Monatszeitschrift Demokratische Vereinigung für Flüchtlinge Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 Tiefe Kluft zwischen der Innenund Aussenpolitik der Islamischen Republik Iran (IRI) – Der Grund des diskrepanten Verhaltens einer konfessionellen Diktatur Von Mahdi RezaeiTazik Seit dem Amtsantritt Rouhanis zeigt sich die IRI (offiziell) um eine Entspannung gegenüber dem Westen bemüht. Sie versucht in Atomverhanlungen dem Westen entgegen zu kommen. Dieses Verhalten spricht für eine gemässigte Aussenpolitik. Die Innenpolitik der IRI ist nicht nur dieselbe, sondern hat auch an Brutalität zugenommen. Die Zahl der Hinrichtungen steigt ständig an. Seite 2 – 3 Aufruf 8. März, Internationaler Tag der Frau Der internationale Tag der Frau, der 8-März, der im Kampf um die Gleichberechtigung der Frau entstanden ist, rückt näher. Obwohl die Frauen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen und in allen Bereichen des Lebens involviert sind, werden ihnen nicht die gleichen Rechte gewährt. Der 8-März ist eine Gelegenheit, auf verschiede Weise die protestierende und kämpferische Stimme der Frau gegen die Ungerechtigkeit des Kapitalismus intensiver denn je zu erheben. An diesem Tag fordern Millionen von Frauen – und auf ihren Seiten freiheitsliebende Männer – ein System, in dem die Diskriminierung der Frau der Geschichte angehört. Im Iran, wo ein kapitalistisch-frauenfeindliches Regime herrscht, werden die iranischen Frauen auf das Schärfste unterdrückt und diskriminiert. Das Aufzwingen der islamischen Verschleierung (hijab), die geschlechtsspezifische Diskriminierung, die Vergewaltigung, die Steinigung und die Hinrichtung kämpferischer Frauen sind nur einige systematische Verbrechen des Regimes im Iran. Wir, die freiheitsliebenden Frauen und Männer, versuchen Seite an Seite weltweit der Stimme der unterdrückten Frauen im Iran, insbesondere der Arbeiterinnen, Gehör zu verschaffen. Wir werden gemeinsam mit allen Frauen auf der ganzen Welt die wirtschaftlichen, sozialen und politische Forderungen der Frauen verteidigen. Zu diesen Rechten gehöhren u. a. der gleiche Lohn für die gleiche Arbeit, das Recht auf die Wahl des Ankleidens, das Recht auf die Vollmundschaft des Kindes und das Recht auf die Reise. Wir fordern die Aufhebung aller patriarchalischen Rechte und frauenfeindlichen Gesetze. Wir werden versuchen am 8. März das wahre Gesicht der Islamischen Republik Iran an die Öffentlichkeit zu bringen. Die Demokratische Vereinigung für Flüchtlinge (DVF) gedenkt den 8. März, den Internationalen Tag der Frau. Diese hat eine Zeremonie in der Stadt Luzern organisert, damit ein Schritt hin zur Realisierung der Frauenrechte genommen wird. Und sie lädt alle Befürworterinnen und Befürworter der Gleichberechtigung zu dieser Zeremonie ein. Datum: Samstag, 8. März 2014, von 14:00 bis 19:00 Uhr Ort: Barfüesser Winkelriedstr. 5 6003 Luzern Demokratische Vereinigung für Flüchlinge Sektion Frauen Iran ist kein Rechtsstaat! Drohende Hinrichtung Seite 3 Resolution zur Demonstration vom 8. Februar 2014 Seite 4 Zwei Hinrichtungen im Iran Seite 5 – 6 Haftstrafe nach Verweigerung von Spionagetätigkeit Seite 6 Asylsuchende auf Manus weiterhin in Gefahr Seite7 – 8 Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 KANOUN Fortsetzung von Seite 1 Seit dem Amtsantritt Rouhanis zeigt sich die IRI (offiziell) um eine Entspannung gegenüber dem Westen bemüht. Sie versucht in Atomverhanlungen dem Westen entgegen zu kommen. Dieses Verhalten spricht für eine gemässigte Aussenpolitik. Die Innenpolitik der IRI ist nicht nur dieselbe, sondern hat auch an Brutalität zugenommen. Die Zahl der Hinrichtungen steigt ständig an. Seit dem Amtsantritt Rouhanis zeigt sich die IRI (offiziell) um eine Entspannung gegenüber dem Westen bemüht. Sie versucht in Atomverhanlungen dem Westen entgegen zu kommen, um einerseits das Verhängen weiterer wirtschaftlichen Sanktionen zu verhindern, und anderseits die bereits beschlossenen und inkraft getretenen Sanktionen aufzuheben. Dieses Verhalten spricht für eine gemässigte Aussenpolitik. Die Innenpolitik der IRI ist nicht nur dieselbe, sondern hat auch an Brutalität zugenommen. Die Verhaftung und Folterung von DissidentInnen gehöhrt iranischen und westlichen Menschenrechtsorganisationen zufolge weiterhin zum Altag. Und die Zahl der Hinrichtungen steigt ständig an; besonders die öffentlichen Hinrichtungen. Was ist der Grund dieses widersprüchlichen Verhaltens einer konfessionellschiitischen Diktatur namens IRI? Iran ist ein Rentierstaat Iran ist ein Öl-und Rentierstaat und einen grossen Teil des Haushaltsbudgets dieses Landes werden durch Öleinkommen erzielt. Der Westen hat in den letzten Jahren zahlreiche Sanktionen gegen die IRI verhängt; wegen ihres umstrittenen Atomprogramm. Nun können die Machthaber im Iran schwer das Öl verkaufen. Zudem kann das verkaufte Öl oft nicht an den Iran bezahlt werden. Die wirtschaftlichen Sanktionen haben die Rentierökonomie des Irans an den Rand des Abgrunds getrieben. Deshalb sah sich die konfessionell-schiitische Diktatur (IRI) dazu gewungen, an den Verhandlungstisch zurückzugehen und dem Westen in den Atomverhandlungen entgegen zu kommen. Keine populitischen Reden gegen Westen mehr, vor allem nicht gegen Israel S. 2 Dies ist auch der Grund, wieso es vom Tilgen Israels aus der Landskarte keine Rede mehr gibt. Während Ahmadinejad in seinen populitischen Reden immer wieder die Tilgung Israels aus der Landskarte verlangt hatte, dementiert Mommad Javad Zarif die Holocust-Verleugnungen des Revolutionsführers Ali Khamenei. Die Regierung Rouhanis versucht den Ruf der IRI im Westen zu verbessern, um die IRI aus der Wirtschaftskrise herauszuretten. Vergeblich. Heute weiss man, dass die Aussenpolitik der IRI mit der Innenpolitik auf keinen Fall unter einen Hut zu bringen ist. Anhaltende Menschenrechtsverletzungen Der iranischen Menschenrechtsorganisation „Human Rights Activists News Agency“ (HRANA) zufolge sind in der Zeitspanne vom 21. Januar 2014 bis zum 19. Februar 2014 125 DissidentInnen verhaftet, 22 Personen vom Revolutionsgericht zu insgesamt 168 Monaten Haft verurteilt und 96 Gefangene hingerichtet worden. Allein vom 17. Februar bis zum 18. Februar sind 20 Personen gehängt worden. Im Arbeitsbereich sei das Arbeitsrecht von 3954 Personen verletzt worden. Die Rechte der religiösen und ethnischen Minderheiten seien in einigen Fällen verletzt worden. Den ethnischen Minderheiten sei immer noch der Unterricht der Muttersprache in den Schulen verboten. Der Bericht ging u.a. auf die Rechte von Kinder, Frauen, politischen Gefangenen und auf die Situation der Gedanken- und Meinungsfreiheit im Iran ein, und belegt zahlreiche Menschenrechtsverletzungen.[1] Die IRI verletzt nicht nur weiterhin die Menschenrechte, sondern die Brutalität dieser konfessionellen Diktatur hat zugenommen. Was ist der Grund? Hinrichung und Unterdrückung als politisches Mittel der IRI Der Grund des diskrepanten Verhaltens der IRI lässt sich in einem Punkt zusammenfassen: Die IRI besitzt seit mindestens zwei Dekaden keine Legitimation mehr. Sie hat ihr Bestehen bis heute mit Gewalt aufrechterhalten. Deshalb befürchtet sie, dass eine (symoblische) gesellschaftliche Öffnung zu einem ständigen Verlangen nach mehr und mehr zivilen und politischen Rechten führen könnte. Die öffentlichen Hinrichtungen werden mit dem Ziel, die Gesellschaft einzuschüchtern, durchgefürht. → Iran ist kein Rechtsstaat! Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 KANOUN Der Anstieg der Zahl der Hinrichtungen nach dem Amtsantritt Rouhanis ist also als Einschüchterung zu verstehen. Dem Westen kommt die IRI entgegen und übt eine gemässigte Aussenpolitik, da der wirtschaftliche Druck wegen dem Atomprogramm gross ist. Aber dem Volk gewährt die IRI weder zivile noch politische Rechte und sie lässt den Sonderberichtserstatter für Menschenrecht im Iran, Ahmad Shaheed, nicht in den Iran reisen. Er muss seine Berichte anhand der gewonnen Informationen und Interviews mit den IranerInnen erstellen; und dies seit Jahren. Diese menschenverachtende Innenpolitik betrieb und betreibt die IRI aus Angst vor ihrem eigenen Tod. Menschenrechte im Schatten der Atomverhandlungen Die Menschenrechtslage im Iran wurde vom Atomprogramms der IRI immer überschattet. Und die Kritik seitens der iranischen Oppsitionellen an den westlichen Ländern wurde und wird immer wieder laut: Der Westen verachtet die Menschenrechtslage im Iran. Ist aber die Aufgabe des Westens Menschenrechte in den Atomverhandlungen einzubeziehen? Moralisch und normativ gesehen: Ja. Aber die Geschichte und sogar die Gegenwart führen uns immer wieder den Realismus vor Augen: Die Nationalstaaten handeln nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip; sie verfolgten und verfolgen ihre eigenen Interessen in der Aussenpolitik. Die Universalität der Menschenrechte können das Verhalten der Staaten nicht ändern; realistisch gesehen gibt es keine Moral in der Aussenpolitik. – Das unterdrückte iranische Volk soll ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. 1. Der persische Bericht von HRANA ist zugänglich über: https://hra-news.org/fa/ (Zugriff: 21.3.2014) Drohende Hinrichtung Dem Iraner Rouhollah Tavana droht möglicherweise die Hinrichtung, nachdem der Oberste Gerichtshof sein Todesurteil im Februar bestätigt hat. Der Ingenieur S. 3 war 2013 unter anderem wegen "Beleidigung des Propheten" zum Tode verurteilt worden. Der 35-jährige Rouhollah Tavana kommt aus Khorasan, einer Provinz im Nordosten des Iran und arbeitet als Ingenieur im Bereich der Qualitätskontrolle. Er wurde am 3. August 2013 von der fünften Kammer des Strafgerichts in Khorasan zum Tode verurteilt, nachdem er der "Beleidigung des islamischen Propheten" (Sabbo al-Nabi) schuldig befunden worden war. Grund für die Anklage gegen ihn war ein Video, in dem er angeblich den Propheten Mohammed beleidigt hatte. Das Gericht verurteilte ihn darüber hinaus wegen "Alkoholkonsums", "Herstellung alkoholischer Getränke" und "rechtswidriger sexueller Beziehungen" zu einer Haftstrafe und zu Peitschenhieben. Ein Revolutionsgericht in Khorasan sprach ihn außerdem der "Beleidigung des Begründers der Revolution" und der "Beleidigung des obersten Religionsführers" für schuldig und verurteilte ihn zu weiteren drei Jahren Haft. Rouhollah Tavana wurde im Oktober 2011 in seinem Haus in Mashhad, der Hauptstadt der Provinz Khorasan, von Männern festgenommen, die dem Geheimdienst angehört haben sollen. Die BeamtInnen durchsuchten sein Haus und seinen Arbeitsplatz und beschlagnahmten unter anderem seinen Computer, sein Handy, seinen Pass sowie einige CDs und DVDs. Der 35-Jährige wurde anschließend in einer Haftanstalt des Geheimdienstministeriums in Khorasan dreieinhalb Monate lang in Einzelhaft gehalten und erhielt keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Rouhollah Tavana gab an, dass er alkoholisiert war, als er die Aussagen gemacht hat, mit denen er den Propheten beleidigt haben soll. Gemäß iranischem Recht könnte in diesem Fall nicht die Todesstrafe gegen ihn verhängt werden. Das Gericht hat zwar eingeräumt, dass Rouhollah Tavana zur betreffenden Zeit unter Alkoholeinfluss stand, ist jedoch der Ansicht, dass die Menge an Alkohol, die er konsumiert hatte, nicht ausreiche, um ihn als unzurechnungsfähig zu betrachten. [...] (Quelle: Amnesty International, 24. Februar 2014) Iran ist kein Rechtsstaat! Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 KANOUN S. 4 Resolution zur Demonstration vom 8. Februar 2014 Erweitern wir den Kampf gegen die Islamische Republik Iran (IRI) mit der Organisation der Masse Das iranische Volk hat in einer Revolution vor 35 Jahren das monarisch-diktatorische Regime gestürzt. Diese Revolution zielte auf die Realisierung der Freiheit, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit. Einer der Gründe, wieso die Kleriker an die Macht kamen, war folgender: Die ArbeiterInnen und die bereite Masse war nicht organisiert. Deshalb hat die dikatorische Theokratie die monarchische Diktatur (Schah-Regime) abgelöst. Die Islamisten haben mit einer Politik der Unterdrückung ihr islamisches System etabliert. Nachdem sie an die Macht kamen, haben sie mit der Unterdrückung der DissidentInnen, der ArbeiterInnen, der demokratischen Kräfte, der links-orientierten Parteien und Gruppierungen begonnen. Die Aufstände der kurdischen und turkmenischen Bevölkerung wurden brutal niedergeschlagen. Die Grundrechte der türkisch-, arabisch- und balutschischstämmigen Minderheiten wurden systematisch verletzt. Im Sommer 1988 wurden in den Gefängnissen der IRI Tausenden von politischen Gefangenen hingerichtet. In der 90er Jahre wurden Intellektuellen und insbesondere SchriftstellerInnen systematisch und im Geheimen ermordert. Die Schliessung der Zeitungen und Vereine der Intellektuellen hat in der ersten Phase der Revolution begonnen und diese Politik wird immer noch fortgesetzt. Die IRI, deren Basis das Prinzip „Herrschaft des Rechtsgelehrten“ ist, hat die Diskriminierung der Frauen, religiösen Minderheiten und Nicht-Gläubigen systematisch legalisiert. Kurz: Die IRI kam mit Unterdürckung der DissidentInnen zustande und bis heute hat sie ihr Bestehen auch dadurch aufrechterhalten. Die IRI hat seit ihrer Gründung jede kritische Stimme und jede friedliche Bewegung (wie im Jahre 1999 und 2009) unterdrückt. Die IRI ist wegen den wirtschaftlichen Boykotten mit einer existenziellen Krise konfrontiert. Das ist der Grund, wieso die Regierung Rohani’s dem Westen entgegen gekommen ist. Die gemässigte Aussenpolitik der IRI geht mit einer zunehmenden Unterdrückung des iranischen Volkes einher. – Die Zahl der Hinrichtungen und Verhaftungen der DissidentInnen hat seit dem Amtsantritt Rohani’s den Berichten der NGOs zufolge zugenommen. Der Grund: Die IRI ist sich darüber im Klaren, dass eine gesellschaftliche Öffnung sein Bestehen früher oder später (wie 2009) herausfordern wird, da sie heute mit einer Legitimationskrise konfrontiert ist. Gemäss Beobachtungen ist seit dem Amtsantritt Rohani’s davon auszugehen, dass die Regierung Rohani’s weder gewillt, noch in der Lage ist, eine gesellschaftliche Öffnung herbeizuführen. Die Hauptaufgaben der neuen Regierung im Iran ist: Das Bestehen der IRI aufrechtzuerhalten. Wir, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Demonstration verlangen: 1. Die bedingungslose Freilassung aller politischen Gefangenen; 2. Die Trennung von Religion und Staat; 3. Die Gewährleistung aller politischen und zivilen Rechte; 4. Die Gewährleistung der Geschlechtergleichheit; 5. Die Anerkennung der Rechte von religiösen und ethnischen Minderheiten; und 6. Die Abschaffung der Todesstrafe. Zurzeit sitzen in den Gefängnissen der IRI zahlreiche politischen Gefangenen; zu denen gehören ArbeiterInnen, Frauenaktivistinnen, Gewissensgefangenen, DissidentInnen und Verteidiger der Rechte der religiösen und ethnischen Minderheiten. Desweiteren fordern wir alle über ein aufmerksames Gewissen verfügende Menschen, alle Freiheitsliebenden, alle fortschrittlichen demokratischen Organisationen und Parteien und alle Menschenrechtsorganisationen auf, gegen die Verbrechen der IRI zu protestieren und zu verhindern, dass das Atomprogramm der IRI die (zunehmenden) Menschenrechtsverletzugnen überschattet. Für den Sturz der Islamischen Republik! Es lebe die Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit! 8. Februar 2014 Allianz der demokratisch-iranischen Kräfte – Schweiz Demokratische Vereinigung für Flüchtlinge Komitee zur Unterstützung der Kämpfe des iranischen Volkes Mutter der Freiheit Iran ist kein Rechtsstaat! Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 KANOUN Zwei Hinrichtungen im Iran Die beiden zum Tode verurteilten Lehrer Hadi Rashedi und Hashem Sha'bani Amouri, beide Angehörige der Ahwazi, wurden Ende Januar unter Geheimhaltung hingerichtet. Amnesty International befürchtet nun, dass drei weitere Angehörige der arabischen Minderheit in unmittelbarer Gefahr sind, hingerichtet zu werden. Am 29. Januar rief ein Vertreter des Geheimdienstministeriums bei den Familien von Hadi Rashedi und Hashem Sha'bani Amouri an und teilte ihnen mit, die beiden Männer seien wenige Tage zuvor hingerichtet worden. Sie seien begraben worden, den Ort werde man jedoch geheim halten. Der Ministeriumsangehörige sagte den Familien, eine öffentliche Gedenkveranstaltung sei ihnen untersagt, und sie hätten eine Frist von 24 Stunden, innerhalb derer sie eine private Zeremonie abhalten könnten. Die Leichname der Hingerichteten könnten in unmarkierten Gräbern der drei Friedhöfe in der Provinz Khuzestan begraben worden sein, die unter der Bezeichnung "La'nat Abad" (Platz der Verdammten) bekannt sind und auf denen hingerichtete politische Gefangene beerdigt werden. Der Mitarbeiter des Geheimdienstministeriums hat die Familien davor gewarnt, mit Menschenrechtsorganisationen zu sprechen, ansonsten drohten ihnen rechtliche Konsequenzen. Hadi Rashedi und Hashem Sha'bani Amouri wurden am 7. Dezember 2013 aus dem KarounGefängnis in Ahvaz in der Provinz Khuzestan an einen unbekannten Ort verlegt. Dadurch stand zu befürchten, dass sie in unmittelbarer Gefahr waren, hingerichtet zu werden. Die beiden Männer waren Anfang 2011 zusammen mit Mohammad Ali Amouri, Sayed Jaber Alboshoka und dessen Bruder Sayed Mokhtar Alboshoka festgenommen worden. Offenbar stand die Festnahme der Männer im Zusammenhang mit ihrem Engagement für die Ahwazi, eine arabische Minderheit im Iran. Am 7. Juli 2012 verurteilte die Abteilung 2 des Revolutionsgerichts von Ahvaz die fünf Männer S. 5 zum Tode. Man hatte sie nach einem unfairen Verfahren unter anderem wegen "Feindschaft zu Gott und Verdorbenheit auf Erden", der "Verabredung zu einer Straftat gegen die nationale Sicherheit" und der "Verbreitung von Propaganda gegen das System" für schuldig befunden. In den ersten neun Monaten ihrer Haft wurde den Gefangenen der Kontakt zu ihren Rechtsbeiständen und Familien verweigert. Sie sollen vor und nach dem Urteil gefoltert und anderweitig misshandelt worden sein. Mohammad Ali Amouri, Sayed Jaber Alboshoka und Sayed Mokhtar Alboshoka befinden sich nach wie vor im Karoun-Gefängnis, wo sie einmal wöchentlich von ihren Familien besucht werden dürfen. Sie sind weiterhin in Gefahr hingerichtet zu werden. Hintergrundinformationen Die fünf Männer sind Mitglieder oder Gründer des Kulturinstituts Al-Hivwar, das während der früheren Regierung unter Präsident Khatami eingetragen wurde und in der südwestlich gelegenen Stadt Ramshir Veranstaltungen in arabischer Sprache wie Konferenzen, Bildungs- und Kunstunterricht und Gedichtvorträge organisiert. Das Institut wurde im Mai 2005 verboten und viele der Mitglieder sind seither festgenommen worden. Alle fünf Männer wurden im Frühjahr 2011 im Vorfeld des sechsten Jahrestages der großen Proteste der Ahwazi-Araber im April 2005 bei sich zuhause festgenommen. Sie hatten anschließend Monate lang keinen Zugang zu ihren Familien und Rechtsbeiständen. Mohammad Ali Amouri wurde 20 Tage nach seiner Rückführung aus dem Irak festgenommen, wohin er im Dezember 2007 geflüchtet war. Er durfte während der ersten neun Monate seiner Haft keinen Familienbesuch erhalten und soll gefoltert und in anderer Weise misshandelt worden sein. Hadi Rashedi wurde nach seiner Festnahme ins Krankenhaus gebracht, dem Anschein nach, weil er gefoltert und anderweitig misshandelt wurde. Er soll bei schlechter Gesundheit sein. Angehörige von Sayed Jaber Alboshoka berichteten, dass ihm in Haft der Kiefer gebrochen und Zähne ausgeschlagen wurden und dass Sayed Mokhtar Alboshoka in Folge von Folter und anderer Misshandlung an Depressionen und Gedächtnisverlust leidet. Hashem Sha'bani → Iran ist kein Rechtsstaat! Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 KANOUN Amouri soll mit kochendem Wasser übergossen worden sein. Im Januar 2013 bestätigte der Oberste Gerichtshof die Todesurteile gegen die fünf Männer. Die Gefangenen traten aus Protest gegen diese Gerichtsentscheidung im März 2013 in einen Hungerstreik. Sie protestieren so gleichzeitig auch dagegen, dass man sie im Karoun-Gefängnis folterte und anderweitig misshandelte und dass die Gefängnisbehörden ihnen die medizinische Behandlung verweigerten. Ihr Hungerstreik dauerte 28 Tage. Alle fünf Männer wurden im August 2013 an einen unbekannten Ort verlegt, wo man sie zwischen einer und fünf Wochen festhielt. Hashem Sha'bani Amouri und Hadi Rashedi waren am 13. Dezember 2011 in einer Sendung des staatlichen englischsprachigen Fernsehsenders des Iran, Press TV, zu sehen. Hashem Sha'bani Amouri erklärte darin, er sei "Mitglied des 'Volkswiderstands' (al-Moghavema al- Sha'bia)", der seinen Aussagen zufolge Verbindungen zu den ehemaligen irakischen und libyschen Führern Saddam Hussein und Mu'ammar al-Gaddafi gehabt haben soll. Hadi Rashedi wurde als "Anführer der militärischen Seite von al-Moghavema al- Sha'bia" vorgestellt. Er gab an, er sei an einem Anschlag auf ein Gebäude beteiligt gewesen, in dem sich vier RegierungsbeamtInnen aufgehalten hatten. Haftstrafe nach Spionagetätigkeit S. 6 Verweigerung von Vier weitere Ahwazi-Araber, Ghazi Abbasi, AbdulReza Amir-Khanafereh, Abdul-Amir Mojaddami und Jasim Moghaddam Payam, wurden im November oder Dezember 2013 hingerichtet, nachdem sie am 3. November aus dem KarounGefängnis in der südwestlichen Provinz Khuzestan an einen unbekannten Ort gebracht worden. Amnesty International geht zudem davon aus, dass die Familien weder vor noch nach den Exekutionen über den genauen Tag der Hinrichtungen unterrichtet wurden. Die Leichname der Hingerichteten wurden den Familien auch nicht zur Bestattung übergeben. Der Rechtsbeistand einer der Männer berichtete, dass auch er nicht über die Hinrichtung seines Mandanten informiert worden war. Nach iranischem Recht müssen Rechtsbeistände 48 Stunden vor der Hinrichtung eines Mandanten informiert werden. Der iranische Doktorand Hamid Babaei verbüßt wegen "Gefährdung der nationalen Sicherheit durch den Austausch mit feindlichen Regierungen" eine sechsjährige Haftstrafe. Er hat gegen sein Urteil Rechtsmittel eingelegt. Seiner Ehefrau Cobra Parsajoo droht wegen ihres friedlichen Einsatzes für seine Freilassung die Festnahme. Hamid Babaei hat am 2. Februar 2014 vor der Abteilung 54 des Berufungsgerichts in Teheran Rechtsmittel eingelegt. Er war am 21. Dezember 2013 von der Abteilung 15 des Revolutionsgerichts der "Gefährdung der nationalen Sicherheit durch den Austausch mit feindlichen Regierungen [Belgien]" für schuldig befunden und zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Verurteilung scheint mit seiner Weigerung zusammenzuhängen, der Aufforderung des Geheimdienstministeriums nachzukommen und in Belgien studierende IranerInnen zu bespitzeln. Hamid Babaei hat bis zu seiner Festnahme selbst in Belgien studiert; das Stipendium und die finanziellen Beihilfen, die er von seiner Universität im belgischen Lüttich während seines Doktoratsstudiums erhalten hat, wurden vor Gericht als "Beweis" seiner mutmaßlichen Arbeit für "feindliche Regierungen" angeführt. Hamid Babaei und seine Frau Cobra Parsajoo, die bisher ebenfalls in Belgien studiert hat, waren im Juli 2013 zu Urlaubszwecken in den Iran eingereist. Cobra Parsajoo setzt sich seit der Inhaftierung ihres Mannes friedlich für ihn ein und hat auch ausländischen Medien Interviews gegeben. Spätestens seit dem 15. Februar wird ihr mit Haft gedroht, weil sie öffentlich über den Fall ihres Mannes spricht. Gegen Cobra Parsajoo ist mittlerweile ein Ausreiseverbot ergangen. Amnesty International liegen Informationen vor, wonach Hamid Babaei unter Druck gesetzt wird, um ein öffentliches "Geständnis" gegen sich und seine Frau abzulegen, welches auch im Fernsehen gezeigt werden soll; er weigert sich jedoch, dies zu tun. [...] (Quelle: Amnesty International, 14. Februar 2014) Quelle: Amnesty International, 21. Februar 2014 Iran ist kein Rechtsstaat! Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 KANOUN Asylsuchende auf Manus weiterhin in Gefahr Hilflos: Flüchtlinge in einer Fähre vor Australien Asylsuchende, die in einer Hafteinrichtung auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Manus untergebracht sind, befinden sich weiterhin in Gefahr. Am Abend des 16. und 17. Februar war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen, bei denen eine Person ums Leben kam und zahlreiche weitere schwer verletzt wurden. Über 1.300 Asylsuchende sind in einer Einrichtung der australischen Regierung auf der Insel Manus vor der Küste Papua-Neuguineas inhaftiert. Vor Ort herrschen menschenunwürdige Bedingungen, die die Flüchtlinge dazu bringen sollen, in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Seit Dezember 2013 protestieren dort untergebrachte Asylsuchende friedlich gegen ihre unbefristete Inhaftierung und die in der Einrichtung herrschenden Zustände. Am 16. und 17. Februar eskalierte die Lage und es kam zu gewalttätigen Übergriffen, bei denen Reza Berati, ein 23-jähriger Asylsuchender iranischer Herkunft, getötet und mindestens 62 Personen verletzt wurden. Was die Gewalt auslöste, ist unklar, mehrere ZeugInnen gaben jedoch an, die Verletzungen seien den betroffenen Personen von privatem Sicherheitspersonal zugefügt worden, welches die Asylsuchenden mit Schlagstöcken, Macheten und anderen Waffen angriff. Asylsuchende, die ZeugInnen der Angriffe wurden, befinden sich in großer Gefahr, Opfer von Vergeltungsangriffen, Bedrohungen und Einschüchterungsversuchen zu werden. Diese Gefahr wird sich noch verschärfen, sobald die S. 7 Untersuchung der Vorfälle beginnt. PapuaNeuguinea verfügt über kein Zeugenschutzprogramm zur Gewährleistung der Sicherheit von ZeugInnen. Die mutmaßlichen TäterInnen - Wachpersonal und PolizeibeamtInnen aus Papua-Neuguinea - haben weiterhin Kontakt zu den Asylsuchenden. Daneben besteht auch Sorge um Gesundheit und Wohlergehen der Asylsuchenden. Da die medizinischen Einrichtungen in der Hafteinrichtung wie in ganz Papua-Neuguineas sehr beschränkt sind, ist unklar, ob die Asylsuchenden, die während dem Angriff verletzt wurden, die benötigte medizinische Versorgung erhalten. Hintergrundinformationene Am 16. Februar 2014 wurden einige der Asylsuchenden nach einem der regelmäßig abgehaltenen friedlichen Proteste zu einem Treffen mit leitenden VertreterInnen der Einwanderungsbehörde gerufen. Es gibt widersprüchliche Angaben dazu, was bei dem Treffen gesagt wurde; einige ZeugInnen berichten, den Asylsuchenden sei mitgeteilt worden, dass sie weder in Papua-Neuguinea noch in Australien aufgenommen würden. Am gleichen Tag führten die Asylsuchenden weitere Proteste durch, wobei acht von ihnen wegen Ruhestörung und leichter Sachbeschädigung verhaftet wurden. Am Abend des 17. Februar brachen in der Hafteinrichtung gewalttätige Unruhen aus, bei denen mehr als 62 Asylsuchende verletzt wurden und Reza Berati, ein 23-jähriger iranischer Staatsbürger, ums Leben kam. Es ist unklar, was genau die Gewalt auslöste, ZeugInnen nennen jedoch als Grund, dass die private australische Sicherheitsfirma G4S und die papua-neuguineischen Polizei in der Einrichtung exzessive Gewalt anwendete. Medienberichten zufolge beteiligten sich auch papua-neuguineische Militärs und AnwohnerInnen der Gegend an den Gewalttaten. Die australische Regierung verhängte eine Nachrichtensperre, um dafür zu sorgen, dass nur sehr wenig Information zu den Vorkommnissen in Manus am 16. und 17. Februar nach außen dringt. Am 19. Juli 2013 trafen der australische Premierminister Kevin Rudd und der Ministerpräsident von Papua-Neuguinea → Iran ist kein Rechtsstaat! Neuntes Jahr - Nr. 2 : Februar 2014 KANOUN Peter O'Neill eine Übereinkunft, mit der Asylsuchende von der Einreise nach Australien über den Seeweg abgehalten werden sollen. Unter Verstoß gegen die Genfer Flüchtlingskonvention, zu deren Vertragsstaaten die beiden Länder gehören, legt die Übereinkunft fest, für mindestens die nächsten zwölf Monate keinem der auf dem Seeweg in Australien eintreffenden Asylsuchenden ein Asylverfahren in Australien zu gewähren und keine von ihnen dort jemals als anerkannte Flüchtlinge anzusiedeln. Australien hat auch in der Vergangenheit bereits Asylsuchende nach Manus und Nauru überführt; gemäß der neuen Vereinbarung würden jedoch diejeningen Asylsuchenden, die in der Vergangenheit nach dem Bearbeiten ihres Asylantrags in Papua-Neuguinea in Australien als Flüchtlinge anerkannt worden wären, in Papua-Neuguinea und nicht in Australien "angesiedelt". Seit der Verkündigung dieses Vorgehens sind etwa 4.000 Asylsuchende über den Seeweg in australisches Hoheitsgebiet gelangt, vornehmlich aus Afghanistan, Iran, Irak und Sri Lanka. Sie alle sollen unter der neuen Vereinbarung in papuaneuguineische Hafteinrichtungen wie z. B. die von Manus gebracht werden, statt ihre Asylverfahren in Australien abzuwickeln, wie es das Völkerrecht verlangt. In dem von Amnesty International im Dezember 2013 veröffentlichten Bericht (https://www.amnesty.org/en/library/info/ASA12/0 02/2013/en) wurden die unzumutbaren Bedingungen, die im Zentrum für Asylsuchende herrschen, dargelegt. Zu jenem Zeitpunkt hatten nur 55 der über tausend Asylsuchenden einen S. 8 Asylantrag einreichen können. Der Bericht erläutert, dass die Asylsuchenden in haftähnlichen Bedingungen festgehalten werden, die Einrichtung maßlos überfüllt ist und den Menschen trotz der Hitze ausreichendes Trinkwasser sowie medizinische Versorgung vorenthalten wird. Die meisten der dort Untergebrachten sind aus Gefahrensituationen geflohen und haben ihr Leben riskiert, um nach Australien zu gelangen. Viele der auf Manus festgehaltenen Asylsuchenden sind aus bekannten Krisenherden wie Afghanistan, Darfur, Pakistan, Somalia und Syrien geflüchtet. Andere wie die Rohingya aus Myanmar oder die Bidun der Golfregion sind vor extremer Diskriminierung geflüchtet und können aufgrund ihrer Staatenlosigkeit nicht in ihre Ursprungsländer zurückkehren. Jede Person hat das Recht, Asyl vor Verfolgung zu suchen und zu erhalten, ungeachtet der gewählten Einreisemethode. Im Jahr 2012 wurden 90 % der Asylsuchenden, die über den Seeweg nach Australien gelangt waren, als Flüchtlinge anerkannt. Die australische Regierung verfolgt bereits seit längerer Zeit die Strategie, Asylsuchende, die auf dem Seeweg nach Australien gelangen, außerhalb des Landes zu inhaftieren - ab 2001 wurden Asylverfahren vor die Küsten Australiens verlagert. Die dafür eingerichteten Haftanstalten wurden zwar 2008 geschlossen, jedoch Ende 2012, als die derzeitige Labour-Regierung Asylsuchende wieder außerhalb Australiens zu inhaftieren begann, wieder geöffnet. Dazu zählen auch die Zentren auf Nauru und in Papua-Neuguinea. Die Inhaftierung von MigrantInnen darf nie auf unbefristete Zeit geschehen und sollte nur als letztes Mittel und aus rechtmäßigen Gründen vorgenommen werden - die Tatsache, dass es sich bei den Betroffenen um Asylsuchende oder Flüchtlinge handelt, ist kein rechtmäßiger Grund. Sowohl Papua-Neuguinea als auch Australien haben die Genfer Flüchtlingskonvention ratifiziert und müssen daher sicherstellen, dass Asylsuchende Zugang zu einem umfassenden und wirkungsvollen Asylverfahren haben und nicht willkürlich inhaftiert werden. (Quelle: Amnesty International, 27. Februar 2014) Iran ist kein Rechtsstaat!