oryx_rohstoff_news_ 15.11.2011

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Oryx Rohstoff News
15. November 2011
THEMA
Gürtel und Hosenträger
Nickelnotierung bisher bei USD 18.000,00/mt gut unterstützt. Nach Turbulenzen in Italien wurde die
Marke wieder nach unten durchbrochen. Ni pig iron-Angebot reduziert sich auf aktuellem
Preisniveau.
Eine weitere Verschiebung der Struktur- und Schuldenprobleme auf die Zukunft ist nicht sinnvoll.
Selbst wenn heute Wachstumseinbußen in Kauf genommen werden müssen. Eine Wunderheilung
wird es im Übrigen nicht geben. Italien könnte Griechenland’s Kreativität bei den Zahlen noch
überbieten. Die neue Übergangsregierung steht vor einer schwierigen Aufgabe. Hoffentlich gibt es
keine schwarzen Löcher.
Ein Absturz der Weltwirtschaft ist aktuell nicht das wahrscheinlichste Szenario. Auch die
Edelstahlproduzenten sind zumindest für die ersten Monate in 2012 verhalten optimistisch.
Allerdings geht es hier vornehmlich um Lagereffekte.
Edelstahlschrott wird aktuell nicht richtig bewertet. Edelstahlproduzenten kaufen kleine Mengen zu
kleinen Preisen. Einsparungspotenzial auf der Beschaffungsseite wird durch die Hersteller nicht
genutzt.
MF Global, einer der größten Wertpapier- und Rohstoffbroker, muss Insolvenz anmelden. Die
Spekulation mit europäischen Staatsanleihen außerhalb des Kerngeschäfts, im sogenannten
Eigenhandel, hat dem Unternehmen das Genick gebrochen.
Die Deutsche Rohstoffagentur warnt vor der angespannten Rohstoffsituation in Deutschland. Nicht
nur geologische Faktoren sind für die Verfügbarkeit entscheidend. Erfreulich rege
Forschungstätigkeit und Studie im Auftrag der KfW-Bankengruppe.
Seit der letzten Ausgabe hatte die Nickelnotierung an der LME (London Metal Exchange) für kurze Zeit
wieder den Pfad der Erholung eingeschlagen, um dann vor dem Hintergrund sich überschlagender
Ereignisse in Griechenland und zuletzt auch in Italien wieder in den Krisenmodus zurückzufallen. Allerdings
schienen die Notierungen bei Kursen von knapp über USD 18.000,00/mt gut unterstützt, denn die bisherigen
Versuche dieses Niveau nach unten zu durchbrechen waren bislang allesamt gescheitert. Bei den aktuellen
Notierungen dürfte das Angebot an Nickel pig iron deutlich zurückgehen, aufgrund der vergleichsweise
hohen Kosten bei zumindest einem Teil der Anbieter.
Im Zusammenhang mit der allgemeinen Instabilität der Eurozone und dem Unvermögen der politischen
Führer – so sie denn noch an Bord sind – Ruhe in den Problemlösungsprozess zu bringen, wurde aber
zuletzt auch diese Marke wieder gerissen. Zuletzt war dies Ende September/Anfang Oktober der Fall. Das
es nicht zu schnellen Lösungen kommt, erstaunt allerdings wenig, denn strukturelle Missstände und
Schulden, die sich in Europa und USA über Jahrzehnte aufgebaut haben, sind wohl kaum mit einem
Handstreich zu erledigen. Aussagen wie „das verlorene Jahrzehnt“ – und damit ist nicht die Vergangenheit
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gemeint – machen daher nicht ganz unberechtigt die Runde. Doch ist es sicher besser diesen
Herausforderungen jetzt zu begegnen, auch wenn das nicht ohne Wachstumsverluste geht, als die Krise für
weitere Jahre bis zum Supergau zuzukleistern. Insofern kann man der heutigen Situation durchaus auch
etwas Gutes abgewinnen.
An eine Wunderheilung scheinen auch die Finanz- und Rohstoffmärkte nicht zu glauben. Damit bleiben die
Kursbewegungen äußerst volatil und die Marktteilnehmer nervös. Mit Angst und Bange schaut die Welt
aktuell besonders auf die Ereignisse in Italien. Zwar hatte der Rücktritt Berlusconis zunächst für eine
gewisse Erleichterung gesorgt, jedoch birgt die vom ehemaligen EU-Kommissar Mario Monti vornehmlich
aus Experten zu rekrutierende Regierung durchaus auch „Risiken“. Denn es wird gemunkelt, dass Italien in
punkto Kreativität der Darstellung der eigenen volkswirtschaftlichen Zahlen und Verschuldung gegenüber
Griechenland durchaus noch einen Superlativ darstellen könnte. So könnte es sein, dass die Fachleute
Ungereimtheiten im Zahlenwerk zutage fördern, mit entsprechenden Folgen für die Märkte und den Euro.
Sicherheit hat daher in den heutigen Tagen bei Anlegern, Banken und Unternehmen absoluten Vorrang.
Zum Gürtel werden allerorten zusätzlich noch die Hosenträger angelegt. Dass Hosen auch schon verklebt
werden, wurde allerdings noch nicht bekannt.
Andererseits muss man sich als außen stehender Beobachter durchaus wundern, in welcher Welt wir heute
leben. Wo ein Land der Eurozone das solidarische Angebot der übrigen Teilnehmerländer und privater
Gläubiger, die Schulden erheblich zu reduzieren, plötzlich erst noch einem Referendum mit unsicherem
Ausgang unterwerfen möchte. Weniger verwerflich ist dabei das Anliegen, sich maximalen Rückhalt bei den
Bürgern des betroffenen Landes zu holen, als ohne Abstimmung mit den engsten politischen
Gesprächspartnern vor die Presse zu treten und diesen Schritt anzukündigen. Wiederum mit erheblichem
Schaden für die Stabilität der Finanzmärkte. Der erzwungene Rücktritt des Protagonisten ist zwar
folgerichtig, aber als Konsequenz völlig unzureichend. Ein anderes Beispiel, bei dem man sich nur noch die
Augen reiben kann: ein Bilanzausweis der Bad Bank der Hypo Real Estate (HRE) in Deutschland führt zu
einem zu hohen Ausweis der deutschen Staatsverschuldung von 55 Milliarden Euro. Das ist mehr als die
Bilanzsumme so mancher mittelgroßen Bank in Deutschland. Einfach mal so vertan! Die „Aufklärung“ durch
die Beteiligten (Ministerium, Bank und Wirtschaftsprüfer) ergibt, dass es sich um eine
„Kommunikationspanne“ gehandelt hat. Ansonsten auch hier keine sichtbaren Konsequenzen.
Trotz aller Probleme ist das wahrscheinlichste Szenario allerdings nicht der erneute Absturz, denn die
Realwirtschaften zeigen sich wohl eingetrübt, aber bei weitem, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch
keine rezessiven Tendenzen. Insbesondere das Wachstum in Deutschland, einer der Ankervolkswirtschaften
der Eurozone, war auch im 3. Quartal 2011 weiter robust. Im Bereich Edelstahl ist die Pipeline derart trocken
gefallen, dass man bei den Herstellern für den Start in das neue Jahr nicht ohne jeden Optimismus ist.
Gerade im aktuellen Wettbewerbsumfeld ist man als Edelstahlproduzent und -händler darauf angewiesen
lieferfähig zu sein.
Schrott ist auf dem derzeitigen Nickelpreisniveau nur schwer zu beschaffen, es sei denn man zahlt,
gemessen am Marktumfeld, (zu) hohe Preise. Dass verstehen inzwischen auch die Edelstahlwerke und
müssen wegen einer gewissen Unflexibilität in ihrer Preisgestaltung zum Teil auf Primärrohstoffe
ausweichen. Diese stellen aber gegenüber den Sekundärrohstoffen im Hinblick auf die Kalkulation nur ein
„second best“ dar. Und zwar mit aktuell erheblichem Abstand. Daher darf man durchaus berechtigt die Frage
stellen, warum die Edelstahlproduzenten nicht die Preissetzungshoheit nutzen, um Kostenvorteile im
Rohstoffeinkauf zu generieren. Heute kauft man kleine Mengen zu kleinen Preisen. Wieso nicht größere
Mengen zu moderat höheren Preisen. Die Einspareffekte wären immer noch gewaltig. Gegen den
Marktmechanismus zu arbeiten, kann im Übrigen auf Dauer nicht funktionieren. Es sei denn man hätte es
nicht mit einem Unternehmen, sondern mit einer Liebhaberei zu tun. Da auch anderswo ökonomische
Rationalität vorherrscht, werden sich die Preise kurzfristig wieder in Richtung Marktgleichgewicht bewegen
(müssen).
Weitgehend unbemerkt, auch von weiten Kreisen der Wirtschaftsbeobachter, hat eine der traditionellsten
Adressen im weltweiten Brokergeschäft vor wenigen Wochen Insolvenz anmelden müssen. MF Global
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wurde erstes prominentes Opfer der Finanzkrise Teil 2. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn eigentlich
hatte sich das Unternehmen im Eigenhandel bei der Spekulation mit europäischen Staatsanleihen verzockt.
Sehr zum Leidwesen, der zahlreichen Kunden, die das Institut zur Abwicklung ihrer Wertpapier- und
Rohstoffgeschäfte an den weltweiten Börsen genutzt haben. Nun müssen Sie um die Ausführung ihrer
Positionen bangen. Wie man hört, war dem seit März 2010 amtierenden, neuen CEO Jon Corzine das
Brokergeschäft zu margenschwach und so forcierte er den Auf- und Ausbau des Eigenhandels zur
Ergebnisgenerierung. Und das mit der klaren Ansage, mehr Risiken einzugehen. Super gemacht Jon, kann
man da nur sagen! Wer sich allerdings mit dem Lebenslauf von Herrn Corzine ein wenig auseinandersetzt –
und das Internet bietet dazu beste Möglichkeiten – wird noch auf die ein oder andere Sache in der Vita
stoßen. Doch zur Sache: der Eigenhandel, welcher nicht bloß in einem untergeordneten Verhältnis zum
Kerngeschäft steht, muss weltweit verboten werden. Dies zeigt dieses und viele andere Beispiele in der
Vergangenheit mehr als deutlich. Die USA hat sich dieser Thematik mit der sogenannten Volcker-Rule
bereits im Rahmen der großen Finanzmarktreform angenommen. Demnach soll der Eigenhandel der USBanken stark begrenzt werden. In Europa sucht man eine derartige Regelung bisher noch vergebens.
Der Leiter der Deutschen Rohstoffagentur bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
(BGR) in Hannover, Volker Steinbach weist in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) auf
die angespannte Rohstoffsituation in Deutschland hin. Zwar seien fast alle Rohstoffe grundsätzlich in der
Erdkruste noch reichlich vorhanden. Allerdings gäbe es markttechnische und politisch bedingte Knappheiten.
Das heißt soviel wie, die Rohstoffe sind zwar existent, aber aus technischen Gründen,
Marktbeschränkungen durch Oligopole sowie Rohstoffprotektionismus nicht konkret für die Konsumenten
verfügbar. Dies ist, ohne dass es sehr auffällt, eine deutliche konzeptionelle Richtungsänderung im Umgang
mit der Frage der Rohstoffverfügbarkeit. Allerdings äußerst elementar für die betroffenen Industrien. Denn
denen ist es im Zweifel egal, aus welchen Gründen es zukünftig Lieferengpässe bei Rohstoffen geben wird,
selbst wenn die Reserven auf dem Papier noch für viele Jahre reichen. Ging es also in der Vergangenheit,
auch in den Stellungnahmen der BGR, vor allem um geologische Reichweiten, widmet man sich dem Thema
nun mit dem gebotenen Praxisbezug. So fordert denn Steinbach auch, die Unternehmen sollten ihre
Materialeffizienz steigern und gezielter recyceln. Erfreulicherweise gibt es in Deutschland inzwischen auch
eine rege Forschungstätigkeit zu den Parametern, die die Rohstoffverfügbarkeit, neben den geologischen
Faktoren, maßgeblich beeinflussen. Es sei hier besonders auf eine Studie des Instituts für Zukunftsstudien
und Technologiebewertung (IZT), Berlin hingewiesen, welche im Auftrag der KfW-Bankengruppe angefertigt
und am 30. September 2011 veröffentlicht wurde.
LME (London Metal Exchange)
LME Official Close (3 Monate)
15. November 2011
Nickel (Ni)
Kupfer (Cu)
Aluminium (Al)
Official Close 3 Mon. Ask 17.605,00 USD/mt 7.685,00 USD/mt 2.138,00 USD/mt
LME Bestände in mt
14. Oktober 2011 15. November 2011
Delta in mt
Delta in %
Nickel (Ni)
91.476
83.688
- 7.788
- 8,51%
Kupfer (Cu)
(Cu)
450.200
403.300
- 46.900
- 10,42%
4.548.575
4.562.600
+ 14.025
+ 0,31%
Aluminium (Al)
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