Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Kognitive Kerndefizite bei AutismusSpektrum-Störungen (ASS) als Grundlage für die Therapie aber auch den Umgang mit Menschen mit einer ASS Dr. phil. Dipl.-Psych. Mirjam Paschke-Müller Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, Universitätsklinikum Freiburg Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Neuropsychologie In der Neuropsychologie des Autismus werden vor allem – Störungen der Theory of Mind (ToM) – Störungen der Exekutivfunktionen – schwache zentrale Kohärenz als mögliche psychologische Korrelate autistischen Verhaltens erforscht. M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Theory of Mind (ToM) Unter der ToM versteht man die Fähigkeit sich selbst und dem Gegenüber ein Innenleben beziehungsweise mentale Zustände zuzugestehen, diese mentalen Zustände zu erfassen und die damit verbundenen Informationen zu nutzen (Premack & Woodruff, 1978). Klassische Aufgabe: Smarties-Aufgabe Hineinversetzen in Gedanken und Gefühle des Gegenübers M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Theory of Mind (ToM) ToM ist somit eine Grundvoraussetzung für eine sozial adäquate Interaktion und Kommunikation. Die ToM-Fähigkeiten entwickeln sich verzögert und befinden sich dann auf einem Entwicklungsniveau, wie es von jüngeren typisch entwickelten Menschen erwartet werden würde. M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Face-Test (Implizite ToM) M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Exekutive Funktionen (EF) Exekutive Funktionen sind eine Gruppe von Funktionen, die nötig sind um flexibel und zukunftsorientiert zu handeln (Pennington & Ozonoff, 1996). Am häufigsten werden bei Menschen mit einer ASS Beeinträchtigungen in der Planungsleistung und in der kognitiven Flexibilität gefunden. repetitive Verhaltensweisen starkes Festhalten an Routinen und Gleichbleibendem Schwierigkeiten im sozialen und kommunikativen Bereich M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen zentrale Kohärenz Menschen mit einer ASD haben eine schwache zentrale Kohärenz Sie haben Schwierigkeiten einzelne Wahrnehmungselemente in einen Gesamtzusammenhang einzubeziehen. Reize und Informationen werden nicht immer korrekt miteinander in Zusammenhang gebracht und als Gesamtbild erfasst und gespeichert. Interesse von Menschen mit ASS an Details im Gegensatz zum Ganzen Spezialinteressen Besonderheiten in der Wahrnehmung. M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Exkurs: Stärken Es gibt immer zwei Seiten Es gibt auch Stärken: – – – – – – – Können sich gut in feste Strukturen einfügen Haben ein gutes Gedächtnis Haben einen Blick für Einzelheiten Sind sachlich/ objektiv Sind wenig anfällig für Gruppenzwang Haben außergewöhnliche Begabungen in Teilbereichen … M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Diese neuropsychologischen Besonderheiten sind in der Therapie und im Umgang mit Menschen mit einer ASS zu berücksichtigen! Und sicherlich auch im Unterricht wichtig! M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Therapie bei highfunctioning AutismusSpektrum-Störungen Dr. phil. Dipl.-Psych. Mirjam Paschke-Müller Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, Universitätsklinikum Freiburg Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen High-functioning ≠ Hochbegabung !!!! High-functioning: die wenigsten Menschen mit Autismus haben eine Hochbegabung Dies bedeutet lediglich: IQ≥ 70 Savants sind eine absolute Ausnahme M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Autismusspezifische Besonderheiten Besonderheiten in der Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung: Fokussierung auf Details, Lenken der Aufmerksamkeit auf für Menschen ohne ASS irrelevante Aspekte Visualisierung wichtig Sprachliche Besonderheiten: Schwierigkeiten mit dem Verstehen von Ironie, bildlicher Sprache, Redewendungen, verschachtelte Sätze, dahinterliegenden Absichten klare deutliche eindeutige Sprache Viele Durchgänge führen zum Transfer Zugang zu sich selbst und zum Innenleben anderer erschwert (Theory of Mind) nichts implizit voraussetzen Andere Verstärker Unflexibilität Vorhersehbarkeit, maximale Verlässlichkeit / Verbindlichkeit des Therapeuten Vernetzungsarbeit: Klinik, Therapeuten, Kostenträger, Jugendhilfeeinrichtungen, besondere Schulen, Berufsförderungseinrichtungen, ATZ, Jugendamt M. Pschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen TOMTASS Freiburger soziales Kompetenztraining mit Schwerpunkt Theory of Mind für Kinder und Jugendliche mit Autismus-SpektrumStörungen Dr. phil. Dipl.-Psych. Mirjam Paschke-Müller Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, Universitätsklinikum Freiburg Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Warum ein ToM-Training? Schwerpunktsetzung auf Theory of Mind (ToM) ToM als Grundvoraussetzung für sozial kompetentes Verhalten Training dieser „Basis-Fähigkeiten“ Transfer in alltägliche Situationen M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Entwicklung des Trainings 2007 Konzept 2008 erste Staffel beginnt Nach vielen Durchgängen, Evaluationen und Adaptionen: 2011 Manual erschien im Hausverlag 2012 Manual erschien im Springer-Verlag Aktuell gerade wieder drei Gruppen gestartet M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Grundsätze des Therapieprogramms Gezieltes Training von ToM Erlernen von Basisfertigkeiten mit anschließendem gezielten Transfer in alltägliche Situationen (Generalisierung) Verhaltenstherapeutische Prinzipien (Verstärkung von erwünschten Verhaltensweisen, z.B. Tokensystem, Gruppenregeln, etc.) Visualisierung der Inhalte Eindeutige und einfache Sprache Starke Einbindung der Eltern und des Umfelds (z.B. durch Elternabende und Hausaufgaben) Positive Gruppenatmosphäre zur sozialen Motivation Konkretisierung des Abstrakten M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Globale Ziele Verbesserung der Kommunikation / Interaktion innerhalb der Gruppe Verbesserung von unangemessenen, starren, unflexiblen oder problematischen Verhaltensweisen Verbesserung der Interaktionsfähigkeit im Alltag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Rahmenbedingungen 24 Gruppenstunden, einmal wöchentlich Dauer: 75 Min (mit 5 Minuten Pause) 3 Elternabende Indiv. Vor- und Nachgespräche mit den Kindern und den Eltern 2 Versionen: Kindergruppe: Jugendlichengruppe: 4 bis 6 Teilnehmende pro Gruppe 2 Therapeuten pro Gruppe M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter 7-12 Jahre 12-18 Jahre Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Methodische Umsetzung Begrüßungsrunde mit Stimmungsbild Gruppenspiele Gruppengespräche Gemeinsame Aktivitäten Rollenspiele Jobs der Woche Übungen im freien Feld Pause Abschlussrunde M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Begrüßungsrunde 1. Stimmungsbild anhand der Gefühlsskala: Wie geht es mir heute ? Wie fühle ich mich jetzt? 2. „Erzählzeit“: Berichten eines positiven und eines negativen Erlebnisses der letzten Woche M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Module © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 1: Kennenlernen und Einfinden in die Gruppe © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 2: Psychoedukation M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 3: Theory of Mind - Gefühle © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen © Springer Verlag Modul 4: Theory of Mind - Gedanken M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 4: Theory of Mind - Gedanken © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 5: Theory of Mind- Sprache Wem fällt eine Situation ein, in der Ironie benutzt wurde/ wird? © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 6: Kontaktaufnahme & Freundschaft Menschen, die aufgrund ihres Berufes mit mir zu tun haben Menschen, die ich nicht persönlich kenne Bekannte Freunde Familie Ich Menschen, die ich nicht persönlich kenne © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 7: Konflikte und Kritik © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 7: Konflikte und Kritik Szene 1: Ansprechen Szene 2: Ansprechen Nicht beachten Szene 3: Ansprechen Nicht beachten Weggehen Szene 4: Ansprechen Nicht beachten Weggehen Unterstützung holen funktioniert (Ärgern hört auf) funktioniert nicht (Ärgern hört nicht auf) funktioniert funktioniert nicht funktioniert nicht funktioniert funktioniert nicht funktioniert nicht funktioniert nicht funktioniert M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 7: Konflikte und Kritik © Springer Verlag M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 7: Konflikte und Kritik In welchen Situationen wäre es manchmal hilfreich, das Verhalten eines anderen Kindes oder Jugendlichen nicht zu beachten? Ein Kind schlägt mich. Ein Jugendlicher nennt mich absichtlich bei einem Namen, den ich nicht mag. Ein Kind nimmt mir mein Mäppchen weg, obwohl ich es gerade brauche. Ein Jugendlicher klaut mir ein Blatt Papier, um mich zu ärgern. Ein Kind beschuldigt mich vor dem Lehrer etwas getan zu haben, obwohl ich es nicht war. M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Modul 8: Körperübungen, Entspannung, Stresstoleranz M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Implikationen für den Unterricht und den Umgang in der Schule Wie geht es weiter? Was sind nach den Erlebnissen / Ergebnissen aus der Tagung heute sinnvolle / nötige nächste Schritte aus Ihrer Sicht? Ideen dazu? Zeit für Fragen oder Diskussion Schlussfolgerung M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Therapie bei high-functioning Autismus-Spektrum-Störungen Vielen Dank! M. Paschke-Müller- Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter