Kurzer Überblick über die Inhalte in EW 2009 zur Abiwiederholung 1. Entwicklungspsychologie Untersucht: Wie entwickeln sich Wahrnehmungen, Denkprozesse, psychische Reaktionen und soziale Verhaltensweisen beim Kind, beim Jugendlichen, bei Erwachsenen Faktoren, die Entwicklung beeinflussen: – Anlage (endogener Faktor – Bezug: Reifungstheorie) – Umwelt (exogener Faktor - Bezug: Milieutheorie/Behaviorismus)) – Anlage und Umwelt (interaktionistisch – Bezug: Interaktionstheorie) - Viktor E. Frankl: 3. Faktor, der freie Wille des Menschen (autogener Faktor) Entwicklungsgesetze: Differenzierung, Integration, Selektivität, Irreversibilität 2.Piagets Auffassung der kognitiven Entwicklung Beispielthema: das kindliche Spiel – Piagets Spieltheorie Invariabiitätsannahme + Prinzip der Komplementarität - Piaget unterscheidet 4 Stufen, die in der gleichen Reihenfolge, aber in unterschiedlichem Tempo durchlaufen werden - funktionale Kontinuität innerhalb der Stufen Adaptation (Assimilation + Akkomodation) Piagets Stufen der kognitiven Entwicklung: 1. Sensomotorische Stufe (0-2 Jahre)-> Übungsspiele: -Reflexe und Egozentrismus -primäre, sekundäre, tertiäre Kreisreaktionen - Übungsspiele -Objektpermanenz 2. Präoperatorische Stufe (ca. 2-7 Jahre) Symbolspiele:, Kompensationsspiele -symbolisches, animistisches, finalistisches, artifizielles Denken -Zentrierung 3. Stufe der konkreten Operationen (ca. 7-12 J.)Regelspiele: -Reversibilität/ Klassenbildung/ Klasseninklusion durch Handeln -Denken: unidirektional und perzeptiv -logisches Denken -Seriation 4. Stufe der formalen Operationen (ab 12 J.) -> Regelspiele, Strategiespiele -Denken: hypothetisch-deduktiv und -induktiv -strategisches Denken -kognitive Reversibilität (Klasseninklusion) möglich Argumentieren & Selbstreflexion möglich, Metakommunikation Wissenschaftliche Vorgehensweise Piagets: Biologische Bedingungen erforschend Genaue Beobachtung Erforschung an konkreten Beispielen (z.B. auch an den eigenen Kindern) Hypothesenbildung, Formulierung von Gesetzmäßigkeiten Auch statistische Überprüfung (z.B. bei der Weiter-Entwicklung der IQ Tests) Wissenschaftliche Zuordnung Kognitivismus Interaktionismus Konstruktivismus 1 3.Robert Kegan: Die Entwicklungsstufen des Selbst (Wichtig beim Thema: Identitätsentwicklung) Ausgangspunkt ist die Erkenntnis Piagets: Erwerb der Objektpermanenz Kegan: führt dazu, dass das Kind nicht mehr Sklave seiner Reflexe und Bewegungsabläufe ist, sondern über sie verfügt Säugling: selbstzentriert, d.h. betrachtet Welt als Teil seiner selbst UND hat keine Einsicht darin, dass Objekte (andere Menschen) ebenfalls Subjekte sind, die eigene Identität besitzen (keine Empathiefähigkeit) durch: Dezentrierung: (Verlust eines alten Zentrums) (=Subjekt) Entwicklung Rezentrierung: (Finden eines neuen Zentrums) (=Subjekt) stetige Veränderung des Subjekt-Objekt-Verhältnisses Gleichgewicht als Ideal Es geht um Selbstdefinition (Bedeutungsbildung) und ständig neue Grenzziehung („einbindende Kulturen“) Das Spannungsfeld zwischen Zugehörigkeit und Unabhängigkeit wird als innerer Antrieb angenommen Beginn von Transformationen: Mit jeder Stufe nimmt der Mensch sich als unabhängigere Einheit wahr ->löst sich aus der undifferenziert scheinenden Welt (Differenzierung) ->kann Beziehungen mit anderen Subjekten (= Objekte) eingehen (Integegration) Kind zum Ende der Entwicklung (Kegans Altersangaben sind ungenau; ca. 16-18 J.) ist nicht mehr Teil seiner Handlungen und Empfindungen, sondern besitzt sie -> sie sind Teil einer höher entwickelten psychischen Struktur: d.h.: Struktur kann selbstreflektieren und zwischen Ich und Nicht-Ich unterscheiden Subjektivität 4.Lawrence Kohlberg: Entwicklung der Fähigkeit des moralischen Urteilens und Dilemmasituationen Basis: Piaget Thema: die moralische, nicht vornehmlich kognitive Entwicklung Voraussetzungen für Moralentwicklung: 1. Bewusstsein des eigenen Selbst (mit eigenen Empfindungen) 2. Erkenntnis, dass andere Menschen ebenfalls ein Selbst besitzen erst mit 4 Jahren vorhanden: beginnende Empathiefähigkeit (DIE GRUNDSÄTZLICHE Fähigkeit zur Empathie ist angelegt, menschlich) zu Beginn der Entwicklung: Gefühlschaos im Kind -> Widerspruch: Kenntnis von Regeln eigene Bedürfnisse gehen vor 2 Stufenmodell des moralischen Urteilens: -Stufen werden in vorgegebener Reihenfolge nacheinander durchlaufen -Prinzip der Einheitlichkeit (moral. Entscheidungen des jeweiligen Entwicklungsstandes werden auf unterschiedliche Gegebenheiten angewendet) und -Prinzip der Universalität (Stadien gelten für alle Gesellschaften) Präkonventionelle (prämoralische) Stufe: Imitationslernen Stadium 1: Orientierung an Bestrafung und Gehorsam (2-6 Jahre) Stadium 2: Naiv- instrumentelle/ egoistische Orientierung (6-10 Jahre) Konventionelle Stufe: beginnende soziale Perspektive: Rigorismus Stadium 3: „Guter Junge, liebes Mädchen“- Orientierung (10-12 Jahre) Stadium 4: „Gesetz und Ordnung“- Orientierung (12-21 Jahre) Postkonventionelle (autonome) Stufe: Utilitarismus Stadium 5: Sozialvertragliche Ordnung (21- 35 Jahre) Stadium 6: Orientierung an universellen ethischen Prinzipien (ab 35 Jahre): Höchstes Gut: Würde des Menschen: Orientierung an der „Goldenen Regel“ Postkonventionelle Stufe / 6. Stadium ist kaum zu erreichen, da sie utopisch (weil widersprüchlich) ist und von eigenen Begrenzungen absieht (->Dilemmasituationen) Dilemmasituationen: 2 Entscheidungen beide gleichwertig bzw. sich ausschließend Entscheidung, die getroffen werden muss, ist nie zufriendenstellend Der Entwicklungsstand des moralischen Bewusstseins ist aus den Begründungszusammenhängen innerhalb der Entscheidungssituationen zu erschließen (Kohlberg wichtig: Themenbezug Jugendkriminalität, Jugendgewalt) 5. Psychoanalyse und Freuds psychischer Apparat psychoanalytische Grundlage (siehe Eisbergmodell): Drei psychische Qualitäten; Dynamische Prozesse Bewusstes: -Kontakt zur Außenwelt -kleinster Teil menschlicher Psyche Vorbewusstes: -Unbewusstes an der Schwelle zum Bewussten -Wichtigster Ansatz zur therapeutischen Arbeit durch: Hypnose, Traumdeutungen, Assoziationsketten; Prinzip der regression Unbewusstes: -größter Teil der menschlichen Psyche -verdrängte, unterdrückte, triebhafte Prozesse, die dem Menschen verborgen bleiben -Trieblehre: Prinzip des Dualismus – Lusttrieb contra Todestrieb; Energielehre 3 Freuds psychischer Apparat: Drei Instanzen der menschlichen Psyche Das Ich: verkörpert das Realitätsprinzip -Aufgabe der Selbstbehauptung -vorbewusste Instanz mit Tendenz zur Bewusstwerdung -bildet sich in der individuellen Entwicklung aus Es heraus -ist Es und Über-Ich übergeordnet durch Vermittlungs- und Steuerungsfunktion: -Abwehrmechanismen -wird bestimmt durch das Akzidentelle und Aktuelle, da es die Außenwelt durch die Sinne selbst erlebt -verfügt über die willkürlichen Beziehungen (Beziehung zwischen Sinneswahrnehmung und Muskelaktion) -wird geleitet durch Reizspannungen (Lust und Unlust) -Absicht, sich am Leben zu erhalten (durch Angstgefühle) Ziel: Lustgewinn, meist abgelenkt als Tendenz zur Unlustvermeidung Das Es verkörpert das Lustprinzip -Machtausübung durch Ausdruck der Triebe: Lusttrieb und Todestrieb -ererbte Instanz -unbewusste Instanz -drückt eigentliche Lebensabsicht aus Das Über-Ich verkörpert das Moralitätsprinzip -Einschränkung der Bedürfnisse des ES -bildet sich aus Einflüssen der sozialen Umwelt, Verarbeitungsprozesse und den dynamischen Prozessen im ES_ICH -unbewusste Instanz Ziel ist die „Zivilisierung“ des Menschen fundamental gegensätzliche Instanzen: Es und Über-Ich. Sie haben eine Gemeinsamkeit: beide repräsentieren Einflüsse der Vergangenheit (ererbte bzw. übernommene Umwelteinflüsse) das Ich hingegen wird durch die Aktualität und das Akzidentelle (Nebensächliche, „nicht zur Sache gehörend“) des Selbsterlebens bestimmt Handlung des Ichs ist dann korrekt, wenn sie Anforderungen des Es des Über-Ich und der Realität (Umwelt, Situation) gerecht wird. ->ist das Ich überfordert, funktioniert Abwägen zwischen den einzelnen Einflüssen nicht mehr Ich-Schwäche dann ist Zusammenbruch des Ich möglich (z.B. unkontrolliertes Ausleben der Triebe oder moralischer Rigorismus, der die Persönlichkeit unterdrückt, bzw. Totalorientierung an der Außenwelt im Sinne von Überanpassung „kollektives Über-Ich“ / Mitläufertum) grundsätzlich versucht das Ich die günstigsten Bedingungen zur Triebbefriedigung herauszufinden Ziel jeder Erziehung ist das Erreichen von Ich-Stärke (Siehe: Alice Miller) 4 Freuds psychosexuelle Entwicklungsstadien Triebe: Eros: sexuelles Verlangen nach Zusammenhalt, Verbindung und Arterhaltung Thanatos: Todestrieb, Verlangen nach Auflösung, Zersetzung Libido: psychische Energie der sexuellen Impulse (Eros) -> Freuds psychosexuelle Entwicklungsstadien bauen auf Eros auf: jedes Stadium/ jede Stufe enthält eine Konfliktquelle, die überwunden werden muss 1. Orale Stufe Entwöhnung 2. Anale StufeSauberkeitserziehung 3. Phalische PhaseÖdipus(/Elektra)konflikt 4. LatenzstufeEntwicklung der Abwehrmechanismen 5. Genitale Stufe Reife sexueller Intimität Sexualität ist laut Freud: Lustgewinn aus Körperzonen Falsche Erziehung unterdrückt die Körperlichkeit Unterdrückung führt zur Fixierung und damit zur problematischen Weiterentwicklung Fixierung kann gelöst werden durch Regression 6.Psychoanalytische Angsttheorie nach Riemann Basis: S. Freuds Theorie (Stufenlehre) und Praxis (Therapie) es gibt 4 Grundängste, denen der Mensch in früher Kindheit begegnet und die mit Hilfe der Eltern zum größten Teil überwunden werden müssen: 1. Existenzangst (Geburt/erste Lebensmonate) 2. Trennungsangst (bis 4 Jahre) 3. Angst vor Schuld und Strafe (4-6 Jahre) 4. Angst vor Minderwertigkeit (Grundschulalter) Bezug: „Die Erlebnisverarbeitung des Kindes“, siehe: A.Miller /Theme: Gewalt Bezug: „Der autoritäre Charakter“ , siehe: Adorno / Thema: Faschismus Ziel: Erziehung zum Widerstand, Vermeidung von „Ohnmachtserlebnissen“ 7.Das psychosoziale Entwicklungsmodell nach Erik H. Erikson Grundlage seines Modells: Der Identitätsbegriff Identität: Mensch ist sich seiner Einzigartigkeit bewusst, aber trotzdem in Gemeinschaft verwurzelt Erikson spricht aber eher von Ich-Identität: bewusstes Wahrnehmen als zusammenhängende, abgegrenzte Persönlichkeit -> sich selbst als Ich zu erleben, das Kontinuität besitzt (Identitätsgefühl) -> Wahrnehmung, dass auch andere diese Kontinuität besitzen (Empathie) Identitätsprozess: unbewusste Leistung des Ichs: Individualität gegen innere & äußere Gefahren zu schützen, indem Identität angepasst/ verändert wird Identitätsgefühl unterliegt Schwankungen 5 Eriksons epigenetisches Stufenmodell der menschlichen Entwicklung -8 Stufen, wobei uns nur die ersten fünf bis zum Erwachsenenalter (-> Identität) interessieren -epigenetisches Prinzip: Kennzeichen der Krisen: sie sind phasenspezifisch 2 Pole: Positiver Pol (relative psychosoziale Gesundheit) & negativer Pol (relative psychosoziale Störung) normale Entwicklung: positiver Pol überwiegt Besonderheit des Modells: Jede Komponente existiert in jeder Stufe, wird aber in einer Stufe zur Hauptthematik , d.h. es ist kein Stufen-, sondern ein „Sprossenmodell“ -> Übergang ins nächste Stadium, wenn dauerhafte Lösung gefunden ist Sprossenmodell: viele Leitern (=Komponenten) werden gleichzeitig erklommen, aber in unterschiedlichem Tempo und mit unterschiedlicher Intensität, alle Entwicklungen bleiben aktuell, aber es gibt auf jeder Stufe einen Entwicklungsschwerpunkt Das Stufenmodell Eriksons Basis: Pasenmodell S. Freuds Ergänzung durch soziale Aspekte Einteilung der 8 Phasen (Freud 5) in jeweils Altersangaben ohne Jahreszahlen sowie soziale Aspekte: Säuglingsalter (erstes Lebesjahr) – Urvertrauen gg. Urmisstrauen – Bezugspersonen: Mutter – Sozialordnung: kosmisch – Modalitäten: gegeben bekommen/geben – – Aufgaben: Nahrungsaufnahme, sensumotorische Diskriminationen, motorische Fertigkeiten, emotionale Stabilität (durch Verlässlichkeit und Zärtlichkeit der Mutter) – – mögliche Krisenereignisse: Essstörungen, Verletzungen, Ablehnung durch erste Bezugsperson, Überforderung z.B. durch zu frühe Reinlichkeitserziehung – – Basis für psychische Erkrankung, hier: frühkindlicher Hospitalismus – Erziehungsaufgabe: Vertrauen bilden, Hoffnung vermitteln, Basis für „Religiosität“, „mütterliche“ Bindung schaffen, Frustrationstoleranz entwickeln – – Motto dieses Lebensabschnitts: „Ich bin, was man mir gibt“ Kleinkindalter ( zweites bis drittes Lebensjahr) - Autonomie gg. Scham und Zweifel – - Bezugspersonen: Eltern – - Sozialordnung: Gesetz und Ordnung – - Modalitäten: halten/lassen – - Aufgaben: aufrechter Gang, laufen und sprechen lernen (primäre Sprache), Anpassung an Forderungen von außen, Beginn der Über-Ich-Bildung - Mögliche Krisenereignisse: körperliche Verletzungen, Konflikte mit Kontaktpersonen, „Trotz“, übersteigerte Fürsorge, wechselnde Erzieher - Erziehungsaufgabe: Herausbildung von Selbstständigkeit und Stolz, Anerkennen des kindlichen Autonomiewillens, Förderung des Spracherwerbs durch sprechen und zuhören - Motto dieses Lebensabschnitts: „Ich bin, was ich will“ Spielalter (4. bis sechstes Lebensjahr) - Initiative gg. Schuldgefühl - Bezugspersonen: Familie, Kindergruppen 6 - Sozialordnung: Ideale Leitbilder Modalitäten: Tun / Tun als ob Aufgaben: Lern- und Wissbegierde entwickeln, Körperkontrolle, Kennenlernen der Geschlechtsunterschiede, kultureller Werte und Bewertungen und der sozialen und geographischen Umwelt - Mögliche Krisenereignisse: körperliche Verletzungen, Krankheiten, Konflikte mit/Verlust von Eltern, Kindern, Freunden…, Heimat (z.B. durch Umzug, Scheidung…) Sexspiele, Einschulung - Erziehungsaufgabe: Liebevolle Zuneigung, Zeit zugestehen, Aufzeigen von Grenzen, Initiativen zulassen, Stellung zum Partner ohne „Tricks“ (nicht ausspielen und ausspielen lassen) - Motto dieses Lebensabschnitts: „Ich bin, was ich mir zu werden vorstellen kann“ Schulalter (sechstes/siebtes bis zwölftes Lebensjahr) - Werksinn gg Minderwertigkeitsgefühl - Bezugspersonen: Wohngegend, weitere Wohnumgebung, Personen der Schule, der Freizeit - Sozialordnung: Technologische Elemente - Modalitäten: etwas Richtiges selber machen / etwas mit Anderen zusammen machen - Aufgaben: Meistern der Schule, Problemlösungsfähigkeit, Aufbau von Beziehungen, Selbstkontrolle, Frustrationstoleranz - Mögliche Krisenereignisse: Lern- und Schulschwierigkeiten, Konflikte mit Eltern, Lehrern und Gleichaltrigen - Erziehungsaufgabe: Möglichkeiten schaffen Sinnvolles zu tun, Erfolge erleben lassen, Hilfe anbieten, da sein - Motto dieses Lebensabschnitts: „Ich bin, was ich lerne und kann“ Adoleszenz : (13. bis ca 18. Lebensjahr) - Identität gg Identitätsdiffusion - Bezugspersonen: eigene Gruppen, die „Anderen“, Führer-Vorbilder - Sozialordnung: Ideologische Perspektiven - Modalitäten: Das Ich in der Gesellschaft - Mögliche Krisenereignisse: intime Beziehungen, Entwickeln eines Unabhängigkeitsgefühls, Infragestellung von Werten und Erziehung, Erforschung beruflicher Möglichkeiten (Beginn der Regenerationsfähigkeit der Sprache) - Erziehungsaufgabe: Zulassen von Eigenorientierungen, kritisches Begleiten bei Gruppenorientierungen, Gesprächsbereitschaft signalisieren, Orientierungen anbieten und nicht aufdrängen, Eigenverantwortung ermöglichen - Motto dieses Lebensabschnitts: „Ich bin, was ich bin“ ( entsprechend die nachfolgenden drei Phasen: - Frühes Erwachsenenalter – Erwachsenenalter – Reifes Erwachsenenalter / - Intimität gg Isolierung – Generativität gg Selbstabsorption – Integrität gg Verzweiflung ) 8. Der Sozialisationsprozess nach Parsons Sozialisierungsprozess = Erwerb von Rollen Rollen: werden zunächst von Sozialisationsagenten zugeteilt (zugeschriebene Rollen) -> spiegeln Werte und Normen der Gesellschaft wieder Lernprozesse durch subtile Sanktionen (Belohnung/ Strafe) Sozialisierungsprozess besteht aus 5 Phasen: Beginn: erste Lebensmonate Ende: Berufseintritt Phasenübergang: Internalisierung von Objektsystemen Objektsysteme= Verhältnisses/ Verhaltensweisen 7 1.Phase: Mutter-Kind-Identität -> Objektsystem: Abhängigkeit 2.Phase: Mutter-Kind-Dyade -> Objektsystem: Autonomie (und Verstärkung der Abhängigkeit) 3.Phase: Vater-Mutter-Kind-Triade -> Os.: Junge: Instrumentalität (vertritt Familie in der Umwelt) Mädchen: Expressivität (Verhältnis in der Familie) 4.Phase: Peer-group-Orientierung ->Os.: Universalität (allgemeingültige Verhaltensweisen) und Partikularität (individuell gültige Verhaltensweisen) -> Kinder können ihre Rollen testen und Objektsysteme differenzieren allgemeines Denken wird möglich 5.Phase: Beginn mit Berufsausbildung -> Os: Quality (zugeschriebene Rolle) und Performence (erworbene Rolle) -> alle Objektsysteme können dannach befragt werden Individuum kann nach seinen Rollen handeln -> ist gesellschaftsfähig 9.Systemisches Denken und Handeln (systemische Therapie) Es gibt keine Probleme – nur Symptome Auffassung: Verhaltensweisen sind Folge komplexer, interaktionärer Verstrickungen aufgebaut auf Modell der Triade (Familie als Triade) weitere untergeordnete Modelle: Monade, Dyade Mittelpunkt systemischer Therapie: zirkuläres Fragen d.h.: Annahme: jedes gezeigte Verhalten ist kommunikatives Angebot -Frage nach der kommenden Bedeutung (des Verhaltens) -> zirkuläre Fragen: -Was denkt der Empfänger? -Was glaubt der Sender, was der Empfänger denkt? -Befragung einer 3. Person, da auch die Beziehung eine Botschaft sein kann System der Triade Monade: einzelnes Individuum (Vater, Mutter, Kind) -> Gedanken, Wahrnehmungen basieren auf eigener Wahrnehmung ->Frage: „Wie denkt Individuum über sich?“ Dyade: zwei Individuen bilden ein Paar (Vater- Mutter, Vater-Kind, Mutter-Kind) ->Frage: „Was denkt, fühlt Individuum über sich und den anderen?“ Triade: Geflecht aus 3 Personen, in dem jede Person mit den anderen beiden Personen durch gegenseitige Interaktion verbunden ist. Es besteht aus drei Mondaden und drei Dyaden. Dilemma der Triade: immer nur 2 der 3 Mitglieder können in Interaktion stehen 8 -> eine Person steht außen vor (in gesunder Triade kein Problem) >kann aber zu kranker Triade führen oder durch kranke Triade zum Problem werden kranke Triade= gestörte Kommunikation Therapie:zirkuläres Fragen–Möglichkeitskonstruktionen- Lösungsfragen - Verschlimmerungsfragen 10. Charakteristika der Lebensphase Jugend (nach Klaus Hurrelmann) Entwicklungsaufgaben des Jugendalters: Erreichen der Autonomie in 4 Handlungsbereichen durch Aufbau intellektueller und sozialer Kompetenzen. 4 Handlungsbereiche: Übergang in die: Berufsrolle Partner- und Familienrolle Konsumentenrolle politische Bürgerrolle ist weitgehende Autonomie in den Bereichen erreicht, erfolgt Übergang von Jugend- in Erwachsenenalter tatsächliche Struktur der Statusübergänge in heutiger Gesellschaft: Statusübergänge in Konsumentenrolle und Bürgerrolle erfolgen sehr früh, während die anderen beiden Rollen später oder nie übernommen werden Hurrelmann stellt 8 Maxime zur Lebensphase Jugend auf: (hier grundsätzliches) -Jugend= eigenständige Phase -Ausdifferenzierung bis ins 2. Lebensjahrzehnt (= Nach-Jugendphase) -Entwicklungsaufgabe als Kennzeichen der Phase: -> überwinden des Spannungsverhältnis Individuation Integration durch produktive Realitätsverarbeitung produktive Realitätsverarbeitung= Einstellen des Verhältnis zwischen innerer und äußerer Realität in vorübergehenden Gleichgewichtszustand ( Grundlage für Identität) nach Entwicklung zum Abschluss der Jugendphase: Erfahrungen und Kompetenzen zur Abstimmung zwischen innerer Bedürfnisse und äußeren Erwartungen ständige Neustrukturierung der Persönlichkeit 11. Thema: Gewalt und abweichendes Verhalten Definitionsversuche und Erscheinungsformen: kann nach unterschiedlichen Kriterien definiert werden -> oft subjektive Definition, wobei es anerkannte Merkmale gibt: 1) Gewalt als körperliche Attacke: -zwischen 2 oder mehreren Personen -eine Seite wendet physische Mittel an, um andere körperlich zu schädigen oder damit zu drohen 9 definitionstechnische Grenzen: soziale Situation (Selbstschutz= Gewalt?) 2) Gewalt als verbale Attacke: -psychische Schädigung durch Worte, Mobbing, Erpressung Grenzen: Schäden nicht sichtbar -> Definition wird schwerer 3) Gewalt als institutioneller Zwang: -Gewalt durch Machtausübung einer Institution -Gewalt wird entpersonalisiert (keine Folge von Interaktion) Gewaltbegriff wird uferlos, da generalisierend (Gruppe von Opfern; bsp. Schüler) 4) strukturelle Gewalt: -Gewalt als Dauerzustand -Gewalt= alles, was Menschen schadet (bsp.: Armut) Gewalt wird unüberschaubar daher besser: strukturelle Gewalt als „Nährboden“ für Gewalt ansehen 12. Thema: Theorien zur Erklärung von Gewaltentstehung täterorientierte Ansätze: -Biologische Theorien -Psychische Theorien -erblich bedingte Aggression (Verhaltensforscher Lorenz, Freud) -Frustrations- Aggressions-Hypothese gesellschaftsorientierte Ansätze: -Labeling Approach -Anomietheorie Kombinationsmodelle: -Teufelskreismodell -General Theory of Crime Anmerkung: Diese Abithemenwiederholung sollte eher als oberflächliche Übersicht bzw. grobe Erklärung betrachtet werden, und nicht als konkrete Lernvorlage angesehen werden. Zudem enthält sie zwar alle Inhalte der Jahrgangsstufe 12, jedoch nicht alle der Jahrgangsstufe 13. 10 11