01 Behandlungsplanung, Abformungen

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Lernfeld 12
Prothetik
01
Behandlungsplanung,
Abformungen
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Die zahnärztliche Prothetik beschäftigt sich mit dem
Ersatz fehlender Zähne.
Sie beschäftigt sich aber nicht nur mit dem Ersatz
fehlender Zähne und dem Lückenschluss, sondern auch
den funktionellen Auswirkungen des Zahnverlustes und
der entsprechenden prothetischen Versorgung.
Diese funktionelle Betrachtung des komplexen
Kauorgans und die Lehre hiervon, nennt man
Gnathologie
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Ein Spezialgebiet der zahnärztlichen Prothetik ist die
Versorgung von Patienten mit Defekten im Mund-,
Kiefer- und Gesichtsbereiches.
Die in diesen Fällen notwendige Versorgung nennt man
Defektprothetik
mit sogenannten Defektprothesen,
im Gesichtsbereich nennt man sie
Epithesen
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Obturators
(Defektprothese):
Beispiel eines
Zum Verschließen einer Gaumenspalte
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Beispiel einer
Epithese:
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Die Behandlungsplanung
Grundlagen für einen Behandlungsplan:
- Anamnese
- Extra- und intraoraler Befund
- Röntgenstatus (auch OPG)
- Gebissmodelle
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Für eine prothetische Planung sind folgende Fragen
wichtig:
- welche Zähne und wie viele fehlen?
- Wie ist der Zustand der verbliebenen Zähne?
- Wie sind Okklusion und Artikulation zu beurteilen?
- Liegen Kiefergelenksbeschwerden vor?
- Liegen 'Habits' (Angewohnheiten) vor?
- wie ist die Mundhygiene?
- Was muss bei der Ästhetik beachtet werden?
Liegen retinierte Zähne vor?
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Sind die vorausgegangenen Fragen beantwortet, ist zu
prüfen:
- Welche Zähne können erhalten werden?
- Welche Zähne müssen ersetzt werden?
- Welche prothetischen Möglichkeiten können
angewendet werden?
- Wie ist die Compliance des Patienten einzustufen?
Vor Anfertigen eines Zahnersatzes müssen alle:
konservierende, chirurgische, endodontische und
parodontologische Probleme beseitigt sein !!
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Zur Behandlungsplanung gehört dann die Erstellung
eines Heil- und Kostenplanes,
der mit dem Patienten intensiv besprochen werden
muss,
bevor er den Krankenkassen oder
ggfls. der Versicherung zur Bestätigung einer
Festzuschuss oder Kostenbeteilung vorgelegt wird.
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Abformungen
Zur Herstellung prothetischer Arbeiten werden
Modelle des Gebisses
benötigt, die die exakte Wiedergabe der Kiefer
und ihre Relation zueinander (Bißnahme) und
der angrenzenden Weichteile darstellt.
Diese Abformungen werden im Labor
ausgegossen und einartikuliert. (Artikulator)
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Artikulatoren
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Die Abformarten:
- Anatomische Abformung
- Situationsabformung
- Funktionsabformung
- Abformung für Kronen und Brücken
- Abformung für Voll- und Teilprothesen
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Die anatomische Abformung:
-Die Situationsabformung
Hierbei werden die Zähne mit den umgebenden
Schleimhäuten und Bändern in Ruhe wiedergegeben.
Die hieraus entstehenden Modelle werden benutzt, um
- Funktionslöffel herzustellen
- Provisorische Kronen und Brücken anzufertigen
- Teilprothesen herzustellen
- Arbeitsmodelle für Prothetik- oder KFO-Planung
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die Funktionsabformung für die Vollprothese:
Es werden bei dieser Abformart das Bewegungsspiel
der
Muskeln, Bänder und Schleimhäute
wiedergegeben.
Dazu werden aktive und passive Bewegungen der
- Wangen und Lippen
- der Zunge und des weichen Gaumens
- der beweglichen Schleimhaut mit den Bändern
während der Abbindephase durchgeführt.
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Die aktiven und passiven Bewegungen sollen
für Herstellung
des zukünftigen Prothesenrandes = Funktionsrand
besonders genau dienen,
damit die Vollprothese bei späteren
Funktionsbewegungen, wie
- sprechen, singen, pfeifen,
- kauen, schlucken, saugen
nicht abgehebelt wird.
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Die Abformung von beschliffenen Zähnen:
Hierbei kommt auf die besonders genaue Darstellung
des Zahnes und der Präparationsgrenze an !
Dazu werden folgende Verfahren angewendet.
- Ringabformung
- Korrekturabformung
- Doppelmischabformung
- Sandwichabformung
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Die Ringabformung,
wird benutzt, wenn die einzelnen beschliffenen Zähne
Besonderheiten an der Präparationsgrenze aufweisen.
Dazu werden mit individuell zugeschnittenen (dem
Gingivaverlauf entsprechend) breiten Kupfer- oder
Kunststoffringen die Zahnstümpfe abgeformt.
Nach Aushärtung werden über die verschiedenen Ringe
eine Gesamtabformung gemacht,
um die Position der Ringe (Zahnstümpfe)
zueinander genau wiederzugeben.
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Die Korrekturabformung:
Dabei werden die Zahnfleischfurchen mit getränkten
Retraktionsfäden oder ~ringen erweitert,
um die exakte Wiedergabe der Präparationsgrenze zu
ermöglichen.
Dann wird mit einer knetbaren zähen Abformmasse eine
Vorabformung durchgeführt, während die Fäden noch
liegen.
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Diese Vorabformung wird vorbereitet für die
Korrekturabformung:
- Funktionsränder werden abgeschnitten
- die Interdentalräume ausgeschnitten
- untersichgehende Stellen ausgeschnitten
- Ablaufkanäle eingeschnitten,
damit sich der Löffel leicht einfügen lässt und die
weiche dünnflüssige Abformmasse gut abfließen kann.
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Zur Korrekturabformung
werden die Retraktionsfäden entfernt,
der Zahnstumpf gut getrocknet,
dünnfließendes Abformmaterial in den erweiterten
Gingivasulkus eingespritzt,
und das dünnfließende Abformmaterial in die
Vorabformung eingeben.
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Darauf wird der Löffel wieder in den Mund eingesetzt
und einige Sekunden ein starker Druck ausgeübt,
damit
die dünnfließende Abformmasse in den Sulkus
und die Fissuren der unbeschliffenen Zähne
einfließen kann
und das überschüssige Abformmaterial abfließen kann.
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Bei der Doppelmischabformung wird der
Abformlöffel nur einmal in den Mund gesetzt.
Nach Entfernung der Fäden und Trocknung der
Zahnstümpfe wird das
dünnfließende Abformmaterial in den Gingivasulkus
gespritzt
und gleichzeitig die knetbare Abformmasse
in den Löffel gefüllt
und dann in den Mund eingesetzt.
Die beiden Materialien verbinden sich im Mund.
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Bei der Sandwichabformung wird wie bei der
Doppelmischtechnik gleichzeitig das knetbare und das
dünnfließende Material angemischt,
aber zusätzlich wird das dünnfließende Material in den
Löffel eingefüllt.
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Abformlöffel:
- Konfektionslöffel,
- industriell hergestellte Löffel in
verschieden Größen und Formen
für bezahnte, teilbezahnte,
unbezahnte Kiefer,
spezielle Löffel für Teilabformungen
perforiert oder unperforiert
aus Metall,
-individuelle Löffel
im zahntechnischen Labor
angefertigt, aus Kunststoff.
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individuelle Löffel
werden nach Abformung mit einem Konfektionslöffel
auf einem entsprechendem Gipsmodell
individuell aus Kunststoff hergestellt.
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ABFORMMATERIALIEN:
Nach ihren Werkstoffeigenschaften werden sie in
4 Gruppen eingeteilt:
1. irreversible-starre Materialien
2. reversibel-starre, thermoplastische Materialien
3. reversibel-elastisch, thermoplastische Materialien
4. irreversibel-elastische Materialien
reversibel = umkehrbar, wieder rückgängig zu machen
elastisch = biegsam
thermoplastisch
= in bestimmtem Wärmebereich verformbar
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ad 1) irreversibel-starr
bei diesen Materialien ist die chemische
Aushärtungsvorgang irreversibel (nicht umkehrbar).
Zu dieser Gruppe gehören die Gipse, ZinkEugenolpasten, und harten Kunststoffabformmassen.
ad 2) reversibel-starre, thermoplastische
Diese Materialien sind bei höherer Temperatur
verformbar, bei Abkühlung sind sie starr. Bei erneuter
Erwärmung sind sie wieder formbar (reversibel).
Zu diesen Materialien gehört Gutta Percha, Stents, Kerr
und verschiede Wachse.
ad 3) reversibel-elastisch, thermoplastisch
Sie sind bei höherer Temperatur plastisch formbar und
bei Mundtemperatur elastisch (biegsam). Dazu gehören
die Hydrokolloide.
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ad 4) irreversibel-elastisch
Zu dieser Gruppe gehören die Alginate und die
gummielastischen Kunststoffmaterialien, wie
Silikone - Polyether - Polysulfide
= sie werden auch Elastomere genannt.
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Die Alginate (4. Gruppe)
werden aus Seetang (daher der Name) und Füllstoffen
hergestellt.
Die sehr leicht zu verarbeitenden Alginatpulver werden
mit einer dosierten Menge Wasser angespatelt, wobei
warmes Wasser den Abbindevorgang beschleunigt und
kaltes Wasser verzögert, und bei den
Situationsabformungen eingesetzt.
Nachteil der Alginate ist, dass das Wasser in der
Abformung schnell verdunstet und es zu
Schrumpfungen der Abformung kommt.
Soll die Abformung originalgetreu gehalten werden
(maximal 6 - 8 Std.), müssen sie in feuchte Tücher
eingewickelt werden.
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Damit das
angemischte Alginat an den Löffeln
fixiert bleibt, sollte zusätzlich zu den Perforationen
Klebespray (Adhäsiv) benutzt werden, damit sich das
Abformmaterial beim Herausnehmen aus dem Mund
nicht vom Löffel löst.
Damit käme es zu Verzerrungen und einer falschen
Wiedergabe auf den Modellen.
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Als Elastomere Abformmaterialien (auch 4 Gruppe)
bezeichnet man gummi-elastische Kunststoffe.
Nach dem chemischen Aufbau unterscheidet man:
- Silikone (A- + K-Silikone)
- Polyäther (oder Polyether)
- Polysulfide (Schwefelverbindungen)
Zum Aushärten dieser plastischen Materialien
verwendet man einen Aktivator (Härter), der je nach
Menge beim Anmischen die Abbindezeit beeinflußt.
Die Abformung ist anschließend formstabil und kann
tagelang aufbewahrt und auf Grund ihrer Elastizität
mehrfach ausgegossen werden !!
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Die Elastomeren Abformmaterialien werden
insbesondere bei Präzisionsabformungen angewendet:
- für Kronen + Brücken
- für Inlays + Onlays
- für die verschiedenen Arten von Prothesen.
Für die verschiedenen Aufgabengebiete gibt es die
Elastomere in verschieden Konsistenzen:
niedrigviskös = dünnfließend (body light)
mittelviskös = regular, mittlere Fließfähigkeit
hochviskös = zähfließend (heavy body)
bzw. knetbar = putty
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Die Elastomere
braucht die ZAH heute meist nicht mehr selbst
anzumischen,
(es kommt dabei sehr auf die Anmischtechnik und das
Mengenverhältnis von Elastomere zu Härter an !!)
es gibt heute entsprechende Kartuschen und
Anmischautomaten.
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