7. DGA Jahrestagung 2004 Die kombinierte elektrische und akustische Stimulation des auditorischen Systems (EAS) Jan Kiefer1, Marcel Pok2, Oliver Adunka2, Ekkehard Stürzebecher2, Wolfgang Baumgartner3, Marcus Schmidt4, Jochen Tillein5, Qing Ye5, Wolfgang Gstoettner2 Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde des Klinikums r.d.Isar, Technische Universität, München/ Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main/ HNO-Universitätsklinik des Allgemeinen Krankenhaus (AKH), Wien/ MED-EL Elektromedizinische Geräte, Innsbruck/ Zentrum der Physiologie des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt am Main 1. Einleitung Circa 8-10% der deutschen Bevölkerung leiden an einer versorgungsbedürftigen Schwerhörigkeit. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um eine Innenohrschwerhörigkeit. Leicht- bis mittelgradige Hörverluste lassen sich in aller Regel ausreichend durch akustisch verstärkende Hörgeräte ausgleichen, auch bei höhergradigen Hörverlusten ist eine Hörgeräteversorgung sinnvoll, häufig jedoch bleibt ein Diskriminationsverlust bestehen. Besonders problematisch zu versorgen sind Patienten mit einem Steilabfall der Hörschwellen im Tonaudiogramm. Eine Verstärkung des Frequenzbereichs oberhalb der Grenzfrequenz, bei der der Hörverlust 60 dB überschreitet, erbringt häufig keinen Gewinn für das Sprachverstehen; im Gegenteil, bei einigen Patienten kann sich das Sprachverstehen mit Hörgerät (HG) sogar verschlechtern [Ching et al. 1998, Hogan and Turner 1998]. Patienten mit einem solchen Tonaudiogramm, bei dem das Hörvermögen bei 1 kHz bereits einen Verlust von mehr als 65 dB aufweist, erreichen meist im Sprachaudiogramm auch mit Hörgeräteversorgung in der Regel nicht mehr als 3040% Einsilberverstehen bei Sprachlautstärke . Diese Patienten leiden somit unter einer deutlichen Einschränkung in Gesprächen, besonders unter ungünstigen akustischen Bedingungen. Wenn eine akustische Stimulation keine Verbesserung erbringt, so besteht grundsätzlich die Alternative, Informationen durch eine elektrische Stimulation mittels Cochlear Implant zu erreichen. Die Möglichkeit einer kombinierten elektrischen und akustischen Stimulation (EAS) wurde von unserer Arbeitsgruppe aufgezeigt [von Ilberg et al. 1999]. Bei einer in üblicher Weise durchgeführten Cochlear Implantation kann das noch bestehende Hörvermögen nur selten erhalten werden. Es war daher eine Modifikation der chirurgischen Technik erforderlich, die den Hörerhalt erlaubt [Lehnhardt 1993, Gantz et al. 2003, Kiefer et al. 2004]. Wesentliche Aspekte sind die Limitierung der Einführtiefe, so dass die Elektrode nicht in den noch funktionsfähigen apikalen Anteilen der Cochlea zu liegen kommt, die schonende Eröffnung der Cochlea in Soft Surgery Technik, die Anwendung von lokalen Corticosteroiden sowie die sorgfältige Abdichtung der Cochleostomie. In der vorliegenden prospektiven Studie wurden Patienten mit noch erhaltenem Gehör im Tieftonbereich aufgenommen und im Hinblick auf eine kombinierte elektrische und akustische Stimulation mit einem MED-EL COMBI-40+ Cochlear Implant (CI) versorgt. Prä- und postoperativ wurde das Sprachverste- hen in den verschiedenen Konditionen (HG, CI allein, CI mit HG ipsilateral und kontralateral) gemessen. 2. Methoden 2.1 Cochlear Implant System Die Patienten wurden mit einem MED-EL COMBI 40 + Cochlear Implant System versorgt. Das System hat 12 unabhängige Stimulationskanäle mit einer Gesamtstimulationsrate von 18,180 Pulsen pro Sekunde. Der Elektrodenträger ist mit einer hohen Flexibilität, einer glatten Oberfläche sowie relativ geringem Volumen besonders auf eine atraumatische Insertion ausgelegt. In der Standardausführung sind die Elektrodenpaare 2.4 mm auseinander mit einer gesamten Verteilungsstrecke von 26.4 mm (C40+). Für eine limitierte Einführtiefe von ca. 20 mm, wie sie hier durchgeführt wurde, wurde der Kontaktabstand auf 1.9 mm reduziert. Hieraus resultiert einen Verteilungsstrecke von 20.9 mm (C40+M). Postoperativ wurden die Patienten mit einem digitalen IdO-HG versorgt. Für die Details der chirurgischen Methode sei auf die ausführliche Darstellung in Kiefer et al. [2004] verwiesen. 2.2 Patienten Einschlusskriterien waren eine postlingual aufgetretene Schwerhörigkeit mit erhaltenem Tieftongehör auf dem zu implantierenden Ohr von weniger als 60 dB Hörverlust in mindestens zwei der Frequenzen 125, 250 and 500 Hz und mehr als 60 dB bei 1 kHz und darüber. Das Einsilberverstehen durfte bei optimaler Hörgeräteversorgung 40% bei 70 dB im Freifeld nicht übersteigen. Es wurden 13 Patienten in die Studie aufgenommen (Tabelle 1). Das Implantationsalter lag zwischen 33 und 77, im Mittel bei 51 Jahren. Die mittlere Dauer der Schwerhörigkeit betrug 21 Jahre (10-46 Jahre). Präoperativ wurden verschiedene Hörgeräte verwendet, meist beidseitig. Zwei Patienten mit gut erhaltenem Tieftongehör nutzten kein Hörgerät, da sie keinen Gewinn mit Hörgerät verzeichneten. 2.3 Audiologische Messungen Eine Tonaudiometrie wurde mit Kopfhörern mit einem Hortmann Audiomaster CA 540/2 - Audiometer durchgeführt, das nach EN ISO 389 Standards kalibriert war. Vibrotaktile Antworten wurden, soweit möglich, ausgeschlossen. Bei drei Patienten wurden die Hörschwellen zusätzlich mit Einsteckhörern überprüft, um vibrotaktile Schwellenangaben auszuschließen, die Er- Die kombinierte elektrische und akustische Stimulation des auditorischen Systems (EAS) 1 7. DGA Jahrestagung 2004 gebnisse stimmten mit den Ergebnissen mit Kopfhörern weitgehend überein (± 5 dB). Das Sprachverstehen wurde mit dem Freiburger Sprachverständlichkeitstest für Einsilber überprüft. Präoperative Messungen wurden zunächst seitengetrennt mit Kopfhörer bei 70, 80 und max. 90 dB durchgeführt, zusätzlich im Freifeld mit ein- und beidseitiger Hörgeräteversorgung bei 70 dB SPL. Zusätzlich wurde der HSM-Satztest in Ruhe und mit Störgeräusch bei 10 dB Signal zu Rauschabstand im Freifeld (S0N0) mit optimaler Hörgeräteversorgung, meist beiderseits, durchgeführt. Postoperativ wurden alle Messungen im Freifeld bei 70 dB SPL durchgeführt. Gemessen wurde in den folgenden Konditionen: Ipsilaterales Hörgerät allein Cochlear Implant allein Cochlear Implant + ipsilaterales Hörgerät (EAS) Cochlear Implant + beiderseitiges Hörgerät (sofern möglich) Akustisches Mithören wurde mittels Ohrstöpseln und geschlossenen Kopfhörern in den entsprechenden Konditionen (z.B. CI allein) weitgehend ausgeschlossen. 2.4 Einstellung von Hörgeräten und Cochlear Implant Bei den Hörgeräten wurde die Verstärkung auf den akustisch ausreichend ansprechbaren Bereich individuell angepasst, oberhalb von 1 kHz wurde nicht verstärkt. Als Ausgangswert wurde eine frequenzspezifische Verstärkung in der Hälfte des Hörverlusts (HV/2) gewählt und individuell modifiziert. Der elektrisch übertragene Frequenzbereich kann durch eine Auswahl der Bandpassfilter und die Zuordnung ihrer Ausgänge zu den einzelnen Elektroden programmiert werden. Bei einer Insertion von 20 mm erreicht die erste Elektrode in etwa die Region von 1 kHz auf der Basilarmembran [Greenwood 1990]. Allerdings berücksichtigt dies nicht individuelle Unterschiede der Länge der Basilarmembran. Auch wissen wir nicht genau, welche Nervenfasern von einer gegebenen Lokalisation aus stimuliert werden. Auch war nicht bekannt, ob eine Überlappung oder aber eine Trennung der akustisch und elektrischen Frequenzbereiche vorteilhaft wäre. Es wurden daher zunächst 3 Programme eingestellt, die sich in ihrer unteren Grenzfrequenz unterscheiden. Es wurden die Frequenzen 300, 750 und 1 kHz gewählt. Vergleichstest zeigten, dass die meisten Patienten mit einer Grenzfrequenz von 300 Hz, also einer Überlappung der akustischen und elektrischen Frequenzrepräsentation, die besten Resultate erzielen. Eine Grenzfrequenz von 750 Hz erzielte bei einzelnen Patienten vergleichbare Resultate. 3. Ergebnisse 3.1. Tonaudiometrische Ergebnisse Die präoperativen Hörschwellen für alle Patienten sowie die Mittelwerte sind in Abbildungen 1 dargestellt. Bei 250 Hz zeigten 5 Patienten eine Schwelle von 35 dB oder weniger, insgesamt 7 Patienten hatten Schwellen von 50 dB oder weniger. Abbildung 2 zeigt die Hörschwellen drei Monate postoperativ. Bezogen auf den Mittelwert der Frequenzen 125, 250, 500 und 1000 Hz konnte ein Hörerhalt innerhalb von 10 dB zum Ausgangswert bei 8 vom 13 Patienten erzielt werden, bei drei weiteren lag der Hörverlust zwischen 10 und 20 dB. Zwei Patienten erlitten einen vollständigen Hörverlust. Die mittleren Schwellen zeigten einen Verlust von 18 dB bei 125 und 250 Hz, 15 dB bei 500 Hz und 6 dB bei 1000 Hz. Der Mittelwert aller Frequenzen stieg von 61 dB HL präoperativ auf 75 dB postoperativ an. Abb.1: prä- and postoperative Audiogramme Abb.2: prä- and postoperative Audiogramme 3.2 Sprachaudiometrische Ergebnisse Das Einsilberverstehen im Freiburger Test Messungen wurde präoperativ und postoperativ zu den Zeitpunkten 3, 6, 12 und 24 Monate durchgeführt. Die hier aufgeführten Werte wurden mit Hörgerät bzw. postoperativ mit CI allein sowie CI und HG (EAS) auf dem gleichen Ohr gemessen. Aus praktischen Gründen konnten die Messungen zu den Zeitpunkten 3 und 6 Monaten nicht bei allen Patienten durchgeführt werden, zum Zeitpunkt 1 Jahr liegen jedoch vollständige Datensätze vor. Abbildung 3 zeigt die postoperativen Ergebnisse mit CI allein (präoperative Werte sind Messungen mit Hörgerät). Die Mittelwerte sind in fetter, grauer Linie dargestellt. Zum Vergleich wurden auch die Mittelwerte einer größeren multizentrischen Studie dargestellt, bei der sich das verwendete Implantat nur in der Anzahl der Kanäle unterscheidet (MED-EL COMBI-40, gepunktete graue Linie) [Helms et al. 1997]. Präoperativ wurden im Mittel 7% (SD ±11%, Maximum 35%) erreicht. Ein Jahr nach Implantation stieg das mittlere Resultat mit CI allein auf Die kombinierte elektrische und akustische Stimulation des auditorischen Systems (EAS) 2 7. DGA Jahrestagung 2004 56% (SD ±17%) an (Abbildung 3) und lag signifikant über dem Ausgangswert. Mit CI und Hörgerät auf dem gleichen Ohr (EAS) wurde ein mittleres Ergebnis von 62% erreicht (n=11). Dieselben Patienten – zwei Patienten mit vollständigem Hörverlust konnten nicht mit EAS getestet werden – erreichten mit CI allein 54%, der Unterschied war mit p= 0.059 nicht statistisch signifikant und nur als Trend zu werten. Sechs Patienten erreichten ein besseres Ergebnis mit EAS im Vergleich zum CI allein (maximal 35 % Verbesserung), 4 Patienten erreichten ein unverändertes Ergebnis, ein Patient schnitt mit EAS um 8% schlechter ab, 2 Patienten konnten EAS aufgrund des Hörverlusts nicht nutzen. Bei 4 Patienten konnte ein Gewinn durch Nutzung des kontralateralen Hörgeräts nachgewiesen werden, darunter fallen zwei Patienten mit vollständigem Hörverlust sowie zwei weitere Patienten. Unter Einbeziehung dieser Werte wurde ein mittleres Einsilberverstehen von 67% (SD ±16%) erreicht. Die Differenz zu CI allein war statistische signifikant (p<0.01) Im Störgeräusch bei 10 dB Signal/Rauschabstand stieg das Satzverstehen von 10% präoperativ auf 33% mit CI allein. Mit EAS fand sich ein Zugewinn im Sprachverstehen von 27% bei den Patienten, die EAS nutzen konnten (p<0.01). Individuell fanden sich Unterschiede von –2% bis +72%. Sieben von 12 Patienten zeigten eine Verbesserung des Verstehens mit EAS, bei drei Patienten fand sich kein Unterschied, 2 Patienten konnten EAS aufgrund des Hörverlusts nicht nutzen. Diese beiden Patienten konnten jedoch ihr kontralaterales akustisches Gehör gewinnbringend nutzen. Patienten mit gutem postoperativen Gehör von besser als 60 dB profitierten am meisten von EAS. Abb. 3: Einsilberverstehen mit CI allein Abb. 5 und 6: Ergebnisse des HSM Satztests in Ruhe und im Rauschen 4. Diskussion Abb. 4: Einsilberverstehen mit CI + HA (EAS) Ergebnisse des Satztest präoperativ und nach einem Jahr können von 12 Patienten berichtet werden, für einen Patienten liegen keine Jahresdaten vor. Im HSM-Satztest in Ruhe wurden präoperativ mit Hörgerät im Mittel 32% erreicht, mit CI allein zeigte sich eine signifikante Steigerung auf 78% (p<0.01). Mit EAS lag der Mittelwert signifikant um 8% höher (p<0.05) als mit CI allein. Die Unterschiede reichten von –2% bis +32%. Ein hochgradiger Verlust des Hörvermögens im Hochund Mitteltonbereich stellt für betroffene Patienten eine erhebliche Einschränkung ihrer Kommunikationsfähigkeit dar, da das Sprachverstehen auch mit Hörgeräteversorgung in vielen Fällen unbefriedigend bleibt. Eine mögliche Therapieform stellt die Kombination aus akustischer und elektrischer Stimulation dar, die in dieser Studie prospektiv untersucht wurde. Fragestellung der Studie war, ob das Hörvermögen auch nach Implantation zumindest teilweise erhalten werden kann, ob eine Kombination elektrischer und akustischer Signalübertragung möglich ist und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens führen kann. Die kombinierte elektrische und akustische Stimulation des auditorischen Systems (EAS) 3 7. DGA Jahrestagung 2004 In tierexperimentellen Arbeiten, in denen das Antwortverhalten einzelner Neurone des Hörnervs, konnte gezeigt werden, dass die Antworteigenschaften auf akustische Stimulation bei gleichzeitiger elektrischer Stimulation mit niedrigen oder mittleren Stimulationsstärken im wesentlichen erhalten bleiben. Bei hohen elektrischen Pegeln kommt es zu einer zunehmenden Dominanz der elektrischen Antworten und einer Unterdrückung akustischer Antworten [Tillein et al. 2003]. Auf höherer zentraler Verarbeitungsebene, dem Colliculus inferior, finden sich vergleichbare Resultate, allerdings mit zunehmend komplexer Wechselwirkung zwischen beiden Stimulationsformen [Vollmer et al. 2003]. Obgleich tierexperimentelle Arbeiten wichtige Einblicke in die Verarbeitungsmechanismen geben, so kann doch nur die Anwendung am Menschen Auskunft über die Auswirkungen einer kombinierten EAS auf das Sprachverstehen geben. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen zunächst, dass sich das Hörvermögen nach Cochlea Implantation bei 11 von 13 Patienten zumindest teilweise erhalten ließ, bei 8 von 13 Patienten nahe der Ausgangswerte. Zwei Patienten ertaubten auf dem implantierten Ohr. Alle Patienten erreichten mit CI allein bessere Ergebnisse als mit Hörgeräten allein. Verglichen mit Ergebnissen, die in einer größeren Multizenterstudie mit einem ähnlichen Implantat erzielt wurden, dass sich nur in der Anzahl der Kanäle unterschied [Helms et al. 1997], erzielten die Patienten der vorliegenden Studie nahezu identische Ergebnisse mit CI. Dies kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass die limitierte Einführtiefe, die dem Schutz der apikalen Anteile der Cochlea dienen sollte, keine erheblichen Einbußen an Sprachverstehen mit CI allein zur Folge hatte. Die kombinierte Nutzung der elektrischen und akustischen Stimulation (EAS) führte zu einer Verbesserung des Sprachverstehens bei 6 bzw. 7 der Patienten, je nach verwendetem Test. Im Einzelfall wurden Verbesserungen über 70% gemessen. Die größten Verbesserungen sahen wir bei Satztests im Störgeräusch und bei Patienten mit gut erhaltenem Restgehör von besser als 60 dB Hörverlust bei 500 Hz. Diese Ergebnisse zeigen einen deutlichen synergistischen Effekt der elektrischen und akustischen Stimulation auf das Sprachverstehen. Subjektiv waren die Patienten in der Lage, elektrische und akustische Stimulation zu einem Gesamteindruck zu integrieren und berichteten über eine bessere Klangqualität in der kombinierten EAS im Vergleich zu jeder Stimulationsform allein. In Simulationen an Normalhörenden konnte eine Verbesserung des Sprachverstehens mit kombinierter EAS im Vergleich zu jeder Stimulationsform allein nachgewiesen werden[Dorman et al. 2003]. Dabei war eine Insertionstiefe von 17 und 19 mm einer flacheren Insertionstiefe überlegen Im Falle eines Hörverlusts für die akustische Stimulation war das Ergebnis mit simulierter elektrischer Stimulation bei 19 mm Insertionstiefe nur gering gegenüber einer tieferen Insertion eingeschränkt und immer noch deutlich besser als mit akustischer Stimulation allein. Bei 13 mm Insertionstiefe dagegen würde ein Verlust des akustischen Hörvermögen zu einem Verlust an Sprachverstehen gegenüber der simulierten präoperativen Situation mit Hörgeräten. Gantz und Turner [2003] berichten über Ergebnisse der kombinierten elektrischen und akustischen Stimulation bei 6 Patienten mit 6 und 10 mm Insertion. Während Patienten mit 6 mm Insertion keine ausreichende Verbesserungen des Sprachverstehens aufwiesen, konnte mit einer 10 mm Insertion eine Verdopplung des Einsilberverstehens im Vergleich zur akustischen Stimulation sowie eine Verbesserung im kombinierten Stimulation gegenüber alleiniger elektrischer Stimulation gezeigt werden. Ein Hörverlust von mehr als 15 dB wurde nicht beobachtet. Insgesamt erscheinen die Zahlen beider Studien zur EAS noch zu gering, um eine Fazit des relativen Risikos und des möglichen Gewinns beider Konzepte ziehen zu können. Ein Erhalt des akustischen Gehörs öffnet die Möglichkeit, eine elektrische Stimulation auch bei Patienten mit noch vorhandenem Gehör (bis ca. 1000 Hz) und fehlendem Hochtongehör durchzuführen, ohne die Vorteile des akustischen Gehörs wie z.B. natürlicher Klang, feine Differenzierungsfähigkeit für Tonhöhenunterschiede, große Dynamik zu verlieren. Diese Studie konnte zeigen, dass die Integration elektrischer und akustischer Stimulation prinzipiell möglich ist und in vielen Fällen zu einem synergistischen Effekt auf das Sprachverstehen führt, insbesondere im Störgeräusch. Da ein eintretender Hörverlust, auch wenn er nur partiell sein sollte, die Anwendung der EAS in Frage stellt, wird die Weiterentwicklung der chirurgischen Techniken mit dem Ziel des vollständigen und sicheren Hörerhalts wesentlich sein, um EAS einer breiteren Anwendung zuführen zu können. Dann kann EAS zu einer wichtigen therapeutischen Möglichkeit in der Therapie Schwerhöriger werden. 5. 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