Leitfaden zur Bewertung von Micro Organic Rankine Cycle (ORC) Systemen im elektrischen Leistungsbereich bis 200 kW! 0 Vorwort Die nachfolgenden Ausführungen sollen auf einfache Art erläutern, worauf potentielle Nutzer beim Kauf von Micro Organic Rankine Cycle (ORC) Systemen für den Netzbetrieb achten sollten. Bei unseren Recherchen zum Thema „Micro ORC - aktueller Stand“ stießen wir zum Teil auf Angebote, Veröffentlichungen und Beiträge in denen technische Lösungen beschrieben wurden, die einem „Perpetuum Mobile“ entsprechen. Für einen Laien ist es schwer seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Wir haben Beiträge gefunden, in denen Wirkungsgrade von über 50% versprochen wurden. Sicher gibt es in ORC Systemen Teilkomponenten, die einen solchen Wirkungsgrad haben, aber eine ORC System als ganzes, wird nie einen annährenden Wirkungsgrad erreichen können. Daher brachten wir in den nachfolgenden Ausführungen zwei Parametern des Organic Rankine Cycle sehr genau: 1. die Wirkungsgrade als ein rein technische Parameter zur Beschreibung des energetischen Verhaltens eines Systems 2. die Amortisationszeit Beide Parameter sind theoretisch eindeutig definiert, werden aber in der Literatur sehr unterschiedlich ausgelegt. Der erste Parameter „der Wirkungsgrad“ ist ein rein technischer Parameter, für den die Grundlagen in Abschnitt 1 erläutert werden. Der zweite Parameter „die Amortisationszeit“ verbindet den Parameter Wirkungsgrad mit kaufmännischen Betrachtungen und führt somit zu einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Investition. Der Parameter „Amortisationszeit“ wird erst im Abschnitt 4 nach der genauen Aufarbeitung der verschiedenen in der Literatur verwendeten Wirkungsgrade und der Erläuterung der verschiedenen Technologien zur Realisierung von Micro ORC Systemen beschrieben. Anhand von einfachen Rechenbeispielen soll gezeigt werden, wie man die verschiedenen Wirkungsgrade und damit eine einfache wirtschaftliche Abschätzung einer Investition durchführen kann. Der Leser soll eine Übersicht erhalten, welche Kenngrößen eines Micro ORC Systems mit einem Anbieter detailliert abzustimmen sind, um Angebote vergleichbar zu machen. 1 Thermodynamik als Grundlage für den Organic Rankine Cycle (ORC) Um die Erläuterungen zu den Besonderheiten der Micro ORC Systeme verstehen zu können, werden in diesem Abschnitt einige Grundlagen der Thermodynamik behandelt. Die nachfolgenden Ausführungen sollen allgemeinverständlich die theoretischen Zusammenhänge der Thermodynamik für diesen speziellen Fall erläutern. Daher werden keine Differenziale oder Integrale Bestandteil der nachfolgend beschriebenen Gleichungen sein. Detaillierte Informationen können in Thermodynamischer Literatur oder dem VDI Wärmeatlas nachgelesen werden. 1.1 Thermodynamische Kreisprozesse Bei einem thermodynamischen Kreisprozess erfolgen mehrere Zustandsänderungen nacheinander so, dass der ursprüngliche Zustand wieder erreicht wird. Einer der bekanntesten Kreisprozesse ist der Carnot Prozess. Der Carnot Prozess beschreibt die Wärmekraftmaschinen, Kältemaschinen oder Wärmepumpen. In den Wärmekraftmaschine wird Wärmeenergie in kinetische Energie gewandelt. Die meisten genutzten Wärmekraftmaschinen, wie Dampfmaschinen, Verbrennungsmotoren oder Turbinen arbeiten periodisch und führen daher einen Kreisprozess aus. Auch der Clausius Rankine Cycle, wie schon der Name sagt, gehört zu den periodisch arbeitenden Wärmekraftmaschinen. Eine Sonderform des Clausius Rankine Cycle ist der Organic Rankine Cycle, dessen Besonderheiten im Abschnitt 2 erläutert werden. Bevor mit der Beschreibung des Clausius Rankine Cycle als Beispiel für eine Wärmekraftmaschine fortgefahren wird, werden zu nächst einige Begriffe, die für das Verständnis notwendig sind erläutert. Berlin, 10.09.2007 Leitfaden.doc Die spezifische Enthalpie h beschreibt den Energiegehalt eines Mediums und wird in der Einheit kJ/kg oder kWh/kg angegeben. Die spezifische Enthalpie ist ein Maß für den Energiegehalt in Abhängigkeit von Druck und Temperatur. Man kann sagen, jedes Medium hat bei jedem Druck und jeder Temperatur eine andere spezifische Enthalpie. Die spezifische Entropie s beschreibt die thermodynamische Wahrscheinlichkeit des jeweiligen Zustands und wird in kJ/kg*K oder kWh/kg*K angegeben. Die spezifische Entropie ist nur also Entropieänderung messbar. Mit der Feststellung, dass die Entropie immer größer gleich Null sein muss, wird der zweite Hauptsatz der Thermodynamik beschrieben. Einfach umschrieben besagt der zweite Hauptsatz, dass die Wärme ohne Energiezufuhr immer von heiß nach kalt fließt. Die Verdampfungsenthalpie r ist die Energie die einem Medium zugeführt werden muss, um dieses zu verdampfen und wird in kJ/kg oder kWh/kg angegeben. Die Verdampfungsenthalpie ist die Differenz aus den spezifischen Enthalpien von gasförmigem und flüssigem Medium bei einem bestimmten Druck bzw. einer bestimmten Temperatur. Die Wärmemenge Q ist das Produkt aus dem Massenstrom m und der Änderung der spezifischen Enthalpie ∆h oder dem Massenstrom m, der spezifischen Wärmekapazität cp und der Temperaturänderung ∆T. Die Wärmemenge wird in kWh angegeben. Q = m ⋅ cp ⋅ ∆T = m ⋅ ∆h Die Arbeit W der Wärmekraftmaschine beschreibt die mechanische Energie, die am Expander abgenommen werden kann. Die Arbeit wird ebenfalls in kWh angegeben. 1.2 Der Clausius Rankine Cycle Der Clausius Rankine Cycle läuft zwischen einer Wärmequelle und einer Wärmesenke ab und kann dabei mechanische Energie erzeugen. In Bild 1-1ist dies in einem T-s Diagramm verdeutlicht. Bild 1-1 Darstellung des Clausius Rankine Cycle in einem T-s Diagramm In Bild 1-1 ist der Clausius Rankine Prozess (rot) als Kreisprozess zwischen der Wärmequelle und der Wärmesenke dargestellt. Die Arbeit (grüner Pfeil) wird aus der isentropen Expansion, dargestellt durch den Sprung von Punkt B nach C1, gewonnen. Die gesamte rot umrandete Fläche stellt die notwendige thermische Energie dar. Der Kreisprozess kann einfach wie folgt beschrieben werden, wenn man in Pkt. A mit der Beschreibung beginnt: Im Pkt. A hat das Arbeitsmedium bei einer bestimmten Temperatur (die sich auf Basis der Wärmequelle einstellt) und einem zugehörigen Druck einen Energiegehalt hA. Bei der isothermen Expansion (von Pkt. A nach Pkt. B) bleiben die Temperatur und der Druck des Arbeitsmediums gleich. Die aufgenommene Energie aus der Wärmequelle führt zu einer Verdampfung des Arbeitsmediums bei gleichzeitiger Erhöhung der Enthalpie des Arbeitsmediums um die Verdampfungsenthalpie r auf die Enthalpie hB. Theoretisch würde die Wärmequelle ebenfalls isotherm (unendliche Wärmequelle) verlaufen, was in der Realität selten der Fall sein wird. Eine solche unendliche Wärmequelle ist die solare Wärmequelle. 2 Im Pkt. B ist das gesamte Arbeitsmedium verdampft und wird isentrop nach Pkt. C (C1) expandiert. Bei der isentropen Expansion wird durch den Expander (Turbine, Kolbenmaschine, Schraubenmotor usw.) die Enthalpie ∆h des Arbeitsmediums in Arbeit W gewandelt. Dadurch verändert sich die Prozesswerte aller thermo-physikalischen Eigenschaften des Arbeitsmediums wie Enthalpie, Druck und Temperatur. Theoretisch sollte die Expansion ohne Entropieanstieg ∆s=0 ablaufen, was einen Expanderwirkungsgrad von ηex =100% (siehe Abschnitt 1.3) voraussetzt. Daher findet die Expansion in Abhängigkeit vom Expanderwirkungsgrad ηex nach Pkt. C1 statt. Die Expansionslinie im T-s Diagramm ist um so steiler, je höher der Expanderwirkungsgrad ist. Die isobare Kompression von Pkt. C1 nach C findet durch Wärmeentzug über die Wärmesenke statt. Bei der Isothermen Kompression (von Pkt. C nach Pkt. D) wird dem Arbeitsmedium weitere Wärme über die Wärmesenke entzogen. Dadurch verflüssigt sich das Arbeitsmedium bei gleichzeitig sinkender Enthalpie auf hD. Zum Wärmeentzug wird in der Regel eine Kühlung eingesetzt, für die ebenfalls Arbeit aufgewandt werden muss. Das Arbeitsmedium ist in Pkt. D komplett verflüssigt und durch die isentrope Kompression nach Pkt. A wird der Kreisprozess geschlossen. Theoretisch findet auch diese Kompression ohne Entropiezuwachs (∆s=0) statt. Auf Grund der thermo-physikalischen Eigenschaften der Arbeitsmedien ist eine Entropieanhebung entsprechend Bild 1-1 unumgänglich. 1.3 Theoretische Wirkungsgrade im Kreisprozess Entsprechend der in Abschnitt 1.2 beschriebenen Wirkungsweise des Kreisprozesses können folgende Wirkungsgrade an einem solchen definiert werden. (Nachfolgend werden keine Herleitungen dargestellt, da diese in der einschlägigen Literatur nachgelesen werden können.) Der theoretisch maximale Wirkungsgrad des Carnot Kreises wird durch den Carnot Wirkungsgrad ηC ηC = T W QH + QK = = 1− K QH QH TH Formel 1-1 beschrieben. Die einzelnen Faktoren haben folgende Bedeutung: • • • • QH QT TH TK Energie der Wärmequelle die auf das Arbeitsmedium übertragen wird [kWh] Energie der Wärmesenke die dem Arbeitsmedium entzogen wird [kWh] Verdampfungstemperatur [K] Verflüssigungstemperatur [K] 3 In Bild 1-2 ist der Carnot Wirkungsgrad als theoretisch maximal möglicher Wirkungsgrad eines Kreisprozesses über der Verdampfungstemperatur TH für verschiedene Verflüssigungstemperaturen TK dargestellt. 60% Carnot Wirkungsgrad 50% 40% TK=10°C 30% TK=20°C TK=30°C 20% TK=40°C TK=50°C 10% 100 200 300 Verdampfungstemperatur TH[°C] Bild 1-2 Carnot Wirkungsgrad in Abhängigkeit von Verdampfungs- und Verflüssigungstemperatur Aus Bild 1-2 können folgende Thesen abgeleitet werden: 1. Der Carnot Wirkungsgrad ist um so größer, je größer die Verdampfungstemperatur TH ist. 2. Der Carnot Wirkungsgrad ist um so größer, je kleiner die Verflüssigungstemperatur TK ist. Der Carnot Wirkungsgrad vernachlässigt die thermodynamischen Eigenschaften des Arbeitsmediums und die thermodynamischen Verluste bei der isentropen Expansion und isothermen Kompression. Desweiteren wird von unendlichen Wärmequellen- und Wärmesenken ausgegangen. Daher können folgende weitere theoretischen Wirkungsgrade aus dem T-s Diagramm abgeleitet werden: • thermischer Wirkungsgrad ηth • Expanderwirkungsgrad ηm Der Carnot Wirkungsgrad ist ein sehr theoretischer Wirkungsgrad, der praktisch nie erreicht werden kann. Einen wesentlich praxisnäheren Wirkungsgrad stellt der thermische Wirkungsgrad ηth dar, der die thermodynamischen Eigenschaften des Arbeitsmediums berücksichtigt. Dieser Wirkungsgrad ist min. 30% geringer als der Carnot Wirkungsgrad. Der thermische Wirkungsgrad stellt eine technische Obergrenze bei der Umsetzung des Kreisprozesses dar. Da im Organic Rankine Cycle mit „beliebigen“ Arbeitsmedien gearbeitet wird, geht der Abschnitt 3.3 detaillierter auf dieses Thema ein. Der thermische Wirkungsgrad ηth kann nicht mit einfachen mathematischen Mitteln berechnet werden, da die thermo-physikalischen Eigenschaften des Arbeitsmediums stark nichtlineare Funktionen von Druck und Temperatur sind. Der Expanderwirkungsgrad ηex definiert die Güte des im Kreisprozess eingesetzten Expanders. Durch verschiedenste Verluste im Expander, wie Reibung, Schmierung usw. wird der Expanderwirkungsgrad ηex immer kleiner 100% sein. Daher wird die Expansion entsprechend Bild 1-1 immer von Pkt. B nach Pkt C1 und nicht direkt nach C verlaufen. (siehe Abschnitt 3.4) Aus dem Produkt des thermischen Wirkungsgrads ηth und dem Expanderwirkungsgrads ηex ergibt sich der mechanische Wirkungsgrad η m = η th ⋅ η ex = W . Der mechanische Wirkungsgrad ist ein Maß QH für den Wirkungsgrad des reinen Arbeitsmedienkreises ohne Berücksichtigung aller Verluste. Für die Definition des Gesamtwirkungsgrades eines Micro ORC Systems sind weitere Wirkungsgrade zu berücksichtigen, die in den nachfolgenden Abschnitten erläutert werden. 4 1.4 Zusammenfassung Um thermodynamische Prozesse besser verstehen zu können, muss man als erstes akzeptieren, das Wärmemenge nicht gleich Wärmemenge ist, sondern die Wärmemenge Q mit einer höheren Temperatur höherwertig ist als mit einer geringeren Temperatur. Daher sollte die Verdampfungstemperatur im Kreisprozess immer so hoch wie möglich gewählt werden. Die Grenze für die Verdampfungstemperatur sollte durch die Wärmequelle und nicht durch Anlagenteile bestimmt sein. Die Verflüssigungstemperatur sollte immer an die Umgebungsbedingungen angepasst werden, um die nutzbare Arbeit zu maximieren. 2 2.1 Was ist ein Organic Rankine Cycle (ORC)? ORC Grundlagen Der Organic Rankine Cycle ist ein Clausius Rankine Prozess, bei dem an Stelle von Wasser ein organisches Medium als Arbeitsmittel eingesetzt wird. Als organische Arbeitsmedien werden neben den Kohlenwasserstoffen auch immer stärker synthetische Arbeitsmedien wie Siliconöle eingesetzt. In Abhängigkeit vom eingesetzten Arbeitsmedium und der Wärmequelle können entsprechend Abschnitt 3.1 zwei ORC Strukturen unterschieden werden. Da ganz eindeutig der Trend zu sogenannten „trockenen Arbeitsmedien“ geht, ist in Bild 2-1 die Struktur für einen Micro Organic Rankine Cycle mit Rekuperator dargestellt. Die Funktion des Rekuperators besteht darin, die thermische Energie des trockenen Arbeitsmediums nach der Expansion zur Vorwärmung des verflüssigten Arbeitsmediums zu nutzen. Bei sogenannten feuchten oder leicht trockenen (siehe Beispiel 2 in Abschnitt 3.1) Arbeitsmedien kann der Rekuperator entfallen. Bild 2-1 Schematische Darstellung eins Micro ORC Systems mit Wärmequelle, Wärmesenke für trockene Arbeitsmedien In Bild 2-1 wird deutlich, das weitere Komponenten mit dem zugehörigen Wirkungsgrad zur Bewertung eines gesamten Micro ORC Systems zu betrachten sind: • Generatorwirkungsgrad • Eigenbedarfswirkungsgrad Der Generatorwirkungsgrad beschreibt die Güte des Generators und liegt bei modernen Geräten zwischen 95 und 99%. An dieser Stelle werden alle ORC System Hersteller auf Standardprodukte von etablierten Generatorherstellern zurück greifen. Der Eigenbedarfswirkungsgrad beschreibt das Verhältnis aus Klemmleistung zu Generatorleistung. Die Klemmleistung stellt die Leistung dar, die von dem System ins Stromnetz gespeist werden kann. An dieser Stelle ist die Gesetzgebung nicht eindeutig. Als Klemmleistung kann die reine netzsynchronisierte Generatorleistung aber auch die netzsynchronisierte Leistung abzüglich jedes 5 beliebigen Verbrauchers von der Auskopplung der Wärmequelle bis zur Wärmesenke bezeichnet werden. Daher sollte jeder Nutzer genau hinterfragen, wie die Klemmleistung des ORC Systems sich zusammensetzt. Weitere Informationen zu den Eigenleistungen befinden sich im Abschnitt 4.2. In der Beispielberechnung in Abschnitt 4.3 wird die vergütete Leistung abzüglich aller im ORC System auftretenden Verluste berechnet. Für die Berechnung des Eigenbedarfswirkungsgrades kann die Klemmleistung gleich der vergüteten Leistung gesetzt werden. 2.2 Ist der Organic Rankine Cycle (ORC) eine getestete und genutzte Technologie? Ja, ORC wird seit über 40 Jahren eingesetzt und es existieren weltweit 3.000 Installationen im Leistungsbereich von 300 bis 7.000 kW elektrische Leistung, die teilweise seit über 20 Jahren rund um die Uhr arbeiten. Vor allem in unwegsamen Regionen und unter unwirtlichen Umgebungsbedingungen wie auf Öl- und Gasplattformen sind ORC Systeme im Einsatz. Ein Grund dafür ist der robuste Aufbau und die daraus resultierende störungsfreie und wartungsarme Arbeitsweise. 2.3 Zusammenfassung ORC Systeme sind auf Grund des prinzipiell einfachen Aufbaus sehr robust und wartungsfrei. Potentielle ORC Nutzer sollten genauestens prüfen, welche Verluste in die Klemmleistung eingerechnet werden. Die Klemmleistung ist in der Regel die Basis für die Berechnung der Amortisationszeit, da diese als vergütete Leistung gesetzt wird. Einige Anbieter argumentieren, dass die Einspeisevergütung je kW höher ist als die Einkaufskosten für den Eigenbedarf je kW. Es sollte beachtet werden, dass keine Preisgarantie für den für den Stromzukauf, wie für die Stromeinspeisung besteht. 3 Technologische Ansätze zur Umsetzung von ORC Systemen In den nachfolgenden Betrachtungen gehen wir von einer Hochtemperatur Wärmequelle aus, wie sie Abgasströme von Gas- oder Dieselmotoren darstellen. Für Niedertemperaturquellen unter 200°C müssen die genannten Vor- und Nachteile nicht zwingend zutreffen. 3.1 Grundkonzepte Das Grundkonzept eines gesamten Micro ORC Systems ist immer gleich und besteht aus folgenden Anlagenteilen: • • • • • • • • Verdampfer mit Wärmeentnahme aus einem thermischen Prozess Arbeitsmedium Expander mit Generator Verflüssiger mit Wärmesenke Konzept der Netzanpassung Pumpe Rekuperatur (siehe Beispiel 1)/ Zusätzliche Wärmeeinspeisung (siehe Beispiel 2) Regelung / Steuerung Da wir in dieser Betrachtung nur von Wärmequellen oberhalb von 200°C ausgehen, sollten die Verdampfer nicht direkt in den Abgasstrom der thermischen Quellen moniert werden. Daher macht es Sinn die thermische Quelle durch eine Thermoölkreis vom Verdampfer zu entkoppeln. Nachfolgend werden zwei Konzepte genauer untersucht, die sich schon im Grundansatz stark unterscheiden. Um die Konzepte ohne Bezug auf eine bestimmte Wärmequelle besser vergleichen zu können, werden die Prozesswerte normiert und die des Beispiels 1 auf 100% gesetzt. 6 Beispiel 1 trocken z.B. Hexan C6H14 210°C 50°C 100% 100% 100% 100% 100% 22% Abgaswärme Luftgekühlter Kondensator Turbogenerator über Inverter Ja einfach Beispiel 2 Arbeitsmedium Verdampfungstemperatur Kondensationstemperatur Normierte Energieentnahme QH Normierter Massenstrom m Normierte Enthalpieänderung ∆h Normierte mech. Leistung W Normierte Kühlleistung QK Mechanischer Wirkungsgrad ηm Wärmequelle Wärmesenke Expander Netzsynchronisation Modulbauweise Nachrüstung trocken z.B. Iso-Butan C4H10 120°C 40°C 100% + 44% (Motorkühlung) 180% 40% 84% 160% 13% Abgaswärme und Kühlwasser Wassergekühlter Kondensator „Schraubenmotor“ mit Generator über Regelventil Nein Komplex, da Eingriff in Motorkühlung In den dargestellten T-h- Diagrammen entsprechen die dargestellten Kreuze den einzelnen in Abschnitt 1.1 beschriebenen Kreisprozessschritten. Das hellblaue Kreuzchen entspricht einer isentropen Expansion bei ∆s = 0. 7 3.2 Die Wärmeentnahme Bei einem Gas- oder Dieselmotor, die in dieser Arbeit als Wärmequelle im Focus stehen, sind zwei Arten von Energieentnahmen möglich: 1. im Abgas auf einem sehr hohen Temperaturniveau von zwischen 200... 280°C in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Ölstroms 2. im Motorkühlwasser auf einem Temperaturniveau von max. 85°C Für die Wärmeentnahme im Abgas gibt es zwei Schwerpunkte, auf die ein Nutzer achten sollte: 1. Die Beachtung von abgasspezifischen Parametern wie • Gaszusammensetzung, • Partikelbelastung, • Kondensationstemperaturen und verfahrenstechnische Parameter der Wärmequelle, die häufig nur einen bestimmten Druckabfall im Abgaskanal zulassen (in der Regel 40...50 mbar). Auf Grund der abgasspezifischen Parameter müssen folgende Punkte bei der Auslegung beachtet werden: • • • • • Minimal Ausgangstemperatur des Abgases (Kondensation von gefährlichen Flüssigkeiten) Oberflächengestaltung des Wärmetauschers (Festsetzen von Partikeln) Wartungsklappen Isolation Material des Wärmetauschers Gerade die minimale Ausgangstemperatur wird häufig bei Effizienzberechnungen von ORC Anlagen außer Acht gelassen, da die maximale thermische Energie dem Abgasstrom entnommen werden soll. 2. Die Beachtung der DIN 4754 „Wärmeübertragungsanlagen mit organischen Wärmeträgern“ mit TÜV Zulassung und der VDI 3033 „Betreiben, Warten und Instandsetzen von Wärmeübertragungsanlagen mit organischen Wärmeträgern“ Diese Punkte sollten in einem Angebot explizit erwähnt sein. Eine zusätzliche Entnahme von thermischer Energie aus dem Motorkühlkreis entsprechend Beispiel 2 hat zur Folge, das bei einer Nachrüstung ein Eingriff in den vorhandenen Kühlkreislauf notwendig ist. Bei einer Neuinstallationen kann die Nutzung der Motorwärme im ORC Kreis zu einer Verringerung der zu installierenden Motorkühlleistung führen. Durch die Einbindung des ORC Systems in die Motorkühlung sind Motor und ORC Kreis nicht mehr entkoppelt. Daher können Störungen oder ganz normale Betriebszustände des ORC Systems zu gravierenden Störungen im Motorbetrieb führen. Besonders Wirkungsgradsteigernd wirkt sich die Nutzung der Motorabwärme bei Absenkung der Kondensationstemperatur im Beispiel 2 aus. Bei einer Kondensationstemperatur um 10°C ist der mechanische Wirkungsgrad gleich dem des Beispiels 1 (siehe Abschnitt 4.3). Dabei ist zu beachten, das die Kühlleistung für die Erzeugung der Wärmesenke wesentlich größer auszulegen ist. Natürlich können mehrere Wärmequellen über die Zusammenschaltung von Ölkreisen zum Betrieb einer ORC Anlage genutzt werden (siehe Bild 3-1). Dies macht nur für ein Konzept entsprechend Beispiel 1 Sinn, da die Zusammenführung der Wasserkreise nicht möglich ist. Gasmotor Gasmotor Gasmotor MG Bild 3-1 Darstellung der Speisung eines ORC Systems aus 3 Wärmequellen 8 Zusammenfassung: Technisch können beide genannten Wärmequellen des Motors zum Betrieb des ORC Systems genutzt werden, aber nur die Wärmeentnahme im Abgasstrom entkoppelt 100%-ig Motorbetrieb vom ORC Betrieb. Durch die Nutzung der Motorabwärme erhöhen sich die Wirkungsgradeffekte bei Absenkung der Kondensationstemperatur so weit, bis die gesamte Motorabwärme im ORC Kreis genutzt wird. 3.3 Arbeitsmedium Ein bestimmendes Element im Micro Organic Rankine Cycle ist das verwendete Arbeitsmedium. Das Arbeitsmedium ermöglicht mit seinen thermo-physikalischen Eigenschaften die Anpassung des ORC Systems an die Wärmequelle. Zwei grundlegende Typen von Arbeitsmedien können unterschieden werden, trockene (retrograden) wie Hexan oder die Silikonöle aber auch der Kohlenwasserstoff Iso-Butan und feuchte wie Wasser oder Methanol (siehe Bild 3-2). Die Unterscheidung der beiden Typen ist leicht an Hand der Entalpiekurve möglich. 300 Temperatur [°C] 250 200 kritischer Temperatur 150 100 Hexan (trocken) Methanol (feucht) Iso-Butan (trocken) 50 0 -1 0 1 2 3 4 5 Entalpie [kJ/kg*K] Bild 3-2 T-s Diagramme zur Darstellung des Verlaufs von trockenen und feuchten Arbeitsmedien Alle aktuell in der Entwicklung befindlichen ORC Systeme arbeiten mit trockenen Arbeitsmedien, da bei diesen eine Verflüssigung und damit Tröpfchenbildung im Expander ausgeschlossen werden kann. Der Einsatz trockener Arbeitsmedien erübrigt eine Überhitzung des Arbeitsmediums, da diese nur einen relativ geringen Beitrag zur Leistungssteigerung liefert. Das Arbeitsmedium sollte so gewählt werden, dass die kritische Temperatur ca. 10% über der maximal möglichen Verflüssigungstemperatur liegt (siehe Bild 3-2). Dadurch wird die isentrope Expansion und die damit verbundene Enthalpieänderung maximiert. Das hat zur Folge, dass der thermische Wirkungsgrad maximiert und die Verdampfungsenthalpie minimiert wird. Die Minimierung der Verdampfungsenthalpie hat wiederum zur Folge, dass der Massenstrom bei der Verdampfung maximiert wird. Beides Enthalpieänderung ∆h und Massenstrom m maximieren wiederum die theoretisch mögliche Arbeit am Expander W=Q=m*∆h. Momentan werden viele neuen synthetischen Arbeitsmedien wie Hexamethyldisiloxan (CH3)3SiOSi(CH3)3 aus der Gruppe der Silikonöle getestet. Neue Arbeitsmedien können theoretisch zu einer 10%-igen Erhöhung der Wirkungsgrade von Micro ORC Systemen führen. Zusammenfassung: Unsere Berechnungen haben ergeben, dass bei gleicher Wärmequelle immer die Lösung mit der höheren Verdampfungstemperatur die besseren Wirkungsgrade besitzen. Auch die Erhöhung des Massenstroms entsprechend Beispiel 2 kann den Verlust der Enthalpieänderung ∆h nicht ausgleichen. 3.4 Expander mit Generator In den letzten 30 Jahren sind die Expander für ORC Systeme aus adaptierten Dampfturbinen aufgebaut worden. Die Dampfturbinen sind Axialturbinen die erst ab einer Leistung von 300 kW wirtschaftlich arbeiten. 9 Auf Grund der veränderten Rahmenbedingungen für die Energieeinspeisung und die Energiekostenentwicklung können ORC Systeme mit einer elektrischen Leistung kleiner 300 kW wirtschaftlich betrieben werden. Für diesen entstehenden Markt Lösungen werden augenblicklich verschiedenste Expandertechnologien für den Organic Rankine Cycle getestet. Flügelzellenmotor (Luftdruckmotor) Standardprodukt aus der Drucklufttechnik Arbeitet bei geringer Drehzahl bis 3000 1/min • • • • • Vorteile Einfacher und robuster Aufbau Kompakte Bauweise Serienprodukt, in großer Stückzahl eingesetzt Preiswert in den vorhandenen Leistungen Einfache Wartung • • • • • • • • • Nachteile Max. bis 120°C einsetzbar Max. bis 10 bar einsetzbar Lieferbar bis max. 8 kW Geringer Expanderwirkungsgrad ηex<50% Viele Dichtflächen Starke thermische Verformungen, die eine bessere Dichtung unmöglich machen jährliche Wartungen Ölschmierung im Arbeitsmedienkreis notwendig Schlecht regelbar Kolbenexpansionsmaschine Spezielle Entwicklung für ORC Anlagen Entwicklung basiert auf Dampfexpansionstechnik Arbeitet bei geringer Drehzahl bis 3000 1/min Vorteile • Für sehr hohe Temperatur einsetzbar > 400°C • Für sehr hohe Drücke einsetzbar > 100 bar • Hoher Expanderwirkungsgrad ηex>80% • Gute Skalierbarkeit auf Schwankungen von Qth • Schmierung außerhalb des Arbeitsmedienkreises • In beliebiger Leistung lieferbar Schraubenmotoren Als Schraubenverdichter Standardprodukt aus der Kältetechnik, Augenblicklich sind die eingesetzten Schraubenmotoren nur umgebaute Schraubenverdichter Arbeitet bei geringer Drehzahl bis 3000 1/min Vorteile • Hoher Expanderwirkungsgrad ηex>70% • Serienprodukt als Schraubenverdichter, in großer Stückzahl eingesetzt • Viele Erfahrungen aus der Kältetechnik • In beliebiger Leistung lieferbar • • • • • • • • • Nachteile Komplexer Aufbau mit 4 Kolben, diversen Lagern und einer Linear-Drehbewegungswandlung Viele bewegte Einzelteile Störanfällig Regelmäßige Wartungen notwendig Komplexe Wartungsaufgaben Nachteile Max. bis 120°C bei Druckdifferenzen bis 30 bar oder max. bis 300°C bei Druckdifferenzen bis 5 bar einsetzbar Komplexer Aufbau mit 2 Schrauben, 4 Lagern und großen Dichtflächen jährliche Wartungen notwendig bei hohen Drücken Ölschmierung im Arbeitsmedienkreis notwendig Turbogenerator Spezielle Entwicklung für ORC Anlagen Entwicklung basiert auf Expansionstechnik aus der Gasindustrie, Verdichter- und Luftzerlegetechnik Arbeitet bei sehr hohen Drehzahlen > 30.000 1/min • • • • • • • • • Vorteile Für hohe Temperatur einsetzbar bis 300°C Für hohe Drücke einsetzbar bis 30 bar Hoher Expanderwirkungsgrad ηex>85% Sehr robuster und einfacher Aufbau Keine mechanische Übersetzung zwischen Generator und Expander (Integrierter Generator) Nur ein bewegtes Bauteil, und zwei Lager In beliebiger Leistung lieferbar Keine Schmierung notwendig Sehr geringer Wartungsaufwand, lange Standzeiten > 40.000 Stunden 10 • Nachteile geringe Skalierbarkeit auf Schwankungen von Qth ( ±20% um optimalen Arbeitspunkt) 3.5 Leistungseinspeisung Für die Leistungseinspeisung mit Netzsynchronisationen können zwei grundlegende Konzepte unterschieden werden: 1. Regelung der Frequenz über die Expanderdrehzahl – abgeleitet aus der Kältetechnik Der Generator wird direkt oder über ein Getriebe an den Expander gekoppelt. Die Drehzahlregelung erfolgt über Klappen oder Schieber an den Expandern. Diese Technologie kann auf Grund der enorm hohen Drehzahl bei Turbogeneratoren nicht angewandt werden. 2. Der vom Generator gelieferte Strom wird frequenzunabhängig über einen Wechselrichter (AC/AC Wandlung) auf das Netz angepasst – abgeleitet aus der Wind- und Solarenergie Der Generator kann im Expander, wie bei den Turbogeneratoren oder extern über ein Getriebe gekoppelt sein. Die Generatorfrequenz wird nicht geregelt. Die AC/AC Wandlung ist ein rein elektronisches Verfahren, bei dem die Generatorspannung gleichgerichtet und dann entsprechend der Netzfrequenz zerhackt und gewandelt wird. Die Wechselrichtertechnik kann mit einem Wirkungsgrad von ca. 95% als Standardprodukte vom Markt bezogen werden. 3.6 Verflüssiger mit Wärmesenke Jeder Organic Rankine Cycle benötigt zur Verflüssigung des Arbeitsmediums wie ein Clausius Rankine Prozess eine Wärmesenke QK. Die notwendige Leistung der Wärmesenke richtet sich nach der verfügbaren Energie der Wärmequelle QH und dem Expanderwirkungsgrad. Optimaler Weise sollte die Niedertemperaturenergie der Wärmesenke ebenfalls genutzt werden. In vielen Anwendungsfällen ist eine thermische Abwärmenutzung nicht möglich. In diesen Fällen muss die zur Verflüssigung des Arbeitsmediums notwendige Energie komplett über Rückkühlwerke abgeführt werden. Grundlegend können zwei Konzepte unterschieden werden: Wassergekühlter Kondensator Entsprechend Beispiel 1 wird der Kondensator über einen Wasserkreis mit einem Luftkühler gekühlt. • Die Energieerzeugung ist ein werkseitig aufgebautes und geprüftes Serienprodukt mit allen notwendigen Zulassungen • Höhere Kondensationstemperatur (40...50°C) • zusätzlicher Kreisprozess kompletter Technik notwendig • Pumpe im Kühlkreis als zusätzlicher Energieverbraucher, Luftgekühlter Kondensator Entsprechend Beispiel 2 wird ein Luftgekühlter Kondensator eingesetzt. • Tiefe Kondensationstemperaturen möglich (30...40°C) • Mehr Arbeitsmedium im Umlauf • Großer Arbeitsmedienkreis (Dichte, Leckage) • Bei Innenaufstellung Vorort Montage des Arbeitsmedienkreises notwendig Die wassergekühlte Kondensation eröffnet die Option trotz Einsatz eines ORC Systems die Kondensationswärme zu entnehmen und so aufzubereiten, das eine thermische Nutzung möglich ist. Eine Lösung mit gleichzeitiger Erwärmung auf ein Fernwärmeniveau von 80°C ist in Bild 3-3 dargestellt. Bild 3-3 Kondensationswärmeentnahme mit Aufbereitung bis 80°C 11 Das in Bild 3-3 dargestellte Konzept zur Kopplung von Fernwärme und ORC Stromerzeugung macht auch bei reinen KWK Anwendungen Sinn. In Abschnitt 1.4 wurde beschrieben, dass die Energie auf einem Niveau von 200°C und mehr wesentlich wertvoller ist als auf einem Niveau von 80°C. Daher kommt die Wärmeauskopplung aus dem Motorabgasstrom mit 80°C für die Fernwärmenutzung einer Energievernichtung gleich. Auf der Luftseite können in beiden Konzepten (Luftgekühlter Kondensator, wie Wassergekühlter Kondensator) die Luftkühler besprüht, oder sogar nasse Rückkühlwerke bzw. Kondensatoren eingesetzt werden. Dadurch könnte die Kondensationstemperatur im Mittel um ca. 10°C gesenkt und damit der Wirkungsgrad der Anlage entsprechend Bild 1-2 gesteigert werden. Die „nasse“ Rückkühltechnik ist auf Grund der hohen Kosten für die Wasseraufbereitung erst ab einer Kühlleistungen von 1 MW thermisch effektiv. Eine „nasse“ Rückkühllösung sollte in jedem Fall genau wirtschaftlich durchgerechnet werden. 4 Wirtschaftliche Betrachtung der Micro ORC Systeme Nachfolgende Ausführungen sind speziell auf den Markt von Biogasanlagen ausgerichtet und können auf Grund technischer Anpassungen auch auf klassische KWK Anwendungen appliziert werden. 4.1 Grundlagen zum Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) Im EEG sind 3 Vergütungssätze für die Einspeisung von Strom festgelegt. 4.2 Bestimmung des Eigenbedarfs eines Micro ORC Systems Die in Bild 2-1 dargestellten Pfeile könnten zu der Vermutung führen, das nur die Energie der Wärmequelle in den Prozess eingebracht wird. Dies ist in der Praxis nicht der Fall, da auch für die Erzeugung der Wärmesenke Energie aufgewendet werden muss. Eine Ausnahme bilden die Systeme, deren Abwärme als Fernwärme genutzt werden kann (siehe Abschnitt 3.6). Wie im Abschnitt 3.6 beschrieben, werden in den meisten Anwendungsfällen von ORC Systemen auch die Wärmesenken mit erheblichen Kosten negativ in die Gesamtbilanz des ORC Systems eingehen. Je nach Konzept treten folgende Eigenbedarfsverbraucher auf: • • • • • • • Pumpen in der Wärmeentnahme (im Ölkreis) Lüfter am Rückkühlwerk bzw. Kondensator Pumpe im Arbeitsmittelkreis Verluste der Netzanpassung Verluste der elektronischen Komponenten Pumpe im Kühlwasserkreis (Beispiel 1) Pumpe im Vorwärmkreis (Beispiel 2) Die Höhe der einzelnen Verbraucher hängt von den verschiedensten verfahrenstechnischen Parametern ab, die in diesem Skript nicht detailliert und ausführlich aufgelistet werden können. Die Eigenbedarfsquote bei ORC Systemen beträgt ca. 20% der netzsynchronen Generatorleistung. In nachfolgendem Abschnitt werden für die beiden Beispiele aus Abschnitt 3.1 detaillierte Kostenund Einnahmenberechnungen dargestellt. 12 4.3 Die Berechnung der Amortisationszeit Nachfolgend werden auf Basis einer Standard 500 kW Biogasanlage für beide unter Abschnitt 3.1 beschriebenen Beispiele eine Berechnung der Vergütung, der Kosten und der Amortisationszeit vorgenommen. Parameter der Biogasanlage bei 100% Last (Herstellerdatenblatt vom 28.10.2005): • • • • • • • • • Eingesetzte Primärenergie: Motortyp: Elektrische Klemmleistung: Abgasmassenstrom: Abgastemperatur: Abgasaustrittstemperatur: Entnehmbare Abgasleistung: Kühlwasserwärme: Inbetriebnahmejahr der Biogasanlage: 1.341 kW Deutz TCG 2016 V12 537 kW 2.958 kg/h 497 °C 170 °C 290 kW 210 kW 2006 Beispiel 1 Beispiel 2 290 kW th. 0 kW th. 3 kW el. 3 kW el. 63 kW el. (TK=50°C) 100 l 4 kW 7 kW 2 kW 50 kW el. 221 kW th. 4 kW el. 4 kW el. 8 kW el. 42 kW el. Wärmequelle Entnommene Abgasenergie Entnommene Kühlwasserenergie Pumpenleistung Ölkreis Elektrische Bilanz Energieerzeugung Expanderleistung (inkl. Generator) Füllmenge Arbeitsmedium Pumpenleistung Arbeitsmedium Inverterverluste Weitere Verluste Elektrische Bilanz Wärmesenke Abzuführende Leistung Pumpenleistung Wasserkühlung Ventilatorleistung Elektrische Bilanz Vergütbare Leistung 31.500 € 18.300 € 6.300 € 2.500 € Jährliche Betriebsparameter Betriebsstunden Wartungskosten Wartungsvertrag Grundvergütung NaWaRo Zuschlag Bonus (Technologie, KWK) Jahresbilanz Einnahmen aus Grundvergütung Einnahmen aus NaWaRo Einnahmen aus jedem Bonus Kosten 6 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 3,5 Jahre Geschätzte Amortisationszeiten Aus Grundvergütung Aus Grundvergütung + NaWaRo Aus Grundvergütung + Bonus Aus Grundvergütung + NaWaRo + Bonus 7.500 0,5 % von Investsumme 1.500 € 0,10 €/kWh 0,058 €/kWh 0,02 €/kWh 13 290 kW th. 130 kW th. 4 kW el. 4 kW el. 54 kW el. (TK=40°C) 120 l 5 kW 3 kW 46 kW el. 370 kW th. 0 kW el. 7 kW el. 7 kW el. 39 kW el. 7.500 1 % von Investsumme 1.500 € 0,10 €/kWh 0,058 €/kWh 0,02 €/kWh 29.000 € 17.000 € 6.000 € 5.000 € 9 Jahre 6 Jahre 7 Jahre 5 Jahre