Abstract Titel Sexualpädagogik in der offenen Jugendarbeit Chancen und Grenzen der Sexualpädagogik in der offenen Jugendarbeit Kurzzusammenfassung Die Arbeit beschreibt, wie die offene Jugendarbeit als Handlungsfeld der Sozialen Arbeit Jugendliche mittels Sexualpädagogischen Methoden in der gelingenden Entwicklung zu einer eigenen Sexualität unterstützen kann. Autorin Stephanie Scherrer Dozent Prof. Stefan Ribler Publikationsformat BATH MATH Semesterarbeit Forschungsbericht Anderes Veröffentlichung 2011 Sprache Deutsch (Schweiz) Zitation Scherrer, Stephanie (2011). Sexualpädagogik in der Offenen Jugendarbeit. Chancen und Grenzen der Sexualpädagogik in der offenen Jugendarbeit. Unveröffentliche Bachelorarbeit, FHS St. Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit. Schlagwörter (Tags) Sexualentwicklung, Identitätsentwicklung, Jugendliche, Adoleszenz, Sexualpädagogik, offene Jugendarbeit • Ausgangslage In der Schweiz wachsen junge Menschen in einer Welt mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten auf. Das Internet als eine dieser neuen Möglichkeiten bietet viele Chancen, aber auch Gefahren. So geraten beispielsweise schon Kinder mit wenigen Klicks auf Internetseiten, welche sexuelle Handlungen darstellen, die manchen Erwachsenen die Schamesröte ins Gesicht steigen lassen (vgl. Gernert, 2010, S. 9). Das Aufwachsen mit diesen visuellen Informationen, die Enttabuisierung der Sexualität und die Sexualisierung des Alltages führen aber nicht mit sich, dass die Jugendlichen von heute automatisch und sinnvoll aufgeklärt sind (vgl. Gernert, 2010, S. 87). In der Schule wird versucht, diesem Umstand Rechnung zu tragen indem den Kindern immer früher Aufklärungsunterricht gegeben wird. Eltern sprechen mit ihren Kindern öfters, wie dies früher der Fall war, über Sexualität. Und dennoch stellt sich die Frage, ob Kinder und junge Heranwachsende auf diese Weise alle für sie nötigen Informationen für eine selbstbestimmt gelebte Sexualität erhalten. Ein wichtiger Schritt in der Sozialisation junger Erwachsener findet in der Pubertät statt. In dieser Zeit finden meist die ersten sexuellen Kontakte statt, erste Beziehungen werden eingegangen. Die offene Jugendarbeit bietet den jungen Heranwachsenden Raum, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und ihre freie Zeit zu geniessen. Diese Tatsache lässt vermuten, dass in diesem Rahmen auch Themen, welche die jungen Männer und Frauen in diesem Alter stark beschäftigen, angesprochen werden, darunter das Thema der Sexualität. Deswegen könnte die offene Jugendarbeit als ein Handlungsfeld der Sozialpädagogik/Sozialarbeit geradezu prädestiniert sein, sich dieser Fragen anzunehmen. Dennoch ist es eine Tatsache, dass Jugendarbeitenden weder Konzepte noch Richtlinien zum Thema Jugendsexualität zur Verfügung stehen. Sie erarbeiten oft in Eigenregie ein eigenes Methodenrepertoire, um sich den Fragen der Jugendlichen anzunehmen. • Ziel, zentrale Fragestellung und Relevanz des Themas Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Wichtigkeit eines Sexualpädagogischen Methodenrepertoires darzulegen sowie zu erläutern, wie dieses aussehen könnte. Die zentrale Fragestellung ist demnach: Wie können Sozialarbeitende im Rahmen der offenen Jugendarbeit junge Heranwachsende in der Entwicklung ihrer sexuellen Identität unterstützen? Um diese Frage zu beantworten, stellt sich die Autorin folgende Unterfragen: Welchen Auftrag hat die offene Jugendarbeit, ein sexualpädagogigesches Konzept in ihrem Leitbild zu verankern? Wie kann niederschwellige Beratung in der offenen Jugendarbeit diesbezüglich gelingen? Welche Methoden existieren, um sexualpädagogische Handlungsansätze in der offenen Jugendarbeit umzusetzen? Es wird von der These ausgegangen, dass die wenigsten Institutionen der offenen Jugendarbeit bereits ein Sexualpädagogik-Konzept erarbeitet haben. • Vorgehen Das erste Kapitel besteht aus der Einleitung sowie der Fragestellung. Im ersten Teil des zweiten Kapitels werden zunächst wichtige Begriffe in der körperlichen und sexuellen Entwicklung Jugendlicher erläutert. Im zweiten Teil wird der Fokus auf die Identitäts- und Sexualentwicklung gerichtet, mit der Entwicklung der Geschlechtsidentität als Teil davon. Schliesslich werden die multiplen Einflüsse auf diese Entwicklungen in der Erklärung der Sozialisationsinstanzen dargelegt und im Hinblick auf das Thema der Sexualentwicklung reflektiert. Das dritte Kapitel ist dem Thema „Sexualpädagogik“ gewidmet. Es werden zunächst ebenfalls einige wichtige Begriffe geklärt, um danach in einem geschichtlichen Exkurs die Sexualaufklärung beziehungsweise Sexualpädagogik näherzubringen. Darauf basierend werden schliesslich konkrete aktuelle Handlungsfelder der Sozialen Arbeit, in der die Sexualpädagogik von Bedeutung ist, erläutert. Im vierten Kapitel wird die offene Jugendarbeit als eines der Handlungsfelder, welche im vorherigen Kapitel erklärt wurden, ausführlich vorgestellt. Zuerst werden die geschichtlichen Hintergründe der offenen Jugendarbeit in der Schweiz erläutert. Anschliessend werden spezifische Angebote der offenen Jugendarbeit genauer ausgeführt. Das fünfte Kapitel beinhaltet die Zusammenführung der Sexualpädagogik mit der offenen Jugendarbeit als ein Handlungsfeld der Sozialen Arbeit. Im ersten Teil werden allgemeingültige, methodische Zugänge der Sexualpädagogik beschrieben. Im zweiten Teil wird mittels der durchgeführten qualitativen Praxis-Spiegelung ein Einblick in die Arbeit der offenen Jugendarbeit in der Deutschschweiz zum Thema Sexualpädagogik bzw. Sexualität im Allgemeinen gegeben. Für die qualitative Praxis-Spiegelung wurden 85 Institutionen der offenen Jugendarbeit in der Deutschschweiz per E-Mail einige substanzielle Fragen bezüglich der Sexualpädagogik gestellt. Anschliessend werden zukünftige Chancen, Risiken und Grenzen des Konzepts der Sexualpädagogik innerhalb der offenen Jugendarbeit kritisch erläutert. Im Schlusskapitel wird infolge der Herauskristallisierung der Bedeutung eines sexualpädagogischen Auftrages innerhalb der offenen Jugendarbeit die Fragestellung beantwortet. Im Abschluss folgen schliesslich die fachspezifischen und persönlichen Reflektionen. • Ergebnisse Die von der Autorin durchgeführte qualitative Praxis-Spiegelung hat einerseits gezeigt, dass ein verschwindend kleiner Teil der von ihr kontaktierten Institutionen der offenen Jugendarbeit ein sexualpädagogisches Konzept in ihrem Leitbild verankert haben. Durch die Aussagen der Befragten lässt sich vermuten, dass sie auch ohne Konzept sexualpädagogische Methoden anwenden. Dennoch müssten zumindest die wichtigsten Eckpunkte und Grundpfeiler wie Prävention, Freiraum, Emanzipation, Partizipation und Niederschwelligkeit in einem Sexualpädagogik-Konzept festgehalten werden. Ebenso wichtig wie die konzeptionelle Verankerung von Sexualpädagogik ist es, dass sich die Jugendarbeitenden ihrem Auftrag diesbezüglich bewusst sind. Niederschwelligkeit und Beziehungsarbeit Sozialarbeitenden stehen im hierfür Kontext an der erster Stelle. Offenen Ausserdem Jugendarbeit müssen über die sich die vielfältigen Herausforderungen der sich in der Pubertät befindenden Jugendlichen ebenso bewusst sein wie über die multiplen Einflüsse der verschiedenen Sozialisationsinstanzen. Neben dem offenen Gespräch existieren verschiedenste sexualpädagogische Methoden, welche für die offene Jugendarbeit geeignet sind. Es bieten sich hier die Bereitstellung von Informationsmaterial an, sexualpädagogische Spiele, ein aus einem aktuellen Bedürfnis oder Erlebnis resultierendes Projekt. Des Weiteren können Betroffene oder Experten eingeladen werden, es kann ein Beratungsangebot aufgestellt oder die Möglichkeiten neuer Medien könnten vermehrt genutzt werden. So können die Jugendlichen in der Entwicklung ihrer sexuellen Identität mit verschiedenen Methoden unterstützt werden. Ein abschliessendes und allgemeingültiges Rezept, wie Sexualpädagogik in der offenen Jugendarbeit aussehen muss, gibt es nicht. Die Sozialarbeitenden in den Jugendtreffs sind gefordert, wie sie dies schon heute zum grossen Teil machen, den Jugendlichen auf kreative und mutige Art die Möglichkeit zu bieten, sich mit sich selbst und anderen sowie mit verschiedenen Themen, darunter auch Sexualität, auseinanderzusetzen. • Literaturquellen (Auswahl) Baacke, Dieter (2009). Die 13-18-Jährigen. Einführung in die Probleme des Jugendalters. (10. Aufl.). Weinheim und Basel: Beltz Verlag. Böhnisch, Lothar (2005). Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine Einführung (4. überarb. Aufl.). Weinheim und München: Juventa Verlag. Sielert, Uwe. (2005). Einführung in die Sexualpädagogik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag. Steins, Gisela. (2008). Identitätsentwicklung. Wie Mädchen zu Frauen werden – und Jungen zu Männern. (3. überarb. Aufl.). Frensdorf: Digital Druck AG