Überprüfung der Wirksamkeit einer antithrombozytären Therapie mit

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5.
Zusammenfassung
Problem
Trotz antithrombozytärer Medikation mit Clopidogrel und ASS nach koronarer
Stentimplantation kommt es bei einem nicht unwesentlichen Anteil der Patienten im
weiteren Verlauf zu klinischen Komplikationen wie Stentthrombose, Myokardinfarkt oder
Schlaganfall. Die Inzidenz dieser unerwünschten Ereignisse ist bei inadäquater
Thrombozytenhemmung signifikant erhöht. Patienten, welche die Clopidogrel- bzw.
ASS-Standardtherapie erhalten, zeigen eine hohe interindividuelle Variabilität bezüglich
der antithrombozytären Wirksamkeit. Für Patienten, bei denen die antithrombozytäre
Wirkung unzureichend ist, wurde in jüngster Zeit der Begriff „ASS Low-Responder“
bzw. „Clopidogrel Low-Responder“ geprägt.
Methode
Als Methode zur Beurteilung der ASS- bzw. Clopidogrelwirkung diente die Impedanz
Aggregometrie. In Vorversuchen wurde der Cut-off-Wert für die Differenzierung
zwischen Clopidogrel Respondern und Clopidogrel Low-Respondern respektive ASS
Respondern und ASS Low-Respondern ermittelt.
In
einer
prospektiven
klinischen
Studie
mit
286
Patienten
nach
koronarer
Stentimplantation wurde die Prävalenz von Clopidogrel Low-Respondern untersucht. Bei
153 dieser Patienten wurde zusätzlich die Prävalenz von ASS Low-Respondern
untersucht. Außerdem wurde die bisher wenig untersuchte Prävalenz von dualen LowRespondern (ASS und Clopidogrel Low-Responder) ermittelt. Als Agonist der
Thrombozytenaggregation wurde für die Überprüfung der Wirksamkeit von ASS
Arachidonsäure verwendet, zur Überprüfung der Clopidogrelwirksamkeit wurde ADP
verwendet.
Nach leitliniengerechter Therapiemodifikation sollte herausgefunden werden, ob sich eine
Prävalenzreduktion erzielen lässt. Bei ASS Low-Respondern wurde hierzu die
Aufsättigungsdosis von ASS 500 mg erneut verabreicht und die Erhaltungsdosis
sukzessive von ASS 100 mg/Tag auf 300 mg/Tag erhöht. Bei Clopidogrel LowRespondern wurde hierzu die Aufsättigungsdosis von Clopidogrel 600 mg erneut
verabreicht und die Erhaltungsdosis sukzessive von Clopidogrel 75 mg/Tag auf 150
mg/Tag erhöht. Verblieb diese Maßnahme erfolglos, wurde die Medikation auf Ticlopidin
500 mg gewechselt. Die Kontrollmessungen fanden jeweils nach 48 Stunden statt.
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Es wurden zudem demographische Daten und Begleitmedikationen der Patienten
registriert, um mögliche Einflussgrößen auf eine ASS bzw. Clopidogrel Low-Response zu
identifizieren.
Ergebnis
ASS Responder hatten einen Impedanzanstieg < 1 Ohm, ASS Low-Responder von ≥ 1
Ohm. Clopidogrel Responder hatten einen Impedanzanstieg von ≤ 5 Ohm, Clopidogrel
Low-Responder von > 5 Ohm.
Eine ASS Low-Response fand sich bei 17 von 153 (11,1 %) Patienten. Bei 64 von 286
(22,4 %) fand sich eine Clopidogrel Low-Response. Eine duale Low-Response wurde bei
10 von 153 (6,5 %) Patienten festgestellt.
Alle 17 ASS Low-Responder zeigten nach entsprechender Therapiemodifikation die
gewünschte Inhibition der Thrombozytenaggregation. Von den 64 Clopidogrel LowRespondern wurden 54 der Therapiemodifikation unterzogen. Bei 41 Patienten zeigte die
Erhaltungsdosis von 150 mg Clopidogrel die gewünschte Wirkung. Bei 6 weiteren
Patienten konnte dieses durch die Einnahme von Ticlopidin erreicht werden. Keine
adäquate Thienopyridinwirkung konnte bei 7 Patienten erzielt werden. Drei dieser
Patienten zeigten auch nach Inkubation mit MeSAMP keine adäquate Inhibition der
Thrombozytenaggregation. Insgesamt entsprach dieses einer Prävalenzreduktion der CLR
von 87 Prozent.
Als unabhängige Risikofaktoren für eine ASS Low-Response wurden ein männliches
Geschlecht, eine Clopidogrel Low-Response sowie die Einnahme von PPI identifiziert.
Als unabhängige Risikofaktoren für eine Clopidogrel Low-Response wurden ein
weibliches Geschlecht, eine ASS Low-Response sowie Diabetes mellitus identifiziert.
Die Einnahme von PPI zeigte sich als unabhängiger Faktor, der eine Clopidogrel
Response begünstigt.
Diskussion
Die Prävalenzen für eine ASS Low-Response, eine Clopidogrel Low-Response und
insbesondere für die bislang wenig untersuchte Prävalenz von dualen Low-Respondern
lag im Bereich anderer Studien. Die erzielten Prävalenzreduktionen zeigen auf, dass es
sich bei den von uns verwendeten Therapiealgorithmen um effektive Strategien handelt
um eine ASS bzw. Clopidogrel Low-Response zu überwinden. Hier bleibt letztendlich
abzuwarten, inwieweit die Patienten auch bezüglich klinisch unerwünschter Ereignisse
von der optimierten thrombozytenaggregationshemmenden Therapie profitieren. Zur
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Verifizierung der identifizierten Risikofaktoren für eine ASS bzw. Clopidogrel LowResponse ist die Forderung nach großen, randomisierten, doppelt blinden Studien zu
stellen. Mit Prasugrel steht seit kurzem ein weiterer irreversibler ADP P2Y12Rezeptorantagonist zur Verfügung, dessen Stellenwert bezüglich einer individuellen
Optimierung der antithrombozytären evaluiert werden muss. Zudem befinden sich mit
reversiblen ADP P2Y12-Rezeptorantagonisten weitere Substanzen in der Entwicklung,
die
zukünftig
zu
einer
Therapieoptimierung
Stentimplantation beitragen könnten.
für
Patienten
nach
koronarer
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