Übungen Physik V: Kern- undTeilchenphysik SS2005, Blatt 3 Rückgabe Freitag 6.5.2005 1. Ring Imaging Cherenkov Counter (RICH) (4 Punkte) Ein RICH Detektor besteht aus einem 1cm dicken Radiator, der mit flüssigem Freon (Brechungsindex n=1.22) gefüllt ist. Im Abstand L (in Luft, n=1) vom Radiator befindet sich ein Photonendetektor. a) Berechnen Sie den Mindestimpuls pπ und pK für Pionen und Kaonen, damit Cherenkovstrahlung emittiert werden kann. b) Bestimmen Sie die Abhängigkeit des Ringradius von Impuls, Masse und Brechungsindex und stellen Sie die Ringradien R(p) für π und K Mesonen in einem Impulsbereich pπ < p < 3pK graphisch dar. (Nehmen Sie vereinfachend an, dass die Cherenkovstrahlung in der Mitte des Radiators entsteht und vernachlässigen Sie die Lichtbrechung an der Grenzfläche). c) Bis zu welchem Impuls pmax können π und K Mesonen unterschieden werden, wenn man den Ringradius mit einer Genauigkeit von 10% bestimmen kann? 2. Neutronendetektor (4 Punkte) Flüssigszintillatoren werden auf Grund ihres hohen Wasserstoffgehalts häufig als Neutronendetektoren verwendet. Nachgewiesen werden dabei die Rückstoßprotonen mit der kinetischen Energie Ep,Lab , die bei der elastischen Neutron-Proton Streuung entstehen. a) Berechnen Sie die Form des Spektrums der Rückstoßprotonen N(Ep,Lab), wenn eine sehr große Zahl von Neutronen der Energie En,Lab = 6 MeV auf den Szintillator trifft. (Hinweis: Die Streuung ist bei diesen Energien isotrop im Schwerpunktsystem (CMS). Verwenden Sie die Beziehung Ep,Lab = En,Lab sin2(θCMS/2). ) b) Berechnen Sie für einen Flüssigszintillator der Dicke d = 4cm das Ansprechvermögen ε (= Wahrscheinlichkeit für den Nachweis eines einzelnen Neutrons) als Funktion der Neutronenenergie En,Lab (En,Lab < 8 MeV) und stellen Sie das Ergebnis graphisch dar. Bei der Rechnung sollen folgende vereinfachende Annahmen gelten: i. Die Neutronen wechselwirken höchstens einmal mit den Protonen des Szintillators (Teilchendichte nH = 4.7x1022 H-Atome/cm3, Wechselwirkungen mit den 12C Atomen werden vernachlässigt). ii. Der lineare Schwächungskoeffizient µ = nHσH(En,Lab) ist gegeben durch: 1.0 1.5 2.0 4.0 8.0 En,Lab (in MeV) µ (in cm-1) 0.20 0.159 0.136 0.088 0.053 iii. Alle im Szintillator erzeugten Rückstoßprotonen werden vom Nachweissystem registriert, wenn die kinetische Energie einen Schwellenwert ES = 1 MeV überschreitet. 3. Time Projection Chamber (TPC) (3 Punkte) Eine TPC ist ein spezieller Driftkammertyp. Bei der hier vorgestellten Variante (sh. Abbildung) handelt es sich um einen zylindrischen, gasgefüllten Detektor, der in der Mitte durch eine Kathode in zwei Hälften geteilt wird. An den beiden Endplatten des Zylinders befindet sich ein Gasverstärkungssystem und eine Padebene. Die Padebene besteht aus vielen kleinen rechteckigen Metallplättchen. Tritt ein geladenes Teilchen in das Kammervolumen ein, so ionisiert es entlang seiner Flugbahn Gasatome. Aufgrund des zwischen Kathode und Pads (Anode) angelegten elektrischen Feldes beginnen die Elektronen/Ionen zur Anode/Kathode zu driften. Wenn die Elektronen schließlich zum Verstärkungssystem gedriftet sind, entsteht dort eine Elektronenlawine, wodurch messbare Signale auf den Pads erzeugt werden. Die z-Koordinaten der Spur lassen sich aus den Driftzeiten errechnen, die x- und y-Koordinaten ergeben sich aus der Padposition. Ferner erhält man die dE/dx Information aus der Ladung auf den Pads. a) Berechnen Sie mit Hilfe der Bethe-Bloch Gleichung den mittleren Energieverlust pro Wegstrecke für ein Kaon und ein Pion mit einem Impuls von 10GeV in reinem Argon bei einem Druck von 1 atm und einer Temperatur von 20o C. Die mittlere Anregungsenergie in Argon beträgt I = 11.6 eV. b) Die Pads haben eine Größe von 2x6 mm2, wobei die lange Seite radial ausgerichtet ist. Wieviel Ladung wird auf einem zentral getroffenen Pad vom obigen Kaon bzw. Pion durchschnittlich produziert? Nehmen Sie an, dass die Teilchen senkrecht zur Strahlachse wegfliegen, dass die Verstärkung G = 1000 beträgt und dass die Ladungswolke der Spuren auf den Pads schmaler als die Padbreite (2mm) ist. Die mittlere Energie für die Erzeugung eines Elektron-Ion Paares beträgt in Argon 26 eV. c) Unten sind gemessene dE/dx Verteilungen für Leptonen (e±, µ±) und Hadronen (π±, K±, p) dargestellt. Die eingezeichneten Kurven sind theoretische Erwartungen, die Punkte Messungen. Ordnen Sie die Kurven den entsprechenden Teilchen zu (Begründung). Kathode Strahlachse