VR International Nummer 9 | September 2014 Persönliches Exemplar für Herrn Max Mustermann Ländersteckbrief Myanmar | Seite 6 Logistik-Hotspot Tschechien | Seite 10 Reichlich Ansatzpunkte für deutsche Technologien | Seite 11 Afrika: Der Chancenkontinent ka Afri Reihe 2014: Afrika Technik und Know-how „Made in Germany“ besonders gefragt – Hermesdeckungen sichern wirtschaftliche und politische Risiken auch bei Exporten nach Afrika ab – Deckungsvolumen über zwei Milliarden EUR. Das Bild, das viele Menschen von Afrika haben, ist häufig geprägt von den großen Problemen des Kontinents. Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Die andere: Von den zehn Ländern in der Welt mit zweistelligen Wachstumsraten liegen sechs in Afrika. Dank ihres Rohstoffreichtums haben zahlreiche afrikanische Staaten einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Und der positive Trend setzt sich fort. Dabei fußt der Aufschwung nicht mehr allein auf dem Export von Rohstoffen. Mit der Herausbildung einer jungen Mittelschicht treten Produktion und Konsum immer stärker in den Vordergrund. Chancen für den deutschen Mittelstand Ob Straßen, Stromleitungen oder Kraftwerke: Der Investitionsbedarf afrikanischer Staaten ist enorm. Technik und Know-how „Made in Germany“ sind hier besonders gefragt. Die Chancen, gerade für kleine und mittelständische deutsche Exportunternehmen aus dem VR International Technologie aus Deutschland ist gefragt, denn der Investitionsbedarf Afrikas ist groß. Und Hermesdeckungen helfen bei den Risiken. 1 Im Fokus Nummer 9 | September 2014 nicht in Angola tätig. Insofern ist das Projekt, das vom britischen Trade Finance Magazine jüngst als einer der Best Deals 2013 ausgezeichnet wurde, nicht nur ein Beleg für gelungene Außenwirtschaftsförderung, die Exportunternehmen und Bestellern zugutekommt. Ein anderes Beispiel ist das Ingenierunternehmen Julius Berger, das technische Anlagen und Maschinen auf dem Seeweg nach Nigeria exportiert. Eine isolierte Finanzkreditdeckung des Bundes sicherte die Finanzierung der Lieferung ab. Subsahara-Afrika: Deckungsvolumen verdoppelt Quelle: Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland, Jahresbericht 2013 Maschinen- und Anlagenbau oder der Informations- und Kommunikationstechnologie, in Afrika zum Zuge zu kommen, sind groß. Doch viele deutsche Unternehmen scheuen das Risiko. Sie haben Sorge, auf unbezahlten Rechnungen sitzen zu bleiben. Staatliche Exportkreditgarantien – sogenannte Hermesdeckungen – helfen dabei, dieses Risiko abzufedern. tien abgesichert. Dies sind knapp 8 Prozent des gesamten Deckungsvolumens von 2013. Der größte Teil entfiel auf Geschäfte mit Ägypten, gefolgt von Südafrika, Algerien und Angola. Sammeldeckungen im Rahmen der AusfuhrPauschal-Gewährleistung (APG) machten knapp drei Viertel des Deckungsvolumens aus, gut 25 Prozent der Deckungen entfielen auf Einzelprojekte. Absicherung der gesamten Wertschöpfungskette Neue Märkte erschließen Hermesdeckungen sind seit mehr als 65 Jahren ein bewährtes Instrument der Außenwirtschaftsförderung. Sie bieten Exporteuren die Möglichkeit, sich gegen wirtschaftliche und politische Unwägbarkeiten abzusichern, indem große Teile des Risikos auf den Bund übertragen werden. Die Absicherungsmöglichkeiten erstrecken sich dabei über die gesamte Wertschöpfungskette und reichen von der Produktionsphase bis zur Bezahlung der letzten Tilgungsrate des finanzierten Geschäfts. Hermesdeckungen helfen nicht nur, bestehende Kundenbeziehungen in schwierigen Zeiten aufrechtzuerhalten. Sie unterstützen Exportunternehmen auch dabei, nur schwer zugängliche Märkte zu erschließen. Dies gilt insbesondere für Afrika. Allein im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung Lieferungen und Leistungen nach Afrika im Wert von 2,2 Milliarden EUR über Exportkreditgaran2 Ein solches ist das Projekt ist Vila Residencial Maquis. Die angolanische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, mittelfristig eine Million neue Wohneinheiten zu errichten, um so zum einen der Wohnungsnot zu begegnen und zum anderen der massiven Preisspekulation in diesem Sektor entgegenzutreten. Es sollen deswegen mehr als 33.000 Wohneinheiten inklusive Infrastruktur in den kommenden Jahren entstehen. CCC Machinery aus Hamburg liefert die für die Produktion von Hausbauelementen notwendigen Fertigungsstraßen. Lieferungen und Leistungen haben einen Auftragswert von 52,7 Millionen EUR, die der Bund mit einer Exportkreditgarantie abgesichert hat. Es ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie Hermesdeckungen Unternehmen dabei helfen, neue Märkte und Geschäftsfelder zu erschließen. CCC Machinery betritt mit diesem Geschäft Neuland. Das Tochterunternehmen von Ferrostaal ist bis dato noch Afrika wird üblicherweise in zwei Blöcke geteilt: in die nordafrikanischen Staaten plus Südafrika auf der einen Seite und Subsahara-Afrika auf der anderen Seite. Aber nicht nur zwischen den Regionen, auch innerhalb der beiden Blöcke verlaufen die Entwicklungen ganz unterschiedlich. Entsprechend differenziert ist die aktuelle Deckungspolitik. Die Länderbeschlusslagen für die nordafrikanischen Staaten sowie Südafrika sehen vor, dass Geschäfte in diese Länder – vorausgesetzt, sie sind risikomäßig vertretbar und förderungswürdig – mit staatlichen Exportkreditgarantien abgesichert werden können. Anders stellt sich die Situation in Subsahara-Afrika dar: Aktuell sind Hermesdeckungen für Geschäfte mit privaten Bestellern und zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen für fast alle Subsahara-Staaten verfügbar. Dagegen sind die Deckungsmöglichkeiten für Geschäfte mit Staatsrisiken – von staatlichen Bestellern – auf Kreditbasis seit Jahren nur in Ausnahmefällen möglich. Dennoch hat sich das Deckungsvolumen für die Subsahara-Region in den vergangenen zehn Jahren von rund 700 Millionen auf aktuell 1,25 Milliarden EUR nahezu verdoppelt. Dies entspricht rund 19 Prozent der deutschen Exporte in diese Region. Lasten der Vergangenheit Die restriktive Subsahara-Deckungspolitik, die Geschäfte mit staatlichen Risiken faktisch ausschließt, hat ihre Ursachen in der Vergangenheit. Viele afrikanische Länder sind im Rahmen der 1996 VR International Im Fokus Nummer 9 | September 2014 begonnenen Initiative zur Reduzierung der Schuldenlast der hoch verschuldeten armen Länder durch die HeavilyIndebted-Poor-Countries-Initiative entschuldet worden. In diesem Zusammenhang verzichtete Deutschland gegenüber Ghana, Mosambik, Tansania und Uganda auf Handelsforderungen von knapp 500 Millionen EUR. Seit dieser HIPC-Initiative sind der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank bemüht, eine erneute Überschuldung zu vermeiden sowie eine nachhaltige Entwicklung in diesen Ländern zu fördern. Die staatlichen Exportkreditversicherer der OECD-Mitgliedsstaaten unterstützen IWF und Weltbank bei diesen Bemühungen durch entsprechende Grundsätze bei der Vergabe von Garantien für Exportkredite. Staatlich geprägte Wirtschaftsstruktur Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit und unter Berücksichtigung der aktuellen Verschuldungssituation ist die restriktive Haltung der Bundesregierung bei der Deckungspolitik insbesondere gegenüber HIPC-Staaten nachvollziehbar. Dies gilt auch vor allem mit Blick auf die Vermeidung einer nicht tragfähigen Schuldenaufnahme. Sie ist aber auch nicht unumstritten. Die Wirtschaftsstruktur in der Region ist oft noch sehr stark staatlich geprägt. Straßen, Kraftwerke und andere Infrastrukturmaßnahmen werden – wenn nicht direkt von Staatsunternehmen – von staatlich kontrollierten Unternehmen errichtet. Die aktuelle Deckungspolitik ermöglicht es Exporteuren jedoch in vielen Fällen nicht, für diese Geschäfte eine Hermesdeckung zu bekommen. Umfangreichere Deckung gewünscht Der deutsche Mittelstand wünscht sich vom Bund deshalb seit geraumer Zeit eine Lockerung der Deckungspolitik für Subsahara-Afrika. Zu groß ist die Sorge, dass ausländische Unternehmen die geschäftlichen Chancen dort für sich allein verbuchen. Bereits heute investieren Länder wie China, Brasilien und Indien jährlich Milliarden in den Produktions- und Absatzmarkt Afrika. Prognosen gehen davon aus, dass das mittelVR International Direktinvestitionen Bei Direktinvestitionen liegt der Schwerpunkt in Afrika in der Absicherung von großvolumigen Öl- und Gasprojekten in Nordafrika sowie in der verarbeitenden Industrie in Südafrika. Für Afrika ist ein wachsendes Interesse an Projekten aus den Bereichen der erneuerbaren Energien zu verzeichnen. Dies betrifft Windkraft- und Photovoltaikprojekte. Hinzu kommen verstärkt Anfragen zu landund forstwirtschaftlichen Vorhaben in Subsahara-Afrika. Aus den Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung Die Potenziale Afrikas ergeben sich aus der demografischen Entwicklung zu einem riesigen Zukunftsmarkt mit hohem Wirtschaftswachstum. Afrikanische Märkte entwickeln sich dynamisch und werden – über die Rohstoffwirtschaft hinaus – für die deutsche Wirtschaft durch steigende Kaufkraft, Nachfrage nach deutschen Qualitätsprodukten und technischer Expertise sowie fristige Wachstumspotenzial von Subsahara-Afrika in den kommenden Jahren bei rund 6 Prozent liegen wird. Der Markt bietet großes Potenzial: Ein Großteil der über eine Milliarde Afrikaner lebt südlich der Sahara. durch steigende Investitionen und innovative Angebote zunehmend interessanter. Hermesdeckungen Staatliche Exportkreditgarantien – sogenannte Hermesdeckungen – sind seit mehr als 65 Jahren ein zentrales Element der Außenwirtschaftsförderung. Zusammen mit PricewaterhouseCoopers (PwC) ist Euler Hermes von der Bundesregierung mit dem Management der staatlichen Exportkredit- und Investitionsgarantien beauftragt. Hermesdeckungen sichern Exportunternehmen gegen politische und wirtschaftlich begründete Forderungsausfälle ab. Allein im vergangenen Jahr übernahm der Bund Exportkreditgarantien in Höhe von 27,9 Milliarden EUR, seit Einführung des Instrumentariums 777 Milliarden EUR. Exportkreditgarantien tragen maßgeblich zur Schaffung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen bei und sichern somit Wachstum und Wohlstand in Deutschland. Die Bundesrepublik Deutschland hat in ihren im Mai 2014 beschlossenen „Afrikapolitischen Leitlinien“ zugesagt, zu prüfen, inwieweit die Deckungspolitik für Subsahara-Afrika schrittweise geöffnet werden kann. Die Ergebnisse stehen noch aus.* Plafonds: Instrumente zur Risikosteuerung Hermesdeckungen verfügen über ein breites Spektrum von Länderpolitiken, die der Risikosteuerung dienen. Zum einen kann die Indeckungnahme mit bestimmten Auflagen hinsichtlich der Laufzeit oder aber der Größe des zu deckenden Geschäfts verknüpft werden. Eine andere Möglichkeit ist die Einrichtung eines Plafonds. Das Prinzip: Für ausgewählte Länder wird ein Deckungsrahmen mit einem Höchstsatz der insgesamt zu übernehmenden Deckungen festgesetzt. Ist der Rahmen erschöpft, sind so lange keine weiteren Indeckungnahmen mehr möglich, bis der Plafond erneuert oder aber aufgestockt wird. Auch eine stärkere Beteiligung des Exporteurs am Risiko durch einen erhöhten Selbstbehalt kann eine Variante sein. * Eine Aufstellung der aktuellen Länderbeschlusslage für alle afrikanischen Staaten finden Sie unter www.agaportal.de. Autor Dr. Andreas Klasen Partner PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsund Beratungsgesellschaft New-York-Ring 13 22297 Hamburg 040 8834-9500 [email protected] 3 Märkte & Chancen Nummer 9 | September 2014 Estland, Lettland und Litauen: Maschinenmarkt wächst Die wachsende Wirtschaft und Produktivitätsdruck fördern die Maschinennachfrage in allen drei baltischen Staaten. In allen drei baltischen Staaten schafft die generell gute Konjunktur derzeit günstige Voraussetzungen für den Absatz von Maschinen und Anlagen. So diagnostizierte die EU-Kommission, dass Lettlands Wirtschaft 2014 um 3,8 Prozent und damit dynamischer als in allen anderen EU-Staaten wächst – so wie auch schon 2012 und 2013. Für Estland erwartet die Brüsseler Kommission, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2014 um 1,9 Prozent steigt. Besonders gut sind die Aussichten in Litauen, sollen sich 2014 doch das BIP um 3,3 Prozent, die allgemeine Investi- tionstätigkeit um 6,5 Prozent und die reinen Ausrüstungsbeschaffungen sogar um 9 Prozent erhöhen. Für zusätzliche Belebung sorgt in der zweiten Jahreshälfte die konkrete Ausgestaltung der EU-Förderung bis 2020. Gelder aus Brüssel haben in allen drei baltischen Ländern nach wie vor eine starke Bedeutung für die Realisierung von Investitionen. Dies gilt nicht nur für Projekte der öffentlichen Hand, sondern auch für Modernisierungen von Privatunternehmen. Auf allen drei baltischen Märkten war im Jahr 2013 die Importnachfrage für Bau-, Baustoff- und Bergbauausrüstungen sowie Fördertechnik am stärksten, gefolgt von Pumpen und Kompressoren. Innerhalb der einzelnen Industriebranchen waren es 2013 auf den drei baltischen Märkten die Nahrungsmittel- und Getränkebetriebe, welche die meisten Maschinen und Anlagen im Ausland geordert haben. Die Erzeugung und Verarbeitung von Agrarerzeugnissen hat in den baltischen Staaten lange Tradition und ist auch heute von großer Bedeutung. Zudem zählen Holzbearbeitungs- sowie Druckund Papiermaschinen zu den stärker eingeführten Sparten. Dabei kommen in Lettland und Litauen mit Abstand die meisten aller eingeführten Maschinen und Anlagen aus Deutschland. Quelle: gtai AUMA: Messeprogramm 2015 steht Süd-, Ost- und Zentralasien sind auch im nächsten Jahr die wichtigsten Zielregionen für Auslandsmessebeteiligungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Das Ministerium plant dort Beteiligungen an 81 Messen, darunter 40 in China und Hongkong, auf denen deutsche Unternehmen zu günstigen Konditionen ausstellen können. Bei einem voraussichtlichen Etat von 42,5 Millionen EUR enthält das Auslandsmesseprogramm bisher insgesamt 202 Veranstaltungen in 38 Ländern. Weitere wichtige Zielregionen des Programms 2015 sind die europäischen Länder außerhalb der EU – 45 Messen, davon 35 in Russland –, sowie der Nahe und Mittlere Osten und Nordamerika. Lateinamerika ist mit 17 und Afrika mit elf Messebeteiligungen vertreten. Der Arbeitskreis für Auslandsmessebeteiligungen schlägt dem Ministerium jährlich Messen für sein Auslandsmesseprogramm vor. Er besteht aus Vertretern der exportorientierten deutschen Fachverbände, der Bundesministerien für Wirtschaft und Energie (BMWi) sowie Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), des Auswärtigen Amtes und der Bundesländer. Weitere Informationen: Die Veranstaltungen im Auslandsmesseprogramm 2015 sind in der AUMA-Messedatenbank veröffentlicht unter: www.auma.de Messedatenbank Auslandsmesseprogramme Angola: Wirtschafts-Initiative mit neuer Außenstelle In dem als schwierig bekannten Partnerland Angola gibt es eine neue Anlaufstelle für deutsche Unternehmen, die sich dort engagieren wollen. Die Deutsch- 4 Angolanische Wirtschafts-Initiative hat eine Außenstelle in Luanda eröffnet. Die DAWI gibt es seit 2007 und versteht sich in erster Linie als Türöffner für ihre Mitglieder aufgrund ihres Netzwerks in beiden Ländern. Damit verfügt die deutsche Wirtschaft über eine weitere Anlaufstelle in Angola, zusätzlich zu der Delegation der Deutschen Wirtschaft. Das Büro befindet sich in den Räumen eines neuen DAWI-Mitglieds, der international tätigen Firmengruppe Grupo Mestres & Serviços. Das Unternehmen ist an Partnerschaften mit deutschen Unternehmen in seinen Geschäftsfeldern interessiert. Diese um- fassen eine breite Palette, darunter Gewerbebau, Mineralölindustrie, Hydraulikmaschinen, Nahrungsmittelindustrie, Bergbauaktivitäten, Informationstechnologie, Tourismus und Finanzsektor. Weitere Informationen: Deutsch-Angolanische WirtschaftsInitiative: www.dawi-initiative.com Grupo Mestres & Serviços: www.grupomestres.co.ao Delegierter der deutschen Wirtschaft in Angola: Ricardo Gerigk – www.angola.ahk.de VR International Nummer 9 | September 2014 Japan: EU-Portal für Geschäftsbeziehungen Das EU-Japan-Zentrum für industrielle Zusammenarbeit hat ein neues Portal ins Leben gerufen, das kleine und mittlere Unternehmen beim Ausbau ihrer geschäftlichen Tätigkeiten in Japan helfen soll. Das kostenlose Portal „EU Business in Japan“ wurde gegründet, um den Zugang zu japanischen Märkten zu erleichtern, Arbeitsplätze zu schaffen und Innovationen voranzutreiben. In Japan bieten folgende Branchen gute geschäftliche Aussichten für Unternehmen aus der EU: Altenpflege, Gesundheitswesen, erneuerbare Energien, Bio- technologie, Nanotechnologie, IT und Luxusgüter. Das Portal „EU Business in Japan“ dient als Praxisratgeber für Geschäftsbeziehungen mit Japan – von interkultureller Kommunikation, über Marktdaten, bis hin zu anderen wichtigen Themen wie Steuerfragen. Weitere Informationen: Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen mit Japan aufnehmen möchten, können sich unter nachfolgendem Link anmelden: www.eubusinessinjapan.eu UK: Infoveranstaltung Maschinenbau/ Automatisierungstechnik Das Beratungsunternehmen enviacon international organisiert im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie am 28. Oktober 2014 eine Informationsveranstaltung für deutsche KMU mit dem Titel „Maschinenbau/Automatisierungstechniken im Vereinigten Königreich“ im VKU-Forum Berlin. Ziel der Veranstaltung ist es, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen auf einen erfolgreichen Markteinstieg vorzubereiten. Dazu werden ziellandspezifische allge- meine sowie branchen- bzw. fachspezifische Informationen zur Verfügung gestellt. Besonderer Fokus liegt dabei auch auf den konkreten Absatzmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Weitere Informationen: Die Teilnahme ist kostenlos. Die Verpflegung kostet 30 EUR für das ganztägige Catering. Anmeldeschluss ist der 14. Oktober 2014. Anmeldung unter: www.enviacon.com MESSETIPPS EXPO MANUFACTURA Internationale Fachmesse für Fertigungstechnik, Automation und Robotik In Monterrey in Mexiko findet vom 3. bis 5. Februar 2015 die EXPO MANUFACTURA – Internationale Fachmesse für Fertigungstechnik, Automation und Robotik statt. Branchenschwerpunkte sind C-Techniken, Fertigungsautomatisierung, Mess-, Regel- und Steuertechnik (Branche 19), Metallbe- und -verarbeitung, Schweißtechnik (Branche 57), Kunststoff- und Gummiverarbeitung (Branche 47), Angebotsschwerpunkte sind: Automatisierungssysteme, C-Techniken, Fertigungsautomatisierung, Kunststofftechnologie, Kunststoffverarbeitungsmaschinen, Messtechnik, Metallbearbeitung, Montagetechnik, Qualitätssicherung, Recycling, Regel- und Steuertechnik, Robotik, Schweißtechnik und Werkzeugmaschinen. Kontakt: E. J. Krause & Associates, Inc. Mörsenbroicher Weg 191 40470 Düsseldorf 0211 610730 [email protected] www.expomanufactura.com.mx Intec Polen: AHK-Leitfaden mit Erfolgsrezepten Perfekt geplant und genial improvisiert: Deutsch-polnisches Teamwork kann gute Ergebnisse bringen. Was bei der Kooperation mit Geschäftspartnern, Kollegen und Angestellten aus dem Nachbarland zu beachten ist, erläutert die Deutsche Auslandshandelskammer (AHK) Polen in einem aktuellen Leitfaden. Bei internationaler Zusammenarbeit treffen unterschiedliche Denkmuster aufeinander. Das ist Herausforderung und Chance zugleich, um Synergieeffekte zu erzielen. Voraussetzung ist, dass eine Vertrauensbasis geschaffen wird. Denn in Polen gilt: Nur wenn die Chemie stimmt, stimmt auch die Geschäftsbeziehung. Mit Verweisen auf historische und kulturelle HintergrünVR International de sowie zahlreichen Beispielen aus dem Unternehmensalltag liefert der Leitfaden „Geschäftskultur Polen kompakt“ spannende Einblicke in die polnische Geschäftswelt. Er enthält Informationen und Tipps zu Kontaktaufnahme und Geschäftsanbahnung, Koordination, Meetings, Entscheidungsfindung, Verhandlungsführung oder zu Führung und Motivation. Auch Geschäftsessen und das Thema „After Work“ werden behandelt. Weitere Informationen: Der Leitfaden kostet 12 EUR und kann bestellt werden auf: http://ahk.p Medien Publikationen Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungsund Automatisierungstechnik Vom 24. bis 27. Februar 2015 öffnet in Leipzig die Intec – Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungsund Automatisierungstechnik die Tore. Branchenschwerpunkte sind C-Techniken, Fertigungsautomatisierung, Mess-, Regel- und Steuertechnik (Branche 19), Metallbe- und -verarbeitung, Schweißtechnik (Branche 57), Logistik, Antriebs-, Förder- und Lagertechnik (Branche 55), Angebotsschwerpunkte: Anlagenbau, Antriebstechnik, Blechbearbeitung, C-Techniken, Fluidtechnik, Handhabungstechnik, Hydraulik, Hydraulikpressen, Industrieroboter, Laserbearbeitungssysteme. Kontakt: Leipziger Messe GmbH Messe-Allee 1 04356 Leipzig 0341 678-8334 [email protected] www.messe-intec.de Ländersteckbrief Nummer 9 | September 2014 Myanmar Mit der Einsetzung einer Zivilregierung endete in Myanmar im Jahr 2011 eine fast fünfzig Jahre andauernde Militärherrschaft. Trotz des weiterhin starken Einflusses des Militärs, das zusammen mit der von ihm gestützten Partei USDP über eine Zweidrittelmehrheit im Parlament verfügt, hat der Prozess der Demokratisierung und Liberalisierung zu sichtbaren Fortschritten in der politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes geführt. Staatspräsident Thein Sein kann bei der Fortführung des Prozesses auf die Unterstützung von IWF und Weltbank zählen. Stärkste Oppositionspartei im Parlament ist die National League for Democracy (NLD) unter Führung der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Politische Lage Myanmar zählt zu den ethnisch und religiös heterogensten Staaten der Welt. Vielschichtige Konflikte der etwa 135 hier lebenden Völker bilden die größten Hindernisse für die weitere Demokratisierung und wirtschaftliche Entwicklung. Sie bergen darüber hinaus ein beträchtliches Sicherheitsrisiko für die gesamte Region. Außenpolitisch unterhält Myanmar ein traditionell enges Verhältnis zu China. Die Beziehungen zu Japan, Indien, Thailand sowie zu den USA und der EU gewinnen an Bedeutung. Die EU hat ihre Handelssanktionen gegen das Land aufgehoben und Deutschland die Wiederaufnahme der Entwicklungszusammenarbeit angekündigt. Die Zusammenarbeit mit den ASEAN-Staaten, deren Vorsitz Myanmar 2014 innehat, wird intensiviert. Wirtschaftsstruktur Myanmar ist ein ressourcenreiches Land an der Schnittstelle zwischen China, Indien und Südostasien. Infolge jahrzehntelanger Isolation und Misswirtschaft zählt es jedoch zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Wirtschaft ist von Landwirtschaft und Bergbau geprägt. Im Agrarsektor werden rund 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet und rund zwei Drittel aller Beschäftigten sind hier tätig. Die Produktivität ist gering, nicht zuletzt als Folge von Subsistenzwirtschaft, Düngermangel und staatlichen Verkaufspreisen. Hauptanbauprodukt ist Reis. Zudem gilt Myanmar als der zweitgrößte Opium- Rangun war die Hauptstadt, seit Februar 2006 ist Naypyidaw die neue Hauptstadt Myanmars. Naypyidaw bedeutet: Heimstatt der Könige. 6 VR International Ländersteckbrief Nummer 9 | September 2014 Nützliche Adressen Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland mit Myanmar (in Millionen EUR) Jahr Deutsche Ausfuhr Deutsche Einfuhr Saldo 2011 43 61 –18 2012 105 45 60 2013 127 56 71 Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; Außenhandel, Fachserie 7 produzent der Welt. In der Industrie und Bergbau werden rund 27 Prozent des BIP erwirtschaftet, wobei die Industrie wenig diversifiziert und ausbaubedürftig ist. Der Bergbau ist in Anbetracht der großen Lagerstätten von Energierohstoffen und Edelsteinen von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung. Die bestätigten Gasreserven Myanmars gehören zu den größten in Südostasien. Der Reichtum an Energierohstoffen und sonstigen Bodenschätzen, in zunehmendem Maß auch die verarbeitende Industrie, die Telekommunikation, Transport und Tourismus ziehen ausländische Investitionen in das Land, von denen seit 2013 der mit Abstand größte Anteil auf Singapur entfällt. Der Beitrag des Dienstleistungssektors zum BIP beläuft sich auf rund 37 Prozent, wovon der Handel mit fast 20 Prozent den größten Teil ausmacht. Der Finanzsektor ist kaum entwickelt. Trotz der Privatisierung einer Reihe ehemaliger Staatsfirmen üben Staat und Militär weiterhin einen erheblichen Einfluss auf das Wirtschaftsleben aus. Das Investitionsklima wird durch fehlende marktwirtschaftliche Institution und Rahmenbedingungen, unflexible administrative Strukturen und Korruption beeinträchtigt. Arbeitslosen wird von der Regierung nicht ermittelt. Der Anteil der Unterbeschäftigten wird jedoch auf mindestens ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung geschätzt. Die Inflationsrate belief sich 2013 auf 5,5 Prozent, dürfte sich ab 2014 im Zuge der erwarteten Wachstumsbelebung jedoch beschleunigen. Die Haushaltsplanung ist intransparent. 2013 wurde ein Budgetdefizit von 4,6 Prozent des BIP ausgewiesen, das 2014 auf 4 Prozent sinken könnte. Dabei wird der Zentralhaushalt durch hohe Ausgaben für die Streitkräfte belastet, und das Steueraufkommen ist in Relation zum BIP niedrig. In den kommenden Jahren werden steigende Einnahmen aus der Rohstoffförderung jedoch zu einer Entlastung des Budgets beitragen. Die Steigerung der Rohstoffförderung dürfte langfristig auch zu einem Anstieg der Exporte führen, kurzfristig werden die für die Erschließung der Bodenschätze erforderlichen Importe jedoch das Leistungsbilanzdefizit zunächst weiter ansteigen lassen. Dieses dürfte sich von 6,1 Prozent des BIP in VR International Embassy of the Federal Republic of Germany 9 Bogyoke Aung San Museum Road Bahan Township Rangoon 11201 0095-1-5489-51, -52, -53 [email protected] www.rangun.diplo.de Botschaft der Republik der Union Myanmar Thielallee 19 14195 Berlin 030-2061570 [email protected] www.botschaft-myanmar.de Delegation der Deutschen Wirtschaft in Myanmar Delegation of German Industry and Commerce in Myanmar c/o UMFCCI No. 29, Min Ye Kyaw Swar Street Lanmadaw Township Yangon Myanmar 0095-1-2301823 Frau Dr. Monika Stärk [email protected] 2013 auf 7,8 Prozent und 8,7 Prozent des BIP in 2014/15 erhöhen. Die wirtschaftliche Liberalisierung Myanmars wird vom IWF unterstützt. Das Land kann aufgrund seiner Rohstoffvorkommen mit einem anhaltenden Zufluss von Auslandsinvestitionen, Wirtschaftslage und Wirtschaftspolitik Die Wirtschaft Myanmars wächst seit Jahren zwischen 4 Prozent und 5 Prozent. Nach Schätzungen wird für das Fiskaljahr 2013 – Ende: 31. März 2014 – ein Realwachstum von 5,5 Prozent ermittelt. Ab 2014 dürften die Erschließung neuer Gasfelder, die Steigerung der Rohstoffförderung, die Beschleunigung der Bauwirtschaft und die Entwicklung des Dienstleistungssektors zu einer weiteren Wachstumsbelebung beitragen. Die Einkommens- und Beschäftigungseffekte auf die Bevölkerung sind bislang allerdings gering. Die Zahl der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Die fünf größten Banken (Bilanzsumme in Millionen USD) Myanma Economic Bank Ayeyarwaddy Bank 36 Myanma Investment and Commmercial Bank 11 Myanma Foreign Trade Bank 9 Zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft, erzielen ein Drittel des BIP. 527 Kanbawza Bank 455 3 7 Ländersteckbrief Nummer 9 | September 2014 Hauptimportgüter Myanmars 2011 (Prozent der Gesamteinfuhr) Erdöl 22,4 Maschinen 13,9 Chemische Erzeugnisse 11,6 Eisen/Stahl 8,9 Textilien/Bekleidung 7,2 Quellen: Germany Trade & Invest Die Wirtschaft wächst in Myanmar – seit Jahren zwischen 4 und 5 Prozent. 2014 ist von einem weiteren Wachstum auszugehen. zunehmend auch aus den westlichen Ländern, rechnen. Zur Nutzung des Wachstumspotenzials sind jedoch noch Mechanismen für eine effektive makroökonomische Steuerung zu schaffen. Die außenwirtschaftliche Verschuldungs- und Liquiditätslage Myanmars entspannte sich, nachdem mit den Gläubigern des Pariser Clubs, der ADB und der Weltbank, im Januar 2013 Umschuldungsvereinbarungen getroffen worden waren. Diese führten zu einem Rückgang der Auslandsverschuldung von 7,8 Milliarden USD in 2011 auf 2,6 Milliarden USD zum Fiskaljahresende 2012 am 31. März 2013. Im Fiskaljahr 2013 bewegte sich die Auslandsverschuldung des Landes auf demselben Niveau. Ihr Anteil an den Exporten, der sich von 90,7 Prozent in 2011 auf 29,3 Prozent in 2012 reduziert hatte, sank in 2013 weiter auf 25,3 Prozent. Die Schuldendienstquote lag in 2013 bei niedrigen 0,9 Prozent und dürfte 2014/15 weiter sinken. Die Währungsreserven weisen eine langsame Zunahme auf, waren mit 8,3 Milliarden USD in 2013 aber noch moderat. Die Importdeckungsquote war mit 7,5 Monaten in 2013 gut. Beziehungen zur EU und zur Bundesrepublik Deutschland Der bilaterale Handel zwischen Deutschland und Myanmar bewegte sich mit einem Volumen von rund 180 Millionen EUR im Jahr 2013 noch auf einem niedrigen Niveau. Vor allem deutsche Lieferungen wachsen dynamisch. Deutschland ist mit einem Anteil von 42,7 Prozent an den europäischen Ausfuhren das mit Abstand bedeutendste europäische Lieferland. Zu den wichtigsten Ausfuhrgütern zählen Maschinen, Farben, pharmazeutische Erzeugnisse, elektrotechnische Geräte und Kunststoffe. Nach Deutschland eingeführt werden hauptsächlich Textilien und Bekleidung. In den bisher bestehenden drei Sonderwirtschaftszonen Myanmars sind 75 Unternehmen aus der EU mit Investitionen von knapp 4 Milliarden USD vertreten, dies entspricht etwa 9 Prozent der Gesamtinvestitionen. Aus Deutschland gab es in den letzten Jahren kaum nennenswerte Neuinvestitionen. Seit 2013 zeichnet sich eine Trendumkehr ab. Die Verabschiedung einer Special Economic Zones Law im Januar 2014 soll verlässliche Rahmenbedingungen für ein stärkeres Engagement ausländischer Investoren schaffen. Eckdaten für den Export nach Myanmar Bevölkerung: 60 Millionen Einwohner Fläche: 676.600 km² Hauptstadt: Naypyidaw Korrespondenzsprachen: Englisch Zollflughäfen: Mandaley, Yangon Zolltarif: Harmonisiertes System. Verzollung nach dem Transaktionswert. 8 Einfuhrlizenzen: Maße und Gewichte: Alle Einfuhren bedürfen der vorherigen Genehmigung. Das Handelsministerium stellt Einfuhrlizenzen, die meist sechs Monate gültig sind, für eingetragene Importeure aus. Dem Antrag auf Einfuhrgenehmigung ist eine Pro-formaRechnung beizufügen. Angelsächsisches System Währungseinheit: 1 Kyat = 100 Pyas. ISO-Code: MMK Euler Hermes Länder-Klassifizierung: Zahlungsbedingungen und Angebote: 7 Unwiderrufliches Akkreditiv mit Bestätigungsauftrag an die eigene Bank empfehlenswert. Kasse gegen Dokumente nicht ratsam. Fakturierung in € oder Pfund Sterling. Angebote meist fob. Bedingungen in den Ausschreibungen entscheidend. * Auszug aus den „Importbestimmungen anderer Länder“ 2012 sowie aus den „Konsulats- und Mustervorschriften“ (40. Auflage, 2013/2014, 2.Nachtrag). VR International Ländersteckbrief Nummer 9 | September 2014 Zwischen Deutschland und Myanmar gibt es derzeit noch keinen Investitionsschutzvertrag und kein Doppelbesteuerungsabkommen. Die EU-Kommission hat jedoch Verhandlungen über ein Investitionsschutzabkommen aufgenommen. Seit November 2013 unterstützt der DIHK an Myanmar interessierte Unternehmen mit einem Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft in Rangun. Für Geschäfte nach Myanmar sind seit 2012 Hermes-Deckungsmöglichkeiten gegeben. Aussichten Entwicklungen in der Außenwirtschaft Jahr Leistungsbilanzsaldo (Mrd. USD) Direktinvestitionen (netto) (Mrd. USD) Währungsreserven (ohne Gold/Mrd. USD) 2012 –1,8 k. A. 7,0 2013v –2,6 k. A. 8,3 2014s –3,6 k. A. 8,7 2015p –4,4 k. A. 9,4 v = vorläufig s = geschätzt p = Prognose Quelle: Economic Intelligence Unit Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Jahr Bruttoinlandsprodukt (real) Inflationsrate (Jahresdurchschnitt) Haushaltsdefizit (Prozent des BIP) (Jahreswachstumsrate in Prozent) Der politische und wirtschaftliche Öffnungsprozess bietet Myanmar große Entwicklungschancen. Das Land ist reich an Rohstoffen und liegt in geografischer Nähe zu wichtigen Handelspartnern wie China und Indien. Erhebliche Herausforderungen bleiben hinsichtlich der sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Transformationsprozesses. Dazu zählt in erster Linie die Schaffung von rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen für die Privatisierung von Staatsbetrieben und die Tätigkeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie die Gewährleis- 2012 5,0 1,5 –4,9 2013v 5,5 6,1 –4,6 2014s 6,2 6,5 –4,3 2015p 6,6 6,8 –4,1 v = vorläufig s = geschätzt p = Prognose Quelle: Economic Intelligence Unit tung der Sozialverträglichkeit des Liberalisierungskurses. Die politische Lage in dem Vielvölkerstaat ist weiterhin labil und konfliktreich. Bettina Ewert DZ BANK AG Lesen Sie zu Myanmar auch den Artikel „Reichlich Ansatzpunkte für deutsche Technologien“ der Delegierten der deutschen Wirtschaft in Myanmar, Dr. Monika Stärk, auf den Seiten 11 und 12. Die Shwedagon-Pagode mit 98 Metern Höhe ist das auffallendste Denkmal der ehemaligen Hauptstadt Rangun, noch immer größte Stadt des Landes mit 4,5 Millionen Einwohnern. VR International 9 Interview Nummer 9 | September 2014 Logistik-Hotspot Tschechien Tschechien liegt mitten in Europa, ein natürlicher Standort für Logistikunternehmen. Über die Branche, Kunden und die Erfahrungen in diesem Land sprach VR International mit Holger Dechant, Vertriebsleiter von Universal Transport. VR International: Was zeichnet Tschechien für Sie als Standort aus? Holger Dechant: Unsere Unternehmensgruppe hat sich bereits Anfang der 90erJahre mit diesem Land beschäftigt. Seit 1995 ist dort nun die Universal Transport Praha etabliert. Damals war es sicherlich Pionierarbeit. Mittlerweile zählt Universal Transport zu den führenden Anbietern im Bereich Großraum- und Schwertransporte. Tschechien liegt geografisch und strategisch sehr gut. Das bedeutet: Güterströme können durch unsere tschechische Niederlassung sehr gut organisiert werden. Heute beschäftigen wir bereits 50 Mitarbeiter in Mochov, in der Nähe von Prag. Unsere tschechischen Kollegen haben längst verstanden, dass Spedition mehr als der konventionelle Transport von A nach B ist, sondern auch umfassende Alternativen im sogenannten Projektgeschäft umfasst. VR International: Sie haben sich auf den Schwergutbereich fokussiert – wer sind Ihre Kunden? Holger Dechant: Die Kunden sind namhafte Hersteller von Industrieanlagen sowie oftmals auch von Landmaschinen. Tschechien liegt geografisch quasi mitten in Europa. So werden auch im Großraum- und Schwertransport beispiels- weise Produkte von Nordfrankreich nach Rumänien transportiert, wobei wir übrigens auch alternative Verkehrsträger wie Binnenschifffahrt nutzen. VR International: Wer dominiert die Branche in Tschechien – die Tschechen selbst, Russen oder – deutsche Unternehmen(stöchter)? Holger Dechant: Außer Universal Transport gibt es in Tschechien nahezu nur lokale Marktbegleiter. Alle westeuropäischen Wettbewerber, auch die namhaften, sind in Tschechien gescheitert, osteuropäische Wettbewerber haben es bisher noch nicht in Tschechien probiert. Generell ist unsere Erfahrung im Ausland, dass es die Mischung macht. Wie auch in anderen ausländischen UniversalTransport-Standorten ist zunächst wichtig, kompetente Mitarbeiter zu haben, die die Landessprache beherrschen. Die Technik kann ohne Weiteres aus anderen Ländern hinzugenommen werden, egal ob große und umfangreiche Lkw-Technik aus Deutschland oder auch einmal ein Subunternehmer aus Bulgarien. Für unser Transportsegment Großraum und Schwertransporte bemühen wir den Vergleich mit einem klassischen Musikstück. Man benötigt viele Individualisten, die ihr Musikinstrument beherrschen. Dabei kann der Herr am Kontrabass nicht die Interview mit ... Holger Dechant Universal Transport Michels GmbH & Co. KG Borchener Straße 334 33106 Paderborn 05251 710227 holger.dechant@ universal-transport.com www.universal-transport.com Dame an der Harfe ersetzen. Fakt ist aber, das ein Dirigent benötigt wird, der für einen einheitlichen Klang sorgt und dem es gelingt, dass der Kunde stets „die erste Geige“ spielt. Herbert von Karajan hat dazu gesagt: „Der Dirigent ist ein Facharbeiter, der zwanzig Jahre Berufsausbildung benötigt.“ VR International: Eine sehr schöne Methapher! Was sollten deutsche Mittelständler – wenn sie die nötige Erfahrung und die entsprechenden Mitarbeiter haben – über den Logistikstandort Tschechien wissen? Holger Dechant: Der Standort Tschechien hat sich entwickelt. Hier erhält man mittlerweile einen Qualitätsstandard, den man auch beispielsweise in Deutschland oder Frankreich erwartet. Die Infrastruktur entwickelt sich vorwärts, im Gegensatz zu Deutschland, wo diese tendenziell eher schlechter wird. VR International: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Standorts? Holger Dechant: Wer jetzt noch nicht dort ist, wird es schwer haben, sich zu etablieren, da der Markt aufgeteilt ist. Der geografische Trumpf des Standortes in der Mitte von Europa liegt auf der Hand. … don't worry, be heavy! Schwerlastlogistik als perfekte Komposition. 10 VR International: Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. VR International Von Praktikern für Praktiker Nummer 9 | September 2014 Reichlich Ansatzpunkte für deutsche Technologien Am 11. Februar eröffnete Bundespräsident Joachim Gauck in Yangon das Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft. Die Deligierte, Dr. Monika Stärk, mit Tipps für den Mittelstand. Auch in der deutschen Wirtschaft gibt es beachtliches Interesse an einem unternehmerischen Engagement in Myanmar. Die Zeit der reinen Entdeckungsreisen in ein für westliche Firmen lange verschlossenes Terrain ist vorbei. Zahlreiche deutsche Unternehmen, große Konzerne ohnehin, aber auch aus dem Mittelstand, kommen mit sehr konkreten Projektideen und entsprechenden Anfragen. Über mangelnde Arbeit kann sich das Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft in Yangon nicht beklagen. Erwartungsmanagement ist dabei eine der Aufgaben im Hintergrund. Auf myanmarischer Seite gibt es große Erwartungen an Investitionen aus Deutschland, um Arbeitsplätze zu schaffen und technisches Know-how aufzubauen. Westliche Konzerne wie CocaCola, Unilever, Nestlé, Accor, BAT, Heineken oder Carlsberg betreiben bereits Produktionsstätten im Land oder bauen diese auf. Dass Deutschland dabei hinterherhinkt, hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass in den Sektoren, die heute für Investitionen reif sind – Lebensmittel und Getränke, sogenannte „fast moving consumer goods“, Hotelentwicklung, Bergbau und Ressourcen – kaum große deutsche Unternehmen aktiv sind. Spielraum für deutsche Zulieferungen ergibt sich aber reichlich, und den sollten deutsche Unternehmen jetzt nutzen, um in einigen Jahren erfolgreich im Markt positioniert zu sein. enger Zusammenarbeit bis Ende der 80er-Jahre in Myanmar weiter hoch im Kurs stehen. Fordernder ist die japanische Konkurrenz. Japan ist schon seit 2008 wieder im Land engagiert und hat seit Beginn des Reformkurses in gewohnter Manier, aber mit besonders kluger strategischer Aufstellung, in die Positionierung japanischer Unternehmen investiert. Massive Zuflüsse von Entwicklungsgeldern in strategische Projekte der Infrastruktur und Industrieentwicklung bereiten den Weg für Aufträge an japanische Unternehmen. Entwickelter Privatsektor Deutsche Zulieferer, vor allem von Investitionsgütern, haben also keinen Spaziergang vor sich, wenn sie sich auf den Weg nach Myanmar machen. Ausreichend Gründe gibt es. Nach makroökonomischen Indikatoren ist das Land zwar Schlusslicht im Kreis der südostasiatischen Nachbarn, aber im Vergleich zu Konkurrenz vor Ort Nicht alle Unternehmen sind auf den zum Teil harten Wettbewerb im Land vorbereitet. China hat die Zeit westlicher Sanktionen intensiv genutzt, um sich aufzustellen – allerdings weniger, um das in Teilen desaströse Image chinesischer Produkte aufzupolieren. Das eröffnet Chancen für deutsche Qualität, Technologie und Verlässlichkeit, die aus den Zeiten VR International Rangun ist das industrielle Zentrum des Landes, hat den größten Seehafen und ist Verkehrsknotenpunkt. 11 Nummer 9 | September 2014 den anderen „least developed countries“ Kambodscha und Laos punktet Myanmar nicht nur mit einer relevanten perspektivischen Marktgröße – immerhin erreicht die Bevölkerungszahl 60 Millionen – und zur Überraschung vieler mit einem vergleichsweise entwickelten Privatsektor. Und der rekrutiert sich nicht nur aus den Konglomeraten, die in den vergangenen Jahrzehnten ihre Geschäfte dank enger Kontakte zur Militärregierung ausgebaut haben. Myanmar war bis 2011 keine reine Staatswirtschaft – bereits Anfang der 1990er-Jahre hatte die damalige Militärregierung wieder privatwirtschaftliche Aktivitäten zugelassen. Asienerfahrene Wirtschaftsvertreter attestieren dem Land daher auch eine Mut machende Basis an unternehmerischem Geist, der in richtige Bahnen gelenkt, eine gute Ausgangslage für eine dauerhaft erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung bietet. Die größte Herausforderung ist es dabei, den produzierenden Mittelstand technologisch und in puncto Management-Know-how zu stärken und regional wettbewerbsfähig zu machen. Deutsche können punkten Deutsche Zulieferer können hier eine wichtige Rolle spielen, da sie ihre Liefe- rungen mit guter Beratung, Qualifizierungsmaßnahmen und verlässlichem Aftersales-Service verbinden. Mit einem Flaschenhals beim Marktzugang müssen sie aber rechnen und der liegt in der geringen Zahl qualifizierter Distributionspartner. Wie in anderen asiatischen Ländern vergleichbaren Entwicklungsstands sind Handel und Vertrieb bisher lokalen Unternehmen vorbehalten und auch für Joint Ventures mit ausländischer Minderheitsbeteiligung nicht zugelassen. Bei Konsumgütern ergeben sich daraus kaum Probleme – mit der Marktkenntnis und dem Zugang lokaler Distributoren könnten westliche Neueinsteiger ohnehin nicht mithalten. Bei erklärungsbedürftigen und im Vergleich zum asiatischen Wettbewerb hochpreisigen deutschen Investitionsgütern sieht das schon anders aus. Hier fehlt es bei vielen lokalen Handelspartnern noch an der technischen Kompetenz und der Bereitschaft, mit Geduld auf künftiges Geschäft hinzuarbeiten. Deutsche Lieferanten müssen also entweder die Vertretung in die Hände eines westlichen Handelshauses legen oder selbst kräftig investieren – direkte Kundenkontakte pflegen und ausbauen und die lokalen Partner begleiten und schulen. Ob sich der Aufwand lohnt, muss jedes Unternehmen selbst prüfen und entscheiden – und das Delegiertenbüro unterstützt dabei gern. Wer die zum Teil sehr dynamische Entwicklung vor Ort erlebt, die ausländischen Investitionsprojekte, aber auch die Expansion lokaler Unternehmen, sieht reichlich Ansatzpunkte für deutsche Technologien – und dem Land werden sie sicher guttun. Autorin Dr. Monika Stärk Delegierte der deutschen Wirtschaft in Myanmar UMFCCI Building 29, Min Ye Kyaw Swar Street Lanmadaw TS Yangon 0095 1 2301823 [email protected] http://ahk.de/ahk-standorte/myanmar/ IMPRESSUM Herausgeber: Verantwortliche Redakteurin: Objektleitung: Verlag: 12 BVR, DZ BANK AG, WGZ BANK AG, Deutscher Genossenschafts-Verlag eG Dr. Sabine Theadora Ruh, freie Wirtschaftsjournalistin, Allendorfer Straße 47, 60433 Frankfurt Ricarda Schweers, DG VERLAG, E-Mail: [email protected] Deutscher Genossenschafts-Verlag eG, vertreten durch den Vorstand Peter Erlebach (Vorsitzender) und Franz-J. Köllner, Leipziger Str. 35, 65191 Wiesbaden Druck und Versand: Görres-Druckerei und Verlag GmbH, Niederbieberer Str. 124, 56567 Neuwied Bildnachweis: AHK Myanmar, Universal Transport, PWC, Fotolia Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Deutschen Genossenschafts-Verlages eG zulässig. ISSN 2195-206X VR International erscheint monatlich und ist bei Volksbanken und Raiffeisenbanken erhältlich. Das Manuskript für diese Ausgabe wurde Mitte August 2014 abgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr. VR International