DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE Ein Service von: ORF A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a Tel.: (01) 50101/18381 Fax: (01) 50101/18806 Homepage: http://oe1.ORF.at und Österreichischer Apothekerkammer A-1091 Wien, Spitalgasse 31 Tel.: (01) 404 14-600 Fax: (01) 408 84 40 Homepage: www.apotheker.or.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT Die Sendung Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form aufgearbeitet und Ö1Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen. Wir über uns Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und Dr. Christoph Leprich die Sendung. Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Nora Kirchschlager, Uschi Mürling-Darrer, Dipl. Ing. Eva Obermüller, Mag. Xaver Forthuber, Dr. Doris Simhofer, Dr. Michaela Steiner, Dr. Ronny Tekal-Teutscher und Dr. Christoph Leprich. Das Service Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice, das auf größtes Interesse gestoßen ist. Unter der Wiener Telefonnummer 50 100 ist „Der Radiodoktor“ mit Kurzinformationen zur aktuellen Sendung die ganze Woche per Tonband abrufbar. Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe mit ausführlichen Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen komplettiert das Service und stellt in der Fülle der behandelten Themen eigentlich bereits ein kleines Medizin-Lexikon für den Laien dar. Der Partner Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unseren Partner: die Österreichische Apothekerkammer. An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unserem Partner für die Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken! Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2 SEXUELLER MISSBRAUCH BEI KINDERN – THERAPIEN FÜR OPFER UND TÄTER Mit Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos 30. Mai 2011, 14.05 Uhr, Ö1 Infomappe: Dr. Ronny Tekal-Teutscher RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS SEXUELLER MISSBRAUCH BEI KINDERN: THERAPIEN FÜR OPFER UND TÄTER Der Weg zur Enttabuisierung 5 Sexueller Missbrauch oder sexuelle Gewalt - Begriffsbestimmungen 6 Rechte der Kinder UN-Kinderrechtskonvention Übereinkommen des Europarates zum Schutz von Kindern 6 6 7 Lange Verjährungsfristen 7 Diagnose bei den Opfern 8 Schweres Trauma 9 Erste Anzeichen deuten 9 Opfer: Vielfältige Therapiemöglichkeiten 11 Täter: Sexuelle Neigung Pädophilie 11 Eine gute Täterarbeit ist auch Opferschutz 12 ANLAUFSTELLEN BROSCHÜREN UND BUCHTIPPS SENDUNGSGÄSTE 13 15 16 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4 SEXUELLER MISSBRAUCH SEXUELLER MISSBRAUCH BEI KINDERN: THERAPIEN FÜR OPFER UND TÄTER Erschütternde Berichte über sexuelle Übergriffe an Kindern und Jugendlichen finden sich fast täglich in den Medien. Die großen „Missbrauchsskandale“ bilden jedoch nur die Spitze des Eisberges. Jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder achte bis zehnte Bub wird im Laufe seiner Entwicklung zum Opfer sexuellen Missbrauchs. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Die meisten Fälle ereignen sich in der eigenen Familie oder im näheren sozialen Umfeld. Nur 20 bis 25 Prozent der rund 700 in Österreich jährlich zur Anzeige gebrachten Delikte führen auch zu einer Verurteilung. Kinderschutzorganisationen beklagen die mangelnden finanziellen Ressourcen zur Betreuung der Betroffenen. Nach wie vor benötigen die Opfer Jahre und Jahrzehnte, bis sie in der Lage sind, die Geschehnisse zu verarbeiten. DER WEG ZUR ENTTABUISIERUNG In den 1980er Jahren wurde sexueller Missbrauch in vielen Ländern enttabuisiert, so die klinische Psychologin Hedwig Wölfl vom Kinderschutzzentrum „die möwe“ Dies führte zur Gründung mehrerer Kinderschutzzentren und Beratungsstellen. Diese haben sich auf die traumatherapeutische Verarbeitung der Folgen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Nicht immer muss ein sexueller Missbrauch im Sinn des Strafgesetzes vorliegen. Auch verbale sexuelle Andeutungen oder zweideutige Berührungen können die kindliche Integrität verletzen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2009 (Karmasin für den Verein „die möwe“) ergab, dass fast ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung schon einmal den Verdacht auf Missbrauch gehabt hat, wobei die Hälfte als Reaktion den Kontakt mit Jugendamt, Polizei oder Bekannten der Betroffenen aufnahm. Quelle: Mag. Hedwig Wölfl, „Vom Benennen zum Handeln“ http://www.kinderrechte.gv.at/home/im-fokus/kr-auf-schutz/sexuellermissbrauch/mehr-dazu/content.html RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5 SEXUELLER MISSBRAUCH SEXUELLER MISSBRAUCH ODER SEXUELLE GEWALT - BEGRIFFSBESTIMMUNGEN Ab wann liegt nun ein gesetzlich relevanter Tatbestand vor? Die Psychotherapeutin Rosemarie Steinhage definiert sexualisierte Gewalt wie folgt: “Sexueller Missbrauch liegt immer dann vor, wenn ein Erwachsener sich einem Kind in der Absicht nähert, sich sexuell zu erregen oder zu befriedigen.“ (Steinhage 1992) Sexuelle Gewalt und sexueller Missbrauch werden heute synonym verwendet. Beide Begriffe werden kontrovers diskutiert. „Sexuelle Gewalt verleitet dazu, die psychisch-emotionale Komponente und deren Folgen auszublenden; sexueller Missbrauch könnte implizieren, dass es einen tolerierbaren Gebrauch gibt“, so die Psychologin Hedwig Wölfl. Der Begriff „sexualisierte Gewalt“ würde hingegen das Unrechtgeschehen beinhalten. Betroffene wären damit nicht als „sexuell missbraucht“ stigmatisiert und so in der Opferrolle. Die strukturellen Macht- und Gewaltaspekte, die mittels sexueller Handlungen durchgesetzt werden, sollten, so die Hedwig Wölfl, mit benannt werden. Quelle: Mag. Hedwig Wölfl: „Vom Benennen zum Handeln“ http://www.kinderrechte.gv.at/home/im-fokus/kr-auf-schutz/sexuellermissbrauch/mehr-dazu/content.html RECHTE DER KINDER UN-Kinderrechtskonvention Am 20. November 1989 beschlossen die Vereinten Nationen die Konvention über die Rechte der Kinder. In 54 Artikeln soll dieser Vertrag „jedem Kind grundlegende politische, soziale, ökonomische, kulturelle und bürgerliche Rechte zusichern“. Bislang haben 192 Staaten den Vertrag unterzeichnet und ratifiziert. In Artikel 19 und 34 verpflichten sich die Vertragsstaaten, Kinder und Jugendliche „vor Gewalt, Misshandlung, Vernachlässigung, sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch zu schützen“. Die Konvention nimmt auf aktuelle Entwicklungen Bezug (etwa der InternetKinderpornografie) und kann entsprechend abgeändert werden. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6 SEXUELLER MISSBRAUCH Übereinkommen des Europarates zum Schutz von Kindern In Österreich tritt zudem ab 1. Juni 2011 das „Übereinkommen des Europarates zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“ in Kraft. Kinder sollen damit vor sexueller Ausbeutung vermehrt geschützt und Täter und Täterinnen stärker bestraft werden. Das Übereinkommen stuft, als erstes internationales Rechtsinstrument, die verschiedenen Formen der sexuellen Ausbeutung (Kinderhandel, sexuelle Ausbeutung von Kindern in der Pornographie und Prostitution, sowie etwa die Anwerbung von Kindern für sexuelle Zwecke im Internet) als Straftat ein. Im Artikel 18 werden folgende vorsätzliche Handlungen als Straftaten bezeichnet: a) Sexuelle Handlungen mit einem Kind, das nach den einschlägigen Bestimmungen des innerstaatlichen Rechts noch nicht das gesetzliche Alter für sexuelle Handlungen erreicht hat. b) Sexuelle Handlungen mit einem Kind durch Nötigung, Gewaltanwendung oder Drohung oder den Missbrauch einer anerkannten Stellung des Vertrauens, der Autorität oder des Einflusses auf das Kind, auch innerhalb der Familie, oder die Ausnutzung einer besonderen Hilflosigkeit des Kindes, insbesondere aufgrund einer geistigen oder körperlichen Behinderung oder eines Abhängigkeitsverhältnisses. Quellen: UN-Kinderrechtskonvention http://www.kinderrechte.gv.at/home/upload/downloads/kinderrechtskonvention/ unkonvention_ueber_die_rechte_des_kindes_deutsche_fassung.pdf Übereinkommen des Europarates http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/I/I_00881/imfname_195127.pdf Bundesministerium für Familie und Jugend zu den Kinderrechten http://www.kinderrechte.gv.at/home/un-konvention/content.html LANGE VERJÄHRUNGSFRISTEN Viele medial aufsehenerregenden Fälle, etwa die sexuellen Übergriffe innerhalb der katholischen Kirche, treten erst dann ins Blickfeld der Öffentlichkeit, wenn sie bereits viele Jahre zurück liegen. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7 SEXUELLER MISSBRAUCH Viele Opfer beginnen erst im Erwachsenenalter über den Missbrauch zu sprechen und die Ereignisse aufzuarbeiten. Früher waren die Taten zu diesem Zeitpunkt bereits verjährt. In Österreich beginnt die Verjährung einer Sexualstraftat seit 1.10.2010, wenn das Opfer zum Zeitpunkt der Tat minderjährig war, erst mit der Vollendung dessen 28. Lebensjahres. Ab dann beträgt die Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch, bei dem es nicht zu Penetrationen gekommen ist, zumeist fünf Jahre. Bei sogenanntem „schweren sexuellen Missbrauch“ zehn Jahre. Für die Betroffenen bedeutet dies, dass es für sie bis zum 33. bzw. 38. Lebensjahr (in besonders schweren Fällen sogar bis zum 48. Lebensjahr) die Möglichkeit gibt, den oder die Täter anzuzeigen. Eine gänzliche Aufhebung der Verjährung wird kontrovers diskutiert, zumal die Delikte sehr unterschiedlich sind. DIAGNOSE BEI DEN OPFERN Zur Feststellung eines Missbrauchs bedarf es eines großen Fingerspitzengefühls. Denn dem Missbrauch durch den Täter können Grenzüberschreitungen und Verletzung der kindlichen Integrität im Krankenhaus oder dem Gerichtssaal folgen. In den kindergynäkologischen Ambulanzen steht ein ausführliches Gespräch am Beginn. Es wird darauf Wert gelegt, Aussagen der Kinder aufzuzeichnen und auf Suggestivfragen zu verzichten. Erst dann wird mit körperlichen Untersuchungen begonnen. Die Spurensicherung zum Beweis eines sexuellen Missbrauchs kann eine Retraumatisierung des betroffenen Kindes oder Jugendlichen hervorrufen. Dabei werden Verletzungsspuren im Genitalbereich gesucht, frische Verletzungen und nachweisbare Spuren können jedoch oft nicht gefunden werden, da viele junge Patienten und Patientinnen erst sehr spät zur Untersuchung kommen. Ein speziell zusammengestelltes Spurensicherungsset (erstellt von Manfred Hochmeister, Gerichtsmedizinisches Department der Medizinischen Universität Wien) ist seit einiger Zeit in Verwendung. Neben Abstrichen zur (DNA)-Identifizierung eines mutmaßlichen Täters kommt der Fotodokumentation große Bedeutung zu. Quellen: Gesellschaft der Ärzte RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8 SEXUELLER MISSBRAUCH www.billrothhaus.at Leitlinie der österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) bei Verdacht auf Vorliegen von Sexualdelikten http://kinderplattform.info/doku/leitlinie.pdf SCHWERES TRAUMA Die Reaktionen betroffener Kinder auf traumatische oder verstörende Erlebnisse sind sehr unterschiedlich. Insofern können „erste Anzeichen“ als Folgen sexueller Übergriffe sehr diskret sein: Aufgeweckte Kinder ziehen sich zurück, ruhigere Kinder werden zynisch oder sozial auffällig. Verlust des Selbstwertes, Schuldgefühle, Depressionen oder psychosomatische Beschwerden sind typische Folgeerscheinungen. Dabei sind, nach Hedwig Wölfl, die Schädigungen umso schwerwiegender, je größer der Altersunterschied zwischen Täter und Opfer. je größer die verwandtschaftliche Nähe. je länger die sexuelle Gewalt andauert. je jünger das Kind bei Beginn der sexuellen Gewalt. je mehr Gewalt angedroht oder angewendet wird. je vollständiger die Geheimhaltung. je weniger sonstige schützende Vertrauensbeziehungen bestehen. Quelle: Mag. Hedwig Wölfl: „Vom Benennen zum Handeln“ http://www.kinderrechte.gv.at/home/im-fokus/kr-auf-schutz/sexuellermissbrauch/mehr-dazu/content.html ERSTE ANZEICHEN DEUTEN Die Vereinigung Österreichischer Kriminalisten listet einige Notsignale auf, die auf sexuellen Missbrauch hindeuten können: Das Kind... ...leidet unter Angstzuständen. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9 SEXUELLER MISSBRAUCH ...ist plötzlich aggressiv und aufsässig. ...zieht sich zurück. ...ist hyperaktiv. ...redet nicht mit Altersgenossen oder Erwachsenen. ...fällt in eine frühere Entwicklungsstufe zurück. ...klammert sich an die Mutter. ...hat Angst vor Männern. ...erfindet grundlose Lügengeschichten. ...leidet unter plötzlichem Bettnässen. ...spielt mit den eigenen Genitalien oder mit denen anderer Kinder oder Erwachsener. ...wirft sich anderen in unpassender Weise um den Hals. ...küsst nicht altersgemäß (z.B. mit Zunge). ...legt sein Schamgefühl ab. ..macht anzügliche Bemerkungen, die nicht seiner Art bzw. seinem altersgemäßen Wortschatz entsprechen. ...stellt nicht altersgemäße Fragen, die Sexualität betreffend. ...erzählt von sexuellen Dingen, die es schwer erfinden kann. ...entwickelt Fantasien, die sexuell überzogen sind und nicht mit der Fantasie eines Kindes in seinem Alter übereinstimmen. Die Österreichischen Kriminalisten betonen jedoch, dass dies erste Anzeichen eines Missbrauchs sein können, aber nicht müssen. Bei Verdacht sollte ein Kinderschutzzentrum, die Kinder- und Jugendanwaltschaft oder eine andere Organisation kontaktiert werden. Österreichweit gibt es eine Reihe von Stellen, die hier professionell weiterhelfen. Quellen: Mag. Hedwig Wölfl: „Vom Benennen zum Handeln“ http://www.kinderrechte.gv.at/home/im-fokus/kr-auf-schutz/sexuellermissbrauch/mehr-dazu/content.html Vereinigung Österreichischer Kriminalisten Website der Initiative „Finger weg von unseren Kindern“ http://www.fingerweg.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10 SEXUELLER MISSBRAUCH OPFER: VIELFÄLTIGE THERAPIEMÖGLICHKEITEN So wie es kein „Missbrauchssyndrom“ gibt, die Symptome sehr vielfältig und individuell sind, muss auch in der jeweiligen Therapie stark auf die betroffene Person eingegangen werden. Es kann zu Störungen der Befindlichkeit, zum Unvermögen, Glück und Freude zu empfinden und auch zu psychosomatischen Störungen kommen. Selbstschädigendes Verhalten oder sexuelle Funktionsstörungen sind häufig. Unterschiedliche psychotherapeutische Richtungen können den Betroffenen helfen, mit den oft verdrängten oder verleugneten Ereignissen umzugehen, und den Missbrauch letztlich als Teil ihrer eigenen Biografie zu akzeptieren. Auch die Aufarbeitung der Geschehnisse durch eine Traumatherapie kann in Frage kommen. Schließlich finden sich bei vielen Betroffenen Anzeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD). Quellen: Homepage des deutschen Vereins "Zartbitter" http://www.zartbitter.de Österreichischer Berufsverband für Psychotherapie http://www.psychotherapie.at/sites/default/files/files/presse/Pressefr_Endversio_ 081111.pdf TÄTER: SEXUELLE NEIGUNG PÄDOPHILIE Der Begriff Pädophilie wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Wiener Psychiater Richard von Krafft-Ebing erstmals als medizinisch psychiatrische Störung definiert. Nach dem internationalen Diagnosekatalog ICD-10 handelt es sich um eine „sexuelle Präferenz für Kinder, Jungen oder Mädchen oder Kinder beiderlei Geschlechts, die sich meist in der Vorpubertät oder in einem frühen Stadium der Pubertät befinden.“ Das Ausleben dieser sexuellen Orientierung ist in den meisten Ländern der Welt unter Strafe gestellt. Die Ursache für Pädophilie ist nicht bekannt. Genetische, psychologische und psychosoziale Faktoren spielen eine Rolle. Manche der Täter waren einst selber Opfer. Oftmals spielen traumatische Erfahrungen in der Biografie der Täter eine Rolle. Die Behandlung erfolgt im Zuge einer psychotherapeutischen Aufarbeitung. Ziel ist es naturgemäß, sexuelle Handlungen an Kindern zu verhindern. In schweren Fällen – und in Zustimmung der Patienten – kommen mitunter Substanzen zur Anwendung, die helfen, den Sexualtrieb zu hemmen. RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11 SEXUELLER MISSBRAUCH Quellen: Internationaler Diagnosekatalog ICD-10 http://www.who.int/classifications/icd/en/ Tiroler Kinderschutz http://www.kinderschutz-tirol.at/taeterarbeit.html EINE GUTE TÄTERARBEIT IST AUCH OPFERSCHUTZ Abseits der mannigfaltigen Schutzeinrichtungen für Opfer sexueller Übergriffe, versucht man mit der Täterarbeit auch eine präventive Wirkung zu erzielen. Täter sind in einem Großteil der Fälle Männer. Vor allem die Männerberatungsstellen bieten entsprechende Hilfestellungen an. Viele der Klienten, die in Einzel- oder Gruppentherapie diese Problematik aufarbeiten, kommen nicht freiwillig, sondern sind gerichtlich dazu angehalten. Die Klienten sollen in der Therapie lernen, Verantwortung zu übernehmen, Hintergründe zu erkennen, die zum Delikt geführt haben, sowie sich in die Lage des Opfers zu versetzen. In der forensischen Abteilung der Männerberatung werden begangene Grenzverletzungen bearbeitet und Verhaltensänderungen angestrebt. Gerichte, Polizeidienststellen, Jugendämter, Opferschutzeinrichtungen oder die Bewährungshilfe fungieren hier als Zuweiser. Im Pilotprojekt „Kein Täter werden“ des Instituts für Sexualmedizin der Berliner Charité versucht man bereits im Vorfeld Personen mit Neigungen zu pädophilem Verhalten zu erreichen. Quellen: Männerberatung Wien http://www.maenner.at Projekt der Berliner Charité http://www.kein-taeter-werden.de/ RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12 ANLAUFSTELLEN ANLAUFSTELLEN Weisser Ring Österreich Nußdorfer Straße 67 A-1090 Wien Opfer-Hotline: 0810/955 065 bzw. +43/1/712 14 05 Homepage: www.weisser-ring.at Kinderschutzzentrum die möwe - Hilfe für missbrauchte Kinder http://www.die-moewe.at Rat auf Draht - Kindernotruf 147 http://rataufdraht.orf.at/ Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben www.selbstlaut.org Ombudsstellen gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch im kirchlichen Bereich www.ombudsstellen.at Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie www.bmi.gv.at/cms/BK/praevention_neu/gewalt/IST.aspx Liste österreichischer Gewaltschutzeinrichtungen des Bundesministeriums für Familie und Jugend http://www.kinderrechte.gv.at/home/service/kinderschutzeinrichtungen/idart_639 -content.html Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser www.aoef.at Netzwerk österr. Frauen- und Mädchenberatungsstellen www.netzwerk-frauenberatung.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13 ANLAUFSTELLEN Kinder- und Jugendanwaltschaften der Länder www.kija.at Unabhängige Opferschutzanwaltschaft www.opfer-schutz.at Liste von Einrichtungen, die Prozessbegleitung anbieten http://www.prozessbegleitung.co.at/adressen.htm Notfallpsychologischer Dienst Österreich (NDÖ) Hotline: 0699-18855400 www.notfallpsychologie.at/start.html Liste von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, nach Bundesländern www.psychotherapie.at WSPS - Wiener Sozialtherapeutisches Programm für Sexualtäter http://www.maenner.at/start.asp?ID=48 Berliner Charité (Täter-Prävention) http://www.kein-taeter-werden.de/ Forensisch-Therapeutisches Zentrum Wien (hilft Straffälligen und Menschen, die gefährdet sind, Straftaten zu begehen) www.ftzw.at Männerberatungsstellen www.maenner.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14 BROSCHÜREN UND BUCHTIPPS BROSCHÜREN UND BUCHTIPPS (K)ein sicherer Ort - Sexuelle Gewalt an Kindern - Broschüre des Bundesministeriums für Familie und Jugend BMWFJ 2010 http://www.bmwfj.gv.at/Familie/Gewalt/Documents/bmwfj-KSO-Web-2011-2.pdf Ursula Enders Zart war ich, bitter war's: Handbuch gegen sexuellen Missbrauch Verlag Kiepenheuer & Witsch 2009 ISBN-13: 978-3462033281 Günther Deegener Kindesmissbrauch: Erkennen, helfen, vorbeugen Verlag Beltz 2010 ISBN-13: 978-3407859174 RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15 SENDUNGSGÄSTE SENDUNGSGÄSTE In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 30. Mai 2011 diskutierten: DSA Michael Blattny Psychotherapeut, diplomierter Sozialarbeiter Männerberatung Wien Stanislausgasse 2/4a A-1030 Wien Tel.: +43/1/712 43 00 E-Mail: [email protected] Homepage: http://psychoanalytiker.at/ Prim. Dr. Jutta Falger Kinderärztin Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung am Krankenhaus Mistelbach Fachvorständin Kinderschutzzentrum „die möwe“ Landesklinikum Weinviertel Mistelbach Liechtensteinstraße 67 A-2130 Mistelbach Tel.: +43/2572/3341/4074 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.mistelbach.lknoe.at/abteilungen/kinder-undjugendabteilung.html DDr. Gabriele Wörgötter Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie Gerichtlich beeidigte Sachverständige Brahmsplatz 7/8 A-1040 Wien Tel.: +43/1/505 85 49 E-Mail: [email protected] Homepage: www.neuro-psychiatrie.at RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 16