22. NOVEMBER 2012 KONJUNKTUR UND STRATEGIE Eurozone: Arbeitslosenquoten im Herbst 2012 30 25 20 15 10 5 65 4% 60 55 2% 50 0% 45 -2% 40 BIP-Wachstum (y/y) PMI Dienstl. (r.S.) Jan 13 Jan 12 Jan 11 Jan 10 Jan 09 Jan 08 Jan 07 Jan 06 Jan 05 Jan 04 Jan 03 Jan 02 30 Jan 01 -6% Jan 00 35 Jan 99 -4% PMI verarb. Gewerbe (r.S.) Dabei ist es keineswegs so, dass die Eurozone schon immer das Wachstumsschlusslicht im internationalen Vergleich war. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es in den heutigen Ländern der Währungsunion durchaus Zeiten „Überziehungs- oder andere Kreditfazilitäten bei der Europäischen Zentralbank oder den Zentralbanken der Mitgliedstaaten (im Folgenden als "nationale Zentralbanken" bezeichnet) für Organe, Einrichtungen oder sonstige Stellen der Union, Zentralregierungen, regionale oder lokale Gebietskörperschaften oder andere öffentlich-rechtliche Körperschaften, sonstige Einrichtungen des öffentlichen Rechts oder öffentliche Unternehmen der Mitgliedstaaten sind ebenso verboten wie der unmittelbare Erwerb von Schuldtiteln von diesen durch die Europäische Zentralbank oder die nationalen Zentralbanken.“ 1 Italien Frankreich Irland Deutschland Eurozone: Einkaufsmanagerindex und BIP-Wachstum 6% Portugal 0 Griechenland Die Schuldenkrise und die schwache wirtschaftliche Entwicklung in den Ländern der Eurozone waren der größte Hemmschuh für die Weltwirtschaft in diesem Jahr. So zeichnet sich ab, dass das reale Bruttoinlandsprodukt in den 17 Ländern der europäischen Währungsunion 2012 um 0,4% gegenüber dem Vorjahr sinken wird. Dies entspricht fast exakt der Prognose, die wir vor einem Jahr getroffen haben (-0,3%). Insbesondere in den Ländern der europäischen Peripherie, in denen die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr deutlich gesunken ist, haben sich jedoch zuletzt einige Frühindikatoren auf niedrigem Niveau stabilisiert oder leicht verbessert. Diese günstigere Entwicklung ist vor allem auf das Eingreifen der Europäischen Zentralbank zurückzuführen, die ihre Bereitschaft signalisiert hat, unter bestimmten Bedingungen unbegrenzt Staatsanleihen aus Krisenländern aufzukaufen. Auch wenn dies aus unserer Sicht Staatsfinanzierung durch die Notenbank darstellt, die durch Artikel 123 des EU-Vertrages untersagt ist1, haben die Kapitalmärkte positiv auf diese Nachricht reagiert: Die Renditen in den Ländern der Peripherie und die Risikoprämien an den Aktien- und Rentenmärkten sind gesunken, weil ein Auseinanderbrechen der Währungsunion unwahrscheinlicher geworden ist. Für 2013 gehen die meisten Konjunkturprognosen davon aus, dass die Staatsschuldenkrise als beherrschendes Thema des Jahres 2012 an Bedeutung verlieren wird und dass es zu einer wirtschaftlichen Erholung mit einem zumindest moderaten Wachstum in der Eurozone kommt. gegeben hat, in denen das Wirtschaftswachstum verglichen mit anderen Industrieländern überdurchschnittlich hoch war. Dieses Wachstum hatte aber seinerzeit nicht direkt etwas mit dem Euro zu tun, sondern beruhte vor allem auf der im Vorfeld der Euro-Einführung stattfindenden Zinskonvergenz. So gingen die Zinsen in den meisten Ländern im Laufe der 1990er Jahre massiv zurück und näherten sich dem niedrigen deutschen Niveau an. Daraus resultierte eine erhebliche Zunahme der Kreditnachfrage, die zu einem konjunkturellen Boom in den Ländern führte, in denen das Zinsniveau vorher sehr hoch war. Allerdings wurden die Kredite in erster Linie für den privaten Verbrauch, den Bau bzw. Kauf von Immobilien und den Staatskonsum verwendet und nicht für Investitionen, die den Kapitalstock hätten erweitern und modernisieren können. Damit blieb es bei einem einmaligen positiven Wachstumseffekt, und die Chance auf eine dauerhafte Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit war vertan. Spanien Eurozone: Konjunkturelle Durststrecke setzt sich 2013 fort Woher soll das Wirtschaftswachstum nun im nächsten Jahr kommen? Sicherlich nicht von einem erneuten Kreditboom. Doch auch vom privaten Verbrauch sind keine Wachstumsimpulse zu erwarten. Die Zahl der Arbeitslosen ist massiv angestiegen, in der gesamten Eurozone sind mittlerweile mehr als 18,5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Die höchsten Arbeitslosenquoten weisen Spanien mit 25,8%, Griechenland mit 25,4%, Portugal mit 15,7% und Irland mit 15,1% auf. Betrachtet man absolute Zahlen, so gibt es in Spanien fast 6 Millionen Arbeitslose, in Frankreich 3,1 Millionen und in Italien 2,7 Millionen. Sollten es die Krisenländer ernst meinen mit den von ihnen angekündigten Strukturreformen, würde dies bedeuten, die Arbeitsmärkte zu flexibilisieren. Dies dürfte aber zunächst zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit führen, wie das Beispiel Deutschlands zeigt, wo die Zahl der Arbeitslosen zwischen 1995 und dem Jahr 2005 von gut 3 auf fast 5 Millionen angestiegen ist. Die volkswirtschaftliche Lohnund Gehaltssumme, die entscheidend für den privaten Verbrauch ist, wird von daher in der gesamten Eurozone wohl sinken, so dass auch die privaten Konsumausgaben 2013 gegenüber dem Vorjahr zurückgehen dürften. Da der private Verbrauch einen Anteil von fast 60% am gesamten Bruttoinlandsprodukt hat, wird vom Konsum im kommenden Jahr kein positiver Wachstumsbeitrag zu erwarten sein. M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH 1 KONJUNKTUR UND STRATEGIE Damit die Eurozone im nächsten Jahr wachsen kann, müssten die Impulse deshalb von anderen volkswirtschaftlichen Aggregaten ausgehen. Angesichts der Notwendigkeit, die öffentlichen Haushalte weiter zu konsolidieren, erwarten wir auch vom Staatsverbrauch keine positiven Wachstumseffekte. Klamme öffentliche Kassen und geringere private Einkommen werden sich auch auf die Bauinvestitionen tendenziell negativ auswirken. Da wir davon ausgehen, dass die Unternehmen angesichts der weiterhin bestehenden Wachstumsunsicherheiten ihre Ausrüstungsinvestitionen bestenfalls konstant halten, könnten allein die (Netto-) Exporte das Wirtschaftswachstum in der Eurozone beflügeln. Um erfolgreich und mehr Güter und Dienstleistungen als im Vorjahr exportieren zu können, müssten die Länder der Eurozone in einem Umfeld, das von einem schwachen globalen Wirtschaftswachstum geprägt ist, Marktanteile gewinnen. Dies setzt aber voraus, dass die Länder wettbewerbsfähig sind bzw. sich ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert hat. Dass dies der Fall ist, daran haben wir jedoch unsere Zweifel. Zwar werden die europäischen Politiker und die Vertreter der „Troika“ aus EU-Kommission, EZB und IWF nicht müde zu behaupten, dass es in den vergangenen drei Jahren in den von der Krise besonders betroffenen Ländern zu deutlichen Fortschritten gekommen ist, doch belegen die ökonomischen Fakten, dass es sich dabei allenfalls um graduelle Verbesserungen handelt. Auch wenn Wettbewerbsfähigkeit nicht an einer einzigen Variablen allein festgemacht werden kann, sind beispielsweise die Lohnstückkosten ein häufig verwendeter Indikator, um die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern zu messen und zu vergleichen. Wir greifen bei der Analyse der Lohnstückkostenentwicklung für verschiedene Länder auf Daten der OECD zurück, wobei für die meisten Volkswirtschaften leider nur Datensätze bis zum 2. oder 3. Quartal 2011 vorliegen. Um eine aktuellere Einschätzung zu erhalten, verwenden wir deswegen die ebenfalls von der OECD veröffentlichten „early estimates of unit labour cost“, mit deren Hilfe wir über eine Regressionsgleichung den Verlauf der eigentlichen Zeitreihe prognostizieren. Lohnstückkosten in der Eurozone (Q1 2000 = 100) relativieren sich die in Griechenland erzielten Fortschritte, da nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des vorherigen Anstiegs rückgängig gemacht werden konnte. Von politischer Seite wird zwar immer wieder betont, dass es Griechenland gelingen könnte, die Lohnstückkosten weiter zu reduzieren und dass die derzeitigen Zahlen darauf hindeuten, dass es Griechenland schon gelungen ist, eine erheblichen Teil des zwischen den Jahren 2000 und 2009 erlittenen Wettbewerbsverlustes wieder aufzuholen, doch können wir diese Argumentation anhand der uns vorliegenden Daten nicht nachvollziehen. Am erfreulichsten sind die Fortschritte, die Irland bei der Reduzierung der Lohnstückkosten gemacht hat. Dort sanken die Lohnstückkosten gegenüber dem Peak im Jahr 2009 sogar um 12%. Allerdings hat das Land immer noch einen erheblichen Weg vor sich, bis es wieder so wettbewerbsfähig ist wie vor 10 Jahren. Würde man die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der vergangenen 4 Jahre fortschreiben, dauerte es etwa bis zum Ende des Jahres 2016, um das Lohnstückkostenniveau des Jahres 2001 zu erreichen. Ist es das Ziel, die Lohnstückkosten auf das Niveau des Jahres 2000 zu drücken, würde dies wohl zwei weitere Jahre beanspruchen. Bei dieser Prognose ist allerdings nicht berücksichtigt, dass sich der Aufholprozess in Irland in den kommenden Quartalen verlangsamen könnte. So zeigen die „early estimates“, dass die Lohnstückkosten im 2. Quartal 2012 im Vergleich zum Vorquartal schon nicht mehr gesunken sind. Im Unterschied zu Griechenland und Irland sind dagegen in Spanien bislang nur sehr geringe und in Italien überhaupt keine Fortschritte bei der Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit erzielt worden. Während in Spanien die Lohnstückkosten seit dem Erreichen ihres Höchststandes Ende 2009 um 4% zurückgegangen sind, hat es in Italien bis zuletzt weitere Zuwächse gegeben, die die Wettbewerbsfähigkeit weiter verschlechtert haben. Indexiert man die Lohnstückkosten auf das Jahr 2000, so ist Italien mittlerweile das Land in der Eurozone, das die geringste Wettbewerbsfähigkeit aufweist, gefolgt von Spanien und Griechenland, die in etwa gleichauf liegen. Danach folgt ein Land, das bisher noch nicht so richtig auf dem Radarschirm der Krisenländer aufgetaucht ist: Frankreich. 150 140 130 120 110 Deutschland Griechenland Italien Portugal Irland Frankreich Q1 2013 Q1 2012 Q1 2011 Q1 2010 Q1 2009 Q1 2008 Q1 2007 Q1 2006 Q1 2005 Q1 2004 Q1 2003 Q1 2002 Q1 2001 Q1 2000 100 Spanien Für die Länder der europäischen Peripherie lassen sich dabei folgende Ergebnisse feststellen: In Griechenland sind die Lohnstückkosten von ihrem im 1. Quartal 2010 erreichten Höchstwert bis zum 2. Quartal 2012 um 11% gesunken. Betrachtet man jedoch die Entwicklung seit dem Jahr 2000, 2 Die Lohnstückkosten haben als Indikator für die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft jedoch einen gravierenden Nachteil: In dem Moment, in dem die Arbeitslosigkeit in einem Land deutlich ansteigt, kommt es quasi automatisch zu einer Verringerung der Lohnstückkosten. Dies liegt daran, dass die unproduktivsten Unternehmen und Arbeitnehmer als erste aus dem Wertschöpfungsprozess ausscheiden, so dass die durchschnittliche Produktivität der verbleibenden Wirtschaftssubjekte zunimmt und spiegelbildlich die gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten sinken. Dies hat aber nichts mit einer besseren Wettbewerbsfähigkeit oder Reformerfolgen zu tun. Von daher ist es sinnvoll als alternativen Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit auch die Preisentwicklung anhand des BIP-Deflators in den verschiedenen Volkswirtschaften zu untersuchen. Die Idee dahinter ist, dass es letztendlich die gesamtwirtschaftlichen Preise sind, die darüber ent- M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH KONJUNKTUR UND STRATEGIE Auch die Aussagekraft des BIP-Deflators hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist jedoch umstritten: So weist die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht darauf hin, dass administrierte Preiserhöhungen und die Anhebung indirekter Steuern dazu führen, dass die BIPDeflatoren ebenfalls ansteigen, während die Exportpreise von dieser Entwicklung weniger berührt werden. Dieser Einwand ist berechtigt, allerdings stellt sich die Frage, ob und in welchem Ausmaß die Ausfuhrpreise von Veränderungen der Gewinnmargen der Unternehmen und der generellen Exportstärke (oder –schwäche) beeinflusst werden. Insofern zeigt sich, dass jeder verwendete Indikator bzw. jedes Konzept zur Messung der Wettbewerbsfähigkeit Schwächen aufweist. Die von uns zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit verwendeten Variablen – Lohnstückkosten auf Basis von OECD-Daten und nationale BIP-Deflatoren – lassen unseres Erachtens somit nur eine Schlussfolgerung zu: Die Situation in den Krisenländern ist nach wie vor prekär, und die Rückgewinnung der Wettbewerbsfähigkeit kommt nur in kleinen Schritten voran. Bei allen Erfolgsmeldungen, die die europäischen Politiker und die Troika hinsichtlich der konjunkturellen Genesung des Euroraums vermelden, darf man nicht übersehen, dass diese vornehmlich dem politischen Zweck dienen, Argumente zu liefern, um den Weg für weitere finanzielle Hilfen frei zu machen. Natürlich ist und bleibt es eine politische Entscheidung, in Bedrängnis geratene Länder zu unterstützen, doch sollte man der Öffentlichkeit bei der Beurteilung der vermeintlich erzielten ökonomischen Fortschritte reinen Wein einschenken. Denn neben den oft und gern kommunizierten Fortschritten bleibt es dabei, dass weiterhin erhebliche Risiken bestehen. Bei Abwägung aller Zahlen kommen wir zu dem Ergebnis, dass die ökonomischen Fortschritte geringer ausgefallen sind als es der Politik lieb sein dürfte. Immobilienpreisentwicklung im internationalen Vergleich (2000 = 100) 250 225 200 175 150 125 100 75 USA UK Frankreich Spanien Niederlande Deutschland Italien Irland 2012 Q1 2012 Spanien 2010 Irland 2008 Italien Griechenland 2006 Frankreich Portugal 2004 Deutschland Q1 2010 Q1 2008 Q1 2006 Q1 2004 Q1 2002 Q1 2000 145 140 135 130 125 120 115 110 105 100 2002 Eurozone: Preisliche Wettbewerbsfähigkeit (BIP-Deflatoren; Q1 2000 = 100) In Bezug auf die derzeit diskutierten weiteren Hilfsmaßnahmen für Griechenland sollte man nicht außer Acht lassen, dass sämtliche Prognosen für die Zielerreichung einer Schuldenquote von 120% des BIP auf sehr wackeligen Beinen stehen. Denn wer kann tatsächlich über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren verlässliche und treffsichere Prognosen abgeben? Unseres Erachtens wird die Troika in ihrem jüngsten Griechenlandbericht erneut von einem möglicherweise zu positiven „alles wird gut“ Szenario ausgehen. So ist die Rückkehr Griechenlands auf einen Pfad des wirtschaftlichen Wachstums ab dem Jahr 2014 keinesfalls sicher. Doch selbst wenn dies gelingen sollte, müssten die unterstellten realen Wachstumsraten wieder sehr optimistisch ausfallen. Derartige Annahmen sind notwendig, um die Anforderungen des IWF zur Erreichung einer Schuldenquote von 120% überhaupt erfüllen zu können. Dabei ist fraglich, wieso die Grenze ausgerechnet bei 120% gezogen wird. Dies hängt vermutlich mit der Verschuldung Italiens zusammen, die Ende des vergangenen Jahres bei 120% des BIP lag und von der man unterstellt, dass diese „nachhaltig“ zu finanzieren sei. Allerdings wird auch Italiens Schuldenquote weiter ansteigen und schon Ende dieses Jahres bei vermutlich 126% liegen. Da verschiedene ökonomische Studien zu dem Schluss gelangt sind, dass eine staatliche Schuldenquote oberhalb einer Marke von 85 bis 90% dauerhaft negative wirtschaftliche Konsequenzen nach sich zieht, dürfte eine Schuldenquote von 120% auch kaum die gewünschte Nachhaltigkeit mit sich bringen. 2000 scheiden, ob einheimische Produkte im In- und Ausland nachgefragt werden. Auf Basis dieses Indikators fällt die Analyse über die Rückgewinnung der Wettbewerbsfähigkeit der Krisenländer noch ernüchternder aus: Bis auf Irland gibt es bislang in keinem Land erkennbare Fortschritte bei der gesamtwirtschaftlichen Preisentwicklung, und selbst in Irland ist der BIP-Deflator seit Ende 2010 wieder angestiegen. Dennoch dürfte Griechenland trotz der bestehenden Unsicherheiten neues Geld von seinen europäischen Nachbarn erhalten. Aus unserer Sicht stellt ohnehin eine andere europäische Volkswirtschaft das größere Risiko dar, dass es in den nächsten Monaten zu einer erneuten Zuspitzung der Schuldenkrise kommen könnte. So signalisieren fast alle wichtigen volkswirtschaftlichen Indikatoren, dass Frankreich Europas größtes Sorgenkind ist. Denn nicht nur, dass die französische Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren immer weiter erodiert ist, auch der Immobilienmarkt stellt unseres Erachtens ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Frankreich und damit auch für die gesamte Eurozone dar. Vor diesem Hintergrund dürfte es der französischen Wirtschaft kaum gelingen, 2013 nennenswert zu wachsen. Das würde aber wohl auch bedeuten, dass das reale BIP in der Eurozone im nächsten Jahr erneut leicht zurückgehen wird. M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH 3 KONJUNKTUR UND STRATEGIE Wochenausblick für die Zeit vom 26. bis 30. November 2012 Jul 0,7% 1,2% 5,8 0,4% 1,7% 6,8% 3,6% -15 -22 2,4% 11,4% D: Importpreise, m/m D: Importpreise, y/y D: GfK Konsumklima D: Konsumentenpreise, m/m D: Konsumentenpreise, y/y D: Arbeitslosenquote E-17: Geldmenge M3, y/y E-17: Industrievertrauen E-17: Konsumentenvertrauen E-17: Konsumentenpreise, y/y E-17: Arbeitslosenquote Aug 1,3% 3,2% 5,8 0,4% 2,1% 6,8% 2,9% -15 -25 2,6% 11,4% Sep -0,7% 1,8% 6,0 0,0% 2,0% 6,9% 2,7% -16 -26 2,6% 11,6% Okt -0,1% 2,0% 6,1 0,0% 2,0% 6,9% 2,8% -18 -26 2,5% 11,7% Nov Dez 6,3 -0,1% 1,9% 7,0% 6,1 Veröffentlichung ab. 26. November ab. 26. November 26. November 28. November 28. November 29. November 28. November 29. November 29. November 30. November 30. November -17 -25 2,5% MMWB-Schätzungen in rot Chart der Woche: US-Immobilienmarkt im Aufwind USA: S&P Homebuilder Index und US-Häusermarktindikator (eigene Berechnungen) 1.50 1400 1200 1.00 1000 0.50 800 0.00 600 400 -0.50 200 Nov. 12 Nov. 11 Nov. 10 Nov. 09 Nov. 08 Nov. 07 Nov. 06 Nov. 05 Nov. 04 Nov. 03 Nov. 02 Nov. 01 Nov. 00 Nov. 99 Nov. 98 Nov. 97 Nov. 96 Nov. 95 Nov. 94 Nov. 93 0 Nov. 92 -1.00 Häusermarktindikator (basierend auf Stimmung, Preisen, Bezahlbarkeit u.a.) S&P Homebuilder Index (r.S.) Anhaltend gute Daten gibt es vom US-Immobilienmarkt: Die Baugenehmigungen und Baubeginne steigen, die Preise ziehen wieder an, und Immobilien werden zunehmend erschwinglicher. Dies zeigt sich auch bei den Immobilienunternehmern, deren wichtigstes Stimmungsbarometer in den letzten Monaten konstant nach oben gezeigt hat. Der NAHBIndex erreichte zuletzt einen Wert von 46 Punkten, ein Niveau, welches letztmals im Sommer 2005 erreicht wurde. Da der Index immer noch bei weniger als 50 Punkten liegt, überwiegt die Vorsicht zwar nach wie vor. Doch der Umschwung ist markant: Noch vor 18 Monaten lag der NAHB-Index auf einem Zwischen-Tief von nur 13 Punkten, der Pessimismus ist folglich klar auf dem Rückzug. Unser Häusermarktindikator zeigt zusammengefasst, wie stark sich das Bild gewandelt hat. In dem Häusermarktindikator werden alle wichtigen Daten für 4 den US-Immobilienmarkt berücksichtigt, die in einer monatlichen Frequenz veröffentlicht werden. Der Indikator zeigt mittlerweile wieder positive Werte an, dies war zuletzt 2007 der Fall, also noch vor der Finanzkrise. Wir erwarten, dass der Immobilienmarkt weiterhin zum US-Aufschwung beitragen wird. Zudem könnten auch die Aktien von Unternehmen im Immobilienbereich weiterhin von der Verbesserung der Daten profitieren. Der entsprechende Homebuilding-Index hat zumindest in der Vergangenheit positiv auf fundamentale Verbesserungen am Häusermarkt reagiert. Anlegern, die daran partizipieren wollen, sollte jedoch bewusst sein, dass sich der Index bereits mehr als verdoppelt hat, die Idee nicht mehr neu ist (wir hatten sie an dieser Stelle in der Vergangenheit bereits mehrere Male empfohlen) und der Index eine erhebliche Volatilität aufweist. M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH KONJUNKTUR UND STRATEGIE Carsten Klude +49 40 3282-2572 [email protected] Dr. Christian Jasperneite +49 40 3282-2439 [email protected] Matthias Thiel +49 40 3282-2401 [email protected] Martin Hasse +49 40 3282-2411 [email protected] Darian Heede +49 40 3282-2452 [email protected] Diese Ausarbeitung stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots dar, sondern dient allein der Orientierung und Darstellung von möglichen geschäftlichen Aktivitäten. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen Informationen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und sind daher unverbindlich. Die hierin zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Soweit Aussagen über Preise, Zinssätze oder sonstige Indikationen getroffen werden, beziehen sich diese ausschließlich auf den Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und enthalten keine Aussage über die zukünftige Entwicklung, insbesondere nicht hinsichtlich zukünftiger Gewinne oder Verluste. Diese Ausarbeitung stellt ferner keinen Rat oder Empfehlung dar. Vor Abschluss eines in dieser Ausarbeitung dargestellten Geschäfts ist auf jeden Fall eine kunden- und produktgerechte Beratung erforderlich. M.M.WARBURG & CO MAKRO-RESEARCH 5