Personalentwicklung für ehrenamtliche FunktionärInnen der GPA-djp OÖ Strategien und Instrumente zur Entwicklung von Anforderungsprofilen und Rollenbildern und daraus abgeleitete Maßnahmen. Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts in Business FH Oberösterreich, Campus Linz Studiengang: Sozial- und Verwaltungsmanagement Studienzweig: Management öffentlicher Dienstleistungen Verfasserin: Martina Mayrhofer s1010562038 Gutachterin: Frau Prof. (FH) Dr. Brigitta Nöbauer Scharnstein, Juni 2013 Danksagung Die Möglichkeit diese Arbeit schreiben zu dürfen und die damit verbundene Tatsache am Ende meines Studiums angelangt zu sein habe ich vielen lieben, hilfreichen und engagierten Menschen zu verdanken. Einige davon möchte ich an dieser Stelle besonders erwähnen. Zunächst möchte ich mich bei meiner Betreuerin Frau Prof. (FH) Dr. Brigitta Nöbauer bedanken, die mir beim Verfassen dieser Arbeit stets mit Rat und Unterstützung zur Seite stand und mir dennoch genug Freiheiten gewährte. Ein besonderer Dank gilt auch einigen Personen aus der Gewerkschaft der Privatangestellten – Druck – Journalismus – Papier Oberösterreich. Allen voran dem Geschäftsführer Andreas Stangl, der mir ein Praktikum und in weiterer Folge diese Arbeit ermöglicht hat. Des weiteren, bedanke ich mich bei den beiden RegionalsekretärInnen Sabine Schwarzendorfer und Helmut Russ, die mich fachlich unterstützt haben und immer ein offenes Ohr für meine Anliegen hatten. Ein großes Dankeschön auch gilt ebenso den BetriebsrätInnen, FunktionärInnen und MitarbeiterInnen der GPA-djp für ihre Offenheit und ihre Bereitschaft am Projekt „Personalentwicklung für ehrenamtliche FunktionärInnen“ mitzuarbeiten. Ganz besonders möchte ich mich bei meiner Familie, insbesondere meinen Eltern, meinen drei Kindern und meinen Freunden bedanken, die während des Studiums zu mir gehalten haben, mich bestärkt haben und für meine schwierige (zeitliche) Situation stets Verständnis zeigten. Der größte Dank gebührt meinem Ehemann Herbert, mit dessen Unterstützung und Zuspruch ich dieses Studium, ungeachtet der nicht immer einfachen Rahmenbedingungen, erfolgreich absolviert habe. Nur durch seine Hilfe, sein Verständnis und mit seinem Rückhalt war es mir möglich meinen Lebenstraum Studium zu verwirklichen. I Eidesstattliche Erklärung Ich, Martina Mayrhofer erkläre an Eides statt, dass ich die Bachelorarbeit mit dem Titel „Personalentwicklung für ehrenamtliche FunktionärInnen der GPA-djp OÖ“ selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und alle den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche gekennzeichnet habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Scharnstein, Juni 2013 ___________________________ Martina Mayrhofer II Kurzfassung Durch die zunehmende Globalisierung und Internationalisierung der Arbeitswelt, der Unternehmen und der Gesellschaft gestaltet sich der Handlungsspielraum und Wirkungsbereich für Gewerkschaften immer schwieriger und komplexer. Diese Veränderungen erfordern von Gewerkschaften neue organisationale Strategien und damit einhergehend bedarf es attraktiver Angebote um wieder mehr Menschen für Engagement und Mitarbeit zu gewinnen. Vor allem für die Mitwirkung auf ehrenamtlicher Basis. Eine Möglichkeit um wirksame Angebote zu formulieren, die auch die geforderte Attraktivität aufweisen, liegt in einer modernen und wirksamen Personalentwicklungsstrategie, sowie in neuen Wegen der Personalentwicklung für ehrenamtliche Mitarbeiter. Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Themenfeld, Personalentwicklung für ehrenamtliche Funktionäre der GPA-djp Oberösterreich. Im ersten Teil der Arbeit wird dem Leser ein Überblick über die Themenfelder Ehrenamt und Personalentwicklung gegeben. Hauptaugenmerk liegt hierbei auf dem Zugang über systemische Personalentwicklung. Bei derart hochkomplexen Organisationen wie den österreichischen Gewerkschaften, mit einem hohen ehrenamtlichen Mitarbeiteranteil, ist es wesentlich die Organisation ganzheitlich zu betrachten um erfolgreich und nachhaltig Veränderungsprozesse umsetzen zu können. Im praktischen Teil der Arbeit wird genau gezeigt wie mittels partizipativer Methoden und Prozesse Rollenbeschreibungen und Anforderungsprofile für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre entwickelt werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden ausgewählte Methoden und Instrumente der Personalentwicklung vorgestellt die eine moderne und zeitgemäße Funktionärsarbeit ermöglichen. Im abschließenden Teil wird erläutert welche Maßnahmen notwendig und hilfreich sind um ein menschenzentriertes Personalentwicklungskonzept in der GPA-djp zu implementieren. Erweist sich dieses Vorgehensmodell in einer späteren Evaluierung als nachhaltig erfolgreicher Prozess, dann wird ein flächendeckendes Rollout dieses PE-Konzeptes über alle Gewerkschaften in Österreich möglich. III Abstract As a result of the increasing globalization and internationalization of the world of work, business and society, the room left to manoeuver and the scope of action for trade unions is becoming more difficult and complex. These changes require new organizational strategies from the trade unions and these include more attractive offers to involve people in commitment and cooperation. This is especially the case for the encouragement of voluntary participation. One way to establish effective offers, which also have the required appeal, is to introduce a modern and effective human resources development strategy, coupled with innovative new human resources development methods for voluntary employees. The present thesis deals with the topic of human resources development for voluntary officials of the GPA-djp Upper Austria. In the first part, the reader is given an overview of the topics volunteer and human resources development. The main focus is on access systemic human resources development. In the case of such highly complex organizations, as the Austrian trade unions, with their high proportion of voluntary employees, a holistic perspective on the organization is essential for successfully and sustainably implementing change processes. In the practical part of the work it is exactly as shown precisely how using role discriptions and personnel requirement profiles are developed for voluntary works/officials, by using participatory methods and processes. In the course of the work selected methods and tools of human resources development are presented which open up modern and contemporary work methods and opportunities for trade union officials. The final section explains what measures are necessary and useful for the implementation of a human resources development concept in the GPA-djp, in which people and their needs are truly in the centre of focus. Should this process model be demonstrated in a later evaluation to be a sustainably successful process, then a nationwide rollout of this personal development concept is possible for all the. trade unions in Austria. IV Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................... I Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... III Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................... IV 1. Einleitung ........................................................................................................... 1 1.1. Ausgangslage ............................................................................................. 3 1.2. Zielsetzung und Forschungsfragen .......................................................... 4 1.3. Aufbau und Struktur der Arbeit ................................................................. 5 2. Personalentwicklung für Ehrenamt in Non-Profit- Organisationen ............. 6 2.1. Personalentwicklung .................................................................................. 7 2.2. Ehrenamt ................................................................................................... 12 2.3. Die GPA-djp Oberösterreich .................................................................... 18 2.4. Bedeutung und Nutzen von Personalentwicklung im ehrenamtlichen Bereich einer Non-Profit-Organisation ............................................................. 21 2.5. Personalentwicklung als Beitrag zur Organisationsentwicklung ........ 23 2.6. Ziele der Personalentwicklung für ehrenamtliche Mitarbeiter ............. 28 2.7. Beispiele für PE im betriebsrätlichen/gewerkschaftlichen Bereich ..... 31 3. Entwicklung einer PE-Strategie für BR-Gremien in kleinen und mittleren Organisationen ....................................................................................................... 38 3.1. Entwicklung Anforderungsprofile und Rollenbeschreibungen............ 38 3.1.1. Methodensetting ................................................................................... 39 3.1.2. Interviews und Ergebnisse ................................................................... 44 3.2. Gewinnung geeigneter Betriebsräte und Funktionäre .......................... 53 3.3. Einschulung .............................................................................................. 54 I 3.4. Qualifizierungsmaßnahmen ..................................................................... 55 3.4.1. Appreciative Inquiry .............................................................................. 56 3.4.2. Coaching .............................................................................................. 58 3.4.3. Mentoring ............................................................................................. 61 3.5. Nachfolgeplanung .................................................................................... 64 4. Zeitgemäße Betriebsrats- und Funktionärsarbeit ........................................ 65 5. Resümee .......................................................................................................... 67 Literaturverzeichnis ............................................................................................... 69 Anhang .................................................................................................................... 74 Aus Gründen der Übersichtlichkeit und leichteren Lesbarkeit habe ich in meiner Bachelorarbeit auf weibliche Formulierungen und Schreibweisen verzichtet. Ich möchte hiermit nachdrücklich darauf hinweisen, dass selbstverständlich Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen sind. Die Leserinnen mögen dies verzeihen und nicht als Diskriminierung des weiblichen Geschlechts auslegen. II Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Systematischer Personalentwicklungsprozess 10 Abbildung 2: Zwiebelmodel Einflussfaktoren auf das Engagement der Freiwilligenarbeit 13 Abbildung 3: Motive- Ehrenamt versus Hauptamt 14 Abbildung 4: Freiwilligenarbeit in Österreich 16 Abbildung 5: Organigramm GPA-djp OÖ 19 Abbildung 6: Systemisches Organisationsmodell 23 Abbildung 7: Komplexität: Systeme und Subsysteme des Personalwesens 25 Abbildung 8: Systemische Personalentwicklung 26 Abbildung 9: Empathy Map 41 Abbildung 10: Vier Phasen des AI-Prozesses 43 Abbildung 11: Panel Interview Betriebsräte/Funktionäre 44 Abbildung 12: Anwendungsbereiche systemisches Coaching 59 Abbildung 13: Eigene Abbildung 60 Abbildung 14: Mentoring-Prozess 62 Abbildung 15: Mentoring/Coaching 63 III Abkürzungsverzeichnis AI Appreciative Inquiry / Wertschätzende Befragung AK Arbeiterkammer BR Betriebsrat BRV Betriebsratsvorsitzender bzw. beziehungsweise etc. et cetera EU Europäische Union GF Geschäftsführer GPA-djp OÖ Gewerkschaft der Privatangestellten-Druck-JournalismusPapier, Oberösterreich GWS Gewerkschaftsschule KV Kollektivvertrag MA Mitarbeiter NPO Non-Profit-Organisation OEGB Österreichischer Gewerkschaftsbund OEGJ Österreichische Gewerkschaftsjugend OÖ Oberösterreich PE Personalentwicklung uvm. und vieles mehr ZAK Zukunftsakademie IV 1. Einleitung In unserer Gesellschaft nimmt das Ehrenamt, auch Freiwilligenarbeit genannt, einen immer größeren und wichtigeren Stellenwert ein. Für Ehrenamt und Freiwilligenarbeit gibt es in der zugehörigen Literatur eine Reihe weit gefasster Beschreibungen und manchmal durchaus differenzierte Erläuterungen. Nachstehend eine sehr weitreichende Definition von Thomas Rauschenbach. Definition: Ehrenamt nach Rauschenbach1 „Demgegenüber lässt sich in einer eher funktionalen Bestimmung das Ehrenamt umschreiben als eine Form der gesellschaftlich-sozialen Tätigkeit, die weit unterhalb tariflicher Entlohnung überwiegend in milieugeprägten oder milieuerzeugenden, lokalen Vereinen, Verbänden und Initiativen aus unterschiedlichsten Motiven von Menschen aller Altersgruppen – im sozialen Sektor insbesondere von Frauen – ausgeübt wird, ohne Vertrag und ohne zeitliche Verpflichtung, aber auch ohne Gewährleistung einer gewissen Qualität des Handelns, mit einer Rückerstattungserwartung, die vorrangig an immateriellen, symbolischen, in jüngerer Zeit aber auch zunehmend an indirekten, materiellen Gratifikationen ausgerichtet ist.“ Die Definition nach Rauschenbach ist in einigen Punkten kritisch zu sehen. Denn auch die ehrenamtliche Tätigkeit ist zunehmend mit den Themen Einführung von Qualitätsstandards und Qualitätssicherung konfrontiert. Auch die Satzungen von Vereinen definieren häufig grundlegende Regulative, um eine Mindestqualität ehrenamtlichen Handelns sicher zu stellen. Leitlinien und Leitbilder tragen ebenso zur Sicherung von Standards bei. Gleiche Tendenzen sind auch in der Freiwilligenarbeit zu erkennen. Als Beispiele sind gemeinsame Katastrophen- und Zivilschutzübungen zu sehen, ebenso wie Regionen Interessensvertretungen übergreifende und Kooperationen politischer auf Willensbildung der Ebene von (Bürgerinitiativen, Piratenparteien, gemeinnützige Vereine, Urban-gardening-Initiativen, etc.). Mehr zur Motivlage an späterer Stelle in „Ehrenamt vs. Hauptamt“ (S.14f). 1 Rauschenbach (2001), 346 1 Auch die Annahme, dass es eine wachsende Rückerstattungserwartung gibt, die sich zunehmend an indirekten, materiellen Gratifikationen ausrichtet, bleibt weiteren Erörterungen überlassen. Denn wenn die materielle oder monetäre Erwartung in den Vordergrund tritt, dann ist das originär „treibende Element“ des ehrenamtlichen oder freiwilligen Engagements, nämlich die Wertehaltung oder der Wertekanon, auf dem Rückzug. Das wiederum hätte weitreichende und dramatische Konsequenzen für die zukünftige Entwicklung von Ehrenamt und Freiwilligenarbeit. Definition: Freiwilligenarbeit2 „1. Begriff: Personen, die für eine bestimmte, i. d .R. eher kurze, Zeitspanne oder für eine bestimmte Veranstaltung eine freiwillige, unentgeltliche Tätigkeit übernehmen. 2. Merkmale: Freiwillige erfüllen Aufgaben ohne Entscheidungs- und Führungsbefugnisse und sind nicht vertraglich gebunden. 3. Tätigkeit: Die Tätigkeit von Freiwilligen wird u. a. als Freiwilligenarbeit bezeichnet. Unter Freiwilligenarbeit versteht man das Geben (Spenden) von Zeit und Fähigkeiten, um Dienstleistungen zu erbringen oder Aufgaben zu erledigen, ohne dabei eine direkte finanzielle Entschädigung zu erwarten.“ Insbesondere im Bereich der Arbeitnehmervertretung haben ehrenamtliche Betriebsräte und Funktionäre eine zentrale Bedeutung. Die Gewerkschaft als starke Vertretung der Arbeitnehmer wäre ohne ehrenamtliches Engagement nicht möglich bzw. undenkbar. Die vorliegende Arbeit fokussiert im Besondern auf den Bereich der ehrenamtlichen Betriebsräte und Funktionäre von Arbeitnehmerorganisationen. Personalentwicklung im ehrenamtlichen Bereich der GPA-djp OÖ wurde in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt, bzw. kam Personalentwicklung in diesem Bereich gar nicht vor. Es zeigt sich jedoch aufgrund der komplexen Organisationsstruktur und -kultur und der rasanten gesellschaftlichen Entwicklung, dass Personalentwicklung gerade hier bedeutsam und wertvoll für die Organisation der GPA-djp OÖ ist. 2 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/freiwillige.html?referenceKeywordName=Freiwilligenarbeit, 7.4.2013 2 1.1. Ausgangslage Die GPA-djp hat in ihrer Organisation zahlreiche Menschen in der ehrenamtlichen Funktion eines Betriebsrates/Funktionärs die jedoch geringes bzw. wenig gewerkschaftliches Engagement zeigen. Diese Menschen sind die Zielgruppe für die Personalentwicklung ehrenamtlicher Mitarbeiter innerhalb der GPA-djp. Hier stellt sich die Frage nach den Ursachen und Beweggründen, sowie nach Strategien und Lösungsansätzen. Es gibt vielfältige Annahmen über Gründe, die einer stärkeren Beteiligung des Betriebsrates an der gewerkschaftlichen Arbeit im Wege stehen. Als mögliche Gründe werden intern genannt:3 • Vereinbarkeit von Arbeitsumfeld, Betriebsrats- und Funktionärstätigkeit • Gewerkschaftliche Hierarchien und Strukturen • Von der Gewerkschaft nicht erfüllte Erwartungen • Persönliche (negative) Erfahrungen im Bereich des gewerkschaftlichen Handelns • Vereinbarkeit der Tätigkeit mit Familie und Freunden • uvm. Innerhalb des Führungsgremiums (Präsidium) der GPA-djp wurde festgestellt, dass die Bereitschaft mitzuarbeiten, an Sitzungen teilzunehmen, eigene Ideen und Themen einzubringen sowie Probleme und Lösungen eigenständig zu er- und bearbeiten, rückläufig ist bzw. vielfach fehlt. Diese Arbeit geht vor allem der strukturellen Frage des „Nicht-Engagements“, respektive „Minder-Engagements“ nach. 4 Die Grundannahmen innerhalb des OEGB, und auch in dieser Arbeit sind zum einem, wer Betriebsrat ist, hat eine ausgeprägte soziale Ader, einen hohen Gestaltungswillen, engagiert sich um der Menschen willen und hat zum anderen Freude daran, sich selbst und Teams weiterzuentwickeln. Es zeigt sich jedoch, dass sich die Motivation und das Engagement der Betriebsräte/Funktionäre nicht oder nur in geringem Ausmaß entfalten und entwickeln kann. Diesem Phänomen wird in dieser Arbeit besondere Bedeutung beigemessen. 3 4 Vgl. Präsidiumsklausur GPA-djp OÖ, April 2012 Vgl. Präsidiumsklausur GPA-djp OÖ, April 2012 3 Personalentwicklung kann in diesem Kontext Betriebsräten und Funktionären helfen, ihre und die Potenziale ihrer Kollegen einerseits zu erkennen und zu entwickeln und diese andererseits auszuschöpfen und anzuwenden. Ebenso unterstützt PE die Betriebsräte und Funktionäre in ihren gewerkschaftlichen Funktionen, aber auch bei innerbetrieblichen Aufgaben, z. B. bei Verhandlungen mit der Geschäftsführung. 1.2. Ziel Zielsetzung und Forschungsfragen der vorliegenden Personalentwicklungskonzept Bachelorarbeit zu erarbeiten, ist dies auf ein strukturiertes einem zeitgemäßen Rollenverständnis beruht und Klarheit über Aufgaben und Anforderungen für mögliche Interessenten bietet. Darauf aufbauend werden Profile & Potenziale (Anforderungsprofile) und Rollenbeschreibungen entwickelt. Diese wiederum dienen als Hilfestellung bei der Auswahl und Einführung neuer Funktionäre, sowie in der Aus- und Weiterbildung von bereits weniger motivierten und gering aktiven Funktionären. Die Mitglieder sollen motiviert und gestärkt werden, gewerkschaftliche Verantwortung im Betrieb und auch außerhalb des Betriebes zu übernehmen. Über eine stärkere Identifikation mit der Gewerkschaft wird die Gemeinsamkeit, der Teamgeist, gestärkt und die Teilnahme an gewerkschaftlichen Aktivitäten spürbar und messbar erhöht. Ein weiteres Ziel ist, das Rollenverständnis „Führungskraft“ soll im gewerkschaftlichen Sinne gestärkt und gefördert werden. Forschungsfragen Welche Aufgaben nehmen Betriebsräte und Funktionäre wahr und welche Anforderungen sind damit verbunden? Wie können Interessenten, Betriebsräte und Funktionäre durch Personalentwicklungsmaßnahmen für die jeweilige Funktion interessiert, gewonnen und optimal vorbereitet bzw. qualifiziert werden? 4 1.3. Aufbau und Struktur der Arbeit Die Bachelorarbeit gliedert sich in fünf Abschnitte. Im ersten Kapitel wird auf die Ausgangslage, die Zielsetzung und die Forschungsfragen eingegangen sowie der Aufbau der Arbeit beschrieben. Kapitel zwei ist der theoretische Teil der Arbeit und beschäftigt sich mit Personalentwicklung, Ehrenamt und deren Bedeutung in Non-Profit-Organisationen und im Speziellen in Gewerkschaften: • Steigende Bedeutung von PE in NPOs • Nutzen von PE für die gesamte Organisation • Strategien und Ziele in der Organisation der Gewerkschaften • Vergleichbare Beispiele in gewerkschaftlichen Bereichen Dabei richtet sich ein Blick auf entsprechende Erkenntnisse aus anderen Teilgewerkschaften in Österreich und/oder aus den Nachbarländern Deutschland und Schweiz. Die Quellenlage ist im Bereich der Personalentwicklung innerhalb der Gewerkschaften sehr eingeschränkt bzw. bezieht sich fast ausschließlich auf Ausund Weiterbildung von Betriebsräten und Funktionären. Der praktische Teil beginnt in Kapitel drei mit der Entwicklung einer PE-Strategie für BR-Gremien in Organisationen, sowie der Erarbeitung von Profilen und Potenzialen (Anforderungsprofilen) und Rollenbeschreibungen, der Gewinnung, Einschulung, Qualifizierung und Nachfolgeplanung von Betriebsräten und Funktionären. Zum einen werden das Forschungsdesign und die Methoden genau beschrieben und zum anderen werden PE-Maßnahmen und ein PE-Konzept für Betriebsräte und Funktionäre der GPA-djp entwickelt. In Kapitel vier wird auf zeitgemäße Betriebsrat- und Funktionärsarbeit näher eingegangen. Es werden erarbeitete Maßnahmen zur Personalentwicklung in den BR-Gremien und auf gewerkschaftlicher Funktionsebene dargestellt und weiterführende Handlungsempfehlungen zur Implementierung in die Organisation gegeben. Der fünfte Abschnitt ist das Resümee der Autorin. 5 2. Personalentwicklung für Ehrenamt in Non-­‐Profit-­‐ Organisationen Non-Profit-Organisationen sind eine eigene Untergruppe von Organisationen innerhalb des sogenannten Dritten Sektors5. Das bedeutet, dass sie nicht eindeutig zuordenbar sind, da sie weder rein staatliche noch rein marktwirtschaftliche Ziele verfolgen. Non-Profit-Organisationen sind typischerweise am Gemeinwohl orientiert und stellen ideelle Werte in den Vordergrund ihres Handelns. Eine Gesamtschau zu der Datenlage österreichischer Non-Profit-Organisationen ist bis dato noch nicht gegeben. Dies wird auch in entsprechenden Untersuchungen kritisiert, im Forschungsbericht Sozialpolitik. Non-Profit-Organisationen in Österreich vom Institut für 6 Die Gewerkschaften als Interessenverbände der Arbeitnehmer gehören zu den großen Non-Profit-Organisationen des Dritten Selbstständigkeit, Solidarität, Gemeinschaft Sektors. Sie stehen für und sind weitgehend auf starkes ehrenamtliches Engagement angewiesen. NPOs spielen in demokratischen Systemen eine wesentliche gesellschaftspolitische Rolle und sind ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor. Zentral ist auch ihre Rolle im gesamtgesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenleben von Menschen in demokratischen Systemen. Demografische Verschiebungen (Altersstruktur) und Budgetknappheit haben in den letzten Jahren, vor allem über die Kürzungen von Sozialleistungen, die Politik der europäischen Wohlfahrtsstaaten maßgeblich geprägt. Über die dadurch vermehrt entstehenden Ungleichgewichte haben NPOs an Bedeutung zugenommen. Zum einen sind dadurch die Anforderungen an und die Aufgabengebiete für NPOs gestiegen, zum anderen sind sie von den Einsparungen innerhalb des staatlichen Wohlfahrtsystems besonders betroffen. Es entsteht unter den NPOs eine zunehmend stärker werdende Konkurrenz um immer knapper werdende Ressourcen, aber auch im möglicherweise nicht wünschenswerten Wettbewerb7 zu staatlichen Einrichtungen und Profitunternehmen. 5 Vgl: http://www.oesterreich.com/de/wirtschaft/branchen-und-industriezweige/sektoren-der-wirtschaft, 15.4.2013 6 Vgl. Schneider/Haider (2009), Forschungsberichte/Institut für Sozialpolitik, 15.04.13 7 Vgl. Kunz, Dissertation (2006), 79f 6 Für einen großen Teil der gesamten Arbeitskapazität stehen in vielen NPOs mehrheitlich ehrenamtliche Mitarbeiter zur Verfügung, ohne diese wären die meisten Organisationen nicht arbeits- und funktionsfähig. Vor diesem Hintergrund Personalentwicklung sind eine moderne besondere Managementmethoden Zukunftsaufgabe in wie die hauptsächlich ehrenamtlich organisierten Non-Profit-Organisationen. In Profit-Organisationen wurde bereits erkannt, dass es für den Erfolg der Organisation wichtig ist, Humanressourcen zu entwickeln und gezielt einzusetzen. Bei einem stark wachsenden Anteil an Non-Profit-Organisationen muss auch hier stärker auf das Thema Personalentwicklung gesetzt werden. Eine wichtige Personalarbeit, Grundlage die bildet dabei Entwicklung und die systemische Integration und von strategische Konzepten der Personalentwicklung, Motivation, Führung und Anreizgestaltung zur stärkeren Bindung an die Organisation, sowie der Identifikation mit der Organisation. Diese Konzepte und Anwendungsfälle gibt es bereits in einer Vielzahl für ProfitOrganisationen. Sind diese Methoden jedoch auch übertragbar auf den ehrenamtlichen Bereich von Non-Profit-Organisationen? Welche Bedeutung und welchen Nutzen hat PE in diesem Bereich? Der folgende Abschnitt setzt sich mit klassischer Personalentwicklung, Ehrenamt und der Bedeutung, dem Nutzen und der Ziele dieser für Non-Profit-Organisationen auseinander. Näher zu betrachten ist die Wirkung und der Zusammenhang von Personal- und Organisationsentwicklung in NPOs. In weiterer Folge werden Best-practice-Beispiele von PE und OE im gewerkschaftlichen Bereich analysiert. 2.1. Personalentwicklung Es gibt keine einheitliche Definition von Personalentwicklung. In den wesentlichen Punkten sind sich jedoch alle Personalentwickler einig, PE ist ein wichtiger Erfolgsfaktor einer Organisation! Sie darf nicht isoliert betrachtet werden, sondern ist in die Organisation einzubinden. Personalentwicklung ist mehr als nur ein Ausund Weiterbildungskonzept für die Mitarbeiter. Eine erfolgreiche Personalentwicklung muss eine Win-Win-Situation, zum einen für die Mitarbeiter (persönliche Weiterentwicklung) und zum anderen für die Organisation (lernende Organisation) sein. 8 8 Vgl. Flato/Reinbold-Scheible (2006), 14f. 7 Moderne Personalentwicklung darf nicht nur zum Ziel haben, dass die Mitarbeiter und Führungskräfte ihre gegenwärtigen Aufgaben und Positionen bestmöglich erund ausfüllen. Moderne Personalentwicklung ist ein gestaltendes und vorausschauendes Element einer Organisation. Erfolgreiche Personalentwicklung stellt die Stärken und Fähigkeiten der Menschen in den Vordergrund und nicht die Beseitigung von Schwächen und Defiziten. Organisationen mit hoher Mitarbeiterzufriedenheit haben die besonderen Fähigkeiten und Potenziale ihrer Mitarbeiter erkannt, analysiert und gefördert. 9 Die folgenden Definitionen sind- wie bereits oben angeführt- unterschiedlich, ermöglichen jedoch einen umfassenden Blick auf die Inhalte, Ziele und Anforderungen von Personalentwicklung. Becker stellt PE auf folgende Weise dar: „Personalentwicklung umfasst alle Maßnahmen der Bildung, der Förderung und der Organisationsentwicklung, die von einer Person oder Organisation zur Erreichung spezieller Zwecke zielgerichtet, systematisch und methodisch geplant, realisiert und evaluiert werden.“10 Aus der Sicht von Mentzel wird PE folgendermaßen definiert: „Inbegriff aller Maßnahmen, die der individuellen beruflichen Entwicklung der Mitarbeiter dienen und ihnen unter Beachtung ihrer persönlichen Interessen die zur optimalen Wahrnehmung ihrer jetzigen und künftigen Aufgaben erforderlichen Qualifikationen vermitteln.“11 Eine weitere Definition von Bröckermann, passt aus meiner Sicht ebenso zum Thema, da sie wie oben bei Mentzel explizit die Zukunftsperspektive anspricht: „Vermittlung jener Qualifikationen, die zur optimalen Verrichtung der derzeitigen und der zukünftigen Aufgaben in einem Unternehmen erforderlich sind“12 9 Vgl. Flato/Reinbold-Scheible (2006), 14f. Becker (2005), 3. 11 Mentzel (2001), 9. 12 Bröckermann (2001) 10 8 Ziele der Personalentwicklung Ein Hauptziel der Personalentwicklung ist die langfristige Sicherung des Erfolges der Organisation. Durch Personalentwicklung wird eine langfristige Veränderung der Leistungspotenziale der Mitarbeiter, bzw. der gesamten Organisation, gestärkt und weiter- entwickelt. Die Planung und die Instrumente eines Entwicklungsprozesses werden hierfür ebenso benötigt, wie die zu entwickelnden Maßnahmen zur Erhöhung und Erweiterung der Handlungskompetenz von Mitarbeitern und Organisationen.13 Durch laufende gesellschaftliche Veränderungen werden Organisationen und deren Mitarbeiter gezwungen, sich mit Hilfe von Organisations- und Personalentwicklung weiterzuentwickeln um den steigenden Anforderungen zukünftig gewachsen zu sein. Demzufolge hat PE zum Ziel, die Qualifizierung der Mitarbeiter für die Ausführung ihrer momentanen und zukünftigen Aufgaben sicher zu stellen. Somit ist PE maßgeblich zum einen an der Initiierung und Förderung von Lernprozessen beteiligt und gewährleistet zum anderen die Sicherstellung der benötigten Qualifikationen. Dies wiederum ist wesentlich und notwendig für eine erfolgreiche Organisationsentwicklung.14 Folgenden Ziele werden nach Mentzel verfolgt:15 • Verbesserung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Organisation • Anpassung der Qualifikation der Mitarbeiter an veränderte Anforderungen • Erhöhung der Flexibilität der Mitarbeiter • Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit bzw. der Mitarbeiterloyalität • Verbesserung des Images der Organisation • Sicherung eines qualifizierten Mitarbeiterstammes und Mitarbeiterpools • Befriedigung individueller Bedürfnisse und bildungspolitischer Ansprüche Diese Ziele beschreiben sehr gut wie wichtig PE grundsätzlich für alle Organisationen ist. Vor allem in Non-Profit-Organisationen wie Gewerkschaften mit einem hohen ehrenamtlichen Mitarbeiteranteil muss PE ein zentraler Faktor sein. Denn diese Organisationen sind aufgrund ihrer Komplexität ständig mit veränderten Anforderungen und Ansprüchen aus unterschiedlichen Umwelten (Organisation, Politik, Kollegen, Geschäftsführung,...) konfrontiert. 13 Vgl. Meier, (1991), 6. Vgl. Schlitter/Erb (2006), 235. 15 Vgl. Mentzel, (2001), 9ff 14 9 Wichtige Faktoren in der Personalentwicklung- und in weiterer Folge in der Organisationsentwicklung- sind die Kompetenzen der Mitarbeiter. Diese werden nach Heyse/Erpenbeck/Ortmann in vier zentrale Kompetenzebenen gegliedert.16 • Fach- u. Methodenkompetenz • Sozial- kommunikative Kompetenz • Aktivitäts- u. Handlungskompetenz • Personale Kompetenz Kompetenzen und der Erwerb dieser Kompetenzen sind ein zentraler Faktor in der PE, im Besonderen im ehrenamtlichen Bereich von Non-Profit-Organisationen, da diese nicht nach monetären Grundsätzen ausgerichtet sind. Zum einen müssen die Mitarbeiter eine Vielzahl an Kompetenzen und Fertigkeiten mitbringen und zum anderen können diese durch PE weiterentwickelt werden. Ebenso können neue Kompetenzen entdeckt werden. Dies ist für die persönliche und organisationale Entwicklung im Hinblick auf PE und OE wichtig und bedeutsam. Strategische Personalentwicklung Die folgende Abbildung zeigt einen systematischen und umfassenden Prozessablauf von Personalentwicklung. Abbildung 1: Systematischer Personalentwicklungsprozess17 16 Vgl. Heyse/Erpenbeck/Ortmann (2007), 82f 10 Personalentwicklung muss grundsätzlich langfristig betrachtet werden und daher in ein gesamtpersonalpolitisches Konzept integriert werden. Ein strategischer Ansatz ist unumgänglich und zwingend notwendig für den Erfolg einer lernenden und sich ständig weiterentwickelnden Organisation. Im Fokus von strategischer Personalentwicklung sind alle Mitarbeiter in der Organisation, im Besonderen Schlüssel- und Führungspositionen.18 Laut Sattelberger spielen die folgenden Faktoren eine zentrale Rolle für eine erfolgreiche und strategische PE in Unternehmen und Organisationen: 19 • Topmanagement ist der Motor einer effektiven und erfolgreichen PE. • Ziele von Entwicklungsprogrammen sind klar und transparent für alle Bereiche der Organisation formuliert. • Entwicklungsprogramme dienen als Instrument der Bildung und der Durchsetzung von Organisationsstrategien. • Führung und Management ist immer in die Planung- und Gestaltung der Programme miteinbezogen und ist gleichzeitig als Trainer tätig. • Qualifizierungsprogramme sind genau auf die Mitarbeiter abgestimmt. • Ein Vertrauensverhältnis zwischen Management/Führung und PE ist Voraussetzung. Dabei ist es wichtig, dass die derzeitige Situation der jeweiligen Organisation analysiert wird und die strategischen Schritte und langfristigen Maßnahmen im Hinblick auf PE für die Zukunft entwickelt werden. Strategische Personalentwicklung wurde bisher in Organisationen und Unternehmen wenig bzw. nicht gezielt und strukturiert eingesetzt. Erkennen kann man das daran, dass wenige Publikationen zu diesem Thema zu finden sind.20 17 Abb. entnommen aus Gabler Wirtschaftslexikon (in Anlehnung an Becker, 2005). Vgl. Wegerich (2011), 25f. 19 Vgl. Wegerich (2011), 26. 20 Vgl. Wegerich (2011), 28f. 18 11 Der Strukturwandel und die damit verbundene Internationalisierung, sowie der demografische Aspekt einer alternden Gesellschaft machen auch vor den Organisationen und Unternehmen nicht halt. Somit wird eine langfristige und strategische Ausrichtung der Personalentwicklung in Organisationen immer wichtiger, vor allem im Hinblick auf die Organisationsprozesse und Unternehmensziele. Daher geht es auch zunehmend um eine umfassende und ganzheitliche Perspektive. Diese ist und wird zukünftig vor allem für Non-Profit-Organisationen mit starken ehrenamtlichen Anteil, aufgrund ihrer Komplexität und der unterschiedlichen Motive ihrer Mitarbeiter, von großer Bedeutung sein. 2.2. Ehrenamt Das Ehrenamt steht für jede Art von freiwilliger und unentgeltlicher Arbeit – ob gewählt oder nicht gewählt. Im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen entstanden Aufgaben, welche die Beteiligung der Bürger ein- und erforderte. Es war eine „Ehre“, sich für gesellschaftliche Belange einzusetzen. Meist waren nur standesgemäße Bürger dazu berufen, ein „Ehrenamt“ zu übernehmen. Zum einen war die „Ehre“ und zum anderen das „Amt“ – bedeutete meist, dass die Erfüllung der Aufgaben mit einem öffentlichen Interesse verbunden waren. 21 Die Perspektive und der Zugang zum Ehrenamt haben sich im Laufe der Jahre grundlegend verändert. Es ist ein neues Verständnis von Ehrenamt entstanden. Ekkehard Kappler beschreibt folgendermaßen: „Von der Ehre zum Engagement auf Gegenseitigkeit.“ es 22 „Amt“ und „Ehre“ treten somit immer mehr in den Hintergrund und die persönlichen Gründe, sich ehrenamtlich zu engagieren werden immer stärker. Ist es zum einen das sogenannte „stellvertretende Engagement“ (z.B: Eltern für ihre Kinder, Betriebsräte für ihre Kollegen), so ist zum anderen meist eine persönliche Betroffenheit bzw. Interesse gegeben. Daher ist eine Neuorientierung im ehrenamtlichen Bereich unumgänglich. Aus dieser Sicht ist es wesentlich einfacher, Freiwillige für Organisationen zu gewinnen, mit denen sich die Menschen identifizieren können. Diese Organisationen Übereinstimmung mit dem eigenen Selbst-Konzept. haben somit eine hohe 23 21 Vgl. Wadsack (2003), 14. Kappler (1996) 23 Vgl. Meyer/Rameder (2011),3. 22 12 Abbildung 2: Zwiebelmodel Einflussfaktoren auf das Engagement der Freiwilligenarbeit24 Beim Zwiebelmodel ist es wichtig, die verschiedenen Aspekte und Einflussfaktoren genauer zu betrachten. • Wie hat sich die Ehrenamtlichkeit über die Jahre verändert? • Welche Rolle spielt dabei der demografische Wandel? • Gibt es Veränderungen bei den Motiven von Ehrenamtlichen? • Welche Rollen bzw. Funktionen nehmen Ehrenamtliche ein? • Wie ist das Zusammenspiel von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen? Freiwilligenarbeit, ehrenamtliches Engagement hat sich speziell in den letzten Jahren stark durch den gesellschaftlichen Wandel verändert. NPOs und Vereine im Speziellen klagen über eine immer schwieriger werdende Nachfolgeplanung und den Rückgang von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Dahinter stehen eine Vielzahl an gesellschaftlichen Motiven wie, Individualisierung, Technologisierung, wachsende Mobilität sowie eine stärkere Ausprägung von Erwerbsarbeit, Bildungsmöglichkeiten, Freizeitkultur und Familie.25 24 25 Abbildung entnommen aus: Meyer/Rameder (2011),3. Vgl. Heimgartner/More-Hollerweger (2009), 20. 13 Der demografische Wandel spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Unsere Gesellschaft wird zunehmend älter und stagniert bzw. ist rückläufig im Wachstum. Dies wird im Bereich der Freiwilligenarbeit im Besonderen bei der Nachfolgeplanung deutlich sichtbar.26 Die Motive für ehrenamtliches Engagement haben sich dahingehend verändert, dass das Engagement in erster Linie Spaß machen muss. Die altruistischen Motive „anderen zu helfen“, „für einander da sein“ kommen erst an zweiter Stelle, gefolgt von „Menschen treffen/Freunde gewinnen“ und der Möglichkeit zu lernen, Erfahrungen zu teilen und aktiv zu bleiben.27 Die Rollen von ehrenamtlichen Mitarbeitern müssen klar definiert und abgegrenzt zum hauptamtlichen Bereich sein. Ehrenamtlich Tätige müssen zum einen wissen, an wen sich wenden können und zum anderen, welche Möglichkeiten sie haben und wo die Grenzen ihres Handelns/ihrer Tätigkeit sind. Erwartungen und Ziele an ehrenamtliche Mitarbeiter müssen klar definiert sein. Eine Rollenklärung ist unbedingt erforderlich. Im Zusammenspiel ehren- und hauptamtlicher Mitarbeiter einer Non-Profit-Organisation stehen Kommunikation, Wertschätzung, Kooperation, Haltung und gegenseitige Unterstützung im Vordergrund des gemeinsamen Handelns. In diesem Spannungsfeld ist es wichtig, die unterschiedlichen Motive der beiden Gruppen zu erfassen und darauf einzugehen. Motive Ehrenamt Hauptamt Altruistische Motive Lebensunterhalt (monetär) Sinnvolle Aufgabe, die Spaß macht Sinnvolles Tun ist mit der Aufgabe (Arbeit) ident Persönliche Kenntnisse und Berufliche Fortbildung und Erfahrungen werden erweitert Förderung durch den Arbeitgeber Wunsch nach zusätzlichen Sicherheit Kontakten Abbildung 3: Motive- Ehrenamt versus Hauptamt28 26 Vgl. Rameder/More-Hollerweger (2009), 53. Vgl. Rameder/More-Hollerweger (2009), 53. 28 Eigene Abbildung 27 14 Anhand dieser einfachen Tabelle wird sehr gut ersichtlich, wie unterschiedlich die Zugänge und Motive der beiden Gruppen zur jeweiligen Tätigkeit sind. Dies soll auch nur eine beispielhafte Aufzählung sein, da es darüber hinaus noch eine Vielzahl an unterschiedlichen Motiven gibt. Es soll vor allem aufzeigen, wie wichtig es für Non-Profit-Organisationen ist, beide Bereiche zu betrachten und in die Personal- und Organisationsentwicklung miteinzubeziehen. Ehrenamt und Freiwilligenarbeit in Österreich Die jüngste von bisher drei Erhebungen zur Freiwilligenarbeit fand im Rahmen des Mikrozensus der Statistik Austria 2006 statt und wurde vom damaligen Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz (BMSGK) in Auftrag gegeben. Definition: Mikrozensus29 „Der Mikrozensus ist eine laufende Haushaltsstichprobe, bei der jährlich 1 Prozent aller Haushalte befragt wird. Er dient der Bereitstellung von statistischen Informationen über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt. Damit ist der Mikrozensus eine sog. Mehrzweckstichprobe. Mit dem Mikrozensus werden die Ergebnisse der letzten Volkszählung fortgeschrieben. Er dient ferner der Evaluierung anderer amtlicher Statistiken wie z.B. der Einkommens- und Verbraucherstichprobe.“ „Außerdem ist die Arbeitskräfteerhebung in den Mikrozensus integriert. Beim Mikrozensus besteht Auskunftspflicht. Die Durchführung dieser amtlichen Repräsentativstatistik erfolgt als einstufige geschichtete Flächenstichprobe. Es werden demnach Auswahlbezirke ausgewählt, innerhalb derer eine Vollerhebung stattfindet. Ein Viertel der an der Stichprobe beteiligten Haushalte (bzw. der Auswahlbezirke) wird jährlich ausgewechselt. Damit ist ein Haushalt vier Jahre Teil der Stichprobe (s. Rotation). Der Mikrozensus liefert statistische Informationen über die Bevölkerungsstruktur, die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung, Erwerbstätigkeit, Arbeitsuche, Ausbildung, Gesundheit und Wohnverhältnisse.“ Die österreichische Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren (6.897.901 Personen) bildete hierbei die Grundgesamtheit. Aus einer Stichprobe von 26.128 Personen beteiligten sich rund 45% (11.661 Personen) an der Erhebung. 29 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/148/mikrozensus-v11.html, 30.4.13 15 Die Ergebnisse wurden von Statistik Austria unter Berücksichtigung der Verteilungsvorgaben des Mikrozensus (Geschlecht, Alter Staatsbürgerschaft, Erwerbstätigkeit und Bundesland) auf die Gesamtbevölkerung gewichtet und hochgerechnet. Die Teilnahme an der Befragung erfolgte freiwillig.30 Die Daten der Erhebung zeigen folgendes Bild: 6.987.901 Österreicherinnen über 15 Jahre 100% 3.019.242 Freiwillig Engagierte 43,8.% 1.925.392 Formell freiwillig 27,9% 1.871.708 Informell freiwillig 27,1% 3.878.659 Nichtfreiwillig Engagierte 56,2% 4.972.509 Nicht formell freiwillig 72,1% 5.026.192 Nicht formell freiwillig 72,9% Abbildung 4: Freiwilligenarbeit in Österreich31 Wie in der Abbildung ersichtlich, sind lt. Mikrozensus-Zusatzerhebung, 43,8% der österreichischen Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren – das sind mehr als drei Millionen Österreicher – ehrenamtlich bzw. in der Freiwilligenarbeit tätig. Im formellen Bereich – das bedeutet die Tätigkeit im Rahmen einer Organisation oder eines Vereins – engagieren sich 27,9% aller Österreicher. Im informellen Bereich – dieser wird meist als „Nachbarschaftshilfe“ bezeichnet, da es sich um eine persönliche Initiative ohne Organisationen im Hintergrund handelt - sind annähernd soviel Menschen wie im formellen Bereich, nämlich 27,1% der Österreicher tätig. Hierbei ist noch wichtig zu erwähnen, dass die informelle Freiwilligenarbeit (z.B: Nachbarschaftshilfe) häufiger von Frauen erbracht wird. Im formellen Bereich, also in Organisationen und Vereinen, ist der Anteil der Männer deutlich höher. Das ehrenamtliche Engagement ist in den ländlichen Regionen (Tradition, Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, etc.) tendenziell höher als im urbanen Raum. 30 31 Vgl. Meyer/Rameder (2011), 6. Abbildung verändert entnommen aus: Rameder/More-Hollerweger (2009),5. 16 Oberösterreich ist dabei Spitzenreiter unter den Bundesländern (49%), gefolgt von Tirol (48%) und Niederösterreich und Vorarlberg (je 47%). Das ehrenamtliche Engagement in Wien liegt hingegen bei nur 35%.32 Freiwilligenarbeit und ehrenamtliches Engagement ist in Österreich ein zentraler und gesellschaftlich wichtiger Faktor. Im Bericht zum freiwilligen Engagement in Österreich herausgegeben vom, „Institut für interdisziplinäre Non-Profit-Forschung“ an der Wirtschaftsuniversität Wien, wird detaillierter und spezifischer auf das Ehrenamt und die Freiwilligenarbeit eingegangen. Eine aktuelle IFES-Umfrage (2012) im Auftrag des Sozialministeriums besagt, „dass sich exakt 3,3 Millionen Menschen, also 46 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren, ehrenamtlich engagieren. Pro Woche leisten diese Menschen umgerechnet 15,5 Millionen Arbeitsstunden - auf den Mindestlohn gerechnet entspricht das einem Wert von 134,2 Millionen Euro.“ 33 Dies bestätigt wiederum, dass ehrenamtlich tätige Menschen ein beträchtlichen Anteil am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Erfolg unsere Gesellschaft haben. Entwicklung von ehrenamtlichem Engagement in Gewerkschaften in Österreich Aufgrund eines österreichischen Spezifikums, der Sozialpartnerschaft, ist das ehrenamtliche Engagement in den österreichischen Gewerkschaften besonders stark ausgeprägt. Im österreichischen Arbeitsverfassungsgesetz ist die Bildung von Betriebsräten ab fünf Mitarbeitern festgeschrieben. Wobei dies keine „MussBestimmung“ ist, sondern hierfür die Initiative von den Arbeiternehmern bzw. den Gewerkschaften ausgehen muss. Die Motive, sich ehrenamtlich im gewerkschaftlichen Bereich zu engagieren sind grundsätzlich ident mit den in Abbildung 3 beschriebenen Motiven. Hinsichtlich des ehrenamtlichen Engagements gibt es jedoch einen gravierenden Unterschied, die Tätigkeit als Betriebsrat/Funktionär hängt unmittelbar mit dem Beruf zusammen. Dies bedeutet wiederum, die Voraussetzung Betriebsrat/Funktionär werden zu können, ist die berufliche Tätigkeit in einer Organisation/Unternehmen mit mindestens fünf Mitarbeitern. 32 Vgl. Freiwilliges Engagement in Österreich (2008), 4 http://derstandard.at/1369361767820/Oesterreichs-Freiwillige-spenden-pro-Woche-134-MillionenEuro, 27.5.13 33 17 Daher spielt auch bei gewerkschaftlichem Engagement, sowohl die altruistische Komponente (für Andere da zu sein) eine bedeutende Rolle, aber auch die persönliche Weiterentwicklung und die Aufstiegschancen durch zusätzliche Qualifikationen, sowohl im Erwerbsberuf als auch im gewerkschaftlichen Umfeld. Wenn gewerkschaftliche Positionen im hauptamtlichen Bereich nachbesetzt werden, wird vorwiegend im betriebsrätlichen Umfeld gesucht. Personalentwicklung ist aus zweierlei Gründen in Gewerkschaften besonders bedeutsam. Auf der einen Seite , um Positionen in der Gewerkschaft im hauptamtlichen Bereich nachbesetzen zu können und dahingehend Menschen zu entwickeln, zu fördern und auszubilden. Auf der anderen Seite, um Betriebsräte und Funktionäre in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zu unterstützen, sie aus- und weiterzubilden, um dem gesellschaftspolitisch wichtigen Auftrag einer kompetenten Arbeitnehmervertretung nachkommen zu können. 2.3. Die GPA-­‐djp Oberösterreich Die GPA-djp Oberösterreich ist mit mehr als 57.000 Mitgliedern die zweitgrößte Landesorganisation nach Wien. Sie ist österreichweit gesehen die mitgliederstärkste Gewerkschaft Österreichische im Österreichischen Gewerkschaftsbund Gewerkschaftsbund (OEGB) ist eine (OEGB). Der überparteiliche Interessenvertretung unselbstständiger Erwerbstätiger mit 1,2 Millionen Mitgliedern. Der OEGB und seine Gewerkschaften vertreten die Interessen aller Arbeitnehmer gegenüber Arbeitgebern, Staat und Parteien.34 Der OEGB besteht aus insgesamt sieben Einzelgewerkschaften, 35 tendenziell nimmt diese Anzahl durch laufende Zusammenschlüsse (Fusionen) ab. 34 35 http://www.oegb.at/servlet/ContentServer?pagename=S06/Page/Index&n=S06_2, 15.4.2012 Vgl. Pellar (2008), 95 18 Die GPA-djp OÖ ist folgendermaßen organisiert: ORGANIGRAMM GPA-djp Oberösterreich GPA-djp Präsidium Sekretariat Geschäftsführung GPA-djp GPA-djp Geschäftsführung Vorstand GPA-djp Regional Sekretär Regional Sekretär Org.Assistentin Regional Sekretär Org.Assistentin BezirksArbeitsgemeinschaft Wirtschaftsbereiche WB 1 - 25 Stvr. Geschäftsführung Regional Sekretär Org.Assistentin BetriebsratsKörperschaft BetriebsratsKörperschaft BetriebsratsKörperschaft Org.Assistentin Abbildung 5: Organigramm GPA-djp OÖ36 Anhand dieser Abbildung wird im Folgenden die komplexe Organisation und Struktur der GPA-djp erklärt. Das Präsidium der GPA-djp ist das höchste Gremium und ist mit ehrenamtlichen Betriebsräten aus den verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Fraktionen besetzt. Diese werden- ebenso wie der Vorstand- vom Regionalforum gewählt bzw. entsandt. Das Präsidium ist einerseits für den hauptamtlichen Bereich mit der Geschäftsführung und andererseits für den großen Bereich der ehrenamtlichen Betriebsräte, dem Vorstand, den verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Arbeitsgemeinschaften zuständig.37 Dabei ist die Geschäftsführung für den operativen Bereich zuständig und hat daher vielfältige Entscheidungskompetenzen. Sie ist jedoch weisungsgebunden gegenüber dem Präsidium und dem Vorstand (beide sind mit ehrenamtlichen Betriebsräten und Funktionären besetzt). 36 37 Eigene Abbildung Vgl. Geschäfts- und Wahlordnung der GPA-djp (2010) 19 Fraktionen: Innerhalb der GPA-djp gibt es verschiedene politische Fraktionen, z.B. FSG = Fraktion der sozialdemokratischen Gewerkschafter, FCG = Fraktion der Christgewerkschafter, AUGE/UG = Alternative, Grüne und Unabhängige Gewerkschafter, FA = Freiheitliche Arbeitnehmer, GLB = gewerkschaftlicher Linksblock. Wirtschaftsbereiche (WB): Insgesamt ist die GPA-djp in 25 Wirtschaftsbereichen österreichweit vertreten. Die Zugehörigkeit eines Betriebes zu einem bestimmten Wirtschaftsbereich richtet sich nach seiner Branchenzugehörigkeit (z.B. WB01 Bergwerke/Eisen/Gießerei; WB12 Handel; WB16 Forschung/Bildung/Kultur...). Arbeitsgemeinschaften (ARGE): Betriebsräte aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen und Fraktionen in den Bezirken (z.B. ARGE Linz-Land, ARGE Gmunden-Vöcklabruck). In der GPA-djp OÖ sind 40 Mitarbeiter beschäftigt. Diese betreuen mehr als 3.900 Betriebsräte im gesamten Bundesland. Es gibt einen Geschäftsführer (GF) und einen Stellvertreter, wobei die Beratung der Betriebsräte/Funktionäre nicht mehr in das Aufgabengebiet des GF fällt. Aufgaben des Geschäftsführers sind die Bereiche Führung, Personalmanagement, Koordination, Vertretung der GPA-djp nach außen uvm. Die klassische Betreuung aller Betriebsräte der GPA-djp, die Beratung in Rechtsfragen, die Vertretung in arbeitsrechtlichen Belangen vor Gericht, die Unterstützung bei Neugründungen von Betriebsratskörperschaften und Betriebsversammlungen sowie die Funktion als Coach und Trainer bei Aus- und Weiterbildung übernehmen 24 Regionalsekretäre mit Unterstützung der 14 Organisationsassistenten im Back Office.38 Die Zuständigkeit eines Regionalsekretärs ist zum Beispiel: Betreuung und Beratung der Betriebsräte in den Bezirken Linz-Stadt, Steyr-Land, Steyr-Stadt im WB04 Energie, sowie Bildungsverantwortung innerhalb der GPA-djp OÖ und die Abwicklung verschiedener interner Projekte.“39 38 Vgl. http://www.gpadjp.at/servlet/ContentServer?pagename=GPA/Page/Index&n=GPA_3.6.1.d&page=4, Stand 1.5.2013 39 Vgl. Regionalsekretär Helmut Russ, Gespräch 18.8.12 20 In derart komplexen Organisationen wie der GPA-djp mit einem sehr hohen ehrenamtlichen Mitarbeiter-Anteil können die hauptamtlichen Mitarbeiter somit „nur“ eine Servicestelle sein, Betriebsräte und Funktionäre bei Neugründungen, bei Betriebsversammlungen und als Trainer bei Aus- und Weiterbildungen unterstützen und beraten. Außerdem übernehmen sie die Beratung in arbeitsrechtlichen Belangen und die Vertretung der Arbeitnehmer im Streitfall vor Gericht. Eine Funktions- und Aufgabenbeschreibung für Funktionäre und Betriebsräte gibt es bis jetzt nicht. Die Aufgaben der Funktionäre sind- grob umrissen- in der Geschäftsordnung der GPA-djp beschrieben, aber nicht auf die jeweilige Funktion bzw. Rolle heruntergebrochen. Im Hinblick auf die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen an Betriebsräte/Funktionäre wird deutlich sichtbar, dass Personalentwicklung für den ehrenamtlichen Bereich der GPA-djp OÖ, jetzt und in mittel- und unmittelbarer Zukunft von großer Bedeutung sein wird. 2.4. Bedeutung und Nutzen von Personalentwicklung im ehrenamtlichen Bereich einer Non-­‐Profit-­‐Organisation Die Bedeutung und der Nutzen von Personalentwicklung im ehrenamtlichen Bereich von NPOs wird vielfach unterschätzt, bzw. wird dessen Notwendigkeit noch nicht erkannt. Gerade für Non-Profit-Organisationen mit einem hohen Anteil an ehrenamtlichen Mitarbeitern, wie dies in Gewerkschaften der Fall ist, ist PE besonders bedeutsam. Es muss im Interesse der Organisation sein, das Commitment, die Identifikation und das Engagement ihrer Ehrenamtlichen zu bewahren, zu fördern und weiter zu entwickeln. Ein weiterer Fokus muss auf die Führungsverantwortung gelegt werden. Dafür braucht es einen geeigneten Rahmen (Personalentwicklung), um die wichtige „Ressource“ ehrenamtliche Mitarbeiter effizient und effektiv einsetzen und entwickeln zu können. Die unterschiedlichen Motive und Zugänge von Betriebsräten/Funktionären müssen beachtet und analysiert werden. Die Aufgaben und Zuständigkeiten der Betriebsräte/Funktionäre müssen gemeinsam mit der Organisation der GPA-djp entwickelt, bearbeitet und beschrieben werden. Dann gibt es hinsichtlich des Engagements, des Wollens, der Zuständigkeit und der Aufgabenerfüllung weniger Konflikte bzw. Auffassungsunterschiede zwischen der Gewerkschaft einerseits und der Betriebsräte/Funktionäre andererseits. 21 Hinsichtlich der vielfältigen Aufgaben und Zuständigkeiten, dem Zusammenspiel von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern und den Einflüssen aus der Organisations-Umwelt, ist der Nutzen von PE in der Organisation GPA-djp deutlich fest zumachen. Dieser Nutzen wird nun folgendermaßen beschrieben. Die Identifikation des ehrenamtlichen Mitarbeiters mit der Organisation wird gestärkt, die Teamfähigkeit wird gefördert und die Zusammenarbeit mit den hauptberuflichen Mitarbeitern und der Geschäftsführung wird aktiviert. Ehrenamtliche Mitarbeiter können sich anhand von Rollenbeschreibungen und Anforderungsprofilen weiterentwickeln, neue Kompetenzen erwerben und ihre vorhandenen Kompetenzen ausbauen. Es werden gemeinsame Ziele von den ehrenamtlichen Funktionären und der Organisation GPA-djp ausgearbeitet und umgesetzt. Führungskompetenz, Teamfähigkeit, strategische Planung, neue und visionäre Zugänge sind wichtige Kompetenzen für ehrenamtliche Mitarbeiter, da sie in ihren Funktionen und im Arbeitsleben täglich damit konfrontiert sind. In diesem Spannungsfeld unterschiedlicher Handlungsfelder- und ebenen, wie in Gewerkschaften mit starkem Anteil an ehrenamtlichen Mitarbeitern, ist die systemisch-ganzheitliche Personalentwicklung aus Sicht der Autorin, eine besonders gut geeignete Methode. Da sie das ganze System Organisation mit ihren Umwelten und Anspruchsgruppen betrachtet. Die systemische Betrachtung macht sämtliche Bereiche sichtbar, es werden alle in der Organisation gehört und eingebunden. Durch eine sogenannte Bottom-up-Strategie wird der Abbau von Hierarchie innerhalb der Organisation gefördert und die Menschen in der Organisation begegnen sich „auf gleicher Augenhöhe“. Die Organisationsstruktur und -kultur wird dadurch für alle transparenter und damit einhergehend wird die Kommunikation, die Interaktion zwischen den Personen in unterschiedlichen Ebenen (Führung, Hauptamt, Ehrenamt) Veränderungsprozess klarer, auch präziser gelingt ist und zu offener. Beginn ein Damit dieser strategisches Personalentwicklungskonzept notwendig. Dies bedarf einer langfristigen Planung und einer sorgfältigen Implementierung in die Organisation. Der Nutzen von strategischer und systemischer Personalentwicklung in hauptsächlich ehrenamtlich organisierten NPOs ist ein vielfacher und wird vor allem in den komplexen Organisationsstrukturen sowie in der Organisationskultur sichtbar. Damit die Maßnahmen der Personalentwicklung wirksam werden können, müssen die Grundsätze parallel in Struktur und Kultur der Organisation verankert werden. 22 2.5. Personalentwicklung als Beitrag zur Organisationsentwicklung Personalentwicklung und Organisationsentwicklung stehen in einer engen Beziehung zueinander. Im Zentrum steht das Lernen von Menschen und von sozialen Systemen. Denn Lernprozesse und Lernerfolge der Mitarbeiter sind die Grundlage für Wachstum, Innovation, und den nachhaltigen Fortbestand einer Organisation. In diesem Kapitel werden die Zusammenhänge zwischen PE und OE aufgezeigt und im Speziellen wird die systemische Personalentwicklung genauer beschrieben. Die systemische Personalentwicklung ist aus Sicht der Autorin die beste Variante um in derart komplexen Organisationen wie z.B. der Gewerkschaft Personalentwicklung erfolgreich für alle Beteiligten möglich zu machen. Das folgende systemische Organisationsmodell veranschaulicht diese engen und vielschichtigen Beziehungen zueinander. Abbildung 6: Systemisches Organisationsmodell40 Systemtheoretisch wird eine Organisation als soziales System beschrieben.41 Die Organisation ist von einer bestimmten Umwelt umgeben. Dazu gehören insbesondere Mitarbeiter und Kunden, Lieferanten und Mitbewerber, der Staat, die Gesellschaft und die Kultur. Im Bereich der Gewerkschaften spielt auch die Politik eine wichtige Rolle und hat ebenso Einfluss auf die Organisation. 40 41 Abbildung entnommen aus: Wingen (1998), 5. Vgl. Luhmann (2006), 41f. 23 Die Umwelt kann wiederum ein System –oder auch mehrere Systeme- sein, dies ist aber nicht zwangsläufig so. Umwelt(en) und System bilden hingegen zwingend eine Überlebenseinheit.42 Das System Organisation stützt sich auf seine Hauptbestandteile Kommunikation und Handlungen, sowie alle daraus entstehenden Ausprägungen, wie Ziele, Wissen, Regeln, Werte etc.43 Der Mensch als Mitarbeiter spielt hierbei eine besondere Rolle. So ist er einerseits für das Entstehen der Organisation Voraussetzung, andererseits wird er in der Systemtheorie nicht als Bestandteil der Organisation, sondern als Element des Systems gesehen. Eine Organisation ist weitgehend nicht von Einzelpersonen abhängig, diese sind austauschbar. Die Mitarbeiter stehen in ihrer Rolle nicht nur in einer Beziehung zur Organisation, sondern auch in Beziehungen zu anderen Umwelten und Systemen wie z.B. Familie, Freunde, Gesellschaft, Staat, uvm.44 Organisationsentwicklung schafft den Rahmen, die Entscheidungs-, Kooperations-, Realisierungs- und Erneuerungskompetenz innerhalb der Organisation zu verbessern. Das alles sind Veränderungsprozesse, die nur mit den Mitarbeitern initiiert und bearbeitet werden können. Durch konkrete PE-Maßnahmen sollen sich Organisationsmitglieder zum einen ihrer Handlungsspielräume bewusst werden und zum anderen die Zusammenhänge in der Organisation verstehen lernen.45 Folglich kann organisatorischer Wandel nur dann gelingen, wenn eine zielgerichtete Organisationsentwicklung Organisationsprozessen die ermöglicht, Gestaltung die und Mitarbeiter Veränderung einbezieht und von ihnen Handlungsmöglichkeiten bzw. Spielräume aufzeigt. Insofern liegt es auf der Hand, dass Organisationsentwicklung nur gemeinsam mit Personalentwicklung, die als Interventionsprozesse ineinander greifen, erfolgreich sein kann. Basis dafür ist die Organisationskultur und die Personalpolitik innerhalb der Organisation. Hierbei hat sich der systemische Ansatz besonders bewährt, denn kollektive Lernprozesse entziehen sich erfahrungsgemäß einem analytisch-planerischen Zugriff.46 42 Vgl. Simon (2006), 12f. Vgl. Wingen (1998), 5. 44 Vgl. Wingen (1998), 5. 45 Vgl. Wegerich (2011), 38. 46 Vgl. Wegerich (2011), 39. 43 24 In der folgenden Abbildung werden die Systeme und Prozesse innerhalb der Organisation sehr klar und detailliert dargestellt. Personalentwicklung hat Einfluss auf eine Organisation, und steht in Beziehung zu den unterschiedlichsten Bereichen innerhalb einer Organisation. Diese Bereiche sind die Administration, das kollektive Arbeitsrecht, Performance Management, Personalcontrolling und Organisationsentwicklung. Somit wird deutlich sichtbar, dass Personal- und Organisationsentwicklung Hand in Hand gehen müssen, um als Organisation langfristig erfolgreich sein zu können. Abbildung 7: Komplexität: Systeme und Subsysteme des Personalwesens47 Abbildung 7 bezieht sich vorwiegend auf Profit-Organisationen bzw. den hauptamtlichen, monetären Bereich von NPOs. Betrachtet man die Komplexität des Systems Organisation genauer, so wird immer klarer, dass in noch diffizileren Organisationen, wie Gewerkschaften mit einem großen ehrenamtlichen Anteil, Personalentwicklung eine zentrale Rolle spielen muss. Zukünftig ergibt sich genau in diesem Spannungsfeld einer NPO ein großes Betätigungsfeld für Organisations- bzw. Personalentwickler und sie werden zunehmend neue, interessante und vielschichtige Herausforderungen zu bewältigen haben. 47 Abbildung entnommen aus: http://www.schindler-cgn.com/cms/systeme_des_personalwesens.html, 16.04.13 25 Systemische Personalentwicklung Systemische Personalentwicklung ist grundsätzlich immer im Zusammenhang mit Organisationsentwicklung zu verstehen und kann nicht losgelöst von dieser betrachtet werden. Ziel einer systemischen Personalentwicklung ist das Ein- oder Anpassen eines Personalentwicklungskonzeptes in die Unternehmenskultur. Das PE-Konzept soll aus der Unternehmenskultur abgeleitet werden.48 In wie weit im systemischen Kontext alle Bereiche ineinandergreifen, ist in der folgenden Abbildung sichtbar. Abbildung 8: Systemische Personalentwicklung49 Als Basis für die Umsetzung von systemischer Personalentwicklung müssen methodische, didaktische und inhaltliche Bereiche genauer betrachtet werden.50 Im methodischen Bereich ist eine vorangegangene Untersuchung und Bewertung der Organisations- bzw. Unternehmenskultur von zentraler Bedeutung für ein systemisches PE-Konzept. Personalentwicklung sollte immer im Einklang zur jeweiligen Unternehmenskultur stehen. 48 Vgl. Jetter/Skrotzki (2005), 8. Abbildung entnommen aus: http://www.systemische-personalentwicklung.de, 8.4.2013. 50 Vgl. Jetter/Skrotzki (2005), 11. 49 26 Denn nur dann können die Stärken und Schwächen, die Kernkompetenz, die Innovationsfähigkeit, Führungsgrundsätze, die Einbindung der Mitarbeiter und die Ziele der Organisation berücksichtigt werden.51 Im didaktischen Bereich steht das Verständnis für vielfältige Anwendung und Methoden die im Verbund von Lernenden, der Berufswelt und der Personalentwickler er- und ausgearbeitet werden. Jetter/Skrotzki sprechen hier von fünf verschiedenen Lerntypen.52 • Vertiefungslernen • Verbesserungslernen • Kontextlernen (Zusammenhänge verstehen) • Veränderungslernen • Kompetenzlernen Lernziele dabei sind zum einen die Erhöhung der Selbstlernkompetenz des lernenden Mitarbeiters, der lernenden Führungskraft und zum anderen die methodische Gestaltung von Lernumgebungen, die vielfältig ausgestaltet sein können. (Seminar, Workshop, Coaching, Learning by Doing,..).53 Im inhaltlichen Bereich sind die Lernsequenzen so zu gestalten, dass sie genau den spezifischen Anforderungen der Mitarbeiter und der Organisation angepasst werden können. Im Vordergrund hierbei stehen die sogenannten Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz, Konfliktmanagement, Teamfähigkeit, Präsentations- und Moderationsfähigkeit, um an dieser Stelle nur einige zu nennen.54 In einem weiteren behutsamen Schritt ist die sorgfältige Auswahl der geeigneten Tools im Hinblick auf die PE und OE bedeutsam um die Entwicklungspotenziale zu erkennen und daraus fördernde und unterstützende Maßnahmen abzuleiten. Das kann durchaus ein Bündel aus verschiedenen Maßnahmen wie Lerngruppen, Workshops, Coachings, Mentoring, klassische Seminare oder qualitative Interviews, z.B. in Form der Appreciative Inquiry (Wertschätzende Befragung) sein. Diese Methoden und Impulse wirken von sich aus, also infolge des Einsatzes und der Anwendung bereits auf das System, die Organisation und die Unternehmenskommunikation. 51 Vgl. Jetter/Skrotzki (2005), 11. Vgl. Jetter/Skrotzki (2005), 11. 53 Vgl. Jetter/Skrotzki (2005), 12. 54 Vgl. Jetter/Skrotzki (2005), 12. 52 27 Damit ist bereits der Methodeneinsatz der eigentliche Interventionsbeginn mit Auswirkungen sogar auf am Prozess „unbeteiligte“ Bereiche in der Organisation. Es wird immer das gesamte System betrachtet, beschreibbar als ein Netz von „kommunizierenden Gefäßen“ die sich gegenseitig systemisch beeinflussen. „Eine Definition von systemischer Personalentwicklung in diesem Sinne umfasst daher unter Berücksichtigung der kurz- und langfristigen Ziele der Organisation sowie deren Führungsgrundsätze und der Organisationskultur alle systematisch geplanten Maßnahmen, mit denen das Qualifikationspotenzial der Führungskräfte und Mitarbeiter an die Unternehmensziele und individuellen Weiterbildungswünsche oder auch Qualifizierungsnotwendigkeiten aus gesellschaftlicher Sicht berufsbegleitend angepasst werden und Veränderungen im Sinne einer lernenden Organisation im System „Unternehmen“ schaffen.“55 2.6. Ziele der Personalentwicklung für ehrenamtliche Mitarbeiter Zielsetzung der Personalentwicklung ist es, zwischen den Zielen der Organisation und den Bedürfnissen der ehrenamtlichen Mitarbeiter zu vermitteln und auf diese einzuwirken. Die Kompetenzen der Mitarbeiter werden auf- bzw. ausgebaut und weiterentwickelt und mit den strategischen Zielen der Organisation synchronisiertwie bereits in Abb. 7 Systeme und Subsysteme beschrieben. Im Sinne einer lernenden Organisation werden darüber hinaus Zielsetzungen abgeleitet, die neue Problemlösungs- und Handlungsoptionen ermöglichen. Dabei wird die Wissensbasis in der Organisation verändert und das Wissen, sowohl das individuelle als auch das kollektive, (z.B. Werthaltungen, Erfahrungen, Routinen, Fertigkeiten) wird erweitert. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter werden dadurch gefördert und angehalten, kontinuierlich zu lernen und sich gemeinsam mit der Organisation weiterzuentwickeln. 55 Jetter/Skrotzki /2005), 16 28 Definition Lernende Organisation nach Peter Senge: „Eine „lernende Organisation“ ist der Ort, „wo Menschen kontinuierlich ihre Fähigkeiten erweitern, um die Ergebnisse zu erreichen, die sie wirklich anstreben, wo neue, sich erweiternde Muster des Denkens gefördert werden, wo gemeinschaftliche Wünsche frei werden und wo Menschen kontinuierlich lernen, wie man miteinander lernt“, wobei es das Ziel ist, eine Organisation so zu gestalten, dass sie „kontinuierlich ihre Fähigkeit erweitert, ihre Zukunft zu gestalten.“56 Folgende Zieldimensionen gilt es zu unterscheiden: 57 Organisationale Ziele der PE • Persönliche und fachliche Fähigkeiten des ehrenamtlichen Mitarbeiters zielgerecht einsetzen • Lernen, sich auf Veränderung, Neues einzustellen und agieren statt reagieren • Eigenverantwortlichkeit soll gesteigert werden • Die zunehmende Komplexität der Aufgaben und Anforderungen erkennen und daran wachsen • Die Identifikation mit der Organisation durch klare Ziele und Aufgaben steigern Mitarbeiterbezogene Ziele der PE • Klare Aufgaben- und Zieldefinition für ehrenamtliche Mitarbeiter • Möglichkeit der Überprüfung für MA, ob sie diese Aufgaben übernehmen möchten • MA müssen herausfinden können, ob sie den Aufgaben und Anforderungen gewachsen sind und die notwendigen Ressourcen dafür haben • Positive Beeinflussung des MA durch eine klare Aufgabenbeschreibung und Zielsetzung (ich werde gebraucht, man traut mir diese Aufgabe zu) Ehrenamtlichen Mitarbeiter müssen als Kunden der Organisation und der Personalentwicklung gesehen werden. Sie sind kein Personal, sondern selbstbewusst handelnde Individuen mit eigenen Motiven und Zielen. 56 57 Senge (2003), 11f Vgl. Jung (2006), 246, 247. 29 Personalentwicklung soll ehrenamtliche Mitarbeiter dahin gehend unterstützen, ihre Ziele innerhalb der Organisationen umzusetzen und die Organisation gemeinsam weiterzuentwickeln.58 Betriebsräten und Funktionären „bläst oft der Wind ins Gesicht“ in diesem besonderen Spannungsfeld dreier unterschiedlicher Umwelten/Positionen (Kollegen, Arbeitgeber, Gewerkschaft). Ihre Hauptaufgabe besteht in der Vertretung ihrer Kollegen im Sinne der Arbeitnehmerinteressen und deren gesetzlicher Vorschriften. Aufgrund der ständig wachsenden Anforderungen und schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen wird diese Aufgabe jedoch immer unübersichtlicher. Somit entstehen vermehrt Konflikte mit den Arbeitgebern aber auch mit den Interessen der Politik- sowohl auf der betrieblichen Ebene als auch auf der gesamtgewerkschaftlichen Ebene, z.B. bei KV-Verhandlungen und arbeitsrechtlicher Gesetzgebung. Ziel der Personalentwicklung ist, die Betriebsräte und Funktionäre zu stärken, zum einen durch die Schaffung von effizienten Strukturen, um ihnen eine aktive Beteiligung in der Gewerkschaft zu ermöglichen und zum anderen um sie in ihrer Funktion langfristig zu professionalisieren. Ehrenamtliche Betriebsräte und Funktionäre bringen besondere Qualitäten mit, Engagement und Solidarität für ihre Zielgruppe und eine weitgehend persönliche Unabhängigkeit. Sie beteiligen sich an gesellschaftspolitisch wichtigen Fragestellungen. Das Spannungsfeld Ehrenamt versus Hauptamt ist ein wichtiger Aspekt, welcher auch bei den Zielen von PE miteinbezogen werden muss. Denn je transparenter die gemeinsam erarbeiteten Ziele formuliert sind, desto weniger Konflikte und Spannungsfelder werden entstehen. Betriebsräte und Funktionäre befinden sich, im Sinne von PE, zum Teil in Führungspositionen (Betriebsratsvorsitzende, Zentralbetriebsräte...) und haben somit Führungsverantwortung (z.B. auch als Aufsichtsräte in Konzernen). Daher ist es nötig Ziele für die PE festzulegen, einerseits um die Aufgabengebiete, Rollen und Rahmenbedingungen genau zu definieren und andererseits um den persönlichen Gewinn, wie Anerkennung, Wertschätzung, Zufriedenheit, Einfluss, Weiterbildung, Work-Life Balance und die Erweiterung des Lebenshorizontes, hervorzuheben. 58 Vgl. Olesch/Paulus (2000), 23 30 Personalentwicklung als Beitrag zur Organisationsentwicklung ist insofern bedeutsam für die Gewerkschaft, da die zukünftige Entwicklung der Gewerkschaft von ihren Mitgliedern, Betriebsräten und Funktionären abhängt. Die als Repräsentanten und Multiplikatoren selbstbewusst agieren und die Gewerkschaft nach innen und außen kompetent vertreten. 2.7. Beispiele für PE im betriebsrätlichen/gewerkschaftlichen Bereich Dieses Kapitel beschreibt kurz und beispielhaft einige ausgewählte Beispiele von Personalentwicklung im gewerkschaftlichen Bereich. Die Recherche in diesem Feld gestaltete sich intensiv und durchaus herausfordernd, da es nur wenig bis kaum Literatur zu diesem Spezialfeld gibt und auch innerhalb der Gewerkschaften keine ausgearbeiteten PE-Konzepte, auch nicht im strategischen Sinne, existieren. Personalentwicklung für den ehrenamtlichen Bereich von Gewerkschaften wird in den seltensten Fällen gezielt eingesetzt, es passiert vielfach zufällig59. Wenn PE gezielt eingesetzt wird, dann fast ausschließlich im Bereich der Aus- und Weiterbildung aber nicht in einem ganzheitlichen und systemischen Kontext auch im Hinblick auf eine strategische Organisationsentwicklung. Zum einen war es der Autorin wichtig Informationen zum Thema aus den Nachbarländern Deutschland und Schweiz zu erhalten und zum anderen, zu recherchieren ob innerhalb der österreichischen Gewerkschaften / Arbeitnehmervertretungen bereits PE-Ansätze gibt. Am Beginn stehen die Recherchen bezüglich PE für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre bei der größten Gewerkschaft in der Schweiz, der Unia. Die Unia ist mit rund 200.000 Mitgliedern die größte Gewerkschaft der Schweiz. Sie vertritt und organisiert branchenübergreifend die Arbeitnehmer in Industrie, Gewerbe, Bau, sowie den privaten Dienstleistungsbereich. Des weiteren handelt die Unia Arbeitsbedingungen und Löhne für mehr als eine Million Menschen in fast allen Bereichen der Privatwirtschaft aus und bietet ihren Mitgliedern, Beratung, Rechtsschutz, Service- und Dienstleistungen, sowie eine Vielzahl von Bildungs- und Qualifizierungsangeboten für Personalvertretungen (PV).60 In der Schweiz bezeichnet man die Betriebsräte als Vertrauensleute (VL). 59 60 Vgl. Gespräch Gstöttner-Hofer, 8.5.13 Vgl. http://www.unia.ch/Unia-Die-Fakten.503.0.html?&L=10, 10.5.13 31 Der zuständige Verantwortliche für die Vertrauensleutebildung hat im Gespräch ausdrücklich wie folgt festgehalten: Personalentwicklung für Vertrauensleute gibt es nicht, es gibt Angebote in der Aus- und Weiterbildung, jedoch keine strukturierten Abläufe und Prozesse. Aufgrund der ständig wachsenden Anforderungen hat die Unia aber erkannt, dass dies wesentlich ist für die zukünftigen Herausforderungen im Bereich der ehrenamtlichen Arbeitnehmer-Vertretung. Es wird daher seit kurzer Zeit an der Weiterentwicklung der Organisationen in Richtung Professionalisierung der Abläufe und der aktiven Einbindung der Vertrauensleute gearbeitet, um ihnen mehr Platz und Wirkungsmöglichkeiten zu bieten. Zu diesen Vorhaben gibt es noch keine veröffentlichte Beschreibungen sondern nur interne „Working-Papers“.61 Für die Autorin war es besonders spannend zu erkennen, dass die Verantwortlichen der Unia sich mit dem Thema der Personalentwicklung für ehrenamtliche Vertrauensleute ebenfalls intensiv auseinandersetzen. Getragen von der innerorganisationalen Erkenntnis, dass es einer modernen Personalarbeit bedarf, um eine erfolgreiche Arbeitnehmervertretung zu sichern. Eine Arbeitnehmervertretung deren Mitglieder aktiv mitarbeiten und mitgestalten, sowie die Interessen der Menschen und der Gewerkschaften nach außen wirksam vertreten und transportieren. Weitere Recherchen hatten die Situation in Deutschland im Fokus und dort insbesondere mit Ansätzen bei den beiden großen Gewerkschaften Verdi und der IG-Metall. Die Verdi ist die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft vergleichbar mit der GPA-djp. Die IG-Metall ist das deutsche Pendant zur österreichischen Industrieund Produktionsgewerkschaft PROGE. Bezüglich der Anfrage zur PE im ehrenamtlichen Bereich von Gewerkschaften existieren keine organisationsinternen Unterlagen, bezüglich der gewerkschaftseigene Forschung hingegen wurde an die Hans Böckler Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes verwiesen. „Die Hans Böckler Stiftung ist das Mitbestimmung-, Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Sie ist in allen ihren Aufgabenfeldern der Mitbestimmung als Gestaltungsprinzip einer demokratischen Gesellschaft verpflichtet. Sie wirbt für diese Idee, unterstützt Mandatsträger in Mitbestimmungsfunktionen Mitbestimmungsrechte ein.“ 61 62 und tritt für erweiterte 62 Vgl. Gespräch Bollinger, 6.5.13 http://www.boeckler.de/30.htm, 10.5.13 32 Grundsätzlich gibt es Deutschland eine Vielzahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Betriebsräte/Funktionäre und auch Kooperationen mit Fachhochschulen und Universitäten. So gibt es u.a. an der Technischen Universität Dortmund Partizipation“, das ein sich berufsbegleitendes gezielt an Betriebsräte Unternehmen und Gewerkschaften richtet. Die Bildungsziele sind die Studium „Management und Führungskräfte aus Managementwissen zur und 63 Vermittlung von Unternehmensführung, die Übung partizipationsorientierter Entscheidungsfindung, die Koordination der Zielsetzungen von Unternehmensleitung und Betriebsräten und die Interaktion zwischen Individuen, Gruppen und Organisationen.64 Weitere ähnliche Angebote im tertiären Sektor finden sich vor allem im deutschen Hochschulnetzwerk „Bildung durch Verantwortung“. Darin ist eine Gruppe von Hochschulen und Universitäten vertreten, die sich intensiv für das Thema Ehrenamt einsetzen. In einer Reihe von Studien werden ECTS Punkte für ehrenamtliche Tätigkeiten vergeben (siehe: www.netzwerk-bdv.de/). Die Personalentwicklung für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre ist somit auch in Deutschland auf den Bereich der Aus- und Weiterbildung fokussiert und es gibt, lt. aktueller Recherche keine strukturierten und geplanten PersonalentwicklungsProzesse im Bereich der Arbeitnehmervertretung. Diesbezüglich wirft Heinemann in seiner Studie die Frage auf „Was können Elemente einer professionellen Personalentwicklung für Interessensvertretungen auf Betriebsebene und in der Bildungsarbeit sein?“65 Somit wird auch hier deutlich, dass Personalentwicklung und moderne Personalarbeit im ehrenamtlichen Bereich der Gewerkschaften als unbedingt notwendig erachtet werden. Zum einen um die Betriebsräte/Funktionäre zu qualifizieren und professionalisieren und zum anderen sie im Sinne von Identifikation bewusster und stärker an die Organisation zu binden. In Österreich gibt es im Bereich der Arbeitnehmervertretung, verschiedene Kooperationen z.B. zwischen dem OEGB, bzw. den Teilgewerkschaften und der Arbeiterkammer(AK) Oberösterreich im Bereich von Personalentwicklung, fokussiert vorwiegend auch auf Bildungsmaßnahmen. Ein strukturiertes ganzheitliches PEKonzept für ehrenamtliche Mitarbeiter in Gewerkschaften, gibt es jedoch auch in Österreich nicht. 63 Vgl. http://www.zhb.tu-dortmund.de/wb/zfw/de/home/Weiterbildende_Studien/index.html, 10.5.13 Vgl. http://boeckler.de/pdf/mbf_professionalisierung_br.pdf, 10, 10.5.13 65 http://boeckler.de/pdf/mbf_professionalisierung_br.pdf, 13, 10.5.13 64 33 Zwei PE-Maßnahmen im Bereich von Gewerkschaften werden im Folgenden genauer beschrieben. Die oberösterreichische Gewerkschaftsschule (GWS) bietet seinen Mitgliedern ein umfassendes Bildungsangebot im Zeitraum von zwei Jahren an. Die GWS vermittelt Grundkenntnisse und Hintergrundwissen zu Politik, Recht, Wirtschaft, Gewerkschaft und Gesellschaft. Zum einen soll die Selbstreflexion und das Erkennen gesellschaftlicher Prozesse gefördert werden und zum anderen soll die Theorie mit der Praxis, sowie dem alltäglichen Handeln, von Gewerkschaften verknüpft werden.66 Zielgruppe und Voraussetzung67 Die Gewerkschaftsschule ist offen für jedes Gewerkschaftsmitglied, wendet sich aber speziell an Mitglieder und Ersatzmitglieder von Betriebsräten, Personalvertretungen und Jugendvertrauensräten, sowie Vertrauenspersonen und OEGB- und AK-Beschäftigte. Teilnahmevoraussetzungen sind: • die Mitgliedschaft bei einer Gewerkschaft • die Teilnahme an einem Informationsabend oder einem persönlichen Gespräch • der Abschluss einer Bildungsvereinbarung Inhalte und Themenbereiche68 • Geschichte • Europäische Union (EU)/Internationale Zusammenhänge • Gender • Umsetzbarkeit Die Geschichte, im Hinblick auf das Betriebsrätegesetz, die Sozialversicherung, die EU und die Gewerkschaftskunde ist insofern bedeutsam, um die gegenwärtigen Entwicklungen zu verstehen und um die zukünftigen Wege mitzugestalten. Die EU und internationale Zusammenhänge sind aufgrund der Globalisierung, die natürlich auch vor der Arbeitswelt nicht halt macht, ein zentraler Schwerpunkt in der GWS. 66 Vgl. Kaiser u.a. (2011), 135 Vgl. Kaiser u.a. (2011), 136 68 Vgl. Kaiser u.a. (2011), 138 67 34 Die Gewerkschaft im Allgemeinen und der Verband Gewerkschaftlicher Bildung als Bildungsanbieter bekennen sich innerhalb des Gesamtkonzeptes verstärkt zu Gender Mainstreaming, sowie gendergerechter Bildungsarbeit.69 Eine umfassende Sensibilisierung für diesen Bereich ist ein zentrales Thema innerhalb der GWS, da in der Arbeitswelt nach wie vor große Ungleichgewichte zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern bestehen; vor allem in Hinblick auf Karriere und Bezahlung. Die Umsetzbarkeit beginnt insbesondere bei der Auswahl der Themen, die bereits an sich eine Antwort auf gesellschafts- und gewerkschaftspolitische Herausforderungen heute und zukünftig sein sollen.70 Die GWS geht von einem Menschen- und Gesellschaftsbild aus, in denen das Ziel von gewerkschaftlicher Bildungsarbeit die Stärkung und Förderung freier(er), schöpferischer Menschen in einer freien demokratischen und sozialen Gesellschaft ist. Absolventen der GWS sehen –so der institutionelle Bildungsanspruch- sowohl die Verantwortung gegenüber ihrer eigenen Persönlichkeit wie auch jener gegenüber der Gesellschaft, als zentrale Aufgabe. Als PE-Institution, leistet die Gewerkschaftsschule einen wesentlichen Beitrag zu einer lebendigen, modernen und aktiven Gewerkschaftsarbeit, dies ist ein essentieller Beitrag zu einer menschengerechten Weiterentwicklung und Gestaltung unserer Gesellschaft.71 Die Zukunftsakademie (ZAK) ein oberösterreichisches Erfolgsmodel gewerkschaftlicher Aus- und Weiterbildung im Bereich von Führungskräften. Die ZAK wurde im Speziellen für Betriebsräte, BR-Vorsitzende, BR-Vorsitzende-Stvr. konzipiert, welche zukünftig Führungsaufgaben in den Gremien oder auch in einer Teilgewerkschaft wie z.B. der GPA-djp übernehmen sollen. Träger der Zukunftsakademie ist zum einen die Arbeiterkammer Oberösterreich und zum anderen die Teilgewerkschaften. Die Dauer der Ausbildung beträgt ein Jahr. Ein Ausbildungsplatz an der Zukunftsakademie wird nach folgenden „Pflicht-Kriterien“ und relevanten Inhalten beschrieben.72 • BR-Grundausbildung(Kurs 1-3) oder Gewerkschaftsschule • Gewerkschafts- und Arbeiterkammermitglied • Zukünftiger Entwicklungsbedarf in Richtung Führungsfunktion • 2tägiges Aufnahmeseminar 69 Vgl. Kaiser u.a. (2011), 136 Vgl.Kaiser u.a. (2011), 138-139 71 Vgl.Kaiser u.a. (2011), 136f 72 Vgl. Gespräch Gerald Lorenz, am 17.5.13 70 35 Im Kontext zur Personalentwicklung ist die ZAK ein Führungskräftetraining mit Fokus auf:73 • Langfristige Planung (Nachfolge) • Qualifikation • Strategische Planung • Weiterentwicklung • Jugendfunktionäre in BR-Funktionen Jene Personen, die von den Teilgewerkschaften für das Aufnahmeseminar aufgrund der oben beschriebenen Kriterien ausgewählt werden, setzen sich im 2tägigen Aufnahmeseminar, einen Tag intensiv mit den Inhalten, Zielen, Motiven, Erwartungen und den persönlichen sowie beruflichen Nutzen auseinander. Am Ende des zweiten Tages gibt es dann die Entscheidung über die Aufnahme. Die Begründung erfolgt anhand von Wahrnehmungen und Beobachtungen der Seminarleiter und einer Reflexion seitens der Teilnehmer. Beobachtungkriterien sind, die gewerkschaftliche Vorqualifikation, die Rolle und Funktion im System der Gewerkschaft, die Personalentwicklungs-Perspektive sowie die Möglichkeit und die Fähigkeit, sich auf Lernprozesse einzulassen.74 Ein besonderer Fokus wird auch auf den Ressourcenbedarf der Teilnehmer gelegt, da die ZAK ein Jahr dauert und es bereits zu Beginn eine intensive Lernphase (10 Wochen durchgehend) gibt. Das bedeutet umgelegt, 10 Wochen Abwesenheit im Betrieb und auch von Familie und zu Hause.75 Nach Prüfung all dieser Punkte, bekommt jeder Teilnehmer die Möglichkeit seine Entscheidung bezüglich der Teilnahme kurz (zehn Minuten) im Plenum zu präsentieren. Im Anschluss daran gibt es ein Feedback der Teilnehmer und der ZAK-Leitung. Die Entscheidung, die ZAK zu besuchen wird von Seiten der Teilnehmer und der ZAK-Leitung fast ausschließlich positiv mit einem klaren ja beantwortet. Dies resultiert vor allem aus der intensiven Vorbereitung der Teilnehmer seitens der Gewerkschaften. Denn die Gewerkschaften prüfen im Vorfeld sehr genau welche Personen für diese Ausbildung geeignet und qualifiziert sind. Im Folgeschritt gibt es dann eine schriftliche Rückmeldung der ZAK an die entsendenden Gewerkschaften (Teilnahme-Empfehlung).76 73 Vgl. Gespräch Gerald Lorenz, am 17.5.13 Vgl. Gespräch Gerald Lorenz, am 17.5.13 75 Vgl. Gespräch Gerald Lorenz, am 17.5.13 76 Vgl. Gespräch Gerald Lorenz, am 17.5.13 74 36 Die Gewerkschaften entscheiden dann, auch aufgrund der zugeteilten Kontingente (je nach Mitgliederstärke der Gewerkschaften) wer in die ZAK entsandt wird. Bei einem Überhang von Teilnehmern werden Bewerber einer Teilgewerkschaft zurückgestellt, wenn diese Teilgewerkschaft bereits überrepräsentiert ist. Die Teilnehmerzahl ist mit 18 Teilnehmern pro Ausbildungsjahrgang begrenzt.77 Inhalte der Zukunftsakademie sind:78 • Arbeitsrecht und Arbeitsverfassungsrecht • Politische Ökonomie • Betriebswirtschaft • Politische Ideen und Systeme • Sozialpolitik • Gewerkschaftliche Politik • Organisation • Arbeit und Gesundheit • Soziale Kompetenz • Betriebs-Projekt: Interessen organisieren • Fachliche Spezialisierung/Vertiefung: Arbeit an Forschungsfragen • Wahlfach: lebende Fremdsprache Die Zukunftsakademie ist somit im Hinblick auf Personalentwicklung eine strategische PE-Maßnahme für den ehrenamtlichen Bereich innerhalb der Gewerkschaften. Während die ZAK im Speziellen auf Führungskräfteentwicklung und deren Ausbildung abzielt, ist die Gewerkschaftsschule eine PE-Maßnahme bzw. Ausbildung die grundsätzlich für alle Mitglieder konzipiert ist, jedoch mit dem Fokus auf zukünftige Betriebsräte und Funktionäre. Die in diesen Abschnitt beschrieben Maßnahmen zur Personalentwicklung sind zum einen taugliche Ansätze. Zum anderen jedoch punktuelle Einzelmaßnahmen mit unterschiedlichen Zugängen bzw. Auftraggebern. Ein strategisches PE-Konzept, dass in allen gewerkschaftlichen Bereichen angewendet werden kann, existiert noch nicht. 77 78 Vgl. Gespräch Gerald Lorenz, 17.5.13 http://www.arbeiterkammer.com/online/zukunftsakademie-48400.html#E292324, Stand 17.5.13 37 3. Entwicklung einer PE-­‐Strategie für BR-­‐Gremien in kleinen und mittleren Organisationen Eine gesamthafte und vollständige PE–Strategie für Betriebsräte und Funktionäre der GPA-djp zu entwickeln, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Aufgrund der immensen Auswahl an Personalentwicklungsmethoden und -instrumenten wird sich die Autorin im Folgenden auf einige ausgewählte Ansätze beziehen. Diese Instrumente und Methoden sind vielfach der klassischen Personalentwicklung zuzuordnen, sie werden aber als ganzheitliche Methoden in „Bottom-up“ Prozessen eingesetzt und sind somit im Kontext der systemischen Personalentwicklung zu betrachten. 3.1. Entwicklung Anforderungsprofile und Rollenbeschreibungen Bei der Erstellung von Anforderungsprofilen und Rollenbeschreibungen steht zunächst die Entwicklung der Organisation im Vordergrund. Zum einen ist es für die Organisation entscheidend, welche Kompetenzen für welche Position benötigt bzw. entwickelt werden müssen.79 Zum anderen ist aus der systemischen Perspektive wichtig, die Personen, deren Profile und Potenziale entwickelt werden, selbst mitwirken und gestalten zu lassen. Im Rahmen des Projektes „Personalentwicklung für ehrenamtliche Funktionäre der GPA-djp OÖ“ hat die Autorin zum Einstieg in das Themenfeld Workshops mit den Mitgliedern des Projektteams (Betriebsräte, Funktionäre und hauptamtlichen MA) durchgeführt. Dabei wurden qualitative Interviews in Form der Wertschätzenden Befragung – Appreciative Inquiry (AI) mit ausgewählten Betriebsräten und Funktionären geführt. Diese partizipativen Methoden wurden bewusst im Hinblick auf die systemischen Zusammenhänge im Rahmen der Personalentwicklung ausgewählt. Um eine gemeinsame Sicht auf die Anforderungen und Aufgaben zu erhalten, war es wichtig, das Thema auch aus dem Blickwinkel der hauptamtlichen Mitarbeiter zu betrachten, deren Ideen und Vorschläge aufzugreifen, um dann darauf aufbauend gemeinsam mit den ehrenamtlichen Betriebsräten und Funktionären die Anforderungsprofile sowie Rollenbeschreibungen zu entwickeln. 79 Vgl. Eilles-Matthiessen u.a. (2007), 22 38 Definition: Stellenbild (Rollenbeschreibung) „Mit dem Stellenbild (Rollenbeschreibung) erhält der Stelleninhaber einen kompakten Überblick über das, was er zu tun hat, welche Ergebnisse von ihm erwartet werden und welche Anforderungen sich daraus für ihn ergeben. Das Stellenbild ist ein zentrales Instrument der Personalentwicklung.“80 Definition: Anforderungsprofil (Profile & Potenziale) Für die Mitarbeiterentwicklung werden vielfach nur Stellenbeschreibungen verwendet. Will man jedoch ein Gesamtkonzept entwickeln und daher in die Tiefe gehen, ist es notwendig Anforderungsprofile (Profile & Potenzial) zu entwickeln um die Anforderungen genauer zu beschreiben. Die Kompetenzen und Potenziale der Mitarbeiter sind nicht immer sofort sichtbar, jedoch von zentraler Bedeutung für die Organisation.81 3.1.1. Methodensetting Begonnen wurde mit zwei „Mini-Workshops innerhalb des Projektteams. Das Projektteam bestand aus sieben Personen. Die Workshops waren folgendermaßen aufgebaut: Zu Beginn war es wichtig herauszufinden, welche Anspruchsgruppen Einfluss auf die Organisation bzw. auf die Betriebsräte/Funktionäre haben. Als Methode wurde die Stakeholder-Analyse gewählt. Definition: Stakeholder sind Individuen oder Gruppen, welche einen materiellen oder immateriellen Anspruch ("stake") an eine Organisation (ein Netzwerk oder ein Projekt) haben. Stakeholder können durch die Aktivitäten der Organisation/des Netzwerkes/des Projektes berührt werden bzw. können die Aktivitäten der Organisation/des Netzwerkes/des Projektes beeinflussen- direkt oder indirekt. Sie spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Organisation. Insofern sind von Seiten der betrachteten Organisation/des Netzwerkes/des Projektes die Interessen der Stakeholder stets zu berücksichtigen.82 80 Olesch/Paulus (2000), 30 Vgl. Olesch/Paulus (2000), 36f 82 Vgl. Freeman (1984), 24f 81 39 Nachdem die Stakeholder im Workshop identifiziert waren, galt es im nächsten Schritt herauszufinden, wie der „idealtypische“ Betriebsrat / Funktionär aussieht, was er denkt, fühlt, tut. sieht und sagt. Was benötigt er, um einerseits um im System Fuß zu fassen und zum anderen um mit der Aufgabe zu wachsen und sich als Mensch und Träger einer Rolle weiterzuentwickeln? Dazu wurde ein Methodensetting aus dem Bereich „Design Thinking“ gewählt. Definition: „Design Thinking ist eine neuartige Methode zur Entwicklung innovativer Ideen in allen Lebensbereichen. Entwickelt von David Kelley, dem Gründer der weltweit agierenden Design-Agentur IDEO, basiert das Konzept auf der Überzeugung, dass wahre Innovation nur dann geschehen kann, wenn starke multidisziplinäre Gruppen sich zusammenschließen, eine gemeinschaftliche Kultur bilden und die Schnittstellen der unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven erforschen.“83 Begonnen wurde mit der Kreation des „idealtypischen“ Betriebsrates/Funktionärs. Hierbei ist es bedeutsam, mit allen Teilnehmer ein gemeinsames Bild des WunschKandidaten schaffen und über einen weiteren Schritt (Visualisierung) mit der Stakeholder-Analyse ein Gesamtbild zu erhalten. Der methodisch wesentliche Effekt dabei ist, dass der prototypische Entwurf eine „reale“ Gestalt, mit „realen“ Attributen annimmt (konkrete Personenbeschreibung). Aufbauend auf diese beiden ersten Schritte wird anhand einer Empathy Map noch tiefer das Denken, Fühlen Sehen, Handeln und Sprechen des „idealtypischen“ Funktionärs exploriert. Das empathische Untersuchen kann neue Einsichten bringen. Die Fähigkeit, sich in den zu untersuchenden Idealtypus einzufühlen, ist ganz wesentlich für das weitere Gelingen. 83 http://www.hpi.uni-potsdam.de/d_school/designthinking.html, 1.5.13 40 Abbildung 9: Empathy Map84 Empathy Map Mit der Empathy Map wird das Vordringen in das Denken, Fühlen, Handeln, Sehen und Sprechen der Menschen visuell unterstützt und dargestellt. Dieses Tool unterstützt eine bessere Erkundung von unterschiedlichen Möglichkeiten und bietet neue Handlungsvarianten, um Menschen (Kunden, Mitarbeiter, Betriebsrat, Funktionär) auf einer speziellen Beziehungsebene zu erreichen. In weiterer Folge können die unterschiedlichen Beweggründe besser erfasst und erkannt werden.85 Hinsichtlich des Engagements von Betriebsräten/Funktionären unterstützt die Empathy Map besonders jene Prozesse, die tiefer in die wesentlichen und zentralen Handlungsfelder von individuellem und gewerkschaftlichem Tun vordringen können. Unausweichlich entstehen während des Prozesses bereits Rollenbilder in den Köpfen der Teilnehmer. 84 85 Abb. entnommen aus: Osterwalder/Pigneur (2010), 134 Vgl. Osterwalder/Pigneur (2020), 135 41 Nachdem anhand der oben beschriebenen Methoden herausgefunden wurde, wie der prototypische Betriebsrat/Funktionär „tickt“, wurde im letzten Schritt des Workshops erarbeitet, was der Betriebsrat/Funktionär unabdingbar braucht, damit er im System der GPA-djp einerseits Fuß fassen kann und andererseits im Curriculum, in der Laufbahn wächst. Anhand der Ergebnisse dieser beiden Workshops wurden bereits die ersten Schritte in Richtung Anforderungen und Rollenprofile von Betriebsräten/Funktionären gesetzt und in weiterer Folge ein Interviewleitfaden in Form der Wertschätzenden Befragung – Appreciative Inquriy (AI) entwickelt. Es entstand an diesem Punkt die notwendige Klarheit über die Rolle, die erfüllt werden soll, und die Anforderungen, die zur Ausfüllung der Rolle benötigt werden, wurden deutlich sichtbar. Zentral dabei war, die notwendigen Soft Skills (Fühlen, Denken...) für alle sichtbar zu machen. Diese sind besonders im gewerkschaftlichen Arbeitsumfeld von entscheidender Bedeutung, jedoch nicht immer sofort erkennbar. Appreciative Inquiry Appreciative Inquiry- kurz AI genannt- ist ein modernes Tool der Personal- und Organisationsentwicklung. Die wesentliche Grundannahme dahinter lautet: Es gibt in jeder Organisation etwas, das gut funktioniert, manches sehr gut, manches wieder weniger gut. Bei AI geht es darum, das Beste innerhalb der Organisation zu erkunden, es wertzuschätzen und weiterzuentwickeln. Speziell im Bereich der Mitarbeiter wird das alltägliche Geschehen oftmals als unbefriedigend empfunden. Gleichzeitig jedoch erlebt fast jeder Mitarbeiter auch herausragende Momente. 86 Das können unterschiedliche Situationen sein, der Mitarbeiter kann sich einbringen und gestalten, etwas Besonderes bewirken, eine Idee verwirklichen uvm. Genau diese Erfahrungen bilden die Grundlage für die Arbeit mit AI. Mitarbeiter haben stets Bilder und Annahmen im Kopf, Bilder von ihrer eigenen Zukunft und der Zukunft ihrer Organisation und diese Bilder erschaffen eine Wirklichkeit, nämlich die organisationale Realität.87 86 87 Vgl. zur Bonsen/Maleh (2001), 16f Vgl. zur Bonsen/Maleh (2001), 16f 42 Grundlegend hat die Wertschätzende Befragung als Methode an sich bereits die erwünschte Fähigkeit, als nicht offensichtliche Intervention auf das System einzuwirken. AI verändert Wesen und Inhalt von Kommunikation innerhalb der Organisation und anstelle von häufiger Problemtrance tritt Lösungsorientierung und der Wunsch nach Veränderung.88 Die vier Phasen von AI- anhand dieser wurde auch der Interviewleitfaden für die Betriebsräte/Funktionäre aufgebaut: Discovery-Phase Wertschätzen und verstehen, was an Gutem da ist Dream-Phase Entwerfen, was im besten Fall sein könnte Design-Phase Gestalten und vereinbaren, was sein sollte Destiny-Phase Planen, was zukünftig sein wird Abbildung 10: Vier Phasen des AI-Prozesses89 Die Methode der Wertschätzenden Befragung als Interviewform wurde von der Autorin gewählt, da sie einerseits an sich bereits auf das bestehende und durchaus starre System einwirkt und andererseits das Positive und die Lösungsorientierung in den Vordergrund stellt. In weiterer Folge kann sich die Kommunikation innerhalb der Organisation auch nachhaltig verändern und der Wunsch nach Wandel und Erneuerung zunehmend in den Vordergrund treten. 88 89 zur Bonsen/Maleh (2001), 22 Abb. verändert entnommen aus: zur Bonsen/Maleh (2001), 29 43 3.1.2. Interviews und Ergebnisse Es wurden insgesamt 21 qualitative Interviews mit Betriebsräten/Funktionären aus 13 Wirtschaftsbereichen geführt. Nachfolgend die Verteilung im Panel, die im Wesentlichen genau der tatsächlichen Verteilung innerhalb der Organisation (Alter, Geschlecht) und der Zugehörigkeit zu den Strukturen der GPA-djp OÖ entspricht. Altersgruppe in Jahren m = 11 w = 10 Gesamt 19-29 3 3 6 30-49 6 4 10 50+ 2 3 5 Abbildung 11: Panel Interview Betriebsräte/Funktionäre90 Wie bereits in den vorangehenden Kapiteln erläutert, ist im Vorgehensmodell die ganzheitliche Betrachtung der Organisation besonders wichtig. Daher wurde ein ergänzendes Sekundärpanel ausgewählt. Die Entscheidung für das Sekundärpanel ist in der Methode von Appreciative Inquriy begründet, um eine begleitende und möglicherweise relativierende Sichtweise aus einer anderen Perspektive zu erhalten. Zur Erkundung möglicher anderer Perspektiven, wurden im Sekundärpanel 10 Interviews mit hauptamtlichen Mitarbeitern der GPA-djp geführt. Die Interviewpartner wurden gezielt aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und Ressorts gewählt (Rechtschutzsekretär, Regionalsekretär und Organisationsassistenten). Zugleich wurde über diesen Ansatz, ganz im Sinne von ganzheitlicher Personal- und Organisationsentwicklung, auch die „hauptamtliche Gruppe“ repräsentiert und in das Projekt eingebunden. Die Fragestellung für das Sekundärpanel war auf das Feld der Annahmen der hauptamtlichen GPA/djp Mitarbeiter fokussiert: „Was erwarten sich die hauptamtlichen Mitarbeiter von den Betriebsräten/Funktionären?“ 90 eigene Abbildung 44 Die wichtigsten Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung Anforderungen und Rollen der Betriebsräte/Funktionäre im Hinblick auf die 91 Nach Meinung aller Befragten sind für einen Betriebsrat/Funktionär folgende Kompetenzen unbedingt erforderlich: Sozialkompetenz, Engagement und das Interesse an gesellschaftspolitischen und sozialen Grundwerten. Mut und kämpferisches Auftreten stehen ebenso im Fokus. Als zentral und wesentlich wurde die Bereitschaft der Betriebsräte/Funktionäre gewertet zur gewerkschaftlichen Ausund Weiterbildung teilzunehmen, die sowohl österreichweit als auch europaweit (Multinationale Konzerne) immer bedeutender wird. Besonders wichtig ist Betriebsräte/Funktionäre den die hauptamtlichen GPA-djp nach Mitarbeitern, außen dass repräsentieren, die an Veranstaltungen, Sitzungen, Workshops der GPA-djp teilnehmen, sowie das Gewinnen von neuen Mitgliedern. Die Frage „Was funktioniert gut in der Zusammenarbeit“, wurde wie folgt beantwortet: Die Kommunikation funktioniert zu einem großen Teil sehr gut. Manchmal kommt es vor, dass die „Chemie zwischen den Hauptamtlichen und den Betriebsräten/Funktionären nicht stimmt“. An dieser Stelle bleibt jedoch festzuhalten, dass es sich hierbei zumeist um ein „Befindlichkeitsthema“ handelt. Gut funktioniert die Zusammenarbeit auch bei den Aus- und Weiterbildungsangeboten, ebenso die Mitgliederwerbung und die Betreuung bestehender gewerkschaftlich organisierter Betriebe. Als verbesserungswürdig sehen die Befragten, die Rückmeldungen von Seiten der Betriebsräte/Funktionäre bezüglich der Teilnahme/Einladung an Sitzungen und Veranstaltungen. Sitzungsdichte Gleichzeitig der muss GPA-djp aber kritisch auch die hinterfragt Veranstaltungswerden, da und die Betriebsräte/Funktionäre mit zu vielen Veranstaltungen und Terminen vielmals „überhäuft“ werden. Diesbezüglich wäre eine gezielte Information seitens der GPAdjp oft besser, gemäß dem Motto „weniger, aber dafür mehr auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt.“ Die Betriebsräte/Funktionäre benötigen intensive und effiziente Unterstützung, von der Gewerkschaft, damit sie selbstständig Ideen, Projekte und Themen einbringen und umsetzen. Die Landesgeschäftsstelle dient für diese Prozesse als Back-up und Servicestelle. 91 Interviewergebnisse laut Mitarbeiter-Befragung, August/September 2012, im Anhang 45 Nachfolgende Antworten kamen im Interviewteil „gestalten und vereinbaren, wie es sein sollte und was der eigene Beitrag dazu sein könnte“. Dieser Teil des Fragenkataloges beinhaltet die sogenannte „Design-Phase“ (s. Abb. 10, S. 43). An erster Stelle stehen der persönliche Kontakt, die Beziehungspflege und die gegenseitige Wertschätzung. Weitere Nennungen lauten: mehr Zeitressourcen für Betriebsbesuche einplanen und die Betriebsräte/Funktionäre vor Ort besser und gezielter einbinden. Wenn echte Beteiligung von Betriebsräten/Funktionären gewünscht ist, bedeutet dies wiederum auch für die Gewerkschaftsspitze, Verantwortung und Macht abzugeben. Speziell für den Bereich „gewinnen neuer und junger Betriebsräte/Funktionäre“ besteht die konkrete Anforderung, die teilweise starren Strukturen grundlegend zu verändern, als auch explizit die Sitzungskultur neu zu denken. Es gilt, mehr individuelle Weiterbildungsangebote gezielt zu fördern, Teamentwicklungsangebote und eine breite Unterstützungskultur aufzubauen. Diese Themen sind allen Befragten besonders wichtig und werden als wesentlicher Schlüssel zur Veränderung gesehen. Im Befragungsfeld „Blick in die Zukunft, allgemein und im speziellen zur Zukunft der GPA-djp“ gab es weitgehend differenzierte Perspektiven. Zwei Drittel der Befragten sehen die zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung aus Arbeitnehmersicht eher negativ bzw. zunehmend schwierig (Sozialabbau, Jugendarbeitslosigkeit...). Zugleich aber sehen die Befragten darin auch eine potenzielle Chance für Gewerkschaften, über die Gegenposition zu diesen krisenhaften Erscheinungen wieder Mitglieder und somit an Stärke zu gewinnen. Ein Drittel der Befragten sieht die Zukunft durchwegs positiv, sowohl für die GPA-djp, als auch für die gemeinsame gewerkschaftliche Arbeit innerhalb der Arbeitnehmervertretung. In der „Destiny-Phase“ (s. Abb. 10, S. 43), dem Blick in die Zukunft, wünschen sich alle Befragten, dass die Arbeitnehmerbewegung wächst und stärker wird, weil - so die geteilte Annahme - dadurch auch der notwendige Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gestärkt wird. Eine zentrale, häufig wiederkehrende Beschreibung von Zukunft beinhaltet folgendes Bild: Die Betriebsräte/Funktionäre sind die erfolgreichen Multiplikatoren der Gewerkschaften, Jugend und Frauen werden gezielter gefördert und übernehmen somit zunehmend Führungsfunktionen im ehrenamtlichen Bereich der GPA-djp. Ein weiteres Wunschziel der hauptamtlichen Mitarbeiter ist eine gemeinsame Gewerkschaft (ÖGB) mit dem Ziel, für alle Arbeitnehmer aller Bereiche da zu sein. 46 Die klare und deutliche Formulierung des Wunsches nach einer gemeinsamen Gewerkschaft ist aus der Sicht der Autorin eine herausfordernde Botschaft an die österreichische Gewerkschaftsführung, sich mit dem Thema der strukturellen Zersplitterung auseinanderzusetzen. Dieser Punkt ist zwar nicht Gegenstand dieser Arbeit, soll aber wegen seiner hohen Bedeutung für die Gesprächspartner an dieser Stelle hervorgehoben werden. Die wichtigsten Ergebnisse der Interviews mit den Betriebsräten/Funktionären im Hinblick auf ihre Anforderungen und Rollen im Betrieb und in der Gewerkschaft92 Bei der Auswertung der 21 Interviews wurden zur Ergebnisdarstellung folgende neun Kategorien ausgewählt: 1. Zugang zur betriebsrätlichen/gewerkschaftlichen Arbeit Für die Mehrheit der Befragten besteht der Zugang zur betriebsrätlichen/gewerkschaftlichen Arbeit über eine Lehre in einem Unternehmen, in dem bereits eine Betriebsratskörperschaft etabliert ist. An zweiter Stelle steht die Prägung durch die Eltern bzw. durch Berufstradition innerhalb der Familie, gefolgt von anerkannten Betriebsratsvorsitzenden (BRV) und Betriebsräten, die aktiv die Kollegen zur Mitarbeit motivieren können. Weitere Zugänge sind die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) -Jugendgruppe, ein Infostand der ÖGJ im Rahmen der Berufsinformationsmesse und aber auch ein Vortrag an der Johannes Kepler Universität. 2. Motivation zur Mitarbeit Alle Befragten geben an, dass im Bereich der Motivation ein aktiver Betriebsratsvorsitzender die zentrale Rolle spielt, zum einen um Talente zu erkennen und anzusprechen und zum anderen um sie zur aktiven Mitarbeit zu motivieren. Ebenso haben die BRV und die aktiven Betriebsräte per se bereits eine Vorbildwirkung, die auch von der Mehrzahl der Befragten als besonders wichtig bezeichnet wird. Gleichauf mit der Vorbildwirkung wird die Teamarbeit als zentraler Motivationsfaktor genannt. Ganz klar formuliert haben die Befragten, dass sie gerne Verantwortung übernehmen möchten und für sie die gewerkschaftliche Aus- und Weiterbildung wesentlich ist. Sie sehen ihre ehrenamtliche Aufgabe (Rolle) als wertvoll und wichtig und beschreiben diese als Herausforderung, der sie sich auch gerne stellen. 92 Interviewergebnisse laut Betriebsräte/Funktionäre-Befragung, Oktober/November 2012, im Anhang 47 3. Erwartungen an die Funktion „Mitgestalten, eigene Ideen/Projekte einbringen, Führungsqualitäten erwerben und Führung übernehmen, sowie im Team mitarbeiten“ sind übereinstimmend die zentralen Erwartungen aller Befragten. Dicht gefolgt von „die Arbeit der Betriebsräte/Funktionäre und der Gewerkschaft nach außen zu transportieren, „weil sie für alle Arbeitnehmer von großer Bedeutung ist.“ Die Erwartungen der Befragten bezüglich der Möglichkeiten zur Mitgestaltung sind zu 90 % erfüllt. Einen zentralen und immer wiederkehrenden Kritikpunkt gibt es seitens der hauptamtlichen Mitarbeiter. Die Strukturen innerhalb der Gewerkschaft, der GPAdjp, sind vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern zu starr, teilweise zu komplex und zu hierarchisch. Das schreckt doch wieder viele Interessierte ab, sich über den Betrieb hinaus gewerkschaftlich zu engagieren und Funktionen in der GPA-djp zu übernehmen. Die Aussage ist weitgehend deckungsgleich mit der, der hauptamtlichen Mitarbeiter. Dieser Punkt wurde besonders stark von den jüngeren Befragten thematisiert und diskutiert. 4. Anforderung an Betriebsräte/Funktionäre Die folgenden zentralen Anforderungen sind vielfältig und werden von fast allen Befragten wie angeführt genannt: Die Menschen zu mögen, kommunizieren, kämpferisch und konfliktfähig zu sein, verhandeln und vermitteln, sowie die Diversität zu verstehen und zu fördern sind die wichtigsten Anforderungen an Menschen in diesen Positionen. Dazu ist vor allem soziale Kompetenz nötig, die wiederum durch Aus- und Weiterbildung gestärkt werden kann. Bildung hat bei den Befragten einen besonders ausgeprägten Stellenwert. Auf der einen Seite, um den ständig wachsenden Anforderungen und neuen Entwicklungen am Arbeitsmarkt zu begegnen und auf der anderen Seite, um den sich immer schneller veränderten Arbeitsbedingungen gerecht werden zu können. Hervorzuheben ist auch der Wunsch der Befragten, dass aktives Handeln im Vordergrund stehen muss und nicht bloßes Reagieren auf Veränderungen bzw. neue Situationen. Eine Balance zwischen der Betriebsratsarbeit in der eigenen Organisation und als Funktionär in der GPA-djp zu finden und zu halten, ist den Befragten ein Anliegen und stellt somit auch eine besondere Anforderung an die individuelle Kompetenz. 48 5. Auf Ressourcen die Frage, welche Ressourcen für eine effektive betriebsrätliche/gewerkschaftliche Arbeit unbedingt notwendig sind, kamen folgende Antworten: Die entscheidenden Ressourcen sind die Menschen per se; das Team und der Vorsitzende einerseits und die betreuenden Regionalsekretäre und Assistenten andererseits. Die hauptamtlichen Mitarbeiter sind im Besonderen für junge, neu gewählte Funktionäre und neue Betriebsratskörperschaften die wichtigsten Ansprechpartner. Betriebsratskörperschaften, Aber beschreiben auch die in Befragten bestehenden die Rolle der Regionalsekretäre als Berater, Unterstützer und Servicestelle, als wesentliche und zentrale Ressource. Da sie unter anderem die Beobachterrolle einnehmen und somit eine wichtige Außensicht auf die Betriebsratskörperschaft haben, erkennen sie aus ihrer Perspektive sehr rasch, wenn Abläufe/Prozesse/Kommunikation nicht gut laufen, bzw. verändert oder verbessert gehören. Es liegt in ihrem Aufgabenbereich, diese Erkenntnisse anzusprechen, um beispielsweise Konflikte zu vermeiden bzw. bestehende Konflikte bearbeiten zu können. Ebenso wichtig ist es Lob auszusprechen wenn Aufgaben gut gelöst werden und Projekte gelingen. Ein großer Wunsch im Hinblick auf die Ressourcen, der immerhin von zwei Drittel der Betriebsräte/Funktionäre genannt wird, ist eine Teilfreistellung 93 für Betriebsratstätigkeiten in Unternehmen unter 150 Arbeitnehmer. Das ist einerseits wichtig, um der Betriebsratstätigkeit im Unternehmen nachzukommen und Zeit für die Kolleginnen zu haben. Andererseits um sich weiterzubilden, sowie Sitzungen und Veranstaltungen der Gewerkschaft (GPA-djp) besuchen zu können. Mehr Ressourcen und Zeit für den persönlichen Kontakt mit den Kollegen im Betrieb, aber auch mit den Menschen außerhalb des Betriebes, ist für alle Befragten notwendig und wichtig. 6. Rahmenbedingungen Folgende Rahmenbedingungen werteten die Befragten als wichtig und essenziell für die Tätigkeit von Betriebsräten/Funktionären: Die Führungsqualität seitens des BRV und der Zusammenhalt und das Funktionieren des Betriebsratsteams sind bei allen Befragten an vorderster Stelle. Gefolgt von Unterstützung und Performance der Regionalsekretäre und dem hauptamtlichen Team der GPA-djp OÖ. 93 Betriebsräte in Österreich sind laut Gesetz ab 150 Arbeitnehmer (1 BR, dann folgt eine Staffelung) vom Dienst bei vollem Bezug für ihre Betriebsratstätigkeit freigestellt. Teilfreistellung können vereinbart werden, sind aber von Gesetz wegen nicht vorgesehen. 49 Wenig überraschend kam an prominenter Stelle auch der Bereich der Aus- und Weiterbildung von Betriebsräten und Funktionären. Dieses Thema zieht sich als Notwendigkeit, wie ein roter Faden durch die Gesamtheit der Interviews und ist für nahezu alle Befragten von entscheidender Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit der GPA-djp und der Gewerkschaft (OEGB) an sich ist eine wichtige Rahmenbedingung, die nach Ansicht der Befragten noch verstärkt, intensiviert und vor allem nach außen transportiert werden muss. Die Aufsplitterung des OEGB in die verschiedenen Teilgewerkschaften (GPA-djp, PROGE = Produktionsgewerkschaft...) ist in der Außenkommunikation vielfach schwer darzustellen und zu erklären. Diese Zersplitterung ist somit eine strukturelle Rahmenbedingung die effizientes und gemeinsames Arbeiten vielfach erschwert. 7. Rolle Betriebsrat/Funktionär Folgende Rollen wurden von allen Befragten als bedeutsam und wichtig für die Arbeit von Betriebsräten und Funktionären genannt: Kommunikation: Mit den Menschen reden und auf sie zugehen zu können, steht unangefochten an erster Stelle bei den Befragten. Das bedeutet, eine den Menschen zugewandte Haltung, gepaart mit Offenheit, Transparenz, Empathie und einem grundlegend positiven Menschbild (Rhetorik, Persönlichkeitsentwicklung, Haltung). Führung: Aktiv führen zu können, Ideengeber, Motivator, Teamplayer zu sein, Verantwortung zu übernehmen und Verhandlungen führen zu können, ist eine organisationale Kernaufgabe. Es ist es wichtig Positionen einnehmen zu können und diese auch bei Widerspruch und/oder hoher Komplexität gut erklären und argumentieren zu können. Zuhören: Zuhören können ist eine essentielle Fähigkeit für Vertretungsarbeit und Führungsleistung. Es gilt die andere Perspektive nicht nur zu zulassen, sondern Ideen und Positionen der gewerkschaftlichen Basis und der Mitarbeiter in den Betrieben aktiv aufzugreifen und zu fördern. Ebenso wichtig ist ein wertschätzender Umgang mit Befunden und Forderungen, die nicht aus dem gewerkschaftlichen Umfeld kommen, sondern von Mitarbeitern der Unternehmen und aus deren Wahrnehmung ihrer betrieblichen Praxis kommen. 50 Wissensträger: Hier ist die Notwendigkeit und die Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung für die Tätigkeit als Betriebsrat/Funktionär besonders bedeutsam. Sowohl um persönlich zu wachsen und den eigenen Blickwinkel zu schärfen, als auch um gesellschaftliche, soziale, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen zu können (lebensbegleitendes Lernen als gewerkschaftliche und betriebsrätliche Grundhaltung). Daraus leitet sich wiederum das erwünschte Phänomen der inhaltlichen Autorität in der Führungsarbeit ab. Die inhaltliche Qualifikation für die Gewerkschaftsarbeit, im Zusammenspiel mit hoher sozialer Kompetenz, ermöglicht in erster Linie die Führungsverantwortung und Gestaltungsfähigkeit der Betriebsräte/Funktionäre. Sie werden als glaubwürdige Arbeitnehmervertreter und als inhaltliche, politische, moralische und menschliche Instanz wahrgenommen. 8. Verbesserung/Wünsche Fast alle Befragten sehen ein Verbesserungspotenzial in der Kommunikation zwischen Betriebsräten/Funktionären und der Gewerkschaft, aber auch zwischen den unterschiedlichen Betriebsratskörperschaften und den Teilgewerkschaften. In diesem Zusammenhang zeigt sich wiederkehrend der Wunsch nach einer gemeinsamen Gewerkschaft unter dem Dach des OEGB. Ein weiterer ganz zentraler Wunsch der Betriebsräte/Funktionäre ist die Forderung nach geschlechterspezifischer Ausgeglichenheit in den Gremien, d. h. Förderung von Frauen und jungen Menschen. Ebenso wichtig ist den Befragten, dass die Strukturen und Sitzungskulturen geändert bzw. moderner gestaltet werden. An diesem Punkt wird die Notwendigkeit sichtbar, sich an die Bedürfnisse der Betriebsräte/Funktionäre anzupassen, damit es ihnen sinnvoll erscheint, an Tagungen und Besprechungen teilzunehmen, respektive sich als engagierter Mensch einzubringen. Die Befragten aller Altersgruppen erachten es als essenziell für die politische Bildung zum Thema Arbeitnehmervertretung, dass diese bereits in den Schulen beginnt. So hätten die Gewerkschaften in Österreich ua. die beispielhafte Möglichkeit, schon bei der Erstellung von Lehrplänen das Recht der sozialpartnerschaftlich verankerten Mitsprache zu nutzen. Die gewerkschaftliche/betriebsrätliche Arbeit braucht aus der Sicht der Befragten einen höheren Bewusstseinsgrad und einen Imagewandel, um in der Gesellschaft wieder einen höheren Stellenwert zu bekommen. Dazu bedarf es eines zeitgemäßen und verbesserten Marketings nach außen, sowie einer aktiven Medienarbeit, um die Gewerkschaftsbewegung in der öffentlichen Wahrnehmung positiv zu besetzen. 51 Der erfolgversprechende Zugang für eine zukunftsorientierte Gewerkschaftsarbeit wird aber vor allem den persönlichen Gesprächen und Kontakten mit den Menschen zugeschrieben. 9. Die Lernkurve für die GPA-djp wird folgendermaßen beschrieben • In die Persönlichkeitsentwicklung von Betriebsräten/Funktionären investieren • Stärke zeigen – nur gemeinsam (alle Gewerkschaften = OEGB) • Aktive Einbindung und Mitsprache aller Mitglieder • Die persönliche Betreuung intensivieren • Besseres Marketing nach außen, die Marke GPA-djp besser „verkaufen“ • Mehr Frauen- und Jugendarbeit (Vorträge in Schulen) • Betriebsrätlichen Austausch aktivieren (Unterstützungskultur forcieren) • Die Strukturen der Gremien überdenken, neu denken, entstauben, umstrukturieren Durch die ressourcen- und lösungsorientierten Methoden, wie die Wertschätzende Befragung als Interviewform und die Beteiligungsworkshops, gibt es- wie oben beschrieben- eine Vielzahl an qualitativ wertvollen Rückmeldungen und Informationen. Diese haben maßgeblich zur Erstellung von Profilen und Potenzialen (Anforderungsprofile) und zur Rollenbeschreibung für Betriebsräte/Funktionäre der GPA-djp Oberösterreich beigetragen. Somit entstanden in gemeinsamer Arbeit als Bottom-up-Prozess erstmals in der langjährigen Organisationsgeschichte Profile und Potenziale (Anforderungsprofile), sowie Rollenbeschreibungen für den ehrenamtlichen Bereich der Betriebsräte/Funktionäre der GPA-djp Oberösterreich. Wie bereits in Kapitel 2.5. beschrieben stützt sich systemische Personalentwicklung zentral auf die Organisationskultur. Am Beginn steht „wie kommunizieren wir miteinander“, in weiterer Folge „was und wie können wir voneinander lernen“ und „wie können wir uns und die Organisation erfolgreich weiterentwickeln.“ Genau diese wesentlichen Zusammenhänge der komplexen Organisationsstruktur und kultur innerhalb der Gewerkschaft und derer Umwelten sind in den Aussagen der Befragten sehr umfangreich analysiert worden. Darüber hinaus, ist auch für die Interviewpartner der systemische Zusammenhang zwischen Personal- und Organisationsentwicklung deutlich sichtbar geworden. 52 3.2. Mit Gewinnung geeigneter Betriebsräte und Funktionäre den entwickelten Instrumenten der Rollenbeschreibung und dem Anforderungsprofil (Profile & Potenziale) ist ein wichtiger und erster Schritt in Richtung eines umfassenden Personalentwicklungskonzeptes für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre gesetzt worden. In der Umsetzungsphase ist es nun entscheidend, Betriebsräte/Funktionäre dahingehend zu schulen und zu entwickeln, damit sie mit diesen Methoden und Instrumenten arbeiten können, um geeignete Kollegen zu identifizieren und sie für die entsprechenden Funktionen und Aufgaben zu gewinnen. Dazu bedarf es einer Verankerung des PE-Konzeptes in allen Führungsebenen, sowohl bei den hauptamtlichen Führungskräften als auch in den ehrenamtlichen Gremien (s. Abb. 5, S.18) der GPA-djp Oberösterreich, denn Personalentwicklung wird auch in der einschlägigen Literatur durchgängig als eine zentrale Führungsaufgabe beschrieben. Durch den sehr breit angelegten Beteiligungsprozess bei der Entwicklung der Rollenbeschreibungen und der Anforderungsprofile wurde dahingehend bereits sehr viel Vorarbeit von den Beteiligten geleistet. Da sowohl die hauptamtlichen Mitarbeiter als auch die ehrenamtlichen Betriebsräte/Funktionäre stets in den Prozess eingebunden waren, ist der übergreifende Zusammenhang innerhalb der Organisation sichtbar geworden. Als Erstes wird das höchste Gremium der GPA-djp, das Präsidium, mit den Ergebnissen (Rollenbeschreibungen, Profile & Potenziale) befasst und ein Beschluss zur Umsetzung formuliert. In weiterer Folge wird es im Zeitraum Juni 2013 eine strategische Vorstandsklausur mit ca. 100 Betriebsräten/Funktionären aus allen Wirtschaftsbereichen der GPA-djp OÖ geben. Im Rahmen dieser Klausur werden die BRV und deren Stellvertreter mit den ausgearbeiteten Instrumenten (Rollenbeschreibung, Profile & Potenziale) vertraut gemacht. Daraus resultiert der Auftrag diese PE-Ansätze in ihre Bereiche / Gremien zu tragen. Zusätzlich ist geplant, die hauptamtlichen Sekretäre ebenfalls im Rahmen einer Klausur mit den ausgearbeiteten Methoden und Instrumenten vertraut zu machen, damit auch sie in ihren Wirkungsbereichen die Betriebsräte/Funktionäre schulen und unterstützen können. Mit der Gesamtheit dieser Maßnahmen soll ein flächendeckendes Roll-out über alle Wirtschaftsbereiche und Bezirksgremien der GPA-djp Oberösterreich sichergestellt werden. Wie im Kapitel systemische Personalentwicklung als Notwendigkeit beschrieben, werden somit alle Organisationsmitglieder in den Prozess mit einbezogen, um die Organisation und die Strukturen gemeinsam weiterzuentwickeln. 53 Damit es gelingt, mithilfe der Rollenbeschreibungen und Profile & Potenziale geeignete Kollegen für die betriebsrätliche/gewerkschaftliche Arbeit zu gewinnen und diese nachhaltig aus- und weiterzubilden, ist zum einen eine geeignete Ausbildung nötig, um die richtige Anwendung der Methoden und Instrumente zu garantieren und zum anderen Qualifizierungsprozess für ist dies gleichzeitig ein Betriebsräte/Funktionäre. grundlegender Im gängigen gewerkschaftlichen Sprachgebrauch wird dies dann als Einschulung definiert. 3.3. Einschulung Die Einschulung der Betriebsräte/Funktionäre bezüglich der Anwendung der Instrumente (Rollenbeschreibung und Anforderungsprofil) ist ein wichtiger Meilenstein im Personalentwicklungsprozess. Der Prozess muss- wie bereits im vorherigen Abschnitt geschildert- möglichst breit und über alle Bereiche hinweg ausgerollt werden. Wünschenswert ist auch eine weitgehende Zeitgleichheit und Parallelität der Roll-out-Prozesse. Begonnen wird mit der Schulung der hauptamtlichen Sekretäre, in Form von halbtägigen Workshops mit ca. fünf Teilnehmern. In diesen Kleingruppen werden die Rollenbeschreibungen und Anforderungsprofile genau besprochen, für die verschiedenen Wirtschaftsbereiche und Betriebsratskörperschaften adaptiert und auf Tauglichkeit überprüft. Dies ist besonders bedeutsam, da die Strukturen und Kulturen in den einzelnen Wirtschaftsbereichen bzw. Organisationen weitgehend divergent sind. Das bedeutet zB.; dass eine über Jahrzehnte bestehende Betriebsratskörperschaft im Industriebereich anders aufgestellt und geprägt ist, im Vergleich zu einer relativ jungen Betriebsratskörperschaft im IT- oder Sozialbereich. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium in Bezug auf betriebsrätliche Arbeit ist die Größe der Organisation (Klein-, Mittel-, Großbetriebe bzw. Konzerne). Hinsichtlich dieser Faktoren und Merkmale ist es besonders bedeutsam die Sekretäre zu schulen und zu sensibilisieren, denn sie sind- ebenso wie die Wirtschaftsbereichs- und ARGE-Vorsitzenden- Personalentwicklungsprozesses. Sie werden in die Multiplikatoren weiterer Folge auch des ihre Wirtschaftsbereiche und Bezirksarbeitsgemeinschaften im PE-Prozess unterstützen. Zudem verfügen gerade die Sekretäre, aufgrund ihres Kompetenzbereiches und ihrer Aufgaben in der Organisation, über ein spezifisches Wissen bezüglich der Merkmale und Besonderheiten der betriebsrätlichen Arbeit in bestimmten Umwelten. 54 Parallel dazu werden die Betriebsräte und Funktionäre in den Wirtschaftsbereichen und Bezirksarbeitsgemeinschaften geschult. Somit erwerben eine Vielzahl an Betriebsräten/Funktionären Kenntnisse und Kompetenzen im Bereich von Personalentwicklung und können diese sowohl in ihren Organisationen anwenden, als auch andere Betriebsräte bei der Gewinnung von geeigneten Mitarbeitern unterstützen. Dieser PE-Prozess trägt, wie bereits im Laufe dieser Arbeit beschrieben, zum einen zur persönlichen Weiterentwicklung und Qualifizierung jedes Einzelnen bei und zum anderen zur Weiterentwicklung der gesamten Organisation. Aus einer ganzheitlichen Perspektive heraus betrachtet sind die Rollenbeschreibungen und Profile & Potenziale nur ein erster Schritt in Richtung systemische Personal- und Organisationsentwicklung. Daher ist es in weiterer Folge wesentlich, den Prozess in der gesamten gewerkschaftlichen Organisation (ÖGB) zu implementieren. Eine Möglichkeit wäre, den PE-Prozess bereits in die Konzeption der Gewerkschaftsschulen (GWS) einzubauen und somit würde PE bereits von Beginn an mitgedacht werden. Wie bereits in Kapitel 2.7. erläutert ist das Konzept der GWS ein erster Schritt in Richtung Personalentwicklung. 3.4. Qualifizierungsmaßnahmen Im Hinblick auf die Größe und Struktur der Organisation GPA-djp ist es sinnvoll, ein übergreifendes Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebot zu konzipieren, da andernfalls Synergieeffekte weitgehend ungenutzt bleiben würden. Um die möglichen Synergieeffekte zu nutzen, lautet an dieser Stelle die Empfehlung, ein Koordinationsgremium und eine Stabstelle für „Personalentwicklung im ehrenamtlichen Bereich“ einzurichten. In diesen beiden Stäben sollen die hauptamtlichen Mitarbeiter, die ehrenamtlichen Betriebsräte/Funktionäre und ein zentraler Projektleiter/Koordinator vertreten sein. Da Personalentwicklung, wie bereits obenstehend mehrfach erwähnt, eine zentrale Führungsaufgabe darstellt, ist es wesentlich, dass diese Funktion direkt an die Geschäftsführung angebunden wird, aber trotzdem mit den notwendigen Freiheitsgraden ausgestattet ist. Denkbar wäre ein Modell, in dem die personelle und disziplinarische Zuordnung in die Agenden der Geschäftsführung fallen, die inhaltliche Verantwortung aber gegenüber dem Präsidium besteht. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt aber in jedem Fall von der umfassenden Unterstützung seitens der Geschäftsführung ab. 55 Nachfolgend werden einige ausgewählte Instrumente und Methoden zur PE und Qualifizierung von Betriebsräten/Funktionären vorgeschlagen und zur ehestmöglichen Anwendung empfohlen. Die Auswahlkriterien zielen im Besonderen auf systemische Zugänge für die Personal- und Organisationsentwicklung ab. Die Annahme dahinter begründet sich in der besonderen Wirksamkeit dieser Methoden und Instrumente innerhalb starker und starrer Organisationsstrukturen. Diese Wirksamkeit und Tauglichkeit wird in der einschlägigen Literatur häufig wiederkehrend beschrieben und in zahlreichen Fallstudien abgebildet. 3.4.1. Appreciative Inquiry Wie bereits unter Punkt 3.1.1. Methodensetting beschrieben wirkt AI bereits als Methode an sich auf das System „Organisation“ ein und eignet sich somit sehr gut als Qualifizierungsmethode im Rahmen eines PE-Prozesses. Appreciative Inquriy (AI) wurde bereits 1987 von David Cooperrider und Suresh Srivasta entwickelt. Cooperrider hat diesen Zugang im Rahmen seiner Doktorarbeit in den 1980er Jahren entworfen und gemeinsam mit seinem Doktorvater Suresh Srivasta als Methode etabliert.94 Im Bereich der Organisationsentwicklung hat diese Methode speziell im Verbreitung gefunden. sondern nur eine 95 amerikanischen Raum eine nahezu explosionsartige Für AI gibt es keine einheitliche Übersetzung ins Deutsche, Begriffsbestimmung, die beim ersten europäischen Ausbildungsseminar zu AI in Riccione/Italien entwickelt wurde. „Appreciative Inquiry bedeutet soviel wie „Wertschätzende Erkundung“, „Wertschätzende Befragung“, „Wertschätzende Unternehmensentwicklung“.96 Grundannahmen von Appreciative Inquriy:97 1. Jeder Mensch, jedes Team und jede Organisation hat ein ungeahnt großes Potenzial, das manchmal aufblitzt, jedoch vielfach im Verborgenen schlummert. 2. Organisationen entwickeln sich immer in die Richtung dessen, worauf sie ihre Aufmerksamkeit lenken und was sie erforschen. Diese Methode fördert Veränderungsprozesse und setzt auf das Positive, das bereits grundlegend in der Organisation vorhanden ist. Dieses positive Erleben verbindet der Mitarbeiter mit der Organisation und daraus resultierend wird seine Motivation und Identifikation mit dem organisationalen System deutlich hervorgehoben und verstärkt. 94 zur Bonsen/Maleh (2001), 10 Vgl. http://www.davidcooperrider.com, 16.5.13 96 zur Bonsen/Maleh (2001), 11 97 Vgl. zur Bonsen/Maleh (2001), 25 95 56 Mittels konkreter Anwendung von AI werden im gewerkschaftlichen Umfeld mit dieser Methode sowohl hauptamtlichen Mitarbeiter als auch ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre qualifiziert. Empfehlenswert ist anfänglich die Arbeit in Kleingruppen, um Methode und Methodologie intensiv und nachhaltig zu verankern.98 AI ist hinsichtlich des Erfolges der Interviews, im Rahmen des Projektes „Personalentwicklung für ehrenamtliche Funktionäre der GPA-djp OÖ“, ein bedeutsames und taugliches Werkzeug, um neue ehrenamtliche Mitarbeiter zu gewinnen, respektive zu motivieren und um die jeweilige Organisation insgesamt zu stärken. Durch den zentralen Fokus auf Lösungsorientierung wird die Kommunikation innerhalb der Organisation GPA-djp positiv verändert. Somit können sich potenzielle Kandidaten (Betriebsrat/Funktionär) ein umfassendes Bild der Organisation einerseits und der zukünftigen Tätigkeiten andererseits machen. Walter Bruck, in „Das Feuer großer Gruppen“99, sieht AI ebenfalls als zukünftig wichtiges Werkzeug im Bereich der PE- und OE und hierbei im Speziellen bei der Arbeit mit großen Gruppen. Er bezeichnet den Vier-Phasen-Großgruppenprozess als „Zukunftsgipfel – Appreciative Inquriy Summit“.100 AI als Großgruppenmethode zu verwenden, ist wiederum für Gewerkschaften besonders bedeutsam, da mit der Methode der Wertschätzenden Befragung (AI) somit große Betriebsräte-Konferenzen und Seminare gestaltet werden können. Zentrale Voraussetzungen für den Einsatz von Appreciative Inquriy:101 • „Ehrlicher“ Beteiligungsprozess • Klare Vorstellungen von der angestrebten Veränderung • Zeitmanagement, dh. genügend Zeit einplanen • AI ist keine Konfliktbewältigungsmethode • Wichtig ist – die Beteiligung der Führung Diese fünf Punkte sind unbedingt zu berücksichtigen um mit AI einen erfolgreiche, nachhaltige und zukunftsorientierte PE sowie OE in der Organisation Gewerkschaft zu implementieren. Speziell der erste Punkt, der „ehrliche“ Beteiligungsprozess, ist in einer so komplexen und mitgliederorientierten Organisation wie der GPA-djp essentiell- er trägt wesentlich zum Gelingen der angestrebten Veränderung bei. 98 Vgl. zur Bonsen/Maleh (2001), 55 Bruck in Königswieser/Keil (2002) 100 Vgl. Königswieser/Keil (2002), 164 101 Vgl. zur Bonsen/Maleh (2001), 56f 99 57 3.4.2. Coaching Der Begriff „Coach“ kommt ursprünglich aus dem Leistungssport. Darunter wird ein Trainer verstanden, der einen Athleten so fördert und fordert, dass dieser sportliche Höchstleistungen im Einklang mit seiner Persönlichkeitsentwicklung erreicht.102 Coaching im Bereich der Personalentwicklung lässt sich nach Wahren wie folgt definieren: „Coaching ist die individuelle Beratung von einzelnen Personen oder Gruppen in auf die Arbeitswelt bezogenen, fachlich-sachlicher und/oder psychologisch-soziodynamischer Fragen bzw. Probleme durch den Coach.“103 Eine weitere Definition aus wissenschaftlichem Blickwinkel kommt von Offermanns: „Coaching ist eine freiwillige, zeitlich begrenzte, methodengeleitete individuelle Beratung, die den oder die Beratende(n) darin unterstützt, berufliche Ziele zu erreichen.“104 Greif fasst Coaching folgendermaßen zusammen: „Coaching ist eine intensive und systematische Förderung der Reflexion und Selbstreflexion sowie Beratung von Personen oder Gruppen zur Verbesserung der Erreichung selbstkongruenter Ziele oder zur bewussten Selbstveränderung und Selbstentwicklung.“105 Coaching im ehrenamtlichen Bereich von Gewerkschaften erfüllt eine Vielzahl an wichtigen Faktoren für die Personalentwicklung. Zum einen als persönliche Selbstanalyse und Selbstverwirklichung und zum anderen ist Coaching als Begleitprozess bzw. Veränderungsbegleitung bei der Übernahme neuer Funktionen und Positionen wichtig. Im Speziellen wird in dieser Arbeit das systemische Coaching vorgestellt, da es aufgrund der ganzheitlichen Sicht auf die komplexe Organisation Gewerkschaft aus Sicht der Autorin besonders geeignet ist. Sonja Radatz stellt systemisches Coaching wie folgt dar: „Systemisches Coaching ist Beratung ohne Ratschlag – eine Beziehung zwischen Coach und Coachee, in der der Coach die Verantwortung für die Gestaltung des Coachingprozesses und der Coachee die inhaltliche Verantwortung übernimmt – also die Verantwortung dafür, an seinem Problem zu arbeiten.“106 102 Vgl. Wegerich (2011), 83 Wahren in Peters (2009), 13 104 Peters (2009), 14 105 Peters (2009), 14 106 Radatz (2006), 16 103 58 Im systemischen Coaching geht es darum, die Menschen dahingehend zu unterstützen, mit den konkret anstehenden Aufgaben und Problemstellungen klarzukommen und diese- wenn möglich zeitnah-, wirkungsvoll und nachhaltig zu lösen. Diese Probleme und Aufgaben können unterschiedlichen Lebensbereichen bzw. Spannungsfeldern entspringen, wie dem Beruf (der ehrenamtlichen Tätigkeit), der Organisation und dem Privatleben. Ebenso können sie zwischen diesen Spannungsfeldern angesiedelt sein und diese gleichermaßen beeinflussen. Somit ergeben sich sieben Anwendungsbereiche systemischen Coachings.107 Abbildung 12: Anwendungsbereiche systemisches Coaching108 Genau in diesen Spannungsfeldern bewegen sich ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre in ihren täglichen Arbeitsbereichen und Abläufen. Daher ist es aus diesem Aspekt heraus für die Gewerkschaft von zentraler Bedeutung, Coachings sowohl für die ehrenamtlichen Betriebsräte/Funktionäre als auch, im Sinne von ganzheitlicher Weiterentwicklung der Organisation, für die hauptamtlichen Mitarbeiter anzubieten. 107 108 Vgl. Radatz (2006), 16f Abb. entnommen aus: Radatz (2006), 17 59 In der folgenden Abbildung wird ein möglicher Ablauf eines systemischen CoachingGespräches mit einigen ausgewählten Fragestellungen dargestellt:109 Startfragen „Worum geht’s?“ oder „Was steht an?“ Situationsschilderung „Was ist der Anlass für das Coaching?“ „Woran ist für Sie das Problem erkennbar?“ „Woran würden Sie merken, dass das Problem gelöst ist?“ „Was tun Sie in der Problemsituation, was sie sonst nicht tun?“ Zielerarbeitung (vom Problem zum Ziel) „Was ist Ihr Ziel?“ „Was möchten Sie idealerweise erreichen?“ „Woran würden Sie erkennen, dass Sie ihr Ziel erreicht haben?“ Auftragsgestaltung „Was erwarten Sie sich von diesem Gespräch?“ „Zu welchem Ergebnis sollten wir heute diesbezüglich kommen?“ „Welches Thema sollten wir als Erstes besprechen?“ „Welche Aufgaben werden Sie übernehmen, welche soll ich übernehmen?“ Lösungsfokussierung „Woran werden Sie erkennen, das ihr Problem gelöst bzw. dass Sie ihr Ziel erreicht haben?“ „Woran würden andere Menschen erkennen, dass Sie eine Lösung gefunden haben?“ Lösungserarbeitung Skala zur Erfolgsüberprüfung.(Skala 0- 10) „Wie sieht Ihre Lösung jetzt aus?“ „Was tun Sie, was tun die anderen, wenn Ihr Ziel erreicht ist?“ „Wo stehen Sie derzeit?“ „Was tun Sie anders, wenn Sie um einen Punkt höher stehen?“ Maßnahmenbildung „Was werden Sie wann genau tun?“ „Was werden Sie jetzt als Erstes tun?“ „Welche Maßnahmen werden Sie nun konkret setzen?“ Abbildung 13: Eigene Abbildung110 109 110 Vgl. Radatz (2006), 43ff Eigene Abb. in Anlehnung an Radatz (2006), 52f 60 Anhand dieses Ablaufes und der vorhergehenden Erläuterung bezüglich systemischen Coachings wird es offensichtlich, dass Coaching als moderne Methode der Personalentwicklung bestens in die Organisation der GPA-djp und der Gewerkschaft insgesamt passt. Hierbei ist das Einzelcoaching in Bezug auf die Vorbereitung der Übernahme von Führungsaufgaben, sowohl in den Gremien der GPA-djp, als auch als Betriebsratsvorsitzender in einem Unternehmen, als zusätzliches Tool besonders wertvoll. In weiterer Folge ist es notwendig, ebenso Gruppencoachings für die unterschiedlichen Bereiche und Funktionen anzubieten, um die Organisation GPAdjp insgesamt weiterzuentwickeln und zu stärken. 3.4.3. Mentoring Das Mentoring ist eine Form des informellen Lernens, vor allem im Kontext mit Berufserfahrung bzw. Funktionserfahrung. Dies basiert im Rahmen einer zeitlich befristeten Beziehung zwischen einem erfahrenen Mentor und einer erfahrungsjüngeren Person (Mentee). Die Idee dahinter ist, die Mentee in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu beraten und unterstützen, sowie einen Einblick in die Erfahrungswelt und das Netzwerk des Mentors zu erhalten.111 Ziegler definiert Mentoring wie folgt: „Mentoring ist eine zeitlich stabile Beziehung zwischen einem berufserfahrenen Mentor und der weniger berufserfahrenen Mentee. Sie ist durch gegenseitiges Vertrauen und Wohlwollen geprägt, ihr Ziel ist die Förderung des Lernens und der Entwicklung sowie das Vorankommen der Mentee.“112 Ausschlaggebende Gründe für die Durchführung eines Mentorings können sein:113 • Begleitung der Mentee im Vorfeld einer Führungsaufgabe • Beratung und Begleitung bei der Karriereplanung • Wissensweitergabe und Networking • Berufliche „betriebsrätliche“ Neupositionierung • Förderung persönlicher, sozialer und fachlicher Kompetenzen Die wesentliche Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Mentoring ist die freiwillige Teilnahme von Seiten des Mentors und der Mentee. 111 Vgl. Ziegler (2009), 11 Ziegler (2009), 11 113 Vgl. Wegerich (2011), 78f 112 61 Mentoring ist zumeist ein internes Personalentwicklungsinstrument und kann sowohl als einzelne Maßnahme, als auch innerhalb eines PE-Konzeptes verwendet werden. Das formelle Mentoring ist meist in das PE-Konzept der Organisation eingebunden und bedeutet, dass der Kontakt zwischen Mentor und Mentee von Dritten organisiert wird. Dies ist in jedem Fall eine taugliche Variante für ein Mentoren-Programm in der GPA-djp, da die Mentoren in der Regel auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Somit steht der Organisation ein Mentoren-Pool zur Verfügung. Die informelle Mentoring-Beziehung hingegen entsteht durch persönlichen Kontakt (Mentor und Mentee), ist zeitlich meist unbegrenzt und hängt maßgeblich vom Interesse der Beteiligten ab.114 In der folgenden Abbildung wird ein Mentoring-Prozess dargestellt, der sich ebenfalls gut auf die ehrenamtliche Tätigkeit von Betriebsräten/Funktionären übertragen lässt. Abbildung 14: Mentoring-Prozess115 114 115 Vgl. Wegerich (2011), 78f Abb. entnommen aus: http://www.vdoe.de/fundament.html, 13.5.13 62 Gerade im Bereich von NPOs mit starkem ehrenamtlichen Anteil, wie der Gewerkschaft, kann Mentoring sowohl wesentlich zum Erfolg, bei der Bindung der Ehrenamtlichen an die Organisation, als auch zur Stärkung des Image nach außen beitragen. Im Sinne der Unterschiedlichkeit und Methodenvielfalt für ein PE-Konzept lässt sich Mentoring gegenüber dem Coaching sehr gut abgrenzen. Damit leistet Mentoring einen weiteren wichtigen Beitrag für den Aufbau eines Gesamtmodells. Mentoring Coaching Überwiegend intern Überwiegend extern Mentor – Vorbildrolle Coach – Begleiter-Rolle Konkrete u. spezielle Hilfestellung in Alltagssituationen Entwicklung allgemeiner u. persönlicher Handlungs- und Lösungskompetenz Durchführung in Zweierbeziehung Durchführung sowohl in Zweierbeziehung als auch in Gruppen Persönliches Erfahrungswissen wird vorrangig vermittelt Unterstützung der persönlichen Entwicklung durch spezifische Methodenkenntnisse Berufliche und fachliche Entwicklung steht im Vordergrund Fokus sowohl auf persönlicher als auch beruflicher Entwicklung Vermittlung organisationalerspezifischer Handlungs- und Lösungskompetenzen und Aufbau von Netzwerken sowie Kontakten Entwicklung allgemeiner und persönlicher Handlungs- und Lösungskompetenzen Abbildung 15: Mentoring/Coaching116 Dieser Vergleich ist insofern wichtig, da er besonders gut veranschaulicht, wo die Unterschiede liegen und deutlich sichtbar macht, wie unterschiedlich die einzelnen Methoden/Instrumente wirken. Daraus lässt sich wiederum ableiten, dass ein Personalentwicklungskonzept für die komplexe Organisation der Gewerkschaft, mit ihren vielschichtigen Strukturen und unterschiedlich handelnden Menschen, einer großen und abgestimmten Methodenvielfalt bedarf. 116 Abb. verändert entnommen aus: http://www.4managers.de/fileadmin/4managers/dateien/pdf/Business-Mentoring-03.pdf, 13.05.13 63 3.5. Nachfolgeplanung Im Fokus von PE im ehrenamtlichen Bereich der GPA-djp steht eine effektive Nachfolgeplanung. Diese ist in jedem Fall langfristig zu sehen und bedarf sowohl einer strategischen als auch systematisch strukturierten Planung. Nachfolgeplanung bzw. Nachfolgemanagement ist eine zentrale Führungsaufgabe, die sowohl die Potenzialerkennung als auch die Förderung von Nachwuchskräften in den verschiedenen Bereichen der Gewerkschaft umfasst. Die Nachfolgeplanung soll nicht nur anhand von Listen potenzieller Kandidaten, sondern mittels eines strukturierten und geplanten Prozesses erfolgen. Nachfolgeplanung umfasst sowohl die Identifikation potenzieller Nachfolger, als auch gezielte und individuelle Personalentwicklungsmaßnahmen. Mit den im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Instrumenten, beginnend mit den Rollenbeschreibungen, sowie den Profilen & Potenzialen, über die Wertschätzende Befragung, das Coaching und das Mentoring als moderne PE- und OE-Methoden, lässt sich ein PE-Konzept für eine langfristige Nachfolgeplanung über alle Bereiche der GPA-djp OÖ- und in weiterer Folge über die gesamte Gewerkschaft- ausrollen. Gerade im Hinblick auf die vielfältigen inhaltlichen sowie thematischen Schwerpunkte und Aufgaben der unterschiedlichen Betriebsratskörperschaften und Funktionsgremien ist es wesentlich, die Beratungsund Entwicklungsangebote an die spezifischen Bedürfnisse von Betriebsräten/Funktionären anzupassen, damit sie sich im System der GPA-djp etablieren können und ihre zugedachten Rollen rasch ausfüllen können. Im Bereich der gewerkschaftlichen Qualifizierung und Aus- und Weiterbildung geht es nicht allein darum, den Betriebsrat/Funktionär als Einzelnen zu entwickeln und zu qualifizieren, sondern darum, die kollektive und soziale Weiterentwicklung der gesamten Betriebsratskörperschaft zu fördern. 117 Dies ist auch eine gesellschaftliche und kulturelle Zielvorstellung seitens der Gewerkschaften, im Hinblick auf die zukünftige Gestaltung von Arbeitswelten und den wiederum davon beeinflussten Lebensumständen von Arbeitnehmern. Gerade aus dieser Perspektive und diesem Anspruch leitet sich die strategische Notwendigkeit für eine langfristige und zukunftsorientierte Nachfolgeplanung ab. Die Zielausrichtung der gesamten PE-Maßnahmen ist, Nachfolger für Führungspositionen in Betriebsratskörperschaften zu finden und zugleich auch für die Führungsebene der ehrenamtlichen Funktionen innerhalb der GPA-djp zu qualifizieren. 117 Vgl. Gstöttner-Hofer in Kaiser (2011), 158 64 Zugleich ist –wie oben erwähnt- die kollektive Weiterentwicklung von engagierten Menschen, sowohl für das Team in den Unternehmen, als auch für die Arbeit in den Gremien der Arbeitnehmervertretungen, von großer Bedeutung. Die Gewerkschaften haben erst begonnen, diesen Aspekt in den Vordergrund zu rücken. PE-Maßnahmen sind als stetige Prozesse zu begreifen, die- mit der systemischen Brille betrachtet- auf die Personalentwicklung und auf die gesamte Organisationsentwicklung immerwährender einwirken. Diese Veränderungsprozess Prozesse innerhalb sind der somit ein Organisation. Gewerkschaftliche Aus- und Weiterbildung darf nicht als Anpassungslernen verstanden werden, sondern hat eine reale soziale Veränderung- insbesondere der Arbeitswelten- zum Ziel. 4. Zeitgemäße Betriebsrats-­‐ und Funktionärsarbeit Die österreichische Sozialpartnerschaft, die über Jahrzehnte die gewerkschaftliche Arbeit geprägt hat, ist in ihrer bisherigen Form in eine defensive Position geraten. Die Sozialpartnerschaft wird sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in ihrer medialen Darstellung zunehmend als Relikt aus der Realpolitik der 1960er bis 1980er Jahre gesehen. Gleichzeitig ist der Handlungsrahmen nationaler, sozialpartnerschaftlicher Politikgestaltung vor dem Hintergrund internationaler Strukturen und dem Phänomen der Globalisierung mehr und mehr eingeschränkt. Daher sind die jahrzehntelang bewährten Strukturen in Hinblick auf ihre Wirksamkeit zunehmend auf dem Prüfstand. Die Gewerkschaften müssen sich schonungslos die Frage stellen, ob die auf nationalem Konsens beruhende heimische Sozialpartnerschaft noch zeitgemäß ist, bzw. in vielen Bereichen (internationale Konzerne, europäische Arbeitnehmervertretung etc.) neu gedacht werden soll. Die betriebliche Wirklichkeit wird heute durch verschiedene Faktoren (prekäre Arbeitsverhältnisse, atypische Arbeitsformen, neue Selbstständige, internationale Verflechtungen Arbeitsaufgaben etc.) eines in hohem Maße beeinflusst. Betriebsrates/Funktionärs, Rahmenbedingungen (auch der gesetzlichen), 118 der Die Komplexität rasche Wandel der der stellt einen immer höheren Anspruch an diese Funktionen. 118 Anm: Nur auf österreichischer Ebene wurde z.B. das ASVG bis April 2013 der 72. Novellierung unterzogen; das ArbVG wurde alleine im Jahre 2010 4 Novellierungen unterworfen. 65 Die Vertretung der Arbeitnehmer erfolgt innerhalb verschiedener Gremien oder gegenüber unterschiedlicher Gruppen (zB. Betriebsversammlung, Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Gewerkschaft, Arbeiterkammer) und ist mit ständig neuen und immer komplexer werdenden Rollen versehen. Die Erreichung langfristiger Ziele (zB. Sicherung hoher Beschäftigungsquoten) hängt in hohem Maße davon ab, wie professionell und souverän Betriebsräte/Funktionäre mit den unterschiedlichen Anforderungen und Belastungen umgehen. Dazu gehört auch das Thema Selbstmanagement. Aufgrund der hohen Belastungen im Spannungsfeld von Wirtschaft, Politik und Arbeitnehmerinteressen ist es von besonderer Relevanz, dass ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre lernen, sich gegen Überforderung (Burn-out) zu schützen. Dazu kann eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Aus- und Weiterbildung beitragen. Der strukturierte Umgang mit den vielfältigen Aufgaben und die Fähigkeit, Arbeit und Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen, ist notwendiger Teil der Qualifikation. Zugleich ist es von entscheidender Bedeutung, den divergenten Stakeholdern (Anspruchsgruppen, begegnen zu können. Partnern, Verhandlern) auf Augenhöhe 119 Die Personalentwicklung für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre ist daher ein dringliches Themenfeld für Gewerkschaften - im Hinblick auf zeitgemäße, nachhaltige und in die Zukunft gerichtete Betriebsrats- und Funktionärstätigkeit. Für eine erfolgreiche Arbeit benötigen Betriebsräte und Funktionäre in diesem Bereich sowohl Anleitung als auch Orientierung und Hilfestellungen. Daher ist ein modernes, menschenzentriertes PE-Konzept- wie in dieser Arbeit beschrieben- jetzt und zukünftig von enormer Bedeutung für die Gewerkschaft. Zum einen sind die Rollen, Aufgaben und Anforderungen in den Rollenbeschreibungen und Anforderungsprofilen (Profile & Potenziale) beschrieben und zum anderen werden durch die beschriebenen PE-Maßnahmen (AI, Coaching, Mentoring), Interessierte, Betriebsräte und Funktionäre gewonnen, optimal vorbereitet und qualifiziert. Wichtig dabei ist, dass Verantwortlichkeiten geschaffen werden, damit die PE- Prozesse und PE-Maßnahmen greifen und umgesetzt werden. Aufgrund der Ergebnisse der empirischen Befragung und deren Analyse lautet die grundsätzliche Empfehlung der Autorin, eine Stabstelle für Personalentwicklung für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre in der GPA-djp OÖ zu schaffen. 119 Behrens u.a. (2010), 66 66 Es ist aus Prozesssicht nicht zielführend, die Umsetzung dieser Aufgabe den hauptamtlichen Regionalsekretären sowie den Wirtschaftsbereichs- und ARGEVorsitzenden zu übertragen, da die Gefahr besteht, dass diese Agenda angesichts des hohen, täglichen Arbeitspensum, nur nebenbei bearbeitet werden kann und somit weder nachhaltig noch zielführend ist. 5. Resümee Die Tätigkeit von ehrenamtlichen Betriebsräten/Funktionären wird in Zukunft für die GPA-djp Oberösterreich immer wichtiger. Diese Beurteilung erfolgt in dem Wissen, dass auch schon in der Vergangenheit das Ehrenamt einen enormen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Arbeit der Organisation geleistet hat. Da sich jedoch die Einstellung der Menschen zum Ehrenamt wandelt – die Bereitschaft zur Übernahme eines ehrenamtlichen Engagements hat sich in den letzten Jahren stark in die Richtung gewandelt, dass Mithilfe hauptsächlich zeitlich begrenzt zur Verfügung gestellt wird – wird die Rekrutierung neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter zu einer überlebensnotwendigen Angelegenheit für Non-Profit- Organisationen und im Besonderen für die Gewerkschaften. Alle gewerkschaftlich engagierten Menschen, die in im Zuge der Erstellung dieser Arbeit befragt wurden, sehen Personalentwicklung für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre als entscheidende Zukunftsaufgabe. PE ist wichtig für die Weiterentwicklung der gesamten Organisation und eine konkrete Maßnahme, um den zukünftigen Herausforderungen als kompetente und starke Arbeitnehmervertretung begegnen zu können. Seit 1945 gibt es die österreichischen Gewerkschaften in dieser bestehenden Form, das sind bereits mehr als 70 Jahre. Über die Jahrzehnte haben sich hierarchische Strukturen zunehmend verfestigt und einstmals erfolgreiche Handlungsweisen erscheinen heutzutage antiquiert und verkrustet. Angesichts der veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, der unaufhaltsamen Globalisierung und Internationalisierung der Arbeitswelt müssen sich Gewerkschaften inhaltlich, organisatorisch und strukturell neu aufstellen. Ein Befund der auch von Gewerkschaftsseite so gesehen wird aber zugleich stark mit den Annahmen verknüpft ist, dass Wandel, Veränderung und Modernisierung innerhalb der Organisation zwar notwendig sind, aber zugleich als nahezu unlösbare Aufgabe erscheinen. 67 Aus diesem Blickwinkel erscheint es für Gewerkschaften dringlich und von zentraler Bedeutung, sich der bestehenden Reformwiderstände anzunehmen, um sich mit Hilfe moderner (systemischer) Personal- und Organisationsentwicklungsmethoden rapide weiterzuentwickeln, um in Zukunft all den genannten Herausforderungen gewachsen zu sein. Diesbezüglich ist es wichtig, für ehrenamtliche Betriebsräte/Funktionäre persönlich attraktive Angebote für ein gewerkschaftliches Curriculum zu formulieren, in Form von Rollenbeschreibungen und Anforderungsprofilen, sowie von modernen Ausbildung, Weiterbildung und Entwicklungsangeboten (Appreciative Inquiry, Kommunikation, Coaching, Mentoring). Die Autorin der vorliegenden Arbeit hat sich vor allem mit der regionalen Teilgewerkschaft GPA-djp Oberösterreich beschäftigt. Die ersten Ergebnisse aus dem PE-Prozess und der empirischen Befragung sind ermutigend, jedoch ist es an dieser Stelle wichtig auch das erwünschte Gesamtziel festzuhalten. Nämlich den angestoßenen Prozess weiterzuentwickeln und auf die gesamte Organisation der Gewerkschaft (OEGB und Teilgewerkschaften) auszurollen. Systemische Personal- und Organisationsentwicklungsprozesse müssen für eine umfassende Ergebnisbewertung über viele Jahre betrachtet werden, denn Wandel und Veränderung passieren nicht von heute auf morgen. Wenn diese Prozesse jedoch gelingen, werden Gewerkschaften wieder eine stärkere und vor allem gestaltende Rolle im Spannungsfeld von Gesellschaft und Arbeitswelt einnehmen. Das Ehrenamt Betriebsrat/Funktionär gewinnt darüber wieder an Ansehen und Einfluss in der gesamtgesellschaftlichen Betrachtung. Die strategische Implikation dieser Arbeit beinhaltet auch analytische Einsichten und methodische Ansätze für die Stärkung einer Gegenposition zu den häufig geäußerten Thesen, dass Gewerkschaften überholt und als Organisation kaum oder gar nicht reformfähig seien. Voraussetzung dafür sind nachhaltige Prozesse in der PE- und Organisationsentwicklung, um den als notwendig erachteten Wandel voranzutreiben. Dazu ein bekanntes Zitat von John F. Kennedy (ehem. US Präsident, 1917-1963): „Change is the law of life. And those who look only to the past or present are certain to miss the future.“ „Veränderung ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen, die nur auf die Vergangenheit oder die Gegenwart blicken, werden die Zukunft verpassen. 68 Literaturverzeichnis Bücher und Fachbeiträge: Badelt, Christoph: Handbuch der Nonprofit Organisation. Strukturen und Management, Stuttgart 1997 Becker, Manfred: Personalentwicklung. Bildung, Förderung und Organisationsentwicklung in Theorie und Praxis, 4. Auflage, Stuttgart 2005 Behrens, Ralf u.a.: Handbuch Nachhaltige Betriebsratsarbeit, in: Hans Böckler Stiftung (Hrsg.): Mitbestimmungs- Forschungs- und Studienförderungswerk des DGB, Düsseldorf 2010 zur Bonsen, Matthias/Maleh, Carol: Appreciative Inquriy (AI): Der Weg zur Spitzenleistung, Weinheim/Basel 2001 Bruck, Walter: Nachhaltige Veränderung aus den menschlichen Kraftquellen im Unternehmen, in: Königswieser, Roswitha/Keil, Marion (Hrsg.): Das Feuer großer Gruppen. Konzepte, Designs, Praxisbeispiele für Großgruppenveranstaltungen, Stuttgart 2000 Doppler, Klaus/Voigt, Bert: Feel the Change! Wie erfolgreiche Change Manager Emotionen steuern, Frankfurt am Main 2012 Eilles-Matthiessen, Claudia u.a.: Schlüsselqualifikationen kompakt. Ein Arbeitsbuch für Personalauswahl und Personalentwicklung, 2. Auflage, Bern 2007 Elste, Daniel: Die Bedeutung des Ehrenamtes in Non-Profit-Organisationen – Aspekte für das Personalmanagement. Studienarbeit, München 2006 Flato, Reinhard/Reinbold-Scheible, Silke: Personalentwicklung. Mitarbeiter qualifizieren, motivieren und fördern – Toolbox für die Praxis. Landsberger am Lech 2006 Flick, Uwe: Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Ein Überblick für die BA-Studiengänge, Hamburg 2009 Freeman, R. Edward: Strategic Management. A Stakeholder Approach, Boston 1984 Greif, S.: Mehrebenencoaching von Individuen, Gruppen und Organisationen, Beitrag zum Coaching-Kongress 2005, in: Peters, Sandra: Nutzen von Coaching für die Personalführung. Gegenüberstellende Analyse des Profit- und Non-ProfitBereiches, Saarbrücken 2009 69 Heimgartner, Arno/More-Hollerwenger, Eva: Entwicklungen und Trends des freiwilligen Engagements. in: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentschutz (Hrsg.): Freiwilliges Engagement in Österreich. 1. Freiwilligenbericht, Zusammenfassung, Wien 2009, 20 Hoefler, Manfred u.a.: Abenteuer Change Management. Handfeste Tipps aus Praxis für alle, die etwas bewegen wollen, Frankfurt am Main, 2011 Heyse, Volker/Erpenbeck, John/Ortmann, Stefan (Hrsg.).: Grundstrukturen menschlicher Kompetenzen. Praxiserprobte Konzepte und Instrumente, Münster 2010 Jetter, Frank/ Skrotzki, Rainer: Soziale Kompetenz. Führungskräfte lernen emotionale Intelligenz, Motivation, Coaching, Regensburg/Berlin 2005 Jung, Hans: Personalwirtschaft. 7. Auflage, Oldenbourg 2006 Kaiser, Erwin u.a.: Eine schlagkräftige Bewegung bilden. Impulse zur gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung, Wien 2011 Kappler, Ekkehard: Zum strukturellen und normativen Wandel des Ehrenamtes, in: Jütting, Dieter H./ Jochinke, Michael (Hrsg.): Standpunkte und Perspektiven zur Ehrenamtlichkeit im Sport, Münster 1996, 49-63. Luhmann, Niklas: Einführung in die Systemtheorie. 3. Auflage, Heidelberg, 2006 Meier, Harald: Personalentwicklung. Wiesbaden, 1991 Meyer, Michael/ Rameder, Paul: Freiwilligenarbeit im Kontext: Individuelle, sozioökonomische und politische Einflussfaktoren. in: KWG (Hrsg.): Freiwilligenarbeit, Symposium, Wien 2011, 1-23 Offermanns, M.: Braucht Coaching einen Coach? – Eine evaluative Pilotstudie, in: Peters, Sandra: Nutzen von Coaching für die Personalführung. Gegenüberstellende Analyse des Profit- und Non-Profit-Bereiches, Saarbrücken 2009 Osterwalder, Alexander/ Pigneur, Yves: Business Model Generation. Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer, Frankfurt/New York 2010 Pellar, Brigitte: Eine andere Geschichte Österreichs. Gewerkschaft, soziale Verantwortung und menschliche Politik, Wien 2008 70 Peters, Sandra: Nutzen von Coaching für die Personalführung. Gegenüberstellende Analyse des Profit- und Non-Profit-Bereiches, Saarbrücken 2009 Rameder, Paul/ More-Hollerwenger, Eva: Beteiligung am freiwilligen Engagement in Österreich in: Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentschutz (Hrsg.): Freiwilliges Engagement in Österreich. 1. Freiwilligenbericht, Wien 2009, 49-73 Roehl, Heiko u.a.: Werkzeuge des Wandels. Die 30 wirksamsten Tools des Change Managements, Stuttgart 2012 Schlitter, Gabriele/Erb, Andreas: Thon, Unternehmensentwicklung Personalentwicklung in: Norbert/ Personalentwicklung. Mitarbeiterpotenzial Zaugg, erkennen, erfordert Robert.: entwickeln Moderne und fördern, Wiesbaden 2006 Schmid, Bernd/Messmer, Arnold: Systemische Personal-,Organisations- und Kulturentwicklung. Konzepte und Perspektiven, Bergisch Gladbach 2005 Schneider, Ulrike/Haider, Astrid: Nonprofit Organisationen in Österreich 2006. Forschungsberichte / Institut für Sozialpolitik, WU Vienna / University of Economics and Business, Wien 2009 Senge, Peter M.: Die fünfte Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organistion, 9. Auflage, Stuttgart 2003 Simon, Fritz B.: Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Heidelberg 2006 Stöger,Heidrun/Ziegler, Albert./Schimke, Diana (Hrsg.): Mentoring. Theoretische Hintergründe, empirische Befunde und praktische Anwendungen, Lengerich 2009 Wadsack, Roland: Ehrenamt attraktiv gestalten. Praxisleitfaden für ein Erfolgsmodell Ehrenamt im Verein, Salzgitter 2003. Wahren, H.-K.: Coaching. in: Peters, Sandra: Nutzen von Coaching für die Personalführung. Gegenüberstellende Analyse des Profit- und Non-Profit- Bereiches, Saarbrücken 2009 Wegerich, Christine: Strategische Personalentwicklung in der Praxis. Instrumente, Erfolgsmodelle, Checklisten, Praxisbeispiele, Wernheim 2011 Wingen, Sascha: Seminarbericht. Organisationstheorien und –Modelle. Eine Synopse. München 1998 71 Online-Quellen Arbeiterkammer Oberösterreich. AK-Jägermayrhof: Funktionärebildung, Zukunftsakademie. http://www.arbeiterkammer.com/online/zukunftsakademie48400.html#E292324 (Stand 17.5.2013) Hans Böckler Stiftung. Bildungsarbeit für Arbeitnehmervertretung. http://boeckler.de/pdf/mbf_professionalisierung_br.pdf (Stand 10.5.2013) Bundesministerium für Arbeit, Sozial und Konsumentenschutz. Freiwilliges Engagement in Österreich. Zahlen-Daten-Fakten, http://www.bmask.gv.at/cms/site/attachments/0/1/0/CH2174/CMS1218022135039/p resseunterlage_freiwilligenarbeit_21.1.08%5B1%5D.pdf (Stand: 11.04.2013) Cooperrider David, http://www.davidcooperrider.com (Stand: 16.05.2013) Der Standard, http://derstandard.at/1369361767820/Oesterreichs-Freiwilligespenden-pro-Woche-134-Millionen-Euro, (Stand: 27.5.2013) Gabler Wirtschaftslexikon. 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Gerald Lorenz, AK-Jägermayrhof – Zukunftsakademie, Linz 17.5.13 73 1 2 3 Anhang Interviewleitfaden FunktionärInnen Befragung „Personalentwicklung für ehrenamtliche FunktiönärInnen der GPA-djp OÖ, Oktober / November 2012 Design & Umsetzung: Martina Fischer, Fachhochschule OÖ / Campus Linz Ansatz: Es gibt vielfältige Annahmen über jene Gründe, die einem stärkeren Engagement von BetriebrätInnen für ihre Gewerkschaftsarbeit im Wege stehen. Was brauchen FunktionärInnen / BetriebsrätInnen um eine aktive Rolle innerhalb der GPA-djp einzunehmen? Was hilft? Was hemmt? Im Rahmen dieses Projektes werden die bestehenden Annahmen erforscht und überprüft. Daraus werden dann Anforderungsprofile und Rollenbeschreibung für die unterschiedlichen Funktionen abgeleitet bzw. ausgearbeitet. Als Methode wird die wertschätzende Befragung gewählt. Appreciative Inquiry: Discovery Erkunden, was Gutes da ist Destiny Planen, was sein wird Dream Entwerfen, was sein könnte Design Gestalten, was sein soll Die wertschätzende Befragung hat als Methode bereits die Fähigkeit bereits, als Intervention auf das System einzuwirken. AI verändert Wesen und Inhalt von Kommunikation innerhalb der Organisation. Anstelle häufiger und anhaltender Problemtrance, tritt Lösungsorientierung und der Wunsch nach Veränderung in den Vordergrund. Durchführung: Einzelinterviews in der Dauer von je 30-40 min, selbstverständlich unter der Vertraulichkeit eines KlientenInnenverhältnisses. D.h. Ergebnisse und Aussagen kommen nur aggregiert, also als Gesamtergebnis, respektive als Cluster aus der Analyse in den Bericht. Belastbare Rückschlüsse auf Einzelpersonen sind daher nicht möglich und natürlich auch nicht erwünscht. 74 Interviewprotokoll: Name des/der Interviewten: _____________________________ Alter: ___________ Geschlecht: m/w Funktion/Tätigkeit des/der Befragten: _____________________ Einrichtung/Arbeitsstelle: _______________________________ Vollzeit/Teilzeit ________ Ehrenamtlich/Hauptamtlich__________ Datum des Interviews: ___________________ Zusätzliche Info´s: Interviewleitfaden 1. Erkunden was Gutes da ist: a) e) f) Erzähle mir bitte, wie du mit gewerkschaftlicher Arbeit in Kontakt gekommen bist. Was hat dich motiviert aktiv zu werden? Was hat dich dabei inspiriert und fasziniert? Wurden deine Erwartungen erfüllt? Was bewegt dich aus heutiger Sicht, sich zu engagieren, zu beteiligen, Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit zu leben? Was macht Spaß und hilft? Was könnte verbessert werden? 2. Entwerfen was sein könnte: a) Kannst du mir eine besonders herausragende Situation, Erlebnis quasi einen echten Höhepunkt deiner gewerkschaftlichen Arbeit erzählen? Was ist da geschehen? Welche Rolle hattest du dabei? Wie war deine Rolle konkret? Aktiv/Passiv? Zusehen/Unterstützen? Welche Faktoren / Rahmenbedingungen machten dieses besondere Erlebnis möglich? Konntest du daraus etwas lernen? Lässt sich diese Rolle übertragen auf deine Arbeitsweise und deine Art mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten? Gibt es noch Beispiele an die dich diese Erfahrung erinnert? Wenn ja, welche Rolle hattest du inne und welche Anforderungen waren damit verbunden. b) c) d) b) c) d) g) 75 3. Gestalten was sein sollte: a) Was ist dein eigener Beitrag, deine Rolle zur aktuellen BR/Funktionärsarbeit? Was war der Impuls zur BR/Funktionärsarbeit? Was kannst du besonders gut? Was liegt dir besonders am Herzen? Was würdest du mit viel Energie und Engagement anpacken? 1. Wenn du die Zeit dafür hättest? 2. Wenn du die Ressourcen dafür hättest? Was sind deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren, die Rahmenbedingungen (Menschen, Organisation, Infrastruktur,…), die dir in deiner Arbeit als FunktionärIn / BRtIn geholfen haben? Was sollte verändert bzw. besser gemacht werden, damit es BR´s und FunktionärInnen hilft in ihrer Rolle? b) c) d) e) f) g) 4. Planen was sein wird: Es ist 2020 die GPA-djp hat sich umfassend positiv verändert. Die Ressourcen aller Beteiligten und ihr persönlicher Einsatz haben ihres dazu beigetragen, die GPA-djp als ArbeitnehmerInnen Vertretung im besten Sinne attraktiv und erfolgreich zu machen. a) b) c) d) e) f) Was könnte deine Rolle dabei gewesen sein? Was hat sich verändert? Woran zeigt sich die Veränderung? Welche Faktoren führten zur Veränderung? Welche Anforderungen erwarten BRtInnen und FunktionärInnen in Zukunft? Was ist aus deiner Perspektive ein zeitgemäßes Bild/Beschreibung der Rollen und der Anforderungen „einer BetriebsrätIn / FunktionärIn in Zukunft? 5. Zum Schluss: Hast du 2-3 konkrete Empfehlungen, die hilfreich sein könnten, um auf dem Weg bis 2020 viele engagierte FunktionärInnen mit einem zeitgemäßen in die Zukunft blickendem Rollenverständnis zu begleiten und zu motivieren um mitzuarbeiten? a) b) c) d) e) Was soll in Angriff genommen werden? Was kannst du diesbezügliche anbieten? In deiner Rolle als BRtIn/FunktionärIn/GewerkschaftenIn? Gibt es Bedarf an Unterstützung? Wenn ja: Wie? Wo? Von Wem? Wünsche, Ideen, Visionen für zeitgemäße, zukunftsorientierte Rollen und Anforderungen an BR´s / FunktionärInnnen... Gibt sonst noch etwas was du mir sagen möchtest? Dankeschön 76 1 2 3 Interviewleitfaden MitarbeiterInnen Befragung „Personalentwicklung für ehrenamtliche FunktiönärInnen der GPA-djp OÖ, August / September 2012 Design & Umsetzung: Martina Fischer, FH Linz Ansatz: Es gibt vielfältige Annahmen über die Gründe, die einer stärkeren Beteiligung von Betriebrätinnen an der Gewerkschaft im Wege stehen. Diese sollen anhand dieses Projektes erforscht werden. Als Methode wird die wertschätzende Befragung gewählt. Appreciative Inquiry: Discovery Erkunden, was Gutes da ist Destiny Planen, was sein wird Dream Entwerfen, was sein könnte Design Gestalten, was sein soll Die wertschätzende Befragung hat aus der Methode heraus auch zusätzlich die Fähigkeit bereits als Intervention auf das System einzuwirken. Anstelle häufiger und anhaltender Problemtrance tritt Lösungsorientierung und Veränderung. Durchführung: Einzelinterviews in der Dauer von je 15-20 min, selbstverständlich unter dem Persönlichkeitsschutz eines Klientenverhältnisses. D.h. Ergebnisse und Aussagen kommen nur aggregiert, also als Gesamtergebnis, respektive als Cluster aus der Analyse in den Bericht. Belastbare Rückschlüsse auf Einzelpersonen sind daher nicht möglich und natürlich auch nicht erwünscht. 77 Interviewleitfaden Demographische Fragen: Name des/der Interviewten: _____________________________ Alter: ___________ Geschlecht: m/w Tätigkeit des/der Befragten: _____________________ Vollzeit/Teilzeit __________________ Datum des Interviews: ___________________ Fragenkatalog: 1. Was macht eine gute GewerkschafterIn aus? 2. Woran erkennst du eine gute FunktionärIn / BetriebsrätIn? Was macht eine gute FunktionärIn aus? 3. Was funktioniert gut in der Zusammenarbeit von Hauptamtlichen und FunktionärInnen / BetriebsrätInnen? 4. Was ist aus deiner Sicht verbesserungswürdig? 5. Was braucht es, damit es besser wird? Was kannst du dazu beitragen? 6. Wie sieht du die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten 10 Jahre? 7. Wo siehst du die GPA-djp OÖ in 2020? Wer sind die FunktionärInnen 2020? 8. Stell dir vor ich eine gute Fee und erfülle dir im Hinblick auf deine gewerkschaftliche Arbeit einen Wunsch. Wie würde dieser Wunsch lauten? 78 PROFILE & POTENZIALE Bezeichnung der Funktion: Persönliche Kompetenzen und Potentiale § Teamfähigkeit § Fähigkeit zur Führung und Motivierung von Kolleginnen § Kommunikationsfähigkeit § Vorbildkompetenz § Überzeugungskraft § Soziale Kompetenz und Engagement § Organisationsstärke und Projektorganisation § Selbstständigkeit § Fähigkeit zur Beratung § Umsetzen von Fachinformationen § Konfliktfähigkeit § Verhandlungsgeschick § Kreativität § Zuhörerin sein Grundvoraussetzung für gewerkschaftliches Handeln sind die Menschen die sich engagieren und solidarisch sich für Andere einsetzen. Fachliche Kompetenzen und Ausbildungen § Ausbildung: BR-Grundkurse, Gewerkschaftsschule, Zukunftsakademie § Aneignung von Fachwissen § Erfahrung im Umgang mit Mitgliedern/BetriebsrätInnen/Führungskräften § Organisation & Planung von Sitzungen/Veranstaltungen § Themenauswahl und Erarbeitung Kompetenzen die auch während der Funktion erlernt werden können. z.B.: mit Unterstützung der RegionalsekretärIn und der GPA-djp Allgemeine Kompetenzen und Potenziale § § § § § § eigenverantwortliches Handeln selbstständiges Arbeiten Belastbarkeit Teilnahme an GPA-djp Veranstaltungen/Aktionen Mitgestalten von GPA-djp Veranstaltungen Aktionen Mitgestaltung/Inputs in den unterschiedlichen Gremien Sind vorhanden 79 ROLLENBESCHREIBUNG Eingliederung der Funktion Wo Betrieb und / oder GPA-djp Rolle Betriebsrätin / Funktionärin Organisation GPA-djp Oberösterreich AnsprechpartnerIn Nahtstellenpartner Betreuende SekretärIn GPA-djp OÖ KollegInnen im Unternehmen BetriebsrätInnen aus der Region, Gewerkschaftsmitglieder aus der Region, potentielle Mitglieder im Betrieb und in der Region, GPA-djp Landesorganisation, Linz GPA-djp Regionalorganisation WB-Vorsitzende, ARGE-Vorsitzende Arbeiterkammer ÖGB Regionalorganisation ÖGB Landesorganisation Ziele/Aufgaben Rolle Kolleginnen, Gewerkschaftsmitglieder, BetriebsrätInnen, ArbeiternehmerInnenVertreterInnen im Betrieb / in der Region optimal betreuen. Neue Mitglieder werben und die Philosophie der GPA-djp nach außen repräsentieren. Die Rolle der Betriebsrätin / Funktionärin ist durch folgende Werte gekennzeichnet: Wertschätzung, Teamarbeit, Respekt, Solidarität, Überzeugung, Engagement und Verantwortung für das eigenen Handeln zu übernehmen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist: Der aktive persönliche Kontakt mit den Menschen, sich dafür Zeit nehmen. Diversität im BR und den Gremien fördern, dies bedeutet: ein bunt durchmischtes Team von Frauen, Männern, Jungen, Älteren, Menschen mit Beeinträchtigungen und ebenso Menschen mit Migrationshintergrund. 80 Fachaufgaben: Aufgaben / Tätigkeiten § Eigenständiges Arbeiten § Planung von Sitzungen (im Betrieb als auch regional) § Auswahl der Themen / Inputs und der Referentinnen § Organisation von Workshops und Klausuren § Organisation von Veranstaltungen (BR-Ausflug, Weihnachtsfeier,...) § Übernahme von Kompetenzen und Verantwortung § Arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen kennen und anwenden § Delegation von Kompetenzen und Verantwortung an das Team § Effiziente Arbeitsaufteilung- und einteilung im Team § Aufbau und Gestaltung einer internen Informationsstruktur für alle § Langfristige Nachfolgeplanung – Aufbau von „Jungen“ § Unterschiedlichkeit im Team beachten und § Frauen gezielt fördern, einbinden § Anregungen, Ideen, Wünsche, Neigungen und Fähigkeiten der Mitglieder erkennen und fördern (unterstützt durch die GPA-djp) § Teilnahme an Aus- und Weiterbildung der GPA-djp, AK, ÖGB,... Öffentlichkeitsarbeit: § Gewerkschaftliche Politik und Standpunkte vertreten: ArbeitnehmerInnenorientierte Wirtschafts- und Sozialpolitik, ArbeitnehmerInnen-orientierte Bildungsund Kulturpolitik, ArbeitnehmerInnen-orientierte Technologiepolitik, ArbeitnehmerInnen-orientierte Umweltpolitik, frauenspezifische ArbeitnehmerInnenpolitik, jugendspezifische ArbeitnehmerInnenpolitik § Kooperation mit anderen BetriebsrätInnen/FunktionärInnen § Überbetriebliche Aktionen setzen: Öffentliche Veranstaltungen durchführen, Aktionstag(e), Organisation von Flugzettelverteilungen, Mitglieder werben Interessensvertretung: § Mitgestaltung von Kampagnen § Organisatorische und politische Unterstützung der AK-Wahl § Service für bestehende und potentielle Mitglieder § Gewerkschaftliche Organisation: Mitgliederwerbung, Mitgliedererhaltung § Interessenspolitische Grundlagenarbeit: Aufbereitung im Team von gesellschaftspolitisch relevanten Daten und Fakten, Ideen und Konzepte (gewerkschafts-)politische Forderungen und Programme Verantwortlich für: § Aktive Teilnahme an Sitzungen, Veranstaltungen und Aktionen § Mitgliederwerbung und Mitgliedererhaltung § Mitarbeit und interne Koordinierung des BR-Teams mit der GPA-djp und dem Regionalsekretär Ort, Datum 81