dieses Textes - Dr. med. Klaus Dörhage

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Praxis Dr. med. Klaus
Dörhage
Allgemeinmedizin hausärztliche Versorgung
Manuelle Medizin - ärztliche
Osteopathie
Naturheilverfahren Akupunktur- Sportmedizin
Hamburger Landstr. 26a
24113 Molfsee
Tel: 0431 - 650124
Fax: 0431 - 65949741
KIDD
Kopfgelenk induzierte Dysgnosie und Dyspraxie
Patienteninformation
Liebe Eltern,
Sie haben möglicherweise bei Ihrem Kind eine "schiefe Haltung" oder andere
Krankheitserscheinungen wie Wahrnehmungs-, Unruhe-, Aufmerksamkeits-,
Konzentrationsstörungen und Probleme im Bewegungsmuster ("unrunde" Bewegungen)
festgestellt. Hierbei könnte es sich um eine KIDD [kopfgelenk induzierte Dysgnosie
(Wahrnehmungsstörung) und Dyspraxie (motorische Störung)] handeln. Es lässt sich in der
Krankengeschichte häufig eine Vielzahl von Symptomen erfragen, wobei nicht alle im
Folgenden genannten Symptome bei einem KIDD-Kind auftreten müssen. Zunächst möchte
ich Ihnen einen Überblick über die Entwicklung dieser Störung von der Säuglingszeit bis zum
Schulalter geben.
Von KISS zu KIDD:
In der Säuglingsphase lagen möglicherweise sog. "KISS-Symptome" (siehe KISSPatienteninformation), wie beispielsweise Schiefhaltung des Kopfes, Überstreckungstendenz,
Schädel- und Gesichtsasymmetrie, c-förmige Wirbelsäulen-Einstellung verbunden mit
Unruhe, häufigen Schreiphasen oder Schlaf- und Trinkstörungen vor.
"Symptomarme" Phase: Nach dem Erlernen des Stehens und Gehens (Vertikalisation)
ergeben sich große Veränderungen im Hinblick auf die Wahrnehmung, das Gleichgewicht
und die Entwicklung von fein- und grobmotorischen Fähigkeiten eines Kindes. In dieser
Phase fallen den Eltern bis ca. zum 4. Lebensjahr meist wenige Probleme auf.
Vorschulphase: Erst im 4. Lebensjahr werden motorische Probleme (Dyspraxie)
offensichtlich. Die Kinder haben z.B. eine schlechte Koordination, sind ungeschickt, stolpern
häufig, balancieren bereitet Probleme, Rollerfahren und Fahrradfahren werden verzögert
erlernt, Sprachstörungen fallen in Verbindung mit einer "schlechten" Haltung auf. Langsame
motorische Entwicklung und Probleme mit gleichaltrigen Kindern können beobachtet werden.
Hierbei muss jedoch festgestellt werden, dass es typbedingt eine große Variabilität
hinsichtlich der Art und Weise gibt, wie ein Kind mit seinen Störungen klar kommt
(Kompensationsmuster). Manche Kinder können ihre "kleinen" Probleme gut überspielen
(gute Kompensation).
Schulphase: Die nächste Phase setzt mit dem Schulbeginn ein. Vermutlich kommt es aufgrund
der zusätzlichen Eindrücke und Anforderungen zu einem "Überlaufen des Regenfasses"
(Dekompensation). Kopfschmerzen werden häufiger berichtet. Die feinmotorischen Probleme
fallen beim Malen und Schreiben zunehmend auf. Ebenso werden die grobmotorischen
Probleme offensichtlicher, so dass die Kinder mit Unruhe, Konzentrationsstörungen oder
anderen Verhaltensmustern (Vermeidungsstrategien) reagieren. Dieses kann dann auch zu
erheblichen Problemen mit Gleichaltrigen führen. Isolation und Verweigerungen sind die
Folge. Zeitweise wird von Symptomen wie bei AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit-
Hyperaktivitäts-Störung) berichtet. Unbehandelt können diese Symptome auch noch bei
Jugendlichen und Erwachsenen bestehen, die Fähigkeit der Kompensation entscheidet oft
über die Intensität der Beschwerden. Bei der Fülle der oben beschriebenen Symptome scheint
eine Einordnung vieler Kinder in dieses Krankheitsbild wahrscheinlich. Allerdings muss zur
Diagnosestellung "KIDD" zusätzlich eine umfängliche Untersuchung durchgeführt werden.
An dieser Stelle sei bereits erwähnt, dass eine erfolgreiche Probebehandlung oftmals die
Diagnose bestätigt.
Diagnostik und Therapie:
Zur Diagnostik gehört eine gründliche manualmedizinisch-osteopathische Untersuchung Ihres
Kindes. Bei KIDD-Kindern lassen sich neben Funktionsstörungen der Kopfgelenke häufig
mehrere andere segmentale Dysfunktionen (Blockierungen) finden, wobei verschiedene
Störungen im Sinne von Funktionsketten miteinander in Verbindung stehen.
Muskeltonusasymmetrie, Aufbiss-Störungen im Zahn-Kieferbereich, Schulterschiefstand,
Beckenasymmetrie, skoliotische Haltung u.a. können gefunden werden. Defizite der
Wahrnehmung und der Fein- und Grobmotorik werden bei verschiedenen Testverfahren
auffällig.
Konnten andere Krankheitsbilder ausgeschlossen werden und sollten sich Hinweise auf eine
"KIDD" bestätigt haben, sollte in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendarzt überprüft
werden, ob manualmedizinische und osteophatische Techniken angewendet werden sollten
und ob andere Verfahren wie z. B. Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie zu
empfehlen sind. Eine "symmetrische" Sportart ist zu empfehlen. Ich werde Sie diesbezüglich
beraten. Bei der Therapieplanung sollte die individuelle Situation und der besondere Befund
Ihres Kindes berücksichtigt werden.
Eine spezielle Röntgenaufnahme der oberen Halswirbelsäule (nach Gutmann) ist dann
erforderlich, wenn eine Manipulation im Bereich der Halswirbelsäule geplant ist.
Manipulationen sind in dieser Region sehr effektiv, wobei mit minimaler Kraft ein ultrakurzer
schneller Impuls auf ein klar definiertes Areal des Nackenrezeptorenfeldes in Höhe der
oberen Halswirbelsäule gegeben wird. Neben diesen Techniken stehen auch andere zur
Verfügung, wobei es sich nicht um das im Volksmund benannte "Einrenken" handelt. Es kann
auch nichts eingerenkt werden, da nichts ausgerenkt ist. Ein Verschieben von Wirbeln der
oberen Halswirbelsäule ist aus anatomischen Gründen nicht möglich. Es handelt sich
vielmehr um eine manualmedizinische Impulsbehandlung eines Rezeptorenfeldes mit dem
Ziel die gestörte asymmetrische Verspannung der Muskulatur und deren Folgen zu verändern.
Die Röntgenaufnahme dient dem Ausschluss von Gründen, die eine manual-medizinische
Impulsbehandlung verbieten (z.B. bestimmte Anlagestörungen) und der Festlegung der
Impulsrichtung. Dieses ist besonders wichtig, da nur ein Impuls von der "richtigen Seite" eine
Besserung der Beschwerden bewirken kann, ein Impuls von der "falschen Seite" wäre wenig
hilfreich.
Zur Röntgendiagnostik werden wir Sie nach der Untersuchung in eine radiologische Praxis,
die die spezielle Aufnahme für uns anfertigt in der Nähe (10 Minuten mit dem Auto)
überweisen. Die Arzthelferinnen werden für die Kinder, die einen längeren Anfahrtsweg (>60
Min.) haben, vorsorglich einen Termin zum Röntgen nach Rücksprache mit Ihnen
arrangieren, damit gewährleistet wird, dass Ihr Kind noch am gleichen Tag im Anschluss an
die Röntgendiagnostik behandelt werden kann.
Nach Auswertung des Röntgenbildes wird unter Beachtung der Beschwerden des Kindes und
des Untersuchungs-Befundes mit Ihnen ein Aufklärungsgespräch zur Einordnung des
Krankheitsbildes und zu möglichen Therapieoptionen geführt. Ergibt sich bei Ihrem Kind die
Indikation zu einer manualmedizinischen Behandlung, werden Sie über die Risiken einer
solchen Behandlung informieren. Ggfs. werden verschiedene manualmedizinische Techniken
vorgestellt. Im Rahmen dieses Gespräches werden andere mögliche Behandlungsformen
erörtert und für Sie noch offene Fragen beantwortet. Ihr Einverständnis wird aus juristischen
Gründen auf einer "Einverständnis-Erklärung" schriftlich festgehalten.
Behandelt wird die Funktionsstörung des Kindes und nicht direkt z.B. die
Aufmerksamkeitsstörung, die Unruhe und die Ungeschicklichkeit.
Nach ca. 5- 6 Wochen kann es zu einem Rückfall in die Asymmetrie kommen, bzw. können
die Symptome wieder verstärkt oder erneut auftreten. Aus diesem Grunde empfiehlt sich eine
Wiedervorstellung zunächst in 6-8 Wochen zur Kontrolle. Nach einer Behandlung sollte 4
Wochen lang eine Belastung der Kopfregion und der HWS minimiert werden: Verzicht auf
intensive KG in diesem Bereich, kein Kopfball beim Fußball, Zurückhaltung hinsichtlich
Turnübungen (Rolle vorwärts), Kopfsprünge, Kopfstand und Trampolinspringen. Das
sensomotorische System braucht nach der Therapie zunächst eine gewisse Zeit, um sich neu
zu organisieren.
Dr. med. Klaus Dörhage
[Stand 09-2012]
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