Friedrich IV. von Tirol

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Friedrich IV. von Tirol
Um 1400 waren die Habsburger nur ein mittlerer
Machtfaktor im Reich und herrschten über Österreich,
Steiermark und Krain sowie den Stammbesitz in
Schwaben und der heutigen Schweiz. Die Dynastie war
in mehrere Linien gespalten, es herrschte eine starke
familieninterne Konkurrenz.
Friedrich war der vierte und jüngste Sohn von Herzog Leopold
III. und seiner italienischen Gemahlin Viridis Visconti. Sein Vater
war der Begründer der eigenständigen „Leopoldinische Linie“
des Hauses Habsburg. Das ihm zugesprochene
Herrschaftsgebiet umfasste die Steiermark, Kärnten und Krain
(später als „Innerösterreich“ bezeichnet) sowie die Stammlande
der Dynastie in Schwaben und im Allgäu (später als „Vorlande“
bekannt). Außerdem erhielt er die Herrschaft über die erst
kürzlich an das Haus Habsburg gelangte Grafschaft Tirol.
Die Erwerbung Tirols 1363 brachte den Habsburgern ein Gebiet
von enormer strategischer Bedeutung in den Alpen ein. Die
Habsburger versuchten über Tirol ein zusammenhängendes
Territorium zu schaffen, das von ihren westlichen Stammlanden
bis zur österreichisch-steirischen Ländergruppe im Osten
reichen sollte. Auch dynastische Verbindungen bezweckten
eine Stärkung der Position im Alpenraum: So entstammte
Friedrichs Mutter Viridis dem Geschlecht der Visconti, die die
Herrschaft über Mailand und die Lombardei ausübten.
Friedrich wurde im Rahmen der habsburgischen Linienteilungen
die Herrschaft in Tirol und in den Vorlanden zugesprochen. Er
teilte sich die Herrschaft zunächst mit seinem älteren Bruder
Leopold IV. Ab1406 war er der alleinige Herrscher – und mit
einigen Konfliktherden konfrontiert.
Seine Herrschaft war vor allem geprägt von Spannungen mit
den Eidgenossen, da sich immer mehr Gebiete der gerade
entstehenden Schweiz anschlossen und dadurch die
traditionelle habsburgische Vormachtstellung in der Region
bedroht war. Friedrichs Vater Leopold III. war 1386 in der
Schlacht von Sempach gefallen, wo das habsburgische
Ritterheer eine vernichtende Niederlage gegen die Bauernarmee
der Schweizer erlitten hatte.
Ein weiterer Gegner war die Republik Venedig, die damals eine
europäische Großmacht war und mit den Habsburgern in
Konkurrenz um die Vormachtstellung in „Welschtirol“ (Trentino)
und Friaul stand. Auch von Bayern drohte Gefahr, denn die
Wittelsbacher stellten Ansprüche auf Nordtiroler Gebiete.
Neben den außenpolitischen Problemen hatte Friedrich auch mit
internen Schwierigkeiten zu kämpfen: es bildete sich eine
Adelsopposition unter der Führung des einflussreichen Tiroler
Adeligen Heinrich von Rottenburg.
Verschärft wurde die Lage durch die persönliche Feindschaft
Friedrichs mit Siegmund von Luxemburg, dem Herrscher über
das Heilige Römische Reich. Der Höhepunkt der Krise wurde
anlässlich eines Streites zwischen dem Habsburger und
Siegmund am Konzil von Konstanz 1415 erreicht. Das Konzil
wurde einberufen, um das päpstliche Schisma zu beenden,
denn damals war die päpstliche Autorität am Tiefpunkt: es
amtierten drei Päpste gleichzeitig. Friedrich setzte auf einen
Konfrontationskurs mit Siegmund und unterstützte mit Papst
Johannes XXIII. den Konkurrenzkandidaten Siegmunds. Der
Luxemburger behielt jedoch die Oberhand, ließ Friedrich ächten
(d. h. alle seine Lehensträger und Gefolgsleute wurden vom
Treueeid entbunden) und gefangen nehmen. Friedrich war
gezwungen, sich zu unterwerfen und hohe Bußzahlungen
zu akzeptieren.
Autor
Martin Mutschlechner
Literatur
Hamann, Brigitte (Hg.): Die Habsburger. Ein biographisches
Lexikon, Wien / München 2001
Lauro, Brigitta: Die Grabstätten der Habsburger. Kunstdenkmäler
einer europäischen Dynastie, Wien 2007
Niederstätter, Alois: Österreichische Geschichte 1400-1522. Das
Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit,
Wien 1996
Wurzbach, Constantin von: Biographisches Lexikon des
Kaiserthums Oesterreich, Band 6, Wien 1860
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