das familiäre System. Es ist wie ein Sturz aus der Selbstverständlichkeit des Lebens und eine Desillusionierung, das Leben kontrollieren zu können. Häufig sind depressive Einbrüche eine Folge. Die sehr komplexe Behandlung findet auf vielen Ebenen statt, sie erfordert eine Vernetzung verschiedener Institutionen, die Integration verschiedener Behandlungsansätze und des persönlichen Umfeldes. Psychotherapie mit Menschen mit Krebserkrankungen erfordert eine Bereitschaft, sich existentiellen, sozialen und spirituellen Fragen zu stellen, oft auch eine Veränderung der gewohnten Rahmenbedingungen ambulanter Psychotherapie.In diesem Workshop möchten wir in die Thematik theoretisch einführen, verschiedene Behandlungsansätze an konkreten Fallbeispielen aus unserer Arbeit vorstellen und gemeinsam reflektieren. Durch praktische Übungen werden weitere Aspekte der Arbeit mit krebskranken Menschen erfahrbar. Als stationär tätige Psychoonkologin, Leiterin der Krebsberatungsstelle in Münster, niedergelassener psychologischer und ärztlicher Psychotherapeuten stehen wir für die Vernetzung von Institutionen und Integration verschiedener Behandlungsansätze (VT, TP, pädagogisch, systemisch). Cornelia Borchard, Dipl. Psychologin – Stationäre PsychoonkologinGudrun Bruns, Dipl. Sozialpädagogin, Psychodramaleiterin Krebsberatungsstelle MSUwe Dießelberg, Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie - eigene Praxis, Antje Pisters, Dipl. Psychologin – eigene Praxis Bündnis gegen Depression Münster 12. und 13. Februar 2011 im Franz-Hitze Haus Münster 1. MÜNSTERANER PSYCHOTHERAPIETAGE DIE BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN W2: Symbolarbeit in Psychoanalyse und Verhaltenstherapie Wir möchten den Dialog über Depressionbehandlungen in diesem Workshop zwischen Moderatoren und Teilnehmern befördern durch die Amplifizierung der Anschauung des Wesens der Depression aus analytischer und lerntheoretischer Sicht und durch die Darstellung zweier Behandlungsfälle, in denen das symbolische Verstehen der kreativen Schöpfungen der Patienten eine zentrale Rolle spielte. Gibt es eine Schnittmenge von Psychoanalyse und Verhaltenstherapie, wenn wir die Depression als Erkrankung des Ichs und /oder des Selbst, der gestörten Affektwahrnehmung und der mißlingenden oder unverstandenen (vorsprachlichen und sprachlichen) Symbolisierung archetypischer Grundanliegen der Seele/des Selbst betrachten ? Das Nicht-im-Dialog-Sein ist die Grundbedingung für Depression. Deshalb geht es in unserem Workshop um einen protektiven Dialog unter den Teilnehmern, die gerne eigene Fälle zur Diskussion einbringen können. Dipl.Psych.Thomas Schwind, Dipl.Psych.Heiner Terheyden, Münster W 3: Ich muss doch mehr als Wiedergewinnung der Selbstfürsorge alles geben – Burn-Out und die In einer narzisstisch geprägten Arbeits- und Beziehungskultur fühlen sich immer mehr Menschen genötigt, sich lang andauernd bis auf das Äußerste zu fordern. Zum anderen sind Menschen mit zunehmend komplexeren Arbeitsanforderungen und Arbeitsverdichtung konfrontiert und oftmals überfordert. Das Risiko, manifest an Burnout zu erkranken, besteht dabei bei weitem nicht nur in den helfenden Berufen, sondern auch in zahlreichen anderen Tätigkeitsfeldern. Entscheidend für eine gelingende Prophylaxe und Therapie scheint die Frage, ob neben der Veränderung äußerer Bedingungen und bewusst zugänglicher Denkmuster auch eine Veränderung tief verinnerlichter (und oftmals nicht bewusster) Überzeugungen und Lebens"pläne" möglich wird. Denn erst dadurch wird der Boden bereitet für eine wirklich stabile Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Dabei beinhaltet die Arbeit mit Burnout-Betroffenen zugleich die Einladung an den Therapeuten, sich mit Aspekten der eigenen Selbstfürsorge zu beschäftigen. Wir arbeiten beide tiefenpsychologisch - ergänzt um imaginative Verfahren: Wolfgang Elger mit Hypnotherapie, Barbara Gussone mit Katathym-Imaginativer Therapie. Beide Verfahren werden wir in diesen Workshop einfließen lassen. Arbeitsformen: Theorie-Input, Fallarbeit ,Übungen zur Selbstfürsorge Dipl. Psych. Wolfgang Elger, Greven, Dipl. Psych. Barbara Gussone, Münster Bündnis gegen Depression Münster 12. und 13. Februar 2011 im Franz-Hitze Haus Münster 1. MÜNSTERANER PSYCHOTHERAPIETAGE DIE BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN W 4: Strategische Depressionsbehandlung- mit Kindern und Jugendlichen. Emotionsregulation und dosierte Exposition als Möglichkeiten, den Umgang mit Gefühlen zu erlernen. Ein strategisch-behavioraler Ansatz. Dipl.Psych.Eva Trappe, Münster W 5: Psychopharmakotherapie in der Psychotherapie - Chancen und Grenzen Nicht immer fanden psychotherapeutische sowie medikamentöse Therapieverfahren in der Behandlung psychischer Störungen gleichermaßen Berücksichtigung. Vielmehr ist die historische Entwicklung geprägt durch Behandlungsphilosophien, bei denen lange Zeit biologische und psychotherapeutische Maßnahmen einander polarisierend gegenübergestellt wurden. Klinische Erfahrungen sowie Erkenntnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung zeigen jedoch, dass eine strikte Trennung zwischen biologischen und psychologischen Aspekten wenig sinnvoll ist. Insofern führt das Wissen um das Zusammenspiel neurobiologischer und psychosozialer Faktoren in der Entstehung psychischer Störungen zunehmend dazu, dass sich sowohl hinsichtlich ätiopathogenetischer Modellvorstellungen als auch therapeutischer Konzepte mehrdimensionale Ansätze entwickeln. Prof.Dr.med.P.Zwanzger, Münster W 6: Psychodynamik Depressiver Störungen im Alter - Behandlungschancen Auch im Münsterland liegt der Anteil psychotherapeutischer Behandlungen Älterer deutlich unterhalb des empidemiologisch belegbaren Bedarfs. - Die syndromale Diagnostik Depressiver Störungen erlaubt keinen ausreichenden Hinweis auf deren Genese. Bei älteren Patienten führt dies zu dem oft anzutreffenden diagnostischen Kurzschluss, das Alter sei die "Ursache" der Depression. Damit wird implizit einem Defizit- und Defektmodell des Alterns Vorschub geleistet und der Blick auf psychotherapeutische Behandlungsoptionen verstellt. - In einer dreifach gegliederten Typologie sollen differente Ursachen Depressiver Symptome bzw. Störungen bei Älteren, die psychodynamisch erklärbar sind, vorgestellt werden: (1.) repetitiv-dysfunktionale Konfliktmuster, die erstmals im Alter (nach einer Auslösesituation) bedeutsam werden, (2.) die Psychodynamik von Aktualkonflikten im Alter sowie (3.) die Bedeutung der TraumaReaktivierung bei Älteren. Anhand von klinischen Kurzbeispielen wird jeweils belegt, dass hinsichtlich der Prognose psychotherapeutischer Behandlungen Älterer nicht das chronologische Alter des Patienten, sondern das Alter der Störung (Symptomatik) von zentraler Bedeutung ist. Bündnis gegen Depression Münster 12. und 13. Februar 2011 im Franz-Hitze Haus Münster 1. MÜNSTERANER PSYCHOTHERAPIETAGE DIE BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN Prof.Dr.med.Gereon Heuft, Münster W 7 : Am Ende des Lebens !? Sandspieltherapie mit Kindern Wo Worte nicht mehr gelingen, wo Worte nicht mehr Erfahrenes erfassen,wo Gefühle, Fühlen und lebendiger Ausdruck stoppen,kann die Sandspieltherapie, entwickelt von Dora M. Kalff, als bildersprachlicher, szenischer Gestaltungsprozess aus depressivem Stillstand und Blockade herausführen und wieder Zugang und Entwicklung zu neuen Lebenskräften ermöglichen.In der Darstellung des sandspieltherapeutischen Prozesses eines 7jährigen Mädchens, das mehrjährige sexuelle Gewalterfahrungen erlebte, wollen wir den Verarbeitungs-, Entwicklungsund Heilungsprozess erkennen und verstehen. Methode:Powerpointpräsentation und Nachstellen von Sandbildern im Sandkasten mit mitgebrachtem Material. Grundlage:Analytische Psychologie C.G.Jung Erika Jungbluth, Köln, KJP W 8: Erfahrungsbericht Integrierte Versorgung in Bünde Dr.Michael Wörder W 9: Dialektisch behaviorale Therapie für ältere depressive Menschen Dipl.Psych.Angela Oermann W 1o: Wenn das Leben zu Ende geht! Sandspieltherapie mit Erwachsenen Die Sandspieltherapie, entwickelt von Dora M. Kalff, ermöglicht über den bildersprachlichen, szenischen Gestaltungsprozess seelische Tiefenschichten zum Ausdruck und zur Entwicklung zu bringen, die über Worte nur begrenzt fassbar sind. In Grenzbereichen unseres Lebens ist sie ein hilfreicher, kostbarer Weg mit und ohne Worte einen Zugang zu sich selbst und zum weiteren Lebensweg zu finden.- „Da wollte ich noch ganz viel leben gehen, war kleinwüchsig, übergewichtig und bekam Krebs - und verstarb mit 50 Jahren.“ Über den sandspieltherapeutischen Prozess findet jene Frau einen Weg zur Rückschau auf ihr Leben, findet sie einen Weg aus depressiven Tiefen, Verzweiflungen und Ängsten zum Einlassen auf dem letzten Weg zum Abschied von ihrem Leben auf der Erde. Methode:Powerpointpräsentation,Texte.Grundlage:Analytische Psychologie C.G.Jung Erika Jungbluth, Köln, KJP Bündnis gegen Depression Münster 12. und 13. Februar 2011 im Franz-Hitze Haus Münster 1. MÜNSTERANER PSYCHOTHERAPIETAGE DIE BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN W 11 Die depressive Antriebsstörung durch positive Aktivierung behandeln Depressive Personen sehen sich oft in einem länger andauernden Teufelskreis von Antriebsschwäche, Passivität, Rückzug, Verstärkerverlust und niedergedrückter Stimmung gefangen. Von daher sind der Aufbau eines breiten positiven Aktivitätenspektrums und die Förderung der Genussfähigkeit zentrale Behandlungsbausteine in der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Depressionstherapie. Im Workshop soll praxisnah dargestellt werden, wie mit dem Patienten eine ausgewogene Aktivitätengestaltung angesichts überwiegend negativer Affektivität und eingeschränkter Motivation Schritt für Schritt entwickelt und in den Alltag integriert werden kann. Abschließend wird auf empirische Befunde zur Wirksamkeit aktivitätenbezogener Interventionen eingegangen. Dipl.Psych.Marita Engberding, Münster W 12: Die depressive Grundhaltung therapeutisch hinterfragen In kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapieansätzen für depressive Störungen wird Gedanken und Überzeugungen, die mit negativen Stimmungen und dem depressiven Rückzugsverhalten verbunden sind, besondere Bedeutung zugemessen. Eine zentrale Annahme der KVT ist, dass die Bewertung von Ereignissen und Erlebnissen sowohl die emotionalen als auch die Verhaltensreaktionen beeinflusst. Die Kunst ist hierbei, gemeinsam mit depressiven Klienten deren individuelle Wahrnehmungen, Grundüberzeugungen und Gedankenmuster zu entdecken und alternative Gedanken zu entwickeln, die einer depressiven Grundhaltung entgegen gebracht werden können. Therapeutische Herausforderungen liegen beispielsweise darin, Kognitionen zu „real“ aversiven Ereignissen zu hinterfragen. Auch der Umgang mit Klienten, die schlagfertig argumentieren und keine weitergehenden Änderungen erleben, ist eine spezielle Situation im therapeutischen Prozess. Die beschriebenen Aspekte der therapeutischen Disputation sollen in diesem Workshop anhand von Fallbeispielen lebendig vermittelt werden. Dr.phil.Anya Perdersen, Münster W13: Chronische Depression durch CBASP behandeln Bei dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) handelt es sich um ein Psychotherapieverfahren, dass von dem amerikanischen Psychologen Jim McCullough speziell für die ambulante und stationäre Behandlung von chronisch depressiven Patienten entwickelt wurde. In dem Workshop soll in das Verfahren eingeführt werden und exemplarisch durch eine Falldarstellung das Behandlungselement der Situationsanalyse und spezifische interpersonelle Techniken vorgestellt werden. Dr.med.Dorothea Pawelzik, Münster Bündnis gegen Depression Münster 12. und 13. Februar 2011 im Franz-Hitze Haus Münster 1. MÜNSTERANER PSYCHOTHERAPIETAGE DIE BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN Vortrag Dr.Mathias Hirsch: Schuld und Schuldgefühl aus psychoanalytischer Sicht Weit über ein traditionelles Verständnis als Ergebnis eines ödipalen Konflikts hinaus wird das Schuldgefühl hier differenziert: Basisschuldgefühl, Vitalitäts-, Trennungs- und traumatisches Schuldgefühl. Reale Schuld dagegen ist sorgfältig zu trennen vom oft traumabedingten irrealen Schuldgefühl. Zum Ende der Tagung gibt es einen Fishpool, in den jeder TN seine Eindrücke von der Tagung einbringen kann und Ideen und Verbesserungsvorschläge für eine nächste Tagung des PTN , für die 2.Münsteraner Psychotherapietage 2012 oder 2013 mitgeteilt werden können.