Pressekonferenz „Diabetes – Zusammen erreichen wir mehr“ Jeder Schritt zählt: Jetzt handeln! 28. Oktober 2011, Saarbrücken Inhalt der Pressemappe Backgrounder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Diabetestherapie Insulintherapie – Leitliniengerechte Therapie Langzeitblutzuckerwert – HbA1c. Eine wichtige Kenngröße für den Blutzucker Unterzuckerung – Wenn der Zucker zu tief ist Lebenslauf Dr. Richard Daikeler, Sinsheim Lebenslauf Prof. Dr. Stephan Jacob, Villingen-Schwenningen Interview mit Johann Lafer Interview mit Daniel Schnelting Evaluierter Fragebogen für Diabetes-Risiko Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Aktuelle Daten und Fakten In Deutschland leben zurzeit etwa acht Millionen diagnostizierte Diabetiker1, das heißt, etwa jeder zehnte Deutsche ist zuckerkrank. Außerdem ist von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen. Durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung könnte eine Vielzahl von Typ-2-Diabetes-Erkrankungen verhindert werden. Das Krankheitsbild Unter dem Begriff Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) werden verschiedene Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels zusammengefasst, die durch erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet sind. Wichtig für das Verständnis der Krankheit ist der Zusammenhang zwischen dem Kohlenhydratstoffwechsel und dem Hormon Insulin. Um aus Kohlenhydraten Energie in Form von Glukose (Zucker) gewinnen zu können, benötigt der Körper Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Das Insulin bewirkt unter anderem die Aufnahme von Zucker in die Körperzellen (Fett-, Leber- und Muskelzellen) und sorgt so für eine Senkung des Blutzuckerspiegels. Wenn der Körper kein oder nicht genügend Insulin produzieren kann, liegt Diabetes mellitus vor. Diabetes ist eine Typ-Frage Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem Typ-1-Diabetes – einer Autoimmunerkrankung, die meist im Jugendalter auftritt – und Typ-2-Diabetes, der häufigsten Form des Diabetes, die vorrangig in der zweiten Lebenshälfte vorkommt. Während beim Typ-1-Diabetes die körpereigene Insulinproduktion nicht mehr funktioniert, produziert die Bauchspeicheldrüse beim Typ-2-Diabetes noch Insulin. Es kann jedoch nicht ausreichend wirken, da durch langjährigen Bewegungsmangel und falsche Ernährung die Zellen des Körpers „abgestumpft“ sind und nicht mehr richtig auf Insulin reagieren. Die nicht verwertbare Glukose führt zu einem hohen Blutzuckerspiegel und schädigt langfristig Organe, Blutgefäße und Nerven. Letztlich kommt es durch eine Überbeanspruchung der Insulin produzierenden Zellen zum Ausfall der Insulinbildung in der Bauchspeicheldrüse. Diabetes Typ-2 bleibt lange unbemerkt, denn die Krankheit verläuft schleichend und tut nicht weh. So liegt die durchschnittliche Zeitspanne vom Ausbruch der Krankheit bis zur Diagnose bei zehn Jahren. Symptome des Diabetes Die auffälligsten Symptome des Diabetes mellitus sind ausgeprägte Müdigkeit, starker Durst, Juckreiz und vermehrtes Wasserlassen. Benannt ist die Krankheit nach dem süßlichen Geschmack des Urins der Betroffenen (übersetzt „honigsüßer Durchfluss“). Beim Diabetes mellitus handelt es sich um eine chronische Krankheit, die den Patienten ein Leben lang begleitet und die, wenn sie nur unzureichend oder unter Umständen gar nicht behandelt wird, einen tödlichen Ausgang haben kann. Wird die Erkrankung in einem frühen Stadium entdeckt, ist es noch möglich, die Körperzellen durch Bewegung und eine Umstellung der Ernährung wieder für Insulin empfindlich zu machen. In späteren Stadien werden Blutzucker senkende Tabletten eingenommen und/oder Insulin verabreicht. Häufig unterschätzt: die Folgeerkrankungen des Diabetes Die Folgeerkrankungen des Diabetes sind nicht zu unterschätzen, denn heutzutage leiden fast 80 Prozent aller Diabetiker an den Spätfolgen. Bei HbA1c-Werten über sieben Prozent ist der Blutzucker dauerhaft zu hoch, wodurch Blutgefäße und Nervenbahnen geschädigt werden. Diese Schädigungen schreiten schleichend voran und bleiben meist lange Zeit unbemerkt – führen jedoch langfristig häufig zu Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie zu Schäden an Augen und Nieren. Das Ausmaß der Folgeerkrankungen für Typ-2-Diabetiker zeigte die so genannte CODE2-Studie2: Alle 90 Minuten erblindet ein Mensch mit Diabetes mellitus in Deutschland, alle 60 Minuten wird ein Diabetiker dialysepflichtig, alle zwölf Minuten erleidet ein Patient einen Schlaganfall und alle 19 Minuten erfolgt eine Amputation. Zu einem Herzinfarkt kommt es alle 19 Minuten, und da auch das Nervensystem bei Diabetikern geschädigt ist, fehlt oft der Schmerz als typisches Warnsymptom. Ein Hinweis für das Ausmaß der Erkrankung ist der Langzeitblutzuckerwert HbA1c. Er spiegelt den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten acht bis zwölf Wochen wider und ist eine wichtige Kenngröße dafür, wie gut ein Diabetiker seinen Stoffwechsel im Griff hat. Um Folgeerkrankungen zu vermeiden, sollte der HbA1c-Wert immer unter sieben Prozent liegen. Die Ergebnisse einer der größten Untersuchungen (UKPDS)3 zur Therapie des Typ-2-Diabetes zeigen, dass jede Senkung des HbA1c-Wertes das Risiko für Spätfolgen deutlich verringert. Quellen: 1 Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2011, S. 12. Hrsg. diabetesDE. Verlag Kirchheim + Co GmbH, Mainz. 2 Liebl A et al: Costs of type 2 diabetes in Germany. Results of the CODE-2 study. Deutsche Medizinische Wochenschrift 18;126 (20) 2001:585-9. 3 UKPDS = United Kingdom Prospective Diabetes Study, Holman RR et al. 10-Year Follow-Up of Intensive Glucose Control in Type 2 Diabetes. N Engl J Med 2008; 359: 577-89. Diabetestherapie Tradition seit mehr als 85 Jahren bei sanofi-aventis Im Oktober des Jahres 1923 hat Hoechst als erstes Unternehmen Insulin in Deutschland als Medikament zur Behandlung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) eingeführt. Damit fand Europa nach dem 1. Weltkrieg wieder den Anschluss an die moderne Diabetesforschung. Bis heute leistet das Unternehmen immer wieder wesentliche Beiträge zum Fortschritt in der Diabetestherapie. Eine Chronologie der Meilensteine: 1921 Toronto: Der Arzt Frederick G. Banting mit seinen Mitarbeitern Charles Best und Clark Noble sowie der Biochemiker James B. Collip injizieren erstmalig ein Extrakt aus den Inselzellen des Pankreas in ein diabetisches Versuchstier und senken den Blutzuckerspiegel. Hoechst liefert die ersten Pankreas-Präparate für klinische Prüfungen. 1923 Bei Hoechst beginnt die industrielle Herstellung von Insulin. Am 31. Oktober 1923 erscheint in der Pharmazeutischen Zeitung die offizielle Mitteilung über die Einführung von Insulin Hoechst als Medikament. 1934 Hoechst entwickelt ein Verfahren, um kristallines Insulin herzustellen. 1936 stellt Hoechst die gesamte Produktion auf kristallisiertes Insulin um. 1938 „Depot-Insulin“ mit Surfen als Stabilisator kommt in den Handel und setzt den Standard für Insulinzubereitungen mit mittellanger Wirkdauer. 1939 Hoechst-Forscher entwickeln „Depot-Insulin Hoechst klar®“ mit einer Wirkdauer, die dosisabhängig zwischen 10 - 18 Stunden liegt. 1951 Entwicklung von „Komb-Insulin Hoechst“ (ein Drittel Normalinsulin, zwei Drittel Surfen-verzögertes Insulin). 1953 Entwicklung von „Long-Insulin Hoechst“. Wirkung bis maximal 20 Stunden. 1979 Hoechst entwickelt ein eigenes Herstellungsverfahren für gentechnisch modifizierte Bakterien zur Insulinherstellung und errichtet eine BiosyntheseAnlage für die Produktion. 1982 Zulassung von Humaninsulinzubereitungen (aus Schweineinsulin). 1983 Depot-H-Insulin Hoechst® kommt in den Handel. 1984 Die kleinste Insulinpumpe der Welt „H-Tron Hoechst“ wird in die Pumpentherapie eingeführt. Im September beantragt Hoechst die Genehmigung zur Errichtung einer Produktionsanlage für rekombinantes Human-Insulin (Fermtec-Anlage). 1987 Der OptiPen®, der erste Insulin-Pen des Unternehmens, kommt auf den Markt. 1994 Hoechst erhält die Genehmigung für den Betrieb der biotechnischen Produktion von Humaninsulin. 1995 Weltweite Einführung von Glimepirid, einem Sulfonylharnstoff der neuen Generation. 1996 Zulassung des biosynthetisch hergestellten Humaninsulins. 1998 Offizielle Inbetriebnahme der biosynthetischen Insulinherstellung. 1999 Hoechst fusioniert mit Rhône-Poulenc zu Aventis Pharma. 2000 Zulassung des ersten gentechnisch hergestellten 24-Stunden Insulinanalogons Insulin glargin in Europa und den USA. 2001 Einführung des OptiSet (Einwegpen mit vorinstallierter Kartusche). Grundsteinlegung für die neue Insulin glargin-Anlage. 2002 Zulassungserweiterung von Insulin glargin für die Behandlung von Kindern ab 6 Jahren und die tageszeitlich flexible Gabe. 2004 Sanofi-Synthélabo fusioniert mit Aventis Pharma zur sanofi-aventis Gruppe. Zulassung des schnellwirksamen Insulinanalogons Insulinglulisin in Europa und den USA. 2005 Markteinführung von Apidra® in Deutschland 2007 Einführung des SoloSTAR , des ersten von sanofi-aventis in Eigenregie designten und entwickelten Insulin-Pens (Fertigpen). 2008 Das Chicago Athenaeum Museum of Architecture and Design vergibt den GOOD DESIGN™ Award 2007 für den SoloSTAR . Das Werk für Insulin-Pens wird fertiggestellt. Bereits im Oktober des Jahres verlässt der 125millionste dort gefertigte Pen das Werk. 2009 Mit dem ClikSTAR folgt der zweite Insulin-Pen aus Eigenentwicklung. Der wiederverwendbare Pen wird in Europa und Kanada zugelassen. Die Design Business Association (DBA) zeichnet den SoloSTAR® in London mit dem „Design Effectiveness Award“ aus. Im Laufe der Verleihung erhält der SoloSTAR® noch zwei weitere Auszeichnungen: den Preis für den International Export Award und den Grand Prix für das beste Design. Der ClikSTAR® wird nach seinem „großen Bruder“, dem SoloSTAR® auch mit dem GOOD DESIGNTM Award vom Chicago Athenaeum Museum of Architecture and Design ausgezeichnet. 2010 Mit Metabolex wird eine weltweit gültige Lizenzvereinbarung über einen oral eingenommenen Wirkstoff für die innovative Behandlung des Typ-2-Diabetes abgeschlossen. Partnerschaft mit der Forschungsstiftung “Juvenile Diabetes Research Foundation”, um existierende Behandlungsmöglichkeiten und die Erforschung der Therapie des Typ-2-Diabetes zu verbessern. Exklusives, weltweit gültiges Lizenzabkommen mit CureDM über ein regeneratives Präparat zur Behandlung von Diabetes. Weltweit gültiges Abkommen mit AgaMatrix Inc. zur Entwicklung und Vermarktung innovativer Lösungen für die Blutzuckermessung. 2011 Einführung unserer innovativen Blutzuckermessgeräte BGStar® und iBGStar® Insulintherapie Leitliniengerechte Therapie Die Leitlinie1 zur Behandlung des Typ-2-Diabetes, die den Ergebnissen zahlreicher Studien Rechnung trägt, empfiehlt einen Zielbereich des Langzeitblutzuckerwertes (HbA1c) mindestens unter sieben Prozent, der von Anfang an angestrebt wird. Zu Beginn der Erkrankung ist es oft möglich, durch Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität und Gabe von blutzuckersenkenden Tabletten den Blutzucker wieder in den Griff zu bekommen. Lässt sich der HbA1c-Wert trotz einer Lebensstilanpassung und Tabletten nicht unter sieben Prozent senken, sollte die Therapie mit Insulin begonnen werden. Insulin ist der Wirkstoff, der den HbA1c-Wert dauerhaft und am wirksamsten senkt. Die Leitlinie sieht eine Therapieintensivierung nach drei bis sechs Monaten vor. Liegt der HbA1c-Wert dann noch über 7,5 Prozent, wird zusätzlich zu den Tabletten und der Lebensstilmodifikation zum Beispiel die Kombinationstherapie mit einem Basalinsulin empfohlen. Als weiteres Therapieziel wurde die Vermeidung schwerer Unterzuckerungen in die Leitlinie aufgenommen. Insulinanaloga – Entscheidender Fortschritt in der Diabetestherapie Insulinanaloga sind biotechnologisch hergestellte Insuline. Seit der Einführung im Jahr 1996 haben sie das Spektrum der Therapiemöglichkeiten bei Diabetes mellitus deutlich verbessert. Insulinanaloga wurden mit der Zielsetzung entwickelt, die Insulinfreisetzung in die Blutbahn, so wie sie bei Gesunden erfolgt, mit ins Unterhautfettgewebe injizierten Insulinen besser nachahmen zu können. Bei den Analoga wird zwischen langwirksamen Insulinen für die Basal- und kurzwirksamen Insulinen für die Mahlzeitenversorgung unterschieden. Das sehr langwirksame Insulinanalogon zeichnet sich durch eine verzögerte, gleichmäßige Aufnahme in den Blutkreislauf aus. Dadurch hat es ein gleichmäßiges Wirkprofil über 24 Stunden, so dass eine nur einmal tägliche Applikation ausreicht. Ein flaches Wirkprofil ohne ausgeprägtes Wirkmaximum im Blut bietet eine bessere basale Insulinversorgung als mit herkömmlichem Basisinsulin und reduziert deutlich das Risiko einer Unterzuckerung. Kurzwirksame Insulinanaloga werden zu den Mahlzeiten gespritzt. Sie werden rasch in die Blutbahn aufgenommen und haben eine verkürzte Wirkdauer. Der Patient muss keinen Spritz-Ess-Abstand einhalten und der Verzehr von Zwischenmahlzeiten ist nicht nötig. Basalunterstützte orale Therapie – der Einstieg in die Insulintherapie Für den frühzeitigen einfachen Einstieg in die Insulintherapie eignet sich die BOT (Basalunterstützte Orale Therapie). Zusätzlich zur Tablettentherapie wird in der BOT einmal täglich ein Basalinsulin gespritzt. Die Ein- bzw. Umstellung auf die BOT ist ein wichtiger Schritt zu besseren Blutzuckerwerten und damit zu einem verminderten Risiko für Folgeschäden. BOTplus – Insulintherapie schrittweise intensivieren Lassen sich mit einer BOT keine zufriedenstellenden Blutzuckerwerte mehr erreichen, ist die BOTplus2 ein einfacher Schritt zur Verbesserung der Stoffwechseleinstellung. Hierbei wird zusätzlich zur einmal täglichen Gabe eines sehr langwirksamen Basalinsulins ein kurzwirksames Insulin zu einer definierten Mahlzeit gespritzt. Dadurch können sowohl die Blutzuckerwerte nach dem Essen sowie der HbA1c-Wert verbessert werden. Die BOTplus kann flexibel an den individuellen Lebensstil angepasst werden: Mahlzeiten, Sport und Freizeitaktivitäten sind frei gestaltbar, Zwischenmahlzeiten sind nicht nötig. ICT – der Natur auf der Spur Die intensivierte konventionelle Therapie (ICT) ahmt die natürliche Insulinausschüttung des Körpers nach. Der Grundbedarf wird durch die Gabe eines Basalinsulins gedeckt, das ein- bis dreimal täglich gespritzt wird. Zusätzlich wird zu den Mahlzeiten ein schnell wirksames Insulin gespritzt, das die Blutzuckerspitzen nach dem Essen abfängt. Dosis und Zeitpunkt der Injektionen kann der Diabetiker selbst anpassen – je nach Mahlzeit und/oder körperlicher Tätigkeit. Durch mehrmals tägliche Injektionen und Blutzuckerkontrollen ist die ICT mit einem höheren Zeitaufwand verbunden als die BOT und BOTplus. Mit dieser Therapie wird die körpereigene Insulinfreisetzung von Stoffwechselgesunden am Besten nachgeahmt. Die Stoffwechsellage kann somit optimal eingestellt und das Risiko von Folgeschäden reduziert werden. Quellen: 1 Matthaei S et al. Medikamentöse antihyperglykämische Therapie des Diabetes mellitus Typ2. Update der Evidenzbasierten Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Diabetologie 2009; 4: 32–64 2 Lankisch MR et al.: Diabetes Obes Metab 2008; 10(12): 1178-85. Langzeitblutzuckerwert – HbA1c Eine wichtige Kenngröße für den Blutzucker Ein bedeutender Messwert für eine gute Blutzuckereinstellung ist der so genannte Langzeitblutzuckerwert (HbA1c). Er spiegelt den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten zwei bis drei Monate wider – unabhängig davon, ob die Blutzuckerwerte in der Zwischenzeit stark angestiegen oder gesunken sind. Der HbA1c-Wert gibt den Anteil des „verzuckerten“ roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) am Gesamthämoglobin wieder. Dieses stabile „Zucker-Hämoglobin“, auch „glykosyliertes Hämoglobin“ oder „HbA1c“ genannt, entsteht bei jedem Menschen, nicht nur bei Diabetikern. Seine Menge ist abhängig von der durchschnittlichen Blutzuckerkonzentration. Vereinfacht ausgedrückt: Je höher der Blutzuckerspiegel über einen gewissen Zeitraum, desto höher auch der HbA1c-Wert. HbA1c – Gesünder unter 7 Prozent Liegt der Langzeitblutzuckerwert dauerhaft über sieben Prozent, werden Gefäße und Nerven geschädigt. Diese Schädigungen schreiten schleichend voran und bleiben meist lange Zeit unbemerkt – führen jedoch langfristig zu Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, Erblindung oder Amputationen. Das muss nicht sein! Die Ergebnisse einer der größten Studien1 zur Therapie des Typ-2-Diabetes belegen, dass durch eine langfristig gute Blutzuckereinstellung das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen deutlich reduziert wird. Je besser der Blutzucker eingestellt ist, desto niedriger ist auch der HbA1c-Wert. Bei gesunden Menschen liegt er zwischen 4,0 und 6,0 Prozent, bei Patienten mit gut eingestelltem Diabetes unter 7,0 Prozent. HbA1c – Aktuelle Leitlinien-Empfehlung Die aktuelle Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft2 empfiehlt zur Vorbeugung diabetesbedingter Folgeerkrankungen einen HbA1c-Wert unter 6,5 Prozent. Wird das Therapieziel nach drei bis sechs Monaten mit einer Änderung des Lebensstils sowie der Einnahme von blutzuckersenkenden Tabletten nicht erreicht, sieht die neue Leitlinie eine frühzeitige Insulintherapie vor. Als weiteres wichtiges Therapieziel wird die Vermeidung schwerer Unterzuckerungen (Hypoglykämien) definiert. Mit einem Basalinsulin ist ein einfacher Einstieg in die Kombinationstherapie möglich. Dabei wird zu den Tabletten einmal täglich ein Basalinsulin gespritzt. Im Idealfall führt dieses zu einem gleichmäßigen Wirkprofil und bietet dadurch eine stabile Blutzuckerkontrolle. Damit wird auch das Risiko einer Unterzuckerung reduziert. Aufklärung muss weiter gehen Nur informierte Menschen mit Diabetes wissen, wie sie sich verhalten sollten. Daher sollte jeder Diabetiker seine Werte kennen und die Bedeutung verstehen. Tatsache ist, dass fast jeder zweite Typ-2-Diabetiker einen HbA1c-Wert von über 7,5 Prozent hat und damit schlecht eingestellt ist. Quellen: 1 UKPDS = United Kingdom Prospective Diabetes Study, Holman RR et al. 10-Year Follow-Up of Intensive Glucose Control in Type 2 Diabetes. N Engl J Med 2008; 359: 577-89. 2 Matthaei S et al. Medikamentöse antihyperglykämische Therapie des Diabetes mellitus Typ2. Update der Evidenzbasierten Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Diabetologie 2009; 4:32–64 Unterzuckerung Wenn der Zucker zu tief ist Von einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) spricht man, wenn der Blutzuckerspiegel stark herabgesetzt ist. Hypoglykämien treten häufig bei Menschen mit Diabetes mellitus auf und gehören zu den schwerwiegendsten Nebenwirkungen einer Diabetesbehandlung. Der Umgang mit Unterzuckerungen gehört für Menschen mit Diabetes und Angehörige zu den größten Belastungen im Zusammenhang mit der Erkrankung. Wird die Unterzuckerung zu spät bemerkt und nicht behandelt, kann sie in einen lebensbedrohlichen Zustand übergehen. Gefahr besteht vor allem im Alltag, wenn Unterzuckerungen im Straßenverkehr oder z.B. bei der Hausarbeit auf der Leiter auftreten. Kritisch wird es auch in der Nacht, wenn der Diabetiker die Unterzuckerung nicht bemerkt. Aus diesem Grund wurde die Vermeidung von Unterzuckerungen als Therapieziel in die neue Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)1 mit aufgenommen. Unterzuckerungen vermeiden Die Ursachen einer Unterzuckerung sind vielgestaltig, wie z.B. das Auslassen einer Mahlzeit, körperliche Anstrengung, Alkohol und Erbrechen oder Durchfall. Ein besonderer Fallstrick in der Diabetestherapie: Je besser der Blutzuckerwert eingestellt ist, umso mehr steigt das Risiko für Unterzuckerungen. Der Diabetiker befindet sich also in der Zwickmühle. Einerseits soll er den Blutzucker mit der richtigen Behandlung so gering wie möglich halten. Anderseits dosiert der Betroffene aus Angst vor Unterzuckerungen sein Insulin oft zu niedrig oder zögert sogar die Insulintherapie hinaus. Der Langzeitblutzuckerwert HbA1c ist dann häufig nicht mehr optimal eingestellt. Moderne Therapien können den Teufelskreis durchbrechen: Mit langwirksamen Insulinanaloga kann das Risiko für Unterzuckerungen deutlich reduziert werden.1 Die verzögerte Aufnahme des sehr langwirksamen Insulinanalogons in den Blutkreislauf führt zu einer gleichmäßigen Wirkung ohne Wirkgipfel über 24 Stunden. Dadurch wird das Risiko für nächtliche Unterzuckerungen deutlich reduziert. Unterzucker erkennen und sofort behandeln Jeder Diabetiker sollte wissen, was bei einer Unterzuckerung im Körper passiert – und vor allem, was er dagegen unternehmen muss. Wenn so genannte Alarmzeichen auftreten wie z.B. Zittern, Schweißausbrüche, Herzklopfen oder Heißhunger, sollten Betroffene sich hinsetzen oder -legen und umgehend Kohlenhydrate wie Traubenzucker, Fruchtsaft oder Cola zu sich nehmen. Grundsätzlich führen in Flüssigkeit gelöste Kohlenhydrate zu einem rascheren Blutzuckeranstieg als feste Nahrungsmittel. Zur Stabilisierung des Blutzuckers kann nach einiger Zeit Obst oder Brot gegessen werden. Aus einer leichten Unterzuckerung kann sich eine schwere entwickeln. Bei einer schweren Unterzuckerung ist der Betroffene nicht mehr selbst in der Lage, Maßnahmen zu ergreifen und ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Vor einer drohenden Bewusstlosigkeit kommt es durch den Glukosemangel im Gehirn häufig zu so genannten Mangelzeichen wie Unkonzentriertheit, allgemeiner Verlangsamung, Gereiztheit bis Aggressivität, Schwindel und Bewusstseinsstörungen. Bei einer schweren Unterzuckerung sollte immer der Notarzt informiert werden, der dann Glukose intravenös verabreicht und gegebenenfalls die Einweisung in die Klinik veranlasst. Quellen: 1 Matthaei S et al. Medikamentöse antihyperglykämische Therapie des Diabetes mellitus Typ2. Update der Evidenzbasierten Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Diabetologie 2009; 4: 32–64 Dr. Richard Daikeler Medizinischer Werdegang: 1983 Studium in Zürich und Heidelberg, Abschluss mit Approbation als Arzt in Heidelberg Promotion zum Dr. med. 1985 - 1987 wissenschaftlicher Angestellter bei Prof. Dr. med. Weicker an der Universitätspoliklinik Heidelberg in der Abteilung für Stoffwechsel und Sportmedizin 1987 Anerkennung als Sportmediziner 1987 - 1989 Assistenzarzt bei Prof. Piper in der kardiologischen Fachklinik Königsstuhl in Heidelberg 1990 - 1991 Assistenzarzt im Kreiskrankenhaus Sinsheim beim Chefarzt Dr. Schatz 1991 Gründung der internistischen Facharztpraxis in Sinsheim 1993 Anerkennung als Diabetologe DDG 1993 Anerkennung als Umweltmediziner 1993 Gemeinschaftspraxis mit Dr. Steinhauser 1993 Anerkennung als Schulungs- und Behandlungseinrichtung für Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 (DDG) Zuerkannte Qualifikationen: Anleitungsermächtigung für Sonographie und Farbechokardiographie Weiterbildungsermächtigung für Innere Medizin und Diabetologie Pharmakologie der Gefäßprävention Berufspolitische Tätigkeit: Vorstandsmitglied der AND (Arbeitsgemeinschaft niedergelassener diabetologisch tätiger Ärzte e.V.) Gründungsmitglied und 2. Vorsitzender des BVND (Bundesverband der niedergelassenen Diabetologen Deutschlands) 1. Vorsitzender des BVND-BW Mitglied in Fachgesellschaften: Deutsche Diabetes-Gesellschaft Deutsche Gesellschaft für Herz-Kreislauf-Forschung EASD (European Association of the Study of Diabetes) ESC (European Society of Cardiology) Wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen: Muskelstoffwechsel und adrenerge Regulationsmechanismen im Leistungssport Insulintherapie Helikobakter Eradikation bei Ulkus Ventriculi Qualitätsmanagement: Leiter diabetologischer Qualitätszirkel Kraichgau 1. Vorsitzender und Gründungsmitglied des DIKNO (Diabetesnetz Kraichgau Nord) – ein Diabetesschulungsverein von Hausärzten, Diabetologen und dem Krankenhaus Sinsheim Mitglied in Netzwerken: Gründungsmitglied des Diabetes Netzwerk Deutschlands Vorstandsmitglied der AND 1. Vorstand des Diabetes-Netz-Kraichgau-Nord (DIKNO) Weitere Informationen: Zuständige Aufsichtsbehörde: Landesärztekammer Baden-Württemberg Kassenärztliche Vereinigung Nordbaden Die Approbation als Arzt wurde in Deutschland verliehen Bez. der berufsrechtlichen Regelungen (Berufsordnung) Prof. Dr. Stephan Jacob Ausbildung und beruflicher Werdegang 1979 bis 1984 Vorklinisches Studium der Humanmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz 1982 bis 1986 Klinisches Studium der Humanmedizin an der Ruprecht-KarlsUniversität, Heidelberg Fakultät für Klinische Medizin, Mannheim 1985 bis 1986 PJ University of California, San Diego (USA) Städtisches Krankenhaus, Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Fakultät für Klinische Medizin, Mannheim 1986 Approbation als Arzt 1987 Amerikanisches Medizinisches Examen, ECFMG 1996 Facharzt für Innere Medizin 2000 Habilitation 2001 Diabetologe DDG 2002 Ernährungsmedizin DGEM 2003 Clinical Hypertension Specialist ESH 2004 Founding Fellow Specialist Certification of Obesity Professionals in Europe (SCOPE) 2005 Hypertensiologe DHL 2006 Ernennung zum Apl. Professor an der Universität Tübingen 2006 Facharzt für Endokrinologie 2008 Mitglied in der Akademie für Ernährungsmedizin Tätigkeit 1987 bis 1996 Assistenzarzt an der Schwerpunktklinik (REHA) für Hirnfunktionsstörungen der LVA-Baden, Abt. Innere Medizin Stadtklinik Baden-Baden, Akademisches Lehrkrankenhaus Freiburg ab 1996 Wissenschaftlicher Angestellter der Medizinischen Klinik der Eberhard Karls Universität, Tübingen ab 1999 Oberarzt der Medizinischen Klinik der Eberhard Karls Universität, Tübingen 2001 bis 2006 Ärztlicher Direktor der Albert Schweitzer Klinik, Königsfeld Juli/August 2005 Gastprofessur an der University of Sydney, Department of Obesity and Nutrition: Neue (ambulate) Versorgungsformen für kardiometabolisches Risikomanagement seit 2006 Niedergelassen in privater Praxis für Prävention und Therapie seit 2008 Aufbau eines Kardio-Metabolischen Institutes in VillingenSchwenningen Aktivitäten 1990 bis 1996 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschergruppe Hypertonie und Diabetes Bühlerhöhe e. V. ab Aug. 1996 Kooperation mit Prof. Dr. H. U. Häring an der Medizinischen Klinik der Eberhard Karls Universität, Tübingen; Klinische Untersuchungen zur Pathogenese der Insulinresistenz; Bedeutung der Regulation des Lipidstoffwechsels für die Insulinsensitivität (Glukose Clamp-, MR-Studien, Mikrodialyse); Insulinresistenz und kardiovaskuläre Erkrankungen; Untersuchungen zur Bedeutung der familiären Belastung bei Patienten mit Herzinfarkt (MI-Kid Studie) 1993-2001 Mitarbeit in EGIR (European Group on Insulin Resistance) seit 2004 Kooperation mit der Ärzteschaft Sankt Georgen im Bereich Versorgungsforschung sowie bei der Studie zur Untersuchung kardiovaskulärer Risikofaktoren in der nichtdiabetischen Bevölkerung seit 2005 Mitglied im Vorstand des Adipositas-Zentrums Südwest 2006 Kooperation mit Prof. Dr. M. Halle, Lehrstuhl und Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Technischen Universität München: Versorgungsforschung, neue Versorgungsformen im Bereich kardio-metabolisches Risikomanagement seit 2007 Sprecher der AG Herz und Diabetes der DDG Erstellung eines neuartigen Schulungskonzeptes für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und deren Angehörige, d.h. einer Schulungs-DVD seit 2008 Leiter der Arbeitsgruppe kardio-metabolische Versorgungsforschung am Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der TU München (Prof. Dr. Halle) SCOPE-Beauftragter der DAG Regionalbeauftragter der Hochdruckliga’ Zweiter Vorsitzender der Adipositasstiftung Deutschland Ämter und Mitgliedschaften Mitglied in den Fachgesellschaften: Deutsche Diabetes Ges. (DDG), Deutsche Ges. für Endokrinologie (DGE), European Association for the Study of Diabetes (EASD), American Diabetes Association (ADA), Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Künstliche Ernährung (DAKE), Deutsche Ges. für Adipositas Forschung, Deutsche Ges. für Ernährung (DGKE), Bund Deutscher Internisten (BDI), Deutsche Ges. für Herz-Kreislauf-Forschung (DGK), Wissenschaftliche Sektion der Deutschen Hochdruckliga, Deutsche Ges. für Prävention und Rehabilitation (DGPR) Mitglied in der Leitlinienkommission der Fachgesellschaften: DDG – Herz und Diabetes, DGA – Gefäße und Diabetes, DGPR – Diabetes mellitus Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der „Stiftung der herzkranken Diabetiker“ Stellvertretender Chefredakteur des „Adipositasspektrums“ Mitglied der Redaktion „Diabetes, Stoffwechsel und Herz“, „Arzneimittelforschung“ Mitglied der Akademie für Ernährungsmedizin Vorstandsmitglied des Adipositas Zentrum Südwest Leiter des Qualitätszirkels Adipositas und Stoffwechsel Leiter des kardio-metabolischen Qualitätszirkels Schwarzwald Baar (mit Prof. Dr. Jung, Villingen-Schwenningen) Regionalvertreter der Deutschen Hochdruckliga Zweiter Vorsitzender der Adipositasstiftung Deutschland Interview mit Johann Lafer Man kennt ihn aus dem Fernsehen. Er war der Vorreiter für die erfolgreiche Verbindung zwischen Kochen und Fernsehen. Johann Lafer wurde 1957 in Graz (Österreich) geboren. 1973 begann er seine Ausbildung zum Koch. Bis heute folgte dem eine steile und abwechslungsreiche Karriere. Über Johann Lafer wird gesagt: „Er ist wahrscheinlich der einzige professionelle Koch in Deutschland, dem es gelungen ist, zwei Positionen in seiner Person glaubhaft und authentisch nach außen zu vertreten.“ Hervorgerufen wird seine außergewöhnliche Beliebtheit zum einen durch seine fachliche Kompetenz, zum anderen durch diverse erfolgreiche TV-Serien. Er eröffnete seine eigene Kochschule, ist Besitzer eines erfolgreichen Restaurants und hat sein eigenes Foto- und Fernsehstudio. Johann Lafer hat die Fähigkeit, sein Wissen so weiterzugeben, dass der Zuschauer das Gefühl hat, ebenso gut kochen zu können wie er. Wollten Sie schon immer Koch werden oder hatten Sie als Kind auch andere Berufswünsche? Ich schwankte zwischen Gärtner und Koch, aber es hat sich früh herauskristallisiert, dass Koch mein Traumberuf sein wird. Wie sind Sie zum Kochen gekommen? Durch die fabelhaften Kochkünste meiner Mutter, die mich auch immer mitkochen ließ. Was ist Ihr Leibgericht? Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und einem gemischten Salat mit steirischem Kürbiskernöl. Sie engagieren sich schon seit 4 Jahren bei „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7“. Warum unterstützen Sie diese Diabetes-Aktion weiterhin? Weil gute, frische Küche der Gesundheit dient und auch für Diabetiker machbar ist. Und weil ich bereits in den letzten Jahren bei der Aktion „Gesünder unter 7“ gelernt habe, dass vor allem der Langzeitblutzuckerwert für Diabetiker sehr wichtig ist. Sie müssen ihren Wert kennen und seine Bedeutung verstehen. Haben Sie Freunde oder Bekannte, die an Diabetes leiden? Ja. Was wissen Sie über diese Erkrankung? Es gibt verschiedene Typen von Diabetes mellitus. Der Typ-1-Diabetes betrifft mehr junge Menschen und benötigt grundsätzlich immer eine Insulintherapie. Typ-2-Diabetes kommt am häufigsten vor, ist oft mit Übergewicht verbunden und wird zunächst mit viel Bewegung und Diät – ganz wichtig ist Gewichtsreduktion – behandelt. Die medikamentöse Therapie beginnt mit Tabletten und wird häufig mit einer Insulintherapie fortgesetzt. Für alle Diabetiker ist eine optimale Blutzuckereinstellung nötig, um schwerwiegende Spätkomplikationen, vor allem am Herz-Kreislauf-System, zu vermeiden. Eine ganz wichtige Rolle spielt die Ernährung. Gesunde Ernährung für Diabetiker: Welches Gericht fällt Ihnen spontan hierzu ein? Kalorienbewusst, das gilt aber für jeden Menschen: zum Beispiel Gurkengemüse mit Dill, Kartoffelstock und auf der Haut gebratener Zander. „Gesundes Schlemmen für jedermann“ – Geht das? Wie lauten Ihre fünf wichtigsten Tipps dazu? 1.) Immer frisch essen. 2.) Five a day (5x täglich Gemüse oder Obst). 3.) Maß halten, das heißt Qualität vor der Menge. 4.) Richtiger Einkauf der Produkte. 5.) Langsamer essen und genießen. Wie halten Sie sich persönlich fit? Mit gesunder Ernährung, Joggen und Radfahren. Wodurch ist Ihr Wunsch und Einsatz, die Kochkunst eng mit dem Thema gesundheitliche Aufklärung zu verbinden, entstanden? Weil beide Themen sehr eng miteinander verknüpft sind und mir schon sehr früh auffiel, dass sich viele Menschen ausschließlich mit Fertigkost und großen Mengen ernähren, das kann nicht gesund sein. Außerdem geht das Genussempfinden völlig verloren. Woran machen Sie den Erfolg der Diabetes-Aktion „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7“ fest? Wie beschreiben Sie die Entwicklung über die Jahre? Wenn man die Anzahl der leidenden Diabetiker in unserem Land betrachtet, ist diese Aufklärung weit mehr als ein „Strohhalm“, an dem man sich festhält. Engagierte Menschen bieten echte Hilfe und Anleitungen. Ich bin überzeugt, dass die Diabetes- Aktion von immer mehr Betroffenen ernst genommen wird und dass diese auch danach handeln. Viele Menschen glauben, dass sie sich gesunde Ernährung nicht leisten können, weil sie teuer ist? Wie stehen Sie dazu? Das ist der größte Irrtum schlechthin! Wenn man sich an den Jahreszeiten orientiert und auch die Wochenmärkte besucht, kann man sich gesund, schmackhaft und auch preiswert ernähren. Je 1 x Fleisch, Geflügel und Fisch reichen pro Woche. Man muss nicht jeden Tag ein Steak auf dem Teller haben. Was hat Ernährung aus Ihrer Sicht mit Erziehung zu tun? Wie können Ernährungsgewohnheiten geändert werden? Man könnte auch sagen, Erziehung hat viel mit Ernährung zu tun. In unserer Generation hatten wir noch das große Glück unverfälschte Lebensmittel mit ihrem vollen Geschmack zu genießen. Wenn wir von der Schule heimkamen, duftete schon das ganze Haus nach dem Mittagessen. Kinder gesund und frisch zu ernähren war, gerade weil es auch Mühe kostete, ein Zeichen der Wertschätzung, ja sogar der Liebe. Was ist daraus geworden? Sicher, Frauen sind nun berufstätig, die Zeit wird immer knapper. Aber ganz ehrlich – einmal am Tag kann man doch seiner Familie etwas Gutes kochen. Das muss weder teuer noch kompliziert sein. Es ist ein forderndes Muss, dass die Menschen wieder lernen, Lebensmittel, die Arbeit der ehrlichen Landwirte, wertzuschätzen. Daniel Schnelting Mein Leben mit Diabetes „Ich bin Daniel Schnelting, 25 Jahre alt, dreifacher Deutscher Meister im 200-Meter-Sprint und lebe seit 20 Jahren mit Typ-1-Diabetes. 1991 wurde bei mir Diabetes diagnostiziert. Ich war damals 4 Jahre alt und wusste gar nicht, was das bedeutet. Mein 5. Geburtstag stand vor der Tür. Den habe ich mit meiner ganzen Familie im Krankenhaus gefeiert und ich erinnere mich noch an mein Wunschgeschenk. Ich bekam ein Fahrrad und habe damit auf dem Krankenhausflur meine erste Runde gedreht. Für meine Eltern ging erst einmal die Welt unter. Der Gedanke, dass das eigene Kind lebenslänglich mit Diabetes leben muss und nie wieder ‚normal‘ ist, war schrecklich für sie. Es kamen Fragen nach dem Warum und dem Wieso. Sie wussten darüber so gut wie gar nichts. Nach dieser kurzen Phase haben sie aber schnell begonnen sich über alles zu informieren. Ärzte und Diabetesberaterinnen haben mir sehr gut gezeigt, wie ich mit meinem Diabetes leben kann, und sie haben mir trotz des Diabetes eine schöne Kindheit verschafft. Diabetes habe ich immer: Jede Sekunde meines Lebens, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, Jahr für Jahr, mein ganzes Leben lang. Mein Diabetes begleitet mich und geht nie wieder weg. So wie ich zweimal am Tag meine Zähne putze, kontrolliere ich sieben Mal täglich meinen Blutzucker, spritze Insulin, ernähre mich gesund und bewege mich viel. So habe ich meine Blutzuckereinstellung immer im Auge, um beste Leistungen bringen zu können sowie meine Ziele zu verwirklichen, aber auch um schwere Folgeerkrankungen des Diabetes vorzubeugen. Es ist mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Die Eigenschaften ‚Selbstorganisation‘ und Disziplin, die ich als Sportler benötige, sind auch für mein Leben als Diabetiker wichtig, um eine dauerhaft gute Blutzuckereinstellung zu erzielen. Ich habe schließlich noch große Pläne. Mein nächstes Ziel sind natürlich die Olympischen Spiele, die 2012 in London stattfinden. Olympia ist für einen Sportler einfach das Größte. Für Deutschland zu laufen, mit den besten Sportlern der Welt, und das nicht nur in einer Sportart, sondern allen Sportarten – davon möchte ich ein Teil sein. Der Sport ist Teil meines Lebens. Durch den Sport habe ich gelernt mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Der Sport hat mir große Erfolge beschert – die Deutsche Meisterschaft. Genauso gab es aber auch Niederlagen. 50.000 Menschen im Stadion in Barcelona und ich war einfach nicht fit. Schnell war ich übrigens schon als Kind: Meine ehemalige Kindergärtnerin hat mir erzählt, dass es schon damals im Kindergarten ein Spiel gab, das ‚Daniel fängt alle‘ hieß. Anscheinend war ich da schon der Schnellste von allen. In der Grundschule habe ich einen neuen Schulrekord bei den Bundesjugendspielen aufgestellt. In der Realschule hat mein Sportlehrer mein Talent entdeckt, schnell zu laufen. Ich habe mich dann mit 13 Jahren erstmals zum Leichtathletiktraining angemeldet. Schnell hat mein Trainer Mecki gemerkt, dass mir die 200 Meter einfach liegen. Auch 400 Meter könnte eine Option werden. Das sind einfach Distanzen, auf denen ich meine hohe Endgeschwindigkeit nutzen kann. Ich liebe die Geschwindigkeit – ich laufe bei den Wettkämpfen bis zu 40 Stundenkilometer. Meine Vorbereitung für Wettkämpfe läuft ganze neun Monate lang. Sechs Tage in der Woche trainiere ich dann mindestens drei Stunden. In der Zeit sieht mich mein Trainer Mecki öfter als meine Freundin. Er trainiert mit mir nicht nur das Laufen – auch in Kraft und Ausdauer muss ich 100 Prozent fit sein. Und dazu gehört auch eine gute Ernährung. Zum Beispiel esse ich gerne ein Putenschnitzel mit Reis und Gemüse, aber wie jeder andere sündige ich ab und an mal. Dann darf es auch einmal eine Pizza, dick belegt mit Käse und Salami, sein. Immer dabei bei meinem Training habe ich meine Sporttasche mit Sportschuhen, Laufklamotten, Banane und Schokoriegel, Diabetes-Equipment (Blutzuckergerät, Insulin und Traubenzucker) und mein Handy. Wir alle sind mittlerweile mobil ständig erreichbar, wir lesen unsere E-Mails unterwegs, vernetzen uns via Facebook und Twitter und bleiben so in Kontakt. Inzwischen weiß meine Freundin Christina über meinen Diabetes Bescheid. Ich bin natürlich nicht mit der Tür ins Haus gefallen, aber ich habe es auch nicht verheimlicht. Bei unserem ersten Essen habe ich mich gemessen und musste Insulin spritzen. Das habe ich ihr direkt erzählt und nach und nach erklärt, was Diabetes für mich bedeutet. Sie hat schnell gesehen, dass mein Diabetes zu mir gehört. 24 Stunden am Tag, das ganze Jahr und mein ganzes Leben lang und dass ich damit gut leben kann. Sie hat mit der Zeit sehr viel über Diabetes gelernt. Sie weiß natürlich wie sie in Notsituationen handeln muss, z. B. bei Unterzuckerungen. Für sie persönlich ist es immer wichtig zu wissen, wo sie Traubenzucker und eine ‚Notfallspritze‘ finden kann. Sie kennt mich sehr gut und sieht mir an, wenn mal der Blutzucker schwankt – das ist glaube ich ein Talent von ihr oder von Frauen allgemein.“ Evaluierter Fragebogen für Diabetesrisiko (mod. nach Lindström) Bitte Dur abge chschlag ben! 1. Alter < 45 Jahre 45 – 54 Jahre 55 – 64 Jahre > 64 Jahre 0 2 3 4 P. P. P. P. Punkte 2. BMI (Body Mass Index) < 25 kg/m2 25 – 30 kg/m2 > 30 kg/m2 0 P. 1 P. 3 P. Punkte 0 P. 3 P. 4 P. Punkte 3. Taillenumfang Männer < 94 cm 94 – 102 cm > 102 cm 0 P. 3 P. 4 P. Frauen < 80 cm 80 – 88 cm > 88 cm 4. Machen Sie Sport oder bewegen sich aktiv in Ihrer Freizeit mindestens 30 Minuten die meisten Tage der Woche? Ja Nein 0 P. 2 P. Punkte 5. Wie oft essen Sie Gemüse, Obst oder Vollkornbrot? Jeden Tag Nicht jeden Tag 0 P. 1 P. Punkte 6. Haben Sie jemals Medikamente gegen Bluthochdruck eingenommen? Nein Ja 0 P. 2 P. Punkte 7. Hat Ihnen ein Arzt oder medizinisches Personal jemals gesagt, Sie haben oder hatten hohen oder erhöhten Blutzucker (während Check-up, Krankheit oder Schwangerschaft)? Nein 0 P. Ja 2 P. Punkte 8. Haben Sie Familienangehörige, bei denen Diabetes diagnostiziert wurde? Nein Ja: Großvater, Onkel, Tante, Cousin (nicht Eltern, Geschwister oder eigene Kinder) Ja: Eigener Vater oder Mutter, Geschwister oder eigene Kinder 0 P. 3 P. 5 P. Punkte Summe Messwerte: Körpergewicht: kg Körpergröße: cm Blutdruck: HbA1c-Wert: Gelegenheits-Blutzucker: Sind Sie Diabetiker/-in? Geschlecht: nein m ja, Typ-1 ja, Typ-2 w Um Ihr Diabetes-Risiko zu berechnen, addieren Sie bitte die Punkte der 8 Fragen. Ihr Risiko in den nächsten 10 Jahren Diabetes zu bekommen, ist: < 10 Punkte 10 – 14 Punkte 15 – 19 Punkte 20 – 23 Punkte niedrig: leicht erhöht: moderat: sehr hoch: 1% 4% 16% 50% = = = = 1 1 1 1 von von von von 100 Personen 25 Personen 6 Personen 2 Personen Haben Sie mehr als 15 Punkte, dann kann Ihr Diabetesrisiko erhöht sein. Besprechen Sie das mit Ihrem Arzt. Die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH bittet um Rückgabe des Durchschlags dieses Bogens zu wissenschaftlichen Zwecken. Selbstverständlich sind Sie hierzu aber nicht verpflichtet. Mit Übergabe des Durchschlags erklären Sie sich mit der anonymisierten Verwendung dieser Daten durch die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH einverstanden. Sie können jedoch der Verwendung der Daten jederzeit widersprechen.