Aus der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Direktor Univ.- Prof. Dr. med. Marek Zygmunt) der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Sensitivität und Spezifität der präoperativen axillären Sonographie in der Diagnostik von Lymphknotenmetastasen bei Patientinnen mit primärem Mammakarzinom Inaugural - Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Medizin (Dr. med.) der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 2011 vorgelegt von: Katharina Elisabeth Köhler geb. am: 27.06.1984 in Frankfurt am Main 1 Dekan: Prof. Dr. rer. nat. Heyo K. Kroemer 1. Gutachter: PD Dr. Ohlinger 2. Gutachter: PD Dr. Warm Ort: Greifswald, Tag der Disputation: 7.12.2011 2 Abkürzungsverzeichnis ABB: Abbildung ALNE: Axilläre Lymphknoten Entfernung Anz.: Anzahl CT: Computer Tomographie DCIS: Ductales Carcinoma in situ DKG-NT: Deutsche Krankenhaus Gesellschaft- Normal Tarif Eff.: Effizienz FDG: Fluodeoxiglucose FNAZ: Feinnadel Aspirations- Zytologie HE: Haematoxylin-Eosin IDC: Invasiv Ductales Carcinom ILC: Invasiv lobuläres Carcinom k. A.: keine Angabe LCIS: Lobuläres Carcinoma in situ LK: Lymphknoten MBQ: mega Becquerel MRT: Magnet Resonanz Tomographie NPW: Negativer prädiktiver Wert PPW: Positiver prädiktiver Wert Sens.: Sensitivität SLNB : Sentinel- Lymphknoten- Biopsie Spez.: Spezifität US: Ultraschall 3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1 Einführung in die Thematik 1.2 Problematik und Zielstellung 2. Patienten und Methodik 2.1 Patientengut 2.2 Beschreibung der durchgeführten Methoden 2.3 Sonographie 2.4 Sentinel- Lymphknoten- Biopsie 2.5 Pathologische Aufarbeitung 2.6 Erfassung der Daten 2.7 Statistische Auswertung 2.8 Methodenkritik 3. Ergebnisse 3.1 Beschreibende Statistik 3.2 Sensitivität und Spezifität des präoperativen Ultraschalls 4. Diskussion 4.1 Beschreibende Statisktik 4.2 Anzahl der Patientinnen 4.3 Erkrankungsalter 4.4 Histologischer Typ des Primärtumors 4.5 Metastasierungsrate 4.6 Abhängigkeit der Metastasierungsrate von der Histologie des Primärtumors 4 4.7 Größe des Primärtumors bei Diagnosestellung 4.8 Abhängigkeit der Metastasierungsrate von der Größe des Primärtumors 4.9 Abhängigkeit zwischen der Tumorgröße und der Durchführung einer SLNB 4.10 Lokalisation des Primärtumors 4.11 Sensitivität und Spezifität für das gesamte Kollektiv 4.12 Entwicklung der Sensitivität, der Spezifität und der Effizienz von 2004 – 2007 4.13 Das Sentinel – Lymphknoten Prinzip 4.14 Abhängigkeit der Sensitivät und der Spezifität von der Erfahrung des Untersuchers 4.15 Ultraschallkriterien für die Beurteilung der axillären Lymphknoten 4.16 Alternativen zum alleinigen Ultraschall 4.16.1 Feinnadel Aspirations- Zytologie 4.16.2 Stanzbiopsie 4.16.3 Magnetresonanztomographie (MRT) 4.16.4 Fluor – Deoxyglucose Positronen Emissions Tomographie (FDG- PET) 4.16.5 Single Photon Emission Computed Tomography – Computed Tomography (SPECT- CT) 4.17 Schlussfolgerung 5. Zusammenfassung 6. Literaturverzeichnis 7. Eidesstattliche Erklärung 5 1. Einleitung 1.1 Einführung in die Thematik Bei einer Brustkrebserkrankung ist der axilläre Lymphknotenstatus einer der wichtigsten prognostischen Faktoren [1-3]. Gemeinsam mit der Tumorgröße ist dieser ein verlässlicher Prädiktor im Tumorstaging, welcher eine Voraussage der Überlebenszeit zulässt [4, 5]. Er bildet darüber hinaus die Grundlage der Festlegung des operativen Vorgehens sowie der postoperativen Therapie. Werden Lymphknotenmetastasen diagnostiziert, so wird bei diesen Patientinnen eine totale axilläre Lymphknotenentfernung (ALNE) vorgenommen. Mit der Einführung verschiedener Verfahren zur Lymphknotendarstellung ist eine viel sensitivere und effizientere Beurteilung der axillären Lymphknoten möglich. Da ca. 60% der Patienten jedoch bei Diagnosestellung noch keine axilläre Metastasierung aufweisen, würde in diesen Fällen die ALNE eine Überbehandlung bedeuten, welche heutzutage mit einer guten präoperativen Diagnostik in vielen Fällen vermieden werden kann. Bei der Ausbreitung der Metastasen des Mammakarzinoms in die Lymphknoten spielt der Sentinel-Lymphknoten eine entscheidende Rolle. Der Begriff „Sentinel“ leitet sich von dem englischen Wort für „Wächter“ ab. Definiert ist der SentinelLymphknoten als der erste, den primären Tumor drainierende Lymphknoten. Die erste Erwähnung der Sentinel-Lymphknoten-Biopsie geht zurück auf eine klinische Beobachtung aus dem Jahr 1951. Im Zusammenhang mit einer Parotistumoroperation wurde ein unauffällig aussehender Lymphknoten, der an einer Verzweigung der Vena facialis lag, herausgenommen und histologisch untersucht. Im Schnellschnitt zeigte sich eine tumoröse Durchsetzung des Lymphknotens. Es erfolgte eine Neck Dissection [6]. 6 Erstmalig vorgestellt wurde das Konzept der Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SLNB) 1989 auf der 2. Internationalen Konferenz für Melanome der WHO und 1992 in der Zeitschrift Archives of Surgery publiziert. Jedoch wurde es vorerst nur in der Behandlung von Patientinnen mit einem malignen Melanom angewendet [7]. Ein Jahr später erfolgte die Erstbeschreibung im Zusammenhang mit dem Staging von Brustkrebspatientinnen. Krag et al. veröffentlichten eine Pilotstudie, in der sie ein radioaktiv markiertes Kolloid in den Primärtumor injizierten und den Sentinel-Lymphknoten mit einer Gamma Kamera aufsuchten [8]. 1994 wurde die Methode, wie sie bei Melanompatienten angewendet wurde, mit Injektion von blauer Farbe und entsprechender Anfärbung der SentinelLymphknoten erstmals bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt [9]. Beide Methoden finden bis heute breite Anwendung. Die Methode der SLNB bietet den Vorteil, dass man vielen Frauen eine ALNE ersparen kann. Die ALNE ist mit zum Teil schweren Folgebeeinträchtigungen für die Patientinnen verbunden. Das Risiko einer Lymphabflussstauung liegt bei der SLNB bei 3,5%, bei einer ALNE bei 19,1%. Eine Einschränkung der Schulterbeweglichkeit war in 3,5% der Patientinnen mit einer SLNB und in 11,3% der ALNE Patientinnen vorhanden. In 8,1% vs. 21,3% traten Schulter und Armschmerzen auf. 10,9% der Patientinnen, die eine SLNB erhielten, litten postoperativ unter Taubheitsgefühlen, bei der ALNE waren es 37,7% [10]. In einer anderen Arbeit lag der Anteil der Patientinnen mit einem postoperativen Lymphödem bei der Gruppe der SLNB bei 2,6% vs. 27%, wenn eine ALNE durchgeführt wurde [11]. 71% der Patientinnen konnten postoperativ nach SLNB innerhalb von 4 Tagen ihre normalen Tätigkeiten wieder aufnehmen, bei den Patientinnen, die eine ALNE erhielten, waren es nur 7% [12]. Um die Zahl der ALNE so gering wie möglich zu halten, wird daher an vielen Kliniken als ersten Schritt eine SLNB durchgeführt. Beide Prinzipien der SLNB (Detektion entweder mit Injektion von blauer Farbe oder eines radioaktiv markierten Kolloids in den Primärtumor mit Drainage über die Lymphe) finden 7 hierbei Anwendung. Dabei wird jener Lymphknoten als Sentinel-Lymphknoten definiert, der entweder am stärksten angefärbt ist oder die höchste radioaktive Strahlung abgibt [13]. Der Lymphknoten wird histologisch untersucht. Wenn keine Metastasen gefunden werden, so wird von einem N0 Stadium ausgegangen, und die Patientin benötigt keine weitere OP. Sind Metastasen nachweisbar, so wird anschließend eine ALNE durchgeführt. Auch in den neuen S3 Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Senologie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, die im April 2008 erschienen sind, wird die SLNB als gleichwertige Methode zur ALNE im Bezug auf die lokale Kontrolle der Axilla angesehen ( Empfehlungsgrad A) [14-16]und auf Grund der geringeren Morbidität empfohlen ( Level of evidence 1 B) [17-21] Die Prozedur der SLNB ist jedoch auf Grund der präoperativen Lymphszintigraphie, und der intraoperativen y- Strahlungsprobe sowie der intraoperativen pathologischen Untersuchung des Lymphknotens sehr aufwändig und mit vermehrten Kosten vergesellschaftet. Werden histologisch Mikrometastasen nachgewiesen, die im Schnellschnitt nicht zu sehen waren, so ist eine zweite Operation notwendig. Bei einem erfahrenen Operateur liegt die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich den Sentinel- Lymphknoten zu finden bei etwa 95%-98% [22]. Als alleinige Methode ist sie daher mit Unsicherheiten behaftet. Turner et al. zeigten in ihrer Studie aus dem Jahr 1997 mit einer Patientenzahl von 103, dass die Wahrscheinlichkeit von Metastasen auch außerhalb des Sentinel-Lymphknotens, bei unter 0,1% liegt [23]. Eine andere Studie von Fraile et al. hingegen beschreibt hierfür eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit von etwa 4% [24]. Bei einer ausgeprägten axillären Metastasierung kann der Sentinel – Lymphknoten schon so stark befallen sein, dass er keinen Farbstoff bzw. radioaktiv markiertes Kolloid mehr aufnimmt. Er wird dann nicht als Sentinel – Lymphknoten identifiziert, und ein anderer, möglicherweise noch nicht befallener Lymphknoten 8 wird entfernt. In diesen Fällen kann der axilläre Lymphknotenstatus nicht richtig vorhergesagt werden [25]. Auf Grund dieser methodischen Unsicherheiten bei der alleinigen SLNB wird deutlich, dass weitere diagnostische Kriterien notwendig sind, die bereits präoperativ einen Anhalt über den Befall der Lymphknoten geben und eine klare Indikation für oder gegen eine SLNB stellen. Es gibt verschiedene Verfahren, die axillären Lymphknoten darzustellen. An erster Stelle steht nach wie vor die klinische Untersuchung. Obwohl allgemein bekannt ist, dass diese Methode besonders bei Patientinnen mit Übergewicht nur eine geringe Aussagekraft besitzt, wir sie dennoch in fast jedem Fall durchgeführt. Brustkrebserkrankungen werden auf Grund einer sehr ausgeprägten Aufklärungsarbeit immer früher entdeckt. Daher finden sich jedoch oft nur sehr kleine Metastasen in der Axilla, die nicht palpabel sind. Die Sensitivität der klinischen Untersuchung liegt im besten Fall bei 45% und ist somit nicht alleine geeignet, eine genaue Aussage über den axillären Lymphknotenstatus zu treffen [26]. Eine Möglichkeit der präoperativen Bildgebung ist die Darstellung mittels MRT. Zur besseren Darstellung der Lymphknoten wurden den Patientinnen ca. 24 Stunden vor der Untersuchung Ultrasmall Superparamagnetic Iron Oxide Enhancement (USPIO) per Infusion verabreicht. Für diese Untersuchung wird eine Sensitivitäten von 82% - 100% und eine Spezifität von 98% - 100% beschrieben [27, 28]. Memarsadeghi et al. haben zusätzlich das MRT mit UPSIO Gabe mit dem einfachen MRT ohne UPSIO verglichen und signifikant bessere Werte für das MRT plus UPSIO Gabe gefunden [28]. Es handelt sich jedoch um eine sehr aufwändige Methode, der Preis für eine MRT Untersuchung liegt bei ca. 340 Euro (nach DKG-NT). Das präoperative FDG-PET ist eine relativ neue Methode um axilläre Lymphknoten sichtbar zu machen. Hierbei wird Fluor-Deoxyglucose F18 (FDG) injiziert und nach 100 min eine Positronen-Emissions-Tomographie angefertigt. Bei größeren Primär-Tumoren beschreibt die Arbeitsgruppe von 9 Chung et. al. in einer Studie mit 51 Patientinnen eine Sensitivität von 90%- 100%, bei kleineren Primär-Tumoren jedoch eine hohe Rate von falsch negativen Ergebnissen [29]. Eine weitere Studie zu dieser Methode gibt eine Sensitivität von 84,5% und eine Spezifität 98,5% bei einer Fallzahl von 275 Patientinnen an [30]. Dieses ist ebenfalls eine aufwändige Untersuchung, der Preis nach DKG-NT liegt hierfür bei 644 Euro. Jedoch sind sowohl die FDG-PET als auch die MRT Untersuchung nur an wenigen Standorten verfügbar und mit hohen zusätzlichen Kosten behaftet. Eine kostengünstige, nicht invasive und in vielen Kliniken verfügbare Methode ist der Hochfrequenz-Ultraschall. Schon lange wird dieser zur Darstellung des axillären Lymphknotenstatus genutzt. In einer Arbeit von Bruneton et al. aus dem Jahre 1986 mit einer Patientenanzahl von 60 wird eine Sensitivität des Ultraschalls im Vergleich zur klinischen Untersuchung von 72,7% vs. 45,2% gefunden [26]. Auch in vielen anderen Studien liegt die Sensitivität des Verfahrens zwischen 55% und 84%. Die Spezifität liegt in allen Studien etwas höher, bei im Durchschnitt 84%. Die Anzahl der in die Studie eingeschlossenen Patienten lag zwischen 40 – 140 [31-33]. In neueren Studien ist die Spezifität deutlich höher bei deutlich geringerer Sensitivität. Die Arbeitsgruppe von Mathijssen et al. beschreibt eine Sensitivität von 34,0%, bei einer sehr hohen Spezifität von 98,6% [34]. Nori et al. gibt in seiner Arbeit aus dem Jahr 2005 eine Sensitivität von 46,2% und eine Spezifität von 86,6% an [35]. Eine sehr hohe Sensitivität von 95%, allerdings auf Kosten einer geringen Spezifität von 44% wird von Deurloo et al. beschrieben [36]. Die Effizienz des präoperativen Ultraschalls lag hingegen in allen Arbeitsgruppen bei ca. 72%. Die unterschiedlichen Ergebnisse für die Sensitivität und Spezifität sind begründet den verschiedenen Kriterien, die für die Beurteilung der Lymphknoten herangezogen wurden. Bruneton et al. definierten eine Axilla als metastatisch befallen, wenn sie mehr als einen mindestens 5 mm großen Knoten detektierten 10 [26]. In der Studie von Mathijssen et al. wurden Lymphknoten, die entweder größer als 3 mm waren oder eine runde Form anstatt einer ovalen hatten oder echoreich und heterogen waren bzw. auch mehrere dieser Merkmale aufwiesen, als maligne eingestuft [34]. Ein weiteres Verfahren zur Sicherung der axillären Lymphknoten ist die ultraschallgestützte Feinnadel-Aspirations-Zytologie (FNAZ), sowie die ultraschallgestützte Stanzbiopsie. Bei diesen Verfahren werden unter UltraschallKontrolle Biopsien der Lymphknoten genommen und zytologisch/ histologisch untersucht. Für die FNAZ liegt die Sensitivität bei ca. 53,4% - 100% und die Spezifität bei 98%- 100% [37-45]. Bei der ultraschallgestüzten Stanzbiopsie liegt die Sensitivität bei 53,4%-92% und die Spezifität bei 100% [46-48]. 1.2 Problematik und Zielstellung Die Methode der SLNB ist, wie oben beschrieben, mit Unsicherheiten, einem erhöhten Aufwand sowie Risken und zusätzlichen Kosten behaftet. So ist es wünschenswert, die Anzahl an unnötigen SLNB zu minimieren. Gleichzeitig wird angestrebt, die Anzahl an ALNE bei Patientinnen, die keine Metastasierung aufweisen, so gering wie möglich zu halten. Als präoperative Bildgebung wird daher an der Universitäts-Frauenklinik in Greifswald die Ultraschalluntersuchung eingesetzt, auf Grundlage derer der axilläre Lymphknotenstatus eingeschätzt und das weitere Vorgehen geplant wird. Ziel dieser Arbeit ist es, an Hand von retrospektiv erhobenen Daten die Sensitivität, die Spezifität, den positiven prädiktiven Wert, den negativen prädiktiven Wert und die Effizienz des präoperativen Unltraschalls zu bestimmen. Die Ergebnisse werden mit dem derzeitigen Stand der Literatur und anderen Arbeiten zu diesem Thema verglichen. An Hand der Ergebnisse wird analysiert, ob der Ultraschall eine gute prognostische Abschätzung über den Lymphknotenstatus erlaubt oder ob er mit anderen Verfahren kombiniert werden sollte. 11 2. Patienten und Methodik 2.1 Patienten Die retrospektiv erhobenen Daten beziehen sich auf Patientinnen, die in der Zeit vom 1. Januar 2004 bis 31. Dezember 2007 an einem Mammakarzinom in der Universitäts Frauenklinik der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswalds operiert wurden. Bei allen Patientinnen wurde präoperativ ein Ultraschall der axillären Lymhknoten durchgeführt. Nach Dokumentation der Befunde im Untersuchungsprotokoll erfolgte eine Bewertung der Lymphknoten als entweder nicht karzinomverdächtig (benigne, unklar aber eher benigne) oder als karzinomverdächtig (maligne, unklar aber eher maligne). Wurden die Lymphknoten als benigne oder unklar oder eher benigne eingestuft, so erfolgte eine Sentinel – Lymphknoten Biopsie. Wurden die Lymphknoten hingegen als maligne eingestuft, so erfolgte eine totale axilläre Lymphknotenentfernung. Zur Überprüfung der diagnostischen Wertigkeit des Untersuchungsverfahrens wurden jene Patientinnen ausgewählt, bei denen sowohl der Ultraschallbefund als auch der postoperative histologische Befund auswertbar waren. Hatten Patientinnen auf beiden Seiten einen Tumor, so gingen sie zweimal in die Statistik ein. 2.2 Beschreibung der durchgeführten Methoden 2.2.1 Sonographie Die Sonographie der 420 Patientinnen wurde in der Universitätsfrauenklinik, im Funktionsbereichbereich Senologie von insgesamt 9 verschiedenen Ärzten durchgeführt. Ein Untersucher mit der Klassifikation DEGUM 3 hat 93 12 Patientinnen untersucht. Die anderen Patientinnen wurden von erfahrenen Assistenzärzten mit der Klassifikation DEGUM 1 sonografiert. Als Ultraschallgeräte standen ein Hitachi EUB 6000 (Tokyo, Japan) mit 7,5/ 10 MHz ( 7,5 cm Schallkopfbreite) und 5/ 7,5/ 10 MHz ( 5 cm Schallkopfbreite) Linearschalkopf, ein Hitachi 8500 mit einem7,5/13 MHz ( 5cm Schallkopfbreite) und einem 7,5/10 MHz ( 7,5cm Schallkopfbreite) Linearschallkopf zur Verfügung, sowie ein Sonotron Diasonics Prisma ( Wien, Österreich) mit 10 Mhz Linearschallkopf (5 cm Schallkopfbreite). Ein standardisierter Mammasonographiebogen der Universitätsfrauenklinik wurde zur Dokumentation der erhobenen Befunde genutzt. Die Untersuchung erfolgte ebenfalls in standardisierter Weise. Die Patientinnen lagen auf dem Rücken und hatten die Hände unter den Kopf gelegt. Somit war der Arm um 90 Grad außenrotiert und um 110 Grad abduziert. In dieser Position haben die axillären Gefäße einen nahezu graden Verlauf und alle Strukturen können gut beurteilt werden. Der Schallkopf wurde dabei in transversaler und sagitaler Schnittebene geführt. Die Lymphknoten auf der Gegenseite wurde ebenfalls beurteilt und als nicht suspekte Vergleichsgruppe herangezogen. Folgende Kriterien für die Benignität bzw. Malignität eines Lymphknotens wurden zugrunde gelegt: 1. Der Lymphknoten weist normalerweise eine ovale Form auf. Eine runde Form gilt als Malignitätskriterium. 2. Ebenfalls wird eine Rindenverdickung als maligne angesehen. Ist die Breite des Hilus im Verhältnis zur Gesamtlänge < ca. 50%, so wird der Lymphknoten als maligne eingestuft. (siehe Abb. 1 und 2) Diese Kriterien waren allen Untersuchern bekannt. Die Lymphknoten wurden jedoch nicht objektiv vermessen, sodass die subjektive Beurteilung der Untersucher das Ergebnis beeinflusst. 13 Abb. 1: Benigner Lymphknoten: echoreiches Mark, schmale echoarme Rinde, oval, erhaltene Mark- Rinden Differenzierung. Abb. 2: Maligner Lymphknoten: echoarm, inhomogen, rund, keine Mark- Rinden Differenzierung. 14 2.2.2 Sentinel – Lymphknotenmarkierung und Biopsie Die Sentinel-Szintigraphie wurde im Zentrum für Nuklearmedizin der Universität Greifswald durchgeführt. Die Darstellung des Lymphabflusses erfolgte mit dem radioaktiv markierten Serumalbumin Technetium 99m. Den Patientinnen wurden an der Stelle des primären Tumors vier Hautquaddeln gesetzt, mit einer Gesamtdosis von ca. 40-50 MBQ. Unmittelbar danach wurden statische Aufnahmen angefertigt. Die Patientinnen lagen zuerst auf dem Rücken, dann auf der Seite. Anschließend wurden Aufnahmen im Stehen angefertigt. Zuerst von vorn, anschließend von der Seite und schräg von vorn. Die Lymphknoten wurden mit einer äußeren radioaktiven Quelle aufgesucht und der Punkt auf der Haut markiert. Anschließend wurde das eingezeichnete Areal fotografiert. Seit Juni 2007 wurden zusätzlich zu den statischen Aufnahmen noch zu Beginn der Messung 15 dynamische Aufnahmen angefertigt, bei denen die Patientinnen auf dem Rücken lagen und ein Bild jeweils eine Minute einlief. Mit Hilfe dieser Aufnahmen ist eine bessere Differenzierung zwischen Lymphbahn und Knoten möglich. Bei einer Halbwertszeit des Techniciums 99m von ca. 6 Stunden erfolgte die OP noch am selben Tag, im optimalen Fall direkt im Anschluss an die Szintigraphie. Intraoperativ wurde zunächst mit einer Detektionssonde (bis April2007 mit einer Gammasonde Navigator der Firma TYKO, und ab April 2007 mit der Sonde CXSSG 03 der Firma Crystal Photonics GmbH) die Radioaktivität über dem Tumor und über der Axilla bestimmt und dokumentiert. Im ersten Schritt wurden anschließend der Primärtumor entfernt. Im zweiten Schritt wurde der SentinelLymphknoten mit der Gammasonde aufgesucht. Lag der Lymphknoten in der Nähe des Primärtumors, so wurde er über die primäre Wundhöhle in der Brust aufgesucht und herausgenommen. Lag er weiter axillär, so erfolgte ein zweiter Schnitt über dem Lymphknoten. In einigen Fällen zeigten mehrere Lymphknoten eine hohe radioaktive Qualität. Diese wurden ebenfalls entfernt und pathologisch 15 aufgearbeitet. Anschließend wurde die Restradioaktivität bestimmt und dokumentiert. Bis Ende des Jahres 2006 wurde bei den Patientinnen ein Schnellschnitt der Wächterlymphknoten angefertigt. Zeigte dieser Metastasen, so wurde in gleicher Sitzung eine ALNE durchgeführt. Da der Schnellschnitt an sich jedoch schon mit Unsicherheiten behaftet ist, und zudem Mikrometastasen nicht nachgewiesen werden können, wurde in Absprache mit den zuständigen Pathologen die Vorgehensweise verändert. Seit dem 01.01.07 wird kein Schnellschnitt mehr angefertigt, sondern ggf. eine zweizeitige Operation durchgeführt. In der vorliegenden Arbeit wurde der endgültige histologische Befund und nicht das Ergebnis des Schnellschnittes zur Auswertung genutzt. 2.2.3 Histopathologische Aufarbeitung Die Lymphknoten wurden im OP entnommen und in 4,5%igem Formalin fixiert. Lymphknoten, die kleiner waren als 1 cm, wurden ganz eingebettet, Lymphknoten über 1 cm wurden in 0,5 cm Scheiben lamelliert und in einen Paraffinblock eingebracht. Das Schnittpräparat wurde mit der HE Färbung angefärbt und unter dem Mikroskop begutachtet. Wurden hierbei Metastasen festgestellt, galt dies als eindeutiger Nachweis. Waren beim ersten Mikroskopieren keine Metastasen nachweisbar, so wurden Schnitte mit einer Dicke von 500 µm angefertigt und erneut begutachtet. Beim invasiv ductalen Mammakarzinom erfolgte lediglich eine HE Färbung, beim invasiv lobulären Mammakarzinom wurde zusätzlich bei dem Verdacht auf Metastasen noch eine immunhistochemische Färbung ( MNF116 oder AE1/3) durchgeführt. 16 2.3 Erfassung der Daten Retrospektiv wurden Daten von Patientinnen, die in der Zeit vom 1. Januar 2004 bis zum 31. Dezember 2007 in der Universitätsfrauenklinik Greifswald auf Grund eines Brustkrebsleidens operiert wurden und entweder eine Senitel – Lymphknotenbiopsie oder eine totale axilläre Lymphknoten Dissektion erhielten ausgewertet. Die Akten der Patientinnen wurden im Funktionsbereich Senologie der Universitätsfrauenklinik eingesehen, und folgende Daten wurden erfasst: Patientenbezogene Daten ( epidemiologische Daten) Größe des Primärtumors Histologie des Primärtumors Lokalisation des Primärtumors Präoperativer Ultraschallbefund Art der durchgeführten Therapie Postoperativer histopathologischer Befund des Senitel- Lymphknotens Postoperativer histopathologischer Befund der axillären Lymphknoten Alle Daten wurden verschlüsselt in einer Exceltabelle erfasst. Die histopathologische Einteilung, der Lymphknotenstatus sowie die Größeneinteilung erfolgten an Hand der TNM Klassifikation (6. Auflage). ( Tab. 1) 17 Tabelle 1. Klassifikation der Tumore [49] Tumorgröße (T) Befallene Fernmetastasen Lymphknoten Tumorart (M) (N) T0: Kein Tumor N0: keine M0: Nicht invasiv: Tis: Carcinoma in N1: 1-3 in der Achsel keine DCIS= Ductales Carcinoma in situ N2: 4-9 in der Achsel Fernmetastasen situ. T1 a: bis 0,5cm N3: 10 oder mehr in M1: LCIS= Lobuläres Carcinoma in b: 0,5 -1cm der Fernmetastasen situ c: 1-2cm unter/ T2: >2cm bis 5cm Achsel oder über dem Invasiv: Schlüsselbein IDC: Invasiv Ductales T3: >5cm Carcinom T4: jede Größe mit ILC: Invasiv Lobuläres Ausdehnung Carcinom; Haut od. auf Brust- Muzinös wand Papillös Tubulär 2.3.1 Statistische Auswertung: In Gegenüberstellung des Ergebnisses der axillären Sonographie mit dem histologischen Ergebnis mittels Vierfelderkontingenztafel wurden Sensitivität, Spezifität, positiver und negativer Vorhersagewert und die Effizienz der Methode berechnet. Die Sensitivität einer Methode gibt den Anteil der Erkrankten an, bezogen auf alle Erkrankten, bei denen die Erkrankung auch erkannt wurde. Für die vorliegende Arbeit bedeutet das, dass bei Patienten, bei denen der Ultraschallbefund als maligne eingestuft wurde, die Lymphknoten im histologischen Schnitt auch tatsächlich Metastasen aufwiesen. Die Spezifität bezeichnet die Gruppe der Patientinnen, die gesund sind, bezogen auf alle gesunden Patientinnen, und vom 18 Test auch als gesund erkannt wurden, was bedeutet, dass die Patienten, bei denen die Lymphknoten bei der Ultraschalluntersuchung nicht suspekt aussahen, auch im Lymphknotenpräparat keine Metastasen aufwiesen. Der positive Vorhersagewert, auch als Relevanz bezeichnet, gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein als gesund erkannter Patient auch tatsächlich gesund ist. Dieses bedeutet für die vorliegende Arbeit, dass mit der Relevanz der Teil der im Ultraschall als gesund eingestuften Patientinnen, die in der endgültigen Histologie keine Metastasen aufwiesen, bezogen auf alle durch den Ultraschall als gesund eingestuften Patientinnen bezeichnet werden. Mit dem negativen Vorhersagewert, der auch Segreganz genannt wird, gibt man die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein als krank erkannter Patient auch tatsächlich erkrankt ist. Dieses ist der Anteil der Patientinnen, die im Ultraschall als erkrankt eingestuft wurden, und in der endgültigen Histologie Metastasen aufwiesen, bezogen auf alle im Ultraschall als erkrankt eingestuften Patienten. Die Effizienz bezeichnet den Anteil am Gesamtkollektiv, der richtig klassifiziert wurde, d.h. die Gesunden, die als gesund klassifiziert wurden, und die Kranken, die als Krank klassifiziert wurden, bezogen auf das Gesamte Kollektiv. Die Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung der primären Tumore wurden mit dem χ2-Test nach Pearson geprüft. Als signifikant galten Ergebnisse, wenn eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% (p = 0,05) nicht überschritten wurde. 2.4 Methodenkritik: Die relativ große Anzahl an verschiedenen Ärzten und die unterschiedliche Erfahrung der Untersucher mindern die Aussagekraft über die Sensitivität und Spezifität der Methode. Obwohl Kriterien existieren, an Hand derer sich der Lymphknoten einstufen lässt, ist es doch auch eine subjektive Entscheidung des 19 Untersuchers. Ein korrekter interindividueller Vergleich der Untersucher ist nicht möglich, da im Normalfall nur ein Untersucher eine Patientin gesehen hat. Für einen Vergleich müssten alle Untersucher alle Patientinnen geschallt haben. Eine weitere Einschränkung der Aussagekraft ist die Tatsache, dass es sich um eine retrospektive Studie handelt. Um eine genauere Aussage über die Sensitivität und die Spezifität des präoperativen Ultraschalls geben zu können, sollte eine prospektive Studie mit einer minimalen Anzahl an Untersuchern durchgeführt werden. Differenzierte einheitliche morphologische Kriterien zur Unterscheidung zwischen benignen und malignen Lymphknoten wären hilfreich. Weiterhin sollte eine Patientin unabhängig voneinander von mehr als einem Untersucher sonographiert werden, um den Anteil an subjektiver Empfindung des Untersuchers zu minimieren. Der Vorteil einer retrospektiven Studie ist jedoch die Tatsache, dass sie die tatsächlichen klinischen Verhältnisse abbildet. 20 3. Ergebnisse: 3.1 Beschreibende Statistik: Insgesamt wurden in der Zeit vom 01.01.2004 bis zum 31.12.07 628 Operationen auf Grund eines Mammakarzinoms in der Universitätsfrauenklinik in Greifswald durchgeführt. 137 davon waren Carcinomata in situ. Diese Patientinnen erhielten keine SLNE oder ALNE, sodass sie nicht in die Auswertung mit aufgenommen wurden. Bei 16 Patientinnen, die entweder eine ALNE oder eine SLNB erhalten hatten, waren die Akten auf Grund von fehlenden oder unvollständigen Befunden nicht auswertbar. Bei 62 Patientinnen wurde eine neoadjuvante Chemotherapie durchgeführt. Diese Patienten wurden in die Auswertung nicht mit aufgenommen. 9 Patientinnen hatten entweder zeitgleich oder zeitverzögert auf der kontralateralen Seite ein Zweitkarzinom. Somit gingen insgesamt 420 Patientinnen in die Auswertung ein. Auf Grund der Zweitkarzinome ergibt sich eine Gesamtzahl an Ultraschalluntersuchungen bzw. Operationen von 429. Alle Patientinnen erhielten einen präoperativen Ultraschall im Rahmen des Tumorstagings. An Hand dieses Befundes wurde entschieden, ob die Patientinnen eine Sentinel- Lymphknoten- Biopsie oder eine primäre totale axilläre Lymphknotenentfernung erhielten. Das Durchschnittalter der Patientinnen betrug 60,9 Jahre. Die jüngste Patientin war 24 Jahre, die älteste war zum Zeitpunkt der Operation 91 Jahre. Der mit Abstand größte Teil der Patientinnen lag im Alter zwischen 50 und 69 Jahren (60%). 16% der Patientinnen waren zum Zeitpunkt der Diagnosestellung unter 50 Jahren, 84% waren über 50 Jahre, und 17/429 Patientinnen (4%) waren bereits über 80 Jahre alt. (Abb. 3) 21 180 158 160 140 Anzahl Anzahl 120 99 100 85 Anzahl 80 56 60 40 20 16 5 9 20-29 30-39 1 0 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90-99 Alter Abb. 3 Altersverteilung der Patientinnen Abbildung 4 fasst die Verteilung der einzelnen Tumore im untersuchten Patientenkollektiv zusammen. Der weitaus größte Teil der Tumore waren mit 83% (357/429) invasiv ductale Karzinome. Am zweithäufigsten fanden sich mit ca. 12% (51/429) invasiv lobuläre Karzinome und am dritthäufigsten waren die muzinösen (8/429) und tubulären (11/429) Karzinome mit jeweils knapp 2,5%. Nur 2 Patientinnen hatten ein papilläres Karzinom (0,4%). 400 357 350 Anzahl 300 250 Anzahl 200 150 100 51 50 0 Invasiv Invasiv Duktal Lobulär 8 11 2 Muzinös Tubulär Papillär Tumortypen Abb. 4 Aufteilung der Tumore nach der Histologie in invasiv duktal, invasiv lobulär, muzinös, tubulär und papillär 22 Ordnet man die histologische Differenzierung der Tumore prozentual den Patientinnen mit Makrometastasen zu, so zeigt sich ein Häufigkeitsgipfel von 39% (20/51) beim invasiv lobulären Karzinom. 27% (98/357) der Patientinnen mit einem invasiv ductalen Karzinom zeigen Makrometastasen. Patientinnen mit einem muzinösen oder tubulären Karzinom wiesen in ca. 12% bzw. 9 % der Fälle axilläre Makrometastasen auf. Betrachtet man den Anteil der Patientinnen, die Mikrometastasen haben, so liegt er bei den tubulären Karzinomen mit 9% am höchsten, wobei insgesamt nur 11 Patientinnen einen solchen Tumor aufwiesen. Bei den weitaus häufigeren Tumoren, den invasiv duktalen und invasiv lobulären Karzinomen, liegt der prozentuale Anteil an Mikrometastasen bei 4% bzw. 2%, wie in Abbildung 5 zu erkennen ist. 45% 39% 40% 35% 30% Makrometastasen 27% Mikrometastasen 25% 20% 12% 15% 10% 5% 9% 9% 4% 2% 0% 0% Invasiv duktal n = 357 Invasiv Lobulär n = 51 Muzinös n = 8 Tubulär n = 11 Tumortyp Abb. 5 Prozentualer Anteil der Patientinnen, die eine axilläre Metastasierung hatten, aufgeteilt nach der Histologie des primären Tumors in invasiv ductal, invasiv lobulär, muzinös und tubulär. Entsprechend der TNM Klassifikation der WHO ist die Größenverteilung der primären Tumore in Abbildung 6 dargestellt. Der mit Abstand größte Teil der Patientinnen hatte bei Diagnosestellung einen Tumor der Größe pT1c (38,4%) oder pT2 (34,0%). Einen Tumor mit der Größe pT1b wiesen 17% auf und 6% der 23 Patientinnen hatten bei Diagnosestellung die Größe pT3. Die anderen 4% teilen sich auf die Größen pT1a und pT4 auf. 180 165 160 149 140 Anzahl 120 100 Anzahl 75 80 60 40 20 27 5 8 0 pT1 a pT1 b pT1 c pT2 pT3 pT4 Tumorgröße Abb. 6 Aufteilung der primären Tumore nach der Größe In Abbildung 7 ist deutlich zu erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit einer axillären Metastasierung mit zunehmender Größe ansteigt. Bei sehr kleinen Tumoren der Größe pT1a liegt in keinem Fall eine Metastasierung vor. Bei Tumoren der Größe pT1b lag die Rate an axillären Metastasen bei sehr geringen 12%. 23% der Patientinnen mit einer Tumorgröße von pT1c, und nahezu jede zweite Frau mit einer Tumorgröße von pT2 wiesen Metastasen auf. Bei großen Tumoren des Stadiums pT3 zeigten 70%, und bei Tumoren der Größe pT4 zeigen alle Patientinnen bereits Metastasen. 24 100% 100% 90% 80% 70% 70% 60% 45% 50% Metastasen in Prozent 40% 30% 23% 20% 12% 10% 0% 0% pT1 a pT1 b pT1 c pT2 pT3 pT4 Tumorgröße Abb. 7 Prozentualer Anteil der Patientinnen, die eine axilläre Metastasierung hatten, aufgeteilt nach der Größe des primären Tumors Betrachtet man nun das Verhältnis von ALNE zu SLNB, so ist, wie in Abbildung 8 deutlich zu erkennen, die Zahl der durchgeführten ALNE in den vier untersuchten Jahren immer weiter zurück gegangen und im Gegenzug die Anzahl der SLNB deutlich angestiegen. Im Jahr 2004 wurde nur bei 13 Patientinnen eine SLNB durchgeführt, und bei 61 Patientinnen eine ALNE. 2005 wurde an Hand des Ultraschalls bei 34 Patientinnen die Indikation für eine SLNB, und bei 51 Patientinnen für eine ALNE gestellt. Im Jahr 2006 ist die Anzahl der Patientinnen, bei denen eine SLNB durchgeführt wurde von 34 auf 102 deutlich gestiegen. In diesem Jahr erhielten nur 22 Frauen eine ALNE. 2007 wurde bei 134 Frauen eine SLNB und bei 12 eine ALNE durchgeführt. (Abb.8) 25 160 140 12 ALNE/ SLNB 120 22 ALNE 100 SLNB 80 60 40 102 61 20 0 134 51 34 13 2004 2005 2006 2007 Jahre Abb. 8 Verteilung von SLNB und ALNE in den Jahren von 2004 - 2007 Mit zunehmender Tumorgröße nimmt die Zahl an SLNB ab, und die Zahl der ALNE steigt an. Bei einer kleineren Tumorgröße von pT1 bzw. pT1b ist die Rate an ALNE recht gering. Sie liegt bei ca. 25% bzw. 18%. Ebenso bei Tumoren der Größe pT1c. Bei Tumoren mit einer Größe von pT2 wurden in ca. der Hälfte der Fälle (53%) eine SLNB und in der anderen Hälfte eine ALNE vorgenommen. Bei größeren primären Tumoren überwog die Anzahl der durchgeführten ALNE. Wiesen die Patientinnen eine primäre Tumorgröße von pT3 auf, so wurde in 60% der Fälle eine ALNE durchgeführt, bei Patienten in einem Tumorstadium von pT4 wurde in jedem Fall eine ALNE durchgeführt. (Abb.9) 26 100% 90% 25% 18% 25% 80% 47% 70% 60% 60% 100% 50% 40% 75% 82% ALNE SLNB 75% 30% 53% 20% 40% 10% 0% pT1 a pT1 b pT1 c pT 2 pT3 0% pT4 Abb. 9 Verteilung von SLNB zu ALNE bezogen auf die Größe des Primärtumors Aufgeteilt nach dem histologischen Typ des primären Tumors sah das Verhältnis von SLNB zu ALNE wie folgt aus: Bei den invasiv ductalen Karzinomen wurde bei ca. 60% (243/409) der Patientinnen eine SLNB durchgeführt. Bei den invasiv lobulären Karzinomen lag der Prozentsatz etwas höher bei ca. 70% (36/52). In 50% (5/10) der Fälle bei Patientinnen mit einem muzinösen Karzinom wurde eine SLNB durchgeführt. 63% (7/11) der Frauen mit einem papillären Karzinom erhielten eine SLNB (Abbildung 10). 27 100% 90% 28% 30% 35% 80% 50% 70% 60% ALNE 50% SLNB 40% 72% 70% 65% 30% 50% 20% 10% 0% invasiv ductal n = 357 invasiv lobulär muzinös n = 8 n = 51 Tumortyp tubulär n = 11 Abb. 10 Verteilung von SLNB zu ALNE bezogen auf die Histologie des Primärtumors Betrachtet man die Lokalisation des Primärtumors, so ergab sich folgende Verteilung: Auf der rechten Seite lagen 40% (78/197) im äußeren oberen Quadranten, 32% (63/197) im inneren oberen Quadranten. 18% (37/197) der primären Tumore lagen im inneren unteren und knapp 10% (19/197) lagen im äußeren unteren Quadranten (Abbildung 11). 90 80 78 70 60 63 50 40 Anzahl 37 30 20 19 10 0 oben aussen unten aussen unten innen Lokalisation Abb. 11 Lokalisation des primären Tumors auf der rechten Seite. 28 oben innen Auf der linken Seite lag der Hauptteil von 47% (109/232) der primären Tumore im unteren äußeren Quadranten. Am zweithäufigsten, in etwa 30% der Fälle war der Tumor im oberen äußeren Quadranten lokalisiert (69/232) und wie auf der Gegenseite lagen nur ca. 23% (54/232) in den beiden unteren Quadranten (Abbildung 12). Lokalisation der Tumore auf der linken Seite 120 109 100 80 69 60 Anzahl 35 40 19 20 0 oben aussen unten aussen unten innen oben innen Lokalisation Abb. 12 Lokalisation des primären Tumors auf der linken Seite. In der rechts/ links Verteilung besteht kein signifikanter Unterschied. 197 der primären Tumore sind auf der rechten, 232 auf der linken Seite lokalisiert. Auch in der Verteilung von oberem und unterem Quadranten besteht kein signifikanter Unterschied. 185 der primären Tumoren sind in den beiden oberen Quadranten lokalisiert, 244 in den beiden unteren. In der Verteilung von innen zu außen besteht ein signifikanter (p=0,05) Unterschied. 319 der primären Tumoren ist in den beiden äußeren Quadranten lokalisiert, 110 in den beiden inneren. 29 3.2 Sensitivität und Spezifität des präoperativen Ultraschalls In Abbildung 13 sind die Werte für das gesamte Patientinnenkollektiv der vier untersuchten Jahre dargestellt. Von den 429 Axillae wurden 283 als unauffällig angesehen, und es wurde eine SLNB durchgeführt. Die richtig negativ Rate lag bei 219/283 (77%) und die falsch negativ Rate betrug 64/283 (23%). Bei 146 Axillae wurde der präoperative Sonographiebefund als maligne eingestuft, und diese Patientinnen erhielten eine ALNE. Der Anteil an richtig positiven lag bei 75/146 (51,3%) und der Anteil an falsch positiven bei 71/146 (48,7%). Bei 64/429 (14,9%) musste zusätzlich zu der SLNB noch eine ALNE durchgeführt werden, bei 71/429 (16,5%) der Patientinnen wurde eine ALNE durchgeführt, wobei eine SLNB ausreichend gewesen wäre. Somit wurde bei 135/429 (31,4%) der Lymphknotenstatus nicht richtig vorhergesagt. Axillae n= 429 US unauffällig n = 283 US suspekt n = 146 SLNB ALNE keine Metastasen n = 219 (51,2%) Metastasen n = 64(14,9%) keine Metastasen n = 71(16,5%) Abb. 13 Schematische Darstellung von Ultraschallbefunden zu operativem Outcome 30 Metastasen n = 75( 17,4%) Hieraus errechnet sich somit eine Sensitivität von 53,6% und eine Spezifität von 75,5%. Die Effizienz des präoperativen Ultraschalls beträgt 68,5% bei einem positiven Vorhersagewert von 77,3% und einem negativen Vorhersagewert von 51,3%. (Abb.14) 100,0% 90,0% 75,5% 80,0% 77,3% 68,5% Prozentsatz 70,0% 60,0% 53,6% 51,3% 50,0% 40,0% 30,0% 20,0% 10,0% 0,0% Sensitivität Spezifität Effizienz PPW NPW Abb. 14 Sensitivität, Spezifität, Effizienz, positiver Vorhersagewert, negativer Vorhersagewert berechnet für das gesamte Patientenkollektiv der vier untersuchten Jahre. Diese Werte waren jedoch in den untersuchten 4 Jahren nicht für jedes Jahr identisch. Aufgesplittet nach Jahren sehen die Werte wie folgt aus: Im Jahr 2004 ergab sich für den präoperativen Ultraschall eine sehr geringe Spezifität von 23%. Diese steigt in 2005 auf 46%. In den Jahren 2006 und 2007 erreicht sie ein Plateau, bei 95% bzw. 96%. Im Gegensatz dazu verhielt sich die Sensitivität reziprok. Zu Beginn des Untersuchungszeitraumes errechnete sich eine sehr hohe Sensitivität von 92%. Diese fiel im Jahr 2005 auf 70%, im Jahre 2006 auf 54%, und 2007 betrugt sie nur noch 19%. 31 Die Effizienz der Methode lag in den ersten 2 Jahren bei 50% bzw. 55%. Im Jahre 2006 war ein deutlicher Anstieg auf 84%. zu verzeichnen. Im Jahr 2007 lag sie bei 71%. (Abb. 15). 120% Errechneter Wert in % 100% 95% 92% 96% 84% 80% 71% 70% Sensitivität 60% 50% 55% 46% 54% Spezifität Effizienz 40% 23% 19% 20% 0% 2004 2005 2006 2007 Sensitivität, Spezifität und Effizienz Abb. 15 Die errechneten Sensitivität, Spezifität und die Präzision der Jahre 2004-2007. Man kann in Abbildung 16 deutlich erkennen, dass die Spezifität mit der Größe des primären Tumors deutlich geringer wird, die Sensitivität hingegen ansteigt. Bei kleineren Tumoren der Größe pT1a/ pT1b betrug die Sensitivität der Methode 11% und stieg mit zunehmender Tumorgröße kontinuierlich an. Bei Tumoren mit einer Größe von pT3/ pT4 lag die Sensitivität bei 80%. Die Spezifität verhielt sich dazu reziprok. Sie war bei kleineren Tumoren hoch, bei pT1a/ pT1b Tumoren lag sie bei 81%, sankt aber mit steigender Tumorgröße bis auf 36% bei pT3/ pT4 Tumoren ab. Die Effizient des axillären Ultraschalls lag bei Tumoren der Größe pT1 bei ca. 70%, bei größeren Tumoren war sie etwas geringer, mit 64% für Tumore der Größe pT2 und mit 65% für Tumore der Größe pT3/ pT4. 32 100% 90% 81% Errechneter Wert in % 80% 80% 79% 73% 70% 70% 65% 67%64% 62% 60% Sensitivität 50% Spezifität 39% 40% 36% Effizienz 30% 20% 11% 10% 0% pT1 A/ B pT1 C pT2 pT3/ 4 Tumorgröße Abb. 16 Die errechneten Werte für die Sensitivität, die Spezifität und die Effizienz für die unterschiedlichen Größen der Primärtumore. Betrachtet man die Sensitivität, Spezifität und Effizienz für die verschiedenen Untersucher, so werden deutliche Unterschiede sichtbar. Die Effizienz der Methode lag bei allen Untersuchern, abgesehen von einem, bei Werten zwischen 60% und 83%. Die Sensitivität hingegen zeigte eine Bandbreite von 0% bis 83%, und die Spezifität lag zwischen 56 und 100%. Auch die Anzahl der durchgeführten Sonographien pro Untersucher war sehr unterschiedlich, von 4 Untersuchungen bis 121. Betrachtet man nur die Untersucher mit mindestens 35 Untersuchungen, ergibt sich immer noch eine Bandbreite für die Sensitivität von 43%-65% und für die Spezifität von 56%-85% . Werden nur die drei häufigsten Untersucher betrachtet, so liegt die Sensitivität bei 43%-64% und die Spezifität bei 71%-74% (Abb. 17). 33 Errechnete Werte in % 100% 80% 60% 40% 20% 0% Nr. 1 Nr. 2 Nr.3 Nr. 4 Nr.5 Nr.6 Nr.7 Nr.8 Nr.9 n = 99 n = 99 n =121 n = 55 n = 47 n = 22 n = 4 n = 34 n = 9 Sensitivität 43% 64% 59% 65% 47% 83% 0% 0% 50% Spezifität 74% 72% 71% 56% 85% 62% 75% 100% 100% Effizienz 66% 68% 68% 60% 71% 68% 23% 72% 83% Untersucher Abb. 17 Sensitivität, Spezifität und Effizienz für die verschiedenen Untersucher 4. Diskussion 4.1 Beschreibende Statistik Das untersuchte Patientenkollektiv rekrutiert sich aus dem Einzugsgebiet des Interdisziplinären Brustzentrums der Universitätsfrauenklinik in Greifswald mit etwa 620.000 Einwohnern in ganz Vorpommern. Die Inzidenz für Brustkrebserkrankungen lag hier im Jahre 2004 bei ca. 114/100.000, die Mortalität bei 35,1/100.000 Einwohner [50]. Nicht nur die Anzahl der Tumoroperationen ist in den letzten Jahren angestiegen, von 113 im Jahr 2004 auf 227 im Jahr 2007, insbesondere hat der Anteil an brusterhaltenden Therapien deutlich zugenommen. Nachdem im Jahre 2004 die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) sowie das unabhängige Prüfinstitut NIS ZERT das Brutzentrum Greifswald mit 34 dem europäischen Qualitätssiegel ausgezeichnet haben, wurde der Qualitätsstandard durch die Rezertifizierung im Jahr 2007 erneut belegt. Das Interdisziplinäre Brustzentrum in Greifswald hat das Bestreben, die Eingriffe so minimal invasiv wie möglich zu gestalten. Um eine effiziente Therapie durchführen zu können, ist es von besonderer Wichtigkeit, präoperativ den Lymphknotenstatus der Patientinnen genau zu beurteilen. Die vorliegende Fragestellung ist in diesem Zusammenhang bedeutsam, da sie die Rolle des axillären Ultraschalls in der Therapieplanung beleuchtet. Die Sonographie stellt eine einfache, nicht invasive und kostengünstige Methode dar um die axillären Lymphknoten zu beurteilen. 4.2 Anzahl der Patientinnen Die Anzahl der Patientinnen, auf die sich die vorliegende Untersuchung bezieht, liegt mit 429 Patientinnen deutlich höher als bei einem großen Teil der bisher publizierten Studien. In den meisten Fällen lagen die Patientenzahlen zwischen 84 und 262 [35, 51-56], nur in einer Studie wurden mehr Patienten untersucht (n = 726) [57]. Somit liegt die Patientenzahl deutlich über dem Durchschnitt, und die Ergebnisse können als repräsentativ angesehen werden. 4.3 Erkrankungsalter Das mittlere Erkrankungsalter in unserem Patientenkollektiv lag bei 60,9 Jahren. In den anderen Studien, die sich mit diesem Thema befassen lag das mittlere Erkrankungsalter zwischen 52 und 35 63 Jahren. Somit entspricht das durchschnittliche Erkrankungsalter des hier untersuchten Patientenkollektivs dem in anderen Studien gefundenen Durchschnittsalter. [35, 51, 52, 55-58] 4.4 Histologischer Typ des Primärtumors Bei dem Primärtumor handelte es sich bei 409/491 (83%) der Tumore um ein Karzinom vom invasiv ductalen Typ. Dieses entspricht den Daten aus anderen Studien, in denen dieses ebenfalls der häufigste histologische Typ war. In vergleichbaren Untersuchungen lag der Anteil der Patientinnen, die ein invasiv ductales Karzinom hatten, zwischen 65 und 89%. [35, 52, 57, 59] 4.5 Metastasierungsrate 39% (192/491) der Frauen wiesen Lymphknotenmetastasen auf. Dieser Anteil entspricht in etwa dem anderer Studien, wo Metastasierungen zwischen 31% und 42%gefunden wurden [25, 34, 36, 60, 61]. In der Arbeit von Krishnamurty at el. [37] lag die Rate noch höher, bei 63%. In dieser Arbeit wurde das untersuchte Patientenkollektiv jedoch nicht weiter beschrieben, sodass diese hohe Metastasierungsrate nicht zu erklären ist. 4.6 Abhängigkeit der Metastasierungsrate von der Histologie des Primärtumors In der vorliegenden Arbeit zeigte sich eine Abhängigkeit zwischen der Häufigkeit des Auftretens von axillären Metastasen und dem histologischen Typ des 36 Primärtumors. Patientinnen, die ein invasiv lobuläres Karzinom hatten, wiesen in 38% axilläre Makrometastasen und in 2% Mikrometastasen auf, bei den Patientinnen mit einem invasiv ductalen Karzinom waren es nur 32% die Makround 4% die Mikrometastasen hatten. Deutlich seltener metastasierten tubuläre und muzinöse Karzinome, in ca. 9% bzw. 10% der Fälle. Ganz ähnliche Zahlen fanden auch Viale et al. in einer Studie mit einem großen Stichprobenumfang von 4351 Patientinnen. In dieser Arbeit lag die axillären Metastasierungsrate bei Patientinnen mit einem invasiv ductalen Karzinom bei 36%, bei einem invasiv lobulären Karzinom etwas geringer bei 27%. Wie in der vorliegenden Arbeit war die axilläre Metstasierungsrate bei muzinösen und tubulären Karzinomen deutlich geringer bei 11% bzw. 12% [62]. Auch Tan et al. beschreiben in ihrer Arbeit sehr ähnliche Werte [63]. Etwas geringer liegen die Werte in der Studie von Barth et al. Sie beschreiben eine Metastasierungsrate bei invasiv ductalen Karzinomen von 24% und bei invasiv lobulären Karzinomen von 18%. Ein Grund dafür könnte sein, dass in diese Studie nur Patientinnen mit einem Tumor der Größe pT1 eingeschlossen wurden und somit die Gesamtmetastasierungsrate mit 23% ebenfalls deutlich unter der in der vorliegenden Arbeit liegt [64]. 4.7 Größe des Primärtumors zum Zeitpunkt der Operation Der Primärtumor wird am häufigsten im Stadium pT1 c (1-2cm) oder pT2 (2-3cm) operiert. Ab diesem Stadium ist er in den meisten Fällen erst tastbar. Auch in anderen Untersuchungen hatten die Patientinnen in der überwiegenden Anzahl (75-95%) einen Tumor der Größe pT1 c oder pT2 [51, 52, 57]. 37 4.8 Abhängigkeit der Metastasierungsrate von der Größe des Primärtumors Die Wahrscheinlichkeit der axillären Metastasierung steigt, wie zu erwarten, mit der Größe des Primärtumors deutlich an. Patientinnen, die einen sehr kleinen Tumor hatten von pT1 a wiesen in keinem Fall Metastasen auf, bei Tumoren der Größe pT1 b bzw. pT1 c in 12% bzw. 23%. Patientinnen mit einem etwas größeren Tumor von pT2 wiesen in 45% Metastasen auf, und Patientinnen in einem fortgeschrittenen Tumorstadium von pT3 hatten in 70% bereits axilläre Metastasen. Patienten die sich in einem Tumorstadium von pT4 befanden, wiesen ausnahmslos Metastasen auf. Etwas geringere Werte beobachteten Chan et al. in ihrer Arbeit mit 203 Patientinnen aus dem Jahre 2005 [59]. Für pT1 Tumore beschreiben sie eine Metastasierungsrate von 14%, für Primärtumore der Größe pT2 eine Rate von 36% und für pT3 Tumore 46%. Denselben Trend, jedoch etwas höhere Werte für kleine Tumore veröffentlichten Olivotto et al. in einer Studie aus dem Jahre 1999 mit einem großen Stichprobenumfang von 4312 Patientinnen. Die Raten an Patientinnen mit Metastasen lag bei einer Tumorgröße von pT1 bei 23,5%, bei einem Tumor der Größe pT2 bei 50%. War der Primärtumor größer als 3 cm und entsprach somit einem pT3 Studium, so stieg die Wahrscheinlichkeit auf 60% an, und bei Tumoren in einem pT4 betrug der Anteil der bereits axillär metastasierten Patientinnen über 80% [65]. 4.9 Abhängigkeit der Durchführung einer SLNB von der Tumorgröße Der Anteil der Patientinnen, die eine SLNB erhalten, sank in der vorliegenden Untersuchung mit steigender Tumorgröße. 38 Bei Patientinnen, die ein Tumorstadium von pT3 hatten, wurde nur in 38% der Fälle eine SLNB durchgeführt, bei Patientinnen, mit einem Tumorstadium von pT4, wurde in keinem Fall eine SLNB vorgenommen. Die 2008 neu erschienenen S-3 Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Senologie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms empfehlen die SLNB bei Patientinnen mit einem Tumorstadium von pT1 oder pT2 [17]. Bei größeren Tumoren kann sie bei ausreichender Erfahrung des Arztes ebenfalls durchgeführt werden [14]. Es wird beschrieben, dass bei präoperativ sonographisch unauffälligen Lymphknoten die Identifikationsrate des Sentinel – Lymphknotens nicht von der Größe des primären Tumors abhängig war [51]. Hingegen wurde festgestellt, dass die Identifikationsrate sinkt, je stärker der Lymphknoten mit Metastasen befallen ist. De Kanter et al. stellten fest, dass bei einem ausgeprägten Befall sich der Farbstoff bzw. das Tech-99 nicht mehr im ursprünglichen Sentinel – Lymhknoten sammelt, sondern in einem Neo – Sentinel – Lymphknoten unter Umgehung des tumorös durchsetzten Sentinel – Lymphknotens. Der eigentliche Sentinel – Lymphknoten wird dann nicht als solcher identifiziert, und der Neo- Sentinel – Lymphknoten, welcher unter Umständen noch keine Metastasen aufweist, wird herausgenommen. Somit wird ein falscher Lymphknotenstatus vorhergesagt [25]. Da die Wahrscheinlichkeit der axillären Metastasierung mit zunehmender Tumorgröße deutlich ansteigt, ist besonders in diesen Fällen eine gute präopertive Bildgebung wichtig [51, 57]. 4.10 Lokalisation des Primärtumors Der größte Teil der primären Tumore lag in den beiden äußeren Quadranten. Diese Beobachtung wurde auch in anderen Studien gemacht [51, 64]. Dieses ist dadurch zu erklären, da sich dort der größte Teil des Drüsengewebes befindet, und es somit häufiger zu einer Entartung in diesem Bereich kommt. 39 4.11 Sensitivität und Spezifität des präoperativen axillären Ultraschalls für das gesamte Patientenkollektiv Die folgende Tabelle 2 stellt eine Übersicht über Arbeiten mit einem vergleichbaren Studiendesign dar. Über die vier untersuchten Jahre gemittelt, ergibt sich in der vorliegenden Studie eine Sensitivität von 53,6%, eine Spezifität von 75,6%. Im Durchschnitt liegen der positive Vorhersagewert bei 71,7%, der negative Vorhersagerwert bei 58,5% und die Effizienz bei 67%. Tab. 2 Übersicht über die Ergebnisse der Studien mit einem vergleichbarem Design, Sensitivität und Spezifität sind für den alleinigen Ultraschall ohne eine FNAZ dargestellt. Name Jahr Anzahl Sens. Bruneton et al. [26] 1986 60 Bonnema et al. [45] 1997 Rajesh et al.[66] Spez. PPW NPW Effizienz 72,7% 97,3% k.A. k.A. k.A. 148 87% 56% k.A. k.A. k.A. 2002 84 74% 89% 87% 84% 83% Damera et al.[67] 2003 187 55% 82% 74% 65% k.A. Deurloo et al. [36] 2003 265 95% 44% k.A. k.A. k.A. Podkrajsek et al.[52] 2005 165 58% 89% 77% 77% k.A. Van Rijk et al. [57] 2006 732 35% 82% k.A. k.A. k.A. Nori et al. [35] 2007 132 45,2% 86,6% 61,3 77,2 73,5 Moore et al. [68] 2008 112 81% 69% k.A. k.A. k.A. Chae et al. [69] 2009 108 51% 89% k.A. k.A. 77,8% Vorliegende Arbeit 2010 429 53,6% 75,5% 71,7% 58,5% 67% Zusammenfassend kann man sagen, dass die hier erhobenen Werte nicht in großem Maße von denen in der Literatur beschriebenen abweichen. Die Arbeiten von van Rijk et al. (2006) und von Nori et al. (2007) beschreiben eine geringere Sensitivität jedoch bei einer höheren Spezifität [35, 57]. 40 Im Einzelnen betrachtet stellt sich folgenden dar: Im Jahre 1986 veröffentlichten Bruneton et al. eine Studie mit 60 Patientinnen. Darin wurde die Aussagekraft des präoperativen axillären Ultraschalls mit dem Tastbefund verglichen. Für den Ultraschall wurde eine Sensitivität von 72,7% und eine Spezifität von 97,3% angegeben, für die klinische Untersuchung lag die Sensitivität bei nur 45,4% und die Spezifität genau wie die des Ultraschalls bei 97,3% [26]. Bonnema et al. veröffentlichten 1997 eine Studie mit 148 Patientinnen. Einschlusskriterien waren ein histologisch gesichertes Mammakarzinom und klinisch unauffällige Lymphknoten in der Axilla. Die Sensitivität für die axilläre Sonographie lag in dieser Studie bei 87% und die Spezifität bei 56%. Auch etwas höhere Werte als in der vorliegenden Arbeit finden sich in der Studie von Rajesh et al. Sie beschreiben eine Sensitivität von 74%, eine Spezifität von 89%, einen positivien Vorhersagewert, einen negativen Vorhersagewert und eine Effizienz von 87%, 84% bzw. 83%. Allerdings beinhaltet die Studie einen geringeren Stichprobenumfang von 84 Patientinnen, wobei das Patientenkollektiv sowohl vom Altersdurchschnitt her als auch von der Anzahl der verschiedenen Tumorgrößen dem hier vorliegenden ähnlich ist. Eine Arbeit mit 187 Patientinnen veröffentlichten Damera et al. im Jahre 2003 im British Journal of Cancer [67]. Darin beschreiben sie eine Sensitivität von 55%, eine Spezifität von 82%, einen positiven und negativen Vorhersagewert von 74% bzw. 65% [67]. Sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität liegen in dieser Studie über den Werten der vorliegenden Arbeit. Deurloo hingegen beschreibt in seiner Untersuchung ebenfalls aus dem Jahr 2003 eine sehr hohe Sensitivität, die mit 95% deutlich über den Werten in der vorliegenden Arbeit liegt, jedoch bei einer geringeren Spezifität, welche nur bei 44% liegt, und somit weit unter der Spezifität in der vorliegenden Arbeit [36]. Podkrajsek et al. veröffentlichten im Jahre 2005 in der Zeitschrift European Radiology eine Studie mit 165 Patienten. Suspekte oder maligne Lymphknoten wurden mit einer Feinnadel – Aspirations – Zytologie histologisch untersucht. Die 41 Sensitivität des Ultraschalls als alleinige Methode lag bei 58%, die Spezifität bei 89%, die Effizienz wurde nicht angegeben. Somit ist sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität höher als in der vorliegenden Studie [52]. Die Arbeitsgruppe um van Rijk publizierte im Jahr 2006 eine klinische Studie mit 726 Patienten. In jeden Fall wurde ein präoperativer Ultraschall gemacht, und in suspekten Fällen zusätzlich eine FNAZ. Für den Ultraschall wiesen sie eine geringe Sensitivität von nur 35%, bei einer recht hohen Spezifität von 82% [57]. In der Studie von Nori et al. aus dem Jahr 2007 wurden bei 132 Patientinnen ein präoperativer Ultraschall durchgeführt, und mit dem pathologischen Befund verglichen. Die Sensitivität in dieser Studie betrug 45,2%, die Spezifität 86,8%. Der positive pädiktive Wert lag bei 61,3%, der negative prädiktive Wert bei 77,2%. Die Effizienz der Methode betrug 73,5% [35]. Somit liegt die Sensitivität mit 53% in der vorliegenden Untersuchung etwas über den Ergebnissen der klinischen Studie von Nori et al. [35], und die Spezifität mit 75,6% etwas darunter. Auch die Effizienz liegt in der Studie ca. 6,5% über den vorliegenden Ergebnissen. In der Arbeit von Sato et al. wurden keine konkreten Zahlen zur Sensitivität und Spezifität des präoperativen Ultraschalls veröffentlicht, jedoch schlussfolgern die Autoren, dass der US sehr sensitiv bei Patientinnen mit einer massiven Tumorinfiltration ist, bei denen die SLNB eine hohe falsch negative Rate hat [51]. Zusammenfassend stellt sich heraus, dass 7 von 10 Arbeiten eine höhere Sensitivität aufweisen [26, 36, 45, 52, 66-69], wobei 4 von diesen 7 Arbeiten ebenfalls eine höhere Spezifität angeben [26, 52, 66, 67]. 4.12 Entwicklung der Sensitivität, der Spezifität sowie der Effizienz von 2004 – 2007 Differenziert nach Jahren war zur Zeit der Einführung der SLNB – Methode die Sensitivität des Ultraschalls sehr hoch bei 93% und die Spezifität sehr niedrig bei 42 24%. Im Jahr 2007 betrug die Sensitivität nur noch 30% und die Spezifität war angestiegen auf 92%. Zur Beginn des Untersuchungszeitraumes wurden nur bei Patientinnen, die im Ultraschallbefund sicher keine axillären Metastasen aufwiesen, eine SLNB durchgeführt. Aus diesem Grund resultiert für das Jahr 2004 eine sehr hohe Sensitivität bei einer geringen Spezifität. Die wachsende Routine in der SLNB und die guten Ergebnisse für diese Methode in der Literatur hatten zur Folge, dass auch bei Patientinnen, die einen fraglich suspekten Befund im Ultraschall hatten, immer öfter einen SLNB anstatt einer ALNE durchgeführt wurde. Hierdurch stieg die Spezifität des Ultraschalls auf 93% an, wohingegen die Sensitivität auf 30% abfiel. Die unterschiedlichen Werte für die Sensitivität und Spezifität kamen somit nicht auf Grund einer Änderung der Malignitätskriterien zustande. Es änderten sich hingegen über die untersuchten Jahre die Konzequenzen, die aus den unklaren Befunden gezogen wurden. Dabei bedeutet eine hohe Sensitivität für die Patientinnen, dass ein Großteil der Erkrankten auch als krank erkannt wird. Diese Patientinnen erhalten keine SLNB, sondern umgehend eine ALNE. Somit wird ihnen eine Operation, und alle damit verbundenen Risiken, erspart. Die Spezifität bezeichnet den Anteil der Gesunden, die durch die Ultraschalluntersuchung als gesund erkannt wurden. Eine hohe Spezifität bedeutet somit, dass bei vielen Patientinnen, die keinen Tumorbefall der axillären Lymphknoten haben, eine ALNE vermieden werden kann. In diesen Fällen wird nur eine SLNB durchgeführt, welche mit deutlich geringeren postoperativen Einschränkungen verbunden ist. Eine ganze Reihe an Studien hat sich mit der Untersuchung der postoperativen Morbidität nach einer ALNE bzw. SLNB befasst. In unserer Arbeit wurde dieses nicht untersucht. In einer Arbeit von Langer et al. mit 659 Patientinnen wurden die Morbidität und Mortalität direkt postoperativ im Krankenhaus und die Langzeitfolgen in einem Zeitraum von durchschnittliche 30 Monaten untersucht. Zu den unmittelbar postoperativ auftretenden Beschwerden zählte eine Bewegungseinschränkung, welche bei 43 26,8% der Frauen mit einer SLNB, und in 50% bei Frauen mit einer ALNE auftrat. Weiterhin traten Schulter- und Armschmerzen (9,3% vs. 22,9%), Taubheitsgefühle (6,6% vs. 23,3%) und Achselschmerzen (8,3% vs. 17,1%) bei den Patientinnen die eine ALNE erhielten signifikant häufiger auf. Postoperativ aufgetretene Serome mussten bei den Patientinnen, die eine SLNB erhalten hatten, in 25% (2/8) der Fälle punktiert werden. Bei den Frauen, die eine ALNE erhalten hatten, musste in 81% ( 13/18) eine Punktion erfolgen. Auch Langzeitkomplikationen, welche in einem durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von 30 Monaten auftraten, waren in der Gruppe der Patientinnen, die eine ALNE erhalten hatten, signifikant höher. Dazu zählten Bewegungseinschränkungen (3,5% vs.11,3%), Schulter- und Armschmerzen (8,1% vs. 21,2%), schmerzhafte Narben (3,7% vs. 13,7%) und ein Taubheitsgefühl im Oberarm (10,9% vs. 37,7%) sowie ein Lymphödem (3,5% vs. 19,1%) [10]. Ähnliche Daten zum Auftreten einen Lymphödems finden sich auch in der Studie von Golshan et al. Sie beschreiben eine Häufigkeit von 2,6% vs. 27% bei Patientinnen, die eine SLNB erhalten im Vergleich zu einer ALNE [11]. Allerdings ist dieses These nicht unumstritten. Silbermann et al. beschreiben in ihrer Arbeit einen nicht signifikanten Unterschied in der Lebensqualität nach einer ALNE oder einer SLNB. Im Gegensatz dazu heben sie hervor, dass die Rate an falsch negativen Ergebnisse laut einer Studie von Wong et al. trotz erfahrener Operateure bei im Schnitt 5% ( 1-16%) liegt [70]. Weiterhin beschreiben sie, dass es einen Anstieg der Komplikationsraten der ALNE in der Literatur in den letzten Jahren gegeben hat. Sie postulieren, dass seit dem deutlichen Anstieg der SLNB die Risiken und Spätfolgen der ALNE überbewertet und die negativen Aspekte der SLNB unterschätzt werden [71]. Sie bemängeln, dass bei den Patientinnen, die ein falsch negatives Ergebnis haben, somit als N0 klassifiziert wurden, obwohl sie noch Lymphknotenmetastasen aufweisen, keine adäquate Therapie durchgeführt wird. Die Patientinnen tragen weiterhin tumorös entartete Zellen in sich, wodurch sich ihre Prognose deutlich verschlechtert [71]. 44 Zu den postoperativen Langzeitfolgen berichten sie folgende Daten: Bei 86,2% der Patientinnen, die alle eine ALNE erhalten hatten, trat keine Armschwellung auf. 25,5% (24/94) der Frauen beschrieben ein Taubheitsgefühl an der Innenseite des Oberarm, welches jedoch keinen negativen Effekt auf die Lebensqualität hatte. 96% der Patientinnen, die an der Studie von Silberman et al. teilnahmen, gaben eine gute oder ausgezeichnete Armfunktion an. Sie halten die SLNB somit nur für Patientinnen mit einem sehr frühen Tumorstadium für indiziert. Im Januar 2007 veröffentlichten Takei et al. [72] eine Übersichtsarbeit, in der die Häufigkeit eines axillären Rezidives betrachtet wurde. Er wurden 17 Studien untersucht, wobei die Patientenzahl mindestens 100 betrug, und der durchschnittliche Nachbeobachtungszeitraum nicht unter 21 Monten lag [72]. Die Häufigkeit des axillären Rezidives lag in 11/17 Studien unter 0,9%, bei den anderen 6 Studien bei bis zu 2,7%, bzw , in der Studie von Imoto et al. bei 3,6% [73]. Wir untersuchen in unserer Arbeit nicht die häufigkeit des axillären Rezidivs, doch machen diese geringen Werte deutlich, dass durch eine weniger radikale Therapie der axillären Lymphknoten einerseits die postoperative Morbidität vermindert werden kann und gleichzeitig das Risiko für ein Rezidiv nicht drastisch ansteigt. 4.13 Das Sentinel – Lymphknoten – Biopsie – Prinzip: Nach der Erstveröffentlichung des Sentinel Prinzipes für Melanompatientinnen im Jahre 1992 durch Morton et al. [7] folgte ein Jahr später die Publikation der Pilotstudie dieser Methode auch für Brustkrebspatientinnen. Die Patientenzahl lag jedoch mit 22 noch sehr gering [8]. Im Jahre 1994 veröffentlichten Giuliano et al. eine Studie mit 174 Patientinnen, wobei die Detektionsrate des Sentinellymphknotens zu Beginn bei 65,5% und nach einer gewissen Lernphase bei 100% lag. Der Nodalstatus konnte in 95,6% der Fälle richtig vorhergesagt 45 werden [9]. Fünf Jahre nach der Pilotstudie publizierten Krag et al. eine multizentrische Validierungsstudie mit 443 Patientinnen, wobei die Detektionsrate des Sentinel – Lymphknotens bei der Szintigraphie mit Tech-99 bei 93%, und die diagnostische Genauigkeit bei 97% lag [74]. In den folgenden Jahren wurden viele weitere Studien zur Überprüfung der Methode veröffentlicht [6, 24, 75-79]. Dabei erwies sich die Markierung mit blauer Farbe allein als signifikant schlechter als die mit Tech-99 oder die Kombination aus beidem [60, 77, 78]. Aufgrund der wachsenden Akzeptanz der Sentinel – Lymphknoten – Biopsie wurde diese Methode ab dem Jahre 1999 auch in der Universitätsfrauenklinik in Greifswald eingesetzt. Hierbei erfolgt ausschließlich eine Markierung mit Tech-99. Die Zahl hat sich in den vier untersuchten Jahren verzehnfacht, von 14 im Jahre 2004 auf über 140 im Jahre 2007. 4.14 Abhängigkeit der Sensitivität und Spezifität von der Erfahrung des Untersuchers Die Sensitivität und die Spezifität sind, wie zu erwarten, abhängig von der Erfahrung des Untersuchers. Dieses ist in der vorliegenden Studie deutlich zu erkennen. Bei Untersuchern, die über eine geringe Erfahrung verfügen, liegt die Sensitivität bei 0%. Diese Untersucher haben bei allen Patientinnen die Lymphknoten als nicht maligne eingestuft. Indem keine Lymphknoten als maligne eingestuft wurden, kann somit keiner als falsch pathologisch eingestuft worden sein, sodass sich eine Spezifität von 100% ergibt. Somit musste jedoch bei einigen Patienten eine ALNE, und damit eine zweite Operation durchgeführt werden. Podkrajsek at al. machen in ihrer Veröffentlichung deutlich, dass die Ergebnisse stark untersucherabhängig sind und dass die Beurteilung der Lymphknoten verständlicherweise mit zunehmender Erfahrung leichter fällt. Die Werte für die 46 Sensitivität liegen ca. 5% über denen der vorliegenden Arbeit und die Werte für die Spezifität liegen ca. 14% über denen der vorliegenden Untersuchung. Dieses könnte durch die geringere Anzahl an unterschiedlichen Untersuchern in der Studie von Podkrajsek et al. erklärt werden [52]. Auch die Ergebnisse von Rajesh et al. [66] liegen für die Sensitivität etwa 20%, und für die Spezifität etwa 14% über denen der vorliegenden Untersuchung. In dieser Arbeit wurde beschrieben, dass erst ein Gynäkologe die axillären Lymphknoten beurteilt hat, und anschließend ein erfahrender Radiologe, der auf den Bereich des Brustultraschalls spezialisiert war, die axillären Lymphknoten nochmals beurteilt hat. Auch in der Studie von Nori et al. hat ein einzelner Brustchirurg alle Patientinnen geschallt. Die Sensitivität ist etwas geringer in dieser Studie, sie liegt bei 45,2%, jedoch sowohl die Spezifität mit 86,6% als auch die Effizient mit 73,5% sind höher als in der vorliegenden Studie [35] Ein großer Teil der Studien, in denen nur eine geringere Anzahl an Untersuchern die Sonographie durchgeführt hat, weisen sowohl eine höhere Sensitivität, als auch eine höhere Spezifität auf. In der vorliegenden Untersuchung hat ein Untersucher maximal 121 Untersuchungen durchgeführt, im Durchschnitt waren es 51 Sonographien pro Untersucher. 4.15 Ultraschallkriterien für die Beurteilung der Lymphknoten In den ersten Arbeiten zu diesem Thema aus den Jahren 1986 – 1991 [26, 80] wurde zunächst jeder darstellbare Lymphknoten als suspekt angesehen. Das Auflösungsvermögen der Ultraschallgeräte war deutlich geringer als das der heutigen Generation. Man ging davon aus, dass nicht metastatisch befallene Lymphknoten dieselbe Echogenität aufweisen wie das umliegende Gewebe und sich somit nicht einzeln darstellen lassen [80]. So definierten Bruneton et al. in 47 ihrer Studie aus dem Jahre 1986 alle darstellbaren Lymphknoten ab einer Größe von 5 mm als maligne [26]. Mit diesen Werten liegen sie im Schnitt sowohl für die Sensitivität als auch für die Spezifität fast 20% über den in der vorliegenden Studie gefundenen Werten für die Sensitivität bzw. Spezifität. Besonders die hohe Spezifität ist verwunderlich. An Hand dieser Kriterien würde man eine hohe Sensitivität, jedoch eine geringe Spezifität erwarten. Obwohl die Ergebnisse sehr gut sind, ist doch die Größe als alleiniges Malignitätskriterium unzureichend. Auch benigne Lymphknoten sind häufig über 5 mm groß, und besonders reaktive Lymphknoten können eine Größe von deutlich über 5 mm aufweisen. Würden all diese Lymphknoten als suspekt eingestuft, so nähme die Rate an falsch positiven Ergebnissen deutlich zu. De Kanter et al. fanden in ihrer Studie aus dem Jahre 1999 einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der darstellbaren Lymphknoten und der Wahrscheinlichkeit des metastasären Befalls [81]. Diese Beobachtung konnten an Hand der vorliegenden Daten jedoch nicht untersucht werden, da die Anzahl der dargestellten Lymphknoten in den meisten Fällen nicht dokumentiert wurde. Mit dem Fortschreiten der Technik und dem besseren Auflösungsvermögen der Ultraschallgeräte wurde zunehmend die Struktur als Kriterium genutzt. Bonnema et al. [45] nutzten in ihrer Studie noch beide Kriterien, sie berechneten die Sensitivität und die Spezifität sowohl für die Größe als Malignitätskriterium als auch für die Struktur. Wurden Lymphknoten größer als 5 mm als maligne angesehen, so betrug die Sensitivität 87% und die Spezifität 56%. Wurde hingegen die Struktur betrachtet und Lymphknoten, die echoarm und inhomogen erschienen, als maligne gewertet, so ergab sich eine Sensitivität von 36% und eine Spezifität von 95%. Die Efiizienz lag für beide Malignitätskriterien bei 68% bzw. 67% [45]. Um die Efiizienz zu steigern, wurde zusätzlich zu dem Ultraschall noch eine FNAZ bei suspekt aussehenden Lymphknoten durchgeführt. Hierfür ergibt sich eine Sensitivität von 80% eine Spezifität von 100%, die Effizienz steigt auf 88% [45]. Mit dem Ultraschall als alleinige Methode liegen die Werte für die Effizienz 48 genauso hoch wie die in der vorliegenden Studie. Wurden strukturelle Kriterien für die Beurteilung genutzt, welches auch in der vorliegenden Arbeit gemacht wurde, so ist die Sensitivität deutlich geringer bei einer deutlich höheren Spezfität [45]. Die Arbeitsgruppe um Rajesh et al. nutzt im Jahr 2002 ausschließlich die Struktur als Malignitätskriterium. In ihrer Studie wurden Lymphknoten als maligne eingestuft, die eine Veränderung der äußeren Form, eine veränderte Echogenität, eine Rindenverdickung oder den Ersatz des echoreichen Sinus durch echoarme Strukturen aufwiesen. Alle palpablen Lymphknoten wurden zudem noch mit einer FNAZ untersucht. Mit dieser Einteilung erreichten Rajesh et al. eine Sensitivität von 74%, eine Spezifität und Effizienz von 89% bzw. 83%. Diese Werte liegen deutlich über denen der vorliegenden Untersuchung [55]. Noch genauere Kriterien definierten Damera et al. in einer Studie aus dem Jahre 2003 [67]. Ähnlich denen von Rejesh et al. [66] sahen sie eine exzentrische Rindenverdickung ab einem Wert von 2 mm als maligne an. Diese genaue Millimeterangabe wurde in der Arbeit von Rajesh et al. [66]nicht angegeben. Mit diesen Malignitätskriterien erreichen sie eine Sensitivität von 55%, eine Spezifität von 82%, einen positiven Vorhersagewert und einen negativen Vorhersagewert von 74% und 65%. Zusätzlich wurde von allen maligne erscheinenden Lymphknoten noch eine FNAZ genommen [67]. Eine ähnliche Beobachtung haben auch Deurloo im selben Jahr gemacht. In ihrer Arbeit wurde auch die Rindendicke als aussagekräftigster Parameter bestimmt. Dabei erhielten sie bei einem Grenzwert von 2,3 mm eine sehr hohe Sensitivität von 95%, bei einer geringen Spezifität von 44%. Bei einem Grenzwert von 4,33 mm lagen sowohl Sensitivität als auch Spezifität bei 80%. Zusätzliches Kriterium war ebenfalls die Größe des Lymphknotens. Betrug sie an der kleinsten Stelle mehr als 5 mm, so wurde der Lymphknoten als maligne eingestuft [36]. In der Studie von Prokrajsek et al. aus dem Jahr 2005 wurde besonderes Augenmerk auf dem Quotienten aus 49 longitudinalem zu transversalem Durchmesser gelegt. Als maligne wurden Lymphknoten eingestuft, bei welchen dieser Quotient kleiner 1,5 war. Des Weiteren wurde die Struktur angesehen. War der Hilus nicht mehr sichtbar oder die Rinde breiter als 3 mm, so wurden die Lymphknoten ebenfalls als maligne eingestuft. Podkrajsek et al. betonen, dass der L/T Index als der verlässlichste Parameter in der Beurteilung der Lymphknoten angesehen wurde. Die Sensitivität lag in dieser Studie bei 56%, die Spezifität bei 89%. Somit sind sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität etwas höher als in unserer Studie. [52] Auch van Rijk et al. im Jahr 2006 und Nori et al. im Jahr 2007 nutzten ähnliche Malignitätskriterien. Die Sensitivität in beiden Studien lag zwischen 35% und 45%, und die Spezifität zwischen 82% und 86%. [35, 57] Nori et al. betonen in ihrer Arbeit, dass die Größe als Malignitätskriterium als obsolet anzusehen ist, da reaktive Lymphknoten über 2 cm groß sein können, und Lymphknoten, die nur 5 mm groß sind, trotzdem Mikrometastasen beinhalten können [35]. Baruah et al. nutzen in einer neueren Studie aus dem Jahr 2010 ebenfalls den L/T Index, mit einem Cut-off bei 2, weiterhin eine focale Rinderverdickung über 2mm, oder eine konzentrische Rinderverdickung über 3mm. Mit diesen Kriterien erreichten sie eine Sensitivität von 28,5% und eine Spezifität von 100% [82]. Die Arbeitsgruppe um Swinson et al. definierte ebenfalls LK mit einem L/T Index und/ oder einer Wandverdickung über 2mm als maligne. Mit diesen Kriterien erheilten sie eine etwas höhere Sensitivität als Baruah et al, von 37%, bei einer Spezifität von 99,6%[61]. Andere Studien haben den Blutfluss in den Lymphknoten untersucht. Dabei war der periphere Blutfluss bei tastbaren malignen Lymphknoten größer als bei benignen, bei nicht tastbaren Lymphknoten war jedoch kein Unterschied zu erkennen, und so stuften sowohl Yang et al. als auch Abibelli et al. den FarbDoppler-Ultraschall als eine nicht geeignete Methode für die Beurteilung von axillären Lymphknoten ein [58, 83]. 50 Auch neuere Studien konnten keine signifikante Verbesserung der Sensitivität und Spezifität des alleinigen Doppler- Ultraschalls in der Diagnostik von axillären Lymphknoten nachweisen. Eksioglu et al. beschreiben eine geringe Verbesserung der Sensitivität und Spezifität, wenn man die Doppler-Sonographie mit der BMode Sonographie kombiniert [84]. 4.16 Alternativen zum alleinigen Ultraschall: 4.16.1 Ultraschall in Kombination mit Feinnadel Aspirations – Zytologie, (wurde in dieser Studie nicht untersucht) Eine viel beschriebene Alternative zum alleinigen Ultraschall ist die Ultraschall gestützte Feinnadel Aspirations – Zytologie. Es ist eine minimal invasive Methode, bei der unter Ultraschallkontrolle suspekt aussehende Lymphknoten biopsiert und anschließend zytologisch untersucht werden. Besonders in Fällen, in denen die Lymphknoten im Ultraschall als unklar maligne oder unklar benigne erscheinen, wird die Feinnadel-Aspirations-Zytologie eingesetzt. Allerdings findet diese Methode in den 2008 erschienen Stufe 3 Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms noch keine Erwähnung. Jedoch sind die aktuellsten Arbeiten, auf die sich die Autoren in den Leitlinien beziehen aus dem Jahre 2006. In Tabelle 3 ist dargestellt, wie sich Sensitivität und Spezifität ändert, wenn der Ultraschall mit der ultraschallgestützten Feinnadel Aspirations Zytologie kombiniert wird. Bennoma et al. beschreiben eine etwas geringere Sensitivität, bei deutlich steigender Spezifität von 59% auf 100% [45]. In der Arbeit von Brancato et al. lag sie Sensitivität bei der Kombination aus beiden Methoden auch etwas geringer, bei ebenfall steigender Spezifität auf ebenfall 100%[40]. In den Arbeiten von Jain et al., Hinson et al. und Luparia et al. zeigte sich sowohl ein Anstieg der 51 Sensitivität als auch der Spezifität [41, 42, 44]. Cowher et al. beschreiben bei annährend gleichbleibender Spezifität einen deutlichen Anstieg der Spezifität in der Kombination von 18,5% auf 53,4% [43]. Oruwari et al. beschreiben für die Kombination aus US und FNAZ eine Sensitivität von 100%, jedoch beinhaltet die Studie nur eine geringe Fallzahl von 26 Patientinnen, welche zudem alle ein weit fortgeschrittenes Karzinom hatten [38]. Diese Arbeiten zeigen, dass mit einer minimal invasiven Methode, welche zudem einen vertretbaren zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet, der axilläre Lymphknotenstatus noch präziser vorhergesagt werden kann. Somit kann einem Teil der Patientinnen eine zweite Operation erspart werden kann. Tab. 3 Werte für die Sensitivität und Spezifität von US bzw. US + FNAZ Name Jahr Anzahl US US+ FNAZ Sensi- Spezi- Sensi- Spezi- tivität fität tivität fität Bonnema et al. [45] 1997 150 86% 59% 80% 100% Krishnamurthy et al. [37] 2002 103 k.A. k.A. 86,4% 100% Oruwari et al. [38] 2002 26 k.A. k.A. 100% 100% Sapino et al. [39] 2003 298 k.A. k.A. 89% 100% Brancato et al. [40] 2004 159 64,3% 86,5% 58,6% 100% Jain et al. [41] 2007 68 69% 100% 89% 100% Hinson et al. [42] 2007 168 81% 69% 82% 100% Cowher et al.[43] 2008 152 18,5% 96,3% 53,4% 95,59% Luparia et al.[44] 2010 427 72,3% 93,4% 88,1% 100% 52 4.16.2 Ultraschall in Kombination mit ultraschallgestützter Stanzbiopsie (wurde in dieser Studie nicht untersucht) Ähnlich wie die Feinnadel- Aspirationszytologie stellt auch die ultraschallgestützte Stanzbiopsie eine Alternative zum alleinigen Ultraschall dar. Wie auch bei der FNAZ zeigt sich eine Steigerung der Spezifität auf 100%, wenn der Ultraschall mit einer Stanzbiopsie kombiniert wird. Damera et al. beschreiben einen leichten Abfall der Sensitivität von 55% auf 42% wenn die beiden Verfahren kombiniert werden, jedoch eine Steigerung der Spezifität von 82% auf 100% [67]. Nori et al. zeigen in ihrer Arbeit sowohl einen Anstieg der Sensitivität von 45,2% auf 91,6%, als auch der Spezifität von 86,6% auf 100% [35]. Tab. 4 Werte für die Sensitivität und Spezifität von US bzw. US + Stanzbiopsie Name Jahr Anzahl US US+ Stanzbiopsie Sensitivität Spezifität Sensitivität Spezifität Damera et al. 2003 54 55% 82% 42% 100% [67] Topal et al. [47] 2005 30 k.A. k.A. 90% 100% Nori et al. [35] 2007 132 45,2% 86,6% 91,6% 100% Rao et al. [48] 2009 47 k.A. k.A. 82% 100% 4.16.3 Magnetresonanztomographie ( wurde in dieser Studie nicht untersucht) Eine andere Methode, präoperativ den Lymphknotenstatus zu evaluieren, bietet das MRT. Tillman et al. zeigen in ihrer Arbeit, dass das MRT im Staging einer Brustkrebserkrankung wichtige Informationen für die weitere Therapieplanung liefern kann [85]. In vielen Fällen wird jedoch vorwiegend nur die Brust und nicht 53 gesondert der axilläre Lymphknotenstatus untersucht. Luciani et al. haben in ihrer Studie bei allerdings nur 16 Patienten ein Protokoll entwickelt, in dem sie zeitgleich eine MRT Aufnahme der Brust und der Axilla gemacht haben. Dabei wurde zusätzlich zu der Magnetspule, die für die Darstellung der Brust geeignet war, eine weitere einzelne Magnetspule auf die Axilla gesetzt. Diese ermöglichte eine genauere Beurteilung der Lymphknoten. Morphologische Parameter, die eine Aussage über die Malignität des Lymphknotens erlaubten waren eine unregelmäßige Kontur, eine Hyperintensität, ein Durchmesser von größer als 5 mm, eine suspekt aussehende Rinde sowie ein Verhältnis des Längs- und Transversaldurchmessers von unter 1,5. Trafen mindestens 4 der beschriebenen Parameter zu, so lag die falsch negativ Rate bei 13% und die falsch positiv Rate bei 12% [86]. Andere Studien beschreiben zusätzlich noch die Gabe eines Kontrastmittels. Dabei wird der Patientin 24-36 Stunden vor der MRT- Untersuchung Ultrasmall Superparamagnetic Iron Oxide Enhancement (USPIO) per Infusion verabreicht, und die Lymphknoten anschliessend dargestellt. In der Arbeit von Michel et al. wird die Sensitivität dieses Verfahrens mit 82%, die Spezifität mit 100%, der positive prädiktive Wert mit 100% angegeben. Die Studie enthielt jedoch nur 20 Patientinnen. In einer anderen Studie mit 22 Patientinnen wurde dieses Verfahren mit dem herkömmlichen MRT verglichen. Im MRT plus USPIO – Infusion wurde eine Sensitivität von 100%, eine Spezifität von 98% und eine Effizienz von ebenfalls 98% errechnet. Im herkömmlichen MRT lagen die Prozentsätze deutlich tiefer. Die Sensitivität betrug 55%, die Spezifität 81% und die Effizienz lag bei 79%. Das MRT mit UPSIO Gabe ist somit signifikant besser als ein herkömmliches MRT [27, 28]. Die Werte für sowohl die Sensitivität als auch die Spezifität der MRT – Untersuchung liegen in diesen Arbeiten deutlich höher als die für die Sonographie in der vorliegenden Arbeit. Mittels MRT ist eine genauere Aussage über den axillären Lymphknotenstatus möglich. Jedoch ist diese Methode zeitaufwändig, nicht ubiquitär verfügbar und kostenintensiv. 54 Tab. 5 Sensitivität und Spezifität der MRT Untersuchung Name Jahr Anzahl Sensitivität Spezifität Michel et al. [27] 2002 22 100% 98% Luciani et al. [86] 2004 16 88% 87% Memarsadeghi et al. [28] 2006 20 82% 100% 4.16.4 Fluor- Deoxyglucose Positronen Emissions Tomography (FDG-PET) (wurde in dieser Studie nicht untersucht) Eine weitere Alternative der präoperativen Bildgebung ist das FDG- PET. FDG ist ein Strukturanalogon von Glukose, welches mit dem radioaktiven Flour-18 gekoppelt ist. Maligne Zellen haben einen erhöhten Stoffwechsel. Sie verbrauchen mehr Glukose und reichern somit mehr FDG an. In der Studie von Chung et al. wurden verschiedene Grenzwerte für den standardisierten Glukoseaufnahmewert definiert und danach die Sensitivität und Spezifität berechnet. Bei einem niedrigen Grenzwert zwischen 0,5 und 1 lagen die Sensitivität und Spezifität bei 74% bzw. 79%. Bei einem deutlich höheren Grenzwert von 2,3 stieg die Spezifität auf 100%, dieses jedoch auf Kosten der Sensitivität. Sie lag bei nur noch 60% [29]. Zorzona et al. und Gil- Rende et al. beschreiben eine Sensitivität von 84,1% bzw. 84,5% und eine Spezifität von 97,8% bzw. 98,5%. In diesen Arbeiten wurde bei 200 bzw. 275 Patientinnen ein FDG-PET durchgeführt. Bei Patientinnen, die keinen Anhalt für axilläre Metastasen hatten, wurde eine SLNB, bei dem Verdacht auf Metastasen eine ALNE durchgeführt [30, 87]. Die FDG- PET ist eine minimal invasive Methode um die Axilla zu beurteilen. Jedoch muss der Patientin ein radioaktiv markiertes Kolloid gespritzt werden und 55 der Kostenaufwand ist nicht unerheblich. Außerdem ist dieses Verfahren nicht für sehr kleine primäre Tumore geeignet, da Mikrometastasen nicht erfasst werden können. Auch eine reaktive Lymphadenopathie weist einen erhöhten Glukosestoffwechsel auf, weshalb diese fälschlicherweise mit Metastasen verwechselt werden könnte. Genau wie bei der MRT Untersuchung liegen auch für diese Methode die Werte für die Sensitivität und die Spezifität über den Ergebnissen der Sonographie in der vorliegenden Arbeit. Doch ähnlich dem MRT ist diese Untersuchung ebenfall zeit- und kostenintensiv und daher für die Routine nicht optimal geeignet. Tab. 6 Sensitivität und Spezifität der FDG-PET Arbeitsgruppe Jahr Anzahl Sensitivität Spezifität Zorzona et al.[87] 2004 200 84,1% 97,8% Chung et al. [29] 2006 54 74% 79% 275 84,5% 98,5% Gil-Rende et al. [30] 2006 4.16.5 Single Photon Emission Computed Tomography – Computed Tomography (SPECT – CT) (wurde in dieser Studie nicht untersucht) Eine weitere Methode den Stoffwechsel in den axillären Lymphknoten darzustellen bietet das SPECT- CT. Jedoch beschreiben Gallowitsch et al. nur eine geringe Sensitivität von 35,7% bei einer Spezifität von 83,99%. Der positive Vorhersagewert wird mit 50%, der negative Vorhersagewert mit 73% beschrieben. Die Effizienz der Methode lag bei 68,9%. Damit kommen Gallowitsch et al. zu dem Schluss, dass das SPECT CT in der Diagnostik der axillären Lymphknoten auf Grund der geringen Sensitivität und Spezifität keine geeignete Methode darstellt. Die Berechtigung dieser Methode sehen sie in der Möglichkeit der genaueren 56 Charakterisierung des Sentinel- Lymphknotens bezüglich Größe, Tiefenlage und topographischer Beziehung [88]. Auch Lerman et al. teilt diese Auffassung [89]. Die Effizienz dieser Methode liegt ähnlich wie die des alleinigen Ultraschalls in der vorliegenden Arbeit. Da das SPECT CT jedoch mit einem erheblichen Mehraufwand an Zeit und Kosten verbunden ist, ist diese Methode nicht geeignet, um den axillären Lymphknotenstatus bei Patientinnen mit einem Mammakarzinom routinemäßig zu untersuchen. Tab. 7 Übersicht über die alternativen Möglichkeiten zur Beurteilung des axillären Lymphknotenstatus Methode Sensitivität Spezifität Aufwand (DKG-NT) US 65% 78% (1) Ca. 18 Euro, gering US + FNAZ 83,4% (2) 100% (2) Ca. 30 Euro, gering US +Stanzbiopsie 76,4% (3) 100% (3) Ca. 40 Euro, gering MRT 90% (4) 95% (4) Ca. 340 Euro, hoch PET 80,8% (5) 91,7% (5) Ca. 640 Euro, hoch SPECT 35% (6) 83% (6) Ca. 105 Euro, hoch (1) (1) Gemittelter Wert der Daten aus Tab. 2, (2) Gemittelter Wert der Daten aus Tab. 3 (3) Gemittelter Wert der Daten aus Tab. 4 (4) Gemittelter Wert der Daten aus Tab. 5 (5) Gemittelter Wert der Daten aus Tab. 6 (6) Werte von Gallowitch et al. [88] 57 4.17 Schlussfolgerung: An Hand dieser Arbeit und an Hand der Literatur konnte gezeigt werden, dass der Ultraschall eine kostengünstige und einfache Methode ist, den axillären Lymphknotenstatus präoperativ zu beurteilen. Dennoch ergibt sich aus Tabelle 6, dass der alleinige Ultraschall allen anderen bildgebenden Verfahren, abgesehen von der SPECT – CT Untersuchung, deutlich unterlegen ist, und somit ale alleinigen Methode unzureichend. Die MRT und die FDG – PET Untersuchung sind jedoch zeit- und kostenintensiv, sowie nicht ubiquitär verfügbar. Die FNAZ in Kombination mit dem Ultraschall, sowie die ultraschallgestüzte Stanzbiopsie hingegen sind einfache und minimal invasive Methoden, die eine erhebliche Steigerung sowohl der Sensitivität als auch der Spezifität ermöglichen. Es wurde aufgrund der vorliegenden Arbeit beschlossen, in einer prospektiven Studie zu untersuchen, in wie weit eine Kombination aus Ultraschall und FNAZ bzw. Ultraschall und Stanzbiopsie eine Steigerung der Sensitivität und Spezifität zur Folge hat, und eventuell die FNAZ und /oder die Stanzbiopsie in die Diagnostik des axillären Lymphknotenstatus aufzunehmen. Da jedoch auch bei optimaler präoperativer Diagnostik keine ganz sichere Aussage über den Lymphknotenstatus getroffen werden kann, wäre es sinnvoll die Schnellschnittuntersuchung der entnommenen Lymphknoten, welche seit 2007 nicht mehr durchgeführt wird, wieder in das Procedere mit aufzunehmen, um die Rate an Zweitoperationen so gering wie möglich zu halten. Weiterhin bezog sich die histologische Auswertung ( maligne – benigne) auf die Gesamtzahl der entnommenen Lymphknoten. Um eine noch genauere Aussage über Malignitätskriterien zu erhalten, müssten die Lymphknoten markiert werden, und die sonographischen Ergebnisse direkt mit den histologischen Ergebnissen vergleichen zu können. 58 Die unterschiedlichen Daten der einzelnen Untersucher legen nahe, dass ein einheitlicher Ausbildungsstand sinnvoll ist. Daher sollte die Anzahl an verschiedenen Untersuchern so gering wie möglich gehalten werden. So wird die Möglichkeit geschaffen, dass jeder einzelne Untersucher mehr Erfahrung erwirbt, und demnach bessere Ergebnisse für die Sensitivität und Spezifität erreichen kann. Weiterhin erscheint es sinnvoll, in einer prospektiven Studie die axillären Lymphknoten genau zu beschreiben (Länge, Breite, Größe des Hilus, Dicke der Rinde) und diese Daten im Hinblick auf die Erarbeitung aktueller Dignitätskriterien auszuwerten, um somit möglicherweise eine Steigerung der Sensitivität und Spezifität zu erzielen. Es könnte außerdem von Interesse sein, 3D mode Ultraschall, oder Kontrastmittel verstärkten Ultraschall hinzu zunehmen, wie Bialek et al. bzw. Steppan et al. [90, 91] in ihren Arbeiten zeigten. Die erarbeiteten Daten sollten anschliessend in einer prospektiven multizentrischen Studie validiert werden. 59 5. Zusammenfassung Bei 420 Patientinnen mit Mammakarzinom wurden die Sensitivität, die Spezifität, der positive Vorhersagewert, der negative Vorhersagwert und die Effizienz des präoperativen axillären Ultraschallbefundes untersucht. Der endgültige histologische Befund wurde als Referenz verwendet und die Ergebnisse mit dem derzeitigen Stand der Literatur verglichen. Um jede Patientin der für sie optimalen chirurgischen Therapie zuzuführen ist es von großer Bedeutung, den axillären Lymphknotenstatus präoperativ so genau wie möglich zu beurteilen. Der axilläre Ultraschall ist eine elegante und gut etablierte Methode, um bei Patientinnen mit Mammakarzinom den Nodalstatus festzustellen. Sofern bei der präoperativen Ultraschalldiagnostik Lymphknoten als von Metastasen befallen klassifiziert werden, wird eine ALNE durchgeführt. Dies führt bei einer niedrigen Spezifität des präoperativen Ultraschalls dazu, dass bei einer gewissen Anzahl von Patientinnen unnötigerweise der größere Eingriff der ALNE durchgeführt wird. Ist die Sensitivität der präoperativen Untersuchung niedrig, so wird einer Anzahl von Patientinnen unnötigerweise eine zweizeitige Operation ( SLNB und ALNE) zugemutet. In der vorliegenden Studie ergab sich eine Sensitivität des präoperativen Ultraschalls von 53,6% und eine Spezifität von 75,5%. Es wurden ein positiver Vorhersagewert von 77,3%, ein negativer Vorhersagewert von 51,3% und eine Effizienz der Methode von 68,5% berechnet. Dabei zeigte sich zu Beginn des Untersuchungszeitraumes im Jahre 2004 eine sehr hohe Sensitivität von 92% bei einer geringen Spezifität von 23%. Im Jahr 2007 hatte sich diese Werte umgekehrt, die Sensitivität lag bei 19% die Speziftät war auf 96% angestiegen. 60 Auch zwischen den einzelnen Untersuchern ergaben sich deutliche Unterschiede in der Sensitivität und Spezifität, wobei die Werte der Untersucher mit höheren Untersuchungszahlen und größerer Erfahrung deutlich näher an den in der Literatur angegebenen Werten lagen. Um die Sensitivität und Spezifität zu steigern und die Rate an falsch klassifizierten Patientinnen so gering wie möglich zu halten, werden in der Literatur mehrere Alternativen zur alleinigen Sonographie beschrieben. Für die MRT Untersuchung wird im der Literatur [27, 28, 86] im Durchschnitt eine Sensitivität von 90% und eine Spezifität von 95% beschrieben. Für das FDG-PET liegen die Werte für die Sensitivität im Durchschnitt bei 80,8% und für die Spezifität bei 91,7% [29, 30, 87]. Jedoch sind diese Untersuchungen zeit- und kostenintensiv und nicht an jedem Ort verfügbar. Weitere Methode um die Sensitivität zu steigern sind die Feinnadel – Aspirations – Zytologie,sowie die ultraschallgestüzte Stanzbiopsie. Für die FNAZ werden in der Literatur durchschnittlich Werte für die Sensitivtät von 83,4% und für die Spezifität von 100% angegeben [37-39, 45, 92, 93]. Für die Stanzbiopsie wird eine durchschnittliche Sensitivität von 76,4% und eine Spezifität von 100% angegeben [35, 47, 67, 94]. Beide Methoden stellen eine minimal invasive, nicht sehr zeit- und kostenintensive Methode zur Beurteilung des axillären Lymphknotenstatus dar. Auf Grund der vorliegenden Arbeit wurde daher die Feinnadel – Aspirations – Zytologie sowie die Stanzbiopsie in die präoperative Diagnostik von Lymphknotenmetastasen bei Patientinnen mit primärem Mammakarzinom aufgenommen. 61 6. Literatur 1. Fisher B, Bauer M, Wickerham DL, et al. Relation of number of positive axillary nodes to the prognosis of patients with primary breast cancer. An NSABP update. Cancer 1983;52:1551-1557 2. 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Eidesstattliche Erklärung: Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Dissertation ist bisher keiner anderen Fakultät, keiner anderen wissenschaftlichen Einrichtung vorgelegt worden. Ich erkläre, dass ich bisher kein Promotionsverfahren erfolglos beendet habe und dass eine Aberkennung eines bereits erworbenen Doktorgrades nicht vorliegt. Datum Unterschrift 71