Eine Erde – eine Welt? Projekt: Klimawandel 224 225 Klimawandel: Global denken – lokal handeln In den letzten 100 Jahren wurde ein Anstieg des Meeresspiegels um 10 bis 20 cm beobachtet. Diese Entwicklung wurde vermutlich durch die globale Erwärmung verursacht, die eine thermische Volumen-Ausdehnung des Meerwassers zur Folge hatte (s Experimente im Fach Physik). Durch das Abschmelzen der polaren Eiskappen – nicht aber durch das Schmelzen des arktischen Meereises – könnte dieser Prozess weiter beschleunigt werden. Bei einer auf +3 °C begrenzten Erwärmung könnte sich bis zum Jahr 2300 folgendes Szenario für die Werte des Meeresspiegelanstiegs ergeben: • thermische Ausdehnung: 0,4 bis 0,9 m • Gebirgsgletscher: rund 0,4 m • Grönland: 0,9 bis 1,8 m • West-Antarktis: 1 bis 2 m • Summe: 2,7 bis 5,1 m. 224.1: Tropische Insel Tarawa (Kiribati) Fachinformationen aus dem Internet – Naturkatastrophen Naturkatastrophen fordern nicht nur viele Tote und unermessliches menschliches Leid, sondern zeigen auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht dramatische Folgen. So wurden allein im Jahr 2005 Schäden von 212 Mrd. US-$ durch Naturkatastrophen verursacht, dabei sind 87 % auf Sturmschäden, vor allem durch Hurrikan „Katrina“ (125 Mrd. US-$), zurückzuführen. Große Teile dieser Schäden sind – zumindest in den Industrieländern – versichert, deshalb ist es für die Versicherungsbranche äußerst wichtig, das wirtschaftliche Risiko durch Naturkatastrophen abschätzen zu können. So hat die Münchener-Rück-Gruppe, einer der weltweit größten Rückversicherer („Versicherung für Versicherungen“), einen eigenen geowissenschaftlichen Fachbereich, die „Geo-Risiko-Forschung“. Als ein Ergebnis dieser Forschung stehen auf der Homepage der Münchener Rück zahlreiche Publikationen zum Herunterladen als PDF-Datei zur Verfügung. Die Berichte sind aktuell, materialreich, wissenschaftlich abgesichert und gut aufbereitet, sodass sie eine ideale Quelle für den Geographieunterricht darstellen, so z. B. „Hurrikane – stärker, häufiger, teuer“ (2006) oder „Topics Geo – Jahresrückblick Naturkatastrophen 2005“ (erscheint jährlich). 224.2: Weltkarte der Naturkatastrophen im Jahr 2005 Bei dieser Entwicklung sind zunächst die tief liegenden Inselstaaten im Pazifischen und im Indischen Ozean, wie z. B. Kiribati (Abb. 224.1), Tuvalu und die Malediven, bedroht. Auch zahlreiche Küstenstädte und Badestrände wären gefährdet. An der Niedersächsischen Nordseeküste müssten zahlreiche Deiche erhöht werden, wie z. B. um Butjadingen. Durch den Klimawandel wäre auch das Leben im Meer selbst bedroht. So ist etwa die Hälfte des Die Folgen: Naturkatastrophen (global und lokal) seit Beginn der Industrialisierung vom Menschen an die Atmosphäre abgegebenen CO2 von den Weltmeeren aufgenommen und teilweise in Kohlensäure umgewandelt worden. Dadurch wurde das Meerwasser deutlich saurer. Der ph-Wert liegt heute bei 8,2 und könnte bis 2100 auf 7,7 sinken (s Fach Chemie). Meerestiere mit Kalkschalen, wie z. B. Korallen und Muscheln, sind deshalb gefährdet. Korallenriffe könnten sterben, was weitreichende Folgen für die Entwicklung der tropischen Inseln und für den Tourismus hätte. In den Alpen hätten das Abschmelzen der Gletscher und die geringere Schneesicherheit ebenfalls gravierende Auswirkungen für den Tourismus. Die Speicherfunktion der Alpen für die Trinkwasserversorgung könnte stark beeinträchtigt werden. Die Erwärmung des Mittelmeeres könnte bei bestimmten Wetterlagen zu Starkregen in Mitteleuropa führen mit Überschwemmungen von Oder, Elbe (Abb. 225.1) und Donau. Die Wahrscheinlichkeit starker Stürme wird in den nächsten Jahrzehnten ebenso zunehmen wie die Gefahr von Hitze- und Dürreperioden. Nach dem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, Zwischenstaatlicher Ausschuss für den Klimawandel) von 2007 könnten sich die Durchschnittstemperaturen in Europa bis 2080 sogar um 2 bis 4 °C erhöhen. grün: Sturm rot: Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch blau: Überschwemmungen gelb: Temperaturextreme (z. B. Hitzewelle, Dürre, Waldbrand) 225.1: Hitzacker während des Elbehochwassers 2006 Wie könnte die Zukunft aussehen, wenn die Menschheit weiterhin so mit den begrenzten Ressourcen ihres Planeten umgeht wie bislang? Die Szenariotechnik ist eine gängige Methode, mit deren Hilfe positive und negative Entwicklungen zu einem Zukunftsbild oder Modell zusammengefasst werden können. Im Unterschied zu realitätsfernen Utopien und zu rein rechnerischen Vorhersagen liefert die Szenariotechnik nachvollziehbare Visionen. Dabei werden drei Grundtypen von Szenarien unterschieden: Best-case: günstigste mögliche Entwicklung, beim Meeresspiegel der geringste Anstieg (2,7 m) Worst-case: schlechteste mögliche Entwicklung, beim Meerespiegel der höchste Anstieg (5,1 m) Trendszenario: die Fortschreibung der heutigen Situation, beim Meeresspiegelanstieg wäre dies die mittlere Variante (also 3,9 m). 225.2: Szenariotechnik