Veränderungen familialer Beziehungsdynamiken im Kontext dementieller Beeinträchtigungen Aushandlungsprozesse zwischen Autonomie und Fremdbestimmung Andrea Broens, B.A. Soziologie und Sozialforschung Gliederung I. Einleitung und Problemstellung II. Stand der Forschung III. Fragestellung und Ziel der Studie • • Fragestellung Forschungsperspektive • • • Theoretischer Ansatz Methodischer Ansatz Durchführung der Studie IV. Fragen und Diskussion Einleitung und Problemstellung o Demographischer Wandel o Zunahme der Demenzprävalenz o Dementielle Beeinträchtigungen: o u.a. Orientierungsschwierigkeiten, schwindende Fähigkeiten beim Kurzzeitgedächtnis, Schwierigkeiten bei Alltagsaufgaben o Probleme für die Betroffenen selbst und für die Betreuenden und Angehörigen (Vgl. Karrer 2009) o Familie als wichtigste Unterstützungsinstanz Demenz: Begriffsbestimmung o Demenzformen o Primäre Demenzen o Demenz im Alter (vom Alzheimer-Typ) o Alzheimer-Demenz (AD) Demenz im Alter o Demenz im Alter (vom Alzheimer-Typ) Soziale o Zielgruppe Beeinträchtigungen Alzheimer-Demenz Kognitive Einschränkungen DEMENZ primäre sekundäre o Sekundäre Demenzen o Abnahme von kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten Stand der Forschung o Erhalt einer hohen Lebensqualität im Alter bei einer Demenz abhängig von verschiedenen Faktoren: o Familiensituation o Soziale Beziehungen o Soziale Rollen und Aufgaben o (Technische) Unterstützungsmaßnahmen o Individuelle und früh einsetzende Unterstützungsmaßnahmen für längst mögliche Autonomie und Zufriedenheit Familie und Demenz o Wichtigkeit intergenerationaler Unterstützung und Solidarität (Schneekloth/Wahl 2008; Ter Meulen/Wright 2012) o Bedürfnis nach sozialer Bindung und Kommunikation in der Familie (Niebuhr 2010) o schwierige soziale Rolle für die Angehörigen als Pflegende (Karrer 2009) o positiver Einfluss von frühen Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen zur Erhalt der Selbstständigkeit (bei den Dementen und den Angehörigen) (Prince et al. 2013) o Praxiserfahrung zeigt, dass sich familiale Beziehungen verändern Technische Unterstützung o Sinnvolle und frühe Integration technischer Assistenzsysteme in den Alltag und Förderung von Autonomie (Alzheimer‘s Society 2013, World Alzheimer Report 2013) o Akzeptanz assistiver Technologien im Alter (Meyer 2011) o o o ohne Stigmatisierung Unterstützung bei Mobilitätseinschränkungen und Orientierungsschwierigkeiten (Autonomie und Selbstständigkeit) Positiver Einfluss sozialer Roboter bei Demenz Technische Assistenz bei Demenz Entwicklung eines technischen Assistenzsystems: Unterstützung von Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen o Hilfestellung bei räumlicher Orientierung und Hilfe im Notfall o Erkennung von emotionalem Zustand des Nutzenden o Erhalt und Förderung von Autonomie o Training von vorhandenen Kompetenzen o Verlängerung eines selbstbestimmten Lebens bei dementiellen Einschränkungen Kognitive Neuroinformatik, Universität Bremen (Prof. Dr. Kerstin Schill) Fragestellung Wie verändern sich familiale Beziehungsdynamiken im Kontext dementieller Beeinträchtigungen? a) Wie werden in Familien mit dementen Personen soziale Rollen zwischen den Betroffenen und den Angehörigen verhandelt? b) Welche Erwartungen spielen dabei in Bezug auf Unterstützungsleistungen eine Rolle? Theoretischer Ansatz o Sozialtheoretische Grundlagen: o Interaktionistischer Ansatz (Mead 1973) (Backes/Clemens 2013) o soziale Rollen o Erwartungen, soziale Beziehungen, Interaktionen, Kommunikation o Kompetenzmodell des Alterns (Backes/Clemens 2013) o Soziale Beziehungen im Alter (Tesch-Römer 2010) Durchführung der Studie Auswahl der Interviewteilnehmer: o Personen mit leichten kognitiven Einschränkungen o Phase der beginnenden Demenz o selbständig in ihrer gewohnten Wohnsituation (mit Partner, Familie) & o Familienangehörige im gleichen Haushalt (Betreuungsperson) Feldzugang über: o Beratungsstellen, Informationsstellen o Selbsthilfegruppen, Vereine o Neurologische Praxen, geriatrische Kliniken Methodischer Ansatz - Erhebung o Problemzentriertes Interview (Witzel 2000) o Berücksichtigung der besonderen Gesprächssituation bei von Demenz betroffenen Gesprächspartnern im Interview o Validierende Grundhaltung im Interview (Feil 1992) o Keine Konfrontation durch Ausfragen o Orientierung an persönlicher Wirklichkeit o und emotionaler Ebene des Betroffenen o Akzeptanz, Wertschätzung und Empathie Methodischer Ansatz - Auswertung o Methodische Auswertung der Interviews durch Kodiertechniken der Grounded Theory (Strauss 1998) o Ziel der Auswertung: Welche Themen und Konzepte bezüglich der Erwartungen innerhalb der sich verändernden Familiensituation stellen sich für die Befragten als zentral heraus? Diskussion o Probleme beim Feldzugang o Betroffene gehen zu spät zu einer Beratungsstelle o die Frühphase einer beginnenden Demenz wird von den Angehörigen oftmals gar nicht wahrgenommen o Zugang über geriatrische Kliniken und Neurologische Praxen o in dieser Anfangsphase (kurz nach der Diagnose) sind die Betroffenen sehr stark mit sich selbst und der Situationsbewältigung beschäftigt o Änderung bzw. Anpassung der Zielgruppe o Änderung der Zielgruppe führt zu Änderung der Befragungsperspektive (gegenwärtig/prospektiv vs. retrospektiv) o Führt wiederum zur Änderung der Forschungsfrage Literatur (1): Forschungsstand o Alzheimer’s Society 2013: Assistive technology – devices to help with everyday living. o Feil, Naomi 1992: Validation. Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen. Wiener Verlag, Himberg bei Wien. o o o o o o o o Gutzmann, Hans und Susanne Zank 2005: Demenzielle Erkrankungen. Medizinische und psychosoziale Interventionen. Kohlhammer Verlag, Stuttgart. Karrer, Dieter 2009: Der Umgang mit dementen Angehörigen. Über den Einfluss sozialer Unterschiede. VS Verlag, Wiesbaden. Meyer, Sibylle 2011: Mein Freund der Roboter. Servicerobotik für ältere Menschen – eine Antwort auf den demografischen Wandel? VDE Verlag, Berlin. Motel-Klingelbiel, Andreas 2013: Data Mapping Project. Germany. In: Joint Programming Initiative. More Years, Better Lives. The Potential and Challenges of Demographic Change. Niebuhr, Maren 2010: Interviews mit Demenzkranken: Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen aus Sicht der Betroffenen. Eine qualitative Untersuchung zur subjektiven Lebensqualität von Demenzkranken. Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg.) , Köln. Prince, Martin; Matthew Prina and Maelenn Guerchet 2013: World Alzheimer Report 2013. Journey of Caring. An analysis of long-term care for dementia. Executive Summary. Alzheimer`s Disease International (ADI), London Schneekloth, Ulrich und Hans-Werner Wahl 2008: Selbständigkeit und Hilfebedarf bei älteren Menschen in Privathaushalten. Pflegearrangements, Demenz, Versorgungsangebote. Kohlhammer Verlag, Stuttgart Ter Meulen, Ruud and Katherine Wright 2012: Familiy Solidarity and informal care: the case of care for people with dementia. In: Bioethics 26: 361-368 Literatur (2): Theorie und Methode o o o Backes, Gertrud M. und Wolfgang Clemens 2013: Lebensphase Alter. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Alternsforschung. Beltz Juventa: Weinheim und Basel Feil, Naomi 1992: Validation. Ein neuer Weg zum Verständnis alter Menschen. Wiener Verlag, Himberg bei Wien. Mead, George H. und Charles W. Morris (Hrsg.) 1973: Geist, Identität und Gesellschaft. Aus Sicht des Sozialbehaviorismus. Suhrkamp, Frankfurt am Main. o Strauss, Anselm L. 1998: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Fink Verlag, München o Tesch-Römer, Clemens 2010: Soziale Beziehungen alter Menschen. Kohlhammer Verlag, Stuttgart o Witzel, Andreas 2000: Das problemzentrierte Interview. In: Forum Qualitative Sozialforschung. Bildquellen: o Demenz Begriffsbestimmung: Eigene Darstellung o WeOrient Logo und Bild: Darstellung der AG Kognitive Neuroinformatik, Universität Bremen o Validation Logo: https://vfvalidation.org/web.php?request=index