II) Atlantis, Mythos oder Realität

Werbung
"Hannes häusler" <[email protected]>
II) Atlantis, Mythos oder Realität
∗ Allgemein
∗ Frühe Versuche der Lokalisierung
∗ Vergleich mit den Bechern von Vaphin
∗ Atlantis ist Utopia
Atlantis, Mythos oder Realität
Der Ursprung dieses Rätsels, das wohl eines der faszinierendsten unserer Zeit ist, geht
auf den griechischen Philosophen Platon zurück. In zwei Stellen seinr “Dialoge”, im
“Timaios” und im “Kritias”, spricht er von Atlantis. Sein Wissen geht auf die
Erzählungen verschiedener Personen zurück, zuletzt auf den Bericht des athenischen
Gesetzgebers Solon, der um 590 v.Chr. Ägypten besucht hat. Auf dieser Reise gelangte
er in die Stadt Sais, die während der 24. Dynastie eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Ihre Ruinen liegen am Rosettarm des Nils bei dem Dorf Sa el-Hagar. Hier wurde er
von ägyptischen Priestern mit großen Ehren empfangen, und die berichteten Solon von
einem Ur-Athen (dessen staatliche Einrichtungen in den Grundlagen mir dem von
Sokrates entwickelten Gemeinwesen übereinstimmten). Dieses Athen hat nach den
Aussagen der Ägypter in einem heldenhaften Kampf den großen Inselkontinent
Atlantis besiegt, der jenseits der Säulen des Herakles (Gibraltar) lag. Der Kampf, bei
dem die Atlanter zehntausend Kampfwagen und zwölftausend Schiffe aufbotenm habe
vor neuntausend Jahren stattgefunden.
Von Atlantis wird gesagt es sei ein Inselkontinent gewesen dessen Bewohner eine hohe
Kultur entwickelt hätten. Das Reich sei größer als Libyen und Kleinasien zusammen
und von Königen regiert worden, ferner wird berichtet, die Herrscher hätten sich alle
fünf bis sechs Jahre getroffen, um ein kompliziertes Ritual mit Stierjagden und Opfern
durchzuführen.
Im “Kritias” heißt es:” Die Menschen, die dort lebten, bauten ein umfangreiche,
schöne Stadt, deren Glanz jeder König noch vermehrte. Die Stadt bestand aus einer
zentralen Insel, wo der König in einem schönen Palast lebte, umgeben von drei
konzentrischen Wasserringen, die mit zwei Landringen abwechselten. Die Wasserringe
waren überbrückt, um einen Übergang zu schaffen; durch Landringe wurden Kanäle
gegraben, damit die Schiffe zu den zentralen Inseln gelangen konnten. Von dem
äußeren Ring wurde ein Kanal zu dem etwas entfernten Meer gegraben.”
"Hannes häusler" <[email protected]>
Platon läßt den Kritias auch den moralischen Niedergang und den ungezügelten
Ehrgeiz der Atlanter beschreiben. Doch da habe Zeus die Götter zusammengerufen,
um die Bestrafung zu erörtern.....Der Bericht des Krititas bricht damit ab.
Doch im “Timaios” heißt es vom Ende des Inselkontinents Atlantis, ein schlimmer Tag
und eine schlimme Nacht seien gekommen, und es habe gewaltige Erdbeben und
Überschwemmungen gegeben. Atlantis sei im Meer versunken, auch sei die ganze
Streitmacht vernichtet worden. Heute noch könne man “das Meer dort weder befahren
noch erforschen, weil in ganz geringe Tiefe der Schlamm im Wege liegt, den die Insel,
als sie sich senkte, zurückgelassen hat”. Damit wird die zu Platons Zeiten herrschende
Auffassung von der Seichtigkeit des großen westlichen Meeres wiedergegeben.
Frühe Versuche der Lokalisierung
Bereits im Altertum gab es verschiedene Arten der Erzählungen von Atlantis, wobei
die ursprüngliche Quelle immer Platon gewesen ist. Schon damals bezweifelten einige
die Wahrheit, so Aristoteles. Der Geograph Strabon glaubte, die Geschichte sei von
Platon erfunden worden. Andere, so der griechische Philosoph und Geograph
Poseidonis hielten den Bericht für wahr. Es gab auch Versuche der Lokalisierung.
Später griffen die Kirchenväter die Legende auf und bauten sie in ihre allegorischen
Erzählungen ein. Im 15. /16. Jahrhundert, zur Zeit der großen Entdeckungen, spielten
Inseln oder Kontinente, die man zu finden hoffte, darunter Atlantis eine wichtige
Rolle. Es setzten, wie im Altertum, zahlreiche Versuche ein, den versunkenen
Kontinent aufzuspüren. So soll Sizilien Atlantis, gewesen sein, dann die Kleine Syrte
in Nordafrika. Andere verlegten die Insel nach Tartessos an der Südküste von Spanien.
Noch andere sprachen von den Kanarischen Inseln, den Azoren, von Malta, der Sahara,
Grönland, Helgoland, Spitzbergen, der Arktis, der Krim, den Britschen Inseln, der
Nigermündung, Skandinavien, von der Nordsee, von Amerika......
Als der Engländer Sir Arthur Evans um 1900 Knossos ausgrub und damit das Kreta
wiedererstehen ließ, war das Interesse an diesen archäologischen Arbeiten groß. Man
wünschte, noch mehr zu erfahren von dieser Kultur, die vor dreieinhalbtausend Jahren
bestanden hatte und, aus welchen Gründen auch immer, untergegangen war. 1909
erschien zu diesem Thema in der britischen “Times” ein anonymer Artikel. Wie sich
später herausstellte, hatte ihn ein gewisser Frost geschrieben, ein Gelehrter für
klassische Studien. Er nahm 1913 in einem weiteren Artikel zur minoischen Frage
Stellung: “Die neuen archäologischen Grabungen auf Kreta machen es nötig, sämtliche
Vorstellungen von der Geschichte des Mittelmeerraumes aus der klassischen Zeit zu
überdenken.” Zum Untergang des minoischen Reiches sagte er, “es sei, als ob die Sage
von Atlantis wahr geworden wäre..... So ganz und gar minoische Züge sind es, welche
Platons Atlantisbeschreibung im “Timaios” und “Kritias” offenbart, daß selbst ein
"Hannes häusler" <[email protected]>
Geist wie Platon nicht so viele Tatsachen auf einmal erfunden haben kann, die über
jeden Verdacht erhaben sind.
Vergleich mit den Bechern von Vaphio
Nach der Gleichsetzung des Minoischen Reiches mit Atlantis vermerkte Frost:
“Beispielsweise der große Hafen mit seinem Gewimmel von Schiffen und Kaufleuten
aus aller Welt, die mit allem technischen Raffinement angelegten Baderäume, das
Stadion und das feierliche Stieropfer - all dies ist ,wenn auch nicht ausschließlich
minoisch. Liest man dann vollends in Platons “Kritias”, daß ein im Poseidon Heiligtum weidender Stier ganz ohne Waffen, nur mit Stöcken und Stricken gefangen
werden sollte, so hat man es mit nichts anderem als einer unmißverständlichen
Beschreibung dessen zu tun, was sich in der “Stierkampfarena” von Knossos abspielte,
jener Eigentümlichkeit, die Nichtkreter am meisten befremdete und die Sage vom
Minotauros aufkommen ließ. Platons Worte beschreiben haargenau Szenen, wie sie auf
den Bechern aus Vaphio dargestellt sind, die ohne Frage das Einfangen wilder Stiere
für die einst bei den minoischen Kretern übliche Art des Stierkampfes wiedergeben.”
Auch der griechische Professor für Seismologie, Angelos Galanopoulos, sieht in
Atlantis mehr als nur eine Sage. Er schreibt: “Auch nur oberflächlichen Kennern der
großen Kulturen der Kupferzeit gilt Atlantis ,wie Platon es beschrieben hat, als
ausgesprochener Höhepunkt des damaligen Kulturstandes.” Der Gelehrte glaubt an die
Echtheit de Dokuments, das Solon nach Griechenland mitgebracht hatte. Kommen
dann noch einmal Zweifel auf, so versucht er, Unvereinbares durch einen
Übersetzungsfehler zu erklären. Bei den Zahlenangaben handelt er ähnlich: Dort
streicht er, wie andere Forscher es auch getan haben eine Null - denn somit ergibt sich
eine Übereinstimmung des Zeitpunktes der Zerstörung von San Torin mit der
Vernichtung Atlantis. Galanopoulos meint außerdem: Die Hauptstadt von Atlantis mit
ihren konzentrischen Ringen sei die Insel Thera gewesen, während die Ebene um den
königlichen Palast auf Kreta zu finden sei, und zwar im Süden, auf der Mesara Ebene.
An der Diskussion über Atlantis hat sich der Professor für Klassische Philologie an der
Universität Dublin, Luce, beteiligt. 1969 legte er eine umfangreiche Untersuchung mit
dem Titel “Atlantis, - Legende oder Wirklichkeit” vor. Er stellt die Frage: “Handelt es
sich bei dem, was Platon schrieb, um bloße Erfindung eines Fabuliers...? Oder enthält
der Bericht die vage dunkle Erinnerung an Ereignisse, die sich tatsächlich abgespielt
haben?” Luce meint, die Legende von Atlantis könne wie andere griechische Sagen
einen harten Kern historischer Tatsachen verkörpern. 1971 sagte er: “Die Sage muß im
Zusammenhang mit dem Gesamtbild des minoischen Kretas aufgefaßt werden..... wir
"Hannes häusler" <[email protected]>
erkennen dann, daß Atlantis im wesentlichen die dahingeschwundenen Herrlichkeiten
der Minoischen Kultur bedeutet....”
Atlantis ist Utopia
Zweifel an der Sage von Atlantis sind, wie schon erwähnt, alt. Eine besonders scharfe
Kritik legte bereits 1841 de Franzose Henri Martin mit seinen “Studien über Timaios”
vor. Nach seiner Überzeugung ist Platons Geschichte reine Dichtung; sie sei
ägyptischen und nicht griechischen Ursprungs; wenn Atlantis existiert haben sollte,
hätte es im Atlantik liegen müssen und nicht anderswo. “Wir hören besser auf, nach
Atlantis zu suchen, den es ist in Wahrheit >Utopia<.”
Andere Gesichtspunkte sollten ebenfalls nicht übersehen werden:
• Bei Platon heißt es, Atlantis habe außerhalb der Säulen des Herakles gelegen, also
westlich von Gibraltar. Es gibt aber keinen Hinweis dafür, daß eine so große
Landmasse im Atlantik versunken ist. Wenn nun daraufhin Atlantis - Befürworter
die Insel ins Mittelmehr verlegen, da sich auf Thera (San Torin) eine gigantische
Naturkatastrophe ereignet hatte, so ist dies eine höchst eigenwillige Auslegung.
Nach Platon soll der große Kontinent Atlantis ein einem Tag und einer Nacht
untergegangen sein. Nun hat es in der geologischen Geschichte zwar umfassende
Erdverschiebungen gegeben. Gewaltige Landmassen sind aufgestiegen und auch
versunken. Aber es sind Erscheinungen, die sich in langen Zeitabläufen abgespielt
haben beziehungsweise noch abspielen. “Plötzlich und durch eine Katastroph
untergetauchte Flächen”, stellt die amerikanische Geologin Dorothy B. Vitaliano fest,
“die infolge eines Erdbebens in die Tiefe gedrückt wurden, oder in noch selteneren
Fällen zusammenbrechende Vulkaninseln wie Krakatau 1883 und Santorin im 15.
Jahrhundert v.Chr. sind selten größer als einige Dutzend Quadratmeilen.” Die
Wissenschafttlerin fügt hinzu: “Platon erfand Atlantis, um einen philosophischen
Ansatzpunkt zu schaffen /wie er andere Mythen erfand)....Vom geologischen
Standpunkt aus fürchte ich, muß man Atlantis als einen weiteren Mythos Platons
ansehen.”
• Es hat verschiedene Versuche gegeben, die Vernichtung von Atlantis in Verbindung
zu bringen mit eiszeitlichen Vorgängen, mit dem Ansteigen des Meeresspiegels
beim Auftauen großer Eisregionen. Dazu sagt aber die Wissenschaft, daß es eine
globale Überschwemmung, die so schnell eingetreten wäre, daß sie als Katastrophe
bezeichnet werden könnte, nie gegeben hat.
Santorin - Thera ist beim großen Vulkan-ausbruch untergegangen. Anders verhält es
sich aber mit dem Zentrum der Minoischen Kultur, mit Kreta. Die gigantische Eruption
um 1500 v.Chr. hat die große Insel keineswegs zerstört, denn nach neueren
"Hannes häusler" <[email protected]>
Untersuchungen ist der gewaltige Aschenregen des Vulkans hauptsächlich in
nördlicher Richtung niedergegangen. Gewaltige Sedimente, die eindeutig vom
Vulkanausbruch auf Santorin stammen, wurden neunzig Kilometer östlich Izmir, im
See Gölcük, festgestellt.
Die deutschen Wissenschaftler Hans Pichler und Wolfgang Schierding haben 1973 und
in den folgenden Jahren festgestellt, daß der Aschenfall, der angeblich die Land- und
Viehwirtschaft im spätminoischen Kreta vernichtet haben soll, keine sichtbaren Reste,
sondern nur mikroskopisch nachweisbare Spuren hinterlassen hat. Eine Aschenschicht
habe ehemals höchstens fünf Millimeter betragen.
Pichler und Schierding haben auch nachgewiesen, daß keine riesigen Flutwellen
(Tsunamis) entstanden sind, die nach Marinatos so verheerende Wirkungen gehabt
haben sollen. Dies Flutwellen seien darum nicht entstanden, weil der Zusammenbruch
der Insel Thera Wochen und Monate gedauert habe und nicht auf einmal erfolgt sei. So
habe Ausbruch des Thera- Vulkans nur geringfügige Spuren auf Kreta hinterlassen.
“Katastrophaler und folgenreicher hingegen”, so die Meinung der beiden
Wissenschaftler, “waren die dreißig bis fünfzig Jahre nach dem Vulkanausbruch
erfolgten Zerstörungen auf Kreta. Sie waren mit größter Wahrscheinlichkeit das
Ergebnis starker tektonischer und nicht vulkanisch bedingter Erdbeben und
nachfolgender kriegerischen Auseinandersetzungen”.
Der griechische Forscher Costis Davaras stellte 1988 fest, der Untergang der
minoischen Kultur durch eine vulkanische Eruption werde heute noch von den meisten
Forschern noch mehr vertreten, da eher kriegerische Einwirkungen das Ende der
minoischen Herrschaft herbeigeführt hätten.
Und was ergibt sich letzten Endes für Atlantis?
Die Vernichtung von Santorin - Thera durch den großen Vulkanausbruch um 1500
v.Chr. kann nicht gleichgesetzt werden mit dem Untergang das sagenhaften
Kontinents. Der Hintergrund für Atlantis ist ein anderer. Spyridon Marinathos hat 1972
zutreffend erklärt, im Altertum habe es zahlreiche Sagen vom Untergang eines ganzen
Kontinents gegeben und die Verbindung des Vulkanausbruchs mit der Vernichtung
von Atlantis sei nur eine ägyptische Variante der alten Sage.
Es ist auch kein Zufall, daß Solon die Geschichte von Atlantis in Ägypten erfuhr. Hier
waren die Erzählungen vom Untergang alter Kulturen durch große Fluten besonders
lebendig. Am bekanntesten ist der Bericht von der Sintflut und der Rettung einiger
Menschen und aller Tiere durch Noah. Doch auch diese Darstellung hat verschiedene
Vorläufer: in älteren mesopotamischen Kulturen, wie etwa im Gilgamesch- Epos,
kommen sie vor- und diese Erzählungen sind somit wesentlich älter als Solons Bericht,
sind also auch lange vor der Zeit entstanden, als der Thera- Vulkan ausbrach.
"Hannes häusler" <[email protected]>
So sollte man Professor S. Casey Fredericks zustimmen, der in den USA lehrt und
dessen besonderes Interesse der antiken Mythologie gilt. Er bemerkte 1978: “Eine
Kopernikanische Revolution in den Atlantis- Studien ist schon lange überfällig. Es ist
an der Zeit, daß die moderne Phantasie erkennt, daß Atlantis nie, weder in Zeit noch
Raum, existierte und daß der wirkliche Platz von Atlantis immer schon die Welt des
Geistes und seines faszinierenden Produkts, des Mythos, gewesen ist.”
Herunterladen