Expression von Alix als Marker für Microvesicular Bodies und

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Diplomarbeit
Expression von Alix als Marker für Microvesicular Bodies
und dessen Rolle in der Tumorprogression von
Astrozytomen
eingereicht von
Marlene Leoni
24.02.1984
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktorin der gesamten Heilkunde
(Dr.med.univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am
Institut für Pathologie
unter der Anleitung von
ao Univ. Prof. Dr. Reinhold Kleinert
Sen. Scientist Dr. Martin Asslaber
Graz, 14.03.2013
Marlene Leoni
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig
und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen
Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich
oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht
habe.
Graz, am 14.03.2013
Marlene Leoni
1
Danksagung
Ich möchte mich hiermit für die Unterstützung bei meiner Diplomarbeit und
natürlich auch bei meinem gesamten Medizinstudium bei zahlreichen Personen
bedanken, die diesen Weg gemeinsam mit mir gegangen sind, und versucht
haben mir einiges zu erleichtern.
Besonderer Dank gilt meinem Betreuer OA Dr. Martin Asslaber, der den
Grundgedanken dieser Arbeit lieferte und mir während des gesamten Zeitraumes
der Diplomarbeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein Dankeschön geht auch an
ao Univ. Prof. Dr. Reinhold Kleinert, der die Entstehung dieser Arbeit möglich
gemacht hat.
Danken möchte ich auch den MTA`s der Pathologie, die mich immer tatkräftig bei
Laborarbeiten unterstützt haben und den Mitarbeitern der Biobank der
Medizinischen Universität Graz, im Besonderen Silvia Schauer für die große Hilfe
bei der immunhistochemischen Färbung und die unkomplizierte Kooperation.
Großer Dank geht auch an das Nachtexpress-Team, ohne dem der zeitliche
Ablauf und die Finanzierung meines Studiums niemals in dieser Form gelungen
wäre.
Ein Dankeschön auch an meine Freunde/Kollegen Astrid Rösch und Nina Wolf
die mich während meines gesamten Studiums in jeglicher Form unterstütz haben.
Zuletzt geht noch ein großer Dank an meine Eltern Ing. Sepp Leoni und
Marliese Leoni und meinem Lebensgefährten Rene Hatzl für die grenzenlose
Geduld mit mir während des gesamten Studiums. Besonders meinem Vater, der
maßgeblich an meinem Entschluss Medizin zu studieren beteiligt war, möchte ich
für diese Inspiration danken.
Vielen Dank für Eure Unterstützung!!!!
2
Inhaltsverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung…………………………………………………………………1
Danksagung………………………………………………………………........................2
Inhaltsverzeichnis………………………………………………………………………...3
Glossar und Abkürzungen…………………………………………….......................6
Abbildungsverzeichnis………………………………………………………………….7
Tabellenverzeichnis……………………………………………………………………...9
Abstract…………………………………………………………………………………...10
Zusammenfassung………………………………………………………....................11
Vorwort……………………………………………………………………………………12
1 Einleitung……………………………………………………………………….13
1.1 Astrozytome……………………………………………………...........14
1.1.1 WHO-Klassifizierung………………………………............15
1.1.2 Pilozytisches Astrozytom………………………………….17
1.1.3 Niedriggradiges diffuses Astrozytom…………………….18
1.1.4 Anaplastisches Astrozytom…..…………………………...20
1.1.5 Glioblastom……….………………………………………...21
1.2 Weitere gliale Tumorentitäten……………………………………....24
1.2.1 Pleomorphes Xanthoastrozytom……………………...….24
1.2.2 Gliosarkom………………………………………………….24
1.2.3 Oligodendrogliom…………………………………………25
3
1.2.4 Anaplastisches Oligodendrogliom……………………...25
1.3 Zellulärer Transport durch Mikrovesikel………………………….25
1.3.1 Mikrovesikel………………………………………………..25
1.3.2 ESCRT-System……………………………………………28
1.4 Alix (PDCD6ip)………………………………………………………29
1.4.1 Alix…………………………………………………………..29
1.4.2 Alix in Interaktion mit dem ESCRT-System……….........30
1.4.3 Alix in Interaktion mit weiteren Proteinen………………31
1.4.3.1 Alix in Interaktion mit ALG-2…………………...32
1.4.3.2 Alix in Interaktion mit SETA/Ruk……………...33
1.4.3.3 Alix in Interaktion mit Src…………………........34
1.4.3.4 Alix in Interaktion mit Endophilinen…….........34
1.4.4 Alix und Apoptose………………………………………...35
1.4.5 Alix in Verbindung mit Astrozytomen…………………. 36
1.5 Lipofuscin…………………………………………………………...36
2 Material und Methoden…………………………………………………….37
2.1 Literaturrecherche………………………………………………….37
2.2 Probensammlung………………………………………………….38
2.3 Färbemethode………………………………………………….......39
2.3.1 Färbeprotokoll……………………………………………40
2.4 Fotografische und immunhistochemische Auswertung……...41
2.5 Statistische Auswertung………………………………………….42
2.5.1 R-Studio………………………………………………….42
4
2.5.2 Statistische Testverfahren……………………………..41
2.6 Textverarbeitung………………………………………………….43
3 Ergebnisse………………………………………………………………….43
3.1 Vergleich Anzahl der Mikrovesikel in den unterschiedlichen Tumorgraden
nach WHO-Klassifizierung…………………………………………..47
3.2
Vergleich
Anzahl
der
Mikrovesikel
in
den
unterschiedlichen
Tumorarealen………………………………………………………….49
3.3 Anzahl der Mikrovesikel in den unterschiedlichen Tumorarealen bezogen
auf die einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation……….50
3.4
Anzahl
der
Mikrovesikel
bei
dem
Zustand
einer
frischen
Tumoreinblutung……………………………………………………...52
3.5
Lipofuscinablagerungen
im
Vergleich
mit
den
unterschiedlichen
Tumorgraden nach WHO-Klassifizierung…………………………53
3.6
Lipofuscinablagerungen
im
Vergleich
mit
den
unterschiedlichen
Tumorarealen…………………………………………………………54
4 Diskussion…………………………………………………………………55
Literaturverzeichnis………………………………………………………….60
Curriculum vitae……………………………………………………………...62
5
Glossar und Abkürzungen
ALG-2- Apoptosis-linked gene-2
ALIX- ALG-2-interacting protein X
ATP- Adenosintriphosphat
Cbl- Casitas B- Lineage Lymphoma
CHMP 4- Charged multivesicular body protein 4
EGF- Rezeptor- Epidermal Growth Factor
ELISA- Enzym-linked immunosorbent assay
ESCRT- Komplex- Endosomal sorting complex required for transport
FFPE- Formalin fixed, paraffin embedded tissue
GFAP- Glial fibrillary acidic protein
K-ras- Kirsten rat sarcoma oncogene
MDM2 Gen- Mouse double minute 2 homologe gene
MVB- Microvesiculare Bodies
PRM- Proline rich motif
PRR- Proline rich region
PTEN- Mutation- Phosphatase and tensin homolog gene-Mutation
Ruk- Regulator of ubiquitous kinase
Tsg 101- Tumor susceptibility gene 101
TNFα- Tumor Nekrose Faktor Alpha
WHO- World Health Organisation
ZNS- Zentralnervensystem
6
Abbildungsverzeichnis
Bild 1: MRT-Bild von einem Astrozytom, links und mittig präoperativ, rechts
postoperativ
Quelle: http://www.neurochirurgie.uniklinikumjena.de/Krankheitsbilder/Gehirn/Hirntumor/Gliome/Astrozytom.html
Stand: 07.01.2013, 15:40
Bild 2: Pilozytisches Astrozytom (WHO-Grad I)
Quelle: Medizinische Universität Graz, Institut für Pathologie
Bild 3: Niedriggradiges diffuses Astrozytom (WHO-Grad II)
Quelle: Medizinische Universität Graz, Institut für Pathologie
Bild 4: Anaplastisches Astrozytom (WHO-Grad III)
Quelle: Medizinische Universität Graz, Institut für Pathologie
Bild 5: Glioblastom (Makropräparat)
Quelle:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Glioblastoma_macro.jpg&filetimestamp=2007
1230194814
Stand: 08.01.2013, 15:00
Bild 6: Glioblastom (Histologisches Präparat)
Quelle: Medizinische Universität Graz, Institut für Pathologie
Bild 7- Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines Glioblastoms
Bild 8: Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines anaplastischen
Astrozytoms
Bild 9: Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines diffus infiltrierenden
Astrozytoms
7
Bild 10: Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines pilozytischen
Astrozytoms
Bild 11: Anzahl der Mikrovesikel im Vergleich zwischen Astrozytomen WHO-Grad
I,II,III, und IV
Bild 12: Vergleich Anzahl der Mikrovesikel mit den unterschiedlichen Tumorarealen
Bild 13: Anzahl der Mikrovesikel in den unterschiedlichen Tumorarealen bezogen auf
die einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation
Bild 14: Anzahl der Mikrovesikel in Abhängigkeit von einer frischen Tumoreinblutung
Bild 15: Anzahl der Lipofuscinablagerungen im Vergleich zu den Tumorgraden nach
WHO-Klassifizierung
Bild 16: Anzahl der Lipofuscinablagerungen im Vergleich mit den unterschiedlichen
Tumorarealen
8
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Histologisches Grading und genetische Charakteristika von Astrozytomen
(modifiziert nach (Böcker/Denk/Heitz, 2001))
Tabelle 2: Zusammenfassung der Proteine, die mit Alix eine Bindung eingehen
(Odorizzi, 2006)
Tabelle 3: Tumorgrade und Anzahl der Fälle
Tabelle 4: Anzahl der Mikrovesikel im Vergleich zwischen Astrozytomen WHO-Grad
I,II,III, und IV
Tabelle 5: Anzahl der Mikrovesikel im Vergleich mit den unterschiedlichen
Tumorarealen
Tabelle 6: Anzahl der untersuchten unterschiedlichen Tumorarealen bezogen auf
die einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation
Tabelle 7: Mittelwerte der gezählten Mikrovesikel in untersuchten unterschiedlichen
Tumorarealen bezogen auf die einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation
9
Abstract
Microvesiculare Bodies (MVB`s) are aggregations of singular vesicles, like
exosomes, which are shed from many different cells, also from glioma cells. MVB`s
from glioma cells were shown in cell cultures in former studies, but never with an
immunhistochemic marker protein. This study is the first, in which MVB`s from glioma
cells are visualized with an immunhistochemic marker protein on FFPE-tissuesamples. An essential protein-content of MVB`s is the protein Alix. Alix is a
cytoplasmatic protein, which is charged in phagosomes an exosomes and interacts
with ALG-2. ALG-2 is a calcium-binding protein, which plays a crucial role in
apoptosis-signal way. These interactions, which induce apoptosis assume that Alix
appears in its original native form with 2 binding-sites. If one of these two bindingsites is missing, the original Alix changes to a muted form, called “mutated Alix”, and
now protects the cell from apoptosis. This study investigates the density of MVB`s in
astrocytic tumors grade I , grade II, grade III and grad IV immunhistochemically
labelled with an antibody against Alix and correlates the density of MVB`s
qualitatively and quantitatively referring to the tumor progression according to WHOGrading-Standards.
.
10
Zusammenfassung
Multivesiculare Bodies (MVB`s) sind Zusammenschlüsse einzelner Vesikel, also
Exosomen, die aus den Zellen, auch von Gliomzellen, ausgeschleust werden. Ein
wesentlicher Proteinbestandteil in Multivesicular Bodies ist Alix. Alix ist ein
zytoplasmatisches Protein, angereichert in Phagosomen und Exosomen, und
interagiert mit ALG-2, einem Kalzium bindenden Protein, welches im ApoptoseSignalweg eine große Rolle spielt. Diese Interaktionen, die die Apoptose induzieren,
setzen voraus, dass Alix in seiner Ursprungsform mit 2 Bindungsenden auftritt. Fehlt
ein Bindungsende wird Alix zum sogenannten mutierten Alix, und dann schützt das
Protein die Zellen vor der Apoptose. Diese Studie untersucht auf
immunhistochemischer Ebene mit einem Antikörper gegen Alix die Expression von
Multivesiculare Bodies in astrozytären Tumoren Grad I, Grad II, Grad III, und Grad IV
und korreliert die Expression, qualitativ und quantitativ mit der Tumorprogression
gemäß WHO-Grad.
.
11
Vorwort
Den Entschluss mich mit dem Thema Neuropathologie zu beschäftigen und auch
diese Arbeit zu verfassen, fasste ich vor einiger Zeit im Zuge einer Famulatur am
Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Graz. Da ich mich schon sehr
lange für dieses Fach interessiere und im Laufe des Studiums auch das Fach
Neurologie für mich entdeckte, war dies die perfekte Gelegenheit diese zwei
Disziplinen miteinander zu vereinen. Durch den Anstoß von OA Dr. Martin Asslaber
war es mir möglich, mich intensiver mit dem Fach Neuropathologie, speziell mit
Astrozytomen, auseinander zu setzen und meine Arbeit über den Mikrokosmos
dieser Tumoren verfassen zu können. Zuerst begann ich mich, in die für mich damals
noch neue Materie akribisch einzulesen, was meine Leidenschaft für diese Disziplin
der Humanmedizin umso mehr entfachte. Nach den ersten Versuchen im Labor
erkannte ich die Vielschichtigkeit der Grundlagenforschung erst recht und wurde
jeden Tag, den ich mit der Arbeit an diesem Projekt verbrachte neugieriger. Da es zu
dem speziellen Thema der Anfärbbarkeit von Mikrovesikeln aus Astrozytomzellen
noch sehr wenig Literatur zu lesen gab und meine Literaturrecherche deshalb etwas
schwieriger ausfiel als gedacht, war ich gezwungen eine Probe aufs Example zu
statuieren. Als ich zum ersten Mal unter das Mikroskop blickte und meine Proben
begutachtete war ich stolz, da es mir gelungen war Mikrovesikel
immunhistochemisch in FFPE-Proben sichtbar zu machen. Dieses Ergebnis warf für
mich einen weiteren Punkt auf, der das Thema noch viel interessanter machte,
nämlich den Punkt einer neuen Therapieform, die vielleicht in ferner Zukunft eine
Rolle in der Bekämpfung von malignen Tumoren des Zentralnervensystems spielen
könnte. Die intensive Beschäftigung mit dem Thema Neuropathologie hat mir
während der ganzen Zeit gezeigt, dass das Fach Pathologie an sich auch in Zukunft
meinen beruflichen Lebensweg definieren wird, da ich die interdisziplinäre
Zusammenarbeit mit sämtlichen Instituten und Kliniken sehr spannend finde und
auch der Forschungsaspekt in diesem Fach nicht zu kurz kommt.
12
1 Einleitung
Das Zentralnervensystem ist aufgebaut aus vielen verschiedenen Zelltypen und
Leitungsbahnen in denen chemische und elektrische Signale wechselseitig
ineinander überführt werden. Eine Depolarisierung der Nervenzellmembran führt an
der Synapse zur Ausschüttung von Neurotransmittern, die in Abhängigkeit von ihrer
chemischen Natur in der nachgeschalteten Zelle über eine Bindung an Rezeptoren
eine erregende oder hemmende Wirkung auslösen. Durch diesen Typ der
Informationsübertragung kann sich der Organismus sehr kurzfristig auf neue
Situationen einstellen. Die Zahl der Nervenzellen im ausgereiften, menschlichen
Gehirn wird auf etwa
geschätzt. Das Volumen der Nervenzellen und ihrer
Fortsätze beträgt im ZNS etwa 60%. (Schröder, 1995, pp. 6-10)
„Wird eine Nervenzelle oder eine Zelle des Stützgerüstes, eine sogenannte Gliazelle
in ihrem Genom durch verschiedene Umstände verändert, ist sie mutiert und es kann
daraus ein Tumor entstehen, der benigne oder auch maligne sein kann. Obwohl
Hirntumoren nur etwa 2% aller menschlichen Tumoren ausmachen, spielen sie eine
wichtige Rolle, da Menschen aller Altersstufen, auch Kinder, von ihnen betroffen
sein können. Am häufigsten unter den bösartigen Hirntumoren sind maligne Gliome,
vor allem des Großhirns. Da das Gehirn in den knöchernen Schädel eingeschlossen
ist, können alle, also auch gutartige raumfordernde Prozesse, früher oder später zur
Hirndrucksteigerung führen, und mit einer lebensbedrohlichen intrakraniellen
Massenverschiebung einhergehen. Die klassischen Merkmale der Malignität, also
infiltrativ-destruierendes Wachstum und Metastasierung, gelten nur eingeschränkt.
Die Tumorinfiltration bleibt in der Regel auf das Hirnparenchym beschränkt und eine
hämatogene Streuung in andere Organe ist sehr selten. Die Inzidenz intrakranieller
Tumoren liegt in Europa bei 7-10 Neuerkrankungen pro 100000 Einwohner und Jahr
und ist weitgehend konstant, außer einer Zunahme bei ZNS-Lymphomen.“
(Böcker/Denk/Heitz, 2001, pp. 313-314) Männer sind insgesamt etwas häufiger
betroffen (Männer:Frauen=312:264 im Jahr 2008). (Statistik Austria, 2008) „Trotz
ausgedehnter epidemiologischen Studien ist es bisher nicht gelungen
13
Umweltfaktoren zu identifizieren, die für die Entstehung von Hirntumoren
verantwortlich sind. Gesichert ist allein die gelegentliche Induktion von Hirntumoren
durch therapeutische Dosen ionisierender Strahlen, insbesondere bei Kindern.“
(Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 314)
Im Zentrum dieser Arbeit stand die Fragestellung, ob sogenannte Multivesiculare
Bodies, also Zusammenschlüsse einzelner Mikrovesikel, die durch Exozytose aus
den Zellen ausgeschleust werden, einen Zusammenhang mit der Tumorprogression
und/oder die Prognose von Astrozytomen aller WHO-Grade haben, da die
Ergebnisse dieser Studie einen neuen Aspekt der Tumorprogression untermauern
könnten.
1.1 Astrozytome
„Die Astrozytome gehören zur großen Gruppe der Gliome. Ihr Ursprungsgewebe sind
die Astrozyten der Glia des Gehirns (bzw. des Rückenmarks).“ (Fischer, 2005, p.
215) „Astrozytome werden nach der WHO-Klassifizierung in 4 Grade eingeteilt, wobei
Astrozytome Grad IV auch als Glioblastome bezeichnet werden. Astrozytome
nehmen etwa 10-15% der intrakraniellen Tumoren ein. Ihre histologische Zuordnung
kann manchmal schwierig sein, da auch Mischformen mit Oligodendrogliomen
möglich sind, wobei in Abhängigkeit des relativen Anteils einer oligozytären oder
ganglionären Tumorkomponente von Mischgliomen gesprochen wird. Entsprechend
ihrer in vielen Fällen meist gutartigen Wachstumstendenz, kann die Anamnese bei
Astrozytomen sehr lange sein. Auch bei den bösartigeren Formen sind lange
Anamnesen möglich, da es bei den Astrozytomen aus einer gutartigen Vorstufe
heraus zu einer bösartigen Entwicklung kommen kann. Entsprechend ihrer
Lokalisation im Großhirn überwiegen bei den funktionellen Störungen, die
Astrozytome hervorrufen können, Großhirnstörungen. Bei den bösartigeren Formen
häufiger als bei den gutartigeren sind Kopfschmerzen, motorische Ausfälle,
Epilepsie, ebenso Wesensveränderungen und sonstige psychische Auffälligkeiten,
die von der Lokalisation des Tumors im Großhirn abhängen, oft die ersten
Symptome. Astrozytome, insbesondere WHO Grad I und WHO Grad II sind nach den
Oligodendrogliomen die am häufigsten zu epileptischen Anfällen führenden
intrakraniellen Tumoren.“ (Fischer, 2005, pp. 216-217) Der Nachweis von
14
Astrozytomen gelingt am leichtesten mit der Magnetresonanztomographie, wo die
gutartigeren Formen kaum Kontrastmittel aufnehmen. Bösartigere Formen der
Astrozytome, im speziellen Glioblastome weisen im MRT eine periphere
Kontrastmittelaufnahme auf. Auch mittels Computertomographie ist der Nachweis
von Astrozytomen nach Kontrastmittelgabe erbringbar. „Entsprechend ihrer Natur als
hirneigene Tumore wachsen Astrozytome nicht abgegrenzt vom Hirngewebe sondern
diffus infiltrierend, sodass ihre vollständige operative Entfernung praktisch nicht
möglich ist. Möglicherweise ergeben sich sicherere Resektionsmöglichkeiten durch
die präoperative Gabe von 5-Amino-Lävulinsäure (ALA). Auch wenn eine scheinbar
vollständige Tumorentfernung in funktionell nicht bedeutsamen Arealen gelungen ist,
rezidivieren Astrozytome in zeitlicher Abhängigkeit ihrer Dignität praktisch immer.
Lediglich bei den pilozytischen Astrozytomen (WHO-Grad I) , die typischerweise im
Kleinhirn und bei Kindern auftreten, kann nach radikaler operativer Entfernung von
einer Heilung ausgegangen werden.“ (Fischer, 2005, p. 217)
Bild 1: MRT-Bild von einem Astrozytom links und mittig präoperativ, rechts postoperativ
1.1.1 WHO-Klassifizierung
Tumoren des ZNS unterscheiden sich in einigen Aspekten von denen anderer
Organe. Um die Verständigung zwischen Pathologen, Neurochirurgen und
Onkologen zu erleichtern, wird die biologische Wertigkeit von Tumoren des
Nervensystems durch ein histologisches Grading standardisiert. Am weitesten
verbreitet ist das Grading der WHO.
15
WHO-Grad
WHO-Bezeichnung
Histologie
Genetische Alteration
I
Pilozytisches
Bipolare, „piloide“
Deletion auf Chromosom
Astrozytom
Zellen, Rosenthal
17q (<20%), Akkumulation
Fasern, eosinophile
von P53-Protein (selten)
Körperchen
II
Diffuses
Geringe Kernatypien,
Astrozytom
fibrilläre Matrix
Mutation p53 (>70%)
(niedriggradig)
III
Anaplastisches
Vermehrt Kernatypien,
Mutation p53 (>70%),
Astrozytom
Mitosen
Deletion Chromosom 19q
(50%)
IV
Glioblastoma
Kernatypien, Mitosen,
Deletion Chromosom 10
multiforme (GBM)
Nekrosen, und/oder
(>60%) und 19q,
Gefäßproliferationen
De novo-GBM: EGFRezeptor
Amplifikation und
Überexpression (60%)
PTEN-Mutation (30%),
p16-Deletion (30%),
MDM2-Amplifikation
(<10%).
Sekundäres GBM: p53Mutation (>70%)
Tabelle 1: Histologisches Grading und genetische Charakteristika von Astrozytomen
(modifiziert nach (Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 315)
16
1.1.2 Pilozytisches Astrozytom (WHO-Grad I)
„Das pilozytische Astrozytom ist ein langsam wachsender astrozytärer Tumor des
Kindesalters mit bevorzugter Lokalisation in den Mittellinienstrukturen des Gehirns.
Epidemiologie: Neben dem Medulloblastom ist das pilozytische Astrozytom der
häufigste Hirntumor des Kindesalters und manifestiert sich mit einem Altersgipfel um
das 10.-13. Lebensjahr. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen. Seltener
treten pilozytische Astrozytome auch bei jungen Erwachsenen auf. Pilozytische
Astrozytome umfassen ca. 5-6% aller Gliome.
Lokalisation: Zu den bevorzugten Lokalisationen gehören die anatomischen
Strukturen um die Mittellinie des Gehirns: Nervus opticus und Tractus opticus
(Optikusgliom), Hypothalamus, Thalamus, Basalganglien, medialer Temporallappen,
Kleinhirn und Rückenmark. Eine Lokalisation in den Großhirnhemisphären ist
seltener.
Morphologie: Makroskopisch handelt es sich um knollige, derbe Tumoren mit grauweißer Schnittfläche, oft mit wasserhellen Zysten. Der Tumor infiltriert langsam, unter
Auftreibung der ortsständigen Strukturen. Histologisch handelt es sich um zellarme
Tumoren mit abwechselnd faserreichen und faserarmen, mikrozystisch
aufgelockerten Arealen. In den faserreichen Abschnitten sieht man längliche,
bipolare Tumorzellen mit feinen, haarförmigen Fortsätzen. Charakteristisch sind
eosinophile, kolbenartige Auftreibungen der Zellfortsätze (sog. RosenthalFasern) und intrazytoplasmatische Proteinablagerungen (sog. eosinophile
Körperchen). Mitosen sind sehr selten (Proliferationsfraktion: 1-3%). Auch bei
langjährigem Verlauf ist eine maligne Progression sehr selten.
17
Bild 2: Pilozytisches Astrozytom
Klinisch-pathologische Korrelationen: Bei Optikusgliomen stehen Sehstörungen im
Vordergrund, bei Lokalisation im Zwischenhirn hypothalamische Störungen und bei
zerebellären Astrozytomen Gangunsicherheit und Ataxie, aber auch
Endokrinopathien können als Symptome in Erscheinung treten. Ein Teil der
Symptomatik wird durch die Raumforderung der Tumorzysten hervorgerufen und
kann durch stereotaktische Punktion gemindert werden. Ein klinischer Verlauf über
viele Jahre ist typisch. Das Kleinhirnastrozytom hat wegen seiner besseren
operativen Zugänglichkeit eine günstigere Prognose. Wegen der geringen
mitotischen Aktivität ist eine Radio- oder Chemotherapie nicht angezeigt.“
(Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 316)
1.1.3 Niedriggradiges diffuses Astrozytom (WHO-Grad II)
„Astrozytome Grad II sind charakterisiert durch eine geringe Wachstumstendenz.
Allerdings infiltrieren sie diffus in benachbarte Strukturen, so dass eine vollständige
chirurgische Resektion nicht gelingt. Im Verlauf der typischerweise auftretenden
Rezidive beobachtet man histologisch eine zunehmende Zellteilungsaktivität, das
heißt Anaplasie, und eine Progression zum anaplastischen Astrozytom oder
Glioblastom.“ (Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 316)
18
Epidemiologie: Die diffus infiltrierenden, niedriggradigen Astrozytome
manifestieren sich bevorzugt bei jüngeren Erwachsenen, mit einem
Altersgipfel zwischen dem 30. Und 40. Lebensjahr.
Lokalisation: Diffus infiltrierende Astrozytome können in jeder Region des ZNS
vorkommen. Gehäuft entstehen sie supratentoriell in den Frontal-und
Temporallappen, aber auch der Hirnstamm und das Rückenmark sind
Prädilektionsorte. Im Kleinhirn sind Astrozytome Grad II eher ungewöhnlich. (David
N. Louis, 2007, pp. 25-29)
„Morphologie: Makroskopisch handelt es sich um schlecht abgegrenzte Tumoren mit
grauer, oft glasiger Schnittfläche. Wegen des infiltrativen, jedoch nicht
destruierenden Wachstums resultiert eine Auftreibung benachbarter ortsständiger
Strukturen (z.B. Großhirnrinde, Stammganglien). Im grobfibrillären Faserfilz
entwickeln sich oft multiple kleine Pseudozysten mit wasserheller Flüssigkeit.“
(Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 316) Histologisch lassen sich drei Typen unterscheiden.
Das fibrilläre Astrozytom zeigt eine geringere Zelldichte und besteht aus isomorphen
neoplastischen Astrozyten mit kleinen, runden Zellen in einer kleinzystisch
aufgelockerten Matrix.
Das gemistozytische Astrozytom ist gekennzeichnet durch eine faserreiche Matrix
und durch Tumorzellen mit großem, homogenem Zytoplasma und exzentrischen
Kernen. (Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 316)
Das protoplasmatische Astrozytom erscheint makroskopisch weicher und
regelmäßiger von bereits makroskopisch erkennbaren kleinen Pseudozsyten
durchsetzt. Mikroskopisch ist diese grob spongiöse bis klein zystische
Gewebsumwandlung deutlicher als bei fibrillären Astrozytomen. Dementsprechend
treten diese Faserstrukturen relativ zurück. Stattdessen sind die Perikarya breiter,
wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei den gemistozytischen Astrozyten. Die
Zellfortsätze sind lichtmikroskopisch nur auf kurze Strecken verfolgbar.
Intrazytoplasmatische Fibrillen sind nur im geringen Grade nachweisbar. (Remmele,
1984, p. 233)
Die Tumorzellen exprimieren entsprechend ihres Ursprungsgewebes GFAP. Mitosen
sind selten.
19
Bild 3: Niedriggradiges diffuses Astrozytom
Klinisch-pathologische Korrelation: Das Leitsymptom sind cerebrale Krampfanfälle,
aber auch Sprachprobleme, Sensibilitätsstörungen, Sehstörungen, oder motorische
Ausfälle können bereits früh-anamnestisch auftreten. Bei Tumoren im Frontallappen
sind Wesensveränderungen auffällig. (David N. Louis, 2007, pp. 48-49)
1.1.4 Anaplastisches Astrozytom (WHO-Grad III)
„Dieser Tumor entwickelt sich häufig aus einem niedriggradigen Astrozytom, kann
aber auch de-novo entstehen. Er unterscheidet sich von diesem morphologisch im
Wesentlichen durch eine größere Zellteilungsaktivität, die sich klinisch durch ein
rascheres Auftreten von Rezidiven manifestiert.“ (Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 316)
Epidemiologie: Das anaplastische Astrozytom hat einen Altersgipfel bei ca. 45
Jahren mit einem Geschlechterverhältins von Männer:Frauen 1:6.
Lokalisation: Das Astrozytom Grad III ist häufig gleich lokalisiert wie andere diffus
infiltrierende Astrozytome, tritt jedoch bevorzugt in den Großhirnhemisphären auf.
Morphologie: Gleich wie auch das Astrozytom Grad II hat auch dieser Tumor die
Tendenz das umgebende Gewebe zu infiltrieren ohne Gewebe zu zerstören.
Makroskopisch sieht man seltener Pseudozysten, jedoch häufig granuläre Areale von
weicher Konsistenz. Histologisch bietet sich ein zelldichteres Bild als bei Astrozytom
Grad II, ausgeprägtere Kernatypien, und mitotische Aktivität. Regionale und diffuse
Hyperzellularität ist ein wichtiges diagnostisches Merkmal. Mikrovaskuläre
Proliferationen und Nekrosen fehlen.
20
Bild 4: Anaplastisches Astrozytom
Klinisch pathologische Korrelation: Die Symptome sind ähnlich wie beim Astrozytom
Grad II. Im Falle einer Progression eines Astrozytoms Grad III treten zunehmend
neurologische Defizite, cerebrale Krampfanfälle und Hirndruckzeichen auf. (David N.
Louis, 2007, pp. 30-32)
1.1.5 Glioblastom (WHO-Grad IV)
„Das Glioblastom ist ein hochmaligner glialer Tumor astrozytären Ursprungs, der sich
bevorzugt im höheren Erwachsenenalter (50.-60. Lebensjahr) manifestiert. Es ist der
häufigste astrozytäre Tumor und macht 15-20% aller Hirntumoren aus. Das
Glioblastom kann sich aus einem niedriggradigen Astrozytom entwickeln,
oder mit sehr kurzer klinischer Anamnese, de-novo entstehen.“
(Böcker/Denk/Heitz, 2001, p. 317)
Ätiologie und Pathogenese: Die Ätiologie der Glioblastome ist unbekannt. Es lassen
sich klinisch sowie molekulargenetisch zwei Glioblastomtypen unterscheiden. Das
primäre Glioblastom manifestiert sich meist bei älteren Patienten nach kurzer
Anamnese de-novo und ist genetisch charakterisiert durch Amplifikation und/oder
Überexpression des EGF- Rezeptors, PTEN- Mutationen, p16- Deletionen und,
seltener, eine Amplifikation des MDM2- Gens. Das sekundäre Glioblastom entwickelt
sich durch Tumorprogression aus einem niedriggradigen oder anaplastischen
21
Astrozytom, betrifft meist Patienten im mittleren Lebensalter und enthält in mehr als
70% der Fälle eine Mutation des p53- Tumorsuppressorgens. (Böcker/Denk/Heitz,
2001, pp. 316-317)
Lokalisation: Das Glioblastom ensteht am häufigsten in der subcorticalen weißen
Substanz der Großhirnhemisphären. Zu den meist betroffenen Regionen zählen der
Temporallappen (31%), der Parietallappen (24%), der Frontallappen (23%) und der
Occipitallappen (16%). Vor allem die kombinierte fronto-temporale Erscheinungsform
ist typisch. Das Kleinhirn und das Rückenmark sind als Tumorlokalisation eher
selten. (David N. Louis, 2007, pp. 33-47)
„Morphologie: Makroskopisch weisen Glioblastome eine charakteristische „bunte“
Schnittfläche auf mit gelblichen Nekrosen, Blutungen und grau- weißem
Tumorgewebe. Das Glioblastom hat eine ausgeprägte Neigung zum diffusinfiltrativen Wachstum. Es breitet sich besonders rasch entlang kompakter
Myelinbahnen aus. Typisch ist eine Ausdehnung über den Balken in die
kontralaterale Hemisphäre, wodurch neuroradiologisch und makroskopisch
das Bild bilateral symmetrischer Glioblastome entsteht (sogenanntes
Schmetterlingsgliom). Histologisch handelt es sich um zellreiche, meist polymorphe
Tumoren mit sehr hoher Mitoserate (Wachstumsfraktion: 8-25%). Typisch, aber nicht
obligat, sind die mehrkernigen Riesenzellen. Für die Diagnose entscheidend ist das
Vorkommen flächenhafter oder strichförmiger Nekrosen, um die sich die
Tumorzellkerne radiär anordnen (Pallisadenstellung der Kerne). Weiteres typisches
Merkmal sind ausgeprägte Gefäßproliferationen, insbesondere in der
Infiltrationszone des Tumors. Sie werden durch ein von den Gliomzellen sezerniertes
angiogenetisches Protein (VEGF) induziert. Immunhistochemisch lässt sich trotz
fortgeschrittener Entdifferenzierung zumindest in einem Teil der Tumorzellen GFAP
nachweisen.“ (Böcker/Denk/Heitz, 2001, pp. 316-317)
22
Bild 5: Glioblastom (Makro-Präparat)
Bild 6: Glioblastom (histologisches Präparat)
23
Klinisch-pathologische Korrelation: Die klinische Anamnese ist beim Glioblastom
meist kurz, in 50% der Fälle sogar unter 3 Monaten, außer es ist sekundär
entstanden. Die führenden Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen,
oder Papillenödeme sind auf die Hirndrucksteigerung zurückzuführen. Ein Drittel der
Patienten erleiden einen epileptischen Anfall. Nicht neurologische Symptome wie
Wesensveränderungen können ebenfalls auftreten. (David N. Louis, 2007, pp. 33-47)
1.2. Weitere gliale Tumorentitäten
Neben den Astrozytomen gibt es noch andere gliale Tumoren des ZNS die in dieser
Arbeit kurz erwähnt werden sollten.
1.2.1 Pleomorphes Xanthoastrozytom
Das Pleomorphe Xanthoastrozytom wird definiert als eine astrozytäre Neoplasie mit
pleomorphen Zellen und Lipideinlagerungen. Dieser Tumor wird histologisch als
WHO-Grad II angesehen und tritt häufiger bei Kindern und im jungen
Erwachsenenalter auf. Lokalisiert ist das pleomorphe Xanthoastrozytom bevorzugt in
den Großhirnhemisphären einschließlich den Meningen. Aufgrund der
oberflächlichen Lage dieses Tumors sind die Symptome häufig epileptische Anfälle
mit langer Anamnese. Makroskopisch erscheinen diese Tumore typischerweise
oberflächlich und in Kontakt mit den Meningen. Sie sind öfters begleitet von einer
Zyste mit einer knotigen Zystenwand. Histologisch ist das pleomorphe
Xanthoastrozytom vor allem durch das variable Erscheinungsbild geprägt. Es finden
sich spindelige Zellen, wie auch ein-oder mehrkernige Riesen-Astrozyten die
teilweise so dicht gepackt sind, dass ein epitheloider Charakter entsteht. Auch
xanthomatöse Zellen mit Lipideinlagerungen sind Bestandteil dieses Tumors. Die
Prognose dieser Entität ist günstig. (David N. Louis, 2007, pp. 22-24)
1.2.3 Gliosarkom
Das Gliosarkom ist eine Variante des Glioblastoms, die durch ein biphasisches
Gewebemuster mit alternierenden Arealen von glialer und mesenchymaler
Differenzierung charakterisiert ist. Histologisch ist diese Tumorentität einem WHO24
Grad IV zuzuordnen. Lokalisiert ist das Gliosarkom bevorzugt in den
Großhirnhemissphären, einschließlich des Temporal-, Frontal-, Parietal-, und
Occipitallappens. Die klinischen Symptome sind ähnlich derer des Glioblastoms in
Abhängigkeit von der Tumorlokalisation. Makroskopisch zeigt sich das Gliosarkom
kompakt und gut umschrieben, die radiologisch mit den Charakteristika einer
Metastase oder dem Erscheinungsbild eines Meningeoms einhergehen . Histologisch
erscheint dieser Tumor mit einer Mischung aus glialem und sarkomatösem Gewebe.
Die Prognose des Gliosarkoms ist mit der Prognose des Glioblastoms zu
vergleichen. (David N. Louis, 2007, pp. 48-49)
1.2.4 Oligodendrogliom
Das Oligodendrogliom ist ein diffus-infiltrierendes und gut differenziertes Gliom,
welches bevorzugt im Erwachsenenalter auftritt. Histologisch wird dieser Tumor als
WHO-Grad II klassifiziert. Bevorzugt lokalisiert ist das Oligodendrogliom in den
Großhirnhemisphären, vor allem im Kortexbereich. Symptome des
Oligondendroglioms sind häufig cerebrale Krampfanfälle, Kopfschmerzen und andere
Zeichen des erhöhten Hirndrucks. Makroskopisch imponiert das Oligodendrogliom
als weiche, gut definierte Tumormasse mit grau-rosa Farbe. Tumore mit mukoider
Degeneration erscheinen gelatinös. Histologisch wird das Oligodendrogliom durch
monomorphe Zellen mit einheitlichen runden Zellkernen und perinukleären Halos
(sogenanntes Honigwabenmuster) charakterisiert. Typisch sind Mikrokalzifikationen,
und ein dichtes Netzwerk von verzweigten Kapillaren. Es können auch mukoidzystische Degenerationen auftreten. Prognostisch haben Oligodendrogliome ein
langsames Wachstum und die Patienten deshalb auch eine relativ lange
Überlebenszeit. (David N. Louis, 2007, pp. 54-59)
1.2.5 Anaplastisches Oligodendrogliom
Das anaplastische Oligodendrogliom ist ein Oligodendrogliom mit fokalen und
diffusen histologischen Eigenschaften der Malignität. Histologisch wird es als WHOGrad III klassifiziert. Dieser Tumor tritt gehäuft im Erwachsenenalter mit einem
Altersgipfel bei 45-50 Lebensjahren auf. Lokalisiert ist das anaplastische
Oligodendrogliom vor allem im Frontallappen und im Temporallappen. Es entwickelt
sich entweder de-novo, oder aus einem vorbestehenden Oligodendrogliom WHOGrad II. Als häufigstes Symptom treten cerebrale Krampfanfälle in Erscheinung.
25
Makroskopisch sieht das WHO-Grad III Oligodendrogliom ähnlich aus wie das WHOGrad II Oligodendrogliom mit dem Zusatz von Nekrosearealen. Histologisch zeigt
dieser Tumor morphologische Variationen mit entrundeten, hyperchromatischen
Zellkernen, perinukleäre Halos, und Mikrokalzifikationen. Auch Riesenzellen oder
Spindelzellen können auftreten. Charakteristisch sind vor allem verzweigte
Kapillaren. (David N. Louis, 2007, pp. 60-62)
1.3 Zellulärer Transport durch Mikrovesikel
1.3.1 Mikrovesikel
Als Vesikel bezeichnet man im Allgemeinen membranbegrenzte Bläschen. Diese
Bläschen bilden eigene Zellkompartments, in denen in der Regel unterschiedliche
Prozesse auf zellulärer Ebene ablaufen. Es gibt verschiedene Arten von Vesikeln.
Zum einen gibt es Vesikel, die in die Zelle eingeschleust werden, um Makromoleküle,
Partikel, Mikroorganismen oder Zellen durch Phagocytose oder Pinocytose in das
Innere der Zelle zu bringen. Diesen Vorgang nennt man Endocytose. Zum anderen
gibt es Vesikel, die durch Exocytose Materialen wie Proteine, mRNA oder auch
Neurotransmitter aus der Zelle herausschleusen. Dies geschieht, indem das
austretende Material von internen Cytomembranen, meist vom Golgi-Apparat
stammend, umschlossen und abgeschnürt wird. Die Exocytose wird lokal durch
besondere Signalsubstanzen stimuliert. Vesikel entstehen dadurch, dass, nachdem
eine Signalsubstanz ausgeschüttet wurde, an der Zelloberfläche Teile der
Plasmamembran nach innen eingestülpt werden und diese so eine abschnürbare
Form bildet. Dieses abgeschnürte Bläschen nennt man dann Exosom oder auch
Mikrovesikel. Vesikel dienen also grundlegend dem zellulären Transport, indem sie
nach der Exocytose durch den Interzellularraum wandern, um mit Membranen
anderer Kompartimente zu fusionieren. Um sich fusionieren zu können, benötigen
Vesikel gewisse Oberflächeneigenschaften, die durch eine Reihe von Proteinen, den
sogenannten Oberflächenrezeptoren, gebildet werden. Diese Oberflächenrezeptoren
sind dafür zuständig, dass die aufzunehmenden Vesikel an ihrer Oberflächenstruktur
von Zellen erkannt werden, und mit der aufnehmenden Zelle eine Bindung eingehen
können. Diesen Transportweg nennt man rezeptor-vermittelte Endocytose.
26
Mikrovesikel im speziellen sind ebenfalls Teile der Plasmamembran, und haben
einen Durchmesser von zirka 50-100nm. Sie schleusen Zellbestandteile in Form von
mißgefalteten Proteinen, Metabolisierungsprodukten, oder zelltoxische Substanzen
aus der Zelle aus, und bilden auch einen wichtigen Teil in der Kette der
interzellulären Kommunikation. Es gibt 3 verschiedene Wege wie Mikrovesikel aus
der Zelle gelangen können. Sie können durch den oben beschriebenen Vorgang der
Exocytose in den Extrazellularraum geschleust werden, durch das sogenannte
„budding“, der Vesikel-Knospung direkt von der Plasmamembran aus der Zelle
gelangen, oder auch durch den Vorgang der Apoptose durch das sogenannte
„blebbing“ aus der zu Grunde gehenden Zelle austreten. Sie werden bei
verschiedenen biologischen Prozessen freigesetzt, unter anderem auch während der
Zelldifferenzierung. Weitere Prozesse, bei denen Mikrovesikel freigesetzt werden
sind Stimulationen mit Zytokinen, Scherkräfte, Stress oder aktivierende Prozesse, die
auf die Zellen einwirken, und auch Alterungsprozesse der Zellen. Da verschiedene
Studien zu dem Ergebnis kamen, dass auch mRNA, microRNA , Proteine und sogar
aktive Onkogene inhaltlicher Bestandteil von Mikrovesikeln sein können, die von
unterschiedlichen Tumorzellen wie beispielsweise Gliomzellen ausgeschleust
werden, wurde den Mikrovesikeln allmählich eine wichtige Rolle als Mediator in der
Tumorprogression zugeschrieben. Mikrovesikel werden auch während der malignen
Transformation der Zelle auf Grund von mutierten Onkogenen wie zum Beispiel K-ras
und EGFR ausgeschleust und ebenso wegen der Aktivierung oder den Verlust des
p53-Tumorsuppressorgenes in verschiedenen Tumor-Settings in Erscheinung treten.
Mikrovesikel können auch an der Freisetzung von Angriffskomplexen des
Komplementsystems teilnehmen oder an immunmodulierdenden Aktivitäten beteiligt
sein. Es wurde auch festgestellt, dass der Inhalt von Mikrovesikeln nicht aus
zufälligen Ansammlungen von Zellinhalten besteht, sondern dass die Inhalte durch
einen hochselektiven Prozess zusammengestellt werden. Im endocytotischen
Pathway spielt dabei der ESCRT-Komplex eine große Rolle. Wie genau dieser
Prozess abläuft ist derzeit noch unklar. (Khalid Al-Nedawi, 2009, pp. 2014-2018)
Multivesicular bodies sind also Zusammenschlüsse einzelner Mikrovesikel. Zu
diesem Zusammenschluss kommt es ebenfalls unter anderem durch das ESCRTSystem.
27
1.3.2 ESCRT-System
Zellen müssen sich ständig an ihre Umgebung anpassen, und das geschieht
dadurch, indem spezifische Komponenten der Zelloberfläche neu hinzugefügt oder
entfernt werden. Werden aktivierte Wachstumsfaktoren, wie zum Beispiel EGFR
nicht abgebaut, führt das in der Regel zu verstärkter Zellteilung, und dies begünstigt
die Krebsentstehung. Der Endosomal sorting complex required for transport, kurz
auch ESCRT-Komplex genannt, ist grob gesagt ein molekularer
Verpackungsautomat für Rezeptoren. Dieser Komplex ermöglicht die
Membranspaltung, während der Bildung von MVB`s, das Budding von behüllten
Viren, und spielt auch eine Rolle in der Cytokinese. Das ESCRT-System besteht aus
4 verschiedenen Komplexen, ESCRT- 0, -1, -2, und -3, die wiederrum aus
zytosolischen Proteinen bestehen. Diese Komplexe werden benötigt für die
Erkennung und die Sortierung von ubiquitin-modifizierten Cargo-Proteinen in die
internalen Vesikeln von MVB`s. Als Cargo-Proteine bezeichnet man alle Proteine, die
in den Vesikeln vorhanden sind, das heißt die Ladung der Vesikel an Proteinen. Das
Sortieren benötigt ein oder mehrere Ubiquitin-Tags, die zu den cytosolischen
Domänen der Membranproteine hinzugefügt werden. Ubiquitin ist ein
Regulatorprotein, welches an Proteine bindet um sie zu den Proteasomen zu führen,
die wiederrum ihrerseits Proteine abbauen und danach recyclen. Diese UbiquitinTags werden von der ESCRT-Maschinerie erkannt und der ESCRT-Komplex bindet
sequentiell. Die einzelnen ESCRT-Komplexe arbeiten zusammen, um die CargoProteine von einem Komplex zum nächsten zu führen. Dabei sortieren sie durch eine
Bindung die ubiquinierten Cargo-Proteine in Subregionen der endosomalen
Membran. Von dort aus können sie dann schließlich in MVB`S inkludiert werden.
(Alberts Bruce, 2008, pp. 795-797)
ESCRT`s werden durch virusähnliche Proteine, die Proline rich motifs (PRM`s) die so
genannte Late Domains enthalten, zu den Budding-Sites rekrutiert. PRM`s sind oft in
großen Mengen zusammengruppiert, in so genannten Proline rich regions (PRR`s),
mit bis zu 150 PRM`s. (Ren X, 2011, pp. 1282-1290) Zusammenfassend ist die
ESCRT- Maschinerie für den Abbau der Oberflächenrezeptoren verantwortlich. Sie
produziert kleine Container, in denen die Rezeptoren für den Transport in die
Lysosomen, also den Ort ihres Abbaus, verpackt werden. Diese Container sind die
oben beschriebenen MVB`s. Der eigentliche Verpackungsschritt wird vom ESCRT-328
Komplex gesetzt, der wahrscheinlich ein ringförmiges Proteinfilament als
Kopiervorlage für die ca. 25 nm großen MVB`s bildet. (Teis D., 2010, pp. 871-883)
1.4 Alix (PDCD6ip= Programmed cell death 6-interacting protein)
1.4.1 Alix
Alix, oder auch PDCD6ip genannt, ist ein zytosolisches Protein, welches aus 869
Aminosäuren besteht mit 2 Bindungsenden, dem C-Terminal und dem N-Terminal,
zwischen denen eine Mittelregion liegt. PDCD6ip ist angereichert in Exosomen.
Das C-Terminal dieses Proteins interagiert mit der Mehrheit der Proteine, die Alix mit
biochemischen Prozessen in Verbindung bringen. Dieses Terminal bindet
Endophiline, Cbl-Interacting proteine (= CIN 85) und Tsg 101. Endophilin ist ein SH3Domänen Protein, welches in der Clathrin mediierten Endocytose eine Rolle spielt.
CIN85 ist ein Adapterprotein, welches ebenfalls an der Regulation verschiedener
Signalübertragungswege bezüglich der Endocytose mitwirkt.
(http://www.phosphosite.org/proteinAction.do?id=8642&showAllSites=true,
13.01.2013, 16:40) Tsg 101 ist ein Gen, welches für ein gleichnamiges Protein
codiert, das zu einer Gruppe von inaktiven Homologen von ubiquitin-konjugierten
Enzymen gehört. (Katzmann DJ, 2002, pp. 893-905)
Die Mittelregion beinhaltet sogenannte coiled-coil motifs. Dieser Begriff bezeichnet
eine stabile, lineare Domäne, die aus mindestens 2 Einzelhelices besteht, die
umeinander gewunden sind, und potentielle Bindungsorte für zusätzliche PartnerProteine darstellen. (Pan, 2006, pp. 34640-34650)
Das N-Terminal vermittelt die Lokalisierung von Endosomen. Dieses Terminal ist
gleichzusetzten mit der sogenannten Bro1-Domäne und bindet CHMP4 (Charged
multivesicular body protein 4). Die Bro1-Domäne ist eine Protein-Domäne, die in
etwa 390 Aminosäuren lang ist und in verschiedenen eukaryoten Proteinen, unter
anderem auch in Alix, zu finden ist. Diese Protein- Domäne wirkt dabei mit, Proteine
gezielt in die Vesikel und Lysosomen zu transportieren. Unter anderem bindet die
Bro1-Domäne von Pilz- wie auch von Säugetierproteinen an den oben
beschriebenen ESCRT-Komplexen, genauer gesagt an den ESCRT-3-Komplex. Dies
29
hat zur Folge, dass Proteine, die eine Bro1-Domäne enthalten, dadurch zu den
Endosomen geführt werden können und so in die Vesikel gelangen. (Sadoul, 2006,
pp. 69-77) Zusätzlich wurde beobachtet, dass der Verlust der Funktion der Bro1Domäne in Hefe-Kulturen zu einer verminderten Expression von
Oberflächenproteinen führt, welche normalerweise endocytotisch abgebaut werden
und zu den Vesikeln transportiert werden. Die verschiedenen biologischen
Funktionen von Alix sind im Wesentlichen von den Funktionen der Proteine, mit
denen Alix interagiert abzuleiten. (Odorizzi, 2006, pp. 3025-3032)
1.4.2 Alix in Interaktion mit dem ESCRT-System
Alix arbeitet in verschiedener Weise mit den ESCRT-Komplexen zusammen. Es
interagiert mit dem ESCRT- 1-und ESCRT- 2-Komplex durch ubiquitin-bindende
Domänen am C-Terminalen Ende. Dies geschieht über die Tsg101- Untereinheit im
ESCRT-1-Komplex. Mit dem ESCRT-3-Komplex interagiert Alix in Form von CHMP4,
einem Protein welches an der Membranspaltung wesentlich beteiligt ist, am NTerminalen Ende. Im Gegensatz zum ESCRT-1-Komplex fehlen dem ESCRT- 3Komplex Untereinheiten, die ubiquitin-bindende Domänen enthalten, deshalb
rekrutiert der ESCRT-3-Komplex Alix und auch andere Proteine zu den Endosomen.
Alix bindet an jede CHMP4-Protein Isoform, wobei dieses Protein den
vorherrschenden Interaktionspartner für Alix darstellt, da das N-Terminal die gesamte
Bro1-Domäne umfasst und so an alle 3 CHMP4-Isoformen die es gibt binden kann.
Nach der Bro1-Domäne folgt an diesem Bindungsende eine Struktur namens VDomäne, welche der Bindungsort von LYPXnL-motif, und die eine sogenannte Late
Domain für das Virus-Budding ist. Einige behüllte Viren codieren Proteine, die diese
Late-Domains beinhalten, und die eine direkte Bindung mit Alix eingehen, wie zum
Beispiel das EIAV, Murine Leukaemia Virus, oder HIV-1. Somit wurde festgestellt,
dass auch Viren Alix benutzen um die ESCRT-Maschinerie zu rekrutieren, da erst
durch Membrandeformationen das Virus-Budding ermöglicht wird. Der HI-Virus zum
Beispiel, „entführt“ so zu sagen die ESCRT-Maschinerie um sich selbst an der
Membran von infizierten Zellen zu verpacken und danach abzulösen. Dabei leitet Alix
die Retroviren während des Budding-Vorganges zu den ESCRT-Komplexen durch
eine Interaktion mit CHMP4 an der N-terminalen Bro1-Domäne. (Odorizzi, 2006, pp.
3025-3032)
Danach folgt das C-Terminal mit der PRR.
30
Alix und die ESCRT-Maschinerie spielen auch eine Rolle bei der Regulation von
Wachstumsfaktoren, wie dem EGFR. Durch den Anstieg von ESCRT-vermittelten
Proteinsortierungsprozessen werden Wachstumsfaktoren durch Endocytose an der
Plasmamembran herunter reguliert.
Dieser Prozess verhindert eine weitere Zellteilung.
Die spezifische Rolle von Alix im ESCRT-vermittelten Sortieren von Proteinen ist
noch nicht ganz fassbar, jedoch hat man bereits festgestellt, dass die Bro1-Domäne
in Hefe-Kulturen die Deubiquitinierung von MVB-Inhalten in Form von Proteinen
unterstützt. (Odorizzi, 2006, pp. 3025-3032)
1.4.3 Alix in Interaktion mit weiteren Proteinen
Alix interagiert mit einer Reihe von Proteinen, indem es mit ihnen eine Bindung
eingeht. Wichtig bei diesen Vorgängen ist nicht nur an welchem Bindungsende Alix
sich mit den jeweiligen Bindungspartnern einlässt, sondern auch um welches Protein
es sich handelt.
Alix-binding
protein
TSG101
(ESCRT-I)
CHMP4*
(ESCRT-III)
Gag†
SETA
Alix-binding
motif
Binding site in Alix
Cellular activity
UEV
domain
Unknown
P717SAP720
MVB sorting and viral budding
Bro1 domain, Patch
1
Unknown
P740TPAPR745
MVB sorting and viral budding
Endophilin
SH3
domain
SH2
domain
P755ARPPPP761
Src
SH3
domain
P752QPPAR757
ALG-2
Unknown
PGY repeats (aa
802-813)
Src
YPxnL
SH3
domain
Phospho-Y319
Viral budding
Growth factor receptor
endocytosis; focal adhesion
remodeling
Growth factor receptor
endocytosis
Growth factor receptor
endocytosis; focal adhesion
remodeling
Growth factor receptor
endocytosis; focal adhesion
remodeling
Apoptosis
Tabelle 2: Zusammenfassung der Proteine, die mit Alix eine Bindung eingehen
31
1.4.3.1 Alix in Interaktion mit ALG-2
Wie das Synonym Alix (ALG-2 interacting-protein X) bereits vermittelt, ist die
Bindung, die Alix mit dem ALG-2 (Apoptosis-Linked Gene-2) eingeht besonders
hervorzuheben. ALG-2 ist ein kalzium-bindendes Protein, welches im ApoptoseSignalweg eine große Rolle spielt. Alix wurde erstmals durch die Bindung mit ALG-2
identifiziert. Besonders bei neuroepithelialen Zellen ist die Bindung zwischen Alix und
ALG-2 eine Voraussetzung um den Zelltod durch Apoptose zu induzieren. Im ZNS
verursacht der kalzium-induzierte Zelltod, der in der Toxizität von Glutamat seinen
Ursprung hat, eine massive Zunahme der endolysosomalen Aktivität. ALG-2 wurde
als erstes als Protein in einer T-Zelllinie beschrieben, dessen Expression für die TZellrezeptor-, Fas-und Glukokortikoid-induzierte Apoptose benötigt wird. Die
Korrelation der vermehrten Expression von Alix mit dem Zelltod wurde das erste Mal
in vivo in Neuronen von Ratten-Hippocampi beobachtet. Den Ratten wurde bei
diesem Versuch Kainsäure, eine pflanzliche Glutaminsäure, die excitotoxisch wirkt,
intraperitoneal injiziert. Auf diese Injektionen hin wurde der Hippocampus geschädigt
und es kam zu epileptischen Krampfanfällen. Die Regionen der Hippocampi, die am
meisten vom Zelluntergang betroffen waren, zeigten einen Anstieg der Expression
von Alix. Der Verlust der Neuronen wurde verursacht durch einen Kalziumeinstrom
durch die Glutamatrezeptoren, der wiederrum von einer massiven Steigerung der
Endocytose und Autophagie begleitet war. Somit wurde beobachtet, dass eine
Überexpression von Alix notwendig ist, um die Apoptose in den Neuronen zu
induzieren. Der Pro-apoptotische Effekt von Alix ist streng abhängig von der Bindung
mit ALG-2, da man auch beobachtet hat, dass Alix-Proteine ohne einer gewissen
Struktur, die für die Bindung mit ALG-2 notwendig ist, keinen negativen Effekt auf das
Überleben der Zellen hat. Andererseits wurde auch in ovo (an einem Hühnerembryo)
und in vivo gezeigt, dass Alix Caspase-Aktivitäten und den Zelltod blockieren kann,
wenn eine verkürzte Version des Proteins dominant agiert. Die Hypothese in Bezug
auf Alix und ALG-2 besagt also, dass ALG-2 auf abnormale Kalziumfluktuationen
reagiert, indem es an Alix bindet, und eine Caspase aktiviert, deren Aktivität einen
Teil der Endosomenmaschinerie darstellt. (Sadoul, 2006, pp. 69-77) Auch in anderen
Studien wurde dargestellt, dass eine Überexpression von Alix in neuroepithelialen
Zellen von Hühnerembryonen die Apoptose begünstigt, mit einer mutierten
Expression des C-Terminals allerding genau das Gegenteil bewirkt, nämlich die
Blockierung der ESCRT-Maschinerie und somit das Verhindern des natürlichen
32
Zelltodes. Die Deletion des Bindungsendes an Alix für ALG-2 setzt die proapoptotische Funktion von Alix außer Kraft und verwandelt das Protein in einen
Hemmer des natürlichen Zelltodes. In dieser Studie wurde auch gezeigt, dass die
antiapoptotischen Eigenschaften der Bindung, die Alix mit ALG-2 eingeht, blockiert
werden, wenn die 4 Aminosäuren durch Mutationen verloren gehen, die für die
Tsg101/ESCRT-1-Bindung notwendig sind. Deshalb geht man davon aus, dass die
Proteine Alix und ALG-2 mit den ESCRT-Proteinen eine Bindung eingehen müssen
um den Zelltod zu hemmen. (Mahul-Mellier, 2006, pp. 542-549)
1.3.3.2 Alix in Interaktion mit SETA/Ruk
Das Kürzel SETA steht für ein Protein namens SH3-domain Expressed in
Tumorigenic Astrocytes. Ein Synonym für SETA ist auch das Kürzel Ruk, welches
Regulator of ubiquitous kinase bedeutet. Es ist ein Adaptorprotein, welches eine
SH3-Domäne beinhaltet und eine wesentliche Rolle in der EGFR-Signalkaskade
spielt. Eine Expression von SETA wurde sowohl in Rattengliomen, als auch in
humanen Astrozytomen Grad II, III, und IV, sowie auch in Oligendendrogliomen und
Oligoastrozytomen verglichen. Die Expression von SETA wird unter anderem mit
dem Grad der malignen Entartung von Astrozyten assoziiert. Die Überexpression von
SETA-Proteinen, die fähig sind mit Alix eine Bindung einzugehen, macht Astrozyten
empfindlich für den UV-Licht-induzierten Zelltod. (Chatellard-Causse, 2002, pp.
29108-29115) Alix und SETA wurden in fokalen Adhäsionen von Astrozyten
gefunden, und es wurde festgestellt, dass Alix mit der Tyrosinkinase Pyk2
(phosphotyrosin kinase-2) eine Bindung eingehen kann. Diese Interaktion reguliert
die Zelladhäsion negativ, und nachdem Alix auch mit Endophilin interagiert, wurde
auch der direkte Effekt von Alix auf Tyrosinkinaserezeptoren untersucht. Das
Ergebnis war, dass Alix nur dann an EGFR binden kann, wenn es auch mit SETA
eine Bindung eingegangen ist. (Schmidt, 2004, pp. 3414-3425) Die Zelladhäsion
wird nicht nur durch das Zusammenspiel von Alix und SETA sondern auch durch die
negative Regulation von Alix durch Src beeinflusst. Src ist ein Proto-Onkogen,
welches für eine Tyrosinkinase codiert, und gehört zur Familie der Non-ReceptorTyrosinkinasen. Diese Proteinkinase wird durch die Stimulation von EGFR aktiviert.
Alix antagonisiert aber auch die EGFR-Endocytose durch eine Interaktion von SETA
mit Cbl. Cbl ist eine E3 Ubiquitin-Protein-Ligase, die im Zellsignalweg und der
33
Protein-Ubiquitinierung eine Rolle spielt. Das geschieht, indem eine Überexpression
von Alix verhindert, dass der SETA-Endophilin-Komplex an Cbl bindet. Dies führt
folglich zu einer Reduktion der endocytotischen Aufnahme von EGFR. (Odorizzi,
2006, pp. 3025-3032)
1.4.3.3 Alix in Interaktion mit Src
Wie oben bereits beschrieben ist Scr eine Proteinkinase, die in der Zellentwicklung
und im Zellwachstum eine Rolle spielt. Die Entdeckung dieser Proteinkinase trug
maßgeblich zum modernen Verständnis von Krebs bei. Alix wird in einem
zweiteiligen Prozess durch Scr negativ reguliert. Zuerst bindet die SH2-Domäne von
Src an einen Phosphotyrosin-Rest an der Bro 1-Domäne von Alix. Danach bindet die
SH3-Domäne von Scr an ein anderes Prolin-based-motif am C-terminalen Ende von
Alix. Aufgrund dieser Interaktion hyperphosphoriliert Scr Alix und schafft so erst die
Grundlage, dass Alix auch mit SETA interagieren kann. Zusätzlich verursachen diese
Bindungen, dass SETA wieder ins Cytosol transferriert wird und neutralisieren die
negative Auswirkung von Alix auf die Rezeptor-Endocytose von EGFR. (Odorizzi,
2006, pp. 3025-3032)
1.4.3.4 Alix in Interaktion mit Endophilinen
Endophiline sind SH3-Domänen Proteine, welche in der Clathrin mediierten
Endocytose eine Rolle spielen. Es gibt verschieden Typen von Endophilinen, die alle
samt essentielle Elemente für den Proteinverkehr zwischen den Zellen sind. Sie
haben einen maßgeblichen Beitrag in der Vesikel-Endocytose, Apoptose, im
Rezeptor-Trafficking und an anderen Prozessen, bei denen die Membran-Struktur
umgebaut wird. Alix bindet an Endophiline und bewirkt auch mit dieser Bindung die
cytoplasmatische Vakuolisierung. Alix interagiert mit 3 Proteinen, die als Endophiline
oder EEN-Proteine bekannt sind, nämlich SH3p4, SH3p8 und SH3p13. Diese 3
Proteine teilen sich alle beinahe identische SH3-Domänen und sind dafür bekannt,
die Regulation der Membran-Form während der Endocytose zu regulieren.
Möglicherweise geschieht dies durch ihre lysophosphatische
Acyltransferasenaktivität oder durch regulierende Proteine mit denen sie durch ihre
SH3-Domäne interagieren. Es wurde auch beobachtet, dass das C-Terminale Ende
von Alix, welches ja im Falle einer Überexpression für die Blockierung der Apoptose
34
verantwortlich ist, die Produktion eines tubulovesikularen cytoplasmatischen
Kompartments, welches Proteine beinhaltet, die im Endoplasmatischen Retikulum
vorkommen, induziert. Wenn das gleiche C-terminale Ende von Alix mit Endophilinen
co-exprimiert wird, werden die Vakuolen drastisch vergrößert und können sogar
einen Durchmesser von bis zu einigen Mikrometern erlangen. (Chatellard-Causse,
2002, pp. 29108-29115)
1.4.4 Alix und Apoptose
Die Fähigkeit von Alix die Apoptose zu induzieren hängt, wie bereits vorher schon
beschrieben, strikt von der Bindung zu ALG-2 ab. Die Expression von Alix wird durch
die Bindung mit ALG-2 gesteigert und triggert die Caspase-Aktivierung und die
Apoptose ohne pro-apoptotische Signale. Wenn die Bro-1 Domäne von Alix
funktionslos ist, schützt Alix allerdings die Zellen vor der Apoptose („mutated alix“).
Deshalb vermutet man, dass Endosomen die Plattform für diverse Signalwege sind,
die den Alix-ALG-2–Komplex beinhalten. (Odorizzi, 2006, pp. 3025-3032) Diese
Interaktion zwischen Alix und ALG-2 korreliert mit dem natürlichen Zelltod in vivo
auch in Neuronen. Es wurde entdeckt, dass zu Grunde gehende Neuronen Caspase8 und Alix beinhalten. Dafür geht Alix nicht nur eine Bindung mit ALG-2 sondern auch
mit der pro-Caspase-8 ein. Dieser Komplex an gebundenen Proteinen geht
seinerseits wiederrum eine Bindung mit dem Komplex des TNFα-Rezeptor-1 ein.
Dieser Schritt ist allerdings von der Bindungskapazität des Komplexes an den
ESCRT-Proteinen abhängig. Also ist auch der ESCRT-Komplex ein wichtiges Glied
in der Kette der Protein-Interaktionen bis zum natürlichen Zelltod. Die Endocytose
des TNFα-Rezeptor-1 ist nur möglich, wenn dieser vorher an TNFα gebunden hat.
Die Endocytose dieses Zytokines ist ein notwendiger Schritt für die Aktivierung der
Caspasen und folglich auch für die konsequente Apoptose. (Mahul-Mellier, 2008, pp.
34954-34965) Zusammenfassend kann man sagen, dass für den Zelltod die
Verbindung von Alix, ALG-2 und den ESCRT-Komplexen eindeutig notwendig ist.
Alix induziert nur dann die Apoptose, wenn es in seiner ganzheitlichen Form
vorhanden ist. Fehlt die funktionelle Bro-1-Domäne zum Beispiel durch Mutation,
schützt das Protein die Zellen vor dem programmierten Zelltod.
35
1.4.5 Alix in Verbindung mit Astrozytomen
Exosomen, oder auch Mikrovesikel beinhalten einige Marker-Proteine wie zum
Beispiel Alix oder auch Tsg101, die im endosomalen-lysosomalen
Sortierungsprozess eine Rolle spielen. Astrozytome und Glioblastome setzen unter
anderem Alix als Marker-Protein für ihre Exosomen frei. Dass Alix ein MarkerProtein für Astrozytome und Glioblastome ist, wurde durch eine Western-BlotAnalyse bereits bewiesen. Diese Exosomen können mitochondriale Proteine
beinhalten, und auch mitochondriale DNA, kurz mtDNA, wurde in den Exosomen als
inhaltlicher Bestandteil entdeckt. In bereits gemachten Versuchen stellte sich heraus,
dass Mitochondrien von einer Zelle in die benachbarten Zellen durch sogenannte
Nano-Tubes wandern können. In diesem Kontext ist es besonders interessant die
Rolle des exosomalen Proteintransfers und RNA-Transfers, besonders von dem
postsynaptischen auf das präsynaptische Terminal zu beobachten, da dieser
Transfer möglicherweise eine Rolle bezüglich der synaptischen Plastizität von
Neuronen spielen könnte. Da Exosomen bzw. Mikrovesikel an dem interzellulären
Transport maßgeblich beteiligt sind, könnte diese Erkenntnis von enormem
physiologischem und auch pathologischem Interesse sein. (Guescini, 2009, pp. 1-4)
Da Alix auch mit dem oben beschriebenen Protein SETA eine Verbindung über ALG2 in Astrozytomen eingeht und mit dieser Interaktion unter anderem die Zelladhäsion
negativ beeinflussen kann, hat Alix eine negative Reaktion bezüglich des
Zellwachstums in entartetem glialem Gewebe gezeigt.
Die Literatur zum Thema Alix und Astrozytome ist zum Gegenwärtigen Zeitpunkt sehr
begrenzt, sodass mit diesem Protein im Bereich der Neurowissenschaften sicherlich
noch großer Forschungsbedarf besteht.
1.5 Lipofuscin
„Lipofuscine oder Chromolipoide sind gelbliche bis bräunliche, körnige, eisenfreie
endogene Pigmente, die zu einer Gruppe zusammengefasst werden, die chemisch
schlecht zu definieren ist. Sie fehlen noch bei Neugeborenen, können indes unter
Umständen schon im Kindesalter in gewissen Nervenzellen auftreten. Ihre Menge
und Verbreitung nimmt in den meisten Fällen erst mit dem Alter wesentlich zu z.B. in
36
den Ganglienzellen, deshalb wird dieses Pigment auch Abnutzungspigment, oder
Alterspigment genannt. Pathologisch vermehrt findet man Lipofuscin in atrophischen
Organen.“ (Otto Bucher, 1997, p. 77) „Differentialdiagnostisch ist das Lipofuscin vom
Hämosiderin durch die Berliner-Blau-Reaktion abzugrenzen und ist primär in
Lysosomen zu finden.“ (Thomas, 2001, p. 14)
In dieser Arbeit war es wichtig Lipofuscinablagerungen von Mikrovesikeln
unterscheiden zu können, da sich beide Strukturen ohne spezifische Färbemethode
in ihrer Form ähnlich sind. Daher wurde dem Antikörper noch ein hochsensitives
Visualisierungsystem in 2 Schritten hinzugefügt, mit dem ausschließlich MVB`s rot
gefärbt wurden. Lipofuscin, falls vorhanden, erscheint nun in allen Gewebeproben als
braune, runde Strukturen, während MVB`s als rote, runde Strukturen in Erscheinung
treten.
2 Material und Methoden
Das Fundament dieser Diplomarbeit zur Erfassung und Evaluierung der MVB`s
mittels Immunhistochemie mit einem Antikörper gegen Alix in Astrozytomen Grad I,
II, III, und Grad IV an Hand einer retrospektiven Studie, beinhaltet eine Reihe von
wissenschaftlichen Arbeitsschritten, Materialen und Methoden. Diese Arbeitsschritte,
Materialen und Methoden gliedern sich in eine umfassende Literaturrecherche, das
Sammeln von geeigneten Proben, das Anwenden einer geeigneten Färbemethode,
die Befundung der angefärbten histologischen Gewebeproben und die fotografische
sowie statistische Auswertung derselben.
2.1 Literaturrecherche
Die grundlegende Fragestellung dieser Arbeit war vorerst, durch Literaturrecherche
ein Markerprotein für Mikrovesikel zu finden, um die Expression von Mikrovesikeln
astrozytärer Tumore abhängig vom WHO-Grad zu evaluieren.
Nach länger andauernder Literatursuche wurden 2 verschiedene Markerproteine
gefunden, Alix und CD9, deren „Marker-Eigenschaften“ von Mikrovesikeln in
Zellkulturen in einigen Studien an diversen Tumoren gezeigt wurden. Es konnte im
Rahmen der Diplomarbeit aber nur ein Protein untersucht werden, da sonst der
37
Rahmen dieses Projektes gesprengt worden wäre. Deshalb musste nun eine
Entscheidung zwischen den 2 gefundenen Proteinen getroffen werden, und die
Entscheidung fiel auf Alix. Die wissenschaftlichen Publikationen, die dieser Arbeit als
Grundlage dienen, wurden auf Forschungsportalen und Datenbanken wie Pubmed,
Ovid, und Cochrane-Database gesucht und auch von dort entnommen. Man hat als
ordentlicher Student/in der Medizinischen Universität Graz mit einem Login freien
Zugriff auf diese Forschungsportale. Die Literaturrecherche zu dem Thema
spezifisches Markerprotein für MVB`s aus Astrozytomen gestaltete sich durchaus
schwierig, da genau zu diesem Thema zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht viel
Literatur vorhanden ist. Deshalb wurde in der Literaturrecherche vorerst ein
besonderes Augenmerk auf das Protein Alix selbst gelegt, um das Protein in all
seinen Facetten besser kennen zu lernen und so auch ein besseres Verständnis für
seine Funktionen zu bekommen. Die verwendeten Publikationen sind alle in
Englisch verfasst und wurden in dieser Arbeit durch Zitate mit den Zitierregeln nach
Harvard kenntlich gemacht.
2.2 Probensammlung
Die Gewebeproben, die in dieser Arbeit zur immunhistochemischen Färbung
verwendet worden sind, wurden nach postivem Ethikvotum (EK-Nummer 24-053 ex
11/12) mit freundlicher Genehmigung aus dem Archiv der der Biobank der
Medizinischen Universität Graz zur Verfügung gestellt. Die Proben gliedern sich auf
in 19 pilozytische Astroyztome WHO-Grad I, 24 diffuse Astrozytome WHO-Grad II, 18
anaplastische Astrozytome WHO-Grad III, und 13 Glioblastome WHO-Grad IV. Diese
FFPE-Gewebeproben stammen aus Tumoren von bereits verstorbenen
Patienten/innen, deren Identität für dieses Projekt unkenntlich gemacht wurde. Die
Auswahl der anonymisierten Tumorproben wurde anhand der Kriterien getroffen,
dass Patienten/innen mit Rezidivtumoren bzw. präoperativer radio-und/oder
chemotherapeutischer Behandlung von der Studie ausgeschlossen wurden. Somit
wurden als Gewebeproben nur chirurgisch resezierte Primärtumore verwendet. Die
histopathologischen Gewebeproben wurden vor und nach immunhistochemischer
Färbung von 2 Untersuchern ( Sen.Scientist Dr. med. univ. Martin Asslaber und
cand. med. Marlene Leoni) auf folgende Parameter hin analysiert:
38
 Tumortyp gemäß der aktuellen WHO-Klassifikation
 Differenzierungsgrad gemäß der aktuellen WHO-Klassifikation
 Vorhandensein von Tumoreinblutungen
 Vorhandensein von Nekrobiosezonen
 Vorhandensein von Palisadenstellungen im Randbereich von Tumornekrosen
 Vorhandensein von tumorfreien Arealen
2.3 Färbemethode
Die Tumorproben, die bei diesem Projekt verwendet wurden, wurden nach Selektion
am Hämatoxilin-Eosin-gefärbten Schnitt ausnahmslos mit der Methode der
Immunhistochemie angefärbt. Immunhistochemie im Allgemeinen, ist eine Methode
um spezifische Antigene in Geweben oder Zellen nachzuweisen, die auf der AnitgenAntikörper-Reaktion basiert. Diese Methode nutzt die Spezifität der Bindung, die ein
Antigen mit seinem Antikörper eingeht aus, um diese Reaktion lichtmikroskopisch
sichtbar zu machen und ist seit den 1990er Jahren eine Standard-Färbemethode auf
dem Gebiet der Pathologie. Nachdem sich die Methode der Immunhistochemie
etabliert hatte, wurde ihre Verwendung im Bereich der diagnostischen Pathologie
immer größer. Die Identifikation und Demonstration von prognostischen und auch
prädiktiven Markern mit dementsprechenden Anforderungen für semi-quantitative
Auswertungen der Ergebnisse wurde durch die Immunhistochemie möglich gemacht.
Das Grundprinzip der Immunhistochemie ist die scharfe und genaue visuelle
Lokalisation von Zielkomponenten in Zellen und/oder Geweben basierend auf einer
zufriedenstellenden signal-to-noise-ratio. Immunhistochemie bietet die Möglichkeit
eines Gewebe-basierten Immuntests mit der Reproduzierbarkeit und dem
quantitativen Charakter eines ELISA-Verfahrens, welches nicht nur die Präsenz
eines Proteins oder Antigens erfasst, sondern auch die exakte und verlässliche
Messung der relativen oder realen Menge desselben.
Ein Antikörper ist ein Molekül, das die Eigenschaft besitzt, spezifisch an ein zweites
Molekül, das Antigen, zu binden. Antikörper sind Immunoglobine, die aus zwei
Basiseinheiten bestehen, nämlich einem Paar aus Leichtketten (entweder einer
Kappa oder einer Lambda-Kette) und einem Paar aus schweren Ketten (Gamma,
Alpha, µ, Delta oder Epsilon). Als Antigen bezeichnet man jedes Molekül, welches
39
ausreichend komplex ist um ein relativ rigides dreidimensionales Profil aufrecht zu
erhalten. Die Bewertung eines Antikörpers basiert auf 2 Hauptpunkten, der
Sensitivität und der Spezifität der Antikörper-Antigen-Reaktion in der
Immunhistochemie. Monoklonale Antikörper garantieren keine Antigen-Spezifität,
besitzen aber eine exzellente praktische Spezifität in der Immunhistochemie.
Polyklonale Antikörper enthalten eine Reihe von Epitopen von Antikörpern, die auch
variierende Spezifitäten gegen die verschiedenen Antigene besitzen, was mitunter
eine höhere nicht-spezifische Hintergrundreaktion bedingt. Dies bedeutet
zusammenfassend, dass polyklonale Antikörper mehr Sensitivität aber weniger
Spezifität aufweisen, als monoklonale Antikörper. Die meisten monoklonalen
Antikörper entstammen zur Zeit Maus-Klonen. (Dabbs, 2010, pp. 1-3)
2.3.1 Färbeprotokoll
In diesem Projekt wurde der polyklonale Antikörper Anti-PDCD6ip (Alix) zur
immunhistochemischen Färbung der FFPE-Proben verwendet.
Die Leer-Schnitte wurden über Nacht angetrocknet und danach bei 60° für 30 min. in
den Brutschrank gelegt. Anschließend wurde in einer absteigenden Alkoholreihe
entparaffiniert und rehydriert. Nun wurde eine Vorbehandlung der Schnitte im
Druckkochtopf Pascal Dako (Dako, Dänemark) mit Natrium Citratpuffer pH 6.0, 0,01
molar aus der Apotheke bei 120°C für 2 min 50 sec durchgeführt. Die Schnitte
wurden anschließend für 20 min zur Seite gestellt um sie abkühlen zu lassen. Dann
wurde die endogene Peroxidaseaktivität durch eine 15 minütige Einwirkzeit in 3%
H2O2 in Methanol und anschließendem 3 maligem, 5 minütigem Spülen mit einer
Peroxidase Blocking Solution blockiert. Nun wurde 100µl in einer Verdünnung von
1:500 von dem polyklonalen Hasen-Antikörper Anti-PDCD6ip (Sigma, Prestige AK,
HPA011905) auf die histologischen Gewebeproben aufgetragen und 1 Stunde bei
Raumtemperatur in dem Dako REALTM Antibody Diluent (S2022) inkubiert. Danach
wurden die Schnitte wieder 3 mal 5 min mit Peroxidase Blocking Solution gespült.
Nach dem Auftragen des ersten Antikörpers wurde in einem zweiten Schritt des
Färbevorganges HRP Dako Real EnVision (Dako K5007) appliziert, um nichtspezifische Färbeergebnisse abhängig von Avidin-Biotin-Aktivitäten zu reduzieren.
Die Proben wurden wieder bei Raumtemperatur 30 min im Dako REALTM Antibody
40
Diluent (S2022) inkubiert und anschließend 3 mal 5 minütig mit Peroxidase Blocking
Solution gespült. Um die Immunreaktion zu detektieren wurde AEC Substrat
(DakoCytomation AEC Substrate Chromogen Ready-to-Use, K3464) aufgetragen.
Die Immunreaktion wurde unter dem Mikroskop überprüft und die Detektion mit
Peroxidase Blocking Solution gestoppt. Nach einer 1 minütigen Gegenfärbung mit
Hämalaun nach Mayer wurden die Schnitte in heißem Leitungswasser gebläut und
mit Aquatex eingedeckelt.
2.4 Fotografische und immunhistochemische Auswertung
Für die fotografische Datenauswertung wurde in diesem Projekt das
Computerprogramm NIS-Elements D Version 3.21.04 der Firma Nikon verwendet.
Mit diesem Programm wurden alle Gewebeproben mit jeweils 4 Arealen mit
maximaler MVB-Dichte lichtmikroskopisch in einer 60-fachen Vergrößerung erfasst
und fotografisch festgehalten. An Hand dieser digital gespeicherten Bilder wurden die
mit dem Antikörper und durch das zusätzliche Detektionssystem rot angefärbten
Mikrovesikel per Hand gezählt und von den bräunlichen Lipofuscinablagerungen
durch ihre Immunreaktivität unterschieden. Die Immunreaktivität wurde als positiv
gewertet, wenn sich die als Mikrovesikel angenommenen Strukturen durch die
Färbereaktion rundlich und rot darstellten. Als Mikrovesikel wurden nur runde,
Strukturen mit einem Durchmesser von minimal 50 nm bis zu maximal 100 nm
gezählt. Farbniederschläge wurden bei der Zählung nicht berücksichtigt. Den
einzelnen Tumorarealen wurden anschließend verschiedene Eigenschaften
zugeordnet, die lichtmikroskopisch am Diskussionsmikroskop beurteilt wurden. Die
Eigenschaften der einzelnen Areale gliedern sich auf in vitales Tumorgewebe,
Infiltrationszone, Tumorpalisaden, Tumornekrobiosezonen, Einblutungszonen, und
tumorfreie Zonen (nicht neoplastisches Neuropil). Anhand dieser Einteilung der
Gewebeproben und der sichtbar gemachten MVB`s wurde mit Hilfe der digital
gespeicherten Fotos die Zählung der MVB`s durchgeführt. Diese Daten wurden für
die grafische und rechnerische Analyse tabellarisch erfasst
41
2.5 Statistische Auswertung
Für die statistische Datenauswertung wurde in diesem Projekt das Programm R (R
Development Core Team, 2011) verwendet. Die tabellarisch erfassten Daten wurden
an Hand von Box and whisker plots mittels dem Zusatzpaket Lattice in R grafisch
dargestellt.
2.5.1 R
R ist eine Programmiersprache und Programm-Umgebung für Statistikanwendungen.
R-Studio bietet dem Benutzer eine Arbeitsfläche für das Statistikprogramm R, indem
es die Verwaltung, Bearbeitung und Ausführung des Programmes erleichtert. Die
Software R und R-Studio ist im Internet frei zugänglich. Der Funktionsumfang von R
kann durch viele Pakete erweitert werden. Dieses Programm wird vielseitig zum
Beispiel auch auf den Gebieten der Epidemiologie, Ökonomie für statistische
Fragestellungen angewandt. R kann auch an spezifische statistische
Fragestellungen an Hand dieser Zusatzpakete angepasst werden. Ein Zusatzpaket
für grafische Anwendungen ist zum Beispiel „Lattice“, mit dem auch in dieser Arbeit
Grafiken erstellt wurden. Die Eingabe der gewünschten Befehle läuft in R-Studio über
eine Kommandozeile. (Dalgaard, 2002, pp. 1-10) (R Development Core Team, 2011)
2.5.2 Statistische Testverfahren
Zur statistischen Analyse der Untersuchungsergebnisse wurde der Kruskal-WallisTest angewandt. Mit Hilfe dieses statistischen Testverfahrens wurde der Unterschied
von der Anzahl der Mikrovesikel in den verschiedenen Tumorgraden nach WHOKlassifikation, der Unterschied von der Anzahl der Mikrovesikel in den einzelnen
Tumorarealen, sowie auch der Unterschied der Anzahl der Mikrovesikel in den
Tumorarealen bezogen auf die einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation
errechnet. Der Kruskal-Wallis-Test ist ein statistisches Testverfahren, welches
parameterfrei ist und mit dem im Rahmen der Varianzanalyse getestet wird, ob
unabhängige Stichproben hinsichtlich einer ordinalskalierten Variable einer
gemeinsamen Population entstammen. Der Kruskal-Wallis-test ist dem MannWhitney-U-test sehr ähnlich und basiert wie dieser auf Rangplatzsummen, nur dass
42
der Kruskal-Wallis-Test bei dem Vergleich von mehr als zwei Gruppen angewandt
werden kann. (Kruskal W.H, 1952, pp. 583-621)
Die Korrelation der Anzahl der Mikrovesikel mit frischen Tumoreinblutungen, den
Vergleich der Anzahl der Mikrovesikel und Anzahl der Lipofuscinablagerungen
bezogen auf die Tumorgrade, wie auch auf die verschiedenen Tumorareale wurde
ebenfalls mit dem Kruskal-Wallis-Test errechnet.
2.6 Textverarbeitung
Die Eingabe und das Layout dieser Diplomarbeit wurden mit Hilfe des
Textverarbeitungsprogrammes Microsoft® Word 2010 für Windows 8 durchgeführt.
Das Literaturverzeichnis und die Zitate wurden mit dem integrierten Zitierprogramm
von Microsoft® Word 2010 verwaltet. Tabellen und Diagramme wurden wie oben
beschrieben mit R bzw. R-Studio erstellt und mit Hilfe von Microsoft® Excel 2010
bearbeitet und in den Word-Text eingefügt.
3 Ergebnisse
Um die Expression von Alix als Oberflächenprotein von MVB`s, die von den
Tumorzellen von Astrozytomen ausgeschleust werden, zu untersuchen, wurden als
Gesamtkollektiv 74 Astrozytome WHO-Grad I-IV untersucht. Davon wurden 19
Astrozytome WHO-Grad I, 24 Astrozytome WHO-Grad II, 18 Astrozytome WHO-Grad
III, und 13 Astrozytome WHO-Grad IV immunhistochemisch mit dem Antikörper AntiPDCD6ip gefärbt. Um die Mikrovesikel als solche erkennbar zu machen und sie von
andern Strukturen abgrenzen zu können, wurde ein zusätzliches Detektionssystem
appliziert. Die verwendeten chirurgisch resezierten Tumorproben wurden innerhalb
eines Zeitraumes von 10 Jahren gewonnen. Die histologischen FFPE- Proben
wurden aus dem Archiv der Biobank der Medizinischen Universität Graz entnommen.
43
Tumorgrad Anzahl der Fälle
Grad I
19
Grad II
24
Grad III
18
Grad IV
13
Tabelle 3: Tumorgrade und Anzahl der Fälle
Die Mikrovesikel wurden erfolgreich immunhistochemisch mit dem durch
Literaturrecherche evaluierten Antikörper gefärbt und kenntlich gemacht. Nun
konnten die MVB`s lichtmikroskopisch erfasst, fotografiert und die Bilder digital
gespeichert werden. Die Anzahl der Mikrovesikel wurde anhand dieser digitalen
Fotografien der FFPE-Proben durch das Zählen der Strukturen erhoben.
Bild 7: Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines Glioblastoms (12x10µm)
44
Bild 8: Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines anaplastischen Astrozytoms (12x10µm)
Bild 9: Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines diffus infiltrierenden Astrozytoms (12x10µm)
45
Bild 10: Immunhistochemisch markierte Mikrovesikel eines pilozytischen Astrozytoms (12x10µm)
46
3.1 Vergleich Anzahl der Mikrovesikel in den unterschiedlichen
Tumorgraden nach WHO-Klassifizierung
Für den Vergleich der Anzahl der markierten Mikrovesikel zwischen den einzelnen
Astrozytomgraden nach WHO-Klassifizierung wurde eine Tabelle erstellt. Die
grafische Darstellung erfolgte an Hand eines Box and whisker plots.
Vesikelanzahl
0
1
2
3
4
5
6
7
8
10
11
12
13
14
16
17
18
20
23
24
33
43
45
51
54
72
Grad I
Grad II
18
20
12
7
8
4
2
1
0
1
0
0
0
0
1
0
1
1
0
0
0
0
0
0
0
0
Grad III
61
5
9
4
3
4
3
1
1
0
2
0
0
1
1
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
Grad IV
12
27
13
7
4
1
3
1
2
1
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
16
4
4
3
4
3
0
2
1
0
1
2
1
1
2
0
0
0
1
1
2
1
0
1
1
1
Tabelle 4: Anzahl der Mikrovesikel im Vergleich zwischen Astrozytomen WHO-Grad I,II,III, und IV
47
Bild 11: Anzahl der Mikrovesikel im Vergleich zwischen Astrozytomen WHO-Grad I,II,III, und IV
An Hand der Grafik sieht man, dass die Anzahl der Mikrovesikel in Astrozytomen
vom Tumorgrad nach WHO-Klassifzierung abhängig ist. Mit zunehmender maligner
Transformation werden mehr Vesikel abgeschnürt. Bei pilozytischen Astrozytomen
WHO-Grad I finden sich vereinzelt Mikrovesikel, und auch in diffusen Astrozytomen
WHO-Grad II sind Mikrovesikel lichtmikroskopisch erkennbar. In anaplastischen
Astrozytomen WHO-Grad III werden bereits mehr Mikrovesikel erkennbar. Im
Astrozytom WHO-Grad IV, dem Glioblastom sind mit Abstand die meisten
Mikrovesikel zu sehen.
Die durch den Kruskal-Wallis-Test mit den Parametern Tumorgrad und Anzahl der
Mikrovesikel errechneten Ergebnisse entsprechen einem Chi-Quadrat-Wert von
28,9586 und einem p-Wert von 2, 285e-06. Das Ergebnis ist somit als statistisch
signifikant zu werten.
48
3.2 Vergleich Anzahl der Mikrovesikel in den unterschiedlichen
Tumorarealen
Für den Vergleich der verschiedenen Tumorareale mit der Anzahl der dort
exprimierten Mikrovesikel wurde eine Tabelle erstellt. Die grafischen Ergebnisse
wurden wieder mittels Box and whisker plots dargestellt.
Tumorareal
Min.
Infiltrationszone
Tumor vital
Tumorfrei
Tumornekrobiose
Tumorpalisaden
0
0
0
2
5
1. Quartile Median
Mittelwert 3. Quartile Max.
0
0
1,68
1
0
1
2,562
3
0
1
2,781
2
9,25
14,5
17,67
22
15
33
35
52,5
11
45
33
43
72
Tabelle 5: Anzahl der Mikrovesikel im Vergleich mit den unterschiedlichen Tumorarealen
Bild 12: Vergleich Anzahl der Mikrovesikel mit den unterschiedlichen Tumorarealen
49
Der Box and whisker plot zeigt, dass es deutliche Unterschiede zwischen den
einzelnen Tumorarealen in Bezug auf die Expression von Mikrovesikel gibt. Die
Grafik veranschaulicht, dass die meisten Mikrovesikel in den Tumorpalisaden und
der Tumornekrobiose von den Zellen exprimiert werden. Doch auch in Bereichen des
vorerst nicht näher spezifizierten vitalen Tumorgewebes (Tumorgrade I-IV) werden
einige Mikrovesikel abgeschnürt. Die Tumorpalisaden und die Tumornekrobiose sind
Areale, die nur in Astrozytomen WHO-Grad IV vorkommen. Dieses Ergebnis stützt
die Hypothese, dass höhergradige Tumoren mehr Mikrovesikel exprimieren als
niedriggradige. Bei der malignen Transformation könnte die Rolle des ESCRTSystems eine große Rolle spielen, da das Zytoplasma durch die Exozytose von
Mikrovesikel reduziert wird.
Auch in den tumorfreien Arealen von Astrozytomen WHO-Grad IV wurden
Mikrovesikel gezählt. Dies liegt vermutlich daran, dass die MVB`s durch die
Interzellularsubstanz wandern, und so auch in den tumorfreien Arealen zu sehen
sind. Weniger Mikrovesikel wurden in der Infiltrationszone beobachtet (Details siehe
Kapitel 3.3).
3.3 Anzahl der Mikrovesikel in den unterschiedlichen Tumorarealen
bezogen auf die einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation
Die Anzahl an Mikrovesikeln in den unterschiedlichen Tumorarealen bezogen auf die
einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation wurde ebenfalls tabellarisch und
grafisch mittels Box whisker plots dargestellt.
50
Bild 13: Anzahl der Mikrovesikel in den unterschiedlichen Tumorarealen bezogen auf die einzelnen
Tumorgrade nach WHO-Klassifikation (Trellis-Grafik)
Tumorgrad
Grad I
Grad II
Grad III
Grad IV
Infiltrationszone
0
14
11
0
Tumor vital Tumorfrei Tumornekrobiose Tumorpalisaden
76
0
0
0
69
13
0
0
47
14
0
0
34
5
6
7
Tabelle 6: Anzahl der untersuchten unterschiedlichen Tumorarealen bezogen auf die einzelnen
Tumorgrade nach WHO-Klassifikation
51
Tumorareale
Infiltrationszone
Tumor vital
Tumorfrei
Tumornekrobiose
Tumorpalisaden
Grad I
NA
Grad II
2,5
2,2
0,5
2,6
NA
NA
NA
Grad III
NA
NA
Grad IV
0,6 NA
2,7
1,9
NA
NA
2,8
11
17,7
35
Tabelle 7: Mittelwerte der gezählten Mikrovesikel in untersuchten unterschiedlichen Tumorarealen
bezogen auf die einzelnen Tumorgrade nach WHO-Klassifikation
Hierbei ist zu erkennen, dass sich die Anzahl der Mikrovesikel, die exprimiert wurden
in den Astrozytomen WHO-Grad IV vor allem in den Regionen mit Tumorpalisaden
erhöht präsentiert. Auch Regionen mit Tumornekrobioszonen enthalten eine hohe
Anzahl an Mikrovesikeln. Interessant ist auch die Beobachtung, dass in den
tumorfreien Arealen des Astrozytom WHO-Grad IV viele Mikrovesikel zu finden
waren.
Die durch den Kruskal-Wallis-Test mit den Parametern Tumorgrad, Tumorareal und
Anzahl der Mikrovesikel errechneten Werte ergeben für das Astrozytom WHO-Grad II
einen Chi-Quadrat-Wert von 2,9222 und einen p-Wert von 0,232. Für das Astrozytom
WHO-Grad III ergibt der Chi-Quadrat-Wert 11,3784 und der p-Wert von 0.003382.
Für das Astrozytom WHO-Grad IV wurde ein Chi-Quadrat-Wert von 23,1556 und ein
p-Wert von 3,748e-05 errechnet. Der Chi-Quadrat-Wert und der p-Wert für das
Astrozytom WHO-Grad I konnte rechnerisch mit dem Kruskal-Wallis-Test auf Grund
fehlender unklassifizierbarer Parameter nicht errechnet werden. Die Anzahl der
Mikrovesikel in den unterschiedlichen Tumorarealen bezogen auf die einzelnen
Tumorgrade wurde für jeden Tumorgrad einzeln mit dem Kruskal-Wallis-Test
berechnet. Die Ergebnisse sind also für das Astrozytom WHO-Grad IV als statistisch
signifikant anzusehen.
3.4 Anzahl der Mikrovesikel bei dem Zustand einer frischen
Tumoreinblutung
Ein weiterer Punkt war es auch den Zusammenhang zwischen einer frischen
Einblutung in den Tumor und der Anzahl der Mikrovesikel zu ermitteln.
52
Einblutung
Keine Einblutung
Bild 14: Anzahl der Mikrovesikel in Abhängigkeit von einer frischen Tumoreinblutung
Die durch Kruskal-Walllis-Test mit den Parametern Anzahl der Mikrovesikel und
frische Tumoreinblutung errechneten Werte ergeben einen Chi-Quadrat-Wert von
5e-04 und einen p-Wert von 0,9815. Aus diesem Ergebnis kann man schließen, dass
die Anzahl der Mikrovesikel unabhängig von einer frischen Einblutung in den Tumor
ist.
3.5. Lipofuscinablagerungen im Vergleich mit den
unterschiedlichen Tumorgraden nach WHO-Klassifizierung
Da zu Beginn dieses Projektes auch per se braun gefärbte Lipofuscinablagerungen
beobachtet wurden, wurden die Mikrovesikel in der Immunhistochemie rot markiert
um eine eindeutige Unterscheidung bezüglich der Verifizierung der
immunhistochemisch angefärbten Strukturen als Mikrovesikel möglich zu machen.
Deshalb war es wichtig auch die Anzahl der Lipofuscinablagerungen im Vergleich zu
der Anzahl der Mikrovesikeln statistisch zu erheben. Somit konnte eine
Verwechslung sicher ausgeschlossen werden.
53
Bild 15: Anzahl der Lipofuscinablagerungen im Vergleich zu den Tumorgraden nach WHOKlassifizierung
Durch diese Grafik wird veranschaulicht, dass die Anzahl der
Lipofuscinablagerungen keinen Unterschied in den verschiedenen Tumorgraden laut
WHO-Klassifizierung aufweist. Die durch den Kruskal-Wallis-Test mit den
Parametern Anzahl der Lipofuscinablagerungen und Tumorgrad errechneten Werte
ergeben für den Chi-Quadrat-Wert 3,1344 und für den p-Wert 0,3714.
Schlußfolgernd kann davon ausgegangen werden, dass Mikrovesikel und
Lipofuscinablagerungen zwei unterschiedliche Strukturen in den
immunhistochemisch angefärbten FFPE-Proben darstellen.
3.6 Lipofuscinablagerungen im Vergleich mit den unterschiedlichen
Tumorarealen
Um sicher zu gehen, dass die Anzahl der Lipofuscinablagerungen in den
immunhistochemisch angefärbten FFPE-Proben auch in den unterschiedlichen
Tumorarealen nicht vergleichbar ist, wurde auch hier eine Grafik erstellt und der
Kruskal-Wallis-Test mit den Parametern Anzahl der Lipofuscinablagerungen und
Tumorareale angewandt.
54
Bild 16: Anzahl der Lipofuscinablagerungen im Vergleich mit den unterschiedlichen Tumorarealen
Die Anzahl der Lipofuscinablagerungen korreliert auch nicht mit den
unterschiedlichen Tumorarealen. In Die meisten Lipofuscinablagerungen finden sich
in den vitalen Tumorarealen, gefolgt von den Infiltrationszonen und den tumorfreien
Arealen. Der errechnete Chi-Quadrat-Wert beträgt 3,4272 und der errechnete p-Wert
beträgt 0,489. Das Ergebnis ist somit als nicht statistisch signifikant zu werten.
4 Diskussion
Erkrankungen mit malignen Hirntumoren sind gefürchtet, da die Therapieversuche
meistens keinen kurativen Ansatz mit sich bringen, sondern im Idealfall nur zur relativ
begrenzten Lebensverlängerung beitragen können. Zur Zeit stellen der Tumorgrad
nach WHO-Klassifizierung basierend auf der Histopathologie und die Radikalität der
operative Resektion, sowie Erfolg von Chemo-und Radiotherapie den Standard für
die Aussagekraft der Prognose von Astrozytom-Patienten/innen dar. Da die
Überlebenszeit von Menschen die an einem Astrozytom höheren Grades erkranken,
nach wie vor sehr gering ist (weniger als 20% der Patienten/innen überleben mehr
als 1 Jahr, weniger als 3% der Patienten/innen überleben länger als 3 Jahre) (David
N. Louis, 2007, p. 44) , sind viele Forschungsfragen auf dem Gebiet der
55
Tumorprogression noch offen. Trotz aduvanter Chemotherapie mit dem
Zytostatikum Temozolomid oder Therapien mit angiogenesehemmenden
Substanzen, wie dem monoklonalen Antikörper Bevacizumab in Kombination mit
Bestrahlungstherapie, ist der Therapieerfolg gering. Deshalb ist es von besonderem
Interesse in der medizinischen Forschung die Tumorprogression von Astrozytomen
verstehen zu lernen und so in Zukunft dem lokalen Fortschreiten maligner
Hirntumore rechtzeitig entgegen wirken zu können. Als zusätzlicher Prognosefaktor
könnte das Verständnis der Tumorprogression Therapieansätze reformieren und eine
individuell abgestimmte Behandlung ermöglichen.
Es wurde in den letzten Jahren viel auf dem Gebiet der spezifischen Markerproteine
für Mikrovesikel geforscht, jedoch wurde bis jetzt für Mikrovesikel von Astrozytomen
noch kein standardisiertes Markerprotein gefunden. Vor allem die Funktion der
MVB`s ist zur Zeit Forschungsschwerpunkt, da über die Rolle der Mikrovesikel in der
Tumorprogression noch nicht allzu viel bekannt ist. Fest steht bereits, dass MVB`s in
der interzellularen Kommunikation eine große Rolle spielen. Neuere Studien zeigten,
dass Mikrovesikel sogar die Weitergabe von infektiösen Agenzien von einer Zelle in
die Nächste begünstigen könnten. Es wurde beobachtet, dass Exosomen, die von
mit Mycobacterium tuberculosis oder Toxoplasma gondii infizierten Zellen isoliert
wurden, mikrobielle Komponenten beinhalten, die die Antigenpräsentation und die
Aktivierung von Makrophagen begünstigen können. (Jeffrey S. Schorley, 2008, pp.
871-881)
Es wurde bereits herausgefunden, dass MVB`s nicht nur abzubauende
Zellbestandteile aus den Zellen herausschleusen, sondern dass auch ein Teil der
Tumor-DNA Inhalt der Vesikel ist. Tumorzellen von Glioblastomen exprimieren
Mikrovesikel, die mRNA, miRNA und angiogenetische Proteine beinhalten. Diese
Mikrovesikel wurden dann von auch nicht neoplastischen Zellen, wie
mikrovaskulären Endothelzellen im Gehirn aufgenommen. Indem mRNA-Teile für ein
Reporter-Protein in die Mikrovesikel aufgenommen wurde, wurde auch gezeigt, dass
genetische Informationen, die von Mikrovesikel überbracht werden, von
empfangsbereiten Zellen translatiert werden. Nachdem diese Mikrovesikel auch
angiogenetische Proteine enthalten, stimulieren sie auch die Bildung von neuen
Gefäßen durch Endothelzellen. Weiters stimulieren die Mikrovesikel, die von
Glioblastomen exprimiert werden, die Proliferation einer humanen Gliom-Zelllinie.
56
Mutationen der Messenger-RNA und der mi-RNA, die charakteristisch für Gliome
sind, wurden in Mikrovesikel im Serum von Glioblastom-Patienten bereits
nachgewiesen. Auch der tumorspezifische EGFRvIII wurde in Mikrovesikel aus dem
Serum nachgewiesen. (Johan Skog, 2008, pp. 1470-1476) Diese Ergebnisse lassen
nun eine Bandbreite an neuen Hypothesen der Tumorprogression offen. Die
Bestätigung der Theorie, dass niedriggradige Astrozytome durch MVB`s in
höhergradigere Tumore transformiert werden könnten, würde eine komplett neue
Sichtweise der Tumorprogression und/oder auch des Metastasierungspotentials
peripherer Tumore eröffnen. Dadurch würden sich wahrscheinlich auch neue
diagnostische Möglichkeiten durch eine einfache Blutabnahme bieten. Auch neue
Therapiemöglichkeiten würden sich ergeben, die dem Patienten nicht nur höhere
Überlebenschancen einbringen könnten, sondern auch eine individuell angepasste
Therapie ermöglichen würden. Ein Schritt in diese Richtung wurde bereits mit der
Anwendung von sogenannten Anti-Tumor-Impfstoffen getan. Der Inhalt der
Mikrovesikel und ihre biologische Funktion hängen in der Regel von ihrem
Zellursprung ab und können auch von benignen Zellen exprimiert werden.
Mikrovesikel die von B-Zellen und dendritischen Zellen ausgeschleust werden, haben
potente immunostimulierende Effekte und wirken damit indirekt gegen den Tumor in
vivo. Deshalb wurden sie für die Herstellung der Anti-Tumor-Impfstoffe
herangezogen. Mikrovesikel die zum Beispiel von B-Zellen oder dendritischen Zellen
exprimiert werden, beinhalten nämlich co-stimulatorische Proteine, die notwendig für
die T-Zell-Aktivierung sind, während Mikrovesikel, die von Tumorzellen
ausgeschleust werden die Immunantwort des Körpers unterdrücken und so indirekt
das Tumorwachstum und auch das invasive Tumorwachstum begünstigen. (Johan
Skog, 2008, pp. 1470-1476) Diese Tatsache hätte vor allem für GlioblastomPatienten eine Bedeutung, da deren Immunsystem oft supprimiert ist. Nachdem
gezeigt wurde, dass Mikrovesikel, die von Gehirntumoren ausgeschleust werden,
einzigartige Eigenschaften, wie zum Beispiel die EGFRvIII-Expression, ein Protein
welches eine mutierte Variante von EGFR darstellt, oder die TGF-Expression
besitzen, ist die Annahme von immunmodulierenden Eigenschaften der Mikrovesikel
berechtigt. Mikrovesikel können auch über bestimmte Signalwege die Blut-HirnSchranke überwinden. Der Erfolg der Immuntherapie bezüglich Astrozytomen oder
Hirntumoren im Allgemeinen, ist trotz vieler groß angelegter Studien aber noch nicht
bewiesen. (Michael W. Graner, 2009, pp. 1541-1557)
57
Gegenstand dieses Projektes war es zuerst ein geeignetes Markerprotein für
Mikrovesikel, die aus Astrozytomen aller 4 WHO-Grade ausgeschleust werden, zu
finden. Nach immunhistochemischer Färbung mit diesem spezifischen Markerprotein
sollten die Tumorproben auf die Expression von Mikrovesikel untersucht werden.
Nachdem die Färbung mit dem spezifischen Antikörper gelungen war, mussten
jedoch vorerst andere, per se braune Strukturen wie die oben erwähnten
Lipofuscinablagerungen von den Mikrovesikeln unterschieden werden, damit es bei
der Evaluierung der Mikrovesikel nicht zu Verwechslungen kommen würde.
Nachdem dies durch die zusätzliche rote Färbung gelungen war und der
Unterschied zwischen den Mikrovesikeln und den Lipofuscinablagerungen farblich
kenntlich gemacht wurde, konnte nun die Anzahl der Mikrovesikel durch Abzählen, in
den jeweils in 4 Arealen unterteilten FFPE-Proben, erhoben werden.
Aus den Ergebnissen der Untersuchungen dieses Projektes kann man schließen,
dass die Expression von Mikrovesikel aus Astrozytomen WHO-Grad I, II, III, und IV
abhängig vom Tumorgrad ist. Die Untersuchungen zeigten, dass die meisten
Mikrovesikel von Astrozytomen WHO-Grad III und IV exprimiert wurden, Astrozytome
WHO-Grad II und I zwar auch vereinzelt Mikrovesikel ausschleusten, jedoch in
geringerer Anzahl. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass nicht nur der Tumorgrad
das ausschlaggebende Kriterium der gesteigerten Expression von Mikrovesikel ist,
sondern auch in welchem Verhältnis die Zellen zueinander stehen. Dort wo der
Tumor prominentere Malignitätskriterien zeigt, wie die Ausrichtung der Zellen in
Palisadenstellung oder die Tumornekrobiose wurden die meisten Mikrovesikel
exprimiert. Dies lässt den Schluss zu, dass die Tumorzellen dort, wo sich die meiste
Malignität zeigt, versuchen an Zellvolumen zu verlieren. Das Abschnüren der MVB`s
führt also zu einem geringeren Zellvolumen und damit zum Funktionsverlust der Zelle
und begünstigt gleichzeitig die neoplastische Entartung. Regulatorische
Mechanismen der Zellteilung begünstigen damit die maligne Transformation der
Zellen. Was genau mit den Mikrovesikeln im Interzellularraum passiert und ob ihr
Inhalt an Tumor-DNA vielleicht zur Progression des Primärtumors beisteuert, ist zur
Zeit noch Gegenstand der Forschung.
Es wurde durch dieses Projekt auch gezeigt, dass die Anwesenheit und die Anzahl
von Mikrovesikel nicht mit dem Vorhandensein von Einblutungen in den Tumor
korreliert. Daraus kann man schließen, dass die immunhistochemisch detektierten
Strukturen als Mikrovesikel definiert werden und bei genauerer Untersuchung kein
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großes Verwechslungspotential mit anderen Strukturen, wie dem endogenen
Pigment Lipofuscin, oder Eisenablagerungen wie Hämosiderin bieten.
Der Literaturbestand zum Thema Mikrovesikel und deren spezifische Markerproteine
in Verbindung mit Astrozytomen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum vorhanden.
Während zum Thema Mikrovesikel an sich mäßig Literatur vorhanden ist, sind in
Bezug auf Mikrovesikel und deren immunhistochemische Marker von/für Astrozytome
keine Publikationen oder Fachliteratur bekannt. Das Thema der Expression von
Mikrovesikeln und deren Markerproteine bezüglich glialen Tumoren ist in sämtlichen
Online-Literaturdatenbanken trotz intensiver Suche mit variablen Suchkriterien sehr
mühsam und beinahe nicht erfolgreich. Die Methoden, mit denen die MVB`s in
diversen Studien detektiert wurden beschränken sich auf die Methode der Western
Blottings, ELISA-Verfahren und NTA (Nano Tracking Analysis).
Immunhistochemische Marker speziell für Mikrovesikel, die von glialen Tumoren
exprimiert werden, sind nicht beschrieben.
Alles in allem kann man daraus schließen, dass Mikrovesikel für die Erforschung der
Tumorprogression einen zunehmend wichtigeren Aspekt darstellen, da viele ihrer
Funktionen noch nicht bekannt sind. Aus dem bereits gewonnen Wissen über MVB`s
kann man aber vermuten, dass diese Zellkompartments in der Entstehung und der
Transformation von malignen Tumorzellen eine große Rolle spielen und in Zukunft
immer wichtiger für das Verständnis von Neoplasien und deren Folgen sein werden.
59
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Curriculum vitae
Name: Marlene Leoni
Anschrift: Jakoministraße 28/11, 8010 Graz, Austria
Geburtsdatum: 24.02 1984
Staatsangehörigkeit: Österreich
Familienstand: ledig, keine Kinder
Schulische und universitäre Ausbildung:

1990-1994 Volksschule Kapfenberg Stadt

1994-2002 BG/BRG Kapfenberg (Abschluss mit Abitur 2002)

2002-2012 Diplomstudium der Humanmedizin an der Medizinischen
Universität Graz

2004-2007 Bakkelaureatsstudium der Gesundheits-und Pflegewissenschaften
an der Medizinischen Universität Graz
Zusatzqualifikationen und Praktika:

2010-2012 freie Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen der Diplomarbeit
am Institut für Pathologie am Universitätsklinikum LKH Graz (OA Dr. Martin
Asslaber, Neuropathologie)

12 Wochen Famulatur am Institut für Pathologie, Universitätsklinikum LKH
Graz

2 Wochen Famulatur am Institut für Pathologie, LKH Graz West

4 Wochen Famulatur an der Station für Innere Medizin, Barmherzige Brüder
Graz

4 Wochen Famulatur (im Rahmen eines Speziellen-Studien-Moduls) an der
chirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums LKH Graz

2 Wochen Famulatur Neurologie, LSF Graz
62

2 Wochen Famulatur Psychiatrie, LSF Graz

6 Wochen Pflichtpraktikum Chirurgie/Neurochirurgie am Universitätsklinikum
Heidelberg (1. Fächergruppe des 3. Studienabschnittes)

6 Wochen Pflichtpraktikum Innere Medizin/Kardiologie am Universitätsklinikum
Heidelberg (2. Fächergruppe des 3. Studienabschnittes)

5 Wochen Pflichtpraktikum Psychiatrie am Universitätsklinikum LKH Graz (3.
Fächergruppe des 3. Studienabschnittes)

5 Wochen Pflichtpraktikum Allgemeinmedizin bei Ordination Dr. Wieser-Erlitz,
Frohnleiten (Pflichtfamulatur Allgemeinmedizin des 3. Studienabschnittes)

Geringfügige Mitarbeit in der Praxis bei Prof. Dr. Wolfgang Wolf, Facharzt für
Kardiologie

Spezielle Studienmodule:
1.)Klinisch-topographische Anatomie des Kopf-Hals-Traktes (1 Monat)
2.)Klinisch-topographische Anatomie der Eingeweide (1 Monat)
3.)Klinisch-topographische Anatomie der Extremitäten (1 Monat)
4.) Chirurgische Operationslehre (1Monat)
5.)Parasitologie (1 Monat)
Abschlussarbeiten:

Bakkelaureatsarbeiten (Studium Gesundheits-und Pflegewissenschaften):
1.)Dickdarmkrebs-Gesundheitsvorsorge und pflegerische Maßnahmen
2.)Methoden der Basalen Stimulation

Diplomarbeit (Studium Humanmedizin):
Expression von Alix als Marker für Microvesicular Bodies (MVBs) und dessen
Rolle in der Tumorprogression von Astrozytomen (Institut für Pathologie,
Universitätsklinikum LKH Graz)
63
Sprachkenntnisse:

Deutsch (Muttersprache

Englisch (fließend)

Spanisch (ausgebaute Kenntnisse)
64
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