ARBEITSTECHNIKEN IN DER PROTEINCHEMIE Teil 2 Proseminar Prof. F. Pittner SS 2006 Kapillarelektrophorese Vereinigt elektrophoretische und chromatografische Techniken zu einer neuen Separationsmethode Vorteile: • Hochauflösend • Reproduzierbar • Trennung innerhalb weniger Minuten • Empfindlichkeit bis in den attomol-Bereich • Möglichkeit zur automatischen Probenaufgabe • Mikropräparative Fraktionssammlung • Computersteuerung Detektion der Probe: • UV-Detektoren • Fluoreszenz-Detektoren • Leitfähigkeit • Radioaktivität • Elektrochemische Detektoren • Massenspektroskopie HPCE (High Performance Capillary Elektrophoresis) 1 • • • • Quarzkapillare (Innendurchmesser 20-150 µm, Länge 10-150 cm) Netzgerät: Spannung bis 30 kV Detektion direkt durch die Kapillare Probenaufgabe: * elektrokinetisch (Nutzen des elektroosmotischen Flusses) * hydrostatisch (Druckdifferenz, Vakuum, Schwerkraft) * wenige Nano- bis Mikroliter werden aufgetragen HPCE (High Performance Capillary Elektrophoresis) 2 • Elektroosmotischer Fluss: Kapillarwand durch Ionisation der Silanolgruppen negativ geladen: Bei Anlegen der Spannung wandern Gegenionen zur Kathode und transportieren das Lösungsmittel mit • „Free- Zone-Elektrophorese“: *Trennung auf Grund der Kombination von elektrophoretischer Beweglichkeit der Ionen und dem elektroosmotischen Fluss * Ausbildung einer el. Doppelschicht an Wand/Elektrolyt Grenzschicht * Beeinflussung des elektroosmotischen Flusses durch: Höhe der angelegten Spannung, pH, Ionenstärke, Pufferviskosität, Additive, verschiedene Beschichtung der Kapillarwand * Prinzip: Elektrophoretische Beweglichkeit d. positiven, negativen und neutralen Probenmoleküle ist unterschiedlich, aber ALLE wandern getrieben durch den elektroosmotischen Fluss in Richtung KATHODE. Die Gesamtwanderungsgeschwindigkeit eines Moleküls = elektrophoretische Beweglichkeit + elektroosmotischer Fluss HPCE Techniken 1 • • Beschichtete Innenwände: zur Minimierung von Wand/Probe Wechselwirkungen (durch Zusatz von Acetonitril noch weiter optimierbar) * Elektroosmotischer Fluss bei dieser Technik fast vollständig eliminiert → Trennung hier überwiegend rein elektrophoretisch * Biopolymere: starke Tendenz zur WW mit Kapillarwänden → Tailing der Banden, Beeinflussung der elektroosmot. Flusseigenschaften der Kapillare * Verbesserung dieser Probleme: hohe pH Werte, hohe Ionenstärke, Zusatz von Harnstoff und SDS Gelgefüllte Kapillaren: * Gelelpho mit Polyacrylamid * SDS-Gelelpho * Agarosegele → extrem hohe Auflösungen Isoelektrische Fokussierung: * Voraussetzung: Eliminierung des elektroosmotischen Flusses durch Beschichtung der Innenwand * Probe + Ampholytgemisch in die Kapillare gebracht * nach erfolgter Trennung: Kapillarinhalt durch angelegten Druck aus der Kapillare am Detektor vorbeigeführt } • HPCE Techniken 2 • Micellentechnik: Problem der Zonen-Kapillarelektrophorese ist: neutrale Moleküle wandern als eine Gruppe mit dem elektroosmotischen Fluss → keine Auftrennung!! Problemlösung: Zugabe von Micellenbildnern (z.B. SDS): Micellen tragen negative Ladungen → elektrophoretische Bewegung entgegengesetzt dem elektroosmotischen Fluss → Trennung erfolgt durch unterschiedliche Verteilung der neutralen Moleküle in der elektroosmotisch getriebenen wässrigen Phase und der (sich langsamer bewegenden) elektrophoretisch wandernden Micellenphase Die Stärke dieser Techniken liegt in der Kombination von HPCE mit HPLC! (wegen unterschiedlicher Trennprinzipien ein echt zweidimensionales Verfahren) Polyacrylamid- Gelelektrophorese (PAGE) Isoelektrische Fokussierung 1 Isoelektrische Fokussierung 2 Präparative Dichtegradientenelektrophorese 1 Präparative Dichtegradientenelektrophorese 2 Präparative Dichtegradientenelektrophorese 3 Eichkurven für Gele Isotachophoresse Disk-Elektrophorese Senkrechte Disk-Elektrophorese auf Trägergelen: entweder auf zylindrischem Trenngel oder auf Gelplatte angegebene pH Werte und Polaritäten sind die am Häufigsten benutzten Ampholine Molekül (Ausschnitt) Servalyt Molekül (Ausschnitt) Beispiele für Enzymelektroden und Thermistoren: Glucose Elektrode (Einsatz in Blut, Plasma, …) a) GOD Glucose + O2 + H 2O Sauerstoffelektrode b) Glucose + Chinon + H2O H2O2 + Gluconsäure Pt-Elektrode pH Elektrode GOD Hydrochinon + Gluconsäure Pt-Elektrode + Chinon + 2 H + 2 e - Harnstoff Elektrode (Einsatz in Blut, Harn, …) Harnstoff + 2 H 2O Urease + 2 NH4 + 2 HCO3 CO 2 Sensor + NH4 Sensor Aminosäure-Elektrode Aminosäur e Decarboxylase - Amin + CO2 CO2 Sensor Alkohol Elektrode RCH2OH + O2 ADH RCHO + H2 O2 Pt-Elektrode Prototypen für Enzymelektroden und Thermistoren: Potentielle Vorteile einer enzymatischen Katalyse in nicht-wässrigen Lösungsmitteln • • • • • • • Erzielung von günstigeren thermodynamischen Gleichgewichten Erhöhung der Löslichkeit unpolarer Substrate Veränderte Substratspezifität Weniger Nebenreaktionen, die H2O als Reaktant benötigen Erleichterte Produktrecovery Verbesserte Enzymstabilität (vor allem in mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmitteln) Verminderte Gefahr mikrobieller Kontamination Vorschläge für das Engineering von Enzymen für das Arbeiten in nichtwässrigen Lösungsmitteln • Schaffen von verbesserten Möglichkeiten zur WW der Enzymoberfläche mit organischen Lösungsmitteln (hydrophobere Oberfläche, ähnlich wie bei Membranproteinen) ► Entfernung von Oberflächenladungen → Verminderung der benötigten H2O-Konzentration → möglicher Einfluss auf das pH Optimum • Maßnahmen zur Stabilisierung der Konformation ► Interne Quervernetzungen: Einführen neuer Disulfidbindungen (mit möglichst großem Loop in die flexiblen Regionen des Enzymmoleküls) → Reduzieren der Konformationsentropie → Verminderung von intermolekularer Aggregation → Verminderung von irreversibler Inaktivierung durch Proteinauffaltungen ► Einführung neuer und Intensivierung bestehender H-Brücken oder anderer elektrostatischer Wechselwirkungen im Molekülinneren ► Verstärkung von V.d.Waals WW; Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung einer dichten Packung des Enzyms ► Optimierung von H-Brücken im Molekülinneren (hoher Ordnungsgrad der Sekundärstruktur) durch Verwendung geeigneter Seitengruppen zur Bildung zusätzlicher H-Brücken zur Hauptkette, Begünstigung elektrostatischer WW im Molekülinneren durch das organische Medium (Stabilitätsverminderung wenn in organischen Lösungsmitteln Ionenpaare an der Moleküloberfläche liegen) Selektive chemische Modifikation zur Veränderung der Eigenschaften von Enzymen und Antikörpern Ziele: • • • • • • • Höhere Stabilität Bessere Löslichkeit Maskierung von Antigenizität Modifizierung im Hinblick auf * Aktivierbarkeit * Inhibierbarkeit Verschiebung der pH Optima Veränderung der Substratspezifität Kombinieren von chemischen Eigenschaften diverser prosthetischer Gruppen mit der Bindungsspezifität des aktiven Zentrums Selektive chemische Modifikation zur Veränderung der Eigenschaften von Enzymen und Antikörpern Beispiele 1 Enzym-PEG Konjugate: O N O O O (CH2CH2O)nCH3 O O Methoxy-polyethylenglycolsuccinimidyl-succinat NH2 NH O O O (CH2CH 2O)nCH 3 O • katalytische Aktivität wird meist schwächer, bleibt aber erhalten • resistenter gegen proteolytische Spaltungen • nicht mehr allergen (als „Drug“ einsetzbar –z.B. PEG-Asparaginase gegen Tumoren) • arbeitet auch in hydrophobem Ambiente •Aktiv in mit H2O nicht mischbaren organischen Lösungsmitteln (z.B. PEG Enzym doppelt so aktiv in Benzol wie natives Enzym in Puffer) Selektive chemische Modifikation zur Veränderung der Eigenschaften von Enzymen und Antikörpern Beispiele 2 Peptidligasen durch Modifikation des aktiven Zentrums diverser Proteasen: CH2OH PMSF O C H2 O S CH 2 O - HX CH2XH X = S bzw. Se PMSF: Phenylm ethylsulfonylfluorid • Hydrolyse unterdrückt (keine Bildung von ‚Acyl-Enzym‘-Intermediaten) •Ligase Wirkung drastisch verstärkt Gruppenspezifische Nucleasen: N S S oligonucleotid SH unspezifische Phosphodiesterase S S olig onucleotid gruppenspezifische Nuclease für einsträngige DNA bzw. RNA mit komplementären Sequenzen Selektive chemische Modifikation zur Veränderung der Eigenschaften von Enzymen und Antikörpern Beispiele 3 Künstliche Redoxenzyme: O Br CH3 N N N N SH O O CH3 ein 10-Methylisoalloxazin Derivat zB.: Papain, Pyruvat DECARBOXYLASE (Thiamin-abhängig) O S CH3 N N O N N O Pyruvat OXIDASE (Flavogruppen-abhängig) CH3 Selektive chemische Modifikation zur Veränderung der Eigenschaften von Enzymen und Antikörpern Beispiele 4 Umwandlung von Antikörpern in Enzyme: Antigen 1) „Affinity-labelling“ als Strategie zum Einführen katalytischer Gruppen in die Biorecognitionsposition von Antikörpern S S(CH2)3 CHO 1) DTT AK AK 2) NaC NBH3 S S 2) NH NH2 S S N N HS N H Eingeführte Imidazolgruppen katalysieren diverse Hydrolysen N S S S S N Permethylierung von Lys-NH2 Gruppen Vermeidung von Reaktionen mit reaktiven Substraten, die Quervernetzungen und Präzipitationen verursachen können 1) CH 2O 2) NaCNBH3 NH2 NCH3 H N H N Vorgänge bei Enzyminaktivierungen Methoden zur Vermeidung von Proteininaktivierungen Gründe und Mechanismen für die Inaktivierung 1: • Proteasen und Autolyse: Inaktivierung durch zeitraubende Arbeitsschritte und Lagerung: Mikroorganismen, exogene Proteasen → Neigung zu proteolytischer Spaltbarkeit = Maß für den Denaturierungsgrad eines Proteins • Aggregation: Folge der Proteinauffaltung auf Grund von • • Denaturierungseinflüssen nat. Protein ↔ aufgefaltetes Protein → aggregiertes Protein → aggregiertes Protein mit neugebildeten –S-S- Brücken Oxidation: bei aromatischen Seitenketten, Methionin, Cystein und Cystin durch: O2, H2O2, Sauerstoffradikale (Cysteinreduktion zu Cystin: im Basischen in Gegenwart von Cu2+) Detergentien: bereits bei niedrigen Konzentrationen (oft irreversibel) * viele Proteine halten kationische Detergentien besser aus * nichtionische Detergentien (z.B. Triton X-100) haben meist keine oder nur geringe Wirkung Methoden zur Vermeidung von Proteininaktivierungen Gründe und Mechanismen für die Inaktivierung 2: • pH Extreme: * Ionisierung katalytisch wichtiger Gruppen → Inaktivierung bei erhaltener Proteinstruktur → reversibel * pH weit weg vom pI → elektrostatische Abstoßung gleichnamiger Ladungen → Entfaltungstendenz * Ionisierbare Gruppen im Molekülinneren nur bei Auffaltung ionisierbar * Hydrolyse von Peptidbindungen (im stark Sauren oder mildem pH und höherer Temperatur) * kurze Hydrolyse bei Asparaginsäureresten, besonders in Nachbarschaft von Prolin im schwach Sauren * Desaminierung von Asparagin und Glutamin → negative Ladungen im hydrophoben Bereich → Desaktivierung (bei jedem pH möglich) * Basen-katalysierte ß-Elimination: Zerstörung von –S-S- Bindungen: Methoden zur Vermeidung von Proteininaktivierungen Gründe und Mechanismen für die Inaktivierung 3: • Denaturierende Agentien: Inaktivierung selbst wäre reversibel, aber irreversible Desaktivierung durch Aggregation (Folge von Auffaltung) oder Autolyse (im Fall von Proteasen), abhängig von der Reaktion können manche dieser Reagentien auch stabilisieren * Chaotrope: Guanidiniumchlorid (6M), Harnstoff (8-10M) ( – enthält 0,02M Cyanat im Gleichgewicht → reagiert mit –NH2 und –SH → irreversible Inaktivierung → immer frisch bereiten) * hohe Salzkonzentrationen (stabilisierend oder destabilisierend) Lyotrope Reihe nach Hofmeister: stabilisierend destabilisierend (CH3)4N+ > NH4+ > K+, Na+ > Mg2+ > Ca2+ > Ba2+ SO42- > Cl- > Br- > NO3- > ClO4- > SCN* Chelatbildner: Metallionen bindende Reagentien (EDTA, …) inaktivieren Metalloenzyme durch Metallentzug bzw. Anlagerung im Enzyminneren als Ligand, sie können aber auch störende Metallionen binden → stabilisierend * Organische Lösungsmittel: Enzyme arbeiten im wässrigen UND (suspendiert) in hydrophoben Lösungsmitteln, Inaktivierung wenn H2O mischbare Lösungsmittel dazukommen Stabilisatoren: einige polare aprotische Lösungsmittel (z.B. DMSO, DMF) in niedriger Konzentration, Glycerin, Zucker, Polyethylenglycol Methoden zur Vermeidung von Proteininaktivierungen Gründe und Mechanismen für die Inaktivierung 4: • • Schwermetalle und –SH Reagentien: Hg2+, Cd2+, Pb2+ reagieren mit –SH (zu Mercaptiden), His und Trp-resten -S-S- hydrolytisch gespalten in Gegenwart von Ag+ od. Hg2+ als Katalysator -SH hältige Reagentien: Inaktivierung durch Reduktion von -S-S- (meist reversibel) oder Bildung von Mischdisulfiden Höhere Temperaturen: 2 stufiger Prozess: zuerst reversible thermische Auffaltung, dann irreversible Inaktivierung durch Reaktion der neu exponierten Gruppen bzw. Hinderung der Rückfaltung in den nativen zustand, weil Seitengruppen verändert wurden (z.B. Ionisierung bisher ungeladener Gruppen aus dem Core, die nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte,…) * 90-100°C: pH abhängige Desaminierung von Asn und Gln, Hydrolyse von Peptidbindungen (neben Asp), Oxidation von Cysteinresten -SH/-S-S- Interchange Zerstörung von –S-S- Bindungen Reduzierende Zucker im System reagieren mit ε-Aminogruppen von Lys („Maillard Reaktion“) Methoden zur Vermeidung von Proteininaktivierungen Gründe und Mechanismen für die Inaktivierung 5: • • • • • • Mechanische Einwirkungen: * Schütteln: Vergrößerung der Oberfläche zwischen Luft und Flüssigkeit – Proteine ordnen sich in der Interphase an hydrophobe Reste werden nach außen exponiert → Aggregation * Reibung (bei hohem Flux): Konformationsänderungen → hydrophobe Gruppen exponiert → Denaturierung Ultraschall: Druckwellen → Microbubbles gelöster Gase expandieren rasch → kollabieren sehr heftig (Cavitation) → mechan. Kräfte und freie Radikale durch Hitze in den Microbubbles Druck: Inaktivierung bei hohem Druck (0,1-6 kbar) – Multimere dissoziieren Kühlen: Konformationsänderungen in allosterischen Enzymen Frieren, Tauen, Dehydratation: im Microenvironment ändert sich Konz. von Salzen und Wasser → pH Änderungen (Phosphatpuffer pH 7 → 3,5) Ionenstärkeänderungen: bei Erhöhung Dissoziation oligomerer Proteine SH Gruppen bei niedrigen Temperaturen oxidationsanfälliger durch O2 (Löslichkeit von O2 bei -3°C 1150 mal höher als bei 0°C) Strahlung: kovalente Änderungen in der Primärstruktur durch Radikalbildung (OH◦, H2O2, solvatisierte e-, ...) → Quervernetzung und Aminosäurezerstörung, auch indirekt durch reaktive Gruppen d. Mediums auch manchmal möglich durch UV und sichtbares Licht Minimieren von Inaktivierungen Strategien um Enzyme rigider zu machen: • • • • Steigerung der intrinsischen Stabilität: * Benutzen von Enzymen aus thermophylen oder halophylen Organismen (Unterschiede: zusätzl. Salzbrücken, leicht veränderte Aminosäurezus. ) * Proteinengineering: Zufallsmutagnese (‚random‘) bzw. spezifische Mutagenese (‚site-specific) Zusätze (spezifische Liganden, Cofaktoren oder Substrat-Shift im Gleichgewicht nativ/aufgefaltet bewirken) * unspezifisch: Glykole, Alkohole, Neutralsalze * Konkurrenten für die Inaktivierbarkeit: Bulk-Proteine (BSA) schützen bei Interphasen Thiolreagentien (Radikalstopper) Chelatbildner (Metallspuren entfernen – sehr negativ bei Salzbrücken) Immobilisierung bietet Schutz durch * Multiattachment (sterische Stabilisierung→ resistenter gegen Inhibitoren) * Verhinderung von freier Diffusion Chemische Modifikation: * bifunktionelle Reagenzien: Quervernetzen (große Loops!), Einführen zusätzlicher reaktiver Gruppen vor dem Quervernetzen), Koppeln mit Kohlenhydraten (wasserlösliche Polymere) – große stabilisierende Effekte auch gegenüber Proteasen Minimieren von Inaktivierungen Beispiele: • • • Stabilisieren proteolytischer Enzyme gegen Autolyse: * Chemisches Modifizieren (Dextrankonjugate) - führt zu sterischer Hinderung der Proteolyse * Modifizieren der –NH2 Gruppen durch Anhydride von Dicarbonsäuren: -NH3+ wird zu –COO- (negative Ladung steigt) – elektrostatische Abstoßungen minimieren intermolekulare Aktionen Viele Proteasen spalten in der Nähe von -NH3+ → verhindert durch Acylierung Verhindern von Aggregation: * Verringern der Proteinkonzentration (aggregieren bei 0,01 – 10 mg/l) * pH einstellen weit weg vom pI: höhere elektrostatische Abstoßung * Vermeiden von –S-S- durch gemischte Disulfide mit Glutathion Verhindern von Oxidation: * Immobilisierung an geladenen Trägern (Aussalzeffekt durch die Ladung → O2 weniger löslich) → geladene Träger bewirken Microenvironment wie eine konzentrierte Salzlösung * Lagerung in Gegenwart von Dithiothreit (>200mM): !! niedrigere Konzentrationen können auch inaktivieren, da in Gegenwart von Luft und Spuren von Metallionen Oxidation von Dithiothreit unter H2O2 Bildung möglich ist (→ Oxidation von –SH Gruppen) Methodenvergleiche TRÄGERFORMEN • PLATTENVERFAHREN IM FLACHBETT (DÜNNSCHICHT) Vorteile einfache Apparatur, leicht kühlbar, gute Vergleichsmöglichkeit, kombinierbar mit 2dimensionalen Techniken • Nachteile nur geringes Probenvolumen möglich, Dichteproblem bei Plattenherstellung und Lauf empfohlen nur für Fokussierung und kontinuierliche Elpho → statt Elektrodengefäßen Filterkartonstreifen verwenden ZYLINDRISCHE TRENNGELE Vorteile großes Probenvolumen möglich - besonders bei Fokussierung, robuste Gele Nachteile aufwendigere Apparatur, sorgfältige Gelherstellung nötig, Überwachung des Laufs Methodenvergleiche TRENNPRINZIPIEN ELEKTROPHORESE OHNE DISKONTINUUM Vorteile Handhabung einfach, Betrieb billig, anodisch und kathodisch wandernde Proteine erfasst DISK-ELEKTROPHORESE relativ scharfe Trennung, große Probenvolumina möglich Nachteile Trennung relativ unscharf, verdünnte Proben müssen konzentriert werden Vorbereitungen umständlich, unmöglich alle Proteine in einem Lauf erfassbar ELEKTROFOKUSSIERUNG scharfe Trennung, Proteine mit pI=3-10 in einem Lauf erfassbar, gr.Probenvol. möglich, pI Messung leicht viele Proteine denaturieren am pI, Chemikalien teuer, Probleme der Mikroheterogenität von Proteinen ISOTACHOPHORESE wie Fokussierung, pH variierbarer, etwas günstiger für Enzymtests Chemikalien ev. teuer, junge Methode → viele eigene Vorversuche nötig Störungen bei der Polymerisation von Polyacrylamidgelen • • • • GEL POLYMERISIERT NICHT: a) Chemische Polymerisation: in der Ansatzmischung zu viel O2 gelöst → evakuieren Acrylamid unrein → umkristallisieren Ammonperoxodisulfat zu alt (Lösung bzw. Festsubstanz) → neu machen bzw. mit doppelter Konzentration herstellen b) Fotopolymerisation: Riboflavin verdorben → frische Substanz verwenden, sonst Möglichkeiten wie oben GEL TRÜBE UND SPRÖDE ODER SALBIG: zu viel Bis GEL KLEBRIG ODER WEICH: Bis vergessen? GELPOLYMERISATION ZU SCHNELL (kein ruhiges Ansetzen möglich) a) Ansatzmischung schütteln → O2 darin gelöst b) Konzentration an Peroxodisulfat bzw. Riboflavin herabgesetzt c) Lichtschutz verbessern Fehler an Disk-Gelen und deren Ursache • • • • • • • Große Luftblasen im Gel: Ansatz schlecht entgast, unvorsichtig gegossen Kleine Luftbläschen im Gel: zu starke Erwärmung unter der Polymerisierlampe → entgasen und Polymerisation durch Kühlen verzögern Unteres Ende des Röhrchens nicht mit Gel gefüllt: a) besonders große Luftblasen (s. oben) b) Glasröhrchen unten beim Gießen sauberer abschließen Unebene Oberfläche des Trenngels: Wasserüberschichtung nicht rasch genug vorgenommen → verwerfen Ungleiche Gel-länge (obwohl gleich viel eingefüllt): a) unkalibrierte Röhrchen unterschiedlicher Dicke verwendet b) Wasserüberschichtung nicht gleichmäßig vorgenommen → schlecht polymerisiert durch Aufwirbeln Pilzförmiges Unterende des Gels ragt aus dem Röhrchen: Fehler beim Verschließen des Röhrchens beim Gießen → überstehendes Gel abschneiden (Draht oder Spatel, keine scharfe Klinge!) Gel löst sich vorzeitig vom Glasröhrchen: Röhrchen ungenügend entfettet, Trenngel zu schnell polymerisiert → bei Polymerisation kühlen Proteinfärbungen • • • • • • Amidoschwarz Lissamingrün (Lichtgrün) Azokarmin Ponceau-Rot Coomassie Brilliant Blue R-250 Fluorescamin Test (für Aminosäuren, Peptide, Proteine, primäre Amine) • Silverstaining • Pas Stain (für Glycoproteine) • Sudanschwarz B (Solvent Black 3) für Lipoproteine Nachweis von Oxidoreduktasen Dehydrogenasen: Tetrazoliumsalze: werden durch NADH zu roten oder blauen unlöslichen Formazan-Farbstoffen reduziert Nachweis vonOxidoreduktasen Phenoloxidasen : Inkubation der Gele in 10-3M Lösung eines Substrats in Citrat-Phosphatpuffer pH 5 Substrate (für Laccasen = Polyphenoloxidasen) Nachweis von Oxidoreduktasen • Peroxidase: Laccase, die statt O2 Peroxid als Akzeptor benützt → zum Nachweis wird dem entsprechenden Laccasetest einfach 0,5% H2O2 zugesetzt • Katalase: Gele in 3% H2O2 inkubiert und wieder herausgeholt → An Stellen, welche Katalase enthalten, wird H2O2 zerstört und ist durch anschließende Farbreaktionen nicht mehr nachweisbar. Färbung: in KI Lösung wird durch H2O2 Iod freigesetzt → wenn das Gel Stärke enthält → Blaufärbung → Katalasebanden bleiben weiß Imprägnieren des Gels mit schwarzem PbS → dieses wird durch H2O2 zu PbSO4 oxidiert (weiß) → Katalase-banden bleiben schwarz Nachweis von Hydrolasen: • Esterasen: Substrat: β-Naphthylacetat Das in der Nachweislösung enthaltene Diazoniumsalz kuppelt mit dem freigesetzten Naphthol zu Azofarbstoffen Substrat: Indoxylacetat: Indigobildung durch O2 (Luft) Nachweis von Hydrolasen: • Lipasen: Substrate: Naphtholderivate (z.B. Naphthyllaurat) – Nachweis analog zu Esterasen • Peptidasen und Proteasen (greifen nur größere Polypeptide an) : Nachweis: Inkubation mit Proteinlösung → Anfärben: An Stellen, wo Proteine gespalten wurden, bilden sich weiße Banden künstliche Substrate von Peptidasen: Naphthylamide → nach Hydrolyse: Kupplungsreaktionen mit einem Diazoniumsalz Nachweis von Hydrolasen: • Glycosidasen und ähnliche Enzyme: CH2OH OH OH O O H C Hydrolyseprodukt (Glucose) durch NH O N Glucoseoxidase zu Glucose oxidiert → H C Wasserstoff auf NitroblautetrazoliumH3C O C salz übertragen (analog Künstliches Substrat z.B. H3C O Dehydrogenasetests) Naphthol-AS-BI-N-acetyl-β-D-glucosamid • Sonstige Hydrolasen (Sulfatasen, Phosphatasen, Nucleasen) mit ähnlichen Methoden nachweisbar wie z.B.: OSO 3 Br 5-Brom-2-naphthylsulfat -OPO3 5-Benzoyl-2naphthylphosphat Wichtige Grundbegriffe der Immunologie: • Antigen: Körperfremdes Agens, welches beim Eindringen in den Organismus eine Immunantwort hervorruft (z.B. Fremdproteine, Bakterien, Viren, div. Makromoleküle) • Epitop: Jener Molekülteil des Antigens, welcher von einem spezifischen Antikörper erkannt werden kann. • Hapten: Niedermolekularer Stoff, der erst durch Bindung an ein Makromolekül (z.B. Protein) immunogen wirkt. • Antikörper: Zusammengesetztes Protein höherer Organismen, das ein bestimmtes Epitop eines Antigens biorecognitiv binden kann und dadurch das Unschädlichmachen des Antigens einleitet (monoklonal, polyklonal: monospezifisch bzw. unspezifisch) • Avidität eines Antikörpers: Bindungsstärke an das Antigen • Kreuzreaktionen: Unterschiedliche Antigene können ein oder mehrere gemeinsame Epitope besitzen ® darauf gerichtete Antikörper können mit beiden Antigenen reagieren ® für den Analytiker unerwünscht!! Immunodiffusion 1 Immunodiffusion 2 Ouchterloni Test (zweidimensionale Doppeldiffusion) A,B,C,D: Antigen Determinanten, Anti AB Serum Identische Determinanten – verschmolzene Präzipitations-muster Nichtidentische Determinanten – überkreuzte Zonen Teilweise identische Determianten – Sporenbildung der Präzipitationszonen Immunodiffusion 3 Ouchterloni Test Einfluss der relativen Molekülmasse des Antigens auf die Form der Präzipitationszonen Masse Antigen A << Masse eines IgG (zB. Humanserum-albumin 68 000) Masse Antigen B ~ Masse des IgG (zB. IgA) Masse Antigen C >> Masse eines IgG (zB. Hämocyanin ca. 3.106) Immunodiffusion 4 Radiale Immundiffusion: Objektträger mit Agar + Antiumanserumalbumin (HSA), Tröge von 4 mm Ø wurden mit gleichen Mengen der Lösungen der unten angegebenen HSA Konzentrationen gefüllt, 4°C, über Nacht Diffusionsweite: (hier Äquivalenzpunkt) Eichkurve zur Bestimmung des Antigens Immunodiffusion 5 Zweidimensionale doppelte Immundiffusion Antiserum Verdünnungen des Antigens große Ausführung in Petrischalen: Hier wird der Einfluss der Antigenkonzentrationen auf die Lage der Präzipitationszonen zwischen den Trögen gezeigt Häufige Stanzmuster Immunelektrophorese 1 Elektrophorese von Serumproteinen Blotten des Celluloseacetatstrips nach dem Entfernen aus dem Einweichbad Aufbringen der Serumproben auf die an der „aligning base“ ausgerichteten Platte Laden der Kammer Färben und mit den Cellulose- Entfärben der Strips acetatstreifen Immunelektrophorese 2 Elektrophorese 90 min, 10 V/cm (Trennung der Proteine) Diffusion und Präzipitation: 16 – 24 h Immunelektrophorese 3 Mikroimmunelektrophorese: a) Stanzmuster im Agar, in die leeren runden Tröge werden die Antigene HSA und HS eingefüllt b) nach der Elektrophorese getrennte, aber so nicht nachweisbare Proteine; Agar wird aus den länglichen Trögen entfernt c) Zugabe der Antiseren in die Tröge, Beginn der Diffusion der Antigen- und Antikörpermoleküle d) Erwartete Präzipitationszonen Immunelektrophorese 4 „Raketenelektrophorese“ einer bekannten Verdünnungsreihe von menschlichem Serumalbumin (HSA) und zweier unbekannter Lösungen x und x/2 5 10 15 20 25 x x/2 µg HSA Radioimmunassay (RIA) Reaktionen während eines RIA. Der lösliche Antigen/Antikörperkomplex ist das Produkt des 1. Schrittes und Ausgangsprodukt für den 2. Schritt H3C SO2 + N Cl Na Chloramin T Synthese von Iodtyrosin mit dem Lactoperoxidase-Oxidationssystem: O KI 131 + H2O2+ HO 131 O- C CH NH2 I H2O + KOH + HO O O- C CH NH2 Enzymimmunoassay 1 Prinzip des kompetitiven ELISA: Spezifische Antikörper an Festphase adsorbiert Zusatz von freiem Antigen und enzymgekuppeltem Antigen, Inkubation, waschen Bindung des freien und des gekuppelten Antigens Zusatz des Substrates, Inkubation Messung der Enzymaktivität Die unter Standardbedingungen gemessene Aktivität ist der Menge des enzymgekuppelten Antigens proportional Enzymimmunoassay 2 Indirekter ELISA: Spezifisches Antigen an Festphase adsorbiert Inkubation mit Versuchsserum, in dem man spezifische Antikörper vermutet, waschen Anheftung spezifischer Antikörpermoleküle Inkubation mit Antiimmunglobulinserum mit gekoppeltem Enzym, waschen Bindung des enzymgekoppelten Antiimmunglobulin-Antikörpers Zusatz des Enzymsubstrats, messen Messung der Enzymaktivität Die unter Standardbedingungen gemessene Aktivität ist der Menge des spezifischen Antikörpers im Versuchsserum direkt proportional Enzymimmunoassay 3 Sandwich ELISA mit zwei Antikörpern: Spezifische Antikörper an Festphase adsorbiert Zusatz der Antigenlösung unbekannten Gehalts, Inkubation, waschen Bindung des spezifischen Antigens Zusatz des Kupplungsprodukts eines 2. spezifischen AK mit Enzym, Inkubation, waschen Bindung des enzymgekoppelten Antikörpers Zusatz des Enzymsubstrats, messen Messung der Enzymaktivität Die unter Standardbedingungen gemessene Aktivität ist der Menge des spezifischen Antigens in der Lösung unbekannten Gehalts proportional Enzymimmunoassay 4 Hapten-Inhibitionstest