Fußball sorgt für viel Blut

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Fußball sorgt für viel Blut
Der WM sei Dank: Keine Engpässe in den Krankenhäusern im Kreis bei Konserven
VON MARIO REYMOND
ROTENBURG. In den Sommermonaten wird in den
Krankenhäusern regelmäßig
das Blut knapp, weil viele
Spender im Urlaub sind oder
wegen der hohen Temperaturen und möglicher Kreislaufprobleme einen Aderlass
scheuen. In diesem Jahr gab es
mit der Fußball-Weltmeisterschaft im Land aber noch einen weiteren, positiven
Knackpunkt.
Konserven gehortet
„Die Blutspendedienste
sollten während der WM darauf achten, immer genügend
Blutreserven in der Hinterhand zu haben. Es hätte ja zu
größeren Lagen durch Anschläge kommen können, bei
denen viel Blut benötigt worden wäre. Das ist aber zum
Glück ausgeblieben", berichtet Dr. Reiner Sitzler, Anästhesist am Kreiskrankenhaus
in Rotenburg.
Nicht zuletzt aus diesem
Grund gab es auch in Rotenburg bisher keinerlei Schwierigkeiten. Es waren immer genügend Blutreserven vorhanden. „Nur ein- bis dreimal haben wir vom Blutspendedienst
Kassel das benötigte Blut nicht
in vollem Umfang erhalten",
berichtet Sitzler. Dabei fehlte
aber nicht das Blut für einen
bestimmten Notfall-Patienten.
Nein, die Klinik bekam vielmehr das Depot dabei nicht zu
genau einhundert Prozent aufgefüllt. „Wir achten darauf,
immer genügend Blutreserven
im Kühlschrank zu haben", erklärt Dr. Sitzler. Allerdings ist
es andererseits ebenfalls nicht
gut, zu viele Konserven im
Kühlschrank zu haben. „Wer
viel hortet, der wirft auch viel
Voller Kühlschrank: In diesem Sommer ist Blut in unseren Krankenhäusern keine Mangelware. Laborantin Marion Fanz vom Kreiskrankenhaus Rotenburg hat ausreichend Blutkonserven für den Notfall
und für geplante Operationen im Kühlfach.
Foto: Reymond
weg. Der Ausschuss sollte aber
nicht über fünf Prozent liegen", teilt Dr. Sitzler mit.
Eine Stunde Anfahrt
Im Notfall dauert es eine
Stunde, um Blut aus Kassel
nach Rotenburg zu bekommen. Am Rotenburger Kreiskrankenhaus werden im Jahr
1000 Konserven mit roten
Blutkörperchen und etwa 300
Plasmakonserven benötigt.
„Die roten Blutkörperchen
werden gebraucht, um den
Blutverlust beim Patienten
auszugleichen. Das Plasma
kommt in erster Linie bei der
Blutgerinnung zum Einsatz",
erklärt der Mediziner. Auch
am Klinikum in Bad Hersfeld
war in den vergangenen Tagen und Wochen immer genügend roter Lebenssaft vorhanden. Das berichtete Ursula
Windolph-Heisinger, leitende
medizinisch-technische Assistentin im Labor des Krankenhauses in der Kreisstadt.
Im Klinikum Bad Hersfeld
werden jährlich knapp 6000
Blutkonserven benötigt. Hinzu kommen noch einmal rund
1800 Plasma-Spenden. Die Leiterin des Labors in Bad Hersfeld führt ebenso wie der Rotenburger Dr. Sitzler die Fußball-Weltmeisterschaft
als
Grund für die positive Entwicklung bei den Blutspendediensten in Kassel und Frankfurt an. „Ich vermute, die
Spendedienste wurden dazu
angehalten, für den Fall der
Fälle während der FußballWM genügend Blutreserven
vorrätig zu haben. Weil bei
der WM jedoch nichts Schlimmes passiert ist, sind viele
Blutkonserven nicht benötigt
worden und stehen jetzt dem
freien Markt, also den Krankenhäusern zur Verfügung",
ist sich Ursula Windolph-Heisinger sicher.
HINTERGRUND
> KOMMENTAR
Krankenhäuser
i mmer beliefert
Vielerorts, beispielsweise
i m südhessischen Raum
und in Baden-Württemberg, wird in den Sommermonaten das Blut
knapp. In Nordhessen ist
das in diesem Jahr nicht
der Fall. „Wir haben die
Krankenhäuser immer
voll mit Blutkonserven
beliefert", sagt Edith Gruneberg, Vertriebsleiterin
des Blutspendedienstes
in Kassel.
Ihr Haus versorgt 43
nordhessische Kliniken
mit dem roten Lebenssaft.
Jede Woche werden rund
1300 Konserven benötigt.
Das ist auch der normale
Bestand in den Kühlräumen des Blutspendedienstes in Kassel. Während der
Fußball-Weltmeisterschaft wurde zudem ein
Notfalldepot mit zusätzlich 160 Konserven gebildet.
Dass in Nordhessen das
Blut nicht knapp wird,
führt Edith Gruneberg
auch auf die hohe Spendenbereitschaft der Menschen zurück, die auch bei
den höchsten Temperaturen zur Blutspende gehen.
Und natürlich ist in dem
ländlich strukturierten
Nordhessen der Bedarf an
Konserven geringer, als
beispielsweise in einem
Ballungsraum wie Frankfurt, erklärt Edith Gruneberg.(rey)
Kommentar
Leben
retten
MARIO REYMOND
über die Blutspende
B
lutspender sind Lebensretter. Mit diesem Slogan
werben Blutspendedienste, um Menschen dazu zu bringen, mit ihrem eigenen Lebenssaftes kranken Menschen in
Not zu helfen. Die Bereitschaft
Blut zu spenden, ist in Deutschland jedoch ziemlich gering.
Statistisch betrachtet spenden
nur 2,5 Prozent der Bundesbürger mehrmals im Jahr Blut.
Dagegen benötigen zwei
Drittel aller Menschen in ihrem
Leben irgendwann einmal Blut,
Blutplasma oder Medikamente,
die aus Blutprodukten hergestellt sind. Beim Anblick dieser
Werte dürfte es jetzt eigentlich
keinen Grund mehr geben, 500
Milliliter des eigenen Blutes bei
einer freiwilligen Spendenaktion herzugeben, um dadurch
Menschenleben zu retten.
[email protected]
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