1 Tetanus - Impfschutz nicht immer ausreichend Studie des BRK-Blutspendedienstes zeigt Lücken auf Nicht alle Menschen in Bayern verfügen maspender im Alter von 18 bis 64 Jahren, keinen Impfschutz, bei den restlichen Teil- über einen ausreichenden Impfschutz vor davon 891 Frauen und 851 Männer, an- nehmern war er unzureichend. Tetanus (Wundstarrkrampf). Bei einer Stu- lässlich einer Plasmaspende der aktuelle die, die der Blutspendedienst des Bayeri- Tetanus-Impfschutz getestet. Dabei stellte schen Roten Kreuzes bei Plasmaspendern sich heraus, dass der Tetanus-Impfschutz in Ingolstadt durchführte, zeigten sich vor in der Altersgruppe über 50 Jahre nur bei Tetanus ist eine durch Bakterien ausgelös- allem bei über 50jährigen Frauen Lücken 85 Prozent der Frauen ausreichend war, te Erkrankung, die etwa in einem Drittel beim Impfschutz. dagegen aber bei 99 Prozent der Män- der Fälle tödlich endet. Beim Krankheits- ner. Auch in den anderen Altersgruppen erreger handelt es sich um Clostridium lagen die Männer beim Impfschutz vorn: tetani, ein Bakterium das äußerst resistent 98,7 Prozent der getesteten Männer und ist und in unserer Umwelt weit verbreitet Im Rahmen einer vom BRK-Blutspende- 94,1 Prozent der getesteten Frauen wie- vorkommt. Das Tetanustoxin, das von den dienst durchgeführten Studie am Plasma- sen einen wirkungsvollen Schutz auf, fünf Bakterien freigesetzt wird, führt nach ei- zentrum Ingolstadt wurde bei 1.742 Plas- Frauen und drei Männer hatten überhaupt ner Inkubationszeit von 3 - 60 Tagen zu Zusammenfassung bsd_hämotherapie 06 l02.indd 1 Hintergrund 23.10.2006 8:48:46 Uhr 2 Krämpfen und Lähmungserscheinungen. Möglichkeit der Überprüfung des Impf- berichteten von einem Tetanus-Langzeit- Diese beginnen im Gesicht und breiten schutzes angesprochen wurden, erteilten schutz bei 72 % der Studienteilnehmer. sich in der Folge auf den ganzen Körper ihr schriftliches Einverständnis, an der In der Studie von Aue et al in Lübeck aus. Meist ältere, nicht ausreichend ge- Studie teilzunehmen. Lediglich 63 Spen- wird sogar von einem Langzeitschutz bei impfte Menschen sind von einer derartigen der/innen wollten nicht an der Studie teil- 91,6 % der Studienteilnehmer berichtet. Infektion betroffen. Sofern eine vollstän- nehmen, da sie entweder ihren Impfstatus Hier wurden jedoch nur 321 Blutspender dige Grundimmunisierung und fristgemä- kannten (94%), oder die Studie aufgrund untersucht. Beide Studien beschreiben ße Auffrischungsimpfungen gemäß den sprachlicher Probleme bzw. aus Alters- einen zunehmend sinkenden Impfschutz Empfehlungen der Ständigen Impfkom- gründen nicht verstanden (2%). Drei im Alter und beide Studien berichten von mission (STIKO) durchgeführt wurden, Spender/innen lehnten die Teilnahme ohne einem geringeren Impfschutz bei Frauen ist eine Erkrankung unwahrscheinlich. Begründung ab. gegenüber Männern der gleichen Alters- Gerade weil jedoch die Tetanusfälle auch gruppe. Ähnliche Ergebnisse werden auch hier in Deutschland sehr selten sind, be- Die Tabellen 1 und 2 zeigen die Ergeb- von Studien in Canada und Italien berich- steht die Gefahr, dass Tetanus bei der Be- nisse der untersuchten Frauen (891) und tet (10, 5). völkerung in Vergessenheit geraten und Männer (851) im Alter von 18 - 64 Jah- notwendige Auffrischungsimpfungen im ren im Einzelnen. Tabelle 3 fasst die Er- In der vorliegenden Studie wurden 1.742 Laufe der Zeit versäumt werden könnten. gebnisse zusammen und vergleicht nicht Plasmaspender/innen ausreichend protektiven Impfschutz mit rum des Bayerischen Roten Kreuzes in protektivem Impfschutz bei Männern und Ingolstadt auf den bestehenden Tetanus- Frauen verschiedener Altersgruppen. Impfschutz überprüft. Die quantitative Methode In der Zeit von Juni bis September 2004 am Plasmazent- Bestimmung der Tetanus-IgG-AntikörperDiskussion hatten die Plasmaspender des BRK-Blutspendedienstes im Plasmazentrum Ingol- konzentration zeigte, dass die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer/innen über ei- stadt die Gelegenheit, ihren Tetanus-Impf- In der jüngeren Vergangenheit durchge- nen ausreichenden protektiven Impfschutz schutz überprüfen zu lassen. Die Spender führte Studien zu Impfdokumentation und gegen Tetanus verfügt. wurden zunächst umfassend über den Hin- Immunstatus in Deutschland führten ab- tergrund der Studie informiert und hatten hängig vom Studienansatz zu unterschied- Die Studie zeigt aber auch, dass insbe- dann die Möglichkeit, ihr Einverständnis lichen Ergebnissen: Während Studien, die sondere Frauen über einen niedrigeren zur Untersuchung ihrer Blutprobe zu ge- ausschließlich anhand der vorliegenden Impfschutz verfügen als Männer, gleich ben. Impfdokumentation oder der persönlichen welcher Altersgruppe sie angehören. Etwa Die Tetanus IgG Antikörperkonzentration Aussagen der Studienteilnehmer durch- sechs Prozent der Frauen weisen einen wurde sodann molekularbiologisch aus geführt wurden, einen unzureichenden niedrigen oder zweifelhaften Impfschutz einer 150μl Serumprobe des Spenders mit Impfstatus bei über 50 % der Erwachse- auf. Betrachtet man nur die Altersgruppe Hilfe eines kommerziellen ELISA Tests nen zeigen (1, 2, 3, 4, 6), führten Studien, der über 50 jährigen, dann erhöht sich die- der Firma Virion/Serion bestimmt. bei denen der Tetanus-IgG-Antikörper ser Anteil sogar auf nahezu 15 Prozent. molekularbiologisch bestimmt wurde, zu Ergebnisse wesentlich differenzierteren Ergebnissen Viele Männer dagegen weisen auch in (7, 8, 9). der hohen Altersgruppe hohe Tetanus- Die überwiegende Mehrheit der 1.805 So untersuchten Stark et al den Immunsta- IgG -Antikörperkonzentrationen auf und Spenderinnen und Spender, die auf die tus bei 2.079 Blutspendern in Berlin und verfügen somit über einen langjährigen bsd_hämotherapie 06 l02.indd 2 23.10.2006 8:48:54 Uhr 3 (> 10 Jahre) Impfschutz. Da dies auch auf die Altersgruppe der über 50jährigen zu- Impfschutz (IgG IU/ml) Alter (Jahre) Anzahl Kein (< 0,01) Unzureichend (0,01 - 0,1) trifft, kann davon ausgegangen werden, Protektiv Langfristig v(0,11 - 5,0) (> 5,0) dass auch unter den Männern über 64 Jahren ein relativ großer Anteil noch über einen ausreichend protektiven Impfschutz < 30 Jahre 391 2 (< 1%) 15 (3,8 %) 320 (81,8 %) 54 (13,8 %) 30 - 39 Jahre 198 1 (< 1%) 9 (4,6 %) 159 (80,3 %) 29 (14,7 %) 40 - 49 Jahre 195 1 (< 1%) 9 (4,6 %) 162 (83,1 %) 23 (11,8 %) de lassen sich wahrscheinlich vor allem > 50 Jahre 107 1 (< 1%) 15 (14 %) 83 (77,6 %) 8 (7,5 %) dadurch erklären, dass junge Männer der Zusammen 891 5 (0,6 %) 48 (5,4 %) 724 (81,3 %) 114 (12,8 %) Tabelle 1: Tetanus-IgG-Antikörperkonzentration bei Frauen im Serum pro Altersgruppe und insgesamt Anzahl Kein Unzureichend (< 0,01) Diese geschlechtsspezifischen Unterschie- Wehrpflicht unterliegen und bei Eintritt in die Bundeswehr eine Tetanus-Impfung durchgeführt wird. Vergleicht man die Ergebnisse dieser ak- Impfschutz (IgG IU/ml) Alter (Jahre) verfügt. tuellen Studie mit den Ergebnissen der (0,01 - 0,1) Protektiv (0,11 - 5,0) Langfristig (> 5,0) Studie von Stark et al aus dem Jahr 1998, in der ein ähnlich großes Studienkollektiv und ebenfalls Blutspender untersucht wur- < 30 Jahre 357 3 (< 1 %) 3 (< 1 %) 281 (78,7 %) 70 (19,6 %) 30 - 39 Jahre 176 0 (0 %) 0 (0 %) 126 (71,6 %) 50 (28,4 %) 40 - 49 Jahre 195 0 (0 %) 4 (2 %) 148 (76 %) 43 (22 %) nehmer über einen protektiven Impfschutz > 50 Jahre 123 0 (0 %) 1 (< 1 %) 105 (85,4 %) 17 (13,8 %) verfügt. Zusammen 851 3 (0,3 %) 8 (0,9 %) 660 (77,6 %) 180 (21,2 %) Tabelle 2: Tetanus-IgG-Antikörperkonzentration bei Männern im Serum pro Altersgruppe und insgesamt den, so kann man feststellen, dass insgesamt eine größere Anzahl der Studienteil- Da insbesondere über 50 jährige Frauen einen deutlich niedrigeren Impfschutz aufweisen, sollte gerade diese Altersgruppe über die Gefahren von Tetanus und den Prozentsatz von Personen mit protektivem Impfschutz Nutzen einer Impfung im Rahmen der Alter (Jahre) Männer Frauen < 30 Jahre 98,3 95,6 30 - 39 Jahre 100,0 94,9 40 - 49 Jahre 97,9 94,9 > 50 Jahre 99,2 85,0 Zusammen 98,7 94,1 Tabelle 3: Prozentsatz von Personen mit ausreichendem Impfschutz gegen Tetanus nach Alter, Geschlecht und insgesamt Gesundheitsvorsorge durch den Arzt aufgeklärt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift veröffentlicht. Das Manuskript steht auch unter www.spende-blut.com, Fachbereich, Fachliteratur zur Verfügung. Literaturverzeichnis bei der Redaktion erhältlich bsd_hämotherapie 06 l02.indd 3 23.10.2006 8:49:03 Uhr 4 Das Würzburger Institut ist umgezogen Seit Juni 2006 hat das Institut für der Diözese Würzburg, Monsignore Günter untersuchungen wie auch bei blutgrup- Transfusionsmedzin Würburg des BRK- Putz, der den neuen Räumlichkeiten den penserologischen Problemfällen mit Rat Blutspendedienstes eine neue Adresse: kirchlichen Segen erteilte. und Tat zur Verfügung. Das gesamte Leistungsspektrum des Instituts für Transfu- Juliuspromenade 28. Feierliche Eröffnung: das Rote Band wurde durchschnitten (von links nach rechts: Leonhard Stärk, Vorsitzender Geschäftsführer des BSD/ BRK; Dr. Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken; Helga Höppfner, stv. Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion; Monsignore Günter Putz, Domkapitular der Diözese Würzburg; Dr. med. Franz Weinauer, Ärztlicher Direktor des BSD/BRK) Zeitgleich mit dem Umzug wurde auch sionsmedizin Würzburg kann übrigens der Tätigkeitsbereich des Instituts ge- auf der Hompage des BRK-Blutspende- ändert: die konventionelle Blutspende dienstes (www.spende-blut.com) einge- („Vollblutspende“) wurde aus dem Institut sehen werden. Das Institut wird geleitet zu den mobilen Spendeteams verlagert. von Dr. rer. nat. Rainer Leimbach. Her- Würzburger Blutspender werden jetzt also stellungsleiterin und Sachkundige Per- ausschließlich zu den Blutspendeterminen son nach AMG ist Frau Helene Butsch. in Würzburg und Umgebung eingeladen. Beide stehen unter der Telefonnummer Die nach wie vor bestehende Spende- 09 31 / 3 09 04 - 0 für Auskünfte zur Verfü- abteilung des Instituts konzentriert sich gung. Fax: 09 31 / 3 09 04 - 436; E-Mail an: dafür nunmehr auf apparative Apheresen [email protected] zur Gewinnung von speziellen Blutkomponenten: Mittels Plasmapherese wird von freiwilligen Spendern hochwertiges Therapieplasma zur Transfusion gewon- Der Umzug war nötig geworden, da man die nen. Und durch Zellseparation (Zytaphe- alten Institutsräume in der Klinikstraße 5 rese) können hochwirksame Thrombozy- wegen Eigenbedarfskündigung aufgeben tenkonzentrate hergestellt werden. musste. Eine Woche ruhte wegen der Ein Blick in den Spenderaum: Der Regierungspräsident im Gespräch mit einer Thrombozytenspenderin Umzugsarbeiten der Institutsbetrieb, bis er Auch beim Vertrieb hat sich Wichtiges ge- im neuen Domizil wieder aufgenommen ändert: Die Ausgabeabteilung des Instituts werden konnte. Würzburg hat jetzt diesbezüglich die Durch den Umzug in die neuen, moderne- Am 14. Juni wurden die neuen Instituts- Aufgaben des Standorts Wiesentheid ren und zweckmäßiger angelegten Räum- räume im Rahmen einer Einweihungsfeier mit übernommen und versorgt nun die lichkeiten und durch die organisatorischen offiziell eröffnet, zu der viele Ehrengäste Kliniken und Praxen in ganz Unterfran- Änderungen bei der Spende und im Ver- kamen – darunter der Regierungspräsi- ken schnell und zuverlässig mit Blutpro- trieb wurden die Voraussetzungen für einen dent von Unterfranken, Dr. Paul Bein- dukten. Weiterhin (und in bewährter Art noch effizienteren Institutsbetrieb geschaf- hofer, die stellvertretende Vorsitzende und Weise) steht das immunhämatologische fen, der letztlich auch zu einer weiteren der Würzburger CSU-Stadtratsfraktion, Servicelabor des Instituts 24 Stunden am Verbesserung der Kundenzufriedenheit Helga Höppfner, sowie der Domkapitular Tag sowohl für prätransfusionelle Routine- beitragen soll. IMPRESSUM Herausgeber: Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gGmbH • Herzog-Heinrich-Str. 2 • 80336 München Verantwortlicher Redakteur: Dr. Detlev Nagl bsd_hämotherapie 06 l02.indd 4 23.10.2006 8:49:14 Uhr