Vorkurs Mathematik B Dr. Thorsten Camps Fakultät für Mathematik TU Dortmund 8. September 2011 Abbildungen und Funktionen Für die Mathematik zentral sind Abbildungen und Funktionen. Häufig wird zwischen beiden Begriffen nicht unterschieden. Definition (Abbildung) Eine Abbildung f besteht aus 1 einer Definitionsmenge D, 2 einem Wertebereich W und 3 einer Abbildungsvorschrift, die jedem x ∈ D genau ein y ∈ W zuordnet. Schreibweise: f : D → W mit Angabe der Abbildungsvorschrift in der Form f (x) = y oder x 7→ y oder x 7→ f (x). Die Angabe von Definitionsmenge und Wertebereich ist für eine Abbildung notwendig! Der Wertebereich wird auch Bildbereich genannt. Ein Element f (x) des Bildbereiches wird auch als Bild (von x) bezeichnet. (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 2 / 11 Abbildungen und Funktionen Definition (Funktion) Ist f eine Abbildung, die als Wertebereich eine Teilmenge von R besitzt, so nennen wir f eine Funktion. Beispiel 1 2 3 D = {Teilnehmer des Vorkurses}, W = {Studienfächer an der TU Dortmund} Abbildungsvorschrift: Für x ∈ D sei f (x) das Studienfach, für das x eingeschrieben ist. Die Abbildung f ordnet also jedem Studenten sein“ Studienfach zu. ” lineare Funktion: D = W = R, f (x) = ax + b. Wurzelfunktion: D = R+ 0 := {x ∈ R | x ≥ 0}, W = R, √ f (x) = x. Weitere Beispiele folgen im Verlauf des Vorkurses. (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 3 / 11 Abbildungen und Funktionen Funktionen stellt man gerne grafisch dar. Dazu bildet man Gf := {(x, y ) ∈ D × W | f (x) = y } = {(x, f (x)) | x ∈ D}. Für die Darstellung im Koordinatensystem trägt man D auf der x–Achse ab und W auf der y –Achse. Ein Punkt (x, y ) wird markiert, wenn er zur Menge Gf gehört, d.h. wenn f (x) = y . Die Menge aller so markierten Punkte heißt dann der Graph von f . Sie ist genau die Menge Gf oben. (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 4 / 11 Abbildungen und Funktionen Definition (injektiv, surjektiv, bijektiv) Sei f eine Abbildung (oder Funktion). Dann heißt f 1 injektiv, falls zwei verschiedene Elemente aus D auch zwei verschiedene Bilder haben. In Formeln: x1 , x2 ∈ D und x1 6= x2 =⇒ f (x1 ) 6= f (x2 ), 2 surjektiv, falls jedes Element des Wertebereiches von f erreicht wird. In Formeln: y ∈ W =⇒ ∃ x ∈ D mit f (x) = y . 3 bijektiv, falls f injektiv und surjektiv ist. (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 5 / 11 Abbildungen und Funktionen Definition (Monotonie) Eine Funktion f heißt 1 streng monoton steigend (oder wachsend), wenn gilt: x, y ∈ D und x < y =⇒ f (x) < f (y ). 2 monoton steigend (oder wachsend), wenn gilt: x, y ∈ D und x < y =⇒ f (x) ≤ f (y ). 3 streng monoton fallend, wenn gilt: x, y ∈ D und x < y =⇒ f (x) > f (y ). 4 monoton fallend, wenn gilt: x, y ∈ D und x < y =⇒ f (x) ≥ f (y ). Diese Eigenschaften werden immer bezüglich des Definitionsbereiches D (oder Teilen von D) betrachtet. (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 6 / 11 Abbildungen und Funktionen Beispiel 1 2 Die lineare Funktion f (x) = −2x + 8 mit D = W = R ist streng monoton fallend auf ganz D. Die Funktion f (x) = x 2 mit D = W = R erfüllt auf ganz D keine Monotonieeigenschaft. Allerdings ist f (x) = x 2 streng monoton fallend auf ] − ∞; 0] und streng monoton steigend auf [0; ∞[. Wir werden mit Hilfe der Differentialrechnung Kriterien entwickeln, mit denen man prüfen kann, auf welchen Bereichen eine Funktion (streng) monoton wächst oder fällt. (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 7 / 11 Abbildungen und Funktionen Definition (Komposition von Abbildungen) Sind f : Df → Wf und g : Dg → Wg Abbildungen, und ist der Wertebereich von f enthalten im Definitionsbereich von g (d.h. Wf ⊆ Dg ), dann kann man f und g hintereinander ausführen, d.h. man bildet ein Element von Df erst mit f ab und danach mit g . Man spricht dann von der Komposition, Verkettung oder Hintereinanderausführung von f und g . Schreibweise: g ◦ f : Df → Wg . Für die Abbildungsvorschrift: (g ◦ f )(x) := g (f (x)). (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 8 / 11 Abbildungen und Funktionen Beispiel Es seien f (x) = x 2 + 1 und g (x) = 2x − 1. Dann sind beide Abbildungen definiert auf ganz R, man kann also D = W = R wählen. Man erhält: g (f (x)) = 2 · f (x) − 1 = 2 · (x 2 + 1) − 1 = 2x 2 + 2 − 1 = 2x 2 + 1. Die Komposition ist hier aber auch andersrum möglich: f (g (x)) = (g (x))2 + 1 = (2x − 1)2 + 1 = 4x 2 − 4x + 1 + 1 = 4x 2 − 4x + 2. Die Reihenfolge spielt also bei der Verkettung eine wichtige Rolle! (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 9 / 11 Abbildungen und Funktionen Definition (Umkehrabbildung) Sei f : D → W eine Abbildung. Gibt es eine Abbildung g : W → D mit g (f (x)) = x für alle x ∈ D und f (g (y )) = y für alle y ∈ W , dann heißt g Umkehrabbildung zu f . Wir nennen f dann umkehrbar. Statt mit g bezeichnet man die Umkehrabbildung häufig auch mit f −1 . Beispiel 1 2 Seien D = W = R und f (x) = 5x − 3. Dann ist g (x) = 51 x + 35 eine Umkehrfunktion zu f . √ Für f (x) = x 2 ist g (x) = x ein Kandidat für eine Umkehrfunktion. Problem: Für x < 0 ist g (f (x)) 6= x. Lösung: Schränke D und W passend ein: D = W = R+ 0. In der Tat ist g nun eine Umkehrfunktion von f . (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 10 / 11 Abbildungen und Funktionen Satz 1 Falls eine Umkehrabbildung existiert, ist sie eindeutig. 2 Eine Abbildung ist genau dann umkehrbar, wenn sie bijektiv ist. 3 Eine streng monotone Abbildung ist injektiv. 4 Eine injektive Abbildung f kann man umkehren, wenn man den Wertebereich verkleinert und alle Elemente entfernt, die von f nicht erreicht werden. Satz (Graph und Umkehrabbildung) Sei f eine Funktion und f −1 ihre Umkehrfunktion. Dann erhält man den Graphen von f −1 , indem man den Graphen von f an der 1. Winkelhalbierenden spiegelt. (TU Dortmund) Vorkurs Mathematik B 8. September 2011 11 / 11