Prof. Dr. Martin Müser, Dr. Dmitriy Shakhvorostov Lehrstuhl für Materialsimulation Universität des Saarlandes Lösung zum Übungsblatt Nr. 8 1. Wheatstonesche Brücke Die Wheatstonesche Brücke aus dem Vorlesungsskript ist im Bild unten gezeigt. Wir benutzen die Kirchhoffschen Regeln, um das System von 6 linearen und unabhängigen Gleichungen aufzuschreiben. Die Anzahl der Gleichungen entspricht genau der Anzahl der unbekannten Ströme. Figure 1: Skizze der Wheatstone-Brücke aus dem Vorlesungsskript Zuerst schreiben wir die 3 Gleichungen, welche aus dem Knotenpunktsatz resultieren. Wir haben 3 unabhängige Knoten (a, b, und c): I1 − I2 − I5 = 0 (a), I2 − I3 − I4 = 0 (b), I5 − I6 + I4 = 0 (c). Jetzt verwenden wir Kirchhoffsche Maschenregel. Dabei schreiben wir die Potentialsenken links und die elektromotorische Kräfte (”Potentialquellen”) rechts in der Gleichung. Die Ströme, welche in der Richtung der Kreisel fließen gehen mit positiven Betrag hinein: I1 · R1 + I2 · R2 + I3 · R3 = (α), −I2 · R2 − I4 · R4 + I5 · R5 = 0 (β), −I3 · R3 + I4 · R4 + I6 · R6 = 0 (γ). Um das System der Gleichungen in Matrixform aufzuschreiben, müssen wir nur die entsprechenden Vorfaktoren der Ströme in der Matrix zu platzieren. Die m-te Gleichung steht in der m-ten Zeile und der Vorfaktor zum Strom In steht in der n-ten 1 Spalte. Wenn keine Variablen mit dem entsprechenden Index vorhanden sind, ist der Matrixelement mit den Indizes (m, n) gleich null. Wir dürfen auch das Vorzeichen nicht vergessen. Da wir ebenso viele Unbekannte wie Gleichungen haben erzeugen wir eine Quadratmatrix. 1 −1 0 0 −1 0 I1 0 0 I2 0 1 −1 −1 0 0 0 I3 0 0 0 1 −1 −1 · = R1 R2 I4 R 0 0 0 3 0 −R2 0 −R4 R5 0 I5 0 0 0 −R3 R4 0 R6 I6 0 Die alten Gleichungen erhalten wir zurück, indem wir das Skalarprodukt einer Zeile in der Matrix mit dem Stromvektor bilden. 2. Stromkreise mit zwei Spannungsquellen (a) Bestimmung von Widerständen Figure 2: Uminterpretation der Schaltung aus der Aufgabenstellung Man sollte nicht sofort alle 6 Kirchhoffschen Regeln aufstellen. Stattdessen nutzt man besser die Einsicht (Symmetrie) aus, dass IA = 0 folgendes nach sich zieht: (i) I1 = I2 und somit V0 = (R1 + R2 ) · I1 . (ii) Die Punkte b und c sind auf demselben Potenzial, woraus dann direkt V3 = R 2 · I 1 folgt. Man spricht im Übrigen auch davon, dass R1 und R2 die außen anliegende Spannung V0 genauso “teilen”, wie es der Widerstand R4 und die Spannungsquelle V3 tun. Zwei hintereinander geschaltete Widerstände gelten deshalb auch als Spannungsteiler. Wie dem auch sei, als Ergebnis bekommen wir R2 V3 = · V0 . R1 + R 2 2 Die hier dargestellte Brücke kann auch zum Messen von Widerständen verwendet werden. Nehmen Sie an, Sie kennen z.B. R1 nicht. Dann könnte V3 “durchgestimmt” werden und der Moment festgehalten werden, bei dem IA = 0 ist. (b) Verwendung alter Batterien Für den allgemeinen Fall liegt keine Symmetrie im Sinne von Äquipotentialpunkten vor. Deshalb müssen wir wohl oder übel alle Kirchhoffschen Regeln auswerten, obwohl wir eine Symmetrie in den Indizes 1 und 2 haben sollten. Eine der drei unbekannten Ströme lässt sich aber durch Auswerten des Knotenpunktes “a” leicht auswerten: IR = I1 + I2 . Die beiden verbleibenden Maschenregeln sind: r1 I1 + R(I1 + I2 ) = V1 Masche α r2 I2 + R(I1 + I2 ) = V2 Masche β Wenn wir die obere Gleichung mit r2 multiplizieren und die untere mit r1 und die Ergebnisse dann addieren, so erhalten wir: r1 · r2 · (I1 + I2 ) + (r1 + r2 ) · R · (I1 + I2 ) = r2 · V1 + r1 · V2 . Nun können wir wieder die Knotenpunktregel einsetzen. Zusätzlich teilen wir dir Gleichung durch r1 + r2 , so dass r2 r1 r1 · r 2 · IR + R · I R = V1 + V2 r1 + r 2 r1 + r 2 r1 + r 2 Bevor wir dieses Ergebnis nach I1 auflösen, sollte man es untersuchen und interpretieren. Der erste Term auf der linken Seite lässt sich als Parallelschaltung der inneren Widerstände der Batterien interpretieren. Die Vorfaktoren vor den Vi auf der rechten Seite stellen sozusagen Spannungsteiler dar. Überprüfen der Gleichungen: Symmetrie in den Indizes 1 und 2 muss gegeben sein, weil die Topologie der Schaltung symmetrisch ist. Der Grenzfall r1 → ∞ entspricht Eliminierung der Batterie 1, da es quasi einem offenen Schalter entsprechen würde. Als Ergebnis bekommen wir IR = − ⇒ IR = − V1 · r 2 + V 2 · r 1 R(r1 + r2 ) + r1 · r2 121 12 · 10 + 10 · 0, 1 =− = −2, 3495 A. 5(0, 1 + 10) + 10 · 0, 1 51, 5 Negativer Betrag bedeutet, dass der Strom in umgekehrte Richtung fließt wie im Bild dargestellt. Die Stromrichtung ist historisch bedingt über positive Ladungsträger definiert. Bei nur einer Batterie hätten wir folgenden Strom I0 = − V1 12 = ≈ −2, 3529 A. r1 + R 5 + 0, 1 3 Die Änderung des (absoluten) Stroms in Prozent, wenn eine ausgelutschte Batterie zugeschaltet wird ist |IR | − 1 · 100% ≈ −0, 15%. |I0 | Das bedeutet, dass die intakte Batterie Ohmsche Arbeit am inneren Widerstand der ausgelutschten Batterie leistet. Die Parallelschaltung ist somit kontraproduktiv. Wenn beide Batterien identisch sind, ergibt sich der Gesamtstrom zu: −1 12 r1 −1 0, 1 =− IR = −V1 · R + = −2, 3762 A. = −12 · 5 + 2 2 5, 05 Die Änderung des (absoluten) Stroms in Prozent, wenn eine gleiche Batterie zugeschaltet wird ist |IR | 12 5, 1 − 1 · 100% = · − 1 · 100% ≈ 0, 99%. |I0 | 5, 05 12 Wenn wir also zwei neue Batterien verwenden, erhöhen wir geringfügig den Strom durch den “Lastwiderstand”, dadurch dass die inneren Widerstände der Batterie parallel geschaltet sind. 3. Zusatzaufgabe Die Schaltung gleicher Widerstände wie gezeigt im Bild unten (a) kann relativ leicht gelöst werden, wenn die Äquipotentiallinien identifiziert werden. Dadurch kann man die Widerstände an den Stellen vom gleichen Potential verbinden ohne eine Änderung im Gesamtwiederstand des Systems hervorzurufen (siehe Bild b). Figure 3: Ein Gitter aus N × N quadratisch angeordneten Widerständen und ein Ersatzschaltbild exemplärisch für N=1 und N=2. Wir haben also eine Serienschaltung von R/2, R/4,..., R/2N und dann wieder zurück von R/N , ..., R/4, R/2, also 4 RG N X R = 2· 2·n n=1 N X 1 = R n n=1 nähere die (harmonische) Reihe über ein Integral an Z N +1/2 1 ≈ R dx x 1/2 = R · {ln(N + 1/2) − ln(1/2)} = R · ln(2N + 1) Der Widerstand wächst also logarithmisch mit N an. Die Numerik wenden wir nun auch einfach auf ungerade Zahlen an. Für N = 1 finden wir RG ≈ ln(3) = 1, 099, was 10% über dem exakten Wert von RG = 1 liegt. Bei N = 2 finden wir RG ≈ ln(5) = 1, 6094 gegenüber von RG = 1, 5, was bereits nur noch einen relativen Fehler von 7,3% bedeutet. Der relative Fehler geht für N → ∞ gegen null. Eine noch genauere Abschätzung der harmonischen Reihe wird durch folgende Formel erzielt: N X 1 1 1 mit γ ≈ 0, 5771 = ln N + γ + +O n 2·N N2 n=1 Der Ausdruck ist auf Leonard Euler zurückzuführen und γ ist die Euler-Mascheroni Konstante. 5