online-Spielsucht / Pathologischer PC/Internet-Gebrauch Fachtagung Magdeburg „Glücksspielsucht 4.0, Aktuelle Entwicklungen auf dem Glücksspielmarkt und ihre Bedeutung für Prävention und Beratung“ Dipl.-Psych. Robert Schöneck Leitender Psychologe (Psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie)) [email protected] 033933 / 88572 Verhaltenssüchte Übersicht I. Verhaltenssüchte II. Vertiefung • Pathologisches Spielen • Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch Verhaltenssüchte Begriffsklärung PC-/Internet-Gebrauch Sexualität Arbeit welches Verhalten kann zur Sucht werden? Kaufen Sport und Bewegung Glücksspiel Verhaltenssüchte Begriffsklärung • Verhaltenssucht – eine „Google-“Definition: „Verhaltenssucht ist eine relativ neue Bezeichnung für exzessive Verhaltensweisen, die Merkmale einer psychischen Abhängigkeit aufweisen und von Betroffenen willentlich nicht mehr vollständig kontrolliert werden können“ Verhaltenssüchte Begriffsklärung „exzessives Verhalten“ Impulskontrolle „willentlich nicht mehr kontrolliert werden kann“ Selbstkontrolle Verhaltenssüchte Selbstkontrolle Selbstkontrolle in vielen Kulturen und Religionen verankert, Fasten, ertragen von Schmerzen; Selbstkontrolle im Alltag stark verwurzelt (Wecker stellen, für Prüfung lernen, Trainieren für einen sportlichen Wettkampf); Ein spezielles Verhalten soll dazu beitragen eine zukünftige Verhaltensweise (Ziel) in der Wahrscheinlichkeit zu beeinflussen Verhaltenssüchte Selbstkontrolle • Selbstkontrolle als eine Form des „Belohnungsaufschubs“ Verhaltenssüchte Selbstkontrolle Widerstehen einer Versuchung Heldenhaftes Verhalten Verhaltenssüchte Selbstkontrolle • Selbstkontrolle ist keine stabile Persönlichkeitseigenschaft sondern erlernbar, Therapeut leistet im Rahmen der therapeutischen Beziehung erste Hilfestellungen, dabei können verschiedene Faktoren beeinflusst werden um Selbstkontrolle zu fördern, letztendlich geht es aber darum, dass Patient selber lernt, sein Verhalten zu verändern und hier evtl. negative Konsequenzen (im Sinne eines Verzichts, einer Einschränkung) in Kauf nehmen muss… Verhaltenssüchte Begriffsklärung • „exzessives Verhalten“ Impulskontrolle • „willentlich nicht mehr kontrolliert werden kann“ Selbstkontrolle Verhaltenssüchte Impulskontrolle • „Google“-Definition „Impulskontrolle spielt im Resilienzmodell eine wichtige Rolle, denn resiliente Menschen sind in der Lage, auch in Drucksituationen ihre ersten Impulse effektiv zu steuern. Im Zusammenhang mit Resilienz bedeutet Impulskontrolle die Konzentration und Achtsamkeit im Umgang mit gestellten Aufgaben und das konsequente Verfolgen von Handlungszielen. Im Alltag ist die Impulskontrolle vor allem dann bedeutsam, wenn es um die Erledigung von eher unangenehmen Aufgaben geht, die im Alltag eines jeden Menschen anzutreffen sind, und die negative Spannungszustände auslösen.“ Verhaltenssüchte Impulskontrollstörung • Impulskontrollstörung • Heterogene Gruppe von Störungsbildern • Gemeinsamkeit: • wiederholte vollständige oder teilweise Versagen der (willentlichen) Beherrschung eines Wunsches oder Impulses (Antrieb) • Folge der Handlung ist Schädigung der eigenen oder anderen Personen • unangenehm erlebter Anspannungszustand und dranghaftes Verhalten (automatisch) Verhaltenssüchte Impulskontrollstörung • Klassifikatorische Zuordnung ist stark umstritten ICD-10 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen DSM 5 Unter dem Abschnitt zu Substanzabhängigkeit, aber Störungen ohne Substanzbezug Verhaltenssüchte Impulskontrollstörung • Unterschiede zu Substanzstörungen • • • • keine biochemische, organische Wirkung primäre körperliche Entzugserscheinungen als aufrechterhaltender Faktor Toleranzsteigerung Körperliche Konsumfolgen • Symptome der Impulskontrollstörung sekundär psychischer Natur • weniger dramatisch für die körperliche Gesundheit Verhaltenssüchte Impulskontrollstörung Störung der Impulskontrolle (ICD-10 F63) • Störung der Impulskontrolle hinsichtlich eines Verhaltens • Verhalten/Handlung hat schädlichen Charakter • vor der Durchführung zunehmendes Gefühl von Spannung und Erregung • während der Durchführung wird Vergnügen, Befriedigung oder Erleichterung empfunden • nach der Handlung (können) Reue, Selbstvorwürfe oder Schuldgefühle auftreten Verhaltenssüchte Impulskontrollstörung … und was bringt die Zukunft? ICD 11 „Weitere Verhatenssüchte“? Abhängigkeitserkrankungen oder Impulskontrollstörung Verhaltenssüchte Impulskontrollstörung … und was bringt die Zukunft? Kritik am Konzept der „Verhaltenssucht“ Gefahr einer inflationären Verwendung wie lässt sich Vergnügen/Passion von Sucht unterscheiden? Verhaltenssüchte Impulskontrollstörung … und was bringt die Zukunft? „Entscheidend für die Frage, ob suchtartiges Verhalten vorliegt, ist nicht die vermeintliche Wertigkeit der Handlung: ob jemand Briefmarken sammelt, leidenschaftlich liebt oder am PC spielt steht ihm frei. Entscheidend ist aber, ob sich solche Verhaltensweisen auf Kosten aller anderen Verhaltensmöglichkeiten durchsetzt und ob insbesondere der flexible Umgang zu den Mitmenschen verloren geht“ aus Praxisbuch der Verhaltenssucht Verhaltenssüchte Literatur • Bilke-Hentsch, O. (Hrsg.), Wölfling, K. (Hrsg.), Batra, A. (Hrsg.): Praxisbuch Verhaltenssucht: Symptomatik, Diagnostik und Therapie bei Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen (2014). Thieme Verlag • Michael Broda (Redaktion): Psychotherapie im Dialog: Störung der Selbstkontrolle (1/2017; 18. Jahrgang). Thieme Verlag Verhaltenssüchte Übersicht I. Verhaltenssüchte II. Vertiefung • Pathologisches Spielen (online-Spielen) • Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch Pathologisches (Glücks-) Spiel Einordnung „online Spielsucht“ therapeutische Ansätze Robert Schöneck Bezugstherapeut Pathologischem Glücksspiel Krankheitsbild • Synonyme: Pathologisches Spielen, Spielsucht, Glücksspielsucht • Spielen als normale Tätigkeit menschlichen Daseins • selbstwertsteigernde und entwicklungsfördernde Handlung • „Glück“-Spiel: (Geld-) Einsatz auf (vorwiegend) Zufallsereignisse mit Gewinnmöglichkeiten • Erregungssteigerung aufgrund von (verzerrten) Gewinn- und Kompetenzerwartungen bei Bewusstsein von Verlustmöglichkeit • Pathologisches Spielen als andauerndes, wiederkehrendes, gesteigertes Glücksspielverhalten trotz negativer persönlicher und sozialer Konsequenzen (Faustregel „Sucht“) • Betroffener kann nicht mehr „von allein“ aufhören • Online-Spielsucht: digitale Glücksspiele mit Geldeinsatz Pathologischem Glücksspiel Krankheitsbild Glücksspielangebote Automaten Großes Spiel Sportwetten Lotto/ Oddset Pathologischem Glücksspiel Behandlungskette Kritisches Rückfallzeitfenster (erste 3-6 Monate nach Behandlung) Beratung/Therapie Diagnostik 0 Reflektion 1 Medizinische Rehabilitation Beratung/Therapie Veränderung Erprobung 6 6 resp. 12 Wochen Pathologischem Glücksspiel Behandlungsphasen Therapieverlauf / Exemplarisch Diagnostikphase Reflexionsphase Veränderungsphase Erprobungsphase Pathologischem Glücksspiel Behandlungskonzept – Teufelskreis unterbrechen vermehrtes Glücksspielen unrealistische Kontrollüberzeugung automatisierte Handlungsregulation zunehmende Schulden psychosozialer Außendruck zunehmende Verzweiflung Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungsschritte • Stoppen des Glücksspiels – – – Geldmanagement (wöchentlich 30 Euro) Teilnahme an der Gruppentherapie (pathologisches Spielen) Verpflichtung zur Spielfreiheit (Glücksspiele, aber auch Karten-, Würfelspiele, Billard und Dart) Pathologischem Glücksspiel Teufelskreis unterbrechen – Geldmanagement • Tagesausgabenprotokoll (Wochenplan) nach salus Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungskonzept Spezifisches Therapieangebot für Patienten mit pathologischen Spielen IG pathologische Spielen (5x 90 Min. pro Woche (1x davon SO)) Einzeltherapie (1-2x Woche) Frequenz und Länge der Einzeltherapie richtet sich nach dem jeweiligen Fall sowie den komorbiden Erkrankungen Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungskonzept Indikative Gruppe „Pathologisches Spielen“ • bis zu 12 Teilnehmer • 4 x 90 Minuten mit Therapeut • 1 X 90 Minuten selbstorganisiert (inhaltliches Arbeiten an einem vereinbarten Thema bzw. gemeinsame Gruppenaktivität) • Offene Gruppe Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungskonzept Indikative Gruppe „Pathologisches Spielen“ • kein fester inhaltlicher Ablauf • immer gleiches Ablaufschema: Rückfälle, Risikosituationen, Hausaufgaben, inhaltlicher Schwerpunkt, neue Hausaufgabe • Gruppenspezifische Fähigkeiten (respektvoller Umgang etc.) müssen ggf. erlernt/trainiert werden Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungskonzept Einzeltherapie • 1-2 x 50 Minuten/Wo Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungskonzept Beispielhafter Behandlungsplan (Psychosomatik) Arbeitstherapie Vorträge Ergotherapie Spiel und Bewegung IG Fertigkeitentraining o.ä. (5x 90 Min. pro Woche) IG pathologisches Glücksspiel (5x 90 Min. pro Woche) Einzeltherapie (1-2x Woche) 2 3 6 Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungsschritte • Auseinandersetzung mit der „Spielerkarriere“ und Förderung der Motivation zur langfristigen Spielfreiheit – – – • eine individuelle „Erklärung“ für das Spielverhalten erarbeiten Abbau von Schuldgefühlen lernen mit dem Problem offen umzugehen (z.B. gegenüber der Familie) Veränderungsphase – – – Veränderung von Verhaltensweisen (z.B. neue Strategien zum Umgang mit „Spieldruck“ lernen) Förderung von Aktivitäten Auseinandersetzung mit dem Thema „hartes und weiches Glücksspiel“ Pathologischem Glücksspiel Behandlungsschritte - Veränderungsphase Alternative Selbstwertregulation (Quellen des Selbstwerts) 5% 10% 10% 35% 15% 15% 70% 25% 15% Spielen Arbeit Familie Hobbys Kultur Arbeit Familie Ehrenamt Sport Pathologischem Glücksspiel Behandlungsschritte - Veränderungsphase Erstellung eines Risikoprofils (hartes und weiches Glücksspiel) Glückspielabstinenz am Beispiel des Geldautomatenspiels (nach Petry) Pathologischem Glücksspiel Übersicht Behandlungsschritte • Erprobung des gelernten unter „realen Bedingungen“ (z.B. in einer Arbeitstherapie), Planung der Nachbehandlung (z.B. in einer Suchtberatungsstelle) und Vorbereitung auf zukünftige Risikosituationen (Präventions- und Notfallplans) Pathologischem Glücksspiel Behandlungsschritte - Erprobungsphase Nahtlosigkeit der Maßnahmen Medizinische Rehabilitation Beratung Kritisches Rückfallzeitfenster (erste 3-6 Monate nach Behandlung) Ambulante Behandlung Pathologischem Glücksspiel Behandlungsschritte - Erprobungsphase Umgang mit Rückfällen (Rückfall = Auftreten des „alte Verhaltens“ entgegen der vereinbarten verantwortungsvollen Nutzung („neues Verhalten“) ) Ziel: kompetenter Umgang mit Versuchungssituationen und Rückfällen Abstinenz kontrolliert bewußt Abstinenz kontrolliert bewußt Abstinenz kontrolliert bewußt Rückfall Rückfall unkontrolliert unbewußt unkontrolliert unbewußt Abstinenz kontrolliert bewußt Pathologischem Glücksspiel Behandlungsschritte - Erprobungsphase Erstellen eines Notfallplan-Vertrags Ich habe mit __________________________ folgende Schritte für den Fall einer Übertretung meiner angestrebten Glücksspiel-Abstinenz, und sei sie noch so klein, vereinbart: Ich erkläre, dass ich: 1) die kritische Situation schnellstmöglich verlassen werde 2) mich sofort mit ____________________ Tel.: ____________ 3) einen sicheren Ort / sichere Bedingungen aufsuchen werde 4) Suchtberatung informieren/hinzuziehen WICHTIG: Stabilisierung vor Analyse!!! beraten werde Verhaltenssüchte I.Verhaltenssüchte II.Vertiefung • Pathologisches Spielen (online-Spielen) • Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch Einordnung therapeutische Ansätze Robert Schöneck Bezugstherapeut Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Medien im Alltag Was ist “normal”? Was “gestört”? Lee Seung Seop (28 Jahre) starb an einem Herzinfarkt nach 50 Stunden „StarCraft“ Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Begriffliche Einordnung • Internetsüchtig (1995 Goldstein), • Computersüchtig • Spielsüchtig, Zocker, Gamer (begrifflich stark mit jungen Männern assoziiert) • „Internet Gaming Disorder“ (DSM-V, 2013) • Pathologischer PC-/Internet-Gebrauch (ICD-10 F 68.8) • Medienabhängigkeit Cave: klare Abgrenzung zum pathologischen Spielen z.B. bei Pokern um Geld im Internet (ggf. F63.0) Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Krankheitsbild • Phänomenologie • besonderes Suchtpotential haben Angebote die spielerische, soziale oder erotische Bedürfnisse ansprechen • Klinische Erscheinungsbilder: • Online-Computerspiele • Cybersex • Soziale Netzwerke • Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Nutzung • Frauen/Mädchen: soziale Netzwerke • Männer/Jungs: klassische Spiele (online/offline) Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Krankheitsbild pathologischer PC-/Internet-Gebrauch Online/Offline Spiele Soziale Netzwerke Chatten Cybersex Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Diagnostik DSM 5: online gaming disorder … 5 der 9 innerhalb der letzten 12 Monate: • Starker Wunsch / Drang nach Computer- Internetnutzung • Entzugsähnliche Symptome (Unruhe, Nervosität) bei verhinderter oder reduzierter Nutzung • Toleranzentwicklung (längere Zeit der Nutzung gleiche Ausmaß an Spannung zu erleben) • Kontrollverlust (Beginn, Beendigung; „nur noch das nächste Level“) • Verlust des Interesses an anderen Aktivitäten zugunsten des Internetgebrauchs • unveränderte Fortsetzung trotz biopsychosozialer Beeinträchtigung • Lügen um das Ausmaß des Gebrauchs zu verheimlichen • Internetnutzung um unangenehme Gefühle zu lindern • Gefährdung wichtiger Beziehungen oder der Arbeitsstelle Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Diagnostik Klassifizierung: • im ICD 10 gibt es bislang keine eigenständige Diagnose • F68.8 „sonstige Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen“ • im Zusammenhang mit einer Alkoholabhängigkeit Z72 „ dysfunktionaler PC-/InternetGebrauch mit hohem zeitlichen Ausmaß, aber ohne Dichotomieerleben“ Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Diagnostik störungsspezifische Symptome: • Dichotomisierung zwischen realer und virtueller Welt • Selbstwert und Affekterleben • soziale Interaktionsfähigkeit und Handlungsmotivation • Immersionserleben • intensive Aufmerksamkeitsfokussierung auf virtuelle Welt • Exzessive PC-Internetaktivität • (> 30 Std. die Woche, schul-berufsfremd) Folgen eines exzessiven PC-/Internet-Gebrauchs: - Defizite in den sozio-emotionalen Fertigkeiten (Schüchternheit etc.) - schulische Probleme (individuell / interindividuell) - sekundäre orthopädischen Beschwerden (u.a. Adipositas, Sehnenscheidenentzündung am Handgelenk) - emotional Abstumpfung und Einsamkeitsgefühle Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Epidemiologische Daten Wie viele Menschen erfüllen die DSM Kriterien in Deutschland? Zeigen sich auch hier geschlechtsspezifische Unterschiede? Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Epidemiologische Daten Pinta (Studie zur „Prävalenz der Internetabhängigkeit“; 2010-2011, 15.023 Personen im Alter von 14-64 Jahren): • 14-64-jährige: 1% (0,8% Frauen; 1,2% Männer) „Internetabhängig“ • 3% gelten als suchtgefährdet das Forsa-Institut (im Auftrag der DAK und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum HamburgEppendorf) schätzt die Prävalenz der 12-17-jährigen auf 4,5% • im August 2015 wurden per Telefon 1.000 Mütter und Väter zwischen 30 und 75 Jahren befragt Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Epidemiologische Daten Pinta (Studie zur „Prävalenz der Internetabhängigkeit“; 2010-2011, 15.023 Personen im Alter von 14-64 Jahren) • in der Gruppe der 14-16-jährigen: • Vollbild der „Internetabhängigkeit“ erfüllen 4% • 3,1% Jungen • 4,9 % Mädchen • 14-24-jährige: 2,4% (Männer und Frauen) Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Erklärungs- und Störungsmodelle Auf Seiten des Individuums kann eine inadäquate Befriedigung von grundlegenden Bedürfnissen (z.B. nach Beim Individuum kann eine inadäquate Befriedigung von Bindung) bzw.Bedürfnissen eine generelle Vulnerabilität angenommen grundlegenden (z.B. nach sozialer Bindung) bzw. eine werden generelle Vulnerabilität angenommen werden Individuum trifft auf augenscheinlich positive Eigenschaften der Mediennutzung (schnelle Verfügbarkeit, einfacher Zugang, keine negativen Konsequenzen des Handelns im Alltag, Spaß/Nervenkitzel) positive Verstärkung des PC-/Internet-Gebrauchs (operante Konditionierung) Wiederholte Nutzung mit Intensivierung des Verhaltens (erste negative Konsequenzen und defizitäre Bewältigung des realen Alltags und realer Bedürfnisse) Positive und negative Verstärkung (selbstwertsteigende Wirkung der Nutzung i.S. eines Ausgleichs der negativen Konsequenzen im Alltag) zunehmende Automatisierung Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Behandlung • PC-/Internet-Abstinenz • Motivationsphase (Selbstreflexion) • Veränderungsphase (individuelle Schwerpunktsetzung) • Prävention (Erprobungsphase) Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Behandlung Behandlungsschritte und -maßnahmen Motivation: Veränderung: Prävention: • Therapeutische Beziehung • Kognitive Umstrukturierung (Dichotomisierung) • Erarbeitung eines Präventions- und Notfallplan • Problembewältigungstraining (Förderung der Problemlösefähigkeiten) • „Abstinenzkreditkarte“ aufbauen (Fordern und Fördern durch Abstinenzvereinbarung, Ausgangsregelung, Gruppenteilnahme) • Modellvermittlung • Erarbeitung von Vor- und Nachteile der PC-InternetAktivitäten • Ambivalenzförderung und Umgang mit Widerstand (Motivational Interviewing) • Ableitung des Ampelmodells • individuelle Entscheidung bzgl. der zukünftigen Nutzung (ZIFON) • Aufbau einer Wochenstruktur und alternative Selbstwertverstärker („Becher des Selbstwerts“) • Einbeziehen des sozialen Umfelds (PaarAngehörigengespräche) • Vorbereitung Nachsorge (Suchtberatung, Selbsthilfegruppe, ambulante Psychotherapie) • zunehmende Verantwortungsrückgabe an den Patienten Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Behandlung Medienkompetenz 1/2 • Grundsätzlich wird auf Verzicht (Abstinenz) des jeweilig pathologischen PC-/InternetGebrauchs hingearbeitet (Ampelmodell, nach Schuhler und Vogelgesang) Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Behandlung Medienkompetenz - ZIFON Medienkompetenz 2/2 • sorgfältige Abwägung inwieweit PC/Internet-Gebrauch einzuschränken ist (Zuhilfenahme ZIFON Arbeitsblatt) • abwägen der zukünftigen Ziele und Inhalte von Mediennutzung • Entscheidung bzgl. der NutzungsForm • vorhandene Ressourcen (Optimismus) • antizipierte Risiken (Notfallplan) • enge Abstimmung mit Patienten • Beschränkung der Internetnutzung, Löschung von Accounts („Avatar“ beerdigen) Name:____________________ Datum:________________ Z: Ziel Gezielte, kontrollierte Nutzung von PC und/oder Internet _____________________________________________________ I: Inhalt Was wollen Sie im PC/Internet künftig nutzen _____________________________________________________ F: Form Wie wollen Sie den PC/Internet künftig nutzen ____________________________________________________ O: Optimismus Welche Fähigkeiten helfen Ihnen, das Ziel zu erreichen? _____________________________________________________ Wo könnten Probleme auftreten _____________________________________________________ N: Notfallplan Wer/Was hilft, sollten Sie Ihr Ziel verletzen? _____________________________________________________ Pathologischer PC- / Internet-Gebrauch Literatur • Bilke-Hentsch, O. (Hrsg.), Wölfling, K. (Hrsg.), Batra, A. (Hrsg.): Praxisbuch Verhaltenssucht: Symptomatik, Diagnostik und Therapie bei Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen (2014). Thieme Verlag • Michael Broda (Redaktion): Psychotherapie im Dialog: Störung der Selbstkontrolle (1/2017; 18. Jahrgang). Thieme Verlag • Petra Schuhler (Autor), Monika Vogelgesang (Autor): Pathologischer PC- und Internet-Gebrauch: Eine Therapieanleitung (Therapeutische Praxis) (2012). Hogrefe Verlag