Leseprobe Robert Galata, Sandro Scheid Deskriptive und Induktive Statistik für Studierende der BWL Methoden - Beispiele - Anwendungen Herausgegeben von Robert Galata, Markus Wessler ISBN (Buch): 978-3-446-43255-0 ISBN (E-Book): 978-3-446-43376-2 Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser-fachbuch.de/978-3-446-43255-0 sowie im Buchhandel. © Carl Hanser Verlag, München 5 Das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten In nahezu allen Anwendungsgebieten der Wirtschaftswissenschaften werden häufig Vorgänge beobachtet oder Versuche durchgeführt, die zufallsabhängig sind. Beispiele sind etwa Staus im Straßenverkehr, Warteschlangen vor Bedienschaltern, das Zustandekommen der Aktienkurse, die Durchführung einer Meinungsumfrage sowie die die Qualitätskontrolle einer laufenden Produktion. Von besonderer Bedeutung für die Statistik ist das Experiment der zufälligen Ziehung einer Stichprobe aus einer Grundgesamtheit. Mit derartigen Zufallssituationen werden wir uns in diesem Kapitel auseinandersetzen. Da das Verständnis der Wahrscheinlichkeitsrechnung anhand realer Entscheidungssituationen aus dem Wirtschaftsleben jedoch oft schwer fällt, erläutern wir die Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung häufig an einfacheren Zufallsvorgängen aus dem Bereich der Glücksspiele, wie etwa Würfel- oder Kartenspiele. 5.1 Zufallsvorgänge und deren Beschreibung Die Wahrscheinlichkeitstheorie beschäftigt sich mit der Beschreibung von Vorgängen, deren Ergebnis ungewiss ist. ■ ■ ■ Wirft man einen Würfel, so weiß man zwar vorab, dass er eine Augenzahl zwischen eins und sechs zeigen wird. Welche Augenzahl dies aber ist, ist erst nach dem Wurf bekannt. Ein Versicherer für Kraftfahrzeuge kann zu Beginn des Jahres nicht sagen, wie viele Schadensmeldungen im anstehenden Jahr auf ihn zukommen, es wird aber in jedem Fall eine endliche, ganze Zahl sein. Einem Anleger, der in Aktien investiert, ist seine Rendite im nächsten Monat unbekannt. Die möglichen Ergebnisse sind nach unten durch -100% beschränkt und nach oben hin offen. Zufallsvorgang Ein Zufallsvorgang führt zu einem von mehreren sich gegenseitig ausschließenden Ergebnissen. Es ist vor der Durchführung ungewiss, welches Ergebnis eintreten wird. Beispiel 5.1 Würfeln mit einem Würfel Es ist naheliegend, diesen Zufallsvorgang oder Versuch durch die überhaupt möglichen Versuchsergebnisse – die 6 verschiedenen Augenzahlen – modellmäßig zu kennzeich■ nen, also etwa durch die 6 verschiedenen Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6. 5.1 Zufallsvorgänge und deren Beschreibung 165 Die Menge dieser möglichen Versuchsergebnisse wird im Folgenden immer mit dem griechischen Buchstaben Ω bezeichnet; sie dient als Ausgangspunkt für die mathematische Erfassung eines zufälligen Geschehens. Die Elemente von Ω stellen also die möglichen Versuchsausgänge dar und werden kurz als Elementarereignisse bezeichnet. Elementarereignis Die einzelnen – nicht weiter zerlegbaren – möglichen Ergebnisse eines Zufallsvorgangs, die sich gegenseitig ausschließen, werden als Elementarereignisse ω bezeichnet. Ergebnisraum Die Menge Ω aller Elementarereignisse eines Zufallsvorgangs nennen wir Ergebnisraum. Beispiel 5.2 Münzwurf Bezeichnen wir das Elementarereignis, dass die Münze nach dem Wurf „Kopf“ zeigt mit K, und dass sie „Zahl“ zeigt mit Z, ergibt sich der Ergebnisraum Ω = {K , Z }. ■ Beispiel 5.3 Zweimaliger Münzwurf Hier sind die Elementarereignisse geordnete Paare (i , j ), wobei i das Ergebnis des ersten Wurfes und j das Ergebnis des zweiten Wurfes darstellt. Der Ergebnisraum ist damit Ω = {(K , K ), (K , Z ), (Z , K ), (Z , Z )} bzw. kürzer Ω = {K K , K Z , Z K , Z Z }. ■ Beispiel 5.4 Zweimaliger Wurf eines Würfels Ein Würfel wird zweimal hintereinander geworfen. Jedes Ergebnis ω dieses Zufallsexperimentes besteht aus einem Zahlenpaar (i , j ), wobei i und j jeweils eine der 6 Augenzahlen sind. Bei i = 1, ... , 6 und j = 1, ... , 6 ergeben sich 6 · 6 = 36 Elementarereignisse und der folgende Ergebnisraum: Ω = { (1,1), (2,1), (3,1), (4,1), (5,1), (6,1), (1,2), (2,2), (3,2), (4,2), (5,2), (6,2), (1,3), (2,3), (3,3), (4,3), (5,3), (6,3), (1,4), (2,4), (3,4), (4,4), (5,4), (6,4), (1,5), (2,5), (3,5), (4,5), (5,5), (6,5), (1,6), (2,6), (3,6), (4,6), (5,6), (6,6), }. Allgemein: Das Zufallsexperiment „n-maliger Wurf eines Würfels“ besitzt einen Ergebnisraum, der aus 6n Elementarereignissen besteht. Jedes Elementarereignis ist ein nTupel von Augenzahlen. ■ 166 5 Das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten Beispiel 5.5 Abzählbar unendliche Anzahl von Münzwürfen Eine Münze wird so oft geworfen, bis zum ersten Mal „Zahl“ erscheint. Man kann die Anzahl der Elementarereignisse in Ω durch keine noch so große Zahl n beschränken, denn es ist möglich, dass n mal hintereinander „Kopf“ erscheint. Im Unterschied zu den bisherigen Beispielen besteht hier Ω aus unendlich vielen Elementarereignissen, die man jedoch noch abzählen kann. Ω = {Z , K Z , K K Z , K K K Z , K K K K Z , .... } ■ Beispiel 5.6 Bedienschalter Ein Kunde will bei der Post ein Paket versenden. Er interessiert sich für die Wartezeit, die er vor dem Schalter bis zu seiner Bedienung verbringen muss. Seine Wartezeit kann zwischen 0 (falls keine Kunde vor dem Schalter steht) und einer maximalen Zeit T (z. B. Schalterschluss) schwanken. Misst er seine Wartezeit in Minuten, so lautet der Ergebnisraum dieses Zufallsexperiments Ω = {0, 1, ..., T }. Lässt man Fragen der Messgenauigkeit außer Acht und betrachtet man die Zeit als stetige Größe, so ergibt sich als Ergebnisraum Ω = {x|0 ≤ x ≤ T , x reell}. ■ Neben den einzelnen möglichen Elementarereignissen eines Zufallsexperimentes betrachtet man vor allem gewisse Ereignisse, die aus einer Menge von Elementarereignissen bestehen. Wir bezeichnen solche Ereignisse mit großen lateinischen Buchstaben. Ereignis Ein zufälliges Ereignis ist eine Teilmenge von Ω. Man sagt, das Ereignis A tritt ein, wenn das Zufallsexperiment ein Ergebnis ω liefert, das zu A gehört. Beispiel 5.7 Ereignisse Beim Zufallsexperiment „Würfeln mit einem Würfel“ mit Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} sind folgende Ereignisse denkbar: – – A 1 : „Die geworfene Augenzahl ist gerade“, d. h. A 1 = {2, 4, 6} A 2 : „Die 1 wird gewürfelt“, d. h. A 2 = {1} Mögliche Ereignisse beim Zufallsexperiment „Zweimaliger Wurf eines Würfels“ (siehe Beispiel 5.4): – – – A 1 : „Die Summe der Augenzahlen ist mindestens 11“, d. h. A 1 = {(5, 6), (6, 5), (6, 6)} A 2 : „Es wird zweimal die 6 gewürfelt“, d. h. A 2 = {(6, 6)} A 1 : „Die zuerst gewürfelte Zahl ist eine 1“, d. h. A 1 = {(1, 1), (1, 2), (1, 3), (1, 4), (1, 5), (1, 6)} Im Zufallsexperiment „Abzählbar unendliche Anzahl von Münzwürfen“ (siehe Beispiel 5.5) lässt sich folgendes Ereignis betrachten: 5.2 Die Verknüpfung von Ereignissen – 167 A: „Die Münze wird mindestens zweimal und höchstens fünfmal geworfen“, d. h. A = {K Z , K K Z , K K K Z , K K K K Z } Im Beispiel 5.6 „Bedienschalter“interessiert man sich für folgendes Ereignis: – – A 1 : „Die Wartezeit beträgt zwischen 2 und 4 Minuten“, d. h. A 1 = {x|2 ≤ x ≤ 4, x reell} A 2 : „Die Wartezeit liegt unter 3 Minuten“, d. h. A 2 = {x|0 ≤ x < 3, x reell} ■ Sicheres Ereignis Ein Ereignis wird als sicheres Ereignis bezeichnet, wenn das Ereignis mit dem Ergebnisraum Ω identisch ist. Da Ω alle Elementarereignisse ω enthält, tritt es bei jedem Ausführen des Zufallsvorgangs immer ein. Unmögliches Ereignis Ein Ereignis tritt sicher nie ein und gilt als unmöglich, wenn es gleich der sog. leeren Menge ; ist. Da ; = { } kein Element enthält, tritt dieses Ereignis niemals ein. 5.2 Die Verknüpfung von Ereignissen Im Zusammenhang mit Ereignissen stehen Fragen wie „Treten zwei bestimmte Ereignisse ein?“ oder „Tritt zumindest eines von mehreren Ereignissen ein?“. Solche Fragen werden durch die Verknüpfung von Ereignissen behandelt. Betrachtet man die Mengen der Elementarereignisse, die die Ereignisse repräsentieren, so entspricht die Verknüpfung den Mengenoperationen. Ereignisse und Ergebnisraum sowie die Verknüpfung von Ereignissen lassen sich im sog. Venn-Diagramm anschaulich darstellen. Die Ereignisse werden dabei als Flächen dargestellt, die sich überlappen können. Vereinigung Die Vereinigung zweier Ereignisse A und B ist definiert als die Menge der Elementarereignisse ω, die entweder zu A allein oder zu B allein oder sowohl zu A und zu B gemeinsam gehören. A ∪ B = {ω|ω ∈ A oder ω ∈ B} Das Ereignis A ∪ B tritt somit genau dann ein, wenn A oder B allein oder gemeinsam eintreten. Wir sagen kurz „A oder B “ treten ein. 5 Das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten 168 Durchschnitt Der Durchschnitt zweier Ereignisse A und B ist definiert als die Menge der Elementarereignisse ω, die sowohl zu A als auch zu B gehören. A ∩ B = {ω|ω ∈ A und ω ∈ B} Das Ereignis A ∩ B tritt somit genau dann ein, wenn Ereignis A und Ereignis B gemeinsam eintreten. Wir sagen kurz „A und B “ treten ein. A ∪B A ∩B Ω Ω A B A B Bild 5.1 Venn-Diagramm Vereinigung und Durchschnitt Differenz Ein Ereignis, welches sich dadurch ergibt, dass die Elemente, die die Ereignisse A und B gemeinsam haben, von den Elementen des Ereignisses A abgezogen werden, heißt Differenz von A und B . A \ B = {ω|ω ∈ A und ω ∉ B} Das Ereignis A \ B tritt somit genau dann ein, wenn zwar A, aber nicht B eintritt. Komplement Ein Ereignis, dass genau dann eintritt, wenn sich ein ω ergibt, das nicht zu dem Ereignis A gehört, heißt Komplement von A. A = Ω \ A = {ω|ω ∈ Ω und ω ∉ A} Wir sagen kurz, das Ereignis nicht A tritt ein. 5.2 Die Verknüpfung von Ereignissen 169 Disjunkte Ereignisse Zwei Ereignisse heißen disjunkt oder unvereinbar, wenn gilt A ∩ B = ;. Bemerkung: Zwei Mengen sind also disjunkt, wenn sie keine Elementarereignisse gemeinsam haben. Damit gilt speziell, dass Elementarereignisse paarweise disjunkt sind, d. h. {ωi } ∩ {ω j } = ; für i ̸= j . Die Vereinigung und der Durchschnitt von abzählbar unendlich vielen Ereignissen A 1 , A 2 , A 3 , A 4 , .... werden analog wie oben definiert. ∞ [ A i = A 1 ∪ A 2 ∪ A 3 .... i =1 besteht aus genau den Elementarereignissen von Ω, die zumindestens zu einem der Ereignisse A i gehören und ∞ \ A i = A 1 ∩ A 2 ∩ A 3 .... i =1 aus genau den Elementarereignissen von Ω, die zu jedem dieser Ereignisse A i gehören. A \B A Ω Ω A B A Bild 5.2 Venn-Diagramm Differenz und Komplement Beispiel 5.8 Zweimaliger Wurf eines Würfels (Fortsetzung) Wir betrachten in Beispiel 5.4 (siehe auch Beispiel 5.7) die Ereignisse A 1 : „Die Summe der Augenzahlen ist mindestens 11“ A 2 : „Es wird zweimal die 6 gewürfelt“ A 3 : „Die zuerst gewürfelte Zahl ist eine 1“ A 2 und A 3 sind unvereinbare Ereignisse, d. h. es gilt A 1 ∩ A 3 = ; . Weiter gilt: A 1 ∩ A 1 = {(6, 6)} A 1 ∪ A 2 ∪ A 3 = {(1, 1), (1, 2), (1, 3), (1, 4), (1, 5), (1, 6), (5, 6), (6, 5), (6, 6)} A 1 \ A 2 = {(5, 6), (6, 5)} ■ 170 5 Das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten Beispiel 5.9 Roulette Ein Roulettespieler setzt stets auf die Farbe rot (Ereignis A) und auf den Zahltyp „gerade“ (Ereignis B ). Er interessiert sich für das Ereignis, dass die Kugel auf einem roten Feld mit gerader Zahl zum Stehen kommt. Dies entspricht dem Ereignis A ∩ B . Weiter interessiert er sich für das Ereignis, dass rot oder eine gerade Zahl kommt, also für A ∪ B und schließlich für den Fall, dass weder rot noch eine gerade Zahl kommt. Das entspricht dem Ereignis, dass A oder B nicht eintritt, also A ∪ B . ■ Jedem Ereignis A eines Zufallsvorganges oder Zufallsexperimentes soll nun eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden, welche die Chance für das Eintreten von A beschreibt. Dazu wird zu jedem Zufallsexperiment stets eine Ereignisalgebra angegeben. Eine Ereignisalgebra ist ein Mengensystem bzw. ein System von Ereignissen. Man verlangt, dass alle Ereignisse, die in praktischen Anwendungen auftreten können, in der Ereignisalgebra enthalten sind. Darüber hinaus sollen die vorher genannten Verknüpfungen innerhalb des Mengensystems durchführbar sein, d. h. genauer: Mit dem Ereignis A soll auch sein Komplement A und mit endlich oder abzählbar unendlich vielen Ereignissen sollen stets auch alle daraus herstellbaren Durchschnitte und Vereinigungen zur Ereignisalgebra gehören. Im Falle von endlich oder abzählbar vielen Elementarereignissen verwendet man die Menge aller Teilmengen des Ergebnisraums Ω, die Potenzmenge P(Ω) von Ω. Auch für überabzählbare Ergebnismengen Ω lassen sich Ereignisalgebren konstruieren. Sie sind in der Regel kleiner als die Potenzmenge von Ω, pathologische Teilmengen werden entfernt, aber doch groß genug, um alle in Theorie und Praxis benötigten Ereignisse zu enthalten. Ist Ω z. B. die Menge der reellen Zahlen, so bildet die Menge aller denkbaren Zahlenintervalle eine Ereignisalgebra. Beispiel 5.10 Ereignisalgebra Münzwurf Der Ergebnisraum beim Münzwurf besteht aus den zwei Elementarereignissen „Kopf“ und „Zahl“, d. h. Ω = {K , Z }. Die dem Münzwurf zugeordnete Ereignisalgebra ist die Potenzmenge von Ω P(Ω) = {{K }, {Z }, Ω, ;}. Die Ereignisalgebra besteht hier aus vier Ereignissen. ■ Bemerkung: Besteht eine Menge aus n Elementen, so schreiben wir dafür kurz: |A| = n. Enthält der Ergebnisraum Ω n Elementarereignisse, d. h. |Ω| = n, so besteht die Ereignisalgebra von Ω aus 2n Ereignissen, d. h. |P(Ω)| = 2n . Beispiel 5.11 Ereignisalgebra beim Würfeln mit einem Würfel Der Ergebnisraum beim Würfeln besteht aus 6 Elementarereignissen : Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}. Da Ω endlich ist, ist die Ω zugeordnete Ereignisalgebra die Potenzmenge von Ω. |P(Ω)| = 26 = 64, d. h. die Ereignisalgebra besteht aus 64 Ereignissen. Die ein- und zweielementigen Ereignisse sind nachfolgend vollständig aufgelistet. Das Ereignis {1,3,5} bedeutet eine 1 oder eine 3 oder eine 5 zu werfen. 5.3 Die Axiome von Kolmogoroff P(Ω) = { {1}, {1,2}, {2,4}, {4,5}, {1,2,3}, {1,3,6}, {2}, {1,3}, {2,5}, {4,6}, {1,2,4}, ... {3}, {1,4}, {2,6}, {5,6}, {1,2,5}, ... {4}, {1,5}, {3,4}, {5}, {1,6}, {3,5}, {6}, {2,3}, {3,6}, {1,2,6}, ... {1,3,4}, Ω, {1,3,5}, ; 171 } ■ Wir setzen im Folgenden voraus, dass einem Zufallsexperiment mit seiner Ergebnismenge auch stets eine geeignete Ereignisalgebra zugeordnet ist, ohne dies eigens zu erwähnen. 5.3 Die Axiome von Kolmogoroff Das Ergebnis eines Zufallsexperimentes ist nicht vorhersehbar. Es ist höchstens möglich, den Ereignissen gewisse Wahrscheinlichkeiten zuzuordnen. Während es sich bei den Ereignissen um Mengen handelt, sind Wahrscheinlichkeiten reelle Zahlen. Eine Wahrscheinlichkeit ist also nichts anderes als ein Maß zur Quantifizierung des Grades der Sicherheit oder Unsicherheit des Eintretens eines bestimmten Ereignisses im Rahmen eines Zufallsexperimentes. Jede Funktion P , die einem Ereignis A eine Wahrscheinlichkeit P (A) zuordnet, wird als Wahrscheinlichkeitsfunktion und P (A) als Wahrscheinlichkeit von A bezeichnet, wenn sie die drei folgenden, von A. N. Kolmogoroff 1933 formulierten Axiome erfüllt: Axiome der Wahrscheinlichkeitsrechnung Axiom 1 Jedem Ereignis A wird eine nichtnegative reelle Zahl P (A), genannt die Wahrscheinlichkeit von A, zugeordnet mit der Eigenschaft: P (A) ≥ 0. Axiom 2 Die Wahrscheinlichkeit des sicheren Ereignisses Ω ist gleich eins: P (Ω) = 1. Axiom 3 Additivität: Für abzählbar unendlich viele, paarweise disjunkte Ereignisse A 1 , A 2 , A 3 , .... gilt stets: P (A 1 ∪ A 2 ∪ A 3 ∪ ... ) = P (A)1 + P (A 2 ) + P (A 3 ) + ... Das Axiom 3 in der obigen Gestalt ist nur für unendliche Ergebnismengen von Bedeutung. Für endliche Ω reduziert sich das Axiom 3 auf die Form P (A 1 ∪ A 2 ∪ .... ∪ A n ) = P (A)1 + P (A 2 ) + ... + P (A n ), falls A i ∪ A j = ; für alle i ̸= j mit i , j = 1, 2, 3, ..., n. Stichwortverzeichnis Robert Galata, Sandro Scheid Deskriptive und Induktive Statistik für Studierende der BWL Methoden - Beispiele - Anwendungen Herausgegeben von Robert Galata, Markus Wessler ISBN (Buch): 978-3-446-43255-0 ISBN (E-Book): 978-3-446-43376-2 Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser-fachbuch.de/978-3-446-43255-0 sowie im Buchhandel. © Carl Hanser Verlag, München Sachwortverzeichnis χ2 -Koeffizient, 99 – Wertebereich, 99 χ2 -Verteilung, 274 Aggregatsform – Preisindex nach Laspeyres, 141 – Preisindex nach Paasche, 143 Alternativhypothese, 328 arithmetisches Mittel, 51 – bei klassierten Daten, 53 Balkendiagramm, 30 Bayes – Satz von, 194, 196 bedingte Dichte, 285 Bernoulli-Experiment, 208 Bernoulli-Variable, 208 Bernoulli-Verteilung, 208 – Erwartungswert, 221 – Varianz, 227 Bestimmtheitsmaß, 127 Bias, 297 Binomialkoeffizient, 185 Binomialverteilung, 234 – Additivität, 233 – Erwartungswert, 233 – Varianz, 233 – Wahrscheinlichkeitsfunktion, 230 Box-Plot, 68 – modifizierter, 69 Dichte – Normalverteilung, 259 Dichtefunktion, 247 – gemeinsame, 284 Differenz, 168 Durchschnitt, 168 Elementarereignis, 165 empirische Dichte, 38 empirische Verteilungsfunktion, 39 – Eigenschaften, 40 Ereignis, 166 – sicheres, 167 – unmögliches, 167 Ereignisalgebra, 170 Ereignisse – disjunkte, 169 – unabhängige, 191 – unvereinbare, 169 Ergebnisraum, 165 Erwartungstreue, 296, 299 – asymptotische, 304 – beste Schätzung (UMVU), 303 Erwartungswert – Bernoulli-Verteilung, 221 – diskrete Zufallsvariable, 220 – geometrische Verteilung, 224 – Gleichverteilung, 255 – Rechenregeln, 222, 256 – stetige Zufallsvariable, 255 Exponentialverteilung, 266 – Erwartungswert, 267 – Varianz, 267 – Verteilungsfunktion, 267 F-Verteilung, 276 Fakultät, 182 Fortschreibungsfaktor, 153 Fundamentalprinzip des Abzählens, 180 Geometrische Verteilung – Erwartungswert, 224 – Varianz, 227 geometrisches Mittel, 56 Gesamtindex, 148 Gesetz der großen Zahlen, 177, 271 Gini-Koeffizient, 77 – normiert, 78 Gleichverteilung 400 Sachwortverzeichnis – diskrete, 207 – stetige, 250 Grundgesamtheit, 16 Gütefunktion, 339 Häufigkeiten – absolute, 27, 32 – bedingte, 95 – gemeinsame, 83 – relative, 27, 32 Häufigkeitsinterpretation, 311 Histogramm, 36 – zweidimensionales, 92 hypergeometrische Verteilung, 239 – Erwartungswert, 242 – Varianz, 242 Intervallschätzung, 310 Intervallskala, 20 Irrtumswahrscheinlichkeit, 310 Kaufkraftparität – nach Laspeyres, 156 – nach Paasche, 156 Klasse, 32 Klassenbreite, 32 Klassengrenzen, 32 Kleinste-Quadrate-Schätzer, 122 Kodierung, 23 Kombinationen, 183 Komplement, 168 Konfidenzgrenze, 310 Konfidenzintervall – µ bei bekanntem σ2 , 313 – µ bei unbekanntem σ2 , 315 – σ2 bei unbekanntem µ2 , 318 – Anteilswert, 320, 323 – approximatives, 317 – einseitiges, 321, 322 – zweiseitiges, 310 Konfidenzniveau, 310 Konsistenz – quadratisches Mittel, 305 – schwache, 304 Kontingenzkoeffizient – korrigierter nach Pearson, 102 – nach Pearson, 102 Kontingenzmaß – nach Cramer, 101 Kontingenztabelle, 84, 85 Konzentration – absolute, 71 – relative, 71 Korrelationskoeffizient, 288 – nach Bravais-Pearson, 108 – nach Spearman, 114 Kovarianz, 104, 287 – Eigenschaften, 287 Kreisdiagramm, 30 Lorenzkurve, 72 Mean Square Error (MSE), 299, 302 Median, 47 – bei klassierten Daten, 48 – bei Urliste, 47 Mengenindex – nach Laspeyres, 145 – nach Paasche, 145 Merkmal, 17 – diskretes, 18 – qualitatives, 18 – quantitatives, 18 – quasi-stetiges, 19 – stetiges, 18 Merkmalsausprägung, 17 Merkmalsraum, 17 Messzahl, 139 Modus, 44 Multiplikationssatz, 190 – für unabhängige Ereignisse, 191 Nominalskala, 19 Normalengleichungen, 122 Normalverteilung, 259 – Erwartungswert, 261 – lineare Transformation, 261 – Quantile, 264 – Symmetrie, 261 – Varianz, 261 – zweidimensionale, 289 – Standardisierung, 263 Nullhypothese, 328 Odds Ratio, 89 Ordinalskala, 19 Sachwortverzeichnis Parameter, 294 Parameterraum, 294 Permutation, 181 Perzentile, 49 Poisson – Grenzwertsatz, 235 Poisson-Verteilung – Additionssatz, 238 – Erwartungswert, 237 – Varianz, 237 – Wahrscheinlichkeitsfunktion, 234 Potenzmenge, 170 Preisbereinigung, 154 Preisindex – nach Paasche, 142 – nach Laspeyres, 141 Prognose, 125 Quantile, 49, 50, 258 Quartile, 49 Quartilsabstand, 62 Rückrechnungsfaktor, 153 Randdichten, 284 Randhäufigkeiten – absolute, 83 Randverteilung, 282 – absolute, 84 – relativ, 85 Rang, 113 Realisierungen, 203 Rechenregeln – stetige Zufallsvariable, 252 Regression – lineare Einfach-, 120 Residualplot, 130 Säulendiagramm, 29 Satz von Bernoulli, 272 Satz von Gosset, 275 Schätzfolge, 303 Schätzfunktion, 295 Schätzung, 295 – Anteilswerte, 306 – Mittelwerte, 306 – Varianz, 307 Schiefe, 67 401 Signifikanztest, 330 Skalenniveau – metrisches, 19 – nominales, 19 – ordinales, 19 Spannweite, 61 Stabdiagramm, 29 Stamm-Blatt-Diagramm, 34 Standardabweichung – diskrete Zufallsvariable, 225 – empirische, 63 Standardfehler, 300 Standardnormalverteilung, 263 Stichprobe, 16, 295 Stichprobenvarianz, 275 – Verteilung, 275 Streudiagramm, 90 Streuungszerlegung, 126 Subindex, 148 t-Verteilung, 275 Test – Ablehnungsbereich, 329 – Annahmebereich, 329 – Anpassungstest χ2 , 365 – Anteilswert, 355 – auf Wahrscheinlichkeit, 356 – Binomial, 326 – doppelter t -Test, 347 – einfacher t -Test, 345 – einseitiger, 331 – Fehlentscheidung, 336 – Gauß, 331, 336 – Gleichheit mehrerer Erwartungswerte, 353 – Gütefunktion, 339 – Interpretation Ergebnisse, 331 – Konfidenzintervall, 337 – kritischer Bereich, 329 – Modellannahmen, 328 – parametrischer, 328 – Prüfgröße, 329 – Unabhängigkeitstest χ2 , 367 – verbundene Stichprobe, 349, 350 – Vergleich Wahrscheinlichkeiten, 358 – Vorzeichen für eine Stichprobe, 360 – Vorzeichen für verbundene Stichprobe, 362 – zweiseitiger, 331 402 Sachwortverzeichnis Umbasierung, 150 Unabhängigkeit – diskrete Zufallsvariable, 216, 217 – empirische, 97 – stetige Zufallsvariable, 253 – stetiger Zufallsvariabler, 286 Ungleichung von Tschebycheff, 270 Untersuchungseinheit, 16 Urnenmodell, 174, 179 Varianz – Bernoulli-Verteilung, 227 – diskrete Zufallsvariable, 225 – empirische, 63 – externe, 65 – geometrische Verteilung, 227 – Gleichverteilung, 257 – interne, 65 – Rechenregeln, 228, 257 – stetiger Zufallsvariablen, 256 – Verschiebesatz, 64, 227 Variationskoeffizient, 66 Venn-Diagramm – Additionssatz, 188 – Differenz, 169 – Durchschnitt, 168 – Komplement, 169 – Vereinigung, 168 Vereinigung, 167 Verhältnisskala, 20 Verknüpfung, 153 Verteilung – geometrische, 209 Verteilungsannahme – parametrische, 294 Verteilungsfunktion – Bernoulli-Variable, 213 – Binomialverteilung, 231 – Eigenschaften, 211 – einer diskreten Zufallsvariablen, 211 – empirische, 39 – Exponentialverteilung, 267 – gemeinsame, 284, 285 – geometrische Verteilung, 213 – Normalverteilung, 260 – Poisson-Verteilung, 235 Veteilungsfunktion – stetige Zufallsvariable, 251 Vierfeldertafel, 87 Wölbung, 67 Wahrscheinlichkeit – a-posteriori, 197 – a-priori, 197 – bedingte, 189 – nach Laplace, 174 – statistische, 177 – subjektive, 178 – totale, 194 Wahrscheinlichkeitsfunktion, 204 – bedingte, 283 – gemeinsame, 281 Wahrscheinlichkeitsrechnung – Additionssatz, 186, 187 – Axiome, 171 – Multiplikationssatz, 190 – Rechenregeln, 186 Wert – fehlender, 23 Wertindex, 147 Zentraler Grenzwertsatz, 273 Zerlegung – disjunkte, 192 Zufallsgröße, 295 Zufallsstichprobe, 179 Zufallsvariable – Dichtefunktion, 247 – diskrete, 203 – Erwartungswert, 255 – stetige, 249, 250 Zufallsvorgang, 164 Vorwort Robert Galata, Sandro Scheid Deskriptive und Induktive Statistik für Studierende der BWL Methoden - Beispiele - Anwendungen Herausgegeben von Robert Galata, Markus Wessler ISBN (Buch): 978-3-446-43255-0 ISBN (E-Book): 978-3-446-43376-2 Weitere Informationen oder Bestellungen unter http://www.hanser-fachbuch.de/978-3-446-43255-0 sowie im Buchhandel. © Carl Hanser Verlag, München Vorwort In diesem Buch, das aus einer Vorlesung für Studierende der Betriebswirtschaftslehre entstanden ist, werden die wichtigsten Methoden der deskriptiven und induktiven Statistik vorgestellt. Statistische Verfahren werden stets dann benötigt und eingesetzt, wenn im Rahmen empirischer Fragestellungen Daten erhoben, dargestellt und analysiert werden sollen. In allen empirischen Wissenschaften – wir nennen beispielhaft die Wirtschaftswissenschaften – hat die Statistik daher eine große praktische Bedeutung. Zum Studium dieser Wissenschaften gehört deshalb auch eine intensive Beschäftigung mit Statistik. Dieses Buch wendet sich vor allem an Studierende der Betriebswirtschaftslehre. Es ist ein idealer Begleiter zu den Statistikvorlesungen des Bachelor-Studiums an Hochschulen und Universitäten und für das Nacharbeiten statistischer Themen im Masterstudium. Für Praktiker bietet es die Gelegenheit, sich im Selbststudium mit statistischen Fragestellungen zu befassen. Das Buch setzt keine besonderen mathematischen Kenntnisse voraus. Der Leser benötigt die üblichen Grundkenntnisse der Elementarmathematik, wie sie an Fachoberschulen und Gymnasien unterrichtet wird. Die darüber hinausgehenden Anforderungen beschränken sich im Wesentlichen auf das Rechnen mit dem Summenzeichen. Das Buch bietet insgesamt eine Einführung sowohl in die deskriptive Statistik (Teil I, Kapitel 1 bis 4) als auch in die induktive Statistik (Teil III, Kapitel 9 bis 12). Eingeschlossen ist dabei eine ausführliche Beschreibung der Grundlagen der Wahrscheinlichkeitstheorie (Teil II, Kapitel 5 bis 8), die die Basis für die induktive Statistik bildet. Die deskriptive Statistik ist besonders ausführlich dargestellt und anhand vieler einfacher Beispiele erläutert. Im Teil Wahrscheinlichkeitstheorie wird versucht, die für die induktive Statistik wichtigen Inhalte so zu vermitteln, dass dem Leser ein intuitiver Zugang eröffnet wird. Auf komplizierte Beweise statistischer Sätze wird bewusst verzichtet, es sei denn, die Herleitungen sind mit einfachen Mitteln zu bewerkstelligen und fördern das Verständnis der statistischen Theorie. Im Rahmen der induktiven Statistik werden Schätzungen und statistische Tests behandelt. Die Schätztheorie umfasst Punkt- und Intervallschätzungen. Hier folgt die Darstellung dem üblichen Aufbau. Die Kapitel über das Testen befassen sich mit der Grundidee eines statistischen Tests und speziellen Parametertests. Im letzten Kapitel wird auch auf nichtparametrische Testverfahren sowie die einfaktorielle Varianzanalyse eingegangen. Allgemein lässt sich über sämtliche Abschnitte sagen, dass der Aufbau in dem Sinne traditionell ist, als er dem Standardprogramm folgt, wie es an Hochschulen und Universitäten für betriebswirtschaftliche Bachelorstudiengänge üblich ist. Andererseits wird versucht, Theorie und Praxis einander näherzubringen. Bei der Aufbereitung der Themenbereiche wird daher nicht nur auf Verständlichkeit der Darstellung geachtet, sondern auch darauf, dass die statistischen Methoden durch relevante Beispiele aus der Praxis unterlegt werden. Jedes Kapitel enthält zahlreiche Graphiken und Beispiele, die ausführlich erläutert werden und somit abstrakte Zusammenhänge veranschaulichen. Am Ende eines jeden Kapitels findet man eine Vielzahl von Übungsaufgaben, um das Gelernte zu überprüfen und zu festigen. Dabei handelt es sich zum Teil um Aufgaben zur Vertiefung des 6 Vorwort jeweiligen Stoffes als auch um typische Klausuraufgaben. Die Beschäftigung mit den Aufgaben ist für das (Selbst-)Studium und die Prüfungsvorbereitung besonders wichtig. Lösungen zu den Aufgaben finden sich auf der Website des Buchs (www.hanser-fachbuch.de/). Es bleibt uns noch übrig Dank zu sagen. Unser Dank gilt zunächst den Studierenden der Fakultät für Betriebswirtschaft der Hochschule München, die durch zahlreiche Fragen und Anmerkungen zur Gestaltung des Lehrtextes beigetragen haben. Weiter danken wir Frau Dipl. Stat. Rita Augustin, Lehrbeauftragte für Statistik, für ihre Korrekturvorschläge und hilfreiche Anregungen und Frau Dipl.-Psych. Isabel Galata und dem Mediziner Herrn Christian Galata, für die Durchsicht von Teilen des Textes und ihre kritischen Anmerkungen sowie ihre konstruktiven Verbesserungsvorschläge. Dem Studierenden Michael Haslinger danken wir für das Korrekturlesen von Teil III des Manuskripts, ebenso den Eltern des zweitgenannten Autors, Ekkehard und Ingried Scheid, für die aufmerksame Durchsicht von Teilen des Textes. Herzlich bedanken möchten sich die Autoren bei ihren Frauen, für die Geduld, die sie während der Zeit, in der der Text entstanden ist, aufgebracht haben. Unser besonderer Dank gilt Frau Cristine Fritzsch, Lektorin beim Hanser Verlag, und Frau Katrin Wulst für die verständnisvolle Zusammenarbeit und ihren tatkräftigen Einsatz bei der Verwirklichung des Buchprojektes. München im Sommer 2012 Robert Galata Sandro Scheid