25. August 2006 Aufgaben Fibonacci-Folgen 28. April 2006 Blatt 3 B. Werner SoSe 06 Präsenzaufgaben: Aufgabe P9: Man betrachte n Münzwürfe, wobei man mit Null Wappen“ und mit Eins Zahl“ codiere. Man ” ” erhält also eine Sequenz der Länge n aus Nullen und Einsen. Eine Tribonacci-Sequenz sei eine solche Sequenz ohne drei aufeinanderfolgende Einsen. Sei Tn die Anzahl dieser TribonacciSequenzen. Wieviele gibt es? Gesucht ist eine Rekursionsformel. Lösung: Man zeigt leicht: T1 = 2, T2 = 4, T3 = 7. Wenn man die nächsten Folgenglieder ausrechnet, könnte es ein, dass man die rekursive Gesetzmäßigkeit erkennt. Es jedoch genauer, wenn man so argumentiert: Bei n Würfen ergibt der letzte eine Null oder eine Eins. Von ersterem gibt es Tn−1 Möglichkeiten, in letzterem Fall mus man unterscheiden, ob das vorletzte Ergebnis eine Null ist (hiervon gibt es Tn−2 Möglichkeiten) oder eine Eins. In diesem letzten Fall muss der vorvorletzte Wurf eine Null ergeben, wovon es Tn−3 Möglichkeiten gibt, also insgesamt Tn = Tn−1 + Tn−2 + Tn−3 , n ≥ 4, T1 = 2, T2 = 4, T3 = 7. Es handelt sich um eine lineare Differenzengleichung dritter Ordnung. Aufgabe P10: In den Übungsaufgaben sollen Sie kubische Gleichungen näherungsweise lösen. Zu diesem Zwecke stelle ich Ihnen ein mächtiges Werkzeug vor, das Newtonverfahren. Wenn man eine Nullstelle z einer differenzierbaren Funktion f : IR → IR sucht und eine Näherung für z in Form eines x0 ∈ IR kennt, so kann man diese sehr häufig gemäß der Vorschrift x1 = x0 − f (x0 ) , f 0 (x0 ) allgemeiner durch die rekursiv definierte Folge xn = xn−1 − f (xn−1 ) f 0 (xn−1 ) annähern. Geben Sie eine geometrische Begründung dieses Verfahrens und berechnen Sie die positive Nullstelle der kubischen Gleichung x3 + x2 + 1 = 0. Lösung: Siehe Applet Newtonverfahren (B. Werner). Entscheidende Idee ist, dass man an Stelle der Nullstelle der nichtlinearen Funktion f die einer Tangente in (x0 , f (x0 )) bestimmt. 1 Startet man mit x0 = 1, so erhält man xn : 0.666667, 0.555555556, 0.54381210478771, 0.54368902609416, 0.54368901269208. Aufgabe P11: (ab 2. Mai) Bekanntlich ist eine komplexe Zahl z vom Betrag eins von der Form z = cos(α) + i sin(α). Hierbei ist α der Winkel im Bogenmaß. Wenn wir S 1 einführen mit Winkeln aus [0, 1), bevorzugen wir z = cos(2πα) + i sin(2πα). Hierfür schreiben wir z =: E(α). • Zeigen Sie E(α ⊕ β) = E(α)E(β). Lösung: Es gilt E(α ⊕ β) = (cos(2πα) + i sin(2πα))(cos(2πβ) + i sin(2πβ)), also nach den Rechenregeln für komplexe Zahlen E(α⊕β) = cos(2πα) cos(2πβ)−sin(2πα) sin(2πβ)+i(sin(2πα) cos(2πα)+sin(2πβ) cos 2πα)). Der Rest folgt aus Additionstheoremen und aus der Tatsache, dass Sinus und Kosinus 2π-periodisch bzw. x 7→ sin(2πx) 1-periodisch sind, woraus z.B. sin(2π(α + β)) = sin(2π((α + β) mod 1)) = sin(2π(α ⊕ β)) folgt. • Setze C1 := {z ∈ C : |z| = 1} als Teilmenge von C. Zeigen Sie, dass C1 mit der Multiplikation der komplexen Zahlen als Verknüpfung eine Gruppe ist. Lösung: Mit u, v ∈ C1 gilt |uv| = |u||v| = 1, d.h. C1 ist ein Gruppoid. Das hätte man auch direkt mit Hilfe vom ersten Teil der Aufgabe sehen können, weil jedes z ∈ C1 die Form z = E(α) mit α ∈ S 1 hat. Das neutrale Element ist 1 = E(0), das multiplikative Inverse von z = E(α) ist z = E(−α). Aufgabe P12: (ab 2. Mai) 2 • Berechnen Sie für α = 0.2 und β := 0.95 den Abstand d(α, β) auf S 1 . Lösung: d(α, β) = 0.25 • Welche Winkel aus S 1 gehören zur 0.01-Umgebung von α = 0.001? Lösung: Alle Winkel von 0.991 bis 0.011, also die Vereinigung der beiden Intervalle [0.991, 1) und [0, 0.011] als Teilmengen von S 1 = [0, 1). Übungsaufgaben: (Abgabe 9. Mai 2006) Aufgabe Ü7 Fasst man zwei aufeinanderfolgende Fibonacci-Zahlen Fn und Fn+1 zu einem Vektor (Fn , Fn+1 ) des IR2 zusammen, so kann man die (lineare!) Abbildung A : IR2 → IR2 betrachten, für die A(Fn , Fn+1 ) = (Fn+1 , Fn+2 ) gilt. • Man gebe eine Formel an für A(x, y) und bestimme die zugehörige 2 × 2-Matrix. Lösung: A(x, y) = (y, x + y), also wegen muss Fn+1 = Fn+2 0 1 A= 1 1 Fn A Fn+1 gelten. • Berechnen Sie (ohne stupide Matrizenmultiplikation) A10 . Hinweis: Die j-te Spalte einer Matrix A erhält man, indem man die zugehörige lineare Abbildung A auf den j-ten Einheitsvektor anwendet. Lösung: Es ist wohl doch am einfachsten, nacheinander 1 1 2 A := A · A = , 1 2 3 2 A := A · A = 4 3 A := A · A = 3 1 2 , 2 3 2 3 3 5 zu berechnen und das Bildungsgesetz n A = Fn−1 Fn Fn Fn+1 zu erkennen, woraus dann A 10 = 34 55 55 89 folgen würde. Man hätte auch geschickt nacheinander A2 , A4 := A2 ·A2 , A8 := A4 ·A4 und A10 := A8 ·A2 durch vier Matrixmultiplikationen berechnen können. Mein Hinweis war so gedacht: Die erste Spalte von A10 ist A10 (1, 0). Das muss das 10-te Paar der Folge 0, 1, 1, 2, ..., also (F9 , F10 ) = (34, 55) sein. Die zweite Spalte ist A10 (0, 1), also das 10-te Paar der Folge 1, 1, 2, 3, .., also (F10 , F11 ) = (55, 89). Daher gilt 34 55 10 A = 55 89 Aufgabe Ü8: Tribonaccizahlenfolgen (an )n∈IN0 sind Lösungen der linearen Differenzengleichung dritter Ordnung an+1 = an + an−1 + an−2 , n ≥ 2. Werden a0 = 1, a1 = 2, a2 = 4 vorgegeben, so erhält man die Tribonaccifolge (Tn ). • Welcher Gleichung muss λ ∈ IR genügen, damit die geometrische Folge an = λn der Tribonacci-Rekursion genügt? Geben Sie die Lösung auf mindestens zwei Nachkommastellen an. Hinweis: Sie können die Cardanische Formeln (Wikipedia) für die Lösung kubischer Gleichungen benutzen oder diese einfach näherungsweise wie in P10 lösen. Lösung: Analog zum Skript für die Fibonacci-Rekursion ergibt sich zunächst λn+1 = λn + λn−1 + λn−2 . Nun dividiere man beide Seiten durch λn−2 und man erhält λ3 = λ2 + λ + 1. Zeichnerisch erhält man die (grobe) Näherung x0 = 1.5. Numerisch erhält man λ = 1.8393... 4 • Wogegen konvergiert der Quotient von zwei aufeinanderfolgender Folgengliedern? Hier genügt eine intuitive Lösung, die sich an der entsprechenden Aussage Fn+1 =Φ n→∞ Fn lim orientiert. Lösung: Der Grenzwert ist obiges λ = 1.8393.... Wenn man beweisen will, muss man noch die beiden anderen komplexen (!) Lösungen von λ3 = λ2 + λ + 1 berechnen und ausnutzen, dass diese vom Betrag kleiner als Eins sind. • Um wieviel Prozent ist Tn+1 im Vergleich zu Tn für große n gewachsen? Lösung: Um ca. 84%, da ja Tn+1 − Tn ≈ λ − 1 = 0.8393... Tn Aufgabe Ü9: In Ergänzung zu Präsenzaufgabe P6 wird die dortige Frage verallgemeinert: • Welcher Rekursionsformel genügt die Anzahl An aller Summen bestehend aus Einsen und Dreien, die n ∈ IN ergeben, wobei die Reihenfolge beachtet werden soll. Berechnen Sie mit Hilfe dieser Rekursionsformel A10 . Lösung: Es gibt An−1 Summen, die mit Eins, An−3 Summen, die mit Drei enden und n ergeben. Somit ergibt sich An = An−1 + An−3 , n ≥ 4, A1 = 1, A2 = 1, A3 = 2, also An : 1, 1, 2, 3, 4, 6, 9, 13, 19, 28, 41, 60.. also A10 = 28. • Können Sie ein Beispiel“ aus der Geometrie geben, das auf genau diese An führt? ” Lösung: Es gebe Ziegelsteine der Länge 3 und Höhe 1, aus denen eine Mauer der Länge n gemauert werden soll! • Wogegen konvergiert AAn+1 ? Hinweis: Auch hier ist eine intuitive Lösung gefragt, die sich n an die entsprechende Aussage für Fibonacci-Zahlen bzw. an Ü7 orientiert. Sie sollten die Gleichung für den gesuchten Grenzwert aufstellen und diese näherungsweise lösen (wie in P10). 5 Lösung: Der Ansatz An = λn ergibt λn+1 = λn + λn−2 , woraus λ3 = λ2 + 1 entsteht, deren einzige reelle Lösung λ1 = 1.4656 ist. Es gilt lim n→∞ An+1 = 1.4656.... An 6