Kontroversen in der Neuro-Intensivmedizin - Beck-Shop

Werbung
Kontroversen in der Neuro-Intensivmedizin
von
Dietmar Schneider, Stefan Schwab, Werner Hacke
1. Auflage
Thieme 2005
Verlag C.H. Beck im Internet:
www.beck.de
ISBN 978 3 13 133921 8
Zu Inhaltsverzeichnis
schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG
10
Teil 1: Schlaganfall
nungsstrungen. Unterhalb von 32 C kommt es
zu einer Verlngerung des PR-Intervalls und des
QRS-Komplexes. Bei noch tieferen Temperaturen
verlngert sich das QT-Intervall und unter 27 C
tritt hufig Kammerflimmern auf. Als hmatologische Nebenwirkungen sind in erster Linie
Thrombozytopenien und Gerinnungsstrungen
zu nennen. Urschlich fr Letztere sind u. a. vermehrte Fibrinolyseprozesse und verlangsamte
Enzymreaktionen der Koagulationskaskade unter Hypothermie. Als pulmonale Nebenwirkung
wurde bei Hypothermiepatienten eine erhhte
Inzidenz von Pneumonien beobachtet. Zudem ist
die Beeintrchtigung des Gasaustausches durch
Atelektasen ein hufiges Problem der ber mehrere Tage beatmeten Patienten. Verschiedene
Hypothermiestudien belegen eine Pneumonierate von ca. 40 % bei moderater Hypothermie.
Es erscheint logisch, dass Hypothermie umso
erfolgreicher ist, je frher sie eingesetzt wird.
Dieser Ansatz erfordert jedoch sichere und
schnelle Khlmglichkeiten, die zur Zeit aber
noch untersucht werden.
Die Patienten, die von einer Khlung profitieren, mssen noch genauer definiert werden.
Grundstzlich kommen zum einen Patienten infrage, die ein ischmisches Kerngebiet mit Penumbra aufweisen, und zum anderen Patienten,
die aufgrund der Schlaganfallgrße potenziell
erhhte ICP-Werte entwickeln.
Die Hypothermie ist sicher eine vielversprechende Option zur Behandlung akuter zerebraler Ischmien. Allerdings ist noch eine Vielzahl
weiterer klinischer Untersuchungen notwendig,
bevor Hypothermie zur Behandlung des Schlaganfalls generell empfohlen werden kann.
Schlussfolgerungen
Literatur
Die bisherigen klinischen Studien zeigen, dass
Hypothermie eine durchfhrbare Methode zur
Behandlung des ischmischen Schlaganfalls
darstellt. Daten zur Effizienz, Sicherheit und Indikationsstellung fehlen bis heute jedoch. Wesentliche Faktoren, die den potenziellen Erfolg
der Behandlungsmethode beeinflussen, sind
bisher nicht ausreichend untersucht. So ist insbesondere unklar, welche Hypothermietiefe,
also Behandlungsdosis, angestrebt werden sollte. Eine 2002 verffentlichte Studie bei Patienten mit Schdel-Hirn-Trauma zeigte, dass der
erhhte ICP durch moderate Hypothermie im
Vergleich zu milder Hypothermie nicht weiter
gesenkt werden konnte [11]. Tiefere Hypothermiegrade fhrten sogar zu einer Verschlechterung des CPP. Auch fr den Schlaganfall wren
solche vergleichenden Untersuchungen fr verschiedene Hypothermiegrade ntig, bevor die
Therapie in grßerem Umfang eingesetzt werden kann.
Außerdem definieren die bisherigen Studien
noch nicht klar die optimale Hypothermiedauer
zur Schlaganfallbehandlung. In bisherigen Schlaganfallstudien variierte die Khldauer zwischen
6 Stunden und 5 Tagen. Mit Grad-I-Evidenz
wurde 2003 die 12 bis 24 Stunden dauernde
Hypothermie bei 32 – 34 C fr bewusstlose erwachsene Patienten mit Spontankreislauf nach
prhospitalem Kammerflimmern empfohlen
[10].
1. Boysen G, Christensen H. Stroke severity determines
body temperature in acute stroke. Stroke 2001;32:
413 – 417.
2. Busto R, Dietrich D, Globus MYT, Ginsberg MD. The importance of brain temperature in cerebral ischemic injury. Stroke 1989;20:1113 – 1114.
3. Corbett D, Thornhill J. Temperature modulation (hypothermic and hyperthermic conditions) and its influence
on histological and behavioral outcomes following cerebral ischemia. Brain Pathol 2000;10:145 – 152.
4. Georgiadis D, Schwarz S, Kollmar R, Schwab S. Endovascular cooling for moderate hypothermia in patients
with acute stroke: first results of a novel approach.
Stroke 2001;32:2550 – 2553.
5. Hajat C, Hajat S, Sharma P. Effects of poststroke pyrexia
on stroke outcome: a meta-analysis of studies in patients. Stroke 2000;31:410 – 414.
6. Kammersgaard LP, Rasmussen BH, Jorgensen HS, Reith
J, Weber U, Olsen TS. Feasibility and safety of inducing
modest hypothermia in awake patients with acute
stroke through surface cooling: A case-control study:
the Copenhagen Stroke Study. Stroke 2000;31:2251 –
2256.
7. Kollmar R, Schwab S. Hypothermiebehandlung des
Schlaganfalls-Status und Perspektiven. Akt Neurol
2003;487 – 496.
8. Krieger DW, De Georgia MA, Abou-Chebl A, Andrefsky
JC, Sila CA, Katzan IL, Mayberg MR, Furlan AJ. Cooling
for acute ischemic brain damage (cool aid): an open pilot study of induced hypothermia in acute ischemic
stroke. Stroke 2001;32:1847 – 1854.
9. Maier CM, Ahern K, Cheng ML, Lee JE, Yenari MA, Steinberg GK. Optimal depth and duration of mild hypother-
Schneider/Schwab/Hacke, Kontroversen in der Neurointensivmedizin (ISBN 3131339217),
2005 Georg Thieme Verlag KG
Herunterladen