Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III): Kantenverknüpfte Doppeltetraeder-Einheiten Ag 2 N 6 in den unterschiedlichen Strukturen von Eisen- und Cobaltkomplex Silverdiammine Disilver Hexacyanometallates(III): Edge-Sharing Tetrahedra Ag 2 N 6 in the Different Structures of Iron and Cobalt Complex B. Ziegler, K. Seitz und D. Babel* Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg. Hans-Meerwein-Straße. D-3550 Marburg Z. Naturforsch. 43b, 1589-1597 (1988); eingegangen am 2. August 1988 Crystal Structure. Hexacyanometallate(III), Silverdiammine. Disilver-hexanitrogen. Dimeric Tetrahedra The crystal structures of the monoclinic compounds Ag(NH 3 )^Ag 2 Fe(CN) ft (a = 948.2, b = 1235.5, c = 1246.8 pm, ß = 94.98°. Z = 4. space group Cc) and Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 Co(CN) 6 (a = 772.1, b = 1347.9, c = 1405.2 pm, ß = 101.25°, Z = 4, C2/c) have been determined by x-ray methods from single crystals. Using 1947 and 2739 reflections, resp.. R factors of about 5% were reached. Both compounds are similar in containing approximately linear Ag(NH 3 ) 2 + dumb-bells (Ag—N = 216 pm) and dimeric Ag 2 N 6 units. The latter consist of distorted edge-sharing tetrahedra (average Ag—N = 229 and 231 pm, resp.), the cavities of which are provided by the nitrogen ends of six surrounding M(CN) 6 3 " octahedra ( F e - C = 195 pm, C o - C = 189 pm, C - N = 115 and 114 pm, resp.). In the iron complex, which is elpasolite-related, the central Ag 2 N 2 ring is planar (Ag—Ag = 327.0 pm). By contrast the unit is folded ( A g - A g = 307.8 pm, dihedral angle 126° between AgN 2 triangles) in the cobalt complex, which has a different structure as discussed in detail. Einleitung Im Rahmen unserer Untersuchungen zur Strukturchemie von Cyanokomplexen beschäftigen wir uns auch mit elpasolithverwandten Hexacyanometallaten(III), A 2 BM(CN) 6 . Anders als bei den kubischen Vertretern Cs 2 LiM(CN) 6 [1] oder (NMe 4 ) 2 CsFe(CN) 6 [2] beobachteten wir bei Verbindungen mit den großen Ionen A = NMe 4 + in Kombination mit den kleinsten Alkaliionen B = Li + und N a + , daß bei der Darstellung aus wässeriger Lösung in die N 6 -Oktaederlücken di- bzw. monohydratisierte Spezies Li(OH 2 ) 2 + bzw. Na(OH 2 ) + eingebaut werden [3, 4], Offenbar wird so der Größenunterschied zwischen A- und B-Ionen ausgeglichen, bis die passenden „Radienverhältnisse" erreicht sind, die für die Stabilität elpasolithartiger Strukturen erforderlich sind. Von Elpasolithen aus der Reihe der Fluoride [5, 6] und schwereren Halogenide [7] ist bekannt, daß sich die geometrischen Vorbedingungen für die Ausbildung der verschiedenen Strukturvarianten mit Hilfe einer Radienbeziehung in Form des Goldschmidtschen Toleranzfaktors [8] erfassen und be- schreiben lassen. Auf der Suche nach den Gesetzmäßigkeiten, die eine Übertragung dieser Beziehung auf Cyanide, d.h. auf hanteiförmige Pseudohalogenidionen gestatten, lag es nahe, auch Verbindungen mit Kationen entsprechend gestreckter Gestalt herzustellen. Dies führte uns zur Untersuchung von Silberdiammin-Cyanokomplexen. Am Beispiel eines Octacyanomolybdates, Ag 4 (NH 3 ) 5 Mo(CN 8 ) • 1,5 H 2 0 , hatte sich allerdings gezeigt, daß dabei unter NH 3 Abspaltung auch tetraedrisch von Cyanidstickstoff koordinierte AgN 4 -Spezies auftreten können [9]. Um so mehr interessierte uns der Aufbau vergleichbarer Hexacyanoverbindungen, von denen z.B. 2 Ag 3 Fe(CN) 6 • 3 NH 3 • x H 2 0 in der älteren Literatur beschrieben ist [10]. Über die unterschiedlichen Kristallstrukturen der von uns bei entsprechenden Versuchen isolierten Eisen- und CobaltHexacyanometallate(III) der Zusammensetzung Ag 3 (NH 3 ) 2 M(CN) 6 wird im folgenden berichtet. Experimentelles Darstellung * Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr.H.W.Roesky. Verlag der Zeitschrift für Naturforschung. D-7400 Tübingen 0932-0776/88/1200-1589/$ 01.00/0 Die Verbindungen Ag 3 (NH 3 ) 2 M(CN) 6 konnten aus ammoniakalischen Lösungen der Komponenten Ag(NH 3 ) 2 + und M(CN) 6 3 - in kristalliner Form erhalten werden. Granatrote sphenoidische Einkristalle Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License. Zum 01.01.2015 ist eine Anpassung der Lizenzbedingungen (Entfall der Creative Commons Lizenzbedingung „Keine Bearbeitung“) beabsichtigt, um eine Nachnutzung auch im Rahmen zukünftiger wissenschaftlicher Nutzungsformen zu ermöglichen. On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage. 1590 B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) der Eisenverbindung wuchsen innerhalb von 24 h mit Abmessungen bis zu 0,4 mm aus 50 ml einer unbedeckt abgestellten 0,03 molaren Lösung von frisch gefälltem Ag 3 Fe(CN) 6 (aus A g N 0 3 und K 3 Fe(CN) 6 ) in konzentriertem Ammoniak [11]. Ber. Gef. C 12,65 C 12,5 H 1,06 H 0,8 N 19,67, N 19,4. Zur Präparation der Cobaltverbindung wurden Lösungen von A g N 0 3 und K 3 Co(CN) 6 in je 25 ml konzentriertem Ammoniak hergestellt und vereinigt. Um vorzeitige Ausfällungen zu vermeiden, war hier auf etwas geringere Endkonzentration (0,02 M) eingestellt worden. Kristalle, die mehr plättchenförmig und fast farblos waren, bildeten sich dann aber erst nach wochenlangem Stehen, wobei das Gefäß verschlossen und im Dunkeln aufbewahrt werden mußte, weil sonst Zersetzung durch NH 3 -Abgabe bzw. Lichteinwirkung eintrat. Röntgenographische Untersuchung Ausgewählte Einkristalle, die unter dem Polarisationsmikroskop einheitlich auslöschten, wurden in Glaskapillaren eingeschmolzen und zunächst mit Filmmethoden untersucht. Beide Verbindungen erwiesen sich als monoklin und nach den systematischen Auslöschungen ( h k l : h + k =£2n, hOl: l 2n) in einer der alternativen Raumgruppen Cc (Nr. 9) M-Atom und Raumgruppe Fe: Cc a (pm) 948,2(3) h (pm) 1235,5(2) c (pm) 1246.8(2) 94.98(2) ßO 3 3 V (10" ° m ) 1455.1 Molmasse 569,62 Röntgendichte (gern" 3 ) für Z = 4 2.60 Kristallabmessungen (mm) 0,18x0.19x0,20 Meßbereich ( M o K J 1° < 6 < 30° min./max. h -13/13 k 0/17 l 0/17 Meßzeit pro Reflex 10 s scan-Winkel im a>-Modus (1,4+0.35 tg<9)° Gemessene Reflexe insgesamt 2277 davon symmetrieunabhängig (F„ > 0) 2091 davon verwendet (F„ ^ 2a) 1947 R-Wert der Mittelung e in F c (korr.) = F c (l—e F^/sin(9) Absorptionskoeffizient // (cm - 1 ) 49.2 Gewichte proportional zu l/<r(F 0 ) R = ZD/Z|F 0 | ( D = | l F 0 l - I F c l | ) 0.0499 Rk = Z V w d / Z V W I F J 0.0332 Rg = ( I w D : / I w F l)v2 0.0278 oder C2/c (Nr. 15) kristallisierend. Sie können aber nicht isostrukturell sein, weil die Zellparameter doch ganz beträchtlich differieren. Die in Tab. I aufgeführten verfeinerten Gitterkonstanten basieren auf der Auswertung von je 25 Reflexen hoher Beugungswinkel, die auf einem Vierkreisdiffraktometer C A D 4 (Enraf-Nonius) mit graphitmonochromatisierter MoK a -Strahlung aufgenommen worden waren. Mit demselben Gerät wurden auch die Reflexintensitäten registriert. Die Bedingungen der Datensammlung und Auswertung sind ebenfalls Tab. I zu entnehmen. Die kristallographischen Rechnungen erfolgten im Hochschulrechenzentrum der Universität Marburg auf den Rechnern Sperry 1100/2, V A X 750 und einer Micro-VAX II. Im System STRUX [12] waren alle hierzu erforderlichen Standardprogramme verfügbar. Den Verfeinerungen mit voller Matrix nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate [13] lagen die Atomformfaktoren der Neutralatome zugrunde [14], unter Berücksichtigung anomaler Dispersion [15]. Eine Absorptionskorrektur wurde nicht durchgeführt. Strukturbestimmung Die Struktur der leichter zugänglichen Eisenverbindung wurde zuerst bestimmt. In der zunächst ge- Co: C2/c 772.1(1) 1347.9(2) 1405.2(2) 101,25(2) 1434.3 572,71 2.65 0.2x0.3x0.15 1° < 6 < 35° 0/12 0/21 -22/22 max. 30 s (1,1+0.35 tg0)° 3434 2903 2739 0.045 7,1x10~ s 51.3 l/cr(F 0 ) 0,0506 0.0458 0.0553 Tab. I. Gitterkonstanten und die Meß- und Auswertungsbedingungen für die Einkristalle von " Ag(NH,),Ag,M(CN) 6 (M = Fe. Co). 1591 B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) wählten zentrosymmetrischen Raumgruppe C2/c konnten mit Hilfe direkter Methoden zwei Schweratome lokalisiert werden, die einem Eisenatom in spezieller Lage (4c) und einem Silberatom in allgemeiner Position (8f) zugeordnet wurden. Mithin fehlte noch ein Silberatom, das aber vergeblich in einer weiteren vierzähligen Lage gesucht wurde, die nach dem berechneten Zellinhalt von Z = 4 Formeleinheiten zu erwarten war. Statt dessen wurde für das fehlende Atom ebenfalls eine allgemeine Position ausgemacht, die aber dementsprechend nur zur Hälfte besetzt sein konnte. Die Eingabe dieses Modells verbesserte zwar das Ergebnis, vor allem nachdem durch sukzessive Differenzfouriersynthesen auch die meisten Leichtatome lokalisiert werden konnten. Aber einige Temperaturfaktoren nahmen unrealistisch hohe Werte an und der Zuverlässigkeitsindex sank nicht unter R = 0,14. Daher wurde nunmehr unter Übergang in die Raumgruppe Cc das zentrosymmetrische Modell in zwei unabhängige azentrische Hälften aufgeteilt, von denen nur im Falle des oben genannten Silberatoms lediglich die eine Hälfte berücksichtigt wurde. Diese nicht-zentrosymmetrische Struktur ließ sich erfolgreich verfeinern, wenn auch mit z.T. beträchtlichen Korrelationen zwischen den Parametern ehedem zentrosymmetrischer Atompaare. Aus diesem Grunde und um die Zahl der Variablen einzuschränken, wurden für alle Nichtmetallatome lediglich isotrope Temperaturfaktoren freigegeben. Nur für die jetzt Gestalt annehmende Silberdiammingruppe des Silberatoms Ag3 zeigten sich immer noch anomal große thermische Schwingungen. Eine orientierende Messung an einem anderen Kristall unter Kühlung auf 180 K ergab zwar auf etwa 70% erniedrigte Temperaturfaktoren. Aber die Relation zwischen den Werten für die Ag(NH 3 ) 2 + -Gruppe einerseits und für die übrigen Atome andererseits änderte sich dabei nicht signifikant. Daher wurde die Auswertung der vollständigeren Raumtemperaturdaten fortgesetzt, die schließlich in den Atomparametern resultierte, die für die Eisenverbindung in Tab. II angegeben sind. Eine Inversion der Lageparameter führte zu keiner nennenswerten Änderung der Zuverlässigkeitsfaktoren (siehe Tab. I). Möglicherweise warder untersuchte Kristall ein Inversions-Zwilling, so daß die Frage nach der absoluten Konfiguration noch offen bleiben muß. Andererseits ist die Abweichung von der Zentrosymmetrie für alle Atome außer denen der Silberdiammingruppe nur gering. Tab. II. Atomparameter für die Struktur von Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 Fe(CN) 6 in der Raumgruppe Cc (isotrop verfeinerte U mit * markiert). Atom Ag 1 Ag2 Ag3 Fe Cl Nl C2 N2 C3 N3 C4 N4 C5 N5 C6 N6 N7 N8 U e q (10- 2 0 m 2 ) x 0,2779(1) 0.2192(1) 0.2092(2) 0,2504(3) 0,4495(16) 0,5667(16) 0,0529(16) -0,0701(13) 0,2859(15) 0,3061(13) 0.2068(15) 0,1924(13) 0,2793(16) 0,2950(17) 0,2244(13) 0,2085(14) -0,0227(12) 0,4302(12) 0,3317(1) 0,1542(1) 0,0451(1) 0,2552(2) 0,2296(11) 0,2280(11) 0,2732(11) 0,2844(9) 0,2781(10) 0,2927(9) 0,2353(10) 0,2251(9) 0,4157(11) 0,4992(12) 0,1029(9) 0,0077(11) 0,0577(8) 0,0290(11) 0,4056(1) 0,5911(1) 0,2798(1) -0,0048(2) -0,0192(9) -0,0368(10) 0,0201(10) 0,0297(9) 0,1475(12) 0,2373(9) -0,1609(12) -0,2544(9) -0,0250(12) -0,0406(11) 0,0172(10) 0,0291(11) 0,2362(10) 0,3086(11) 0,0399(4) 0,0414(4) 0,0925(6) 0,0242(4) 0,037(4)* 0,059(4)* 0,037(4)* 0,040(3)* 0,032(3)* 0,042(3)* 0,037(4)* 0,046(3)* 0,045(4)* 0,065(4)* 0,025(3)* 0,043(3)* 0,084(4)* 0,114(5)* Die resultierenden Atomparameter für die Cobaltverbindung, bei der alle Atome anisotrop verfeinert wurden, aber hier nur mit den daraus berechneten äquivalenten isotropen Temperaturfaktoren wiedergegeben sind, stehen in Tab. III. Bei der Verfeinerung beider Strukturen wurden auch die nicht in den Tabellen aufgeführten Wasserstoffatome der NH 3 Liganden berücksichtigt. Dies geschah in der Näherung vorgegebener tetraedrischer Winkel und fixierter Abstände und Temperaturfaktoren (N—H = 96 pm, U = 0,1 -10" 20 m 2 ). Ergänzende Daten und die Strukturfaktorenlisten wurden für beide Verbindungen hinterlegt*. Die Bestimmung der Struktur von Ag 3 (NH 3 ) 2 Co(CN) 6 wurde zunächst — trotz der Diskrepanzen in den Zellabmessungen geleitet von den Ergebnissen für die Eisenverbindung — ebenfalls in der nicht-zentrosymmetrischen Raumgruppe Cc versucht. Bei der Lokalisierung der Atome und ihrer Lageverfeinerung zeigten sich aber alsbald so starke Korrelationen und Verschiebungen, daß der Übergang in die zentrosymmetrische Raumgruppe C2/c angezeigt und die Aufstellung eines veränderten Anzufordern beim Fachinformationszentrum Energie, Physik, Mathematik, D-7514 Eggenstein-Leopoldshafen 2, unter Angabe der Hinterlegungsnummer CSD 53376. der Autoren und des Zeitschriftenzitats. B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) 1592 Atom Lage Agl Ag2 Co Cl NI C2 N2 C3 N3 N4 8f 4e 4c 8f 8f 8f 8f 8f 8f 8f 0.67714(5) 0 1/4 0.3194(6) 0,3584(6) 0,2062(6) 0,1795(7) 0,0160(6) -0,1251(6) 0,2106(9) -0,08856(3) 0.08734(6) 1/4 0.1851(3) 0.1461(3) 0,3673(3) 0,4383(3) 0,2073(3) 0,1824(4) 0,0862(4) U eq (10~2° m 2 ) z y X 0.32264(3) 1/4 0 -0,1056(3) -0.1703(3) -0,0754(3) -0.1192(4) -0,0475(3) -0,0813(3) 0,3760(5) S t r u k t u r m o d e l l s e r f o r d e r l i c h w a r . E s weicht v o n d e m d e r E i s e n v e r b i n d u n g s c h o n d u r c h die V e r t e i l u n g d e r Metallatome innerhalb der anders dimensionierten Elementarzelle ab. Ergebnisse und Diskussion D i e f ü r b e i d e S t r u k t u r e n r e s u l t i e r e n d e n intera t o m a r e n A b s t ä n d e u n d W i n k e l sind in T a b . I V u n d V z u s a m m e n g e s t e l l t . A b b . 1 u n d 2 zeigen S t e r e o ansichten der Elementarzellen von Eisen- und Co- 0,0390(1) 0.0729(3) 0.0195(2) 0.031(1) 0.042(1) 0.031(1) 0,052(2) 0,029(1) 0,047(2) 0.072(2) Tab. III. Atomparameter für die Struktur von Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 Co(CN) 6 in der Raumgruppe C2/c. b a l t v e r b i n d u n g A g ( N H 3 ) 2 A g 2 M ( C N ) 6 . In b e i d e n K o m p l e x e n bilden die Z e n t r e n d e r M ( C N ) 6 3 ~ - O k t a e d e r ein ( n a h e z u ) f l ä c h e n z e n t r i e r t e s G i t t e r , in dessen Z w i s c h e n r ä u m e A g ( N H 3 ) 2 + - H a n t e l n e i n g e b e t t e t sind. B e m e r k e n s w e r t ist die U m g e b u n g d e r zwei and e r e n S i l b e r a t o m e , die in b e i d e n S t r u k t u r e n t e t r a e d r i s c h v o n d e n S t i c k s t o f f e n d e n von C y a n o l i g a n d e n k o o r d i n i e r t sind, mit d e r B e s o n d e r h e i t , d a ß die zwei T e t r a e d e r eine K a n t e g e m e i n s a m h a b e n u n d s o m i t e i n e A g 2 N 6 - E i n h e i t i n n e r h a l b eines E n s e m b l e s v o n sechs O k t a e d e r n bilden. A l s U n t e r s c h i e d fällt a b e r 215(1) 214(1) 233(1) 252(1) 229 N7—Ag3 —N8 175,5(6) Ag3—N8 —N7 *Ag3—N 210(1) 222(1) 216 Ag 1 — N2—C2 113,1(9) Ag2—N 1 —C1 Ag-N-C 158 bis 166 für alle übrigen 112(1) N I —Agl —N2 — N3 — N5 N2—Agl —N3 — N5 N3—Agl—N5 93,8(4) 109,5(4) 101,6(5) 103,0(4) 107,7(5) 134,2(5) Ag3 ••• N6 ••• N6' ••• N 3 — N4 316(1) 318(1) 325(1) 337(1) Ag3 —Ag2 -Agl -Ag2' 341,3(2) 390.4(2) 410,2(2) A g l —N3 — N5 -NI — N2 *Agl —N A g l —N1 —Ag2 219(1) 220(1) 231(1) 248(1) 229 Ag2—N4 —N6 — N2 -NI *Ag2—N 95,4(4) 114,2(5) 104,6(5) 111,0(4) 109,7(5) 119,3(5) N2—Ag2—N1 — N4 — N6 N1— Ag2—N4 — N6 N4—Ag2—N6 85,2(5) A g l —N2—Ag2 Fe—C1 — C2 Fe—C3 — C4 Fe —C5 — C6 194(2) 194(2) 192(2) 197(1) 202(1) 192(1) *Fe —C Cl—Fe—C2 —C3 — C4 -C5 — C6 Agl-Ag2 327,0(2) Fe — C1 — N1 -C2-N2 -C3-N3 -C4-N4 -C5-N5 -C6-N6 170(1) 177(1) 179(1) 174(1) 177(1) 179(2) 115 *Fe —C—N 176 85,1(6) 92,8(6) 92,9(6) 87,2(6) 177,6(6) C3—Fe—C5 — C6 C4—Fe—C5 — C6 C5—Fe—C6 88,0(6) 91,0(5) 91,0(6) 90.0(5) 179,0(6) 85,7(4) C l —N 1 C2-N2 C3-N3 C4-N4 C5-N5 C6-N6 115(2) 119(2) 113(2) 117(2) 106(2) 120(2) 195 *C—N 175,3(6) 91,6(6) 90,6(6) 90,3(6) 89,5(6) C2—Fe—C3 — C4 — C5 — C6 C3—Fe—C4 Tab. IV. Interatomare Abstände (pm) und Winkel (°) in der Struktur von Ag 3 (NH 3 ) 2 Fe(CN) 6 . (Mittelwerte sind mit * bezeichnet.) 1593 B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) Tab. V. Interatomare Abstände (pm) und Winkel (°) in der Struktur von Ag 3 (NH 3 ) 2 Co(CN) 6 (* Mittelwerte). A g l —N2 — N3 -Nl -Nl' *Agl —N 218,3(5) 222,4(5) 224,3(4) 260,0(5) 231,3 Nl-Agl-Nl' —N2 —N3 N1' —Agl —N2 —N3 N2—Agl —N3 89,6(2) 132,0(2) 108,9(2) 101,6(2) 110,5(2) 110,2(2) Ag2 - A g l 372,4(1) Agl—Nl —Agl' 78,5(1) Agl - A g l ' 307,8(1) C l - Nl C 2 - N2 C3 —N3 *C- N 114,1(6) 113,5(6) 115,1(7) 114,2 C o - C l —N 1 - C2-N2 — C3-N3 178,8(4) 178,9(4) 176,3(5) Co—Cl —C2 — C3 *Co—C Cl—Co—Cl —C3 C2—Co—C3 188,8(5) 189,7(5) 188,9(5) 189,1 90,3(2) 88,9(2) 89,8(2) Agl - N 2 - C 2 -N3-C3 — N 1 —Cl —N 1' —Cl' 166,6(5) 154,1(4) 156,6(4) 124,5(4) N 4 - - Ag2—N4' 179,2(7) Ag2 — N4 -N2 ••Nl 215,8(6) 337,6(6) 397,9(5) z . B . die relative A n o r d n u n g der A g ( N H 3 ) 2 + - H a n t e l n und d e r d i m e r e n G r u p p e n auf. In d e r E i s e n v e r b i n dung liegen die H a n t e l n u n g e f ä h r parallel zur gem e i n s a m e n T e t r a e d e r k a n t e , w ä h r e n d sie in d e r C o b a l t v e r b i n d u n g u n g e f ä h r senkrecht dazu orientiert sind, parallel zur A c h s e der b e i d e n S i l b e r a t o m e der A g 2 N 6 - G r u p p e . Im einzelnen ergibt sich f o l g e n d e s Bild: In d e r Struktur von A g ( N H 3 ) 2 A g 2 F e ( C N ) 6 n e h men alle M e t a l l a t o m e i n n e r h a l b von etwa ± 4 0 p m die gleichen Schichthöhen x = 1/4 und 3/4 ein. A b b . 3 zeigt eine [ 1 0 0 ] - P r o j e k t i o n , die die A n o r d n u n g d e r K a t i o n e n in F ü n f e c k e n veranschaulicht. V o n diesen ist die H ä l f t e durch S i l b e r d i a m m i n g r u p p e n besetzt. D a s zugehörige Silberatom A g 3 inmitten d e s F ü n f ecks hat dadurch a u ß e r seinen b e i d e n A m m o n i a k liganden in kurzem A b s t a n d (Mittel A g 3 — N = 216 p m , ähnlich wie von a n d e r e n Silberdiamminverb i n d u n g e n b e k a n n t [9, 16]), noch eine weiter entf e r n t e äquatoriale K o o r d i n a t i o n . Diese besteht aus vier verzerrt quadratisch a n g e o r d n e t e n Cyano-Sticks t o f f a t o m e n der beiden am o b e n g e n a n n t e n F ü n f e c k beteiligten F e ( C N ) 6 3 _ - O k t a e d e r und weist sehr groß e A b s t ä n d e von im Mittel A g 3 - N = 324 p m auf. Mit noch g r ö ß e r e n W e r t e n , zwischen 341 und 410 p m , schließen sich d e m die A g 3 — A g - A b s t ä n d e zu den drei Silbernachbarn im F ü n f e c k an. D i e kürzeste Distanz zwischen S i l b e r a t o m e n findet sich f ü r A g ( N H 3 ) 2 A g 2 F e ( C N ) 6 mit A g l - A g 2 = 327 pm in der dimeren A g 2 N 6 - G r u p p e , die im Vergleich mit d e r j e n i g e n der C o b a l t v e r b i n d u n g erst weiter u n t e n diskutiert wird. V o r h e r sei noch auf die Elpasolithverwandtschaft der E i s e n v e r b i n d u n g hingewiesen, die aus A b b . 4 ersichtlich wird. D i e Z e n - Abb. 1. Stereobild einer Elementarzelle der Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 Fe(CN) 6 -Struktur. Die Atome sind hier und in den folgenden Abbildungen mit ihren thermischen Schwingungsellipsoiden (bzw. -kugeln) dargestellt, die einer Aufenthaltswahrscheinlichkeit von 50% entsprechen. Abb. 2. Stereobild einer Elementarzelle der Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 Co(CN) 6 -Struktur. 1594 B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) Abb. 3. Vier Elementarzellen des Eisenkomplexes Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 Fe(CN) 6 in [100]-Projektion der ungefähr in der Höhe z — 1/4 liegenden Metallatome und ihrer Umgebung. Abb. 4. Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 Fe(CN) 6 als elpasolith verwandte Struktur aus einfachen und doppelt besetzten Oktaedern (-» Doppeltetraeder). Die Polyederecken entsprechen denCyano-Stickstoffatomen. Die nicht eingezeichneten Silberdiammin-Hanteln besetzen die Hohlräume des Gerüsts. 1595 B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) tren der F e ( C N ) 6 3 ~ - O k t a e d e r bilden eine a n g e n ä h e r t tetragonal f l ä c h e n z e n t r i e r t e , a b e r beträchtlich gestauchte Zelle, d e r e n B a s i s a b m e s s u n g e n j e d o c h mit den G i t t e r k o n s t a n t e n kubischer C y a n o e l p a s o l i t h e vergleichbar sind, z . B . all = 1264 p m für ( N M e 4 ) 2 C s F e ( C N ) 6 [2], Die D e f o r m a t i o n ist d a d u r c h bedingt, d a ß die N 6 - O k t a e d e r l ü c k e , die von den Stickstoffenden von sechs H e x a c y a n o g r u p p e n gebildet wird, hier von zwei A t o m e n , A g l und A g 2 , besetzt und so zum k a n t e n v e r k n ü p f t e n D o p p e l t e t r a e d e r umgestaltet wird. Im Vergleich zu den eingangs e r w ä h n t e n hydratisierten C y a n o e l p a s o l i t h e n , bei denen mit Hilfe von A q u a l i g a n d e n ebenfalls t e t r a e d r i sche E i n h e i t e n ( L i 0 2 N 2 bzw. N a O N 3 ) i n n e r h a l b von O k t a e d e r l ü c k e n gebildet w e r d e n [3, 4], stellt diese durch D o p p e l b e s e t z u n g z u s t a n d e k o m m e n d e T e t r a e d e r k o o r d i n a t i o n eine weitere V a r i a n t e d a r , wie sich durch R a d i e n m i ß v e r h ä l t n i s benachteiligte K a t i o n e n in stabile G r u n d s t r u k t u r t y p e n einzupassen v e r m ö gen. E i n e vergleichbare D o p p e l b e s e t z u n g von O k t a e d e r l ü c k e n , die d a d u r c h zu D o p p e l t e t r a e d e r n werd e n , k e n n z e i c h n e t z . B . auch die S t r u k t u r b e z i e h u n g zwischen CsLi 2 (NH 2 ) 3 - und CsNiCl 3 -Typ [17]. Die g e m e i n s a m e K a n t e d e r f ü r die Silber—EisenV e r b i n d u n g resultierenden A g 2 N 6 - G r u p p e ist ungef ä h r parallel zur kürzesten Zellachse orientiert (vgl. A b b . 3 und 4). Die K a n t e n m i t t e n , die praktisch mit den S c h w e r p u n k t e n der A g 1 —Ag 2-Achsen z u s a m m e n f a l l e n , m a r k i e r e n jeweils im Wechsel mit d e n E i s e n a t o m e n die E c k e n der E l p a s o l i t h - A c h t e l z e l l e n . Die Mitten dieser würfeligen Teilzellen sind in normalen Elpasolithen A 2 B M X 6 mit d e n g r o ß e n Kationen A besetzt. H i e r ü b e r n e h m e n diese F u n k t i o n die b e i d e n N H 3 - L i g a n d e n der S i l b e r d i a m m i n - H a n teln, die abwechselnd von d e r einen und d e r a n d e r e n Kationenschicht in diese L ü c k e n r a g e n . D e r weite R a u m , d e r f ü r sie an dieser Stelle in der S t r u k t u r von A g ( N H 3 ) 2 A g 2 F e ( C N ) 6 zur V e r f ü g u n g s t e h t , ist sicherlich der G r u n d f ü r eine beträchtliche Beweglichkeit, die sich in den h o h e n T e m p e r a t u r f a k t o r e n der A g ( N H 3 ) 2 + - G r u p p e a u s d r ü c k t . F ü r alle K o n t a k t a b stände der N H 3 - L i g a n d e n f i n d e n sich e n t s p r e c h e n d große W e r t e von ü b e r 347 p m . Im G e g e n s a t z zu der E i s e n v e r b i n d u n g liegt die O r i e n t i e r u n g der M ( C N ) 6 3 _ - A c h s e n im C o b a l t k o m plex A g ( N H 3 ) 2 A g 2 C o ( C N ) 6 stark abseits d e r A c h s e n der im übrigen auch viel s t ä r k e r gewinkelten Elementarzelle (ß ~ 101°). Wie A b b . 5 v e r a n s c h a u l i c h t , s t a m m e n die N - A t o m e der N 6 - L ü c k e f ü r die D o p p e l besetzung mit S i l b e r a t o m e n h i e r v o n sechs C o ( C N ) 6 3 - - c \ /i x\ o <r i\ \ / X / ^ V ^ J Ag v 'X TT \ © iy!T/ // O \\ \N3 N2/\. /}—V / / / / -h-^KYH—* \ / V CO N V , ^ ^ ^ I / 1 / / U \ ° 4/ 'J 3 1 1 4 4 2 Abb. 5. Die Oktaeder und Doppeltetraeder der CyanoStickstoffatome in der Struktur von Ag(NH 3 )2Ag2Co(CN) ft . G r u p p e n , d e r e n C o b a l t z e n t r e n kein O k t a e d e r , sondern ein durch Scherung längs [100] d e f o r m i e r t e s trigonales Prisma bilden. Im U n t e r s c h i e d zur Eisenv e r b i n d u n g wird hier vom A g 2 - P a a r also nicht die b e n a c h b a r t e (verzerrt) o k t a e d r i s c h e K a t i o n e n u m g e b u n g b e n u t z t , wodurch auch die E l p a s o l i t h v e r w a n d t schaft verlorengeht. Nicht nur eine e n t s p r e c h e n d s t ä r k e r e V e r z e r r u n g der d i m e r e n A g 2 N 6 - E i n h e i t ist die Folge, sondern auch die schon o b e n angesproc h e n e andersartige Verteilung und A u s r i c h t u n g d e r S i l b e r d i a m m i n - H a n t e l n . Bei gleichem L i g a n d e n a b s t a n d ( A g 2 — N 4 = 216 p m ) wie in der Eisenverb i n d u n g liegen die Silberatome A g 2 u n g e f ä h r im Z e n t r u m der e r w ä h n t e n verzerrten O k t a e d e r a n o r d n u n g , die v o m flächenzentrierten G i t t e r der Cobalta t o m e gebildet wird. Sie b e f i n d e n sich dort in Schichten der speziellen H ö h e z = 1/4 u n d 3/4, von d e n e n auch die Silberatome A g l der d i m e r e n G r u p p e nicht allzu weit e n t f e r n t sind (etwa ± 1 0 0 p m ) . A b e r der kürzeste A b s t a n d des H a n t e l z e n t r u m s zur d i m e r e n G r u p p e ist mit A g 2 — A g l > 372 p m viel g r ö ß e r als im E i s e n k o m p l e x . Mit A g 2 — N > 337 p m b e s t e h e n auch zu C y a n o - S t i c k s t o f f a t o m e n keine e r w ä h n e n s w e r t e n N a c h b a r s c h a f t s b e z i e h u n g e n m e h r . Die N H 3 L i g a n d e n sind wieder so orientiert, d a ß sie g r o ß e H o h l r ä u m e ausfüllen, die a b e r hier a n d e r s beschaffen sind, als f ü r die Elpasolithe geschildert. O b w o h l nicht ganz so groß wie im E i s e n k o m p l e x liegen auch hier alle K o n t a k t a b s t ä n d e N 4 — X ü b e r 334 p m und 1596 B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) Abb. 6. Die durch Kantenverknüpfung gebildeten Doppeltetraeder Ag 2 N 6 in den Strukturen von Eisenund Cobaltkomplex Ag(NH 3 ) 2 Ag 2 M(CN) 6 . Oben: M = Fe (Ag 1 — Ag2 = 327,0 pm); unten: M = Co ( A g l —Agl' - 307,8 pm). die T e m p e r a t u r f a k t o r e n der A t o m e der Silberdiamm i n - G r u p p e ü b e r t r e f f e n ebenfalls die aller übrigen. In A b b . 6 sind die d o p p e l t e t r a e d r i s c h e n Ag 2 N 6 E i n h e i t e n b e i d e r V e r b i n d u n g e n w i e d e r g e g e b e n . Die mittleren A g - N - A b s t ä n d e in den beiden T e t r a e d e r h ä l f t e n u n t e r s c h e i d e n sich mit 229 pm im Eisen- und 231 p m im C o b a l t k o m p l e x nur wenig v o n e i n a n d e r , o b w o h l die A u f s p a l t u n g der A b s t ä n d e und die N—Ag—N-Winkel beträchtlich variieren (vgl. T a b . I V u n d V). B e m e r k e n s w e r t e r w e i s e sind diese A g — N - A b s t ä n d e kleiner, als z . B . f ü r Ag—O in der ebenfalls d o p p e l t e t r a e d r i s c h e n G r u p p e im Silberq u a d r a t a t b e o b a c h t e t [18]. Vergleichbare mittlere A g — N - A b s t ä n d e sind a b e r auch von a n d e r e n Silb e r v e r b i n d u n g e n mit d e r g e g e n ü b e r Stickstoff relativ seltenen Tetraederkoordination bekannt [19, 20]. F ü r die tetraedrische A g N 4 - K o o r d i n a t i o n in d e r bereits e r w ä h n t e n Molybdänverbindung A g 4 ( N H 3 ) 5 M o ( C N ) 8 - 1 , 5 H 2 0 h a t t e n wir einen etwas k l e i n e r e n A b s t a n d s w e r t von Ag—N = 227 pm ermittelt [9], wie er ähnlich auch f ü r den Tetraacetonitril- k o m p l e x b e o b a c h t e t w u r d e [21]. In den g e n a n n t e n K o m p l e x e n liegen a b e r E i n z e l t e t r a e d e r vor, währ e n d hier die K a n t e n v e r k n ü p f u n g zu d i m e r e n Einheiten die A b s t ä n d e u n d W i n k e l in den A g - N - A g B r ü c k e n a u f w e i t e t . Gleichzeitig wird der zugehörige „ T e t r a e d e r w i n k e l " an d e n S i l b e r a t o m e n bis in die N ä h e von 90° v e r k l e i n e r t . Die A g 2 N 6 - G r u p p e n in d e n beiden V e r b i n d u n g e n u n t e r s c h e i d e n sich auffällig in ihrer Symmetrie. W ä h r e n d im E i s e n k o m p l e x trotz der azentrischen R a u m g r u p p e die ganze E i n h e i t näherungsweise z e n t r o s y m m e t r i s c h u n d der z e n t r a l e Ag 2 N 2 -Vierring p l a n a r ist ( W i n k e l s u m m e 360°), weist sie im Cobaltk o m p l e x n u r noch eine zweizählige Symmetrie auf und die beiden H ä l f t e n der G r u p p e sind stark gegeneinander gekippt ( D i e d e r w i n k e l 126° zwischen den AgN 2 D r e i e c k s f l ä c h e n ) . Als wichtigste K o n s e q u e n z ergibt sich d a r a u s eine beträchtliche V e r k l e i n e r u n g der zugehörigen A g - A g - A b s t ä n d e von 327 auf 308 p m . Dies sind die k ü r z e s t e n K a t i o n - K a t i o n - A b s t ä n d e in den S t r u k t u r e n d e r beiden u n t e r s u c h t e n K o m p l e x e . In 1597 B. Ziegler et al. • Silberdiammin-disilber-hexacyanometallate(III) vielen Silberverbindungen ist die N e i g u n g zu s t a r k e r A g — A g - A n n ä h e r u n g allerdings deutlicher ausgeprägt [22]. A b e r die hier b e o b a c h t e t e n A b s t ä n d e fallen in den B e r e i c h , d e r auch von a n d e r e n C y a n o k o m p l e xen b e k a n n t ist und sich z . B . von A g — A g = 309•••316 pm in A g 4 ( N H 3 ) 5 M o ( C N ) 8 • 1,5 H 2 0 [9] bis 351 pm in A g 3 C o ( C N ) 6 [23] erstreckt. Die o b e n a n g e s p r o c h e n e A b s t a n d s a u f w e i t u n g Ag—N zu den v e r b r ü c k e n d e n S t i c k s t o f f a t o m e n d e r A g 2 N 6 - E i n h e i t e n ist f ü r die t e t r a e d r i s c h e n H ä l f t e n stark asymmetrisch. B e s o n d e r s g r o ß sind die A b s t a n d s d i f f e r e n z e n der B r ü c k e n b i n d u n g e n im C o b a l t k o m p l e x . W ä h r e n d die eine B r ü c k e mit Ag—N = 260 pm ungewöhnlich lang ist, ist die a n d e r e fast so kurz wie die übrigen B i n d u n g e n im T e t r a e d e r , so d a ß dieses a n g e m e s s e n e r als p y r a m i d a l e 3 + 1 - K o o r dination beschrieben wird. Im Vergleich dazu zeigt sich in der A g 2 N 6 - G r u p p e der E i s e n v e r b i n d u n g schon eine gewisse A n g l e i c h u n g d e r B r ü c k e n a b s t ä n de, die etwa in der Mitte zwischen idealem T e t r a e d e r und P y r a m i d e d e r g e n a n n t e n A r t liegt. Für beide V e r b i n d u n g e n gilt, d a ß die jeweils längsten B r ü k ken im A g 2 N 6 - D i m e r e n im V e r e i n mit s t a r k e r A g N C - A b winkel ung ( < 1 2 5 ° ) a u f t r e t e n , w ä h r e n d die e n t s p r e c h e n d e A n o r d n u n g f ü r alle übrigen (kürzeren) A g — N - B i n d u n g e n n u r wenig geknickt ist (>154°). Dies unterstreicht die bei linearer A n b i n dung b e s o n d e r s g r o ß e D o n o r s t ä r k e d e r Cyano-Sticks t o f f a t o m e . Sie ist g e g e n ü b e r Silberionen der von [1] B. I. Swanson und R. R. Ryan, Inorg. Chem. 12, 283 (1973). [2] D. Babel, Z. Naturforsch. 37b, 1534 (1982). [3] M. Witzel und D. Babel, Z. Naturforsch. 39b, 201 (1984). [4] M. Witzel, B. Ziegler und D. Babel. Z. Naturforsch. 43b, 1311 (1988). [5] D. Babel und A. Tressaud. in P. Hagenmuller (ed.): Inorg. Solid Fluorides, p. 77—203, Academic Press, New York (1985). [6] W. Massa und D. Babel, Chem. Rev. 88, 275 (1988). [7] G. Meyer und E. Dietzel, Rev. Chim. Mineral. 16,189 (1979). [8] V. M. Goldschmidt, Naturwissenschaften 21, 481 (1926). [9] W. Meske und D. Babel, Z. Naturforsch. 43b, 1167 (1988). [10] W. F. Gintl, J. Prakt. Chem. 108, 109 (1869). [11] K. Seitz, Diplomarbeit, Marburg (1986). [12] R. E. Schmidt, M. Birkhahn und W. Massa, STRUX. Programmsystem zur Verarbeitung von Röntgendaten, Marburg (1980). [13] G. M. Sheldrick. SHELX76, Program for Crystal Structure Determination, Cambridge (1976). A m m o n i a k vergleichbar o d e r sogar ü b e r l e g e n , so d a ß sie dieses bei der Darstellung der b e s c h r i e b e n e n V e r b i n d u n g e n partiell zu v e r d r ä n g e n v e r m a g . Für die u n e r w a r t e t e T a t s a c h e , d a ß sich bei analoger Z u s a m m e n s e t z u n g f ü r Eisen- und C o b a l t k o m plex A g ( N H 3 ) 2 A g 2 M ( C N ) 6 verschiedene Kristalls t r u k t u r e n ausbilden, h a b e n wir keine E r k l ä r u n g . Die Möglichkeit p o l y m o r p h e r U m w a n d l u n g e n k a n n wegen des durch leichte Z e r s e t z b a r k e i t b e g r e n z t e n T e m p e r a t u r b e r e i c h s k a u m untersucht w e r d e n . U n geachtet ihrer verschiedenen Kristallstrukturen verhalten sich aber die Zellvolumina beider V e r b i n d u n gen (s. T a b . I) wie nach den G r ö ß e n u n t e r s c h i e d e n von F e ( C N ) 6 3 _ - und C o ( C N ) 6 3 ~ - O k t a e d e r n zu erwarten. Die hier f ü r diese H e x a c y a n o g r u p p e n resultierenden mittleren A b s t ä n d e (s. T a b . I V und V ) sind im R a h m e n der S t a n d a r d a b w e i c h u n g e n mit d e n e n and e r e r C y a n o f e r r a t e und - c o b a l t a t e ( I I I ) im E i n k l a n g [1—4, 2 3 - 2 6 ] , so d a ß sich eine n ä h e r e Diskussion erübrigt. Die O k t a e d e r sind k a u m verzerrt; g r ö ß e r e A b s t a n d s a u f s p a l t u n g e n im Falle der E i s e n v e r b i n d u n g k o m p e n s i e r e n sich w e i t g e h e n d f ü r die quasiz e n t r o s y m m e t r i s c h e n und d a h e r stark korrelierenden L i g a n d e n p a a r e . Wir d a n k e n der D e u t s c h e n F o r s c h u n g s g e m e i n schaft und d e m F o n d s der C h e m i s c h e n Industrie f ü r finanzielle U n t e r s t ü t z u n g . [14] D. T. Cromer und I. 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