Mass- und Integrationstheorie WS14 http://www-m2.ma.tum.de/bin/view/Allgemeines/MITWS14 Übungsblatt 6 und Ergänzungen Zentrale Theoreme: Wie können wir bezüglich dem Produktmaß integrieren? Satz von Fubini. Seien (X, A, µ) und (Y, C, ν) σ−endliche Maßräume, und sei f : X × Y → R, A ⊗ C−messbar. Falls mindestens eines der folgenden Integrale Z Z Z Z Z |f | d(ν ⊗ µ), |f (x, y)| dµ(x)dν(y), |f (x, y)| dν(y)dµ(x) X×Y Y X X Y endlich ist, dann sind auch alle anderen endlich, f ∈ L1 (µ ⊗ ν) und: i) x 7→ f (x, y) ist in L1 (µ) für ν−fast alle y ∈ Y ; y 7→ f (x, y) ist in L1 (ν) für µ−fast alle x ∈ X; R ii) x 7→ R Y f (x, y) dν(y) ist in L1 (µ), y 7→ X f (x, y) dµ(x) ist in L1 (ν); iii) Z X×Y f d(ν ⊗ µ) = Z Z Y f (x, y) dµ(x)dν(y) = X Z Z X f (x, y) dν(y)dµ(x). Y Sei φ = (φ1 , ..., φn ) : Rn → Rn stetig differenzierbar, mit stetig differenzierbares Inversen, dann heißt φ C 1 −Diffeomorphismus. Wir schreiben Dφ(x) := ( ∂x∂ j φk (x))j,k=1,...,n (Jacobian in x ∈ Rn ). Die Transformationsformel von Jacobi:. Seien X, Y ⊂ Rn Borelmengen und sei φ : X → Y ein C 1 −Diffeomorphismus. Eine Funktion f : Y → R ist genau dann λn −integrierbar wenn f ◦ φ | det Dφ(x)| λn −integrierbar ist. In diesem Fall gilt auch Z Z n f (y)dλ (y) = f (φ(x))| det Dφ(x)|dλn (x). Y X Bemerkung: Die Transformationsformel von Jacobi hängt mit dem Satz von RadonNikodým und dem Differentiation Theorem von Lebesgue zusammen: λn (φ(Br (x)) dφ(λn ) (x) = | det Dφ(x)| = lim . r→0+ λn (Br (x)) dλn Übungen: 18.-19., 24.11.2014 Hausaufgabenabgabe: 24.11.2014 1 Tutoraufgaben: Aufgabe 34 (Bildmaß und Maß mit Dichte) 2 Gegeben sei die Funktion f : R2 → R+ 0 , (x, y) 7→ |x| + |y|, und sei µ = f (λ ) das zugehörige Bildmaß. i) Berechnen Sie µ([a, b]) für a, b ∈ R+ 0 , a 6 b. ii) Bestimmen Sie eine Dichte h, so dass hλ1 ([a, b]) = µ([a, b]) für alle a, b ∈ R+ 0 , a 6 b. Aufgabe 35 (Absolute Stetigkeit) Sei f : [a, b] → R eine absolut stetige Funktion auf [a, b] und g : R → R eine Lipschitz Funktion. Zeigen Sie, dass (g ◦ f ) auf [a, b] auch absolut stetig ist. Aufgabe 36 (Satz von Fubini) Berechnen Sie die folgenden Integrale: Z Z x2 − y 2 dλ(x)dλ(y) und 2 2 2 (0,1) (0,1) (x + y ) Z (0,1) Z (0,1) x2 − y 2 dλ(y)dλ(x). (x2 + y 2 )2 Kommentieren Sie Ihr Ergebnis im Hinblick auf den Satz von Fubini. Hausaufgaben: Aufgabe 37 (Alternative Darstellung des Integrals) Sei Ω ∈ B(Rd ) und f : Ω → R+ 0 Borel-messbar. Zeigen Sie für p > 1: Z Z p d f dλ = p tp−1 λd ({x ∈ Ω. f (x) > t})dλ(t). Ω [0,∞) Aufgabe 38 (Satz von Fubini) Sei µ(A) := #A das Abzählmaß und λ das Lebesgue Maß auf ([0, 1], B([0, 1])). Definiere U := {(x, y) ∈ [0, 1]2 : x = y} (eine Diagonale in [0, 1]2 ). Berechnen Sie die folgenden Integrale: Z Z Z Z χU (x, y) dλ(x)dµ(y) und χU (x, y) dµ(y)dλ(x). [0,1] [0,1] [0,1] [0,1] Kommentieren Sie Ihr Ergebnis im Hinblick auf den Satz von Fubini. Aufgabe 39 (Produktmaß) Seien (X, A, µ) und (Y, C, ν) zwei σ−endliche Maßräume. Zeigen Sie, dass für A ∈ A und N ∈ C, wobei ν(N ) = 0, A × N eine µ ⊗ ν−Nullmenge ist. Übungen: 18.-19., 24.11.2014 Hausaufgabenabgabe: 24.11.2014 2 Fragestundeaufgaben: Aufgabe 40 (Flächeinhalt eines Kreises) Berechnen Sie das Lebesgue-Maß der Kreisscheibe p 2 2 2 BR (0) := {(x, y) ∈ R ; x + y < R} mit Radius R > 0, indem Sie das Integral Z 1 dλ2 BR (0) mithilfe der Transformationsformel berechnen. Aufgabe 41 (Verschiedene Konvergenzbegriffe) Betrachten Sie das Lebesgue Maß auf ([0, 1], B([0, 1]) und folgende Funktionsfolgen: • fn,j := nχ[(j−1)/n,j/n] , n ∈ N, 1 6 j 6 n, • gn := nχ(0,1/n) , n ∈ N. Konvergieren die Folgen in Lp , fast überall oder im Maß? Zusatzaufgaben als Vorbereitung für die Klausur: (zum Selbststudium, werden nicht korrigiert, bitte nicht abgeben) Aufgabe 42 (Dominierte Konvergenz und Fubini) i) Beweisen Sie, dass Z e−tx dλ(t) = (0,∞) 1 x für alle x > 0. ii) Verwenden Sie das Ergebnis (i) und den Satz von Fubini und zeigen Sie, dass Z sin x π lim dλ(x) = . n→∞ (0,n) x 2 iii) Berechnen Sie den Grenzwert lim n→∞ Z (1,∞) n sin(x/n) dλ(x). x3 Aufgabe 43 (Lp (X, µ) Inklusion) Sei (X, A, µ) ein Maßraum und 1 6 p < q < ∞. i) Zeigen Sie, dass Lq (X) ⊂ Lp (X) für µ(X) < ∞. ii) Zeigen Sie, dass allgemein Lq (X) 6⊂ Lp (X) für µ(X) = ∞. Hinweis: Geben Sie ein Beispiel einer Funktion, die in Lq (X) ist, aber nicht in Lp (X) für 1 6 p < q < ∞ ist. Übungen: 18.-19., 24.11.2014 Hausaufgabenabgabe: 24.11.2014 3 Aufgabe 44 (L∞ (λ) Darstellung) Sei f ∈ L∞ (µ) und f ∈ Lp (µ) für eines 1 6 p < ∞. Zeigen Sie, dass kf k∞ = limp→∞ kf kp . Aufgabe 45 (Etwas für Physiker: Grundzustand des Elektrons im Wasserstoffatom) Der Grundzustand des Elektrons im Wasserstoffatom wird durch die Wellenfunktion ψ100 beschrieben∗ : √2 2 2 1 ψ100 : R3 → R, (x1 , x2 , x3 ) 7→ p 3 e− x1 +x2 +x3 /a0 , πa0 wobei a0 ≈ 0, 529Å = 0, 529 · 10−10 m der Bohrsche Atomradius ist. Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons im Zustand ψ100 wird durch das Maß R A 7→ A |ψ100 |2 dλ3 beschrieben. a) Zeigen Sie, dass Z R3 |ψ100 |2 dλ3 = 1. b) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Elektron weiter als a0 vom Ursprung entferntp aufhält, indem Sie die Funktion |ψ100 |2 über die Menge {(x, y, z) ∈ R3 ; x2 + y 2 + z 2 > a0 } integrieren. ψ ist die Lösung der zeitunabhängigen Schrödingergleichung für das Wasserstoffproblem mit drei Quantenzahlen. Im Fall des Grundzustands sind die Quantenzahlen n = 1, m = 0, l = 0. ∗ Wer noch nicht genug hat: Aufgabe 46 (Lp (Ω) für 0 < p < 1) Zeigen Sie, dass für 0 < p < 1 keine nicht-triviale stetigen linearen Funktionale auf Lp ((0, 1)) existieren. In anderen Worten: Sei φ ein lineares stetiges Funktional auf Lp ((0, 1)), dann ist φ(f ) = 0 für alle f ∈ Lp ((0, 1)). Da wir φ wie folgt darstellen können: Z 1 ∀φ ∃g ∈ L ((0, 1)) : φ(f ) = f g dλ ∀f ∈ Lp ((0, 1)), (0,1) ist unser Ziel zu zeigen, dass g = 0 fast überall ist. Dieses Ergebnis impliziert (wie Sie später in der Funktionalanalysis sehen werden), dass die dualen Räume von Lp , 0 < p < 1, trivial sind. Hinweis: Es genügt zu zeigen: λ({|g| 6 m1 }) = 0 ∀m ∈ N. Übungen: 18.-19., 24.11.2014 Hausaufgabenabgabe: 24.11.2014 4