Die Eingewöhnungsphase zwischen Trennungsschmerz und

Werbung
Landratsamt Starnberg
Fachbereich Jugend und Sport
Fachberatung Kindertagespflege
Frau Gemander, Tel.: 08151-148430
Frau Mayer, Tel.: 08151-148484
www.landkreis-starnberg.de/Kindertagespflege
Die Eingewöhnungsphase zwischen Trennungsschmerz und Neugier
Liebe Eltern,
bald wird Ihr Kind in einer Tagespflegestelle aufgenommen und Sie wollen sich gemeinsam
auf diesen neuen Anfang vorbereiten. Ihr Kind wird neue Wege gehen, sich neue Räume
aneignen, sich mit unbekannten Tagesabläufen und Gewohnheiten vertraut machen, andere
Kinder treffen und zunächst noch fremden Erwachsenen begegnen. Es wird gleichzeitig
neugierig, aufgeregt, unsicher und vielleicht auch ängstlich sein. Damit ihr Kind sich bei der
Tagesmutter/dem Tagesvater wohlfühlen kann, braucht es Begleitung, Orientierung und
einfühlsamen Schutz durch Erwachsene. Je behutsamer und geduldiger die Eingewöhnung
geschieht, desto besser wird sich das Kind später bei der Tagesmutter/Tagesvater einleben.
Kinder bauen in ihren ersten Lebensmonaten eine Bindung zu ihren Hauptbezugspersonen, in
der Regel Mutter und Vater, auf. Nur wenn ein Kind eine feste Bindung oder Beziehung zu
einer Bezugsperson hat, kann es von dieser beruhigt und getröstet werden.
Kleine Kinder brauchen sichere Bezugspersonen, um sich gut zu entwickeln und die Welt aktiv
von sich aus entdecken zu können. Die Entwicklung von sicheren Bindungen in den ersten
Lebensjahren ist weichenstellend für das weitere Leben des Kindes: wie viel Selbstvertrauen
es entwickelt, wie gut es mit Veränderungen und Belastungen jeglicher Art in seinem späteren
Leben umgehen kann, welche Art von Bindungen es zu anderen Menschen in späteren Jahren
eingeht.
Bei der Tagesmutter/Tagesvater ist zunächst für ihr Kind alles fremd: die Tagesmutter selbst,
die Familienmitglieder, die anderen Kinder, die Räumlichkeiten und der Tagesablauf. In einem
schonenden Übergang baut die Tagesmutter eine Beziehung zu ihrem Kind auf und unterstützt
es dabei, dass sich eine vertrauensvolle Beziehung zur ihr entwickeln kann. Nur so kann das
Kind ohne seine Eltern bei ihr bleiben.
Die Etablierung einer neuen Bezugsperson (Tagesmutter/Tagesvater) hat keine qualitative
Auswirkung auf die bestehende Eltern-Kind-Bindung, sondern ist eine Chance für das Kind,
während der Abwesenheit der Eltern seine Entdeckung der Umwelt in einem geschützten
Rahmen fortzusetzen.
Die Eingewöhnung verläuft bei jedem Kind etwas anders; sie ist zum einen abhängig vom Alter
des Kindes und zum anderen von den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes.
Grundsätzlich braucht es für den Aufbau der „ Bindungsbeziehung zur Tagespflegeperson“
jedoch Zeit. Daher sollten Sie darauf achten, dass während der Eingewöhnungsphase
möglichst keine gleichzeitigen Veränderungen im Alltag des Kindes wie Wiedereinstieg in den
Beruf, Umzug, Geburt eines Geschwisterchens etc. stattfinden. Stress und Eile während der
Eingewöhnungsphase wirken sich negativ auf Ihr Kind aus. Kinder, die keine gute
Eingewöhnung hatten, sind einem hohen Stressniveau ausgesetzt und können während der
Betreuung vermehrt krank sein.
Nehmen Sie sich für die Eingewöhnung ihres Kindes in der Tagespflegestelle drei bis vier
Wochen Zeit. Idealerweise beginnen Sie vier bis sechs Wochen vor Aufnahme Ihrer
Berufstätigkeit mit der Eingewöhnung. Bitte beachten Sie, dass dies nur ein ungefährer
Anhaltspunkt für alle Beteiligten ist und die Übergangszeit individuell gestaltet werden muss,
da jedes Kind einzigartig ist. Manchmal können unvorhergesehene Situationen eintreten, die
eine Verlängerung der Eingewöhnungszeit erfordern.
Vereinbaren Sie mit der Tagespflegeperson günstige Termine für die ersten Besuche mit
Ihrem Kind in der Tagespflegestelle. Wichtig ist, dass die Tagespflegeperson ausreichend Zeit
hat, sich Ihrem Kind zuwenden zu können. Die Eingewöhnung wird erleichtert, wenn das Kind
stets auf die gleiche Situation trifft. In den ersten Tagen genügt es, wenn Sie mit Ihrem Kind
nur für ein bis zwei Stunden die Tagespflegestelle besuchen. Beginnen Sie die ersten
Trennungsversuche nicht zu früh und beobachten Sie ihr Kind. In der Regel wird gegen Ende
der ersten Woche die erste Trennung versucht. Nach einer kurzen Verabschiedung gehen Sie
kurz weg oder in ein anderes Zimmer. Reagiert Ihr Kind irritiert oder fängt es an zu weinen,
kehren Sie zurück und trösten Ihr Kind. Allerdings sollten erste Trennungsversuche nie nach
einem Wochenende oder Feiertag stattfinden. Langsam können die Intervalle gesteigert
werden, und die Betreuungszeiten nach Absprache mit der Tagespflegeperson erweitert und
im gleichen Muster wiederholt werden. Wenn möglich sollte Ihr Kind in den ersten Wochen
nur halbtags betreut werden, um das Kind nicht zu überfordern.
Die Eingewöhnung ist gelungen, wenn Ihr Kind entspannt spielen kann, sich von der
Tagesmutter/Tagesvater versorgen lässt und bei Anspannung oder in Stresssituationen deren
Unterstützung sucht bzw. sich trösten lässt.
Nützliches für die Eingewöhnung:
•
Nehmen Sie sich Zeit, da die Eingewöhnung bei jedem Kind etwas anders verläuft.
•
Besprechen Sie den Ablauf und die zeitliche Gestaltung mit der Tagesmutter/
Tagesvater.
•
Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch zu Hause über die Tagesmutter/dem Tagesvater und
bereiten Sie es darauf vor.
•
Achten Sie darauf, dass während der Eingewöhnung Ihres Kindes möglichst keine
gleichzeitige Veränderung in Ihrem Alltag stattfindet (Umzug, Geburt eines
Geschwisterchens, zeitgleicher Wiedereinstieg in den Beruf, etc.)
•
Planen Sie nach der Eingewöhnung keinen Urlaub.
•
In der Regel sollte ein Elternteil die Eingewöhnung begleiten und ein Wechsel der
Begleitperson sollte nach Möglichkeit vermieden werden.
•
Richten Sie sich darauf ein, in den nächsten Wochen kurzfristig erreichbar zu sein.
•
Vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit bei der Entscheidung, diesen Weg zu gehen.
•
Fordern Sie nichts von Ihrem Kind, wozu es noch nicht bereit ist.
•
Informieren Sie die Tagesmutter/den Tagesvater über Gewohnheiten und Rituale Ihres
Kindes und Ihrer Familie.
•
Geben Sie Ihrem Kind in der Anfangszeit vertraute Dinge mit, wie z.B. Schmusetuch,
Kuscheltier, Bilder, Spielzeug, denn diese können sehr hilfreich in der neuen
Umgebung sein.
•
Verabschieden Sie sich immer bewusst von Ihrem Kind in der Tagespflegestelle und
holen Sie es pünktlich ab, um ihm Zuverlässigkeit und Sicherheit zu vermitteln.
•
Ihr Kind vollzieht in dieser Zeit vielfältige Entwicklungsaufgaben, die sein Leben
bereichern.
•
Bleiben Sie gelassen!
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kind eine gute Eingewöhnungszeit!
In der laufenden Betreuung sollten Sie folgendes beachten:
•
Tauschen Sie sich täglich mit der Tagesmutter/dem Tagesvater aus. Berichten Sie zum
Beispiel, wenn Ihr Kind eine schlechte Nacht hatte, wenn es Zähne bekommt, wenn es
familiäre Veränderungen gibt alles, was für die Tagesmutter/Tagesvater wichtig ist, um
gut auf die Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen zu können.
•
Wenn sich die Zeit Ihre Kindes in der Tagespflegestelle zu Ende neigt, sollten Sie die
Tagesmutter/Tagesvater darüber informieren und besprechen, wie die
Verabschiedung gestaltet wird.
Herunterladen