Behandlungskonzept Rehabilitation

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Fachkrankenhaus
für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie
Behandlungskonzept
Rehabilitation
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1.Einleitung
Das psychosomatische Fachkrankenhaus Dr. Barner wurde vor über 100 Jahren gegründet und hat in
dieser Zeit eine bewährte Tradition in der ganzheitlichen Behandlung von körperlichen und seelischen
Erkrankungen aufgebaut. Durch Einbeziehung moderner Therapieverfahren und aktueller wissenschaftlicher
Erkenntnisse ist daraus in den letzten Jahren ein modernes Fachkrankenhaus für Psychosomatik entstanden.
Die Behandlung erfolgt auf dem Gebiet der Akutversorgung und Rehabilitation. Für den Fachbereich
Rehabilitation besteht ein Versorgungsvertrag nach § 111 SGB V. Vor diesem Hintergrund wurde dem
Umstand Rechnung getragen, dass psychosomatische Krankheitsbilder im zeitlichen Verlauf und auch der
Zielsetzung unterschiedliche Behandlungsansätze benötigen Dekompensationen, die mit ambulanten
Mitteln nicht zu stabilisieren sind, bedürfen einer sofortigen Krankenhausbehandlung, chronische Prozesse
in der Regel eine Rehabilitationsbehandlung.
Die Gesamtklinik wurde 2012 nach dem Verfahren DIN EN ISO 9001:2008 und der Bereich der Rehabilitation
nach QMS-REHA® Version 2.0 / Stand 04/2011 -zertifiziert und erfüllt die Anforderungen an ein einrichtungs­­
internes Qualitätsmanagement nach § 20 Abs. 2a SGB IX und der Bundesarbeitsgemeinschaft für Reha­
bilitation. Die Rezertifizierung erfolgte im September 2015.
2. Räumliche Ausstattung und bauliche Gegebenheiten der Jugendstilklinik
Als Sanitätsrat Dr. med. et phil. Friedrich Barner sein Sanatorium am 5. Mai 1900 eröffnete, gehörte es zu
den ersten Einrichtungen, die einen ganzheitlichen Therapieansatz verfolgten: die Einheit von Körper und
Seele. Dabei erkannte der Gründer schon damals, wie wichtig die landschaftliche Lage und das bauliche
Ambiente für den Heilungsprozess sein können. Für seinen Neubau gewann er den Jugendstilarchitekten
Prof. Albin Müller, Direktor der Mathildenhöhe in Darmstadt. Dank der fruchtbaren Zusammenarbeit
zwischen Arzt und Architekt entstand ein Haus von großer Harmonie, das eine eigene therapeutische
Wirkung ausstrahlt und einen schützenden Raum für Ruhe und Selbstbesinnung entstehen lässt. 1994 wurde
das Sanatorium als ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils unter Denkmalschutz gestellt. 2010 wurde das
Haus in das Denkmalpflegeprogramm „National wertvolle Kulturdenkmäler“ aufgenommen.
Eingebettet in einen 30.000 qm großen Park, gelegen am Ortsrand und oberhalb von Braunlage verfügt
die heutige Fachklinik über 71 Patientenzimmer. Die rehabilitative und akut psychosomatische
Patientenversorgung erfolgt in eigenständigen räumlich zusammenhängenden Bettenhäusern, dem
Vorderhaus (Rehabilitation) und Mittelhaus (Akutversorgung).
Alle Patientenzimmer sind Einzelzimmer und mit eigenen Bädern und Telefon ausgestattet. TV und W-Lan
Empfang gehören aus medizinisch therapeutischer Sicht nicht zur Zimmerausstattung, sind jedoch in den
Gesellschaftsräumen für die Patienten frei zugänglich. Dazu kommen Schwesternzimmer, Therapeuten- und
Arztzimmer, unterschiedliche Gruppen- und Vortragsräume, Kreativ- und Gymnastikräume, sowie
5
4
Funktionsräume für die medizinische Diagnostik. Insgesamt stehen fünf Gesellschaftsräume und ein
möglich. Die expositionsbezogene Traumatherapie eignet sich nicht für die psychotherapeutische
Musiksaal
zur Verfügung.
Gesprächsgruppentherapie und erfolgt in Einzeltherapie im akut stationären Bereich.
( ICD-10: F 43)
Der Park und die angrenzende Hochebene ermöglichen Spaziergänge auf ebenen oder sanft ansteigenden
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
Wegen durch den Nationalpark Harz. Das 15 x 6 Meter große Hallenschwimmbad mit Ozonreinigung und
•
einer Wassertemperatur von 30 Grad ist von 7 Uhr bis 23 Uhr geöffnet und frei zugänglich. Sauna, Fahrrad-
( ICD-10: F 50 – F 51)
Ergometer und Anderes ergänzen das Angebot. Zwei Liegehallen im Park dienen im Sommer und Winter
dem Entspannen und der Meditation.
•
Menschen mit emotional instabiler, abhängiger, anankastischer oder sonstiger Persönlichkeitsstörung
nach Aufnahmeprüfung.
Die Klinik ist sowohl mit dem eigenen Auto, als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen.
( ICD-10: F 60)
Bei Anreise mit der Bahn (Bahnhof Bad Harzburg) organisiert die Klinik einen Hol- und Bringedienst.
•
Psychotische Erkrankung in Remission zur Hilfe bei der Neuorientierung im familiären und beruflichen
Bereich, zur Stärkung des Selbstwertgefühls und zur Krankheitsverarbeitung.
( ICD-10: F 20 )
3. Zugangswege und Indikation der psychosomatischen Rehabilitation
•
Darüber hinaus bieten wir weitere Behandlungsschwerpunkte für PatientInnen im mittleren Lebensalter und
Die Antragstellung erfolgt durch die PatientInnen und den ambulant behandelnden Arzt auf den dafür
der zweiten Lebenshälfte an, insbesondere bei schweren somatischen Erkrankungen mit Problemen der
vorgesehenen Formularen an die Kostenträger (Krankenversicherer). Nach Anmeldung der jeweiligen
Krankheitsverarbeitung.
PatientInnen und Übersendung der vorausgegangenen ärztlichen Befunde erfolgt zunächst eine
Überprüfung seitens der Fachärzte, ob die beschriebene Problematik mit Aussicht auf Erfolg im Fachbereich
der psychosomatischen Rehabilitation behandelt werden kann (Indikationsprüfung). In einigen Fällen werden
Komorbiditäten
bei unklarer Befundlage zur Ergänzung ambulante Vorgespräche in der Klinik geführt, bei denen den
•
Betroffenen auch die praktischen Therapieschritte der in Aussicht genommenen Behandlung erläutert
( ICD-10: F 50 – F 59 ):
werden. Wenn notwendig erfolgen im Vorfeld bereits Therapieabsprachen und Therapievereinbarungen mit
– Nichtorganische Schlafstörungen
unseren PatientInnen. Diese können beispielsweise den Verzicht auf Alkohol oder bestimmte Medikamente
– Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit
beinhalten.
– Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren nach Vordiagnostik / Vorklärung
– Missbrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen
Das Behandlungsspektrum umfasst die folgenden Diagnosen:
•
Nach ärztlicher Prüfung und abhängig von Schweregrad und Krankheitsstadium
– Herz-/ Kreislauferkrankungen, KHK, arterielle Hypertonie, funktionelle Herzerkrankung
Begleiterkrankungen aus somatischen Fachgebieten
– Chronische Atemwegserkrankungen, Asthma bronchiale
•
Affektive Störungen
( ICD-10: F31 – F 34 )
– Chronische entzündliche Darmerkrankungen
– Chronische Schmerzsyndrome bei degenerativen Skeletterkrankungen
– Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
•
Neurotische und somatoforme Störungen
( ICD-10: F 40 – 42, F 45, F 48)
– Tinnitus
– Hauterkrankungen, wie Neurodermitis, Psoriasis
– Tumorerkrankungen
•
Reaktionen auf schwere Belastungen nach außergewöhnlich bedrohlichen Lebensereignissen
Traumafolgestörungen), bei Trennungs- und Verlusterfahrungen (Trauerreaktionen), bei privaten und
beruflichen Krisen (Anpassungsstörungen), bei schweren körperlichen Erkrankungen, nach
Kontraindikationen und Einschränkungen
Aufnahmeprüfung. Diagnostik und stabilisierende Traumatherapie sowie Reintegration und
PatientInnen mit Demenz, Desorientiertheit oder schweren Psychosyndromen, aktiven Suchterkrankungen,
Krankheitsbewältigung sind nur bei gruppenfähigen PatientenInnen im Rahmen der Rehabilitation
akuten Psychosen, schweren Persönlichkeitsstörungen (mit sozialen Anpassungsproblemen) und solche mit
7
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aktueller suizidaler Gefährdung oder Fremdaggressivität können nicht aufgenommen und behandelt werden.
4.3 Psychotherapeutisches Vorgehen und Methodik
Allgemein können PatientInnen, die in ihrem Realitätsbezug und/oder in ihrer Alltagsbewältigung aus
Nach Klaus Grawe lassen sich über die Therapieschulen hinweg folgende grundlegende Wirkfaktoren der
psychischen oder körperlichen Gründen erheblich behindert sind, nicht aufgenommen werden. Hierzu
Psychotherapie nachweisen:
gehören PatientInnen mit schweren körperlichen Behinderungen, die eine ständige Hilfsbedürftigkeit
Therapeutische Beziehung: Die Qualität der Beziehung zwischen dem Psychotherapeuten und dem
bedingen, oder Erkrankungen mit intensivem pflegerischem Betreuungsbedarf. Die Klinik ist für
•
Rollstuhlfahrer nur bedingt geeignet.
Patienten/Klienten trägt signifikant zu einem besseren oder schlechteren Therapieergebnis bei.
•
Ressourcenaktivierung: Die Eigenarten, die die Patienten in die Therapie mitbringen, werden als positive
Ressource für das therapeutische Vorgehen genutzt. Das betrifft vorhandene motivationale Bereitschaften,
4.
Therapeutisches Konzept
Fähigkeiten und Interessen der Patienten.
4.1 Die theoretisch konzeptuelle Orientierung für den Bereich der Rehabilitation
•
Ziele der Rehabilitation sind die möglichst selbstständige und selbstbestimmte Teilhabe am Leben in der
erfahrbar. Das kann z. B. dadurch geschehen, dass Therapeut und Patient reale Situationen aufsuchen, in
Gesellschaft entsprechend den Neigungen und Fähigkeiten. Unsere PatientInnen werden in den ersten
denen die Probleme auftreten, oder dass sie durch besondere therapeutische Techniken wie intensives
Behandlungstagen an das Therapiekonzept herangeführt, um gemeinsam mit ihnen „auf Augenhöhe“ an
Erzählen, Imaginationsübungen, Rollenspiele o. ä. die Probleme erlebnismäßig aktualisieren.
Problemaktualisierung: Die Probleme, die in der Therapie verändert werden sollen, werden unmittelbar
den von ihnen formulierten Zielen zu arbeiten. Notwendig dazu sind Engagement und Bereitschaft zur
Übernahme von Selbstverantwortung.
•
Motivationale Klärung: Die Therapie fördert mit geeigneten Maßnahmen, dass der Patient ein klareres
Bewusstsein der Determinanten (Ursprünge, Hintergründe, aufrechterhaltende Faktoren) seines
Der Kostenträger bewilligt in der Regel einen Behandlungszeitraum von drei Wochen. In dieser Zeit werden
problematischen Erlebens und Verhaltens gewinnt.
Diagnostik und das Erstellen des individuellen Therapieplanes, sowie therapeutische Interventionen
Problembewältigung: Die Behandlung unterstützt den Patienten mit bewährten problemspezifischen Maß­
durchgeführt. In einem standardisierten Verfahren mittels eines ICF-Fragebogens werden die Therapieziele
•
und deren Erreichung erfasst. Sollte die Behandlung eine längere Zeit erfordern ist ein Verlängerungsantrag
nahmen (direkt oder indirekt) darin, positive Bewältigungserfahrungen im Umgang mit seinen Problemen zu machen.
für die weitere Behandlung bis zum Erreichen des Rehabilitationsziels notwendig.
In jedem Fall wird der Behandlungszeitraum unter Abwägung aller sozialmedizinischer und fachlicher
4.3.1 Tiefenpsychologisch (psychodynamisch) fundierte Therapie
Aspekte individuell festgelegt (Leitlinien zur Rehabilitations­bedürftigkeit bei psychischen Störungen).
Im Zentrum der auf Freud und Jung zurückgehenden psychodynamischen Behandlungsweisen steht das
4.2 Das therapeutische Team
Aus der Vielfalt der verschiedenen Ziele und der vielfältigen Arbeit in der Rehabilitation sind multi­
„dynamische Unbewusste“, welches Geist, Seele und Körper gestaltet. Es zeigt sich in Krankheits­
symptomen, Körperempfindungen, Träumen, im schriftlichen, sprachlichen, künstlerischen Ausdruck oder
auch in Imaginationsübungen.
professionell verschiedene Berufsgruppen im therapeutischen Feld qualifiziert tätig. Die psychosomatische
Behandlung erfolgt im Bezugstherapeutensystem, d.h. Bezugstherapeut, ärztlicher Psychotherapeut oder
Es geht darum, zu erspüren, was unter der Oberfläche liegt, sich dem bewussten Zugriff zunächst
psychologische Psychotherapeuten, steuern gemeinsam mit ihren Patienten den Behandlungsverlauf. Zweite
verweigert, den Lebenslauf und die Gesundheitsentwicklung eines Menschen jedoch entscheidend prägt.
verlässliche Größen sind der Facharzt für vorliegende somatische Beschwerden und Psychopharmakologie
Die therapeutische Arbeit besteht dann darin, das zuvor Verborgene in das bewusste Erleben zu integrieren
und die Pflege. Die Überprüfung der Rehabilitationsbehandlung erfolgt durch die regelhaft stattfindenden
und neue Lebensweisen einzuüben. Hierbei helfen vielfältige psycho- und körpertherapeutische Verfahren.
oberärztlich geleiteten Rehabilitationsvisiten und Besprechungen im medizinisch-therapeutischen Team.
Im Rahmen der stationären Behandlung konstelliert sich der oben beschriebene therapeutische Prozess
Die Krankenschwestern und Mitarbeiter in der Pflege sind Ansprechpartner der Patienten im Klinikalltag und
auch in der Beziehung zu den Therapeuten und im Rahmen der Gruppentherapie zu den anderen Patienten.
bei lebenspraktischen Fragen. Sie unterstützen die Patienten bei der Durchführung von Therapie­
Dies entspricht dem Übertragungsvorgang, der dem Patienten im therapeutischen Prozess bewusst gemacht
maßnahmen, helfen beim Eingewöhnen und begleiten die Patienten in allen Therapiephasen. Gemäß dem
werden soll, damit er die von ihm unbewusst gestalteten Beziehungs-konstellationen und daraus
Selbstverständnis des Hauses nehmen sie nicht nur somatisch pflegerische Aufgaben wahr, sondern erfüllen
abgeleiteten Erwartungen erkennen und, soweit diese dysfunktional sind, auch im Rahmen seiner
nach entsprechender Schulung unter Supervision die Rolle von Co-Therapeuten. Die Fachärzte, die
Möglichkeiten überwinden kann. Die tiefenpsychologische Therapie hilft dem Patienten, die Hintergründe
Psychotherapeuten, die Physiotherapeuten und das examinierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonal
seiner Erkrankung zu klären und versetzt ihn so in die Lage, sich schrittweise mehr Selbstständigkeit und
arbeiten eng und vertrauensvoll in einem Kollegialsystem zusammen.
Selbstbestimmung zu erarbeiten.
9
8
4.3.2 Kognitive Verhaltenstherapie
4.3.6Hilfe zur Krankheitsbewältigung (Coping-Therapie)
Die kognitive Verhaltenstherapie hilft ungünstige oder krank machende Verhaltensmuster zu erkennen und
Die ärztlich geleitete Coping-Therapie hilft bei der Krankheitsbewältigung von chronischen oder
zu verändern. Dabei geht es nicht nur um äußerlich sichtbares Verhalten eines Menschen, sondern auch um
schubförmigen Erkrankungen, Behinderungen oder bei Krankheiten mit unsicherer, schwer einschätzbarer
innere Vorgänge wie Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse. Am Anfang stehen die Erfassung der
Prognose. Menschen entwickeln trotz gleicher Krankheit und vielleicht ähnlicher Symptome oft sehr
Alltagsbelastungen und der auslösenden Faktoren sowie die Analyse des Umgangs mit Stress und Ängsten.
unterschiedliche Umgangsweisen mit ihrer Krankheit. Unser Anliegen ist es, die ungenutzten Potenziale zu
Der „Teufelskreis der Angst“, ein Wechselspiel aus negativen Gedanken und Alarmsignalen des Körpers,
erkennen und die Belastungsgrenzen durch sorgsames und aktives Austesten erfahrbar zu machen. Dadurch
wird durch gezielte Therapietechniken durchbrochen. Durch so genannte Expositionen kann der Patient
können individuelle Ressourcen erweitert und verbleibende Freiräume wieder besser genutzt werden.
lernen, sich angstbesetzten Situationen zu stellen und dadurch sein Vermeidungsverhalten abbauen. Ein
weiteres Ziel ist die Reduktion von körperlichen Begleitsymptomen wie z.B. Herzklopfen, Luftnot, Zittern,
Schwindel oder Tinnitus.
4.3.3Integrative Gestalt- und Körpertherapie
4.4 Ergänzende und flankierende Maßnahmen
– Physiotherapie, Körper- und Bewegungstherapien
– Progressive Muskelentspannung (PMR)
Im Mittelpunkt der Gestalt-Körperarbeit steht nicht das Krankheitssymptom, sondern das Individuum mit
– Biofeedback
seinen Möglichkeiten. Ausgangspunkt für die gestalt-therapeutische Arbeit ist das gegenwärtige Erleben
– Liegekur als achtsame Selbsterfahrung
des Menschen, die Art und Weise, wie er seine Fähigkeiten entfaltet oder unterdrückt. Über den aktuellen
– Yoga
Konflikt kommt der Patient mit seiner ursprünglichen Problematik in Berührung, die es zu bearbeiten gilt.
– Taiji / Qi Gong
Auf der körperlichen Ebene geht diese Therapieform davon aus, dass jede Erfahrung unseres Lebens im
– Imaginationsübungen zur Selbststabilisierung
Körper gespeichert ist und ihren Ausdruck in der Struktur und Körperhaltung findet. Sie arbeitet deshalb
– Ergotherapie
mit Spiegelung des Körperausdrucks, Übungen zur Verbesserung des Körpergefühls und der Körper­
– weitere psychotherapeutisch ergänzende Therapien
wahrnehmung, Atemtechniken und Arbeit am „Muskelpanzer“. Dies geht von heilenden Berührungen bis
– Kreatives Schreiben
hin zu „nährendem“ Körperkontakt. Der Patient wird dabei unterstützt, die Blockaden zu lösen, die er infolge
– Kunsttherapie
von emotionalem Schmerz oder fehlender Geborgenheit aufgebaut hat.
– Tanztherapie
4.3.4Gruppenpsychotherapie
– Körperorientierte Therapie mit den Pferden
– Diätküche und Ernährungsberatung
Die Gruppen sind als offene Gruppen konzipiert. Es stoßen also immer wieder neue Patienten dazu. Immer
– Gesundheitsfördernde Rehabilitationsvorträge (Gesundheitsseminare),
wieder muss auch von scheidenden Patienten Abschied genommen werden. Die Gruppen setzen sich
Förderung der Sozialkompetenz und Freizeitangebote
ausschließlich aus Patienten der medizinischen Rehabilitation zusammen. In der verbalen Gruppe kommen
abgewandelte psychoanalytische Gruppentherapieelemente im Sinne der tiefenpsychologischen
Gruppenpsychotherapie zum Einsatz. Es wird die vertiefte Einsicht in die eigenen Interaktionen mit den
anderen Gruppenmitgliedern gefördert. Die Gruppe hat einen schützenden und bergenden Charakter.
Es entwickelt sich ein spontanes, im stationären Setting durch den Therapeuten strukturiertes Gespräch.
4.3.5 Der Einsatz der Pharmakotherapie unter neuropsychologischen und neurophysiologischen Aspekten
Das Einsetzen eines Psychopharmakons oder auch eines Schmerzmittels setzt eine breite Kenntnis der
5. Das therapeutische Vorgehen
Die einzelnen Phasen der psychosomatischen Rehabilitation von im Vorfeld der Aufnahme bis zur
Entlassung:
Pharmakologie voraus. Die Auswahl erfolgt unter Berücksichtigung der Symptomatik und der mit dem
5.1 Vor Aufnahme
Medikament zu bewirkenden Erleichterungen für den Patienten. Nach den Richtlinien moderner
Nach Anmeldung der jeweiligen PatientInnen und Übersendung der vorausgegangenen ärztlichen Befunde
Pharmakotherapie werden bei Aufnahme bei Bedarf Medikamentenspiegel von Psychopharmaka bestimmt,
erfolgt zunächst eine Überprüfung seitens der Fachärzte, ob die beschriebene Problematik mit Aussicht auf
um eine optimale medikamentöse Einstellung zu gewährleisten und das Risiko von Nebenwirkungen so gut
Erfolg im Fachbereich der psychosomatischen Rehabilitation behandelt werden kann (Indikationsprüfung).
wie möglich zu senken. Die aktive Einbeziehung der Patienten und der Aufbau einer guten Compliance,
In einigen Fällen werden bei unklarer Befundlage zur Ergänzung ambulante Vorgespräche in der Klinik
d.h. einer tragfähigen Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patient ist uns ein großes Anliegen – ebenso wie
geführt, bei denen den Betroffenen auch die praktischen Therapieschritte der in Aussicht genommenen
die Zusammenarbeit mit den einweisenden Ärzten und Kliniken.
Behandlung erläutert werden. Wenn notwendig erfolgen im Vorfeld bereits Therapieabsprachen und
Therapievereinbarungen mit unseren PatientInnen. Ein Therapievertrag kann beispielsweise den Verzicht
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auf Alkohol oder Medikamente beinhalten. Ausgeführt sein kann auch bei suizidgefährdeten Patienten,
feld für Interaktionen, andererseits wird durch die Gruppe Außenperspektive und Rückmeldung ermöglicht.
welche unterstützenden Maßnahmen das medizinische und pflegerische Team ihm gewähren können, damit
Ziel dieses Ansatzes ist es, dem Rehabilitanden eine Psychotherapie anzubieten, die gleichermaßen störungs­
dieser seinen Impulsen widerstehen und im Therapiebündnis Halt finden kann.
spezifisch und ressourcenorientiert ist. Therapeutenkonstanz im Gruppen- und Bezugs­therapeutensystem
inklusive Vertretungsregelung sind selbstverständliche organisatorische Rahmen­bedingungen.
5.2 Die Aufnahme und Folgewochen
Am Anreisetag erfolgt die Begrüßung durch eine examinierte Krankenschwester, bzw. Krankenpfleger.
Am 3. Tag ab Aufnahme erfolgt die erste tiefenpsychologisch ausgerichtete Bezugsgruppe.
Bei Aufnahme ist es zunächst wichtig Vertrauen, Sicherheit und Orientierung zu geben. Nach der Begrüßung
Je nach vorliegender Gesundheitsstörung erfolgt ggf. eine weitere Teilnahme an sogenannten
wird unseren PatientInnen ihr Zimmer gezeigt. Meist werden unsere PatientInnen von Angehörigen begleitet.
störungsspezifischen indikativen Gruppen. Im Einzelnen sind zu nennen:
Im pflegerischen Erstgespräch auf dem Zimmer werden unsere PatientInnen über medizinische und
– Depressionsgruppe
therapeutische Abläufe informiert, z.B. wann und durch wen die ärztliche Untersuchung und die psycho­
– Angstgruppe
therapeutische Aufnahme stattfinden. Hierbei entsteht ein erster Beziehungsaufbau, welcher im Rahmen der
– Trauer und Verlust
Hausführung am Nachmittag ergänzt und erweitert wird.
Nach ärztlicher und psychotherapeutischer Indikationsstellung folgen weitere Therapien, wie z.B.
Im ärztlichen Aufnahmegespräch erfolgt die medizinische Anamneseerhebung, ggf. Anpassung bzw.
Physiotherapie oder die körperorientierte Therapie mit den Pferden. Das erste Wochenende dient dem
Fortführung der Medikation und erste Therapiezielplanung. Dabei steht die Entwicklung einer Vertrauens­
Eingewöhnen und Kennenlernen. Deshalb sollte kein Besuch durch die Angehörigen am ersten Wochenende
basis im Vordergrund. Am Abend wird dies durch die Begrüßung durch einen „Paten“, eine(n) Mitpatienten/
erfolgen. Entsprechend der Darstellung der Therapiepläne (Abbildungen 1 - 3) werden mit den neu
in, welche(r) bereits länger in der gleichen Bezugsgruppe ist, noch erweitert; dadurch wird das Einleben und
aufgenommenen Patienten spezielle individuelle Therapiepläne ausgearbeitet und über unsere zentrale
die Einführung in die Patientengemeinschaft und die Psychotherapiegruppe erleichtert.
Therapieplanung erfasst. Für die Patienten sind die Gruppen- und Einzeltherapiegespräche mit dem
Psychotherapeuten, die Arzttermine und wöchentlichen Visiten sowie die ergänzenden indikativen
Gruppentherapien und Anwendungen wesentliche Bestandteile im Behandlungsablauf.
Am Folgetag werden pflegerische und erste diagnostische Maßnahmen, z.B. Vitalzeichenkontrolle,
Blutentnahme, EKG durchgeführt, es folgt die weitere körperliche Untersuchung und Diagnostik durch den
Bezugsarzt. Mit dem Bezugspsychotherapeuten wird die biographische Anamnese im Rahmen des
Die Ankunftswoche
psychotherapeutischen Einzelgesprächs durchgeführt, die Therapiezielplanung weiter ergänzt und der
Therapieplan vervollständigt. Gruppen- und Einzeltherapie sind die tragenden Elemente der stationären
Rehabilitation.
Montag
Dienstag
und die individuellen Rehabilitationsmaßnahmen festlegt. Das persönliche Beziehungsangebot und der
11:00 Uhr
und schwerer beeinträchtigten Rehabilitanden, geeignete Rehabilitationsangebote zu nutzen. Die
12:00 Uhr
Einzeltherapiegespräche werden vom jeweils zuständigen Bezugstherapeuten durchgeführt.
13:00 Uhr
erhöht werden. Paar- und Angehörigengespräche können ebenfalls angeboten werden.
14:00 Uhr
15:00 Uhr
Ein weiterer zentraler Therapiebaustein und Wirkfaktor des Behandlungskonzeptes ist die zwei Mal
wöchentlich stattfindende Gruppentherapie in einer Bezugsgruppe. Sie wird halboffen mit in der Regel max.
16:00 Uhr
10 Teilnehmern durchgeführt. Das gruppentherapeutische Setting beinhaltet unabhängig von der
17:00 Uhr
therapeutischen Ausrichtung und den angewandten Techniken sogenannte „kurative Wirkfaktoren“ (Fiedler,
18:00 Uhr
1996), die wichtige Bedingungen für positive Veränderungsprozesse darstellen (Gruppenkohäsion, Verstärkung
der Selbstöffnungsbereitschaft, Solidaritätserfahrungen, Vertrauen, etc.). Die Gruppe ist einerseits ein Übungs­
Pflege (3)
Bezugsgruppe
Freitag
Samstag
Ergotherapie
10:00 Uhr
Schutz in der Dyade stärkt das therapeutische Arbeitsbündnis und hilft vor allem auch schwach motivierten
In der Regel findet ein Einzelgespräch pro Woche statt, die Frequenz kann bei Bedarf (Krisenintervention)
Donnerstag
8:00 Uhr
9:00 Uhr
In der Einzeltherapie hat jeder Rehabilitand einen Bezugstherapeuten, der mit ihm Einzelgespräche führt
Mittwoch
Abbildung 1
Pflege (1)
Physiotherapie
Psychoth. Aufn.
Ärztl Aufn. (1)
Ärztl Aufn. (2)
Pflege (2)
„Pate“
Therap. Pferd
13
12
5.3 Überprüfung des therapeutischen Behandlungsverlaufs und Zusammenarbeit
5.4 Die Vorbereitung auf die Entlassung
Der therapeutische Verlauf wird von den Behandlern auf verschiedenen Ebenen strukturiert reflektiert und
Gemeinsam mit unseren PatientInnen erfolgt im Rahmen der Entlassungsvorbereitung eine Zusammenschau
supervidiert. Einmal in der Woche findet die große Rehabesprechung unter Beteiligung der behandelnden
der therapeutischen Entwicklungen und der Befunde, ggf. eine sozialmedizinische Beurteilung, eine
Fach – und Oberärzte, der Pflege und der Psychotherapeuten statt. In den regelhaft 2 x wöchentlich
intensive Vorbereitung der nachstationären Behandlung unter Einbezug unserer Kooperationen im Case
stattfindenden Intervisionen werden bei Bedarf Fallbesprechungen durchgeführt. Einmal wöchentlich erfolgt
Management, ggf. Klärung einer stufenweisen Wiedereingliederung oder spezifischer Nachsorge-
die Besprechung des medizinischen Kernteams, bestehend aus Arzt, Psychotherapeut und Pflege unter
maßnahmen. Die Planung der Nachsorge erfolgt strukturiert mittels einer Nachsorgecheckliste unter
Einbezug der Kreativ – und Bewegungstherapeuten. Die vollzogenen Beobachtungen in schriftlicher und
fachärztlicher Verantwortung.
mündlicher Form zu den Patienten werden einbezogen, um sie für den therapeutischen Prozess nutzbar zu
machen. Während dieser Sitzungen, wie auch bei den Visitennachbesprechungen, können schwierige
Patienten auch wiederholt besprochen und der Therapieverlauf engmaschig durch den Oberarzt begleitet
Die letzte Woche und der Abschied
werden. Für die Abteilung Krankenhaus und die Abteilung Rehabilitation stehen erfahrene interne und
Montag
externe ärztliche Supervisoren für das Therapiecontrolling zur Verfügung.
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
Samstag
8:00 Uhr
Beispiel eines Wochenplanes ab der zweiten Behandlungswoche
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Freitag
9:00 Uhr
Bezugsgruppe
10:00 Uhr
Physiotherapie
Physiotherapie
12:00 Uhr
Isometrie
Nordic Walking
Arzttermin
PMR
Gruppengymn.
Tanztherapie
Yoga
Bezugsgruppe
Nordic Walking
Wassergymn.
15:00 Uhr
10:00 Uhr
Physiotherapie
Physiotherapie
11:00 Uhr
Ergotherapie
Abreise
13:00 Uhr
14:00 Uhr
Sozialberatung
Taiji Qi Gong
Therap. Pferd
15:00 Uhr
16:00 Uhr
IG „Joker“
Psychotherapie
Abschluss
17:00 Uhr
13:00 Uhr
14:00 Uhr
Gruppe, Abschied
12:00 Uhr Ärtzl. Abschluss
8:00 Uhr
11:00 Uhr
Samstag
9:00 Uhr
Therap. Pferd
Physiotherapie
Oberarztvisite Selbsterfahrung
Psychoth.
19:00 Uhr
Selbsterfahrung Einzelgespräch
16:00 Uhr
18:00 Uhr
Kunsttherapie
Abbildung 3
17:00 Uhr
18:00 Uhr
19:00 Uhr
Abbildung 2
Vorträge
6.Kulturangebote
Die Förderung der Eigeninitiative in der Freizeit ist ein wichtiges Therapieziel. Sie dient der allgemeinen
Aktivierung, der Förderung der sozialen Kontakte und dem Abbau von Rückzugs- und Vermeidungs­
verhalten. In der Klinik gibt es zahlreiche Angebote für die Freizeitgestaltung wie Sport, Spiele, Werken,
Musik, Lesungen und Filme. Im Musiksaal des Sanatoriums finden wöchentlich klassische Konzerte in
Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater Hannover statt. Darüber hinaus bereichern
regelmäßige Lesungen und Märchenabende das Angebot. Zusätzlich informieren wir unsere Patienten über
Aktivitäten im Klinikumfeld wie organisierte Ausflüge und Wanderungen, Vorträge und Vorführungen, die
vielfach auch an Wochenenden und Feiertagen stattfinden.
14
7. Diagnostik und Testdiagnostik im Überblick
Wir wenden die folgenden Diagnose-Instrumente, Methoden und Verfahren an.
In der Diagnostik:
-Labor
-EKG
-Ergometrie
-Spirometrie
-Sonographie
-Echokardiographie
-24-Stunden-Blutdruck-Messung
-Lungenfunktionsdiagnostik
Als Testdiagnostik:
- Psychometrische Testverfahren zur Erfassung von Angst und Depressivität (HADS-D)
- SCL-90-R-Selbstrating zur Erfassung psychischer Symptome
- Beck-Depressions-Inventar (BDI) zur Erfassung und Verlaufsbeurteilung depressiver Symptome
- IK-PTBS, diagnostisches Interview zur Erfassung komplexer traumatischer Belastungsstörungen
- DES II, FDS zur Erfassung von dissoziativen Zuständen
- Impact of Event Scale (IES) zur Erfassung von Traumafolgestörungen
- Screeningtests zur Beurteilung kognitiver Hirnfunktionen, sowie Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und
Konzentrationsleistungen und kognitiven Leistungsgeschwindigkeit.
- Anamnesefragebogen zur lebensbiographischen Entwicklung
- Fragebogen zu Ehe- und Partnerschaftsstörungen
Die Langversion des Rehabilitationskonzeptes erhalten Sie auf Anfrage im PDF-Format per Email.
Fachkrankenhaus
für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie
Krankenhaus und Sanatorium Dr. Barner
Fachklinik für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie
Dr.- Barner -Straße 1
38700 Braunlage / Harz
Tel: 05520 / 804 -0
Fax: 05520 / 804 -250
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Hannover
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