Inhalt Geleitwort............................................................................................................ 1 Methodisches....................................................................................................... 11 Peter Antes: Max Weber und die moderne Welt....................................................................... 13 Lawrence A. Scaff: The Asymmetries of Intellectual Partnership: Knight, Parsons, and the Formation of Modern Economic and Social Theory ............................................ 21 Nahid Aslanbeigui/Guy Oakes: Keynes, Pigou, and the Rhetorical Strategy of the General Theory ..................... 41 Friedrich Steinle: „Das Nächste ans Nächste reihen“: Goethe, Newton und das Experiment........... 53 Gerd Graßhoff: Die ATLAS-Collaboration als wissenschaftlicher Autor ..................................... 81 Klaus Christian Köhnke: Das älteste Matrikelbuch der Universität Münster 1780-1808 ............................. 103 Max Weber: Grundkategorien.......................................................................... 129 Andreas Urs Sommer: Zur philosophischen Anschlußfähigkeit von Max Webers Rationalitätskonzept........................................................................ 131 Horst Dreier: Über den Sinn der Wissenschaft – eine Rekapitulation von Max Webers Wertfreiheitspostulat ............................................................................................ 149 Heinz Steinert: Max Webers Ironieblindheit: Benjamin Franklin und die aufgeklärte Wissenschaft...................................................................................... 169 VIII Inhalt Stefan Breuer: Erb- und Amtscharisma in Asien. Variationen über ein Thema Max Webers ............................................................................................. 191 Hartmann Tyrell: Stratifikation, Ritualismus, Ethnizität: Zur Systematik von Max Webers Pariabegrifflichkeit .............................................................................................. 215 Max Weber, Friedrich Nietzsche und ihre Kreise ........................................... 241 Peter Ghosh: Max Weber and the literati................................................................................... 243 Wolf Feuerhahn/Pascale Rabault-Feuerhahn: Heidelberg um 1900: eine Hochburg des Idealismus? Max Weber und Karl Vossler............................................................................... 279 Guenther Roth: Else von Richthofen, Edgar Jaffé und ihre Kinder im Kontext ihrer Zeit ............ 301 Hubert Cancik/Hildegard Cancik-Lindemaier: Nietzsche in Berlin. Ein Versuch zur frühen Nietzsche-Rezeption ...................... 321 Realino Marra: Coscienza e pena nella Genealogia della morale.................................................. 339 Soziologie und Rechtswissenschaften................................................................ 355 Keebet von Benda-Beckmann: Grounding transnational law ................................................................................ 357 Erhard Blankenburg: „Adat“ – Rechtspluralismus in der Vielvölkerwelt .............................................. 371 Rainer Wolf: Vom Seeraub zum Seerecht. Annotierungen eines „Freizeit-Historikers“ zur Werk- und Wirkgeschichte von Hugo Grotius............................................... 379 Wolf Linder: Direkte Demokratie und gesellschaftspolitische Konfliktlösung in der Schweiz ............................................................................. 409 Inhalt IX Günther Schmid: Gewährleistungsstaat und Arbeitsmarkt: Anmerkungen zu einer politischen Theorie der Verantwortungsteilung...................................................................... 429 Thomas Groß: Hat das kommunale Ehrenamt eine Zukunft?....................................................... 447 Kay Waechter: Missachtete Verfassungsnormen: Der beamtenrechtliche Funktionsvorbehalt .... 463 Pascale Cancik: Fingierte Rechtsdurchsetzung? Zum (sukzessiven) Abschied von der Eröffnungskontrolle.............................................................................................. 487 Fritz Sack: Ökonomisierung des Feldes der Kriminalität und seiner Kontrolle ..................... 509 Rückspiegel: Die deutsche Universität der Gegenwart ................................... 533 Gerhard Wagner: Prozesse der Machtbildung in der universitären Selbstverwaltung ...................... 535 Leonie Breunung: Von Humboldt zu McKinsey oder “Bildung Bolognese”..................................... 545 Publikationsverzeichnis Prof. Dr. H. Treiber .................................................. 555 Autorenverzeichnis............................................................................................. 571 Zum Geleit Die vorliegende Festgabe erscheint zu Ehren von Herrn Prof. Dr. Hubert Treiber zu seiner Emeritierung aus Anlass seines 68. Geburtstags. 30 renommierte Forscher aus (Rechts-) Soziologie, Philosophie, Wissenschaftsgeschichte, Rechtswissenschaft, Religionswissenschaft sowie Politik- und Verwaltungswissenschaft haben zu diesem Werk beigetragen. Ihnen sei an dieser Stelle Dank abgestattet für ihre spontane Mitwirkungsbereitschaft. Ein Dank geht auch an diejenigen, die zur Mitwirkung gern bereit waren, deren Verpflichtungen diese aber nicht zuließen. Gedacht sei Hans-Ulrich Derliens, der an dieser Festgabe nicht mehr mitwirken konnte. Hubert Treiber wurde während des zweiten Weltkrieges in eine wertkonservative katholische Familie hineingeboren. Der Onkel war als Pfarrer schon früh in „Schutzhaft“, der Vater als Offizier im Einsatz am Atlantikwall (Utah Beach, Azeville). Hubert Treiber selbst verpflichtete sich vor seinem Studium für drei Jahre bei der Bundeswehr und erreichte dabei den entsprechenden Offiziersdienstgrad. Den akademischen Berufsweg des Geehrten kennzeichnet ein disziplinübergreifendes Forschungsinteresse. Er studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Neuere Geschichte und Philosophie in Freiburg im Breisgau sowie Verwaltungswissenschaften in Konstanz. In den Jahren 1970 ff. war H. Treiber Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Fritz W. Scharpf und unter seiner Leitung in der Bürokratieforschung tätig. Die Dissertation wurde bei Scharpf und Heinrich Popitz geschrieben. Hinzu kam eine Tätigkeit am Institut für kriminalwissenschaftliche Soziologie in Wien. Früh kam dann die Berufung als Professor an die Juristische Fakultät in Hannover. Die dortige Universität war damals noch Technische Hochschule und wurde gerade zu einer Volluniversität mit interdisziplinärem Anspruch ausgebaut. Die Landesregierung und mit ihr die Hochschule schufen an der rechtswissenschaftlichen Fakultät Professuren für die sogenannten Grundlagenfächer, also Philosophie, Soziologie, Ökonomie etc., jeweils mit Bezug auf die besonderen Ausbildungsbedürfnisse von Juristen. Auf eine dieser Grundlagenprofessuren – ausgeschrieben für Soziologie und Verwaltungswissenschaften – wurde Hubert Treiber berufen und hat seitdem die in Hannover studierenden Juristen mit Problemen der Rechtssoziologie und mit Erkenntnissen der Verwaltungswissenschaften bekannt gemacht. Viele Studierende, die ihren Beruf später in der Ministerial- oder Kommunalverwaltung angetreten haben, haben ihm dafür gedankt, dass er ihnen die Strukturen der Verwaltungspraxis nahebrachte, noch bevor sie den Praxisschock erlitten. Nicht immer entscheidet in der Praxis eben die Un-/Rechtmäßigkeit über die Wahl der Handlungsalternative: Erfolgreich kann in gehobenen Positionen nur agieren, wer die praktisch wirksamen 2 Zum Geleit Handlungsmuster durchschaut und antizipiert. Wann immer ein Kollege oder Doktorand an der Juristischen Fakultät den Soziologen und Verwaltungswissenschaftler um Hilfe bei einschlägigen Problemen gebeten hat, um Literaturhinweise, um Ratschlag bei empirischen Forschungen oder um Schilderung des gegenwärtigen Forschungshorizontes, blieb er nicht ohne intensive Unterstützung. Mancher Abschnitt einer Promotionsschrift wurde so vom empirischen Feigenblatt zum Blick auf die Wirklichkeit mit genauer Angabe einer gegebenenfalls begrenzten Aussagekraft. Manche juristische Publikation blieb in den Augen des Soziologen gleichwohl unvollkommen. Interdisziplinarität wird häufig mit hohem Anspruch gefordert und in kleinster Münze eingelöst. Die kürzliche Wende zur weiteren Anwendungsorientierung der juristischen Ausbildung bildet keine Ausnahme: Auch hier wird auf die zwingende Interdisziplinarität des juristischen Berufspraktikers hingewiesen, ein sinnvolles Konzept für die Integration außerrechtlicher Fächer in die juristische Ausbildung ist aber bisher wohl nicht gefunden worden. Die Position des Vertreters eines Grundlagenfaches an einer rechtswissenschaftlichen Fakultät war nie einfach und ist in neuester Zeit nicht einfacher geworden; sie bietet andererseits diejenigen Forschungschancen, die mit der Position des externen Beobachters verbunden sind. Eine solche Position und die mit ihr verkoppelten Möglichkeiten kann man wissenschaftlich nutzen und Hubert Treiber hat dies getan, sie muss aber auch gelebt werden. Gewürdigt wurde dies durch die Verleihung des Wissenschaftspreises „Recht und Gesellschaft“ durch die von Juristen gebildete Deutsche Vereinigung für Rechtssoziologie im Jahre 2000. Dieser Preis möchte „die Nutzbarmachung sozialwissenschaftlicher Forschung in rechtswissenschaftlichen Zusammenhängen fördern“ und zeichnet solche Forscherpersönlichkeiten aus, „die auf diesem wissenschaftlichen Gebiet besondere Verdienste sich erworben“ haben. In diesem Zusammenhang wäre auch zu nennen die Beteiligung an von W. Hoffmann-Riem und E. Schmidt-Aßmann initiierten Projekten (Konfliktbewältigung durch Verhandlung; Verwaltungsrechtsreform) sowie die Zugehörigkeit zu dem von L. Daston und M. Stolleis geleiteten Forschungsverbund (Natural Law and Laws of Nature). Hubert Treiber ist ein Gelehrter im traditionellen deutschen Sinn. Er zeichnet sich durch die Vielfalt seiner Interessengebiete, gründliche Kenntnisse in seinen Spezialgebieten, einen weiten Überblick über den jeweiligen Forschungsstand nicht nur der deutschen Literatur und ein genuines Interesse an den geistesgeschichtlichen Wurzeln unserer aktuellen Probleme aus. Sein wissenschaftliches Werk offenbart die Arbeitslast, die demjenigen aufgebürdet wird, der nicht nur der Weber´schen Forderung nach Spezialistentum genügen will, sondern für sein Leben auch ein studium generale im Sinn hat. Wie das Publikationsverzeichnis des Geehrten und die in diesem Band vertretenen Autoren zeigen, wurden hier Internationalität und Interdisziplinarität des Forschens praktisch gelebt. Er stand und steht mit bedeutenden ausländischen Forschern auf seinen Interessengebieten nicht nur in Verbindung, sondern hat vielfältig auch gemeinsam mit ihnen publiziert. Seine Arbeiten überschreiten nicht nur die Grenzen der Sprache, sondern auch der Disziplinen. Nicht Zum Geleit 3 häufig wird man einen Gelehrten finden, der gleichermaßen als Max Weber-Spezialist, als Nietzsche-Kenner, als Soziologe und Verwaltungswissenschaftler gewürdigt wird. Hubert Treiber war vielfach an großen Forschungsprojekten beteiligt, die durch Publikationen dokumentiert sind. Bei aller Internationalität und Interdisziplinarität ist er seiner Heimat verbunden geblieben. Auch das hat seinen Niederschlag in der Forschung gefunden, wenn es z. B. um die Industriepolitik einer süddeutschen Mittelstadt geht. Der Forschungsertrag von Hubert Treiber ist reichhaltig: Neben ca. 20 Monographien, häufig in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern verfasst, stehen weit über 100 Aufsatzpublikationen sowie zahlreiche Rezensionen und Varia von Filmdrehbüchern bis zu Rundfunksendungen. Die Beiträge zu der vorliegenden Festgabe befassen sich häufig mit Themen, die in der einen oder anderen Weise auch Hubert Treiber beschäftigt haben. Das ist im Folgenden darzustellen. Manche Forschungsinteressen der frühen Jahre haben einen offenkundigen biographischen Bezug. Monographien und Aufsätze werden zu Sozialisationsfragen im Zusammenhang mit der Disziplinierung von Menschen verfasst: Wie man Soldaten macht (1973); Die Fabrikation des zuverlässigen Menschen. Zur Wahlverwandtschaft von Kloster- und Fabrikdisziplin (zusammen mit H. Steinert, 1980, 2. Aufl. 2005). Hier geht es um die Formierung/Zurichtung des Menschen für die Rationalität des Handelns in der Industriegesellschaft, wie sie von Max Weber geschildert wurde. Man kann in diesem Zusammenhang an M. Foucault denken, der das gleiche Thema am Beispiel der Strafanstalten behandelte. H. Treibers Ansatz scheint materialistischer zu sein als der von Weber selbst, insofern nicht nur die „protestantische Ethik“, sondern auch die Prägekraft der Institution für die Zurichtung der Menschen verantwortlich gemacht wird. Das stählerne Gehäuse des modernen Staats beruht demnach auf dem Typus Mönch/Arbeiter/Soldat. Die Diskussion über die Disziplinierung scheint mir mit dem Interesse an den entsprechenden Schriften von Foucault in den letzten Jahren abgeflaut zu sein. Der Zeitgeist wendet sich zurück und fragt, ob es nicht eher ein Disziplinierungsdefizit gibt. Geblieben ist aber die Frage nach der Verhältnis von materiellen und geistigen Wirkfaktoren. Der Beitrag des Religionswissenschaftlers Peter Antes im vorliegenden Band stellt noch einmal die Frage nach dem Verhältnis dieser Wirkfaktoren für die „protestantische Arbeitsmoral“. Ist die „rationale“ kapitalistische Wirtschaftsweise eher ein Produkt der ökonomischen Bedingungen oder der protestantischen Ethik? Im Anschluss daran stellt Lawrence Scaff die Frage nach dem Verhältnis soziologischer und ökonomischer Theorien. Ist rationales Handeln nach lokalen sozialgeschichtlichen Kriterien zu bestimmen oder generalisierend? Die Tätigkeit Hubert Treibers auf dem Feld der Kriminalsoziologie hat in der Folge Niederschlag in einer Fülle kriminalsoziologischer Schriften gefunden. Diese Publikationen beschäftigen sich beispielsweise mit der Reform des Strafvollzugs, dem Nutzen der Soziologie für das Strafrecht, der Rolle der Staatsanwaltschaft, dem sozialen Vorgang der Definition kriminellen Verhaltens, der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Terrorismus und vielem Anderen mehr. In neuerer Zeit ist