Mechanik II / Vorlesung 15 / Prof. Popov Drehimpulserhaltungssatz, Exzentrischer Stoß I. Drehimpulserhaltung: Aus dem DrehimG G pulssatz L = M folgt, dass wenn das gesamte Moment aller an einem System angreifenden äußeren Kräfte bezüglich eines Bezugspunktes gleich Null ist, so bleibt der Drehimpuls bezüglich desselben Punktes konstant. Bemerkung 1: Das System muss nicht abgeschlossen sein. Nur das Moment der einwirkenden Kräfte muss verschwinden! B4. Eine Kugel stößt elastisch mit einer Wand zusammen. Zu bestimmen sind Geschwindigkeit und Winkelgeschwindigkeit nach dem Abprall (kein Gleiten im Kontakt). Bemerkung 2: Die Erhaltung des Drehimpulses gilt auch für einzelne Richtungen, auf welche die Projektion des Momentenvektors gleich Null ist. Der Kontaktpunkt ist während des Aufpralls der Momentanpol. Bezüglich des Punktes O ist das Drehmoment aller Kräfte gleich Null ⇒ Drehimpulserhaltung: mvr sin α = mv′r sin β + Θ sω (1) Beim elastischen Stoß auch Energieerhaltung: mv 2 mv′2 Θ Sω 2 = + . (2) 2 2 2 Rollen ohne Gleiten: v′x = ω r = v′ sin β . (3) Aus diesen drei Gleichungen kann man drei Unbekannte v′ , ω und β bestimmen. Mit (3) nehmen (1) und (2) die Form v sin α = v′ sin β (1 + Θ S / mr 2 ) B1. Bei Drehung um eine feste Achse ohne Reibungsmoment gilt L = Θω = const . Verringert sich das Trägheitsmoment, so wird die Winkelgeschwindigkeit größer (Experiment mit Drehschemel). B2. Hält man in den Händen eine Einrichtung mit einem Rotor und versucht man, die Rotationsachse zu ändern, so entsteht eine Rotationsbewegung in der entgegengesetzten Richtung (2. Experiment mit Drehschemel). B3. Ein Stab trifft mit der Geschwindigkeit v auf ein Lager A und wird dort eingeknickt. Zu bestimmen ist die Winkelgeschwindigkeit nach dem Aufprall. l Lösung: Kraftmoment A l/3 bezüglich des v Punktes A ist gleich Null. Deshalb bleibt der Drehimpuls erhalten. Bei einer Translationsbewegung ist G G G G G G G L = ∑ mi ri × vi = ∑ mi ri × v = mrs × v . Für den Drehimpuls haben wir deshalb: l "vor": L1 = m v 6 2 ml 2 ml 2 l + m ω = ω "nach": L2 = Θω = 12 9 6 3v L1 = L2 ⇒ ω = . 2l Wie groß ist Energieverlust bei diesem Stoß? m m Θ K1 = v 2 , K 2 = v′2 + s ω 2 = 2 2 2 2 m ml 2 mv 2 = ( (l / 6)2 ω 2 ) + ω = 2 24 8 3/4 Energie gehen verloren. ω v α β v α β v' v' O H v = v′ 1 + Θ S sin 2 β / mr 2 Z.B. wenn α ≈ 90° , so ist v β ≈ 45° und ω = 0.71 . r N sin β = 5/ 7 , B5. Erklären Sie Bewegung eines Stuhles, wenn er etwas geneigt und freigelassen wird. B6. Zu berechnen sind lineare und Winkelgeschwindigm keit sowie die Lage v' l des Momentanpols ω nach einem plastischen Stoß. Lösung: Energie bleibt hier nicht erhalten. Aber Impuls und Drehimpuls bleiben erhalten, und zwar bezüglich eines beliebigen Bezugspunktes, da dies ein abgeschlossenes System ist. Stellen wir den Drehimpulssatz bezüglich des Schwerpunktes des Stabes auf. m v m 1 Impuls "vor": mv l Impuls "nach": mv′ + m v′ + ω 2 l Drehimpuls "vor": mv 2 l l Drehimpuls "nach": m v′ + ω + Θ Stabω 2 2 Impulserhaltung: l l v ′ + v ′ + ω = v ⇒ 2v ′ + ω = v 2 2 Drehimpulserhaltung: m(l / 2) ( v′ + ω (l / 2) ) + Θ Stabω = m(l / 2)v oder 2Θ Stab ω=v ml = ml 2 /12 folgt daraus ( v′ + ω (l / 2) ) + Mit Θ Stab 2 v′ + lω = v . 3 Lösung des umrahmten Gleichungssystems ergibt 6v 1 ω= und v′ = v . 5 5l Der Momentanpol befindet sich unter dem v′ 1 Schwerpunkt im Abstand ∆l = = l . ω 6 Diesen Punkt nennt man Stoßmittelpunkt. Wird der Körper in diesem Punkt gelagert, so treten beim Stoß keine Lagerreaktionen auf. B6. In welcher Höhe h muß eine Billardkugel horizontal angestoßen werden, damit sie auf glatter Bahn nach dem Stoß rollt? Lösung: Die RollbeF dingung bedeutet, dass der Kontaktpunkt mit h dem S Boden der r Momentanpol ist. Daher gilt vs = ωr . (1) A Schwerpunktsatz: mvs = F . (2) Drehimpulssatz: Θ Aω = Fh . (3) Dividieren von (3) durch (2) ergibt Θ ω Θ Θ + mr 2 7 h= A = A = s = r. m vs mr mr 5 2